Jethro mit Witashnah und Kleine Krähe vor ihrem Haus. Oliver Sundance kommt dazu.
Witashnah war erleichtert und gleichzeitig auch ein wenig enttäuscht. Dabei war beides Dumm. Ob sie nun heute oder morgen das Reservat aufsuchen würden, es wäre ja völlig gleich. Wichtig war für sie nur, dass es geschehen würde. Sie würde sich den Weg merken können und Jethro und vor allem der kleinen Krähe ihre Leute zeigen. Auch wenn das Lager natürlich vor allem von Arapahoe bewohnt war. Dass dort mittlerweile auch Cheyenne und sogar Lakota lebten, wusste die junge Squaw nicht.
Jethro machte den Tag des Besuches aber davon abhängig, was in seinem anderen Haus, dem großen Haus was die kleine Krähe aus ihr nicht begreifbaren Gründen so begeistert hatte, an Arbeit anfiel. Das war Witashnah absolut recht. Denn eigentlich war es einerlei wann sie gingen und wenn es morgen wäre, könnte sie wenigstens noch ein paar Dinge vorbereiten. Sie wollte nicht ohne ein kleines Geschenk gehen. Nicht nachdem Tadewi Niyol sie so reichhaltig beschenkt hatte. Und die Heilerin, die ihr die Hand verbunden hatte! Auch sie sollte irgend eine Anerkennung erhalten. Ach, das würde schwierig werden.
Taoya-te-duta war offenbar nicht ganz so begeistert wie sie selber, dorthin zu gehen. Sie würde mit ihrem Sohn noch darüber sprechen müssen. Zwar lag die Entscheidung, ob er sie begleiten würde oder nicht letztendlich bei ihm, aber er würde gar nicht wissen, was er verpassen würde. Es gab so viel zu erfahren. Und Tadewi Niyol... Witashnah fühlte, wie sie ein wenig errötete... er würde ihren Sohn kennen lernen. Und ihn sicherlich mögen. Und Jethro...
Das war etwas, über dass sie sich noch wirklich im klaren werden müsste. Sie liebte diesen Mann. Das hatte sie gerade heute wieder erfahren. zumindest nahm sie das einmal an. Sie fühlte Zuneigung und Dankbarkeit. Und irgendwie auch Begehren. Wenn Liebe noch mehr war als das, dann wusste sie es nicht. Aber sie war zufrieden damit und zum ersten Mal seit Ewigkeiten fühlte sich die junge Lakota wieder relativ unbeschwert.
Und dann kam dieser Mann daher!
Witashnahs Eingeweide krampften sich zusammen. Dabei kannte sie diesen Mann doch gar nicht. Dennoch spürte sie sofort eine ungewisse Furcht in sich aufsteigen. Ihre Hand klammerte sich fester an die von Jethro und sie versuchte sich so zu bewegen, dass ihr Mann zwischen dem Fremden und ihr blieb. Aus schwarzen Augen fixierte sie diesen Fremden und ihre Furcht war nahezu spürbar.
Jethro mit Witashnah und Kleine Krähe vor ihrem Haus. Oliver Sundance kommt dazu.
Es beruhigte Jethro, dass Jacob zu seinen Worten genickt hatte. Gut, der Junge wusste Bescheid und Jethro konnte sich seiner Arbeit zuwenden und die beiden erst einmal alleine lassen. Lieber wäre es ihm natürlich gewesen Witashnah und Jacob würden mit ihm ins Bordell kommen. Dort konnten sie in der Küche unbehelligt den Tag verbringen und er auf sie aufpassen. Aber es war ein Ding der Unmöglichkeit Witashnah auf Grund ihrer Vergangenheit in das Bordell zu zwingen. Er nickte den beiden noch einmal zu, da Witashnah nichts weiter zu seinen Worten zu sagen hatte und wollte aufbrechen. Zumindest hatte er das vor, denn gerade als er die Zigarillo erneut entzünden wollte um loszumarschieren sah er ihn. Diesen Mann, der einfach neben dem Haus stand und sie anstarrte und dabei knapp grüßte. Der junge Cowboy war für Jethro allerdings kein absoluter Fremder. Man hatte sich gelegentlich im Saloon gesehen und bei vorsichtiger Nachfrage beim Barkeeper erfahren, dass der Junge draußen bei Simones auf der Ranch arbeitete. Mehr aber wusste er nicht über den Mann. Jethro war noch nicht lange genug in der Stadt um zu wissen, was dieser Cowboy für einer war. Witashnah dagegen schien gleich wieder Gefahr zu wittern, so wie sie sich an seine Hand klammerte. Ein knapper Blick auf die Squaw ließ erkennen, dass sie geschickt nach hinten auswich, um Jethro zwischen sich und den Cowboy zu bringen. Wenn er sich nur an seinen Namen erinnern könnte....
"Guten Tag, Mister," erwiderte Jethro ganz gelassen und löste sich von Witashnah um zu dem Cowboy zu treten. "Kein gutes Wetter für n'Spaziergang. Kann ich ihnen irgendwie helfen?"
Oliver bemerkte sofort, wie ängstlich die Indianerin auf seinen höflichen Gruß reagierte. Das hatte er nicht beabsichtigt. Er fragte sich, ob sie jedem Fremden so misstrauisch gegenüber war, oder ob das speziell ihm selbst galt. Er beschloss jedenfalls erst einmal nicht näher an die Gruppe heran zu treten, sondern die paar Meter Entfernung beizubehalten, um die indianische Frau nicht noch nervöser zu machen. Gleichzeitig hob er die Kapuze des Mantels ein bisschen aus seinem Gesicht, damit sie sah, dass er noch recht jung war und eigentlich nichts von ihm zu befürchten hatte. Jethro hingegen schien da furchtloser zu sein und kam ein paar Schritte auf Oliver zu.
"Sundance, Oliver Sundance," stellte sich der junge Mann vor, vermied es aber die Hand auszustrecken. Diesen ersten Schritt sollte der Ältere übernehmen. "Wir hatten noch nichts miteinander zu tun, aber ich habe Sie schon in und wieder hier in der Stadt gesehen," fuhr Oliver fort. Als Jethro näher kam, musste Oliver den Drang unterdrücken, ein paar Schritte zurück weichen zu wollen. Er mochte es nicht wirklich, wenn Männer die größer waren als er zu schnell auf ihn zukamen. Zwar glaubte Oliver, dass er selbst der kräftigere von den beiden war, aber er Instinkt ist Instinkt. "Nun, ich hatte eigentlich vor Reverend Stevenson bei seinem Empfang zu begrüßen und bin auf dem Weg dahin. Ich hoffe, er ist noch dort. Kommen Sie gerade aus dem Twins Fall?" fragte Oliver und zog sich den Mantel wieder etwas enger um den Hals, um gegen die Kälte anzukämpfen.
Jethro mit Witashnah und Kleine Krähe vor ihrem Haus. Oliver Sundance dabei.
Witashnah wäre froh gewesen, wenn sie endlich wieder in ihrem Haus wäre. Dass es einmal so weit kommen würde, hätte sie dabei nie gedacht. Ein Holzkasten wie so ein Haus es war, würde dabei doch nie wirklich ein Heim sein können. Aber Witashnah fühlte sich hier sicher, hatte ihren Sohn bei sich und wusste auch, dass Jethro sie hier immer beschützen konnte und würde. Und auch wenn sie sich hier nicht wirklich wohl fühlte, kam es dem doch am nächsten.
Und Jethro tat auch genau das. Nachdem er sich kurz vergewissert hatte, dass es ihr und der kleinen Krähe soweit gut ging, trat er ein-zwei Schritte vor und sprach dann mit dem fremden Mann. Dieser schien dann aber doch keine Gefahr zu sein. zumindest wirkte es so. Doch Witashnah hatte hier in der Stadt schon zu viel Schlimmes erlebt um das einfach so zu glauben. Ihre gebrochene und geschiente Hand sprach da Bände.
Kurz schätzte sie die Situation ab. Sie würden ohne weiteres ins Haus kommen können. Jethro würde den Mann abschirmen und die kleine Krähe könnte die Tür öffnen um sie beide einzulassen. Doch irgendwie hatte sie das Gefühl, dass das einer Flucht gleichkam, die Jethro in diesem Fall nicht gutheißen würde sollte sich dieser Weiße als friedfertig herausstellen. Also blieb sie lieber in seiner Nähe.
Jethro mit Oliver auf der Straße (Witashnah und Kleine Krähe an der Tür)
Jethro warf einen letzten, kurzen Blick auf 'seine' Familie, ehe er weiter auf den jungen Mann zutrat, der sich ihm als Oliver Sundance vorstellte. Ein interessanter Name. Sonnentanz.. etwas, das er mit den Indianern verband, aber nicht mit einem Milchgesicht. Dieser Sundance hatte auf jeden Fall so viel indianisches Blut in sich wie Witashnah weißes. Zu Sundance Glück blieb dieser an Ort und Stelle stehen und verleitete Jethro nicht dazu nach dem Revolver zu greifen. Denn seit die halbe Stadt Witashnahs Freund hatte hängen wollen und dann auch noch einen Übergriff auf Jethro und die Familie gestartet hatte, war Jethro nervös und verständlich rasch mit der Hand am einzigen Schutz, auf den er sich zu verlassen wusste.
Als Sundance die Kapuze abnahm, die er wohl zum Schutz gegen die Kälte und den Schnee trug kam tatsächlich das jugendliche Gesicht zum Vorschein, dass er eben zu erkennen geglaubt hatte. Wenn er sich also richtig erinnerte, dann arbeitete der Junge draußen bei Simones. Auf die Worte des jungen Mannes schwieg Jethro zu nächst, kaute auf seiner Zigarillo herum, stieß Rauch aus und musterte Sundance mit Gelassenheit. "So, haben sie das, Mister Sundance?", die Zigarillo wanderte auf die andere Seite und Jethro spuckte etwas Tabak aus. "Wohl wahr," fügte er hinzu und ließ ein knappes und seltenes Schmunzeln sehen, das rasch wieder von seinen Zügen verschwand. "Hayway. Jethro Hayway," Jethro war es nicht gewohnt sich vorzustellen. Auf seiner Wanderschaft hatte er seinen Namen gerne für sich behalten. Davon hatte oft sein Überleben abgehangen. Doch hier im Ort war er nach und nach dazu übergegangen sich an die gesellschaftlichen Gepflogenheiten wieder zu gewöhnen. Eigenartig fühlte es sich noch immer an. Nur die Hand, die gab er Sundance nicht. Die Gefahr, dass der andere ihn dadurch ablenkte und schneller zum Revolver griff oder ein Messer zog, war einfach zu groß. Sein gewohntes Misstrauen ließ sich nicht so einfach abschalten.
Er hörte dem Anliegen von Sundance zu und nickte am Ende. "Ja, Sir, ganz recht. Von dort kommen wir grad'. Iss' ziemlich viel los, dafür dass der Reverend erst 'ne Woche im Ort iss'." Jethro schob die Zigarillo wieder nach Rechts und kratzte sich an den Bartstoppeln. "Könnten aber noch Glück haben, der Reverend war noch da, als wir gingen. Aber Essen war geplündert," warf er ein und lachte. Zumindest war es das, von dem Jethro annahm das es ein humorvolles Lachen darstellte. Während sein Blick noch auf Sundance ruhte, kam ihm eine spontane Idee. Immerhin war er seit kurzem selbst Geschäftsmann und wollte auch als solcher auftreten. Foster würde schön dumm dreinblicken, wenn Jethro die Werbetrommel rührte und Kundschaft ans Land zog. Und jetzt, da ein kräftiger, gesunder, junger Mann vor ihm stand, der die Hälfte seiner Zeit mit Rindern verbrachte und die andere mit Männern, witterte Jethro eine wahre Chance. "Falls er nich' mehr da iss', also der Reverend, und sie nichts anderes vorhaben.. das Queen of Hearts eröffnet heute. Getränke sind frei und die Weiber," Jethro senkte die Stimme, weil er wusste, wie unangenehm Witashnah das Thema war. "Sinn' noch alle frisch und nich' verbraucht."
Oliver warf immer wieder einen kurzen Blick zu der indianischen Frau hinüber. Trotz des Schutzes durch Jethro fühlte sie sich offensichtlich nicht wohl in ihrer Haut. Ihr Blick huschte kurz zur Tür des Hauses hinter ihr, wohl um die Entfernung abzuschätzen, fixierte dann aber sofort wieder Oliver. Der junge Cowboy überlegte, ob sie eine schlechte Erfahrung mit weißen Mensche gemacht hatte ... und wieso sie Jethro Hayway so viel Vertrauen schenkte, dass sie sich sogra von ihm beschützen ließ. Erst jetzt bemerkte Oliver den kleinen Jungen, der ebenfalls neben der Indianerin auf der Schwelle des Hauses stand. Oliver hatte seine AUgen aufgrnd der Kälte etwas zusammengekniffen und so den jungen Indianer nicht sofort entdeckt. Dieser schien jedoch wenig interessiert an der Situation zu ein ... Oliver wusste nicht einmal ob er er verstand was Jethro und Oliver sprachen.
Nachdem sich Oliver vorgestellt hatte, sah er in Jethros Gesicht den Blick des Wiedererkennens. Offenbar schien ihm klar zu werden, wo er Oliver schonmal gesehen hatte. Jedenfalls war ein kleines Stück des Eises gebrochen, denn Jethro stellte sich nun ebenfalls vor, womit Olivers Vermutung mit dem Namen auch bestätigt wurde. Doch Oliver spürte noch immer etwas Misstrauen, das von Jethro ausging. Der Mann hielt noch immer mit seinem eisernen Blick an dem jungen Cowboy fest. Ein bisschen lockerer könnte er schon sein, dachte Oliver.
"Hat es wirklich Sinn zu einem Empfang zu gehen, wenn es dort nichts mehr zu essen gibt?" rragte er belustigt, nachdem Jethro ihm erzählt hatte, dass zwar noch ein paar Leute beim Empfang des Reverends waren, es jedoch nichts mehr zu essen gab. Dabei war Oliver das Essen egal. Er wollte Reverend Stevenson kennenlernen, wollte schauen ob man ihm vertrauen konnte ... und ob man ihm auch gewisse Dinge ANvertrauen konnte. Beim Jethros Angebot, das Queen of Hearts zu besuchen, war jedoch eine interessante Idee. Zwar hatte Oliver vorgehabt, ein bisschen allein zu sein ... aber allein sein konnte man ja auch im Beisein einer Frau. "Ich denk mal darüber nach," antwortete er. "Klingt jedenfalls nach einem guten Tipp, danke Sir." Oliver hoffte nur, dass die Frauen im Queen of Hearts besser aussahen als die meisten, die er bisher in Camden Village gesehen hatte. "Werde ich Sie dort auch wiedersehen?" fragte Oliver, jedoch etwas leiser, da er sich nicht sicher war, wie viel die Indianerin hören konnte oder überhaupt verstand.
Jethro mit Oliver, Kleine Krähe tritt dazu (Witashnah im Hintergrund)
(kleine Krähe wird mitgeführt)
Kleine Krähe fror langsam. Etwas, das er niemals zugegeben hätte. Weder seine Mutter noch Jethro hätten dafür Verständnis gehabt. Einer wie er, mit "rotem" Blut hatte sich durch Tapferkeit und Mut zu beweisen. Und war seine Mutter nicht vorhin erst voller Stolz gewesen, weil er im Gästehaus nicht unter der Erniedrigung und dem Schmerz geweint hatte? Da konnte er jetzt wegen so einer Kleinigkeit nicht das Murren anfangen. Aber auch Jethro hätte ihm bestimmt dafür gemahnt und was hinter die Ohren gegeben. Denn so verschieden wie sie oft taten, waren die Weißen und Roten überhaupt nicht. Jethro wollte die ganze Zeit aus ihm ebenfalls einen 'ganzen' Mann machen. Nur mit anderen Methoden. Dazu gehört es auch den Jungen nicht zu verwöhnen und zu verweichlichen, wie er immer sagte. Trotzdem.. er fror. Seine Fußzehen waren schon ganz kalt. In den warmen Fellschuhen, die seine Mutter gemacht hatte, hatte er nie taube, kalte Zehen bekommen. Und der Mantel hielt auch nur für eine kurze Weile den schlimmsten Wind und die Kälte ab. Da waren die Fellumhänge immer besser und angenehmer gewesen. Und jetzt plauderte Jethro in aller Ruhe mit einem Fremden. Halt, nein, so fremd war er gar nicht. Kleine Krähe hatte ihn hin und wieder auf der Straße gesehen. Er gehörte wohl zum Ort, wie viele hier. Einer, der Kleine Krähe und seine Mutter bis lange in Ruhe gelassen hatte. Die Angst seiner Mutter konnte er jedoch deutlich spüren und hätte er nicht aus Unsicherheit nicht gewusst, ob das Reichen einer Hand als unmännlich gegolten hätte, hätte er seine in die gesunde Hand seiner Mutter geschoben. So trat er mit gestraften Schultern, gerecktem Kinn und mit mehr Mut, als er empfand neben Jethro und fragte versucht erwachsen und männlich. "Alles klar Jethro?" Der bedachte Kleine Krähe jedoch mit einem ungewöhnlich belustigtem Gesichtsausdruck und tätschelte ihm wie einem kleinen Kind eben, das Haupt. "Entschuldigen sie den Jungen. Manchmal vergisst er die guten Manieren," entschuldigte sich Jethro für das Zwischengeplapper des Jungen. Dann verzog er die Lippen zu einem kurzen Grinsen, wobei er zu dem kleinen Scherz des Mannes nickte. "Wohl gesprochen, Sir. Es macht wenig Sinn. Aber die Getränke sind dort auch für umsonst." Das Grinsen wechselte zu einem wohlwollenden Lächeln, als Mr. Sundance einen Besuch im Queen of Hearts in Erwägung zog. "Sehr schön, Mr. Sundance," stimmte er den Worten des jungen Mannes bei, zog am Glimmstängel und bedachte den Cowboy wieder gewohnt ernst. "Jawohl, Sir, mich werden sie dort wiedersehen," bestätigte Jethro mit etwas Stolz in der Stimme Sundance Frage. "Mir gehört nämlich der Laden... nun zur Hälfte," fügte er der Wahrheit zu liebe korrigierend hinzu. "Den ersten Drink bekommen sie von mir persönlich gereicht. Aber den Reverend lassen sie mal lieber nichts von ihren Plänen vernehmen, falls sie doch noch zum Empfang gehen. Sonst spricht er ihnen zu sehr ins Gewissen." Jethro war sich nicht sicher ob es der gute Ton gebot Mr. Sundance gegenüber zu erwähnen, dass der Junge und die Squaw seine Familie waren und damit auch tabu blieben. Er hatte in den letzten Monaten ihrer Odyssee zu oft Männer getroffen, die angenommen hatten Witashnah wäre Freiwild. Man hatte ihm hohe Summen für ekelhafte Angebote genannt, manch einer hatte sich sogar das Recht genommen in seiner Gegenwart von Witashnah so zu reden, als wäre sie nur ein Stück willenloses Fleisch und von jedem einfach zu besitzen. Jethro lebte längst in der Annahme, dass es genug Männer an einem Fleck gab, die es entweder gerne mal mit einer Rothaut im Bett probiert hätten oder sie aus falscher Rache an toten Siedlern, die sie nicht einmal gekannt haben, zu schänden und dann zu töten. Jethro lebte mit dem Bewusstsein Fremden gegenüber stets wachsam zu bleiben und einen losen Finger am Abzug zu halten. Doch seit sie in Camden Village lebten war er etwas entspannter und sah die Dinge nicht mehr so eng. Er konnte sich wieder auf sein Bauchgefühl verlassen und war bisher gut gefahren. Sundance schätzte er nicht unbedingt als Gefahr ein, auch wenn er immer wieder zu Witashnah blickte. Das brachte ihn auf eine Idee und zu einer Frage, die er einfach stellen musste. "Iss das ihre erste Rothaut, die sie sehen?"
Der kleine Indianer-Junge kam auf Jethro zu und damit auch unweigerlich näher an Oliver heran. Interessiert betrachtete Oliver den Jungen. Die Kombination der dunkleren Hautfarbe mit den dunklen Haaren sah merkwürdig und fremd aus. Oliver hatte schon das ein oder andere Mal einen Neger gesehen, allerdings war er da der Meinung, dass vom Aussehen her alles zusammen passe. Der Indianer-Junge jedoch sah aus, als würde er irgendwo zwischen einem Schwarzen und einem Weißen stehen, nichts ganzes und nichts halbes ... ein seltsamer Anblick. Rasch besann sich Oliver, was er da tat. Er wandte seinen Blick schnell wieder von dem Kleinen ab. Er wollte nicht, dass Jethro argwöhnisch wurde und sich in seinen gedanken Dinge materialisierten, die nciht der Wahrheit entsprachen. Andererseits lies Oliver immer wieder seinen Blick kurz auf den Indianer schweifen, da er ihn einfach viel zu interessant fand.
"Ist schon in Ordnung, Mister Hayway," antwortete Oliver, als Jethro sich für schlechten Manieren des kleinen Jungen entschuldigte. "Woher soll er westliche Umgangsformen kennen?" Oliver wusste nicht, ob der letzte Satz in Jethros Ohren falsch klang. Erst als er ihn ausgesprochen hatte, wurde ihm bewusst, dass man ihn auch sehr negativ verstehen konnte. Er beobachtete Jethro und versuchte dessen Mimik zu deuten. Doch er konnte nicht erkennen, wie Jethro die Antwort aufgefasst hatte.
"Ihnen gehört das Queen of Hearts?" fragte Oliver verwundert. Er blickte kurz zur Frau auf der Türschwelle und ließ seinen Blick über den kleinen Jungen zurück zu Jethro schweifen. Er hatte gedacht, diese beiden Indianer wären Jethros Familie. So wie sich die Frau vorhin an den Mann geklammert hat, war Oliver überzeugt davon gewesen, dass die beiden mehr waren als bloße Bekannte. Gut, vielleicht hielten die Rothäute das etwas anders; aber bei einer weißen Frau wäre Oliver sicher gewesen, dass sie es nicht toll finden würde, wenn ihr Mann Inhaber eines solchen Etablisements wäre. Oder weiß die Indianerin womöglich gar nichts davon? Oliver beschloss Jethro dazu später genauer zu befragen, wenn er im Queen of Hearts war und mit ihm alleine sprechen konnte. Falls Die Indianerin wirklich nichts davon wusste, wollte er Jethro nicht ins offene Messer laufen lassen.
Dieser hatte ihn währenddessen danach gefragt, ob dies die ersten Indianer wären, die Oliver sehen würde. Oliver fand die Frage etwas unangenehm. Er hätte sofort mit "Ja" antworten können ... aber das hörte sich an als wären sie im Zoo, die Indianer in einem Käfig, und Oliver würde voller Interesse davor stehen und die Fremden anglotzen. "Die erste Rothaut in weißer Kleidung," antwortete Oliver stattdessen ... was ja auch nicht gerade der Unwahrheit entsprach.
ooc: @Oliver: Denkst Du wohl an den Betreff und an die Personenangaben in deinem Post?
Jethro mit Oliver, Kleine Krähe tritt dazu Witashnah im Hintergrund
Langsam entspannte Witashnah wieder etwas. Dieser Weiße hier war wohl keiner der sonst üblichen Fremdenhasser, die hier ansonsten zuhauf in der Stadt herumliefen. Oder zumindest zügelte er seine Abneigung. Vielleicht, weil Jethro sich entschlossen zeigte. Aber auch ihr Sohn trat tapfer und entschlossen auf. Darauf war die junge Frau sehr stolz. Dass Jethro der kleinen Krähe dann den Kopf tätschelte, zerstörte das Bild des tapferen Jungen Mannes zwar völlig aber dafür fühlte Witashnah die Wärme die von Jethro gegenüber ihrem Sohn ausging ganz deutlich. Und das war mindestens so schön wie ihr Stolz. Und sie lächelte tatsächlich.
Jethro sprach noch immer mit dem Weißen und auch wenn sie eben eine gewisse Wärme gefühlt hatte, war es noch immer bitter kalt draußen. So langsam kroch die einige Kälte duch ihre Kleidung. Und die kleine Krähe, die die unpraktischen Sachen der Weißen zu tragen hatte, spürte das wohl noch sehr viel deutlicher. Also warf sie dem Weißen und ihrem Mann noch einen kurzen Blick zu, dann fummelte sie das Eisenstäbchen mit dem Ring und dem Zapfen daran hervor, was sie mit einer Lederschnur an ihrem Gürtel fixiert in einer Tasche getragen hatte. Damit ließ sich die Tür zu ihrem Haus entsperren.
Die Sperre war sicherlich ebenso symbolisch wie die geschlossenen Tepee-Klappen ihres eigenen Volkes. Entweder man respektierte die Prvatsphäre eines Anderen oder nicht. Wenn das nicht der Fall war (was sie bei Angehörigen ihres Volkes unvorstellbar fand - bei Weißen aber sehr wohl) stellten weder Türen noch Lederklappen ein echtes Hindernis dar. Obwohl natürlich so eine feste Holztür leichter zu verteidigen war als eine Tepeeklappe. Sie würde einem so viel Zeitgewinn verschaffen um eine Waffe zu entsichern und auszurichten und das mochte Lebensrettend sein. Nur traurig, dass so etwas notwendig war.
Witashnah steckte den Eisenstab in das entsprechende Loch und versuchte ihn dann zu drehen, was aber nicht so recht wollte. Mit einer Hand schaffte sie es nicht, was vielleicht auch an der Kälte lag. War etwa diese Sperrvorrichtung eingefroren? Mühsam versuchte sie es noch ein-zweimal, dann ließ sie die Schultern hängen. "Jethro..?" wandte sie sich nun hilfesuchend an ihren Mann.
OOC: Eine gewisse Komik hier gell? Ich kann's mir richtig vorstellen, wie Witashnah das Gesicht abstürzt, als Jethro Kleine Krähe herzt *g*
Jethro mit Oliver, Kleine Krähe tritt dazu Witashnah im Hintergrund
Jethro beobachtete weiterhin mit Verwunderung das Interesse von Sundance an Kleiner Krähe. Die meisten Menschen traten doch erst einmal einen Schritt zurück, wenn Witashnah oder das Halbblut vorbeigingen, oder auf jemanden zugingen. Hassvolle Blicke, ablehnende Blicke und deutliche Feindseligkeit waren jedes Mal dabei zu spüren. Nur selten schwang so etwas wie Neugier in den Blicken der anderen mit. Aber noch viel seltener war Jethro in seinem Leben auf Menschen gestoßen, die Indianer so offen, aber dabei ohne eine gewisse Wertung anstarrten, wie es Sundance gerade tat. Vielleicht hatte der junge Mann tatsächlich noch nie einen Indianer gesehen? Es war ja nicht so, dass die Roten zu Hauf herumliefen. Die zogen sich alle immer weiter zurück oder wählten freiwillig ein Leben in den Reservaten, wo sie unbehelligt von den Weißen leben konnten. Er war daher sehr gespannt, wie Mister Sundance antworten würde. Doch schon die nächsten Worte von Sundance trafen Jethro wie einen Blitz. Kurz traten die hohen Wangenknochen hervor, als Jethro fest die Zähne zusammenbiss, um an sich zu halten. "Ja, woher soll er das wissen, wenn so manch ein Weißer nich' mal weiß, was sich gehört," seine Worten waren einem Knurren nicht unähnlich und ließen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er Mister Sundance Worte für unhöflich hielt. "Der Junge iss unter Weißen aufgewachsen, Mister Sundance," mehr gab er nicht zur Erklärung ab und warf Witashnah kurz einen Blick zu, um nachzusehen, wie sie sich bei dieser Unterhaltung fühlte. Doch seine Squaw war gerade ganz damit beschäftigt die Haustür aufzuschließen. Sie hatte dabei offensichtlich Probleme. Er wollte gerade Kleine Krähe zu seiner Mutter zurückschicken um ihr zu helfen, als Mister Sundance sich verwundert über seine Berufung zeigte. "Ja, gehört mir. Mir und Mister Foster... gibt's da ein Problem für sie?", fragte er gelassen nach, ohne Feindseligkeit im Ton. Eigentlich war seine Frage auch eher rhetorischer Natur, deine Antwort erwartete er nicht unbedingt, zumal sie zu seiner Frage zurückkamen und Sundance zumindest einräumte noch nie einen Indianer mit westlicher Kleidung gesehen zu haben. Ob da mehr dahinter steckte, konnte Jethro schwer einschätzen. Er musste dem Cowboy glauben schenken und nickte daher. "Na sieht ungewohnt aus, geb' ich zu," grinste Jethro und sah zu dem Jungen hinab, der selbst etwas grinste. Sie hatten beide schon genug Diskussionen darüber gehabt, ob es sinnvoll war oder nicht, wie bequem oder unbequem die westliche Kleidung eigentlich war, und wie sinnvoll Jethro es eben fand. Kleien Krähe war nun sein Sohn, zumindest betrachtete er ihn als solchen, und sein Sohn kleidete sich nun einmal anständig. Witshnahs Ruf unterbrach die Unterhaltung und ließ Jethro zurück zur Veranda blicken, wo die Squaw noch immer vor verschlossener Tür stand und hilflos wirkte. Es widerstrebte Jethro vor einem anderen Mann dem Ruf eines Weibes nachzukommen und dafür den Gesprächspartner stehen zu lassen. Aber er wollte sie nicht länger frieren lassen und befürchtete auch eine Panikattacke, sollte Witashnah im Inneren Schutz suchen. Er war sich ihrer ständigen Angst vor ihrer Peiniger nur zu bewusst. "Ich komme gleich," sagte er in ihre Richtung und blickte zu Mr. Sundance zurück. "Sie sehen ja, meine Squaw braucht mich. Wir können uns aber gerne später im Bordell noch ein wenig unterhalten, falls sie wollen? Und denken sie daran im Gästehaus ist das Essen für umsonst," er drehte mit einem bestimmenden Griff Kleine Krähe Richtung Veranda und schob ihn vor sich her. "Ich muss nun wirklich langsam zur Arbeit, Mister," er nahm Witashnah den Schlüssel ab und schloss ohne viel Mühe die Tür auf. Er musste allerdings etwas Kraft anwenden, da bei dieser Kälte alles ziemlich verzogen war und drückte die alte Tür nach innen. "Man sieht sich, Mister Sundance..."
Oliver mit Jethro und Kleiner Krähe Witashnah im Hintergrund
Oliver hatte sah in Jethros Blick, dass er wohl etwas falsches gesagt hatte. Es dauerte einige Zeit bis ihm dämmerte, dass Jethor seinen Kommentar bezüglich den Umgangsformen des kleinen Indianerjungen wohl etwas abwertend empfunden hatte. Doch da Jethro das ganze zumindest nach Außen hin gut überspielte, entschied sich Oliver auf die Sache nicht näher einzugehen. Da traf er endlich mal auf einen Indianer, wenn auch nur einen kleinen Jungen, und dann war dieser nicht einmal ein richtiger Indianer ... zumindest nicht nach seinem Aussehen.
Eigentlich wollte Oliver alleine sein ... zu viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum. Gedanken über das, was ihn hierher verschlagen hatte. Doch jetzt spürte er, dass Gesellschaft und ein kleiner Plausch ihn ablenkten und innerlich zufrieden stimmten. Doch Jethro verabschiedete sich bereits. "Man sieht sich auf jedenfall, Mister Hayway," rief Oliver ihm nach, als dieser bereist auf der Veranda seines Hauses stand. Oliver blieb stehen und blickte den dreien nach. Erst als der kleine Indianerjunge in in der Eingangstür verschwunden war, wandt er sich um und lenkte seine Schritte in Richtung Main Street.
Oliver mit Jethro und Kleiner Krähe Witashnah im Hintergrund
"Das tut man," von der Veranda aus hatte Jethro noch einmal kurz grüßend die Hand erhoben, um Mister Sundance zu zu winken, dann war er seiner Familie ins Innere gefolgt. Im Haus war es verdammt kalt, denn natürlich waren auch die Barclays nicht zu Hause und hatten sich ums Feuer gekümmert. Er sorgte daher erst einmal, dass der Ofen wohlige Wärme verbreitete und Witashnah zu Hause alleine zurecht kam. Ihre zurückkehrende mangelnde Kommunikationsfreude der vergangenen Wochen und Monate aus den verstrichenen letzten Stunden, ließen ihn doch ein wenig verstimmt und grummelig vor sich hinwerkeln. Das Gespräch suchte er erst gar nicht, erwartete ihn wahrscheinlich nur Schweigen oder kurze, nichtssagende Worte. Er hatte wirklich auf eine Änderung gehofft, doch scheinbar war seine Vorfreude zu früh gewesen. Als er schließlich in das Bordell hatte aufbrechen wollen, zeigte zumindest Jacob reges Leben und bettelte doch ein Stück mitkommen zu dürfen, weil es zu Hause viel zu langweilig war. Alle Kinder dürften sicher inzwischen draußen oder am See spielen und Zeit vertrödeln. Jethro hielt das zwar für ein gewagtes Unterfangen, gemessen an all der Anfeindung, die der Junge schon hatte durchleben müssen, aber andererseits hatte er dem Jungen den Spaß nicht verderben wollen. Er hatte ihn kurzerhand mitgenommen. Schließlich war er der Mann im Haus und hatte Entscheidungen für alle zu fällen und damit war sein Wort Gesetz.
Auf der Straße hatten sie von Sundance keine Spur mehr gesehen und zurück auf der Mainstreet, waren sie Passanten begegnet, die inzwischen wieder rege zu Fuß unterwegs waren. Scheinbar war der Empfang beim Reverend zu Ende gegangen....