Terry mit Erin, Eli und Clara im Aufbruch begriffen
Erin, schon im Geiste damit beschäftigt, wie sie im Gästehaus am besten helfen würde können, nahm mit einem flüchtigen Nicken Terrys Worte auf. Er würde also darauf zurückkommen und sie würde sich die größte Mühe mit Jerry geben... das war doch schön. Und mehr als sie hätte erwarten dürfen. Trotz anderweilige Beschäftigung ihrer Gedanken huschte ein Lächeln über ihre Züge und sie gewann an Zuversicht doch die richtigen Worte an Terry gerichtet zu haben.
Bereits von ihren Kindern verabschiedet und mehr schon zwischen Tür und Angel nahm sich Erin die Zeit noch einen kurzen Moment innezuhalten, um Terry für einen langen Moment zu mustern. Er hatte nicht viel gesagt, und doch erfüllten seine wenigen Worte ihr Herz mit Freude und Erleichterung. Es war gut zu wissen, dass er ihr zu verstehen gab, dass er nicht vorhatte sich von den Kindern auf der Nase herumtanzen zu lassen, aber noch viel mehr als das, war es erleichternd zu hören, dass ihre Erlaubis nicht würde ausnutzen wollen. Ein Machtwort nur von Nöten, dachte sie kurz ein wenig erheitert, wurde aber gleich wieder ernst, als sie sich daran erinnert fühlte, zu was Jeremiah im Stande war. Die Tintenfontäne im Klassenzimmer war ihr eine kleine Lehre gewesen und auch wenn sie nicht die ganze Woche über ein Teil von Terrys Leben gewesen war, konnte sie sich lebhaft vorstellen, dass es Terry nicht leicht mit Jeremiah hatte. WAr es da gerecht, dass sie von Terry nun verlangte, dass er auf Eli aufpasste? Der nicht leichter zu führen war wie Jerry, nur auf eine andere Art? Sicher nicht. Aber Erin wusste Eli in guten Händen. Wer einen Jungen wie Jeremiah hatte und das Kuststück vollbrachte ihn zu lenken ohne ihn zu verbiegen, war wohl für Eli ganz der richtige. Ob er das auch für mich wäre? Gedankenverloren ruhte ihr Blick dabei noch immer auf Terry, ehe Erin die Ungeheuerlichkeit ihres Gedanken bewusst wurde und sie rasch ihren Blick senkte. Was tue ich nur? Erschrocken und wie ertappt raste ihr Herz und sie empfand diese Gefühle nicht einmal schamvoll. Nein, es gefiel ihr über Terry so zu denken und noch viel mehr gefiel es ihr, sich ihrer Gedanken wegen ertappt zu fühlen. Es hatte etwas berauschendes an sich und sie fühlte sich ein wenig trunken. Sie wusste wohin das führen würde. Doch nicht einmal das konnte sie ernüchtern. Nicht einmal ansatzweise ermahnen. Sie ließ es zu und damit all die warmen, angenehmen Gefühle.
Wieder huschte ein sanftes Lächeln über ihre Züge, doch dieses Mal verborgen vor Terry. Sie tat das richtige. Das einzig richtig... Und Eli würde es in der nächsten Stunde sicherlich besser haben, als bei John oder bei ihr oder gar bei seinem Vater. Der Reverend hatte Jerry wohl nicht wegen des Streiches geschlagen, zumindest kam Jeremiah am nächsten Tag in die Schule und auch schien ihm das Sitzen in der Bank nicht leichter oder schwerer gefallen zu sein, wie die Tage zuvor. Und doch hatte er sich nichts mehr zu Schulden kommen gelassen. Er hatte sich entschuldigt und getan was von ihm als Wiedergutmachung erwartet worden war. Nein, Jerry war nicht schlecht erzogen und kannte wohl auch seine Grenzen. In diesen Händen wollte sie Eli wissen. Sie brauchte sich keine Gedanken darüber zu machen, dass Elis Trotzburg, die er als Schutzmauer errichtet hatte Terry zu einem unverhältnismäßig hartem Auftreten verleiten würde.
"Tun sie einfach was sie für richtig halten, Terry," sagte sie viel zu spät als Antwort und konnte es nicht ganz vermeiden, dass ihr nun doch ein wenig die Röte in die Wangen stieg. Deswegen wandte sie sich auch rasch der Tür wieder zu und trat in den eisigen Wind hinaus. Der Reverend selbst stimmte ihr zudem gerade bei. Er musste ebenfalls los. Sie wollte ihn nicht weiter aufhalten.
Clara hatte inzwischen mit einem kleinen Seufzen ihren Mantel wieder geschlossen, als ihr klar wurde, dass Reverend Stevenson ebenfalls aufbrechen wollte und sie nun zur Kirchen mussten. Dabei war die Küche der Stevensons sooo gemütlich. Sie sah mit einem ebenso leisen Seufzen dabei zu wie der Reverend nach seiner Bibel griff und hörte ihre Mutter draußen die Haustür öffnen. Jetzt ging es wohl los.
"Komm schon Eli. Nützt doch nichts," raunte sie ihrem großen Bruder zu, als dieser mit einem störrischen Blick erneut Platz an der Wand bezog und nicht aussah, als wollte er mitkommen. Sie zog ihn kurzer Hand einfach mit sich hinaus auf den Flur, wo sich die beiden Erwachsenen gerade voneinander verabschiedeten. Eli stolperte hinter her und brummte etwas, das Clara am liebsten nicht gehört hätte. Sie warf Eli einen entsetzen Blick zu und sah ihn dann sehr vorwurfsvoll an. Denn so sprach man ganz gewiss nicht über den Reverend. Eli grinste nur blöd und verlegen und zuckte mit den Schultern. Es hatte ja keiner gehört und damit war die Sache für ihn sowieso erledigt. Clara sollte sich bloß nicht wie ein Moralapostel aufspielen. Als er die beiden Erwachsenen an der Haustür hörte, warf er sich auffallend provokant wieder gegen die Wand, winkelte ein Bein an und drückte den Schuh gegen die Wand, die Hände in den Jackentaschen vergraben. Wenn es nach ihm ging, konnte seine Mutter bleiben wo der Pfeffer wuchs. Ob sie vor der Predigt kam oder später, wenn kümmert's?
"Ich werde pünktlich sein," wiederholte Erin gerade ihre Versicherung mit Nachdruck. So weit kam es noch, dass gerade sie am ersten Tag des Reverends in der Kirche dazu beitrug, dass es Geschwätz gab. Sie würde vor Kirchenbeginn hier sein. Punkt aus. Das Eli im Inneren schon pure Rebellion plante entging ihr auf der Veranda. Mit der Hoffnung auf die gute Kinderstube ihrer Kinder zog sie ihren Schal enger, schenkte dem Reverend noch ein kleines Lächeln, als er ihr den Vortritt ließ und eilte mit den Worten "Bis später", auf das Gartentor zu.
Erin -> tbc ~ Gästehaus
Eli und Clara mit Terry Clara war neben Reverend Stevenson auf die Veranda getreten, um ihrer Mutter noch kurz nachzuwinken, zog aber ein enttäuschtes Gesicht, als sie bemerken musste, dass ihre Mutter so in Eile war, dass sie sie gar nicht winkend bemerkte. "Schneeengel?" begeistert und dann mit einem Kichern aus lauter Vorfreude sah Clara zum Reverend auf, kaum dass dieser seine Worte ausgesprochen hatte. "Die finde ich toll. Darf ich auch drei machen," fragte sie mit unschuldigem Blick, der ihre Begeisterung verriet und nicht darauf hindeutete, dass sie gleich den Moment ohne die mütterliche Aufsicht ausnutzen wollte. Im Geiste schon dabei sich ein wunderschönes Schneeengelmuster auszudenken, mit dem sie den Eingang der Kirche verzieren wollte, trat sie zu den zwei schmalen Stufen und sprang über sie hinweg auf den geräumten Weg. Ja, das würde schön werden. Darüber würden die Camdener noch lange reden. Ganz bestimmt.
Eli wollte nicht den Flur verlassen. Er wollte nicht zur Kirche. Er wollte nicht mal in der Nähe des Reverends sein. Der sah seine Mutter so merkwürdig an. Wie damals John auf der Festwiese. Und dazu war er so widerlich galant, charmant und bemüht. Wohin das führen würde, war Eli jetzt schon bewusst und davor drehte sich dem Jungen der Magen um. Aber eigentlich konnte es ihm ja egal sein. Wenn der Schnee schmolz nahm ihn sein Vater mit. Zurück nach San Francisco. Dann konnte sein Mutter treiben was sie wollte. Nur mühsam setzte sich Eli in Bewegung und auch nur, weil seine Mutter noch anwesend war. Jetzt zu motzen hätte sie nur wütend zurück ins Haus getrieben. So blieb ihm nichts anderes übrig als auf die Veranda zu treten. Doch als Erin ausser Hörweite war und Clara sich über Schneeengel begeisterte, zog Eli ein langes Gesicht und kickte etwas Schnee von der Veranda. "Schneeengel sind was für Babies und für Mädchen. So was blödes mach ich nicht."
Terry mit Eli u. Clara im Aufbruch, Erin verabschiedet sich
"Keine Angst, das werde ich." Terry antwortete ein wenig abwesend, denn der Blick mit dem Erin ihn so versonnen gemustert hatte, war ihm nicht entgangen. Im ersten Augenblick fühlte er sich ein bisschen, wie auf dem Präsentierteller, doch dem Grunde nach empfand er ihren Blick als angenehm. Er ruhte auf ihm, so als sorge Erin sich um ihn, oder mache sich mehr Gedanken um ihn, als es ihr anstand - zumindest im Augenblick noch. Was mag das nun bedeuten.. Herr, ich wünschte, Du würdest Dich erklären.. Innerlich seufzte Terry, denn immer noch gelang es ihm nicht seine widersprüchlichen Gedanken und Gefühle zu sortieren. Es war ja so, wie er es gesagt hatte: In ihren Händen wäre Jerry jederzeit bestens aufgehoben - ob das aber für ihn galt? Was denke ich denn da! Ob ich vielleicht noch in Trauer bin.. ehrlich, Terry..geht gar nicht. Terry verbot sich jeden weiteren Gedanken an Erin und beschloss, ihre Blicke nicht weiter zu interpretieren. Vor Allem ihr Lächeln, dass doch gefühlt ihm allein zu gehören schien, versuchte er nicht überzubewerten. Letztendlich ist es genau das, was es eben ist ein Lächeln. Terry unterdrückte ein eigenes Lächeln und wehrte sich gegen den Gedanken, dass er wohl mit seinem Gespräch während seiner erzwungenen Reiseunterbrechung erheblich dazu beigetragen hatte, dass Erin wieder lachen konnte. Derartige Gedanken würden wohl nur dazu führen, dass er sich erhob und Gottes Gnade gering achtete und dieser Sünde wollte er sich nicht schuldig machen. Es kam ihm daher durchaus gelegen, dass nun auch Clara und Eli sich aus der Küche hinaus und in den Eingangsbereich seines Hauses bewegten. Clara schien keine Einwände zu haben, aber Eli wirkte auf Terry unwillig und mißmutig. Der Junge scheint geradezu chronisch wütend zu sein, aber warum? Kurz warf er einen Blick auf Eli, bevor er sich erneut Erin zu wandte, die eben im Begriff war, zu gehen. "'Oh, da bin ich sicher, Erin. Sie schaffen das." Terry schmunzelte zu seinen Worten, denn Erin brauchte in dem Punkt wohl kaum eine Ermutigung. Er hielt sehr große Stücke auf sie und war sicher, dass sie ihre Zusage, pünktlich zum Gottesdienst in der Kirche zu sein, einhalten würde. Obwohl er sich dessen sicher war, sah er sie nur ungern gehen. Dieses Gefühl lag nicht daran, dass er nun die Verantwortung für ihre Kinder hatte, sondern daran, dass gefühlt ein Teil von ihm mit zu gehen schien. Quatsch - sie gehört doch nicht zu mir..Wie komme ich nur immer auf so Etwas? Terry ahnte, dass er die Antwort auf diese Frage durchaus kannte und nur nicht hören wollte. Hatte er sich nämlich in ernsthaft in Erin verliebt, hätte das weitreichendere Konsequenzen, als auf den ersten Blick auf der Hand lagen. Er war kein Mann, der sich schnell verliebte und schon gar keiner, der an oberflächlichen Beziehungen interessiert war, sondern wenn er liebte, dann mit jeder Faser seines Wesens und mit verbindlichen Konsequenzen. Letzten Endes konnte er sich wohl kaum Hoffnungen auf eine Beziehung machen und es schon gar nicht auf einen Flirt ankommen lassen, denn das stand einem Reverenden genauso wenig an, wie einem Witwer. Außerdem würde er Erin weder daten wollen, noch um sie werben, so lange sein Gott dazu schwieg. Ihr aus dem Wege zu gehen, war allerdings für Terry auch unmöglich und bereits die Vorstellung schmerzte, so dass er nun froh war, seine Aufmerksamkeit den Kindern widmen zu müssen. "Oh - ja - selbstverständlich darfst Du auch drei Schneeengel machen - so lange Du deswegen nicht zu nass wirst, kleines Fräulein." Terry lächelte Clara an und warf einen Blick auf Eli, der gerade betonte, keinen Schneeengel machen zu wollen. Nun, dass musste er auch nicht, aber das Argument, dass Eli benutzte, hörte sich in Terrys Ohren mehr als schräg an. Eli hielt sich offenbar zu alt, um noch Schneeengel zu machen, benahm sich aber ähnlich, wie ein zweijähriger Trotzkopf. "Wie Du willst, Eli. Dann kannst Du Dir vor der Kirche Schaufel und Besen schnappen und den Schnee räumen. " Terrys Worte ließen keinen Widerspruch zu, obwohl er selbstverständlich von Eli nicht erwartete, den gesamten Kirchplatz zu räumen und schon gar nicht allein. Das würde der Junge wohl kaum schaffen und wenn er noch so erwachsen tat. Dennoch würde er jedoch auf dessen Mitarbeit bestehen, denn schließlich hielt sich Eli schon zu alt für Schneeengel und damit wohl für alt genug, um zu arbeiten, wie ein Großer. Wichtiger war Terry jedoch die dadurch entstehende Nähe und Vertrautheit, die es ihm hoffentlich ermöglichen würde, den Jungen nach den Gründen für seine große Wut zu fragen. "so, dann mal los.." Terry forderte die Kinder nun mit Nachdruck auf, ihm aus dem Haus zu folgen und schloss die Tür hinter sich ab. Kurz warf er einen Blick über die Kinder hinweg zum Nachbarhaus, als er dort die Haustür ins Schloss fallen hörte. Er erkannte Matthew McKay, der sich jedoch in die andere Richtung Richtung Mainstreet zu wenden schien. Wahrscheinlich will er noch zu den Weiden nach seinem Pferd sehen.. oder so.. Terry hielt sich damit nicht weiter auf, sondern winkte die Kinder ihm zu folgen, als er den Weg durch die Lakestreet einschlug.