"Du.. Du machst Dir Sorgen? Um mich?" Mit großen Augen schaute Mat Edith an, sie ihre Worte offenbar am Liebsten wieder zurück nehmen wollte. "Das ist.. Also ich weiß nicht, was ich sagen soll. " Es fiel ihm nicht leicht, das zuzugeben. Er wusste einfach nicht damit umzugehen. Dass sich Jemand um ihn sorgte, war schon ein für ihn fremdes Gefühl, aber damit dass sich Jemand aufgrund der Folgen seines Jähzornes um ihn sorgte, war noch weit abwegiger für ihn. Nicht, dass er ihr nicht glauben wollte, aber immer noch hatte seine Angst vor Bindungen ihn fest in ihren Klauen. "Hmm..." Mat nickte zustimmen, denn er hatte nichts Anderes von ihr erwartet, als dass sie eben vorsichtig sein würde. Zu gut erinnerte er sich an die gemeinsam verbrachte Nacht und auch an die sanfte Zärtlichkeit ihrer Berührungen. Er erkannte, dass sie tatsächlich das Jod holte und in Erwartung des scharfen und brennenden Schmerzens, das bei einer Wunddesinfektion üblicherweise auftrat, kniff er die Augen zu und biss fest die Zähne zusammen. Ein Laut der Überraschung entfuhr ihm, als nicht nur der Schmerze ausblieb, sondern er stattdessen ihre Lippen auf seinen Lippen oberhalb er Wunde spürte. Sie küsste ihn? Tatsächlich? Kaum konnte Mat das glauben, zumal Edith sich sofort wieder zurück zog und ihn anstarrte. "Ist es so wie immer, aber. Du .. also Du brauchst keine Angst vor mir haben.. wirklich - ich tue Dir nichts.." Leise und unsicher sprach Mat und in seiner Stimme lag mehr als ein Hauch von Bitterkeit. Wieder einmal hatte er es geschafft, ein Gegenüber, einen für ihn wichtigen Menschen, zu verprellen. Dabei schien Edith ihn tatsächlich gerne zu haben, ihn vielleicht gar lieb zu haben, denn die wenigsten Huren küssten ihre Kunden.
Edith sah Mat immer noch erschrocken an. Wieso entschuldigte er sich denn dafür, dass sie ihm gerade einen sanften Kuss gegeben hatte? Dass er ihr nichts tun würde, das wusste sie ... irgendwie. Das vorhin war ein Versehen, dumm gelaufen. In seinen Worten schwang Bitterkeit mit. Edith riss sich zusammen und trat wieder an Mat heran. Sie sah kurz auf ihn hinunter, bevor sie sich erneut vor ihn hockte. Dann schwieg sie und suchte nach Worten. "Du .. Du bist mir ... ich meine ... Du bist mir nicht böse?" fragte sie schließlich und es funkelte wieder sanft in ihren Augen. "Ich ..." sie brach ab. Wie sollte sie ihm erklären, dass sie das schon vom ersten Augenblick an gewollt hatte? Dass sie seine Lippen wirklich auf ihren spüren wollte? Und dass der Wunsch so groß war, dass sie sich gerade sehr zusammen nehmen musste?
Sie senkte den Blick kurz und atmete nochmal tief durch. Dann sah sie Mat wieder an. "Ich würde niemals einen Kunden küssen." erklärte sie und betonte dabei das Wort Kunden leicht. Aber Du bist kein Kunde für mich, mit Dir schlafe ich, weil ich es will, weil DU anders bist. Du hast hinter meine Fassade gesehen und erkannt, dass ich keine Hure bin. Dass mich mein Beruf noch nicht dazu gemacht hat. Doch nichts davon konnte sie sagen. Zu sehr pochte ihr das Herz bis zum hLas und zu sehr wünschte sie sich, dass er sie jetzt einfach küsste. Es musste kein langer Kuss sein. Nur ein sanftes Berühren, zart und innig. Und so saß sie nur da und versuchte das Zittern ihrer Hand wieder in den Griff zu bekommen. Das Tuch mit dem Jod war für den Augenblick vergessen.
Mat schüttelte den Kopf. "Nein - bin ich nicht. Ich war nur überrascht?" Mat wusste nicht genau, ob dieser Ausdruck auch nur annähernd beschreiben konnte, was er empfand. Klar war er überrascht, aber auch erfreut, zutiefst angerührt und entsetzt, denn noch immer wusste er weder, was Edith nun von ihm erwartete, noch was er von sich selbst erwartete. "Das weiß ich, Edith." Mat seufzte erleichtert, denn tatsächlich sprach sie seine Hoffnung aus. Damit war seine Annahme, dass er für sie kein einfacher Kunde war mehr als bestätigt. Was für Konsequenzen das nun für ihn und sein Leben haben würde, war ihm noch immer nicht klar. Edith schien damit ebenfalls zu hadern, denn ihre Hände zitterten. "Bitte, verkauf' nicht Deine Seele.." Sanft aber auch mit festem Griff nahm er wie schützend ihre kleinen immer noch zitternden Hände in seine und schmunzelte. "Ich küsse auch nicht jede, mit der ich.." Mat zuckte die Achseln und ließ den Satz unbeendet. Edith würde schon wissen, was er sagen wollte. Eine Hand löste er nun und fasste vorsichtig an Ediths Hals und Hinterkopf und zog ihr Gesicht vorsichtig an sich heran, bevor er ihr einen zarten Kuss auf die weichen Lippen drückte -noch immer nicht wissend, was daraus werden würde und wie er seine Bindungsangst überwinden konnte.
Edith war schlecht vor Aufregung. Nicht kotzüberl, sondern sie fühlte sich ... durcheinander, ja, komplett durcheinander. Und das wurde auch nicht besser, als Mat beschütztend nach ihren Händen griff und sie sanft anlächelte. Ihr begann der Kopf zu schwirren und sie fragte sich, ob es noch schlimmer kommen konnte.
Es konnte!
Seine nächsten Worte brannten sich förmlich in ihr Gedächnis. "Bitte, verkauf' nicht Deine Seele.." Hatte sie das nicht schon längst, weil sie eine Hure war? Schließlich wurde das in der Bibel doch verteufelt! Oder meinte Mat das gar nicht? Aber was dann? Doch bevor Edith darüber nachdenken konnte, was genau der Schreiner damit gemeint haben könnte, passierte das Unglaubliche: Mat küsste sie! Sanft und zart und ...
Edith schloß die Augen und seufzte leise. In diesem Moment blieb die Welt für sie stehen. Oder drehte sie sich weiter? Es war ihr egal. Das Haus hätte brennen, Indianer in die Stadt einfallen, die Erde sich auftun können. Edith hätte es nicht bemerkt. Sie wusste nicht, wie lange der Kuss dauerte, er war himmlisch. Sie bewegte sich keinen Millimeter, ließ Mat einfach machen und genoß seine etwas rauen, aber unglaublich sanften Lippen auf ihren. Als Mat sich von ihr löste, lag ein glückliches Lächeln auf Edith' Gesicht. Es dauerte einen Augenblick, bis sie ihre Augen öffnete und beglückt feststellte, dass Mat noch immer dicht vor ihrem Gesicht war.
ooc: schönes Avatar - auf dem wirkt Edith gleich viel warmherziger...
Mat u. Edith
Für einen kurzen Moment nur, gerade mal den Augenblick dieses Kusses, stand für Mat die Zeit still. Lange währte für ihn dieser Moment nicht, denn kaum löste er seine Lippen von Ediths überfielen ihn die Gedanken, Fragen und Unwägbarkeiten. Wie ein Schwarm Heuschrecken fielen sie über seine Gedankenwelt her und hinterließen eine Spur von Zweifeln, Ängsten. Wo wollte er hin - mit Edith? Wollte er denn wirklich eine verbindliche Beziehung? Was, wenn er Edith auch in die Depression trieb, wie sein Vater seine Mutter? Würde sie ihn überhaupt wollen, so sie erfuhr, dass er seine Mutter ermordet haben sollte? Seine Geschichte empfand er als unglaubwürdig - da würde Edith ihm kaum Glauben schenken! Himmel, Arsch und Zwirn war das kompliziert! Konnte er es sich denn leisten, mit einer Hure ernsthaft anzubandeln, ohne Kunden zu verlieren? Er wollte doch alleine leben -unabhängig blieben. Fragen über Fragen türmten sich zu einem nahezu unüberwindbaren Berg Matts Gefühlen in den Weg, so dass er nicht einmal mehr angemessen auf Ediths Wort des Dankes reagieren konnte. War erwartete Edith denn nun von ihm? Verdammt - er wusste nicht einmal , ob sie im Zweifel bereit wäre ihren Beruf aufzugeben und auch nicht, ob sein Einkommen reichte, um sie mit zu ernähren. Nein, das Beste war wohl so sie weiterhin ihre Arbeit und ihr Einkommen hatte - er würde ihr dieses schon sichern können -und so lange er da war, konnte sie es ich wohl leisten, ihr unangenehme Kunden abzulehnen. Oh -jeh - und dann gab es da noch ihre verdrehte, zickige Schwester, die ihm am Montag bereits so quer gekommen wäre. Diese würde sowieso nichts unversucht lassen, um Edith von einer Beziehung zu ihm abzuhalten. Was Meredith davon hätte, dass Edith Hure war oder jedenfalls keine Geliebten hatte, blieb wohl ihr Geheimnis, aber Neid und Eifersucht schien deren Herz zu einer Mördergrube zu machen.
ooc: Danke, ich hatte den anderen über und wollte was nicht so modernes.
Mat u. Edith
Mat schwieg und sah Edith einfach nur an. SIe konnte nahezu fühlen, dass es in ihm arbeitete. Es war so greifbar und doch so weit weg von ihrer Vorstellungskraft. Was ging bloß in ihm vor? EBen hatte er noch sanft gelächelt und jetzt? Seine Stirn lag in tiefen Falten. Er sah sie zwar an, doch Edith merkte, dass er mit den Gedanken ganz woanders war und sein Blick irgendwie durch sie hindurch ging.
Was tue ich hier eigentlich? schoß es ihr duch den Kopf. Oh Gott, jetzt ist mir wahrhaftig das passiert, wovor mich alle anderen Huren immer gewarnt haben! Ich habe mich in einen Kunden verliebt! Aber ... es ist anders ... weil ... er empfindet auch etwas für mich.
Edith sah Mat stumm an. Was würde jetzt weiter werden? Sie hatten diesen Schritt getan. Gab es davon noch ein zurück? und wenn nein, wie sah dann die Zukunft aus? Hatten sie überhaupt eine? Sie war schließlich eine HUre und hier im Ort würde man sie nie als eine normale Frau sehen, geschweige denn behandeln. SIe würde immer zu spüren bekommen, dass sie eine Hure war. Was, wenn sie einfach fort ziehen würden? An einen Ort, wo man sie nicht kannte? Aber .. würde Mat sie überhaupt wollen? Bei sich zu Hause? An seiner Seite? Was, wenn er sie nur so als hübsches SPielzeug ansah, dem man ein wenig Honig um den Bart schmierte und das dann brav umsonst die Bein breit machte? Was, wenn er sie nur für's Bett, aber nicht für mehr haben wollte?
Und was, wenn doch? Wenn er sie mitnahm, sie vielleicht sogar heiratete?
Edith scwirrte der Kopf von den ganzen Fragen, auf die sie keine Antwort wusste und die sich sich erst recht nicht zu fragen traute. Nein, all das würde sie Mat auf keinen Fall fragen. Damit würde sie ihn nur verscheuchen. Und das wollte sie auf keinen Fall.
Edith sah Mat noch immer an. Und plötzlich hatte sie einfach nur das Bedürfnis nach ein wenig Nähe. Sie wollte Mat nicht in sich spüren. Nein, einfach nur eine Weile in seinen Armen liegen.
"Würdest ... würdest Du mich ... einfach ... einfach nur mal in den Arm nehmen?" fragte sie leise. "Nur das, nicht ... nicht mehr. Ich würde ... würde so gerne ..." Edith brach ab, weil sie fürchtete Mat damit zu sehr zu bedrängen.
"Oh.. ich denke, ich könnte.. also das ließe sich wohl einrichten.." Der Schreiner war immer noch total überfordert. Was sollte das nur heißen, Edith würde gerne? Im Augenblick war er bar jeder Erregung und die Antwort auf diese Frage, war auch nicht wirklich wichtig. Für ihn war es nun einmal eine Tatsache, dass er sich nicht auf eine Ehe einlassen konnte. Ob er sich überhaupt auf eine feste Beziehung einlassen konnte, war mehr als fraglich, denn bisher konnte er noch nicht einmal behaupten, einen Freund zu haben. Die meisten Menschen mieden ihn spätestens nach dem zweiten, dritten Wutanfall oder hatten Angst vor ihm und seinen Ausrastern. Sicher - er hatte immer mal wieder die eine oder andere Hilfkraft in der Mühle und noch war Amos Garvey dort, aber er mißtraute diesem Frieden. In Jacob hatte er sich getäuscht, denn der war mit seinem Wagen und einem seiner Pferde durchgebrannt. Er hätte wohl besser Matt McKay genommen, obwohl dieser ihre Verabredung für entsprechende Verhandlungen schon nicht eingehalten hatte. Dieser Junge war zwar spontan in seinem Handeln und nicht gerade verbindlich. Auch wer er längst nicht so erfahren, dass man ihm komplizierte Arbeiten zutrauen konnte, aber er war wenigstens grundehrlich - niemals wäre der mit seinem Pferd durchgebrannt. Natürlich hatte er sich dieses einsame Leben zum Teil selber zuzuschreiben und ausgesucht, denn er war einfach nicht in der Lage, gesunde Beziehungen zu führen. Und nun - hatte er sich offenbar in Edith verliebt. Allerdings schien ihm das keine Grundlage für eine Beziehung oder gar Ehe zu sein und vermutlich würde sie ohnehin bald das Weite suchen. Warum sollte sie ihn mit seinen Wutanfällen und Ausrastern auch aushalten müssen? Edith schien merkwürdigerweise keine Angst zu haben, sondern ihn irgendwie zu erreichen. In ihrer Nähe fühlte er sich weder schlecht noch abgelehnt, sondern wohl und angenommen. Dennoch durfte er Edith nicht in sein Haus holen. Das war für Mat noch immer völlig abwegig. Zu groß war seine Angst auch diese in die Depression oder gar in den Selbstmord zu treiben. Aber hier konnte er ihr wohl nah sein, ohne dass sie durch Festlegung auf eine Rolle als Hausfrau erkrankte. "Ich weiß nicht, was Du meinst.. aber.. Komm, ruhig - Ich tue Dir nichts.." Langsam breitete Mat seine Arme aus, so als ob Edith hinein liefe. Er drängte sie nicht, forderte auch nicht, sondern überließ ihr die Entscheidung, wie weit sie sich auf ihn einlassen wollte - ohne an ihren Job zu denken und ohne, dass er sie in sein Haus holte.
Edith' Augen begannen ein wenig zu leuchten. Er schickte sie nicht weg!? Er stieß sie nicht von sich!? Nein, er breitete sogar seine Arme aus und hieß sie damit willkommen. Vorsichtig schob sie sich zwischen seine offenen Beine und legte langsam ihre Arme um seinen Brustkorb. Dann schmiegte sie sich mit dem Gesicht seitlich an seine Brust und schloss die Augen. Sie roch wieder seinen Duft und sog diesen tief ein. "Ich weiß, dass Du mir niemals etwas antun würdest, Mat." sagte sie leise und lächelte dabei. Die Schmerzen in ihrem Magen waren vergessen. Das gab höchstens einen blauen Fleck; und der verschwand auch wieder. Edith umarmte ihn nicht fest oder fordernd. Sie schmiegte sich sanft an ihn und verspürte das erste Mal seit langem keine sexuelle Begierde. Sie wollte einfach nur ein wenig im Arm gehalten werden, etwas menschliche Nähe und Wärme spüren.
Wohin führt uns das nur? Was beginnen wir hier gerade? Kann das gut gehen? Oder ist es von vorn herein zum Scheitern verurteilt? Und warum ist er nur so unglaublich zornig? Was ist ihm bloß passiert, dass er so viel Wut und Zorn in sich trägt? Oh Mat, wenn Du doch nur darüber reden könntest!
Doch Edith schwieg. Sie spürte, dass Mat wohl schon über seine Grenzen gegangen war. Und sie wollte ihn auf keinen Fall verlieren. Und so hockte sie nur da, ihre schlanken Arme sanft um seinen Brustkorb geschlungen, das Gesicht seitlich an seiner Brust. Sie spürte seine tiefen, sanften Atemzüge, den regelmäßigen Herzschlag, fühlte seine Körperwärme an ihrer Wange durch sein Hemd hindurch.
Es ist so ein wundervoller Augenblick. Wenn der doch nie zu Ende gehen könnte! Edith seufzte leise, als Mat vorsichtig seine Arme um sie legte. So ganz anders, als erwartet. Keine groben Berührungen, keine Kraft, die ein Schreiner sicherlich hatte. Die Geste war so sanft und freundlich, dass sie nichteinmal die Augen öffnete. Und sie dachte auch gar nicht daran diese Umarmung zu lösen. Vor ihr aus konnten sie das noch eine ganze Weile so durchhalten. Na ja, irgendwann würden ihre Beine einschlafen, aber das spielte keine Rolle.
Was zum Teufel mache ich hier bloß? Mat empfand nur eine kaum wahrnehmbare leichte körperliche Erregung, als Edith sich in seine Arme schmiegte. Ihr Herzschlag schien sich dem seinen anzugleichen und Mat sog den Duft ihrer Haare ein. Nur langsam kamen seine Gedanken zur Ruhe, obwohl er immer noch nicht sagen konnte, was er von ihr erwarten konnte, wollte oder durfte. War sie nun seine Geliebte oder erwartete sie einen Heiratsantrag? Letzteres konnte er sich kaum vorstellen, denn dafür schien sie ihm zu selbständig zu leben. Sie hatte ihr eigenes Auskommen, so dass es ihr nicht um Versorgung zu gehen brauchte. Also doch um die romantische Liebe, die nicht nach dem Morgen fragt. Dieser Gedanke erleichterte Mat ein bisschen, denn so er ehrlich war, konnte er sich nicht nur, sondern er wollte sich sogar nicht binden -nicht im Sinne einer Ehe. Eine Ehefrau, die ihn betütelte, Kinder, die ihm die Ohren voll quengelten, bis er diese im Jähzorn ohne Grenzen maßregelte, um nicht schlagen zu sagen - das war alles nichts für ihn. Lieber nahm er den Weg in den Saloon auf sich und genoss Ediths Gesellschaft ohne jede Verpflichtung ihr gegenüber und auch ohne ihr eine solche aufzuerlegen. Lediglich die Vorstellung, dass sie ihren Körper auch anderen Männern zur Verfügung stellte, störte ihn daran. Er bezweifelte, dass er sich jemals daran gewöhnen würde, aber so er damit nicht direkt konfrontiert wurde, wie vorhin mit diesem Hanwurst, würde er das wohl wegstecken können, ohne auszurasten. Zumindest hoffte der Schreiner dies inständig. Es war schön, Edith in den Armen halten zu können und zu wissen, dass sie wohl ebenso empfand und keine Angst vor ihm hatte. Woher Edith auch immer zu wissen glaubte, dass er ihr gegenüber niemals ausrasten würde, würde er alles daran setzen, ihre diesen Glauben zu erhalten. Leider kannte er sich gut genug, um zu wissen, dass seine Wutanfälle und Gewaltausbrüche wohl niemals gegen sie gerichtet wären, sie aber früher oder später doch tangieren würden. Das war ein weiters Argument gegen ein Zusammenleben in der Mühle, oder wo auch immer. Eine gefühlt lange Zeit blieb Mat einfach ruhig sitzen, ohne Edith irgendwie zu bedrängen oder diese gar direkt zum Beischlaf aufzufordern. Sicher- er war der Mann, im Zweifel der Kunde, dem sie zu Willen zu sein hatte, aber er verspürte nicht die geringste Lust mit ihr zu schlafen. Seine Erregung verließ ihn ebenso schnell, wie sie gekommen war und zurück blieb ein Gefühl angenehmer Nähe, Vertrautheit und ein vor Hunger knurrender Magen, der Mat grinsen ließ. Er verspürte Hunger wie ein Wolf, denn sein Frühstück war schon ein paar Stunden her. Außerdem würde er früher oder später ohnehin diese Situation auflösen müssen, denn noch wollte er Mr. Garvey nicht länger, als unbedingt nötig, in der Mühle alleine lassen. So ganz geheuer war er ihm nämlich nicht. "Edith?" Seine Stimme war sanft und leise, denn erschrecken wollte er sie nicht. Wer weiß, ob sie nicht eingeschlafen war - in seien Armen. Nette Vorstellung
Edith hing ihren Gedanken nach. Was würde jetzt werden? Würde Mat sie vielleicht irgendwan heiraten? Sie aus ihrem Elend hier und vom HUrendasein befreien? Würde er mit ihr eine Familie gründen wollen? Und wo würden sie dann leben? Und was, wenn er genau das nicht wollte? Was, wenn er einfach nur ein exklusiver Kunde bleiben wollte? Wenn er ihr doch nur etwas vorspielte? Nein, das tat er sicher nicht. Edith hatte einen siebten Sinn dafür. Dennoch nagten Zweifel an ihr.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der Edith zwar nicht eingeschlafen war, aber sich ziemlich entspannte hatte, nachdem ihre Gedanken einfach ausgegangen waren, hörte sie Mat sanft ihren Namen sagen. Sie begann zu lächeln. Es klang so wunderbar. Langsam hob sie den Kopf und löste sich ein klein wenig von ihm. Sie sah ihn entspannt und ein wenig glücklich an.
"Ja, Mat?" fragte sie eben so sanft. In ihrer Stimme lag keine Forderung, keine Erwartung. Er hatte sie gerufen, also reagierte sie.
"Tut mir leid, Edith. Ich muss diese Situation wohl doch auflösen." Und wehe, Du brichst in Tränen aus. Mat nahm seine Arme von Edith und entließ sie damit freundlich aus der Umarmung und damit auch ein Stück weit aus seiner Nähe. "Ehrlich gesagt, habe ich Hunger wie ein Wolf!" Innerlich verdrehte Mat die Augen über diesen Ausdruck. Er wusste nicht, ob Wölfe besonders viel Hunter litten, aber nach seiner jüngsten Erfahrung mit diesen, waren diese in ihrem Hunger unberechenbar. Noch hoffte er, dass er eben nicht, wie ein Wolf reagierte. "Außerdem muss ich Dich zunächst Deinem Schicksal überlassen. Ich will die Mühle nicht zu lange in den Händen Mr. Garweys lassen." Matt zog ein weiter von Edith zurück und lauschte, ob ihr vermeintlicher Kunde wohl noch im Schankraum war. Vorn dort konnte er nicht einmal Stimmen oder gar Schritte hören. War er denn mit Edith nun ganz allein im Haus? Verlockende Vorstellung, aber.. Nein, nein -die Mühle ruft.
Mat löste sich langsam von ihr und Edith erhob sich mit leicht eingeschlafenen Beinen. Sie kicherte leise und hielt sich kurz an seinem Arm fest. "Uh, eingeschlafene Beine." gluckste sie leise. Dann ließ sie ihn los. "Hm, ja, schade." sagte sie und fand es wirklich schade, dass Mat wieder los musste. Aber die Mühle war nun mal sein Arbeitsplatz.
Und für einen Augenblick spürte sie wieder dieses Verlangen Mat auch körperlich nah zu sein. Dieser hatte gelauscht, wollte wohl wissen, ob Martin noch da war. Doch im Schankraum war es still. "Keiner da." sagte sie leise. Doch sie widerstand den Bedürfnis sich erneut dicht an Mat zu kuscheln.
"Hilfst Du mir noch schnell beim Kleid? Dann begleite ich Dich nach draußen." lächelte sie. Nicht, dass sie sich nicht alleine anziehen konnte. Doch wenn Mat ihr half, war das viel schöner. Ohne eine Antwort abzuwarten schlüpfte sie aus Hose und Hemd und griff nach ihrem Ersatzkleid, das an der Wand hing. Sie schlüpfte in das Kleid und zog ein wenig am versteckten Reißverschluß. Dann drehte sie Mat den Rücken zu und linste verspielt über die Schulter.
"Tja, schade ist es wohl." Aber leider nicht zu ändern. Natürlich bedauerte Mat es auch, dass er nun gehen musste. Er fühlte sich wohl in Ediths Nähe und hasste die Vorstellung, sie sich selbst oder womöglich einem Kunden überlassen zu müssen. Dennoch würde er nun gehen, denn einerseits musste er wirklich in seiner Mühle nach dem Rechten sehen und andererseits wollte er die Beziehung zu Edith nicht zu eng werden lassen. So wie es jetzt war - dass er sie eben alle paar Tage mal sah, sprach und liebte, war es ihm durchaus recht. Er fürchteten nicht nur, sie in die Depression zu treiben, sondern ihm war ein Zuviel menschlicher Nähe - nun, zu viel eben. Er fühlte sich in engen Beziehungen schlich überfordert und hatte ja sein einsames Leben selber gewählt. "Scheint so - da werde ich wohl erst daheim essen." Kurz war Matt versucht, sich die Sache anders zu überlegen. Er war alleine mit Edith, das war schon aufregend, und als sie sich umzog, spürte er schon wieder das Verlangen nach ihrem Körper in sich aufsteigen. Diesem wollte er aber nicht nachgeben. Ihm würde damit die Beziehung wohl zu schnell viel zu eng und jede Trennung danach würde Edith nur schmerzen. Gezielt sah er an Edit vorbei, als diese sich nun das Kleid anzog. Dem Anblick ihres nackten Körpers entzog er sich nun bewusst und sah sie erst wieder an, als sie ihm den Rücken zudrehend darum bat, er möge ihr bei dem Kleid helfen. Kurz räusperte er sich um den gefühlten Belag auf seinen Stimmbändern loszuwerden. "Na, klar - das kann ich." Mit festem Schritt trat er hiner Edith und schloss ihr Kleid von hinten. "Das ist zwar nett, Edith, aber Du musst mich nicht begleiten. Ich finde den Weg."
Edith kicherte leise, als sie bemerkte, dass Mat verlegen war. Sanft boxte sie ihm den Ellenbogen in den Magen. "Ich muss sowieso in den Saloon zurück." grinste sie und schnürte sich flink ihre Schuhe. Dann legte sie sich einen einfachen Poncho um. Auf dem Weg zur Tür kam sie nochmal an Mat vorbei. Sie blieb stehen und sah ihn an. Und nach einer kurzen Pause, hob sie vorsichtig ihre Hand und strich dem Schreiner über die gesunde Wange. Sie sagte nichts, lächelte nur glücklich. Dann öffnete sie die Tür und ließ Mat als ersten hindurchgehen. Sie schloß die Tür wieder hinter sich.
Draußen war es noch immer kalt. Edith hielt einen Moment inne. Und dann reagierte sie unglaublich schnell. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, hauchte Mat einen Kuss auf die gesunde Wange und lief dann zum Hintereingang in den Schankraum. Sie drehte sich nicht mehr um. Sie verschwand einfach und ließ den Schreiner wortlos stehen.
Mat war nicht gewohnt, diffizile Arbeiten mit den Fingerspitzen auszuüben, so dass er sich schon konzentrieren musste, um das Ediths Kleid von hinten zu schließen. Das hatte für ihn aber den Vorteil, dass er leicht unterdrücken konnte, was sich gerade ohne sein Wollen in seiner Hose abzuspielen drohte. Edit schien derartige Gefühle gerade nicht zu haben und falls doch, konnte sie sie wohl sehr gut unterdrücken. Als Mat fertig war, trat er einen Schritt zurück, damit Edith genügend Bewegungsfreiheit hatte, um sich einen Poncho überzuziehen. "Ob ich wohl auch dahin muss? Meine Jacke hängt noch im Schankraum." Fasziniert beobachtete er, wie gewandt und schnell Edith nun in ihre Stiefel schlüpfte. Er war zwar kräftig gebaut und körperlich fitt, aber ganz so geschmeidig und schnell waren seine Bewegungen nicht. Bevor ihm jedoch zu Bewusstsein kam, dass Edith und er nun doch den gleichen Weg hatten, wandte Edith sich zu wieder zu ihm um. Mat unterdrückte den spontanen Impuls ihrer Hand auszuweichen, obwohl diese nur ganz sanft über seine gesunde Wange strich. So stark und jähzornig er auch war - war er offenbar durch den Zwischenfall mit dem Wolf, dem dadurch ausgelösten Schmerz, das enttäuschte Vertrauen zu Jacob und dieser seltsamen Indianerin mehr als vorsichtig geworden. Lächelnd öffnete Edith nun die Tür und ließ ihn als Ersten in die Kälte treten. Mat fror nahezu sofort, zumal er seine Jacke nicht einmal über der Schulter hängen hatte. Der kalte Wind fuhr ihm unter das Hemd und bevor er Edith noch fragen konnte, warum sie außen herum in den Saloon wollte und nicht wieder über Flur und Galerie durch den Schankraum hindurch, überraschte sie ihn mit einem schnellen Kuss auf die Wange, auf deren Haut er immer noch ihre Finger zu fühlen meinte. So rasch war ihre Bewegung, dass Mat nichts anderes tun konnte, als ihr nachzusehen, als sie schnell wie der Wind durch den fallenden Schnee huschend, durch den Hintereingang des Schankraums verschwand. Sie sah sich nicht einmal mehr nach Mat um und dieser blieb einfach stehen. Er fror bitterlich und wusste, dass er ohne Jacke kaum mehr gesund heim kommen würde, aber dennoch blieb er stehen. Er wollte ihr nicht nachlaufen, obwohl er schon hoffte, dass Edith genau dies erwartete. Edith war andererseits feinfühliger, als die durchschnittliche Hure, so dass sie einfach still wieder aus seinem Leben verschwinden wollte, bevor er sich in einer Beziehung zu ihr verlor. Mat trat unruhig und der Kälte wegen von einem Fuß auf den anderen und erst als er sicher war, dass Edith durch den Schankraum hindurch in der warmen Küche angelangt sein konnte, ging er zur Hintertür hinein. Der Schankraum war, zumindest so weit er Einblick hatte, leer, so dass er sich nur seine Jacke schnappte. Beim Verlassen des Saloons durch die Vordertür erst zog er sie an, schloss die Knöpfe und stapfte mit gegen die Kälte in den hochgeschlagenen Kragen eingezogenem Kopf durch die Mainstreet zum Indiantrail.