Die Unterhaltung über Matt rückte doch sehr mit der Verärgerung über Ben und Jeremiah in den Hintergrund. Man sah ja gerade deutlich genug, was passierte, wenn man seinen Kindern vertraute und sie erwachsen werden lassen wollte. Man wurde schlicht enttäuscht. War es ein Wunder, dass er Mollys Worte nicht sonderlich mit Freude begrüßte? Matt und erwachsen werden lassen.. Er war derselbe Kindskopf wie sein kleiner Bruder im Garten. Man ließ die Zügel locker und schien lief irgendetwas schief. Und es war doch sehr naiv von seiner Frau anzunehmen Matt ginge nur wegen dem Kaffee und dem guten Essen in den Saloon. Aber auch dazu sagte er nichts. Jetzt war keine Zeit für einen Streit.
"Was wird das wohl gewesen sein," war das erste was er auf Mollys Reaktion gereizt erwiderte. "Eine eingeschlagene Scheibe über uns, wie du schon selbst bemerkt hast. Dank diesem Bengel von nebenan!" Ungestört von Mollys hastigem Aufbruch nach oben fuhr er verärgert fort. "Ich hab ihn sowieso im Auge. Und wenn er so weiter macht, ist mir bald herzlich egal, dass er der Sohn vom Reverend ist. Meinen... unseren Ben... verdirbt mir dieser Junge ganz gewiss nicht. Treiben sich da unten im Schnee herum, anstatt nach Hause zu kommen," Francis wandte sich wieder dem Garten zu, konnte aber von den beiden Jungen immer noch keine Spur sehen. Anstatt gleich nach Hause zu kommen schienen sie es für das beste zu halten sich zu verstecken. Francis war nah dran einfach nach draußen zu stürzen und die beiden Lümmel am Ohr ins Haus zu zerren... wieso auch nicht? "Ja schau du ruhig oben erst einmal nach dem rechten. Ich werde nach unten gehen und mir Ben und Jeremiah zur Brust nehmen. Ach," frustriert seufzend wandte sich Francis wieder herum und zog sich die Hosenträger über die Schultern. "Nichts als Ärger in letzter Zeit mit den Kindern," murrte er weiter und mochte es überhaupt nicht leiden, die kurze Zeit vor der Kirche statt in Ruhe mit seiner Zeitung zu verbringen, jetzt draußen in der Kälte zu bringen zu müssen, um zumindest seinen Jungen für den Ungerhorsam und den Blödsinn zu strafen. Vor der Kirche... ausgerechnet heute am Sonntag... Mehr als verstimmt war Francis geneigt zu glauben, dass das Büchlein für heute ausgedient hatte. Wenn der Morgen schon so anfing, sollte er wohl dem ein Riegel vorschieben. Nicht das in der Kirche erneut etwas schief lief, weil Ben annahm er könne heute in Gegenwart von Jeremiah zur Abwechslung einmal tun, nach was ihm der SInn stand. Den Zahn wollte Francis Ben unbedingt ziehen.
"Das sieht dem Jungen ähnlich - hätte ich auch selber drauf kommen können, nicht?" Molly betrachtete den Pulli, den sie gerade eben aus der Hand legte, als wolle sie mit ihren Blicken Löcher hineinbohren. Erst warf ihr der Bengel einen Schneeball an den Kopf und nun zertrümmerte er eine Fensterscheibe?! Molly wusste nicht zu sagen, ob sie sich nun mehr über die kaputte Scheibe ärgerte oder über die Mühe, die sich noch um dieses Bengel willen mit dem Pullover gemacht hatte. Dennoch sprach sie in versöhnlichem Ton, denn ihr Gatte murrte und maulte sie gerade an. Ob ich wohl nichts dafür kann.. "Oh- gut. Kümmere Du Dich um die Missetäter - ich will mal sehen, wie groß der Schaden tatsächlich ist." Molly nickte ihrem Mann freundlich zu, denn sie vertraute fest darauf, dass dieser schon über das richtige Strafmaß für Ben entscheiden würde. Immerhin gab es da noch dieses Büchlein, aber das wäre nun wohl ein Eintrag zu viel, um die Angelegenheit übergehen zu können. Auf der anderen Seite war Ben zwar ungehorsam und hatte offenbar viel zu viel Zeit mit seinem Freund verbummelt, statt sofort heim zu kommen, aber die Scheibe hatte der sicherlich nicht auf dem Gewissen. Dafür nämlich warf Ben nicht gezielt und weit genug. Pech für Jeremiah - der soll nur mal versuchen, Ben die Schuld in die Schuhe zu schieben! Es lag ihr bereits auf der Zunge, ihren Mann darauf hinzuweisen, dass sein Murren und Maulen nicht weiter half und wie ungerecht er in dem Punkt war, denn schließlich strafte er bei Ben und Matt ein Murren und Maulen stets mit Nachdruck ab und auch bei Martha duldete er dies nicht. Da Francis aber ganz offensichtlich bereits so gereizt war, dass die Angelegenheit durchaus zu einem Ehestreit hätte führen können, schwieg Molly lieber und verließ leise seufzend das Wohnzimmer. Sie fühlte ja doch mit ihrem Mann mit und wusste, dass es diesem nicht leicht fallen würde, Ben mit der nun doch wieder einmal notwendigen Härte zu bestrafen. Matts Jacke hing nicht am gewohnten Platz und nun war Molly froh, dass sie ihn hatte Ben hinter her schicken müssen. Wie leicht hätte er erletzt werden könnten, so er an seinem Schreibtisch gesessen oder auf dem Bett gelegen hätte, als das gesplitterte Fensterglas durch den Raum geflogen war! Von unten hörte sie bereits Schritte auf den Verandastufen und nahm an, dass Matt seinen Bruder bereits gefunden hatte. Hoffentlich war er schlau genug, diesen nun auch ohne weiteren Verzug heim zu begleiten. Das wird er wohl - weiß er doch wie wichtig es ist, dass Ben lernte für sein Handeln auch einzustehen.. Über Jeremiah machte Molly sich gerade weniger Gedanken, denn dessen Strafe dafür lag nicht in ihrer Hand. Sie würde wohl erwarten, dass er nicht nur die üblichen Hiebe dafür einzustecken hatte, sondern die Scheibe von seinem Taschengeld zu ersetzen hätte. So - er welches hat. Falls nicht - Arbeit zum Abarbeiten gäbe es genug. Molly war gerade im Begriff sich der Stiege zum Dachboden zu zu wenden, als ihr auffiel, dass der Flur ungewöhnlich dunkel war. Es dauerte genau zwei Atemzüge lang, bis sie die Ursache dafür erkannt hatte: Marthas Zimmertür war geschlossen!. Das war im Hause McKay nicht erlaubt, denn nur so die Türen offenstanden, hatten sie eine Kontrolle darüber, was die Kinder in ihren Zimmern so trieben. Nicht ohne Hintergedanken, hatten sie bei der Trennung der beiden Jungs, darauf bestanden, dass Ben das kleine Zimmer neben Marthas sein eigen nennen durfte und nicht das ehemalige Jungenzimmer. Matt war über die schwierige Zeit der Pupertät hinaus und sie vertraute ihm, dass er nicht gerade heimlich Hand an sich legte oder sich mit Süßigkeiten rund und dick aß. Auch der Müssiggang schien ihm weitestgehend fremd zu sein. Martha und Ben hingegen hatten gerade mit den für ihr Alter typischem Gefühlschaos zu kämpfen. Martha würde zwar kaum Hand an sich legen, aber womöglich sich dem Müßiggang hingeben, während Ben wohl versucht wäre, Hand an sich zu legen oder sich mit Naschwerk zu trösten. Beidem gedachten sie wirksam vorzubeugen in dem sie den Kindern nicht erlaubten, die Türen zu schließen. Das war eine Regel, die sie auch bisher nicht gebrochen hatten, so dass Molly nun entsetzt auf die geschlossene Tür starrte. Was in aller Welt tat Martha, dass nicht gesehen werden durfte? Sicher hatte sie Geheimnisse vor den Eltern und Geschwister, denn anderenfalls braucht sie doch die Tür nicht schließen! Das war für Molly der einzig logische Schluss, den sie daraus ziehen konnte, denn noch hatte Martha für ihr Dafürhalten nicht das Recht auf eine Intimsphäre und sich auch nicht das dafür notwendige Vertrauen verdient. Ärgerlich ging Molly auf die Tür zu und riß ohne Anzuklopfen die Tür auf. "Martha! Was ist das denn?" Molly war wirklich ärgerlich und ahnte, dass sie Francis besser davon zu unterrichten hatte. Martha lag in gekrümmter Haltung auf ihrem Bett und Molly konnte noch nicht genau sehen, was Martha gerade tat. Die Hände ihrer Tochter schienen jedoch nicht unter ihrem Rock zu verschwinden, sondern eher Etwas zum Mund zu führen. Zumindest sahen die Bewegungen so aus und die Ellenbogen waren entsprechend angewinkelt. "Warum versteckst Du Dich hinter der geschlossenen Tür? Du weißt schon, dass Dein Vater ebenfalls davon erfährt, oder?" Kopfschüttelnd trat Molly näher an Martha heran, die wahrscheinlich sich überrumpelt fühlte. Gut so - dann kann sie sich wenigstens auf die Schnelle nicht aus der Sache raus schwindeln..Liegt da Bonbonpapier? Molly zog die Stirn kraus. Obwohl sie hoffte, dass Francis noch nichts von ihren Worten vernommen hatte, ließ sie die Tür hinter sich geöffnet. Zwar war Francis so gereizt und über Bens Verhalten verärgert, dass er weitere Schwierigkeiten mit Martha überhaupt nicht gebrauchen konnte, aber andererseits wollte sie ihm nichts verheimlichen und auch nicht den Eindruck erwecken, sie habe Geheimnisse vor ihm. "Also - was hast Du vor uns zu heimlichen, meine Liebe? Oder willst Du es lieber Pa erklären?"
Molly und Francis, Francis dann kurz im Flur an der Wohnungstür
Oh und wie ich mich darum kümmern werde, dachte Francis ziemlich verstimmt und fühlte schon wieder die ungesunde Verärgerung in sich aufsteigen, die ihm in letzter Zeit immer öfters zu schaffen machte. Sofort bekam er einen nervösen Magen und sein Hals zog sich beunruhigend zusammen. Er hatte gehofft, dass mit der neuen Regelung ein wenig Ruhe ins Haus einkehren würde. Zumindest Matt schien sich seine Worte vom Montag zu Herzen zu nehmen. Sein Verhalten machte auf Francis immerhin den Eindruck, als wollte es der Junge wirklich damit versuchen zu gefallen um der angedrohten härteren Bestrafung zu entgehen. Das war eine Erleichterung. Auch bei Isabelle hatte es stets genügt ihr anzudrohen, dass sie harte Strafe zu erwarten hätte, um sie bei den seltenen Anlässen wieder in Reih und Glied zu bekommen. Ach, Isabelle... Francis seufzte innerlich. Obwohl er nie einen Zugang zu seiner älteren Tochter gefunden hatte, gerade weil sie so sehr darauf bedacht gewesen war sich anzupassen und meist schon auf hinterhältige Art und Weise die Miesere ihrer Geschwister zu ihren Gunsten hatte nutzen können, war sie doch eine Freude gewesen. Immerhin war sie das am leichtesten zu führende Kind gewesen. Keine Schläge, keine Züchtigungen, keine Strafen, nur mahnende Worte und Drohungen. Wie einfach es doch für Molly und ihn gewesen war Isabelle zu der jungen Frau zu erziehen, die sie heute war. Wenn Martha oder Ben doch nur ein wenig nach ihr geraten hätten können, dann wäre ihm viel Ärger erspart geblieben. Bei Matthew war ein solcher Wunsch utopisch und er hatte es längst aufgegeben Matthew in dieser Hinsicht vergleichen zu wollen. Es war ihm nicht recht, dass er die beiden Jüngsten in seinem Herzen gerne bevorzugte, weil er es selbst gerne streng nach den fairen Regeln seines Hauses mit allen gleich halten wollte. Entsprechend brachte es ihn auch immer öfters in Bedrängnis, wenn Bestrafung anstand. Er spürte einen Widerwillen Ben oder Martha für Kleinigkeiten streng abzustrafen, auch wenn es notwendig war. Ein Widerwille, der jedoch nicht gut für die Kinder war. Wenn sie davon nur ein bisschen Wind bekämen, hätten sie sicherlich ein leichtes Spiel mit ihm. Womöglich führte er gerade deswegen gegen Matthew ein strenges Regiment und führte härtere Spielregeln ein, um Martha und Ben zu beweisen, dass er durchaus noch der Alte war und mit ihm keine Späße möglich waren. Obwohl... es gab bereits vieles was Martha und Ben hätte zeigen können, dass er es gerne selbst anders halten wollte. Aber die Fesseln der Gesellschaft und was allgemein als gute Kinderstube anerkannt war, ließ ihm keine andere Wahl. Es waren lästige Vaterpflichten, das gab er bereitwillig zu und es war ihm immer wieder aufs Neue ein Anliegen Martha mit der zugesteckten Schokolade oder mit einem Angelausflug mit Ben ein wenig von dem Francis seinen Kindern zu zeigen, der er für sie gerne immer wäre. Aber letztendlich hatten sie es selbst in der Hand. Sie kannten die Regeln und mussten sich nur daran halten. Wer immer noch glaubte mit seinem Theater weniger Hiebe zu erhalten hatte es nicht anders verdient und selbst Ben mit seinen gerade erst 12 Jahren sollte inzwischen gelernt haben, dass das Einhalten der Hausregeln unabwendbar war. Wieso dies in letzter Zeit den Kindern so ungemein schwer fiel konnte sich Francis nicht erklären, aber es führte erheblich zu seinem nervösen Magen dazu bei und auch seine stets gute Laune litt inzwischen stark darunter. Er spürte, wie er sich immer rascher zu einem ungeduldigen Mann entwickelte, der wenig Ruhe aufbrachte um geübt und routiniert seine Kinder abzustrafen. Er wollte nicht erneut Gefahr laufen eines der Kinder so hartherzig zu züchtigen wie Matt im vergangenen Sommer. Und doch überwog in den letzten Tagen die Wut sein gewohnt klares und überlegtes Handeln. Am liebsten würde er jetzt tatsächlich nach unten stürmen und Ben ordentlich übers Knie legen. Lang und fest genug, damit ihm das Sitzen in der Kirche wie ein nie enden wollender Albtraum vorkam. Natürlich würde er das nicht tun. Das erlaubte seine Grundsätze nicht und soweit kam es noch, dass er sich von seinem Unfrieden leiten ließ. Der Grund für all das war ihm natürlich kein Rätsel, wenn er an eben dachte. Die Kinder wurden unerklärlich immer renitenter und strafresistenter. Nun, dann würde er eben dafür sorgen müssen, dass sie auf neue Art und Weise elterliche Bestrafung zu fürchten begannen. Vielleicht war er ja schon längst nachlässiger geworden, wie befürchtet? Hatte er nicht erst am Montag Mollys Vorschlag zugestimmt in Hinblick auf die Ziele bei Martha ein wenig nachsichtiger mit dem Mädchen zu werden? Und weil er körperlich nicht mehr wirklich in der Lage war tägliche Züchtigungen vorzunehmen auch bei Ben Ausnahmen zu machen? Einträge statt Hiebe und eine einmalige Züchtigung wenn das Maß voll war? Scheinbar funktionierte das nicht. Zumindest nicht bei Ben. der bummelte herum, warf Schneebälle und amüsierte sich mit seinem Freund, schlug eine Glasscheibe ein und dachte wohl, dass ihm dafür nur wieder ein Eintrag blühte, aber keine Züchtigung! Das System schien nicht zu fruchten und zu funktionieren. Und darüber war Francis mehr als nur verstimmt. Fest entschlossen die neuen Regeln noch einmal zu überdenken, sollte sich eines der Kinder heute nur noch eine Sache zu Schulden kommen zu lassen, folgte er ein wenig später Molly hinaus auf den Flur. Obwohl er unten schon die Haustür hörte und die Schritte auf der Treppe lenkte ihn Mollys Anwesenheit ab. Er hatte sie schon oben vermutet, doch stattdessen stand sie in Mollys Zimmer und klang verstimmt, wenn nicht gar verärgert. Das war doch zum Haare raufen. Bitte, hier hatte er ja schon wieder einen Beweis dafür, dass seit Montag alles in eine völlig falsche Richtung lief. Erst wieder Ben, jetzt wohl Martha... genau wie am Montagmittag. Aber nicht mit ihm. Nicht mehr. Das musste ein Ende haben, bevor sie alle noch Stadtgespräch wurden, weil ihre Kinder aus dem Ruder liefen.... Kurz zögerte Francis, nicht sicher ob er erst Ben in Empfang nehmen oder bei Molly nach dem Rechten sehen sollte, öffnete er die Wohnungstür und warf dabei einen raschen, kritischen Blick in das Mädchenzimmer, wo Molly am Bett ihrer Tochter stand, auf dieses sie sich zurückgezogen hatte. er sah auf die Schnelle keinen Grund des Anstoßes, fragte aber pflichtbewusst von der Wohnungstür aus: "Alles in Ordnung," und warf dann einen prüfenden Blick in das Treppenhaus, wo Ben gerade mit wütend erhobener Stimme seinem Freund einen Stoß versetzte, der diesen gegen Matt taumeln ließ. Das wurde ja immer besser. Sein Magen drückte und brannte und Francis fühlte sich tatsächlich ein wenig überfordert. Molly und Martha, Ben, das Fenster und jetzt noch das....
"BEN!", scharf und schneidend durchriss seine Stimme die Luft und er sah seinen jüngsten Sohn aufgebracht an. Es war deutlich, dass er so etwas nicht noch einmal beobachten wollte. Um sich dennoch zu beherrschen, holte er einmal tief Luft. Es wurde Zeit dem jungen Mann einen Denkzettel zu verpassen, nicht dass er am Ende noch den Gottesdienst dazu ausnutzte ihn vor dem neuen Reverend zu blamieren. Er musste ja nur an letzte Woche denken, um zu wissen, dass es durchaus möglich war. "Matt bring Jeremiah bitte in die Wohnstube," ordnete er etwas ruhiger aber streng an, wobei der Ton Jeremiah galt, nicht Matthew. "Und du," sein Blick traf kalt Ben. "Gehst sofort in unser Schlafzimmer und holst die Rute und dann ab mit dir in die Wohnstube. Matt wird auf euch aufpassen, bis ich für euch Zeit habe." Er trat zur Seite und zeigte für Ben direkten Weges auf die Schlafzimmertür. Oh ja, er hatte noch immer Möglichkeiten um diesen Jungen zur Vernunft zu bringen. Und wenn er dafür eben härter und strenger strafen musste, dann sollte es wohl so sein. Es war nicht an ihm den von Gott vorherbestimmten Weg in Frage zu stellen. Vielleicht wurde auch er als Vater geprüft und er hatte nicht vor diese Prüfung zu vermasseln. Auch wenn es ihm schwer fallen würde Ben vor seinem Freund zu strafen, hielt er es für eine angemessene Züchtigung. Scham und Erniedrigung waren eine ausgezeichnete Waffe und vielleicht verging es auch Jeremiah in Zukunft seinen Freund in Schwierigkeiten zu bringen. Obendrein konnte es gar nicht schaden, wenn die beiden Jungen erst einmal im Ungewissen blieben, was sie erwartet. Selbst wenn Jeremiah annahm Francis würde auch ihn züchtigen, war das Francis mehr als recht. Beim nächsten Unfug würden sie sich garantiert an das heutige Erlebnis erinneren, weil sie es teilten. Das sollte sie das Fürchten lehren und vor neuen Dummheiten bewahren. Es ging einfach nicht an, dass Ben anfing die väterlichen Anweisungen zu missachten. Wo blieb da das vertrauen? Und es war unmöglich daran zu denken, dass Ben noch einmal die Hand gegenüber einen anderen erhob. Schon gar nicht im eigenen Haus.
"So, also." Matt nickte langsam, denn er verstand, dass und warum Jeremiah ihn für einen Verräter hielt. Trotzdem war er darüber ärgerlich, sogar wütend, so dass er dem Jungen am Liebsten Eine runter gehauen hätte. Er würde doch niemals seinen Bruder verraten! Allerdings erklärten Jeremiahs Worte auch den finsteren Blick, mit dem dieser ihn bereits im Flur bedacht hatte. Matt verstand erst jetzt, was Jeremiah nun gegen ihn hatte, denn er hatte ihn nicht besonders fest gepackt und auch keinen Versuch unternommen, ihm diese dämliche Schirmmütze zu entreißen. Diese war im Winter wohl eher lächerlich zu nennen, da sie mitnichten wärmte, aber so Jeremiah sich mit dieser Mütze sicherer fühlte - bitte sehr. Matt würde ihm diesen Zahn nicht ziehen wollen. Irgendwann wird auch er dahinter kommen, dass die Mütze keine Garant für Sicherheit ist.. "Ich will Dir mal was sagen, mein Freund. Ihr seid beide ungehorsam gewesen, denn die Anweisung hieß, unverzüglich hier her zu kommen, oder? Das hat mein Pa auch so gemerkt - dafür brauchte ich nicht petzen." Matt war schon beinahe wieder mit Jeremiahs Worten versöhnt. Ben hielt offenbar große Stücke auf ihn - als großen Bruder. Jeremiah war in seiner Erregung vom Stuhl aufgesprungen und erklärte die Angelegenheit noch einmal. "Verstehst Du es wirklich nicht? Es geht darum, dass Ben seiner Anweisung, unverzüglich mit Dir hierherzukommen, nicht Folge leisten wollte. Dieser Ungehorsam ist es, der nun zu einer wohl gerechtfertigten Strafe führt." Eigentlich war Matt es leid, das erklären zu müssen und verstand auch gar nicht, wie er überhaupt darauf kam. Das war doch nun wirklich nicht schwer zu verstehen und Jeremiah wurde doch von seinem Vater in derartigen Fällen sicherlich auch bestraft. Bens Eintreten ins Wohnzimmer lenkte ihn zwar kurz ab, aber dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Jeremiah zu. "Du bleibst gefälligst hier und setzt Dich. Die Suppe habt Ihr Euch gemeinsam eingebrockt - da könnt Ihr diese auch gemeinsam auslöffeln und ja, Alles andere wäre ungerecht." In seinem Ärger über Jeremiahs Vorwurf stand nun Matt auf und stellte sich Jeremiah in den Weg. Er hatte bestimmt nicht vor, diesen zu seinem Pa gehen zu lassen und sich vor den Konsequenzen, die ihn von seinem Pa aus treffen sollten, zu drücken! "Dein Pa erfährt das sowieso. Da kannst Du Dir sicher sein."Matt musterte Jeremiah und warf Ben einen kurzen Blick zu, der aussah, als würde er gleich im Erdboden versinken wollen. Die gefürchtete Rute hatte er auf den Tisch gelegt und Matt hoffte, dass der Vater doch noch nichts von der kaputten Scheibe wusste. "Mit viel Glück hat Pa das Klirren des Fenster gehört, bringt es aber nicht mit Euch in Verbindung. Stoßen werde ich ihn wohl nicht darauf, aber anderenfalls werde ich auch nicht lügen - dass muss Euch beiden klar sein." Matt sah beide forschend an und unterdrückte ein Grinsen. Dieser Jeremiah glaubte offenbar, sein Vater würde ihm die Leviten lesen, so dieser annehmen müsste, er habe gepetzt. Das vermochte Matt nicht zu glauben, aber noch witziger fand er es gerade, dass Jeremiah gerade das gleiche machen wollte, was er ihm vorwarf - petzen nämlich! "So - Du willst mich also bei Deinem Pa verpetzen?" Spöttisch verzog Matt den Mund . "Da schlotttern mir ja wirklich die Knie." Matt täuschte weiche Knie vor, bevor er ein wenig zur Seite trat, denn jeden Augenblick konnte sein Pa hereinkommen und diesem wollte er sich nicht in den Weg stellen.
Ich bin nicht dein Freund... Und was dein Pa angewiesen hat geht mich nichts an... Vergessen waren im Zorn die Worte des eigenen Vaters mit Ben sofort nach drüben zu laufen und keinen Unsinn mehr zu machen. Was war an einem Schneemann bauen auch schon Unfug? Eben, keiner. Es war ein wenig Spaß und Zeitvertreib. Und woher wollte Matt wissen, dass er, Jerry, ungehorsam gewesen ist? Ihm war das Schneemannbauen nicht wirklich direkt untersagt gewesen, noch war ihm das überhaupt verboten. Aber noch einmal aufzubegehren traute sich Jerry nicht, denn Matthew war erregt vom Stuhl aufgesprungen und Jerry hatte unbewusst einen Schritt nach hinten gemacht. Doch die weiteren Worte von Bens Bruder ließen Jerry gleich wieder ein bisschen verärgert drein blicken, denn es war ungeheuerlich, dass wegen so einer Kleinigkeit, an der nicht einmal Ben selbst schuld war, dessen Vater gleich so furchtbar streng reagieren musste. "Dafür kann doch Ben nichts," sagte Jerry schnippisch und erregt. "Das war doch meine Idee. Das sag ich doch die ganze Zeit. Aber dein Pa soll mich ja nicht anfassen. Sonst kann er was erleben," denn die Aussicht, dass Mr. McKay strafen wollte gepaart mit Matts sehr allgemein gehaltenen Worten darüber, wer bestraft werden sollte, bereitete Jerry weiterhin große Sorge. Dieser Umstand wurde durch Bens Eintreten in das Zimmer noch einmal verstärkt, denn unweigerlich haftete Jerrys Blick an der Rute, die sein Freund hereintrug und auf dem Tisch ablud. Eine Rute war es wohl weniger, die in Jerrys Kopf frisch geschnitten und in Wasser getränkt war. Aber es machte die Sache auch nicht besser in der Rute einen gut bekannten Rohrstock zu erkennen. Jerry biss sich auf die Unterlippe und teilte unbewusst das Unbehagen seines Freundes. Jetzt wollte er erst recht zu seinem Pa. Lieber beichtete er ihm alles und hörte sich die ganze Schimpfe an, wie hier bei den McKays auszuharren. Doch Matt machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Gerade als er sich umwenden wollte, trat Bens Bruder zwischen Tür und Jerry. Das ließ Jeremiah unbewusst die Fäuste ballen und mit düsterem Blick nach oben schauen. "Das will ich ja," knurrte er mit der Absicht gefährlich zu klingen und Matt damit einzuschüchtern. Dass er in Wahrheit eher wie ein kleiner Welpe klang, als wie ein gefährliches Wolfsrudel, entzog sich Jerrys Vorstellung. "Nur du stehst mir dafür im Weg. Ich will ja zu meinem Pa, damit er das erfährt und die Sache regelt. Und zwar so wie wir das regeln." Die Fäuste hatte Jerry bei seinen Worten ein wenig gehoben, aber die Absicht zu zuschlagen hatte er nicht. Matt war mehr als drei Kopf größer als er. Er müsste schon verrückt sein, um so mutig zu sein. Der Versuch die Jungs ein wenig zu beschwichtigen, zeigte bei Jerry wenig Erfolg. Er nahm weder die Fäuste herunter, noch entspannte er sich oder ging zurück auf seinen Platz. Er bezweifelte einfach stark, dass man im Haus das Klirren der Fensterscheibe hatte überhören können. Das Echo in der Häuserschlucht war schon unschwer zu überhören gewesen. Hier gab es in den nächsten MInuten ungemein viel Ärger... Ein Grund mehr von hier zu verschwinden und seinen Pa zu Hilfe zu holen. Er ließ sich a) ganz bestimmt nicht von Mr. McKay verprügeln und b) sah er nicht zu wie Ben für was geschlagen wurde, dass er gar nicht getan hatte. Gerade als er einen erneuten Versuch unternehmen wollte, um an Matt vorbeizukommen, zog ihn dieser tatsächlich mit seinen eigenen Worten auf. Wieso er das tat, verstand Jerry nicht. Es war doch unnötig angesichts der Lage in der sich Ben und er schon befanden. Entsprechend verzog er das Gesicht zu einer zornigen Fratze und ließ den Zorn kommen. Ohne zu wissen was er tat, trat er Matt gegen das linke Knie, mit denen er gerade weiche Knie vorgetäuscht hatte und setzte nach, als Matt ein wenig zur Seite trat und schlug mit den Fäusten erbost auf Matts Bauch ein. "Ich bin keine Petze. Sag ja nicht noch mal, dass ich eine bin. Ich petze nicht, ich verrate nicht und ich lass auch keinen in Stich."
Matt und Jermiah, Ben im Hintergrund am Tisch sitzend
Fragend sah Matt zu Ben hinüber. Dieser sah gerade so aus, als habe er mehr dazu zu sagen, als nur bejahend zu nicken. Aufmerksam hatte Ben den Wortwechsel verfolgt, traute sich aber nicht, sich einzumissen. Matt wurde zwar von den Eltern noch immer wie ein Kind behandelt und im Zweifel bestraft, aber dennoch war er als älterer Bruder nicht nur Vorbild sondern ins so einem Fall wie diesen auch Respektsperson. Immerhin hatte sein Vater diesem mit der Aufsicht über ihn und seinen Freund betraut und damit auch Autorität eingeräumt. Also tatsächlich auf Jeremiahs Mist gewachsen - weniger auf Bens. Mit einer Mischung aus Amüsement und Ärger musterte Matt den Jungen, denn dieser war einerseits ziemlich clever und selbstbewusst, ließ aber es aber mit seinem schnippischen Ton an Respekt ihm gegenüber fehlen. "Ich bin sicher, mit Dir kann man in jedem Fall Etwas erleben." Mit diesen Worten nahm Matt die Drohung des Jungen zwar ernst, obwohl er diese er als lächerlich empfand, nahm ihr aber auch die Schärfe. Für sein Dafürhalten war das Einzige, was sein Vater erleben würde, falls er Jeremiah anfasste, wäre ein vorn Angst heulender Junge und vielleicht ein verstimmter Reverend. Anderes hatte er wohl kaum zu fürchten. Jeremiah betonte zwar, dass er genau das wollte, nämlich die Angelegenheit klären, aber Matt drängt sich doch der Verdacht auf, dass Jeremiah sich davor gerade drücken wollte - zumindest wollte der Junge dies mit seinem Vater klären - und mit den Fäusten? Matt lachte leise, aber hellauf, als Jeremiah drohend die Faust gegen ihn erhob. Nicht für den Bruchteil einer Sekunde vermochte er zu glauben, dass im Hause Stevenson derlei Angelegenheit auf die Art geregelt wurde! Sicher war sein Vater streng und hart in seinen Züchtigungen, aber die Faust gegeneinander zu erheben, und sei es auch nur, um Ärger oder Frustration auszudrücken, war nicht gestattet. Das wurde streng gehandhabt, so dass Matt davon ausging, dass Ben für sein Verhalten am Treppenabsatz den einen oder anderen Schlag extra würde ertragen müssen. Matt fühlte sich also in keiner Weise bedroht, sondern war eher belustigt, so dass er sich den Scherz erlaubte und weiche Knie andeutete. Ah- ja. Keine Petze also - aber ich bin eine? Interessant, intessant. Matt ersparte es sich und dem Jungen, seine Gedanken laut auszusprechen, denn das würde sicherlich nicht zu einer ruhigen Klärung der Angelegenheit beitragen. Im Gegenteil seine geäußerte Annahme, Jeremiah würde nun ihn wegen seines angeblichen Petzen, beim eigenen Vater anschwärzen, im Zusammenhang mit seinem Scherz ließ die Situation offenbar eher noch eskalieren. Schneller als Matt reagieren konnte, ging Jeremiah auf ihn los und trat ihn gegen das linke Knie. Matt konnte einen Schmerzenlaut nicht unterdrücken und noch während der Junge nachsetzte, fasste er nach dem schmerzenden Knie. Jeremiah hatte mit seiner Verse genau unterhalb der Kniescheibe getroffen und das mit mehr Kraft, als Matt angenommen hätte. Noch bevor Matt angemessen auf Jeremiahs Beteuerungen, er sei keine Petze und würde auch Niemanden im Stich lassen, reagieren konnte, ging der Junge mit seinen Fäusten auf ihn los. Aufgrund des Größenunterschiedes boxte Jeremiah den Siebzehnjährigen in den Bauch, so dass dieser im ersten Augenblick nach Luft schnappte. Jeremiah hatte offenbar zunächst eine empfindliche Stelle getroffen. "Aua. Sag, mal .. tickst jetzt ganz aus?" An Matts Stimme war bereits zu hören, dass Jeremiah ihm tatsächlich hatte weh tun können. Allerdings nicht so sehr, dass Matt nicht mehr sein Bauchmuskeln anspannen konnte und nach Jeremiahs auf ihn eintrommelnden Fäuste greifen können. Fest genug, um zu verhindern, dass Jeremiah sich dem Griff entziehen konnte, umfasste er mit seinen Händen die Handgelenke Jeremiahs und ging vor ihm in die Knie. "Beruhig Dich wieder, aber schnell. So können wir gar nichts klären. Ist es jetzt gut?" Fest sah Matt dem Jungen in die Augen, denn er nahm an, dass dieser nicht überlegt gehandelt hatte. Er handelt wie ein Raubtier..Wäre ich ein Pferd, würde ich wohl abhauen.. Dieser Gedanke ließ Matts Mundwinkel zucken, obwohl Jeremiah sich gerade so aufführte, wie ein zickendes Fohlen! Matt holte tief Luft, denn sein Knie schmerzte in der gekrümmten Haltung noch nach. Langsam richtete er sich wieder auf und deutete an, Jeremiahs Hände frei geben zu wollen. Sein Vater würde jeden Augenblick kommen und hatte vermutlich die lauten Worte Jeremiahs vernommen, falls er nicht sogar seinen unterdrückten Schmerzenschrei hatte hören können. Matt war immer noch ärgerlich und wollte am Liebsten sofort nachsehen, inwieweit sein Knie nun verletzt war. Er beherrschte sich jedoch und sah Jeremiah immer noch ruhig und fest an, denn dieser sollte es ja nur ja nicht wagen, noch einmal auf ihn loszugehen! Noch gelang es ihm, seinem Ärger nicht unangemessen Ausdruck zu verleihen. Schließlich wollte er nicht den Unmut seines Vaters auf sich ziehen! Mit Erleichterung stellte er fest, dass auch Ben sich zurück gehalten hatte. Dieser hatte sich nicht eingemischt, wusste er doch dass Matt weitaus stärker als Jeremiah sein musste und sich zu Wehr setzen konnte. Obwohl er sich vor der Strafe fürchtete und deshalb unruhig auf dem Stuhl hin- und herrutschte, wünschte er sich doch, sein Pa käme nun endlich. Im Stillen hoffte er, dass dieser sich noch mit seiner Ma besprach, denn das könnte das Strafmaß verringern - so er Glück hatte. Allerdings würde das auch geschehen, so Jeremiah wirklich hinter ihm stand und zugab, ihn in Schwierigkeiten gebracht zu haben und seine eigene Idee durchgesetzt hatte. Darin würde sein Pa bestimmt einen Unterschied sehen, denn dann konnte er ja nicht einmal viel für die Verspätung und auch das kaputte Fenster musste Jeremiah ja auf seine Kappe nehmen. "Kannste ja gleich sagen, dass es Deine Idee war.. trotzdem Freunde?" Ohne aufzustehen streckte Ben seine Hand dem Jungen entgegen. Schlug dieser ein, wäre ihre Freundschaft neu besiegelt und dann, so glaubte Ben ganz fest, würde dies damit bewiesen, dass Jeremiah ihn vor dem Vater entlasten würde - zumindest den Versuch wagen würde.
Matt und Jermiah, Ben im Hintergrund am Tisch sitzend
Jeremiah war wütend. Oh und wie er wütend war. Unkontrolliert zitterten noch immer seine Fäuste, obwohl Matthew seine Hände fest in den seinen hielt. Aber Jeremiah konnte das Zittern fühlen, dass sich über seine Arme bis hinauf zu den Schultern arbeitete und ihm signalisierte, dass er hier nicht klein beigeben durfte. Auch wenn die Situation natürlich eher so aussah, dass er Matthew unterlag. Doch der Zorn in Jeremiah war zu groß um sich kontrollieren zu lassen und Jerry wollte dies auch gar nicht. Es fühlte sich viel zu gut an, zornig und unbeherrscht seinem Ärger Luft machen zu können. Sicherlich würde er in ein paar Minuten schon ohnmächtig den Konsequenzen gegenüber stehen und sie tragen müssen, auch wenn er der Meinung war, dass er unschuldig war. Er konnte doch nichts dafür, dass ihn Matthew so sehr gereizt hatte, dass er die Kontrolle über sich verloren hatte. Das war schon immer so gewesen. Er nannte diese starke Macht über sich nicht umsonst 'dämonisch', auch wenn ihn sein Großvater deswegen ausgelacht hatte, als er ihm diesen Gedanken anvertraute. Auch Pa hatte nicht immer Verständnis dafür und Jeremiah ahnte, dass er entweder vor dem Gottesdienst noch unangenehme Worte mit seinem Vater auszutauschen hatte, oder einen sehr ungemütlichen Sonntag nach der Kirche zu erwarten hatte. Aber nicht einmal dieses Wissen half Jeremiah sich zu beruhigen. Er wollte Matthew schlicht wehtun, weil dieses Großmaul ständig in Bens Erzählungen wiederzufinden war und statt der strahlende Held aus den Erzählungen zu sein, lieferte er sie beide eiskalt aus. Und dann tat er noch so, als wäre das völlig normal, ein Muss, ein erwünschtes Handeln. Sprach über Jerry, als wäre er derjenige, der sich der Verantwortung nicht stellen wollte. Dass konnte Jerry nicht auf sich sitzen lassen. Er hatte boshaft aufgelacht, als sein Tritt gegen das Knie erhoffte Wirkung erzielt hatte und ebenso, als Matthew nach Luft hatte schnappen müssen. Jetzt hatte er nur noch eine wutverzerrte Maske auf und versuchte vergeblich gegen Matthews Griff anzukämpfen. Wobei er noch immer nach ihm trat, wenn auch die Tritte ins Leere gingen.
"Ich ticke gar nicht aus," rief er ärgerlich aus und war nahe dran Matthew ins Gesicht zu spucken, als der viel ältere Junge vor ihm in die Knie ging. Doch so rasch wie Wut und ZOrn jedes Mal in den unmöglichsten Situation über Jerry kamen, verrauchten sie auch wieder. Der Kampf gegen Matthews Griff hatte ihn ein wenig ermüdet und Raum geschaffen für rationalere Gedanken. Wie, was wohl Ben jetzt von ihm halten würde, oder ob Mr. McKay nicht gleich wütend durch die Tür stürzen mochte oder was sein Pa später dazu erst sagen würde. Denn davon erfahren würde er sicherlich, dass hatte auch Matthew gesagt. "Aber du solltest aufpassen was du sagst!" Ja sein Stolz war verletzt und er zu tiefst in seiner Ehre gekränkt. So schnell würde er das Bens Bruder nicht verzeihen können. Sein Blick blieb düster, aber er hörte auf nach Matthew zu treten, als dieser sehr eindringlich um Beruhigung bat. Es klang für Jerry nicht gerade nach einer Forderung oder einem Befehl, aber er verstand deutlich, dass es jetzt besser wäre, sich tatsächlich zu beruhigen. Am Ende schleifte ihn Matthew noch höchst persönlich zu Pa, oder zu Mister McKay? Die Vorstellung ließ Jerrys Wut rasch erkühlen und hielt still, erwiderte aber den festen Blick ungeniert und aufrecht. Er hatte sich in seinen Augen nur zu recht sich und seine Ehre verteidigt. Die Scham über den Wutanfall würde erst viel später kommen, wie gewöhnlich, aber daran dachte Jerry im Augenblick nicht. Er nickte schließlich, als Matthew andeutete, dass er ihn freigeben wollte. Als Zeichen seines guten Willens löste er die Fäuste und streckte die Handflächen gegen Matthew aus. Ganz kurz dachte er ernsthaft darüber nach wie sein Chancen standen, wenn er jetzt mit dem KOpf nach vorne auf Matthew losging und dann versuchen würde aus dem Haus zu kommen. Denn beruhigt war er nur scheinbar und auch nru weil er erkannt hatte, dass hier die vernünftige Stimme seines Vaters fehlte, die ihn zu Ordnung rief. Die ihn aber gewaltig später zu Ordnung rufen würde. Der Gedanke an Flucht war so aberwitzig, dass selbst Jerry einsah, dass er dumm und unüberlegt war. Zudem hielt ihn die Stimme seines Freundes ab noch dümmer zu handeln, als er es ohnehin schon getan hatte. Er wandte den Kopf nach Ben, der unruhig auf seinen Stuhl saß und ihm die Hand entgegen streckte. Unwillkürlich musste Jerry ein wenig grinsen. So einfach konnte es sein. Und mehr hatte er auch gar nicht gewollt. Nicht Matthew sollte ihm glauben, dass er für seinen Fehler einstehen wollte, sondern Ben. Und dieser tat das scheinbar auch. Jerry atmete tief durch und ohne es selbst zu merken waren sein "Dämonen" besänftigt und wieder am schlummern. "Sicher sind wir Freunde," sagte Jerry ein wenig verwundert und fasste nach Bens Hand. "Sonst wäre ich doch gleich vorhin abgehauen und hätte dich damit alleine gelassen. Ich sag schon wer's war."
Oh, das sieht mir aber doch ganz so aus.. Skeptisch verzog Matt den Mund, denn für ihn sah Jeremiahs Verhalten doch nach einem "Austicken" aus. Weil er die Handgelenke Jeremiahs fest in seinen Händen hielt, verfehlten ihn die gezielten Tritte Jeremiahs und erst, als er vor dem Jungen in die Knie ging und ihm fest in die Augen sehend darum bat, sich zu beruhigend, kehrte tatsächlich Ruhe ein. Obwohl Jeremiah auf Matts Andeutung, ihm die Hände freigeben zu wollen, hin die Fäuste öffnete und so signalisierte, sich beruhigt zu sein, konnte Matt sich nicht sicher sein, ob die Wut Jeremiahs verraucht war. Dennoch beschloss er das Risiko einzugehen, denn er konnte schließlich nicht für den Rest des Tages Jeremiahs Wutanfälle unter Kontrolle halten. Die vorhergehende Drohung, er solle auf seine Worte aufpassen, hatte er von sich abprallen lassen. So wie Jeremiah darauf bestanden hatte, sich nur vor seinem eigenen Pa rechtfertigen zu wollen, so ließ sich Matt bestimmt nicht von einem acht- oder neunjährigen Jungen sagen, was er wie und zu wem zu sagen hatte! Langsam und Jeremiah noch immer fest ansehend, ließ er schließlich dessen Hände fahren. Bens Unruhe war ihm nicht entgangen und auch nicht dessen Aufforderung an Jeremiah, diesen nun vor dem Vater in Schutz zu nehmen und die Wahrheit zu berichten. Den Wortwechsel der beiden unterbracht Matt nicht, sondern beugte sich nun im Stand nach unten und zog sein Hosenbein in die Höhe. Er wollte nun wirklich wissen, ob sein Knie sich nur geschwollen und heiß anfühlte, oder ob er tatsächlich mit einer Prellung oder was auch immer würde rechnen müssen. Kurz sah er von unten herauf Jeremiah an, der gerade erneut bestätigte, dass er schon sagen würde, wie es wirklich gewesen war - und dass er die Verantwortung für die Angelegenheit übernehmen wollte. Matt hatte daran mehr Zweifel, als Ben ganz offensichtlich, denn dieser nahm Jeremiahs Hand und besiegelte damit ihre Freundschaft. Allerdings ließ sich der Ausdruck in den braunen Augen, mit denen er Jeremiah nun ansah, durchaus auch als vorsichtiges Vertrauen bezeichnen. "Danke, Jerry" Ben hörte dessen Worte mit Erleichterung und vertraute darauf, dass dieser sich nicht nur an seine Worte gebunden fühlte, sondern dass diese ausführten, wofür sie gesprochen würden - nämlich ihn vor ungerechtfertigter Härte zu bewahren. Während dieses kurzen Wortwechsels tastete Matt sein Knie vorsichtig ab und war erleichtert zu sehen, dass dieses nicht nennenswert angeschwollen war. Lediglich unterhalb der Kniescheibe verspürte er leichte Schmerzen bei Druck und in gebeugter Haltung, aber das würde erstens vorüber gehen und zweitens ihn beim Reiten nicht nennenswert behindern. Lediglich beim Aufsteigen, so er das Gewicht auf dem gebeugten Knie hatte, würde es wohl schmerzen, aber im schlimmsten Falle würde er eben von der anderen Seite aufsteigen - oder ganz ohne Sattel auf den Pferderücken springen. Wie die Indianer - Pa wäre begeistert. Dieser Gedanke entbehrte nicht der Ironie, denn sein Vater würde ihn wohl kaum gerne in Gesellschaft von Indianern sehen wollen - und von denen hatte er das auch nicht gelernt. Matt ließ seine Hosenbein wieder fallen und sah nach der Tür zum Flur, denn allmählich wurde auch er nervös. Sein Vater würde jeden Augenblick kommen und Ben bestrafen - vielleicht mit einem Exempel, denn das war wohl der einzige Grund, diesen nicht sofort in den Schuppen zitiert zu haben, und Matt hatte keine Vorstellung davon, ob sein Vater erwartete, dass er diesem Exempel nun beiwohnte oder ob er ihm gestatteten würde, das Wohnzimmer zu verlassen.
Matt u. Jeremiah, Ben am Tisch sitzend, Francis und Martha kommen dazu
Jerrys Grinsen war zuversichtlich, als Ben sein Versprechen mit einem Danke annahm. Er hatte nie etwas anderes vorgehabt, als sich der Sache zu stellen. Vielleicht nicht so schnell und so direkt, wie man ihn hier gerade zwang, aber letztendlich wäre es auch auf seine Art und Weise darauf hinausgelaufen. Bei manchen Dingen fiel es sogar Jerry schwer zu schwindeln. Und auf frischer Tat ertappt bedeutete einfach, dass man besser daran tat mit offenen Karten zu spielen. Mit wenig Mitgefühl blickte sich Jerry kurz nach Matthew um, der sich sein Knie besah und abtastete. Hoffentlich tat es richtig weh, dachte Jerry gehässig und hielt sein Handeln noch immer für gerechtfertigt. Er sah jedoch rasch zu Ben zurück, als Matthew sein Hosenbein herunterrutschen ließ. Das Warten würde unerträglich werden, da war sich Jerry sicher und er schielte zur Uhr. Wenn Mr. McKay nicht gleich käme, würden sie alle zu spät in die Kirche kommen. Aber das würde den McKays dann wirklich gerade rechtgeschehen. Unschlüssig, ob er sich wieder setzen sollte oder Ben ein wenig aufmuntern konnte, ging die Tür hinter ihm auf und er fuhr ein bisschen zu erschroken herum. So viel da dazu, dass er mutig und aufrecht die Schuld auf sich nehmen wollte. Die Realität sah doch anders aus und Jerry wünschte sich im Moment nichts sehnlicher als ein Mauseloch. Doch herein kam nur Martha, Bens Schwester. Jerry wollte schon aufatmen, als er deren völlig verheultes Gesicht sah und dahinter auch prompt Mr. McKay erschien und die Tür fest ins Schloss drückte. Er machte eine nicht gerade gut gelaunte Miene und Jerry schob sich rasch zurück auf seinen Stuhl. Vielleicht kam man ja ungeschoren davon, wenn man sich still und ruhig verhielt und nicht weiter auffiel? Sein ganzes mutige Herz rutschte Jerry in die Hosentasche, als Mr. McKay ohne ein Wort zu verlieren an den Tisch trat, die Rute aufnahm und dann erst einmal weniger freundlich Martha streng anwies sich ebenfalls zusetzen. Er wies dabie mit der Rutenspitze auf den Stuhl neben Ben. Die Geste reichte aus, dass Jerry sich ungewollt ein wenig duckte. Er schämte sich ziemlich für sein schreckhaftes Wesen, zeigte es Ben doch ziemlich deutlich, dass Jerry die Rute mehr fürchtete und kannte, als er Ben bisher hatte glauben gelassen. Aber dagegen kam er im Moment nicht an.
Und dann kehrte erst einmal eine bedrückende Stille ein, in der nur kurz Marthas Stuhl gerückt wurde, ihr Kleid raschelte und ihr unterdrücktes Schluchzen neben dem Ticken der Standuhr alles war, was Jerry vernahm. Er schielte zur Seite und beobachtete Mr. McKay, der am Tischende zwischen Ben und ihm stand und gerade damit anfing die Rute unruhig gegen das Hosenbein sachte zu schlagen. Zu Jerrys Glück betrachtete der Hausherr vornehmlich Martha und Ben mit einem Blick, als wollte er sie gleich fressen. Zumindest erschien es Jerry so. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die nicht mehr als ein paar Sekunden gedauert hatte, räusperte sich Francis und lenkte die Aufmerksamkeit von allen auf sich. Zumindest schwieg er, so lange bis sich alle Augenpaare auf ihn gerichtet hatten. Erst dann war Francis bereit die Sache zu regeln und zum Abschluss zu bringen. Obwohl er noch vor wenigen Augenblicken genau gewusst hatte, was er Ben zu sagen hatte, fiel es ihm im Augenblick doch nicht leicht, den passenden Anfang zu finden. Überlegte Worte waren doch viel schwerer, als im Zorn sich die Enttäuschung herauszubrüllen.
"Ben?," Francis sah seinem Jüngsten direkt mit strengem Blick in die Augen, die Miene war starr. "Hatte ich dir nicht aufgetragen Jerry abzuholen und unverwandt zurückzukehren?"
"Sir, Ben kann nichts dafür, ich wollte den Schneemann bauen...," Jerry erschrak unter seinen Worten über seinen Mut selbst. Doch die Worte waren ihm so schnell in den Sinn gekommen und die unfassbare Ungerechtigkeit, dass Mr. McKay sich sofort auf Ben stürzte, hatte ihn dazu bewogen den Mund aufzumachen. Jetzt, als Mr. McKays finsterer Blick ihn traf klappt sein Mund sofort wieder zu.
"Habe ich dich etwas gefragt, Jeremiah?"
"Nein Sir."
"Nun, dann warte bitte, bis du an der Reihe bist," Francis Worte waren keine höfliche Bitte, das verstand sogar Jerry. Die schärfe in der Stimme von Bens Vater entging auch ihm nicht und er nickte rasch. Francis dagegen reichte die gemurmelte Antwort und er sah zurück auf Ben und versuchte dabei die Angst des Sohnes zu ignorieren, die ihm überdeutlich ins Gesicht geschrieben stand. Wobei dies ihm natürlich Fingerzeig für die Schuld von Ben war. Ein reines Herz hatte schließlich nichts zu befürchten. "So, also einen Schneemann wolltet ihr bauen. An einem Sonntag? Am Ruhetag, der uns der Herr geschenkt hat. Selbst der Sohn eines Reverends weiß diesen Tag nicht zu schätzen?", ein vernichtender Blick traf Jerry, der aber zu Francis Entsetzen von dem Jungen abprallte. Denn Jerry sah unverholen zurück und das mit einem recht wütenden Blick. Das lag daran, dass Jerry gerade gar nichts verstand. Was war so schlimm am Schneemannbauen? Das war doch keine Arbeit! Man konnte doch nicht jeden Sonntag damit verbringen in der Stube zu sitzen und die Bibel zu studieren? Das tat ja nicht mal sein Pa. Nein, die Anspielung war Jerry völlig fremd. Aber dass er Mr. McKay noch ein wenig mehr nicht leiden konnte, war ihm sofort klar. Francis versuchte das Gesicht zu wahren, und schüttelte mit betrübten Gesicht den Kopf und sah wieder zu Ben. "Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich mich am Montag klar dazu geäußert hatte, welches Maß an Gehorsam ich von meinen Kindern erwarte. Scheinbar hast du es nicht begriffen, Ben oder aber du hast mich entweder angelogen, als ich nachfragte, ob jeder die neuen Regeln verstanden hat oder nicht zugehört. Beides bekäme dir heute noch schlecht Ben. Aber darüber sprechen wir beide heute noch nach der Kirche. Im Moment geht es mir alleine um die zerbrochene Scheibe über uns," er sah ein wenig mit den Augen zur Decke und nahm den Rohrstock von seiner Seite auf, so dass dessen Ende nun in seiner linken Hand ruhte.
"Das war ich Sir," platzte es schon wieder aus Jerry heraus, der dabei sogar aufgesprungen war. Sollte Mr. McKay von ihm doch halten was er wollte. "Aber sie schlagen mich dafür ganz bestimmt nicht."
Die Worte von Bens Freund bekamen das Kunststück fertig, dass es Francis für einen Moment in Anwesenheit seiner Kinder die Sprache verschlug. Alleine dafür hätte er diesem Bengel an seiner Seite gerne eine Maulschelle verpasst! Francis fühlte sich zu Recht beschämt und vorgeführt. Keines seiner Kinder hätte sich so etwas gewagt!! Bedächtig schüttelte Francis den Kopf, als er wieder seine Sprach fand und seufzte sogar ein wenig, als ihm doch bewusster wurde, welcher Angst Jeremiah und wohl auch Ben die ganze Zeit über ausgesetzt gewesen waren. Falsch war das sicherlich nicht, dachte Francis, aber vielleicht doch unnötig, gemessen an der panischen Reaktion von Jeremiah.
"Das werde ich auch bestimmt nicht tun, mein Junge. Das überlasse ich ganz deinem Vater. Matthew wird dich in ein paar Minuten zur Kirche bringen und dem Reverend von dem Vorfall berichten. Besser noch, er wird dich berichten lassen und darauf achten, dass du nichts auslässt," die Worte waren völlig ruhig über Francis Lippen gekommen, aber am Ende konnte er sich ein kleines, sanftes aber schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen, als Jeremiah erbleichte und ohne noch ein Wort zu verlieren wieder auf seinen Stuhl zurückfiel. "Zudem weiß ich, dass du das Fenster zerschlagen hast, ich stand selbst hier oben und habe in den Garten gesehen. Aber Ben," er sah zurück zu seinem Jungen und bedeutete ihm mit einer Geste seiner freien Hand aufzustehen. "Hat sich ungehorsam verhalten, egal ob es deine Idee war Jeremiah. Er ist der ältere von euch beiden und hat die Verantwortung. Wenn ich sage er hat nach Hause zu kommen, dann hat er das auch und darf sich nicht von dir zu Dummheiten überreden lassen. Dass er es getan hat, lässt mich an meinem Vertrauen in Benjamin zweifeln," und damit hätten sie das Thema gleich noch einmal. Erst Martha, jetzt Ben, wenn auch mit einem vergleichbar schwächeren Vergehen. Aber dennoch wollte Francis den Anfängen wehren. Wo sollte dies osnst noch hinführen?
"Das verstehst du doch Ben? Ich habe dir Vernantwortung übertragen und darauf vertraut, dass du folgst. Du weißt, dass am Sonntag nicht herumgetollt wird und wir ruhig und leise den Tag des Herrn begehen," Francis trat vom Tisch zwei, drei Schritte weg und ließ Ben vor sich gerade stehen. Jerry und Martha hatten noch immer den Blick auf sie beide frei und das war von Francis mit Absicht so gewählt. Er konnte Jeremiah nicht züchtigen oder strafen, auch wenn der Junge seinen Sohn verleitet und sein Eigentum beschädigt hatte. Aber er konnte ihn zusehen lassen, wie der Freund für seine Vergehen einstecken musste. Vielleicht erreichte er so Jeremiah und schreckte den Jungen vor weiteren Unfug mit Ben in Begleitung ab. Martha dagegen sollte ruhig mitansehen, dass er wegen viel kleineren Sünden den Bruder nicht verschonte und sie so erahnen konnte, was mit ihr danach geschehen sollte. "Aber wie gesagt, darüber reden wir nach der Kirche noch einmal gründlicher im Schuppen miteinander. Im Moment geht es um Jeremiah und dich und um die kaputte Scheibe. Hast du einen Schneeball nach oben geworfen, Benjamin?"
(Ben mit Jeremiah und Matt, Martha und Francis kommen dazu)
Ben sah Jeremiah immer noch erfreut an. Einen Freund zu finden, der ihn leiden konnte und ihn auch nicht wegen seiner Schusseligkeit ohne seines ständigen Nach-Hause-Müssens stehen ließ, hatte er schon fast aufgegeben. Er war kein Junge, mit dem man Spaß haben konnte und insofern wohl auch keiner, mit dem man Freundschaften schloss. Jerry war offenbar eine Ausnahme und Ben wollte gerne alles Notwendig tun, um diesen weiterhin als Freund betrachten zu dürfen. Mit Sorge hatte er beobachtet, wie der Freund auf Matt losgegangen war und auch, dass dieser offensichtlich Schmerzen hatte und nun sein Knie auf Verletzungen abtastete, war seiner Beziehung zu Jerry nicht förderlich. Wenn sein Pa davon erführe, na dann - war es das wohl mit dieser Freundschaft! Sein Pa würde ihm den Umgang mit Jerry wahrscheinlich genau so verbieten, wie er Matt verboten hatte, mit Mr. Barclay oder Mr. Harding umzugehen. In dem Blick mit dem er Matt bedachte, stand nur allzu deutlich die Bitte, von diesem Wutanfall und den Tritten gegen das Knie, nichts zu erwähnen. Matt nickte dazu und bedeutete Jeremiah sich wieder zu setzen. Anschließend setzte Matt sich selbst ein wenig abseits auf einen der Stühle und Ben seufzte leise. Im Stillen neidete er Matt gerade das reine Gewissen, dass dieser ganz offensichtlich hatte. Matts Haare waren nun endlich kurz genug, um den Vater in dem Punkt mit Matt zufrieden sein zu lassen und dieser hatte sich die ganze Woche über nichts mehr zu schulden kommen lassen. Ben musste zugeben, dass Matt mit den kürzeren Haaren besser aussah - erwachsener und seriöser irgendwie und nicht mehr fast wie ein Mädchen. Er fuhr zusammen, als sich die Wohnzimmertür öffnete und wechselte einen kurzen Blick mit Matt, der mit den Achseln zuckte. Offenbar wusste dieser auch nicht, warum Martha vor Pa eintrat und ein ganz verheultes Gesicht hatte. Daran dass sie die Haare so kurz geschnitten hatte, würde doch Niemand etwas auszusetzen haben - außer Matt vielleicht. Hatte Sie sich denn ungeschickt angestellt? Ben traute sich nicht zu fragen, als sein Pa die Schwester mit Nachdruck aufforderte, sich neben ihn zu setzen. Bens Angst wurde durch den finsteren und strengen Blick seins Vaters nicht gerade weniger. Von Matt konnte er kaum Hilfe erwarten, denn dieser würde wohl kaum die Schuld auf sich nehmen können und auch nicht wollen. Ben erinnerte sich, dass sein Pa dem Bruder erlaubt hatte, mit Shy Boy auszureiten und ein Verbot dieses Rittes würde Matt wohl kaum riskieren. Tatsächlich hielt Matt sich ruhig und im Hintergrund, um mit nichts die Aufmerksamkeit oder gar den Unmut seines Vaters auf sich zu ziehen. "Ja, Sir.. " Bens Antwort war zwar nur ein Murmeln, entbehrte aber dennoch nicht den notwendigen Respekt. Wenn er doch nur nicht so viel Angst vor der Rute haben müsste! Diese hatte sein Vater bereits in der Hand und schlug damit leicht gegen sein Bein. Diese Bewegung kannte Ben zu Genüge und so wusste er, dass nichts Gutes auf ihn zu kam. Vor Spannung hielt er die Luft an, als Jerry sich einmischte und betonte, dass er die Idee gehabt hatte, einen Schneemann zu bauen. Das war genau das, was dieser nach Bens Meinung niemals hätte sagen dürfen. Das war so blöd - warum hatte Jerry sich nicht an Matts Plan gehalten und gesagt, er habe noch Kendo versorgen müssen?! So konnten sie kaum begründen, warum sie Matts Aufmerksamkeit hatten erregen wollen - doch nicht mit dem Bau eines Schneemannes! Das Entsetzen war Ben deutlich anzusehen, wusste er doch genau, dass das Tollen im Schnee ganz bestimmt nicht zu einer vom Vater autorisierten ruhigen Beschäftigung gehörte, die einem Sonntag angemessen war. Francis forderte Jerry auf zu warten, bis er an der Reihe wäre und sparte nicht an einer Erklärung, wie man im Hause McKay den Sonntag zu verbringen hatte. Ben verdrehte innerlich die Augen, denn das war ihm hinlänglich bekannt. Jerry allerdings schien nichts davon zu verstehen, denn er sah ziemlich wütend und verwirrt aus. Das Herz rutschte Ben in die Hose bei der Aussicht, mit seinem Vater noch im Schuppen über das mangelnde Vertrauen und Verantwortung sprechen zu müssen. Dieses Sprechen hieß im Klartext nämlich nichts Anderes als scharfe Hiebe mit Rute, Stock oder Paddle und davor fürchtete sich Ben gerade am Meisten. Obwohl das heißen konnte, dass er für den Augenblick verschont bliebe, hatte er doch Angst vor der Züchtigung und verzog bei der Aussicht, dieses den ganzen Gottesdienst lang zu verspüren, unwillig den Mund. Immer noch hatte sein Pa den Rohrstock, ein gefürchtetes Züchtigungsinstrument, in der Hand, aber die Hoffnung, dass diese nun für Jeremiah bestimmt wäre, verschwand rasch. Obwohl Jerry aufsprang und betonte, er hätte das Fenster mit dem Schneeball eingeschlagen, schonte der Vater ihm gegenüber die Rute und bestand lediglich darauf, dass dieser mit Matthew bereits in ein paar Minuten zur Kirche vorgehen sollte - zum Beichten, sozusagen. Letzteres war ja von vorneherein Jerrys Plan gewesen. Ob der immer bekommt, was er sich vorgenommen hat? Jerry war sogar in seiner Erregung aufgesprungen und erst die Ankündigung, man werde die Bestrafung Jeremiahs ganz dem Reverend überlassen, ließ diesen wieder blass werdend sich setzen. Ben sah kurz erstaunt zu Jerry hinüber, bevor er wieder aufmerksam seinem Pa zu hörte. Dieser trat ein paar Meter zurück und forderte ihn mit einer Geste auf, aufzustellen. Ben fürchtete zwar, dass ihm erneut ein Missgeschick geschah und er sich nass machte, aber nichts dergleichen geschah, als er sich erhob. Der hat ja doch Angst vor der Rute.. passt doch. Jerrys Zusammenzucken, als sein Vater den Stock an sich genommen hatte, hatte schon dafür gesprochen, so dass Ben nun ein vorläufiges Urteil revidierte. Jerry hatte also doch Angst vor Schlägen - auch dessen Vater schlug ihn offenbar. "Ich habe verstanden." Aufrecht und gerade stand Ben vor seinem Vater und nur der betreten nach unten gerichtete Blick zeigte, wie unwohl er sich gerade fühlte. "Ja, Sir." Matt, der bisher nur ruhig zugehört hatte, bestätigte mit diesen Worten seinem Vater, ihn verstanden zu haben. Er würde schon dafür Sorgen, dass der Bengel seinem Vater die Wahrheit sagte und nichts ausließ! In der Hinsicht würde er seinen eigenen Vater nämlich nicht enttäuschen wollen. Ohne auf Matts Worte einzugehen, wandte sich dieser erneut an Ben und stellte die gefürchtete Frage nach dem Werfen eines Schneeballes. Immer noch musterte Ben verlegen, den Teppich zu seinen Füßen, denn er erinnerte sich nicht mehr so genau, ob er den Ball nach oben geworfen hatte, aber dass er geworfen hatte - daran erinnerte er sich nicht nur, sondern der Vater würde dies bereits gesehen haben, so wie er auch gesehen hatte, wer die Scheibe auf dem Gewissen hatte. "Ja, Sir." Leise flüsternd sah Ben betreten auf den Boden vor sich und versuchte, seine zitternde Unterlippe zu beruhigen, in dem er darauf biss. Es hatte kaum Sinn, das abzustreiten oder die Gründe dafür darzulegen. Für diese interessierte sich sein Vater bestimmt nicht. Dass sich auch das Werfen von Schneebällen für einen Sonntag nicht geziemte, wusste er genau und doch fürchtete er, dass sein Vater ihm dies mit dem Stock doch noch einbläuen wollte.
Es beruhigte Jerry nicht unbedingt, dass Mr. McKay sein ganzes Augenmerk auf die kaputte Scheibe richten wollte. Dass zerrte nämlich seine ganze Tat in ein helles Licht, in dessen Mittelpunkt er stehen würde. Auch wenn Bens Vater seltsamerweise nur viele Worte machte und seine Aufmerksamkeit auf Ben gerichtet hatte, fühlte sich Jerry unbehaglich. Er traute Mr. McKay im Augenblick wirklich alles zu. Von einem Ablenkungsmanöver angefangen bis hin zur alleinigen Bestrafung von Ben, der er aber zusehen musste. Der Gedanke erfüllte den Jungen doch mit Angst. Schließlich wollte er genau das verhindern. Irritiert verfolgte Jerry zunächst den kleinen Monolog des Hausherrn, den er bisher als einziger zu unterbrechen gewagt hatte. Ben, Martha und Matthew schwiegen und hörten zu. Jerry wollte nicht so recht begreifen, wie sie das konnten, wo es doch so offensichtlich ungerecht war. Ben hatte nichts getan und wenn Mr. McKay tatsächlich am Fenster gestanden hatte, dann hatte er das doch gesehen? Wie konnte sich Jerry da nicht verteidigen oder sein ach so toller Bruder für ihn einspringen? Jerry wusste ja, dass Ben sich gerne duckte und den Mund hielt, aber sein Bruder hatte bislang nicht den Eindruck erweckt, dass er einfach still und schweigend alles hinnahm. Verwirrt sah Jerry ein paar Mal zwischen Martha und Matthew hin und her, aber die erstere hatte den Blick gesenkt und schluchzte leise vor sich hin, während Matthew recht ruhig und gelassen wirkte. Jerrys Kopf ruckte herum, als Bens Vater den Schuppen erwähnte und damit erneut bei Jerry Verwirrung auslöste. Was konnte man im Schuppen schon groß besprechen, was man nicht besser hier in der warmen Stube erledigen konnte? Mit klopfendem Herzen beobachtete er wie Ben dem stummen Wink seines Vaters folgte, auch wenn der Freund eher so aussah, als wollte er in der nächsten Sekunde aus der Tür stürzen und weglaufen. Jerry wusste gut, wie sich Ben im Moment fühlen musste. Mr. McKay wirkte schon ein wenig bedrohlich, mit dem Rohrstock in der Hand und seinen vielen Worten und am Ende des eingeforderten Schuldbekenntnisses von Ben. Wäre er an Bens Stelle gewesen, hätte er sicher vor Aufregung, Angst und Schuld zu stottern angefangen. So wenig er in Wut und Rage ein Problem mit einer klaren Aussprache hatte, so sehr setzte ihm genau diese in solchen Situation schwer zu. Und obwohl er befürchtete, dass Ben mit einem Ja den Rohrstock über sich brachte, konnte Jerry kaum noch ruhig sitzen. Was war das für eine blödsinnige Befragung. Er hatte die Scheibe zerbrochen, nicht Ben. Spielte es da eine Rolle, ob Ben erster geworfen hatte oder nicht? Und was hatte das nur mit dem Sonntag zu tun? Jerry ließ die Beine unruhig hin und her baumeln und zappelte nervös auf dem Stuhl umher. Er wäre am liebsten noch einmal aufgesprungen und hätte die Sache noch einmal klar gestellt. Offenbar glaubte ihm Mr. McKay nicht wirklich, oder aber er wollte es einfach nicht verstehen.
Francis bekam durchaus die Unruhe von Jerry auf seinem Stuhl mit und befürchtete eine weitere Unterbrechung. Auch entging ihm nicht Marthas leises Schluchzen, was ihn allerdings eher reizbar machte, als dass es ihn milde stimmte. Matthews Rückzug in den Hintergrund honorierte er mit einem wohlwollenden kurzen Nicken in die Richtung des Sohnes und wandte seinen Blick wieder Ben zu, der im wahrsten SInne des Wortes mit weichen Knien vor ihm stand. Auf seine Frage fand er scheinbar nicht gleich eine Antwort, was Francis enttäuschte. Immerhin wusste der Junge nun, dass er, Francis, vom Fenster aus alles beobachtet hatte und mit einem klaren Ja rechnete. Was überlegte der Bengel also so lange? Er wollte ihm doch nicht eine Lüge auftischen? Schon im Begriff Ben scharf genau davor zu warnen, vernahm er Bens leise Stimme. EIn Flüstern, kaum vernehmlich und ein gesenkter Blick. Nun, so weit sich Francis erinnern konnte, hatte er dem Jungen bereits vor Jahren Rückgrat eingebläut und war daher anderes gewohnt. Er seufzte leise auf und schüttelte den Kopf. Hier rissen in letzter Zeit Sitten ein, die ihn wahnsinnig machten und im Moment brauchte er alle Kraft, um Ben nicht einfach mit dem Stock eine überzuziehen. Wütend genug wäre er dafür gewesen. "Wenn ich dich etwas gefragt habe Ben, erwarte ich, dass du mir klar und deutlich antwortest und mir dabei in die Augen siehst," fuhr er stattdessen den Jungen scharf an. "Also noch einmal, hast du einen Schneeball geworfen, Ben, und danach noch einen," kürzte Francis die Sache erst einmal ab und bestand nicht alleine auf eine Wiederholung von Bens Gemurmel. Bei Jerry war jedoch jede weitere Selbstermahnung umsonst. Er konnte nicht mehr länger daran denken, welchen Ärger er sich einhandelte, sollte er nicht wie erwartet still dabei sitzen, sondern musste etwas tun. Er sprang noch im selben Augenblick auf, als Mr. McKay seinen Ton verschärfte und zuckte nur kurz ein wenig zurück, als ihn ein bitter böser Blick von Bens Vater traf. "Jetzt lassen sie doch Ben in Ruhe. Der hat doch wirklich nichts gemacht. Nur ein wenig Spaß wollten wir haben, und der ging daneben. Pa bezahlt ihnen doch die Scheibe und dann ist alles wieder gut," zumindest für Ben, dachte Jerry, denn wenn er später in Anwesenheit von Matt seinem Vater das hier alles gestehen musste, würde er mächtigen Äger bekommen. Wohl weniger für die Scheibe, als viel mehr für sein Verhalten. Aber daran war jetzt nicht zu denken. Es galt ein Versprechen einzuhalten. Mitten in seine Gedanken hinein ließ Mr. McKay den Rohrstock krachend auf die Tischplatte herunterschlagen und Jerry zuckte um eine NOte bleicher zusammen und schluckte hart. Aber er schwieg endlich und das hatte Francis erreichen wollen. "Also jetzt schlägt's aber dreizehn, Bengel. Du solltest langsam aufpassen, was du sagst und tust. Soweit ich mich erinnere bin ich hier der Erwachsene und habe zu entscheiden, wer für was bestraft wird. In meinem Haus wird an einem Sonntag nicht herumgetollt und Spaß kann man die ganze Woche über haben, aber sicher nicht an einem heiligen Tag. Und das wird hier durchaus bestraft. Ob du das einsiehst oder nicht. Aber wenn du so sehr darauf bestehst, dass dich die Schuld alleine trifft, kannst du hier her neben Ben kommen. Na los, ein bisschen plötzlich, wenn ich bitten darf." Francis war nun wirklich verärgert und es fehlte nicht mehr viel, dann würde er auf das Informieren von Reverend Stevenson verzichten und seine Rotnase von Sohn selbst übers Knie legen. Ein Teil von ihm verstand aber durchaus den Jungen und Ben konnte sich wohl glücklich schätzen solch einen Freund gefunden zu haben. Er war für Francis Geschmack ein wenig zu vorlaut und er hatte einen recht frechen Ton Erwachsenen gegenüber, aber er hatte Mumm und schien auch Prinzipien zu haben. Er war geradeheraus und nicht gerade scheu. Anders als Ben, der verloren wirkte und bereits mutlos die Schultern hängen ließ. Gut, er sah wohl die drohende Bestrafung kommen und nahm sie an, er kämpfte nicht wie Jeremiah, aber Francis hätte es durchaus gefallen, wenn Ben ein bisschen mehr von Jeremiah in sich gehabt hätte. Nicht ganz so viel, aber doch wenigstens einen kleinen Funken davon.
Jerrys Herz klopfte wild, als er mit zögernden Schritten der Aufforderung von Bens Vater nachkam. Er traute dem Mann ja nun wirklich alles zu und noch hielt er den gefährlichen Rohrstock in den Händen. Aber hatte er eine andere Wahl? Er hatte sich verdammt weit aus dem Fenster für Ben gelehnt und durfte jetzt wohl die Konsequenzen daraus ziehen. Er schluckte ein paar Mal, als ihm das Herz aus der Brust zu hüpfen drohte, um so näher er Mr. McKay kam, der letztendlich ungeduldig wurde und nach Jerrys Ohr angelte. "Plötzlich, heißt plötzlich, Jeremiah. Ich habe heute noch anderes zu tun," und mit diesen Worten war die Kirchenglocke wie bestellt zu hören. Die Zeit dränge wohl wirklich. Jerry hatte zu spät kommen gesehen, was Mr. McKay vorhatte und konnte sich nicht mehr unter der Hand hinwegducken. Stattdessen fuhr ihm ein unangenehmer Schmerz durch die Ohrmuschel, als Mr. McKay zufasste und ihn dann die zwei, drei Schritte neben Ben zerrte. Jerry war nur froh, dass er das Kunststück fertig bekommen hatte nicht vor Überraschung laut aufzuschreien. Aber ein "Au, au, au," konnte er sich nicht verkneifen und rieb sich das shcmerzende Ohr, als Bens Vater ihn wieder losließ. So ein Aas.... Jerrys Blick war düster, keineswegs gebrochen und ohne Angst. Das missfiel Francis. So einen Bengel konnte man wohl kaum das Fürchten lehren und den nötigen Respekt wohl auch nicht auf einfachen Weg einbläuen. Dabei hatte Francis durchaus erwartet, dass der Reverend die Rute zu führen wusste und damit am Ort den wohlerzogensten Knaben haben würde. Nun war kaum damit zu rechnen die eigenen Kinder am Sohn des Reverends zu messen. Nein, es war eher zu überlegen, ob es nicht besesr wäre Ben von Jeremiah fern zu halten.
"So, ihr zwei, jetzt reden wir mal Klartext. Du hast den Ball geworfen, mit dem die Scheibe zerbrach?", Jerry nickte, ohne wie Ben zu Boden zu starre und sein "Ja, Sir," war ungebrochen trotzig. Aber laut und verständlich. "Dann streck die Hand aus, die Rechte." Jerrys vor Entsetzen weit aufgerissene Augen waren Francis dann doch eine kleine Genugtuung. Wenn diese Rotznase unbedingt darum bettelte, sollte er seine Bestrafung haben. Zumindest würde ihn das eine Lehre sein und er würde den Mund vorerst halten. Jerry dagegen zögerte und kämpfte mit sich. Die Chance hier und jetzt sich zu verweigern rechnet er sich sehr schlecht aus. Dafür hatte er Mr. McKay schon viel zu wütend gemacht. Dummerweise wusste er viel zu gut, was passieren würde, wenn er die Hand ausstreckte. Das war nicht anders wie in der Schule, wenn man einen Tintenklecks im Heft hatte, oder die Handschrift zu wünschen übrig ließ. Oder zu Hause, wenn man beim Keksediebstahl erwischt wurde. Nur befürchtete Jerry, dass es vergleichsweise hier und jetzt richtig wehtun würde. Aber wenn er damit erreichte, dass Mr. McKay endlich aufhörte Ben fertig zu machen, dann würde er das durchstehen. Und seinem Pa würde er auf jeden Fall davon erzählen. Der würde Mr. McKay schon die Meinung geigen. Er schluckte hart und streckte mit fest aufeinandergepressten Lippen die rechte Hand aus. Langsam genug um schon wieder Bens Vater zu verägern, der nach seiner Hand griff und daran zog, so dass sein Arm waagrecht vor ihm in die Luft ragte. Er ließ es nicht auf weitere Worte ankommen und öffnete die Hand, die Augen jedoch geschlossen und der Kopf ein wenig abgewandt. Wenn er nämlich den Schlag kommen sehen würde, würde er sicher die Hand wegziehen und dass bedeutete meist noch mehr Ärger. Der Schlag kam auch unverzüglich. Ein einziger, kräftiger Hieb über die Finger und ein zweiter, ebenso harter auf die Handfläche, noch bevor Jerry Zeit gefunden hätte vor Überraschung die Hand wegzuziehen. Nicht einmal die vor Schmerz angehaltene Luft konnte er ausstoßen. Dafür traten ihn unmittelbar Tränen in die Augen und er keuchte zweimal überrascht auf und schüttelte dann die brennende Hand aus, kaum dass Bens Vater zu verstehen gegeben hatte, dass er genug hatte. Oh wie das schmerzte und brannte. Mr. Mckay hatte dem Schmerz nach ungebremst zugeschlagen und Jerry hatte Mühe, dass er nicht unter lauten Schmerzenslauten umherhüpfte und sich vor allen zum Narren machte. Als er sich ein bisschen wieder unter Kontrolle hatte besah er sich die Handfläche. Zwei fuerrote Striemen liefen über die Handfläche, die bereits anschwollen. Die Hand würde garantiert noch Morgen in der Schule zu nichts zu gebrauchen sein. Oh das war so gemein, so fies.... Die Wut half Jerry mit dem Schmerz zurecht zu kommen und auch mit der Demütigung vor dem Freund und dessen Geschwister. Der erhoffte Dämpfer von Francis hatte er dem Jungen allerdings damit in der Tat verpasst. Jerry biss sich gerade liber auf die Zunge, als noch weiter respektlos darum zu kämpfen was er für ungerecht hielt. Aber sein Blick sprach Bände, auch wenn er recht verschleiert von den Tränen waren.
Francis hatte Jerry nicht anders behandelt wie seine Kinder und zufrieden mit der erzielten Wirkung wandte er sich wieder Ben zu. Er würde erst einmal Ruhe vor diesem Bengel haben. "Also mein Junge, ich warte noch auf deine Antwort. Allerdings kannst du mir auch gleich die Frage beantworten, wieso du deinen Freund auf der Treppe geschubst hast?"
"Er hat mich nicht geschubst. Ich bin gestolpert," jedes besseren Wissens hatte Jerry den Mund nicht halten können und hatte unter vernehmbaren Schmerzen die Worte über die Lippen gepresst. Francis Blick erwiderte er mit wütendem Trotz. "Ist doch so Ben? Ich hab nicht aufgepasst und bin auf der Treppe gestolpert und fast gegen Matthew gestoßen."
"So, ist das so, Ben? Matthew?" Francis zog eine Braue nach oben und gab es auf vom Sohn des Reverends respektvollen Umgang zu erwarten. Er würde ganz bestimmt nach der Kirche mit Stevenson ein ernstes Wort darüber reden müssen. So wie das hier gerade ablief, war Jerry alles andere nur kein Umgang für Ben. Aber er war leider der einzige Freund von Ben udn sicherlich stand es ihnen allen gut, wenn Ben mit dem Sohn des Reverends befreundet war. Nur wenn sich nciht etwas änderte, würde Francis lieber das Gerede in Kauf nehmen, als in ein paar Wochen einen ebenso sturren und renitenden Sohn vor sich zu haben. Ben war ja doch sehr leicht zu beeinflussen. Ein Seufzen unterdrückte Francis gerade noch, aber sein Ton war dennoch vernehmlich lauernd. Die zwei sollten sich ja nicht einer Lüge überführen lassen...
Matt hielt sich zurück, obwohl er am Liebsten aufgesprungen und sowohl Jeremiah, als auch Ben durchgeschüttelt hätte. Dieser Jeremiah nötigte ihm zwar Respekt ein, denn er stand wirklich zu seinem Wort und versuchte zu retten, was noch zu retten war, aber er stellte das nicht besonders geschickt an! Hätte er sich doch an Matts Schlachtplan gehalten! In dem Fall nämlich hätte der Vater zumindest nicht auf ein verbotenerweises Herumtollen im Schnee abstellen können! Genauso ärgerlich war er aber auf Ben, denn dieser benahm sich mal wieder .. nun, ja wie Ben eben. Rückgrat war Etwas, was ihm selbst zwar immer wieder schlecht bekommen war, aber dennoch von seinem Vater geschätzt wurde. Falls eines der Geschwister sich Etwas zu Schulden hatte kommen lassen oder erwischt wurde, war es weise, das auch frei heraus und ehrlich zuzugeben! Matt hatte noch kaum zu Ende gedacht, als Francis genau diese von Ben forderte. Matts Ärger auf Ben wich der Sorge, denn im Gegensatz zu seinem Vater, hielt er Ben weder für feige, noch hatte er Zweifel an dessen Integrität. So, wie er seinen kleinen Bruder kannte, war diesem das Herz in die Hose gerutscht und wahrscheinlich hatte der auch längst vergessen, wie die Sache mit dem Schneeball gewesen war. Ben sah auf die Worte seines Vaters hin, diesen an und war im Begriff zu antworten, als Jerry noch einmal den Wortwechsel unterbrach. Matt konnte kaum glauben, was er sah, als Jerry seinen Vater aufforderte, Ben in Ruhe zu lassen, denn er habe die Scheibe zerbrochen. Abgesehen davon, dass das wohl richtig ist, ist der Junge entweder wirklich schwer in Ordnung, oder aber lebensmüde. Der Junge schien überhaupt nicht zu verstehen, was an der zerbrochenen Scheibe und dem Versuch, einen Schneemann zu bauen, nun so schrecklich sein sollte. Wenn Matt ehrlich war, müsste er wohl zugeben, dass er auch die Worte des Vaters nicht wirklich verstand. Sicher legte dieser Wert auf die Sonntagsruhe und darauf, dass man am Sonntag eben keinen Spaß hatte. Dennoch hatte er ihm erlaubt, mit Shy Boy auszureiten, um Jonathan die Umgebung zu zeigen - und wenn das nicht Spaß machte - was dann? Matt war darüber jetzt verwirrt, aber bevor er dem Ausdruck geben konnte, reagierte sein Vater reagierte wütend, gereizt und im Übrigen genau so, wie Matt befürchtet hatte. Er bestrafte Jeremiah mit zwei harten Stockhieben auf die Finger und Handinnenfläche. Scharf sog Matt unbewusst die Luft durch die Zähne ein, denn das das ordentlich schmerzte, konnte er sich sehr gut vorstellen.
Vorsichtig warf Ben einen schrägen Blick von unten zu seinem Bruder hinüber, der so aussah, als wolle er sich nun endlich einmischen. Enttäuschung stieg kurz in ihm auf, als dieser jedoch schweigend abwartete. Innerlich seufzte Ben, denn natürlich war ihm bekannt, was sein Vater nun von ihm erwartete: eine klare unbedingte Ansage! Allerdings sah er sich zu einer solchen nicht in der Lage, denn er wusste nicht genau, ob er einen oder zwei Bälle geworfen hatte und auch nicht, wo diese hingeflogen waren. Jerry hatte das Fenster getroffen und das auch zugegeben, aber das würde ihn kaum retten können. Sein Vater bestand auf einer klaren Antwort, auf Integrität und vor Allem darauf, dass man am Sonntag sich mit der Bibel beschäftigte und nicht seinem Vergnügen nachging - nicht dem kleinsten Bisschen. Matt tut auch gut daran, sich zurück zu halten - ihm hat Pa immerhin Spass erlaubt. Ben erschrak über das Gefühl von Groll gegen den Bruder, das gerade in ihm aufsteigen wollte. Oh, ja- er neidete Matt das im Augenblick offenbar gute Verhältnis zu Pa - und war eifersüchtig. Diese gefühlte Sünde ließ ihm das Blut in die Wangen steigen, als er den Kopf hob, um seinen Vater anzusehen. Gerade holte er Luft, um seinen Schneeballwurf zuzugeben, als Jerry erneut aufsprang. Der ist wohl irre.. Fassungslos starrte er Jerry an, der nicht nur noch einmal darauf bestand, dass Ben nichts gemacht hatte und er den Schneeball geworfen habe, sondern sich sogar dafür von seinem Vater abstrafen ließ. Die Hand wies sofort nach den Hieben rote Striemen auf und Ben verzog ein bisschen den Mund. Er fühlte mit dem Freund mit, der jammernd und seine Hand schüttelnd auf der Stelle hüpfte. Im Laufe des weiteren Wortwechsels sah er zwar so aus, als verstünde er gerade nicht so wirklich, um was es eigentlich für Ben ging, aber Ben nahm an, dass er mehr verstand, als er gerade zugab. Dumm war Jerry nämlich nicht, aber er war ein treuer und integerer Freund. Blitzartig kam Ben zu der Erkenntnis, dass das eine Verhaltensweise war, die auch Matt auszuzeichnen schien: das unbedingte Einstehen für einen Freund oder eben ihn. Diesem Gedanken konnte er jedoch nicht nachgeben, denn sein Vater stand noch immer vor ihm und forderte eine klare Ansage. Zu Bens Entsetzen erweiterte er diese jedoch um die Frage, warum er Jeremiah am Treppenabsatz geschubst habe. "Ja, Sir - ich habe einen Schneeball geworfen." Fest sah Ben seinen Pa an, denn er hatte wirklich nur einen Ball nach Matts Zimmerfenster geworfen. Den zweiten Schneeball hatte er zwar geformt, aber schnell zu Boden fallen lassen, als das Klirren der Scheibe, so überdeutlich machte, dass das keine gute Idee gewesen war, Jerry aufzufordern, ihm zu helfen. Insgesamt war das dumm gelaufen. Obwohl der Vater offenbar gesehen hatte, dass er mit seiner Faust Jerrys Brust angestupst hatte, schwieg er dazu. Im Stillen hoffte er nämlich, dass Matt das richtig stellen würde, denn von Schubsen konnte da ja wohl kaum die Rede sein. Außerdem wollte er seinen Freund jetzt nicht anschwärzen wollen, obwohl das Wort "Aas" ein wirklich schlimmes Wort war - zumindest in Bens Ohren. Matt zog zwar irrtitierte eine Augenbraue in die Höhe, da er offenbar auch nicht von einem Schubser ausgegangen war, kam aber genauso wenig mehr zu Wort wie Ben. Im gleichen Moment nämlich mischte Jerry sich erneut ein. Er hatte offenbar wirklich starke Schmerzen, denn seine Worte klangen gepresst. Ben nickte, denn geschubst hatte er ihn ja wirklich nicht wollen. Matt räusperte sich vernehmlich und Ben nahm an, dass dieser ihn oder Jerry vor einer Lüge warnen wollte. Ben hatte zwar den Freund nicht geschubst, aber doch so heftig auf die Brust gestupst, dass dieser des Gleichgewicht verloren hatte. Ben wollte schon zustimmen, als sein Vater ihn und Matthew nachdrücklich fragte, ob Jerrys Darstellung stimme. "Ich habe Jerry wirklich nicht geschubst, Pa. Ich habe ihm nur einen Stupser auf die Brust versetzt, weil er.. also.. er hat Mat mit einem nicht so netten Wort betitelt." Ben atmete auf, denn nun war es heraus. Vielleicht hatte Jerry erwartet, dass er den Grund für diesen Stupser verschwieg oder die Unwahrheit sagte, aber das konnte er nicht. Ben wusste sehr genau, wie leicht man ihm einen Schwindel ansah - dafür brachte der Vater nicht einmal genauer hinzusehen. Kurz warf er einen Blick zu Matt hinüber, der zunächst nur mit den Achseln zuckte. Offenbar hatte dieser Jerrys Worte auf der Treppe gar nicht verstanden und das war wohl gut so, denn der - da war Ben sich fast sicher - hätte das kaum auf sich sitzen lassen, sondern sofort geklärt. Abwartend und respektvoll sah Ben nun zu seinem Vater auf, konnte aber nicht sehen, ob diesem seine Antwort genügte. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie Matt sich langsam erhob und damit wohl seinem Vater Respekt zollte. "So weit ich das beurteilen kann, hat Ben Jeremy einen leichten Stoß versetzt. Ob Jeremiah gestolpert ist, weiß ich nicht. Ich war dicht hinter ihm, so dass er sich an mir hat ausbalancieren können." Ben bewunderte Matt wegen der Ruhe, mit der dieser sprach, denn er hätte das wohl niemals so sagen können. Matt hatte immer noch ein reines Gewissen, denn er hatte sich auch in der Situation nichts zu schulden kommen lassen - hatte er doch auch die Worte Jeremiahs nicht verstanden.
Zufrieden gestellt mit Bens Antwort, die zur Abwechslung klar und deutlich auf seine Aufforderung hin von dem Jungen ausgesprochen wurde, erwartete Francis nun eine Klärung der Szene auf der Treppe. Still und heimlich hoffte er, dass Jeremiah tatsächlich die Wahrheit gesagt hatte. Würde ihm dies doch ersparen Ben auch dafür Hiebe zu erteilen. Bei der Wahrheit war Ben ja geblieben. Er hatte einen Ball geworfen und einen anderen unfertig wieder in den Schnee fallen gelassen. Aber das änderte nichts daran, dass Ben nach nur einem nicht wieder zur Besinnung gekommen war. Matts Räuspern ließ Francis kurz hinüber zu seinem ältesten blicken, der aber nichts zu sagen gedachte und erst einmal Ben den Vortritt ließ. Dass der Junge natürlich sofort auf die von Jeremiah gebotene Hilfe aufsprang und die Worte des Freundes unterstrich, war für Francis nicht überraschend. Für Jerry dagegen waren Bens Worte ein Ärgernis und er warf dem Freund einen entsprechenden Blick zu. Wie konnte der jetzt sagen, er habe ihm nur einen Stupser versetzt? Da stand doch jetzt Jerry wie ein Lügner da. Und dann... also... Jerry war entsetzt. Ben verpetzte doch allen ernstes, dass Jeremiah ein hässliches Wort in den Mund genommen hatte. So etwas tat man doch nicht unter Freunden. Schon gar nicht nachdem er für Ben eben zwei ziemlich üble Hiebe eingesteckt hatte! Enttäuscht lief Jerry zum einen wütend auf Jerry rot an, zum anderen aus Scham, weil er vor Mr. McKay immer mehr wie ein ungezogener Bengel dastand. Und wenn der alles seinem Pa erzählte, dann hätte er, Jerry, für den restlichen Sonntag nichts mehr zu lachen. Nein, so was hatte er von Ben nicht erwartet, zumal er einfach nur hätte sagen müssen, dass Jerry recht hatte.
Als auch noch Matthew Bens Worte bestätigte fühlte sich Jerry ziemlich schlecht. Dass war also hier der Danke für Freundschaft. Unwillig verzog Jerry den Mund und starrte auf seine Schuhspitzen, die vor seinen feuchten Augen verschwammen. Er wollte jetzt wirklich zu seinem Pa, ganz gleich, wie sehr dieser mit ihm schimpfen würde. Aber er würde ihn ganz bestimmt auch in den Arm nehmen und vorallem würde er ihm glauben. Hier war es einfach nur furchtbar und Jerry hatte keine große Lust darauf, noch einmal von Mr. McKay den Rohrstock zu spüren zu bekommen.
Dieser sah durchaus zufrieden aus, nachdem Matt sich erhoben hatte, um Rede und Antwort zu stehen. Wie es also aussah hatte Jeremiah natürlich schon wieder geschwindelt, dieses Mal wohl eher um zu verschleiern, dass er im Haus der McKays ein schmutziges Wort in den Mund genommen hatte. Dagegen konnte Francis nichts tun, aber er würde dafür sorgen, dass der Reverend auch davon erfuhr. "So, also," sagte Francis nachdenklich und betrachtete Ben und dann Jerry mit einem musternden Blick. Ihm war durchaus bewusst, dass Ben wohl wütend oder entrüstet auf Jerry auf der Treppe reagiert hatte. Und von einem Stubser kam niemand ins Stolpern, außer er war fest genug und kam überraschend. Aber gegen die Worte der dreien hatte er nichts weiter in der Hand und musste es so hinnehmen. Ungerechterweise bestrafte er nicht. Was er nicht klar beweisen konnte oder gestanden bekam, blieb ungesühnt. "Dann hast du wohl noch einmal Glück gehabt, Junge," die Worte galten Ben. "Dennoch bleiben die Schneebälle. An Jerry kannst du sehen, wieso wir dir das Spiel damit verbieten. Viel zu schnell geht etwas kaputt. Aber nein, du kannst ja nicht auf uns hören," Francis schüttelte den Kopf mit betrübten Blick, sagte dann aber streng und hart: "Ich muss leider dafür sorgen, dass du dich in Zukunft an das Verbot stets erinnern wirst. Also, streck deine Hände aus, Ben. Beide, Handflächen nach oben."
Irritiert und fragend erwiderte Ben den ärgerlichen Blick Jerrys. Was hatte der Freund denn nun wieder für ein Problem? Er erwartete doch wohl hoffentlich nicht, dass seinen Vater so dreist und offensichtlich belog? Dieser hatte sehr wohl gesehen, dass er Ben mit der Faust angestubst hatte. Er hatte doch gar nicht gefragt, ob er geschubst hätte, sondern nach dem Grund - also wusste er bereits Bescheid. Sein Pa schien keine Zweifel an seiner oder Matts Darstellung zu haben, denn er wies mit nichts daraufhin, dass er Anderes gesehen hatte. Glück gehabt.. Ben war zwar anderer Ansicht darüber, was Glück bedeutete, aber es hätte jetzt wohl noch schlimmer kommen können, denn sein Pa stellte nur darauf ab, dass das Werfen von Schneebällen zu bestrafen war, nicht jedoch der unerlaubte Müßiggang oder Spass an einem heiligen Sonntag. "Es tut mir leid, Pa." Ben murmelte zwar nicht, sprach aber vergleichsweise leise. Er wusste ganz genau, dass es ihm besser bekommen würde, so er auf seinen Vater hören würde, aber der Versuchung, in die Jeremiah ihn geführt hatte, hatte er kaum widerstehen können. Was erwartete sein Pa denn auch - er war gerade mal zwölf Jahre als und hatte dementsprechend selbstverständlich noch Spaß am Herumtollen im Schnee! Nahezu Alles machte ihm mehr Spaß, als das langweilige und mühsame Lesen in der Bibel, wie sein Pa es wohl gerne gesehen hätte. Sofort schämte er sich dieser ketzerischen Gedanken, so dass er seine Wangen glühen fühlte. Er wusste doch genau, dass sein Pa ihm nahezu jeden Spaß missgönnte und dass nur harte Arbeit und unbedingter Gehorsam gottgefällig war. "Ja, Sir." Am Liebsten hätte Ben die Flucht ergriffen oder seine Hände fest hinter dem Rücken ineinander verschränkt. Im Stillen fragte er sich, ob es seinem Pa wirklich leid tat, ihn so hart anfahren zu müssen. Beide Hände.. oh, je.h, oh, jeh... Fest presste Ben die Lippen zusammen, um das Zittern seiner Unterlippe zu vertuschen, während er der Aufforderung seines Vaters nachkam. Beide Hände wollte dieser sehen und das dünkte Ben grausam zu sein. Dennoch sagte er nichts, sondern streckte gehorsam beide Hände aus und drehte die Handinnenflächen nach oben. Hinsehen wollte er jedoch nicht, denn allzuleicht würde er in Erwartung des Schmerzes die Hand zurückziehen, so er den Stock nur sah. Obwohl er weder den Stock ansah, noch bewusst abwartete, wie und wann der erste Schlag kommen würde, konnte Ben kaum verhindern, dass seine Knie weich wurden. Er hatte wirklich Angst vor den scharfen Schmerzen und wenn er daran dachte, dass sein Pa sich noch im Schuppen mit ihm unterhalten wollte, bekam er schon Bauchschmerzen! Fast Hilfe suchend sah er Matt an, der ihm jedoch nur kurz zunickte, als wolle er ihm zu verstehen geben, dass er das überstehen würde. Auch der Bruder sah nicht zu und dafür war Ben diesem dankbar, denn vor diesem wollte er genauso wenig als Jammerlappen gelten, wie vor seinem Vater oder Jerry. Marthas Anwesenheit hatte er nahezu verdrängt, denn diese hatte sich so zurück gehalten, als wäre sie gar nicht da. Matt dagegen verzog ein wenig den Mund, als habe er Zahnschmerzen, aber Ben wusste, dass dieser nur mit ihm mit fühlen würde.