cf: [url]=http://camdenvillagerpg.siteboard.eu/viewtopic.php?f=487&t=3213&p=41499#p41499]Mainstreet, Höhe Kanzlei Brown[/url]
Gabriel und Wind in seinem Haar
Tadewi atmete erleichtert auf. Zwar hatten ihnen einige der Weißen auf der Straße erstaunte Blicke zugeworfen, doch scheinbar hatte ihn niemand wirklich als Indianer erkannt und so waren sie unbehelligt abgebogen. Gabriel sagte, er wisse nicht, ob Cassiiil zu Hause sei, denn für einen Mann Namens Räväränd gebe es einen Empfang. Und dieser Mann sei soetwas wie der Schamane der WEißen, der mit deren Gott in Verbinung stand.
Tadewi kannte solche Männer, sie schienen alle den gleichen Vornamen zu haben. Was an sich praktisch war, dann wusste jeder gleich, wer der Mann war. "Wenn Cassiiil dort ist, habe ich ein Problem." sagte er kaum lauter, als dass Gabriel es gerade hören konnte. Tadewi ließ den Kopf hängen. Er konnte unmöglich auf diesem Empfang auftauchen und Cassiel dort um Hilfe bitten. UNd Gabriel konnte er schlecht bitten Cassiel für ihn holen zu gehen. Der nette Weiße hatte ihm schon genug geholfen. Tadewi würde sich einfach mit Steppenwind in den kleinen Stall zurückziehen und darauf lauschen, wann Cassiiil oder seine GEschwister zurück kamen.
Wind in seinem Haar (Tadewi) und Gabriel vor der Kanzlei Brown
Immer noch war Gabriel in Gedanken an Selina, dem einzigen Menschen hier in Camden, außer Megan, den er ein klein wenig kannte, seit Li Yue die Stadt verlassen hatte. Er ärgerte sich ein wenig, dass er nicht zu ihr hinüber gegangen war, um sie zu begrüßen. Denn sie war nicht nur die beste Freundin seiner verstorbenen Schwester, sondern irgendwie schon ein wenig so etwas wie eine Freundin geworden. Aber irgendwie war er sich sicher, Selina bald wieder zu sehen. Vielleicht bei diesem Empfang im Gästehaus, wo er ja ein Zimmer hatte.
Doch dann vernahm er, wie Tadewi neben ihm erleichtert aufatmete. Und ja, in der tat hatte niemand wirklich so große Notiz von ihnen genommen, dass es zu einem unangenehmen Zusammenstoss oder Schlimmeren gekommen war. Fast dankte Gabriel einwenig dem fallenden Schnee und der dadurch resultieren Sicht. Natürlich hatten eine gestarrt. Aber mehr auch nicht. Dann aber schaute Gabriel den Indianer an und meinte nur: »Wir bekommen das schon hin, keine Sorge. Ich habe in dem Haus ein Zimmer, wo ich momentan wohne.« sprach der Musiker, ungeachtet dessen, ob Tadewi das Prinzip eines Hotels kannte. Für einen Moment fragte sich Gabriel allerdings, was er hier machte. Doch irgendwie fand er es auch sehr abwechslungsreich. Er war hier einfach nur ein weisser Mann, kein bekannter Musiker. Keiner, hinter denen die Journalisten her waren, auf der Suche nach einer guten oder schlechten Story. Und so ging er mit Tadewi weiter und als sie vor der Kanzlei standen, schaute Gabriel seinen Nebenmann an und erklärte: »Schauen wir, wer da ist. Ansonsten wartest du hier ... oder nein ...« Gabriel schaute sich um. In dieser Strasse war nicht viel los, aber vielleicht war es dennoch nicht so gut, Tadewi alleine auf der Strasse zu lassen, also schaute er kurz, ob er sich hinter dem haus verstecken konnte. Aber noch war es ja nicht so weit. »Also, wenn niemand da ist, gehe ich zum Empfang und schau, ob der Mann, den du suchst, dort ist. Wie war der Name? Cassiel? Und der Nachname ....« Gabriel trat mit Tadewi näher an die Kanzlei und erkannte dann den Namen auf einem Schild. Brown. »Brown. Also, wir bekommen das hin.«
Zwar hatte Gabriel genug Aufregung in San Francisco erlebt, aber dies hier war irgendwie mehr ein kleines Abenteuer für ihn, aber wohl auch nur, weil es sich bei dem Mann, dem er half, um einen Indianer handelte.
Wind in seinem Haar (Tadewi) und Gabriel vor der Kanzlei Brown
Der Krieger sah Gabriel erstaunt an. "Das ist nicht das Haus. Das ist am Ende dort!" sagte er leise und zeigte die Straße hinunter. Warum blieb er denn vor diesem Haus stehen? Cassiiil wohnte doch hier gar nicht! Er sah sich unsicher um. Sie waren zwar in die Straße abgebogen, standen aber noch dicht am Bürgersteig und waren gut zu sehen. "Wir müssen dort hin, zu dem Haus wo man essen kann." sagte er und klang ein wenig zu bestimmt. "Bitte, das ist falsches Haus." fügte er beschwichtigend hinzu.
Wir dürfen hier nicht stehen bleiben. Die Menschen schauen schon etwas zu neugierig! Wenn sie mich richtig erkennen, werden sie mich doch hängen wollen!
"Bitte, Gabriiil, wir müssen gehen hier weiter weg. Man sieht mich." sagte Tadewi und versuchte den Menschen den Rücken zuzudrehen. In seiner Stimme schwang ein kleines bisschen Angst mit. Er wollte hier weg. "Wenn Cassiiil nicht dort hinten ist, warte ich in Haus für die Pferde. Dann kannst Du holen Cassiiil. Aber wir nicht warten hier, wir gehen, bitte, wir gehen weiter." drängte er, ohne Gabriel körperlich zu bedrängen.
Wind in seinem Haar (Tadewi) und Gabriel vor der Kanzlei Brown
Gabriel war erst verwirrt, dann aber sah er seinen Fehler ein. Heute war Sonntag. Und dies war nur das Büro des Anwalts. Er wohnte wo anders, wie Tadewi dann ja auch leise meinte. Allerdings fragte sich Gabriel, warum der Anwalt dann in einem Restaurant wohnte. Aber Gabriel nickte nur stumm. Er kannte sich in diesem Nest eh kaum aus.
»Dann gehen wir eben da hin.« meinte er etwas zu knapp. Tadewi war ihm irgendwie zu ängstlich und das wirkte sich seltsam auf Gabriel aus. Traute er ihm nicht? Woher nur diese Angst, was war nur mit dem stolzen Krieger?? Doch dann erinnerte sich Gabriel an die Geschichte, die Tadewi erzählt hatte, als man ihn hier fast gehängt hatte. Dennoch nagte das nun etwas an Gabriel. Er würde das schon zu verhindern wissen, aber dann erinnerte er sich daran, dass Tadewi ihm ehrlich gesagt hatte, dass er ihm noch nicht ganz traute, was verständlich war und dennoch nannte er ihn einen Freund. Gabriel musste sich eingestehen, dass er einfach viel zu wenig von den Ureinwohnern wusste ...
»Gehen wir ...« brummelte Gabriel ein wenig gereizt. Ihm war inzwischen furchtbar kalt, aber er war selber Schuld. Er hatte lange auf dem Friedhof verbracht und dann auch noch am Seeufer.
Gabriel stapfte dann entschlossen weiter durch den Schnee.
Wind in seinem Haar (Tadewi) und Gabriel vor der Kanzlei Brown
Der Krieger sah Gabriel ein wenig erschrocken an. Hatte er etwas falsches gesagt? Warum war der WEiße auf einmal so komisch? Tadewi wusste es nicht und so gingen sie schweigend weiter die Straße hinunter, weg von den Menschen auf der Hauptstraße.
"Es tut mir leid." sagte Tadewi schließlich. "Ich wollte nicht ... wie sagt man ... ich wollte DIhc nicht beleidigt." Auch wenn er nicht wusste, warum Gabriel so komisch war, so hatte er doch das Gefühl sich entschuldigen zu müssen.
Schließlich erreichten sie das Café und Tadewi blieb an den Stufen stehen. Er musste enttäuscht seufzen. Die Vorhänge waren zugezogen und es hing ein Schild im Fenster der Eingangstür: CLOSED. Das bedeutete, dass Niemand dort war. Also waren die Geschwister wirklich auf diesem Treffen für den heiligen Mann.
"Es ist keiner da." sagte er mehr zu sich selbst, denn zu Gabriel und man sah ihm an, dass er sich nicht wohl dabei fühlte. "Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll." Auf einmal war sein Mut verschwunden.
Wind in seinem Haar (Tadewi) und Gabriel vor der Kanzlei Brown
Schnell merkte Gabriel, dass er sich wohl nicht gerade korrekt verhielt. Denn Tadewi schaute erschrocken und verstand wohl nicht, warum Gabriel eben etwas brummelig und gereizt reagiert hatte. Wie sollte er auch. Die beiden Männer wussten nichts von einander und es tat Gabriel sogar etwas selber leid. Dann aber winkte er ab, freundlich und schaute selber etwas entschuldigend und sprach, nach dem er tief die Luft eingezogen hatte: »Dir muss gar nichts leid tun, wirklich. Du hast mich nicht beleidigt. Ich ... ich war nur in Gedanken und es ist mir langsam etwas zu kalt. ich war Stunden auf dem Friedhof, wo meine Halbschwester begraben ist und dann am See. Also, alles ist gut.« Dennoch gingen sie dann weiter zum Restaurant und dann lauschte Gabriel den Worten seines Nebenmannes. Und bemerkte, wie dieser etwas seinen Mut zu verlieren schien. Er fragte sich wirklich, was dem Mann schon alles an schlimmen Singen widerfahren war, dass er es so offensichtlich zeigte. Doch Gabriel hatte sich selber wieder eingekriegt und legte Tadewi sachte seine Gesunde Hand auf die Schulter: »Wir kriegen das schon hin.« Gerne hätte er gesagt: Mein Freund. Aber so ganz wurde Gabriel aus dem Mann noch nicht schlau. Er nannte ihn Freund und doch, dass er Gabriel noch nicht traute. Und Gabriel verstand das.
»Ich werde nun ins Gästehaus gehen, da wo dieses Fest statt findet, ok?« Gabriel schaute den Indianer an, wollte wissen ob er verstand, dabei kannte er die Sprache der Weissen besser, als Gabriel Cheyenne sprach. »Ich werde Cassiel suchen. Bitte beschreibe ich ihn mir noch eben, damit ich nicht den falschen anspreche, ja? Also, wie sieht er aus?« Nun lächelte Gabriel und nickte wohlwollend.
Und dann fügte Gabriel schnell noch zur Erklärung hinzu: »Und bei einem solchen Treffen der Weissen möchte ich nicht Mr. Browns Namen durch den Raum werfen, verstehst du? Also Rufen. Das haben die Weissen nicht so gerne, wenn ich da eventuell andere Störe ...« Gabriel hoffte, Tadewi wusste, was der Musiker meinte, der übrigens nivht von "und Weissen", sondern von "den Weissen" sprach. Ob dies Tadewi auffiel, war nicht klar. Und Gabriel war sich dessen eh nicht bewusst.
Und dann zwinkerte er Tadewi aufmunternd zu: »Und keine Sorge, alles wird gut ...«
Der Krieger sah Gabriel an, als dieser sprach. Und er ließ zu, dass ihm dieser sanft die Hand auf die Schulter legte. Es war erneut eine beruhigende und freundliche Geste. Tadewi nickte. Er hatte so ziemlich alles verstanden, was Gabriel ihm gesagt hatte.
"Ich danke Dir. Es ist gut, dass Du Cassiiil für mich holst." sagte er und überlegte kurz. "Gut und nett." fügte er hinzu und lächelte nun freundlich. "Casssiiil sieht SO aus." antwortete er schließlich und begann den Iren zu beschreiben. "Ich werde warten hinter diese Haus in Stall für Pferde. Dann sieht man mich nicht so schnell, ja?" fragte er. "Und wenn Du wieder kommst machen wir Tee bei Cassiiil, dann wird wieder warm Dein Körper."
Wie erleichtert Tadewi wirklich darüber war, das Gabriel angeboten hatte Cassiel zu suchen, konnte man dem angespannten Ojibwe nicht ansehen. Doch er lächelte freundlich und meinte es auch ehrlich.
Es war irgendwie schon ein seltsames Zusammentreffen. Und doch einfach nur ein Zufall. Der Krieger hatte nicht genau den Weg gewusst, als sie sich am Seeufer getroffen hatten und Gabriel hatte alle Zeit der Welt und einer von wohl wenigen Weissen, die den Ureinwohnern nicht gleich mit Hass oder Unmut entgegentrat. Und das, trotz der wahrlich gefährlichen Situation damals im Sommer mit Kleiner Wolf. Er hatte dies niemals zur Anzeige gebracht. Oder hatte er mal mit wem darüber gesprochen? Ja, mit Li Yue. Aber so weit er sich erinnerte nicht mit einem der Offiziellen.
Und die kleinen Spannungen zwischen ihm und Tadewi waren einfach nun mal vollkommen normaler Natur und eigentlich wirklich nicht der Rede wert. Der Krieger selber hatte allen Grund angespannt zu sein. Gabriel eigentlich nicht, nur dass er es übertrieben hatte, seit heute Morgen sich der eisigen Kälte auszusetzen, auch wenn ihm sein dicker und feiner Fellmantel warm umhüllte.
»Ist schon ok, Tadewi. Jetzt müssen wir nur hoffen, dass ich Cassiel auch wirklich schnell finde. Das mit dem Empfang war halt meine erste Idee.« Und dann hörte er sich die ausführliche Beschreibung des Anwalts an. Und er nickte. Auch, als Tadewi meinte, dass er sich hier in den Stellen dieser Browns verstecken wolle.
»Und einen wärmenden Tee könnte ich wirklich gebrauchen« grinste Gabriel dann und schlang kurz seine Arme um sich. »Also, bis hoffentlich gleich ...« verabschiedete sich Gabriel dann vorerst und setzt sich in Bewegung. Er schaute noch, ob die Strassen soweit frei waren, dass Tadewi mit seinem Pferd in den Stall gehen konnte, nicht dass es deswegen noch einen Aufstand gab.
Vielleicht würde er dann auch gleich Selina treffen, was ihm ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Jethro, Kleine Krähe und Witashnah von Mainstreet kommend
Nachdem sich Mr. Harding von ihnen verabschiedet hatte, drängte Jethro Frau und Kind nach vorne, Richtung Ausgang. Da sie nicht weiter abgelegt hatten mussten sie sich an der Rezeption auch nicht weiter aufhalten. Entsprechend waren sie gegen die Kälte vor der Tür gewappnet und Jethro nahm die Kühle als Wohltat auf. Im Speisezimmer war es doch sehr eng und stickig gewesen. Wenn es ihm schon so vorgekommen war, wie sehr hatte Witashnah erst darunter leiden müssen? Vielleicht machte er sich aber auch nur unnötige Gedanken. Immerhin hatte sie nicht zum Gehen gedrängt. Der Vorschlag war von ihm gekommen. Er wertete das als gutes Zeichen. Auf dem Weg das kleine Stück Richtung Heimat hinab, zog Jethro sein Zigarillo-Etui hervor und steckte sich einen seiner Glimmstängel an. Angenehm duftend umhüllte ihn sofort der markante Duft der dunklen Stange und Jethro fühlt Entspannung. Er hatte sich im Speiseraum ungewöhnlich zurückgehalten. Doch jetzt musste er einfach rauchen.
Spontan und aus welchen Gründen auch immer, kam ihm ein Gedanke, eine Idee, die er gar nicht so abwegig fand und vielleicht für Witshnah ein wichtiges Zeichen war. Er berührte sie leicht am Arm, damit er ihre Aufmerksamkeit bekam und wählte einfache Worte. Zumindest versuchte er es. "Du hast meine Leute kennengelernt. Jetzt lerne ich deine kennen. Dieser Freund, aus dem Reservat. Wind?," er hatte schon wieder den Namen vergessen, obwohl er fleißig mit Jacob übte. Aber nicht einmal dessen Name wollte ihm leicht über die Lippen kommen. "Du bringst mich zu ihm? Heute, Morgen, wann du möchtest?"
Jethro, Kleine Krähe und Witashnah von Mainstreet kommend
ooc: Sorry für meine Aphonie. Und danke, dass Du uns weiter geführt hast.
Auch wenn die kleine Krähe ganz offensichtlich Freude an dieser Feier hatte und gern noch geblieben wäre, so war Witashnah doch sehr froh, als sie drei das Haus wieder verlassen hatten. Es war für sie eine echte Leistung gewesen, sich dort so einigermaßen sicher zu bewegen. Und dabei war sie sich nicht einmal sicher, ob sie das überhaupt hinbekommen hatte. Sie kam sich vor wie eine Antilope in einer Wolfshöhle. Nur dass die Wölfe entweder satt gewesen waren oder sie einen großen Puma an ihrer Seite hatte, der sie beschützt hatte.
Witashnah war sehr dankbar. Auch wenn es für sie purer Stress gewesen war, dort hingegangen zu sein hatte sie es unbedingt tun wollen. Sie wollte ja an Jethros Seite leben. Jetzt ja. Wieder. Gern. Denn er hatte sie gerade diese Tage als wirklich liebenswerter Mann entpuppt (oder sie hatte es endlich wirklich erkannt). Dass er die kleine Krähe immer wieder einmal unmöglich behandelte war nicht sein Fehler. Und wenn es unter den weißen nun einmal so zuging, war es wohlmöglich auch wichtig, dass ihr Sohn eben abhärtete - auch wenn es ihr dabei immer wieder in der Seele brannte.
Jethro hatte sie beschützt. Und er hatte Wind in seinem Haar beschützt. Und, was am wichtigsten war, er hatte sich lieb um die kleine Krähe gekümmert als sie selber versagt hatte. Das war sehr schön gewesen zu erleben auch wenn ihr Gesicht dabei vor Scham glühte. Das musste sie ihrem Sohn noch einmal erklären. Und die Lakota hoffte, dass er es verstand.
Sie legte ihrem Sohn ihre geschiente und verbundene Hand auf die Schulter. "Taoya-te-duta" sagte sie dann leise auf Lakota, "Ich bin sehr stolz auf Dich. Du warst eben sehr tapfer. Und hast Dich wie ein Mann benommen. Du hast Deine Verletzung und den Schmerz mit einem gleichgültigen Lächeln ertragen und den Angreifer mit Verachtung gestraft. Ich bin sehr stolz auf Dich!" Dann seufzte sie kurz. "Ich habe das selber nicht geschafft. Ich hatte Angst. Und habe Dich daher nicht in Schutz nehmen können. Dafür schäme ich mich. Verzeih mir. Ich werde versuchen in Zukunft wieder mehr Mut zu haben."
Dann trat sie zu Jethro, der sich gerade eine Zigarillo anzündete. Witashnah fand es noch immer absonderlich, wie man Tabak so völlig unzeremoniell nutzen konnte, doch war das eine von den Weißen noch sehr harmlose Verhunzung der Gaben der Geister. Damit konnte sie gut leben. Jethro berührte sie am Arm und voller Emotionen ihm gegenüber ergriff sie seine Hand und hielt sie fest. Und überraschte sie erneut als er sie bat, ihm Tadewi Niyol vorzustellen. Im Reservat! Witashnah war wie vom Donner gerührt. Vor lauter Aufregung stolperte sie über ihre Worte: "Du willst gehen Reservat?!" staunte sie und brauchte einige Sekunden um sich wieder einzukriegen.
"Du willst wirklich gehen zu Reservat? Zu sehen mein Volk? Das... ja. Ich... oh..!" Sie musste erneut schlucken. Dann senkte sie den Blick. "Mein Herz hüpft vor Freude. Ich will gerne gehen mit Dir. Aber Weg ist weit. Und sehr viel kalt. Und ich muss..." entsetzt fiel ihr ein, dass sie den Weg ins Reservat möglicherweise gar nicht fand. Sie war nur einmal da gewesen und hatte den Hinweg in tiefer Ohnmacht gelegen. Und den Rückweg... Peinlich berührt stellte sie fest, dass sie viel zu unaufmerksam gewesen war weil ihre Gedanken nur bei dem Krieger gewesen waren. "Ich weiß den Weg aber nicht." gab sie dann kleinlaut zu.
OOC: *g* Kein Zeitsprung zurück bitte. Es ist immer noch Mittag...
Jethro mit Witashnah und Kleine Krähe Richtung Haus
Kleine Krähe war voller Unmut. Das Kinn schmerzte und der verletzte Stolz noch viel mehr. Diesem Camden würde er eines Tages noch eine Abreibung verpassen müssen, die sich gewaschen hatte. Er hatte genug Stolz in sich, um diesen feigen Angriff zu rächen. Trotzdem wollte er das Fest nicht verlassen müssen. Es gab auch andere Kinder, die netter waren oder wirkliches Interesse zeigten, wie der Sohn vom Reverend. Mit ihm hätte er doch gerne ein wenig gesprochen oder gespielt. Umso überraschter war er, als seine Mutter nicht gleich Jethro folgte, sondern ihn aufhielt. Erwartungsvoll blieb er stehen und sah seine Mutter fragend in die Augen. Die Hoffnung, sie könnte ihm das Fest gestatten keimte auf, erlosch aber gleich wieder. Seine Mutter würde niemals so etwas gestatten. Sie wusste ihn lieber in Sicherheit zu Hause. Als sie das Wort ergriff, tat sie es in ihrer eigenen Sprache und Kleine Krähe sah kurz betreten zu Jethro, der auf sie wartete und sich sicher wie ausgesperrt vorkam. Doch er unterbrach Witashnah nicht und ließ sie aussprechen. Auch Kleine Krähe hörte ihr ruhig zu und ein kleines Lächeln auf Jacobs Zügen, zeigte Jethro, dass die Unterhaltung zurecht von ihm geduldet wurde.
Taoya-te-duta durchlebte dafür nicht zum ersten Mal die unterschiedlichsten Gefühle, die ihn in einem Leben zwischen den Welten heimsuchten. Dieses Widersprüchliche zwischen den Gebräuchen und Gepflogenheiten konnten einem ganz gewaltig zusetzen. Auf der einen Seite bedeutete ihm nämlich das Lob seiner Mutter unendlich viel und er fühlte sich fast erwachsen, wie ein Krieger, von denen seine Mutter immer wieder erzählt hatte. Auf der anderen Seite musste er ihr aber im Stillen recht geben. Er hätte es gerne gehabt, dass seine Mutter vorhin für ihn dagewesen wäre. So wie es die Mütter der weißen Kinder stets taten. Auch wenn er wusste, dass seine Mutter immer für ihn da sein würde, sich um ihn sorgte und kümmerte, war es irgendwie anders, als bei den weißen Kindern. Zudem, wenn Jethro und er den Mut aufbrachten sich den Vorurteilen aller Bürger zu stellen, dann konnte es seine Mutter doch auch? Aber er hütete sich etwas entsprechendes zu sagen und nickte nur mit ernstem Blick, als seine Mutter um Verzeihung bat. In seinen Augen war das nicht nötig, denn in seiner Welt in der in all den Jahren meist ohne seine Mutter hatte groß werden müssen, baten höchstens die Kinder um Vergebung. Aber auch das sagte er ihr nicht. Es erschien ihm im Augenblick völlig falsch. Es war nicht leicht den Ansprüchen beider Welten zu entsprechen und Kleine Krähe fragte sich, ob es ihm jemals gelingen würde. "Das nächste Mal, ja?", sagte er am Ende mit einem verschmitzten Grinsen auf Lakota und hoffte, seine Mutter fasste seine Worte als Mut machend auf. Letztendlich schlossen sie zu Jethro auf und folgten ihn durch die ruhige Stadt zur Mountain View. Mit einem breiten Grinsen nahm Kleine Krähe wahr, wie sich die kleine Hand seiner Mutter in die große von Jethro schob. Einfach so, ohne das es eine Bedrohung auf der Straße gegeben hatte, die seine Mutter in den Schutz des Mannes getrieben hätte.
Wie erwartet herrschte Ruhe in der Stadt. Die meisten waren im Gästehaus und die wenigen zu Hause gebliebenen Bürger saßen beim Mittagessen. Nur gleich im ersten Haus der Straße stand eine Tür offen und Jethro warf einen misstrauischen Blick hinüber. Soweit er wusste wohnte dort eine junge, alleinstehende Frau und da war eine weit offen stehende Tür bei diesem Wetter wohl guter Grund für Sorge. Er sah jedoch einen Mann im Inneren stehen, der sich in einer Unterhaltung befand, neben ihm zwei, vielleicht drei Jungs und weder Körperhaltung noch die Unterhaltung wies daraufhin, dass es Schwierigkeiten gab. McCrae.. genau, so hieß die junge Frau. Gerade war ihm der Name wieder eingefallen, als sich Witashnahs Hand in seine schob. Er lächelte stumm und fasste etwas kräftiger zu, um zu signalisieren, dass er sie spürte. Seine Frage über das Reservat jedoch nahm sie wie erwartet überrascht auf. Sie brachte die aufgeregten Worte kaum über ihre Lippen und erneut brachte sie Jethro dazu zu lächeln. All diese Freude... so einfach war das. Aber all die Sorgen... er schüttelte amüsiert mit den Kopf. "Eins nach dem anderen. Ja, ich will in das Reservat gehen und dein Volk kennen lernen. Und den Weg werden wir schon finden. Ich kann den Major fragen, der im Gästehaus ist. Der wird den Weg schon kennen. Und wenn wir früh aufbrechen und die Pferde nehmen, dürfte der Weg nicht zu weit sein. Vielleicht können wir auch Jac... Kleine Krähe mitnehmen?"
Jethro mit Witashnah und Kleine Krähe Richtung Haus
Ihr Sohn war schon sehr erwachsen. Das hatte Witashnah gerade eben wieder erfahren. Auch wenn es nicht leicht war, das zu akzeptieren. So gern würde sie ihn wieder und wieder in die Arme schließen und beschützen. Aber das würde Taoya-te-duta sicherlich nicht mehr wollen. Und Witashnah wollte ihn nicht bloßstellen. Also musste ihre manchmal schon schmerzende Liebe eben zurückstecken. Das war der Kreislauf des Lebens.
Taoya-te-duta lächelte zu ihren Worten und verwies ihre Entschuldigung ein wenig scherzhaft auf ein nächstes Mal. Dann würde sie seiner Ansicht nach sicherlich den Mut haben, auch gegen die Weißen einzutreten. Witashnah lächelte zurück, jedoch verstand sie ihn in diesem Augenblick nicht so recht. Sie hatte den Mut nicht gehabt. Das war wahr. Aber es hatte nicht viel gefehlt. Doch hätte sie es getan, wäre dann nicht eventuell Blut geflossen? Sie hatte die Hand schon am Messer gehabt, bereit ihren Sohn gegen jede Gefahr zu verteidigen so wie die Fuchsmutter ihre Jungen auch gegen eine zahlenmäßige Übermacht verteidigen würde. Und dann? Man hätte sie doch überwältigt, sie geschlagen, vielleicht wieder vergewaltigt und zuletzt sicher fortgejagt in die Kälte. Doch nein, das war nicht fair. Jethro war noch da gewesen. Sicherlich hätte er es nicht zugelassen. So wie er sie und sogar ihren Bruder Wind in seinem Haar verteidigt hatte, würde er wohl mit der Waffe in der Hand für sie eintreten. Dieser Gedanke wärmte ihr Herz.
Dennoch wäre es die falsche Entscheidung gewesen. Was also hätte sie tun sollen? Was tun können?
Witashnah wusste es nicht. Aber es war wichtig um hier in der Welt der Weißen zu Recht zu kommen. Sie würde Jethro fragen müssen. Und die kleine Krähe. Daheim vielleicht. Sie würden ja Zeit haben.
Und Jethro... er überraschte und erstaunte sie schon wieder. Er wollte das Reservat besuchen. Und dorthin auch die kleine Krähe mitnehmen. Ach, dass sie das erleben durfte! Das würde... oh, und er hatte auch eine klare Vorstellung davon, wie es zu bewerkstelligen war. Die Pferde. Ja. Und der Major... das war der Obersoldat aus dem Fort... er würde den Weg wissen, ja.
"Ja." erwiderte die junge Lacota und nickte deutlich erfreut. "Ja, wir können gern gehen wenn Du magst. Heute, wenn es nicht zu spät ist. Es ist viel Schnee und die Sonne ist früh fort. Aber wenn Du magst wir können gehen. Ich kann gehen wann Du willst. Nur, Du wolltest noch zu das andere Haus sagtest Du. Ich will gern warten. Aber wenn es zu spät ist, wir gehen gern morgen auch. Ja."
Natürlich würde sie die kleine Krähe auch fragen müssen. Er war alt genug um selber zu entscheiden ob er mitgehen wollte oder nicht. Aber sie würde ihm zureden denn es wäre zutiefst enttäuschend, würde er nicht mitgehen wollen. Aber das würde sie mit ihm zuhause besprechen.
Großer Geist, war sie aufgeregt. Ihre Worte waren nur so gesprudelt. Aber dieser Tag war schon ein Wunder. Wo er doch so seltsam begonnen hatte. In der Feier in dem Haus des Gottes. Und danach die andere Feier. Aber tatsächlich hatte alles angefangen als Jethro Wind in seinem Haar gerettet hatte. Da hatte er Witashnah überzeugt. Und jetzt war er hier, an ihrer Seite, hielt ihre Hand und tat das gern, wie sie spürte. Und auf einmal hatte sie nicht mehr das Gefühl, nur geduldet zu sein. Sie hatte es schon die ganze Zeit über gewusst aber jetzt hatte sie es wirklich gefühlt. Wie schön war das...
Jethro mit Witashnah und Kleine Krähe Richtung Haus
Taoya-te-duta warf Jethro einen skeptischen Blick zu, als dieser erwähnte, der Junge könne ruhig mitkommen, wenn er sich mit dessen Mutter das Reservat und die dortig lebenden Indianer anschauen wollte. War das jetzt sein Ernst? Sollte er wirklich mitkommen und die Menschen, deren Blut in seinen Adern floss begaffen wie einen Zirkusbären? Oder tat er Jethro gerade unrecht? Hatte er nicht seiner Mutter eben gesagt, er wollte die Leute dort besser kennenlernen? Das klang weniger nach Neugier und Gaffen. Und doch war Jethro Vorschlag etwas, das ihn überraschend bei einer Ehre packte, die er bislang überhaupt nicht gekannt hatte. Geerbter Stolz war es, den er gerade verspürte, der ihm aber so unbekannt war, wie die meisten Sitten und Traditionen seines Stammes. Die Widersprüche seiner beiden Abstammungen machten es ihm in diesem Moment wieder einmal unglaublich schwer angemessen zu reagieren. Während sich seine Mutter zu freuen schien, dass Jethro bereit war sie nicht nur in seine Welt zu zwängen, sondern auch ihre kennen zu lernen, konnte Kleine Krähe nicht damit aufhören das Negative daran zu suchen, auch wenn es nichts daran zu rütteln gab. Es war sicher eine nette Geste von Jethro, und doch konnte der Junge nur zurückhaltend nicken. "Vielleicht ja," murmelte er nur, während auf einmal aus seiner Mutter Worte sprudelten, wie nie zuvor. Selbst Jethro blieb kurz verblüfft stehen ehe er ein bisschen über so viel Begeisterung verlegen auflachte und dann weiterging.
"Langsam, langsam, Squaw. Wir gehen. Nicht heute. Ich muss arbeiten, ganz recht. In diesem anderen Haus. Aber morgen ist auch noch Zeit, nach der Schule, damit Kleine Krähe mitkommen kann," er schob die Zigarillo in gewohnter Weise auf die andere Seite. "Hm... mal sehen, vielleicht hast du ja recht und die Zeit reicht auch noch für heute. Erst mal sehen, wie viel los ist im "anderen" Haus. Ich kann Foster kaum alleine mit der Arbeit lassen. Na kommt," sie hatten das Haus erreicht und Jethro zog den Hausschlüssel hervor. Ihm war einfach wohler, wenn er die beiden im Haus sicher wusste. Zumindest in der Zeit, in der er unterwegs war und kein Auge auf sie haben konnte. Die Stadt war zwar überwiegend freundlich gesonnen, aber an manchen Stelle im Ort gab es gefährliche Schwellbrände, die nur darauf warteten entflammt zu werden.... "Ich bin bald zurück," sagte er mit wenig Zuversicht, denn wissen konnte er es einfach nicht. "Und wenn etwas sein sollte, Kleine Krähe, du weißt wo das Gewehr steht. Zögere nicht. Und dann kommst du mich holen."
Oliver in Richtung Main-Street gehend, bemerkt Jethro mit Witashnah und Kleine Krähe etwas von ihm entfernt
Oliver trabte gemächlich die Straße entlang auf die Main-Street zu. Der kalte Wind tat ihm langsam in den Augen weh und sein Gesicht schmerzte vor Kälte. Doch er machte keine Anstalten sich den Kragenmantel schützend um den Mund zu legen. Lieber fror er, als diesen ekelhaften Alkoholgeruch in der Nase zu haben. Der alte Mantel, der ihn diesen Winter schon öfters warm gehalten hatte, war ein Überbleibsel seines Vaters. Und dieser hatte ihn im Winter immer bei seinen Wirthshausbesuchen dabei, sodass der Stoff den Geruch von Tabakrauch und Alkohol wie eine zweite Haut angenommen hatte. Oliver hatte den Mantel schon oft gewaschen, aber womöglich genügte allein das Wissen darüber, wo dieser Mantel überall war, um den Geruch nach Alkohol in der Nase zu haben. Der junge Farmer blies sich seinen heißen Atem in die Hände, was zumindest für kurze Zeit eine wohltuende Wärme verschaffte ... wenn auch nur an den Fingern. Ihn störten die Schneeflocken, die vom leichten Wind wirbelnd in sein Gesicht fielen. Um sich zumindest etwas davor zu schützen, hielt er den Kopf leicht gesenkt. So bemerkte er die kleine Gruppe, die sich mit ihm in der Straße befand, erst recht spät.
Am liebsten hätte er wieder umgekehrt, doch die drei Personen mussten ihn bestimmt auch schon bemerkt haben. Sie standen vor dem Haus in der Mitte der Straße und waren offenbar unterwegs gewesen ... Mist, dachte Oliver. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Der Reverend hatte heute ja zu einer Feier geladen. Das hatte Oliver ganz vergessen. Dabei hatte er sich vorgenommen, den Reverend besser kennen zu lernen. In St Louis hatte er stets einen Vertrauten in der Kirche, dem er all seine Geheimnisse und Probleme erzählen konnte. Und er vermisste diese Vertraulichkeit. Natürlich kannte Oliver den Reverend aus dem sonntäglichen Gottesdienst, bei dem er immer vor Ort war. Aber ein zwangloses Gespräch mit Reverend Stevenson in einer zwanglosen Atmosphäre hätte ihm vielleicht wieder dieses Gefühl gegeben, einen geistlichen Vertrauten zu haben.
Doch nun musste sich Oliver über andere Dinge Gedanken machen. Die drei Fremden in der Straße waren ihm nicht ganz so fremd, wie er es gerne gehabt hätte. Zumindest kannte er den älteren Mann vom Sehen im Saloon oder sonstwo in der Stadt. Sein Name musste Jethro oder so ähnlich sein, versuchte sich Oliver zu erinnern. Jedenfalls hatte er bisher einen Bogen um diesen Mann gemacht, da er etwas an sich hatte, das Oliver nicht gefiel. Der Blick dieses Mannes hatte den jungen Farmer schon seit seiner Ankunft in Camden eingeschüchtert. Doch vielleicht tat Oliver diesem Mann auch Unrecht. Auf jedenfall war Jehtro kein wirklich Fremder, sodass Oliver, der mittlerweile selbst einen gewissen Bekanntheitsgrad in Camden inne hatte, nicht einfach grußlos an ihm vorbeigehen konnte. "Guten Tag, Sir," sagte Oliver, blieb neben dem Haus der Hayways kurz stehen und hob zum Gruß seinen Kopf, was ihm sofort eine eisige Windböe in die Augen bescherte.