CAFE-RAUM: Es gibt eine kleine Terrasse am Gebäude für einige Tische, eine schmale Veranda vor dem Haus, ein großer Raum mit Theke, eine separate Küche.
GRUNDRISS:
AUSSTATTUNG: Tische und Stühle sind vorhanden, eine Theke mit Kasse, einige Kuchenplatten für die Ausstellung, sowie eine komplett eingerichtete Küche. Für Gäste gibt es sogar ein Toilettenhäuschen und ein Brunnen für die Küche.
Der junge Ire war zügig die Treppen zur Eingangstür hinaufgestiegen und hatte das Café aufgeschlossen. Nun trat er ins Innere und hielt Mister Marlowe die Tür auf. Hiner ihm schloß er wieder, ließ aber den Vorhang ein Stück für Tadewi offen. Dann zog er vier Stühle von einem Tisch im hinteren Teil des Raumes.
"Setzen Sie sich bitte, Mister Marlowe. Ich heize nur schnell den Ofen an und setze Teewasser auf." sagte er und drehte sich schon wieder weg. Der Mann musste kurz alleine klar kommen.
Cassiel ging zum großen Ofen und zog eine Schachtel Streichhölzer aus der Tasche. Im Stillen dankte er Nathanniel dafür, dass dieser Abends bereits die Glut in die Tonne hinter dem Haus brachte oder in einer Glutschippe mit nach Hause nahm und für den nächsten Tag bereits Holz bereitlegte, dass man nur noch anzuzünden brauchte. Mein großer Bruder, Du bist wirklich ein Engel. Das zweite Streichholz brannte endlich und Cassiel entfachte vorsichtig die Holzspäne. Da sie diese gut lagerten, waren sie knochentrocken und brannten schnell lichterloh. Die dünnen Holzscheite brauchten kaum eine Minute länger und Cassiel konnte schnell dickere Stücke auflegen. Als er sicher war, dass der Ofen gut brannte, schloss er die Tür wieder.
"Ich werde eben frischen Schnee von hinten holen, für den Tee, Mister Marlowe." wandte er sich erneut an den Musiker. "Ich bin gleich wieder da."
Und dann verschwand er mit einem Eimer zu Hintertür.
Die beiden Männer hatten sich gegrüsst und der Krieger brachte sein Pferd in den Stall, während Gabriel dem Anwalt hinein ins Cafe folgte. Wirklich warm war es hier nicht, aber auch nicht eisig kalt. Wahrscheinlich würde das Cafe wohl erst später am Tag öffnen.
Gabriel kam dann der Aufforderung nach und nahm Platz. Doch dann stand er wieder auf, sah dem Mann nach und zog sich etwas umständlich seinen dicken Mantel aus, der auch durch die Nässe und den Schnee etwas schwerer war als sonst. Als er sich endlich von ihm befreit hatte, legte er mit der gesunden hand den Mantel über die Lehne eines anderen Stuhls. Kurz hatte er noch gestutzt, warum der Anwalt vier Stuhle herangezogen hatte, aber vielleicht kam ja gleich noch wer.
Und so hatte sich Gabriel schliesslich hingesetzt und schaute sich erst einmal um. Er war irgendwie noch nie hier gewesen, obwohl er ja nicht das erste Mal in Camden war. Aber das Cafe lag einfach auch sehr abseits.
Gabriel nickte dem Mann schliesslich freundlich zu, als dieser dann nicht nur den Ofen anheizte, sondern auch meinte, dass er schnell noch Schnee für den Tee holen wollte. Und so wartete Gabriel einfach und sah sich weiter interessiert um.
Der Krieger hatte schnell sein Pferd versorgt und war den beiden Männern dann gefolgt. Die Tür schloß er leise hinter sich und zog einen Refelx nachgebend den Vorhang wieder vor die Tür. Das Schild mit CLOSED zeigte nach draußen. Drinnen heizte bereits der OFen, doch es würde noch eine Weile dauern, bis sich die Wärme spürbar verbreitet hatte. Gabriiil saß an einem der Tische und hatte sich seinen mantel ausgezogen. Auch wenn er noch immer ein dickes Hemd darüber trug, sein Gipsarm war nun deutlicher zu sehen.
Tadewi nickt freundlich zu Gabriel und sah sich um. Jetzt sah es anders aus, wenn die Tische einzelnd standen. Doch es war nach wie vor gemütlich; und dem Großen Geist sei Dank stank es hier nicht so fürchterlich, wie in anderen Häusern der Weißen.
Tadewi zog sich die dicken Fellhandschuhe aus und legte sie auf den Tresen. Draußen hatte er sich bereits den SChnee abgeklopft und nun zog er sich den dicken Mantel über den Kopf; er hatte darauf geachtet keinen zum zuknöpfen zu bekommen, da zog der Wind oft unschön durch. Er legte ihn ebenfalls auf den Tresen. Seine langen Haare knisterten leise und standen ein wenig ab.
Tadewi begann leicht zu grinsen und strich mit den Händen üpber die Haare. Dabei sah er Gabriiil an. "Meine Haare können fliegen." witzelte er leise.
Schliesslich traf auch der Indianer ein. Er schien das Haus hier schon zu kennen, aber das war auch nicht verwunderlich, waren ja Cassiel und er Freunde. Er nickte Gabriel freundlich zu und dieser erwiderte den Gruss. Ja, so wahnsinnig unterschiedlich waren er und Tadewi nicht. Also Weisse und Rote, wie man auch gerne zu sagen pflegte. Beide waren eben Menschen, leider sahen eben viele Wilde diese Menschen eher als Wilde, nur weil sie auf ihre Weise nicht so fortschrittlich waren oder eben andere Riten und andere Kulturen besaßen. Aber dennoch waren es Menschen. Sie lebten, dachten und fühlten, nicht anders als der weisse Mann. Nagut, Tadewi hatte zwei Frauen, das mochte seltsam erscheinen, aber gab es nicht in Asien oder irgendwo nahe Europa diese Stadt namens Bagdad? Dort hatten doch die Männer noch viel mehr Frauen. Auch wenn Gabriel es sich selber nicht vorstellen konnte, aber war das nicht eigentlich schon der Wunsch von einigen Männern hier, gleich mehrere Frauen zu haben? Innerlich grinste Gabriel.
Schliesslich zog auch Tadewi seine Winterdschen aus und auf einmal standen ihm einige Haare vom Kopf ab. Der Indianer bemerkte es sogleich und witzelte. Gabriel freute es ein wenig, dass der Mann nicht nur mit seinen Sorgen beschäftigt war.
Und so lachte Gabriel leicht und deutete auf seine halblangen Haare: »Ja, interessant, nicht? Mir passiert das auch manchmal. Schon faszenierend. Was das wohl zu bedeuten hat? Auch das Knistern. Ein wenig wie Magie ...« Nun lachte Gabriel ein wenig stärker. Obwohl ihm beide Männer eigentlich fremd waren, genoss er ihre Gastfreundschaft und Freundlichkeit. Ja, sie wussten eben nicht, wer er war und das war gut so. Keine dummen Fragen, keine Autogramme.
Und dann kam auch bald Cassiel zurück. Ob er schon den ersehnten heissen Tee bei sich hatte? Erneut nieste Gabriel und er spürte deutlich, dass da was im Argen lag. Und ja, seinen vollkommen eingegipsten Arm konnte man nun deutlich erkennen.
Der junge Ire hatte nicht lange gebraucht den Eimer mit sauberem SChnee zu füllen und wieder zurück in den gastraum zu gehen. Tadewi war mittlerweile auch da und hatte sich den langen Winterponcho aus Fell abgestreift. Er und Gabriel grinsten freundlich, sie schienen gerade einen Scherz gemacht zu haben. Cassiel schnappte sich die Teekanne, die hinter dem Tresen stand, füllte sie randwoll mit Schnee und stellte sie auf die kleine Platte auf dem Ofen, der schon ordentlich kniesterte und knackte. Dann legte er selbst Hut und Mantel ab.
"Setz Dich, mein Freund. Männer sollten sitzen, wenn sie etwas zu besprechen haben." sagte er freundlich zu dem Krieger. "Ich hole nur schnell Tee und Becher." wandte er sich schließlich an beide Männer.
Cassiel verschwand in der Küche. Schwarzer Tee im großen Teesieb, das Ganze in eine tönerne Teekanne, Becher, Löffel und den guten Honig und schließlich einige der guten Kekse, die Serenity unlängst gebacken hatte, dann alles auf ein Tablett. So kam der Ire wieder aus der Küche und stellte alles auf den Tisch zu Gabriel, an den sich auch Tadewi gesetzt hatte.
Cassiel hatte tatsächlich etwas länger gebraucht, sodaß der Kesel bereits zu pfeifen begann. Cassiel goß den Tee auf, der noch etwas ziehen musste und setzte sich zu den beiden Männern.
"Also, mein Freund, was ist passiert!?" kam er gleich zur Sache. Ihm war so gar nicht danach jetzt noch das übliche Palaver zu halten. Das wäre einfach fehl am Platze.
Gabriiil scherzte freundlich übder die Haare, die manchmal einfach in die Höhe ragten. ob das etwas mit Magie zu tun hatte, wusste der Indianer nicht. Also lächelte er nur zurück. Dann kam Cassiiil mit einem Eimer Schnee wieder und fegte geradezu durch den Raum. Tadewi nickte und setzte sich zu Gabriiil, während Cassiel weiter sauste. Als das Wasser auf dem OFen zu pfeifen begann, kam Cassiel schon wieder und goß endlich den Tee auf. Er roch gut und der Krieger freute sich darauf. Dann endlich setzte sich Cassiiil zu ihnen und wollte auch sofort wissen, was geschehen war. Tadewi verstand, dass sein Freund neugierig war und nicht noch palavern wollte.
Also begann der Krieger zu erzählen. Er berichtete, dass sie einige halb erfroene und halb verhungerte Cheyenne irgendwo an den Reservatsgrenzen gefunden hatten. Er hatte sein Frauen suchen wollen, die alleine losgeritten waren und war fast gleichzeitig mit ihnen auf die Gruppe gestoßen. Sie hatten sie ins Dorf gebracht und so gut es ging versorgt. Dann waren die Häuptlinge der Cheyenne und Häuptling Santanta mit einigen Kriegern, ihm und Sanuye & Anovaoo'o ins Fort aufgebrochen, um sich bei Major Sheprad ordnungsgemäß zu melden und zu besprechen, was nun geschehen würde. Tadewi berichtete, dass Shepard erst sehr verwundert war, man aber bei Tee und Gebäck ein gutes Männergespräch geführt hatte. An dessen Schluß war man übereingekommen, dass die Cheyenne im Reservat bleiben durften, wenn einige Bedingungen erfüllt waren. Tadewi ließ diese aus, war doch ein Weißer anwesend, dem er noch nicht ganz über den Weg traute.
Und dann war plötzlich Aufruhr im Fort. Weiße Männer, es waren wohl Trapper, kamen mit einem Wagen herein und hatten die Leichen ihrer Kameraden dabei. Sie behaupteten Tadewis Frauen und einige Krieger hätten sie überfallen, getötet und verletzt.
Jetzt musste der Krieger schwer schlucken. Sanuye war niedergeschossen worden, als sie um ihr Leben rannte und Anovaoo'o hatte man niedergeprügelt. Shepard hatte sie und einige Krieger verhaften lassen und wollte ihnen nun den Prozess machen. Alle anderen Indianer konnten das Fort unbehelligt verlassen. Tadewi war sofort losgeritten, um Cassiiil um Hilfe zu bitten.
Die STimme des Kriegers bebete zum SChluß und man sah, wie schlecht es ihm ging. Er saß zusammengesunken auf dem Stuhl und starrte die Tischplatte an.
Es dauerte eine Weile, aber schliesslich saß man zusammen und es gab frischen und vor allem heissen Tee, von dem sich gabriel dann auch ungefragt bediente, denn ihm war schon sehr kalt und immer wieder nieste er verstohlen. Auch nahm er sich etwas Honig, allerdings nicht von den Keksen und dann sass er einfach da und lauschte, was Wind in seinem Haar zu erzählen hatte. Das klang alles seltsam, fand Gabriel. Denn hatte Tadewi noch nicht mit seinen Frauen reden dürfen? Was war da mit den Weissen geschehen? Doch er wartete ab, sah deutlich, dass Tadewi schwer schlucken musste. Und eigentlich wollte er dem Anwalt das Wort überlassen, schliesslich kannte er sich aus. Doch Gabriel war nun auch mal hier und es interessierte ihn. Er hatte Sanuye nämlich einst kennengelernt und sagte dies dann auch: »Also, ich kenne Sanuye ... deine Frau, Tadewi, nur ein wenig. Aber sie machte einen sehr offenen Eindruck auf mich als Weissen damals. Sie hatte mich auf meinem Instrument spielen hören und war einfach aus Neugier näher gekommen. Also da war nichts von Hass oder so zu spüren. Warum also behaupten die weissen Trapper, dass sie ausgerechnet von deinen Frauen angegriffen worden sind? Gab es da noch eine Art Vorgeschichte? Wie sind sie zueinander gekommen? Weisst du da etwas darüber? Ich kann mir nicht vorstellen, dass zwei Frauen einfach so einen Trupp von Weissen angreifen, sorry, aber ne, dass kann ich mir einfach nicht vorstellen ...«
Gabriel schaute abwechselnd von dem einen Mann zum anderen und bedankte sich dann noch leise bei Cassiel für den Tee. Der tat wirklich gut. Langsam glaubte Gabriel, wie die Wärme zurück in seinen Körper kroch, als er kleine Schlücke des heissen Getränks zu sich nahm.
Der junge Ire lauschte seinem Freund, als der ihm schilderte, was passiert war. Und dann starrte der sonst so schlagfertige Cassiel den Indianer einfach nur an. Sein Gehirn lief noch immr auf Hochtouren und legte, als der Krieger geendet hatte, den Turbogang ein. Mister Marlowe erhob als erstes das Wort. Der Blick des Iren wandtere zwischen dem Weißen und seinem Freund hin und her. Und er sah, dass sich das Tadewi wahrscheinlich auch schon gefragt hatte. Cassiel stand auf und begann vor dem Tisch auf uns ab zu gehen. Das half ihm beim Nachdenken.
"Mister Marlowe hat recht. Die ganze Sache ergibt keinen Sinn. Ich kenne Anovaoo'o und Sanuye. Sie würden niemals ohne Grund irgendjemanden angreifen oder gar töten. Deine Frauen wissen, dass sie sich zu benehmen haben und außerhalb des Reservates halten sie sich doch eigentlich nicht auf." Cassiel sprach halb zu sich selbst und halb zu den Männern. Er musste laut denken und brauchte am besten Jemandem, dem er das vortragen konnte. Meist waren es seine Geschwister, die währenddessen in einem Buch lasen. Cassiel benötigte nicht wirklich eine Antwort, er brauchte nur Zuhörer. "Bevo wir uns jetzt in Spekulationen verlieren sollten wir abwarten, dass Major Shepard alle in die Stadt bringt. Das wird hier für ziemliche Aufregung sorgen. Ich werde vorab mit dem Sherriff sprechen. Und dann werde ich Deine Frauen und die Krieger befragen. Und die Trapper. Wahrscheinlich handelt es sich nur um ein dummes Mißverständnis. Und ich werde Zeugen brauchen, die bestätigen, dass ihr friedlich seid. Herrje, wo fange ich da denn bloß an?"
Jetzt bleib Cassiel stehen und sah den Krieger an. Dieser hatte ihm mit gesenktem Kopf zugehört. Cassiel legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. "Wir bekommen das hin, mein Freund. Wir werden Deine Frauen befreien. Vertrau mir. Ich werde nicht zulassen, dass ihnen etwas passiert, ok?"
Cassiel hatte mit voller Überzeugung gesprochen, denn er glaubte fest daran den Frauen helfen zu können. Sein Blick barg Zuversicht und Hoffnung. "Und wenn Du willst, kannst Du solange bei uns wohnen, bis der Prozess beginnt. Dann musst Du bei diesem Wetter nicht ständig hin und her reiten."
Schlißlich sah er Gabriel an. "Ich danke Ihnen, Mister Marlowe, dass Sie meinen Freund heil durch die Stadt gebracht haben. Das letzte Mal, als er hier war, hätte man ihn beinahe gehängt. Sie sagten, sie kennen Sanuye? Wie gut, wenn ich fragen darf?"
Es war mittlerweile Mittag und Gabriel wunderte sich nicht mehr darüber, dass ihm so kalt war.
Gabriel schaute zwar unauffällig zu Tadewi, aber dieser war sehr angespannt, was auch kein Wunder war. Der Anwalt gab dann Gabriel zwar Recht, wollte aber auch keine losen Spekulationen hören, was Gabriel verstand. Hier ging es um Beweise. Aber da konnte Gabriel leider nicht mithelfen. Und so hörte er einfach nur zu, schaute dann aber immer wieder zu dem Krieger, der nun nicht mehr ganz so eingehüllt war in seinen Fellen und auf einmal wurde ihm etwas klar. Er kannte diesen Mann. Er hatte ihn schon damals im Sommer kennengelernt. Warum nur war er nicht schon vorher darauf gekommen??? Es war der Mann, der Indianer, der damals auf Sanuye und Gabriel traf. Und er hatte Sanuye nicht einmal gekannt. Auf einmal wurde ihm alles klar und in Gedanken schlug er sich mit der flachen Hand an die Stirn.
Und dann folgte auch schon die Frage von Cassiel. U d Gabriel wirkte auf einmal etwas aufgeregt und nickte nur: »Jaja, das hat Tadewi erzählt. Der Vorfall in der Stadt. Schrecklich, wenn Menschen so handeln ...« Aber Gabriel wirkte auf andere Weise sehr aufgeregt und zeigte immer wieder mit seiner Hand stetig auf Wind in seinem Haar. Zwar hatte er Cassiels Frage vernommen, aber nun wollte er nur eines sagen: »Tadewi!!! Wir kennen uns schon längst. Jetzt erst erinnere ich mich. Damals in Sommer am See, mit Sanuye!!!« Gabriel war wirklich aufgeregt, denn es tat ihm so leid, dass er den Indianer nicht früher erkannt hatte. »Du und Sanuye kanntet euch noch nicht einmal. Sie war baden und ich spielte auf meiner Geige. Erinnerst du dich?«
Gabriel musste dann leider erneut niesen, aber das tat seinem Erzähldrang keinen Abbruch. Denn dann wandte er sich an Cassiel: »Ich kenne sie nicht sehr gut, aber ich weiss, dass sie damals sehr offen auf mich zugekommen war. Sie grüßte mich freundlich. Und ich weiss sogar noch genau den Tag, es war irgendwie am Vormittag des 6.8. 1878 ... weil ich da ....« Sofort brach Gabriel ab. Es war der der Tag, wo er später von Kleiner Wolf entführt und später misshandelt worden war. »Ich weiss es noch genau. Erst kam Sanuye, die wirklich neugierig und sehr freundlich war und dann kam Tadewi dazu. Ich kann das beschwören, es war der 6.8. letzten Jahres ... erinnerst du dich nicht mehr, Tadewi? Doch, oder? Sicherlich ...«
Der Indianer lauschte Cassiels Worten aufmerksam. Ja, er hatte recht. Man musste erst die Beteiligten fragen, damit man wirklich wusste, was geschehen ist. Das machten sie normalerweise auch bei seinesgleichen so. Plötzlich wurde Gabriiil sehr aufgereht und Tadewi hatt Mühe seinen Worten zu folgen. Sie kannten sich? Der See? Ja natürlich! Der Sommer, in dem er hierher gefunden hatte! Am See hatte er Sanuye kennen gelernt! Wie ein wildes Tier hatte er sich in den Büschen versteckte und Sanuye hatte ihn gefunden.
Der Krieger begann zu lächeln, als ihn die Erinnerung einholte. "Ja, ich erinnere mich. Du hast diese Vaaaoooliiin gespielt. Es war sehr schön. Das war der Tag, an dem ich Sanuye getroffen habe." nickte er zustimmend. "Und Du hast sehr schöne Musik gemacht." Ja, das hatte Gebriiil wirklich. Der Krieger kannte das Instrument durch seine Flucht. Doch noch nie hatte er einen Weißen so wundervoll darauf spielen hören. Und gerade noch konnte er sich verkneifen den Weißen erneut einzuladen. Ich weiß ja gar nicht, ob wir Drei im Sommer noch zusammen sind. Vielleicht endet unsere Reise ja hier und jetzt mit dieser Verhandlung.
Das Gesicht des Indianers wurde wieder traurig. Er kämpfte sehr mit sich.
Cassiel war weiter im Raum auf und ab gegangen, Tadewi hatte genickt. Und auf einmal begann Mister Marlowe aufgeregt zu sprechen. Er kannte Sanuye und Tadewi? Wie praktisch! Und auch der Indianer bestätigte das. SIe hatten sich kennen gelernt; flüchtig, aber sie kannten sich. Und Mister Marlowe sprach sehr gut von diesem Treffen.
Das Gesicht von Tadewi schwankte zwischen Freude und Trauer. Cassiel setzte sich Mister Marlowe gegenüber. "Mister Marlowe, das ist wirklich eine gute Nachricht. Wären Sie bereit für die Frauen auszusagen? Immerhin kennen Sie Sanuye, wenn ich Sie gerade richtig verstanden habe. Und Tadewi auch. Ich brauche unbedingt Weiße, die für die Indianer aussagen. Können Sie mir bitte sagen, was genau passiert ist? Nein, warten Sie, das war eine falsche Frage. Es ist ja nichts passiert." Cassiel überlegte zwei Sekunden, bevor er fortfuhr: "Wie ist es zu diesem Treffen gekommen? Und wie haben Sie es emfpunden?" Jepp, das war die richtige Richtung. Er musste wissen, ob sich Gabriel bedroht gefühlt hatte oder nicht. Wie war das Treffen verlaufen? Und würde er aussagen? Immerhin war ein männlich, weiß und volljährig. Und er wohnte in Camden Village ... zumindest meistens, wenn Cassiel sich richtig erinnerte.
Der Mann spielt Geige? Habe ich ihn nicht schonmal spielen gehört? Egal, jedenfalls kann er für mich wichtig sein. ICh brauche alles, was ich kriegen kann, um die Mädels da rauszuholen. Wenn sie wirklich Weiße umgebracht haben und das nicht auf dem Gebiet des Reservates geschehen ist, dann wird es wirklich verdammt eng.
Cassiel schenkte Gabriel erneut Tee nach. "Gesundheit! Bekommen Sie mir bloß jetzt keinen Schnupfen, Mann. Ich brauche Sie." lächelte er freundlich. "Sonst schicke ich Ihnen meine Schwester auf den Hals, die macht Sie schneller wieder gesund, als Sie ein A spielen können." witzelte Cassiel und versuchte charmant die Stimmung ruhig zu halten.
Der Krieger hatte dem Anwalt erst zugehört, sagte aber nichts. Dann aber hellte sich seine sonst doch sehr besorgte Miene etwas auf, denn auch er erinnerte sich nun an das Treffen im Sommer im See. Es war kein Wunder, dass sie sich nicht gleich erkannt hatten, waren sie doch in sehr viel mehr Kleidung gehüllt, auch wenn sie nun jenen Teil abgelegt hatten, der sonst die Kälte vom Körper abhielt. Vielleicht lag es daran. Und es freute auch Gabriel, dass sich Tadewi erinnerte und er nickte: »Genau. Eine Violine. Oder Geige, aber das ist das Selbe.« erklärte er erfreut und unterliess es, noch anzumerken, dass es nur einen Unterschied in der Wortherkunft gab, aber sonst handelte es sich um das selbe Instrument. Und das Tadewi damals seine Klänge schön fand, musste Gabriel nicht kommentieren. Er wusste dass er das Instrument mehr als gut beherrschte. Er schmunzelte eher, weil Tadewi erwähnte, dass er damals Sanuye kennengelernt hatte und es freute ihn irgendwie. Das klang fast romantisch, dass er dabei gewesen war, als sich damals zwei Menschen trafen, die heute verheiratet waren. Da Tadewi dann aber noch einmal mit Lob über Gabriels Kunst nachsetzte, kam ein einfaches »Danke.«
Trotz des kurzen ungezwungenen Gesprächs würde der Krieger wieder sehr ernst. Was auch immer ihm durch den Kopf ging, sicherlich drehte es sich um seine Frau, die ja nun in argen Schwierigkeiten war. Und sofort war Gabriel auch wieder geistig auf das andere Thema umgeschwungen. Der Anwalt hatte alles mitbekommen und setzte sich schliesslich Gabriel gegenüber und sprach ihn direkt an, war ganz bei seinem "Fall" was auch richtig und gut war und Gabriel hörte aufmerksam zu. Als der Anwalt dann gesprochen hatte, brauchte Gabriel nicht lange zu überlegen und sprach ebenfalls direkt: »Ich sage gerne aus und helfe.« Er sagte das fast mit einer Inbrunst, die jemand, der ihn kannte, kaum an ihm kannte. Da war kein Zögern. Doch dann überlegte er nur wenige Sekunden und rieb sich mit der gesunden Hand leicht das Kinn. Es war nicht so, dass er sich nicht mehr erinnerte, er wollte nur gleich das Richtige sagen: »Ich war am Seeufer. Und ich spielte auf meinem Instrument. « Ohne es zu wollen, holte er dann doch etwas aus. Einfach, um sich besser an alles und jedes Detail zu erinnern. »Es war ein herrlich warmer Tag und ich übte, denn ich bin Geiger von Beruf.« Er erklärte nun aber nicht, wie berühmt er war, denn es war nicht Gabriels Art, damit anzugeben. Und sollte es doch mal wichtig sein, konnte es es immer noch erzählen. »Und auf einmal stand diese junge Indianerin da. Mutig und doch lächelte sie irgendwie. Sie war alles andere als feindselig. Sie war sogar ...« Gabriel schaute etwas verstohlen kurz zu Tadewi: »...Halb nackt. Also ich meine ... Versteht das nicht falsch. Es war erst schon etwas irritierend, weil ich das nicht kenne, aber es zeigte mir eben auch, dass sie keine Furcht vor mir hatte. Naja, und dann kamen wir ins Gespräch. Ich spreche ein klein wenig Cheyenne und sie war also nicht nur von den Klängen, die ich aus dem Instrument herausholte, beeindruckt. Sondern eben auch, dass ich in der Sprache ihres Volkes reden konnte. Ich hatte das auf gut Glück versucht. Aber Verzeihung, ich schweife ab. Also, jedenfalls war sie kein bisschen feinselig, nicht einmal übermässig misstrauisch, denn sie hatte Pfeil und Bogen dabei, aber nicht auf mich gerichtet. Im Gegenteil. Also, sie wirkte einfach nur freundlich und neugierig. Und mit Tadewi war es dann nicht anders.« Gabriel hatte dann noch dankend genickt, als der Anwalt ihm Gesundheit wünschte und Gabriel lächelte mild, als er das von seiner Schwester meinte. Und lachte dann auch leicht, als das mit dem A kam. »Also, und auch Tadewi, der später dazu kam, war kein bisschen feindselig. Ich hatte absolut keine Angst. Im Gegenteil, ich war recht entspannt. Für mich waren das einfach zwei Menschen, die Gefallen an meiner Musik hatten. Und die scheinbar ...« Nun grinste Gabriel: » Auch an sich Gefallen fanden, aber das ist eine andere Geschichte. Beide baten mich dann noch etwas zu spielen ... was ich dann auch tat.«
Mehr sagte Gabriel dann erst einmal nicht, damit der Anwalt vielleicht noch Fragen stellen konnte. Aber ja, Gabriel würde aussagen, wenn er Tadewi und seinen Frauen helfen konnte. »Also, ich helfe wirklich gerne, wenn ich kann. « Seine Konzerte waren eh alle abgesagt, denn mit einem grbochenen Arm konnte er nicht auftreten.
Der Krieger hatte ein wenig Mühe den beiden Männern zu folgen, die nun etwas schneller englisch sprachen. Doch er verstand; Cassiiil wollte, dass Gabriiil für sie sprach. Und Gabriiil war dazu bereit. Und als dieser von dem Treffen zu erzählen begann, ließ sichTadewi dankbar etwas ablenken. Ja, es war ein schöner Tag gewesen. Er war zwar ausgehungert von seiner Flucht und daher ging es ihm nicht ganz so gut. Doch er war Sanuye begegnet und hatte sich ziemlich schnell in die quirlige Indianerin verliebt. Und dann hatten sie Gabriiil getroffen, der am See gesessen und diese Violiiin gespielt hatte. Auch wenn die Klänge in den OHren von Tadewi immer noch seltsam klangen, hatte er doch schnell gemerkt, wie gut Gabriiil das Instrument beherrschte.
Schließlich nickte Tadewi. "Danke, Gebriiil, dass Du für uns sprechen willst. In meiner Erinnerung habe ich DIch als freundlichen Mann und Du hast mit Deiner Musik mein Herz berührt. Es wäre wirklich toll, wenn Du sprichst für uns." Dann wandte er sich an den Anwalt. "Aber es wird nicht reichen. Wir brauchen mehr Weiße, die für uns sprechen."
Cassiel lächelte erleichtert. Dieser Geigenspieler würde für Tadewi und die Frauen aussagen. Das war schon mal gut. "Danke, Mister Marlowe, das ist wirklich gut. Bei der Verhandlung werde ich genau darauf eingehen, nämlich wie sie sich gefühlt haben, ob sie bedroht wurden oder sich bedroht gefühlt haben. Das ist wichtig. Darauf werde ich ein wenig herumreiten. Die Leute sollen sehen, dass sie es mit friedlichen Indianern zu tun haben. Aber das besprechen wir noch in Ruhe."
Dann meldete sich der Krieger zu Wort und Cassiel stimmte ihm zu. "Ja, wir brauchen dringend noch mehr, die für euch sprechen. Meine Geschwister kann ich nicht wirklich nehmen, die werden als befangen abgewiesen." Er erntete einen fragenden Blick des Kriegers. Also formulierte er um. "Meine Geschwister gehören zu meiner Familie. Und ich spreche für euch. Man wird ihnen vorwerfen, sie würden nur meinetwegen für euch sprechen."
Dann richtete er seinen Blick kurz in den Raum und überlegte laut. "Aber wen kann ich noch fragen? Ihr habt wenig mit Weißen hier zu tun. Das wird nicht einfach. Manchmal treibt ihr Handel, vielleicht würde von denen Jemand ... Hm, ich könnte den Pianospieler im Saloon mal fragen." Er legte eine kurze Pause ein. "Auf jeden Fall werde ich mich umhören, wer für euch sprechen will. Aber es wird genug Weiße geben, die sehr gegen euch sind." Er legte seinem Freund sanft die Hand an den Arm. "Mach Dir keine Sorgen. Ich werde nicht zulassen, dass man Deine Frauen hängt. Und ich denke wirklich, dass Du hier in der Stadt bleiben solltest. Deine Frauen brauchen Dich hier. Du kannst morgen noch mal reiten und Dir ein paar Sachen holen, wenn Du etwas brauchst." Und in der Zeit kann ich alleine mit den Mädels reden. Mein Instinkt sagt mir, dass Tadewi nicht alles weiß.
"Mister Marlowe, darf ich fragen, wo Sie hier im Ort wohnen?"