cf; "Twin Falls" Rezeption Randall, Molly mit Francis u. Martha im Gespräch mit Terry am Portal, Megan, Jesse und John im Gespräch, (Die Familien Harris, Freeman, Baker und Camden, sowie Cassidy im Hintergrund, Abigail und Ava mit Justine ).
Randall hielt sich noch kurz vor dem Saloon auf, wo ein Mann vergeblich klopfend, um Einlaß bat. Randall unterdrückte ein schadenfrohes Grinsen. Er kannte den Mann gar nicht, emfand es aber als ziemlich dreist schon am Sonntagmorgen vor dem Gottesdienst Alkohol trinken zu wollen oder gar mit einer der Huren. Randalls Lebenstil war wohl moralisch eher inkorrekt zu nennen, aber selbst er empfand das als ungehörig. Mit der Meinung stand er offenbar nicht alleine da, denn obwohl von draußen zu hören war, dass Jemand drinnen mit Fegen oder was auch immer beschäftigt war, wurde die Tür nicht geöffnet. Der Mann gab schließlich auf, grüßte mit einem kurzen Nicken, und ging eine Stück weit mit Randall die Mainstreet. Rasch kam man ins Gespräch und nach ein paar gezielten und höflichen Fragen, hatte Randall erfahren, dass er mit dem Schreiner Mat Hanson sprach. Dieser arbeitete nach eigenen Angaben in der Sägemühle, die über den Indiantrail zu erreichen war. Da Mr. Hanson nicht in die Kirche wollte, trennten Sie sich an der Ecke Lakestreet, denn Hanson wollte noch einen längeren Umweg über den Trail machen, um den Kopf frei zu bekommen. Darüber konnte Randall nur milde lächeln, denn ihm wäre es dafür schlicht zu kalt. Das war ein guter Grund, um in die Kirche zu gehen - gleich nach seinem eigenen Grund, der dem Herrgott, so es diesen interessierte, wohl kaum gefallen dürfte. Zu weit vor sich, um diese einzuholen, sah er ein Ehepaar in Begleitung eines Mädchens. Die Tochter, wie Randall vermutete. Er hatte nicht gesehen, aus welchem Hause diese kamen und es war ihm auch egal. Der Kirchenplatz war schon gut frequentiert, als er dort ankam und sich zunächst im Hintergrund haltend die Menschen ansah. Den Sheriff erkannte er sofort, sprach ihn aber nicht an. Erstens wollte er diesem tunlichst aus dem Weg gehen, denn auf einen weiteren Nasenbeinbruch hatte er keine Lust, und zweitens schien sich dieser gerade blendend mit einem jungen Pärchen zu unterhalten. Randall war sich nicht ganz sicher, meinte aber in dem Mann, der zu der Blondine zu gehören schien, jenen Betrunkenen wieder zu erkennen, den der junge McKay am Montag auf seinem eigenen Pferd hatte. Doch - das ist er wohl. Damals war er nackt. Vergeblich versuchte Randall hier eins und eins zusammenzubringen. Er konnte es drehen, wie er wollte: Zwei bekam er nicht heraus. Den jungen McKay sah er nicht, aber im Kirchenportal stand der Reverend und, Randall musste genauer hinsehen, um sich sicher sein zu können - ein kleiner Junge. Ein bisschen enttäuscht war Randall schon, dass es sich dabei nicht um Eli handelte. Wo hatte Erin seine Kinder bloss untergebracht? Aufmerksam sah er sich um und schmunzelte amüsiert, als er die junge Frau sah, die in Arbeitskleidung, um nicht zerschlissene zu sagen, eine kränklich wirkende Frau stützend begleitete. Diese sah krank aus, hielt sich aber aufrecht, so als sei es gewohnt, sich helfen zu lassen. Sicherlich war die junge Frau ihr Dienstmädchen und Randall freute sich heimlich darüber. Da wo Dienstmädchen waren, waren auch gut situierte oder gar reiche Menschen, die großzügig opferten - eine Bereicherung für die Kirche und in diesem Fall für seine Geldbörse. Höflich den Hut ziehend begrüßte Randall nun die Menschen, an denen er vorüber ging. Die meisten reagierten höflich, einige misstrauisch und das wunderte ihn nicht. So lange war er ja noch nicht hier. Aber es wurde auch hinter seinem Rücken auf ihn gezeigt und getuschelt, so dass Randall schon annehmen musste, dass hier Dank Erin oder Clayton sein Ruf ihm vorausgeeilt war. Trotz seines warmen Mantels fror er, so dass er nur mit einem kurzen "Guten Morgen, die Herrschaften" an dem Reverend, seinem Sohn und dem Ehepaar von vorhin vorbei in die Kirche ging.
Megan, Jesse und John (Die Familien Harris, Freeman, Baker und Camden, sowie Cassidy im Hintergrund, die McKays am Portal und andere)
Für Jesses Reaktion hätte sie ihn am liebsten direkt durchgeknuddelt aber es hiess Ruhe und Würde zu wahren. Hier vor der Kirche eine Szene zu machen half weder ihr noch ihm, auch wenn sie sehr ritterlich und süss gewesen wäre. Er untermauerte ihre Worte auf seine, so liebgewonnene Weise, wenn auch merklich mehr gereizt als Megan. Die letzten Tage hatten ihm einen sehr dünnen Geduldsfaden beschert, das war sicher, aber dennoch hielt er sich tapfer ruhig. Claytons erste Worte liessen Megan eine Augenbraue hoch ziehen, die andere wanderte ein wenig nach unten. Mit einem leicht verärgerten Gesichtsausdruck und deutlicher Überraschung sah sie den Sheriff an. Kein Versuch sie fort zu scheuchen auch wenn ihr die Wortwahl nicht gefirel, suggerierte sie doch unterschwellig das der Sheriff sie für nicht so helle hielt. Zumindest fasste Megan das so auf, aber so wie sie mittlerweile vom Sheriff dachte hätte er auch in Gold gewickelt die schönsten himmlischen Chöre trällern können. Sie empfand ihn einfach nur noch als nötiges Übel, nicht mehr. " Sie glauben doch nicht, dass die Menschen hier mit Lukas im Herzen zum Gottesdienst kommen," letzteres hatte er mit gesenkter Stimme gesagt und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. "Aber herzlichen Glückwunsch," fügte er mit Verspätung auf die Bemerkung der Verlobung an und er hatte auch natürlich vernommen, dass Miss Foster von sich als ehemalige Hure gesprochen hatte. "Genau genommen bezweifel ich die Anwesenheit eines Herzens bei den meisten Bürgern, aber ich bin offen und gebe jedem eine zweite Chance. Mehr als man von den meisten Leuten hier erwarten darf. Wie gesagt, wenn der Herr Reverend mich fort schickt, so soll es sein,. ER ist der Hüter des Gotteshauses. Was die Bürger denken, mit allem Respekt, interessiert mich keinen Meter. " erwiderte sie kühl und mit stolzer Körperhaltung. Mit einem deutlichen wärmeren Unterton und sogar einem seichten, freundlichen Lächeln fügte sie ein "Danke Mr Clayton." Hinzu.
Megan drehte sich ein wenig zu Jesse und streifte ihm ein wenig Schnee von der Jacke. "Komm Schatz, lass uns reingehen. Dann sieht die Welt schon viel rosiger aus. Wir wollen keinen Streit und drinnen treffen uns auch keine Schneebälle mehr, hmm?" schmunzelte sie, wieder bei ihrer zuvor gehabten Fröhlichkeit und Zuversicht angelangt zu Jesse hoch. Die McKays, die im Hintergrund immer noch schauten als Stünde die Inkarnation des Leibhaftigen auf dem Kirchplatz, ignorierte Megan, blickte nur kurz überrascht zu der neuen, kleinen Frau, die sie bisher nicht gesehen hatte. Zuwachs in der Gemeinde? Die Stadt beginnt wirklich langsam zu blühen. Auch den Herrn im Wollanzug hatte sie vorher nie zu Gesicht bekommen, aber die Art wie er sich umsah, irgendwie suchend und abschätzend, liess ein kleines Glöckchen in ihrem Hinterkopf klingeln. Freundlich nickte sie Ava Erikson zu und der kränklichen, dürren Frau neben ihr. Das musste Mrs Craven sein. Die sah man ja auch eher selten aber so wie sie aussah war das auch gar nicht so schlecht. Die Frau wirkte als würde sie jeden Moment zusammen brechen. Armes Ding, besonders jetzt wo die Ärztin die Stadt verlassen hatte. Megan konnte sich eigentlich nur den Druck der Gemeinde als Grund erklären, von wegen Frau als Ärztin, wo kommen wir da hin. Über Kunden beziehungsweise Patientenmangel hatte sich die Frau nun gewiss nicht beklagen können. Schon ihr so geliebter kleiner Pechvogel nutze ja jede Gelegenheit sich eine Beule zu holen und war schon öfter Gast bei Dr Leigh gewesen. Alleine was am Montag da los gewesen sein musste.... Megan atmete tief durch, wappnete sich innerlich für den Moment der Wahrheit, in dem sich entscheiden würde ob Reverend Stevenson ein besserer Mann Gottes war als Hawkins ode rnicht, wo sich entscheiden würde ob er ihr Zutritt zur Kirche gewährte um eine Sünderin helfend auf den rechten Pfad zurück zu bringen oder eben nicht. Damenhaft hakte sie sich wieder bei ihrem Galanten ein, strahlte Jesse zuversichtlich an um vielleicht ein wenig von ihrer Zuversicht auf ihren Schatz abfärben zu lassen und funkelte ihn aufmunternd aus ihren Rehaugen an.
Cassidy mit Laura, Elisa nähert sich (John bei Megan und Jesse, Ava und Justine kommen an, die McKays beim Reverend, in der Nähe Familie Harris, Familie Eric Camden, einige Farmer vom Umland uvm.)
Cassidy atmete leicht durch und stellte sich innerlich auf eine unangenehme Unterhaltung ein. Laura würde sie bestimmt über ihre Verletzungen ausfragen und vielleicht auch eine dumme Bemerkung über die Blessuren von John fallen lassen. Irgendeine Spitze eben, eine böse Anspielung, etwas das verletzen sollte. Aber Cassidy war gewappnet. Sie hatte es längst aufgegeben gegen Menschen wie Laura und Mary anzukämpfen. Man konnte sie schlicht ignorieren und damit fuhr man am Ende am besten. Wohin alles andere führte, hatten Sophie und sie am eigenen Leib zu spüren bekommen. Mary hatte sie im Sommer abgefüllt und dann seelenruhig dabei zu gesehen, wie Sophie eine Scheune aus Versehen abgefackelt hatte. Sie hatte sie im Sommer am See beobachtet und schamlos Cassidy damit erpresst. So schamlos, dass Cassidy die Schmach hatte ertragen müssen vor der ganzen Klasse ausgerechnet von Erin den Rohrstock zu spüren zu bekommen. Etwas, das Cassidy Erin nicht nachtrug, aber das sie befangen machte. Sie war am Dienstag zum Glück in der Klinik gewesen, als Erin vorbei gekommen war, um mit John zu reden. Es bedrückte sie, dass sie nach dem Wochenende wieder zur Schule gehen sollte und dort täglich nun Erin wieder gegenüber saß. Ihr Vater konnte ihr gewiss leichter aus dem Weg gehen, wenn er dies denn wollte. Für einen kurzen Augenblick hatte Cassidy gar zu hoffen gewagt, dass John Emily wie eine heiße Kartoffel fallen ließ, jetzt wo Erin wieder zurück war. Doch scheinbar und zu Cassidys großem Erstaunen war er über Erin hinweg gekommen. Und ihr blieb Emily als mögliche Nachfolgerin wohl nicht erspart.
Aber das waren jetzt Sorgen, die Cassidy wenig zu schaffen machten. Immerhin hatte sie Laura vor der Nase, die ein zuckersüßes Lächeln aufsetzte, als sie sie erreicht hatte. "Einen wunderschönen guten Morgen," säuselte Laura und wurde damit bestimmt den Ansprüchen ihrer Eltern über eine wohlerzogene Tochter gerecht. Doch Cassidy konnte deutlich das leichte Zucken um Lauras Mundwinkel erkennen, um nicht genau zu wissen, wie diese ihre Worte gemeint hatte. Sie tat ihr daher den gefallen und zuckte nur leicht mit den Schultern um dann die Vorlage für weitere dumme Fragen zu bieten: "Sehe ich aus, als hätte ich einen guten Morgen?"
"Nein, aber das bringt mich gleich zu der Frage, ob das stimmt, was man sich in der Stadt erzählt. Du hast dieses Zimmermädchen aus dem Fluss gerettet?"
Oh, wieso fragte diese dumme Ziege, wenn sie es doch sowieso schon gehört hatte. Gewiss von ihrer Mutter, die es aus dem Laden hatte und die wiederum hatte es von Mrs. Porter, die von Mrs. Moran usw... Cassidy verdrehte die Augen und nickte, ohne etwas zu sagen. Aber wie Laura über Sophie sprach, das konnte Cassidy dann doch nicht tonlos hinnehmen. "Dieses Zimmermädchen heißt Sophie."
"Wie auch immer," merkte Laura schnippisch an und senkte ihren Blick auf Cassidys verletzten Fuß. "Und Dr. Leigh hat dir ernsthaft zwei Zehen abnehmen müssen?" Wieder nickte Cassidy wortlos. Deutlicher konnte sie Laura wohl kaum signalisieren, dass sie an einem Gespräch nicht interessiert war. Doch Laura hatte von Mary wirklich gut gelernt. Sie schien resistent zu sein. "Ist das nicht ein bisschen zu viel übertriebener Heldenmut für so ein Zimmermädchen?"
Cassidy seufzte ergeben. Sie war wohl wirklich noch nicht auf der Höhe. Andernfalls hätte sie Laura schlicht eine Ohrfeige verpasst, ganz gleich was die umstehenden Leute davon gehalten hätten. Ganz gleich, dass ihr Vater in der Nähe stand und gerade herübersah, während er mit dem Pianospieler und seiner Begleitung sprach. Aber was genug war, war genug. Über Sophie sprach niemand so abfällig und schon gar nicht diese Laura, die auch nur dank Marys Begleitung heller leuchtete, als sie es wert war. Doch die Schmerzen im Fuß, die unbequeme Haltung auf der Achselstütze und die Kälte machten Cassidy angreifbar. Sie verzog nur kurz das Gesicht und blinzelte perplex....
Rebeccah, Luka und Nicholas nähern sich (das halbe Dorf ist versammelt)
Nicholas hatte nicht mitbekommen, dass Rebeccah sich im Spiegel betrachtet hatte. Er wäre sicherlich stutzig geworden, denn das war so gar nicht ihre Art. Nur, um sicher zu setllen, dass das Kleid sauber war und alles richtig saß.
Sie waren aufgebrochen und Nicholas stellte erneut fest, dass Luka dringend einen Wintermantel brauchte. Hatte er nicht noch einen guten Wollmantel im Schrank? Wenn Rebeccah den etwas umnähte, würde der doch sciherlich passen. ODer er ging einfach mal die nächsten Tage los und kaufte einen, wenn es den in Lukas Größe gab. Bevor sie gingen hatte Nicholas darauf bestanden, dass Luka zumindest einen Schal und ein paar Handschuhe von ihm annahm. Jetzt kamen sie zur Kirche und auf dem kleinen Vorplatz war mindestens schon das halbe Dorf versammelt. Nicholas legte sein arabisch höfliches Lächeln auf und grüßte freundlich jene, an denen sie vorbei kamen. Ungläubige Blicke trafen ihn, also blieb er stehen. Er wusste, Rebeccah war es unangenehm, wenn er sie bis vor die Kirchentür begleitete.
"Ich komme Dich nachher abholen und bringe den Kuchen mit, Rebeccah. Dann gehen wir mit Mister Towätsch zum Empfang." Er verkniff sich sie darum zu bitten für ihn mitzubeten. Das hatte er einmal getan und einen entsetzten Blick geerntet. Also ließ er das bleiben. "Bis nachher, Mister Towätsch. Wenn etwas ist, ich bin im Saloon." Dann schenkte er Rebeccah noch ein freundliches Lächeln und sah den Beiden nach, als sie zur Kirche gingen. Megan und Jesse übersah der Araber, es waren einfach zu viele vermummte Menschen unterwegs.
Ich muss das ändern. Vielleicht war es doch keine so gute Idee den Saloon zu kaufen. Ich werde meinem Bruder telegraphieren und ihn um Stoffe und andere orientalische Dinge bitten. Dann machen wir einen kleinen Laden auf und ich verpachte den Saloon. Das ist das Sinnvollste. Rebeccah leidet so sehr darunter.
Cf: [Lake Street / Haus Nr. 3 – Craven Haus] Schlafzimmer Justine OG
Abigail kommt zu Ava und Justine (Drumherum einige Einwohner auf dem Weg in die Kirche)
Die Zeit schien still zu stehen. Eisige Nadelstiche malträtierten ihre bleiche Haut und die wenigen Meter bis zur Kirche schienen Justine so mühsam, dass sie die Hilfe ihres Dienstmädchens allzu gerne annahm. Der schwere Samt ihres Kleides schien in der Kälte starr und unbeweglich. Die junge Frau atmete nur flach, denn die Winterluft schmerzte in ihren Lungen und auch das enge Korsett erleichterte ihr das Durchatmen nicht gerade. Ava hingegen machte große und beherzte Schritte, so dass die Hausherrin sich an ihrer Seite beinahe wie ein Kind fühlte, dass mitgezogen wurde.
Wie lähmend der Frost in die Glieder kriecht. Wären nur all die Leute nicht und diese Anstrengung! Im Eis den ewigen Schaf zu finden mag sein, als würde Morpheus selbst den Sterbenden auf seinen Schwingen zur Ruhe betten. Seit sie das letzte Mal das Haus verlassen hatte war genau eine Woche vergangen, doch Justine empfand keine Freude an ihrem Ausflug. Als die beiden Frauen den Kirchplatz erreichten richtete sich die zierliche Gestalt ein wenig auf und mühte sich einen gewissen Anschein zu waren.
Justine zwang sich zu einem freundlichen Nicken und begrüßte jeden höflich, der sie ebenfalls mit einem Gruß bedachte oder bei dem es ihr angebracht schien. Die meisten hier kannte sie nur flüchtig oder gar nicht, da schien es besser sie war mit Begrüßungen nicht allzu sparsam, bevor sie am Ende jemand wichtiges vergaß. Wenn Du nur hier wärst Mutter, Du würdest gewiss längst die Spielregeln kennen und hättest Dir einen Platz in Camden Village geschaffen. Man sah der jungen Frau ihre Unsicherheit nicht an, denn von Kindesbeinen an hatte Justine sich unter Menschen bewegt, die ihr fremd blieben und denen sie, soweit es möglich war, eine einstudierte Fassade präsentierte, der sie nur durch ihre Gebrechlichkeit hatte entfliehen können. Die Nähe ihrer Angestellten gab der Kranken zusätzliche Sicherheit. Ava war überaus praktisch veranlagt und Justine zweifelte nicht daran, dass das Mädchen sich zu helfen wusste. Auch jetzt bewies die Brünette einen gesunden Pragmatismus und schlug vor den Arzt nach der Messe aufzusuchen und zunächst ins Warme zu gehen. Das Nicken mit dem sie ihre Haushaltshilfe bedachte war beinahe unmerklich und obwohl ihr Gesichtsausdruck wenig Regung zeigte sprach Dankbarkeit aus dem Blick der Kranken. Justine wusste, wie man sich in der Öffentlichkeit mit seinem Personal zeigte und Plaudereien gehörten gewiss nicht zum guten Ton. Es genügte ihr zu sehen, dass Ava sich um ihre Belange kümmerte und sie verstand. Die Aussicht auf die harte Kirchenbank war nichts im Vergleich zu ihrem Bett, doch ihre Angestellte hatte recht. Drinnen war es gewiss wärmer und nach der Messe war noch immer genug Zeit sich um ihr wichtigstes Anliegen zu kümmern und ein neues Fläschchen Medizin zu besorgen. Justine hoffte nur, dass bereits ein neuer Arzt in der Stadt war, denn wen sollte sie zum Einkaufen nach St. Johns in die Apotheke schicken und selbst dorthin zu reisen traute sie sich keinesfalls zu.
In dem Moment wurde sie einer kleinen blonden Frau gewahr, die gradewegs auf sie zusteuerte. Die Fremde sah keineswegs aus wie eine Lady, sondern war einfach gekleidet und wirkte in ihrem ganzen Auftreten und ihrer Erscheinung nach eher wie eine Bäuerin. Obwohl sie die andere etwas älter schätzte war Justine sich gewiss, dass sie selbst im Stand über Abigail stehen musste und so ergriff sie das Wort, sobald sie sicher war, dass die ihr bisher Unbekannte zu ihr wollte. „Einen gesegneten Sonntag wünsche ich Ihnen. Mein Name ist Mrs. Justine Meredith Craven, mein Mann und ich wir sind erst vor kurzem hierher gezogen.“ Freundlich aber mit angemessener Distanziertheit blickte sie auf die Fremde hinunter und wartete ab, was diese für ein Anliegen haben mochte. Ava vorzustellen kam ihr gar nicht in den Sinn, denn diese war ja eine Angestellte und nicht zu ihrem eigenen Vergnügen hier, sie stellte ja ihren Gästen auch nicht das Personal vor, das wäre vollkommen lächerlich.
Cassidy mit Laura, Elisa nähert sich Halb Camden Village in und um die Kirche und auf dem Platz verteilt
Während sich Elisa Cassidy näherte, Laura war so nett mit dem Rücken zu ihr zu stehen und Cassidys Blick zu versperren, konnte die Farbige mehr und mehr von dem Gerede von Laura verstehen. Zu beginn nur das sie sprach und dadurch das Laura Cassidy verdeckte, konnte Elisa deren Reaktionen nicht sehen. Da sie Cassidy jedoch nicht ebenfalls hörte liess vermuten das es nur Blicke, Gesten oder einfach, stille Resignation waren, mit denen ihre Freundin die Zicke versuchte zu entmutigen ein Gespräch mit ihr zu führen. Sie erreichte die beiden, oder war zumindest nahe genug, um zu hören wie Laura gerade die dämliche Frage stellte ob es stimmte das Cassidy zwei Zehen verloren hatte, bei der Rettung von dem Zimmermädchen. Da blieb eigentlich nur Sophie. Gut Ava auch, aber die stand neben der Craven und wirkte zwar nicht unbedingt glücklich, aber doch gesund und soweit Elisa wusste hatten die beiden auch keinen wirklichen Kontakt. Blieb nur Sophie, was ohnehin die einzige andere, enge Bezugsperson für Cassidy war, soweit Elisa wusste. Das ergebene Seufzen war ebenfalls zu hören und just in diesem Moment trat Elisa, von hinten, an Laura heran. Der drang die aufgeplusterte Ziege einfach an der Schulter zu packen, umzudrehen und ihr ein zwei Kostproben von Jakes Lehrstunden zu geben war immens, aber hier vor der Kirche und vor allem vor Zeugen und ganz besonders heute würde sie sich das sehr sehr gut überlegen. Entsprechend rang Elisa den Drang, Laura zu verhauen, einfach herunter und nutzte statt dessen das, worin sie Jake noch weit überlegen war. Ihren lange trainierten Sarkasmus und ihr bissiges Mundwerk.
"Laura....Haben deine Eltern deinen Napf nicht aufgefüllt, oder warum streunst du hier rum? " begrüsste sie Laura mit abfälligem Blick und schenkte Cassidy ein Lächeln als 'Guten Morgen' . Sie liess ihren Blick, immer noch abfällig, auf Laura ruhen, musterte die Mitschülerin kurz bevor sie noch einen drauf setzte. Sie hasste Laura genauso wie jene, deren Schatten diese Zicke normalerweise war. Mit etwas Glück geritt Mary auf der Reise an irgendwelche Banditen, oder gar Injuns, die nicht so friedlich waren wie die hier im Reservat und mit noch mehr Glück kehrte die dumme Pute nicht mehr nach Camden Village zurück. Das wäre mal ein echter Gewinn für alle. Laura, Marys Schatten, würde sich nicht mehr im Licht ihrer falschen Freundin sonnen können, würde plötzlich alleine dastehen, denn wirklich was zu bieten hatte sie nicht um das Interesse anderer Schülerinnen zu wecken und schonmal bei weitem nicht genug im Kopf um Marys Nachfolge anzutreten. "Sitzt die Krone zu eng? Nicht schlimm, du kannst sie ja wieder abgeben wenn Mary zurück ist und deinen angestammten Platz in Bedeutungslosigkeit in ihrem Schatten wieder einnehmen. Geniess die Momente bis dahin, aber bitte, möglichst weit weg von hier. Cassidy und ich versuchen eine intelligente Unterhaltung zu führen und wir würden uns unglaublich schlecht fühlen wenn du da nicht folgen könntest." Elisas Stimme hatte nur leichten Spott in der Stimme, subtil, auch wenn ihre Augen vermutlich Bände sprachen. Es wäre schon herrlich wenn sich Laura dazu hinreissen lassen würde handgreiflich zu werden. Sie würde sich zwar nicht wehren, aber den Affentanz dem sich Laura dann ausgesetzt sehen würd,e würde der Ziege gut tun und nebenher noch Elisas Tag unglaublich bereichern. Aber auch wenn Laura nicht die hellste war, dazu war sie leider doch zu schlau. Meistens zumindest. Wie Mary verstand sie es ihr Gift zu verspritzen, heimlich, unbemerkt von den Erwachsenen.
Elisa hatte ein gutes Gedächtnis. Irgendwann würde sie nicht mehr bei ihrer Ma wohnen, irgendwann würde der Tag kommen, an dem sie sich nicht mehr zurückhalten musste um ihrer Familie Willen und in ihrem Inneren freute sie sich auf diesen Tag. Geduld zu haben viel ihr besonders hierbei schwer, aber all jene die sie die ganze Zeit wie Dreck behandelten würden ihre Abreibung bekommen. Einer nach dem anderen, das hatte sie sich vorgenommen. Jetzt hiess es nur zu warten, bis Laura sich verflüchtigt hatte, dann konnte sie endlich Cassidy fragen wie es ihr ging, ob sie was brauchte und was eigentlich passiert war. So ganz hatte sie das nämlich leider nicht mitbekommen.
Abby bei Ava und Justine andere Bürger verteilt auf dem Kirchplatz
Abigail näherte sich der, so ungesund aussehenden Frau und ihrer Begleitung. Zwei Frauen die wohl unterschiedlicher nicht sein konnten. Gut, beide waren recht jung, die eine würde man auf knapp zwanzig schätzen und in einfacher aber angemessener Sonntagskleidung. Die andere ein Stück älter aber schwer genauer einzuschätzen. Deutlich edlere Kleidung als die jüngere Frau neben ihr, aber durch das kränkliche, dürre Gesicht wirkte sie deutlich weniger edel und erhaben als es ihr wohl zugestanden hätte. Viel wusste Abigail noch nicht über die Leute im Ort, ausser den Gründerfamilien natürlich und jenen die noch immer hier lebten und shcon dagewesen waren als sie wegzog. Die McKays zum Beispiel, damals war Mister Mackay der Sheriff gewesen. Die Camdens natürlich, die Tuckers und die Bakers. Den Rest hatte sie entweder noch nie getroffen oder konnte sich schlicht nicht mehr an die Leute erinnern. Die beiden Damen waren nur kurz vor ihr auf der Strasse gelaufen und aus dem Haus neben dem von Abby gekommen, woraus die Kleine Töpferin schloss das es sich um ihre Nachbarn handelte. Wohl die Dame des Hauses und ihre Haushälterin, Magd oder was auch immer. Sie würde nach und nach ohnehin die ganzen Nachbarn auf einen Tee einladen, das gehörte sich einfach, oder zumindest mit einem kleinen Präsentkorb oder einem hübschen Stück Töpferware ihren Einstand geben. Letzteres wäre auch gleich angemessene Werbung für ihr Geschäft das sie hier ja hoffentlich bald würde wieder öffnen können.
„Einen gesegneten Sonntag wünsche ich Ihnen. Mein Name ist Mrs. Justine Meredith Craven, mein Mann und ich wir sind erst vor kurzem hierher gezogen.“ ertönte die klare, aber geschwächte Stimme der kränklichen Dame, die sich hochtrabend mit ganzem Namen vorstellte. Sie war etwas grösser, blickte also naturgemäss auf Abby herab, aber das war sie gewohnt bei ihrer Grösse. Mrs Craven hinterliess allerdings auch den Eindruck das sie nicht nur aus körperlichem Grund von oben auf Abby herabsah. Eine dieser Grossstadtdamen wie es schien, die hielten sich ja grundsätzlich für etwas besseres und in Extremfällen für den Nabel der Welt. "Einen gesegneten Sonntag auch Ihnen Mrs Craven. Archer, Abigail Archer. " erwiderte sie freundlich lächelnd die Begrüssung und sparte sich die Erwähnung ihrer anderen Vornamen. Soviel Zeit wollte sie dann in die Vorstellung auch nicht investieren. "Ihre neue Nachbarin." Fügte sie, weiterhin mit freundlichem Gesicht, ihrer Begrüssung hinzu und liess den Blick dann auf die Jüngere neben Justin gleiten. Da Justine diese nicht vorgestellt hatte, erwartete sie entweder das die Jüngere das selber tat, oder hielt die junge Frau einer Vorstellung nicht für würdig. In ihrem Haus, wo die zweite als Angestellte herumstreunen mochte, war das auch durchaus angemessen und nach den Benimmregeln der feinen Gesellschaft absolut richtig, aber sie standen hier vor der Kirche und da waren sie alle gleich. "Miss..." begrüsste Abby also auch Ava, mit einem ebenso freundlichen Lächeln wie sie es Justine geschenkt hatte. "Freut mich sie kennen zu lernen."
Ava & Lady Craven, Abigail Archer kommt hinzu (andere Bürger von Camden Village drumherum)
Während Ava mit der Lady noch auf dem Kirchenvorplatz stand, trafen nach und nach immer mehr Mitbürger dort ein. Einige, so wie eine hübsche, blonde junge Frau an der Seite eines stattlich aussehenden Mannes, kamen ihr bekannt vor, auch wenn die junge Dienstmagd sie nicht persönlich kennengelernt hatte. Die blonde Miss, von der Ava bisher noch nicht wusste, dass sie Megan Foster hieß, nickte ihnen freundlich lächelnd zu. Auch, wenn sie eigentlich nicht davon ausging, dass diese liebenswürdige Begrüßung ihr gegolten hatte, sondern sicherlich vielmehr der feinen Dame, die sie stützte, so lächelte Ava dennoch aufrichtig fröhlich zurück und deutete selbst ein dezentes Nicken an. Andere wiederum hatte die junge Frau hier in Camden Village bisher noch nie gesehen, so wie einen schneidigen Herrn bei dem es sich um Mr. Randall Bowman handelte, der, als er die Mrs. und sie passierte, galant zum Gruße den Hut lüpfte. Beinahe errötete Ava ob der ungewohnten Geste und senkte kurz ihren Blick, bevor sie ein schüchternes Lächeln andeutete. Schließlich wandte sich die braunhaarige Dienstmagd aber wieder ihrer Herrin zu, wegen der sie ja hauptsächlich hier war.
Lady Justine hatte mit ihrem für Avas Begriffe prächtigen Kleid auch einiges zu schleppen, insofern war es wirklich an der Zeit, dass sie hinein gingen und dir Mrs. sich hinsetzte. Auch, wenn sie bemüht war Haltung zu waren, so spürte Ava dennoch, dass es ihr sehr schwer viel und sie sich mühsam plagte. Außerdem war die Luft so furchtbar kalt... nicht, dass Lady Craven noch an einer Lungenentzündung erkrankte oder ähnliches! Ein solches Leiden würde sie in ihrem derzeitigen Zustand wohl kaum überstehen. Nein, etwas derartiges würde Ava gar nicht erst geschehen lassen! Irgendwie, so hatte die junge Magd zumindest den Eindruck, schien es Mrs. Justine auch unangenehm zu sein, sich hier unter all den Menschen aufzuhalten und quasi zur Schau zu stellen, die sie immer noch nicht besonders gut kannte – wenn überhaupt. Gewiss, als Dame von Stand aus solchen Kreisen musste man geübt sein mit so etwas umzugehen, aber dennoch... Es wurde höchste Zeit die Lady schleunigst zu erlösen! Ihre Arbeitgeberin schien Ava sogar dankbar zu sein für ihren Vorschlag, denn sie nickte zustimmend. Zwar blieb ihr Gesichtsausdruck relativ unverändert, doch ihre Augen sprachen dafür Bände. Verständnisvoll lächelte Ava ihre Dienstherrin an und wollte schon ihre Unterstützung für die letzten Schritte ins Kircheninnere stärken, als die Mrs. plötzlich das Wort ergriff und sich vorstellte.
Erst jetzt bemerkte auch Ava die junge, blonde Frau welche festen und bestimmten Schrittes auf sie beide zukam. Diese junge Miss hatte Ava schon öfter gesehen und wenn sie sich recht entsann, war sie sogar ihre unmittelbare Nachbarin. Sie war eher klein gewachsen und mochte nur unwesentlich älter sein als die junge Magd selbst. Ihre Kleider waren nicht so fein wie die der Lady, weshalb Ava auch ein wenig überrascht war, dass sie diese überhaupt ansprach. Aber immerhin hatte ihre Arbeitgeberin überhaupt reagiert, wenn auch mit einer gewissen Distanz im Unterton ihrer Stimme. Die Kleidung ihres Gegenübers war eher schlicht und bürgerlich, aber lange nicht so schmutzig und zerschlissen wie Avas. Erneut schämte sie sich ein wenig für ihre Aufmachung, aber es half ja nichts. Nun machte sie die Bekanntschaft der jungen Miss eben wohl oder übel so wie sie war: in ihrer Arbeitskleidung. Dass Lady Justine sie der Blonden nicht vorgestellt hatte war für Ava alltäglich. Sie war es gewohnt und erwartete auch gar nichts anderes. Daher stand sie einfach nur weiterhin da und stützte die Mrs., während sie der hinzugekommenen jungen Frau aber zumindest immerhin ein interessiertes aber zurückhaltendes Lächeln schenkte. Die Miss stellte sich ihnen als Abigail Archer vor, ihre Nachbarin, wie Ava zuvor schon richtig vermutet hatte.
Die braunhaarige Dienstmagd war völlig überrumpelt als Miss Archer sie plötzlich ebenfalls unmittelbar ansprach. Einen Moment lang wusste Ava überhaupt nicht, wie sie reagieren sollte und blickte kurz hilflos fragen zu Lady Craven. Ob ihre Arbeitgeberin ihr gestattete das Wort zu ergreifen? Ava war sich nicht sicher ob es angemessen war sich Miss Archer selbst vorzustellen und sichtlich irritiert, dass diese ihren Namen überhaupt zu wissen begehrte. Das machte die junge Frau jedoch nur noch sympathischer und so lächelte sie schließlich kurzerhand ebenso herzlich zurück und antwortete schüchtern und wie sie es gewohnt war mit einem leichten Knicks: „Eriksson, Miss. Ava Eriksson.“ Und dann fügte sie noch hinzu: „Die Freude ist ganz unsererseits!“ Die junge Magd hoffte, dass sie sich damit ihrer Dienstherrin gegenüber nicht zu viel herausgenommen hatte. Eigentlich war es ziemlich gewagt Unbekannten gegenüber selbst das Wort zu ergreifen und dann auch noch für die Lady zu sprechen... das war normalerweise ganz und gar ungehörig. Ava hoffte jedoch, dass Mrs. Justine es ihr nicht allzu übel nehmen würde, da es ja schließlich ihrem Vorankommen ins Kircheninnere dienlich war. So warf sie Lady Craven einen entschuldigenden Blick zu und verstummte schließlich wieder, bevor sie Miss Archer erneut mit einem freundlichen, willkommenen Blick bedachte.
Ava & Lady Craven, Abigail Archer kommt hinzu (andere Bürger von Camden Village drumherum)
Als sie erfuhr, dass ihre Gesprächspartnerin das Haus neben ihnen bewohnte erschien ein erfreutes Lächeln auf den Zügen der zierlichen Frau. Mit einem Nicken erwiderte Justine die Höflichkeitsfloskel und versuchte möglichst dabei ihre Umgebung nicht ganz aus den Augen zu lassen. Auch dem Platz vor der Kirche waren viele Menschen und da sie zurückgezogen lebte wusste Justine nicht viel über die Einwohner von Camden Village. So konnte es nicht schaden, wenn sie versuchte aus den Reaktionen der Anderen etwas über ihre Gesprächspartnerin heraus zu bekommen. Bislang zeigte dies Vorgehen jedoch wenig, denn Niemand schien in besonderem Maße mit Abigail vertraut, oder auf sie zu reagieren. Dabei bemerkte sie jedoch, wie Ava errötete und schenkte so auch der galanten Erscheinung von Mr. Bowman Beachtung. Höflich erwiderte sie den Gruß, deutete die Reaktion ihres Dienstmädchens jedoch völlig falsch. Sie vermutete, der Herr müsse Ava bekannt sein und aus deren Verlegenheit schloss sie, dass der Mann bekannt sein musste. Entweder er war ein Frauenheld und machte der Damenwelt schöne Augen, oder es handelte sich bei dem Unbekannten um eine wirklich gute Partie.
Ein Mädchen wie Ava konnte gewiss nicht umhin sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen und obwohl Justine ihrer Angestellten gewiss ein erfülltes Leben wünschte überkam sie doch ein Anflug von Angst, dass auch das Mädchen sie verlassen könnte. Wenn es ihr auch an Erfahrung fehlt, so ist sie doch eine gute Seele. Was soll ich denn nur ohne sie machen? Dann bin ich ganz allein und hier endgültig verloren. Unwillkürlich verstärkte sich der Griff der knochigen Finger und Justine hätte das Mädchen am liebsten in die Arme geschlossen, um sich ihrer Nähe zu versichern. Zumindest machte sie auch keinen Fehler sich mit der ihr Unbekannten zu unterhalten und als Nachbarin galt es die Form zu wahren. Selbst wenn sie herausstellen sollte, dass Mrs. Archer, denn die Frau war gewiss alt genug verheiratet zu sein, nicht der Beste Umgang war würde man von Justine erwarten, dass sie ihren Nachbarschaftspflichten nachkam. „Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite Mrs. Archer. Bitte kommen sie doch mal zum Tee zu uns, mein Mann Edgar ist zur Zeit nicht in der Stadt, umso mehr würde ich mich über die Gesellschaft von Ihnen und Ihrer Familie freuen.“ Noch immer lächelnd hielt sie dem Blick der kleineren Frau stand und wartete. So wusste diese bereits, was sie zu erwarten hatte. Justine wäre allein im Haus und die Meisten Frauen würden dann wohl ebenfalls ohne Begleitung erscheinen, um die Konversation auf andere Themen zu lenken. Die Einladung zum Tee mochte vielleicht allzu vorsichtig und unverbindlich sein, doch Justine scheute die gesellschaftlichen Verpflichtungen und ein Essen wäre mit deutlich mehr Aufwand verbunden und könnte sich endlos ziehen. Dass die Nachbarin ihr Dienstmädchen wie eine Dame gleichen Standes behandelte bestätigte die Bostonerin in ihrer Annahme, dass es sich auch bei Abigail um eine eher einfache Frau handelte. Obwohl dies nicht ihrer anerzogenen Etikette entsprach wusste Justine doch, dass es für die Andere vollkommen üblich sein musste und so blieb sie gefasst und zeigte keine Regung. Ava stellte sich vor und Justine bemerkte die Unsicherheit des Mädchens. Sie konnte hier in der Öffentlichkeit unmöglich verschwörerische Blicke mit ihrem Personal austauschen oder die junge Frau nun ermutigen zu schwätzen, aber die Hausherrin hoffte, dass ihre unverwandt freundliche Miene zumindest zeigen würde, dass Ava nichts falsch gemacht hatte. Obwohl sie selbst sich nur ungern in den Vordergrund drängte und keineswegs eine Neigung verspürte die Initiative zu ergreifen sah sie es als ihre Pflicht als Dame von Stand die Situation zu lenken. „Gewiss beginnt gleich der Gottesdienst. Wie ich hörte gibt der neue Reverend heute seinen Einstand, da wird es gewiss voll werden, vielleicht sollten wir hinein gehen.“ Diese Scharade war etwas, was Justine stets schwer viel. Die Worte schienen ihr mühsam und holprig. Ihre Umgangsformen mochten tadellos scheinen, aber sie selbst fühlte sich dabei stets, als koste es sie Kraft den Anschein zu wahren und diese ihr von Geburt bestimmte Rolle auszufüllen. Höflich wartete sie ab, bis die Anderen Gelegenheit hatten etwas zu erwidern und sich dann in Bewegung setzten.
Eric, Sarah, Bonnie, Graham und Nevada in der Nähe von John, Megan und Jesse
cf: Mainstreet
Graham fühlte sich ziemlich wohl mit seiner sardonischen Bemerkung, darum brachte es ihn etwas aus dem Konzept, dass Nevada tatsächlich ehrlichen Wert auf seine Gesellschaft zu legen schien. Es bescherte ihm so ein merkwürdiges, angenehmes Gefühl, welches wenig damit zu tun hatte, dass sie so hübsch war, sondern vielmehr, damit ihm ein bisher unbekanntes Gefühl von Wertschätzung zu vermitteln. So recht wusste er damit aber auch nicht um zu gehen, weswegen er die Hände noch tiefer in den Taschen vergrub und sie schief anschielte, so als erwarte er von ihr gleich in Gelächter aus zu brechen und ihre Einladung zurück zu nehmen. Ärgerlicherweise ertappte er sich dann aber bei der lächerlichen Hoffnung, sie wäre aufrichtig mit ihm.
Ihre kleine Gruppe bekam aber Zuwachs in Gestalt eines Mannes und des Kindes, bevor er die Antwort darauf in Erfahrung bringen konnte. Grahams unterschwellige Herausforderung schien jedoch an dem Mann ab zu prallen und wenn er sich an der Glaubensrichtung seiner neuen Bekannten störte, dann verbarg er es ziemlich gut. Gut, Mister, Sie sind also kein verbohrter, selbstverliebter, heuchlerischer Kleingeist, der nicht weiter als bis zum eigenen Tellerrand sehen kann. Soll ich davon beeindruckt sein? Dachte er respektlos, gestattete sich aber einen Teil der feindseligen Haltung unter den Tisch fallen zu lassen. Trotzdem konnte er sich ein gleichgültiges Achselzucken und ein : „Weiß' ja nich' an welchen Gott Sie glauben, Mr.“ nicht verkneifen. Es gefiel ihm das letzte Wort zu haben, außerdem tat ihm Nevada gerade den Gefallen, in dieselbe Kerbe zu schlagen, wie er selbst. Sie machte aus der scheinbar unschuldigen Frage eine Anklage und Graham musste ein Lächeln unterdrücken. Leider – oder auch zum Glück – ließ sich Mr. Malone nicht provozieren und entschuldigte sich gar für das Starren seiner Nichte. Wohl eins der angenehmen Seiten als Erwachsener. Man durfte sich über die gesellschaftlichen Fehltritte Jüngerer erheben und strafend auf sie herabsehen. Graham fand aber wenig Gefallen an der Sache, weswegen er ein weiteres Mal mit den Schultern zuckte. „Glaub' der Alte da oben..“ respektlos deutete er mit dem Daumen in Richtung des wolkenüberzogenen Himmels. „Hat uns die Glubscher zum Schauen gegeben.“ Zumindest spürte er keine unterschwellige Feindseligkeit von der Kleinen und solange sie dabei blieb, war es ihm egal, ob sie Bonnie oder ihn anstarrte, als wären ihnen Gliedmaßen gewachsen, wo keine hingehörten.
Nevadas Kichern nahm der Situation ein wenig die Anspannung und auch den Ernst und Graham schnaubte, um sein eigenes Lachen zu tarnen. Sie dachte auch daran, was er verpasst hatte und stellte sich vor, weswegen er widerwillig ihrem Beispiel folgte. „Graham Barclay, das is' meine Schwester Bonnie.“ ergänzte er deswegen ihre Worte, während er sich in Bewegung setzte, um den Weg fort zur Kirche fort zu setzen und dabei ihren neuen Begleitern die Richtung zu weisen. Die Glocken läuteten laut genug, um jedes Gespräch zu übertönen, so dass Graham nur eine Grimasse schnitt, als ihn Bonnies knochige Faust am Arm traf und er mit einem Augenrollen über die schmerzende Stelle rieb. Er könnte sie einfach packen und mit dem Gesicht zuerst in eine Schneewehe tauchen, wäre das Schauspiel sicherlich wert. Aber erst später, wenn sie nicht mehr mit einer Rache rechnete, beschloss er.
Vor der Kirche hatte sich bereits ein beachtlicher Teil der Gemeinde eingefunden. Er erspähte Megans blonden Haarschopf und nickte ihr im Vorbeigehen flüchtig zu, gab sich einen Ruck und tat dann dasselbe für Mr. Harding. Er erinnerte sich daran, dass das Freudenmädchen vor einigen Monaten aus der Kirche verbannt worden war, aber scheinbar wollte sie mit dem Reverend einen Neuanfang wagen. Eine merkwürdige Anwandlung, wäre Graham selbst doch recht froh über eine Ausrede gewesen, nicht mehr zum Gottesdienst zu erscheinen. Aber sie hatte ihm einen der besten Abende seines Lebens beschert und da war er bereit ihre Absonderlichkeiten zu ignorieren. Mr Harding schien sich auch erholt zu haben, wirkte er doch deutlich besser, als das Häuflein Elend das Graham vor einigen Tagen befragt hatte. Bei ihnen stand Clayton und Graham raffte sich zu einem gelinde gesprächigerem „'N Morgen, Sir.“ auf und einem fragenden Blick auf. Gab es noch ungeklärte Fragen, was die Entführung von Harding anging. Eigentlich hatte er gewissenhaft alles notiert, was der Mann von sich gegeben hatte, aber Clayton hatte manchmal merkwürdige Anwandlungen und schien zu denken, er wäre der einzige in Wyoming der den Sheriffsjob ordentlich machen konnte … entweder das oder er glaubte Grahams Arbeit nachprüfen zu müssen.
Die ersten traten bereits in die Kirche ein, und gewohnheitsmäßig ließ Graham sich zurückfallen und blieb stehen. Wozu nach vorne drängeln, auf den hinteren Bänken würde so oder so Platz sein. Bonnie musste sich wenigstens nur mit Grace herumschlagen, aber er durfte seit ein paar Wochen darauf kalkulieren, dass Michael auf die Idee kam, sich neben ihn setzen zu wollen. Wenigstens hatte Hawkins auf absolute Ruhe während des Gottesdienstes gepocht, so dass Graham eine gute Ausrede hatte, Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Jetzt wandte er sich wieder an Melone und nickte mit dem Kinn Richtung Kirchentür. „Der Reverend is' neu hier. So ähnlich wie Sie. Wenn Sie sich also … was weiß ich … vorstellen wollen, dann geht’s da lang.“ Etwas leiser brummte er in Richtung seiner beiden Begleiterinnen. „Falls der überhaupt was taugt. Wenn nich' ist auch nicht schlimm, hinten auf den Bänken ist es wenigstens schön warm.“ Und es fiel keinem auf, wenn man zwischendrin ein Schläfchen einlegte.
Cassidy mit Laura, Elisa nähert sich Halb Camden Village in und um die Kirche und auf dem Platz verteilt
Cassidy wusste immer noch nicht, was sie Laura schlagfertig mit auf den Weg geben könnte. Und das wurmte Cassidy mehr, als sie wahr haben wollte. Zu jedem anderen Zeitpunkt ihres Lebens hätte sie Laura mit ein paar Worten mundtot gemacht. So aber war Cassidy schlicht erleichtert und dankbar, als hinter Laura auf einmal Elisa auftauchte und ihr die "Arbeit" abnahm. Nicht einmal verlegen war sie deswegen. Woran es liegen mochte, dass sie nicht wie üblich mit gezielten Worten dafür sorgen konnte, dass man auf Abstand ging? Sie nahm natürlich Schmerzmittel, aber nicht zu viel. Dr. Leigh hatte darauf geachtet, dass sie nur so viel bekam, wie sie selbst benötigte, damit kein erneuter Missbrauch stattfand. Daran konnte es kaum liegen. Möglich, dass sie schlicht erschöpft war und noch eine Weile brauchen würde, um wieder in die Höhe zu kommen.
Laura dagegen quickte leise vor Überraschung und Schreck auf, als sie Elisa so plötzlich hinter sich hörte und trat angesichts der dunkelhäutigen Mitschülerin zwei Schritte zurück. Auf keinen Fall wollte sie dieser Freeman zu nahe kommen. Den abfälligen Blick von Elisa erwiderte Laura jedoch auf eine Art und Weise als ging es gerade darum den ersten Preis für Abneigungen zu ergattern. So weit käme es noch, dass sich jemand wie diese Schwarze aufspielen durfte, als würde sie und ihre Familie hier im Ort etwas bedeutungsvolles sein. Dass sie sich im Moment so viele Frechheiten herausnahm, war natürlich nur möglich weil zu viele Erwachsene anwesend waren. Nicht alle waren wie Lauras Eltern streng für eine Trennung von Weiß und Schwarz. Es gab genug die es befürworteten, dass sie sich die Stadt, die Kirche, die Bäder, den See im Sommer und die Geschäfte teilten. Laura straffte ein wenig die Schultern und wollte genauso herablassend antworten, als Elisa dem ganzen noch eine Krone aufsetzte und Cassidy darüber in heiteres, schadenfrohes Gelächter ausbrach. Natürlich leise genug, um nicht die Erwachsenen unangenehm auf sie aufmerksam zu machen. Laura blieb nur eines übrig - sie lief Puterrot an, zog eine Schippe und wirkte ziemlich beleidigt und getroffen. Sie schnappte ein paar Mal nach Luft, wie ein Fisch auf Land, dachte Cassidy mit einem spöttischen Zug um die Lippen und hoffte inständig, dass Elisa sie wirkungsvoll zum Rückzug gedrängt hatte.
"Wenn Mary erst einmal wieder zurück ist," merkte Laura schnippisch an und ließ Cassidys Hoffnung sie möge verschwinden, verpuffen. "Wird sie dir schon deinen vorbestimmten Platz weisen," an Cassidy wagte sich Laura jedoch nicht noch einmal mit etwas spitzes zu wenden und wurde auch schon von ihrer Mutter gerufen. Scheinbar wollten die Harris in die Kirche, denn das Portal stand offen und Cassidy sah mit wenig Neugier hinüber, um einen Blick auf den neuen Reverend zu erhaschen. Laura warf ihnen noch einen giftigen Blick zu und verzog sich. Cassidy sah mit Genugtuung wie ihr feines Kleid durch den Schnee gezogen wurde, weil Laura doch ein wenig überhastet den Rückzug hatte antreten müssen. Noch immer grinsend sah Cassidy zu Elisa. "Ich gebe es gerne zu - dass war vortrefflich. Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Und dich schickt der Himmel. Noch eine Sekunde länger und ich hätte der Pute entweder meine Krücke übergezogen oder sie eigenhändig erwürgt."
Ben diverse Stadtbewohner auf dem Kirchplatz verteilt
Vernehmlich knirschte der Schnee unter den Stiefeln des riesigen Mannes, als er sich mit langsamen Schritten dem Kirchplatz näherte. Bequem konnte er über die Köpfe der Bürger hinwegschauen, die sich hier bereits versammelt hatten, überragte er doch selbst den Größten unter ihnen noch deutlich. Er zog manchen Blick auf sich, insbesondere von den Kindern, doch schien er das nicht zu bemerken, oder es störte ihn nicht. In der Tat war es eher Neugier, die er hervorzurufen schien, denn Angst oder Beklommenheit. Das wäre verwunderlich gewesen, hätte man allein seine Gestalt in Betracht gezogen, die beinahe wie die eines ausgewachsenen Bären wirkte. Wer jedoch auf sein Gesicht sah, dem mußte schnell klar werden, daß der Mann keine Gefahr darstellte. Mit einem breiten, einfachen – böse Menschen hätten wohl gesagt, dümmlichen – Lächeln auf seinen Zügen marschierte er unverdrossen voran. Trotz aller Masse und der gewaltigen Muskeln machte er den Eindruck eines vielleicht vierjährigen Knirpses, der aus unerfindlichen Gründen um mehrere Nummern zu groß geraten war. Hatten die ersten Mütter auf seinem Weg ihre Kinder noch behütend hinter sich gezogen, als er sich genähert hatte, war es den meisten schon bald aufgefallen, wie höflich und offensichtlich friedlich sich der Riese benahm. Mancher mochte wohl auch schon von einem der Alteingesessenen erfahren haben, wer der wuchtig gebaute Mann war.
Bemüht, wenn auch recht ungelenk wirkte er, wenn er die Männer grüßte und vor den Ladies den Bowlerhut zog. Seine Stimme klang erstaunlich leise für einen Mann solcher Körpermaße. Beinahe schien er verlegen. Dennoch merkte man ihm an, daß er sich alle Mühe gab. Auch sein Äußeres sah aus, als habe er sich mit großer Sorgfalt, aber wenig Erfahrung kirchenfein gemacht. Tatsächlich waren die Sachen, die er trug, seine feinsten. Es war ihm peinlich, daß er keinen so guten Anzug besaß wie mancher andere Bürger, obwohl seine Ersparnisse durchaus gereicht hätten, einen solchen – oder auch mehrere – zu finanzieren. Doch er hatte bis zu seiner Abreise nach Camden jeden Cent beiseite gelegt, gespart, für sein großes Ziel, den Neuanfang in seiner alten Heimat, mit seiner Abby, seinem Mädchen. Und seit er hier angekommen war, hatte er die Zeit noch nicht gefunden, sich nach einem Schneider umzusehen. Da waren die Übernahme des alten Hauses von Pa zu klären, Werkzeuge und Einrichtung für seine geplante Stellmacherei zu besorgen, dies und jenes einzukaufen... er wußte kaum, wo ihm der Kopf stand. Heute war der erste Tag, den er sich selbst frei gegeben hatte, Gottes Gebot folgend. Ganz abgesehen davon, daß die Herstellung eines Anzugs für einen solchen Goliath nicht so schnell vonstatten hätte gehen können.
Da er auch weder eine Begabung für die feineren Arbeiten im Haus hatte, noch verheiratet war oder andere weibliche Hilfe in Anspruch nehmen konnte, hatte er den vergangenen Abend im Kampf mit dem Bügeleisen verbracht, sich einige gerötete Stellen an den Fingern geholt und endlich seine Sachen halbwegs gesäubert und gebügelt akzeptiert, wie sie waren. Ein wenig mulmig war ihm überdies zumute, weil er genau wußte, wen er hier finden würde. Er hatte heute früh keinen einzigen Bissen herunter gebracht. Wo er, dank seiner Körperkräfte und auch infolge seines simplen Gemüts, sonst so etwas wie Furcht eigentlich nicht kannte, machte ihn der Gedanke an Abby ungewöhnlich nervös. Noch hatte sie weder ja noch nein gesagt. Aber sie hatte ihn eingeladen, heute mit ihr Kaffee zu trinken, und sie würde sich ebenso wie er den Gottesdienst natürlich nicht entgehen lassen. Unruhig begann er daher seine Finger zu kneten, während er sich noch ein wenig höher streckte, um über die Köpfe der Menge hinweg nach einer kleinen, weiblichen Gestalt Ausschau zu halten, die er gewiß sofort unter Tausenden erkennen würde, wenn er sie sah.
Jesse, Megan und John (andere Bürger von Camden Village drumherum, Graham und Bonnie, Eric und Sarah und Nevada in der Nähe, andere woanders) Viele auch schon in der Kirche)[/size]
Jesse war das anmutende schwere Seufzen des Sheriffs nicht entgangen. Oder reagierte Jesse heute etwas überempfindlich und bildete sich das ein, weil er eh das Gefühl hatte, die meisten hier wären gegen sie?? Aber nein, denn auch die leicht genervt gerollten Augen des Sheriffs waren eindeutig, auch wenn er wirkte, als riss auch er sich zusammen. Doch reichte Jesse es fast schon wieder und am liebsten wäre der Mann aus Montana mal so richtig gerne ausgeflippt, einfach um seiner Wut freien Lauf zu lassen. Meine Güte ja, er war als Trinker verschrien und Megan war eine Hure gewesen. Jesse hatte viele Männer im Saloon erlebt, die sich gerne einen hinter die Binde kippten, so wie auch oft früher der Sheriff und er kannte jene Männer, die sich an den Diensten der Huren erfreuten. Letzteres aber eben still und heimlich, damit es ja auch nicht die Ehefrau oder sonst wer mitbekam, der es dann jener Ehefrau erzählen konnte. Es war ziemlich verlogen. Aber Jesse war es gewohnt, dass mit zweierlei Maß gemessen wurde, eben gerade so, wie es den Menschen gerade in den Kram passte. Am liebsten wollte Jesse einfach nur weg. Aber er war kein Feigling. Und er hatte Megan versprochen, dies gemeinsam mit ihr durchzuziehen. Dann kam der Sheriff auch noch damit, dass man seine Intelligenz nicht unterschätzen solle, oh je, hatte er ein Problem damit, das er das extra erwähnen musste? Nahm man Clayton allgemein nicht mehr ernst? Aber so angeschlagen wie der Sheriff aussah, so fühlte sich Jesse innerlich und er kam nicht umhin, irgendwie den Mann zu versuchen zu verstehen. Es war Jesse momentan nicht wichtig, Sündenböcke zu finden, er hatte momentan genug mit sich zu tun. Und die schöne Zukunft mit Megan und einem Kind waren weit aus schöner. Jesse nahm den Mann ernst und auch wenn Megan schlechter auf den Gesetzeshüter zu sprechen war, so hegte Jesse eigentlich keinen Groll gegen den Mann, der selber als Säufer verschien war. Aber das störte Jesse nicht, er versuchte die Menschen nicht nach Fehltritten zu urteilen. Hatte nicht jeder seine Fehler? Nun, die meisten gestanden sie sich nich ein und Jesse manchmal ja selber nicht. Er war auch nicht besser.
Und irgendwie war es, als würde Jesse dann für einen Moment alles um sich herum ausschalten, als Megan auf die Worte des Sheriffs reagierte. Es war nicht so, dass er ihr nicht zu hörte, aber irgendwie hatte er fast eine seltsamen Flashback, den er nicht erklären konnte. Aber vielleicht war er auch deswegen eher still, obwohl er doch sonst auch als recht kämpferisch bekannt war. Er nahm wahr, dass sich der Vorplatz der Kirche füllte. Irgendwie nickte er auch unbewusst immer wieder wem zum Gruße zu, auch wenn es oft nicht auf Gegenliebe stiess. Aber die Camdens waren ihm schon ein Begriff. Er war der Bürgermeister und er war damals mit dem Sheriff einer der ersten gewesen, die Jesse geholfen hatten, als dieser angeschossen und schwer verletzt, das erste Mal hier ankam auf seinem Fuchshengst. Und an seiner Seite einen Wolf. Und leider war Jesse total betrunken gewesen, hatte schon seitlich auf dem Pferd gehangen vor Erschöpfung und Blutverlust. Aber Jesse erinnerte sich selbst heute noch irgendwie daran, auch wenn er sturzbetrunken gewesen war und damals noch sehr viel mehr an seinem Gedächtnisverlust gelitten hatte, als heute. Und man hatte sich gekümmert. Auch wenn er ein vollkommen Fremder war, mit einem zahmen Wolf an seiner Seite. Vielleicht war Jesse daher dem Sheriff auch nicht so nachtragend, wie Megan. Jesse hatte vor einer Woche das Grauen pur erlebt. Und für einen Moment blitzte das Gesicht von Horatio vor seinem inneren Auge auf, auch wenn nur kurz und dennoch recht klar. Jesse hatte an der ganzen Sache noch lange zu feilen. Er war zwar wieder auf den Beinen, aber man sah ihm an, dass er eine Woche lang ziemlich krank und fertig im Bett gelegen hatte. Seine Wangen waren eingefallen, er hatte noch dunkle Ringe unter den Augen und wirkte dennoch irgendwie um Jahre gealtert. Doch wem fiel das schon auf, außer jenen, die ihn gut kannten? Und die meisten, wie er leider wieder feststellte, kannte er kaum. Natürlich waren da einige bekannte Gesichter, Kunden, welche er aus dem Saloon kannte oder eben aus Läden oder von der Strasse. Aber wirkliche Freunde hatte er nicht entdeckt. Irgendwie glaubte er Nicholas und diesen Luka zu erkennen und Nichoals Tochter, aber dann schoben sich schon wieder andere vor sein Gesichtsfeld. Jedenfalls hatte er versucht den Bürgermeister zuzunicken und anderen, die er irgendwie kannte, auch. Viele Gesichter aber waren ihm fremd, auch wenn er glaubte, einige mal irgendwie gesehen zu haben. Doch auch wenn Jesse heute innerlich sehr dünnhäutig war, versuchte er sich zusammenzureissen. Nicht wegen seiner Wut, sondern wegen Megan. Und er riss sich zusammen. Und hatte dem Sheriff gelauscht und dann Megan. Er versuchte alles irgendwie in einen humanen Kontext zu bekommen, auch wenn er sich wünschte, nicht hier zu sein, da es ihn einfach nur anstrengte und innerlich aufregte. Und er einfach noch längst nicht seine volle Stärke besaß wie sonst.
Immerhin fand der Sheriff Megan wohl nicht so dumm, wie er meinte, das sie sich gab, dabei fand Jesse nicht, dass sie etwas falsches gemacht hatte und normalerweise wäre Jesse nun für sie in die Bresche gesprungen. Aber er hatte auch versprochen, sich zurückzuhalten. Und Megan wusste sich selbst zu helfen, was er so an ihr schätzte und warum er sie vielleicht auch so liebte. Aber wurde ihm das nachher als Feigheit ausgelegt?? Irgendwie glaubte er gerade, es niemanden recht machen zu können, auch nicht sich selber. Aber dann war es ihm egal. Oder er versuchte es zumindest. Er wollte endlich mal seinen Frieden haben. Megan heiraten und hoffen, dass sie ein gesundes Kind zur Welt brachte. Mehr wollte er momentan nicht. Mit seiner Megan war er glücklich. Oder wollte es endlich werden. Holly war zwar nicht vergessen, aber er hatte auch lange nichts mehr von ihr gehört oder sie gesehen. Mit ihr war er das letzte Mal hier in der Kirche gewesen, auch wenn das schon einige Monate her gewesen war. Gerne hätte er sie getroffen und gehofft, dass sie Freunde werden oder eben bleiben könnten. Zu viele Freunde hatte Jesse allein schon in dieser Stadt verloren ... aber das war gerade nicht wichtig. Jesse wollte einfach eine zweite oder dritte Chance. Er wollte endlich einmal zur Ruhe kommen. Denn er hatte ja auch neue Freude hier gefunden, auch wenn er das geheim halten musste: Matt. Und dann erinnerte er sich an all die Personen, die irgendwie bei seiner Befreiung dabei gewesen waren ... und es gab noch Kaluluka und dann die Leute im Saloon, mal von Meredith abgesehen ...
Der Sheriff erwiderte dann noch einiges und Megan antwortete, konterte auf ihre Weise. Jesse hielt sich zurück, denn was sollte er schon noch sagen? Er würde es tun, wenn irgendwer sie aus der Kirche schmeissen sollte, ja, dann würde er sich wehren und den Leuten mal ihre Verlogenheit vor Augen halten, aber noch war es ja relativ ruhig, mal von den Schneebällen und den teilweise abschätzigen Blicken abgesehen. Aber immerhin legte der Sheriff ihnen nur etwas nahe und verbot ihnen nicht, die Kirche zu betreten. Dennoch war Jesse innerlich sehr angespannt und ja, sein Nervenmkostüm war heute leider nicht das Stärkste. dabei konnte er auf seine Weise sehr stark sein. Und wollte es auch sein, für Megan, weshalb er sich auch zurückhielt.
Die anderen Menschen, die langsam den Kirchenplatz bevölkerten, nahm Jesse nur am Rande wahr. Menschen, die ihm fremd waren, von denen er glaubte sie noch nie gesehen zu haben, bis auf diese jugen Frau mit der kränklichen Mrs. Craven, die hatte er manchmal im Ort gesehen, aber auch selten. Dann war da noch eine junge Frau, die gerade letztgenannte ansprach, auch sie kannte Jesse nicht., wie auch den Mann, der sich irgendwie fremd und suchend umschaute. Eigentlich sollte ihn die Menschen ja schon interessieren, ebenfalls die MacKays. Aber immer wieder wurde Jesse innerlich von seinen Gedanken abgelenkt: Er wollte doch einfach nur seinen Frieden, für Megan und auch für Tristan. Er wollte nicht schon wieder diesen Ort verlassen, weil es verschiedene Gründe gab. Der Sheriff kannte seine Vergangenheit und hier fiel es Jesse auf, dass der Sheriff davon wohl nichts preisgegeben hatte, denn die Anfeindungen der Bürger waren anderer Art: Weil Jesse ein Trinker war, nicht weil er mal fast 8 Jahre om Zuchthaus saß wegen Mordes. Und auch wusste keiner hier, wie er eigentlich wirklich hiess und dass er der Spross der einst legendären Ludlow-Bande war, welche allerdings eher im nörtlichen Montana ihr Unwesen vor einigen Jahrzehnten getrieben hatten. In diesem Moment ging Jesse irgendwie auf, dass der Sheriff wohl wirklich niemanden etwas von seiner Existenz damals erzählt hatte und es nur Jesses Lebensart zu zusprechen war, dass ihn die meisten Menschen hier schlecht ansahen.
Und Megan. Nun, sie war eben eine Hure und daher noch mehr Abschaum in den Augen der Bewohner. Wie sollte sie das nur schaffen, hier Fuss zu fassen? Aber so sehr Jesse auch ein Pechvogel war, so war er auch ein Kämpfer. Er gab niemals schnell auf, auch wenn ihm momentan aus Schwäche einfach danach war. Denn auch wenn Horatio ihm einen Teil seines Lebens im Zuchthaus genommen hatte und dies nun wieder erneut durch die Entführung und besonders die Vergewaltigung nach vorne in Jesses Gedächtnis gebracht hatte, Jesse war jemand, der sich nicht schnell klein kriegen liess. Er würde für Megan und sich kämpfen. Und wenn das alles nichts nützen würde, dann würden sie eben wegziehen. Aber dazu musste schon noch weit mehr geschehen, als nur ein schlechter Leumund, Schneebälle oder abwertige Blicke. Deputy Graham und seine Schwester kamen nun irgendwie auch in sein Blickfeld und als Graham erst Megan zunickte und dann aber auch Jesse, erwiderte Jesse diesen Gruss. fast ein wenig dankbar. Denn auch wenn Jesse diesen jungen Kerl seltsam fand, war er ihm dankar. Die Fremden (Eric und Sarah) nickte er einfaach auch zu und Nevada dann deutlich mehr. Dann aber schoben sich wieder Menschen dazwischen und langsam schien es darauf hinaus zulaufen, dass man sich wohl in die Kirche begeben sollte.
Den Streit zwischen den jungen Damen nahm Jesse noch weniger wahr. Schliesslich hatte Megan geendet mit ihren Worten, was den Sheriff anging und dieser war im Begriff sich zu verabschienden. Jesse wollte auch gar nicht mehr viel sagen, er war eigentlich eh niemand, der gute und große Worte fand. Aber mit Megan an seiner Seite, und er hatte ihren liebevollen DRuck vorher schon gespürt, der irgendwie zeigte, dass sie froh war, ihn an ihrer Seite zu haben, erwiderte er auch. Nein, er würde nun den nächsten Kampf aufnehmen, egal was kommen würde. Nur würde es ein anderer Kampf werden, als mit Waffen am Little Big Horn.
Megan konterte gegenüber dem Sheriff und Jesse verstand sie auch irgendwie. Aber Jesse versuchte nun wirklich nicht so kämpferisch zu wirken, wie sie ihn vielleicht kannte. Hier, dass wusste er, stand wirklich viel auf dem Spiel. Und Jesse war ja nicht dumm, nur einfach ein Pechvogel. Megan hatte sich dann dennoch beim Sheriff bedankt und Jesse war ein wenig beruhigt. Er selber war ja fast innerlich am Ausflippen und riss sich zusammen und erst hatte er schon Angst, dass es Megan war, die ausflippte. Und sie sprach dann auch dann doch recht entspannt zu Jesse und das auch sie reingehen sollte und das alles gut werden würde und Jesse drückte liebevoll ihren Arm, so als hätte er verstanden und schenkte ihr einen kleinen verliebten Blick.
Und dann, kurz bevor man sich verabschiedete, fasste Jesse dem Sheriff irgendwie automatisch, aber sehr behutsam und nicht aggressiv an den Arm, beugte sich zu seinem Ohr, so dass es nur Megan hören konnte und sprach so ruhig wie möglich: »Sheriff, wir wollen keinen Ärger. Wir wollen nur eine neue Chance. Verstehen Sie?« Jesse merkte irgendwie, dass er das wohl nicht extra erwähnen musste, denn er formulierte seine Worte mit Bedacht und mit recht viel Aufrichtigkeit in der Stimme, aber er war eben auch unsicher und immer noch ein wenig von der Qual gezeichnet, so wie Clayton von Blessuren. Jesse Stimme war ruhig, aber aufrichtig, wenn auch etwas bemüht, sich unter Kontrolle zu behalten, aber war das ein Wunder bei all den anfeindenden Blicken? Mütter gewisser Familien zogen ihre Kinder vor ihnen hinter sich. Als wäre Jesse und Megan Aussätzige. Noch aber versuchte Jesse wirklich ruhig zubleiben, auch wenn sein Blut jetzt schon langsam anfing zu kochen. Denn vielleicht war das hier alles erst der Anfang. Aber er schwor sich, nicht einfach sich aus der Kirche vertreiben zu lassen. Nein. Er erinnerte sich an Megans Worte, dass Jesse doch eine Rede wegen der Befreiung halten könnte, was er zuerst abgelehnt hatte. Nein, Jesse wollte keinen Ärger, es sei denn, der Ärger kam zu ihnen ...
Und so lächelte Jesse dem Sheriff ein letztes Mal zu, es war ein ehrliches, aber auch angegriffenes Lächeln, ein vorsichtiges und vor allem kein einschmeichelndes. Jesse versuchte einfach auszudrücken, was er wollte, nicht was er über diesen Ort und viele seiner Bewohner dachte. Aber er versuchte dabei bescheiden, ja fast demütig zu wirken. Denn es war Jesse ernst. Und wie es der Sheriff auch aufnahm, vielleicht erkannte er ein wenig, dass es dem einstigen Straftäter wirklich ehrlich war, ohne Drohungen, ohne Aggression. Jesse hatte sich etwas geändert, seit ihm das mit Horatio erneut passiert war. Momentan wirkte es, als würde er sich zum Guten verändert haben. Aber wer wusste schon, was noch kommen würde? Denn Jesse stand unter Strom, auch wenn er es versuchte, zu unterbinden. »Alles gute auch Ihnen, Sheriff Clayton, und auch Ihrer Haushälterin ...« Er ging damit auf Johns Blessuren ein, die ja nicht zu übersehen waren und eben auf die Gerüchte. Gerüchte verbreiteten sich hier sehr schnell und selbst Jesse hatte sie mitbekommen. Aber seine Worte waren aufrichtig und dann schaute Jesse John tief in die Augen. Nur ganz kurz. Und in Jesses Blick lag etwas tiefes: So etwas wie eine Bitte, nicht feige, nicht einschmeichelnd. Da war einfach etwas, sollte es John denn so empfinden, dass wirkliche Aufrichtigkeit ausdrückte. Denn Jesse war auf seine Weise sehr aufrichtig, trotz seiner vielen Fehler. Nur wer ihn nicht kannte, wusste das nicht. Und Jesse kam nicht damit, das Meghan schwanger war. Er wollte ja nicht den Sheriff mit Emotionen bestechen. Jesse hatte John nur einfach irgendwie vielleicht kurz im Blick getroffen, aber vielleicht auch nicht. Und Jesse hatte das nicht bewusst gemacht.
»Auf in die Kirche ...« hatte Jesse dann nur zur Megan gesagt, drückte seine Hand auf Megans, welche sich bei ihm eingehakt hatte
[size=85] (Da John noch reagieren möchte, hake ich den Gang in der Kirche deshalb hiermit kurz ab, so dass John noch reagieren kann, bevor wir dann auch in die Kirche gehen. Falls wir nicht noch auf Rebeccah und Luka oder andere reagiren wollen.
Rebeccah, Luka und Nicholas (Nicholas geht wieder) (das halbe Dorf ist versammelt)
Luka hatte Nicholas natürlich sehr für den Schal und die Handschuhe gedankt und es ihm erst ausreden wollen, aber der Araber hatte darauf gedrängt, dass Luka dies erst einmal annahm und dem Kroaten blieb nichts anderes übrig. Und so standen sie schliesslich auf dem Kirchenplatz, wo schon eine große Menschenmenge stand,von denen Luka kaum wen kannte. Er erblickte ab und zu jemanden, aber dann waren wieder andere Menschen, die sich davor schoben. Luka kam sich mal wieder etwas einsam vor, versuchte aber das Beste daraus zu machen. Er grüsste mit einem leichtem Nicken jedem leicht zu.
Nicholas selbst veranschiedete sich dann, meinte dann noch, dass er Rebeccah abholen würde. Luka nickte Nicholas freundlich zu, dankte ihm dann noch wörtlich und blickte sich einfach um. Er stand neben Rebeccah und wirkte dann aber ein wenig so, als wüsste er nicht wohin. Ja, hier waren eine Menge Leute und nur kurz glaubte er Megan erkannt zu haben, aber schon schoben sich andere Menschen dazwischen. Da stand er nun, der Katholik und wusste nicht recht, was er tun sollte. Allerdings hatte er kurz auch das Gefühl, dass aich Rebeccah vielleicht ählnich fühlte. Aber sie lebte länger hier. Und er wollte ihr nun auch nicht das Gefühl geben, dass sie sich um ihm kümmern müsse. Luka war dennoch etwas unsicher. Wo war Megan, die er eben noch gesehen hatte? Aber war es gut, sie gleich anzu sprechen? Nicht das er sich schämte. Un d hatte er nicht neben ihr auch diesen Jesse gesehen? Egal. Luka nickte einfach jedem freundlich zu, der ihn anschaute, auch wenn einige Blicke etwas sehr seltsam waren.
Und um Rebeccah wollte er sich zwar irgendwie kümmern, wusste aber auch, dass sie hier schön länger lebte und er wollte sie auch nicht in Misskredit bringen, wenn er sich nun um sie höflicher weise kümmerte. Was war das für eine seltsame Situation. Er wollte dabei doch einfach nur helfen, denn er wollte auch nicht, dass Rebeccah sich seltsam fühlte. Aber er wollte sich auch nicht aufdrängen.
Und so blieb er einfach mal am Rande stehen und schaute sich die Menschen unauffällig an. Er hatte Nicholas noch gedankt und zugenickt, als dieser meinte, wenn was wäre, wäre er im Saloon. Aber gab es da nicht noch einen Empfang. Luka, der nicht schüchtern war, wie er immer wirkte, verstand das gerade nicht. Empfang oder Saloon? Egal. Hauptsache, er würde am Gottesdienst teilnehmen. Deswegen war er hier. Und so schaute er einfach, wie sich Rebeccah benahm. Gab es hier wen, den sie ansprechen würde? Oder stand sie genau so dumm rum wie er? Luka wartete erst einmal ab, während er neben Rebeccah stand und schaute, was sie wohl tat. Innerlich wünschte er sich gerade seine verstorbene Frau herbei ... einfach, weil er - auch wenn er wirkte wie ein Hüne - etwas unsicher war.- Vielleicht sollte er Megan erst nach dem Gottesdienst aufsuchen? Ach, er wusste es nicht. Er schaute sich weiter um und beobachtete unauffällig all die verschiedenen Menschen, musste aber zugeben, dass er sich etwas verloren vorkam. Aber das würde er auch schon hinbekommen.
Ava, Lady Craven & Miss Abigail Archer (andere Bürger von Camden Village drumherum)
Zwischendurch hatte sie bemerkt, wie sich Mrs. Justines Griff, bzw. der Halt, den sie an ihrem Dienstmädchen fand, verstärkte. Da Ava jedoch davon ausging, dass ihre Herrin erneut einen schwachen Moment erlitt zog sie den Schluss daraus, dass es nun wirklich höchste Zeit wurde das Kircheninnere aufzusuchen. Der wahre Grund dieser reflexartigen Reaktion blieb der jungen Frau allerdings verborgen. Ava war zugleich erstaunt und auch erfreut, als die Lady ihre Nachbarin Miss Archer zum Tee einlud. Großartig, dachte die Magd aufrichtig bei sich, Dann kommt endlich mal etwas Leben ins Haus und die Mrs. ist nicht so alleine wie sonst immer! Ava konnte nicht verhindern, dass ein vorfreudiges Lächeln auf ihrem Gesicht erschien. Auch, wenn es „nur“ eine Einladung zum Tee war; es war immerhin ein Anfang und mehr gesellschaftliche und gesellige Veranstaltungen mochten folgen! Zwar war dem Dienstmädchen durchaus bewusst, dass ihre Arbeitgeberin sich sicherlich nicht in eine waschechte Gesellschafterin verwandeln würde – das erlaubte schon allein ihr gesundheitlicher Zustand nicht – aber dennoch war es ein Fortschritt.
Zu Avas großer Erleichterung schien es die Lady nicht zu pikieren, dass Miss Archer sie ebenfalls persönlich ansprach und ebenso wenig, dass ihre junge Angestellte selbst antwortete und darauf einging, denn ihre Miene zeigte keine anstößliche Regung sondern blieb gefasst und freundlich. Abigail Archer schien Ava eine patente junge Frau zu sein und sie fragte sich, welchen Stand sie hier in Camden Village haben mochte. Ob sie vielleicht sogar einen Beruf ausübte? Ava fand diesen geradezu ungeheuerlichen Gedanken faszinierend! Und in den letzten Wochen und Monaten hier in der Stadt hatte sie festgestellt: in Camden Village schien beinahe nichts unmöglich! Eine Dame als Ärztin, eine Frau als Schmiedin… nein, diese Stadt war keine Gewöhnliche und hielt einige Überraschungen bereit.
Nun war es, zu Avas Erstaunen, Lady Craven die erneut das Wort ergriff und darauf hinwies, dass es Zeit war hinein zu gehen, da der Gottesdienst bald beginnen würde. Da musste sie ihrer Arbeitgeberin beipflichten, besonders, wenn diese noch einen Sitzplatz ergattern wollte. Am sinnigsten wär es wohl gewesen, wenn Ava vorlaufen und Ausschau hätte halten können, doch das ließ der Zustand von Mrs. Justine nun mal leider nicht zu. Dem Dienstmädchen viel auf, dass die Lady sich sehr bemühte aufrecht zu bleiben und die Etikette zu wahren. Auch, wenn sie Miss Archer überaus nett fand und gerne noch länger einer Unterhaltung mit ihr gefolgt wäre, so wollte Ava ihre Herrin nun endlich aus dieser Situation erlösen. So bedachte sie ihr blondes Gegenüber mit einem lächelnden Nicken und erwiderte zuerst an die Dame von Stand neben ihr gewandt: „Sie haben Recht, Ma’am! Lassen Sie uns einen Sitzplatz suchen gehen.“ Dann wandte sie sich nochmals an Abigail Archer und ergänzte: „Begleiten Sie uns hinein, oder erwarten Sie noch jemanden?“ Kurz warteten sie noch die Reaktion der jungen blonden Frau ab, bevor sie sich schließlich gemächlich ins Innere der Kirche begaben, wobei Ava ihrer Dienstherrin abermals tatkräftig Unterstützung leistete.