Terry im Schlafzimmer, Jeremiah noch in dessen Bett.
Hatte Jeremiah ernsthaft Verständnis erwartet? Nein, aber er hatte sie sich inständig erhofft. Was sicherlich erklärte, wieso ihn der kurze Spott von Vater ziemlich traf und gleich wieder wütend machte. Auch wenn er ganz kurz irritiert darüber gewesen war, ob Vater ihn nun wegen der Abmachung zustimmte, oder nur auf den Arm nahm. Diese Irritation hatte nur kurz angehalten, denn was Vaters Ton nicht allzu deutlich machte, sagte sein ärgerlicher Blick dafür um so direkter aus. Jerry zuckte sogar ein klein wenig auf der Bettkante zurück, nicht sicher, ob er nicht doch noch am heiligen Sonntagmorgen am Kragen gepackt und ins Arbeitszimmer geschleppt wurde. Da ihm jedoch nur ärgerliche Worte galten, gespickt mit Drohungen, zog Jerry eine leicht beleidigte, und doch auch trotzige Schippe und war sich keiner Schuld bewusst. Wieso auch? Es war doch so, wie er sagte? Er hatte seine Meinung geäußert, richtig, aber hören hatte sie Vater nicht wollen. Denn jetzt war er böse auf ihn, verärgert und gereizt. Und statt vernünftig darüber zu reden, wurde von ihm nur erwartet, dass er jetzt den Mund hielt und artig tat, was Vater verlangte. Die Alternative dazu bestand im Einfangen einer unschönen Ohrfeige. Aber Jerry war sich sicher, dass Vater damit nur drohte und nicht ernst machen würde. Wie am Montag wegen dem kleinen Aufstand, als Mr. McKay da gewesen war und Jerry sich nicht mit Sarah hatte abgeben wollen. Passiert war nichts. Jerry beschloss dass erst einmal keine unmittelbare Gefahr für ihn und sein Wohlergehen bestand und keine Eile nötig war und auch keine Acht auf seien Worte. Diese Meinung änderte sich nicht einmal, als Jerry den tiefen Einschnitt in Vaters Bart entdeckte, und flüchtig darüber ein schlechtes Gewissen empfand, aber dann doch ein wenig kichern musste. Es sah komisch aus und lustig zugleich und ließ Jerry vergessen, dass er wohl daran Schuld trug und Vater ihn die ganze Zeit über böse ansah und ernste Drohungen machte. Dumm und unvorsichtig war das Kichern, aber Jerry konnte sich nicht anders helfen und schlug sich dann rasch eine Hand vor den Mund, um jedes weitere Geräuch daraus zu unterdrücken. Ob Pa so vor die Kirchengemeinde treten wollte? Die Idee sein Pa könnte den seit Jahren gewöhnten Bart, der stets gehegt und gepflegt wurde, einer gründlichen Rasur zu liebe opfern, kam Jerry nicht einmal. Andernfalls hätte er wohl kaum heiter auf das Missgeschick reagiert. Er kannte seinen Pa ja nicht anders, als mit Bart und solch eine Vorstellung hätte ihn eher beängstigt und verunsichert. Allerdings brachte ihn die Idee, sein Pa könnte tatsächlich mit einem Loch im Bart vor der Gemeinde predigen, erneut zum Kichern, wobei dieses recht gedämpft zwischen seinen Fingern hindurchdrang. Erst die scharfen Worte seines Vaters ließen Jerry schlagartig wieder ernst werden und mit der wohl endlich nötigen Vorsicht den Vater beäugen. Er fand es überhaupt nicht gut, dass er jetzt einfach so aus dem Zimmer geschickt wurde, um sich fertig zu machen. Das waren nicht die Antworten die er hatte haben wollen, schon gar nicht die Reaktion, die er hatte provozieren wollen, aber ihm fehlte für einen Moment der Mut um weiter zu maulen. Er sollte sich wie immer hübsch unterordnen, dass hatte er nun kapiert... Damit hätte Jeremiah auch überhaupt kein Problem gehabt. Nein, falsch, er hatte überhaupt kein Problem damit. Gewöhnlicherweise. Es war gewohnte Erziehung und gewohnte Erwartungen und Jeremiah hatte seinen Eltern in diesen Dingen nie widersprochen und ihnen auch nie Kummer bereitet. Er wusste schließlich was verlangt wurde und dass er damit nicht schlecht fuhr, wenn er sich an die Spielregeln hielt. Ein besänftigter Jeremiah hätte nicht einmal nachgedacht, sich nur ungemütlich an den Montagabend erinnert, als sie alle bei den McKays Zeugen davon hatten werden müssen, wie Mr. McKay mit Ben umging, und wie dankbar er gerade deswegen einmal mehr für seinen Pa sein musste, da er am selben Abend für wohl dasselbe, nur mit einem kleinen Tadel davon gekommen war. Ein Ereignis, das ihn lehrte, dass er jetzt einfach hätte aufstehen können, um sich bei Pa für sein Verhalten zu entschuldigen und um dann eilig den Anordnungen nachzukommen. Dann wäre alles gut und vergessen gewesen. Wohl gemerkt hätte dies ein Jeremiah getan, der in sich nicht entrüstet darüber gewesen wäre, dass eine fremde Frau dieselbe Gewalt über ihn haben sollte, wie sein Pa, und diese Person auch noch seine Lehrerin war. Ein Jeremiah, dem nicht das eine Elternteil, der stetige Ausgleich und Ort der Ruhe vor all den Ansprüchen des Vaters, denen sich Jerry manchmal nicht ganz gewachsen fühlte, gefehlt hätte, hätte gewusst, wie er sich am besten nun verhalten hätte.
Doch jetzt gab es nur noch seinen Pa und ihn und irgendwie bekamen sie das Leben ohne Ma gemeinsam hin, aber leider gab es auch immer wieder Momente, wo Jeremiah seine Ma gebraucht hätte, die stets rechtzeitig Auseinandersetzungen zu verflüchtigen verstanden hatte. Heute war sie nicht da und Jeremiah verstand sich in Bezug auf seinen Pa nicht darauf, auf sein Bauchgefühl zu hören.. Hin und wieder zumindest. Die Anzeichen für ein bevorstehendes Gewitter hatte Jeremiah gerade noch erkannt, aber sie richtig zu nutzen, wusste Jeremiah nicht. Statt davon wegzulaufen, stellte er sich dem Unwetter entgegen: "Das will ich gar nicht auf meinen Plan haben," murrte er und stampfte mit den bloßen Füssen auf den Holzboden auf. "Ich stell mich bestimmt nicht wie Eli in der Küche in die Ecke, auch wenn sie es sagt," der heftige Streit am Freitag am Esstisch zwischen Eli und Miss Spencer war Jerry unangenehm in Erinnerung geblieben und er wusste nicht mehr so recht, ob er vor ihr als Lehrerin noch den nötigen Respekt aufbringen würde, wenn er sie nun täglich so gänzlich anders als im Unterricht erlebte. Dort zeigte sie sich seit seinem ersten Tag an der Schule von einer sanften, aber doch recht starken Seite, die unnachgibig blieb, wenn nötig und nachsichtig sein konnte, wenn es die Situation erlaubte. Dort hatte Jerry beschlossen gehabt, sie zu mögen, auch weil sie ihn bei seinem Pa nicht wegen seiner Lüge und dem Schneeball auf Clara verraten hatte. Aber da hatte er auch noch nciht wissen können, dass sein Pa schon zwei Tage später ihr das Angebot der Anstellung als Haushälterin machen würde. Und dann erlebte er sie hier im Haus als recht hilflos und verzweifelt, aber auch als unfair in Bezug auf Eli und gegenüber Eli. Und dann sollte er sich auch noch mit diesem Jungen abgeben. Keiner fragte ihn. Wirklich keiner und das war doch nicht fair und hatte doch auch nichts damit zu tun, dass er frech oder undankbar oder ungehorsam war. Nein, sein Pa verstand das wieder einmal alles völlig falsch und weil er nicht weiter wusste, verbat er sich einfach die Unterhaltung. "Und ich maule gar nicht. Ich sag nur, was mir nicht gefällt. Dass darf ich doch!", nein das durfte er natürlich nicht, dass wusste er auch, hatte aber dieses Wissen eben tief begraben, um die möglichen Konsequenzen zu ignorieren. "Und ich will micht nicht anziehen," mit diesem mutigen Entschluss ließ sich Jerry einfach wieder in das inzwischen abgekühlte Bett zurückfallen. Er würde hier bleiben und Verse auswendig lernen, auch wenn Pa das vorhin wohl nur im Scherz gemeint hatte... Aber in die Kirche ging er nicht mit. Nicht unter diesen Umständen. Am Ende musste er auch noch bei Miss Spencer und dem seltsamen Eli sitzen! Das wäre ganz furchtbar.... Da würden ihn die anderen Kinder am MOntag doch noch wieder aufziehen... Wieso er seinem Pa dieses kleine Detail nicht anvertraute, wusste Jeremiah nicht. Er ahnte, dass es diesen kleinen Streit gar nicht hätte geben müssen, wenn sein Pa gewusst hätte, was ihn besorgte, aber er schämte sich irgendwie dafür, dass er hier schon die ersten Schwierigkeiten auf dem Schulhof hatte und wollte diese erst einmal alleine zu lösen versuchen. Zudem hatte er jetzt erst einmal ganz andere Sorgen....
Terry im Schlafzimmer, Jeremiah noch auf dessen Bett
Terry verdrehte die Augen, während er sein Rasiermesser vom Schaum befreite. Natürlich hatte Jeremiah das nicht auf seinem Plan haben wollen, aber nun stand es eben auf diesem und Punkt. " Es spielt keine Rolle, ob Du das auf dem Plan haben willst oder nicht - es steht drauf." Erst als Terry vom Bett her Jeremiahs Kichern, verhalten zwar, aber doch ein Kichern, ob seines Missgeschicks beim Rasieren hörte, drehte er sich noch einmal um. "Das hier.." Terry deutete mit dem Rasiermesser auf sein bereits zur Hälfte blank rasiertes Kinn. "ist nicht witzig, gar nicht witzig - und sollte auch nicht auf meinen Plan!" Terry hörte sich immer noch recht ärgerlich an, obwohl er innerlich schmunzelte. Ehrlich Herr, - ich bin total sauer darüber - und doch... Vor sich selber gab Terry zu, dass diese Situation auch eine gewisse Komik beinhaltete, so dass er sich wieder von seinem Sohn abwandte. Dieser sollte sein unterdrücktes Schmunzeln nicht unbedingt sehen. Er fürchtete ohnehin schon mit dem Bart auch Autorität zu verlieren - da war ein spontanes Grinsen jetzt nicht angebracht, auch wenn die Situation noch so witzig war. Langsam und mit gemischten Gefühlen rasierte er sich komplett, während Jeremiah in seinem Rücken über Eli und seine Mutter lamentierte. Natürlich war Terry dieser hässliche Streit zwischen Mutter und Sohn auch nicht entgangen und genauso gut verstand er, dass Jeremiah sich nicht ebenso bestrafen lassen wollte, wie Erin Eli und das brauchte er auch nicht. Allerdings ging es Jeremiah wohl weniger darum, dass in seinen Augen Erin Susan zu ersetzten versuchte, oder darum, dass er mit ihm in Camden Village statt bei ihm und den Großeltern in City of Kansas lebte. Nein, Jeremiah war mit der Gesamtsituation unzufrieden und wollte sich nicht beugen. Wenn es nach Jeremiah ginge, würde Susan von den Toten auferstehen und mit ihnen wieder nach City of Kansas gehen. Da das nicht so einfach ging und nicht auf der Tagesordnung Gottes stand, war der Junge offenbar unwillig, sich auf ein anderes Leben einzulassen. Wahrscheinlich empfindet er das als eine Zumutung. Jeremiah bestand darauf, nur sein Mißfallen zu äußern, das aber in einem Tonfall, den Terry zu Recht als maulend empfand. Terry ging auf die Bemerkung, dass man das ja wohl dürfe, nicht ein. Jeremiah wusste sehr genau, dass er das durfte und das nur sein Ton im Augenblick nicht angemessen war und dass an einem Sonntagmorgen kaum genügend Zeit bliebe, um in Ruhe über derlei Belange zu sprechen, war Jeremy hinreichend bekannt. Missmutig sah Terry zu wie sich das Wasser in der Waschschüssel mit Seifenschaum und seinen Barthaaren mischte. Die Vorstellung glatt rasiert zu sein, so ohne jegliche Vorbereitung darauf seinerseits, wollte ihm nicht behagen. Ja, ja.. ich sollte mich über Jesus definieren - nicht über einen Bart.. schon klar. Ein letztes Mal wusch er sein Rasiermesser ab, legte es zur Seite und trocknete sein Kinn mit einem Handtuch ab. Seine Haut reagierte ein bisschen gereizt, so dass er mehr tupfte, als mit dem Handtuch darüber rieb. Als er dieses zur Seite legte und sich umdrehte, erstarrte er fast in der Bewegung. Nicht nur, dass Jeremiah immer noch maulte und noch immer mehr im Bett lag, als dass er aufgestanden war, weigerte er sich nun auch noch sich anzuziehen! Das ging so etwas von gar nicht! Terry war wirklich versucht doch noch nach der Rute zu greifen und sah nur aus Zeitgründen davon ab. "So? Mein Herr Sohn will sich also nicht anziehen - und lieber hier bleiben und lernen, ja?" Obwohl er nicht die Absicht hatte, ein bejahende Antwort zu akzeptieren, zog er fragend die Augenbrauen in die Höhe, bevor er fortfuhr. "Kannst du haben - ich werde dann wohl Mrs. Porter darum bitten, auf Dich zu achten und Dich statt meiner abzufragen. Vielleicht löst sie sogar Erin ab, so Dir das lieber ist." Terry ahnte, dass er in seinem Ärger kurz davor war, gemein zu werden und deshalb wandte er sich nun schnell der Zimmertür zu, bevor er noch lautere oder aber Worte fielen, die jeglicher Fairness entbehrten. "Steh auf und zieh Dich an. Ich mache Frühstück."
Terry im Schlafzimmer, Jeremiah noch auf dessen Bett
Ja, sicher stand es auf dem Plan, seufzte Jeremiah. Sein Vater hatte es ja angeordnet. Ihm blieb keine Wahl. Aber gefallen musste ihm das ja trotzdem nicht. Nur sagen tat er dieses Mal nichts mehr dazu. Denn das Gefühl, dass er wohl langsam über das Ziel hinausgeschossen hatte, nahm gerade zu, als sein Vater nicht sonderlich amüsiert seinen inzwischen halb abgenommenen Bart kommentierte. Jeremiah machte große Augen als er das halb rasierte Kinn seines Vaters sah und schluckte. Na, wenn das später nach der Kirche nicht doch noch Ärger bedeutete. Die flüchtige Angst vor späteren Konsequenzen wurde jedoch von dem kurzen Schockmoment über den Anblick seines Pas abgelenkt. Dennoch beschloss Jeremiah, dass es besser wäre nichts unnötiges zu riskieren. Zumal er ernsthaft glaubte, wenn er sich jetzt ein wenig einsichtiger zeigte, würde er tatsächlich zu Hause bleiben dürfen. Ihm war die Vorstellung all die fremden Menschen auf einmal zu erleben, zu wider. Alleine was er dort bei der Kirche herumstottern würde, wenn man ihm Fragen stellen würde. Furchtbarer Albtraum. Doch dieser rückte unweigerlich näher, denn sein Vater zeigte sich weiterhin nicht bereit ihm diesen Wunsch zu genehmigen, sondern schien langsam die Geduld zu verlieren. Das war ihm nun doch deutlich anzuhören. Trotzdem richtete sich Jeremiah voller Hoffnung auf die Ellbogen und Unterarme gestützt im Bett auf und sah erwartungsvoll zu seinem Pa, als dieser kurz die Ansprüche seines Sohnes an den Sonntagmorgen wiederholte. Jeremiah nickte erst kräftig, bekam dann aber einen übervorsichtigen Gesichtsausdruck und hielt inne, als ihm bewusst wurde, dass Erwachsene nur zu gerne ihre Worte so wählten, als wollten sie einem zustimmen und dann ließen sie alle Hoffnungen zerplatzen, weil sie doch nein sagten. Dass war jetzt doch auch nur wieder so ein Trick, nicht? Aber nein, sein Pa sagte gerade eben tatsächlich, er durfte... hatte er sich verhört? Schon im Begriff vor Freude aus dem Bett zu springen, um seinen Pa mit einer Umarmung dafür zu danken, hörte Jeremiah Worte, die ihn schockiert beim Zurückschlagen der Bettdecke innehalten ließen. Pa wollte was? Ihm Mrs. Porter als Aufpasserin schicken? Jetzt scherzte er doch nur wieder? WIeso mussten Erwachsene immer so ernst bleiben, wenn sie einen Witz machten? Oder war es sein Ernst? Jeremiah neigte den Kopf ein wenig zur Seite und musterte seinen Vater. Da war kein Zwinkern in den Augen, kein Zucken der Mundwinkel und kein heiterer Ton in seiner Stimme. Jeremiah schluckte und sah sich in die Enge getrieben. Sein Stolz verbat es ihm nämlich von seiner Bitte abzuweichen. Dabei wäre es doch so einfach zu sagen, dass man es sich lieber anders überlegte. Mrs. Porter... hier im Haus? Oh nein, nur nicht. Er kannte die Frau zwar überhaupt nicht und hatte sie nur ganz kurz vor dem eigenen Haus kennengelernt, aber das hatte ihm gereicht, um zu wissen, dass man Mrs. Porter mit Vorsicht genießen musste. Aber wenn er sich vor seinem Pa jetzt nicht lächerlich machen wollte, musste er da jetzt wohl durch. Die Vorstellung war gruselig, aber trotzdem schlug Jeremiah die Decke endgültig zurück und richtete sich wieder im Bett auf. Aber Vater hatte noch weitere schlechte Nachrichten, die Jeremiah doch ein bisschen Bauchschmerzen bescherten. Mrs. Porter als Haushälterin? DAS war jetzt ein Scherz, oder? Aber nein, Vater klang eigentlich noch immer verärgert. Und er wollte auch überhaupt keine Antwort hören, weil er einfach ging und noch einmal darauf hinwies, dass er Jeremiah nun endlich auf und bei Tisch erwartete. Verflixt... Jeremiah starrte einen langen Moment die Zimmertür an und stand dann doch schließlich auf. Was brachte es ihn sich weiter zu verweigern? Nichts, außer Hiebe mit der Rute und die wollte er seit Montag nicht noch einmal so schnell spüren. Aber es war doch wirklich unfair. Man durfte alles sagen, aber trotzdem wurde nicht alles gerne gehört, also hielt man besser den Mund, sonst bekam man gleich wieder wegen Frechheiten Hiebe und dann war die Sache erledigt. Und er musste dann noch immer damit leben, dass ihn heute tausend Leute in die Wangen kniffen und seinem Vater ihr Bedauern aussprachen, weil der Junge zwar nicht aussah wie wenn er auf den Kopf gefallen wäre, aber dennoch stotterte, dass es einem schon weh tun konnte. Und Miss Spencer würde im schlimmsten Fall gegen ein größeres Übel eingetauscht werden... Prima. Die Aussichten sorgten nicht unbedingt für besser Laune bei Jeremiah, der nicht einmal Freude daran hatte, dass er in Bezug auf seine Einschätzung des Vaters recht behalten hatte - Drohungen, aber keine Ohrfeigen. Bevor es aber doch noch dazu kam, beeilte sich Jeremiah nun doch ein wenig aus dem Zimmer zu kommen und nach oben in das eigene zu eilen. Wenn er schon in die Kirche musste, oder Mrs. Porter ertragen, dann wollte er sich einmal weit aus dem Fenster lehnen, in dem er die morgendliche Wäsche einfach sein ließ. Der Waschschüssel warf Jeremiah bei diesem Entschluss einen triumphalen Blick zu und ging dann an seinen Schrank um nach dem guten Hemd, der dunklen Hose und der Jacke zu suchen. Da er noch immer nicht so recht wusste, ob Vater nur gdroht hatte, oder nun mit Mrs. Porter ernst machen wollte, stopfte er sich den eh für ihn überflüssigen Schlips in die Jackentasche, strich sich dann ohne einen Kamm zu nutzen die Haare einigermassen zurecht und fand, dass das mehr war, als Pa von ihm erwarten konnte.
Bis er wieder nach unten kam, hörte er seinen Vater in der Küche hantieren und beschloss, dass er zumindest ein bisschen Klarheit brauchte. An der Küchentür blieb er stehen, sah Pa bei den Vorbereitungen zu und suchte nach den passenden Worten, die ihm immer wieder entgleiten wollten, sobald er das recht befremdliche Gesicht seines Vaters erblickte. Ohne Bart... das war... irgendwie nicht sein Pa und doch war er es. Es sah ehrlich gesagt furchtbar aus und so ungewohnt und wahrscheinlich würde sich Jerry nie daran gewöhnen... Doch jetzt erst einmal die Worte.... "Du, Pa... das mit Mrs. Porter.. also... also ich, ich wär dann jetzt fertig, Pa. Aber das mit Mrs. Porter... also das find ich keine gute Idee. Vielleicht... vielleicht komme i-i-ich ja doch mit zur Kirche." Jeremiah schloss kurz die Augen, als ihm trotz aller Konzentration doch wieder ein paar Buchstaben nicht über die Lippen kommen wollten. Aber was konnte er schon dagegen tun? Er war immerhin aufgeregt und aufgewühlt und fest davon überzeugt und entschlossen, dass der Kirchengang heute für ihn eine Katastrophe werden würde. Und doch musste er vor seinem Vater klein bei geben, wenn er nicht die KOnsequenzen aus dem morgendlichen Unfriede ziehen wollte.