Die Zimmer der Lustspiele sind dem Erdgeschoss nicht ganz so ebenbürdig pompös ausgestattet. Man hat sich bemüht im Nachhinein die Wohung umzubauen und die Zimmer gemütlich zu gestalten. Zentral im Raum ist jeweils das große Himmelsbett, das je nach der Lieblingsfarbe des dort "arbeitenden" Mädchens gehalten wurde (himmelblaues Dach, himmelblauer Überwurf usw.). Jeweils wird ein Zimmer von einem Ofen erwärmt und an den Fenstern wurden schwere Vorhänge angebracht, die vorgezogen werden können. Entsprechend den Wünschen der Kunden sind die Zimmer unterschiedliche ausstaffiert. Es gibt ein Zimmer mit einem großen Spiegel über dem Bett, eines mit einer eigenen Badewanne, verspielte, nüchterne oder "dominate" Zimmer.
Alle Mädchen müssen nicht auf unzähliges "Spielzeug" verzichten.
Huan wartete bis ihr Mister Foster den Weg zeigte und war etwas überrascht, dass er sich dazu herabließ ihr den Weg nach oben zu zeigen. Das machte sie sofort wieder misstrauisch und sie vergaß jeden Gedanken darüber wie galant und charmant dieser Mann war. Er war wohl wie alle anderen. Er wollte doch seinen Moment mit ihr. So lief es doch immer ab. 'Bescheid stoßen' wie es ihr erster noch in Sacramento genannt hatte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das eben noch empfundene Hochgefühl war verflogen und sie folgte ihm. Zwar bedingungslos gehorsam, aber mit innerem Widerwille. Jeder Schritt der sie weiter nach oben brachte, fiel ihr schwerer, aber sie musste ihn machen und versuchte sich mit einem aufmerksamen Blick mit dem sie ihre neue Umgebung musterte abzulenken. Hübsch war es hier in der Tat. Auch eine Etage höher, doch das tröstete Huan nicht darüber hinweg, dass Foster sie wie jeder andere vor ihm 'markieren' wollte. Und dennoch fand sie Zeit die schöne Tapete, und den schweren Teppich zu bewundern, die kleinen Tischchen neben den Zimmertüren mit Topfpflanzen darauf und Gemälden an den Wänden. Es war anders, als die Etablissements die sie kannte. Auch wenn sie versucht war alles an diesem neuen Ort abzulehnen, einfach weil es ein Bordell war, fiel ihr dies hier schwerer als üblich. Sie gestand es sich nicht gerne ein, aber es gefiel ihr. Es war eine Verbesserung. Eine die sich wohl auszahlen sollte... An der Zimmertür mit der #2 daran blieb Foster stehen. Hier würde sie also leben und arbeiten müssen. Hier war ihr neues Gefängnis...
In Gedanken versunken ging der Bostoner seiner neuesten Erwerbung voran. Er hatte keinen Blick für die zahlreichen Möbelstücke und Accessoires, an deren Anblick er sich sonst jedes Mal im Vorbeigehen weidete. Denn es steckte auch viel – genaugenommen sogar so gut wie alles – von seinen Ersparnissen in diesem Haus, und er war nicht wenig stolz auf den gediegenen Eindruck, den es machte, von innen wie von außen. In einer anderen Situation hätte er wahrscheinlich das Verhalten Huans mit einer gewissen Befriedigung aufgenommen, sprach es doch klar davon, wie beeindruckt sie war. Bewunderung für seinen Besitz, und als den sah er das Queen of Hearts an, war fast so gut wie Bewunderung für ihn selbst. Jetzt registrierte er es nicht einmal. Er wandte ihr den Rücken zu, denn es war ja ohnehin undenkbar, daß sie etwas anderes tat, als ihm ergeben zu folgen. Da war es nicht notwendig, sie ständig im Auge zu behalten. Sie wäre vielmehr ziemlich dämlich gewesen, hätte sie angesichts dieses Hauses Reißaus genommen. Tausend gegen eins würde sie nirgends etwas vergleichbares, geschweige denn etwas besseres finden. Dennoch hätte er ihr schon aus purer Gewohnheit mehr Aufmerksamkeit gewidmet, wären da nicht seine Pläne für den Abend gewesen, die ihm gegenwärtig immer wieder durch den Kopf gingen. Er blieb sogar für eine Sekunde vor der Tür zu dem freien Zimmer stehen, bevor er sich der Tatsache bewußt wurde, daß seine Füße ihre Tätigkeit reflexartig eingestellt hatten, wohl um seine Nase vor einer unangenehm engen Bekanntschaft mit der massiven Holztür zu bewahren.
Dean schabte sich mit einer Hand über das stoppelige Kinn und stieß dann die Tür mit einem Schwung auf. Indem er in das Zimmer dahinter trat, machte er eine lässige Handbewegung, die den gesamten Raum einschloß. Er sprach zu der Kleinen, ohne sich zu ihr umzudrehen. "Hier ist von jetzt an dein Raum. Du wirst hier arbeiten und schlafen. Ich erwarte, daß es hier immer so anständig aussieht, wie sich’s in einem erstklassigen Haus gehört, klar? Ich will keine Klagen von den Kunden hören." Dann drehte er sich um und maß sie mit einem Blick, der verriet, daß er mit seinen Gedanken schon wieder irgendwo anders war. Es fehlte sogar das selbstgefällige, aber durchaus charmante Lächeln, das ihr sonst sicher gewesen wäre. Er sah beinahe nachdenklich auf sie hinunter, oder eher durch sie hindurch. "Ansonsten kannst du dich hier einrichten, dagegen hab ich nichts. Nur das Geschäft muß ordentlich laufen. Alles verstanden? Gut." Ohne ihre Antwort abzuwarten, warf er noch einen Blick auf die Einrichtungsgegenstände rundum, als habe er irgend etwas zu sagen vergessen und könne den fehlenden Gedanken hinter einer Kommode oder einem Schrank versteckt erspähen. Schließlich räusperte er sich. "Ja, ich denke, es ist alles klar, Mädchen. Solange du dich gut aufführst, ist alles bestens. Jetzt pack erst mal deinen Kram aus, und dann schwingst du deinen kleinen Hintern nach unten und machst dich da nützlich." Einen kurzen Moment sah er noch sinnierend vor sich hin, dann nickte er. Sie wußte nun bescheid, um den Rest würde er sich nicht mehr kümmern. Jedenfalls solange alles lief, wie er es bestimmt hatte...
Huan, noch immer davon überzeugt, dass sie in dem schönsten Zimmer ihres Lebens stand, auch wenn es das Zimmer eines Bordells war, wusste gar nicht, wie sie sich hier einfügen sollte. Sie besaß nicht einmal hübsche Kleidung, die hier her gepasst hätte. Es war ihr unvorstellbar, wie in einem solch edlen Bett solch schlüpfrige Dinge passieren konnten.
Es war ihr unfassbar, dass das hier tatsächlich 'ihr' Raum sein sollte. Ein eigenes Zimmer, das sie sich nicht mit den anderen würde teilen müssen? Hatte sie das richtig gehört? Sie nickte automatisch, nicht in der Lage etwas vernünftiges über die Lippen zu bringen. "Klar, Mister Foster," hauchte sie letztendlich doch, weil sie nach wie vor nicht in der Lage war, einzuschätzen, was einen wie Mr. Foster aus der Ruhe brachte. Noch wusste sie nicht ob er einer der cholerischen Art war oder eher der ruhigere Typ. Sie war es gewohnt vorsichtig zu sein. Es bereitete ihr zwar gewaltige Bauchschmerzen, dass er von ihr Erfolge erwartete, aber da war er nicht sonderlich anders, als die Männer, die sie bereits in dieser Berufssparte kennengelernt hatte. Er hatte für sie gezahlt, er sorgte für sie, dann hatte sie gefälligst dafür zu sorgen, dass die Einnahmen stimmten. Das hatte sie schon viel früher begriffen und entsprechend nickte sie auch. Gefallen musste ihr das natürlich nicht.
Es war nicht viel nötig, um Huan dazu zu bringen, sich in diesem Zimmer einzurichten. Sie brannte förmlich darauf und als Mr. Foster schließlich die Erlaubnis dafür gab, hob sie ihr Bündel auf und brachte es zu dem Bett.Dort legte sie es sehr vorsichtig auf die schöne Tagesdecke ab und fing an die wenigen Habseligkeiten auszupacken...
Es entging Dean nicht, welchen Eindruck auch die Einrichtung dieses Raums auf die kleine Gelbe machte. Das schmeichelte seinem Ego nicht wenig, hatte er sich doch vorgenommen, diesen Laden zum besten seiner Art zu machen. Hier war kein Platz für knickrige Einsparungen, für die zweitteuersten Kissen auf den Betten oder die zweitschönsten Bodendielen. Es war alles angelegt, um zu beeindrucken, denn er hatte mit Hayway besprochen, dass sie ein ganz neues Geschäftskonzept versuchen würden, um die Konkurrenz abzuhängen: Das Queen of Hearts sollte als das edelste Freudenhaus der gesamten Umgebung bekannt werden, damit man allein schon zu dem Zweck bereit war, die geplanten hohen Preise zu zahlen, um damit vor seinen Bekannten prahlen zu können. Wer hier Gast war, sollte das als eine Auszeichnung empfinden, eine Art Ritterschlag unter Freiern. Daher musste alles stimmen – die Räumlichkeiten und natürlich auch die Mädchen. Die Kleine würde also noch früh genug merken, was er und sein Partner von ihr erwarteten: Sie würde ein bezauberndes Lächeln bieten müssen, ganz gleich, wie sie sich fühlte. Immer. Sie würde im Luxus leben dürfen, doch dafür würde sie auch Teil dieses Luxus sein müssen. Eine Leistung unterhalb von hervorragend würde auf Dauer nicht toleriert werden. Da ihr also ein ernüchterndes Erwachen noch bevorstand, beschloss ihr der Bostoner, durch ihre bewundernden Blicke und ihre unterwürfige Art in eine gönnerhafte Stimmung versetzt, noch ein kleines Weilchen des staunenden Umsehens zuzugestehen.
Er lehnte sich gegen den Türrahmen, hakte einen Daumen in die Westentasche und grinste lässig. Es war für den ehemaligen Berufsspieler und Stammkunden in diversen Freudenhäusern großer Städte schon amüsant, wie sie beinahe ehrfürchtig vor den teueren Möbelstücken stand und ihre wenigen, allzu wenigen Habseligkeiten auszupacken begann. Verdammt, ihr Vorbesitzer hatte das Mädchen ja fast mit blankem Hintern hier abgeliefert..! Er würde ihr wohl einige sündhaft teure Kleider als Grundausstattung kaufen müssen – das würde er dann natürlich in Absprache mit Hayway von ihren ersten Verdiensten abziehen, die damit noch spärlicher ausfallen würden. Im Grunde war das ja auch egal, die Kleine hat ohnehin nichts mitzureden. In diesem Moment hörte er die Stimme seines neuen Partners von unten. Dean stieß sich vom Türrahmen ab, ging einen Schritt aus dem Raum und hörte Alice antworten. Dennoch beugte er sich in Richtung Treppe und rief nach unten. "Ich bin hier oben, Hayway. Hab unseren Neuzugang in Empfang genommen." Dann wandte er sich wieder Huan zu. "Also, richt dich hier ein, Schätzchen. Danach schwingst du deinen süßen kleinen Hintern runter und machst dich nützlich, wie ich’s dir gesagt habe." Damit machte er Anstalten, nach unten zu gehen. Es war nicht zu erwarten, dass sich das Mädchen irgendeine Dummheit oder sogar Ungehorsam leisten würde. Er hatte also im Moment besseres zu tun, als sie zu beaufsichtigen. Schließlich schritt die Zeit voran, er wollte den Laden bald eröffnen, und dann waren da der kleinen Wildkatze Kate noch die Krallen etwas zu stutzen, denn die hatte in Sachen Gehorsam nun wirklich noch Defizite...