Es ging nicht in das Gästezimmer. Und auch nicht in Victors Bett. Stattdessen hatte Tsu-Angh wohl geahnt, dass sie nicht den ganzen Vormittag in der Küche verbringen sollte und hatte so mit Kissen und Decken und sogar einem sehr flauschigen Fell ein kuscheliges Lager auf dem einen Sessel im Wohnraum vorbereitet. Ein Schemel bot ihr die Möglichkeit, sogar die Füße hochzulegen. Im Kamin flackerte ein warmes Feuer und verbreitete Behaglichkeit. Runs Ahead war zutiefst gerührt und blinzelte tapfer die Tränen weg. Rasch schlüpfte sie aus ihrem Mantel und dem Kleid und ließ sich dann von Victor dick in die Decke einpacken. Dass er dann einen zweiten Sessel dicht neben den ihren bugsierte ließ sie lächeln. So konnte sie auch seine Hand halten.
Erneut dachte sie über die Situation nach. Hatte sie richtig gehandelt? Sie hätte statt hierher zu reiten auch zurück ins Lager galoppieren können um den Stamm zu warnen. Dann hätte vielleicht noch viele ihrer Leute fliehen können. Aber wäre das richtig gewesen? Hätte das wirklich etwas genützt? Eine Flucht bei dieser Witterung hätte auch für viele den Tod bedeutet. Zumal wenn sie nichts hätten mitnehmen können. Die Cheyenne waren eh schon am Ende ihrer Kräfte und die Lakota erst recht. Sie hatte darauf gebaut, dass dieser Konflikt eher durch andere Weiße, durch freundliche Weiße gestoppt werden könnte. Viktors Vater war auch Major und sie hatte geglaubt, dass er den anderen Major, Chief golden Leaf, überzeugen könnte, dass die Arapahoe keinen Krieg wollten. Jetzt hatte sich herausgestellt, dass Major Pellow zwar Major war aber kein Kriegshäuptling mehr war. Aber sein Wort hatte wohl noch immer Gewicht unter den Weißen, so wie es mit den ehemaligen Kriegshäuptlingen bei den Menschen des Volkes auch war. Ja, sie hatte sicher richtig gehandelt. Auch wenn ein leichter Zweifel blieb.
Sie fummelte einen nackten Arm aus der Decke heraus und griff nach Victors Hand. "Danke, dass Du so lieb bist!" sagte sie und schaute ihn dankbar und voller Liebe an. "Danke auch Dein Vater, dass er so tapfer ist zu helfen. Ich hatte gehofft... gewusst in mein Herz, dass er ein guter Mann ist. Und er ist. Ich weiß nun, dass alles gut ist am Ende. Mein Herz sagt mir. Vielleicht hat dein Vater Recht. Vielleicht. Es wäre so schön." Sie drückte Victors Hand einmal kurz, zog sie dann vorsichtig unter die Decke und legte sie auf ihre Brust. Die Kühle seiner Handfläche auf ihrer nackten Haut war sonderbar, fühlte sich aber lebendig an. Ja. Seltsam, aber in seiner Gegenwart hatte sie wirklich das Gefühl, dass vielleicht doch alles gut ausgehen würde...
So fuerchterlich der eigentliche Anlass auch war, Victor konnte nicht umhin sich innerlich ein wenig darueber zu freuen dass er im Umgang mit seiner ziemlich aufgeloesten Freundin anscheinend weitgehend richtig handelte. Sie beruhigte sich zumindest ein wenig, bat schuechtern um seine Gesellschaft und liess sich von ihm abtrocknen und dann ins kleine Wohnzimmer geleiten. Dort wiederum brachte sie ihn in nicht unbetraechtliche Verlegenheit indem sie ohne jeglichen Anflug von Scham ihre Kleidung ablegte - und ihm damit einen Satz roter Ohren verpasste. Tapfer riss er sich zusammen, ignorierte die ploetzliche Enge in seiner Hose und verpackte die junge Indianerin sorgfaeltig in die bereitliegende warme Decke. Erst als er neben ihr in einen eigenen Sessel fallen gelassen hatte, beruhigte sich sein Herzschlag wieder ein wenig sodass er trotz ihres extrem niedlichen Laechelns nun wieder einigermassen klar denken konnte.
"Ich habe doch nicht wirklich helfen koennen!", protestierte er verlegen angesichts des in seinen Augen unnoetigen Dankes. "Aber Vater ist wirklich ein sehr guter Mensch und wenn irgendjemand helfen kann, dann ist er es - und wenn er glaubte, nichts ausrichten zu koennen, dann waere er wohl gar nicht losgeritten. Wir koennen einfach nur hoffen und beten ... aber erst einmal bist Du hier bei uns in Sicherheit, denn ich werde nicht zulassen dass Dir hier jemand etwas zuleide tut." Obwohl sich das selbst in seinen Ohren ein wenig laecherlich anhoerte, stellte er fest dass er jedes dieser Worte ernst gemeint hatte. Seine indianische Freundin / Geliebte war bei ihm sicher, musste bei ihm sicher sein koennen, das verlangte schon seine Ehre als Gentleman. Und davon abgesehen wollte er sich eine Welt ohne sie gar nicht erst vorstellen.
Nenii zerrte an seiner Hand und zog sie dann unter die Decke, um sie auf ihrer nackten Brust abzulegen, womit sie erneut seine Ohren zum Brennen brachte. Er streichelte das weiche Fleisch unter seinen Fingern sanft und wehrte mit jeder Faser seines Anstands den animalischen Teil in ihm ab der dieser Einladung weiter folgen wollte. Nein, dies war bestimmt keine Einladung zu weiteren Vertraulichkeiten, die Indianerin war lediglich eingeschuechtert und fuehlte sich allein. Daher suchte sie den Kontakt zu einem anderen Menschen. Aber es war natuerlich ein Zeichen des Vertrauens zwischen ihnen dass sie ihn diese intime Stelle ueberhaupt beruehren liess.
Victors Hand war kühl im Vergleich zu ihrer Haut aber es fühlte sich gut an. Und seltsam vertraut. Runs Ahead drückte seine Hand mit der ihren an ihre Brust und schloss wieder die Augen. Sie atmete tief durch und fühlte, dass er wohl Recht hatte. Hier würde ihr nichts geschehen selbst wenn der Krieg ausgebrochen wäre und alle Blauröcke losgeritten wären um ihr Volk komplett auszurotten. Doch das glaubte sie nicht wirklich. Oder besser, sie hoffte es und fühlte es auch irgendwie in ihrem Inneren. Victor und sein Vater würden ihr schon helfen und ihr Pony, der Schmetterling, der sich ziemlich ungelenk vom Boden abhob und dabei so niedlich aussah, dass sie beide lachen mussten, kreiste dann um einen großen bunten Luftballon. Sogar der Wolf lachte mit, doch der sah sehr gruselig aus so dass sie sich hinter Victor verstecken musste. Aber Victor war ein guter Schütze und hatte den Wolf getroffen bevor sein Vater dazu kommen konnte um dem Tier mit gebieterischer Geste Einhalt zu gebieten. Sogar Chief golden Leaf machte ein betretenes Gesicht und der Ring um die Indianer, um ihr ganzes Volk und auch um die Cheyenne, die eben bereits von Blauröcken mit Gewehren eingekreist waren lockerte sich wieder und die Blauröcke traten zurück. Golden Leaf nickte und bat Major Pellow um Verzeihung doch wieso und was und...
Runs Ahead zuckte zusammen und wachte auf. Ma'heo, sie war eingeschlafen! Etwas verspannt lag sie in dem Sessel, nur bekleidet von ihrem Lendenschurz aber eingewickelt in eine flauschige Wolldecke. Vor ihr auf dem Tisch stand noch ein Becher mit etwas Tee. Runs Ahead fummelte ihren einen Arm aus der Decke heraus und griff nach dem Becher. Victor war nicht da. Aber wo war er? Sprach er mit Tsu-Angh oder zog er sich um? Ach, vielleicht musste er auch nur einmal. Es gab viele Gründe und keiner davon beunruhigte das Mädchen mehr. Sie fühlte sich sicher und wohl. Tatsächlich zufrieden lehnte sie sich wieder zurück in den Sessel und trank etwas von dem Tee der zwar kalt geworden war aber immer noch sehr lecker schmeckte.
ooc: Ich überlasse Dir, ob nur wenige Minuten oder mehr Zeit vergangen war.
Victor hatte die schlafende Nenii noch einige Minuten lang betrachtet und dabei sanft ihre Wange gestreichelt; wie friedlich und sorglos sie nun ausschaute! Das arme Maedchen musste nach den schrecklichen Ereignissen im Fort und der Flucht in ihrer vollkommen unzureichenden Kleidung vollkommen erschoepft gewesen sein. Aber nun hatte sie sich entspannt, war eingenickt und schien recht angenehme Traeume zu haben, denn sie hatte gelaechelt und dann sogar ein leises Kichern hoeren lassen. Der Junge hatte sie noch eine Weile betrachtet und sich an dem Wissen erfreut dass dieses wundersame Geschoepf sich anscheinend ausgerechnet in ihn verliebt hatte. Den Grund dafuer mochte er nicht so recht zu verstehen aber man sagte ja das Liebe die Sehfaehigkeit nachhaltig beeintraechtigte. Nach einer Weile hatte er dann den Raum verlassen um fuer seine Geliebte - was fuer ein Wort! - eine angemessene Mahlzeit zuzubereiten.
Nun betrat er, ein Tablett mit einem deftigen Essen aus Kartoffeln, Eiern und Speck balancierend, wieder das kleine Zimmer und war erfreut, Nenii wach und in anscheinend ruhiger Stimmung anzutreffen. Kritisch betrachtete er den wohlgefuellten Teller - die Zutaten waren ungleichmaessig geschnitten und das Ganze sah ueberhaupt nicht gleichmaessig aus. Zhuáng konnte um Welten besser kochen aber aus irgendeinem Grunde hatte Victor darauf bestanden, das Essen selber (und wesentlich schlechter!) zuzubereiten. Nun, zumindest der Geschmack war angemessen, hoffentlich reichte das! "Ummm ... ich habe Dir was zu essen gekocht.", meldete er sich verlegen zu Wort. "Du musst vollkommen ausgehungert sein. Und ich habe bereits einen Kessel fuer frischen Tee aufgesetzt ... ja. Moechtest Du ...?" Er bot ihr schuechtern das Tablett mit dem nun in seinen Augen ziemlich schaebig aussehenden Imbiss an.
Runs Ahead hatte wirklich keinen Grund zur Sorge gehabt. Victor war wohl aus dem Raum gegangen, weshalb auch immer, aber er hatte die Zeit auch genutzt um etwas zum Essen zu bereiten. Wie lieb!
Runs Ahead dankte ihm mit einem Lächeln. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte, doch sie fühlte erfrischt. Auch war ihr nicht mehr kalt, im Gegenteil hatten das prasselnde Kaminfeuer und die warme Decke dafür gesorgt, dass ihr unterkühlter Körper wieder schön warm geworden war.
Victor setzte das Tablett auf dem er zwei schöne große Portionen warmen Essens balanciert hatte vor ihr auf dem Tisch ab. Runs Ahead lächelte noch etwas breiter. Es gab gebratenes Fleisch, Eier und Kartoffeln. Ein gutes Essen auch wenn sie es nicht so getrennt voneinander zubereitet hätte. Sie mochte viel lieber alles in einem Kochbeutel als Stew zubereitet haben - auch konnte sie nur so kochen. Aber der Geruch war schön und die Aussicht, hier mit ihm zusammen zu essen machte es noch einmal so schön. Runs Ahead stellte fest, dass ihr Kummer, der sie hierher getrieben hatte, zwar nicht fort aber etwas in den Hintergrund gerückt war. Victor dagegen selber war wieder in den Vordergrund geraten. War sie wirklich so verliebt? Wohlmöglich. Zumindest konnte sie nicht an ihn denken ohne entweder dümmlich zu grinsen oder dieses seltsam ziehende Gefühl im Unterleib zu spüren. Oder beides.
"Danke!" sagte sie dann noch und wühlte sich dann mit beiden Armen aus der Decke heraus. Ihre Füße, die zuvor noch auf dem gepolsterten Schemel geruht hatten setzte sie auf den Boden, da sie anders nicht hätte essen können. Sie würden alleine essen. Nur Victor und sie. Denn sein Vater und Tsu-Angh waren ja zusammen mit einem weiteren Mann losgeritten ins Fort der weißen Soldaten. Und andere Männer gab es hier wohl nicht. zumindest kamen sie nicht zum Essen. Ob es Frauen hier gab... außer ihr jetzt... das wusste sie auch nicht, nahm es aber irgendwie nicht an. Und... ebenso irgendwie... gab ihr das ein gutes Gefühl.
"Das hast Du gemacht. Du bist ein echter Mann. Ich glaube, dass wir gut zusammen reisen können. Wir können beide leben draußen im Land." Runs Ahead meinte das so. Zwar war es Aufgabe der Frau, das Essen zu bereiten so wie es Aufgabe des Mannes war, die Jagdbeute nachhause zu bringen, aber es gab immer Zeiten, wo Frauen auch die Aufgaben der Männer übernehmen mussten und umgekehrt. Ein guter Krieger konnte sein Essen selbst zubereiten und auch sein Tepee selbst bauen und bestücken. So wie eine gute Squaw auch Waffen führen und Jagdbeute machen konnte. Nur mit dem Kämpfen, das war in aller regeln nicht so recht Frauensache. Aber auch da gab es Ausnahmen und zwei davon kannte sie sehr gut. Nur wollte sie jetzt nicht daran denken. "Ich bin tatsächlich hungrig. Danke!" Rund Ahead streckte beide Hände aus und nahm einen der Teller entgegen. Er war, wie so alles Geschirr hier in diesem Haus nicht aus Holz sondern aus diesem glatten Stein gemacht und noch immer wunderte sich das Mädchen, wie man Stein so dünn und dabei so glatt schleifen konnte. Was für eine Arbeit! Beim Ausstrecken der Arme war ihr die Decke bis auf die Hüfte herunter gerutscht aber das erschreckte das Mädchen nicht. Im Gegenteil erwärmte sie der Gedanke, dass Victor sie so sah wieder etwas. Sie wurde ein wenig rot, was man aber bei ihrer Hautfarbe nicht sehen konnte. Und Angst, so überrascht zu werden hatte sie auch nicht, denn Victor und sie waren ja ganz allein im Haus.
An steinerne Teller hatte Runs Ahead sich schnell gewöhnt. Nicht aber an metallenes Besteck. Es fühlte sich falsch im Mund an. Löffel und gabeln, die sie kannte, waren alle aus Holz oder Bein. Messer aus Stein mit Holz oder Bein und Leder gefasst. Aber eine Gabel aus Eisen zwischen den Zähnen war ihr nicht so ganz geheuer. Aber natürlich sagte sie nichts sondern genoss nur das heiße Essen und die sonnige Gegenwart ihres geliebten Mannes.
Das Nickerchen schien Nenii wirklich gut getan zu haben, denn auch wenn sie nach wie vor ein wenig blass war, laechelte sie ihn nun freundlich an und sie zitterte auch nicht mehr vor Kaelte. Ihr Laecheln wurde sogar noch etwas breiter als sie das Tablet erspaehte und wohl auch den Duft des frischen Essens in die Nase bekam. Victor wiederum wurden bei ihrem Anblick die Knie weich und er war sich nur zu bewusst dass sie unter der Decke keine Kleidung trug. Das Blut schoss ihm in die Wangen und er senkte verlegen ob seiner unangemessenen Reaktion den Blick - das war bestimmt das Letzte woran sie gerade denken wuerde und wollte! Aber dass sie nun ihre nackten Arme aus der Decke wuehlte, machte die Sache keinesfalls besser!
"Nun, ich kann nur relativ simple Gerichte kochen.", wehrte der Junge das Kompliment ab. "Von einem wirklichen Koch wie Zhuáng bin ich aber noch meilenweit entfernt - er ist ein wirklicher Zauberer am Kochtopf. Nun ja, Du hast ja seine Gerichte selber schon gekostet und weisst wovon ich spreche. Und um ganz ehrlich zu sein - selbst das Wenige, was ich selber an Gerichten hinbekomme, habe ich alles von ihm gelernt. Aber ich freue mich wenn es Dir schmeckt und dass Du mir irgendwann einmal mit mir reisen willst ... Ummm" Er verstummte denn Nenii schnappte sich einen der beiden Teller. Dies an sich war nicht fuer seine Sprachlosigkeit verantwortlich, es war eher die Tatsache dass ihr die Decke von den Schultern gerutscht war und sie nun mit nacktem Oberkoerper vor seinen staunenden Augen sass.
Mit grosser Anstrengung senkte er seinen Blick und murmelte verlegen: "Bitte entschuldige, ich wollte Dich gerade nicht anstarren, aber ich bin den Anblick nackter Maedchen einfach nicht gewoehnt ... besonders nicht wenn sie ich sie so mag. Ich weiss natuerlich dass das - besonders in der aktuellen Situation - vollkommen unangemessen ist. Kannst Du mir verzeihen?" Innerlich verfluchte er seine ueberaktive animalische Seite - diese wundervolle junge Frau hatte sich noch vor sehr kurzer Zeit mitten in einer Schlacht befunden und hatte vermutlich geliebte Menschen sterben sehen. Das Letzte, was sie gerade brauchte, war dass sich ein Freund, dem sie sich anvertraut hatte, benahm wie ein laeufiger Bulle auf der Weite. Hmmm, wurden Bullen laeufig oder nannte man es bei ihnen anders? Ach verflixt, das war doch gerade vollkommen egal ... warum war er nur so unkonzentriert?
Im selben Augenblick, als ihr kleiner Coup gelang, schämte Runs Ahead sich auch schon wieder dafür. Oh, sie war nach wie vor ganz schön doll in Victor verliebt. Und wenn man bedachte, wie viele Stunden sie beide miteinander verbracht hatten, erwiderte er ihre Gefühle ebenso heftig. Aber dennoch... Sie war hierhergekommen um Hilfe für ihre Freundin, Schwester und für den ganzen Stamm zu erbitten und nicht, um mit Victor herum zu albern.
Andererseits... sie schadete damit niemanden und wenn sie beide so gern miteinander zusammen waren, was sollte es denn dann? Außerdem würde sie jetzt ganz bestimmt nicht hektisch die Decke wieder hochzupfen und so tun als würde sie sich vor Victor schämen. Gewiss nicht!
"Wenn das Essen gut schmeckt und gut ist, ist es doch immer gut, ja? Dein Essen ist gut. Was ist mehr? Ich meine..." Das war aber ein Gestammel... Aber für solche Feinheiten in der Sprache fehlten ihr dann doch immer wieder die Wörter. Hoffentlich verstand Victor, was sie meinte.
Dass Victor dann aber bei ihrem Anblick rot wurde und sich dafür entschuldigte, sie anzuschauen, das ließ sie schmunzeln. Die Situation... ja, darüber hatte sie eben ja selber noch nachgedacht. Und ansonsten... sicher war das nicht fein. Auch eine junge Squaw würde es unziemlich finden, wenn ein junger Krieger so direkt wäre. Aber... sie war ja schon mit Victor verheiratet. jedenfalls nach taten, wenn auch noch nicht durch eine Zeremonie. Und sie waren alleine. Also?
"Ach, danke!" sagte sie einfach. "Ich mag Dich gern sehen. Und ich freue mich, wenn Du mich auch gern sehen magst. Ich weiss, dass das nicht... nicht... fein ist. Ja? Fein? Aber wir beide sind ja nicht fremd mehr, ja? Ich bin jetzt Frau. Nicht mehr Mädchen. Weil Du mich gemacht hast. Und es war wunderschön. Ich habe sehr, sehr gern gemacht mit Dir. Ich danke Dir!"
Das war jetzt ein Gesprächsthema, was sie normalerweise nur mit Sanuye erörtert hätte. Aber Victor war doch ihr Mann. Und sie waren alleine. Sicher durfte sie mit ihm darüber sprechen. Auch wenn er immer sehr verlegen wurde. Aber das war sehr niedlich und sie mochte es gern, wenn er errötete.
"Willst Du gern bei mir sitzen ja? Zu essen?" fragte sie dann. Denn es roch wirklich gut!
Zu seiner heimlichen Freude - und irgendwie war da auch eine gute Portion Verlegenheit dabei - bedeckte sich Nenii nicht etwa sondern blieb in aller Gemuetsruhe sitzen. Ihre Komplimente zu seinen bescheidenen Kochkuensten freuten ihn sehr und er bedankte sich ebenso artig wie erfreut dafuer - auch wenn er innerlich vermutete dass sie vielleicht nur hoeflich war. Obwohl, eigentlich klangen ihre Worte ja eher danach als koenne sie nicht verstehen was genau seiner Meinung nach mit dem Essen nicht stimmen wuerde ... Andererseits war sie natuerlich nicht an Zhuángs excellente Kueche gewoehnt und konnte daher bei den ihr fremden Gerichten natuerlich keine grossartigen Vergleiche anstellen. Potztausend, er wuerde sich so noch stundenlang im Kreise drehen koennen ohne dass er dieser Angelegenheit erfolgreich auf den Grund gegangen war! Daher beschloss er, sich einfach darueber zu freuen dass seine Freundin das Essen durchaus schmackhaft fand und es dabei zu belassen.
Anscheinend stoerte es sie auch gar nicht dass er sie so unverschaemt angeschaut hatte und sie gab sogar zu dass sie ihn ebenfalls sehr gerne anschaute. Auch unter Neniis Leuten schien es einen Sinn dafuer zu geben was sich gehoerte und offensichtlich war es auch bei ihnen nicht angemessen dass sich Fremde unbekleidet sahen. Aber wie sie sagte, waren sie sich ja nicht mehr fremd - er hatte sie zu einer Frau gemacht, sie hatte das sehr genossen und bedankte sich sogar dafuer. Er stellte entsetzt fest dass er wie das sprichwoertliche Lebkuchenpferd zu grinsen begann, ein ganz und gar wuerdeloses Schauspiel fuer einen jungen Gentleman! Aber das tat seiner Freude keinen Abbruch und er kuesste sanft Neniis dunkle Hand. "Es war fuer uns beide wunderschoen und das lag genauso an Dir ... ich bin jedenfalls sehr froh dass Du das mit mir geteilt hast ... "
Auf ihre Einladung hin nahm er nur zu gerne an ihrer Seite Platz und freute sich dass ihre Lebensgeister wieder erwacht zu sein schienen. "Dann solltest Du aber auch zulangen.", ruegte er sie milde. "Du wirkst immerhin ziemlich ausgehungert ..."
Victor grinste breit und wirkte für die junge Arapahoe auf einmal noch jungenhafter und so noch anziehender als sonst schon. Fast hätte sie alles stehen und liegen gelassen, wäre am liebsten aufgesprungen und hätte ihren Geliebten umarmt und an sich gedrückt. Doch natürlich ging das nicht und so musste sie sich damit zufrieden geben, ihn mit leuchtenden Augen anzustrahlen und neben sich Platz nehmen zu lassen.
"Ja!" sagte sie dann. "Ich habe gern geteilt. Und ich möchte immer wieder tun. So gern!" Und sie bedachte Victor noch einmal mit einem warmen Blick ehe sie seiner Aufforderung nachkam und aß.
Ausgehungert war sie eigentlich nicht. Auch wenn es Winter war und alle Familien mit den Cheyenne und den Lacota teilen mussten damit alle diesen Winter überstehen konnten, so hatte sie als einziges Kind der Familie nie wirklich zu wenig zu essen gehabt. Und dann hatte bei den weißen Soldaten ja auch einige der leckeren Kuhkies abbekommen. Andererseits war dies Essen heiß, hatte Victor es selber gekocht und es roch lecker. Also ließ sie sich nicht zweimal bitten und aß.
Es war lecker, o ja. Und als sie ihren Teller leer gegessen hatte leckte sie sich den Mund sauber und ließ sich dann in dem Sessel zurück gegen die weiche Lehne sinken und legte einen Arm auf ihren Bauch. Sie hatte etwas zu schnell gegessen, das merkte sie jetzt und kreiste daher mit der Hand ein wenig auf ihrem Magen herum bis sie leicht aufstoßen konnte. Dann erblasste sie. War das vielleicht ungehörig gewesen? Ihr Blick viel ein wenig scheu zu Victor, ob der sie wohl jetzt etwas indigniert ansah doch dann lächelte sie. nein, sein Blick ruhte vielmehr auf ihrem nackten Oberkörper und jetzt auf ihrem Gesicht. Er mochte sie leiden und lieben und schien sich selber nicht direkt daran zu stören, dass es ihr geschmeckt hatte.
Wieder einmal hatte er sich geirrt was die Reaktion seiner Freundin ... oder Geliebten, ein schoenes Wort ... anging - denn seine plumpen Worte stoerten sie ganz und gar nicht. Im Gegenteil: sie strahlte ihn mit leuchtenden Augen an, beschied ihm dass sie diese Zeit gern mit ihm geteilt hatte und - das liess seine Ohren brennen - dass sie sich ihm gerne immer wieder hingeben wollte. Gluecklicherweise widmete sie sich nun ihrem Essen und hatte daher moeglicherweise nicht mitbekommen, wie sehr sie ihn in freudige Verlegenheit gestuerzt hatte. Er wusste natuerlich genau dass Fleischeslust fuer jeden anstaendig erzogenen Menschen eine Suende darstellte, aber andererseits hatte er in Indien mitbekommen dass nicht alle Menschen es so sahen. Und immerhin bestand zwischen Nenii und ihm wirkliche Zuneigung und da war es doch verstaendlich wenn man ihr Ausdruck verleihen wollte, oder? Er beschloss, erst einmal nicht weiter ueber dieses spezielle Thema nachzudenken und sich lieber auf sicheres Terrain zu begeben.
Dies war allerdings in Begleitung seiner unbekleideten Freundin gar nicht so einfach, zumal er sie nun unwillkuerlich direkt anschaute weil sie vom guten Essen hatte aufstossen muessen. Moeglicherweise haette er sie - hoeflich und lieb natuerlich - gewarnt dass sie das in Gegenwart des Majors besser nicht tun sollte, aber der Anblick ihrer nackten Brueste fuellte seinen Kopf mit wohltuender Leere. Muehsam richtete er seinen Blick nun wieder auf ihr Gesicht und laechelte sie an: "Ich freue mich dass es Dir wirklich geschmeckt zu haben scheint. Moechtest Du vielleicht etwas ueberziehen? Auch wenn ich Dich immer gerne anschaue ... nun, mir fehlen dann immer die Worte und ... nun, ich mag nicht gerne wie ein Trottel herumstammeln."
Ja, das war wirklich ganz wunderbar fluessig vorgetragen - ein wahres Meisterwerk der Rhetorik ...
Sehr zufrieden mit sich seufzte Runs Ahead leicht. Sie hatte viel gewagt für ihre Leute - fast so wie eine richtige Kriegerin - und es sah zumindest so aus, als dass ihr Wagnis erfolgreich gewesen war. zumindest hatte sie erreicht, was sie erhofft hatte. Wenn Victors Vater Erfolg hatte - und selbst Victor schien nicht daran zu zweifeln - dann würde ein schlimmer Krieg vielleicht zu verhindern sein. Nur Sanuye und Anovaoo'o... ihnen konnte niemand mehr helfen.
Ein schlimmer Gedanke und das Mädchen mochte jetzt gar nicht mehr daran denken. Also blinzelte sie ein paar Male und wandte sich wieder Victor zu. Dieser hatte sie eben noch sehr glücklich betrachtet, was ihr beinahe das Blut zu Kopfe hatte steigen lassen, sie aber auch gleichzeitig sehr glücklich gemacht. Aber jetzt wollte er lieber, dass sie sich wieder etwas anzog. Die Begründung verstand sie leider nicht, da ihr doch immer noch etliche Worte fehlten. Wenn auch ihm Worte fehlten, dann... oh! Ihr Anblick verwirrte ihn. Das war lieb und ein klein wenig kokett erhob sie sich, ließ die Decke auf den Sessel sinken und meinte dann. "O ja. Das kann ich tun. Mein Kleid ist sicher wieder schön warm. Danke!"
Runs Ahead war schon 14 Winter alt und ahnte mittlerweile, dass sie hübsch war. Zumindest Victor mochte sie wohl gern leiden. Die Jungs aus dem Lager dagegen hatten noch kein größeres Interesse an ihr gezeigt. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. So schritt sie nur in ihren Lendenschurz gekleidet die paar Schritte zu dem Kleiderständer an den Tsu-Angh ihr Kleid gehängt hatte und war sich absolut bewusst, dass das Lendentuch ihres Schurzes ihre Hinterbacken kein bisschen verdeckte. Dann aber zögerte sie. Das Kleid war zwar vorn schon schön warm und auch weitgehend trocken, die Rückseite aber noch gar nicht. Wildleder trocknete eben nicht so wirklich schnell.
Unschlüssig stand sie dann neben dem Ständer und wusste nicht, was sie nun tun sollte...
Nenii schien zunaechst ein wenig verwirrt zu sein als er seine Bitte aeusserte, dann aber laechelte sie, erhob sich und ging zu ihrem Kleid herueber. Sie trug nun lediglich ihren Lendenschurz, der nicht wirklich viel dazu beitrug, ihren Leib vor seinen bewundernden Blicken zu verbergen. Nun haette es Victors gute Erziehung geboten dass er dezent den Blick abwendete um dem Maedchen seine Privatsphaere zu gewaehren. Das allerdings war ihm gerade irgendwie nicht moeglich, viel zu sehr genoss er den koestlichen Anblick vor seinen Augen - und das Wissen dass dieses schoene Geschoepf sich in ihn verliebt hatte. Wie genau das passiert war, das konnte er nach wie vor nicht so recht nachvollziehen, aber er freute sich dennoch sehr darueber. Wieder betrachtete er sie bewundernd von Kopf bis Fuss und genoss auf merkwuerdige Weise das ihm anerzogene Schamgefuehl bei diesem unerhoerten Vorgang.
Dann erst bemerkte er wie sie zoegerte und er verliess ebenfalls das Sofa um zu sehen ob er ihr vielleicht behilflich sein sollte. An ihrer Seite angekommen, erkannte er das Problem: das Kleid war noch nicht vollkommen getrocknet und wuerde es wohl auch fuer eine Weile nicht sein. Sogleich fiel ihm die Loesung ein und er legte eine sanfte Hand auf ihre Schulter. "Bitte warte einen kurzen Moment!", bat er. "Ich werde den Morgenmantel holen, den Du schon bei Deinem letzten Besuch getragen hast - der ist auch angenehm warm." Mit schnellen Schritten verliess er den Raum, nur um schon kurz danach mit dem angekuendigten Kleidungsstueck zurueckzukehren. Galant - und mit heimlichem Bedauern - half er ihr beim Anlegen und stand anschliessend ein wenig unsicher vor ihr. "Moechtest Du wieder Platz nehmen?", fragte er.
Er fuehlte sich wieder ziemlich verloren; seine Freundin hatte gerade moeglicherweise ihre Familie verloren - auch wenn Vater das nicht zu glauben schien - und er wusste nicht was nun von ihm erwartet wurde. Versuchsweise legte er einen troestenden Arm um Neniis Schultern und wartete mit angehaltenem Atem ab, wie sie auf die Geste reagieren wuerde.
Runs Ahead war nicht wirklich klar, was da genau in ihr vorging. Eigentlich müsste sie unglaublich fertig sein. Traurig. Und entsetzt. So, wie sie es eben noch war, bevor sie an Victors Tisch eingenickt war. Denn es war Krieg und zwei ihrer liebsten Freunde waren fast vor ihren Augen getötet worden und sie selber - so hatte es den Anschein - war nur mit knapper Not entkommen. Und doch fühlte sie im Augenblick kein Entsetzen mehr. Vielleicht lag das an ihrer Jugend. Oder daran, dass Victor ihr Geliebter war und sie mit ihm allein war... und fast nichts an hatte. Auf jeden Fall fühlte sie eigentlich eher innige Zuneigung zu dem weißen Jungen, der sich so lieb und fürsorglich um sie bemühte und dabei sogar so weit ging, ihr ihre Trauer, die sie doch fühlen sollte, zu lassen.
Eine Gänsehaut stellte sich an ihrer Schulter ein, als er sie sanft dort berührte. Und er bot ihr an, den weichen Mantel, den sie vorgestern hier schon getragen hatte, zu bringen. Das war wieder so lieb! Ach, wären doch nur alle Weißen so freundlich und liebevoll, wie schön könnte man mit ihnen zusammen leben. Sie seufzte leicht und nickte dann lächelnd. "Danke! Das ist sehr lieb!"
Victor setzte sich dann wieder auf das Sofa und bat sie, sich zu ihm zu setzen. O, nichts wollte sie lieber als das. Also ließ sie sich neben ihm nieder und kuschelte sich dann an ihn während er seinen Arm um ihre Schultern legte. Die tröstende Nähe half ihr, bewirkte aber auch, dass ihre Trauer sich wieder nicht einstellen wollte sondern sie fast unmittelbar ein gewisses Verlangen spürte! Das aber wollte sie nicht. Das war ganz falsch. Ihre Schwester lag doch kalt und tot im Matsch des weißen Forts und sie kuschelte hier mit einem weißen Jungen?
Ein wenig schockiert schaute sie aus den Augenwinkeln zu Victor. Aber er... er war doch kein Feind. Er war ihr Freund; ihr Geliebter; ihr Mann, der sie zur Frau... zu seiner Frau gemacht hatte. Der Mann, den sie liebte und den sie ach, so sehr begehrte. Und wenn das hundert Mal falsch war, sie konnte doch nichts dafür, dass sie so empfand, oder? Und außerdem war er lieb! Und liebevoll. Und er würde ihr helfen. Und sein Vater auch. Und vielleicht würde der Krieg ja doch noch abgewendet werden. Und das wäre dann Victors und seines Vaters Verdienst. War das nicht ein Zeichen dafür, dass er ein guter Mann war?
Runs Ahead war völlig verwirrt. Und spontan drehte sie ihren Kopf hin zu Victors Gesicht und küsste ihn heftig auf den Mund.
So sehr ein Teil seiner Selbst Nenii ohne jene Kleidung bevorzugte, so wenig passte dieser suesse Anblick zur aktuellen Situation. Daher war der Junge auch sehr erleichtert als sich das Maedchen in seinen Morgenmantel einkuschelte und nach einem niedlichen Dankeschoen wieder neben ihm Platz nahm. Sie schmiegte sich an ihn und auch wenn dieses Gefuehl in ihm natuerlich Begehrlichkeiten weckte, so ueberwog doch ein weniger animalisches Gefuehl angenehmer Gesellschaft. Es fuehlte sich gut und richtig an, einen geliebten Menschen neben sich zu haben und diesem Menschen Trost zu spenden. Und es schien dem Maedchen ebenfalls gut zu tun denn sie hatte sich weitgehend entspannt und zitterte auch nicht mehr - wenngleich auch ihr Herz nach wie vor noch ziemlich pochte. Aber ihr Atem war ruhig und weitgehend gleichmaessig.
Dann aber drehte sie sich ploetzlich zu ihn und kuesste ihn ohne Vorwarnung und ziemlich intensiv direkt auf den Mund. Instinktiv erwiderte er den Kuss eine Zeitlang, bis er sich vorsichtig von ihr loeste und sie volller Zuneigung aber auch durchaus verwirrt anschaute. "Das war schoen ...", meinte er unsicher, hielt sie aber nach wie vor schuetzend in seinen Armen. "Aber ich hatte jetzt nicht so wirklich damit gerechnet - und ich weiss auch nicht so recht was Du von mir erwartest?" Wie gerne haette er es sich (und vor Allem ihr) erspart, eine deartig unintelligente Frage zu stellen aber er wusste einfach nicht weiter und er hatte sie ja gewarnt. Hoffentlich wuerde sie nicht zu enttaeuscht sein dass er nicht sofort wusste, wie genau er auf diese besondere Kontaktaufnahme zu reagieren hatte. Himmel, gerade jetzt hatte sie einen anstaendigen Freund verdient, der von sich aus wusste was zu tun war und sie nicht einfach wie ein Hammel anstarrte!