cf: Ben ~McKay's Beverages/Wohnung/Wohn- und Essbereich Terry ~ Lakestreet 1, Küche (wird mitgeführt)
Ben und Terry auf der Veranda vor der Haustür
Ausnahmsweise hatte Ben sich beim Umziehen für den Gottesdienst wirklich beeilt - jedenfalls für seine Verhältnisse. Bisher hatte er sich vor dem Gottesdienst gerade zu gefürchtet, denn Stillsitzen und Zuhören konnte er ohnehin nicht länger als zehn Minuten und dann war da zu der Züchtigung seines Pa auch noch die donnernde Stimme eines Reverends, der von der Hölle sprach. Also so es nach diesem ginge, würde man automatisch in die Hölle geraten, denn wer schaffte es schon, den ganzen Tag über nicht zu sündigen, wenn man das schon in Gedanken konnte? Auch vor der Sonntagsschule hatte Ben sich gefürchtet, denn auch darin hatte Reverend Hawkins davon gesprochen, dass man in die Hölle käme und er hatte dauernd diese blöden Bibelverse abgefragt, die ohnehin nicht zu verstehen waren - und schon gar keinen Bezug zum wirklichen Leben hatten. Ben war davon überzeugt, dass Reverend Hawkins nicht einmal wusste, wie das wirkliche Leben war. Doch, und darüber konnte seine Ma gerne anderer Meinung sein, es war gut, dass Reverend Hawkins Camden Village verlassen hatte. Schlimmer als dieser würde Reverend Stevenson kaum sein und Jeremy hielt ja wohl doch große Stücke auf seinen Pa. Die Aussicht darauf neben Jerry in der Kirchenbank sitzen dürfen, ja, ihn sogar abholen zu dürfen, spornte Ben noch an, schnell fertig zu werden. Ein durch diese Eile bedingtes gefürchtetes Mißgeschick blieb aus und so war Ben schnell fertig geworden. Eigentlich hasste er es, den Sonntagsanzug zu tragen und auch den, den er nun anhatte, schien ihn irgendwie einzuengen. Trotzdem hatte Ben die Ärmel und auch die Hosenbeine ein Stückchen umkrempeln müssen, da diese noch zu lang war. Mißmutig hatte Ben an sich hinunter gesehen, denn er fühlte sich fremd in dem Anzug und außerdem sah dieser an ihm aus wie geliehen. Machen konnte er dabei aber nichts, so dass er schließlich nach kurzem Zähneputzen und bürsten beschloss, fertig zu sein. Aus der Küche heraus hörte er leise Stimmen, die er als die Stimmen von Matt und Martha erkannte. Ob dieser sich wirklich die Haare abschneiden ließe? Vorstellen konnte Ben sich das nicht. Andererseits hatten sie eine seltsame Woche hinter sich und wer weiß, was Matt dazu bewogen hatte, Martha um diesen Gefallen zu bitten. Aus dem Wohnzimmer heraus er seinen Pa schimpfen hören und hoffend, dass er nicht der Grund für dessen Unmut war, war er die Treppe hinunter und aus dem Haus geschlüpft. In herrlich dichten Flocken taumelte der Schnee auf die Erde hinunter und schon lag bereits eine dünne Schicht Flocken auf der Veranda, der Treppenstufen und der Lakestreet, obwohl sein Vater ganz offensichtlich bereits Schnee geschippt hatte. Ben sprang die Stufen der Veranda hinunter und begann eine Art Tanz aufzuführen, in dem Versuch die Flocken mit seinem Mund zu erwischen. Das war ein schönes Spiel, in dem Ben sich fast verlor. So unbeobachtet von seinen Eltern fühlte er sich frei wie ein Vogel und schon bald breitete er die Arme aus und rannte mit diesen segelnd hinüber zum Pfarrhaus. Dabei vergaß er, dass er kein Vogel war und so musste er vor den Stufen der Veranda den Schwung eigentlich abfangen. Das gelang ihm aber nicht und so geriet er aus der Balance und stolperte mehr, denn er ging die Stufen hinauf. Der Schnee machte es ihm unmöglich einzuschätzen, wo die Kanten der Stufen genau waren und an der letzten Stufe, gerade war er oben, passierte es dann: das überfällige und von ihm erwartete Missgeschick. Er rutschte mit einem Klumpen Schnee unter dem Stiefel ab und plumpste der Länge nach in den Schnee. Gott sei Dank lag dieser ziemlich hoch, so dass er sich nicht verletzte, aber wie sah er nur aus. Missmutig sah er an sich hinunter, denn seine Jacke war voller Schnee, seine Hosenbeine auch und seine Haare, so fürchtete, waren wohl auch weiß. Oh, je.. er sah wohl aus, wie ein Schneegeist - und - er hatte keine Vorstellung davon, wie er das seinem Pa erklären sollte. Und was würde wohl Reverend Stevenson dazu sagen, so er jetzt in diesem Zustand bei ihm anklopfen musste? Ben hatte sich aufgerappelt und versuchte sich den gröbsten Schnee abzuklopfen, bevor er auf die Haustür zuging. Gerade als er klopfen wollte, wurde diese von innen geöffnet. "Was... ohje, was ist Dir denn widerfahren?" Terry unterdrückte ein Lachen, denn der Junge, den er unter dem Schnee schnell als Ben identifiziert hatte, sah wirklich witzig aus. "Ich bin gefallen, Sir - in den Schnee." Irritiert starrte Ben den Reverend an, denn irgendetwas war an diesem so fremd, so anders als sonst. "Na, dann komm man erst mal rein. Hast Du Dir weh getan?" Terry bat den Jungen ins Haus, denn dieser würde wohl erst einmal ein Handtuch brauchen können, um sich zumindest die Haare trocknen zu können. "Entschuldigung, Sir.. Ich mache Ihren Boden ganz nass.." Beschämt sah Ben zu Boden und zog gar den Kopf ein bisschen ein. Das hätte er sich wohl trotz diesem komischen Buch daheim nicht leisten können und so fürchtete er nun auch hier den Zorn des Reverends. "Es tut mir wirklich leid." Schon hatte der Junge fast Tränen in den Augen und Terry seufzte. Er konnte kaum glauben, dass dieser sich wegen so einer Kleinigkeit so sehr schämte oder gar Angst vor Strafe hatte. So Etwas passierte nun einmal im Winter. "Zieh erst einmal die Jacke eben aus, Ben und dann gehst Du vorne links in die Küche. Dort ist es warm." Terry deutete auf die Küche. Erst jetzt erinnerte sich Ben, dass der Reverend gefragt hatte, ob er sich wehgetan hatte. Darauf nicht eingegangen zu sein, war wohl unhöflich zu nennen, aber er hatte es einfach vergessen- und jetzt wusste Ben auch warum. Der Bart war ab! Warum auch immer, aber der Reverend hatte sich offenbar von seinem Vollbart getrennt! Ben fand das eigentlich nicht komisch, eher befremdlich, kicherte aber trotzdem leise. Das war wirklich ein witziger Morgen, denn gerade jetzt saß Matt bei Martha in der Küche und ließ sich die Haare schneiden - wie abgesprochen! Ben grinste und wurde nahezu sofort wieder ernst. "Entschuldigung, Sir. Ja, Sir, ich meine nein Sir.." Ben schob sich errötend an Terry vorbei, denn er schämte sich vor diesem dafür, dass er sich nicht klar geäußert hatte. Er machte das nicht einmal mit Absicht, kriegte das nur nicht hintereinander, vor Allem, weil er aufgeregt war. "Ja, Sir? Nein, Sir?" Terry verstand nicht, was Ben damit sagen wollte, ersparte dem Jungen aber gerne die Peinlichkeit, sich erklären zu müssen. "Wie auch immer - wir haben gerade von Dir gesprochen. Geh nur in die Küche, ich bin gleich zurück." Terry nahm Ben die Jacke ab, hing sie an einen Haken und machte sich dann auf den Weg in sein Schlafzimmer, um von dort ein Handtuch zu holen. Mit gesenktem Kopf und unschlüssig, was nun wirklich von ihm erwartet wurde, stand Ben im Flur. Bestimmt hatte er die Stevensons beim Frühstück gestört und Jerry war vielleicht noch nicht einmal fertig angezogen. Ob er wirklich so frei war, in die Küche gehen zu dürfen und wo war diese doch noch gleich? Natürlich hatte Ben nicht genau gesehen, auf welche Tür der Reverend gedeutet hatte, war doch durch den Bart oder besser gesagt durch den nicht mehr vorhandene Bart abgelenkt gewesen. Die Treppe nach oben, nein, da war die Küche sicherlich nicht. Dass Jerry ihm aber auch nicht entgegenkam! Ob er ihn nicht gehört hatte? Welche Tür denn bloss? Mißmutig steckte Ben die Hände in seine Hosentaschen und sah sich im Flur um. Der Reverend war an der Treppe vorbei in den Anbau gegangen - dort also war die Küche wohl kaum. Blieben noch zwei Räume, aber er konnte doch jetzt nicht mit seinen nassen Schuhen überall einmal durch stöbern - abgesehen davon, dass sich das ja nun wohl gar nicht gehörte. Das was er nun vorhatte, wohl auch nicht, aber es war immer noch besser, als hier zu stehen, wie ein nasser Depp und auch höflicher, als herumzuschnüffeln. Hätte er doch besser zugehört! "Jerry? Hey Jerry, hörst Du mich?" Sein Rufen war fast leise, kaum mehr ein Rufen, und doch erfüllte ihn nun die Hoffnung, sein Freund habe ihn rufen hören. Bestimmt würde er gleich die Küchentür öffnen und ihn abholen, oder?
tbc: Lakestreet 1, Ben ~ Küche, Terry ~ Schlafzimmer
Alles Schimpfen hatte nichts genutzt. Alles Trotzen war vergebens gewesen und jeder Versuch jetzt auch noch zu trödeln war im Keim erstickt worden. Eli trug dennoch seinen viel zu engen guten Kirchenanzug, steckte in den warmen Wintersachen und befand sich an der Hand seiner Mutter quer durch die Stadt geschleift. Nein, er wollte nicht jetzt schon zum Reverend müssen. Zu was. Es war Sonntag und noch so viel Zeit bis zur Kirche. Bei John hatte er in dieser Zeit am Kamin gesessen und mit den Bauklötzen Burgen errichtet, oder Cassidy hatte ihm etwas vorgelesen. Manchmal hatte er auch John helfen dürfen noch Feuerholz zu holen. Und noch viel öfter hatte man bei den Claytons einfach ausgeschlafen. Ja, er hatte das Leben bei John gehasst, oder zumindest hatte er geglaubt es zu hassen. Er hatte es abgelehnt und sich quer gestellt, weil er sich verlassen gefühlt hatte. Er hatte gebockt und getrotzt und oftmals den Kürzeren deswegen gezogen. Aber im Vergleich zu dem Leben bei seiner Mutter, hatte er in den letzten Wochen ein wirklich schönes Leben gehabt. Er hatte sich nicht mit Mutter und Schwester ein Bett teilen müssen oder ein kleines Dachzimmer. Er hatte immer genug zu essen im Haus gehabt und eine Haushälterin, die ihn von morgens bis abends mit Keksen und heißer Schokolade vollgestopft hatte. Jetzt gab es einen heißen Tee mit etwas Zwieback zum Frühstück und erst wieder etwas, wenn man im Haus des Reverends am Tisch saß. Und anstatt dass seine Mutter zugab, dass es hinten und vorne nicht reichte, log sie dem Revernd am frühen Abend vor, alles wäre bestens, man habe das Abendessen vorbereitet und ginge nun mit den Kindern nach Hause um mit ihnen zu essen. In ein eiskaltes, viel zu enges Zimmer, kamen sie da jedes Mal, in dem man gleich ins Bett gesteckt wurde, um sich nicht zu erkälten, denn Feuerholz war teuer. Und wenn man Glück hatte gab es noch etwas Zwieback oder ein Stück Brot. So ärmlich hatten sie das letzte Mal gelebt, als sie aus San Francisco weggegangen waren und ihre Mutter sich erst einmal neue Arbeit hatte suchen müssen. Eli war über das neue Leben entsetzt, aber auch verwirrt und in heller Aufruhr. Einmal von den Umständen abgesehen, gab es da ja noch all die vielen Probleme mit seiner Mutter, die nie bereinigt worden waren und noch immer zwischen ihnen standen. Er wollte schlicht nicht bei ihr sein, sondern bei Pa, oder sogar lieber noch bei John, auch wenn der ihn recht deutlich und auf nicht schöne Weise aus dem Haus getrieben hatte. Er wollte alles, nur nicht bei seiner Mutter sein. Das war... verrückt. Sie konnten doch alle nicht von ihm verlangen, dass er so tat als wäre nichts gewesen. Das ging einfach nicht. Sie war doch auch verändert. In der Schule war sie viel öfters lauter als früher und auch viel strenger. An ihm ließ sie kein gutes Haar und ständig wollte sie reden, immer dann wenn Eli am liebsten zu seinem Pa gelaufen wäre, um sich auszuweinen. Aber es gab kein Entrinnen. Keine Minute um Luft zu holen oder um alleine zu sein. Die Streifzüge durch den Wald mit Charles gab es nicht mehr, denn Charles war nicht mehr hier und den Wald fürchtete Eli seit seiner Verschleppung. Zuhause hatte man ständig Clara oder Mutter um sich und nach der Schule den Reverend und seinen Sohn noch dazu. Und alle sahen ihn so mitleidig und mitfühlend an, dass es ihn ganz närrisch machte. Man hatte einfach nie Ruhe! Und jetzt musste er auch noch den Sonntagmorgen in diesem Pfarrhaus verbringen. Zumindest wenn es nach seiner Mutter ging. Sie wollte im Gästehaus vor der Kirche noch aushelfen. Sie tat das freiwillig, hatte sie erklärt, ihr Beitrag für die Gemeinde, um den neuen Reverend willkommen zu heißen. Aber Clara und Eli würden dort natürlich nur im Weg sein. Seine Idee er könnte doch auf Clara aufpassen, hatte seine Mutter zum Lachen gebracht und sie hatten ihn unschön daran erinnert, dass er gerade einmal neun war. Ach ja, aber ihn dann einfach alleine in er Stadt zurücklassen... eingeschnappt hatte sich Eli von dem Moment an gegen jeden anderen Plan gestellt und seine Ideen für sich behalten. Nur als Clara felsenfest davon überzeugt war, dass sie doch zu Jeremiah gehen könnten, hatte er sich dazu herabgelassen zu sagen 'nur über meine Leiche'. Er wollte sich doch von Jungs fernhalten, die Ärger bedeuteten. Damit war er seit Dezember ganz gut gefahren. Aber dieser Jerry, der war nicht gut für ihn. Da war sich Eli sicher. Seine Mutter hatte seinen Einwand jedoch ungehalten beiseitegeschoben und Clara zugestimmt. Allerdings hatte sie zu bedenken gegeben, dass der Reverend andere Dinge im Kopf haben würde, als auf die ihm fremden Kinder aufzupassen. Im Grunde war sie nur auf Claras Vorschlag eingegangen, weil sie sich scheute John um einen weiteren Gefallen zu bitten und die McKay für Eli völlig ungeeignet hielt. Doch wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, dann hatte sie schlicht den Wunsch Stevenson vor der Kirche noch einmal für sich alleine zu haben. Ein seltsamer Gedanke, der ihr aber wichtig erschien, denn später vor der Kirche selbst würde die Gemeinde den neuen Mann belagern und er würde nicht eine Sekunde Zeit für sie haben. Wenn er tatsächlich ihre Bitte ablehnen musste, würde sie die Kinder eben doch ins Gästehaus mitnehmen müssen. Dann ging es eben nicht anders. Eli, unwissend über die Gedanken seiner Mutter, hatte noch einen letzten Aufstand geprobt, als es um das Verlassen des Hauses gegangen war. Aber statt wie früher gut auf ihn einzureden oder mit knappen Worten zu ermahnen, hatte ihn seine Mutter so heftig angefahren und mit sich gezerrt, dass Eli kurz den Tränen nahe gewesen war. Den Weg über hatte er dann den Mund gehalten, denn jeder Versuch noch etwas zu sagen hatte dazu geführt, dass seine Mutter seine Hand ein wenig fester als nötig umfasst hatte und er rasch die Lust auf weitere Diskussionen verloren hatte. Clara dagegen hüpfte fröhlich vor ihnen her, ließ den Schnee aufwirbeln und schien glücklich damit zu sein, dass die Aufmerksamkeit ihrer Mutter wieder mehr auf dem großen Bruder lag und ihr dadurch die Verantwortung für die Mutter sowie deren Launen abgenommen hatte.
Als sie die Straßenecke der Lake Street erreicht hatten und damit das Pfarrhaus direkt vor ihnen lag, wurde Eli automatisch langsamer. Der Unwille stand ihm ins Gesicht geschrieben und er konnte es nicht fassen, dass Clara bereits vorgelaufen war, das Gartentor aufstieß und über den freigeräumten Weg hinauf zum Haus rannte. Die konnte es ja gar nicht abwarten! Er selbst blieb prompt stehen, was ihm nicht so gut bekam, denn seine Mutter war einfach weitergelaufen, was ihn, mit einem recht schmerzhaften Ruck durch den Arm zum Weiterlaufen zwang. Wobei es eher ein Stolpern war, was ihn kurz einen verärgerten Blick seiner Mutter einbrachte. Gegen seine Annahme blieb sie daraufhin doch stehen, obwohl sie das Gartentor erreicht hatten. Allerdings kamen keine erhofften Worte über ihre Lippen, mit denen sie ihn einfach entließ. Nein, es wäre besser gewesen, sie wäre wohl einfach weitergegangen, befand Eli als er ihr zu zuhören versuchte. "Also wirklich Eli, du führst dich auf, als hätte ich vor, dich zur Schlachtbank zu schleppen. Es sind doch nur ein oder zwei Stunden. Die wirst du doch sicher mit Jeremiah verbringen können. Er hat ein eigenes Zimmer und Spielsachen. Das ist doch nett." Sie klang ein wenig erregt, fand Eli, aber doch mehr wie seine alte Mutter, die nichts mehr mit der schlecht gelaunten Frau von eben noch gemein hatte. Etwas verblüfft darüber starrte er sie an und verstand wohl zum ersten Mal wirklich was Clara die letzten Tage über mit 'sei vorsichtig' in Bezug auf Mutter gemeint hatte. Und zum ersten Mal begriff er auch, vor welches Problem ihn und Clara das wohl in Zukunft stellen würde. Sie waren beide eine verlässliche Mutter gewohnt, die leicht berechenbar noch obendrei gewesen war. Aber dieses ganze Hü und Hott der letzten Tage machte Eli nervös und er war zurecht viel unruhiger als er es gewöhnlich war. Ein Grund wieso es in der Schule auch ständig zu Reibungspunkten gekommen war. Ein gewisses Maß an unruhige hatte seine Mutter schon immer toleriert, doch diese Toleranzgrenze war ebenso geschrumpft wie das gutmütige Hinwegsehen über das eine oder andere Missgeschick. Es waren nicht wirklich rosige Aussichten und das war ein Grund mehr, dass Eli mit seinem Pa die Stadt verlassen wollte. Wenn er doch so eine Plage war, wie Ma noch im Herbst immer behautpet hatte, konnte sie ja gar nichts dagegen haben, wenn er darauf bestand zu Pa zu ziehen. Sie müsste ihm doch fast noch dankbar für den Wunsch sein. Der Gedanke beflügelte Eli und er riss sich aus ihrer Hand los, stampfte mit dem Fuß in den Schnee auf und sagte seinerseits nun ein wenig verärgert: "Und ob du mich zur Schlachtbank führen willst. Ich will da nicht hin. Du kannst mich auch zu Pa bringen. Pa passt schon auf mich auf. Ich brauch keinen Fremden, der auf mich aufpasst." Als Antwort bekam er einen erneuten festen Griff, dieses Mal um seinen Oberarm gelegt und ein energischer Ruck, der durch seinen Körper lief, als seine Mutter einfach wieder ihren Weg aufnahm und dabei überhaupt nicht amüsiert klang: "Zu deinem Vater ja? Hast du vergessen, was er uns angetan hat? Ich habe dir schon gestern und vorgestern gesagt, dass ich über ihn nicht reden möchte. Dass er hier ist, ist schon schlimm genug. Und so lange ich nicht weiß, was er vorhat, hältst du dich von ihm gefälligst fern. Er hat alles andere nur keinen guten Einfluss auf dich. Was auch kommen mag, du gehörst zu mir und wir kommen mit unseren Problemen ohne deinen Pa zurecht." Von ihren Worten wild entschlossen zog sie Eli weiter auf die kleine Veranda hinauf. Der stemmte sich mit aller Kraft noch immer gegen ihren Griff, auch wenn er sich bereits als Verlierer sah. Seinen Willen bekam er einfach nicht durchgesetzt, und das machte ihn wütend. "Fein. DEINE Probleme schiebst du doch sowieso lieber ab," motzte Eli weiter und zog den Kopf instinktiv ein, als Erin, die sich verhört zu haben glaubte, herumfuhr und es gefährlich in ihrem Gesicht zuckte. Es kostete sie in der Tat viel Kraft Eli nicht einfach für seine verletztende, provozierende Worte vor dem Haus des REverends zu ohrfeigen. Ihr erster Impuls war es zwar gewesen, doch die Vernunft siegte zu ihrer großen Erleichterung. Das hier vor ihr war ein verletzter, kleiner Junge, den sie im Stich gelassen hatte, als er sie am meisten gebraucht hatte. Sie konnte froh sein, dass er überhaupt mit ihr sprach, wenn auch bis lange nichts klärendes dabei herausgekommen war. Das Dümmste was sie wohl tun konnte, war auf seine Provokation hereinzufallen. Darauf schien er ja nur zu lauern. Ihren eigenen Ärger scluckte sie herunter und sah auf Eli fassungslos hinab, ehe sie vor ihm in die Knie ging und ihm direkt in die Augen sah. Damit er ihr nicht ausweichen konnte, schob sie ihm den Zeigefinger unter das Kinn und zwang ihn seinen Blick zu heben. "Ich glaube mich wohl verhört zu haben, junger Mann. Was auch immer du über mich denkst... ist nicht richtig. Ich habe dich nie abschieben wollen. Was redest du da nur," sie schüttelte traurig den KOpf und richtete sich wieder auf. "Darüber reden wir heute Abend in aller Ruhe. Hier und jetzt...," ehe sie weiter reden konnte, war hinter der Haustür des Pfarrhauses ein dumpfes Scheppern zu vernehmen, aufgeregte Schritte und noch viel aufgeregtere Stimmen folgten. Erin runzelte die Stirn und trat zur Seite an das Fenster rechts von der Haustür und sah in die Küche. Sie konnte Jeremiah erkennen und zu ihrer Überraschung auch Ben. Dazwischen Terry, aber was genau passiert war ergab sich für sie nicht.
"Ist was passiert, Mommy," fragte Clara naseweis und reckte sich ein wenig um ebenfalls in das Fenster zu blicken. Sie wurde aber rasch von ihrer Mutter verscheucht. "Da gibt es nichts zu sehen, Clara." Aber eindeutig war etwas passiert. Dafür waren die Geräusche zu laut gewesen. Besorgt klopfte Erin an die Haustür. Sie besaß zwar einen Hausschlüssel, aber bis lang hatte sie sich nicht getraut ihn auch zu benutzen. Schon gar nicht wenn Terry zu Hause gewesen war. Entsprechend nicht anders verhielt sie sich heute. "Wir sehen einfach nach, ja," stellte sie Clara in Aussicht, die ein wenig beleidigt wirkte und sah dann noch eimal warnend zu Eli. "Du benimmst dich jetzt gefälligst, hörst du?" Eli schwieg demonstrativ. Nickte nicht einmal. Was sollte schon passieren, wenn er nein sagte? Stellte sie ihn dann gleich in die Ecke? Wieso nich, dann würde er wenigstens nicht mit Jeremiah spielen müssen....
Der raubt mir heute noch den letzten Nerv.. ehrlich, Herr - hat das noch sein müssen.. Vor der Haustür angekommen holte Terry zunächst tief Luft und entspannte seine zur Faust geballte Rechte. Wer auch immer geklopft hatte, hatte es weder verdient, noch nötig, den Ärger abzubekommen, der sich in Terry breit gemacht hatte. Ein bist zwei tiefe Atemzüge später öffnete Terry die Tür. "Erin? Guten Morgen.." Terry war genauso überrascht, wie erfreut Erin zu sehen. Eigentlich hatte sie heute ihren freien Tag und so hatte er mit ihrem Kommen in keiner Weise rechnen können. An der Hand hatte sie Eli und Clara und auch hier schien der Haussegen nicht ganz grade zu hängen, denn Eli sah ausgesprochen mißmutig aus - um nicht wütend zu sagen. Heute ist echt der Wurm drin.. Ja, schon gut, Herr.. ich weiß, ich weiß.. Terry seufzte innerlich, denn biblisch betrachtet, war er mehr als ein Überwinder und würde auch seine negativen Gefühle überwinden. Es dauerte nur seine Zeit, bis sich seine Gefühle auch danach richteten! "Ist Etwas passiert?" Besorgt fragend sah er Erin an, denn dass sie zu so früher Stunde mit beiden Kindern an der Hand vor ihm stand, ließ ihn doch nachdenklich werden. "Kommen Sie, es ist ganz schön kalt draußen -und lassen Sie sich nicht von dem Durcheinander in der Küche abschrecken." Terry zwinkerte Erin freundlich zu , denn nach dem Chaos, das Jeremy anläßlich seines Geburtstagsfrühstücks hinterlassen hatte, war sie in der Hinsicht wohl Kummer gewöhnt. Zu seinem Leidwesen, denn was machte das bloß für einen schlechten Eindruck! Mit einer freundlichen Geste trat er zur Seite und ließ sowohl Erin, als auch ihre Kinder an sich vorbei eintreten.
Erin hatte schon ein sanftes Lächeln auf ihren Zügen, als sie die etwas schwereren Schritte eines Mannes hinter der Tür vernahm und strich sich vorsorglich eine Haarsträhne unter die Haube. Ja es war ihr doch tatsächlich wichtig einen guten Eindruck auf den Reverend zu machen. Auf Terry. Sie war so frei gewesen ihn am Montagabend einfach selbst bei Vornamen zu nennen. Er hatte es beim Essen der McKays einfach getan und obwohl sie darüber überrascht gewesen war, hatte sie nicht widersprochen. Natürlich wusste sie, dass es für sie besser gewesen wäre, wenn sie es sich verboten hätte, hatte aber dem Ganzen kein Einhalt geboten. Dafür hatte es ihr viel zu sehr gefallen, wie ihr Name aus seinem Mund klang. Und der Reverend seinerseits hatte sichtlich auf dem Nachhauseweg von den McKays keine Einwände ihr gegenüber gehabt. Seltsam wie schnell manche Vertrautheit einfach da sein konnte... dumm nur, dass Erin sehr wohl wusste, wohin solche Anziehungskräfte führen konnten. Und sie wusste dabei noch nicht einmal, ob sie überhaupt wieder für einen neuen Mann in ihrem Leben bereit war. Selbst wenn, dann hatte der Reverend ganz sicher nach dem frühen Tod seiner Frau, der selbst wohl erst einige Wochen hinter den Stevensons lag, besseres zu tun, als sich für sie zu interessieren. Sie war manchmal schon eine richtig dumme Pute... über sich selbst innerlich die Augen verdrehend straffte sie dennoch ein wenig die Schultern, als die Tür geöffnet wurde und Terry vor ihr stand. Er wirkte überrascht. Sie allerdings auch, als sie völlig unvorbereitet in ein glattrasiertes Gesicht blickte, das befremdlich wirkte. Im ersten Moment wollte sich Enttäuschung in ihr breit machen, hatte sie Terry doch mit einem sympathischen Kinnbart kennengelernt. Und sie war schon dabei nach Zügen zu suchen, die sie ohne Bart weniger attraktiv fand. Allerdings stellte sie dabei fest, dass es solche gar nicht gab. Terry mochte nackt ohne Bart wirken und einen ungewohnten Anblick bieten, aber seine Züge wirkte jetzt viel weicher und charmanter. Statt sich davon abgestoßen zu fühlen, sah Erin sich davon stark angezogen. Sie blinzelte dennoch vor Erstaunen, nicht wirklich sicher was sie sagen sollte und verlegte sich erst einmal auf ein heiteres Lachen, als sie seine Frage vernahm und seinen kleinen Scherz über die unordentliche Küche. "Nun, das mit ihrer Küche sollte ich inzwischen gewöhnt sein. Und eigentlich wollte ich sie gerade dasselbe fragen," sie zeigte flüchtig auf sein bloßes Kinn, als sie an ihm vorbeiging und entdeckte einen leichten, frischen Schnitt. Die Rasur war wohl nicht ganz ohne Blessuren verlaufen. "Aber ja, guten Morgen," holte sie dann erst einmal mit einem liebenswürdigen Ton nach, dem noch immer ein wenig Heiterkeit anzumerken war. "Aber auch wegen dem Lärm, wollte ich fragen, der war leider nicht zu überhören und ich...," weiter kam sie nicht, denn inzwischen lenkte ein heiteres Kichern von Clara ab, die vor Terry stand und nach oben blickte, mit den Händen auf ihrem Rücken verschränkt. "Sie sehen lustig aus, Reverend," stellte sie vorlaut fest und trieb Erin eine zarte Schamesröte in die Wangen. "So etwas darf man nicht sagen, Clara." "Aber wenn es doch stimmt," murrte Eli, der sich in seiner ganzen 'ich-habe-auf-nichts-Lust'-Haltung, neben der Haustür herumdrückte. Ganz so als wollte er einen unbeobachteten Moment dafür ausnutzen nach draußen zu entkommen. "Es ist aber unhöflich," fuhr in Erin leise, mit Nachdruck an, aber sichtlich gereizter, als sie Terry wissen lassen wollte. "Dann ist es aber gelogen," stellte Clare ein wenig gekränkt fest und entlockte Erin ein zweites, tieferes Seufzen. "Es tut mir leid,Terry," sie verdrehte ein wenig die Augen und warf Eli einen warnenden Blick zu. "Das hat man davon, wenn man seinen Kindern zu viel Freiheiten lässt," nicht das sie das wirklich bedauern würde und ihr Ton verriet ziemlich deutlich, dass sie das Gegenteil befürwortete, nur im Moment keine andere Entschuldigung für das Verhalten ihrer Kinder hatte. "Aber Clara hat schon irgendwie recht," sie konnte einfach nicht anders und um ihre Mundwinkel zuckte es verräterisch. "Aber ich möchte hoffen, dass meine Tochter eher so etwas meinte wie 'ungewohnt'. Nicht?", ihr Blick fiel auf Clara, eine stumme Warnung, und Clara nickte heftig. "Ungewohnt trifft es sehr gut. Und so überraschend.", sagte Erin und hatte kurz den Grund ihres Hier seins vergessen, so wie auch den Lärm den sie aus dem Haus gehört hatten.
Terry u. Erin mit Clara und Eli im Flur der Wohnung
"Na, eben." Terry schmunzelte über Erins Bemerkung, denn diese reagierte entgegen dieser mit Erstaunen auf ihn. Erst als sie an ihm vorbei ging und mit einer flüchtigen Geste auf sein Kinn deutete, erschloss sich ihm der Grund für ihr Erstaunen. Er war glattrasiert! Das hatte er beinahe vergessen oder aber verdrängt nach dem Motto, es könne nicht sein, was nicht sein darf. Sie sagte nichts dazu, aber vielleicht bemerkte sie doch, dass er sich ein wenig geschnitten hatte, denn sie erwähnte, auch gerade fragen zu wollen, ob Etwas passiert sei. Allerdings erwähnte sie auch, dass Lärm aus der Küche nach draußen gedrungen sei, so dass Terry annahm, dieser war es, der Erin hatte besorgt werden lassen. "Oha - na, dann hat wohl Jeremy schon dafür gesorgt, dass ich morgen das Stadtgespräch bin, so als ob.." Gerade hatte Terry zu Bedenken geben wollen, dass dafür wohl schon seine Rasur ausgereicht hätte, als Clara plötzlich vor ihm stehend das Gespräch unterbrach. Mit hinter dem Rücken versteckten Händchen reckte sie sich und sah ihn an und Terry unterdrückte ein Schmunzeln über ihre vorlaute und ein wenig naseweiße Bemerkung. "Lustig? Also wirklich, junge Dame!" Mit gespieltem Ernst hob er den Zeigefinger und deutete ein "Nein, nein" an, so dass ihm das Gespräch zwischen Erin und ihren Kindern zum größten Teil entging. "Tja, oder das hier." Grinsend deutete Terry nun auf sein glatt rasiertes Kinn, denn dies hatte er wohl auch der Tatsache zu verdenken, dass er Jeremy überhaupt erlaubte, eine eigene Meinung äußern zu dürfen. Andererseits war er wohl selbst schuld, denn er hätte sich schließlich nicht ablenken lassen müssen. Als unhöflich hatte er Claras Bemerkung nicht empfunden und Erin offenbar auch nicht. Nein, er sah deutlich, wie ihre Mundwinkel verräterisch zuckten, als sie statt noch einmal die Kinder zu Recht zu weisen, zugab, dass Clara gar nicht mal so unrecht hatte. "Das war nicht witzig." Terry versuchte, sein Grinsen zu unterdrücken, denn vermutlich hatte Clara doch Recht. "Nicht witzig." Es gelang Terry nicht gänzlich, sein Lachen zu unterdrücken, denn der ganze Sonntagmorgen entbehrte nicht einer gewissen Komik. ". Was meinst Du, kleines Fräulein? Einigen wir uns darauf, dass ich ohne Bart ungewöhnlich lustig aussehe, gut?" Wie verschwörerisch zwinkerte er Clara kurz zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Erin widmete. Diese schien nicht ablegen zu wollen und noch immer wusste Terry nicht, warum sie überhaupt gekommen war. " Nun, vielleicht trifft es überraschend ungewohnt wohl am Besten." Verlegen lächelte Terry schief und fühlte, wie sich seine Wangen leicht röteten. Dass nämlich Erin womöglich hatte sagen wollen, er sähe so rasiert überraschend gut aus, hatte er wohlweislich nicht erwähnt. Ach was - warum sollte sie sich überhaupt Gedanken darum.. machen.. Was ist bloß los - ich benehme mich doch sonst nicht, wie verliebte Jungs.. Den Gedanken, dass er womöglich tatsächlich in Erin verliebt sein könnte, wies er von sich, obwohl er kaum die Augen von ihr lassen konnte. Sie war aber auch entzückend, wie sie so zart errötend vor ihm stand! Noch kannte er John Clayton nicht, mit dem sie wohl eine Affäre gehabt hatte, aber er konnte ihn durchaus verstehen. Erin mochte schon eine Versuchung darstellen. Ich ließe sie niemals los.. Bevor Terry sich weitere Gedanken zu Erin machen konnte, drang er erneut Jeremiahs wütende Stimme aus der Küche an sein Ohr. Genau verstehen konnte er diese Worte nicht, aber die einzelnen Silben im Zusammenhang mit dem Begriff "Kerl" ließen ihn annehmen, dass diese für ihn nicht schmeichelhaft gewesen waren. "Ich .. also.. das tut mir Leid.." Terry war um Worte verlegen und spürte, wie er vor Scham errötete. Erde - tu Dich auf und verschling mich.. "Ich glaube.. also ich denke, ich muss da mal was klarstellen und..." Tief durchatmend schickte Terry sich an, sich zur Küche umzuwenden und unterbrach so den Blickkontakt zu Erin. Vor dieser wollte er sich derlei Worte gegen ihn nicht bieten lassen - und schon gar nicht durfte Jeremiah ihm auf der Nase herumtanzen!
Terry u. Erin mit Clara und Eli im Flur der Wohnung
"Oh, nein, nein, so laut war der Lärm auch wieder nicht, wir standen schon vor ihrer Tür," sagte Erin hastig, als Terry andeutete, die halbe Stadt hätte zuhören können. Oder meinte er gar.. nein, sicherlich unterstellte er ihr nicht Getratsche und das hatte sie wohl auch eben mit ihren Worten indirekt deutlich gemacht. Doch die kurze Erleichterung war rasch durchClaras Heiterkeit vertrieben worden. Zwar schien dies den Reverend nicht so sehr zu verägern, im Gegensatz zu ihr, die sie schon befürchtet hatte, dass sie Clara ein wenig schärfer zurechtweisen hätte müssen, aber wirklich erleichtert war sie über die Reaktion von Terry nicht. Hatte sie doch Clara und Eli dazu ermuntert vorlaut wie sie waren ihrer Meinung weiter kund zu tun. Dies hatte Erin ungewollt die Röte in die Wangen getrieben, aber andererseits musste sie sich eingestehen, dass ihr seine Reaktion durchaus gefiel. Ein anderer Mann hätte an seiner Stelle die Kinder wohl selbst zurecht gewiesen oder sich das Verhalten schlicht verboten. Ungewollt musste sie flüchtig an John denken, der im Umgang mit Clara und Eli stets Fingerspitzengefühl gezeigt hatte und so gänzlich anders in seinem Verhalten der eigenen Tochter gegenüber hatte sein können. Ein Teil von ihr hatte den Mann dafür geliebt, aber auch stark kritisiert. Es war ein Drahtseilakt gewesen und letztendlich hatte es nur zu dem führen können, was sie nun beide hatten. Ein getrenntes Leben, wenn auch mit einer gewissen Leere darin. Unterdrück seufzte sie leise und wurde zum Glück von Terrys Worten wieder abgelenkt, kaum dass sie sich für ihre Kinder zu entschuldigen versucht hatte. Ein wenig irritiert darüber zog sie die Stirn ein wenig kraus und musste dann doch schmunzeln. "So, Jeremiah hat sie also rasiert?", fragte sie mit ernstem Tonfall aber einem Zwinkern in den Augen und fügte dann leise lachend hinzu: "Das erklärt natürlich einiges," sie hob ein wenig die Hand und machte eine leichte Bewegung Richtung Schnitt. Ihr Blick war jedoch gleichwohl besorgter.
Clara dagegen kicherte schon wieder, als ihr bewusst wurde, dass der Reverend nur gespielt böse war und gar nicht wirklich beleidigt. Ganz kurz war sie sich da nicht sicher gewesen. Aber seinen Vorschlag nahm sie gerne mit einem Nicken an, runzelte dann aber ein wenig die kleine Stirn, als sie versuchte das Wortspiel zu hinterfragen. So wirlich ganz gelang ihr das nicht, aber sie lacht dennoch, froh dass bis auf den kleinen Tadel ihrer Mutter, niemand ihr gewohnt offene Art übel nahm: "Darauf können wir uns sehr gerne einigen, Sir," und sie machte eine entsprechend ernste Miene, als ihr der Reverend verschwörrerisch zu zwinkerte.
Erin hob ihren Blick, als auch Terry seinen hob und als sich ihre Augen für einem Moment festhielten verspürte Erin ein merkwürdig vertrautes Kribbeln im Bauch, das sie liebend gerne ignoriert hätte. Rasch sah sie ein wenig zur Seite, um den Bann zu brechen. Lächelte aber, als er seine Rasur für sie noch einmal umschrieb und hörte sich dann in der Tat sagen: "Das können sie laut sagen, Reverend, aber... überraschend gut." Oh Herr im Himmel... was tu ich hier? Über die tiefe Röte ihrer Wangen wollte sie gar nicht erst nachdenken, die weit eintfernt von der üblichen Zartheit war und schon alleine der Gedanke daran die Wangen glühen ließ. Sie räusperte sich auch sofort und verlegen und war mehr als nur froh, dass Jerrys wütend klingende Stimme aus der Küche zu vernehmen war. Deutlich waren seine Worte nicht, aber die Tonlage verriet einen aufgebrachten Jungen in der Küche, und sie glaubte zumindest eine gewisse Anspannung zu verspüren, als Terry verlegen darauf reagierte. Vielleicht hatte er ihre Worte gar nicht vernommen? Glauben konnte sie dies zwar nicht, aber es war ein wenig beruhigend zu sehen wie der Reverend nun seinerseits verlegen und peinlich berührt über das Verhalten seines Jungen reagierte. Sie nickte nur, als Terry sich stammelnd entschuldigte und in die Küche ging. Sie selbst blieb mit den Kindern im Flur, fühlte sich aber ein wenig deplaziert und bedauerte bereits ihre spontane Idee den Reverend um Hilfe zu bitten. Er hatte offensichtlich selbst genug zu tun und hatte es auch mit einem Jungen wie Jeremiah nicht unbedingt einfach. Zu dieser Erkenntnis war Erin schon am Montagabend gekommen und ihr erster Eindruck von Jerry hatte sich in der Schule bestätigt gezeigt. Er war kein auffälliges Kind in dem Sinn, dass er Ärger suchte, aber der Ärger schien ihn magisch anzuziehen, da waren sich Eli und Jerry sehr ähnlich. Es war schon sehr bezeichnend, dass der Junge gerade mal seit vier Tagen zur Schule ging und in dieser Zeit bereits mit seinen Streichen sie und seinen Vater auf Trab hielt. Die Tintenfontänen bereits am zweiten Tag hatten Erin deutlich vor Augen geführt wohin die Richtung ging. Sie hatte über 30 Kinder zu unterrichten und nicht anders wie in San Francisco gab es darunter die guten und fleißigen Schüler, die, denen alles zuflog, jene die weniger begabt waren, die faulen und die wirklich dummen. Es gab die Klassenclowns und die stillen in sich gekehrten. Die Zappelphilippe und die Streichespieler. Die Boshaften und die Feinfühligen. Selten vereinten sich die Merkmale, so wie bei Jeremiah. Er war nicht dumm, vielleicht auch nicht faul, aber doch war er wenig begabt, saß selten still und versuchte die Klasse ständig zum Lachen zu bringen. Wenn ihm das nicht gelang, griff er zur Streichen und suchte dennoch nicht den Ärger absichtlich. Sowohl das Lesen, als auch das Schreiben fiel ihm schwer und rechnete leidig, wenn er an der Tafel die Aufgaben lösen sollte. Im Kopfrechnen war Jerry dagegen überraschend fit. Dummerweise hatte sie mit Eli und Ben ähnliche Kinder in der Klasse sitzen. Auch Ben war weder faul noch dumm, saß nie still, aber dafür war er zerstreut und unkonzentriert und eher in sich gekehrt. Eli... nun Eli war bequem und faul und nicht dumm. Er ging den einfachsten Weg und wenn er nicht bekam was er wollte, bockte er und zog sich zurück. Er hatte sich verändert, dass hatte sie bemerkt. Und leider hatte sie auch beobachten müssen, dass Jerry und Ben sich auf eine gewisse Weise ergänzten. Der jüngere war wortgewandt und vorlaut und zeigte selten Angst, was Bens Schüchternheit zu gute kam. Die Erfahrung des älteren, dessen Ruhe und vielleicht auch seine Zurückhaltung wirkte sich zumindest auf dem Pausenhof gut auf Jerry aus. Aber beide konnten nichts mit Eli anfangen, den sie mehr oder weniger zwang, mit den beiden Jungs auszukommen. Vielleicht sollte sie die Kinder einfach wieder nehmen und gehen. Wenn Ben hier war und Jerry mit dem McKay Jungen den Sonntag verbrachte, würde Eli nur stören und entsprechend schlecht gelaunt den Sonntag verleben. Und zu was das wiederum führen würde, wusste sie nur zu gut. In den wenigen Tagen, die er nun schon bei ihr lebte, hatten sie mehr als nur einen kleinen Machtkampf ausgefochten und anders als früher sich nicht einfach wieder vertragen.
Sie sah kurz zu Eli, der sich gerade von der Wand gelöst hatte und etwas neugieriger als sie ihm zugestehen wollte zur Küchentür lief. Ein schadenfrohes Grinsen im Gesicht. Hatte er mehr gehört, als die Erwachsenen oder gönnte er nur Jerry Ärger? Ehe sie Eli zum Fassen bekam, zog Clara an ihrem Ärmel und sie musste nach unten sehen, wo ihr Clara fragend entgegen blickte. "KÖnnen wir jetzt hier bleiben, Ma?"
"Das weiß ich nicht, aber ich werde Terry gleich fragen, ja? Sobald er wieder Zeit für uns hat...."
Ben und Jerry zunächst in der Diele, dann vor dem Haus
In der Wartezeit auf Jerry war Ben immer unruhiger geworden. Immer wieder trat er von einem Bein auf das andere. Hoffentlich kam Jerry endlich! Er würde sonst noch zu spät kommen und dann drohte ihm bestimmt der Schuppen! Der Freund hatte doch wirklich keine Ahnung davon, wie sehr die Hiebe seines Vaters schmerzen konnten! Ben hatte wusste gar nicht so genau, wofür er welche Striche in dieses seltsame neue Buch hatte machen müssen. Fast fände er das sogar gut, denn so wurde er nicht andauernd wegen jeder Kleinigkeit in den Schuppen geschickt, aber andererseits fürchtete er, dass die zwar selteneren Hiebe, um so schmerzhafter sein würden! Wenn er doch nur wüsste, ob er sich ein zu spätes Kommen noch leisten konnte! Und für ein zu spätes Kommen mit Jerry konnte nicht einmal Matt die Verantworung übernehmen.. Nach gefühlten Stunden kam Jerry endlich aus der Küche und Ben atmete erleichtert auf. Schnell reichte er dem Freund dessen Jacke, die er ja vorhin schon vom Haken genommen hatte. "Hier - ist Deine Jacke - brauchst nicht suchen.." Ben grinste freundlich, denn trotz Allem konnte er diesen witzigen Jerry ganz gut leiden. Der schien ihn jedenfalls ernst zu nehmen und vielleicht hatte er ihn, den Schussel vom Dienst, sogar gern. Ob es Matt in Bezug auf Jesse Harding oder Graham ebenso geht? Ach nein, Graham doch nicht - der ist so gar nicht fröhlich.. . Ben hörte Jerry nicht genau zu und schüttelte deshalb den Kopf. "Auslachen? Nein, nein.. warum denn?" Ben war verwirrt, denn er hatte dem Gespräch in der Küche kaum Aufmerksamkeit gewidmet - zu beschäftigt war er mit der Furcht vor der Strafe seines Vaters. "Los, nun komm schon, ja?" Ben ging Jerry schon mal voraus zur Haustür und öffnete diese rasch. Nix wie los - bevor dem wieder etwas dazwischen kommt. Ben zuckte zusammen und schloss schnell die Jacke, die er im aus der Stevensons geöffnet gelassen hatte. Es war wirklich bitterkalt und eigentlich konnte er schon kaum mehr den Frühling erwarten! Schlittenfahren, Schneemänner bauen oder womöglich Schneebälle werfen durfte er ohnehin nicht - allenfalls mal auf dem Schulweg und heimlich - und falls doch, fehlte ihm schlichtweg die Zeit dafür. Sein Pa sorgte schon dafür, dass er kaum Zeit für derartigen Unsinn hatte, dabei würde er so gerne mal, wie ein ganz normaler Junge sein. Ben seufzte, denn das war es eben, was er war - unnormal, schusselig und irgendwie so falsch..
Ben und Jerry zunächst in der Diele, dann vor dem Haus, weiter in den Garten
Heilfroh dem Haus entkommen zu sein machte Jerry einen Sprung von den zwei schmalen Stufen hinunter auf den Weg, Ben hinter her und atmete die kalte Luft tief ein. Das tat gut und schmeckte nach Freiheit. Er war allerdings so durcheinander über all das Geschehene, dass er seine Jacke an der Gaderobe in aller Eile gesucht hatte und für Ben deswegen nur ein verlegenes Grinsen übrig gehabt hatte, als dieser ihm die Jacke in den Händen haltend entgegengestreckt hatte. Peinlich. Aber nicht mehr zu ändern. Hier draußen war es kalt und der Atem stieg in weißen Wolken auf, so dass er rasch wie Ben die Jacke zuknöpfte. Dann zog er sich die Schirmmütze über den Kopf und warf Ben einen nachdenklichen und prüfenden Blick zu. So, der Freund wollte ihn nicht auslachen. Tat sogar so, als wüsste er gar nicht, über was Jerry sprach. Ob das ein Akt der Freundschaft war? Oder hatte Ben zu seinem großen Glück gar nichts von dem Gestottere in der Küche mitbekommen? Beides fand Jerry in Ordnung. Denn beides ließ zu, dass Jerry Ben ein ganzes Stück noch mehr mochte, als ohnehin schon.
"Das war ganz schön knapp," sagte er schließlich mit einem seinem liebenswürdigen Grinsen und sprang dann noch einmal zurück auf die Veranda, weil er die Tür vergessen hatte zu zuziehen. Knapp war gar kein Ausdruck. Jerry war mehr als froh, dass er jeden Schritt den er tat nicht überdeutlich mit Schmerzen spüren musste und ihm auch nicht Ohren glühten, weil Vater ihn wie angedroht alle Wut und Enttäuschung hart zu spüren gegeben hatte. Er wusste dabei nicht, wieso er so heil davon gekommen war, aber eigentlich spielte das keine große Rolle, fand Jerry. Hauptsache es war so und er konnte unbeschwert mit Jerry den frühen Morgen nutzen. Oh er hatte ganz viele Ideen und sie hatten noch gut eine Stunde Zeit. Schneemänner bauen, Schneeballschlacht, Engel im Schnee... all die Dinge die sie die letzten Tage über kaum hatten machen können, weil Ben ständig wegen einer Aufgabe im Haus und Hof nicht hatte mitkommen können. Der hatte so viele Pflichten, dass sich Jerry schon gefragt hatte, zu was er einen großen Bruder und Schwester hatte und ob seine Eltern überhaupt nichts taten. Er musste ja auch ganz schön mitanpacken seit seine Ma nicht mehr war, aber trotzdem hatte er noch genügend Zeit fürs Spielen und trotzdem hielt er die Pflichten für zu viele und vor allem für lästig. Nur weil Miss Spencer im Haus war, wurde es ja nicht weniger. Sein Pa hielt es scheinbar für wichtig, dass er Pflichten übernahm und Verantwortung zeigte. Zumindest hatte er das so genannt. Jerry fand das für ziemlich ärgerlich, hielt ihn das doch davon ab, dem Haus entfliehen zu können. Aber Ben dagegen führte ja schon fast ein Aschenputteldasein. Okay, Aschenputtel war ein Mädchen, aber wäre Ben ein Mädchen, dann so fand Jerry, hätte er sehr viel Ähnlichkeiten damit gehabt.
Ohne nachzudenken sprang Jerry an Bens Seite und zog ihn mit sich nach hinten, Richtung Garten. "Auf komm. Wir haben noch ganz viel Zeit und ich will schon seit Tagen mit dir einen Schneemann bauen. Wir haben inzwischen für Kendo Futter und im Schuppen dafür aufgeräumt. Ich hab dort 'nen alten Eimer und Besen gefunden, die sind wie für einen Schneemann gemacht und die Karotte für die Nase." Jerry lief einfach los und ging davon aus, dass ihm Ben folgte.
Ben zuckte die Achseln, als Jeremiah andeutete, es wäre knapp gewesen. Er hatte schon intuitiv wahrgenommen, dass dessen Vater sehr ärgerlich war und kurz davor gestanden hatte, die Rute zu benutzen. Das war wohl gerade noch einmal gut gegangen! Bevor Ben sich dazu weiter äußern konnte, sprang Jeremiah noch einmal auf die Veranda zurück, um die Tür zu schließen. Das hatte dieser wohl vergessen und kurz dachte Ben, dass Jerry ihm ähnlich war. Auf den ersten Blick waren sie wohl so verschieden, wie möglich, aber sie waren ähnlich zerstreut, vergesslich und teilten eine weitere Eigenart miteinander. Beide waren kaum in der Lage, konzentriert und still zu sitzen, nur dass Ben im Gegensatz zu Jerry so gehemmt war und aus Angst vor der Strafe seines Pa sich den gefühlten Qualen aussetzend, sich genau dazu zwang. Angst vor Schlägen schien Jerry nicht zu haben, dachte Ben, als dieser ihn einfach mit sich in den Garten der Stevensons zog. Kurz zögerte Ben, denn er wusste sich zu erinnern, dass sein Pa gesagt hatte, er möge umgehend heim kommen. Andererseits lockte ihn der Schnee und mit Jerry einen Schneemann bauen, Engel im Schnee zu machen, oder eine echte Schneeballschlacht vesprach lustig zu werden. Wieviele ich mir wohl noch leisten kann.. Nachdenklich eine Schippe ziehend ließ sich Ben mit ziehen und hörte nur mit halbem Ohr zu, was Jerry ihm vom Eimer und Möhren erzählte. Umgehend war das sicher nicht, so er nun mitging, andererseits musste vielleicht das Pferd noch versorgt werden und in dem Fall konnte er ja wohl etwas dafür, wenn er auf Jerry warten musste, oder? Das würde sein Pa hoffentlich einsehen und außerdem hatte Jerry ja auch Recht damit, dass sie noch gut Zeit hatten, bevor sie sich auf den Weg zur Kirche machen mussten und diese Zeit, hatte er bisher immer nach Belieben füllen können. Warum also sollte er diese nicht damit verbringen, einen Schneemann zu bauen? Falls doch etwas dagegen sprach, würde er wohl einen Eintrag in dieses komische Buch riskieren - und davor, dass es zu viele Einträge würden, hatte er keine Angst. Einerseits hatte er längst den Überblick darüber verloren und andererseits war Matt ja noch da - der würde schon dafür sorgen, dass der letzte und für eine Züchtigung Ausschlag gebende Eintrag ausblieb. Darin war sich Ben sicher, obwohl Matt schon erklärt hatte, dass er ihn nicht mehr die Verantwortung für Bens Fehlverhalten auf sich nehmen wollte, um nicht vor dem Vater weiterhin als unzuverlässig oder gar rebellisch, was auch immer das sein mochte, gehalten zu werden. Allerdings hatte Matt auch erklärt, dass er ihm nach wie vor helfen würde, bei den Hausaufgaben und Aufgaben im Haus um zu verhindern, dass Ben einen Eintrag für das Bekam, was er nicht hatte schaffen können. So ganz verstanden hatte Ben den Bruder und dessen Anliegen nicht, aber er ging davon aus, dass nichts passierte. "Hey, Jerry.. lasst Ihr Kendo hier raus? Oder hast Du ihn schon zu Simones gebracht? Wenn Du willst - können wir morgen früh vor der Schule zusammen gehen - ich muss unsere Pferde jeden Morgen auf die Weide bringen." Ben grinste fröhlich und machte längere Schritte, um nicht noch weiter von Jerry an der Jacke gezerrt zu werden. Gerne würde er mit Jerry gemeinsam zur Weide gehen, denn gerade jetzt in der Winterzeit wo es erst mit Schulbeginn hell wurde, hatte er alleine doch oft Angst auf dem Weg. Auf dem Hinweg gelang es ihm, diese zu kompensieren, weil er dann auf die Pferde achten musste, aber auf dem Weg von der Weide zur Schule war ihm doch oft unheimlich zu mute.
Da Ben keinen Widerstand leistete, auch nicht protestierte, sah sich Jerry in seinem Tun bestärkt. Jawohl, einen wunderschönen Schneemann würden sie bauen. Jetzt. Ganz ohne einen mürrischen Eli oder einer plappernden Clara. Wobei die Kleine ja ganz niedlich und witzig war... zugeben würde Jerry dies aber niemals laut. Sein Bedarf an Mädchen, die mit ihm denselben Raum teilten, war seit dem temporären Einzug von Sarah vor Monaten gedeckt. Aber wenn er zwischen Eli und Clara hätte wählen müssen, hätte er Clara mitgenommen. Trotzdem war es mit Ben alleine besser. Sie waren so unbeobachtet und konnten den Blödsinn machen, zu dem sie Lust hatten. Sofern Ben nicht wieder tausend Bedenken äußerte oder sich alle Minute umdrehte, als früchte er einen mahnenden und tadelnden Erwachsenen hinter sich. Beim Schuppen angekommen blieb Jeremiah mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht stehen und sah sich nach einem guten Platz für den Schneemann um. Vergessen war die schlechte Laune und die Unlust auf die Kirche. Auch war ihm längst die Mahnung seines Vaters entfallen, die ihn auf direkten Weg zu den McKays hätte bringen sollen. Wieso sich mit so etwas aufhalten, wenn der Spaß direkt vor einem lag?
"Und, wo sollen wir ihn bauen," fragte er Ben. "Dort hinten am Zaun liegt zum Beispiel noch ganz viel frischer Schnee," gab Jerry zu bedenken und betrachtete den niedergetrampelten PFad zwischen Haus und Schuppen. Hier hatte sein Vater den Weg freigeschaufelt und durch die vielen Gänge zu Kendo hatte sich der Schnee mit Gras und Dreck vermischt. Hier war kein guter Platz. Und zu nah am Haus zu bauen wäre mehr als unklug. Dort schmolz ein Schneemann gerne schnell, wegen den warmen Hauswänden. "Oder dort," er zeigte zu dem Stück Zaun, an dem sie am MOntag aufeinander getroffen waren, nachdem Ben ausgerutscht war. "Wir könnten den Schneemann so bauen, dass er auf die Straße blickt. Das sieht bestimmt lustig aus." Jerry hatte keine Ahnung wie viel Zeit sie wirklich noch hatten, aber die McKays würden bestimmt nicht allzu früh aufbrechen, wo sie doch fast neben der Kirche wohnten. Sobald die Glocke ertönte würden sie sich einfach auf den Weg machen und den Schneemann einfach nach der Kirche weiterbauen, sollten sie noch nicht bis dahin fertig geworden sein.
"Ich bin für da." Kurzentschlossen deutete Ben auf den Zaun, auf den Jerry als zuerst gedeutet hätte. Das stand der Schneemann zwar hinter dem Haus und schaute nicht auf die Straße, aber sie wurden auch nicht so leicht sofort dabei beobachtet, wie sie den Schneemann bauten. Ben konnte sich auch nicht vorstellen, dass die Zeit noch reichen würde, um fertig zu werden und hatte große Angst, davor sich in der Zeit zu verbummeln. Andererseits würde er von dort aus wohl rechtzeitig hören können, dass Clara und Eli das Haus verließen, denn gerade letztere war oft eine Quasselstrippe. Spätestens zu gleichen Zeit mussten sie wohl bei ihm daheim vor der Tür stehen, denn eine Verspätung darüber hinaus, ließ sich auch nicht mit Warten auf einen fleißigen und treu das Pferde versorgenden Jerry erklären. "Du - geht Dein Vater eigentlich früher los? Ich meine nur so, weil er doch bestimmt vor den Besuchern da sein will. " Fragend sah Ben nun Jeremiah an, denn das interessierte ihn wirklich. Er hatte sich stets um ein Zusammentreffen mit Hawkins gedrückt und war immer innerhalb einer Traube von Menschen durch das Kirchenportal geschlüpft, um von diesem nicht wahrgenommen zu werden. Meistens war ihm das auch gelungen und dafür war es gut, dass er stets mit den Eltern, Matt und Martha zusammen ging. Vielleicht aber konnte er nun auch mit Jerry gehen dürfen, denn erstens musste er sich nicht mehr vor dem Reverend fürchten und zweitens war Jerry immerhin der Sohn des Reverends, so das sein Pa hoffentlich davon ausging, dass er mit diesem zusammen keinen Unfug machen würde. Das Bauen eines Schneemannes hielt Ben jedenfalls nicht für einen Unfug, sondern für eine sinnvolle Beschäftigung, denn erstens wurde die Schneedecke dadurch dünner und zweitens sah doch so ein Schneeman nett aus. "Lass uns mal anfangen, sonst werden wir nicht fertig." Auffordernd stupste Ben Jerry nun an und begann damit eine Schneekugel zu formen. Er wollte diese über den Schnee auf der Wiese rollen, so dass er immer größer wurde. Ein Schneemann nämlich war ungefähr so groß, wie Clara - mindestens. Seufzend betrachtete er sein Werk, als er damit an dem angedachten Stellplatz ankam. Das war schwerer, als er angenommen hatte und die Kugel war gerade mal so groß, dass sie vielleicht für einen Arm des Schneemannes reichen würde - noch nicht einmal für den Kopf. "So werden wir nie fertig." Ben seufzte ennttäuscht und war kurz davor die Flinte ins Korn zu werfen. Kurz reckte er sich und lauschte, ob er Claras Plappern hören konnte. Es wäre gut, so er Geschwister hätte, die sich unterhielten, während sie das Haus verließen, denn dann würde er auch hören, wann es Zeit war, zu seiner Familie zu stoßen. Damit war wohl kaum zu rechnen und Ben beschloss, bald aufzubrechen, denn sicher war sicher. "Das schaffen wir nicht mehr.. es sei denn, Jemand hilft uns." Kritisch musterte Ben Jerry, der jünger und wie er vermutete, auch weniger stark war, als er. Die zündende Idee dazu kam ihm erst, als er sah, wie dicht sie am hinteren Zaun waren. Dieser trennte den Garten des Pfarrhauses von den der McKays, so dass sie vor sich die Giebelseiten beider Häuser sahen. Ganz oben im Giebel unter dem Dach lag Matts Zimmer und so wie Ben den Bruder kannte, nutzte er die Zeit vor dem Gottesdienst noch, um sich die Zähne zu putzen und um seine langen Haare ordentlich zu kämmen. Wahrscheinlich hatte Martha diese nicht all zu kurz schneiden dürfen, denn darin war Matt sehr eigen, aber vielleicht hatte dieser ja doch Lust mit hinaus zu kommen und ihnen zu helfen. "Ich habe eine Idee.. vielleicht klappt's." Ben war körperlich nicht so geschickt, wie sein schlaksiger Bruder oder der flinke Jerry, aber werfen konnte er ganz gut. Seine Schneekugel benutzte er nicht, sondern formte aus lockerem Schnee einen Ball, der sofort zerplatzen würde, denn schließlich sollte die Scheibe nicht kaputt gehen. "Ich versuche mal, Matt hinaus zu locken. Da oben liegt sein Zimmer." Ben deutete kurz auf das Fenster, das zu Matts Zimmer gehörte, und zielte sehr genau, bevor er mit viel Schwung warf. Fast wie geplant, landete der Ball unterhalb des Fensters auf dem schmalen Sims, wo er zerplatzte. Den wird er wohl kaum bemerkt haben.. Davon ließ Ben sich nicht entmutigen, sondern formte einen neuen Schneeball. Das Werfen dieser Schneebälle machte ihm weit mehr Spaß, als das mühsame Formen einer großen Kugel für einen Schneemann, so dass er bei sich beschloss, noch ein- bis zweimal daneben zu werfen. "Hilf mir mal, Jerry. Vielleicht braucht es mehr als einen Schneeball, bis Matt auf uns aufmerksam wird."
"Gut, dann dort," Jerry nickte und machte ein Gesicht, als hätten Ben und er eben eine Entscheidung von historischer Bedeutung fällen müssen. Hinter dem Haus gefiel es Jerry auch ganz gut. Da gab es keine störende Blicke von neugierigen Erwachsenen, die einem nur den Spaß verderben wollten und vielleicht blieben sie auch von ungebetenen Gästen verschont. Sehr beschäftigt mit dem Gedanken wie groß der Schneemann wohl werden würde eilte Jerry die wenigen Schritte weiter zur Scheune. Denn dort lagerten seine Schätze, die für einen schönen Schneemann sorgen sollten. Er entriegelte gerade die Tür, als Ben nach dem Aufbruch von Jerrys Vater fragte. Ehe er antwortete schob er den Riegel zur Seite und zuckte dann mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Zu Hause hat er das getan. Im Sommer, um die Türen zu öffnen, im Winter um zu heizen. Wir sind immer mit, um die Gesangsbücher auszulegen," Jerry hielt kurz inne, obwohl er die Tür des Schuppens schon einen Spalt breit aufgezogen hatte. Früher... ob sein Vater jetzt ohne seine Hilfe zurecht kam? Er sollte doch eigentlich mitgehen, um das Feuerholz hereinzutragen und um die Gesangsbücher auszuteilen. Früher hatte das Ma gemacht und nach ihrem Tod, hatte er einspringen müssen. Heute wollte sein Vater ihn lieber bei den McKays wissen, als an seiner Seite und das schmerzte nun doch ein wenig und es wurmte auch Jerry, denn schuld daran war er wohl selbst. Er musste ja nur daran denken wie schlecht gelaunt und mürrisch er vorhin gewesen war. Ach, wenn er sich doch nur ein bisschen im Zaum hätte halten können. Mit einem leisen Seufzen zog der die Tür ganz auf und schlüpfte ins Innere, um nach dem Eimer, der Möhre und dem kaputten Besenstiel zu suchen. Es war noch alles dort, wo er es versteckt hatte. Die Sorge, Vater könnte es als kaputten Tant wegschmeißen oder gar als Brennholz verwenden hatte Jerry umsicht handeln lassen. Freudestrahlend kehrte er nach draußen zurück und schloss den Schuppen wieder sorgfälltig hinter sich.
"So, alles da," zeigte er stolz seinen Schatz hervor und wurde gleichzeitig mit einem freundlichen Stupser zum Anfangen aufgefordert. Nichts lieber als das! Ben versuchte auch sofort eine Schneekugel zu rollen, bei der Jerry nicht hätte helfen können. So sprang er voraus und stellte den Eimer ab, legte den Stiel daneben und ließ Ben herankommen. Seine Kugel war nicht sonderlich groß geworden. Aber daran störte sich Jerry nicht. Er hatte nicht die geringste Vorstellung davon gehabt wie groß der Schneemann werden sollte und war mit jedem Ergebnis zufrieden. Entsprechend irritiert sah er den Freund an, als dieser recht enttäuscht davon sprach nie fertig zu werden. Jetzt wollte er auch noch Hilfe dazu holen! Doch hoffentlich nicht diesen merkwürdigen Eli?! "Ich weiß gar nicht was du hast," maulte Jerry gleich ein wenig eingeschnappt und in Sorge darüber, dass sein Plan mit Ben ein paar ungestörte Momente zu haben, zunichte gemacht wurden. "Sieht doch gut aus? Und Zeit haben wir doch." Er zog eine kleine Schippe und sah recht misstrauisch aus, als Ben von einer Idee sprach. Die sah erst einmal vor Jerry nichts zu erklären sondern einen Schneeball zu formen. Der war nun wirklich zu klein für einen Schneemann, fand Jerry und verstand noch immer nicht was Ben vorhatte. Als Ben schließlich verriet, dass er mit dem Schneeball auf die Fensterscheibe seines Bruders zielen wollte, damit dieser herunterkam, hielt sich Jerrys Freude arg in Grenzen. Sicher, Matthew war ja schon sehr beeindruckend mit seinem Gewehr und dem eigenen Pferd, aber er war in Jerrys Augen eben schon fast erwachsen und damit nicht gerade die Gesellschaft, die er sich jetzt wünschte. Mit einem ergebenen Seufzen sah Jerry Ben dabei zu, wie er Maß nahm, zielte und dann den Schneeball warf. Allerdings fehlte dem Wurf der nötige Schwung, um die Scheibe zu treffen. Jerry grinste breit. Gut so. Sollte Ben nur danebenwerfen. Er, Jerry, brauchte nicht diesen großen Bruder hier unten bei ihnen, der störte nur. In dessen Nähe war Ben eh meist ein anderer. Einer, der Matt anhimmelte und alles tat um zu gefallen. Unlustig bückte er sich nach dem Schnee, als Ben einen zweiten Ball formte und Jerry aufforderte ihm zu helfen.
So wurde das ja nie etwas, dachte Jerry, als er den lockeren Schnee unter den behandschuhten Fingern spürte. Man musste ihn schon ordentlich zusammen drücken, damit er sich zu einem Ball pressen und formen ließ. Der zerplatzte natürlich da oben je nach Schwung nur, und machte nicht viel Lärm. Und wenn Jerry heute noch den Schneemann gebaut bekommen wollte, anstatt wie blöd einen Schneeball nach dem anderen nach da oben zu werfen, musste er sich schleunigst etwas einfallen lassen. Wenn er ein wenig Eis in den Schneeball drücken konnte... nein... Eis fand sich nicht gerade. Aber da waren ja noch die Steine, die er im Eimer gesammelt hatte und die die Knöpfe des Schneemanns hätten werden sollen. Mit einem zufriedenen Grinsen über seinen Einfall griff sich Jerry einen Stein, drückte ihn in seinen Schneeball und nahm Maß. Auf die Entfernung würde der Stein keinen großen Schaden anrichten. Er war ja auch in Schnee gepackt und würde so höchstens ein lautes Klirren verursachen. Da war sich Jerry ziemlich sicher. Sie hatten dass zu Hause oft genug erprobt, wenn einer von ihnen auf längere Sicht dankt elterlicher Gewalt ans Haus gefesselt gewesen war. Alles eine Frage der Technik um einen Freund auf sich aufmerksam zu machen, um ein paar Worte zu wechseln. "Kennst du Baseball, Ben?" fragte Jerry ohne große Hoffnung, dass man hier oben im westlichen Norden beliebte Sportarten betrieb oder überhaupt Sport interessiert war. "Es kommt immer auf den entsprechenden Wurf an," erklärte Jerry ein wenig altklug, innerlich ungemein stolz darauf, dass er sich mit Baseball auskannte. Ein Spiel selbst hatte er nie besuchen dürfen, aber in seiner Freizeit hatte er oft mit den Freunden auf einer großen Wiese mit einfachen Mitteln den großen Spielern, die die neu gegründete National League hervorbrachte, nachgeeifert. Er war besser am Schlagmal, aber auch im Werfen musste er sich nicht verstecken. Unwissend über Bens Plan und den absichtlichen schlechten Würfe, glaubte er sich in der Position eines Lehrmeisters und freute sich schon auf den wohlgezielten Wurf. "Wenn man die Technik beherrscht, kann man sogar bestimmen wohin man wirft. Schau. Da oben? Linke Ecke?", Jerry zeigte auf die Sproße des Fensters und ahmte einen klassischen Wurf von John Clarkson nach. Gesehen hatte er ihn nie, aber Frankie Ferguson, ein zwei Jahre älterer Mitschüler, hatte immer behauptet genauso würde Clarkson seinen Sieg entscheidenden Wurf werfen. Kaum hatte der Schneeball seine Hand verlassen, fluchte Jerry unschön, denn er hatte sofort gespürt, dass der Ball viel zu kräftig und zu schnell geworfen nach vorne geschleudert worden war. Wenn das nur gut ging... der Gedanke ging in ein lautes Klirren unter, als der Schneeball die Scheibe traf, sofort zerplatzte und dem Stein genügend Raum gab um Schaden anzurichten. Das hatte heute gerade noch gefehlt. Oder besser gesagt, das passte zu heute, dachte Jerry missmutig. Jetzt würde ihnen oder anders gesagt ihm, was blühen. Er packte daher Ben rasch am Arm und zog ihn mit sich zum Schuppen. Er hatte vor sich dahinter zu verstecken, bis die Luft wieder rein war. Matthew würde bestimmt gleich seinen Kopf herausstrecken und erbost nach dem Übeltäter Ausschau halten. Da war es besser, wenn sie sich verstecken würden....und dann nichts wie weg von hier... Der Schneemann war erst einmal vergessen.
Jerry schien mit dem Standort, den Ben auserkoren hatte, einverstanden zu sein und noch bevor er die Frage Bens beantwortet hatte, war er schon zum Schuppen gelaufen. Ben sah ihm kurz irritiert nach, denn es war doch gut, zu wissen, ob der Reverend früher in die Kirche ginge, oder ob sie Gefahr liefen, von diesem bei ihrem Tun gesehen zu werden. Der Reverend war zwar nicht halb so streng, wie sein eigener Pa, fand Ben zumindest, aber stand mit diesem auf gutem Fuß und wer weiß, ob er diesem nichts davon berichten würde? In der Tür zum Schuppen stehend, beantwortete Jerry die Frage dann auch, aber für Ben blieben dessen Worte rätselhaft. Warum sprach der Freund denn von zu Hause in dem Zusammenhang? Wer er denn jetzt nicht hier zu Hause und brauchte man keine Gesangbücher mehr? Ben schüttelte den Kopf, während Jerry kurz im Schuppen verschwand. Das wäre wirklich schön, so sie nicht mehr dies scheußlichen Choräle singen müssten, aber so viel Glück hatte er wohl doch nicht. "Oh - das hast Du Alles schon? Dann müssen wir ja nur noch größere Kugeln haben, nicht?" Kritisch sah Ben auf die kleine Schneekugel zu seinen Füßen und sah dann zu Matts Fenster hinauf. "Doch - so wird er viel zu klein.." Ein bisschen enttäuscht war Ben schon darüber, dass Jerry offenbar sich lieber mit einem Schneebaby zufrieden gab, als sich helfen zu lassen. "Matt hilft uns bestimmt gerne. Pa sagt oft, er sei noch wie ein Junge, weißt Du." Nein, auf Matt ließ Ben nichts kommen. Sicher war dieser schon fast erwachsen und für manchen Streich wohl schon zu alt, aber er war auch immer bereit, ihm zu helfen. "Komm, schon - Matt ist doch für Spaß zu haben." Vorsichtig schätzte Ben die Entfernung ab und warf den Ball gen Matts Fenster. Ganz so wie gewollt, traf er nicht, aber doch auch so, dass der Schneeball nicht die Scheibe beschädigen konnte. Das nämlich wollte er gerne vermeiden und so es ihnen gelänge, den Laden zum Klappern zu bringen, mochte das wohl ausreichen, um Matts Aufmerksamkeit zu gewinnen. Jerry schien zwar immer noch nicht gerade begeistert zu sein, aber nun sah Ben, wie der Freund einen Schneeball formte. Also wollte er ihm doch helfen! "Baseball - jaah." Ben antwortete mit wenig Begeisterung, denn er kannte Baseball zwar ein wenig aus dem Schulsport, aber darin war er nicht gut. Genaugenommen war er darin sogar grottenschlecht, so wie in den meisten Ballsportarten, in denen es auf gute Koordination ankam, aber das wollte er Jerry nicht unbedingt auf die Nase binden. Das würde der noch früh genug zu sehen bekommen. "Was soll das werden, wenn es fertig wird?" Kritisch beobachtete Ben wie Jerry einen Schneeball mit einem Stein füllte - ähnlich wie seine Ma Kugeln aus Brandteig mit Marmelade. Der will doch nicht - ob das man gut geht. Ben nickte, obwohl er keine Ahnung hatte, von wem Jerry sprach. Auch die Wurftechnik auf die der Freund anspielte, war ihm völlig fremd und so hoffte er im Stillen, dass Jerry wusste wovon er sprach. Noch bevor er seine Bedenken äußern konnte, hatte Jerry den Schneeball bereits geworfen. Ein lautes Klirren machte sofort deutlich, dass diese die Fensterscheibe in Matts Zimmer getroffen hatte. Oh, je, oh, je.. Wenn das Pa gehört hat.. Bevor Ben noch seinen Unmut über diesen Treffer Jerrys äußern konnte, zerrte dieser ihn bereits hinter den Schuppen. "Man - ich dachte, Du kennst die Technik! Das gibt Ärger - sogar mit Matt.", konstatierte Ben, während er mit Jerry hinter dessen Schuppen schlüpfte. Sich hinter dem Schuppen zu verschanzen, war eine Idee, die er durchaus befürwortete. Er konnte wohl vorsichtig aus ihrem Versteck heraus lugen und sehen können, ob Jemand den Schaden bemerkt hatte. Er würde seinen Standort jedoch erst verlassen, so die Luft rein war und dann würde hoffentlich niemand ihnen nachweisen können, dass Jerry die Scheibe auf dem Gewissen hatte. Sein Magen wollte sich umdrehen, als ihm einfiel, dass Matt, so dieser nach der Ursache des Unglücks aus dem Fenster schauend, wohl sofort seine und Jerrys Fußabdrücke im Schnee sehen würde. "Bete schon mal, dass nur Matt das bemerkt hat - der verrät uns bestimmt nicht." Ben seufzte, denn das war nicht sicher. Er wollte gar nicht daran denken, was passierte, so sein Pa das Klirren wahrgenommen hatte und womöglich selber nach dem Übeltäter Ausschau halten würde - oder Matt so lange fragen, bis dieser sich gezwungen war, zuzugeben, sie gesehen zu haben. Lügen würde Matt wohl kaum um Jerrys Willen und dass dieser die Spuren übersehen konnte, vermochte Ben nicht zu glauben.