Das Zimmer für Freier besitzt ein breites, bequemes Bett. Über den Saloon ist es per Tür zu erreichen. Für Gäste, die nicht gesehen werden möchten oder die rasch fliehen müssen, gibt es einen Hinterausgang zum Hof. Je ein Mädchen kann dieses Zimmer belegen. Sollte ein zweites Mädchen einen Raum benötigen, muss es das eigene Schlafgemach dafür benutzen.
Wortlos hatte Mat sich mit vor Scham geröteten Wangen von Edith aus dem Schankraum begleiten lassen. Den die Treppe herunter kommenden Kunden Ediths hatte er dabei ebenso ignoriert, wie die Tatsache, dass mindestens zwei Menschen eingetreten waren. Dass es sich bei dem Einen um Luka handelte, hatte er nur peripher bemerkt, sah sich aber nicht gesprächsbereit. Zu sehr schämte er sich seines Ausrasters von vorhin. Wortlos setzte er sich auf das breite und gemütliche Bett und sah sich unsicher im Raum um. Die Erinnerungen an seine Nacht mit Edith ließen ihm warm um sein verhärtetes Herz werden, obwohl er diese kaum glauben konnte. War diese Nacht denn wirklich so schön und vertraut gewesen, wie er sie in der Erinnerung hatte? "Es tut mir wirklich leid, Edith.. Ich meine..also ich habe Dich nie erschrecken wollen.. " Besonders schlau gewählt, waren diese Wort wohl nicht, aber irgendetwas musste er doch nun sagen.
Edith spürte, wie peinlich Mat die ganze Sache offensichtlich war. Er setzte sich aufs Bett und sie schloss die Tür. Dann blieb sie mit dem Rücken an die Tür gelehnt stehen und sah Mat an. Dieser versuchte sich zu erklären, doch es war ein ziemlich mickriger Versuch.
Edith schwieg einen Augenblick, dann kamen ihr wieder die Tränen. Zum Einen, weil ihr der Rippenstoß immer noch weh tat, dann, weil sich langsam der Schock löste, und zum Dritten, weil sauer und ... irgendwie ... tja, irgendwie geschmeichelt war.
Sie ließ ihren Gefühlen freien Lauf. "Verdammt, Mat. Was sollte das vorhin? Ich meine, ich bin doch ... eine Hure, ich verdiene damit mein Geld." schluchzte sie. "Du kannst doch ... doch nicht einfach so reinplatzen." Edith hatte so vieles, was sie Mat am liebsten an den Kopf geworfen hätte, doch so, wie er da zusammengesunken auf dem Bett saß, konnte sie das einfach nicht. In ihrem Magen flatterten Schmetterlinge und ihr Stimme war brüchig. Sie hatte Mühe einen klaren Gedanken zu fassen, schob da aber nach wie vor auf den Schreck, der ihr noch in den Gliedern saß.
Langsam löste sie sich von der Tür und kam zögernd auf Mat zu. Und wieder lagen ihr ein Haufen Vorwürfe auf der Zunge, sie hätte ihm am liebsten die Ohren lang gezogen, zumindest verbal. Aber sie konnte nicht. Statt dessen stand sie einen Augenblick vor ihm und kniete sich dann langsam vor seine Beine. Mit der einen Hand hgielt sie sich noch immer das Kleid, welches sonst zu Boden gerutscht wäre , mit der anderen Hand griff sie sie vorsichtig nach Mats Hand. Ihre Augen funkelten nicht nur von den Tränen, die langsam wieder verebbten.
In sich zusammengesunken saß Mat auf Ediths Bett und hielt immer noch eine Hand gegen seine aufgeplatzte Lippe, obwohl diese nicht mehr blutete. Er schämte sich zutiefst und ließ Ediths Worte auf sich herab prasseln. Er hatte diesen Nichts entgegen zu setzen. Sie hatte ja Recht, mit dem, was sie ihm vorwarf. Ihr Schluchzen allerdings ließ ihn aufsehen und er musste sich zusammen nehmen, um ihr nicht mit seinem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Sie war eine Hure, eine einfache Hure - warum konnte er das nicht einfach akzeptieren? Es wäre wohl für alle Beteiligten, das Einfachste und doch konnte er sich nicht einfach entschuldigen und zur Tagesordnung übergehen. Ihr Frage nach dem Warum ließ ihn seufzen, denn den Anlass, aus dem heraus er diesen Kunden angegriffen hatte, hatte er längst vergessen - wie meistens nach einem seiner spontanen Wutausbrüchen. "Weil.. Montagnacht, Edith... das hat doch etwas bedeutet?" Mat stellte diese Frage noch bevor ihm bewusst wurde, sie sehr er ihre Antwort fürchtete. Ihm hatte dieses Nacht viel bedeutet, aber für Edith war es wohl nur eine Nacht von ganz vielen mit einem vermeintlichen Kunden, der nur zu müde war, um sie vögeln, verbracht hatte. Für ihn jedoch war sie mehr als eine einfache Hure gewesen - in dieser Nacht war sie fast eine Geliebte gewesen. "Du bist nicht so..also nicht so Eine.." Mat brach ab und fuhr sich durch die Haare, denn er hatte keine Ahnung, wie er sich auch nur halbwegs verständlich machen konnte. Wie sollte er ihr auch erklären können, dass und warum er völlig beziehungsfähig war? Dafür würde er weit ausholen müssen und ob sie das verstand, was für ihn nur zum Teil klar war, war wohl mehr als fraglich.
Als Mat endlich wieder sprach, zuckte Edith ein wenig zusammen. Nicht, weil sie sich fürchtete, nein, Montag Nacht ... ... hatte ihm ... etwas ... bedeutet? Dass er noch einen Satz hinten dran schob, nahm sie nur am Rande wahr. Sie sah ihn mit großen Augen an und ihr Mund öffnete sich ein kleines Stück. Edith brauchten ein paar Augenblicke um zu begreifen, was Mat da gerade andeutete. Sie war nicht so Eine? Er sah sie nicht als Hure? Sollte es tatsächlich wahr sein, dass es einen Mann gab, der sie nicht als das sah, was sie tat? Der in ihr die Frau sah? Ihr Herz setzte einen Schlag aus und ihre Magen krampfte sich zusammen.
Ausgeschlossen! Er macht Dir etwas vor! Er.... Edith schüttelte die Stimme ihrer Schwester in ihrem Kopf ab. Er hat es doch gerade gesagt! Und wie anders kann er das denn meinen, wenn nicht genau so?
Edith war so schlecht, dass sie sich am liebsten übergeben hätte. Ihre Hände fingen an zu zittern und ihr Atem ging heftiger. Es dauerte noch eine weitere Minute, bis sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. Doch sie war brüchig. "Es hat Dir ... etwas bedeutet?" fragte sie und ein zaghaftes Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Meinst Du ... ist ... ist das wahr?" Sie konnte es kaum fassen und wehrte sich nach wie vor dagegen. Die ganze Sache war zu schön, um wahr zu sein. Und weil Edith nicht glauben konnte, dass es einen Mann wie Mat für sie gab, zweifelte sie noch immer. Doch sie blieb, wo sie war. Würde er es noch ein einziges Mal wiederholen, sie würde ihm sofort glauben.
Mat schlug die Hände vor sein Gesicht in seiner Verzweiflung. Er konnte sich nicht weiter erklären und hatte keine Worte für seine Gefühlte. Sicher er mochte Edith sehr, vielleicht liebte er sie gar, aber da war auch Angst vor einer Veränderung und eine Art Panik, deren Herkunft ihm unklar war. Zu seiner Überraschung war Edith immer noch da und statt, wie erwartet, ihm weiterhin bittere Vorwürfe zu machen oder auf Schadensersatz zu bestehen, wollte sie von ihm wissen, ob er das wirklich gemeint hatte. Mat war von dieser Frage überrascht, so das er seine Hände von seinem Gesicht nahm und sie fragend ansah. Noch immer trug sie ihr nasses Kleid und wahrscheinlich erklärte das ihr Zittern. Hoffentlich fror sie nur und hatte nicht Angst vor ihm. "Ich..also mir hat es was bedeutet.. für mich war das.. was Einmaliges? Besonderes? " Immer noch waren da für sein Empfinden viel zu viele Fragezeichen, aber an Liebe zu denken - das konnte er noch immer nicht ohne Panikattacken. Liebe - das endete nach seinen Erfahrungen in Enge, in Verachtung und Gewalt und letzten Endes in die Depression. Damit hatte sein Vater seine Mutter in den Selbstmord getrieben! Das wollte er doch Edith nicht auch antun.
Mat legte die Hände vor's Gesicht und Edith kämpfte gegen einen Würgereiz an. Hatte sie sich doch getäuscht? Hatte sie es sich doch nur eingebildet, was er eben gesagt hatte? Oh wie dumm von mir! Wie konnte ich nur glauben, dass Mat anders wäre?
Doch dann sah er sie wieder an, schien geradezu überrascht zu sein, dass sie noch immer vor ihm hockte. "Ich..also mir hat es was bedeutet.. für mich war das.. was Einmaliges? Besonderes?" sagte er. Und obwohl es mehr wie eine Frage klang, war es alles, was sie wissen musste. Sie hatte sich nicht getäuscht. Edith liefen wieder die Tränen. Doch sie lächelte dabei glücklich. Sie war so erleichtert, dass sie einige Momente nur da saß und Mat anschaute.
Er hat Dir verdammt nochmal gerade eine Art Liebeserklärung gemacht! Er hat Dir gestanden, dass Du für ihn nicht einfach nur irgend eine Hure bist!
Edith schlucke zwei Mal. "Beweg Dich nicht." sagte sie leise und kroch zu der kleinen Kommode am Bett. Aus der mittleren Schublade fischte sie ein einfaches Männerhemd aus dicker Wolle und eine schlichte Stoffhose. Beides war ein wenig abgetragen, doch das störte nicht weiter. Die Sachen waren sauber und eine Art Notbehelf. Edith hockte noch immer auf den Knien und zitterte, als sie die Sachen heraus zog. Dann ließ sie ihr Kleid einfach runter runtschen und schlüpfte fahrig in die trockenen Sachen. Das Kleid schob sie mit dem Fuß in die Ecke, darum würde sie sich später kümmern. Dann kroch sie wieder vor Mat.
Sie sah ihm direkt in die Augen und hob nun ihre Hand vorsichtig an die heile Wange. Dort ließ sie sie sanft liegen, während sie versuchte Worte zu finden. "Ich ..." begann sie, doch brach wieder ab. Sie hätte Mat so viel sagen wollen, ihm ihr Herz ausschütten mögen, sich ihm in die Arme werfen. Doch das erschien ihr mit einem Male vollkommen fehl am Platze.
"Du ... Du bist nicht bloß ... bloß irgendein Kunde für mich." sagte sie schließlich und es klang in ihren Ohren total dämlich. Und aus einem Impuls heraus gab sie eine Erklärung ab. "Ich bin vorhin weggerannt." sagte sie leise, ohne den Blick von Mats Augen zu nehmen. "Weil ... weil ich es ... einfach ... nicht konnte." Ihre Stimme erstarb und sie zwang die Tränen hinunter. Alte Heulsuse! Reiß Dich zusammen! "Deinetwegen." flüsterte sie schließlich und verstummte ganz. Ihr Herz raste und sie fühlte sich undendlich weit weg. Sie saß hier mit Mat nicht im Freierzimmer des Saloons, hatte nicht diese abgetragenen Klamotten an. Sie war für einen wunderschönen Augenblick einfach ganz woanders. Egal wo, nur nicht hier.
Teilnahmslos blieb Mat stumm sitzen und beobachtete, wie Edith sich umzog. Noch vor wenigen Tagen oder Stunden, hätte ihn der Anblick ihres nackten Körpers wohl umgehauen und mehr als erregt, doch im Moment fühlte er in der Richtung rein gar nichts. Sie zog sich abgetragene Herrenkleidung an - eine Hose, ein Hemd, wie er sie auch gegentlich trug - einfach und praktisch. Die Hose war ein wenig zu lang für Edith, das Hemd zu groß, so dass ihr Anblick ihn an ein Kind in den Sachen des Vaters erinnerte. Verstärkt wurde der Eindruck noch dadurch, dass sie nicht aufrecht, sondern krabbelnd, auf ihn zukam. Dafür hatte Mat keine Erklärung, so dass er nichts weiter tun konnte, als irritiert zu warten, ob und was sie zu seinen Worten zu sagen hatte. Zunächst schien sie keine Worte zu finden und Mat hielt die Luft an, als sie ihm ihre Hand zart auf seine unverletzte Wange legte. Diese Berührung fühlte sich für ihn an wie ein Hauch und löste ein angenehm warmes Gefühl in seinem Oberkörer aus - und doch hatte er das Gefühl, als ob nur ein Teil einer Empfindung sein Herz erreichte. Wie eine Mauer.. War er denn so hartherzig geworden? Wann hatte er denn aus seinem Herzen eine Mördergrube gemacht? Mat fand auf diese Fragen keine Antworten, sondern empfand nur Schrecken darüber, wie verbittert und einsam er war. So schwer ihm das Reden fiel, suchte er gerade die richtigen Worte dafür, als Edith ihn damit überraschte, er sei für sie nicht nur irgendein Kunde. Offenbar empfand sie für ihn mehr, als für die üblichen Kunden und das ließ Mat zunächst annehmen, dass er tatsächlich so etwa wie der von ihm angedachte Exklusivkunde war. So langer er da war und sie für ihn die Beine breit machte, sollte es ihr an nichts fehlen - dafür würde er gerne sorgen, so dass sie sich nicht mehr von anderen Männern anfassen lassen musste. Edith sprach gerade darüber, dass sie ihrer Arbeit nicht hatte nachkommen können und Mat schwankte zwischen Erleichterung, Schuldgefühlen und Unglauben. Sicher war er erleichtert darüber, dass zu hören, denn dieser Kunde, der sich ja ach so gut mit Huren auskannte, hätte sie wohl nur einmal mehr benutzt und danach wie abgelegte Kleidung weggeworfen. Edith hätte sich einmal mehr nur benutzt gefühlt und sich weiterhin als Hure empfunden. Es war für sie also gut, ihrer Arbeit nicht mehr nachkommen zu können, nachdem Mat mit seinem Eindringen sicherlich die für Beischlaf notwendige Stimmung zerstört hatte. Für dieses Eindringen schuldete er ihr wohl eine Erklärung, die er aber nicht sofort parat hatte. Er hatte sich eben doch als ihr einziger Kunde empfunden - und er war wohl auch der Einzige mit dem sie mehr als nur ihren Körper geteilt hatte. In dieser einen Nacht, war zwischen ihnen irgendetwas entstanden, dass er nicht näher bezeichnen konnte, aber sein Herz erreicht hatte - zumindest zu einem großen Teil. "Deinetwegen.." hört er sie flüstern und erneut hatte er das Gefühl, dass nur ein Teil ihrer in diesem Wort liegenden Gefühl sein Herz erreichen konnten. Es gelang ihm nicht, zu erfassen, was genau sie damit hatte ausdrücken wollen, aber ihre Hand lag noch immer so an seiner Wange, dass sie sein Innerstes berührte. Es war wahrscheinlich Unsinn, eine nur empfundene Angelegenheit weiterhin mit dem Verstand behandeln zu wollen, so dass Matt schließlich seufzend aufgab. Er konnte es ohnehin nicht erklären, was da in ihm vorging. Ohne weiter zu überlegen, wohin das jetzt führen würde, legte er seine linke Hand auf die Ediths und drückte sie sanft gegen seine Wange.
Mat schwieg und hatte ihr beim Umziehen zugesehen. Doch es war anders, als in jener Nacht. Edith spürte, dass ihn das gerade nicht erregte; es wäre auch fehl am Platze gewesen. Und während sie leise sprach, konnte sie förmlich hören, dass es in Mat arbeitete. Auch wenn sie keinen blassen Schimmer hatte, was in seinem Kopf vorging, am Ende seiner Überlegungen seufzte er, als würde er irgend einen Widerstand aufgeben. Er bewegte sich und Edith glaubte schon, er würde einfach aufstehen und gehen. Aber er tat etwas viel schöneres; er legte seine Hand auf die ihre, die noch immer an seiner Wange lag. Und diese Geste war so wundervoll, dass eine Umarmung sie nicht hätte ersetzen können. Was auch immer mit Mat los war, irgendetwas schien sich ein klein wenig in ihm gelöst zu haben. Und so hockte Edith einfach nur da und erwiderte seinen Blick.
Sie hatte keine Ahnung, was zwischen ihnen war, aber sie konnte nicht länger bestreiten, DASS es etwas gab. Und um nichts in der Welt hätte sie jetzt woanders sein mögen. Dieser Augenblick war so intensiv, dass sich die Überlkeit in ihrem Magen auflöste und druch Millionen von Schmetterlingen ersetzt wurde. Und sie spürte ein Verlangen nach Mat. Nein, sie wollte nicht mit ihm schlafen. Es war ein anderes Verlangen, das sie bisher noch nie versprüt hatte. Es hatte ein wenig mit Sehnsucht zu tun; doch das war nur ein kleiner Teil. Edith war zu mitgenommen, alsdass sie das Gefühl hätte einordnen können.
Sie wusste nicht, wie lange sie so dasaßen und sich stumm ansahen. Und es war auch nicht von Bedeutung. Doch irgendwann musste Edith sanft lächeln. "Mat?" sagte sie leise. "Mein Arm schläft langsam ein." Sie musste zart grinsen, denn das war irgendwie komisch. Doch das Gefühl in ihr blieb. Es setzte sich fest, verankerte sich tief und würde nur mit Gewalt wieder zu vertreiben sein. Edith drehte vorsichtig ihre Hand in Mats und legte sie dann hinein. Dabei lies sie den Arm auf seinen Oberschenkel sinken, sodass beide Hände dort zu liegen kamen.
Und plötzlich schossen ihr tausend Fragen durch den Kopf. Was würde jetzt werden? Wenn Mat immer wieder solche Wutanfälle bekam, weil sie das tat, was sie gelernt hatte, dann würde sie schnell gar keine Kundschaft mehr haben. Der Saloon würde in Verruf geraten. Sie würde vielleicht sogar die Stadt verlassen müssen! So schön das war, was auch immer da zwischen ihnen war, es bedrohte ihre Existenz!
"Mat?" fragte sie leise, ohne den Blick abzuwenden. "Ich bin eine Hure. Ich verdiene mein Geld damit die Beine breit zu machen." Ihre Kehle fühlte sich trocken an und ihre Stimme kratzte leicht. "Willst Du jedes Mal, wenn ich einen Kunden habe ... was ... ich meine, das ist mein Beruf." Sie brach ab. Sie bekam Angst vor der Antwort.
Oh Gott bist Du dämlich! Jetzt wird er wieder ausrasten und damit hast Du ihn für immer verloren! Du bist so unglaublich dämlich!! Panik machte sich in ihr breit.
OOC: Sorry, für das lange Warten - hatte kranke Kinder zu Hause.
Matt u. Edith
Im ersten Augenblick wollte Mat seine Hand ganz zurückziehen, doch dann ließ er zu dass Edith diese herumdrehte und ihre Hand in seine schmiegend auf seinen Oberschenkel fallen ließ. Noch kannte er Edith kaum und doch lag in dieser Geste Vertrautheit, so dass Mat sich erneut so fühlte, als habe er Heimat gefunden. Immer noch hatte er Angst, dieses Gefühl zu zerstören, sobald er sprechen würde. Dennoch räusperte er sich nun, um endlich zu sagen, was er ihr schon hatte im Bad sagen wollen. "Dass.. also das eben.. wollte ich nicht. Ich bin gekommen, um.. " Mat unterbrach sich, denn es war weit schwieriger, sich zu erklären, als er gedacht hatte. "Ich - Du bist nicht so Eine, nicht so wie die, mit denen dieser Wichtigtuer sich angeblich ach so gut auskennt- und so solltest Du Dich nie wieder fühlen müssen.. ich meine.." Hilflos brach Mat ab und sah Edith an. Vermutlich hatte sie gar nicht verstanden, was er sagen wollte. "Was?!. Nein.. es ist nicht wegen Deinem Job. Nur.. ich.. also dieser Wichtigtuer da, er hat Dich schlecht behandelt - Dich zum Weinen gebracht.." und dazu, dass Du Dich schlecht fühlst. "Verstehst Du nicht? Er hat Dich behandelt, wie .. eine Hure, die er verachten darf.. und ..das ..also Du darfst nicht glauben, dass Du so bist.." Mat fand immer noch nicht die richtigen Worte. Ja, er war auch eifersüchtig, aber er würde doch nicht Edith in ihrer Berufsausübung behindern wollen! Wurde sie jedoch verächtlich gesehen und behandelt, würde sie sich auch so sehen und das wollte er nicht zulassen.
ooc: Alles gut, mach Dir keinen Streß, gute Besserung!
Matt u. Edith
Edith musste schlucken. Mat versuchte sich zu erklären, doch es gelang ihm nicht wirklich. Und irgendwie war das auch keine Antwort auf ihre Frage. Und irgendwie auch wieder doch. Und Edith verstand, was Mat ihr sagen wollte. Er wollte sie beschützen, sie vor schlechten Kunden bewahren. Oh was ein Glück, dass er nicht weiß, wie viele ich von der schlechten Sorte schon hatte! Sie sah Mat unverwandt an. Oh je, er glaubt, dass Martin mich schlecht behandelt hat. Dabei ist das Gegenteil der Fall, ich habe mich daneben benommen und dass nur, weil es Dich gibt, Mat. Doch wie sollte sie ihm das klar machen, ohne, dass er sich schlecht fühlte? Ihm schien die Situation schon unangenehm genug zu sein.
Edith atmete leise tief durch. "Mat, ich kann Dir gar nicht sagen, wie lieb das von Dir ist, dass Du mich beschützen willst. Ich ... ich hätte nicht gedacht, dass ein Mann das mal für mich tun würde." Ihre Augen funkelten und sie versuchte die Gefühle, die ihr gerade fast das Herz übergehen ließen, nicht allzusehr nach oben kommen zu lassen. "Ich bin in New York groß geworden und dann mit meiner Schwester lange auf Reisen gewesen. Ich habe gelernt ... lernen müssen, mich zu verteidigen. Und ich habe in Mister Firth einen Chef, der uns auch erlaubt Kunden hinaus zu werfen, wenn sie uns quer kommen." Und jetzt verpack das bloß richtig! Edith schloß ihre Hand ein wenig fester um Mats, ohne dass es bestimmend oder eineingend wirkte. "Martin war sehr nett zu mir. Wirklich. Er ist einer von den Guten. Ich habe nicht geweint, weil er mich schlecht behandelt hat. Ich habe geweint, weil ich mich geschämt habe." O Gott, steh mir bei, das wird er sicher gleich falsch verstehen! "Wärst Du nicht gekommen, hätte er mich mit Respekt behandelt und mich fürstlich entlohnt, weil ich ihm die Sorte Hure gewesen wäre, die solch eine Behandlung verdient. Aber als Du weg warst und ich mit ihm ... ... da konnte ich es plötzlich nicht mehr, weil ... weil ..." sie brach ab und schluckte. Es dauerte einen Augenblick, bis sie mit leicht bebender Stimme weiter sprach. "Weil ich das Gefühl hatte Dich zu betrügen." sagte sie schließlich leise und senkte den Kopf, weil sie sich nicht traute Mat anzusehen. Sie fürchtete die Antwort so sehr, dass sie auf den Boden vor sich starrte.
Oh bitte! Bitte lauf jetzt nicht weg, lass mich jetzt nicht alleine!
"Ich.. ja genau. Dich beschützen." Mat nickte zu Ediths Worten, obwohl er nicht sicher wahr, ob es das war, was er gewollt hatte - oder gar konnte. Wahrscheinlich würde er damit niemals verstanden werden, aber er war doch schon froh, so er eine Frau nicht gerade in die Depression oder gar Selbstmord trieb. Sein Gesicht erhellte sich jedoch, als er Edith ansah. Ein Blick in ihre Augen genügte, um ihn sicher sein zu lassen, dass er genau das gewollt hatte, sie beschützen vor gemeinen Kunden, vor der Welt, vor den Gedanken, die sie über sich selbst hatte und vor sich selbst. "Dir soll nie mehr etwas weh tun.." Mat errötete und spielte unbewusst mit seiner Hand, in der ihre lag, denn er war sich sicher, dass er sich falsch ausgedrückt hatte. Wenn er doch nur wüsste, wie er sich überhaupt fühlte und wie das erklären könnte! Edith sprach kurz von ihrem Leben und Mat schüttelte den Kopf, als sie erklärte, sie habe sich zu sehr geschämt, um ihrem Beruf an diesem Kunden nachkommen zu können. "Das meinte ich.. Du solltest Dich niemals Deiner selbst schämen - bist doch nicht irgendeine Hure, sondern.. nun, ja.. Edith eben... " Mat vollendete den Satz nicht, denn er wusste sich nicht genauer auszudrücken. Smalltalk war genauso wenig sein Ding, wie ernsthafte Diskussionen oder konstruktiver Streit, aber das Sprechen über Gefühle war ihm völlig fremd, zumal es die Gefühle in Bezug auf Edith auch waren. "Oh -ja. Das wäre er sicherlich." Mat nickte und zog seine Hand zurück, um sich zu erheben. Seine innere Anspannung musste er irgendwie abbauen und so er sie nicht erneut in Agggression umsetzen wollte, würde er sich wohl Bewegung verschaffen müssen. Es war ihm schon klar, dass er wohl überzogen reagiert hätte. Als ob dieser Hanswurst eine ernsthafte Gefahr dargestellt hätte - und doch hatte Edith geweint. Er hatte ja nicht wissen können, dass dieser Kerl dies nicht zu verantworten hatte. "Du..hast.. was?!" Verblüfft und doch irgendwie angerührt blieb er sitzen und sah Edith aus großen Augen. Sie hatte das Gefühl, ihn zu betrügen mit einem Kunden? "Ich..also.. das verstehe ich nicht..Ich meine.. du schuldest mir nichts .. und das ist doch nur Dein Beruf.. " Mat verstand gerade nicht und sah entsprechend verwirrt aus. Sie meinte ihn zu betrügen,wenn sie für einen anderen Kunden die Beine breit machte, obwohl sie damit ihr Geld verdiente - und er keine Ansprüche an sie stellte oder zu stellen glaubte? Betrog er sie denn, wenn er mit anderen Huren..? Also ob er nach der Nacht mit Edith noch mit anderen Huren schlafen würde - nein, seinen Körper würde er für andere Frauen sicher nicht mehr hergeben wollen - zu schön, war es mit Edith gewesen. Und wenn schon - konnte man ihm denn vorwerfen, sie zu betrügen, so er mit anderen Huren gegen Bezahlung seine Bedürfnisse befriedigen würde? Mat war ziemlich durcheinander und wahr gleichzeitig entsetzt darüber, wie wenig er über Beziehungen zwischen Männern und Frauen und überhaupt gelernt hatte. Es war doch normal, dass ein Mann ein Bedürfnis nach Beischlaf hatte und dies durchaus mit mehreren Frauen stillen konnte - war es doch jedes Mal anders. Zumindest kannte er es nicht anders, denn so hatte sein Vater Zeit seines Lebens vorgelebt und auch er hatte sein Leben so eingerichtet. Und nun war Edith da - und damit alles so beängstigend anders...
Mat schien aufstehen zu wollen, denn er zog seine Hand zurück und Edith löste sich ein wenig von ihm, doch dann blieb er erstaunt sitzen und starrte sie an. Die Worte, die ihm schwer und ungläubig über die Lippen kamen, musste Edith ersteinmal sortieren. Sie war keine Hure? Edith, ja, die war sie. Aber warum sagte er dann, dass das ihr Beruf war? Ja ... ehm ... nee ... also ... was denn jetzt? Wie konnte sie keine Hure sein und doch damit ihr Geld verdienen? Sie war doch, was sie tat ... oder nicht ... ? Mat war Schreiner ... war man nicht das, was man tat?
Jetzt war Edith es, die Mat verwundert anschaute. Schulden? Nein, das tat sie in der Tat momentan nur sich selbst etwas ... na ja, irgendwie auch Martin, denn den hatte sie ja ziemlich versetzt. Aber Mat hatte doch ... er hatte doch gesagt, dass sie etwas anderes war für ihn. Nicht einfach nur irgendeine Hure. Oder hatte sie ihn doch flasch verstanden? Nein, er hatte es sogar nochmal wiederholt. Das war kein Versehen. Und trotzdem fühlte es sich vorhin falsch an für Martin die Beine breit zu machen. Warum verstand Mat das denn nicht?
Mat hatte eine tief sitzende Hoffnung in Edith geweckt, die wohl nur noch mit ihrem Tod zum Schweigen zu bringen war. Hoffnung auf ein Entkommen ihres Daseins, Sehnsucht nach einem Mann, der sie sah, wie sie wirklich war. Und für einen kurzen Augenblick gestattete Edith dieser Sehnsucht mit der Hoffnung an der Hand in ihren Augen zu glitzern.
Mach Dich nicht lächerlich. Er ist ein Mann, der einfach ziemlich Gefallen an Dir gefunden hat. Mehr nicht! Er wird wahrscheinlich Dein bester STammkunde werden, aber das war's dann auch schon. Edith senkte den Blick und erhob sich schließlich. Sie sprach leise. "Ja, Mat, das ist mein Beruf." sagte sie und schluckte. "Und ich bin, was ich tue. Eine Hure." Dann sah sie dem Schreiner wieder in die Augen. Doch sie widerstand dem drängenden Impuls ihn jetzt zu küssen, sich einfach in seine Arme sinken zu lassen. "Und deshalb werde ich Martin nachher das geben, was er von mir als Hure haben wollte." Ihre Kehle war wie zugeschnürt und ihr Mund trocken. "Ich werde mich jetzt um Deine Wunde kümmern." sagte sie und goss etwas Wasser aus der Kanne in die SChüssel. Dann öffnete sie die oberer Schublade, in der kleine, saubere Baumwolltücher lagen. SIe nahm eines heraus und tunkte eine Ecke in das Wasser. Dann begann sie vorsichtig das Blut um die Wunde abzureiben. Die Lippe war nur ein wenig aufgeplatzt und sah schlimmer aus, als sie war. "Vielleicht sollten wir ein wenig Jod draufmachen. Mister Firth hat uns etwas gegeben, falls wir uns mal leicht verletzen." sagte sie, doch sie schaffte es einfach nicht ihre Stimme professionell klingen zu lassen. Ganz im Gegenteil. Ihre Hand fing leicht an zu zittern und sie bekam das nicht in den Griff.
Mat schüttelte den Kopf, denn genau so hatte er das eben nicht gemeint. "Du bist nicht das, womit Du Dein Geld verdienst. Dein Beruf ist der eine Hure. Du verkaufst Deine Körper, aber nicht Dich.." Mat schwieg, als Edith erklärte diesem Kunden die Beischlaf doch noch anzubieten. Er hatte nicht das Recht, ihr da hineinzureden, fragte sich aber, ob ihr Gefühl ihn zu betrügen daher kam, dass dieser auch mehr war als ein beliebiger Kunde. Offensichtlich sprach sie ihn bereits mit vertrautem Vornamen an. "Ach, das ist nichts.." Mat winkte halbherzig ab, als Edith ankündigte, nach seiner Platzwunde sehen zu wollen. Sicher war es nicht falsch, diese zu säubern und möglichst sauber zu halten, aber er hatte schon Schlimmeres erlebt. Wortlos sah er ihr zu, wie sie ein sauberes Tuch nässte und begann, seine Wange von Blut zu befreien. Er ließ sich diese Behandlung gefallen und wunderte, sich dass es im gegen seine Bindungsangst gut tat, so umsorgt zu werden. Jemand sorgte sich um ihn und das war für ihn ein ganz neues Gefühl. "Meinst Du, das ist nötig?" Fragend sah er Edith an, denn er hielt das eigentlich für unnötig. So sie darauf bestand, würde er wohl da durch müssen und den durch Jod auf der Wunder entstehenden scharfen Schmerz aushalten müssen.
Edith hielt inne und sah Mat wieder an. Sie verkaufte ihren Körper aber nicht sich. Scheiße, er hat ja so recht damit! Aber es war so schwer das zu trennen, jetzt, wo es Mat in ihrem Leben gab. Andererseits, wenn er das so sah und damit keine Probleme hatte ... warum nicht!?
Dann wollte Mat irgendwie nicht, dass sie sich um seine Wunde kümmerte, doch er ließ sie gewähren und für einen Augenblick war es wieder da, das Gefühl der Vertrautheit. Und Edith genoß es sich um Mat ein wenig zu sorgen. Schließlich hatte es ja irgendwie mit ihr zu tun, dass er jetzt eine aufgeplatzte Lippe hatte. Und als er sie fragte, ob sie das für nötig hielt, musste sie ein wenig schmunzeln. Mat behandelte sie schon jetzt anders, das wurde ihr langsam klar. Und einem Impuls folgend, schneller, als sie darüber nachdenken konnte, sagte sie: "Ich mache mir halt Sorgen." Sie biss sich sofort auf die Zunge und hielt in ihrer Bewegung inne. Sie traute sich kaum ihn anzublicken.
Jetzt wird er mich für dumm erklären ... oder? Wobei ... vielleicht auch nicht. Wenn er wirklich meint, was er gesagt hat ...
Edith nickte schließlich. "Ein kleines bisschen, ok? Ich bin auch ganz vorsichtig." versprach sie leise. Dann gab sie sich einen Ruck und stand wieder auf. In der Schublade mit den Tüchern lag auch das kleine Fläschchen mit dem Jod. Vorsichtig träufelte sie nur etwas auf einen kleines Zipfel des Tuchs, dass sie in der Hand hielt. Dann kniete sie sich wieder vor Mat und sah in an. Und da war es schon wieder, das Gefühl, dass es richtig und gut war, dass es so sein sollte zwischen ihnen. Edith atmete tief druch, schob sich wieder sanft zwischen seine Beine und richtete den Oberkörper auf. Dabei kam sie Mat sehr nah und sie roch seinen Körper. Ein wenig Schweiß, Holz, ein Hauch von Blut von der Lippe. Es roch vertraut und angenehm. Edith legte Mat sanft die Hand auf die heile Wange und beugte sich vor, damit sie mit dem Jod auch genau traf. Und dann passierte es. Es schwappte über die junge Frau und sie konnte nichts dagegen machen. Edith gab Mat einen zarten Kuss oberhalb der aufgeplatzten Stelle.
Wie vom Blitz getroffen zuckte sie weg, rutschte ein Stück zurück und sah Mat erschrocken an. "Ich ... es ... ich .." stammelte sie. Bist Du von allen guten Geistern verlassen?? Du kannst ihn doch nicht einfach küssen!! Du dumme Pute!!