Die großzügig geschnittene Wohung bietet Raum für eine Gaderobe und einen Flur, der nicht sonderlich eingerichtet ist. Kleiderhaken gleich an der Eingangstür, einen Stiefelknecht und im Winter zahlreiche alte Lappen für die nassen Schuhe. Eine Kommode, in der Tücher und Bettbezüge aufbewahrt werden ist das einzige Möbelstück.
Im Treppenhaus gibt es nur die Treppe, der Zugang zur Wohnung, eine schmalere Stiege weiter hoch in die Dachkammern und ein schmaler Flur, von dem die Flügeltür in den Laden abzweigt und weite rhinten eine Hintertür in den Garten führt.
cf: Lakestreet 1, Stevenson, vor und hinter dem Haus
Ben mit Jeremiah und Matt über das Treppenhaus in den Flur OG
Misstrauisch musterte Ben seinen Bruder, denn dieser bestand darauf, ihn und Jerry heim zu begleiten. Das war ganz schön beängstigend, denn er hatte sich ja doch als ungehorsam gezeigt, in dem er eben nicht direkt heim gegangen war. Ach, warum hatte er sich nur auf Jerry blöden Vorschlag eingelassen, einen Schneemann bauen zu wollen! Hätte er am Nachmittag gefragt, hätte Pa ihm das bestimmt gestattet, aber so - war nun wirklich der ganze Tag im Eimer! Seufzend ging Ben seinem Bruder voraus zur Haustür. "Wir.. also.. ich meine.. mit dem Schnee.. weißt Du." Er war nun eindeutig in Erklärungsnot geraten, denn er konnte doch unmöglich zugeben, dass sie hatten einen Schneebahn bauen wollen. Das würde Matt zwar verstehen, aber bestimmt nicht gut heißen, denn auch er wusste, dass Ben dazu angehalten worden war, umgehend heimzukommen. Wieder sah er hilfesuchend Jerry an, denn dieser hatte im Gegensatz zu ihm kein Problem damit, zu schwindeln. Das hatte Ben ja schon erlebt und im Gegensatz zu ihm, konnte Jerry da so gut, dass es den Meisten nicht auffiel. Matt schüttelte nur den Kopf, denn sein Vater hatte bereits geräumt und das bisschen Schnee, dass noch vor dem Pfarrhaus lag war inzwischen festgetreten. Noch bevor Matt darauf eingehen konnte, trat Jeremiah für Ben in die Bresche. Überrascht aber auch dankbar sah Ben den Freund an, der gerade betonte, wie ungerecht Matt war und dass er ohnehin nur bei seinem eigenen Pa beichten würde. Richtig wütend sah Jerry aus und dass empfand Matt wohl ebenso, denn er bestätigte, nur dass das wirklich unfair wäre, so Ben die Verantwortung alleine tragen müsste. Dennoch forderte Matt ihn und Jerry auf, einzutreten und Ben fühlte die Angst wie einen großen dicken Kloß in seinem Bauch. Falls Jeremiah das wirklich ernst gemeint hatte, würde er nämlich doch beichten müssen, damit sein Pa nicht den Falschen für das kaputte Fenster zur Verantwortung zog. Damit hatte er nämlich nichts zu tun. "Meinst Du - Pa .. ist sehr wütend? Bitte Matt - es war doch nicht Absicht.." Noch einmal versuchte Ben es mit Betteln, obwohl er an Matts nachdenklichem Gesicht sehen konnte, dass dieser diese Angelegenheit nicht verschweigen würde. Er sieht eher so aus, als habe er einen Plan - wenn das man gut geht..Vielleicht gibt es nur einen Eintrag in das Büchlein.. Ben schöpfte Hoffnung, obwohl er keine Ahnung hatte, wie viele Einträge er sich noch leisten konnte, ohne nicht doch noch mit einem Ausflug in den Schuppen rechnen zu müssen. Das Leben war aber auch kompliziert! Ben war schon fast oben an der Wohnungstür angekommen, als er Jerry Worte neben sich vernahm. Statt anzuklopfen oder Matt an sich vorbeitreten zu lassen, drehte er sich zu Jerry um und starrte diesen finster an. "Sag da noch einmal! Trau' Dich nur." Mit geballten Fäusten stand Ben vor Jerry und stieß ihn mit einer davon gegen die Brust. "Dass Du mich immer in Schwierigkeiten bringst!" Ben war ziemlich wütend und kurz davor, sich in Rage zu schimpfen. Dabei war es ihm gerade völlig egal, ob Jerry das Gleichgewicht verlor und die Treppe hinunter gegen Matt stolperte. Natürlich konnte Matt für sich sprechen, aber offensichtlich hatte er diese leise gesprochenen Worte Jerrys nicht verstanden - oder er nahm Jeremiah damit nicht ernst. "Außerdem stimmt das gar nicht. Es ist vielleicht ungerecht, aber wenn Matt lügt und das kommt raus - wird er bestimmt viel, viel doller bestraft, als wir beide zusammen! Wir haben viel weniger zu befürchten." Ben war immer noch wütend und hatte Mühe, diese Gefühle zu kontrollieren, so dass er mit seiner Faust noch einmal Jerry anschubste, bevor er diese zurück zog. Er war froh, dass in diesem Augenblick Matt den Abstand zu ihnen verringert hatte. So nämlich konnte Jerry nicht rückwärts fallen -jedenfalls nicht die Treppe hinunter! "Ben - Lass es sein." Mehr Worte machte Matt deswegen nicht, denn seiner Meinung nach mussten die Beiden ihre Auseinandersetzungen selbst klären. Da würde er sich nicht einmischen, aber sich ausgerechnet am Treppenabsatz in eine handfeste Auseinandersetzung einzulassen, wäre wohl keine gute Entscheidung. Mit einer ruhigen aber auch bestimmten Bewegung schob er sich nun an den beiden Jungen vorbei und öffnete die Wohnungstür, um einzutreten. Immer noch wollte er nicht unbedingt an Bens Stelle sein und wünschte, er könnte diesen vor Strafe bewahren, aber lügen wollte er für diesen nicht. Seit Monaten schlug er über die Stränge oder stand für Bens Verfehlungen gerade, so dass er sich zwar der Aufmerksamkeit des Vaters sicher sein konnte, aber nicht auch der Anerkennung. Er wusste zwar nicht, ob er diese jemals erlangen konnte und ob sein Vater ihm jemals zeigen würde, dass er ihn liebte, aber er ein Versuch war es wert und so wurde es Zeit, es anders zu versuchen. Immerhin hatte er nun die Chance aus seinem Leben mehr zu machen, als nur ein Gelegenheitsarbeiter zu sein - und diese Chance wollte er nutzen und nicht verspielen, in dem er sich erneut als obstinat, uneinsichtig und ungehorsam darstellte. Erleichtert atmete er also auf, als Ben zwar noch wütend aussah und mißmutig die Augenbrauen zusammen zog, aber doch sich wieder so weit beruhigte, dass er seine Fäuste wieder öffnen konnte und abwartend mit gesenktem Kopf stehenblieb.
cf: Lakestreet 1, Stevenson, vor und hinter dem Haus
Ben mit Jeremiah und Matt über das Treppenhaus in den Flur OG, Francis stösst kurz dazu
Jeremiah war überrascht, dass Ben auf einmal in Erkärungsnot geriet. Er hatte doch vorhin schon Matthew verraten, dass sie einen Schneemann hatten bauen wollen und deswegen seine Hilfe gebraucht hätten. Nun ja, Ben hatte die Hilfe seines Bruders wollen. Aber das war eine andere Geschichte. Und wieso sah er ihn jetzt so hilfesuchend an? Erwartete er etwa, dass Jerry ihm jetzt mit einer Lüge zur Hilfe eilte, wo schon alles verraten war? So verrückt war nicht einmal Jerry. Er hatte ja auch schon die Schuld auf sich genommen. Mehr konnte er im Moment nicht für Ben tun. Dummerweise wollte sich Matthew darauf gar nicht einlassen und verdrehte ihm die Worte im Mund. Jetzt stand er wie einer da, der versuchte sich aus der Affäre zu ziehen, anstatt wie einer, der sich anbot alleine dafür die Verantwortung zu übernehmen. Das er natürlich nicht daran gedacht hatte, dass Ben in Schwierigkeiten geriet, so Jerry vorzugsweise zu seinem eigenen Pa mit der Angelegenheit ging, fiel ihm erst jetzt auf. Er kam gar nicht umhin Mr. McKay zu gestehen, wer die Schuld alleine am kaputten Fenster trug. Das war natürlich ärgerlich. "Das hab ich ja auch gar nicht vor," maulte Jerry ein wenig aufgebracht zurück und ließ sich nur widerwillig durch die geöffnete Haustür schieben. "Wir können auch gleich zu meinem Pa gehen, meine ich. Der muss ja eh die Scheibe ersetzen," nahm Jerry wie selbstverständlich an. Es war immerhin nicht seine erste Scheibe, die beim Spiel kaputt gegangen war. Wengistens hatte ihn Ben richtig verstanden, wenn er sich so seinen dankbaren Blick bedachte. Aber das nützte ja jetzt nichts mehr. Aber es gab Jerry Hoffnung, dass Ben ihm nicht all zu böse wegen der kaputten Scheibe war. WIe sehr er sich darin täuschte bekam Jerry sogleich zu spüren, als auf seine leise Kritik an Matthew ein wütender Ben zu ihm herumfuhr und ihn anfauchte. Was hatte er denn so schlimmes gesagt? Verwundert blickte Jerry den Freund an und verstand nicht, wieso dieser sich so sehr aufregte und auch noch nach hinten stieß. "Hey, spinnst du," begehrte Jerry auf, aber Ben redete sich gerade in Rage und hörte ihn wohl nicht. Der Stoß war nicht so doll gewesen, wie es ausgesehen hatte, aber trotzdem tat ihm die Brust ein wenig weh und er taumelte einen Schritt nach hinten. Dabei fand Jerry, dass er recht hatte. Matt half ihnen gerade überhaupt nicht. Anstatt zum Reverend zu gehen, lieferte er sie eindeutig hier ab, wo es ganz bestimmt viel mehr Ärger gab, als Jerry es gewohnt war. Ben sagte es ja gerade selbst, dass Matt fürs Lügen härter bestraft werden würde, als Ben wohl. Der hatte ja auch gar nichts gemacht. Wieso nur fürchtete er sich so sehr vor einer Prügel? Völlig verwirrt sah Jerry kurz nach Matthew, der ihnen gefolgt war. WAs für ein Unsinn Ben da nur redete. Matt war doch viel größer und stärker als sie. Der vertrug doch bestimmt auch mehr oder ließ sich erst gar nichts mehr vom Vater gefallen. So ein Übertreiber, aber auch. Wehleidiges Mädchen, ja genau das war Ben. Genau! Und wieso sollte er es sein der Ben immer in Schwierigkeiten brachte? Bis jetzt hatte Ben doch stets erfolgreich Unfug zu verhindern gewusst und sooo viele Ideen hatte Jerry in diesen ersten sechs Tagen in der Stadt auch wieder nicht gehabt. Das war richtig ungerecht, dass Ben so etwas behauptete. Jerry zog eine Schippe und fühlte sich gleich noch einmal von Ben nach hintengeschubst, wobei er gegen Matt stieß, der ihn davor bewahrte die Treppe nach unten zu stolpern. Denn in seiner Überraschung hatte Jerry kein Gleichgewicht mehr gefunden. Matts leise Worte daraufhin, die zur Beruhigung hätten dienen sollen wurden jeh von einem harten, strengen Ton übertönt, als sich die Wohnungstür überraschend öffnete. Matt hatte gerade nach dem Türknauf gegriffen und die Tür schon selbst einen Spalt geöffnet, als Mr. McKay im Türrahmen auftauchte. Jerry bekam sofort ein flaues Gefühl im Magen, das er von der ersten Begegenung an immer wieder in der Nähe von Bens Vater verspürte. Obwohl Jerry ihn sowohl als netten Verkäufer aus dem Laden kannte und als zum Scherzen aufgelegter Gast seines Vaters, kannte er ihn aber leider auch als für Ben gestrengen Vater, der in dieser Hinsicht scheinbar wenig Sinn für Humor übrig hatte und durch und durch Autorität ausstrahlte, die Jerry immer ein wenig Angst einflösste. Er verstand durchaus, dass Ben gerne Ärger vermied. Und dafür waren noch nicht einmal die Anweisungen von Nöten, die Mr. McKay gerade an sie richtete. Jerry bekam sofort weiche Knie. Er sollte in die Wohnstube und Ben die Rute holen? Am liebsten hätte Jerry Ben gefragt, ob er dachte, dass sein Pa sie beide für den Unfug strafen wollte, aber sein Hals fühlte sich seltsam trocken an und er bekam kein Ton über die Lippen. Der sollte es sich ja nicht wagen... sein Pa würde ganz schön Ärger machen...
Matt mit Jeremiah und im Flur, Francis kommt kurz dazu
Matt blieb abrupt stehen und muss musste sich nun selbst ausbalancieren, als die Tür ruckartig ihm aus der Hand und aufgerissen wurde. Sein Pa war zu breit, um an ihm vorbei in den Flur schauen zu können, aber irgendetwas hatte sein Vater offenbar gesehen, dass ihn nun auf Ben aggressiv losgehen lies. Erinnerungen an jenen heißen Tag im August blitzten kurz in ihm auf, denn damals war die Stimme seines Vaters ebenso kalt, schneidend und hart gewesen, wie jetzt, als er Ben anrief. Nicht so.. nicht Ben.. Ein Kloß entstand in Matts Hals, den dieser in zwei Versuchen hinunterschluckte. Noch bevor er sich jedoch dazu irgendwie hätte äußern können, forderte sein Pa ihn auf, mit Jeremiah ins Wohnzimmer zu gehen. "Ja, Sir." Matt sah seinen Vater offen und respektvoll an, denn er hatte von diesem nichts zu fürchten und wusste das auch. Es war für ihn ein neues, aber überraschend angenehmes Gefühl, dem Vater ohne ein schlechtes Gewissen oder Angst begegnen zu können. Kurz warf er Ben einen mitfühlenden Blick zu, als dieser mit ängstlich aufgerissenen Augen den Vater anstarrte und versuchte dessen an ihn gerichtete Aufforderung zu verstehen. " Komm - und zieh Schuhe und Jacke aus." Matt nahm Jeremiah mit sich in den Flur hinein. Einen Widerspruch erwartete er von Jeremiah nicht, denn dieser hatte ganz offensichtlich ohnehin den größten Respekt vor dem Hausherrn und würde es wohl kaum wagen, sich zu widersetzen. Matt zog Jacke und Schuhe aus und warf nur einen kurzen Blick auf Jeremiah in der Annahme, dass dieser es ihm gleich tat. Aus dem Augenwinkel heraus nahm er wahr, dass seine Ma bei Martha im Zimmer stand und irgendetwas an ihrer Haltung ließ ihn annehmen, dass dort nicht Alles zum Besten stand. Er widerstand jedoch der Versuchung genauer hinzusehen oder gar eine Frage dazu zu stellen, denn das ging ihn nichts an und Martha sollte damit hübsch alleine fertig werden. Das musste Ben nun auch lernen. Schließlich konnte er nicht noch mit siebzehn, achtzehn und neunzehn Jahren noch so tun, als sei er ein schusseliger Zwölfjähriger, der noch immer nichts dazu gelernt hatte. Wie sähe das auch vor Becky aus? Ob sie wohl auch ins Gästehaus kommt? Wärme breitete sich in Matts Oberkörper aus und gefühlt raste sein Herz vor Freude, bei der Vorstellung, Rebeccah könnte tatsächlich da sein. Dass sie mit ihm sprach, würde wohl ein Wunschtraum bleiben, aber wenn er sie nur sehen könnte!. Schnell, wie um sich abzulenken, nahm Matt Jeremiah die Jacke ab und hing sie an einen der Garderobenhaken, bevor er diesen leicht am Oberarm fassend ins Wohnzimmer lotste. "Was habt Ihr Euch bloß dabei.." Matt unterbrach sich und grinste kurz, denn mit dieser Frage hörte er sich an wie sein eigener Vater. Mit einer Geste forderte Matt den Jungen auf sich auf einen der Stühle am Esstisch zu setzen. "Ich kann es mir schon denken." Matt rückte sich einen Stuhl vom Tisch ab und setzte sich. Nichts in seiner Körperhaltung verriet die Anspannung, die er empfand, denn er sorgte sich wirklich um das Wohlergehen Bens. Der Junge hatte wohl nur das getan, was er auch am Liebsten getan hätte, im Schnee gespielt und versucht, ihn zum Helfen beim Bauen eines Schneeballes aufzufordern, ohne deswegen durch das Haus zu stürmen. Er kannte doch Ben! Ausgeschlossen, dass dieser bewusst einen Schneeball so warf, dass die Glasscheibe zersprang. Wobei das die interessantere Überlegung ein dürfte.. Ein einfacher Schneeball wäre sicherlich nur zerplatzt ohne große Schäden anzurichten.. Matt behielt seine Gedanken für sich und beschloss, sich mit der Angelegenheit noch zu beschäftigten. Wäre er in seinem Zimmer gewesen, hätten ihn die Scherben wohl mehr oder minder verletzten können und ein präparierter Schneeball, der die Scheibe zum Springen brachte - hätte auch direkt ihm gelten können. Natürlich unterstellte er Jeremiah nicht, einen Ball präpariert zu haben und absichtlich die Scheibe einzuwerfen oder gar schlimmere Absichten gehabt zu haben, aber er hatte sich mit der Rettung Jesses bestimmt nicht nur Freunde gemacht! Es mochte also nur ein Zufall sein oder Jemand, der ihm nicht wohl gesonnen war, hatte nun durch das Werfen der Jungs den perfekten Sündenbock. Ob er seinem Vater von seinen Überlegungen berichten sollte? Andererseits würde er diesem dann doch noch weitere Rede und Antwort stehen müssen und möglicherweise mehr von seinem Aufenthalt am Forest Creek berichten, als ihm oder Jesse Recht war. Egal - er wird Ben auf jeden Fall abstrafen, ob ich das nun anmerke oder nicht. Matt wusste, dass er nichts tun konnte, um seinem Bruder eine Strafe zu ersparen, denn dieser war eindeutig ungehorsam gewesen und er hatte wissen können, dass sein Vater das Werfen von Schneebällen nicht für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung hielt. Sogar Matt verstand, dass Ben nun zu Recht Hiebe zu erhalten hatte und auch, dass der Vater offenbar die Rute einsetze, überraschte ihn nicht. Das Strafbuch hatte dafür gesorgt, dass Ben schreiben übte - das tat dem Jungen wohl ganz gut - und zu weniger Hieben, aber die wenigen, die er nun zu erwarten hatte, sollten wohl schmerzen, um der Abschreckung willen. Matt stellte sich also innerlich darauf ein, dass sein Bruder in der Kirche weinend neben ihm sitzen würde, denn die harte Bank würde diesen die Schmerzen nicht so schnell vergessen lassen. Nachdenklich musterte er Jeremiah neben sich. Dieser erinnerte ihn nicht zum ersten Mal an sich selber in dem Alter mit dem Unterschied, dass Jeremiah weit weniger gehemmt war und kein schlechtes Gewissen zu kennen schien. Jetzt allerdings verhielt er sich still, so dass Matt annahm, er habe doch Angst, gleich mit übers Knie gelegt zu werden.
Erschrocken starrte Ben seinen Vater an. Dieser war viel wütender, als er gedacht hatte, dabei hatte er doch gar nichts getan! Das war mal wieder typisch. So ungerecht konnten wirklich nur Erwachsene sein! Warum nur schaute Jerry ihn so komisch an? Der wusste doch bestimmt, dass das Wort Aas ein Schimpfwort war?! Während sein Pa Matt aufforderte, in die Wohnstube zu gehen, senkte Ben den Kopf, denn sonst würde ihm sein Erschrecken bestimmt als Respektlosigkeit vorgeworfen werden - so ungerecht waren Erwachsene nämlich immer. Matt half ihm auch nicht gerade damit, dass er kuschte und sich seiner Jacke und Schuhe entledigte, als wäre nichts geschehen! Na, Toll - ich kriege wieder Alles ab.. die Rute?! Ben war genauso entsetzt wie verängstigt, als er die Aufforderung des Vaters verstanden hatte. Bisher hatte er die Rute nur selten zu spüren bekommen und wenn doch, dann zumindest in der Abgeschiedenheit des Schuppens. Heute bestellte der Vater ihn jedoch mit der Rute ins Wohnzimmer, so dass Ben schon fürchtete, er werde nicht nur die Schmerzen auszuhalten haben, sondern auch die Erniedrigung ertragen müssen, vor seinem Bruder und dem Freund gezüchtigt zu werden. [/i]Oder aber er braucht die Rute dort für Jeremiah. Der kann sich auf was gefasst machen!" Noch am Fuße der Treppe, als Jerry so für ihn einstand, war er davon überzeugt gewesen, dass er jederzeit für Jeremiah gerade stehen und Alles tun würde, um diesem Schmerzen zu ersparen, denn dieser würde ja nun wohl zweimal Hiebe erhalten. Der Reverend würde das wohl auch nicht ungestraft lassen. Jetzt aber, als die Rute wie ein Damoklessschwert über ihm zu hängen schien, und nur noch die paar Augenblicke, die er brauchte um sich Schuhe und Jacke zu entledigen und sich mit der Rute in der Wohnstube einzufinden, trennten ihn von Schmerzen, deren Ausmaß er sich noch nicht einmal annähernd vorzustellen wagte. Der Vater hatte einen harten Schlag und die Rute würde noch durch die Hose hindurch schmerzhafte Striemen hinterlassen. Ich bin eben doch nicht Matt.. ein weinerlicher Feigling.. Ben schluckte, denn jetzt konnte er für Jerry wohl nichts mehr tun. Zu sehr fürchtete er die Schläge, die bei einem aufgedeckten Schwindel dazu kommen konnten. "Ja, Sir." Ohne den Kopf zu heben, hatte Ben sich der Schuhe und Jacke entledigt, und schlich nun gleich einem gedemütigten Hund in das Schlafzimmer seiner Eltern. Dort fand er die Rute am üblichen Platz, so dass er bereits nach wenigen Augenblicken den Raum wieder verließ. Als ganz kleiner Junge hatte er sich hier gerne aufgehalten und den Geruch seiner Eltern, die im Bettzeug hingen, gemocht, hatte er diesen doch als Baby und Kleinkind weniger mit Strafe als mit Geborgenheit und Liebe in Verbindung gebracht. Jetzt jedoch konnte er das Schlafzimmer nicht schnell genug verlassen und musste sich Mühe geben, die Tür nicht zu heftig hinter sich zu schließen. Die Rute lag in seiner Hand und schien bereits jetzt schon auf seinem Hintern landen zu wollen, denn schon meinte Ben das Brennen des ersten Schlages zu spüren. Wenn es doch nur schon vorüber wäre! Daran sich dieser Züchtigung entziehen zu können oder darum herum zu kommen, falls Jerry noch dem Vater gegenüber für ihn einstand, war gar nicht zu denken! Vielleicht war auch Jerry das Aas - es war nämlich ein Leichtes vor Matt die Schuld auf sich zu nehmen - in Anbetracht der Rute jedoch, war das wohl etwas ganz Anderes! Mit gesenktem Kopf schlich Ben durch den Flur, denn er wollte um Nichts in der Welt noch einmal den Unmut seines Vaters auf sich ziehen. Die zu erwartenden Hiebe würden schon schwer zu ertragen sein. Seufzend betrat er das Wohnzimmer und wusste nicht, ob er sich nun darüber freuen sollte, dass sein Vater noch nicht da war. Es wäre ihm wohl lieber, dieser zerrte ihn nun sofort in den Schuppen, denn dann wäre das Schlimmste wohl bald vorüber. Unsicher und ängstlich nickte er stumm, als Matt ihn mit einer Geste aufforderte, sich zu setzen. Die Wartezeit würde sich wohl gefühlt ewig hinziehen und so hatte Ben mehr als genug Zeit, um sich die schlimmsten Schmerzen auszumahlen. Schon traten die Tränen in seine Augen und ein dicker Kloss wollte ihn weinen lassen. Mit aller Kraft kämpfe Ben dagegen an, in dem er die Hände fest zu Fäusten ballte. Ihn erwarteten mindestens fünfzehn scharfe Hiebe auf den Allerwertesten, denn er war ungehorsam gewesen und hatte noch Unfug gemacht, statt die Zeit auszukaufen. Das war furchtbar genug und er wollte gar nicht wissen, wo der Vater noch Schläge anbringen würde, so er annahm, er habe die Scheibe kaputt gemacht! Sein Vater war nicht dumm und wusste auch, dass nach dem zehnten Schlag ungefähr das Ziel der Rute bereits taub wurde und zunächst kein weiterer Schmerz mehr durchdrang, oder? Ben schluckte einen großen Kloß hinunter und fühlte, wie sich sein Magen vor Angst zusammen zog.
Matt mit Jeremiah und im Flur, Francis kommt kurz dazu
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Jerry bestimmt beim dem lustigen Anblick von Matthew und Mr. McKay gelacht. Es sah schon ulkig aus, wie die beiden schier ineinander liefen und gerade noch die Kurve bekamen. Doch die Lage war im Augenblick recht angespannt und es war sicherlich klug erst einmal nichts unüberlegtes zu tun. Zumal sowohl Matt als auch Ben sehr darauf bedacht zu sein schienen sofort alles dem Vater recht zu machen. Da widersprach keiner, keiner begehrte auf und niemand wagte es nach dem Ernst dahinter zu fragen. Für Jerry war das völlig neu. Nicht das er täglich seinem Pa widersprach oder einen regelrechten Aufstand plante, aber er durfte durchaus hin und wieder seine Einwände ungestraft äußern, ob sie Wirkung erzielten oder nicht, stand auf einem anderen Blatt, aber es tat zumindest gut, wenn man die Möglichkeit hatte. Hier im Augenblick wusste Jerry nicht, was gespielt wurde. Er bekam auch gar keine andere Wahl, als ebenfalls zu gehorchen, denn er wurde auf Anweisung des ihm eigentlich fremden Mannes in den Flur geschoben. Er konnte Ben gerade noch einen verwunderten Blick über die Schulter zu werfen, und hoffte dass das hier alles nur ein schlechter Scherz war. Aber so betreten und doch schockiert wie Ben drein blickte, schwand Jerrys Hoffnung. Die Worte von Matthew, die ihn aufforderten sich auszuziehen waren gar nicht wirklich nötig. Vom Montag wusste Jerry noch ganz gut, wie man es hier hielt und das es ratsam war sich daran auch zu halten. So schlüpfte er aus den warmen Wintersachen und den Schuhen, nahm die Mütze ab und behielt diese festumklammert in seinen FÄusten. Die nahm ihm niemand ab. Sollte Matthew ja mal wagen... finster warf er dem jungen Mann einen Blick zu. Der war sowieso ein Verräter. Entsprechend setzte Jeremiah leichten Widerstand dem Griff um seinen Oberarm entgegen. Dieser war nicht sonderlich hart, aber Jerry fühlte sich zu unrecht wie ein Schwerverbrecher behandelt und wollte nicht wie ein kleines Kind vom Ort des Geschehens weggezerrt werden. Doch letztendlich ließ er sich von Matthew ins Wohnzimmer führen. Dort blieb er entmutigt und etwas hilflos im Raum stehen. Er wollte gerne nachfragen, wass Mr. McKay mit der Rute vorhatte, früchtete sich aber vor der Antwort. Unwissend war es leichter sich einzureden, dass diese nur Ben zu spüren bekam. Aber auch dieser Gedanke war kein schöner und Jerry spürte das unschöne flaue Gefühl im Magen, das er auch jedes Mal bekam, wenn sein eigener Vater zur Rute griff oder diese unabwendbar in Aussicht stellte. Zum GLück beschäftigte sich Matthew mit ihm, denn seine Worte gaben Jerry einen Grund rasch aufzubegehren, um die Sache noch einmal gründlicher klarzustellen und nicht ganz so hilflos zu wirken. Doch als er schon den Mund geöffnet hatte, um eine Erklärung zu geben, winkte Matthew ab und bot ihm einen Platz am Tisch an. Froh so erst einmal nicht völlig verloren herumstehen zu müssen, zog Jeremiah sich einen Stuhl hervor und schob sich darauf. Matt nahm neben ihm Platz und Jeremiah klappte wieder den Mund zu. Brachte ein Widerspruch wirklich noch etwas? Er bezweifelte es. Verlegen spielte er mit seiner Mütze in seinen Händen und ließ die Beine unruhig baumeln. Es machte ihm zunehmend Angst hier schweigend sitzen zu müssen, um auf Bens Rückkehr mit der Rute zu warten. Und auf die von Mr. McKay. Es blieb ungemütlich viel Zeit übrig sich auszumalen was Mr. McKay vorhatte. Und alles was sich vor Jerrys Augen abzeichnete bereitete ihm noch mehr Angst. Vielleicht sollte ja nur Ben verprügelt werden, aber dabei zu sehen zu müssen, war nicht gut. Das war nicht besser, wie selbst die HIebe zu bekommen, überlegte Jerry der zwar nicht verlegen darum war zusehen zu müssen, sich aber durchaus auch etwas besseres vorstellen konnte. Es war etwas anderes in der Schule Zeuge davon zu werden, wie der verhasste Rivale den Hosenboden stramm gezogen bekam, man konnte auch ruhig wegschauen, wenn es einem zu viel wurde. Aber der eigene Freund, den man auch noch in diese Lage gebracht hatte... Jerry hielt es einfach nicht mehr länger auf seinem Stuhl aus. Er sprang getrieben von seiner Schuld in die Höhe und sah Matthew aufgebracht an. "Du bist überhaupt kein toller großer Bruder, wie Ben immer sagt. Du hast Ben einfach so verraten. Der hat gar nichts gemacht. Der wollte nur, dass du uns helfen kommst. Und ich wollte, dass du ein bisschen eher was merkst und wollte Ben helfen. Es ist nicht fair, wenn dein Pa ... also es ist nicht fair, dafür verprügelt zu werden," er brachte es doch nicht über die Lippen laut zu sagen, dass er befürchtete ebenfalls von Mr. McKay verhauen zu werden und schluckte. "Ich geh jetzt zu meinem Pa und du kannst mich nicht aufhalten," beschloss Jerry und kam sich ungemein mutig vor, wie er seine Mütze aufstülpte, als wäre sie ein Garant für Schutz. "Ich sag ihm alles was passiert ist, auch dass du uns verpetzt hast. Dann wirst du schon sehen, was mein Pa dazu zu sagen hat!"