Jesse hätte es besser wissen müssen. So leicht wurde er Megan nicht los mit ihren Fragen. Und eigentlich wollte er es ja auch nicht. Er war einfach nur zerrissen zwischen dem, was er glaubte, richtig zu sein und was nicht. Jesse war kein dummer Mensch und doch auf seine Weise einfach. Er hatte nicht studiert. Sein Leben war sein Studium, seine Erfahrungen. Er hatte aus allem versucht das Beste zu machen und doch gab es immer wieder Momente, wo er glaubte, zu versagen. Es war kein Selbstmitleid. Es war eine Art Hilflosigkeit. Er war sich manchmal einfach nicht mehr bewusst, was richtig war, er fühlte sich zu oft hilflos. Und da er kleinen anständigen Weg fand, manchmal, drängte er dies alles, was ihm weh tat, einfach weg. Versuchte es. Wollte stark sein, wenn er sich ganz schwach fühlte. Viel war in Jesses Leben schief gegangen. Und nun war er ein Produkt eben diesem: Seinem Leben. Irgendwie hatte er es dennoch irgendwie immer geschafft. Sicherlich hatte er auch immer wieder etwas verdrängt, weil er es einfach nicht aushielt, all die Sorgen und die Qual an sich heranzulassen.
Die Zeit mit seinem Vater und er verbrecherischen Bande, die Zeit im Zuchthaus, seine indianische Frau ... der Krieg mit Kaluluka am Little Big Horn, wo er fast gestorben war ... was auch immer.
Jesse hatte immer versucht, dennoch ein guter Mensch zu sein, doch im Moment war ihm das nicht möglich. Butch hatte ihn besiegt. Und er hasste es. Wollte es nicht zugeben. Doch wie sollte er das Megan erklären?
Sie war so lieb, so sanft, so verständnisvoll. Sie war der liebste Mensch, den er kannte und war ja auch froh, dass er das Glück hatte, von ihr geliebt zu werden. Aber dann kamen ihre Fragen. Und er wollte sie ja auch verstehen. Denn Jesse wollte ihr ein guter Ehemann sein. Nicht so wie viele andere, die ihre Frau vielleicht nicht ernst nahmen.
Aber Megan saß dann neben ih n und mit ihrer so lieben Verständnis fragte sie ihn, warum man Jesse nicht helfen könnte. Sie sprach mit so viel Liebe und Mitgefühl. Ohne Vorwürfe und es tat Jesse seltsam gut, denn er hatte sich auf etwas anderes eingestellt und schämte sich schliesslich dafür, Megan so falsch eingeschätzt zu haben. Aber er konnte das gerade nicht erklären. Es war ihm einfach zu viel. Aber er lauschte weiter ihren Worten.
"Natürlich kann ich dir helfen, wenn du mich lässt heisst das." sprach Megan dann lieb aus und vor allem aufrichtig. Aber auf einmal merkte er eben, dass er einfach überfordert war. Er wollte sie doch lassen und doch war da etwas, was er nicht erklären konnte. Er musste das doch ganz alleine mit sich ausmachen. Sonst war er doch kein Mann ... seltsam ... dies hatte ihm sein Vater gesagt, dieser verdammte Scheisskerl ... aber er hatte es Jesse damals einfach eingeprügelt. »Frauen sind schlechte Menschen. Sie verführen einen nur. Traue ihren Worten niemals und schon gar nicht ihren Absichten ...« sprach Jesse auf einmal, ohne es wirklich zu merken. Doch schnell fügte Jesse für Megan hinzu: »Das trichterte einst mein verschissender Vater mir und Tristan ein ...«
jesse seufzte schwer, aber dann schmiegte er sich doch an seine so geliebte Megan. Dennoch, die Scham und Angst war einfach da. Aber Megan besaß einfach ein so liebevolles Talent, dass Jesse nicht in der Lage war, sie von sich zu stossen, auch wenn sie dann noch vieles sagte, was das Helfen anging.
Jesse hörte sich das alles an. Schweigsam. Aber ihre Worte zeigten ihm tatsächlich etwas auf. Sie hatte so recht. Er musste das nur erst begreifen, verinnerlichen. Und das fiel ihm einfach im Moment so verdammt schwer.
Jesse war es nun der sich an seine Megan kuschelte, ein erster Schritt, ihr zu zeigen, wie sehr er ihr vertraute. »Du hast wohl Recht und ja ... Sex ist für mich gerade ... «
Nein, er konnte darüber einfach nicht reden, er wusste nicht mal warum. Also ging er auf ihre anderen Worte ein, versuchte es: »Ich will es ja zulassen, dass du mir hilfst. Aber ... es fällt mir so verdammt schwer. Ich kann es dir einfach nicht erklären.« Dabei war er kurz davor, aber er hatte Angst. Schwächen zuzugeben war nicht sein Ding und doch hatte er es bereits auch früher getan. Und er sah auch ein, was Megan meinte, dass er aus den positiven Dingen Kraft schöpfen solle. Aber er war einfach noch nicht so weit. Und doch war da so ein Drang. Er wollte auf der einen Seite so viel sagen, dann aber tat er es nicht. Aus so vielen verschiedenen gründen: Scham, Angst, Hilflosigkeit.
Es übermannte ihn und es wurde ihm für den Moment einfach zu viel. Dennoch tat er dann den ersten kleinen Schritt, es war wirklich ein kleines Zugeständnis: »Megan, halte mich einfach nur, ja?« Diese Worte kamen so leise und verhalten über seine Lippen, als würde es ihm unangenehm sein, als hätte er Angst, für diesen kleinen Wunsch gleich bestraft zu werden. Er selber unternahm dann auch den Versuch, sich an Megan zu kuscheln, aber sehr zaghaft und sehr abwartend, wie sie nun wohl regieren würde.
"Frauen sind schlechte Menschen. Sie verführen einen nur. Traue ihren Worten niemals und schon gar nicht ihren Absichten ..." sprach Jesse auf einmal, ohne es wirklich zu merken. Bei dem Satz stand Megan leicht der Mund offen. Solche Worte hatte sie nun nicht von Jesse erwartet und sie trafen doch auf eine seltsame Weise. Den Satz den Jesse allerdings recht schnell hinzufügte klärte es auf und Megan schloss den Mund wieder. Er kuschelte sich an sie, seicht nur, aber ein erster Schritt, der andeutete das sie ihn wieder hatte, er sicht gänzlich verschloss und die Unterredung damit beendete.
"Du hast wohl Recht und ja ... Sex ist für mich gerade ... " hörte sie ihn dann zugeben und streichelte ihn verhalten. Das hatte sie fast befürchtet. Es würde wohl noch eine Weile dauern bis sie ihren Schatz wieder geniessen konnte, aber da mussten sie durch und auch das würden sie schaffen, einfach weil sie es schaffen mussten und wollten. "Ich will es ja zulassen, dass du mir hilfst. Aber ... es fällt mir so verdammt schwer. Ich kann es dir einfach nicht erklären. Halt mich einfach nur, ja?" Jesse kuschelte sich noch weiter an sie und sie stoppte ihn kurz. "Wart..." Megan löste sich von ihm, legte sich ausgestreckt neben ihn ins Bett und kuschelte sich bei Jesse sie ein, das sein Kopf zwischen ihrem Kinn und ihrer Brust liegen konnte, einander innig im Arm liegend, gemeinsam Nähe und Geborgenheit gebend. "So.." meinte sie, mit einem kurzen Auflachen. Einige Minuten lang hielt sie ihn dann auch tatsächlich einfach nur fest, sagte nichts auch wenn es ihr schwer viel. Schliesslich brach sie ihr schweigen, mit leisen Worten. Wie eine Mutter die zu ihrem Kind spricht, wáhrend dieses einschläft. "Die Bande ist zerstreut, die Schlachten geschlagen. Ein Rückschlag, aber der Krieg steht sehr zu unseren Gunsten Jes. Er hat nur noch die Macht über dich, die du ihm selber gibst. Wenn er dir oder uns wieder begegnet, schiess ihn über den Haufen. Thema erledigt. Bis dato.... es ist keine Schwäche die du fühlst, Schwach wäre dem ganzen nachzugeben, dahinzusiechen ohne dein süsses Lächeln oder dein so ansteckendes Lachen. Ein leben ohne Liebe, ohne Nähe. Dann hat er gewonnen. Stärke ist, sich das einzugestehen. Wenn du durch die Hölle gehst, weitergehen, immer weitergehen. Nicht anhalten." sagte sie weiterhin sanft, während sie mit Jesses Haar spielte.
"Lass mich dein Licht sein, das dir den Weg leuchtet mein Grosser, so wie du mein Licht sein wirst wenn ich dich brauche. Solange wir zusammenhalten kann uns die Dunkelheit nicht erreichen." Sie küsste ihm auf die Haare und schaute dann nachdenklich zur Decke. "Die Stärke die dich bis hierher immer hat weitermachen lassen, die ist noch da. Finde sie. Neun von zehn Menschen wären an deinem Leben zerbrochen und doch kenne ich dich als fröhlichen, liebenswerten, warmherzigen und offenen Kerl. Mir gegenüber wirst du niemals schwach sein, denn ich weiss um deine Stärke. Deine sanfte Seite macht dich menschlich und genau deshalb liebe ich dich so. Weil du du bist."
Nach den Worten verfiel sie wieder in Schweigen, hielt Jesse einfach nur im Arm, gab ihm Zeit darüber nachzudenken was sie gesagt hatte. MEgan glaubte zu wissen warum es ihm so schwer fiel zuzugeben was ihn bewegte. Stolz, simpler Stolz und die verkorksten Lebensweisheiten seinen dämlichen Vaters, aber dieses Geflecht aus schlechtem Einfluss würde sie von ihm nehmen. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber wie sie bereits gesagt hatte, sie hatte ein ganzes Leben Zeit dafür.
Er war offen und doch wollte er eigentlich nur flüchten. Ihm kamen sogar Gedanken, aber eben nur Gedanken, dass er Megan einfach das Wort verbieten wollte, so wie es Männer leider manchmal taten. Jesse wusste davon. Aber so würde er es niemals tun. Wenn er nicht mehr konnte, würde er sich einfach zurückziehen aber niemals würde er seiner liebsten Megan das Wort verbieten. Außerdem war alles, was sie sagte, so lieb und voller Kraft und Hoffnung ...
Doch erst einmal genoss er einfach nur, er selber zu sein, soweit er denn wusste, wer er eigentlich war. Er genoss es, wie sie seinen Kopf platzierte, für ihn da war. Und doch war da so eine entsetzlich große Angst, die er nicht beschreiben konnte: Ob er zu weich war, kein richtiger Mann. Aber alles was Megan sagte, sprach ja irgendwie dagegen und er selber fühlte ja auch seine Kraft in sich, neben all der Schwäche.
Jesse konnte es einfach nicht erklären. Es war einfach alles nur seltsam. Und er genoss den Moment, Megan einfach nur so nah sein zu dürfen und das niemand etwas sagte. Und selbst als sie das Schweigen schliesslich brach: Alles was sie sagte, war so richtig. Warum nur konnte sie das? Woher nahm sie diese Kraft, wo sie doch jünger war? Warum hatte Jesse diese Kraft nicht?
Und dennoch bezeugte Megan, dass er solche Kraft auch hatte, wie sie meinte. Andere wären vielleicht an all dem schon längst zerbrochen, was er erlebt hatte. Jesse wusste es nicht, aber es tat gut. Es tat einfach gut, dass Megan ihm versuchte eine Last abzunehmen. Welche Last auch immer.
Auch wenn er immer wieder hatte flüchten wollen, aber er wusste schon, warum er genau Megan so liebte. Sie war so verdammt stark. Viel stärker als er von sich selber glaubte. Aber vielleicht war es auch einfach nur der Augenblick, denn Jesse würde für Megan auch alles tun. Nur war er leider gerade in der Situation, dass er Hilfe brauchte, auch wenn es ihm noch nicht bewusst war. Die Entführung und Misshandlung durch Butch war gerade mal eine Woche oder so alt. Fazwischen hatte Jesse im Fieberwahn gelebt und dann im Entzug vom Alkohol. Entsprechend sah er auch noch aus: Abgemagert.
Und dann kam alles so plötzlich: Das ungeborende Kind, die Hochzeit. Jesse hatte fast kaum Zeit gehabt, sein eigentlich normales Leben aufzunehmen. Aber irgendwie bemüthte er sich und seinen spontanen Heiratsantrag bereute er nicht. Er bereute einfach nur den Zeitpunkt.
Doch er kuschelte sich an Megan, auch wenn er nun sehr passiv war und einfach nur genoss, wie Megan liebevoll mit seinen Haaren spielte. Er spürte, wie Megan ihm das Gefühl zu geben, dass er er sein durfte und egal, wie er sich gerade verhielt, sie ihn liebte. Gab es etwas schöneres? Nein. Und Jesse genoss es, wollte es voll auskosten. Dennoch waren da seine Ängste.
Aber als sie dann so liebevoll dalagen, so nah und Jesse sich bewusst wurde, wie seelenverwandt sie doch waren, war Jesse erst einmal alles egal. Aber mehr noch. Megan sagte dann noch einiges und in Jesse keimte auf, dass er stärker sein wollte, als er sich fühlte. Aber wie es Megan in ihren eigenen Gedanken genau erfasste, war das alles nicht einfach. Jesse hatte einfach noch sehr mit dem zu tun, was sein verfammter Vater ihm eingebleut und eingeprügelt hatte, ohne dass sich Jesse all diesem Ausmaß bewusst war, aber er hatte längst den Weg bestritten, es zu sehen, aber es würde noch einige Zeit dauern ...
Und so lagen sie einfach nur so nah und lieb beieinander. Aber auch wenn es Jesse erst nicht wahrhaben wollte, genoss er es. Es waren kleinste Gesten, die er Megan zeigte: Er verschränkte seine Finger in die ihren, kuschelte sich nah an sie, zeigte ihr dann doch auf seine Weise, wie sie er das genoss. Aber ja, er machte keine Anstalten, mit ihr eine körperliche Liebe auszuleben, die sich Megan wünschte. Soweit war er einfach noch nicht. Ob das nun gut oder schlecht war. Wie es Megan auch immer aufnahm, Jesse hoffte, dass sie es nicht falsch verstand.. Und Megan zeigte es ihm schliesslich ja auch.
Irgendwann zwischendurch hatte Jesse genickt und fest, aber doch leise gesagt: »Ja, irgendwann werde ich Butch stellen und töten ...« Das Ende liess er offen.
Dann hatte er wieder lange einfach nur geschwiegen und Megans Nähe genossen, mit ihren Fingern sanft gespielt, obwohl sein Blick wieder diesen Ausdruck vollkommender Apathie angenommen hatte. Sein Blick schien ewig weit weg zu schauen, und doch waren seine Finger bei den ihren.
Irgendwann murmelte er nur: »Ich weiss, du bist das hellste Licht, das ich in meinem Leben hatte, mein Schatz und ich danke dir dafür ... ich muss das nur lernen, alles anzunehmen ...« Ehrlicher konnte er im Moment nicht sein. Noch immer war da die Scham, aber eben auch etwas anderes. Etwas, was er nicht erklären konnte. Am liebsten hätte er nun einfach geschlafen. Um nicht mehr zu grübeln. Aber er wollte Megan nicht im Stich lassen. Er wollte mit ihr zur Kirche ...
»Ich liebe dich ... « begann er leise, während er sich fest an sie kuschelte. Denn schon seit einer Ewigkeit lag sein Kopf zwischen ihrem Kinn und ihrer Brust, eigentlich eine Stellung, die eher Frauen bei den Männern einnahmen. Aber Jesse genoss diese Nähe einfach unglaublich. Und dann fügte er leise hinzu: »Und ich will und werde immer für dich da sein ... wenn es dir schlecht geht ...« Fast klang es so, als hätte er ein schlechtes Gewissen, was auch nicht ganz falsch war. Jesse war schon bewusst, dass er alles andere als einfach war. Aber er liebte seine Megan so sehr, dass er bereit war, notfalls sein Leben für sie zu opfern. Er würde alles für sie tun ... alles ... Und so flüsterte er es dann auch an ihr Ohr, nachdem er seinen Kopf ein wenig gehoben hatte und seine eine Hand die ihre fest hielt: »Ich würde für dich durch die Hölle gehen ...« Er war nicht direkt auf ihren Satz wegen der Hölle eingegangen, und auch nicht auf Butch. Aber er hatte es aufgenommen. Er hatte verstanden, was Megan meinte und nun meinte er es auch ernst.
Und ja, Butch, das wusste, hoffte, ersehnte Jesse: Butch würde irgendwann durch seine, Jesses Hand sterben ...
Sie kam sich so entsetzlich hilflos vor. Machtlos. Wie sollte sie Jesse nur helfen? Megan hatte keine Erfahrung in Situationen wie dieser hier. Einen leidenden Mann an ihrer Seite, einen Mann der schlimmes durchgemacht hatte und dabei war sein Selbstbewusstsein und schlimmer noch sein Selbstwertgefühl zu verlieren. Im Grunde hatte sie ja nichtmal Erfahrung darin überhaupt einen Mann an ihrer Seite zu haben. Ihr bisheriges Leben lang war sie nur sich selbst gegenüber Verwantwortlich gewesen und niemandem sonst. Ihre Männer bezahlten und gingen und gleich was während der gemeinsamen Zeit vorgefallen war, es war hinterher vergessen und belanglos. Nichts mit dem sie sich beschäftigen musste, ausser vielleicht Spuren der gemeinsamen Zeit zu beseitigen. Das alles hier war Neuland für sie und unterm Strich betrachtet auch ein ziemlich ruppiger Start voller Hürden und Hindernissen die sie umschiffen musste. Keine Testphasen, kein langsames Vorantasten. Hier musste alles beim ersten mal sitzen, kein Raum für Fehler. Zumindest liess sie sich keinen. Das sie gesprochen hatte obwohl Jesse einfach nur liegen wollte, in ihrem Arm, schien ihn Anfangs zu eschofieren, allerdings schienen ihre Worte ihn auch ein wenig zu beruhigen, ihm zumindest einen kleinen Teil der Kraft zurückzugeben, die irgendwie ständig aus ihm heraus zu rieselen schien.
Die Nahe zueinander tat ihm auf jeden Fall gut, das konnte sie spühren und auch die kleinen Zeichen bestätigten das. Die ruhige Atmung, das er seine Finger mit den ihren verschränkte. Ja, es war ein gutes Gefühl, sowohl für ihn, also auch für sie, das sie ihm ein wenig Zuversicht, Hoffnung gar, schenken konnte. Es hiesse abzuwarten wie er sich nach dem Kirchgang fühlen würde. Ob eine Messe ihm helfen konnte? Jesse wollte lernen wie man Gott fand, etwas das Megan sehr süss fand, denn wenn es gelang würde eine weitere Kluft zwischen ihnen verschwinden. Für einen nicht religiösen, nicht gläubigen Menschen war eine Partnerin wie Megan mit Sicherheit nicht leicht und ihre ganz eigenen Ansichten zum Glauben selbst für einen gottesfürchtigen Menschen nicht leicht zu händeln. "Ja, irgendwann werde ich Butch stellen und töten ..." hörte sie Jesses Stimme und strich sanft über sein Haar.
Das war der schwerste Teil an der ganzen Sache. Einerseits verabscheute Megan das töten, hiess es nicht gut und es war eines ihrer absoluten Tabus, aber sie hatte am Montag auch gemerkt wie schnell ein Mensch in Versuchung geführt werden konnte, eben solche Tabus zu brechen. Die richtigen Gefühle im falschen Moment, oder umgekehrt, und der Drang, die Möglichkeit den Abzug einer Waffe durchzuziehen wurden sehr wahrscheinlich und nur schwer zu kontrollieren. Gott näher kommen, ja, das war gut, aber das mit einer Todsünde, einem klaren Verstoss gegen eines der Gebote zu beginnen, das bedurfte schon eines sehr geduldigen Gottes. Megan wusste aber auch das Jesse niemals ganz genesen würde, niemals die volle Selbstachtung und sein ganzes Selbstbewusstsein wieder erlangen würde, wenn dieser einäugige, bärtige Dämon da draussen herumrannte.
Dazu kam ja noch die Gefahr die Butch für jeden darstellte der ihm über den Weg lief. Nein, dieses Monster musste sterben, der einzig sichere Weg für alle. Der einzige Schlupfweg aus der Miesere wäre, wenn Jesse ihn fangen würde, dem Sheriff übergibt und wenn Butch zum Tode verurteilt wird, bei der Hinrichtung dabei ist. Butch eigenhändig die Schlinge um den Hals legt und das Pferd antreibt. Irgend sowas . "Ich liebe dich ... " Jesses Stimme durchbrach ihre eigenen Gedanken und sie musste unweigerlich wieder lächeln, küsste sein Haar und erwiderte diesen kleinen Satz. Einer der drei schwersten Sätze die ein Mensch sagen konnte. Den zweitschwersten hatte Jesse auch schon gemeistert. Ich danke dir. Ein viel zu selten gesprochener Satz, zumindest wenn er ehrlich von Herzen kam. An dem schwersten aller Sätze, da scheiterte Jesse allerdings noch. Ich brauch deine Hilfe. Um Hilfe bitten, freiwillig mit dem Wissen das es alleine einfach nicht geht, sich eingestehen das man nicht die Kraft hat sich selber zu helfen und dann auf jemanden zugehen und um Hilfe bitten, das war das schwerste im Leben. Zumndest für sie und ganz offensichtlich auch für Jesse.
"Ich würde für dich durch die Hölle gehen ..." hörte sie ihn schliesslich sagen und Megan drückte ihn leibevoll an sich. "Das bist du bereits..." meinte sie sehr leise und kaum hörbar und blinzelte einige Tränen fort, während sie sich eng an ihren Jesse kuschelte.
Jesse war sehr mit sich selber im Zwiespalt. Er war schwach und wollte dennoch sehr stark sein. Und ja, eigentlich versuchte er immer sehr klar und selbstbewusst zu sein. Aber nachdem er von Butch überwältigt und entführt worden war, fiel es ihm schwer. Die Entführung selber war nicht einmal das schlimmste, sondern die Demütigungen, welche er danach hatte erleben müssen. Selbst das Schleifen durch den Schnee war nicht mal das Schlimmste. Nein, es war die Vergewaltigung. Er hatte sich wie damals als 15 jähriger Junge gefühlt. All das von damals war in ihm hoch gekommen und schlimmer noch: Dass er nun, wo er erwachsen war, dem nicht hatte Einhalt bieten können. DAS was das fast Schlimmste für Jesse. Er zweifelte teilweise sehr daran, ob er eigentlich ein gestandener, erwachsener Mann war. Und doch wusste er, dass er es eigentlich war. Die Zeit damals im Zuchthaus war die Hölle. Nicht nur wegen den Vergewaltigungen. Er hatte sein Essen zu sich nehmen müssen, in das Horatio und seine Kumpels hinein uriniert hatten. Er hatte unter Horatio anfangs und Jahre lang wie ein Sklave gelebt. Das alles war schrecklich. Und nun hatte sich es fast genauso wiederholt, wenn auch anders, denn Jesse hatte sich mehr gewehrt, dadurch aber auch mehr Schlimmes erfahren.
Aber er wollte daran nicht ständig denken, auch weil er seine Liebste nicht ständig überfordern wollte. Megan war so lieb. Und auch wenn Jesse meistens mit sich beschäftigt zu sein schien, so war es schon so, dass er auch Megan dachte. Und dennoch genoss er eben diese Nähe, wie sie sich an ihn kuschelte, oder sein Haar küsste. Es war alles fast perfekt. Für Sex hatte er einfach im Moment keinen Sinn und er hoffte inständig, dass Megan dies nicht schlimm fand. Nein, so, wie sie für ihn da war, wohl nicht und Jesse schien fast erleichtert.
Megan, so viel es Jesse dann sogar auf, war seltsam still. Aber lieb, wie sie nun einmal war. Doch dann sprach sie, dass Jesse ja bereits für sie durch die Hölle gegangen war. Jesse verstand das nicht so ganz. Aber noch bevor es Megan verbergen konnte, hatte er das Gefühl, dass sie ihre Tränen verbergen wollte. Doch Jesse hatte es gerade noch so mitbekommen und nun war alles, was ihn betraf, erst einmal vollkommen egal. Auf einmal wollte er nur noch für Megan da sein. Sein Leben, seine Ängste und Sorgen spielten gerade einfach keine Rolle.
Megan hatte sich so an Jesse gekuschelt, dass er ihr Gesicht erst nicht sah, nur angenehm an sich spürte. Aber nun waren bei Jesse die Alarmglocken angegangen. Megan hatte etwas auf dem Herzen, war überlastet oder was auch immer.
Sanft drehte er sich zu ihr, behutsam nahm er ihren Kopf und bettete ihn so neben sich, dass er sie anschauen konnte. Und auch wenn sie sich noch so sehr bemüht hatte, ihre Tränen weg zublinzeln, Jesse war nicht dumm.
»Mein Spatz ...« flüsterte er besorgt und nahm ihr Gesicht ganz liebevoll in seine Hände, versuchte sanft sie dazu bewegen, dass sie ihn anschaute. »Was ist los? Ist dir das zu viel? Dann verstehe ich das. Aber wo war ich denn für dich schon durch die Hölle gegangen? Das verstehe ich nicht. Ach mein Spatz, komm, ich möchte doch auch für dich da sein ...«
Und nahm Jesse seinen liebsten Menschen sanft in den Arm, beschützend, so, als wären all seine eigenen Probleme nichtig. Aber so war Jesse einfach. Und er war wirklich überzeugend darin. Man konnte es an deiner Art und an seiner Stimme merken. Jesse war gut darin, für andere da zu sein und seine ganz eigenen Probleme hinten anzustellen. Es mochte eine Schwäche, oder aber auch eine Stärke sein, jedenfalls war Jesse nun wirklich mit all seinen Sinnen und seiner Aufmerksamkeit bei seiner Megan, die er so sehr liebte. Und auf einmal wirkte er sogar richtiggehend stark. So, als würde er selber keine Probleme haben.
Ganz sanft hatte er Megan zu sich gezogen und nun strich er sehr behutsam mit seinem Finger unter ihren Liedern herum, als wollte er ihre Tränen auffangen ...
Megan hatte sich so an Jesse gekuschelt, dass er ihr Gesicht erst nicht sehen konnte und dennoch schien er ihre Tränen zu spühren. Es kam Bewegung in den Mann aus Montana und sanft drehte er sich zu ihr. Er nahm ihren Kopf behutsam in seine Hände und bettete sie so neben sich, dass er sie anschauen konnte. Sie versuchte die restlichen Tränen noch rasch wegzublinzeln, doch Jesse war nicht dumm und das Band das sie hatten funktionierte in beide Richtungen.
"Mein Spatz ...Was ist los? Ist dir das zu viel? Dann verstehe ich das. Aber wo war ich denn für dich schon durch die Hölle gegangen? Das verstehe ich nicht. Ach mein Spatz, komm, ich möchte doch auch für dich da sein ..." sie hörte seine Worte und lächelte verhalten. Wo er für sie bereits durch die Hölle gegangen war? Meinte er die Frage wirklich ernst? Sein ganzes Leben war doch Hölle gewesen. Seine Kindheit, seine Jugend, die Erlebnisse im Zuchthaus, danach mit seiner ersten Frau mit der sie sich immer einen Platz in seinem Herzen teilen würde, Butch hier in Camden, der Gedächtnisverlust. Wenn sie sich sein Leben so ansah war es eine einzige, durchgehende Hölle, aber eine die ihn letztlich hierher geführt hatte, dafür gesorgt hatte das sie sich getroffen hatten.
Jesse nahm Megan sanft in den Arm, beschützend, mit all seinen Sinnen und seiner Aufmerksamkeit bei Megan. Ganz sanft hatte er Megan zu sich gezogen und strich ihr sehr behutsam mit seinem Finger unter ihren Liedern herum, wischte die beginnenden Tränen weg. Das liess sie dankbar lächeln und sie schaute ihn aus leicht wässrigen Augen an. Schniefte einmal kurz und sammelte sich wieder. "Ich weiss wie du dich fühlst, wie es ist sich zuviele Gedanken zu machen. Dein ganzes Leben war eine Hölle, soweit ich das beurteilen kann mein Süsser. Du bist Jahrelang durch die Hölle gegangen um deinen Weg zu mir zu finden. "sie legte ihre Hand auf die seine, welche die Tränen wegwischte.
"Ich will für dich da sein, dir helfen, dir die Stärke geben die du brauchst. Aber ich weiss nicht wie und das beschäftigt mich. Es macht mich fertig. Ich will nicht das du leidest, egal wann, egal wie. Ich würde so gerne deine Dämonen vertreiben." Sie kuschelte sich an Jesse, klammerte sich regelrecht an ihn.
Jesse genoss es, für Megan da zu sein und sie so nah an sich gekuschelt zu fühlen. Oftmals war er es, der sich eher bei ihr verkroch, wenn er sich zu schwach fühlte. Aber das war eben das ganz besondere zwischen den beiden, das war eben diese Seelenverwandtschadt, von der Megan sprach, oder auch nur dachte: Es war ein Geben und Nehmen und auch wenn es für Megan momentan etwas einseitig lief, so wusste sie auch, dass auch Jesse immer für sie da war. Denn trotz seiner Schwächen besaß er auch viele Starken. So wie jetzt, als er ganz für sie da war.
Und er lachte sogar fast und kein wenig verbittert, als Megan das kleine Missverständnis erklärte, was sie mit "durch die Hölle gehen" meinte. Natürlich war Jesse irgendwie immer in seinem Leben durch die Hölle gegangen. Aber er machte sich darüber nicht viele Gedanken. Das war nun einmal sein Leben und er bemitleidete sich deswegen nicht. Er wusste, ahnte sogar irgendwie, dass es vielleicht auch seinen Sinn hatte, dass er an all dem wuchs, wenn auch nicht immer sehr positiv. Er konnte auch schon mal ziemlich austicken und aggressiv werden.
Jesse blickte Megan liebevoll an und mit einem seltsam entspannten und echten Lächeln, nachdem sie ihre Hand auf die seine gelegt hatte und dann sprach, was sie zu sagen hatte. Fast als wollte er sein Leben ein wenig herunterspielen, lachte er erneut, nickte aber und wollte Megan zu verstehen geben, dass er es wusste und schätzte, was sie meinte, und was sie für ihn alles tun wolle. Und Megan konnte auf einmal spüren, wie es ihm gleichzeitig an- und doch auch unangenehm war: Ihre Hilfe, was sie alles für ihn wollte. Jesse war es nicht sonderlich gewohnt, Hilfe anzunehmen.
Aber er wuchs gerade ein wenig über sich hinaus, was wohl einfach an Megans so aufrichtigen Worten und der Nähe zu ihr lag: »Ich danke dir so, mein Spatz! Und ja ...« wiegelte er dann mit jenem leichten Lächeln ab. »Mein Leben war nicht sonderlich glatt oder einfach. Aber was ich meinte ist: Für DICH bin ich doch noch nicht durch die Hölle gegangen ...«
Er war sich nicht sicher, ob sie verstand. Strich ihr eine wilde Strähne aus der Stirn. Er lag nun leicht über sie gebeugt, seine Augen strahlten die ihren an. »Was ich meinte ist: Ich würde in Zukunft für dich eben auch durch die Hölle gehen. Verstehst du? Wenn Butch dir etwas antun würde, ich würde ausflippen und alles tun, um dir zu helfen, dich zu rächen oder was auch immer. Verstehst du?«
Er würde sehen, ob es Megan verstand. Und dann spielte er leicht versonnen mit ihrem Haar, drehte es um seinen Finger und murmelte: »Und danke, dass du mir helfen willst, meine Dämonen oder eben jenen zu vertreiben. Ich danke dir wirklich. Und du hilfst mir doch schon so sehr, alleine dadurch, dass du bei mir bist und ... mich liebst ... so wie ich dich liebe ...«
Jesse beugte sich tiefer zu Megans Gesicht und gab ihr einen lieben Kuss, der lang war, aber weniger leidenschaftlich, dennoch voller Liebe. Für ihn gab es zwei verschiedene Küsse für eine Frau die er liebte: Den erotischen und den freundschaftlichen, den liebenden .... Und er hoffte, dass Megan es nicht falsch verstand. Aber nach Sex war ihm tatsächlich gerade nicht.
" Für DICH bin ich doch noch nicht durch die Hölle gegangen " hörte sie Jesse sagen und blinzelte die letzten Tränen fort. Sie wusste sehr wohl was er meinte und es fühlte sich gut an zu wissen, was er kurz darauf auch nochmal mit Worten bestätigte. Er wäre für sie da, koste es was es wolle und das gab ihr einen grossteil ihrer Stärke wieder, leider auch einen Teil der Sorgen. Sie nickte sanft. "Ich weiss mein Grosser." Erwiderte sie, schon wieder mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
Wenn Butch dir etwas antun würde, ich würde ausflippen und alles tun, um dir zu helfen, dich zu rächen oder was auch immer. Der Satz hämmerte in ihr. Genau das befürchtete Megan ja gerade. Sie zu rächen würde Dinge bedeuten, über die sie lieber nicht nachdachte und wenn es jemals soweit kommen würde, müsste sie sich wohl kaum mehr Gedanken machen über irgendwas. Der Gedanke daran, das Jesse, wenn ihr was passierte, Blindwütung und ohne Kontrolle auf Rachetour ging behagte ihr kein bischen. So wie sie am Montag auch, entgegen aller Widrigkeiten, ihr zu Hilfe zu kommen, damit konnte sie gut leben. Das Jesse derzeit die selbe Selbstbeherrschung hatte, nicht zu töten war allerdings fraglich. Sie wollte ihm eine Stütze sein, kein Klotz am Bein, oder noch schlimmer, jemand der ihn zu Dingen verleitete die ihn selber in Gefahr brachten.
Er spielte leicht versonnen mit ihrem Haar, drehte es um seinen Finger während er nun erneut sprach. "Du hilfst mir doch schon so sehr, alleine dadurch, dass du bei mir bist und ... mich liebst ... so wie ich dich liebe ..." Tat sie das? Vielleicht tat sie das wirklich aber es fühlte sich keineswegs so an als würde sie genug tun. Wohl nur ihre eigene Unsicherheit, ihre eigene Angst oder gar ihre Ungeduld.
Jesse beugte sich tiefer zu Megans Gesicht und gab ihr einen lieben Kuss. Megan erwiderte den Kuss nur allzu gerne, war er doch lang und voller Liebe. Als sie sich schliesslich voneinander lösten waren ihre Tränen verschwunden und sie hatte wieder ihren fröhlichen Gesichtsausdruck und auch ihre Augen strahlten wieder die energetsiche Lebensfreude aus, die sie erfüllte wenn sie sich gut fühlte. "Ich kann dem Herrn gar nicht soviel danken wie ich sollte und möchte, das er mir dich geschickt hat." Strahlte sie ihn frech an. "Wir sollten uns langsam ....laaaaangsam.... fertig machen. Vielleicht auch mal nach Tristan sehen, so langsam sollte er ja aufwachen. Vielleicht will er ja mit."
"Ich weiss mein Grosser." hatte Megan mit einem ihr fast typischen Lächeln von sich gegeben, nachdem sie auch die letzten Tränen weggeblinzelt hatte. Jesse empfand, das Megan eine sehr starke Frau war. Ein Mensch, der vielleicht weit aus stärker war als er. Er wollte das dann aber doch nicht einfach so wahrhaben, schliesslich war er ein Mann. Er lächelte Megan einfach nur lieb an, küsste sie noch einmal auf die Stirn, wollte ihr zeigen, dass er bei ihr war, nicht nur körperlich. Das andere, das fiel ihm schwer, aber er versuchte es. Eigentlich sagte Megan dann auch gar nicht mehr viel. Aber Jesse spürte, dass sie nun nicht mehr ganz so unglücklich schien. Und wenn doch, dann bekam er es diesmal einfach nicht mit. Jesse tat sehr stark und wollte auch mit Megan in die Öffentlichkeit: Arm an Arm. Aber wirklich gewachsen fühlte er sich dem eigentlich noch nicht.
Auf der einen Seite hatte er es Megan aber versprochen und er wollte auch wegen ihr und ihm am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Würde er Matt treffen? Es würde ihn so unendlich freuen. Vielleicht konnte er ja sogar mal Matts Eltern kennenlernen und ihnen zeigen, dass er kein so schlechter Mensch war, wie sie von ihm glaubten. Aber im Vordergrund stand, dass er Matt nicht in den Rücken fallen wollte. Aber er würde ihn grüßen, wenn er schon nicht mit ihm reden konnte. Das war das mindeste.
Megan erwiderte dann seinen liebe Kuss, auch wenn dieser weniger mit Erotik zu tun hatte. Und er vernahm dann Megans Worte, was den Herrn Gott betraf. Jesse lächelte nur schweigsam. Irgendwie hatte das für ihn weniger mit Gott zu tun. Denn warum hatte Gott dann damals all die Soldaten geschickt ... und seine Frau und deren Stamm fast sterben lassen? Was das nicht auch der ach so weise Gott? Jesse wollte sich zurücknehmen. Aber er wusste schon, warum er irgendwie mit diesem Glauben nicht klar kam und dennoch versuchte er es.
Jesse nickte Megan dann zu, als sie meinte, sie sollten sich langsam, sehr langsam dann bemühen los zukommen und erwähnte Tristan. Ungern löste sich Jesse schliesslich von Megan und nickte. »Ich werde nach ihm schauen. Und dann muss ich auch noch nach meiner Kleidung für die Kirche suchen ... ach ja und mich waschen und so ...«
Doch dann drehte er sich zu Megan, auch wenn sie nun beide standen und grinste breit: »Also Tristan kommt sicherlich nicht mit in die Kirche, der ist da noch mehr belastet als ich, vergiss es also. Aber ich schaue mal eben nach ihm ...«
Und dann huschte Jesse auch schon in tristans Zimmer, wo er erst anklopfte. Als er aber nicht vernahm, war er eingetreten. Alles war dunkel. Er holte eine Petrolium-Laterne und musterte kurz den Zustand des Bettes und des Zimmers. Aha. Ok.
Er kam zurück zu Megan und berichtete: »Tristan ist gar nicht da. So wie ich es überblicken kann, ist seine Bogen auch nicht da und seine WInterjacke ebenfalls nicht. Vielleicht ist er einfach früh schon zur Jagd gegangen. Ich suche dann mal meine feinere Kleidung raus. Oh je, wo hab ich die nu gelassen?«
Jesse kam wieder in sein Zimmer und suchte da in den Kisten und dem Schrank, nachdem er die Lampe auf dem Nachttisch abgestellt hatte. Das letzte Mal war er mit Holly in der Kirche. Na, das machte ja einen guten Eindruck, heute mit einer anderen Frau die Kirche zu besuchen. Aber Jesse war es egal. Und dann fluchte er, weil er seine Kleidung nicht fand ... »Verdammt, verdammt, die muss doch irgendwo sein ...«
"Ich werde nach ihm schauen. Und dann muss ich auch noch nach meiner Kleidung für die Kirche suchen ... ach ja und mich waschen und so ..." Megan nickte Jesse zu und schaute ihm nach, als er das Schlafzimmer verliess. Der Tag würde noch einiges zu bieten haben. Nur noch 5 Tage bis zum neuen Monatsbegin, fünf Tage Zeit sich zu überlegen obb sie schon jetzt hier einziehen würde oder noch warten und so noch einen weiteren Monat in ihrer Hütte verbringen? Wenn sie hierher zog, hiess einige Möbel transprotieren, andere verkaufen oder schlicht im alten Haus lassend, für wen auch immer der dort einziehen würde. Ihre Kleidung hierher bringen, die Saloonkleider entsorgen, oder in Cheyenne wieder als Second Hand Ware anbieten. Vielleicht fand sich ja eine Dame mit einem ähnlichen Körperbau wie dem ihren, die daraus Nutzen ziehen konnte. Megan erhob sich aus dem Bett und Jesse, der in der Tür stand schaute zu ihr. Das Tristan wohl eher nicht mitwollte war sogar nachvollzihebar. Auf seine eigene Art war er ja noch ein ganzes Stück mehr mitgenommen als Jesse. Wenigstens war diesem die Vollklatsche erspart geblieben, mit der Tristan nun leben musste. Wieder ein Zeichen das Jesse stärker war und trotz aller Dinge die ihm passierten, immer wieder auf die Füsse kam und weiter machte.
Er kam zurück zu Megan, die dabei war das Bett zu richten und die Decken zu ordnen und berichtete das Tristan gar nicht da war. Jagen so wie es den Anschein hatte. "Jagen? Mit Pfeil und Bogen? Bei dem Wetter? Ist der Irre?" fragte sie erstaunt, aber ja, er war Irre, wenn auch auf andere Art und Weise. Die Frage zeigte ihr, das sie began Tristan so zu nehmen wie er war, ihn in seinem Zustand als normal anzusehen. "Naja , wenns ihn freut." Zuckte sie mit den Schultern und strich noch ein paar Mal über die Decke, bis diese schön glatt war. Jesse wuselte umher, suchte seine feineren Sachen.
" Oh je, wo hab ich die nu gelassen?" Er wirkte gehetzt, fast etwas aufgeregt und lächelnd wandte sich Megan dem Schrank mit Jesses Kleidern zu, nahm ihm ein Hemd heraus und eine Hose, legte beides auf das Bett und schaute ihn an. "Das sollte ausreichen. Ist fein genug. " merkte sie an und strahlte Jesse frech an. "Bei mir wird das schon schwieriger. Ich muss wohl mal kurz rüber zu meinem Haus, oder wir gehen gleich gemeinsam. Mein Kirchenkleid ist nicht hier. "
Sie schlüpfte fürs erste wieder ihn ihre Unterkleidung und schliesslich in das einfache Tageskleid, das sie hier bei Jesse gelagert hatte, liess sich von ihm mit dem Verschluss helfen und richtete dann liebevoll Jesses Hemdkragen und seine Ärmel für ihn. "Schick." schmunzelte sie ihm zu und schaute hoch zu ihrem Schatz. "Willst du mit rüber und wir gehen von da zur Kirche, oder soll ich hier wieder herkkommen und wir gehen von hier?"
Jesse war sehr in Gedanken. Er wollte doch mit Megan in die Kirche, also musste es perfekt sein. Ein wenig so wie bei seinem letzten Kirchengang mit Holly, auch wenn das schon Monate her war. Auf Megans Worte zu Tristan meinte er nur nebenbei: »Wieso irre?« Fast klang Jesse ein wenig genervt, meinte es aber nicht so, da er wusste, dass Megan Tristan mochte, auch wenn der eben ziemlich anders war. »Er ist gut mit Pfeil und Bogen. Und damit tötet man leise und effizient. Fleisch ist eh teuer, dennoch brauche ich viel, eben auch für Acuma ... Und Hauptsache ist, dass Tristan auch wirklich jagen geht und nicht Devlin ...« Auf einmal lachte Jesse, so wie er es früher ausgelassen getan hatte. »Denn Devlin kann doch nicht mal einer Fliege etwas zu Leide tun ...«
Als Megan ihm ein Hemd und die Hose hinlegte, lächelte er milde und dankbar und bedankte sich für alles. Und auch, weil Megan sein Bett gemacht hatte. Das war er gar nicht mehr gewohnt. Und eigentlich noch nie gewohnt. Aber dennoch erinnerte er sich dann doch zu gut, wie fürsorglich Megan die letzte Woche zu ihm war. Da er wegen dem hohen Fiebers seine Laken und die Bettwäsche oft sehr schnell vollgeschwitzt hatte, war Megan so lieb, diese Wäsche immer wieder mal zu waschen. Zum Glück besaß Jesse aber auch eine zweite Bettwäsche. Auch wenn er nicht gerade der Hausmann war, ein wenig wusste er schon davon.
Megan sprach dann davon, dass ihr Kirchenkleid in ihrem Haus wäre und ob Jesse sie begleiten würde. »Selbstverständlich, mein Spatz. Wir gehen ab nun fast überall gemeinsam hin ...« Jesse zwinkerte Megan fast fröhlich zu. Aber irgendwie wirkte er dennoch noch nicht wirklich entspannt, wie damals, bevor er auf Butch getroffen war. Jesse wirkte irgendwie angespannt, auch wenn er sich bemühte, locker zu sein. Während Megan sich dann ankleidetet, suchte er noch nach seiner besseren Lederjacke. Aber die würde dann wohl draussen im Eingangsbereich sein. Megan hatte dann sein Hemdkragen gerichtet, nachdem er ihr bei ihrem Verschluss geholfen hatte und dann klatschte er sich mit der flaschen Hand an die Stirn. »Schatz, danke, aber ich muss das gleich eh wieder ausziehen. Ich will mich noch waschen ...Treffen wir uns im Wohnbereich, mein Schatz ...« Er kam auf Megan zu und beugte sich über sie, um ihr einen lieben Kuss auf die Stirn zu geben. Und auch wenn er sich gleich wieder würde ausziehen müssen, begab er sich ins Bad.
"Kein Grund so genervt zu sein Schatz." erwiderte Megan milde und lächete Jesse zu. Mit Pfeil und Bogen in dieser Herrgottsfrühe durch die verschneite und kalte Gegend zu streifen, in der Hoffnung etwas Wild vor die Flinte, oder in dem Fall vor den Bogen zu bekommen schien Megan nunmal nicht so besonders klug. Das man Wild am besten in den Morgenstunden jagte wusste sie nicht und das man dazu zu den Morgendstunden an den Jagdgebieten sein musste war einleuchtend. Ein Gedanke den sie niemals gehabt hätte. Vielleicht war es mal eine Idee mit den beiden Jungs mitzugehen auf die Jagd, wenn es wieder wärmer war. Die kleine Anziehorgie hatte etwas ungewohntes, aber auch sehr reizvolles. Da stand er , ihr zukünftiger Ehemann und liess sich von ihr anziehen, oder zumindest dabei helfen. Das er das alles in Kürze wieder ausziehen musste, weil er ja noch baden wollte liess Megan auflachen. Irgendwie stand Jesse heute ein wenig neben der Spur, war nervös aber wohl auch glücklich wie sie hoffte. Glücklich über die Entwicklungen an diesem Morgen. den Antrag, die Eröffnung das er Papa werden würde. GErade letzteres hatte ihn immens beflügelt. Doe Zeit die Jesse nutzte im Bad zu verschwinden, nutzte Megan um noch ein wenig im Haus klar Schiff zu machen. Geschirr wegräumen, den Tisch wieder an seinen angestammten Platz, die Stühle ordentlich drangestellte und dann wischte sie mit einem Tuch die Arbeitsflächen in der Küche.
Fröhlich summte sie vor sich hin. Die gewisse Angst die sie vorhin noch gespührt hatte, wich wieder der Vorfreude auf ihren Kirchengang. Endlich wieder auf den Bänken sitzen zu können, der Predigt lauschen, vielleicht sogar am Ende mit der Gemeinde singen. Das alles erfüllte sie mit einer immensen Vorfreude und in Megans kleiner Welt konnte der Tag nur wundervoll werden. Vorausgesetzt der Reverent war nachgiebiger als der alte Knochen Hawkins. Der neue verstand hoffentlich, das es gerade die angeblichen Sünder waren, welche die Hilfe, den Trost und den Beistand der Kirche brauchten. Im Gegensatz zu Menschen wie Butch tat sie ja nichts schlechtes. Sie befolgte die Gebote artig und vor den Augen des Herrn sollte das doch alles sein was musste. Magdalena war in ihrem Gewerbe gewesen, zugegeben mit diversen Dämonen und Teufeln in ihr, welche ihr ausgetrieben wurden, aber sie war am Ende eine der reinsten Anhänger des Erlösers. Es war die ehemalige Hure, welche die Engel ausgesucht hatten den Jüngern die Kunde zu bringen, das Jesus auferstehen würde und es waren die Apostel die ihr nicht glaubten, weil sie sie für unwürdig hielten. Genau diese Geschichte gab Megan immer wieder die Kraft die sie brauchte um mit der Ablehnung der Menschen zu leben. Wie bei Magdalena. Zurückgewiesen von den Menschen und bevorzugt von Gott.
Als Jesse wieder aus dem Bad kam strahlte sie ihn fröhlich an. Wieviel Zeit er wohl brauchen würde, bis er und sie.... sie wischte den Gedanken fort. Sie hatten ein ganzes Leben vor sich einander zu geniessen, was waren da ein paar Wochen oder gar ein paar Monate. Im Moment fühlte sie sich einfach so, als könnte sie die ganze Welt umarmen. Immer noch fröhlich vor sich hinsummend folgte sie Jesse, falls er wieder wieder Hilfe mit dem Kragen brauchen sollte.
War er genervt? Nun, wenn Megan das so empfand, war es wohl so. Jesse hatte nur mit den Schultern gezuckt. Aber er stand tatsächlich heute mal wieder ein wenig neben sich. Aber er machte daraus kein Drama, im Gegenteil. Aber irgendwie war ihm seltsam zu Mute, warum wusste er nicht. Er hatte die ganze letzte Woche krank im Bett gelegen und sah dementsprechend ein wenig ausgemergelt aus. Und so fühlte er sich irgendwie auch. Schwach und kraftlos, auch wenn er Megan hatte über die Schwelle der Hintertür getragen. Aber es war eine andere Art von Schwäche oder unwohl sein, dass ihn auf einmal übermannte. Er konnte es nicht beschreiben. Aber es hatte mit Butch zu tun. »Danke mein Spatz!« hatte er dann irgendwie fast abwesend noch gemurmelt, sich wieder aus seinem etwas feineren Outfit gepellt und war dann stillschweigend im Bad verschwunden. Dort wo sich auch der einzige Spiegel im Haus befand. Jesse war nicht sonderlich eitel. Ob er denn nun so einen größeren Spiegel, in dem man sich ganz sehen konnte, für Megan beschaffen würden musste? Liebten es Frauen nicht, sich in ihrem Kleid so anzuschauen? Er selber stutzte sich seinen leichten BArt ein wenig und war erschrocken, wie eingefallen er aussah. Ja, er kam sich um Kilo leichter vor.
Doch dann wusch er sich ausgiebig, kämmte sich sein Haar, putzte sich die Zähne.
Irgendwann kam er wieder in den Wohnraum, sah, dass Megan hier einiges getan hatte, die Gute, fand sie dann aber im Schlafzimmer wieder vor und empfing ihn mit einem strahlenden Lächeln, dass einfach ansteckte. Auch wenn Jesses Erwiderung ein wenig nüchterner ausfiel. Er wusste nicht wirklich, was mit ihm los war. Fast schien es ihm so, also würde er vor dem Kirchengang Lampenfieber haben. Nicht dass es ihm viel ausmachte, dass sie meisten Leute im Ort ihn nicht mochten. Aber dann würde er ja auch Matt treffen - wie es ihm wohl ergangen war - und wollte wegen der Taufe und der Hochzeit den neuen Reverend ansprechen. Aber er würde auch andere Leute Treffen und bei einer Person fiel Jesse ein, dass sie damals in der Kirche sehr freundlich gewesen war, als er mit Holly auf Selina und Gabriel getroffen war. Es gab also nicht nur Menschen, die ihm böse gesinnt waren.
Erneut half Megan ihm dann bei dem etwas steiferen Kragen und besonders bei der schwarzen Schleife ...
Und sop reckte er sein Kinn nach oben, während Megan ihm dabei half und fragte: »Kennst du eigentlich Selina Tucker, die Schmiedin? Ich habe sie bei meinem letzten Kirchengang vor Monaten kennengelernt ...« (das dieser mit Holly war, verschwieg er). »Sie war die Freundin der verstorbenen Lehrerin und mit Gabriel daher wohl etwas enger befreundet, dem Bruder der Lehrerin, erinnerst du dich? Also an Gabriel, dem Geiger? Der auf meinem Geburtstag war. Was der wohl so treibt?« Jesse schienen wirklich viele Gedanken durch den Kopf zu gehen und er musste sie erst irgendwie noch ordnen, denn dann meinte er: »Wow, der Kragen ist aber weit geworden, habe ich denn echt so abgenommen?«
Was quasselte er Megan eigentlich zu? Er freute sich wirklich über ihre Anwesenheit und sonst redete er auch nicht so fiel. Und dann fügte er fast etwas fahrig hinzu: »Ich bin schon gespannt, wie du in deinem Kirchenkleid aussiehst, mein Schatz!«
Jesse sprang von einem Thema zum anderen, denn ja, er war irgendwie schrecklich nervös, wollte aber alles richtig machen und fügte dann noch hinzu: »Und danke für das herrichten ... also im Wohnbereich ... und hier das Bett und so ... ach je, ich bin das gar nicht gewohnt, mit einer Frau im Haus ...« Er lachte leicht und zwinkerte Megan lieb zu.
Erneut half Megan ihm dann bei dem etwas steiferen Kragen und besonders bei der schwarzen Schleife ."Die Schmiedin kenn ich nur vom sehen, so wie die meisten Leute im Ort. Die wenigsten üben Kontakt zu mir mein Schatz." Erwiderte sie auf Jesses unerwarteten Redeschwall und lächelte ihm liebevoll zu. Eine Frau in ihrem Gewerbe musste nunmal damit leben das die Gesellschaft sie aussen vor liess, besonders die anderen Frauen. Die Männer besuchten sie, nutzen ihre Dienste und danach war sie wieder die liderliche Person, der man aus dem Weg ging. So war nunmal das Leben. Das Jesse das aus den Augen verlor war ja nur verständlich. Was wusste er schon von einem Leben als Frau. »Wow, der Kragen ist aber weit geworden, habe ich denn echt so abgenommen?« hörte sie ihn sagen und nickte bedächtig. "Ein wenig, aber das füttern wir dir schon wieder an, keine Sorge." Strahlte sie zu ihm hoch und beendte ihr Werk mit der Schleife.
»Ich bin schon gespannt, wie du in deinem Kirchenkleid aussiehst, mein Schatz!« er sprang von seinem, man konnte es schon geplapper nennen, zu einem neuen thema, ihrem Kleid. Sie lachte leicht auf. Jesse war ganz offensichtlich nervös und aufgeregt. Megan stellte sich auf die Zehenspitzen, gab Jesse einen zärtlichen Kuss auf die Wange und schaute ihm liebevoll in die Augen. "Entspann dich Jesse. Alles in Ordnung.Kein grund zur Aufregung. Das Kleid wirst du ja schon bald sehen. "
»Und danke für das herrichten ... also im Wohnbereich ... und hier das Bett und so ... ach je, ich bin das gar nicht gewohnt, mit einer Frau im Haus ...« Er lachte leicht und zwinkerte Megan lieb zu.
"Na, daran wirst du dich schon gewöhnen. "erwiderte sie sein lachen und gab ihm einen Klaps gegen den Arm. "Wenn du fertig bist, können wir rüber. Dann zieh ich mich fix um" sie machte Gänsefüsschen in die Luft bei dem Wort fix und lachte erneut.
Darauf, dass er abgenommen hatte, ging Jesse gar nicht mehr ein, anderes war ihm wichtiger.
Jesse lauschte dann Megans Worten und nahm zur Kenntnis, dass Megan Selina nicht kannte. Schade. Aber was wusste Jesse auch schon über Selinas Meinung zu Freudenmädchen. Vielleicht war sie trotz ihrer Offenheit da doch anders, ähnlich wie Caitlin ... ja, manche Menschen waren wirklich nett, aber wenn es um bestimmte Themen ging, dann stellte sich doch manch anderes heraus. Aber Jesse wollte nicht immer gleich jeden verurteilen. Die Ärztin Caitlin zum Beispiel war gegen Indianer. Dennoch hatte er sie als Freundin gewonnen. Leider hatte er dann nicht mehr die Gelegenheit gehabt, mit ihr über dieses Thema zu sprechen, denn nun war Caitlin fort ...
»Ich verstehe ...« hatte Jesse dann gemurmelt, als Megan geantwortet hatte, dass nicht jeder mit ihr Kontakt pflegte, weil sie ja ein Freudenmädchen war und es tat Jesse in der Seele weh. Wie konnte man Megan nicht mögen? Er seufzte schwer. »Ich weiss mein Schatz, ich weiss um die Ablehnung wegen Deinem Beruf. Und es tut mir aufrichtig leid ...« Jesse meinte es ehrlich und schien nun runtergekommen von seiner Nervosität. Da war Jesse vielleicht wirklich ein wenig besonders: Sobald jemand, den er mochte oder sogar liebte, betroffen war, waren seine eigenen Probleme einfach nicht mehr wichtig. Ja, er schob sie so sehr in den Hintergrund, dass es vielleicht seltsam wirkte. Aber erst einmal liess er sich von Megan helfen und lachte zwischendurch auf ihre Kommentare, als sie das zum Abnehmen und Füttern meinte. Oder was ihr Kirchenkleid anging. Und als sie dann meinte, dass er sich entspannen sollte, nickte er nur brav. Also Megan dann meinte, dass er, wenn er fertig wäre mit seinem Outfit, sie ja dann rüber gehen könnten, in ihr Haus, nickte er erst auch. Nun schien Megan es eilig zu haben. Hatte er etwas falsch gemacht? Nein, er machte sich wohl echt zu viel Gedanken. Megan war so herrlich unkompliziert.
Dennoch wollte er sie und sich so nicht einfach gehen lassen. Und als sie ihre Gänsefüsschen in die Luft schrieb, zog Jesse, der ihren Kuss vorher sehr lieb fand und sehr wahrgenommen hatte, auf einmal an sich und umfasste fest aber liebevoll ihre Hüften, schaute zu ihr herab, einfach weil er größer war und sprach:
»Megan, mir ist schon bewusst, wie schwer du es hast als Frau und als Freudenmädchen.« Er machte eine kleine Pause. Doch dann lächelte er sie so unglaublich verliebt an und sprach, während er sie fest an sich drückte, um seinen Worten mehr Gehalt zu verleihen: »Ich werde mich immer für dich einsetzen und zu dir stehen. Ich werde für dich kämpfen. Für dich einstehen. Ich würde auch für dich töten, wenn es sein muss, auch wenn das der Gott sicherlich nicht gutheissen wird. So wie ich ich für den Tod meiner ersten Frau Rache genommen habe ...«
Kurz machte er eine seltsam traurige Pause, fing sich aber schnell wieder und sprach weiter: »Ich habe mit den verschiedenen Indianerstämmen am Little Big Horn gegen meine "weisse" Rasse gekämpft, habe viele getötet ...« Man merkte Jesse an, dass er nicht stolz war, aber dazu stand. Und es ging ihm auch nicht darum, zu prahlen. Er wollte nur Megan versichern, WAS er alles für sie tun würde, wenn jemand ihr auch nur zu nahe kam. Und sie wusste wohl eh inzwischen, dass er damals gegen die eigenen Soldaten gekämpft hatte, oder wusste sie es dann doch nicht? Aber Jesse war sich sicher, es ihr erzählt zu haben. Jesse schaute Megan dann einfach nur verliebt und dennoch mit Sorge an. Sorge um sie. Doch dann lachte er plötzlich, war er doch noch nicht auf alles eingegangen, was sie gesagt hatte. Er wollte ihr aber Zeit lassen zu antworten und dennoch meinte er dann noch: »Und ja, ich werde mich an Dich als Frau im Haus gewöhnen ... Wynona allerdings war echt streng mit mir ... aber ich kannte dann doch nicht alle indianischen ... Dinge ... « Erst verlor er sich dann in Erinnerungen, aber nur kurz, denn ja, seine erste Frau hatte er auch unglaublich geliebt und für den Moment, als er an sie dachte, wurde er ganz kurz etwas traurig. Doch dann lachte er herzhaft und traurig zugleich. »Aber sie lebt nicht mehr. auch wenn ich sie niemals vergessen werde. Nun aber liebe ich dich und ich glaube, sie wird es verstehen ... denn du bist ein so wundervoller Mensch, mein Sonnenschein ...«
Und dann drückte er seine Megan einfach nur zärtlich an sich.