Die Ranch von Olaf Patterson liegt westlich von der Simones Ranch. Die Weidegründe werden von einem schmalen Bachlauf als natürliche Grenze durchschnitten. Die Patterson Ranch ist ein altes Anwesen, das seit Gründerzeit besteht. Mit einem kleinen Haupthaus, einem Stall, zwei Gattern und einem Schlachthaus, gehört die Ranch eher nicht zu Warren Simones Konkurrenz.
Neben Rindern hält Patterson auch Hühner und Truthähne.
Patterson ist ein großer, hagerer, alter Rancher von 62 Jahren, verheiratet mit Inna (60 Jahre). Beides sind schwedische Einwanderer, die mit dem Camden-Trek nach Wyoming kamen. Olaf und Inna haben 11 gemeinsame Kinder. Zwei starben auf dem Trek, drei wurden totgeboren, sechs überlebten und sind weit im Land vertreut.
Andy Fleischer mit Brown und O'Brian zu Pferde Die Pettersons auf dem Kutschbock ihres Zweispänners
"Wenn die Injuns den Wag'n abgeschleppt oder abgefaggelt ha'm, könnte das schwierich wer'n... Hat ja fast jeh'n Tach geschneit diese Woche...", Andy schaute miesmutig nach vorne, während seine beiden Skinner die Hälse in alle Richtungen reckten.
"Wir finden die Stelle schon noch. Müsste hier irgendwo sein...", murmelte Brown.
"Ich sach Euch, die roten Teufel ha'm alles ratzekahl geplündert, und die letzten Reste sind zugeschneit. Wir frier'n uns hier völlich umsonst den Arsch ab!", grunzte O'Brian, dem es schon wieder erheblich besser ging, auch wenn er den rechten Arm in einer Schlinge hielt.
"Ssie enttäuschen mich schon wieder, Mr. O'Brian", ließ sich Mrs. Petterson tadelnd vom Kutschbock vernehmen. "Finden Ssie nicht, dass Ihre toten Freunde ein christliches Begräbnis verdienen und man dafür auch einige Mühen auf ssich nehmen ssollte?"
O'Brian schaute griesgrämig zu der Farmerin herüber. Die Alte hatte ihn auf dem Kieker, seit er sich ein wenig zu offen über die Injun Bitches verbreitet hatte. Er war heilfroh, dass sie nicht länger bei diesen verknöcherten Dreckwühlern hausen mussten. Warm und trocken war's in der Farm zwar gewesen. Die Betten in den verwaisten Zimmern der längst ausgezogenen Söhne waren auch ne bequeme Sache gewesen. Aber die oberlehrerhafte Art von der verknöcherten Farmersfrau war ihm gewaltig auf den Senkel gegangen.
"Mach'n wir ja, Ma'm, mach'n wir ja. Warum spar'n Sie sich das ewige Gemecker nich langsam mal? Wir sind nich länger unter Ihr'm Dach. Ma'm...", grummelte er zurück.
"Ssie sind ein Ssmierfink, Mr. O'Brian, dass Ssie's wissen! Ssämen Ssie ssich! Ein Lustmolch! Ein Frauenssänder!", ereiferte sich die Farmersfrau jetzt.
O'Brian hatte den Canale Grande langsam voll. Nur weil er sich kurz mal versabbelt hatte, bekam er jetzt ständig die Beschimpfungen von der alten Vettel ab. Der Boss hatte schließlich auch ne Rothaut genagelt. Aber der hielt sich ja fein zurück jetzt als wäre er die ganze Zeit der große Gentleman gegenüber diesen Rothaut-Bitches gewesen. O'Brian hatte nicht übel Lust, die Sache mal klarzustellen, aber Andy Fleischer war nun mal der Boss. Wenn der nicht selber damit rausrückte, konnte er ihn jetzt schlecht in die Pfanne hauen. O'Brian hatte auch keine Lust, hier und jetzt von einem vergrätzten Chef gefeuert zu werden. Prüfend schaute er zum Boss rüber, aber der schaute nur angestrengt in die Ferne, genau wie Brown... O'Brian wandte sich wieder zu der Keiftante auf dem Kutschbock um.
"Ma'm, zum Hunnerttausendstem mal... die Injun Bitches ha'm sich erst von uns durchfüttern lass'n und uns dann klargemacht, dasse dafür die Fur-Trade-Nummer mach'n woll'n. Klarer ging das gar nich! Wir ha'm uns nur geholt, was uns zustand! Dass diese Bitches drei unserer Männer ermordet und uns dann den halb'n Cheyenne-Stamm auf'n Hals gehetzt ha'm, das scheint Sie dabei irn'twie gar nich zu stör'n was? Das is ne Aff'nschande, Ma'm, wirklich!"
"Da drüben!", unterbrach Browns Stimme plötzlich den Zank. Brown zeigte nach halbrechts. In etwa hundert Yards Entfernung war der zugeschneite Planwagen u erkennen.
"Na bitte!", meldete sich der alte Petterson zu Wort und schaute über die Schulter, ob mit den beiden Ersatzpferden , die an der Leine hinter dem Wagen hertrotteten, alles in Ordnung war. Zwei Minuten später waren sie am Buffalo Wallow angelangt.
Andy und die Skinner stiegen von den Pferden und leinten sie am Wagen der Pettersons an.
"Sso, dann machen Ssie ssich mal nützlich!", sagte die alter Petterson mit einem schnippischen Unterton und drückte O'Brian und Brown je einen Reisigbesen in die Hand. Die beiden Skinner machten sich sogleich ans Werk, den Schnee vom Wagen zu fegen. Andy kletterte in den Wagen.
"Na, das is doch was! Ich schätze mal die Hälfte is noch da!", rief er.
"Die haben hier jedenfalls nichts abgefackelt. Aber natürlich haben sie den Wagen gefleddert und die Zugpferde mitgenommen", murmelte Brown.
"Die kriegen Ssie ssürück! Melden Ssie das beim Fort. Major Sseperd ist ein gewissenhafter Mann. Der holt Ihnen auch Ihre Pferde wieder", meinte Petterson.
"So... wo liegen die Jungs denn...", murmelte Brown und begann, systematisch an allen Erhebungen im Schnee herumzufegen. Es dauerte nicht lange, und er wurde fündig.
"Hier ist der arme Benny...", murmelte er. O'Brian kam dazu und half, den steif gefrorenen Leichnam frei zu fegen.
"Ach Scheiße...", entfuhr es Andy. "Skalpiert! Diese roten Teufel..."
"Schöne Sauerei auf jeden Fall", murmelte Brown und fegte vorsichtig den Rumpf frei. "Sie haben ihn zum Skalpieren auf den Bauch gedreht. Dadurch sind ihm die Gedärme so richtig aus der Bauchhöhle gerutscht. Und dann ist alles am Boden festgefroren... Eigentlich liegt er ganz praktisch, wenn nur der ganze Kram in der Mitte nicht wäre..."
Der Anblick war einigermaßen kurios. Als die Männer Bennys Leiche frei gefegt hatten, konnte man sehen, dass der Bursche lang gestreckt auf dem Bauch liegend eingefroren war, die Beine parallel und leicht verdreht übereinander, die Arme nahe am Körper. So wie er war, hätte er durchaus in einen Sarg gepasst. Fast jedenfalls, denn rechts und links unter seinem Rumpf waren die Gedärme hervorgetreten und dann wie ein grotesker Pfannkuchen festgefroren.
Andy kniete sich neben die Leiche und fasste vorsichtig unter Schulter und linken Unterschenkel. Er holte tief Luft und versuchte dann, den steif gefrorenen Körper umzudrehen. Andy wurde knallrot im Gesicht, aber so sehr er sich auch mühte, Benny bewegte sich keinen Zoll von der Stelle.
"Puuuaaah, der is total festgefror'n...", stieß er japsend hervor.
"Den kriegen wir nur mit nem Spaten los...", murmelte Brown. "Ich schau mal, wo die beiden anderen liegen".
Während Andy sich noch von seinem erfolglosem Bergungsversuch erholte, stapften O'Brian und Brown durch den Schnee und stocherten mit den Besen in jede Erhebung.
"Hier is einer!", rief O'Brian schließlich. "Und hier ist der dritte!", rief Brown kurz darauf. "Das ist... Kowalski... Unschwer am Schädel zu erkennen... Dann hast du da Roth liegen!"
"So Ma'm! Wie sieht's aus? Woll'n Sie immer noch mit'm Klingelbeutel für die Injun Bitches rumlauf'n?", stichelte O'Brian mit deutlich gereiztem Unterton. Bis jetzt hatte ihn die alte Petterson nur genervt. Jetzt war er nicht mehr nur genervt. Er war zornig. Er spürte heiligen Zorn. Den Zorn der Gerechten.
"Ja, dann komm' se mal näher! So, jetzt ha'm se unser'n Benjamin kenn'gelernt. Der wurde ganze siebzehn Jahre alt, bevor ihm so ne Rothaut, der er zuvorkommend den Bauch gefüllt hatte, seinen eigenen Bauch aufschlitzte. Wenn wir's irgendwann noch mal schaffen, ihn vom Untergrund loszuhacken, könn' se ihm ja noch mal in sein nettes Gesicht schau'n. Das geht bei unseren beiden anderen Freunden leider nich. Mangels Gesicht!"
Die Pettersons waren vom Kutschbock gestiegen und beugten sich über Bennys Leichnam. Die Farmersleute sahen sichtlich mitgenommen aus. Mrs. Petterson schlug die Hand vors Gesicht. Zögernd folgten die Eheleute O'Brians herausfordernder Einladung und staksten beieinander untergehakt durch den Schnee auf O'Brian zu.
"Das is Mr. Roth! Oder was von ihm übrig is!" O'Brians Stimme überschlug sich. Man hätte fast glauben können, er und Roth wären früher Freunde gewesen. "Der Kopf skalpiert, das Gesicht weggeschossen aus nächster Nähe. Sehen Sie den schwarzgelben Draht, der da in der zermatschten Augenhöhle steckt? Das is'n Rest von seiner Brille. Mr. Roth war nämlich'n studierter Mann, müssen se wissen. Und'n richtiger Injun-Freund, Sie hätten sich bestimmt prima mit ihm verstanden, Ma'm. Tja, dumm nur, dass die Injuns ihn nicht mochten. Gesicht weggeschossen! Schön, was?"
O'Brian ging weiter. "Nur nich schlapp mach'n Ma'm, wir sind noch nich durch mit den Heldentaten der Injuns! Das hier is mein bester Freund Kowalski. Ich würd' ihn trotzdem nicht wieder erkennen. Dem hat die Rothaut-Schlampe das Gesicht nicht weggeschossen, sondern mit ner Steinkeule zertrümmert. Ich erkenn' ihn nur an den Klamott'n wieder, und weil ich's geseh'n hab', wie sie ihn erschlag'n hat. Und - wie sieht's aus, Ma'm? Woll'n se sich jetzt vielleicht noch mal bei mir beschwer'n, weil ich die Injun Bitch nich mit Glaséhandschuh'n angefasst hab? Na? Ich kann Sie so schwer versteh'n, Ma'm! Bitte red'n se doch lauter!"
"Hören Ssie ssofort auf, sso mit meiner Frau ssu reden!", raunzte ihn der alte Petterson an. "Wo ssind bloss Ihre Manieren geblieben?"
"Heyheyhey, friiiedlich alle!", rief Andy im Laufen und versuchte, sich zwischen die Streithähne zu stellen.
Auch Brown trat jetzt dazwischen. "Leute, vertragt Euch! Wir sind alle aufgeregt. Aber wir müssen jetzt vernünftig sein." Schwer atmende Stille trat ein. "Ist ja offensichtlich, dass der Feind nicht hier unter uns, sondern irgendwo da draußen ist..."
"Das is verdammt noch mal wahr...", murmelte Andy. Zustimmendes Murmeln erscholl.
"Ich hol' den Spaten", murmelte Brown schließlich und stapfte Richtung Petterson-Wagen.
"Und ich mach' mal das Geschirr von unser'm Wagen frei. Ich danke Ihnen, Mr. Petterson, dass Sie die Ersatzpferde mitgenommen haben. Wenigstens haben wir unseren Wagen und einen Teil der Ausrüstung noch."
Petterson nickte stumm und drückte seine ziemlich verstört wirkende Frau.
"O'Brian, komm hilf mir mal", rief Andy. Gemeinsam mit O'Brian stapfte er in Richtung Planwagen und ließ die Pettersons neben den Leichen stehen. Die Farmersfrau klammerte sich leise schluchzend an ihren Mann. Sie zitterte, und es war nicht nur wegen der Kälte...
Andy Fleischer mit Brown, O'Brian und den Pettersons in der Prärie
"So, Benny... tut mir leid, wenn das jetzt grob wird...", murmelte Andy, wischte sich übers Gesicht, umklamerte den Spaten mit beiden Händen und trieb ihn dann in den gefrorenen Boden an der Unterseite von Bennys Beinen. Er half mit seinem Stiefel auf dem Spatenblatt nach, trieb das Metall unter das gefrorene Bein und stemmte sich dann auf den Holzstiel. Der Hebel seines Körpergewichts tat seine Wirkung, und mit einem trocken knirschenden Geräusch, lösten sich die verdrehten Füße und Schienbeine vom eisigen Untergrund.
"Na, das is ja mal'n Anfang...", murmelte er zuversichtlich. Andy arbeitete sich unter die Oberschenkel. Das war schon schwieriger, weil hier mehr Körpetfläche fest gefroren war, aber er schaffte es, auch hier, den Körper einigermaßen sauber vom Boden zu lösen.
"So, ersma ob'n frei mach'n..." murmelte er und arbeitete so behutsam wie möglich unter Kopf, Schultern und Oberkörper. Viel half es nicht. Die Mitte des Körpers ergoss sich in einen blutigen Pfannkuchen aus Eingeweiden, der fest am Boden angefroren war.
"Jetz komm' wir zu Sache...", murmelte Andy und versuchte, den Spaten seitlich unter den Außenrand des Eingeweidekuchens zu bugsieren.
"Boah, is das hart...", schnaufte er.
"Ich sag' das nich gern, aber vielleicht isses besser, du hackst rechts und links alles in Form. Der passt ja so nirgendwo rein...", murmelte O'Brian.
Andy schaute O'Brian entgeistert an.
"Ich kann doch nich'n Teil von ihm einfach abhack'n un' hier lieg'n lass'n...! man muss die Leute ganz begrab'n, schon mal davon gehört, Mann?"
"Ja, weiss ich...", sagte O'Brian ungerührt. "Die sind aber alle sowieso nich mehr ganz, sind ja alle skalpiert. Also soviel dazu. Und... ich mein'... wie willst du den denn in'n Sarg krieg'n?", sagte O'Brian.
"Irgendwo auftau'n, is doch klar. Und dann alles wieder in Form bring'."
O'Brian grunzte genervt.
"Hey Boss, wir ham imma schön zu fress'n bei dir gehabt. Die Wilde hat Benny einmal fröhlich durch die Därme gesäbelt. Bevor der festgefror'n is, hat der sich meterweise Scheisse aus'm Darm gedrückt. Und jetz' willssu irn'two klopfm un frag'n, ob du den Scheißhauf'n mal in Ruhe bei den' drinn' auftau'n kannst ?!"
"Naja, dann irn'two im Stall oder so..."
"Da geht den' sämtliches Vieh durch, Boss! Das musst du doch wiss'n, so als Schlachtersohn, wie das stinkt!"
"Därme saubermach'n ging bei uns immer ganz fix, das hat nie groß zu stink'n angefang..."
"Genau, und du weißt warum. Ich finde, wir ham da auch ne Verantwortung gegenüber Benny..."
"Ach nee, jetz will Mr. O'Brian hier die Hälfte von Benny wie Müll inne Prärie lieg'n lass'n, nich weil ihm das plötzlich zu eklich is, sonnern weil das aus Verantwortung gehnüber Benny is! Sachmal geht's noch?!"
"Jaha! Wir ham nämlich ne Verantwortung, wie die Leute Benny in Erinnerung behalt'n. Als'n netten Jung', den die Injuns inner Blüte seiner Jahre wechgemeuchelt ham oder als'n widerlich'n Scheißhauf'n, der die Leude un das ganze Vieh verrückt gemacht hat!"
Andy blinzelte.
"Ach Scheiße... Hast wahrscheinlich recht..."
"Wirklich, Andy. Das war'n ehm die Injuns. Die ham ihn so unappetitlich fertich gemacht. Lass uns den Jung' anständich inne Kiste bring', ohne dass die Leute kotz'n müss'n..."
O'Brian sagte nicht mehr "Boss". Andy war nur noch Andy. War ihm auch recht. Er hatte ohnehin kaum noch Kraft, jetzt noch auf autoritär zu machen.
"Also gut... Tut mir leid, Benny...", schnaufte Andy und begann, mit dem Spaten durch die rotbraune gefrorene Masse links vom Körper zu stechen.
Andy Fleischer mit Brown, O'Brian und den Pettersons in der Prärie
"Ja, Andy, mach' ihn man orn'tlich schlank dasser auch inne Kiste passt! Boah, finstere Scheisse, Mann", krächzte O'Brian anfeuernd und lachte heiser.
"Für dich imma noch Boss!", wandt Andy sich nach dem Iren um und stemmte gleich wieder verbissen mit dem Spaten durch den Pfannkuchen aufgerissener und gefrorener Därme.
"Gottverdammichnochmal, was für ne elende Sauerei, loskommschooon!"
Verbissen stemmte Andy an der Seite von Bennys Leiche entlang. Trotz der beißenden Kälte war ihm jetzt heiß, und er spürte, wie sich auf seiner heißen Stirn kleine Schweißperlen bildeten, die schnell eiskalt wurden.
"Vorsicht, Junge! Ahm... Boss, passen Sie auf!"
"Was?" Andy hielt inne und wandte sich keuchend Brown zu.
Brown zeigte verstohlen auf Bennys Seite, wo Andys Spaten gerade seinen Weg durchgehackt hatte.
"Seine Hand... Die Finger... Ich meine, er hat ja seine Hand da an der Seite..."
Andy war leicht schwindelig vor Anstrengung. Plötzlich wurde ihm richtig schwindelig.
"Oh Scheiiiii..."
Er hatte Benny voll durch die linke Hand gehackt. Der kleine und der Ringfinger waren ganz ab und der Mittelfinger zur Hälfte.
Ein schrilles Jaulen durchfuhr die kalte Morgenluft, dass Andy instinktiv zusammenzuckte. Erst nach einem Moment wurde ihm klar, dass das die alte Petterson war. Ach ja, die waren ja auch noch da...
"Komm, Gerda! Wir geh'n zur Kutse. Das is nix für eine Frau", murmelte der alte Petterson und stapfte mit seiner Frau weg.
O'Brian stapfte an Andys Seite.
"Tja, Boss. Da war'ns nur noch siehm Finger. Macht ja nix. Er braucht die nich mehr. Obwohl..."
O'Brian kratzte sich am Bart.
"Wie issas nochmal am jüngts'n Tach? Auferstehung am ganz'n Körpa, richtich?" O'Brian linste auf die Leiche hinab. "Tja, nu is zu spät...." O'Brian warf den Pettersons einen Schulterblick zu. Die waren miteinander beschäftigt. "Lass mich mal, du brauchst ne Pause!", knurrte er Andy an und schnappte sich den Spaten aus seiner Hand. Andy ließ es geschehen und ließ sich mit blassem Gesicht in den Schnee sinken.
"Ich hab' nachgedacht, Leude. Das Gezeter von der Petterson und so. Dass Benny und Kowalski hier mit runtergelassenenn Hos'n eingefror'n sind, das kann uns noch in Teufels Küche bring'. Aba jetz weiss ich, wie's geht!" O'Brian grinste hämisch. "Die roten Teufel ha'm unser'n gut'n Jungs die Hos'n runtergezog'n."
"Wieso'n das...?", fragte Andy verständnslos.
"Darum!", schnaubte O'Brian und wuchtete den gefrorenen Leichnam von Benny auf den Rücken. Bevor irgend jemand etwas sagen konnte hieb er mit aller Kraft wieder und wieder mit dem Spaten auf die Körpermitte des Leichnams, wobei sich der Spaten jedes mal tief in die gefrorenen Genitalien eingrub und diese mit wenigen Hieben völlig zerhackte.
"Um sie zu verstümeln. Darum ha'm die rot'n Teufel das gemacht. Ist doch klar, oder?", murmelte O'Brian schwer atmend.
"Oh Mann, ich glaub das alles nich...", murmelte Andy und schaute O'Brian ungläubig an.
"Nun glotz man nich so vorwurfsvoll, Boss! Ich tu das um unser'n Arsch zu rett'n. Du hast ja auch dein' Spass mit der klein' Squaw gehabt. Und ohne hier irgendjemand 'n Vorwurf mach'n zu woll'n, wenn du auf deine kleine Rothaut danach noch'n bisschen aufgepasst hättest, dann müssten wir jetzt auch nich den tot'n Benny herricht'n. Will ich nur mal gesacht ha'm..."
"Äh'..." Mehr brachte der im Schnee sitzende Andy nicht hervor bevor O'Brian in Richtung Kowalski davongestapft war. Andy schaute eine Weile mit leerem Blick ins Schneetreiben während hinter ihm stumpfe Hackgeräusche zu hören waren. Schritte stapften neben ihm durch den Schnee.
"Boss...?" Das war Brown.
"Ja."
"Wenn Sie wieder soweit sind, dann können wir schon mal Benny zum Planwagen tragen."
Andy rappelte sich aus drem Schnee auf. "Ja klar! Packen wir den armen Burschen an!", sagte er mit aufgesetztem Tatendrang.
Schnaufend trugen die beiden Männer den brettharten Leichnam zum Wagen und hieften ihn über den Wagenrand. Rumpelnd und schabend wurde das gefrorene Stück Mensch auf der Ladefläche in Position geschoben. Puh, das war erst einmal geschafft!
"Sie sehen immer noch ziemlich grau im Gesicht aus. Ich schau mal nach O'Brian...", verabschiedete sich Brown. Kurz darauf kam er mit Brown und der zweiten Leiche zum Wagen zurück, die ebenfalls mit viel Geschiebe und Geschabe auf der Ladefläche verstaut wurde.
"So... noch irgend was mitzunehmen? Ah, das Kochzeug natürlich!", sagte Brown und stapfte in den Buffalo Wallow. Andy leinte derweil sein Pferd hinten am Wagen an. Er würde die Reise zum Fort auf dem Kutschbock bestreiten.
"Vorsichtich, Leude, nich alles auffe Leich'n schmeiß'n! Hier auffe Seite!", raunzte er seine Männer an, als die die letzten Habseligkeiten verstauten.
"Mr. Petterson, wir sind soweit! Lead the way!", rief er dem alten Schweden zu, der den Weg zum Fort kannte. Dann setzte sich die kleine Karavane in Bewegung.
Stille senkte sich über den Buffalo Wallow. Kein Körper lag hier mehr im Schnee. Doch der überall zertrampelte und platgewälzte Schnee, die Patronenhülsen und die großen Lachen gefrorenen Bluts zeugten davon, dass an dieser Stelle gekämpft und gestorben worden war.