Sie hatte nur wenig geschlafen und das bißchen Schlaf das sie bekommen hatte war auch unruhig gewesen. Trotz alledem fühlte sich Megan nicht müde, war im Gegenteil von einer wahren Hochstimmung erfüllt. Aufregung und Vorfreude hatten ihr den Schlaf geraubt und als sie es schliesslich nichtmehr ruhig im Bett aushielt, schlüpfte sie vorsichtig unter der Decke hervor, um den Mann neben ihr nicht frühzeitig zu wecken. Noch war Jesse immer noch ein wenig angeschlagen, auch wenn sein Fieber mittlerweile weg war, so wollte sie ihm dennoch ein wenig Ruhe gönnen. Leise schlich sie zur Tür des Schlafzimmers, nahm das Nachthemd vom Haken und schlüpfte hinein. Auch diese Angewohnheit, ohne Kleidung zu schlafen, dürfte bei den Bewohnern der Stadt für Kopfschütteln sorgen, wenn sie es je erfahren würden. Wie so einiges an ihr bei den Bewohnern für Kopfschütteln gesorgt hatte. Wie sie gestern Abend das Kunststück fertig gebracht hatte, nichts von ihrem Arztbesuch zu erzählen und den Erkenntnissen, die selbiger gebracht hatte, wusste sie selber nicht so recht, aber die Vorfreude auf den Kirchgang, ihren ersten Kirchgang mit Jesse, hatte sicherlich einiges damit zu tun gehabt. Im Wohnzimmer zog sie ihren Mantel über, schlüpfte in die Schuhe und verliess das Haus durch die Hintertür, nicht etwa um einen Stall zu gehen und die frischen Eier zu sammeln, zu dieser Stunde hätte sie wohl auch einen empörten Blick des Hahns bekommen, sondern lenkte ihre Schritte zu dem Toilettenhäuschen. Den Temperaturen entsprechend, hielt sie den Besuch kurz, nahm auf dem Rückweg einen Eimer Schnee mit ins innere für Kaffee und die morgentliche Waschexkursion.
Leise schob sie die Tür ins Schloss und auch alle weiteren Arbeitsschritte erledigte sie so leise es eben ging. Leise genug, das Jesse hinter der Schlafzimmertür nichts mitbekam. Ofen anfeuern, Eimer auf den Ofen, ein paar gute Handvoll Schnee in den Kochtopf. Dann holte sie Brot hervor, notierte geistig das sie später frisches würde backen müssen, fingerte nach dem Käse und schliesslich dem Schinken am Haken von der Decke. Sie schnitt mehrere Scheiben von beidem ab, dekorierte alles auf einem Tablett, räumte Käse und Schinken wieder fort und began damit die restlichen Kaffeebohnen zu mahlen. Nur noch ein kleiner Beutel der liebgewonnenen Bohnen blieb, den sie im Saloon abgestaubt hatte. Fröhlich vor sich hinsummend klopfte sie die kleine Holzschublade der Kaffeemühle aus, füllte das Pulver in das Sieb, das sie mit einem dünnen Tuch ausgelegt hatte. Ein kurzer Blick zum Topf, in dem das Wasser schon anfing blasen zu werfen. Sie nahm den Topf vom Herd, füllte das Wasser in die Waschschüssel und began mit ihrer Morgentoilette, wusch sich gründlich, sehr gründlich und nachdem sie wieder in ihr Nachthemd geschlüpft war, kippte sie das Wasser durch die Hintertür in den Schnee. Rasch den Besen zur Hand genommen, fegte sie die Küche durch. Doktor Leigh hatte ihr ihre Symptome erklärt. Das Spannen in der Brust seid Wochen, die Sensibilität der selbigen, die gelegentliche, morgentliche Übelkeit. Letzteres, gepaart mit dem ausbleiben ihrer Mondzeit hatte sie schon vorher erlebt, aber die Spannungen in ihrem Körper hatte sie, da diese nicht wegging, dann doch bewogen einmal den Rat der Ärztin einzuholen. Die Diagnose war zwiespältig für Megan. Graham, das lag nicht lange genug zurück. Butch, konnte nicht sein, der hatte ja woanders .... andere Kunden konnte sie auch ausklammern. Doktor Leigh hatte bestätigt, das diese Spannungen in der Brust schon einen Tag nach der Empfängnis auftreten konnten und wenn sie das zurückrechnete, dann war es genau der Tag nach ihrer letzten Nacht mit dem Mann, der hier im Schlafzimmer schlummerte. Noch vor einigen Tagen hatten sie über Kinder gesprochen, sein ungeborenes Kind seiner ersten Frau. Für Megan war Gedanke daran, ein Kind mit Jesse zu haben wundervoll. Die Vorstellung sein Kind ihr wachsen zu spühren ein wahres Stück des Himmels für sie, ein kleiner Bote für das nahende, normale Leben mit ihrem Liebsten. Die Frage war nur, würde Jesse das auch so sehen? Würde er sich auch über ein Kind freuen, oder würde ihn die Erinnerung wieder einholen, ihn wieder an den Whiskey treiben? Früher oder später würde es offensichtlich werden, das da etwa in ihr wuchs, um das Beichten würde sie also nicht herumkommen, aber noch hatte sie nicht den Mut es Jesse zu sagen. Sie brauchte den richtigen Moment.
Megan hielt inne im Fegen und legte ihre linke Hand auf ihren Bauch. Noch flach, kein Gramm Fett daran, ein schlanker Frauenleib, aber das würde sich mit dem Baby auch ändern. Ihr Bauch würde anschwellen, sie würde unförmig werden. Was wenn Jesse sie dann nicht mehr ansehnlich fand, sich anderweitig umsah? Sie wusste selber das die Angst unbegründet war, aber konnte dennoch nichts dagegen tun, das diese sich in ihr Bewusstsein frass. Ein leichter Seufzer und sie setzte das Fegen fort, stellte schliesslich den Besen beiseite und kehrte den kleinen Schmutzhafen auf die dafür vorgesehene Schaufel, kippte das ganze in einen weiteren Eimer. Eimer....sie kehrte zum Herd zurück, setzte einen neuen Topf mit Wasser auf und kramte etwas Konfitüre aus dem Vorratsschrank. Auch fast alle. Die Geschmacksrichtung war zwar gewöhnngsbedürftig aber nach ein-zweimal Essen, schmeckte das Kirsch-Apfel-Rhabarber Kompott gefiel ihr. Das Wasser köchelte noch immer, also deckte sie erstmal den Tisch, zwei Teller, das Tablett, die Tassen für den Kaffee, den Brotkorb, Messer und Löffel, dekorierte alles liebevoll und goss dann schliesslich den Kaffee auf und stellte die Kanne dann zu den anderen Sachen auf den Tisch. Zeit ihren Liebsten zu wecken., frühstücken und je nach Dauer noch einen Moment lang kuscheln. Dann hiess es auch langsam sich anzuziehen, kirchtauglich anzuziehen. Im Moment hiess es aber erstmal Jesse zu wecken. Sie schlich sich zurück ins Schlafzimmer, krabbelte vorsichtig auf das Bett, legte sich neben Jesse und began ihm liebevoll das Gesicht zu küssen. Kleine, feine Kússe, solane bis er die Augen öffnete
Jesse ging es inzwischen körperlich so weit gut, dass er nicht mehr auf die körperliche Unterstützung von Megan oder Tristan angewiesen war. Und so steuerte er zielstrebig, wenn auch noch leicht unsicher auf den Beinen zu dem kleinen runden Tisch zu, welchen Megan so liebevoll gedeckt hatte. Und auch der Geruch des Kaffees lockte Jesse. »Riecht köstlich und sieht lecker aus ...« meinte der Pianospieler dann, der sich dann wunderte, was er alles im Hause hatte. Er hatte nicht mitbekommen, dass Tristan die Woche immer wieder einkaufen war, auch um die Vorräte aufzustocken, die langsam rar wurden in Camden.
Doch bevor Jesse Platz nahm, bog er kurz vor dem Tisch ab und begab sich zu seinem Freund Acuma, um diesen zu begrüssen. Acuma, der Wolf, hatte sich inzwischen wieder von seinem Platz erhoben und kam Jesse entgegen. Eine herzzerreissende Begrüßung fand zwischen den beiden statt. »Na, mein Alter!« meinte Jesse, ging in die Hocke, um seinen verletzten Vierbeiner ordentlich durch die Backenhaare zu kraulen und Acuma wedelte freudig mit dem Schwanz und gab kleine Begrüßungslaute von sich. Schliesslich erhob sich Jesse und schaute wieder auf den gedeckten Frühstückstisch. Dann kam er auf Megan zu und nahm sie in den Arm. »Ach mein Wonneproppen, wenn ich dich nicht hätte ...« gab er ehrlich von sich und drückte sie leicht an sich, gab ihr einen Kuss auf das Stirnhaar.
Megan strahlte wieder, mehr oder weniger, über das ganze Gesicht. Jesse hatte es nicht vergessen das sie heute in die Kirche wollten und sie freute sich wie ein kleines Kind auf den heiligen Abend darauf. Sie betrat vor Jesse das Wohnzimmer, machte eine einladende Geste auf den Frühstückstisch und folgte mit dem Blick, als Jesse sich erstmal Acuma zuwand. Die beiden hielten ein geradezu herziges Begrüssungsritual ab, welches Megan schmunzelnd und einem warmen Gefühl im Bauch verfolgte. Der Wolf hatte es da noch etwas besser als sie selber, wie es schien. Bei Acuma hielt Jesse sich zumindest nicht zurück. Schliesslich erhob sich Jesse und schaute wieder auf den gedeckten Frühstückstisch. Dann kam er auf Megan zu und nahm sie in den Arm drückte sie leicht an sich, gab ihr einen Kuss auf das Stirnhaar. Wonneproppen war nun nicht gerade eine bevorzugte Bezeichnung, aber in ein paar Monaten würde Jesse mit der Bezeichnung gar nicht so falsch liegen, wenn ihr Bauch anschwoll und sie dick und hässlich werden würde. Wenn er sie jetzt schon nicht mehr anfassen mochte, was sollte dann werden?
Sie löste sich von ihm, ging hinüber zur Küche und bereitete Acumas Frühstück. Die vorhandenen Fleischvorräte hatte sie fast ausschliesslich dem Wolf überlassen, denn immerhin konnte Acuma nichts anderes Essen, während die Menschen im Haus mit Kohl und Rüben und Dosennahrung durchaus zurecht kamen. Schlemmen war im Winter nicht angesagt und wohl auch Teil des Grunds warum Menschen sich auf den Frühling freuten und den Sommer. Wenn die Früchte wieder wuchsen, Beeren, Kirschen oder gar Erdbeeren. Wenn die Versorgung wieder leichter wurde. Sie stellte Acuma seine Schale, mit den Fleischbrocken hin, streichelte den Wolf kurz zwischen den Ohren und setzte sich dann zu Jesse an den Frühstückstisch. Sie nahm eine Scheibe des Brotes und etwas von der Konfitüre, strich diese nachdenklich auf das Brot schaute zu Jesse herüber. Den kräftigeren Belag aus Schinken und Käse überliess sie ihm, das würde ihn stärken und es galt ja auch die verlorenen Pfunde wieder auf seine Rippen zu bringen.
Sollte sie ihn ansprechen? Auf ihre Zukunft? Es gab so vieles zu klären. Ob er willens war sie zur Frau zu nehmen zum Beispiel aber auch das kleine, süsse Geheimnis das sie seid gestern wusste und mit sich herumtrug. Sie bis von dem Brot ab, kaute bedächtig und lange, betrachtete Jesse dabei seltsam nachdenklich. Natürlich viel ihm das auf und drauf angesprochen fühlte sich Megan fast schon ein wenig ertappt. Sie überbrückte die Zeit bis zur Antwort damit, das sie sich etwas Kaffee eingoß und erst nachdem sie die Kanne zurückgestellt hatte blickte sie zu Jesse, sah ihm in die Augen. "Kann ich dich was fragen Jesse?"
Jesse hatte sich bereits etwas Kaffee eingeschenkt, während Megan sich um Acumas Frühstück kümmerte. Eigentlich war das Jesses Aufgabe. Aber er liess Megan machen. Nicht weil er zu faul war. Irgendwie musste er erst noch in den normalen Alltag finden. Normalerweise würde er sich auch nicht ungewaschen an den Tisch setzen, außer, wenn er alleine war. Aber irgendwie war ihm das alles gerade nicht so wichtig. Natürlich würde er sich noch einer ausgiebigen Wäsche unterziehen, bevor er mit Megan in die Kirche ging. Und diese hatte sich sichtlich gefreut, dass Jesse sein Versprechen einhielt. Und wenn er etwas an Megan liebte, wenn es auch unzählig viel war, so war es doch ihr Strahlen. Weswegen er sie auch seinen Wonneproppen genannt hatte. Das Wort hatte er mal aufgeschnappt. Das es allerding die Bezeichnung für ein wohlgenährtes Mädchen oder eine junge Frau stand, ahnte er nicht. Er dachte eher an das Wort Wonne, was Glücksgefühl und so bedeutete.
Nun aber saß er am Tisch, nippte an dem noch etwas zu heissen Kaffee in seiner Tasse und so genüsslich dessen Durft auf, bevor auch er sich eine Scheibe Brot und etwas Schinken. Und während er ein kleinen Bissen nahm, beobachtete er Megan an seiner Seite, welche ein wenig zu bedächtig kaute und irgendwie versonnen wirkte. Also sprach er sie darauf an.
Als Megan ihm dann in die Augen sah, hatte Jesse irgendwie so ein seltsames Bauchgefühl, was da wohl kommen würde, wobei ihm auffiel, dass Megan irgendwie auch ein wenig angeschlagen wirkte, oder dünner? Es war sicherlich kein Honigschlecken mit ihm die letzte Woche gewesen.
»Natürlich, mein Spatz. Du darfst mich immer alles fragen«, versuchte er möglichst offen zu sagen, denn er wollte nicht, dass Megan mitbekam, dass er sich irgendwie seltsam fühlte bei ihrer Frage. Was da wohl würde kommen? War es etwas unangenehmes? So oft war es das doch, wenn Menschen schon so fragten.
Interessiert aber auch irgendwie ein wenig von unten herauf, so, als erwartete er nun Schlimmeres.
Jesse stimmte zu was Megan nicken liess und leicht Lächeln. Wie sollte sie anfangen? Ihm einfach die Fakten hinknallen, das wäre nicht recht gewesen. Erstmal musste sie klarheit haben, wie Jesse sich das alles hier vorstellte, welche Ziele er verfolgte, Pläne die er hatte. Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee um noch einen Moment Zeit zu gewinnen, bevor sie ihre Fragen stellen konnte. Schliesslich schaute sie Jesse lächelnd an. "Keine Bange, nichts schlimmes." zwinkerte sie ihm zu. "Mich bewegt derzeit ein wenig, wie das mit uns weitergehen soll. Mein Ruf ist ja ziemlich hinten über hier im Ort und es juckt mich auch nicht. Ich kann warten, aber neugierig bin ich schon was du für Pläne hast für die Zukunft. Wir sind ja nun zu zweit und müssen uns ein wenig aufeinander abstimmen. Zum Ende des Monats werd ich meinen jetzigen Job im Saloon aufgeben, mit dem neuen Bordell wird die Konkurenz ohnehin zu hart und jetzt mit uns, da kann ich den Job nicht mehr machen. Alles verändert sich im Moment so schnell." Sie lächelte Jesse an, blickte dann aber verlegen auf die Tischplatte. "Du warst sehr geduldig mit mir und dem Saloon und dafür danke ich dir herzlich. " sie streichelte seine Hand, blickte wieder zu ihm hoch. "Ich habe mir selber was vorgespielt, habe mir gesagt wir sind nicht verheiratet und solange begehe ich ja keinen Ehebruch, aber ich habe gesehen wie es dich mitnimmt das ich abends in den Saloon gehe. Ich kann und will dir das nicht mehr länger als nötig antun, das hast du nicht verdient. Fünf Tage noch, dann bin ich mit dem Thema durch, für dich. Ich will mein Leben mit dir verbringen, mein ganzes. Ich will mit Dir alt werden mein Schatz."
Ihre Worte waren als Dank gedacht, aber auch als Vorbereitung auf die weiteren Neuigkeiten die sie für Jesse hatte. Sie wollte sich langsam herantasten, den Boden ebnen, bevor sie ihm, die hoffentlich freudige Mitteilung machen konnte. Die Angst wie er reagieren würde, lastete schwer auf ihr, auch wenn sie sich das nicht anmerken liess. Irgendwie musste sie das Gespräch im Laufe des Frühstücks auf Kinder lenken. Ein gefährliches Thema, riss sie damit doch alte Wunden auf, kramte Erinnerungen hoch an seine indianische Frau und das ungeborene Kind das sie in sich getragen hatte. Ein verbaler Drahtseilakt würde das für Megan werden denn sie wollte auch wissen, herausbekommen, wie Jesse überhaupt der Idee gegenüber aufgeschlossen war, das er in knapp 8 Monaten Papa sein würde. Ihr erstes Kind. Auch für Megan war diese Erkenntnis nicht leicht zu verarbeiten und ein extremer Wendepunkt in ihrem Leben. Jesse wäre der dritte der von dem Kind erfuhr, nach ihr selber und der Ärztin, so wie es sein sollte. Ihre Freundin, um sich Rat zu holen, das Gespräch vorher irgendwie durchzuspielen, war ja leider auf und davon. Nervös und lustlos biss sie von der Brotscheibe ab, kaute gemächlich darauf herum.
Irgendwie fand es Jesse dann unglaublich niedlich, als Megan ihm zugezwinkert hatte und meinte, er brauche sich keine Sorgen machen, es würde um nichts Schlimmes gehen. Aber so war sie eben. Lieb, immer gut gelaunt, zumindest sehr sehr selten schlecht. Er knabberte an seiner Scheibe Brot. So richtig hatte sich bei ihm der Hunger noch nicht eingestellt. Außerdem frühstückte er niemals so früh, weil er eben auch niemals so früh aufstand. Und Jesse war eingetlich ein Morgenmuffel. Nur eines war anders heute: Er hatte keinen Kater. Und nein, noch etwas war anders: Er frühstückte mit Megan. Ja, sie war schon die ganze Woche da gewesen, wenn Jesse aufwachte. das war ein ganz neues Gefühl. Allerdings hatte er über die Hälfte der Woche auch vieles gar nicht richtig wahrgenommen. Und daher hatte er sich auch weniger bis gar keine Gedanken gemacht, im Gegenteil zu Megan. Dennoch vernahm er ihre Worte, liess seine Hand streicheln, was er ein wenig zurück gab. Aber Jesse war eben auch noch nicht wieder der Alte. Und vielleicht hätte er auch sonst so reagiert, wie er es jetzt tat, nach dem ihm Megan ihre tiefsten Gedanken mitgeteilt hatte, ebenso, dass sie im Saloon in einer Woche aufhören wollte und vor allem, was Jesse doch sehr angenehm nahe ging: Das sie mit ihm alt werden wollte. Megan kannte ihren Jesse inzwischen wirklich gut. Sie hatte es auch wirklich alles gut angefangen und überhaupt keinen Fehler gemacht. Sie hatte ihm ihre Ängste und Gedanken mitgeteilt, dann aber eben auch die so schönen Sachen.
Dennoch. Jesse liess die Hand sinken, mit der er seine Scheibe Brot hielt, biss sich auf die Oberlippe und starrte für einen Moment auf seinen Teller vor sich. Ihre Hand aber liess er nicht los. Im Gegenteil, er drückte sie ein wenig. Aber dann schien er eine Ewigkeit zu brauchen, um zu antworten. Auf einem rasten nämlich seine Gedanken. Und er wusste nicht, wie er sie ordnen sollte. Natürlich wollte er sie heiraten. Aber er wollte ihr doch einen unglaublich romantischen Antrag machen. Heute Abend. Und nun dies. Irgendwie war er leicht aus der Bahn geworfen. Und doch klang ja alles so unglaublich schön. Aber im Gegenteil zu Megan hatte er sich eben kaum Gedanken gemacht.
Immer noch schwieg er und für Megan musste es erdrückend scheinen. Dann kamen seine ersten Worte über die Lippen: »Eine Verteidigung, so, als wollte er erst einmal ablenken. Als würde er Zeit brauchen für die vielen anderen Dinge: »Ich war doch nicht geduldig mit dir Megan. Ich weiss doch, was dein Job ist ... « Blöde Aussage, aber er hatte sie gesagt. Und es ging weiter: »Mich hat das nicht fertig gemacht.« Das war eine Lüge, aber irgendwie rutsche ihm auch dies so raus. Dann erst begriff er, wie lieb und ernst Megan alles meinte. Und er meinte das ja auch ernst. Nur ... verdammt, es war einfach zu früh am Morgen. Aber er wollte Megan auch nicht verletzten. Er hatte Geduld mit ihr?? Das war ja wohl eher umgekehrt die Woche über. Aber so war Megan eben, irgendwie stellte sie sich eher hinten an. Und dies nicht, um sich klein zu machen.
»Ach Megan ...« seufzte Jesse dann erst. Hob aber den Kopf etwas und schaute sie von unten herauf an. Es war wieder dieser vorsichtige, Klein-Jungen-Blick. Er wusste für den Moment nichts zu sagen. Irgendwie war Jesse ein hoffnungsloser Romantiker, der nun glaubte, dass es aus sei mit so einem herrlichen Heiratsantrag bei Kerzenschein ... Und eigentlich wollte er noch einen Ring kaufen und so. Aber jetzt? Wie sollte er es Megan erklären? Er konnte ja schlecht sagen: Ich mache dir schon noch einen Heiratsantrag. Oder: Ist doch egal, ob wir verheiratet sind. Eigentlich fand er überhaupt nichts, was in dieser Situation angemessen war. Und auch wenn das nicht seine Art sonst war, so einfallsreich zu antworten, meinte er plötzlich:
»Pläne brauchen manchmal etwas Zeit, Megan, verstehst du? Und wenn ich ehrlich bin, hatte ich noch nicht so die Gelegenheit, mir Gedanken über die Zukunft, über uns zu machen. Was nicht heisst, dass auch ich NICHT die Zukunft mit dir verbringen will.« Er drückte ihre Hand nun fester. Sicherlich war das nicht, was sie hören wollte. Irgendwie war er leicht überfordert. Vielleicht lag es einfach daran, dass es ihm gerade mal zwei Tage besser ging. Dennoch dachte er jeden Tag an Butch, mehrmals. Eigentlich gab es kaum einen richtigen Moment, wo diese verdammte Geschichte nicht irgendwo in seinem Hinterkopf war.
Sie lauschte Jesses Worten. So wie er das ausdrückte, hatte er sich noch nicht wirklich Gedanken darum gemacht wie die Zukunft aussehen sollte, was nichtmal unverständlich war. Er war ja immerhin krank gewesen und mit ganz anderen Sachen beschäftigt gewesen die Woche. Als Jesse meinte "Ich weiss doch, was dein Job ist" schenkte sie ihm ein dankbares, wenn auch leicht ungläubiges Lächeln. Sie wäre sogar schwer enttäuscht wenn es ihm egal wäre was sie machte, aber es war schon süss das er das so abwiegelte. "Is klar Jesse, aber danke." fügte sie mit einem deutlich wärmeren Lächeln und Gesicht hinzu.
"Die Planungen haben ja auch noch etwas Zeit, ich laufe ja nicht weg." meinte sie dann und biss wieder in ihr Brot, schon etwas herzhafter als zuvor aber immer noch irgendwie nachdenklich wirkend. Sie schätzte das man in vier, spätestens in sechs Wochen sehen konnte was mit ihr los war. In der Öffentlichkeit konnte sie das sicher noch durch Kleider verbergen, aber vor Jesse, besonders mit ihrer Schlafgarderobe Marke Eva, würde es ein Ding der unmöglichkei sein. Sie wollte aber auch nicht, das Jesse ihr eventuel aus Pflichtgefühl heraus einen Antrag machte. Irgendwie musste sie das ganze also so anstubsen, das es vor diesem Zeitpunkt einen handfesten Zustand bekam. Nur wie, das war ihr noch nicht so recht klar.
Megan und Jesse erst beim Frühstück, dann etwas anderes .... (Nach Absprache darf ich Megan hier ein wenig mitführen)
Jesse fühlte sich erst wirklich leicht überfordert mit allem. Die Entführung und die Krankheit waren einfach noch zu nah. Zwar Deputy Barcley zweimal in der Woche erschienen und beim zweiten Mal hatte Jesse ihm dann endlich Rede und Antwort stehen können und Megan war da gerade im Saloon gewesen, aber Jesse war seltsam freundlich zu dem jungen Mann gewesen. Aber schliesslich war Jesse ihm auch dankbar und vergessen waren jene Momente, wo sie irgendwie unglücklich auf einander getroffen waren. Doch als Jesse dann Megan so hörte, erst irgendwie lieb und warm in ihren Worten und doch irgendwie enttäuscht und nachdenklich, da schalt sich Jesse einen Narren. Er war ein verdammter Idiot. Irgendwie war ihm das klar. Warum ihm diese Erkenntnis kam, wusste er nicht und wollte auch nicht wirklich darüber nachdenken. Aber Megan war stets für ihn da und heute Morgen brauchte sie ihn mal, und er wich aus, hatte Erklärungen. Jesse schämte sich. Und erst wäre er seiner Sturheit, etwas zu begreifen, fast wider erlegen. Aber Meganb war ihm zu wichtig. Er hatte sie gerade gewonnen, als Liebe und wollte das nicht gleich schon wieder wegen seiner Schusseligkeit aufs Spiel setzen.
Also vernahm er ihre Worte und dankte ihr. Für ihr Verständnis. Und dann stand er vom Frühstückstisch auf und meinte nur: Bitte entschuldige mich kurz, ja? Megan schaute leicht irritiert auf, nickte aber nur und frühstückte weiter. Jesse klopfte im Zimmer von Tristan an. Keine Reaktion, also öffnete er die Tür und trat ins dunkle Zimmer, denn draussen war es eh noch dunkel. Tristan besaß nicht viel und schnell erkannte Jesse, das Bogen und Köcher fehlten. Tristan schien auf der Jagd zu sein. Sehr schön. Das Zimmer war also frei.
Jesse trat wieder an den Frühstückstisch und meinte: »Tristan ist außer Haus. Das ist ok so und mir gerade ganz praktisch.« Schnell nahm Jesse noch einen Schluck Kaffee, füllte seinen Becher auf und stellte ihn in die Küche. Dann trat er zu Megan und blickte sie seltsam an. Da war ein Lächeln, aber fast auch schon eine unbekannte Dominanz in seinem Blick. »Megan? Ich werde dich nun um etwas bitte.« Megan schien zu schlucken, da sie keine Ahnung hatte, was Jesse nun wollte. fast drückte diese Unwissenheit auf ihr. Was kam denn nun? Drehte Jesse gerade ab? Aber so wirkte er dann auch nicht. Megan war aufgeregt. Aber noch wusste sie vielleicht nicht, ob sie sich gut oder eher schlecht fühlen sollte. Aber Jesse war auf einmal seltsam bestimmend. Und nicht bedrohlich. »Du vertraust mir doch?« Megan nickte nur. Als sie dann aber doch vor Aufregung meinte - auch weil Jesse auf einmal so seltsam wirkte, setzte sie am: »Jesse, was ...« Da legte aber Jesse seinen Zeigefinger auf seine Lippen. »Still. Kein Wort. Nur Vertrauen. Komm, hilf mir eben, den Frühstückstisch in Tristans Zimmer zu bringen. Vertraue mir einfach.«
Jesse liess einfach jede Widerworte nicht zu, zwinkerte aber dann auch ab und zu Megan zu. Und so saß Megan schliesslich auf einem Stuhl am runden Tisch mit dem Frühstück und Jesse schickte sogar Acuma zu ihr und bevor er die Tür des Zimmers schloss, grinste er noch leicht: »Nicht luschern, bevor ich dich hole. Und wehe!« Er zwinkerte Megan zu. Diese war vollkommen verwirrt. Vielleicht ahnte sie etwas, vielleicht war sie auch nur durcheinander. Sie verstand wahrscheinlich gerade nicht den Mann, dem sie eben so offen gegenüber war, wo sie aber auch wieder Verständnis gezeigt hatte, dass die Planung der Zukunft vielleicht noch zu früh war. Und er schloss zwar die Tür, aber er verschloss sie nicht mit einem Schlüssel. Aber dann war er weg. Es gab Licht in Tristans Zimmer und vielleicht schauten sich Megan und Acuma unwissend an ...
Was Jesse dann ausserhalb dieses Zimmers tat, war Megan ein Rätsel. Ab und zu hörte sie ihn kurz fluchen. Und irgendwie schien er aber klarzukommen und sehr beschäftigt zu sein. Dann war es auf einmal längere Zeit unendlich still ...
Dann waren da wieder Geräusche. Was tat Jesse nur? Wieder ein leichtes aber nicht Besorgnis erregendes Fluchen. »Das muss doch irgendwo sein ... verdammt.« Jedenfalls bekam Megan nicht wirklich viel mit. Und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Jesse schliesslich an die Tür kam.
»Es ist soweit, mein Schatz!« Das hatte aber schon fast 20 Minuten gedauert. Für Megan in ihrer Unwissenheit eine Ewigkeit.
Jesse betrat dann Tristans Zimmer. Und in der Hand hielt er Megans Wintermantel, inklusive Handschuhe. Er selber war auch dich eingekleidet. Auch reichte er ihr die Schuhe. »Anziehen.« befahl er mit Bestimmtheit und doch mit einem gewissen Grinsen im Gesicht, um Megan die Angst zu nehmen.
Und dann schaute er Megan ernst an. »Sorry, aber mir ist da was wichtiges eingefallen. Also komm mit. Ich trage Acuma, der Arme quält sich ja sonst ...«
Und dann hob Jesse seinen vierbeinigen Freund auf den Arm. Dieser schleckte Jesse kurz über das Gesicht und als Megan dann den Versuch unternahm, Jesse doch zu etwas zu fragen, schüttelte er nur seinen Kopf und meinte: »Vertrau mir. Und habe keine Angst. Kommt einfach mit.« Was also blieb Megan anderes übrig? Sie kamen in den Wohnraum. Hier war fast alles normal, außer, dass eben der Tisch nicht dort stand. Verlassen standen sie Stühle da. Jesse führte Megan dann nach hinten in den Garten ... mit Acuma auf dem Arm. Jesse allerdings war dann auch in warmen Klamotten gepackt.
Kaum hatte Jesse Megan ins Innere getragen und irgendwie die Tür hinter ihnen geschlossen, trotzdem er Megan auf seinen Armen trug, marschierte er mit ihr ins an jenen nun freien Platz, wo sonst der kleine runde Esstisch stand, welcher sich ja nun kurzfristig in Tristans Zimmer befand. Hier angekommen, beugte er seinen Kopf so, dass er sie küssen konnte. Und er begann sich seicht mit ihr in den Armen zu drehen, vor lauter. Schwer war Megan nicht und auch wenn Jesse noch geschwächt war, fühlte er sich so beschwingt, dass ihm die kleine Anstrengung vollkommen egal war.
Er wurde Vater. Endlich wurde er Vater ... hoffentlich ... aber nur kurz dachte er an das ungeborene Kind von Wynona, aber auch wirklich nur so kurz, dass es seine Freude in keinster Weise beeinträchtigte. Er drehte sich weiter und nicht zu schnell mit Megan auf seinen Armen und Acuma war ein wenig verwirrt, versuchte dann an Jesse hochzuspringen, als wollte er mitmachen, aber natürlich gelang dem Wolf dies nicht wegen seiner Beinschiene. Und dann stoppte Jesse auch sofort. Oh je, nicht dass ich Megan und dem Kind damit noch schade, denn Schwangeren wird doch so oft schlecht ...
Und so hielt er schliesslich an, aber setzte Megan noch nicht ab. Er strahlte sie einfach nur verliebt und glücklich an. So glücklich, wie Megan ihn noch niemals erlebt hatte, denn auch in seinen Augen hatten sich ein paar Freudentränen gebildet.
»Oh Megan, du machst mich zum glücklichsten Mann der ganzen Welt!« sprach er euphorisch. Und erneut küsste er sie. Vergessen war erst einmal aller Kummer, seine Verletzungen. Doch dann musste er sich blitzschnell seine Lippen von von Megans lösen, denn da war etwas im Anmarsch. Und kaum drehte er seinen Kopf leicht zur Seite, musste er einmal niesen. Und nochmal. Kleinlaut kam dann ein: »Tschuldigung« über seine Lippen, aber mit einem Grinsen ...
Alles was er dann tat, war ihr einfach einen sehr leidenschaftlichen Kuss zu geben, welchen sie erwiderte. Jesse öffnete dann mit einer Hand die Tür und im nächsten Moment fand sich Megan auf seinen Armen wieder. Ein fröhliches Leuchten in den Augen und ein anerkennendes, wenn auch verblüftes "Huiii" auf ihren Lippen. Er trug sie ins Haus über die Schwelle, ganz so als wären sie bereits verheiratet und Megan lachte fröhlich, hielt sich an Jesse fest indem sie ihm die Arme um den Nacken schlang. Vorbei ging es an Acuma, der beleidigt bellte, weil er ausgeschlossen gewesen war und der Wolf humpelte neben seinen beiden menschlichen Rudelgenossen her zu dem Platz an dem der Esstisch gestanden hatte.
Jesse beugte seinen Kopf küsste sie und er begann sich seicht mit ihr in den Armen zu drehen. Seine nun ausgelassene Stimmung färbte sich auch Megan ab, die unter dem Kuss kicherte. Acuma sprang an Jesse hoch, wollte wohl mitmachen, aber wieder war dem armen Wolf die Schiene im Weg. Sie nahm sich vor den Wolf vor der Kirche nochmal richtig durchzukuscheln. Abrupt hielt Jesse dann inne und Megan strahlte ihn an. Sie fühlte sich auf einmal einfach nur rundum glücklich und zufrieden. Ihr Leben machte einen Looping, einen Salto und eine 180 Grad Drehung, aber sie war zuversichtlich, denn sie hatte das, worauf es im Leben ankam. Den Menschen der sie erfüllte, die Leere in ihrem Inneren mit einem schönen Feuer füllte. Die zweite Hälfte ihrer Seele und sie zu einem volständigen Menschen machte. Ein einfaches Glück. Egal was man hatte, egal was man erlebte, es war doch Bedeutungslos wenn man es nicht mit jemandem teilen konnte und genau diese Person hatte sie nun gefunden.
Die Freudentränen in Jesses Augen waren Balsam für die Blonde aus Florida und sie hätte in diesem Moment ewig so auf seinem Arm liegen können, sich bis ans Ende der Zeit in diesem glücksgefühl baden können. "Oh Megan, du machst mich zum glücklichsten Mann der ganzen Welt!" sprach er euphorisch und erneut küsste er sie. Ein liebevoller Kuss, den sie nur zu gerne erwiderte auch wenn er von einem Nieser unterbrochen wurde. Jesses grinsen erwiderte sie ebenfalls, auch wenn sie ihm kurz einen Vorwurfsvollen Blick gab. Er hätte wirklich nicht ohne Jacke im Garten.... Aber sie würde den Moment nicht zerstören indem sie ihm nun Vorhaltungen machte. Sie wollte ihren zukünftigen Ehemann geniessen, seine Freude, sein Glück teilen. Glücklichster Mann der Welt Er freute sich auf die Zukunft, die Heirat, sie zur Frau zu haben und auch auf das Kind das in ihr wuchs. Was mehr konnte man vom Leben verlangen.
Megan hatte kein Verlangen das Jesse sie wieder absetzte, sie lächelte ihm nur liebevoll zu und ihre Lippen fanden die seinen zu einem neuerlichen Kuss, lang, zärtlich, voller Gefühl. Kein Kuss beginnender Leidenschaft wie vorhin im Schlafzimmer sondern einfach nur ein Ausdruck ihrer eigenen Freude, ihres eigenen Glücks diesen win ihren Augen wundervollen Mann ihren nennen zu können.
Jesse spürte deutlich, wie auch Megan von Glückseligkeit durchzogen war. Irgendwie färbten sie gerade von einander ab und gleichzeitig schien es, als ob jeder den anderen mit seinem Gefühl durchdrang. Lange fühlte Jesse sich nicht mehr so glücklich. Es waren Jahre vergangen. Zwar hatte er immer noch kleine Lücken in seinem Gedächtnis, aber inzwischen glaubte er, dass da nichts wichtiges mehr war, außer seine vielen Saloonaufenthalte, sein Weiterziehen von Ort zu Ort.
Und so genoss er Megans Nähe, ihren Kuss, der nicht aufdringlich oder lustvoll war, was Jesse Recht war. Dies war zwar ein ganz besonderer Augenblick, aber Jesse war weit entfernt, seine Freude anders auszudrücken, als so, wie er es jetzt tat. Einfach Megan nahe sein, sie geniessen, diesen überwältigenden Moment einfach erleben, auskosten. Lange küssten sie sich so, während Jesse seine Verlobte weiter auf den Armen hielt, auch wenn ihm diese ganz langsam etwas schwer wurden. Da merkte er dann doch, dass er noch längst nicht vollkommen seine alte Form zurückgewonnen hatte. Die Strapazen in der Nacht und am Tag mit Butch und die Woche über, wo er fast nur im Bett gelegen hatte, gequält von Erinnerungen, Fieber, Schmerzen und Entzug, dies alles war nicht spurlos an dem Mann aus Montana vorbei gegangen. Und auf die ein oder andere Weise würde er auch noch etwas Zeit brauchen, besonders seine Seele war mehr als verletzt. Aber darüber dachte er gerade nicht nach. Er fing an, ähnlich wie Megan, darüber nachzudenken, das sein Leben nun ein anderes werde sein, als zuvor. Aber er freute sich auf diese Herausforderung. Zumindest in diesem Augenblick. Denn Jesse war inzwischen jemand, der nicht viel über seine Zukunft nachdachte. Aber das würde er nun auch ändern müssen. Wie so vieles. Er würde mit Megan zusammenleben, wie damals einige Zeit mit Wyona in dem Tipi. Und sie würden ein Kind bekommen. Auch das barg ganz neue Herausforderungen an sie beide. »Mein Sonnenschein ...« murmelte Jesse dann aber doch irgendwann verliebt und liess Megan langsam zu Boden, so dass sie mit ihren Füssen zum Stehen kam. Er schlang dann seine Arme um die, legte seinen Kopf an den ihren, auch wenn sie kleiner war und er seufzte tief. Nicht schwer, aber eben war es deutlich zu hören.
Auf einmal schossen ihm dennoch so viele Gedanken durch den Kopf. Eine vollkommen neue Situation war es für ihn, auch wenn er es mit seiner indianischen Frau einst ähnlich erlebt hatte und doch war es vollkommen anders. Und kurz dachte er an die indianische Heirat. Damals war das alles wunderschön und recht unkompliziert gewesen. Was einen neuen Gedankengang in ihm aufbrachte: Megan wollte sicherlich kirchlich heiraten. Gar in Weiss?? Auf einmal kam ganz ein wenig Panik in ihm auf. Er war nicht getauft. Sein Vater hatte es seiner Mutter damals verboten, da sie ja eine Verbrecher Familie waren und so eine Taufe würde ja einen Eintrag in so ein Buch erfordern. Außerdem glaubte sein Vater eh nicht an Gott. Jesse musste sich erst taufen lassen ... herrje ...
Und dann löste er sich langsam von Megan und fasste sie aber liebevoll an den Schultern, neigte leicht seinen Kopf und schaute sie etwas peinlich berührt an. »Duhuuu, Megan? Ich muss dir etwas beichten ...« Das Wort "beichten" war in diesem Zusammenhand zwar angemessen, aber nicht dafür, dass Jesse so selten in seinem Leben gebeichtet hatte, wie Eichhörnchen Hörner hatte ... Vielleicht schaute Megan nun etwas verwirrt, oder auch ängstlich, egal wie, er wartete ihre verbale Reaktion gar nicht ab. »Ich ... ich bin nicht getauft ...« Er wusste, dass das eigentlich kein Problem für Megan war, denn soetwas konnte man natürlich nachholen. Dennoch war ihm das auf einmal irgendwie unangenehm. Und schnell fügte er hinzu: »Ich meine, wegen der Hochzeit ...« Nun schaute er wieder ein wenig verlegen, wie ein kleiner Junge.
Jesse liess sie dann irgendwann doch runter, stellte sie behutsam ab, schlang seine Arme um sie und legte seinen Kopf an den ihren. Sonnenschein nannte er sie, was Megan wieder und weiter mit diesem warmen Gefühl erfüllte. Der schöne Moment dauerte noch einen Moment an, viel zu kurz für ihr empfinden. Sein langes, gedehntes Duhuuu, Megan liess sie aufhorchen, zumal er auch den Kontakt abgebrochen hatte, zumindest am Kopf und sie peinlich berührt ansah. Etwas beichten musste er? Überrascht zog sie eine Augenbraue hoch, lächelte aber noch immer, gespannt was da wohl kommen mochte. Beichte traf es dann schon fast gut, den Jesse eröffnete ihr, das er nicht getauft war. Mit diesem Satansabkömmling von einem Vater, überraschte sie diese Beichte nicht wirklich, stimmte sie eher traurig, fúr Jesse, das er das nie mitgemacht hatte.
"Ich meine, wegen der Hochzeit ..." fügte er schnell hinzu und schaute ein wenig verlegen, wie ein kleiner Junge. Megan lächelte ihn an, streichelte ihm über den Rücken, oder vielmehr die Seiten. Es war schon süss um was er sich alles Gedanken machte und sie rechnete es ihm hoch an. Er hätte die simple Tatsache auch einfach für sich behalten können, gar vor dem Reverent lügen können, aber das er hier beichtete zeigte doch deutlich das es ihm ernst war mit seinen Bemühungen zu Gott zu finden.
"Macht doch nichts, das lässt sich ja nachholen." munterte sie ihn auf. "Wir fragen nachher einfach den Reverent wann er dich taufen kann, wenn du das denn willst. Keine Bange." sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn sanft auf die Nasenspitze, bevor sie sich nun gänzlich von ihm löste. "Aber vorher solltest du fertig frühstücken mein Grosser." sie warf einen Blick in Richtung Tristans Zimmer, wo ja nun der Esstisch stand. Eine stumme Aufforderung, eine Bitte an ihren Schatz, ihr mit dem Tisch zu helfen.
Jesse sah Megan lächeln und ohrfeigte sich innerlich, dass er so komisch daher kam. Natürlich wäre das alles nicht schlimm, wie sie schon sagte, konnte man so eine Taufe nachholen. Eigentlich hätte er wohl selber darauf kommen können, aber er kannte sich halt wirklich nicht aus. Daher strahlte er fast schon: »Echt, das kann man nachholen? Oh, dann ist ja gut!« Und genoss, wie Megan ihm über die Seiten strich. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Nase, wobei Jesse sich dann gleich etwas kleiner machte, damit sie sich nicht so anstrengen musste. Nun aber löste sie sich gänzlich von ihm und erwähnte das Frühstück und warf einen Blick in Tristans Zimmer, wo ja noch der Tisch mit allem stand. Jesse nickte, nun wieder etwas ernster. Und gemeinsam trugen sie den Tisch wieder an Ort und Stelle. Der Kaffee war inzwischen aber kalt und Jesse verzog leicht seinen Mund. Er hasste kalten Kaffee. Und draussen musste er ja noch die Kerzen auspusten. Einsammeln konnte er sie dann auch später. »Hast Recht, ich sollte wohl was in den Magen kriegen, sonst werde ich noch ungerecht gegenüber den Leuten in der Kirche ... « Er lachte schwach. »Ich mache frischen Kaffee.«
Er trat an den Herd, schöpfte etwas inzwischen geschmolzenen Schnee in die Kanne und setzte das Wasser auf. Kaum hatte er das getan, drehte er sich zu Megan um: »Ich lösche eben noch draussen die Kerzen ...« Megan rief noch so was wie: »Jesse ...« Doch bevor Megan richtig aufbegehren konnte, weil Jesse ja immer noch nicht genug an hatte, klappte auch schon die Tür hinten und Jesse war verschwunden. Er war nun einmal ein Dickkopf.
Draussen war es aber echt bitter kalt. Erst jetzt bemerkte er es und schwupps war er wieder drinnen, eilte schnell an Megan vorbei, verlegen grinsend, schnappte sich seine Jacke, zog sie sich über, ohne sie vorne zu schliessen und war auch schon wieder draussen. Dort beeilte er sich, die Kerzen auszupusten und nahm die Zeit wahr, um etwas nachzudenken, jetzt wo er alleine war.
Es war so viel passiert heute. Er sollte Vater werden und würde heiraten. Wie wäre das mit Acuma und dem Baby? Und musste er schon anbauen? Ach nee, das Kind würde erst mal im Schlafzimmer leben. Ach, er machte sich viel zu viele Gedanken und irgendwann kam er zurück. Megan hatte inzwischen schon Kaffe gemacht und saß wieder am Tisch. Jesse trat hinter sie und schlang seine Arme um ihren Hals. »Ach Megan, du bist der größte Schatz, den ich kenne.«
Dann setzte er sich zu ihr und aß sein angefangenes Brot von vorhin. »Megan?« fragte er dann und sah sie an. »Möchtest du denn dann zu mir ziehen? Ich würde mich freuen.«
ooc: Sorry, hoffentlich nicht zu knapp oder oberflächlich, aber ich sitze jobtechnisch an einer Arbeit seit 14 Uhr, die noch andauern wird
"Echt, das kann man nachholen? Oh, dann ist ja gut! Hast Recht, ich sollte wohl was in den Magen kriegen, sonst werde ich noch ungerecht gegenüber den Leuten in der Kirche ... « Er lachte schwach. »Ich mache frischen Kaffee."
"Ja mach das," erwiderte sie und stimmte in sein Lachen mit ein. "Taufe, schau ins Johannesevangelium. Er hat viele Erwachsene getauft, also mach dir keine Gedanken darum. Das wird schon hinhauen." Gab sie ihm mit auf den Weg. Er setzte Wasser auf, für den frischen Kaffee und hetzte dann nach draussen um die Kerzen zu löschen, wieder ohne Jacke, so das sie ihm kurz hinterherrief, was er aber ignorierte. Megan stiess hörbar die Luft aus und zuckte mit den Schultern, musste aber dennoch grinsen. So war er nunmal ihr Jesse. Das grinsen wurde breiter und der Blick in Jesses Richtung, als er wieder reinkam sagte wortlos 'Ich habs ja gesagt' aber da war er, mit offener Jacke, auch schon wieder im Garten.
Megan nutzte die Zeit erstmal den Wolf zu kuscheln, der sich die ganze Zeit über ziemlich vernachlässigt gefühlt hatte. Auf dem Boden sitzend, den Kopf von Acuma an ihrer Brust, kraulte sie ihm Kinn und Backenfell, wehrte seine 'Küsschen' allerdings ab. Nachdem Acuma mit seiner Zuwendung zufrieden schien, stand sie wieder auf und trat an den Herd, goss frischen Kaffee auf und kippte den kalten fort. Das war zwar ziemliche Verschwendung aber ebenso wie Jesse hasste sie kalten Kaffee und aufgewärmter war nur unwesentlich besser. Sie sass wieder am Tisch, als Jesse von draussen wieder reinkam, die ganzen Kerzen in einen Korb legte und hinter sie trat. Sie fühlte sich von hinten umarmt und strich ihrem Schatz über die Unterarme. "Ach Megan, du bist der größte Schatz, den ich kenne." Hörte sie ihn sagen und schüttelte leicht den Kopf. Natürlich hörte sie so ein liebes Kompliment gerne, aber der grösste Schatz war nunmal er. "Nein, der bist Du." Lachte sie. "Einigen wir uns auf, einanders grösster Schatz?" strahlte sie zu ihm hoch. Ihr Blick folgte Jesse als er sich wieder hinsetzte und weiter an seinem Brot aß "Megan?" fragte er dann und sah sie an. "Möchtest du denn dann zu mir ziehen? Ich würde mich freuen."
Sie nickte und lächelte Jesse zu. Natürlich würde sie in seinem Haus leben. Hatte er etwa geglaubt sie bliebe in ihrem? Was wäre denn das für eine Ehe, wenn sie denn dann verheiratet waren. Sie hatte auch keine Probleme mit Tristan, offen blieb nur ob es anders rum auch so war. Nach seinem Geständnis war es vielleicht nicht gerade leicht für Jesses Bruder, wenn er sie dauernd um die Füsse hatte. Er würde Zeit brauchen zu verinnerlichen, das.... Aber darüber wollte sie gerade nicht nachdenken. "Wenn Tristan bleiben will ist er herzlich willkommen, ansonsten wäre ein Tausch untereinander vielleicht nicht schlecht. Ansonsten heisst es im Frühjahr wohl anbauen, wenn Tristan bleiben will oder soll und natürlich zieh ich zu dir. Wollen wir warten, bis wir offiziel verheiratet sind, oder ist uns egal was die Einwohner sagen?"