Tristans Laune war nicht wirklich gut. Aber dieser grimmige Mann aus Montana lachte nun mal selten und wirkte so gut wie nie unbeschwert. Im Gegenteil zu Devlin. Und Tristan hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen, Nicht wegen seiner Laune, so war er nun mal. Sondern weil er seinen Bruder vorhin einen Kinnhaken gegeben hatte. Dies hatte er noch niemals getan, aber damals war er ja auch ein kleiner Junge, eben der Jüngere der Brüder und heute war er nur wenige Zentimeter kleiner als Jesse. Aber auch sonst hatte er das Gefühl, Unfrieden ins Haus zu bringen. Es war für ihn einfach doch sehr schwer, mehr am Leben teilzunehmen. Eigentlich wollte er sich ja auch einen Job suchen, weil er Jesse nicht länger auf der Tasche liegen wollte, aber wer würde ihm, dem Verrückten, schon einen Job geben. Zwar hatte er nie wirklich verstanden, was eigentlich so verrückt an ihm war, aber er ahnte irgendwie, dass dies mit Devlin zusammenhing. Nur wie, blieb ihm ein Rätsel. Und oft hatte er einfach auch nie die Chance gehabt, darüber näher nachzudenken, weil dann einfach Devlin aufgetaucht war. Das dieser sich immer seltener zeigte, verunsicherte Tristan zusätzlich. Das Leben war schon eins der kompliziertesten.
Und so lächelte er eher gequält und mit gesenkten Kopf, schaute immer wieder mal zu Jesse und auch Megan, die es auf eine wundersame Weise schaffte, meistens nur das Gute in jemanden oder einer Situation zu sehen. Nicht umsonst hatte er sich in sie verliebt, weshalb ihm diese Hochzeit eben auch erst erschreckt hatte, aber was erwartete er? Ihn wollte eh keine Frau. Und so hing Tristan dann eben doch wieder mal eher seinen tristen Gedanken nach und bekam nicht mehr so viel mit, auch nicht, wie Jesse an Megans Kochkünsten zweifelte. Nicht gerade die feine Art, aber er war ja auch nicht besser. Und so grinste er nur leicht, als ihn dann neckte, was das Geschichten erzählen anging. Nein, darin war er sicherlich nicht besonders gut ... außer damals bei seiner Tochter. Er seufzte kurz schwer. Jesse kümmerte sich dann um Megan und diese Zärtlichkeiten waren etwas, was er nur schwer ertragen konnte. Doch drüber nachdenken wollte er dann nicht.
edit: Und dann hatte Megan gefragt, was Tristan denn heute noch vorhätte und ob sie nicht gemeinsam feiern wollten. Feiern? Wie ging das? Oh, wie kam er sich dämlich vor. »Vielleicht später, ok? Ich lass euch erst einmal alleine.« murmelte er dann und vermochte Megan und Jesse nicht anschauen. Und es schien wirklich so, dass es wohl das beste wäre, Tristan einfach ziehen zu lassen.
»Ich gehe dann mal Holzhacken ... für den Ofen und den Kamin.« brummelte der Blonde dann nur. Er wollte einfach etwas sinnvolles tun und dabei alleine sein und auch die beiden nicht stören. Nein, heute war einfach nicht sein Tag. Und er hasste sich gerade einfach mal wieder. Er hasste dieses Selbstmitleid, wusste aber gerade einfach nichts dagegen zu unternehmen. DAs Holzhacken würde ihm gut tun. Und als Megan dann das Geschirr abräumte, stand auch Tristan auf. Jesse hielt ihn nicht auf. Aber Tristan hätte sich auch nicht aufhalten lassen. Und dann schnappte er sich seinen Hut und die warme Winterjacke, beides Geschenke von Jesse und verschwand nach hinten in den Garten, wo Jesse Feuerholz unter dem Vordach gelagert hatte, sowie einen Stumpf und eine Axt hatte.
Jesse tat es dann doch leid, dass er Megan gegenüber so offen war, was ihre Kochkünste anging. Er hatte es nicht böse gemeint und wäre er besser drauf gewesen, hätte er sogar darüber Scherze gemacht wie: Eine Frau sollte kochen und auch den Abwasch machen. Auf der anderen Seite kochte sie nun einmal nicht sonderlich gut und er hatte es nur gut gemeint, ihr Tipps zu geben, da er nun mal gerne aß und auch gerne und nicht schlecht kochte. Aber seine Megan war weniger gekrängt, als er erst glaubte und war froh darüber. Er war Streits und schlechte Laune eh gerade ziemlich leid. Und ähnlich wie Tristan war seine Laune noch nicht wirklich formidabel, auch wenn er das gut kaschierte. Zu viel beschäftigte ihn und nun auch noch Tristans anstrengendes Verhalten. Er hatte ein Machtwort gesprochen, was Tristan anging, war sich aber unsicher, wie das eigentlich rüber gekommen war. Aber über eines war sich Jesse im Klaren: Wenn Tristan sich noch einmal so aufführte wie vorhin, würde er ihn vor die Tür setzen, auch in diesem tiefen Winter. Jesse war eh noch immer unglaublich dünnhäutig wegen der Sache vor einer Woche. Etwas, worüber er aber nicht mehr sprechen wollte. Dennoch hatte die Entführung und all die Qualen durch Horatio und die erneute Vergewaltigung tiefe Wunden in Jesses Seele hinterlassen. Und wenn er ehrlich war, wollte er einfach nur noch seine Ruhe. In das Kaminfeuer starren, oder draussen am See sitzen und auf diesen hinaussehen, wo sich sein Blick verlieren würde, einfach, weil er vergessen wollte. Aber er wollte auch eben stark sein, schliesslich war er ein Mann. Und auch wenn er inzwischen sogar akzeptiert hatte, auch dank Megan, dass er so sein sollte, wie er eben war, eben auch verletzlich, wollte er gerade jetzt für Megan stark sein. Schliesslich erwartete sie ein Kind.
Und so hatte er es genossen, die Nähe zu ihr und ihre grenzenlose Geduld mit ihm und Tristan. Dafür bewunderte er sie und liebte sie auch deswegen. Niemand anderes hätte ihm gerade besser getan als seine willensstarke Megan, deren Geduld grenzenlos schien. Und es war Megans Lachen und Lächeln, eben wie ein Sonnenschein, dass ihn beruhigte, ihn sicherer machte, als er sich fühlte und vor allen eines tat: Ihm Kraft in kleinen Momenten gab, wo er sich eigentlich schwach fühlte. Er wollte einfach auch etwas zurückgeben, auch wenn er sich manchmal nur noch so fühlte, dass er sich auf ihrem Schoß einrollen wollte oder ganz alleine sein wollte. Denn nun kam auch noch das Problem mit Tristan, aber auch das würde er irgendwie noch hinkriegen. Das Tristan seine Jagd nicht gerade ausfühlich erklärte, war eigentlich typisch für seinen Bruder. Der war seit damals in der Kindheit wirklich sehr wortkarg.
Und so hatte Jesse Megan lieb zugelächelt, als sie scherzte und es doch ehrlich meinte mit den Tipps für das Kochen und dann dem Abwasch. Aber es kam dann kein lustiger Spruch von dem Pianospieler, der in der letzten Zeit ein wenig von seiner lockeren Art und seines Humors eingebüsst hatte. Außerdem sprach dann Tristan auch bezüglich der Feier. Und dieser verzog sich schliesslich zum Holzhaken und Jesse war nicht mal enttäuscht. Es war vielleicht besser so, denn Jesse war immer noch ziemlich perplex wegen dem Kinnhaken. Dass es noch viel zu besprechen gab, war keine Frage. Aber das Tristan ihm auf diese Weise etwas klar machen wollte, machte Jesse fast sauer, aber eben auch enttäuscht und recht ratlos. Aber Dank Megans liebevolle Art war seine Wut fast verraucht und seinen Dampf hatte er ja eben noch abgelassen, nun war ihm selber auch nur nach Ruhe. Somit eigentlich auch nicht zum Feiern. Aber er wollte für Megan da sein, möglichst so, ohne sich zu verstellen. Und so sagte er nichts, als Tristan dann rausging, um Holz zu hacken.
»Nun sind wir alleine, mein Spatz und ehrlich gesagt ist es mir auch lieber. Ich werde aus Tristan einfach nicht schlau.« Dann lachte er kurz auf und ging noch auf das andere ein: »Nein, also den Abwasch hasse ich wirklich und lass das Zeug doch nun einfach stehen. Es rennt ja nicht davon. Ich möchte ... ich möchte den Moment mit dir nun einfach geniessen, auch wenn mir selber nicht nach einer feucht fröhlichen Feier zu Mute ist. Aber wir können diesen Tag doch auch anders feiern, oder? Nur wir zwei?« Und dann nahm Jesse Megan das Geschirr ab, stellte es auf die Anrichte in der Küche und trat vor seine Liebste. Er schaute sie dann einfach nur an, fasste sie an ihre nun freien Hände und legte den Kopf leicht schief. Er wollte soviel sagen und brachte kein Wort hervor. Megan kannte ihren Jesse. Er riss sich gerade sehr zusammen. Aber nicht, weil er sich nicht traute, sondern weil er glaubte, dass es so einfach besser war, weil er seine Megan liebte und für sie da sein wollte.
Im Kamin knackte und knisterte das Feuer und spendete helles Licht und Wärme. Acuma hatte es sich davor gemütlich gemacht, auch wenn er immer wieder seinen Kopf hob, seine Ohren aufstellte. »Kann ich dir etwas Gutes tun, mein Sonnenschein?« fragte Jesse dann einfach nur, hielt ihre Hände und blickte sie an, noch etwas müde, denn heute war der erste Tag, wo er nach der Woche und den Strapazen wieder auf den Beinen war. Aber so müde sein Blick und sein Körper auch war, er meinte es ehrlich. Und dann hob er eine Hand und strich mit den Fingern sanft über ihre Wange und er versuchte sie anzustrahlen, nur eben noch erschöpft, aber ehrlich.
Tristan verabschiedete sich zum Holzhacken und Megan nickte ihm einfach nur nach. Jesse überliess dann grosszügig den Abwasch ihr, worauf Megan ihn ein wenig gespielt vorwurfsvoll anschaute. War klar. Dreck machen beim Kochen und ihr dann das sauber machen lassen. War irgendwie zu erwarten gewesen, aber im Grunde auch nicht wirklich schlimm. Zumindest geteilte Arbeit und es nahm ihr wenigstens das Kochen ab, bei dem sie nunmal relativ talentlos war. Den Abwasch jetzt sollte sie dann erstmal stehen lassen. Ein guter Gedanke, denn er hatte recht. Sie sollten den Tag feiern, nur er und sie, ganz für sich. Zumindest bis sie ins Café gingen um zu ergründen was Mr Brown wollte. Jesse ergriff ihre freien Hände und sah sie mit leicht schräg gestelltem Kopf einfach nur einen Moment an. Megan versenkte ihren Blick in seinen blauen Augen und lächelte ihren liebsten Jesse einfach nur an. Ein Lächeln das all die Wärme in sich trug die sie im Herzen fühlte. Das leise knacken des Holzes im Kamin waren die einzigen Laute die im Raum zu hören waren. Eine stille kommunikation, von Herz zu Herz, nicht mehr war nötig. Er rang mit sich, sammelte Kraft, das konnte sie ihm irgendwie deutlich ansehen. Ihr etwas Gutes tun? Die Frage kam letztendlich von ihm und ja, es gab da etwas.
Sie schloss die Augen geniesserisch, als er ihr sanft mit dem Finger über die Wange strich. "Ja, kannst du." Lächelte sie und zog ihn zu dem Bett. Ausser den Schuhen legte Megan allerdings nichts ab auf dem Weg zu dem grossen Schlafmöbel. Sie schmunzelte Jesse mit einem warmen funkeln in den Augen an, während sie ihn dorthin zog.
"Lass uns auf dem Bett liegen, einfach nur Arm in Arm und einander Nähe geniessen, hmm?" sagte sie, wobei dies Frage und Bitte in einem war. Sie wusste ja nicht inwieweit Jesse bereit war sich solcher Nähe schon wieder auszusetzen. Sex hatte Megan, im Gegensatz zu heute Morgen, keinen im Sinn. Einfach nur liegen, bei Jesse im Arm, seine Nähe spühren und ihn die ihre spühren lassen. Das war es was sie im Moment wollte.
Jesse liess Tristan auch einfach ziehen. Zwar ahnte er, dass es seinem Bruder nicht gut ging, so wie er es damals ahnte, in Kind eben, aber diese Zeiten waren eben vorbei und doch wollte Jesse seinen Bruder nun einfach in Ruhe lassen. Beide hatten Probleme und er liess seinen Bruder ziehen, weil er glaubte zu wissen, dass dieser einfach alleine sein wollte.
Jesse selber hatte eh genug Probleme und auch wenn er immer gerne half, so war ihm gerade nur danach, egoistisch zu sein und Megan tat alles so liebe, nach dem er sich auch sehnte. Sie zog ihn auf das Bett, aber einfach nur, um ihm nahe zu sein. Und Jesse war sehr froh darüber. Auch über ihre Worte. Und so legte er sich neben Megan, aber eher aufrecht und schaute seine Megan liebevoll an. Auch er genoss es einfach, bei Megan zu sein, ohne einer Verpflichtung. Auch er genoss, sie einfach nur anzusehen, ihr nahe zu sein. Und das zeigte er dann auch.
Als sie so beianander waren schaute er Megan intensiv ins Gesicht, strich ihr eine Strähne aus der Stirn und schaute sie verliebt an. Aber er schaute sie noch sehr viel intensiver an. Mit seinem Finger berührte er ihre Konturen, ganz sanft und blickte glücklich zu ihr. »Weisst du eigentlich, wie schön du bist, mein Schatz?« Und dann fuhr er mit seinen Fingern sanft an den Konturen ihres Gesichtes lang, berührte ihre Lippen, ihre Augenbrauen. Er erforschte mit seinen Fingern sehr intensiv ihr Gesicht und schaute sie dabei liebevoll an. Und Jesse lächelte sie verliebt an. Zwar war da noch ein Teil seiner Sorgen zu sehen, aber Jesse bemühte sich, dies nicht zu zeigen. Weiter strichen seine Finger über Megans Gesicht, sehr behutsam. Und er lächelte. »Wenn ich dich nicht hätte ... mein Spatz ...« hauchte er.
Ihr Grosser folgte und gemeinsam lagen sie dann auf der Tagesdecke des Bettes, eigentlich mehr halb sitzend. Jesse an die Kopfseite des Bettes gelehnt, Megan in seinen Arm gekuschelt, bis er sie ansah und ihr eine Strähen aus dem Gesicht strich, ihre Gesichtskonturen nachmalte mit den Fingern. Ein sehr liebevoller Blick folgte seinem Finger bei seiner Rundreise durch Megans Gesicht, über die Augenbrauchen, die Wangenknochen, ihre Lippen. Einfach jeden Aspekt ihres Gesichts erkundete er so. Ihre braunen Augen erforschten sein Gesicht, während er so mit dem ihren spielte. Seine Brauen, seine Nase, seine Augen. So ein zauberhafter Mann. Megan strahlte ihn breit an als er ihr das Kompliment machte. Sie entsprach nun nicht wirklich dem Schönheitsideal, war viel zu dürr, fast schon burschikos in ihrer Erscheinung, aber er liebte sie trotzdem, fand sie trotz allem wunderschön. Ein hauch eines verlegenen Rotes trat auf Megans Wangen und verlieh dem blassen Gesicht eine deutlich gesundere Farbe als vorher. Es gab keinen Grund darauf zu antworten. Schönheit war etwas sehr subjektives. Er fand sie schön, andere bestimmt nicht aber das war ihr egal. Der um den es ging fand sie schön, so wie sie war und auch wenn Megan ihre ganz eigenen Problemzonen hatte, er liebte sie und das war es was zählte.
Kurz streichelte ihre Hand die Wange von Jesse, schmunzelte bei dem leicht kratzigen Gefühl seines Bartes unter ihren Fingern. Weich aber doch irgendwie auch nicht, je nachdem wie sie die Hände über das Gesichtshaar streichen liess. "Du hast mich aber..." neckte sie ihn mit einem sehr kurzen vorstreckem ihrer Zungenspitze, gab Jesse einen raschen Kuss auf dessen Nasenspitze und strahlte ihn an. "Und daran wird sich auch nichts mehr ändern. Meiner..." ihre Hände ergriffen beide Wangen von Jesse und sie strahlte weiter. Sie könnte immer noch Platzen vor Freude. Dann kuschelte sie sich in seinen Arm, halb auf der Seite liegend und seine Brust als Kissen verwendend. Einfach nur liegen, seine Wärme spühren und durch das Hemd dem leisen Schlagen seines Herzens lauschen. Ein Herz das nun für sie schlug. Sie hätte ewig so liegen bleiben können, ihn so nahe und in ihrem Kopf fröhliche Bilder, von Hochzeit, von einem Leben mit ihm und den Kindern die sie bestimmt haben würden. Innerlich sinnierte sie darüber, wie schön es doch war das ein einziger Mensch einen anderen so derart auf den Kopf stellen konnte und dann auch noch, ohne wirklich etwas dafür zu tun. Sie hatten sich ja nie wirklich den Hof gemach, oder Signale gesendet in irgendeiner Form. Es war einfach nur passiert...
Tristan ist gegangen, Megan und Jesse dann alleine
Es hatte fast den ganzen Tag gedauert, so kam es Jesse zumindest vor, dass er seine Megan endlich wieder richtig geniessen und ansehen und hatte eben wirklich sehen können, denn vorher war der ganze Tag nur mit Horrorvisionen bestückt gewesen. Nicht von Megan, sondern von Horatio. Aber nun schätzte er diese Zweisamkeit hier auf dem Bett. Sie erkundeten sich beide und es tat Jesse mehr als gut. Es war einfach nur schön, für einander da zu sein, mehr noch, den anderen zu erkunden, kennenzulernen, auch wenn sie sich kannten. Und Megan bestätigte dann, dass sie sich hätten. JHa, sie hatten sich gefunden und es war wundervoll und Jesse wollte all die Sorgen vergessen. Aber er konnte nicht. Dennoch wollte er den Augenblick mit Megan einfach nur geniessen und tat es auch. Er wollte gerade nicht an all die Sorgen denken, die sonst seine Gedanken und seine Laune verdunkelten: Horatio und immer wieder Horatio Jones. Nein, Jesse spürte, dass er dem zwar nicht durch Gedanken entfliehen konnte, aber er wollte den Moment geniessen, den Moment mit Megan. Denn für den Augenblick waren sie in Sicherheit.
Sicherheit. Jesse fragte sich, was dieser Begriff schon bedeutete. Aber er wusste es: Sich frei fühlen. Eben sicher. Im Zuchthaus war er nicht sicher, obwohl man ihn dahin gesperrt hatte, damit die Gesellschaft vor ihm sicher war. Tja, das Leben war schon seltsam. Dabei hatte Jesse der Menschheit nie etwas tun wollen, aber es kam eben anders. Und durch das Zuchthaus hatte sich sein Leben noch mehr in eine lebenslängliche Strafe verwandelt. Er hatte nicht nur seine Strafe für einige Jahre abgesessen, nein, er hatte dort seinen Alptraum des Lebens kennengelernt und durch ihn mehr gelitten, als durch alles vorherige. Doch Jesse wollte leben, wollte vergessen. Aber Horatio war einfach nicht zu vergessen. Dennoch war Jesse gerade bei Megan und genoss die gegenseitigen Berührungen. Jesse war dabei auch sehr liebevoll und liess aber auch Megan ihn berühren, er war fast wirklich entspannt. „Es tut gut zu wissen, dass du da bist, mein Spatz, ehrlich ...« raunte er dann leise, während er ihre Berührungen genoss und lächelte leicht. Ja, er versuchte zu geniessen. Aber es fehlte etwas. Das lag nicht an Megan. Es lag an Jesse. Er kam einfach nicht wirklich zur Ruhe. Denn auf einmal starrte er seltsam kurz und abwesend vor sich hin. Diese erneute Vergewaltigung nach all den Jahren durch Horatio saß ihm noch tiefer in den Knochen, als er es bisher zeigte. Er wollte aber diese Verletzlichkeit einfach nicht zeigen, nicht, weil er Megan nicht traute, sondern weil er unter seiner eigenen Scham litt. Und dann dachte er an Matt. Seinen jungen Freund. Wie es ihm wohl ging? Er hatte ihn gesehen, damals. Was wusste er? Und überhaupt: Jesse hatte ihm so danken wollen, wie auch den anderen. Aber es kam alles nie so, wie man es sich wünschte, das kannte Jesse schon. Dennoch gab er selten auf. Und was war mit seinem Bruder Tristan? Der ja anscheinend echt verrückt im Kopf war. Auch darum wollte sich Jesse doch kümmern, denn auch wenn er ein Draufgänger war, so sorgte er sich schon um all jene, die er mochte und liebte. Und nun? Nun wollte er einfach nur etwas Frieden. Er wollte einfach nur etwas Ruhe, um neue Kräfte zu sammeln. Für Megan und das Kind und ja auch für Tristan und sich selber. Jesse wollte stark sein und nicht überfordert. Er musste und WOLLTE stark sein. Aber er spürte auch, dass er das alleine nicht schaffte, denn seine Megan war auch da und sie war viel stärker als er selber, auch wenn er das würde so niemals wirklich eingestehen wollen, einfach, weil die Schläge seines Vaters zu tief saßen, dass er endlich mal wie ein richtiger Mann handeln und denken solle ...
Wie auch immer. Jesse genoss dennoch diese Zweisamkeit mit Megan und trotzte all seinen Ängsten und Einflössungen von früher. Jesse kuschelte sich liebevoll an Megan und sagte dann nur: »Ich danke dir dafür, dass du da bist. Wir schaffen das schon gemeinsam, da bin ich mir sicher.« Und dann küsste er Megan liebevoll auf die Stirn. Er hätte gerne noch etwas zu seiner Sorge wegen Horatio gesagt, aber dann war ihm einfach nur danach, die Zweisamkeit mit Megan zu geniessen und er genoss es unglaublich ... und er begann sie einfach nur liebevoll auf dem Unterarm zu streicheln. Und dann schmiegte er sie einfach an sich, oder aber er schmiegte sich an sie ... er hatte das Gefühl, als wäre Megan eine Seelenverwandte, mit der er gerade gerne würde verschmelzen ... denn als dass sah er sie schon lange ... und so kuschelte er sich einfach fest an sie. Ohne weitere Worte-
Eines der wunderbaren Dinge im Leben mit Jesse war, das viele Worte nicht wirklich nötig waren. Sie hatten ein Band, so wie sich Megan als Mädchen immer die Liebe vorgestellt hatte. Eine stumme Kommunikation bei der der Partner im Gesicht des anderen ablesen kann wenn etwas nicht stimmt, wie der andere sich fühlt. Wo man an den Augen die Stimmung ablesen kann, einen Blick direkt in die Seele des geliebten Menschen. Ein Band, das beide immer wieder zueinander zog, das jeden Moment der Trennung des Sonnenlichts beraubte, ihr die Wärme entzog. Anders liess es sich nicht mehr beschreiben. Der Mann, in dessen Arm sie lag erfüllte ihr ganzes Leben, ihr ganzes Sein. Megan spührte den Schatten der über ihnen schwebte, oder zwischen ihnen stand sehr gut, auch wenn er sich nicht ganz festmachen liess. Sie war zwar blond aber keineswegs dämlich und sie ahnte sehr wohl was in Jesse vorging. Ein sensibler, mitfühlender Mann wie er, der sich in seiner Männerrolle zurechtfinden musste. Stark sein. Das war es doch was den Jungs immer wieder eingetrichtert wird. Jungs sind stark, Jungs weinen nicht und dieser ganze Mist. Vor ihm lag eine schwere Zeit, eine harte Probe. Einerseits, so fühlte sie es, wollte er nur noch in Ruhe gelassen werden, für sich fertig werden mit dem was passiert war. Ein anderer Teil von Jesse wollte Rache, aber ohne zu wissen wie und woher die Kraft kommen sollte und ein dritter Teil wollte das alles hinter sich lassen, seine Ruhe haben uns sein Leben geniessen. Dann kan nun noch sie dazu. Einerseits eine Stütze und Hilfe für Jesse, das sagte er ja oft genug, aber sie war auch ein Hemmschuh, eine Schwachstelle für Jesse. Über sie war er angreifbar, erpressbar. Eine schwierige Situation.
Ihr Grosser streichelte sanft ihren Unterarm und strahlte auf einmal deutlich mehr zufriedenheit aus als eben noch, entspannte spührbar, was auch Megan ein gutes Stück mehr entspannen liess. Eng kuschelten sie sich aneinander und Megan betrachtete Jesse, zumindest was sie von ihm sehen konnte, mit einem warmen, sehr verliebten Blick. Sie ruckelte sich in der Umarmung zurecht, so das sie sein Gesicht betrachten konnte. Ihr kleine Hand streichelte seinen Bart, ein neuer Aspekt an Jesse aber der Bart stand ihm und Megan mocht das Gefühl seiner Barthaare an ihrer Hand. Mit dem selben Blick, begleitet von einem seichten Schmunzeln wanderte ihr Blick über das geliebte Gesicht, nahm jedes bischen auf, als wollte sie ihn in ihr Gedächtnis einbrennen. Schliesslich rekte sie den Kopf vor und küsste ihren Jesse. Sanft, ohne jedliche Forderung. Einfach nur eine sanfte Berührung ihrer Lippen an den seinen, nur diese simple Berührung geniessend.
Megan und Jesse alleine (Eigentlich in Jesses Bett)
Jesse genoss diese Zweisamkeit immer mehr. Zuerst, ja, da war er noch sehr angespannt gewesen, einfach weil die Zeit schlecht und anstrengend war. Er war kaum zur Ruhe gekommen, konnte die Zeit mit seiner Megan kaum richtig geniessen vor lauter Paranoia. Aber nun, wo sie so zusammen lagen, in so einer schönen Zweisamkeit war es, als würde er endlich begreifen, wie gut es ihm eigentlich ging. Hätte er Megans Gedanken lesen können, wäre er noch glücklicher gewesen, denn die Art und Weise, wie sie ihn verstand, war wunderbar, aber vielleicht hätte es ihn als Mann auch beschämt. Aber er konnte diese Gedanken nicht lesen und es war gut so. Denn Megan schätzte Jesse genau richtig ein, er mochte einfühlsam und sensibel sein, aber er war immer noch ein Mann, der glaubte, dass alles irgendwie alleine schaffen zu müssen. Doch er war weit davon entfernt, auch wie ein solcher Mann zu handeln, denn er war sich nicht zu schade, Megan teilnehmen zu lassen, sie als Ganzes zu akzeptieren. Und er war darüber sehr glücklich. Megan war kein Frauchen, das alles tat, was er wollte und auch niemand von jenen Frauen, die nur gegen angingen. Zwischen den wenigen wirklichen liebevollen Beziehungen hatte Jesse nämlich so einige Frauen kennen gelernt. Aber das war gerade nicht wichtig.
Jesse liess sich seit langem ein wenig fallen. Er genoss die Zweisamkeit mit Megan gerade über alles und fast kam es ihm so vor, als würde er jeden erschiessen, der diese Zweisamkeit stören würde. Natürlich würde er das nicht tun. Aber er genoss es unendlich. Wie sie seinen Bart streichelte, sein Gesicht, wie sie ihn küsste. Und Jesse spürte etwas, von dem er glaubte, dass es erst einmal für immer verschüttet worden wäre: Begehren. Er spürte, wie er fast mehr wollte von Megan, wie er sie leidenschaftlicher sah also noch die Woche über. Es regte sich etwas in ihm, in seinem Körper. Es war nur ein kleiner Moment, der leider dann wieder von seltsamen Ängsten und Erinnerungen überschattet wurde, aber da war etwas: Megans Berührungen machten ihn an. Wenn auch eben noch nicht so, wie vor dem Zusammentreffen mit Horatioa. Aber Megan war ja nicht Schuld. Und so genoss er, wie sie sich aneinanderkuschelten, sich berührten, auch ganz ohne Worte.
Jesse erinnerte sich inzwischen mehr und mehr an seine Vergangenheit und er wusste: Es gab eigentlich nur drei Frauen in seinem Leben. Wynona und Megan und dann gab es da in der fernen Vergangenheit noch jemanden, doch er erinnerte sich leider noch nicht an ihren Namen. Aber das war gerade auch nicht wichtig. Wichtig war nur das hier und jetzt. Und Jesse übertrug sein momentanes Glück auf Megan. Er war für sie da, streichelte sie sanft und erwiderte ihren Kuss. Fast ein wenig leidenschaftlich, doch als er sich dann doch etwas zurückzog, da hoffte er, dass Megan spüren würde, dass es nicht an ihr lag, sondern an dem, was er noch nicht ganz verarbeitet hatte: Die erneute Vergewaltigung durch Horatio. Die Erinnerung daran, was ihm über Jahre widerfahren war. Als junger Mann von gerade mal 15 oder so. Er wollte daran nicht denken.
Jesse wollte seine Megan geniessen und wollte mit seinen Gedanken bei dieser so wundervollen Frau sein, die ihm einfach nur mehr als gut tat. Er bewunderte diese kleine Frau, die so voller Hoffnung und Lebensmut steckte und von der er inzwischen sagen wollte, dass es ihm ohne sie sonst viel schlechter ging. Jesse berührte und küsste Megan dann ebenfalls immer wieder, erst ohne Worte und doch mit einer gewissen Zurückhaltung. Einfach, weil es ihm noch schwer fiel, weiter zugehen. Aber er spürte eben auch, dass Megan dies verstand, was ein weiterer Grund war, warum er sie so sehr liebte. Megan war einfach perfekt und er wurde sich immer mehr darüber im Klaren. Seine Megan war geduldig und sagte dennoch ihre Meinung, aber sie verstand dies auf eine so charmante Art zu tun, dass es einen ... nein Jesse einfach beeindrucken musste. Und selbst wenn sie mal ausser sich war, was selten war, liebte er sie, denn eines wusste er: Megan war die Reinheit und Ehrlichkeit in Person.
Und so strahlte er sie an, streichelte sie, küsste sie und lächelte sie einfach an.
Doch als würde er es ahnen oder für nötig halten. sprach er dann doch etwas an, was ihm einfach auf dem Herzen lag. Wenn nicht jetzt dann nimmer.
»Megan? Ich danke dir so ...« begann er und gab ihr mehrere kleine Küsse in Abständen zwischen seinen Worten auf ihren Mund.» Ich geniesse das sehr mit dir, wirklich ...« Natürlich brauchte Jesse ein paar Worte.
Doch dann schaute er sie ernster an als eben noch. »Ich bin sehr glücklich, sogar mehr als das, dass du meine Frau werden willst, wirklich, denn ich liebe dich. Aber das habe ich schon gesagt.« Jesse versuchte seine Unsicherheit zu überspielen. »Aber du weisst auch, dass ich kein einfacher Mensch bin und das es da noch eine große Menge an Problemen gibt ... naja ... ich wollte ... es dir nur sagen. Nein, eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass ich so unglaublich froh bin, dass du dass mit mir durchstehen willst ...« Es war Jesse fast peinlich, wie er hier rumredete. Aber so war er nun einmal. Er war zur Zeit einfach sehr verletzlich und wusste sich nicht auszudrücken. Aber er zeigte Megan gerade, wie sehr er saie brauchte, wie sehr er sie liebte und dass er sich ihrer sicher sein konnte, was das Wichtigste war.
»Also was ich sagen wollte ... es wird nicht einfach mit mir.« Nur kurz senkte Jesse seinen Blick, aber er war auch stark genug, Megan dann wieder anzuschauen. Doch es war wieder typisch. Jesse schien sich ein wenig für seine Schwäche zu schämen, aber er versuchte sich dieser Schwäche auch offen zu stellen.