Im niedrigen Anbau befindet sich hinter der Wohnstube das Arbeitszimmer. Ein Schreibtisch, Lampe, Buchreagle und ein Schrank befinden sich im Raum. Der Schreibtisch steht am Fenster, allerdings so, dass man denoch halb der Tür zugewandt sitzt. Ein Holzkreuz befindet sich über der Tür.
Jeremiah hatte es nicht eilig und da sein Pa ihn nicht weiter dazu drängte oder ermahnte sich zu beeilen, ließ er sich Zeit. Es ging sowieso nicht schneller als seinem Pa es vielleicht lieb gewesen wäre, da die gesamte Gemeinde ins Freie drängte. Jeremiah wurde erst hier in mitten der Leute bewusst, was sein Verhalten für Auswirkungen hatte. Denn natürlich wollte der eine oder andere mit seinem Pa über die Predigt reden, vielleicht loben oder kritisieren. Dinge, die seinem Pa nach einem Gottesdienst wichtig waren. Aber er musste sie auf später vertrösten. Das wirkte sicher auf einige unhöflich. Und alles nur wegen ihm. Wäre es nach Jerry gegangen, hätte sich sein Pa ruhig die Zeit nehmen können. Immerhin musste doch auch jemand die Kerzen löschen, den Ofen herab drehen, die Gesangsbücher wieder einsammeln, ausfegen und abschließen? Doch die Hoffnung war schwindend gering, dass ihm eine weitere Schonfrist eingeräumt wurde. Es ging nach draußen und dort hielt sich sein Pa nicht eine Sekunde länger als nötig auf. Jerry sah betrübt Gemeindemitglieder beisammen stehen, oder schon auf dem Weg in die Stadt vor ihnen. Einige bestiegen ihre Kutschen oder ihre Pferde. Es lag sicher an seiner Einbildung aber Jerry glaubte alle Augen auf sich gerichtet zu sehen und war sich sicher, dass die meisten kein gutes Haar in ihren leisen Gesprächen über an ihm ließen. Missmutig trottete er hinter seinem Pa her. Was sollte er auch sonst tun? Schon wieder weglaufen? Das hatte er ja bereits als furchtbar dumme Idee herausgefunden. Er wusste ja, dass er für seinen Unfug gerade stehen musste. Sein schlechtes Gewissen drückte inzwischen doch arg und zu wissen, dass hinter her wieder alles gut sein würde, ließ Jerry zumindest ein wenig beruhigt der bevorstehenden Sache ins Auge blicken. Wenn Pa wenigstens etwas sagen würde. Irgendwas, dass Jerry verriet wie wütend er tatsächlich war oder was er sich für eine Strafe ausgedacht hatte. Dann müsste er sich nicht alles in leuchtenden Farben ausmalen und hätte dieses furchtbare flaue Gefühl im Magen nicht mehr länger zu ertragen. Ein paar Mal setzte Jerry aus diesem Grund zu einer Rechtfertigung an, aber er kam nie weiter als bis zu einem "Pa, ich..." oder "Aber, Pa...", denn er bekam jedes Mal mit einer knappen Geste das Wort abgeschnitten. Als schließlich ihr Haus in die Nähe rückte, wurden seine Schritte langsamer und einmal blieb er sogar stehen und dachte darüber nach wie er seinen Pa davon überzeugen konnte, dass es gar nicht gerecht wäre ihn für das, was passiert war zu bestrafen. Denn eigentlich, streng genommen war er doch gar nicht an allem alleine Schuld? War nicht Ben der ältere von ihnen beiden? Hätte Ben nicht ihn vom Schneemannbauen abhalten müssen? Was konnte er für einen schlechten Wurf oder für Mr. McKays seltsame Ansichten? Und war er schuld, wenn Pa sich auf einmal auf die Seite von Mr. McKay schlug und Jerry eine nicht nötige Entschuldigung abverlangte? Ja, das klang für Jerry sehr logisch, nur befürchtete er, dass er damit bei Pa absolut nichts erreichen würde. Damit hatte er seinen Weg rasch fortgesetzt und war die wenigen Meter, die Pa an Vorsprung gewonnen hatte nachgelaufen. Bevor er auch noch über das Trödeln ungehalten wurde. Doch auf der Veranda, nachdem er den Schnee anständig abgeklopft hatte und Pa die Tür geöffnet hatte, wollte Jerry gar nicht mehr so unbedingt ins warme Haus kommen. Vergessen war die Einsicht, dass er Bestrafung sicher verdient hatte und auch, dass er heute von morgens bis zum Nachmittag an einem Stück Dummheiten begangen hatte. Da nutzten auch die Aufforderungen von Pa nichts und er musste sich ins Haus schieben lassen, wo er nur sehr widerwillig die Wintersachen ablegte. Das sah leider ganz danach aus, dass sie so schnell nicht zum Gästehaus aufbrechen würden....
Terrys Zorn ebbte mit jedem Schritt ab, den er zum Pfarrhaus zurücklegte. Ärgerlich war er jedoch immer noch, als er die Tür öffnete und Jeremiah zunächst in den Flur eintreten ließ. Betrübt beobachtete, er wie Jeremy sich seiner Mütze, Schal und Handschuhe sowie seiner Jacke entledigte. Auch er legte ab, aber nicht weil er sich lange aufhalten wollte, sondern weil er ohne die dicke Winterjacke mehr Bewegungsfreiheit hatte. Gerne hätte er ein paar Worte mit Eric gewechselt, denn der Freund hätte ihn bestimmt ermutigen können. Ganz so sicher, wie er sich gerade gegeben hatte, war nämlich nicht, dass seine Predigt gut war. Aus seiner Sicht heraus, hatte er nämlich doch noch einen kurzen Satz erwähnen müssen, um dem Gedanken seine Worte seien nun eine Art Freibrief für zukünftige Sünden gewesen, keinen Raum zu geben. Andererseits lag es wohl auf der Hand, dass Gehorsam Gott gegenüber, das Halten der Höchsten Gebote, dazu führte, dass man in Zukunft nicht mehr so ohne weiteres bewusst sündigte, denn wer den Nächsten liebte, wie sich selbst, der würde den wohl auch weder töten noch bestehlen. Darauf verlassen, dass das verstanden wurde, konnte er sich wohl kaum, denn Reverend Hawkins hatte wohl eher Blitz und Donner über Camden Village heraufbeschworen, denn die überfließende Gnade Jesu immer wieder neu in Anspruch genommen. Es war also dem Grunde nach gut, dass es noch weitere Sonntage geben würde, in denen er über die Folgen eines gehorsamen Lebens mit Gott sprechen konnte. Die Briefe des Neuen Testaments waren so komplex, dass er wohl noch etliche Sonntage mit diesen beschäftigt sein würde. Obwohl er mit Menschenfurcht nicht viel zu tun hatte, war er nun doch ein wenig in Sorge, wie die Menschen ihn nun aufnehmen würden. Jeremiah hatte ihn gründlich kompromittiert und seine Autorität und Erziehung mit seinem Verhalten öffentlich in Frage gestellt. Das war Etwas, was Terry bereits im Ansatz bestrafen würde und wohl auch musste, ob er das nun wollte oder nicht - und dazu kam, das Davonlaufen, die Zappelei und zerrissene Kleidung. Innerlich verdrehte Terry wirklich genervt die Augen, denn jetzt sah er, dass nicht nur die Hose am Knie sondern auch die Jacke im Rücken einen ordentlichen Riss bekommen hatte. Er konnte sich nicht erklären, wie das hätte aus Versehen passieren können. Dafür musste der Jung wohl querfeld ein durch die Gegend gerannt sein, vorsätzlich und wider besseren Wissens. Na, da kommt ja wohl Einiges zusammen. "Komm - ins Arbeitszimmer. Du weißt, dass ich das nicht ungestraft lassen kann, auch wenn ich mich nicht allzulange damit aufhalten kann oder will. " Nicht unsanft, aber doch mit Nachdruck, schob er Jeremy ein bisschen vor sich her in sein kaltes Arbeitszimmer. "Du weißt, wofür die Schläge sein werden, oder? Ich will nichts hören, keine Lügen, keine Ausreden und keine Schuldzuweisung. Es war klug, einen Erwachsenen um Hilfe zu bitten, so Du Dich nicht alleine den dir noch fremden Menschen stellen wolltest, aber meine väterliche Autorität noch in der Gemeinde so in Frage zu stellen, war nicht richtig." Ein ganz kurzes Lächeln huschte über Terry Gesicht, denn trotz Allem stieg ein Gefühl von Wärme und Zuneigung in ihm auf, als er seinen zerknirschten Sohn betrachtete. "Ich behaupte nicht, dass Du mit Absicht, Deine Sachen zerrissen hattest - aber Du hast es offenbar bewusst darauf ankommen lassen. " Während Terry sprach griff er bereits nach dem von Jeremy zu Recht gefürchteten Rohstock. Der würde schmerzhaft genug sein, selbst wenn Terry vor hatte, dem Jungen zu erlauben, die Hosen anzulassen. Es war zu kalt, um ihn die Hose herunterziehen zu lassen. Der Junge war gesundheitlich noch immer ein bisschen angegriffen und er wollte nichts riskieren. "Komm, her, mein Sohn. Was muss, dass muss." Er setzte sich auf seinen Stuhl vor dem Schreibtisch und fasste Jeremiah am Oberarm, um sicher zu stellen, dass dieser wirklich käme. Mit Nachdruck legte er sich den Jungen nun ohne weitere Verzögerung über die Knie und versetzte ihm den ersten von fünf weiteren kräfigen Hieben mit dem Rohrstock knapp unter die Pobacken. Das war dort vielleicht schmerzhafter, als wenn er direkt auf diese schlug, aber so konnte der Junge nachher vielleicht etwas leichter stillsitzen, so er nicht direkt auf den Striemen sitzen musste.
Jerry seufzte ein paar Mal absichtlich lauter als er musste. Der Versuch Mitleid zu erregen hatte zwar noch nie funktioniert, aber da es so unangenehm Still auf dem Flur war und Jerry sich zunehmend unbehaglicher fühlte, erschien ihm das eine gute Strategie. Ein verlegenes Lächeln warf er allerdings seinem Pa zu, als er die Jacke aufhängte und dabei den unschönen Riss auf dem Rücken entdeckte. Oh weh, als wäre nicht schon genug schmutzig geworden und kaputt gegangen. Aber das war ja nicht wirklich seine Schuld gewesen. Das ist einfach so passiert... das wusste sein Pa doch? Oder? Obwohl Jerry ja genau wusste, was kommen würde, zuckte er zusammen, als Pa ihn aufforderte ins Arbeitszimmer zu gehen. Da wollte er überhaupt nicht hin. Und als er auch noch vom Bestrafen anfing, fühlte sich der Junge außer Stande auch nur einen Schritt zu machen. Er wagte allerdings zu hoffen, dass all seine ausgemalten Bestrafungen schlicht übertrieben gewesen waren, denn die Worte von Pa ließen hoffen, dass es schnell vorüber sein würde. Aber das war eigentlich völlig egal. Ob drei, fünf oder ein Dutzend Hiebe, für Jerry fühlte sich jede Züchtigung wie eine halbe Ewigkeit an und die Schmerzen waren dieselben. Auch wenn er nur ein einziges Mal in seinem Leben mehr als die üblichen fünf Hiebe erhalten hatte. Es war daher nicht verwunderlich, dass ihn sein Pa vor sich herschieben musste, denn freiwillig wollte Jerry nicht unbedingt das Arbeitszimmer betreten. Jeglicher Mut, den er sonst gerne in allen Lebenslagen bereit war zu beweisen, verließ ihn, als die Tür näher rückte. Er fühlte sein Herz vor Angst stärker schlagen und sein Magen schien sich inzwischen mehrfach zu überschlagen, kaum dass die Tür zurückschwang. Doch an ein Entkommen war gar nicht mehr zu denken. Ohne dass er es nämlich wollte, stand er schneller als es ihm lieb war, im kalten Arbeitszimmer und er sah seinen Vater nach dem Stock greifen. Das ließ Jerry für einen Moment erstarren, ehe er sich innerlich bei diesem Anblick schüttelte. Jerry schluckte und musste gegen wider besseren Wissens an Flucht denken. Heute würde niemand an der Tür klopfen und ihm eine Schonfrist einräumen, schon gar nicht würde er den Rohrstock erneut verstecken können, nur dieses Mal besser. Die Angst und das Wissen um die Schmerzen ließen Tränen aufsteigen und leise zog er die Nase hoch. Wie üblich hatte er bereits den Mund geöffnet, um zu einem lauten Protest anzusetzen, denn auch wenn er wie Vater sagte genau wusste, für was er bestraft wurde, konnte er nichts unversucht lassen, das Unvermeidbare abzuwenden. Zumal er bei all dem Unfug des heutigen Tages ein bisschen den Überblick darüber verloren hatte, was vor allem bestraft werden musste. Doch das übliche "Aber" erstarb unausgesprochen auf seinen Lippen, als sein Pa gar nicht erst Zeit dafür einräumte, sondern ziemlich klipp und klar machte, dass es die Züchtigung jetzt gab und nichts auf der Welt etwas daran ändern konnte. Keine Ausreden, keine Ausflüchte... das war so gemein... Jerry vergaß in seiner Überraschung über diese strenge Worte jegliches Gefühl der Angst und verspürte über diese Ungerechtigkeit Wut aufkommen. Gewöhnlich ließ ihm sein Pa die Zeit, sich zu verteidigen. Auch wenn es meist nichts genutzt hatte, so wollte sich Jerry doch wenigstens anständige erklären dürfen. Und wo blieb die Standpauke, die ihm gewöhnlich noch etwas Zeit verschaffte um sich darauf einzustellen, dass er gleich wie ein Baby auf Pas Schoss liegen und heulen und sich winden würde? Oh, das war nicht fair... wie sollte er denn jetzt abschätzen können, was ihm bevorstand? Er hatte doch leider so viel heute angestellt! Bekam er sie denn jetzt nur wegen seinem Verhalten in der Kirche? Was war dann aber mit seinem Verhalten Mister McKay gegenüber und wegen dem Weglaufen. Oder gar wegen den kaputten Kleidern? Ganz zu schweigen vom wiederholten Fluchen am selben Tag, an einem Sonntag noch dazu... blieb das ungesühnt? Sollte er so viel GLück haben? Jerry war ein wenig verwirrt. Er war es gewohnt, dass ihm sein Pa in allen Einzelheiten darlegte, was er falsch gemacht hatte und wieso er bestraft wurde. Vor allem wie er bestraft wurde. Jetzt war auf einmal eine ungewohnte Variable zwischen ihnen, die Jerry beunruhigte. Er gab es nur ungerne zu, aber als sein Vater nach seinem Arm griff, spürte er wie vor lauter Angst seine Blase ein bisschen nachgab. Nicht viel, zwei, drei feuchte Tröpfchen, aber doch genug, dass es Jerry ungemein peinlich war. Er fühlte sogar wie ihm die Röte heiß in die Wangen schoss. Zum Glück konnte es ja niemand sehen und wissen... und er hatte noch rasch kneifen können. Trotzdem war es unangenehm. Die Angst stand ihm in den Augen, als er ohne viel dagegen tun zu können plötzlich mit dem Bauch nach unten quer über Pas Knie lag und sich seine Kehrseite schutzlos der Züchtigung ausgeliefert fühlte. Er war geneigt ein klein wenig erleichtert zu sein, dass er die Hose anbehalten durfte. Gemessen an seinen Taten vom Montag hatte er fest damit gerechnet, dass ihm heute dieselbe Behandlung bevorgestanden hätte. Aber angesichts der ungewohnten Strenge und Kühle die von Pa ausging, glaubte Jerry nicht wirklich an irgendwelche Vorteil für sich. Nein er fürchtete sich vielmehr um die Auswirkungen für seine Kehrseite. Doch viel dagegen tun konnte er nicht. Er lag in einer für ihn völlig ungünstigen Position - wie üblich - und musste das irgendwie überstehen. Da konnte er sich noch so oft selbst einzureden versuchen, dass er sich das selbst eingebrockt hatte, noch so oft selbst vor Augen führen, über was sein Pa so maßlos enttäuscht und wütend war... es wurde nicht leichter für ihn seine Strafe anzunehmen. Und... ohhhhhweh outch... das tat weh. Viel Zeit zum Nachdenken hatte ihn sein Pa nicht gegeben, er hatte noch nicht einmal versuchen können sich auf Pas Schoss zu winden, um dem ersten Hieb etwas entgegensetzen zu können. Er kam völlig überraschend und viel rascher als gewöhnlich. Und so viel schmerzhafter. Es brauchte einen kurzen Augenblick, bis Jerry herausfand an was das lag. Ein viel zu tiefer Hieb auf eine sehr viel empfindlichere Stelle... hoffentlich hatte sich sein Pa nur im Zielen vertan, denn wenn nicht, dann war es wohl einerlei, ob er die Hose anbehalten durfte oder nicht... Jerry bekam zumindest das Kunststück fertig die Zähne zusammenzubeißen, aber die Beine folgen dennoch in die Höhe und der unterdrückte Schmerzenslaut kam als heißeres Keuchen über seine Lippen. Die Tränen stiegen sofort in seine Augen und trübten den Blick. Nicht noch einen... auf keinen Fall würde er das aushalten. Ach von wegen sein Pa hätte ihn nicht so liebe wie Mr. McKay Benjamin, nur weil er nicht für jede Kleinigkeit sofort abgestraft wurde. Nach Bens Definition musste sein Pa ihn auf jeden Fall sehr viel lieber haben, als der Freund angenommen hatte. Für Jerry fühlte es sich nur nach einer himmelschreienden Ungerechtigkeit an und der Versuch vom Schoss zu flüchten, wobei es alleine der stechend, brennende Schmerz war, der sich schrill durch seine Nervenbahnen wandte und ihn dazu trieb sich aufzurichten wurde mit Nachdruck unterbunden.
Der erste Hieb saß offenbar, denn Jeremiah konnte einen Schmerzensschrei nur mit Mühe unterdrücken. Ärgerlich darüber, dass der Junge den Versuch unternahm, weiteren Schlägen zu entkommen, war er nicht, aber mit seinem freien Arm hielt er ihn so unten, dass er nicht aufspringen konnte. Jeremy konnte allenfalls den Po anheben oder mit den Beinen zappeln, aber Beides würde ihn nicht vor den üblichen fünf Hieben schützen können. Terry verzog selber mißmutig den Mund und atmete scharf ein, denn der Schmerz seines Sohnes ging ihm doch recht nahe. Der arme Kerl litt gerade ganz ordentlich und auch wenn Terry der Meinung war, dass der Junge das erstens verdient hatte und zweitens eine empfindliche Strafe mit dem Rohrstock eine wirksame Methode war, derlei Verhalten zukünftig einen Riegel vorzuschieben, war es ihm eine lästige Pflicht. Terry holte nicht so weit aus, wie üblich, denn die Schläge waren so schon schmerzhaft genug. Terry wollte diese leidige Sache rasch hinter sich bringen, so dass er keine längeren Pause zwischen den Schlägen machte, aber das war sonst auch nicht seine Art. Nur kurz fragte er sich, ob es richtig gewesen war, dem Jungen eine Strafpredigt zu ersparen. Sinn in dieser, sah er nicht, denn für sein Dafürhalten wusste der Junge ganz genau, warum und wofür er bestraft werden würde. Dennoch würde er das gerne erklären, so Jeremiah fragen würde. Beim zweiten und dritten Schlag konnte Terry noch den nötigen Abstand wahren, aber bei den letzten beiden Schlägen kämpfte auch er mit den in ihm tobenden Gefühlen. Natürlich war Strafe schmerzhaft und das sollte sie ja auch sein, aber andererseits konnte er es kaum ertragen, seinen Jungen derartig leiden zu sehen. Das Wehgeschrei Jeremys ging ihm durch Mark und Bein, so das er die letzten beiden Schläge abmilderte und fast nur proforma ausführte. Erleichtert ließ er den Rohrstock nach dem fünften Schlag auf den Boden fallen und zog den Arm, mit dem er den Jungen auf seine Oberschenkel gedrückt gehalten hatte zurück. Natürlich erwartete er nicht, dass sie Jeremiah für die Schläge bedankte, aber doch, dass dieser diese als notwendig akzeptierte. Terrys Ärger war verflogen, so dass er nun seinen Sohn gleich wieder in die Arme nehmen konnte, so dieser dies zu ließe. "Es ist vorbei, Jeremy - und damit Alles wieder gut zwischen uns. " Terry sprach mit ruhiger Stimme und strich Jeremiah über die Haare, um anzudeuten, dass die Sache ausgestanden war.
Mit einer Mischung aus Verwunderung und Entsetzen, gepaart mit einem weiteren unerträglichen Schmerz, musste Jeremiah feststellen, dass sein Pa tatsächlich absichtlich tiefer als gewöhnlich schlug. Wohl weil die Schuld seines Sohnes größer als üblich war; so wollte es zumindest Jerry erscheinen. Der erste Hieb hätte noch ein Versehen sein können, aber das eben, uiuiui, saß. Jeremiah, außer Stande sich zu wehren oder zu entkommen, blieb nur ein schmerzhaftes Aufschreien und der Versuch sich dennoch gegen den Griff zu wehren, verspürte dabei aber wenig Spielraum und ein empfindliches Ziehen, auf der gestraften unteren Region seiner Kehrseite. Zeit für Wut, Entrüstung oder gar lautstarkem Protest darüber blieb Jeremiah allerdings nicht. Die Hiebe kamen zwar gewohnt rasch aufeinander, wenn auch nicht ganz so stark, aber die gewählte Stelle war dafür umso schmerzhafter, um Jerry jede Kraft für Widerstand zu rauben. Die brauchte er auch viel dringender um die Zähne zusammen zu beißen, was ihm aber nicht mehr gelingen wollte. Jede Würde war vergessen, während er sich zappelnd und strampelnd auf Vaters Schoss unter den restlichen drei Hieben wandte und den Schmerz herausschrie. Auch wenn Jerry nur wenige Augenblicke zuvor davon überzeugt gewesen war er würde auf der Stelle sterben müssen, wenn er nur noch einen einzigen weiteren Schlag von dieser Sorte erhielt, musste der Junge kurz darauf feststellen, dass er die Züchtigung wieder einmal überstanden hatte. Wenn auch ziemlich verheult, ein wenig heißer, abgekämpft und mit in Unordnung geratenem Hemd, das in alle Richtung aus der Hose zu flüchten schien. Er fühlte sich verschwitzt, müde und zerschlagen. Und auch wenn kein Schlag mehr erfolgte, nachdem Jeremiah das leise Poltern des Stockes auf dem Boden hatte hören können, zuckte seine Sitzmuskulatur unkontrolliert, als erwarte sie noch immer rüde Behandlung. Ein wenig verspürte Jerry Erleichterung, als sich der feste Griff seines Vaters löste und dieser ihm auf die Beine half. Denn es war rum. Vorbei, überstanden und wie es aussah hatte er nicht mehr als üblich zu erwarten. Doch der Moment währte nur kurz, denn durch die Bewegung, die seine Muskeln streckte und anspannte, bohrte sich rasch wieder der stechend, brennende Schmerz grell durch seine Nervenbahnen, obwohl er sich sehr vorsichtig bewegt hatte. Er japste ein wenig nach Luft und sprang auf der Stelle hin und her. Er schämte sich dafür zwar, aber er konnte es nicht unterbinden. Es tat nämlich entsetzlich weh. Das war jedes Mal das dumme an den Züchtigungen mit dem Rohrstock. Jeder Hieb saß schon bei der Ausführung, betäubte kurz und machte dann Platz für grell roten Schmerz. Und weil Vater nie mehr austeilte als die gewohnten fünf, hatte jeder Hieb Zeit sich zu entfalten. Da gab es keine Betäubung, die irgendwann nachließ und den angerichteten Schaden erst viel später spürbar machte. Nein, Jerry hatte während und direkt danach mit den Auswirkungen zu kämpfen und er kämpfte nie so tapfer und leise wie er es gerne gewollt hätte. Er brauchte einen Moment bis er nicht mehr in Panik durch den Schmerz fast hyperventilierte und nur noch leise vor sich hin jammerte und vorsichtig mit beiden Händen die Pobacken hielt. Das half ein bisschen, nahm aber nicht das dumpfe Pochen, das sowieso viel tiefer tobte und wütete. Wenn er sich jetzt am besten gar nicht mehr bewegte, dann würde das irgendwann vorüber gehen... Dummerweise wartete aber auf sie das Fest im Gästehaus und er würde sicherlich mit müssen. Auch wenn dort Ben sein würde, Jerry würde sich doch am liebsten in sein Zimmer verkriechen. Dort auftauchen zu müssen, würde für ihn nur peinlich werden. Jedem würde er nur vorführen müssen, wie eingeschränkt und steif sein Gang sein würde. Da konnte sich jeder einzelne ausrechnen, wie der neue Reverend mit so etwas wie in der Kirche umging... eine Vorstellung, die Jerry etwas lauter schluchzen ließ. Er zog die laufende Nase laut hoch und zuckte etwas zusammen, als sein Pa ihm durch das Haar fuhr. Er war im Moment einfach nicht sonderlich empfänglich für die gewohnt folgende friedliche Stimmung seines Pas, mit der er stets signalisierte, dass der Unfug nun vergessen war. Wenn Jerry nur jedes Mal auch so einfach die grausame Behandlung seiner Kehrseite vergessen könnte...Noch einmal schniefte er laut, strich sich mit dem Hemdsärmel über das feuchte Gesicht und putzte mit einem Aufwasch die Nase und die Tränen weg. Misstrauisch äugte er zu seinem Pa und zog die Stirn ein wenig kraus. War wirklich alles wieder gut zwischen ihnen? Jerry war sich darüber sehr unsicher, denn in seinen Augen hatte er viel zu viel angestellt, als dass es mit der gewohnten Züchtigung getan sein konnte. Nicht das er scharf darauf war noch weitere Bestrafungen zu erdulden, Gott bewahre, aber es erschien ihm fast zu leicht, dass er mit all den Dingen von heute so 'einfach' davon kommen sollte. Keine Strafpredigt, die ihn so regelmäßig beschämte , keine enttäuschten Worte seines Vaters, die ihn doch meist lange beschäftigten und grübeln ließen, keine sonderlichen Ermahnungen in Zukunft von ähnlichem Unfug abzusehen... Lag es doch daran, dass Ben recht hatte? Auch wenn jeder einzelne Hieb noch deutlich von jedem anderen unterschiedlich spürbar war und Jerry daran ermahnte, dass er gerade eben noch davon überzeugt gewesen war, dass sein Pa Mr. McKay in nichts nachstand, kamen wieder Zweifel auf. Oder verspürte er eben nur eine ungewohnte Ruhe vor dem Sturm? Man konnte bei Pa nie wissen... Oder war es nicht viel einfacher so, dass er im Grunde gar nichts schlimmes angestellt hatte? Ja, natürlich hatte er geflucht. Zweimal am selben Tag. Aber das war nichts, was diese eklige Seife nicht einfach wegspülen könnte. Er hatte sich Erwachsenen gegenüber vorlaut benommen, aber das tat er häufiger und Pa ließ es ihm durchgehen. Für das kaputte Fenster hatte ihn Mr. McKay bestraft und oh Junge, die Hand brannte noch immer, je nachdem wie er sie bewegte. Er war weggelaufen und hatte Pa blamiert und dafür hatte er wohl die Hiebe bekommen. Oder nicht? Wenn es so einfach war, dann war es doch eine Überlegung wert, ob er sich in Zukunft nicht sogar ein wenig weiter wagen konnte. Hier im Ort und in der Umgebung gab es so viel zu erkunden. Und wenn er jedes Mal zuvor fragte, hieß es sicher nur nein. Die Indianer, die alten Mienen, von denen Ben erzählt hatte, all die verlassenen Höfe, die Wasserfälle und sogar heiße Quellen gab es... Ein Paradies... aber vielleicht erwartete Pa auch nur, dass er von selbst begriff, was falsch gelaufen war und in Zukunft darauf achten würde? Aber sein Pa kannte ihn doch? Nein, von alleine würde er das kaum hinbekommen...
Zu fragen getraute sich Jerry dieses Mal nicht. Denn gewöhnlich meinte sein Pa jedes Wort, das er auch sagte und reagierte gerne verstimmt und ärgerlich, wenn man ihn in Frage stellte. Meist besaß Jerry die Gabe darüber hinwegzusehen und zu fragen, was ihm im Kopf herum spuckte. Sollte Vater ruhig ärgerlich werden, Hauptsache Jerry hatte Klarheit. Doch heute wäre es höchst unklug von ihm nach dem erst einmal verrauchten Ärger gleich neuen zu verursachen. Aber der Zwiespalt war ihm anzusehen und ließ einen sichtlich betretenen und sehr unsicheren Jungen die gewöhnliche Flucht in die gebotenen Arme seines Vaters ignorieren. Er strich sich stattdessen mit dem Hemdsärmel erneut über das feuchte Gesicht, weil diese verdammten Tränen nicht aufhören wollten, und schniefte mit unsicherem Gesichtsausdruck, während sein linkes Knie noch ein wenig zitterte, umso mehr sogar, wenn er es zu kontrollieren versuchte. Eine Auswirkung der ganzen Anspannung von eben, die nun doch etwas von Jeremiah abfiel...
Obwohl Terry in der Hinsicht Kummer gewohnt war und das Wehgeschrei Jeremiahs erwartet hatte, war es ihm doch durch und durch gegangen. Er war heilfroh, als es endlich vorüber war und er nach fünf Schlägen den Stock hatte zu Boden fallen lassen können. Natürlich hielt der die körperliche Züchtigung für durchaus angemessen und biblisch war es allemal, aber leicht fiel sie ihm deswegen nicht. Im Gegenteil schien es ihm von mal zu mal schwerer zu fallen, seinem eigen Fleisch und Blut derartige Schmerzen zuzufügen. Selbstverständlich half er dem immer noch weinenden Jeremy auf die Beine. Der Jung schien der argen Schmerzen wegen noch ein bisschen unter Schock zu stehen und auch die Anspannung, unter der er gestanden hatte, fiel nur langsam von dem Jungen ab. Terry seufzte unwillkürlich, als er sah, wie betreten und verunsichert sein Junge vor ihm stand - anstatt, wie bisher, den Trost in seinen Armen zu suchen. Terry war davon ausgegangen, dass Jeremiah inzwischen sehr genau wusste, warum er gezwungen war, ihn so hart anzufassen. Es war nicht das erste Mal, dass er zu so einer Form der Züchtigung griff, weil Jeremiah bewusst, zu spät kam, billigend in Kauf nahm, seine Sachen zu zerreißen, oder aber schlicht den Gottesdienst empfindlich störte. Das waren alles gute Gründe für Strafe und das wusste Jeremiah auch sehr genau! Terry meinte, sich derlei Strafpredigt nun wirklich sparen zu können und verkannte dabei völlig, dass der Junge das schlicht vergessen haben könnte. Allerdings musste er vor sich selber zugeben, dass er sich von Jeremiah vor seiner Gemeinde blamiert gefühlt hatte und auch darin hatte er dem Jungen eine Absicht unterstellt. Erst als Jeremiah noch nach weiteren Sekunden nicht den väterlichen Trost suchte, fragte Terry sich, ob er das falsch beurteilt hatte. Möglicherweise wusste Jeremiah wirklich nicht, was genau nun so zu bestrafen war. Trauer ließ Terry hart schlucken, denn nicht nur dass er angenommen hatte, Jeremiah habe aus Angst vor ihm die Flucht vor dem Gottesdienst angetreten, sondern jetzt hatte er offenbar auch Angst, denn er fragte mit keiner Silbe nach. Herr, oh Herr.. habe ich eigentlich das Recht dazu, mich so blamiert zu fühlen? Hast Du nicht auch das schon am Kreuz getragen? Terry ahnte, dass er zu weit gegangen war und niemals hätte den Jungen seinen Ärger und die gefühlte Blamage derartig spüren lassen dürfen. Nur ganz kurz fragte er sich, ob er nun Autorität verlöre, so er einen Fehler zu gab oder ob Jeremiah das zukünftig nicht als Freibrief für weiteren Unsinn betrachten würde, so er sich bei dem Jungen entschuldigte. Aber in Terrys Augen half da nichts, denn er schuldete dem Jungen eine Erklärung und eine Entschuldigung. Hoffentlich kann er mir vergeben.. "Jeremy? Komm einmal her. Bitte." Terry sprach mit seiner gewohnten ruhigen und liebevollen Stimme und doch lag in seinem Ton ein Spur von Unsicherheit. "Du weißt, dass ich Dich bestrafen musste, weil Du zu spät gekommen bist und mal wieder nicht hast still sitzen wollen. Weißt Du - ich bin ärgerlich gewesen, weil Du offenbar Angst vor mir hast - und ich habe Dich fühlen lassen, dass ich mich blamiert gefühlt habe. Beides war nicht richtig." Abwartend musterte Terry den vor ihm stehenden Jungen und hoffte, dass dieser nun doch noch in seine Arme liefe, denn das hieße wohl, dass Alles gut zwischen ihnen war.
Jerry hob eine Augenbraue und sah von unten heraus zu seinem Pa hinüber, als dieser deutlich vernehmbar seufzte. Unsicher worüber sein Pa verzweifelt zu sein schien, senkte er den Blick rasch wieder. Er wusste nicht so genau was er jetzt tun oder sagen sollte. Was Pa erwartete. Gewöhnlich gab es das feste Ritual der Vorhaltungen, des Ausgeschimpftwerdens, die Züchtigung selbst und danach eine liebevolle Umarmung, ein paar tröstende Worte und je nach Vergehen noch ein paar ermahnende Worte, vielleicht ein auf das Zimmer geschickt werden. Und er beteuerte einmal mehr, dass er sich bessern wollte. Irgendwie war Ben fast zu beneiden. Auch wenn es ihn am Morgen noch eher schockiert hatte, dass sich sein Freund bei seinem Pa für die Hiebe bedankt hatte, war dies wohl ihr Ritual und an das konnte sich sein Freund wohl festhalten. Allerdings hatte es auch keine Umarmung geben, keine tröstende Worte... Nun war es Jerry, der deutlich seufzte und anfing einen Kreis mit dem großen Zehen zu malen. Etwas, das er gerne tat, wenn er verlegen wurde, heute aber sofort mit einem shmerzhaften Stöhnen unterbrach, weil auch das nicht wirklich seiner Kehrseit gut tat. Es war jedoch sehr befreiend für den Jungen, als es schließlich Terry war, der endlich das Wort ergriff und gegen jede Befürchtung von Jerry nichts weiter wollte, als dass Jerry näher kam. Auch wenn Vater völlig ruhig und wie gewohnt sanft klang, fiel es Jeremiah nicht unbedingt leicht an ihn heranzutreten. Zum einen schmerzte jeder kleine Schritt und zum anderen fühlte er sich im Augenblick in Vaters Nähe nicht sonderlich sicher. Gewöhnlich war die Umarmung für ihn wichtig, gewöhnlich nahm er sie an und war froh darüber, dass es ausgestanden war. Heute war es irgendwie anders und Jeremiah konnte nicht sagen woran genau das lag. Vielleicht alleine an der Tatsache, dass es einen Bruch in ihrem Ritual gab, oder daran, dass er sich weit mehr für sein Verhalten schämte, als er sich bisher eingestanden hatte oder aber auch daran, dass er gar nicht so sicher war, dass die Züchtigung der Norm entsprochen hatte. Die Oberschenkel waren doch schon sehr empfindliche Stellen, um Pa dafür auch ordentlich böse sein zu dürfen. Ma hätte das bestimmt verhindert. Ach sie hätte bestimmt dafür gesorgt, dass es erst gar nicht so weit gekommen wäre. Pa war in dieser Sache auf der ganzen Linie in Jerrys Augen ein Versager. Er bekam keine Ruhe hinein und viel zu oft erhitzten sich ihre Gemüter. Ma fehlte überall. Wer wusste schon zu sagen, wo das enden würde, wenn Pa nur noch im Ärger handelte... Aber vielleicht war auch alles nur Bens Schuld, weil er ihm seine Gedanken vergiftet hatte und er nicht mehr sagen konnte, ob sein Pa ihn nun richtig lieb hatte oder nicht. Nach Ben schien Pa ja alles richtig zu machen. Seltsam, dass es sich überhaupt nicht richtig angefühlt hatte. Zumindest nicht heute. Am Montag, das musste Jerry schon zugeben, da hatte er es wild getrieben und jeden Hieb verdient gehabt.
Auf die Worte seines Pas hin nickte der Junge aber doch mit ernstem Gesicht und kämpfte gegen die Tränen, die wieder aufsteigen wollten. Konfrontiert mit dem, was Pa wirklich verärgert hatte, ließ sein schlechtes Gewissen ganz schnell wieder wachsen. Aber da.. was war das? Pa gab zu, dass er verärgert gewesen war? Darum die Schmerzen? Das war aber unfair. Ja, unglaublich unfair... Jerry, der zögerlich näher gekommen war, verzog das Gesicht und sah düster seinen Pa an. Gewöhnlich rechtfertigte sich sein Vater nicht vor ihm. Man bekam was man verdient hatte und gelegentlich war es vorgekommen, dass Jerry sich gefragt hatte, ob es wirklich so verdient war, wie Pa immer betonte. Gelegentlich. Noch nie war ihm in den Sinn gekommen, dass es nicht in Ordnung war, so man in Verärgerung gezüchtigt wurde. Jetzt war er gründlich verwirrt. Verwirrter als er es über die gebrochene Routine eh schon war. Wenigstens hatte sein Pa verstanden wieso er weggelaufen war. Nun zum Teil.... Auch wenn sich das seltsam aus Pas Mund angehört hatte... wirklich Angst hatte er doch vor seinem Pa nicht. Aber vor den Schlägen... Nur konnte er das Pa gegenüber zugeben?
"W-wa-ar es das denn n-n-nicht," fragte Jerry schließlich zögernd, weil er das Schweigen Pa gegenüber nicht mehr länger aushielt. "Warum denn? Wenn es doch verdient war," wieder warf er seinem Pa einen schiefen Blick unter der widerspenstigen Haarsträhne zu und glaubte gerade seine Welt stünde etwas auf dem Kopf. Er wusst es wirklich nicht besser. Auf der einen Seite erwartete sein Pa nun von ihm, dass er die Strafe akzeptierte, aber trotzdem entschuldigte er sich dafür? "Das, das.. w-wa-war es do-doch?", schrecklich jetzt kam auch noch die Nervosität wieder zurück... Innerlich verdrehte Jerry die Augen über sich selbst und um davon abzulenken schniefte er die Nase hoch und rieb sich die rot verweinten Augen trocken.
"Ja und Nein." Jetzt wurde es kompliziert, so dass Terry sich innerlich schon die Haare raufte. Wie erklärte man einem Zehnjährigen, was er selber kaum verstand? "Die Strafe war verdient - ja. Du bist zunächst weggelaufen, hast billigend in Kauf genommen, dass Deine Sachen kaputt gingen, bist zu spät gekommen und hast mich und andere im Gottesdienst gestört. Dafür hast Du die Schläge verdient." Langsam streckte Terry nun seine Hand nach dem Jungen aus und holte ihn näher zu sich heran. Jetzt brauchte der Junge keine weiteren Schläge mehr zu fürchten und das wusste dieser vermutlich auch. "Nicht aber dafür, dass ich mich über Dich geärgert habe oder mich blamiert gefühlt habe - denn das ist meine Sache. Auch wenn Dein Verhalten ursächlich dafür verantwortlich gewesen ist, durfte ich Dich dafür nicht bestrafen." Das war ein gefühlt viel zu langer Satz für seinen Sohn, aber Terry hoffte dennoch, dass der Junge verstand. Immerhin war er ja recht intelligent und clever genug, immer wieder Streiche auszuführen, da sollte das wohl auch verstehen können. "Ich möchte, dass Du den Unterschied verstehst, Jeremy. Es ist eine verdiente Strafe, ja - aber es ist hoffentlich nicht so, dass Du sie Dir bewusst verdienst, oder?" Fragend sah Terry seinen Sohn an, der immer noch vor ihm stand und offenbar nicht sicher war, ob die Sache nun erledigt war, oder eben nicht. Ging es dem Jungen darum, sich die STrafe zu verdienen, um sich seiner Aufmerksamkeit sicher sein zu können? Noch einmal strich er dem Jungen mit einer zärtlichen Geste über die Haare, denn das ließ diesen vermutlich eher wissen, dass er ihn liebte, als die harten Hiebe mit dem Stock. Vermutlich fühlte der Junge sich ohnehin schon ungerecht behandelt und teilweise war es das ja auch gewesen. "Wasch' Dich und zieh' Dir eine saubere Hose an, damit wir gleich ins Gästehaus können." Terry erhob sich nun, denn er würde den kurzen Augenblick, den Jeremiah zum Umziehen benötigte, wohl nutzen, in dem er das stehen gelassene Geschirr vom Morgen aufräumte. Allzuviel Hausrat hatten sie noch nicht, so dass er es sich kaum leisten konnte, die wenigen Teller ungespült stehen zu lassen. Außerdem würde er mit Jeremiah noch den Umweg über die Kirche machen müssen, denn dort waren wohl die Kerzen noch an und die Gesangbücher sollten auch wieder aufgeräumt werden. Obwohl das eigentlich vergebliche Mühe ist - theoretisch könnten sie auch an den Plätzen liegenbleiben - im Gegensatz zur Kollekte. Das Geld würde Terry wohl am Montag in Ruhe noch zählen müssen, denn Irgendjemand musste schon Buch über die Einnahmen und Ausgaben der Spendengelder führen - und in Ermangelung einer tüchtigen Ehefrau oder einer Gemeindhelferin blieb diese Aufgabe nun auch an ihm hängen. Kurz kam ihm in den Sinn, dass er noch Geld mitnehmen musste, um den Schaden am Fenster zu ersetzen. Bei der Gelegenheit würde er wohl auch mit Mr. McKay noch ein ernstes Wort wechseln, denn es war nicht nur seine Pflicht, seinen Sohn zu erziehen - sondern auch sein gutes Recht, dieses selber zu tun.
Jerry verzog ein wenig das Gesicht, als ihm sein Pa nicht gleich eine eindeutige Antwort gab. Scheinbar hatte er nicht gerade nach etwas Einfachem gefragt. Und wie er Pa kannte, würde er jetzt ganz weit ausholen und Jerry würde aufpassen müssen, dass er alles richtig mitbekam. Denn am Ende stand üblicherweise die Frage, ob er gut zugehört hatte, oder auch alles verstanden hatte. Jerry wusste nie, was er darauf antworten sollte. Er hatte immer das Gefühl, dass sich Pa sehr viel Mühe gab mit seinen Erklärungen und er wollte ihn nicht mit einem Nein enttäuschen. Manchmal wusste Jerry auch nicht sicher, ob Pa verärgert sein würde, wenn er verneinte. Meist gab er daher eine Zustimmung, auch wenn er noch genauso verwirrt war wie zuvor. Nicht viel anders wollte es ihm bei dieser Antwort ergehen. Es war noch leicht verständlich, dass sein Verhalten zu der Strafe geführt hatte, dass hatte er ja auch schon gewusst. Aber es war nicht fair zu sagen, dass er es in Kauf genommen hatte, seine Sachen kaputt zu machen. Er hatte doch nicht wissen können, dass in den Gärten Dornengestrüpp wuchs und ein abgebrochenes Lattenstück am Rücken einen Riss gezogen hatte. Er fand es auch nicht unbedingt gerecht, dass Pa behauptete er hätte andere im Gottesdienst gestört, nur weil das Buch heruntergefallen war und er ein bisschen geflucht hatte. Das taten doch andere auch und konnte jedem passieren. Miss Spencer war ja auch zu spät gekommen. Die wurde dafür ja auch nicht bestraft. Darüber ein bisschen verwirrt ließ sich Jerry dann aber doch von seinem Pa näher ziehen, wenn er auch dabei die Zähne aufeinander beißen musste. Die Bewegung war ungünstig und Jerry befürchtete nachher keinen Schritt machen zu können. Aber darauf wurde garantiert keine Rücksicht genommen. Wieso sich sein Pa jetzt aber entschuldigte, dass er verärgert gewesen war und sich blamiert gefühlt hatte, verstand Jerry nicht. Er hätte doch so oder so die fünf Hiebe bekommen, für all das andere. Pa schlug ihn doch nicht einfach so unkontrolliert. Ja wenn er eben unzählige HIebe zu erdulden gehabt hätte, dann hätte er diese Entschuldigung verstanden... oder meinte Pa damit dass er ihn dafür nicht auf die empfindlichste Stelle hätte schlagen dürfen? Oh ja, der Meinung war er auch. Kurz huschte ein Ausdruck der Erkenntnis über sein Gesicht, gefolgt von einem kleinen, erleichterten Lächeln. Er hatte Pa verstanden. Gott sei Dank. Dann folgte aber eine gänzlich unerwartete Frage, die Jerry vor eine große Aufgabe stellte...eine Antwort finden. So recht hatte er nämlich nicht den Unterschied zwischen bewusst und unbewusst verstanden. Aber ganz bestimmt war es nicht so, dass er sonderlich scharf auf Vaters Züchtigungen war. Also musste es wohl unbewusst verdient sein... Jerry machte ein sehr nachdenliches Gesicht. Natürlich war es so. Er stand ja nicht schon morgens mit dem Gedanken auf, was er als nächstes anstellen wollte. Na gut, manchmal natürlich schon, aber in diesen Fällen glaubte er auch jedes Mal durchzukommen und Bestrafung zu entgehen. Meist gelang ihm das sogar. Oft genug aber auch nicht. "Also.... nein," fing er an und dehnte die Worte, um Zeit zu gewinnen. Sicher war er sich über seine Antwort nicht. Er schniefte noch ein wenig, aber leiser und wieder etwas beruhigter. "Ich wollte bestimmt nicht, dass du dich heute ärgern musst. Und blamieren habe ich dich auch nicht wollen." Dann sah er an sich herunter und hob ein wenig das kaputte Hosenbein an. "Und ich hab auch nicht zur blöden Ranke gesagt, dass er sich mir in den Weg legen soll." Er grinste seinen Vater unsicher an, aber das fühlte sich schon ein kleines Stückchen besser an und als ihm dieser erneut durch die Haare strich, atmete Jerry nun doch erleichtert auf. Vorbei war offenbar wirklich vorbei. Kein weiteres Wort mehr über all die anderen Dinge, die Pa gar nicht eben aufgezählt hatte.
Nur die Erwähnung von Wasser, das er an sich bringen sollte, und das Umziehen, das bestimmt schmerzhaft sein würde, gepaart mit dem fast wie eine Drohung klingende Gästehaus, ließ Jerry rasch wieder ernst drein blicken. Es wäre sicher klug gewesen mit einem artigen Ja, Pa sich zu trollen, doch Jerry musste sein Glück auf die Probe stellen. Das Gästehaus erschien ihm doch zu viel des Guten...
"Muss ich da wirklich mit Pa? Das wird bestimmt langweilig. Und ich kann mich sicher auch in ein paar Minuten überhaupt nicht mehr richtig bewegen," er sah Terry vielsagend an, nicht aber ohne ein kleines Grinsen nachzuschieben. "Du könntest mir ja... ja genau, Hausarrest geben... fürs Weglaufen... dann hättest du eine Ausrede für mich. Das wäre doch eine gute Idee," Jerry klang sehr von sich überzeugt und Hoffnung schimmerte hindurch.
"oh, ja - so eine böse Ranke aber auch.." Eigentlich wollte Terry genau das nicht, aber nun musste er doch schmunzeln. Natürlich war es nicht Jeremiahs Absicht gewesen, ihn zu blamieren oder zu verärgern und dass sich nicht bewusst in diverse Hecken gestürzt war, um seine Jacke zu ruinieren, war ihm auch klar. "es ist gut Jeremy, wirklich." Noch einmal bestätigte er, dass er seinem Sohn nichts mehr nachtrug. "Stubenarrest?" Beinahe hätte sich Terry verschluckt, denn normalerweise war Stubenarrest für den Jungen eine harte Strafe. Nun wollte er sich damit freiwillig bestrafen lassen, um nicht mit ins Gästehaus zu müssen? "So- haben, wir nicht gewettet, mein Sohn. Natürlich kommst Du mit. " Die letzten Worte waren wieder gewohnt ernst gesprochen, obwohl Terry innerlich doch über diese Gedankengänge seines Sohnes schmunzeln musste. Das hat er sich wohl so gedacht.. clever ist ja schon. Terry wusste genau, dass ein jetzt ausgesprochener Stubenarrest von Jeremiah nicht als Strafe empfunden werden würde. "Nun - die Strafe ist bereits erfolgt, Jeremy. Ich sehe keinen Grund darin, Dich noch einmal zu bestrafen. Es wird auch wohl nicht allzu langweilig werden- immerhin sind noch andere Kinder da." Dabei dachte Terry nun weniger an Benjamin, als an Eli und Clara. Für die Beiden wäre dieser Umtrunk sicherlich mindestens so langweilig, wie für Jeremiah oder gar Benjamin, der sicherlich nicht einmal die Unterhaltung mit anderen Kindern suchen durfte. Allerdings war sich Terry auch nicht darüber im Klaren, ob er den Umgang Jeremiahs mit Benjamin noch erlauben wollte, denn damit kam er wurde sein Junge früher oder später für Mr. McKay ein Stein des Anstoßes und Letzterer würde wohl kaum davor zurückschrecken, seinen Sohn zu bestrafen, so er das für nötig hielt. Terrys Hiebe auf den Allerwertesten waren schmerzhaft und hinterließen wohl auch ihre Spuren, aber er würde dem Jungen doch niemals die Hand so zerschlagen, dass diese unbrauchbar wurde - wenn auch nur vorübergehend. Terry hatte Marthas verbundenen Hände sehr wohl gesehen und sie hatte durchaus sein Mitgefühl. Das hast Du, Herr, wohl kaum mit Züchtigung gemeint. Terry war sicher, dass seinem Nachbarn nicht einfach nur die Hand ausgerutscht war, denn nach Jeremys kurzem Bericht, hatte dieser kontrolliert und bewusst zugeschlagen - und dem wollte er seinen Sohn nicht ausgesetzt wissen.
Ein wenig wohl auch durch den gezeigten Humor seines Pas angestachelt, hatte Jerry sich gleich wieder mutig vorgewagt. Dabei war der eben erlebte Ärger nicht vergessen. Das zu verhindern wusste seine schmerzende Kehrseite, aber es herrschte nun doch ein wenig gelöstere Stimmung als zu vor. Und das gefiel Jerry. So fühlte er sich gleich wieder sicherer und auf gewohnten Terrain. Tja, die Ranke war da einfach im Weg gewesen, da nutzten auch die Hiebe von Pa nichts dagegen. Aber wenigstens konnte auch Jerry wieder ein wenig schmunzeln. Allerdings nahm er sich fest vor Pa noch einmal nach Mister McKay zu fragen und der Scheibe. Denn darüber hatte er immer noch kein Wort verlauten lassen. Auch wenn er eben noch einmal betonte, dass alles gut sei. Warum er aber gehofft hatte, sein Pa würde ihm den Gefallen mit dem Hausarrest machen, wusste Jerry auch nicht so genau. Denn obwohl er mit einem Nein hatte rechnen müssen, fühlte er Enttäuschung aufkommen. Was letztendlich daran lag, dass er wenig Lust darauf verspürte sich von allen Leuten erneut anstarren zu lassen. Er war garantiert bei Ankunft für kurze Zeit Gesprächsthema. Und bei diesem Gedanken wurde es ihm ungemein mulmig zumute. Zuhause könnte er sich einfach vor allen verstecken. Aber, nein, natürlich kam er mit. Er gehört ja zu Pa und als Sohn des Reverends hatte er überhaupt keine andere Wahl. Essig war es mit seinem Plan und dass er darüber nicht sonderlich erfreut war, sah man ihm deutlich an. Neben dem enttäuschten Gesicht zog er nämilch eine Schnute. "Ach Pa...," die Worte waren mehr ein resigniertes Stöhnen, als wirklich Protest. Immerhin war ihm die Ernsthaftigkeit im Ton des Vaters nicht entgangen. Jede weitere Diskussion wäre wohl höchst unklug gewesen. Zumal er ja auch ein wenig Recht hatte. Es würde Ben geben. Aber auf die anderen Kinder konnte er ziemlich verzichten. Die wollten alle seine Freunde sein, aber nur mit der Bedingung, dass er Ben aufgab. Und das würde so schnell nicht passieren. Also zogen ihn die anderen Kinder auf, lachten über sein Stottern und machten sich in seiner Gegenwart über Ben lustig. Was sollte er mit denen anfangen? "Es wird bestimmt trotzdem langweilig. Weil wir nichts unternehmen dürfen, um unsere guten Sachen nicht schmutzig zu machen, oder weil es draußen so kalt und nass ist. Und wenn ich zu Hause bleibe, dann bist du und ich auf der sicheren Seite. Ich kann nämlich so garantiert nichts mehr anstellen. Und das kann ich dann sogar einmal versprechen. Bitte... nur das eine Mal, Pa, ja?"
Terry bückte sich nach dem Stock, um diesen aufzuheben. Es war ja nicht so, dass er seinen Sohn nicht verstand oder nicht mit diesem fühlte, aber ein Stubenarrest wäre in diesem Fall als Strafe wirkungslos und ein neuerliches Zusammentreffen seines Sohnes mit Mr. McKay konnte und wollte er ihm nicht ersparen. Noch schuldete der Junge diesem eine Entschuldigung und ein paar Dollar für die Reparatur des Fensters. Terry würde wohl zunächst für diesen Schaden aufkommen, aber das Taschengeld war wohl für die nächsten Wochen gestrichen, oder zumindest gab es für Jeremiah weniger. Das war vielleicht weniger eine Strafe, als eine Belehrung, denn Jeremy musste lernen, dass derartiger Unsinn bares Geld kosten konnte. Kopfschüttelnd legte Terry den Rohrstock zu Seite und seufzte. Jeremiah gab noch immer nicht auf, sondern bettelte geradezu darum, daheim bleiben zu dürfen. "Was hältst Du davon, wenn Du ausnahmsweise einmal das tust, was ich Dir sage - und zwar ohne zu murren?" Fragend sah Terry seinen Sohn an, obwohl dieser vermutlich gar nichts von diesem Vorschlag hielt. "In dem Fall lasse ich mir Deine Bitte noch einmal durch den Kopf gehen. " Terry wandte sich nun dem Schreibtisch zu, in dessen Schublade noch ein wenig Bargeld lag. Viel war es nicht mehr aber für die Reparatur der Scheibe würde es wohl reichen. Jetzt war er froh, dass er diese paar Dollar noch getrennt vom Wirtschaftsgeld aufgehoben hatte, denn man konnte nie wissen, wozu man es mal brauchen würde. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, Jeremiah in Aussicht zu stellen, dass er seine Entscheidung gegebenenfalls revidieren würde, aber andererseits war der Junge auf lange Sicht betrachtet, daheim wohl besser aufgehoben als im Gästehaus - vor Allem, weil er nicht nur mit Mr. McKay ein ernstes Wort sprechen wollte, sondern auch mit Mr. Harding. Er hatte sich zwar von dessen frühem Gehen aus der Kirche nicht stören lassen, aber für Glauben sprach das auch nicht gerade. Falls dieser sich nicht ganz klar, zu Jesus bekannte, würde er ihn jedenfalls nicht taufen - und hätte da noch die Frage, warum dem Mann im Falle seines Unglaubens eine kirchliche Trauung so wichtig war. So dieser nicht an Gott glaubte, brauchte er diesen auch nicht um seinen Segen für eine Ehe bitten.
Unwillkürlich wich Jerry mit einem misstrauischen Blick ein Stück vor Terry zurück, als dieser statt zu antworten, sich nach dem Stock bückte. Hatte er am Ende doch sein Glück ausgereizt und Pa wurde wieder ärgerlich, weil er einfach wieder einmal nicht tat, was von ihm erwartet wurde? Jerry glaubte zwar nicht sich im Ton vergriffen oder gar zu unverschämt gefragt zu haben, aber er ging trotzdem lieber auf Sicherheitsabstand. Nicht das er ernsthaft an eine Fluchtmöglichkeit dachte, sollte Vater der Meinung sein, seinem Sohn noch eine Lektion erteilen zu müssen, er reagiert nur einfach seinem Schutzinstinkt entsprechend. Umso erleichterter atmete er auf, als sein Vater nichts weiter tat, als den Stock an seinen gewohnten Platz zu legen. Aber dennoch hatte der Junge keine große Hoffnungen, denn sein Pa schüttelte gerade den Kopf und wirkte nicht sonderlich glücklich. Er würde nein sagen und damit musste sich Jerry einfach zufrieden geben. Zumindest im Augenblick. Die gelöste Stimmung wollte der Junge nicht gleich wieder mit seiner Hartnäckigkeit zerstören, die oft und zu gerne in Diskussionen führte, bei denen er leider stets den Kürzeren zog. Auch wenn das hieß, dass er auf der langweiligen Feier herumsitzen musste, immer darauf bedacht sich auch ja gut zu benehmen und vor allem so zu sitzen, dass ihm größere Schmerzen erspart blieben. Oh, das würde ungemütlich werden.
Mit diesem geistigen Bild vor Augen belastet, hörte Jerry gar nicht wirklich zu, als sein Pa wieder das Wort ergriff. Zu sicher war er sich, dass dieser erneut ablehnen würde. Und etwas anderes ließen seine Worte ja auch gar nicht vermuten. Zu tun was Vater sagte, hieß nach oben gehen, sich umziehen und fertig machen. Letztendlich hieß das, auf das Fest zu gehen. Jerry senkte den Blick, um die Enttäuschung zu verbergen, aber auch den kleinen Funken Wut, der wieder auf ihn übersprang. Aber Moment, was war das? Jerry hob mit einem freudigen Lächeln den Kopf und vergessen war jeder trübe Gedanke und jede Enttäuschung, als Vater tatsächlich einräumte, sich alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Alles was Jerry dafür zu tun hatte, war eben zu folgen, ohne weiter zu diskutieren. Das sollte ihm doch zur Abwechslung einmal gelingen. Die verlockende Belohnung am Ende war es wert. Pa würde sicher nicht nein sagen, wenn Jerry seine guten Absichten bewies. Er kannte doch seinen Pa. Wenn er statt auf sein väterliches Recht auf Gehorsamkeit pochte, dann hatte er ihn so gut wie schon überredet. Also nickte Jerry heftig und ging bereits zur Tür, wenn auch mit steifen und vorsichtigen Schritten. "Ich halte das für eine hervorragende Idee, Pa." An der Tür blieb er allerdings noch einmal stehen und warf einen leicht misstrauischen Blick auf seinen Pa. Nicht dass er sich eben auf einen Kuhhandel eingelassen hatte. Er sollte zwar hinauf gehen und sich waschen und umziehen, eben für das Fest, aber das war ja gar nicht nötig, wenn er nicht mitkam.... Ihm vielen tausend Dinge ein, die er zu Hause genauso ungerne tun würde, wie auf das Fest zu gehen. Geschirr abspülen, aufräumen oder ausfegen. Feuerholz ins Haus holen oder gar Schreibübungen machen, weil sie mal wieder nötig waren, oder gar in der Bibel lesen, bis Pa zurückkam und am Ende noch abhörte... Nein, dann ging er doch lieber mit auf das Fest... "Ehm.. Pa... was genau ist das denn, was ich tun soll ohne zu murren?", fragte er mit aller gebotener Vorsicht nach und ließ die Tür schon einmal aufspringen.
"Na, dann sind wir uns ja mal einig." Terry schmunzelte und schob die Schublade wieder zu. Die paar Dollars steckte er in seinen Geldbeutel. Der misstrauische Blick Jeremiahs war ihm zwar nicht entgangen, aber er ignorierte diesen zunächst. Es mochte sein, dass Jeremiah sich nicht gestattete, zu hoffen, dass Terry tatsächlich einlenken und ihm doch noch erlauben würde, daheim zu bleiben - oder aber er nahm an, dass Terry ihm irgendwelche Aufgaben zur Strafe für daheim auftrug. "Das Nächstliegende mein Sohn. Zunächst brauchst Du eine trockene und heile Hose, bevor Du mit kannst, oder? Wir werden wohl noch einmal in der Kirche nach dem Rechten sehen müssen. Die Gesangbücher liegen noch überall verteilt- die könnten wir zusammen wieder aufräumen." In Terrys Worten lag keine Befehl und er sprach nun mit Absicht von einem "Wir", denn in gewisser Weise waren Jeremiah und nicht nur Vater und Sohn oder Erwachsener und Kind, sondern auch ein Team. "Nun, geh schon nach oben, mein Junge." Terry wolle Jeremiah nicht unbedingt zum Umziehen auf sein Zimmer scheuchen, aber die Zeit blieb schließlich nicht stehen. Noch waren sicherlich die Einen oder Anderen noch in der Kirche oder aber auf dem Weg, so dass sie gesehen würden. Es lag Terry fern, seinen Sohn vorführen zu wollen, aber so er ehrlich mit sich selber war, hoffte er schon, dass Jerrys Schmerzen ein wenig sichtbar waren, so dass man nichts an seiner Erziehung auszusetzen hatte. Viel gab er nicht auf das Gerede in der Gesellschaft Camden Village, aber es wäre vielleicht doch gut, so sich herumsprach, dass er sehr wohl bereit war, Jeremiah im Zweifel zu bestrafen - und nicht einfach über dessen ungebührliches Benehmen hinweg sah.