Timothy Drake mit Arthur Waltham und Oanez Kerfadec am Waldrand/Ortseingang
Walthams Worte waren, ohne das er es so gedacht hatte, den sie waren ohne Schärfe gesprochen, wie ein Dolchstoß für ihr Herz. "Oltmann ist Mann von Mutter Schwester, Oanez ihn nie gesehen, nicht wissen wo sein " Tief atmete sie durch, blickte in den Schnee. "Winter kommt und geht, viel geschehen… Dinge die machen Herz lachen und mehr noch die machen Herz bluten. Zuviel Tod…" Traurigkeit spiegelte sich im Gesichtsausdruck von ihr wieder und es schien so, als würde das ganze Gewicht der Welt auf ihren Schultern lasten. Die Bilder, die vor ihrem inneren Auge abliefen, waren keine schönen Bilder. Das Schlechte überwog eindeutig: die Leiche von Anbihan, ihre Mutter auf dem Totenbett, sie sah ihren Vater, ihre Brüder Conan und Louan sterben und auch ihn, dessen Namen sie nie wieder erwähnen durfte, um die Tradition der Familie zu ehren. "Danke das Waltham Oanez helfen wollen, Oanez dankbar sehr." Es kam aus ihrem Innersten, dass sie sich bei Waltham bedanken wollte, so dass nicht denken sollte, dass er auch nur das Kleinste falsch gemacht hätte, denn das hatte er nicht getan. Während sie sprach, ging sie in Richtung des Pferdes und verstaute umständlich das Gewehr wieder im Holster. So wie sie es tat, eher den Körper verdrehen als den Arm zu bewegen, war es ersichtlich, dass sie Schmerzen hatte, aber sie schrie nicht auf, ja, sie weinte nicht einmal, ertrug sie stumm. Ihren Kopf wandte sich dem Jungen zu, ihre Gesichtszüge wurden weicher. Mit der linken Hand löste sie die Decke, die hinter dem Sattel aufgerollt und befestigt war. Mit wenigen Schritten war sie bei Hanson und beugte sich zu ihm hinunter. "Es kalt wird, wenn Du sitzt, hier, nimm, Dich hält warm." Es war eine indianische Decke, handgearbeitet, weich, dick und mit wunderschönem Muster versehen in den Farben rot, weiß und schwarz. Langsam richtete sie sich wieder auf, schloss zum Pferd auf.
Es war zu kalt um nur da ruhig zu sitzen. Die Sorge um den Jungen und auch um Festus, ließ sie noch einmal nach hinten blicken. Wieder nahm sie einen tiefen Atemzug, biss die Zähne zusammen und versuchte aufzusteigen. Ihre linke Hand griff nach dem Sattelknauf um sich hochziehen zu können, falls der Schwung nicht ausreichen sollte. Den indianischen Stiefel in den Steigbügel stellend nahm sie Schwung. Fast war sie oben, als der Schmerz, durch ihre Schulter zuckte, sie in der Bewegung stoppte, so dass sie mit der Schulter, zu allem Überfluss, gegen Sattel schlug. Benommen schaute sie auf, schüttelte den Kopf, rappelte sich wieder auf, beeilte sich dann wieder auf die Höhe des Pferdes zu auf zu kommen. Liebevoll tätschelte sie den Hals und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann wandte sie sich zu Waltham. "Schneller wenn reiten, als auf Oanez warten… würde… würde Waltham Oanez helfen auf Pferderücken zu kommen? Bitte. Machen wieder gut, will nicht sein Last."
Es war zu kalt um nur da ruhig zu sitzen. Die Sorge um den Jungen und auch um Festus, ließ sie noch einmal nach hinten blicken. Wieder nahm sie einen tiefen Atemzug, biss die Zähne zusammen und versuchte aufzusteigen. Ihre linke Hand griff nach dem Sattelknauf um sich hochziehen zu können, falls der Schwung nicht ausreichen sollte. Den indianischen Stiefel in den Steigbügel stellend nahm sie Schwung. Fast war sie oben, als der Schmerz, durch ihre Schulter zuckte, sie in der Bewegung stoppte, so dass sie mit der Schulter, zu allem Überfluss, gegen Sattel schlug. Benommen schaute sie auf, schüttelte den Kopf, rappelte sich wieder auf, beeilte sich dann wieder auf die Höhe des Pferdes zu auf zu kommen. Liebevoll tätschelte sie den Hals und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann wandte sie sich zu Waltham. "Schneller wenn reiten, als auf Oanez warten… würde… würde Waltham Oanez helfen auf Pferderücken zu kommen? Bitte. Machen wieder gut, wollen nicht sein Last."
Sie wog kaum mehr als eine Feder und so konnte man ahnen, was sich für eine zierliche Person unter dem dicken Mantel verbarg. Geschafft! Endlich war sie oben. Ihre Augen strahlen und dein glückliches Lächeln umspielte ihre Gesichtszüge. "Viele Danke, Waltham. Oanez das niemals werden vergessen." Es mochte übertrieben erscheinen, aber es kam von Herzen, denn so freundlich war in den letzten Monaten keiner mit ihr umgegangen. "Darf fragen, was Waltham macht?"
Für einen Moment war sie in Gedanken versunken. Nie hatte Festus sie die Briefe in Händen halten lassen. Selbst als Fests verletzt wurde und bewusstlos war hatte sie sich getraut die Briefe in die Hände zu nehmen, sie hatte Angst gehabt etwas zu zerstören. Ihre Augen wanderten zu Waltham. Warum sprach er mit ihr und war nicht so stumm wie Festus das lange Messer? Da war etwas in der Art in der er mit ihr sprach, das sie glauben ließ, das er sie achtete, als Person, auch wenn er sie für eine Wilde hielt
"Festus nie mit Oanez gesprochen. Gesprochenes Wort der Weißen weit weg für Oanez, zu viele Winter." Es war eine Entschuldigung, die ernst gemeint war. Langsam drehte sie ihren Oberkörper und schaute nach hinten zu Hanson, ob es ihm auch gut gehen würde.
Timothy Drake mit Arthur und Oanez am Waldrand, dann Ortseingang
Timothy bemerkt erst, als Waltham ihm die Briefe abgenommen hatte, dass seine alles andere als sauberen Hände, ein paar dunkle Abdrücke hinterlassen hatten. Waltham schien das nicht weiter zu stören, denn Timothy erhielt ein seltenes Dank für seinen Dienst, den er sogar einmal ohne Geld zu verlangen, erledigt hatte und weiter nichts. Kein Tadel, kein Mahnen und keine Schimpfe. Erleichtert beobachtete der Junge so ungezwungen, wenn auch nur kurz, wie Waltham einen der Briefe zu lesen begann. Dabei fragte er sich seit langem einmal wieder, ob es nicht doch auch Vorteile hätte, wenn man lesen und schreiben konnte. Der dafür vorgesehene Schulbesuch ließ ihn den Gedanken rasch wieder fallen. Sich in saubere, enge Kleider mit Schuhe stecken zu lassen, um dann sechs Stunden aufrecht und bewegungslos in einer Bank sitzen zu müssen, um auch noch mutwillig vom Lehrer jederzeit verprügelt werden zu können, kam für in einfach nicht in Betracht. Dann musste es eben ohne Lesen gehen.
Während Waltham nun auch den zweiten Brief las, hatte Timothy längst wieder das Interesse verloren und stapfte recht ermüdet durch den Schnee und wunderte sich, wieso sie schon Rauch hatten sehen können, aber diese verflixten Bäume kein Ende nahmen. Zumindest hatten sie inzwischen Walthams Pferd wieder erreicht, das Timothy zwischenzeitlich völlig vergessen hatte. Es war aber noch da und das war gut. Andernfalls hätte Waltham sicher böse reagiert. Immerhin hatte er Timothy mit Absicht bei dem Pferd zurückgelassen. Kein weggelaufenes oder gestohlenes Pferd beruhigte Timothy hinsichtlich eines vermuteten Überfalls aber nicht.
Da aber auf einmal von Familie und einem Onkel die Rede war, hob Timothy wieder interessierter den Blick und begegnete WAlthams Grinsen. Daraufhin grinste zurück und hob leicht die Schulter. Er konnte nichts dafür, dass sich der Mann nun gleich um zwei Suchende kümmern musste. Allerdings boten sie bestimmt ein lustiges Bild. Der verlauste Junge, eine Rothaut, die keine war und der Westmann.
Die Anweisung sich hinten auf die Trage zu setzen, kam dann doch etwas überraschend. Vorhin hatte Waltham ziemlich klar gemacht, dass er Waltham nicht sonderlich nah bei sich dulden würde. Wegen den Läusen und den Flöhen wie der Junge vermutete. Aber scheinbar hatte der Mann keine Skrupel davor dem Verletzten ein paar neue Haustiere zu gönnen. Timothy konnte das egal sein. Hauptsache er musste nicht mehr laufen, denn seine Beinchen wollten kaum noch gehorchen. So vermied er es also tunlichst, sich erneut zu kratzen, um ja keinen Verdacht zu erregen, auch wenn es furchtbar juckte, grinste verkniffen um nicht zu sehr die Freude darüber aufblitzen zu lassen und ging angemessen langsam zur Trage, um sich einen Platz darauf zu suchen. Viel war ja davon nicht übrig. Das meiste fülle der Körper des Verletzten aus. Überrascht über die Indianerin-die-keine-zu-sein-schien sah Timothy rasch wieder zum Geschehen zurück, denn die Frau kam mit einer Decke in den Händen zu Timothy herüber. Er beäugte sie misstrauisch, nicht sicher was sie vorhatte. Dabei beruhte dieses Misstrauen lediglich darauf, dass seine allgemeine Erfahrungen mit Erwachsenen nicht unbedingt die besten gewesen waren. Weniger darauf, dass sie irgendwie etwas mit den Rothäuten zu tun hatte. So zuckte er auch als erste Reaktion zurück, als sie die Decke ausgebreitet und dabei sich seinem Geschmack nach zu schnell bewegte. Er konnte gerade noch verhindern den Kopf einzuziehen, ehe er verstand, dass sie ihm die hübsche Decke wohl nur um die Schultern legen wollte. So hielt er bewegungslos inne und ließ es geschehen. Kalt war ihm jetzt weniger, das musste er schon zu geben, nur tat es ihm ein bisschen um die Decke leid. Er stank, seine Mitbewohner würden sich bestimmt auch wohl in dem weichen Stoff fühlen... aber er schätzte die Situation so ein, dass die Frau durchaus wusste, was sie da tat. Er griff schließlich nach den offenen Enden und zog sich die Decke dichter um den Körper. Ein Danke kam ihm leise, eher ungewohnt schüchtern über die Lippen und schaffte sogar ein kleines Lächeln. Esse, warme Decke... das war schon mehr als er von den meisten Erwachsenen bekam. Und sogar noch nette Worte und ein Lächeln... da störten ihn auf einmal auch nicht mehr die seltsamen Tätowierungen...
Hinten auf der Liege erkannte Timothy jedoch sehr rasch, dass er wohl mit Absicht von Waltham aus der Schußlinie gebracht worden war. Weder konnte er hier hinten noch jedes Wort verfolgen, noch wirklich sehen, was vor ihnen passierte. Er war dazu viel zu sehr damit beschäftigt, sich an der behelfsmäßigen Trage festzuklammern, damit er nicht bei jeder Unebenheit im Schnee heruntergeschleudert wurde.
Timothy Drake mit Arthur und Oanez am Waldrand, dann Ortseingang
Die Mohave bestätigte das sie den Onkel weder kannte noch genaueres über ihn wusste. Die Parallelen zu Hanson liessen es leicht hinter seiner Schläfe pochern. Ein Thema das der Frau ganz offenbar nicht so behagte, sie traurig stimmte. Innerlich schalt sich Arthur für seine Unsensibilität, aber er brauchte nunmal ein paar Informationen. Anders ging es nunmal nicht. Zu ihrem Dank nickte er nur mit leichtem Lächeln und besah sich dann, wie Hanson auf die Trage kletterte und Oanez ihm die Decke gab. Das die Flöhe den verletzten plagen könnten, scherte Arthur weniger. Festus konnte von Glück sagen wenn er nicht erfor und den morgigen Tag überhaupt noch sah. Da waren ein paar Flöhe in den Decken ein kleines Mankel über das er würde hinwegsehen können. Als Oanez die hübsche Decke ihres Volkes um Hanson legte, verzog Arthur kurz das Gesicht. Die würde sie wohl ausräuchern müssen. Eigentlich schade drum, aber die Frau musste mitbekommen haben das Hanson sich fast ununterbrochen Kratzte und wissen was das bedeutete. Das wegzucken von Hanson, als Oanez die Decke um ihn legte, bedachte Arthur nur mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. Scheinbar waren die Erfahrungen des Knirps, was Erwachsene anging, nicht durchweg gut, so wie er sich aufführte. Sehr auf der Hut wie Arthur fand. Nachdem der Junge hinten auf der Trage geparkt war, sich seinen Platz irgendwo auf dem bischen, was Festus frei liess, suchte schaute er wieder zu der Frau. Warum der Junge sich nicht einfach auf die Beine des Mannes setzte wusste wohl nur der junge Hanson.
Oanez versuchte auf das Pferd zu kommen und wie Waltham es schon erwartet hatte, sie scheiterte. Die Verletzung nahm ihr die Kraft sich auf den Sattel zu ziehen. Sie rutschte ab und schlug mit der Schulter gegen den Sattel, wirkte benommen aber gab keinen Laut von sich. Kein Bekunden von Schmerzen. Die Bitte war nun nichts ungewöhnliches und Arthur hielt packte die zierliche Frau, hob sie hoch, ähnlich so als würde man ein Kind auf ein Pferd hiefen und schob sie dann schliess auf den Sattel. Leicht war sie wie er feststellte und bereite ihm keinerlei echte Mühen sie auf das Pferd zu bekommen. Ihren neuerlichen Dank bedachte er nur mit einem weiteren Lächeln und einem kurzen „Keine Ursache.“
Der Blonde ging zu seinem eigenen Pferd und schwang sich in den Sattel, griff sich die Zügel und tätschelte den Hals des Tieres. „Machen sie sich keine Sorgen Miss. Wir finden ihren Onkel schon. Problematisch könnte nur werden, wo sie bis dahin schlafen werden. Mit dem kurzen Brief können sie bei jedem offiziellen nach Hilfe fragen und werden sie wohl auch bekommen. Sollten sie zumindest.“ Merkte er an und hieb sanft die Hacken in die Flanken seines Pferdes, worauf dieses sich in Bewegung setzte. Hanson sass, festgeklammert auf der Trage und wirkte konzentriert nicht in den Schnee zu fallen, war also entsprechend still. Oanez verlor den Kampf gegen die eigene Neugierde und fragte ihn was er so machte. „Ich? Sie meinen als Beruf? Ich war Ranger unten in Texas, hab mich als Deputy langsam hier in den Norden gearbeitet und hoffe ab morgen hier im Ort als Deputy zu arbeiten. Das Gespräch mit dem Sheriff steht allerdings noch aus. Den treff ich morgen.“ Beantwortete er ihre kleine Frage. Er war durchaus Stolz auf das was er tat, also kein Grund nicht zu antworten.
Timothy Drake mit Arthur und Oanez am Waldrand, dann Ortseingang
Die junge Frau schaute zu Waltham, nickte verständnisvoll. "Ah, ein ehrenvoller Posten, nicht ohne Schwierigkeit, eine Metallbrust* ist. Alte mögen nicht wenn die jungen sie verhaften, kann geben Unfrieden. Oanez mag nicht wenn Jung und als sich bekriegen. Nicht verstehen falsch Metallbrust wichtig. Hoffe Du nicht müssen oft benutzen Waffe." In ihrem Gesicht, das so offen war wie man es sich nur vorstellen konnte, war ablesbar, dass jedes Wort, das sie sprach ehrlich gemeint war. Ihre Gesichtszüge entspannten sich merklich von Minute zu Minute, die sie auf dem Rücken des Pferdes, saß. "Danke das Schreiben vorgelesen, Festus nie hat gezeigt oder vorgelesen Oanez. Warum mir jeder helfen? Weil wegen Schreiben? Oanez versteht nicht." Für einen Moment verstummte sie. "Oanez kein Geld... erlaubt das Oanez arbeitet für Bett?" Angestrengt dachte sie darüber nach, was sie tun könnte um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Wieder seufzte sie. "Darf Oanez fragen Walham, ob helfen Oanez? Wenn nicht wollen, dann bitte sagen, will nicht sein Last, ja? Bitte sagen wenn nicht gut, Oanez verstehen." Angst stieg in ihr auf. Was würde passieren, wenn ihr Onkel nicht kommen würde? Schnell versuchte sie den Gedanken zu verdrängen.
Leise sprach sie wieder weiter zu Waltham. Alles war besser als zu schweigen und allein mit ihren eigenen Gedanken zu sein. Was lenkte besser ab, als sich anderen anzunehmen? "Hanson hat viele Freunde... nicht gut sein das, er sich müssen waschen und auch seine Kleidung. Ich würde tun, brauche aber Sojaöl, dann leid mit Freunden in Haaren schnell beendet auch mit andere." Vorsichtig wand sie sich nach hinten um nach Hanson zu schauen, dass er es nicht mitbekam, sie wollte ihn nicht verletzen. "... vielleicht kann Oanez tauschen etwas gegen Sojaöl." Dann schaute sie plötzlich auf. "Ihr nicht tauschen, ja? Ihr nur geben gegen Geld?" Die Erkenntnis war für sie ein weiterer Schritt in eine ihr jetzt fremden Welt. "Alles fremd, Oanez lernen müssen, viel lernen müssen." Vorsichtig zog sie den Mantel näher um ihren Körper, die Kälte schien nach ihr greifen zu wollen. "Nochmals viele Danke für alles, was getan für mich. Wenn Oanez kann tun für Waltham, bitte sagen." Man merkte, das für den Moment viel zu viele Gedanken in ihrem Kopf herum schwirrten. "Verzeihung, weil Oanez soviel reden."
OOC: Ihr dürft mich ruhig übergehen. Außer auf der Trage sitzen, Gleichgewicht halten, sich kratzen und die Decke klammern kann Timothy im Moment ja nichts tun. Ich melde mich wieder, sobald ein passender Moment da ist, wieder einzusteigen.
Timothy Drake mit Arthur und Oanez am Waldrand, dann Ortseingang/Foresttrail
Oanez betitelte seine Tätigkeit als Ehrenvollen Posten. Gut, grundlegend hatte sie da recht mit, zumindest war der Posten so gedacht auch wenn die Ausführung nicht immer so ehrenvoll war wie die Mohave sich das vorstellte. Die Dinge die er bei den Rangern getan hatte unterschieden sich nur wenig von dem, was die Männer getan hatten die er mit den anderen gejagt hatte. Der gravierende Unterschied war wohl, das es hauptsächlich im Namen des Gesetzes geschah. Das täuschte aber nur wenig darüber hinweg das sie Gruppenweise Leute einfach über den Haufen geschossen hatten. Unkontrollierter Gewalt begegnet man am besten mit mehr Gewalt, nur halt kontrolliert. Zumindest herrschte da unten jetzt wieder Ruhe und Ordnung, bezahlt mit dem Blut von Männern auf beiden Seiten. Womit sie allerdings recht hatte war die Tatsache das die wenigsten alten sich von jungen Männern verhaften liessen. Naja, im Grunde liess sich niemand gern verhaften. Ihren gut gemeinten Wunsch, ihre Hoffnung das er nicht zu oft Gebrauch hatte machen müssen von der Waffe, beantworte Arthur nur mit einem Blick, einen angedeuteten Lächeln und einem leichten, kurzen Schieflegen des Kopfes. Der Wunsch kam eindeutig einige Jahre zu spät. Wenigstens war Oanez eine ehrliche Haut. Ihre Mimik war wie ein Buch in dem man lesen konnte. Sie konnte vermutlich nichtmal Lügen wenn sie es versuchte. Eine der angenehmeren Seiten die er bei den Roten erlebt hatte.
„Das Schreiben ist eine Aufforderung an Weisse dir zu helfen deinen Onkel zu finden. Solange die Frage nach Hilfe in einem verkraftbaren Rahmen bleibt, sollte eigentlich jeder helfen. Sollte...“ erklärte Arthur ihr. Er musste allerdings leicht lachen, nicht spöttisch, eher fröhlich, als sie so unbedarft sagte ob sie für das Bett arbeiten durfte. Da sollte Oanez noch etwas an der Wortwahl arbeiten. „Der Junge? Der braucht nur ein anständiges, langes Bad und die Kleider auch. Die ganzen kleinen Freunde einmal gründlich ersäufen, dann geht das wieder.“
„Keine Sorge, wenn reden hilft, rede.“ Lächelte er ihr zu. Er war ja seid einigen Tagen und Wochen alleine Unterwegs gewesen und insofern über Gesellschaft nicht böse oder abgeneigt. „Und ja, ich helf dir. Die erste Hürde dürfte ein Schlafplatz werden. Das Hotel ist ziemlich ausgebucht und in Grenzstädten wie dieser ist man Nicht-Weissen nicht so aufgeschlossen gegenüber. Die wenigsten würden lange genug hinsehen um zu bemerken das da unter den Zeichnungen eigentlich eine Weisse steckt. Geld, ja das ist so eine Sache. Macht das tauschen einfacher und man muss nicht soviel Zeug rumschleppen das man tauschen kann.“ Zwinkerte er ihr zu. Geld war und blieb eine praktische Erfindung auch wenn sie viel Leid erzeugte.
„Im Ort, ich hab ein Zimmer im Gasthaus für heute Nacht. Wenn es dich nicht stört einen Fremden neben dem Bett auf dem Boden liegen zu haben, mach ich etwas Platz.“ bot Arthur der Mohave an. Zumindest auf ihn hatte so ein offizielles Schreiben doch die beabsichtigte Wirkung, die der Verfasser wohl erhofft hatte als er den Brief aufgesetzt hatte.
Ava mit Martha auf der Main Street an der Ecke zur Lake Street in Richtung stadtauswärts
Das ungleiche und an sich doch irgendwie gar nicht so verschiedene Paar bestehend aus der jungen Dienstmagd und dem Mädchen an ihrer Seite machte sich gemeinsam auf und bog von der heimischen Lake Street auf die Main Street ab und wandte sich in Richtung stadtauswärts dort, wo es nach St. John's führte. Der Fakt, dass Martha es schwer hatte in ihrem Elternhaus, schien eine unausgesprochene Tatsache. Allein schon ihre Hände und ihr ganzes Verhalten zeugten davon. Als Ava losgelaufen war um die wärmende Decke aus Lady Cravens Haus zu holen und schließlich damit zurückgekehrt war, war in Martha eine sichtbare Veränderung vorgegangen. Erleichterung und sogar ein Lächeln hatten sich auf die Züge des Mädchens gelegt. Sie hatte sich artig für die Decke bedankt und bestätigt, dass es so tatsächlich gleich viel besser war. Mit einem gewissen Schmunzeln gab die Kleine ihr zu verstehen, dass es kaum von Belang war wie weit es sein würde oder wie lang es dauerte, da sie es nicht eilig habe. Ava seufzte innerlich. Hätte das unwissende Ding geahnt, worauf sie sich hier einließ, und dass dieser Gang möglicherweise noch unangenehmer werden mochte, als die Konfrontation mit den eigenen Eltern... wer weiß, ob sie dann nach wie vor so versessen darauf gewesen wäre mit zu kommen. Dieser Gedanke plagte Ava durchaus. War es nicht ihre Pflicht als Ältere der Jüngeren, diesem unschuldigen Geschöpf, die Karten offen und ehrlich auf den Tisch zu legen? Andererseits... vielleicht bewahrheitete sich ihre Hoffnung ja, dass der Vater in Marthas Beisein milder reagieren und sich zusammennehmen, ja, gar zurückhalten würde!? Aber konnte Ava das wirklich riskieren und Marthas Wohlsein dafür aufs Spiel setzen? Das eines Mädchens, welches ihr geradezu blind vertraute? Die junge Frau kämpfte mit sich. Vielleicht sollte sie, um der Jüngeren Willen, und über ihre eigene Scham hinweg, offen und ehrlich mit der Kleinen sein?! All diese Gedanken waren der Grund, weshalb die beiden Kumpaninnen die ersten paar Meter des Weges schweigend nebeneinander gingen.
Was ansonsten auf der Main Street vor sich ging registrierte die Magd zwar, aber Ava war viel zu starr fixiert auf den eigenen Weg und die herannahenden möglichen Probleme, dass sie dem nicht weiter Aufmerksamkeit schenkte. Allein, was vor der Sheriffstation vor sich ging ließ sie etwas interessierter, beinahe ein wenig ängstlich aufmerken. Es schien so etwas wie ein Gefangenentransport zu sein... mit Indianern! Abgesehen von der jungen Sanuye hatte das Dienstmädchen solche noch niemals aus so unmittelbarer Nähe gesehen. Mit unverhohlener Faszination beobachtete sie das Geschehen für einen Augenblick und fragte sich, was diese wohl getan haben mochten, dass sie nun in solch einer Situation waren. Doch sonderlich lange konnte die junge Frau sich keine Gedanken darum machen, denn schon waren sie an der Sheriffstation vorbei und näherten sich unaufhaltsam dem Ortsausgang. Erst Marthas Frage, wie weit sie es denn tatsächlich hatten, riss Ava aus ihrem gedankenverlorenen Schweigen. Für einen ganz kurzen Moment blickte sie die Jüngere ein wenig verständnislos an, doch dann hatte sie begriffen worauf was Mädchen hinaus wollte. Beruhigend lächelnd antwortete sie daraufhin ehrlich: "Nicht allzu weit, keine Angst. Wir folgen bloß ein Stück weit der Straße in Richtung St. John's und da werden wir meinem Vater begegnen." Abermals setzte sich ein kleiner Kloß in ihrem Hals fest, bevor sie fortfuhr: "Er kommt uns entgegen, weißt du... er ist ja zu Pferde." Ava lächelte Martha an, aber selbst die musste erkennen können, dass es mehr ein gequälter Versuch eines Lachens war, denn ein Richtiges. Die Dienstmagd konnte jedoch nichts dagegen tun, dass ihre innere Anspannung mit jedem Schritt den sie machten wuchs. Und das arme Mädchen neben ihr hatte nicht die geringste Ahnung weshalb Ava sich plötzlich so merkwürdig verhielt. Wie konnte sie auch? Noch immer rang die Ältere mit sich und überlegte hin und her, ob es nicht ihre Pflicht war dieser Kleinen, die ihr vertraute, schlicht und einfach die Wahrheit zu sagen. Immerhin hatte Martha vorhin auch bereits schon etwas preisgegeben, was ihr sichtlich unangenehm gewesen war. Warum also die falsche Scham und Zurückhaltung? Ava war es eben nicht anders gewohnt. Jahre-, ja quasi jahrzehntelang hatte sie mit niemandem über die Verhältnisse bei sich zu Hause gesprochen. Diese alte Gewohnheit war es nun schwierig zu brechen.
Aber schon hatten sie den Ortsausgang und somit auch die Stadtgrenze erreicht und das Gewissen und Pflichtgefühl drängten sich dem Dienstmädchen immer mehr auf. Außerdem... vielleicht tat es ja doch sogar ganz gut sich diesbezüglich jemandem mitzuteilen?! Dann wiederum... konnte sie wirklich ein so junges Ding mit so vielen eigenen Problemen auch noch damit belasten? Dennoch, zumindest was ihren gemeinsamen Gang anging und das, was sie gegebenenfalls erwarten mochte musste Ava als jemand, zu dem Martha in gewisser Weise aufschaute, ehrlich zu dem Mädchen sein. In ihr formte sich der Entschluss die Kleine auf das vorzubereiten was vor ihnen lag, sobald sie die Stadt ein kleines Stück hinter sich gelassen hatten...
Ava mit Martha auf der Main Street an der Ecke zur Lake Street in Richtung stadtauswärts
Es kam einer Befreiung gleich als Martha an der Seite von Ava aus der Lake Street in die Hauptstraße einbog. Schritt für Schritt entfernte sie sich aus dem Wirkungskreis ihrer Eltern und somit entging sie auch der Gefahr entdeckt oder gar gefunden zu werden. Aber womöglich hatte man ihr Verschwinden oder Ausbleiben noch gar nicht weiter bemerkt. Sie war es so sehr gewöhnt im Hintergrund zu stehen, eben weil sie ein leises, schüchternes Wesen ihr eigen nannte, dass sie oft gar nicht weiter auffiel oder man Notiz von ihr nahm. Ein Gedanke, der sie traurig stimmte, denn wäre Ben oder Matt auf dieselbe Weise abhanden gekommen, hätte Pa sicherlich längst eine Suche gestartet. Man sorgte sich um sie wohl nicht, weil sie nicht auffiel. War es dieser deprimierende Gedanke, der sie in letzter Zeit immer öfters dazu antrieb um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern zu buhlen? Selbst wenn sie damit negative Reaktionen bekam, Reaktionen die wehtaten? Aber es war immerhin die Aufmerksamkeit, die auch ihre Brüder von den Eltern erhielten. Dann konnte es nicht völlig verkehrt sein. Traurig gestimmt sah sie auf ihre Bandagen hinab, die die Spuren der elterlichen Aufmerksamkeit verbargen und fühlte, dass an ihrem Gedanken etwas Falsches war. Ohne es aber greifen zu können.
Zumindest hielten die Binden die Hände warm, auch wenn es darunter brannte und schmerzte, dass sie, sobald sie nur daran dachte wieder Tränen in die Augen bekam.
Deswegen konzentrierte sie sich ganz auf Ava, das lenkte ab und führte das Mädchen an der Seite der Eltern Richtung Stadtausgang. Sie würden tatsächlich die Stadt verlassen? Der Gedanke war aufregend und gleichzeitig auch ein wenig beängstigend. Martha war noch nie auf eigene Faust aus der Stadt heraus gelaufen. Auch nicht als Kind, als die meisten Mitschüler ausgelassen im Sommer zum See gelaufen waren oder im Winter zum Schlittenhang. Sie war stets artig nach Hause gegangen, um sich dort ihrer Pflichten anzunehmen, die auf sie gewartet hatten. Wenn sie die Stadt verließ, dann nur in Begleitung ihrer Eltern, weil man den Bruder besuchte, oder den Arzt in St. Johns aufsuchen musste. Was sie heute vorhatte zu tun, war also nicht nur etwas Neues für sie, sondern auch etwas Verbotenes. So war es ganz natürlich, dass sie ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch fühlte und ihr Herz gegen die Brust hämmerte. Das war alles so spannend, dass sie für eine kleine Weile keine Worte fand, um sich mit Ava darüber zu unterhalten. Dafür beobachtete sie die Umgebung und das, was sich auf der Straße abspielte umso neugieriger. Doch viel zu sehen gab es nicht. Ein gutgekleideter Mann in Begleitung eines Jungen und zweier Damen schloss gerade die Tür zur Klinik auf und ließ Martha erstaunt feststellen, dass es wohl wieder einen neuen Arzt in der Stadt gab. Und als sie sich der Station näherten, konnte sie Sheriff Clayton im Gespräch mit zwei Männern entdecken und... OH GOTT! INDIANER! Martha hatte noch nie Indianer zu Gesicht bekommen. Sie kannte nur die ganzen grusligen Geschichten die Pa und Ma über sie erzählten und so rückte Martha ganz unbewusst näher an Ava heran. Nicht das diese Wilden noch auf sie losgingen. Obwohl sie sichtbar Ketten und Fußfesseln trugen hatte Martha ihre Vorbehalte. Ein Blick zu Ava verriet Martha jedoch, dass auch die Ältere gemischte Gefühle hatte und vielleicht Angst empfand? Martha getraute sich jedoch nicht danach zu fragen und war umso froher, dass Ava lieber auf ihre Frage einging, anstatt sich über diese doch beängstigende Begegnung vor der Station zu unterhalten.
"Oh, wir.. wir gehen nicht direkt zu dir nach Hause," fragte Martha verwundert zurück, als sie begriff, dass man Avas Vater auf dem Weg treffen würde. Das fand Martha doch ein wenig unpersönlich und darüber hinaus auch merkwürdig. Die Hoffnung auf ein Aufwärmen in Avas Heim verpuffte dazu auch noch. "Kann er dich denn nicht bei deiner Dienstherrin besuchen? Wenn er doch zu Pferd kommt?", fragte Martha zunächst arglos weiter, ohne etwas von Avas Anspannung zu bemerken. Als sie jedoch ihren Blick vom verschneiten Weg nahm, der sie längst auf Höhe des Sees gebracht hatte, um neugierig auf eine Antwort zu Ava zu blicken, konnte sie deren gequältes Lächeln sehen und auch die ganze steife Körperhaltung, so als würde Ava mit starkem Widerwillen diesen kleinen Spaziergang unternehmen. Jedoch bezog Martha Avas Verhalten nicht gleich auf das väterliche Treffen, sondern suchte gewohnt die Schuld bei sich selbst. "Oh.. ich, ich also wenn ich zu viele frage und dir das unangenehm ist, dann sag es ruhig, Ava. Ja? Ich will dir nicht zu nahe treten."