Alle Zimmer sind in Ausstattung und Größe gleich geschnitten. Jedes Zimmer hat ein Doppelbett, egal ob es als Einzelzimmer oder Doppelzimmer vermietet wird. Die Betten sind aus edlem Holz gezimmert. Alles sind Himmelbetten. Zwei Matratzen übereinander. Viele Kissen zieren die Tagesdecke (Quilt), die in jedem Zimmer ein anderes Muster trägt. Die Wände sind mit Holz vertäfelt, der Boden besteht aus polierten Dielenbrettern. Schöne Teppiche bedecken ihn.
Nachttischen, Öllampen und ein Schrank runden die Zimmer ab. Ein kleiner Sekräter bietet darüber hinaus Platz für Briefverkehr und am Fenster steht in der Ecke ein kleiner runder Tisch mit zwei Stühlen.
Ein Ofen im Raum bietet an kalten Tagen die Möglichkeit das Zimmer zu feuern.
Eine Waschschüssel steht auf einem kleinen Regal neben der Tür.
Im hinteren Bereich steht eine Trennwand, hinter der sich umgekleidet werden kann.
Einen kurzen Augenblick blieb Randall in der Zimmertür stehen, bevor er eintrat und diese hinter sich schloss. Sehr groß war sein Zimmer nicht, aber es war hübsch eingerichtet, inzwischen gemütlich warm und es lag der Treppe gegenüber, do dass er jederzeit nicht nur schnell weg konnte, sondern auch darüber im BIlde war, wer wann die Treppe hinauf kam oder hinunter ging. Das war für ihn von unschätzbarem Wert, denn sämtliche Zimmer waren belegt. Der junge Mann, Jonathan soundso, war vermutlich nicht vermögend, aber hatte wohl ebenso ein bisschen Geld wie dieser Mr. Waltham oder Miss Hall. Für wirklich vermögend hielt er jedoch Mr. Marlowe, denn dieser trug, so hatte er mitbekommen, einen Arm in Gips. Offenbar konnte er es sich leisten, hier zu leben, ohne arbeiten zu können, so dass sich bei diesem ein Einbruch am Ehesten lohnte. Am heutigen Tage war die Gelegenheit einerseits günstig, denn bei dem Trubel unten, würde das Aufbrechen einer Tür nicht gehört werden können, selbst wenn er dumm genug wäre, dabei Lärm zu machen. Andererseits könnte er beim Verlassen des Speiseraums nicht nur von Erin und den Kindern, sondern auch von Anderen gesehen worden waren und dann blieb jeder Verdacht im Nachhinein an ihm hängen. Nein, so ein Bruch würde er erst in Angriff nehmen, wenn bereits die meisten Gäste das Hotel verlassen hatten oder eben in ihren Zimmern waren - bis auf Mr. Marlowe natürlich. Randall grinste ein bisschen boshaft, denn so sehr er sich hier bereits eingerichtet hatte - seine Heimat war hier nicht und Gabriel Marlowe würde ihm das nötige Kleingeld verschaffen, um wieder nach San Francisco reisen zu können. Gabriel Marlowe.. ist sicherlich in den Großstädten weithin bekannt..Ich habe auch schon von ihm gehört.. Kopfschüttelnd ging Randall an seinen Koffer, den er nur zum Teil ausgepackt hatte. Dass dieser Marlowe hier nicht für mehr Aufsehen sorgte, wollte ihm nicht in den Kopf, denn immerhin handelte es sich bei diesem um einen guten und bekannten Künstler - mit der Geige zumindest. Auf der anderen Seite war Camden Village so verschlafen, kleinstädtisch und langweilig, dass nicht davon auszugehen war, dass irgendjemand hier jemals von Konzertgrößen gehört hatte. Doch -so er ein Künstler wäre, der vor seinem Publikum flüchtete, würde er es wohl auch hier tun. Dafür war dies kein schlechter Ort. Randall hatte nicht vor zu bleiben und so hatte er auch hier nur das Allernötigste ausgepackt. Er konnte nie wissen, wann er überstürzt die Flucht würde ergreifen müssen und so war es am Besten, sich gar nicht erst häuslich einzurichten. Suchen brauchte er nicht lange, denn er packte stets systematisch seine Koffer. Ganz hinten und zwischen seinen Socken und Wäsche gut geschützt hatte er seine Mitbringsel für die Kinder verstaut. Für Eli hatte er bereits in San Francisko ein kleine Einheit Zinnsoldaten erstanden. Sie bestand aus drei Reitern, einem Vorsorgungswagen und einem Kanonenwagen. Eigentlich mochte Randall Zinnsoldaten nicht besonders, aber Eli sammelte sie und diese waren wenigstens hübsch bemalt. Dass er Clara antreffen würde, hatte er natürlich nicht ahnen können. Das hatte ihn vor ein Problem gestellt, denn so er Eli beschenkte, würde er auch Clara beschenken müssen. Glücklicherweise war es ihm in den letzten Tagen gelungen, nach St. Johns zu gelangen, wo er eine hübsche Puppe entdeckt hatte. Dies war eine Babypuppe, die ein sehr echt aussehendes Gesichtchen hatte. Fasziniert hatte Randall sich zeigen lassen, dass die Augenlider des Püppchens auf- und zu klappen konnten. Wahrscheinlich würde diese Clara schon alleine gefallen, aber er hatte ihr noch eine Art Tragetasche und einen Strampler für die Puppe mitgekauft. Die Zinnfiguren waren in einer Schachtel gut verpackt und Claras Puppe war in ein warmes Umschlagtuch von hellen Farben eingeschlagen. Sorgfältig verschloss er den Koffer wieder. Er hatte zwar nicht gerade Panikattacken dabei, aber Recht wäre es ihm nicht, so das Zimmermädchen beim Putzen womöglich hineinsah. Mit der Schachtel für Eli in der einen und dem gefüllten Umschlagtuch für Clara in der anderen Hand verließ Randall das Zimmer, schloss die Tür mit dem Ellenbogen und stieg die Treppe wieder hinunter. Unbewusst verzog er unwillig den Mund, als er den Reverend eintreten sah. Dieser war zwar in Begleitung eines anderen Mannes, aber ihm ein Dorn im Auge. Andererseits - mochte er ruhig mit Erin flirten. Diese bekäme er nur mit ihren Kindern und die würden jetzt wohl eher ihren leiblichen Vater bevorzugen. Sicher - er hatte sich lange nicht mit ihnen beschäftigt, aber so eine kleine Bestechung half sicherlich darüber hinweg.
Eli war viel zu sehr durcheinander, um zu begreifen, was eben tatsächlich vor seinen Augen passiert war. Er hatte durchaus begriffen, dass seine Mutter scheinbar von seinem Pa bedroht worden war, aber das ganze Ausmaß erschloss sich ihm nicht gänzlich. Im Augenblick funktionierte er, einfach weil er hoffte damit seiner Ma eine Hilfe zu sein. Entsprechend war er auch auf das Speisezimmer fixiert, um Clara zu suchen. Er hatte zwar keine Lust nach Hause zu gehen, wo sie sich zu dritt eine kleine Dachkammer teilen mussten und sie öfters aneinander gerieten als nötig war, aber wenn seine Mutter die Ruhe suchte und brauchte, dann sollte sie sie auch bekommen. Er war schon auf halbem Weg vor zur Rezeption, als er eine Bewegung auf dem Treppenaufgang bemerkte und den Blick hob. Ganz kurz erhaschte er so einen Blick auf seinen Pa, der wohl nach oben auf sein Zimmer wollte. Von einer inneren Unruhe getrieben blieb der Junge am Treppenaufgang stehen und lauschte auf die Schritte, die sein Vater über ihn machte. Wieso er nicht einfach weiterging, um wie geplant Clara zu suchen, wusste er sich nicht zu erklären, aber auf einmal war der Drang da, seinem Pa ein paar Fragen stellen zu müssen. Er MUSSTE einfach Gewissheit darüber haben, was eben passiert war. Pa würde ihm die Fragen sicher besser beantworten können, als Ma oder der Reverend. Seine Ma hatte ihm noch niemals seine Fragen klar beantwortet und wich gerne Unangenehmen aus. Sein Pa aber nicht. Ganz bestimmt nicht. Eli riss sich los und sprang die Treppen immer zwei auf einmal nehmend nach oben. Dort angekommen sah er seinen Pa im Flur und lief ihn aufgeregt nach. "PA, PA, warte, warte auf mich...."
Das ging aber verdammt schnell.. Fieberhaft legte sich Randall Worte zur Recht, die den zu erwartenden Vorwurf Erins widerlegen und entkräften konnten. Die Schritte, die er zunächst von der Treppe her hörte, gehörten jedoch nicht Erin. Sie hatte also offenbar Jemanden hinter ihm hergeschickt. Vermutlich Stevenson oder diesen dämlichen Sheriff. Auf eine Begegnung mit diesem legte Randall keinen Wert, so dass er seine Schritte verlängerte, um rasch in seinem Zimmer verschwinden zu können. Dort hatte er leichter die Kontrolle darüber, wem er die Tür öffnete und wem nicht. Sich einsperren oder gar nach kurzem Prozeß direkt im günstigsten Falle teeren und federn zu lassen, wollte er bestimmt nicht. Vorher würde er wohl seinen Revolver zu Hilfe nehmen und in "Notwehr" sich seiner Haut wehren. Die Schritte waren die eines jüngeren Menschen, denn dieser schien zwei Stufen auf einmal zu nehmen. Wahrscheinlich einer seiner Deputys.. Randall zuckte die Achseln. Foster so hatte er am Rande mitbekommen, hatte diesen Posten aufgegeben und der Verlust Barclays würde die Menschheit wohl verkraften. Es wäre doch gelacht, so er nicht mit dem Iren fertig werden würde! Randall hatte seine Tür fast erreicht, als er eine vertraute Stimme nach ihm rufen hörte. Er hatte sich also umsonst Gedanken gemacht, wie er einen Mord, denn das wäre es wohl gewesen, als Notwehrhandlung tarnen konnte. Eli würde er niemals töten können - er brachte es je nicht einmal über sich, den Jungen mit den üblichen Hieben abzustrafen. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er sich zu dem Jungen umdrehte. Sein Herz schlug schneller vor Freude, denn der Junge bat ihn, auf ihn zu warten und das sprach für Randall für eine sehr vertrauensvolle Beziehung. "Na, von wo kommst Du denn her? Hast wohl vorläufig genug von Deiner Ma, oder hat Dich Clara einmal zu oft angezickt? " Randall lachte, denn das war eine der für Kinder typischsten Motive, einfach hinter dem anderen Elternteil her zu laufen und dessen Nähe zu suchen. "Oder bist Du etwa auf der Flucht?" Randall senkte seine Stimme zu einem Flüstern und zwinkerte dem Jungen verschwörerisch zu, bevor er seine Tür öffnend zur Seite trat. "Na, denn - herein spaziert. Es ist nicht gerade ein Paradies, aber doch ein gemütliches Zimmer. " Randall machte eine einladende Geste, die keinen Zweifel daran zuließ, dass er fest mit Elis Eintreten rechnete. Der Junge schien ihm ganz offensichtlich auf der Flucht zu sein - und wo, wenn nicht bei seinem Vater, wäre er vor dem Zugriff durch Clayton, der Abstrafung durch seine Ma oder aber vor Claras Zickereien sicher?
Erleichtert das ihn sein Pa hörte und auch tatsächlich stehen blieb, holte Eli rasch zu ihm auf. Dessen breites Grinsen nahm Eli als Freude über sein Kommen und lächelte ebenso breit zu ihm auf. Schlagartig war fürs Erste die Sorge vergessen, sein Pa könnte etwas Unrechtes getan haben. Nein sein Pa doch nicht. Nicht der Mann, der sonst immer so gut gelaunt und ausgeglichen war, der nicht mal einer Fliege etwas zu leide tun konnte und nur dann lauter bisher geworden war, wenn Eli seiner Ma gegenüber den nötigen Respekt hatte missen lassen. Allerdings machten dessen Worte zu seinem Empfang gleich wieder alles zu Nichte und ließen Eli kurz stutzig werden. Sein Pa hatte ihn doch eben unten an der Tür stehen gesehen. Er war doch sogar an ihm vorbei im Flur verschwunden. Was redete er denn da nur? "Ich? Was? Nein, ich bin nicht auf der Flucht," erwiderte er höchst verwirrt mit gedehnten Worten und runzelte ein wenig die Stirn. Trotzdem trat er erst einmal an seinem Vater vorbei in dessen Hotelzimmer ein. Hier war er bisher nur einmal gewesen, um Pa abzuholen. Die meiste Zeit hatten sie irgendetwas unternommen, trotz des hässlichen Wetters und sich nicht hier im Zimmer aufgehalten. Er sah sich dennoch nicht zu auffällig um, denn wie die Zimmer im Gästehaus aussahen wusste er längst und erwartete daher auch nichts besonderes. "Wie kommst du darauf? Ich... wollte Clara holen.. nein warte, ich.. ich dachte du wärst auf der Flucht?" Eli drehte sich im Zimmer einmal um die Achse und sah seinen Pa direkt an. "Du hattest es eben doch so eilig."
"Na, weil Du es ganz offenbar eiig hattest." Randall war über Elis Frage nach einer evenutelle Flucht irritiert. Abgesehen davon, dass sie eigentlich eher ein Scherz als eine ernstzunehmende Frage gewesen war, hatte Eli zwei Stufen auf einmal genommen - und wenn das nicht ein Zeichen für Eile war, was dann? "Ja, ja.. schau Dich ruhig um." brummte Randall, während er hinter Eli sein Zimmer betrat und die Tür hinter sich anlehnte. "Besonders groß ist es nicht und auch nicht sehr, ordentlich, aber bis wir nach Frisco gehen, reicht's. Magst Du ein Wasser?" Randall deutete auf einen Krug auf einer Kommode und bedauerte, dass er keinen Fruchtsaft hatte. Whiskey war ja wohl kaum das Richtige für ein Kind. "Was?! Ich auf der Flucht? Nein, nein...Ich wollte nur ein weiteres Zusammentreffen mit dem Reverend vermeiden. Frag' mich nicht, warum aber er hat mir ganz schön zugesetzt. Dabei wollte ich doch nur mit Erin sprechen, denn gegen ihren Willen kann ich Dich nicht einfach mit mir nehmen oder zumindest nicht ohne erheblichen Aufwand. Wäre schon besser, sie wäre einverstanden, oder?" Randall fuhr sich mit der Zungenspitze über seine rauhen Lippen. Seine Hände zitterten beim Anblick der Whiskeyflasche, so dass er diese nun vor Eli in seine Hosentaschen steckte. Wie gerne hätte er sich gepflegt, ein oder zwei Doppelte genehmigt, aber das war natürlich in Anwesenheit Elis völlig undenkbar.
Randalls Worte ließen Eli kurz grinsen. "Ich hatte es eilig wegen dir," sagte er unbekümmert und ließ sich auf einem Stuhl nieder, der bei einem kleinen Tischchen stand. "Ich dachte du würdest mich nicht hören. Also bin ich dir schnell nachgelaufen," sein Blick wanderte etwas bei der Aufforderung seines Pas im Zimmer umher. Er hatte recht. Es war nicht vergleichbar mit der Ordnung, die Eli von seiner Mutter gewohnt war, die ihm ab und an auf die Nerven ging aber so betrachtet doch ganz schön war. Ob Pa und er in derselben Unordnung leben würden, wenn sie erst einmal alleine in Frisco lebten? Er war auch nicht unbedingt der ordentlichste und Ma musste ihm ständig Dinge hinter her tragen oder ihn aber ermahnen aufzuräumen. Das würde bestimmt lustig werden mit Pa und ihm. Und er hatte es ja auch eben gerade wieder gesagt - sie würden beide nach Frisco heimgehen. Beide! Da konnte Ma und John sagen was sie wollten. Sein Pa war kein Lügner. Niemals
Er nickte bei der Frage nach Wasser und sah wieder zu seinem Pa zurück, der sich gerade selbst verwundert über die Möglichkeit zeigte, dass er nach Elis Auffassung auf der Flucht war. Er hörte ihm erst einmal aufmerksam zu, während er sich innerlich bereits gegen die Worte sträubte, obwohl er das gar nicht wollte. Aber er kam nicht umhin über ein paar Dinge zu stolpern, die ihn gewaltig störten. Auch wenn er gerne bedingungslos seinem Pa jedes Wort geglaubt hätte, musste er am Ende die Stirn skeptisch in Falten legen und neigte den Kopf etwas zur Seite, um Pa besser betrachten zu können.
"Du hast doch aber Mr. Stevenson geschlagen, Pa... da war alles voller Blut. Der wär dir bestimmt nicht nachgegangen. Wieso auch? Du hast doch gesagt Ma sei gestolpert und alles wäre in Ordnung...," er unterbrach sich plötzlich und dachte noch einmal darüber nach was er gesehen hatte und was ihm sein Pa gerade erzählte. Ma hatte eindeutig nicht in dieses Bürozimmer gewollt, sie hatte sich gewehrt und der Reverend hatte helfen wollen. Sein Pa hatte das verhindert. Aber warum? Wenn man miteinander reden wollte, sah das normalerweise doch völlig anders aus. Da musste man niemand zwingend oder schlagen oder ... Eli weigerte sich das Bild aus dem Büro in sein Gedächtnis zurück zu rufen. Zu verwirrend war es gewesen seinen Pa über seine Ma stehen zu sehen, die sich mit allen Händen und Füssen dagegen gesträubt hatte. Da war es doch umso bequemer zu glauben, dass sein Pa tatsächlich über die Abreise nach Frisco mit Ma hatte reden wollen. Vielleicht war sie ja darüber wütend geworden? Das konnte sie in letzter Zeit ja schnell werden... also wütend. Vielleicht hatte sie ja auch erster Pa angegriffen und er hatte sich wehren müssen? Ja, das klang doch logisch. Stevenson und er hatten ja die Ohrfeige gehört und Pas Lachen darauf. Aber zu fragen wagte sich Eli nicht. Zum einen fürchtete er die Antwort zum anderen aber auch Pa könnte ihn zurechtweisen sich nicht in die Angelegenheiten von Erwachsenen einzumischen. Ein bisschen erschrak Eli aber auch, denn ganz langsam sickerte zu ihm durch, dass sein Pa ganz bestimmt ein Nein zu hören bekommen würde. Und dann? "Aber Pa... du musst mit Ma nicht darüber reden. Sie sagt ganz bestimmt nein. Sie ist ganz bestimmt nicht damit einverstanden. Lass uns einfach gehen ohne ihr etwas zu sagen. Dann kann sie uns auch nicht daran hintern."
"Wie das? Du weißt doch, dass ich immer ein Ohr für Dich habe." Randall warf seinem Sohn einen liebevollen Blick über die Schulter hinweg zu. Natürlich - in den letzten Monaten war das mitnichten der Fall gewesen. Diesen Eindruck hatte Eli bestimmt und Erin hatte sich durchaus Mühe gegeben, dass dieser nicht so leicht zu korrigieren wäre. Eli hatte sich inzwischen auf den Stuhl gesetzt, an dem er an den letzten Abenden gesessen hatte. Damit brach er ein bisschen in Randalls Intimsphäre ein, aber daran störte sich Randall nicht. So Eli ihn sehen wollte, war er ihm willkommen - wollte er jedoch ein aufgeräumtes und feines Zimmer sehen wollen - nun, dann hätte er ihn wohl besser darüber informiert- und zwar rechtzeitig. So musste Eli eben mit der Unordnung seines Vaters zu Recht kommen, der hier kein Zimmermädchen und keine Geliebte hatte, die ihm den Raum in Ordnung hielte. Wasser also. Tja, der Reverend hätte meine Unterredung besser nicht gestört, nicht wahr?" Natürlich war es nicht an ihm, sich vor Eli zu rechtfertigen. Er war schließlich der Vater und dessen Verhalten hatte ein Kind zu akzeptieren und nicht zu hinterfragen! Dennoch: Der Junge hatte gesehen, dass er den Reverend geschlagen hatte und auch, dass dieser blutete. Das geschah dem Kerl ganz Recht, denn seine Erin anzutasten, war schon ziemlich dreist. Eli hatte sich aber wahrscheinlich darüber erschrocken und das konnte für Randall durchaus noch den Schuss nach hinten bedeuten, denn dumm war der Junge nicht- in der Hinsicht kam er ganz nach seinem Vater. Langsam nahm Randall den Krug mit Wasser in die Hand und begann, ein Glas mit Wasser zu füllen. "Weißt Du - Eli.. Das ist ein sogenannter Reflex. Ich habe ja nicht sehen können, wer mich da von hinten am Kragen packt und habe mich instinktiv zur Wehr gesetzt. Das ist Alles." Das Glas war fast voll und Randall stellte den Krug zur Seite. Für einen kurzen Augenblick erwog er, sich selber nun doch noch einen Whiskey zu gönnen. Schließlich drehte er Eli gerade den Rücken zu, so dass dieser das kaum würde erkennen können. Andererseits bestand das Risiko, dass er dann auf den Geschmack käme und erst Recht zu viel trank und das konnte er vor Eli kaum rechtfertigen. "Weißt Du - hätte der Reverend nicht so eingegriffen, hätte ich mit Erin nicht Kates Büro bemühen müssen. Ich denke, dann wäre sie auch nicht gefallen. Schon dumm gelaufen - so eine Verkettung unglücklicher Umstände." Mit dem Glas in der Hand drehte sich Randall um und machte Anstalten auf Eli zuzugehen, als dieser ihm fast offen widersprach. Beinahe wäre Randall das Glas aus der Hand gefallen, so schockierte ihn Eli gerade. "Wie? Was? Einfach so?" Erstaunt sah Randall seinen Sohn an, denn er hätte nie angenommen, dass Eli tatsächlich so mutig wäre, sein Leben komplett zurück zu lassen, um mit ihm nach San Francisco zu gehen - und dann noch ohne Abschied von Erin. "Das wäre wohl möglich, ja. Hier, trink erst mal." Lächelnd reichte Randall seinem Sohn das Glas. "Das würdest Du wirklich tun, heimlich mit mir gehen, oder?" Randall war darüber einerseits erfreut, denn welcher Vater freute sich nicht über ein vom Sohn entgegengebrachtes Vertrauen. Andererseits hatte er weder die Absicht sie für die nächsten zehn bis fünfzehnährigen ein Kind ans Bein zu binden, noch sich der Verfolgung wegen Kindesentführung auszusetzen. "Tut mir leid, mein Sohn. Aber wir werden beide warten müssen, bis Deine Ma endlich erkennt, dass es das Beste ist, sie ging mit uns - oder ließe Dich freiwillig mit mir gehen. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, eines Tages mein Gesicht in einem Steckbrief wieder zu finden. "
Eli lächelte etwas beruhigt zurück, als sein Pa ihm versicherte, dass er jederzeit zu ihm kommen könnte. Das wusste er ja, aber trotzdem.. sein Pa hatte es auf den Stufen sehr eilige gehabt... Doch näher wollte er seine Angst nicht unbedingt beschreiben müssen und ließ die Frage unbeantwortet. Ihn interessierte es ohnehin viel mehr, was sein Pa zu dem Zwischenfall mit dem Reverend zu sagen hatte. Er bekam seine Antwort, aber zufriedenstellen wollte ihn diese nicht. Er konnte ja kaum sagen, ob sein Pa die Wahrheit sagte oder nicht. Denn er hatte nicht alles gesehen, um sich ein Urteil bilden zu können. Aber einen Reverend einfach so zu schlagen erschien ihm trotz guten Gründen infam. "Er wollte bestimmt nicht stören," verteidigte Eli Mr. Stevenson und war von sich überrascht. Hatte er das eben tatsächlich gesagt? Innerlich schüttelte der Junge über sich selbst den Kopf und sah dann dabei zu, wie Pa für ihn ein Glas mit Wasser füllte. Dabei versuchte sich dieser weiterhin zu erklären und Eli hörte zu. Reflex... nun, das Wort hatte er schon einmal gehört. Wo nur? Er grübelte darüber nach und kramte in seiner Erinnerung herum und glaubte zumindest im Ansatz seinen Pa zu versehen. Er hatte einfach reagiert, ohne nachzudenken. Das war es! Und Pas Erklärung klang dazu auch noch sehr einleuchtend. Eli nickte zufrieden. Sehr schön. Sein Pa hatte nicht absichtlich zu geschlagen oder weil es sich um den Reverend gehandelt hatte. Er hatte sich bedroht gefühlt. Da hätte wohl selbst Eli einfach so zu geschlagen. Das verstand er sehr gut. Auch alles was danach passiert war schien nun auf einmal eine logische Verkettung der Dinge gewesen zu sein. Eli atmete erleichtert auf und entspannte sich wieder. Doch dieser Zustand währte nur kurz, weil sein Pa offensichtlich über seinen Einwand mit dem Weglaufen zunächst verblüfft war und ihn dann seinen Plan auszureden versuchte. Mit mürrischem Gesichtsausdruck nahm Eli seinem Pa das Glas Wasser ab war und nippte lustlos daran. "Ja, das würde ich tun. Einfach so. Hier ist nichts, was ich vermissen würde," sagte er grimmig und meinte im Augenblick jedes Wort. Er konnte auf Clara verzichten und auf Ma sowieso. Auf den Reverend und diesen Jeremiah konnte er pfeifen. So lange er mit Pa zusammen wäre, wäre ihm alles andere egal. Nur sah es sein Vater leider anders und weckte damit in Eli Trotz. Obwohl er gute Argumente hatte, wollte Eli sie nicht hören. Was interessierte es ihn, ob Ma einverstanden war oder nicht? Von ihm aus konnte sie auch hier bleiben...
"Wir können doch wirklich alleine gehen? Clara wird niemals mitkommen, nicht wenn Ma hier bleibt und Ma... der gefällt doch irgendwie dieser neue Reverend. Die kommt nicht mit. Vergiss es Pa. Es gibt nur dich und mich. Das reicht auch. Völlig. Sobald der Schnee weg ist, sind wir auch weg. Ma braucht mich doch gar nicht. Außer wenn sie jemanden sucht, der ihre Launen austrägt. Darauf hab ich keine Lust mehr, Pa."
"Na, das will ich ja mal hoffen." Randall stellte das Glas vor Eli auf den Tisch, ohne sich weiter zu erklären. Dem Grunde nach war es ihm wurscht, was Stevenson sich gedacht hatte und was nicht. Für sich hatte er den Wunsch nach einer heilen Familie mit Erin und den Kindern bereits als unerfüllbar abgeschrieben. Allerdings hieß das nicht, dass er nicht noch immer Erin als seinen Besitz begriff und ein Recht auf Glück oder Liebe hatte sie in seinen Augen schon dadurch verloren, dass sie ihn einfach hatte sitzen lassen. "Das brauchst Du Dir auch so nicht bieten lassen, Eli." Randall wusste, dass er gerade dabei war, Eli und seine Mutter zu entzweien. Zumindest gestaltete er deren Beziehung damit schwieriger, als sie ohnehin schon war. Eli durfte vielleicht nicht zum Spielball der Eltern werden, aber die Launen seiner Mutter aushalten zu müssen, würde ihm auch nicht gerecht. Ärgerlich zog Randall seine Augenbrauen zusammen. Elis Vorschlag wollte ihm nicht gefallen. Er dachte ja gar nicht daran, die Stadt schon so bald wieder zu verlassen und schon gar nicht mit Eli! Außerdem hatte er hier noch längst nicht alle Möglichkeiten, Geld zu verdienen, ausgeschöpft. "Ich sagte doch, dass wir nicht einfach so gehen können, Eli. Deine Mutter würde mir sicherlich den Sheriff auf den Hals hetzen und Du willst doch bestimmt nicht Deinen alten Vater hinter Gittern besuchen müssen, oder?!" Randalls Grinsen geriet schief und konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er sich ärgerte. Trotzdem bemühte er sich um äußere Gelassenheit und trank zunächst, um sich wieder zu beruhigen. "Entschuldige, ich meinte es nicht böse. Ich verstehe ja, dass Du Dich bei Deiner Ma nicht mehr unbedingt wohlfühlst. Was also hälst Du davon, wenn wir einfach so viel Zeit wie möglich zusammen sind - bis zum Frühjahr eben hier in Camden Village?"
Eli warf seinem Pa einen skeptischen Blick zu. Dessen Behauptung, dass er sich von seiner Ma nichts gefallen lassen musste, hätte er nur zu gerne geglaubt, aber die Realität sah da leider ganz anders aus. Eli hatte zu viel erlebt und durchgemacht, um sich noch so leicht und schnell von ein paar tröstenden Worte einlullen zu lassen. Und doch, so ein kleines bisschen war er doch bereit dazu sich auf den Vater zu stützen und zu verlassen. "Meinst du ja?," fragte er verunsichert und neigte den Kopf etwas zur Seite, als müsste er gerade schwer nachdenken. "Und wie denkst du, dass ich das anstellen kann? Ich bin doch noch nicht mal zehn und Ma hält mich für einen kleinen Jungen. Da hab ich gar nichts zu melden," er seufzte schwer, vor allem in Erinnerung daran, dass Erin ihm sogar auf erzwungen hatte sich für eine für ihn nie enden wollende Zeit Johns Regeln zu unterwerfen. Andauernd verlangte sie nun von ihm den selben Gehorsam ihr gegenüber oder gar dem Reverend, obwohl er ihn nicht kannte und die Mutter für ihn zu eine Fremde geworden war. Einen weiteren Dämpfer erlebte Eli, als Randall all seine wirklich gut hervorgebrachten Argumente für ein Gehen zu zweit abschmetterte und mit durchaus vernünftigeren Argumenten dafür sorgte, dass Eli einsah, dass seine Ideen recht unreif waren. Sicherlich würde seine Ma John informieren und sich furchtbar aufregen, wenn Eli erst einmal weg war. Doch Eli hielt das im Augenblick weniger als ein Zeichen dafür, dass es aus Liebe geschehen würde, als vielmehr aus egoistischen Gründen, aus denen Erin seinem Pa nicht die Vaterfreude gönnen wollte. Er seufzte schwer, sah betrübt zu Boden und sackte auf dem Sessel in sich zusammen. Die Lage war aussichtslos. Da half es ihm auch nicht, dass ihm sein Pa anbot mit ihm so viel Zeit wie möglich zu verbringen. Denn was wäre nach dem Winter? Ging sein Pa dann einfach ohne ihn, weil er nicht kämpfen wollte? Oder würden die Eltern kämpfen, aber am Ende seine Ma gewinnen? Die Chancen dafür standen wohl sicherlich gut, was für Randall und Eli aber von Nachteil wäre. Elis Stirn umwölkte sich, während er nach einer Lösung suchte, aber sich keine finden wollte. Denn wie es ihm schien, gab es keine. Fragte Pa seine Ma, würde diese Nein sagen und fragte er nicht und sie gingen, würde man sie suchen. Oder lag es gar an etwas ganz anders? Denn bisher hatte sein Pa ja Ma noch überhaupt nicht gefragt, oder doch?
"Was ist dann im Frühjahr, Pa?", fragte er schließlich etwas angespannt und sah Randall mürrisch an. "Fragst du dann endlich Ma? Oder haust du dann einfach feige ab?"
Randall seufzte und griff nun doch gegen allen Vorsätzen zum Trotz zur Whiskeyflasche. Nur einen winzigen Schluck.. zur Beruhigung. Wahrscheinlich machte er sich damit auch etwas vor, aber der blieb diesem Gedanken treu und goss sich gerade mal einen Fingerbreit ein. "Stimmt, aber ich bin Dein Vater und habe auch Etwas dazu zu sagen. Nehme ich Dich mit zum Eisangeln oder Eisstockschießen, kann Deine Ma ihre Launen nicht mehr an Dir auslassen." Randall statuierte, während er das Glas zum Mund führte und den Whiskey hinunter kippte. Wohlige Wärme breitete sich in ihm aus, nachdem das Brennen in seinem Hals nachließ. Der Alkohol wirkte tatsächlich wie eine Art Balsam auf seiner aufgewühlten Seele und ließ seine Gereiztheit einer gewissen Heiterkeit weichen. "Im Frühjahr schmilzt der Schnee und wir können die Reise nach San Francisco antreten - und bis dahin habe ich Deine Ma auch nicht nur gefragt, sondern sie davon überzeugt, dass es für Dich besser ist, mit mir zu gehen, als ohne Vater bei ihr aufzuwachsen." Randall stellte sein Glas ab und widerstand der Versuchung, sich einen weiteren Whiskey einzuschenken. Am Liebsten hätte er Eli hinausgeworfen, um sich gepflegt zu betrinken, aber noch brauchte er die Loyalität des Jungen. Dieser war immerhin der offizielle Grund, sich in diesem Kaff aufzuhalten.
Eli war weder über sich noch über seine Worte schockiert. Trotzdem wusste er, dass er gerade nicht unbedingt mit dem nötigen Respekt gesprochen hatte. Entsprechend biss er sich auf die Unterlippe und harrte mit einem kleinen Knoten im Bauch der Dinge entgegen, die sein Pa gleich erwidern würde. Böse oder wütend hatte Eli seinen Pa noch nie erlebt, aber hin und wieder konnte dieser doch scharfe und direkte Worte ihm gegenüber in den Mund nehmen. Doch es geschah nichts weiter, als das sein Vater erst einmal zur Whiskeyflasche griff, um sich ein Glas zu füllen. Das hatte John früher auch immer gemacht, wenn er entweder keine Antwort gewusst hatte oder einer entgehen hatte wollen. Zumindest hatte dies immer so auf Eli gewirkt. Sein Pa war da scheinbar nicht sonderlich anders und Eli ließ unruhig die Beine baumeln und rutschte auf dem Stuhl hin und her. Er saß gefühlt schon wieder eine halbe Ewigkeit und konnte die Beine darum nicht mehr länger ruhig halten. Schließlich fand sein Vater doch noch Worte, die Eli schnell die Sorge über eine Rüge vergessen ließen und ihm ein Lächeln ins Gesicht zauberten. Ja, so hatte er das noch nie gesehen. Sein Pa hatte recht. Er hatte genauso viel zu sagen wie seine Ma. Eben weil er sein Pa war. Und wenn sie ständig etwas fanden, was sie gemeinsam unternehmen konnten, würde Ma auch nicht mehr so viel Zeit übrig haben, ihm das Leben zu erschweren. Aber er konnte sich auch genauso gut vorstellen wie sie ihm jeden Abend die Meinung geigte und ihm irgendwann verbot sich mit seinem Pa zu treffen. So gemein konnte sie durchaus sein. Aber das erwähnte er jetzt lieber nicht, denn am Ende verlor sein Pa noch die Lust darauf ihm alles so positiv wie möglich zu verpacken. Eli hatte das schon durchschaut und im Moment war er mehr als bereit dazu das Glas wie sein Pa auch halbvoll anstatt halbleer zu betrachten. Zudem klang Eisangeln und Stockschießen mehr als verlockend. Nur die Frage, wann er Ma sagen wollte, dass er Eli mitnahm ließ Randall etwas wage offen, fand Eli und der Junge verzog gleich wieder das Gesicht. Für ihn war der Zeitraum "Im Frühjahr" undendlich weit entfernt und nur schwer abzusehen. Schmolz der Schnee hier schon im Februar oder erst im April? Selbst März klang unendlich weit. Sein Pa würde also Wochen haben, um seiner Ma die Pläne zu unterbreiten oder eben nicht. Was konnte nicht alles in vier oder acht Wochen passieren, dass ein Vorhaben sabotierte. Eli war längst zu oft von den Erwachsenen enttäuscht worden, um Zuversicht zu empfinden. Auch hatte der Zusammenstoß im Flur unten einen merkwürdigen Nachgeschmack hinterlassen, um wirklich überzeugt von seinem Pa das Feld zu räumen. Und zum ersten Mal hatte Eli nicht nur die Angst davor seine Ma könnte nein sagen, sondern auch jene, sein Pa könnte am Ende ohne ihn wieder abreisen. Bis lang war er überzeugt gewesen, dass sein Pa alles tun würde, um ihn mitzunehmen. Doch um so länger dieser zögerte mit Erin darüber zu sprechen und sich hier gemütlich auch noch einquartiert hatte, um so mehr Zweifel kamen Eli am Vater und an der Sache. Doch auch diese Gedanken behielt er für sich. Vorerst.
"Ich will das mal hoffen," murmelte Eli mit fehlendem Enthusiasmus und rutschte vom Sessel. Mit einem kleinen Lächeln wollte er jedoch seinem Pa zeigen, dass alles wieder in Ordnung war und fragte daher auch gleich mit etwas mehr Begeisterung: "Können wir morgen gleich nach der Schule Stockschießen gehen? Heute muss ich nach Clara sehen und Ma will bestimmt, dass ich mit nach Hause gehe... aber Morgen, Morgen habe ich Zeit." Mit diesen Worten ging Eli bereits zur Tür, denn er war schon viel zu lange hier im Zimmer gewesen. Sein Auftrag war klar gewesen. Clara holen und zu Ma bringen. Dann nach Hause. Wahrscheinlich hatte Ma schon längst selbst nach Clara gesucht und war wieder einmal enttäuscht oder aufgebracht über ihn. Besser er ging jetzt.
"Na, klar. Wollen wir uns hinter der Schule treffen, oder soll ich Dich lieber abholen?" Randall drehte sich zu Eli um und sah ihn fragend an. Es konnte sein, dass es diesem vor den Kindern stolz machen würde, seinen Pa präsentieren zu können. Ihm jedoch wäre es lieber, Erin noch nicht so bald wieder zu sehen. "Wir könnten noch gut drei bis vier Stunden Tageslicht genießen." Versonnen sah Randall an dem Jungen vorbei ins Leere. Der Forrest Lake war bestimmt zu einem großen Teil, wenn nicht gar ganz, zugefroren und bot ihnen reichlich Platz zum Eisstockschießen. "Ich bringe gerne die Angeln mit - irgendwo ist vielleicht noch ein natürliches Loch im Forrest Creek oder Mill River." Je länger er darüber nachdachte, desto mehr freute er sich auf den Aufenthalt am See. Dabei dachte er weniger an die Anwesenheit Elis, der mit seinem Plappern ohnehin leicht die Fische verscheuchen konnte, als an die Ruhe, den glitzernden Schnee und den Freiraum, den er dabei genoss. Hier in Camden Village musste er doch ständig auf der Hut sein, um nicht aufzufallen oder versehentlich zu offenbaren, womit er sein Geld verdiente. "Na, dann - mach Dich mal lieber auf den Weg. Nicht, dass Deine Ma Dir deswegen Hausarrest gibt. Wäre doch schade." Aufmunternd und fröhlich zwinkerte Randall seinem Sohn zu, der es nun wirklich eilig zu haben schien.
Eli wollte schon spontan darauf einstimmen, dass ihn sein Pa vor der Schule traf, musste dann aber sofort an Ma denken. Die würde ihn ja sehen und auch mitbekommen wohin Eli verschwand. Dass würde sie beim ersten Mal nicht unterbinden können, ihn aber wohl am Abend den Umgang nach der Schule mit seine Vater verbieten können. Oder sie kam dazu und führte sich wie eine wilde Furie auf, und blamierte ihn vor den Mitschülern und Pa. "Hm...", schon an der Tür angekommen, machte Eli ein nachdenkliches Gesicht. Denn Pa den anderen zu zeigen wäre natürlich auch eine großartige Sache gewesen. Nicht einmal das konnte ihm Ma gönnen... "Hm... ich denke es ist besser wir treffen uns nach der Schule hinter der Schule. Da kann uns Ma nicht sehen und uns nicht davon abhalten." Ja das erschien Eli die besser Variante und die sicherste. Alles andere hörte sich für Eli jedoch vielversprechend an und ihn packte bereits jetzt schon eine gewaltige Unruhe, wenn er nur an Montag Nachmittag dachte. "Oh ja, bring die Angel bitte mit Pa. Da sind nämlich ganz bestimmt ein paar Löcher. Ich weiß, dass an den Samstagen einige der Männer hier vom Ort raus zum See gehen, um zu eisangeln. Die schlagen ihre Löcher selbst. Da können wir bestimmt die Angel reinhängen." Ein begeistertes Lächeln huschte über Elis Gesicht, ehe er sich auf das Drängen seines Pas wieder der Tür zuwandte und sie öffnete. "Pffff," machte er ziemlich verächtlich als Pa die Sorge um Hausarrest ansprach. "Selbst wenn... das hat mich noch nie von etwas abgehalten," nur kurz sah Eli etwas erschrocken drein, als er sich bewusst wurde dass er ja eigentlich hier mit seinem Pa sprach und nicht mit dem besten Freund. Aber irgendwie war er sich ziemlich sicher, dass ihn Pa nicht an seine Ma verraten würde. So grinste er bereit und winkte Randall noch einmal kurz zu, ehe mit einem "Bis morgen Pa," die Tür schloss, um eilig nach unten zu laufen. Immerhin hatte er ja einen Auftrag...