Nun, was konnte man da sagen? Dieser Einstands-Gottesdienst von dem neuen Reverend war wirklich in jeglicher Hinsicht... interessant gewesen. Ava war erleichtert festzustellen, dass dieser Reverend Stevenson gänzlich anders zu sein schien als sein Vorgänger. Das war durchaus erfreulich und es war irgendwie beruhigend zu wissen, dass der neue Kirchenmann offenbar durchaus jemand war, dem man sich im Zweifelsfalle mit seinen Fragen und Nöten anvertrauen konnte. Angesichts dieser Tatsache atmete das Dienstmädchen erleichtert auf. Während die junge Frau so im mittleren Bereich der Kirche neben den Sitzbänken stand und den Gottesdienst verfolgte, hatte sie jedoch nicht nur Gelegenheit den Worten des Reverends zu lauschen, sondern konnte sich auch den versammelten Pulk an Einwohnern von Camden Village relativ unbemerkt ein wenig genauer anschauen. Was sie beobachtete erstaunte Ava, brachte sie teilweise zum Lächeln, teilweise zum Schmunzeln. Manche Gesichter sahen streng und gottesfürchtig aus und horchten aufmerksam. Andere wiederum waren abgelenkt oder wirkten abwesend. Aber auch freundliche, aufgeschlossene und sympathische Gesichter waren in der Menge auszumachen. Besonders erstaunte sie die Tatsache, dass sich selbst Miss Eliza und ihre Familie und sogar eine indianisch anmutende Frau unter den Zuhörern befanden. Ihr Vater war nun wahrlich kein allzu ergebener Kirchgänger aber so etwas würde er sicherlich nicht gutheißen. Als die junge Dienstmagd an ihren Vater dachte und an die Tatsache, dass sie ihm später am Tage wieder gegenübertreten und ihre Einkünfte würde abgeben müssen, wurde ihr ganz anders und es lief ihr ein kalter Schauer über den einst so geschundenen Rücken. Umso lauter sang sie nun zumindest die Lieder mit, die sie kannte.
Ava war heilfroh, dass sie nicht mitten unter all den anständigen und braven Bürgern der Stadt in einer der Kirchenbankreihen saß. So fiel es zumindest hoffentlich keinem auf, dass sie einige der Gebete nicht mitzusprechen wusste. Zwar gab es hier keine großen Säulen oder Ähnliches, hinter denen sie sich verstecken konnte, aber immerhin hatte sie sozusagen den Schutz der Menschenmenge um sich herum. Dass es zwischenzeitlich einige kleine Tumulte gab, nahm das braunhaarige Dienstmädchen amüsiert und betroffen zur Kenntnis. Der fluchende Knirps war ihr auf Anhieb sympathisch, tat ihr aber auch gleich schrecklich leid. Es muss ein furchtbarer Moment für den armen Jungen gewesen sein in einem so schwachen Augenblick so deutlich gehört zu werden. Den Gedanken, was das für Konsequenzen nach sich ziehen mochte schob Ava jedoch schnell beiseite, denn so kam sie doch nur wieder auf ihren Vater und das anstehende Treffen zwecks Geldübergabe. Die kurze Aufregung, als ein Mann plötzlich keine Luft mehr zu bekommen schien, legte sich zum Glück ebenfalls schnell wieder. So hielt die junge Frau den Gottesdienst insgesamt aber für relativ gelungen. Nicht, dass sie Ahnung davon hatte oder es gar beurteilen konnte. Diese Erkenntnis beruhte also mehr auf ihrem persönlichen Dafürhalten als auf fundierter Erfahrung. Als die Messe vorüber war und sich die ersten Teilnehmer von den Bänken erhoben, erblickte Ava auch Miss Martha mit ihrer Familie. Sie hatte jedoch keine Gelegenheit auf sich aufmerksam zu machen und sie zu grüßen, denn unauffällig wäre das in diesem Rahmen nicht gegangen. Außerdem schien Miss Martha sie ohnehin nicht zu bemerken, denn wie das Dienstmädchen mit Entsetzen feststellte sah das Nachbarsmädchen völlig bleich, verschüchtert und in sich gekehrt aus. Als die McKay's durch das Kirchenportal nach draußen traten, bemerkte Ava mit Schrecken die Bandagen an Miss Martha's Händen. Was mochte da vorgefallen sein?
Sie kam allerdings nicht dazu sich weiter Gedanken darüber zu machen, denn inzwischen leerten sich die Reihen zusehends und die Bürger strömten aus der Kirche. Ava wand sich so unauffällig, höflich und rücksichtsvoll wie nur möglich durch die ihr entgegenkommenden Menschen und hoffte um Lady Craven's Willen, dass die Mrs. nicht zwischendurch eingenickt war oder aber - Gott bewahre - sogar das Bewusstsein verloren hatte. Etwas Derartiges kam gelegentlich vor, aber sie hoffte, dass dem hier im Gottesdienst nicht so war. Letzteres wäre mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit aber einem Sitznachbarn und wohl auch ihr selbst aufgefallen, hatte sie doch immer wieder besorgte und wache Blicke auf ihre Dienstherrin geworfen. So traf Ava Lady Justine wach, aber sichtlich erschöpft und mitgenommen an. Es schien, als sei eine längere soziale Veranstaltung wie diese doch noch etwas viel für ihre schwächliche Arbeitgeberin. Die junge Frau trat durch die inzwischen leere Bankreihe auf die Mrs. zu, welche sie erst gar nicht wahrzunehmen schien. Kurz setzte sie sich zu der gebrechlichen Dame und war sich unsicher, wie sie auf sich aufmerksam machen sollte, da ihre Dienstherrin ganz und gar in sich versunken schien. Es stand ihr nicht zu Lady Craven danach zu befragen, wie ihr der Gottesdienst gefallen hatte. Daher legte Ava ihr nach kurzem Zögern die Hand auf den Rücken und fragte zaghaft: "Wollen wir, Ma'am?" Endlich bemerkte Mrs. Justine sie und anstatt zu antworten nickte sie nur mühsam mit einem unlesbaren, beinahe gepeinigten, Gesichtsausdruck. Allein das schien ihr schon Schwierigkeiten zu bereiten. Die Frage, ob sie noch zu dem Empfang mitgehen und sich dem Reverend vorstellen sollten erübrigte sich damit wohl von selbst. Dafür schien das Vorstellig werden bei dem neuen Arzt allerdings umso notwendiger. Ava hoffte inständig, dass sie ihn hier unter all den Leuten ausfindig machen und ein kurzes Gespräch mit ihm erbitten konnte. Vor allem aber hoffte sie, dass er nicht schon weg war! Nein, die Lady bedurfte dringend einer Untersuchung und Nachschub an Medizin!
Ava half ihrer Arbeitgeberin nach Kräften beim Aufstehen. Fast war sie es alleine, die die geisterhafte wirkende aber bildschöne Hülle zu sich hoch in eine stehende Position zog. Fast wäre die Mrs. ihr weggeknickt, wenn das Dienstmädchen nicht beherzt zugegriffen und die zerbrechliche Gestalt gestützt hätte. Beinahe tragen musste sie ihre Herrin und so kamen sie nur sehr langsam voran in Richtung Ausgang. Zumindest würde die klirrend kalte Luft der Dame Craven nun gut tun, hoffte sie. Ava wünschte sich wirklich inständig Jericho wäre wieder da, oder zumindest noch jemand anderes als Verstärkung. Denn was, wenn es ihr selbst mal nicht so gut ging oder wenn sie gar mal krank würde? Was würde Lady Justine dann machen ohne ihre Hilfe? Wie würde sie klarkommen? Nicht auszudenken! Geradezu meisterlich im Verdrängen schob sie jedoch auch diesen Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf die momentane Situation. Als sie noch einige Meter vom Kircheneingangsportal entfernt waren wurde die junge Frau eines Gesprächs zwischen dem Sheriff und einem ihr unbekannten Mann gewahr. Es lag ihr mehr als fern zu lauschen, aber sie konnte nicht umhin einige Fetzen der Unterhaltung mitzubekommen. Und was für ein Zufall: es stellte sich nämlich heraus, dass der Gentleman, mit dem der Sheriff dort sprach, der neue Doktor in Camden Village war. Das Dienstmädchen schickte einen bescheidenen und demütigen Dank zum Herrn und schob dieses unfassbare Glück darauf, dass sie nach so langer Zeit endlich mal wieder ein Gotteshaus betreten und zum Himmelsvater gebetet hatte. Ava versuchte sich, so gut es Mrs. Justine stützend möglich war, zu beeilen doch sie kamen nur schleppend voran, da die Magd ihre Arbeitgeberin wirklich im wahrsten Sinne des Wortes mit sich schleifen musste. Als sie fast in unmittelbarer Nähe der beiden angesehensten Bürger von Camden Village waren, beendete der Arzt jedoch schließlich das kurze Gespräch und machte sich auf mit seiner Familie im Schlepptau die Kirche zu verlassen. Ava war erschüttert über den plötzlichen Wandel des Schicksals und schimpfte sich eine Närrin sich so einfältig und leicht auf Gottes Hilfe verlassen zu haben. Sie wollte dem Doktor hier nicht in aller Öffentlichkeit hinterher rufen, daher blieb ihnen nur eins: so schnell wie möglich hinterher! Ein schier aussichtsloses Unterfangen, aber dennoch hoffentlich nicht unmöglich! Vielleicht wurde der dunkelhaarige Mediziner draußen ja noch von anderen Mitbürgern begrüßt und aufgehalten. Ava hoffte inständig dass dem so sein mochte, denn es war wirklich zwingend notwendig ihn so umgehend wie möglich zu konsultieren! "Kommen Sie, Ma'am wir wollen Sie noch mit dem neuen Arzt bekannt machen!", sagte sie aufmunternd lächelnd an Mrs. Craven gewandt. So festigte das Dienstmädchen noch mal die Unterstützung, die sie der Lady an ihrer Seite gab, und verließ mit dieser so rasch es eben möglich war die Kirche.
John mit Emily und Arthur im Gespräch mit Adrian (Adrians Familie im Hintergrund), die Smith gehen
John nahm durchaus wahr, dass Emily auch jetzt wieder sehr auffällig ruhig und schweigsam war. Sicherlich war sie schon von Anfang an in Gesellschaft eher zurückhaltend gewesen, aber innerhalb so kurzer Zeit nicht mehr als ein paar Worte und ständiges Nicken, war selbst für Emily kein gutes Zeichen. John ersparte ihr und sich ein missbilligendes Stirnrunzeln und behielt sein freundliches Gesicht bei, während Dr. Smith sich verabschiedete.
"Ja sofern es mir meine Zeit erlaubt, werde ich morgen vorbeischauen, Dr. Smith. Und keine Ursache. Meine Zeit steht unseren Bürgern immer zur Verfügung," auf die Hoffnung sich auf dem Empfang noch einmal zu begegnen nickte John und reichte dem Arzt die Hand. Danach sah er der Familie Smith dabei zu, wie sie die Kirche verließ.
"Nun dann wollen wir endlich?", ludt er Emily und Mister Waltham erneut zum Gehen ein und setzte den unterbrochenen Weg nach draußen fort. Dort erwartete sie nicht gerade unerwartet die Kälte und ein noch eisiger Wind. Aber der erneute Schneefall ließ Johns Laune ein wenig sinken. Er hätte nichts dagegen gehabt, wenn endlich der Frühling sich ankündigen würde. Aber hier oben im Norden würde das sicherlich noch eine Weile auf sich warten lassen. Er schlug den Mantelkragen höher und hätte Emily nur zugerne seinen Arm angeboten. Doch das war unmöglich. Emily war sowieso schon durch die Ereignisse am Montag eingeschüchtert, so dass sie niemals seinen Arm ergriffen hätte. Oder vielleicht aus Gehorsam wohl doch, aber nur mit viel Überwindung. Zu so etwas wollte er sie nicht zwingen. Und da sie seine Haushälterin war, geschickte sich das wohl in der Öffentlichkeit nicht sonderlich. Zumindest nicht, wenn er Gerede verhintern wollte. Emily zu liebe. Sie mussten am Portal dem jungen McKay ausweichen, der sich dort mit der jungen Bailey unterhielt und mit einem raschen Blick über die Menschenmenge machte es John ziemlich deutlich, dass es schwierig werden würde seine TOchter ausfindig zu machen. Vielleicht sahen sie sie auf dem Weg, ansonsten vertraute er darauf, dass sie sich alleine oder mit Hilfe von Elisa auf den Weg machte oder bereits gemacht hatte. Er kannte seine Tochter schließlich. Wenn sie nicht unbedingt musste, vermied sie seine Gesellschaft. Elisa war da heute vormittag sicher eine willkommene Sache für Cassidy.
"Ich würde gerne auf den direkten Weg ins Gästehaus gehen? Es sind ein paar Minuten zu Fuß und bevor die Feierlichkeiten offiziell eröffnet sind, bleibt uns die Möglichkeit einen freien Tisch zu ergattern," die Worte waren teilweise an Mister Waltham und Emily gerichtet. Vor allem das letztere galt eher seiner Haushälterin. Sie sollte ja nicht glauben, dass er sie davon kommen ließ. Sie würden gemeinsam dort essen... immerhin gehörten sie in seinen Gedanken längst zusammen und Camden Village konnte das ruhig wissen. Noch während er sprach, bahnte er sich ihnen einen Weg durch die Menge.
tbc ~ Gästehaus? Adrian wartete höflich eine Reaktion des Sheriff ab und wandte sich dann zum Gehen.
Sarah, Selina und Eric andere verlassen die Kirche
Eric war zwar mit seinem Blick bei Sarah und Selina, auch mit seinen Gedanken, aber er hatte auch immer wieder kurz seinen Blick schweifen lassen und unter anderem mitbekommen, wie John von Bürgern ausi belagert worden war. Erst ein junger Mann, dann eine Familie und ein anderer Mann und stets an seiner Seite eine junge Frau. Keinen davon kannte Eric und er schmunzelte innerlich auch nur. Er wusste, wie das als Sheriff war.
Und auch die krängliche Dame nahm Eric wahr, die geführt wurde von einer jüngeren, die dann aber auch bald die Kirche verliessen und auch entgin Eric nicht eine Latino, die sich ganz hinten auf den Bänken rumdrückte. All die Mensxhen interessierten ihn als Zeitungsmann. Aber nicht im Moment ... später
Aber dann kam es eh alles anders und seine Aufmerksamkeit galt nur noch seiner Nichte und Selina ... eh Miss Tucker. Da passierte etwas mit ihm, was er so kaum erfahren hatte in seinem Leben. Denn was niemand wusste: Eric war noch nie wirklich verliebt in seinem Leben. Er kannte das Gefühl nicht wirklich. Natürlich gab es immer wieder zauberhafte Damen in seinem Leben, wenn auch wenige. Zu sehr war er einfach immer mit seinem Beruf "verbunden" gewesen.Und dann war da der Tod seiner Schwester. Jener Frau, die er immer geliebt hatte. Aber nur als Schwester. Eric hatte viele Verehrerinnen gehabt, aber das alles war irgendwie bisher nie sein Ding gewesen. Und nun das mit ihr: Miss Tucker. er konnte es sich einfach nicht erklären, aber diese Frau strahlte so dermaßen etwas an positiven Energien aus, dass Eric eben ab und zu dumm rummstammelte. Aber Eric war eben auch nicht perfekt. Und dies sah auch Sarah, wenn auch auf einer ganz anderen Ebene. Sie war ihm eine Hilfe. Auch wenn sie ja nur ein Kind war. Und natürlich war Eric kein Angsthase, so wie Sarah es von sich dachte. Und gerne würde er darauf eingehen, denn er sah Sarah nicht so, aber er konnte ja nicht ihre Gedanken lesen. Er versuchte nur in der Mimik und Gestik der Menschen zu lesen und oft gelang es ihm das auch. Nur heute irgendwie nicht. Dennoch nahm er Sarah wahr und versuchte alles zu verstehen. Sie öffnete sich mehr als sonst. Zeigte Blickkontakt und schien etwas sagen zu wollen ... und Eric glaubte etwas zu lesen, waar aber teilweise wohl auch blind, einfach, weil ihm gerade etwas passierte, was er einfach nicht kannte: Da war eine Frau, zu der er sich mehr als hingezogen fühlte. Aber natürlich ging so etwas nicht so schnell ...
Und dann lächelte er einfach nur Sarah an. Sie war ihm eine dermaßen große Hilfe, dass er schon Angst hatte, dass sie es nicht verstehen würde. Aber das kleine Mädchen, so schüchtern es auch war, war um einiges plitscher, als alle dachten, ihrem Onkel eingeschlossen. Sie blickte sich um und er und auch Selina schienen im Bann. Aber es war ein magischer, wenn auch kindlicher Bann und einfach nur schön. Kinder hatten eben doch etwas an sich, was für Erwachsene inzwischen fremd war. Eric liess es einfach geschehen. Er nahm seine Umwelt nur noch vage wahr. Mehr und mehr Menschen verliessen die Kirche. Und dann?
Dann hatte sich nicht nur Sarah eingehackt an seinem Arm, auch wenn sie sich hatte etwas recken müssen ... nein, nach einer Ewigkeit, wie es Eric vorkam, spürte er auch Miss Tuckers Hand an seinem Arm .... und ... er war sprachlos. Er wusste doch selber, dass dies alles nicht der Konvention entsprach. Alle würden reden, falsche Schlüsse ziehen. Aber Selina hatte sein Angebot angenommen. Und dies nur über den Augenkontakt oder sonst was und besonders wegen ihr: Sarah: Sie hatte es geschafft. Das kleine schüchterne Mädchen hatte es geschafft, was sich kein Erwachsener getraut hatte. Und dann stand Eric wirklich perplex da, aber irgendwie auch glücklich. Auf der einen Seite hatte er seine geliebte Nicjte am Arm, auf der anderen Seite eine Frau, sie Eric vom ersten Moment bewunderte. Und als diese noch meinte „Ich hoffe doch, es hat Ihnen nicht wieder die Sprache verschlagen.“ wollte Eric etwas antworten, wollte so viele Worte sagen wie: Nein, natürlich nicht.
Und dann brachte er erst doch kein Wort heraus und schämte sich furchtbar. Was musste diese Frau von ihm denken? Er hatte keinen Anstand, war unhöflich und wusste nichts von den Gepflogenheiten ... und ... und doch hatte sie seinen Arm genommen ... wein Wunder. Ihr waren, wie ihm, all diese fremden Menschen egal. Nur hatte er es einfacher: Ihn kannte niemand, aber das Miss Tucker ... Selina ... seinen Arm nahm, wo sie doch wusste ... und man sie hier kannte.
Diese Frau war einzigartig. Und seine kleine Nichte auch .... Sarah kannte ihren Onkel inzwischen recht gut. Sie wusste, dass er selten wirklich offen seine Gefühle zur Schau stellte. Sarah kannte zwar sein Lächeln,. aber immer wirkte er bisher als gedämpft. Immer milde und auf seine Art beherrscht.
Doch heute war es anders. Und es war ihm egal, was die Menschen dachten. Er war sich natürlich bewusst, dass da etwas anders war, als man erwartete ... aber Eric fühlte das erste Mal etwas, was er bisher nicht kannte: Er war unglaublich glücklich und auch wenn er sich sonst immer um die anderen Menschen Gedanken machte, als Sheriff oder als Reporter: Und auch wenn er diese so wundervolle Frau vielleicht in Misskredit bringen konnte, nein, sie wusste was sie tat und so stieg sie noch mehr in seiner Achtung ... und: Dieser Moment schien ihm zugehören. Das kannte er einfach nicht. Egal, was kommen würde.
Eric hatte Selina und dann auch sehr intensiv Sarah angeschaut, auch wenn letzterer Blick ein anderer war. Beiden wollte er vermitteln: Danke ....
Und daabei achtete er nun auch nicht mehr auf die Leute, die vielleicht noch in der Kirche waren ...
Eric schwebte auf seiner seltsamen Wolke und dann nickte er nur und führte seine beiden Damen hinaus auf den Kirchenplatz. Dabei senkte er dann aber den Arm bei Sarah so, dass sie nicht so so viele Schwierigkeiten hatte, ihn zu berühren und nicht auf den Zehenspitzen zu folgen. Und auf dem Weg hinaus blickte er seine Nichte sehr intensiv und glücklich lächelnd an, ohne ein Wort zu sagen. Ob sie ihn verstand?
ooc: @Sarah, magst du am Kirchenplatz posten? Wenn nicht, gebe mir Bescheid. *knuff*
Die Tür in das verlockende Warme war schon durch seinen Vater geöffnet worden, aber noch machte Pa keine Anstalten hineinzugehen und Jerry sah sich nicht in der Position entsprechend zu drängeln. Kurz hatte Jerry daher mit seiner Frage gezögert, nicht sicher, was Pa vorhatte, aber hatte neuen Mut gefasst, als sein Pa vor ihm kurz in Knie gegangen war. Das hatte nicht danach ausgesehen, als würde er ihm nicht zuhören wollen oder ihn nicht ernst nehmen. Da war Jerry schon eher überrascht, dass sein Pa sofort antworten konnte und zwar mit einem Nein. Dass verwirrte den Jungen nun doch ein wenig. Ihm erschien das Beobachtete von heute Morgen wie ein festes Ritual, das es Ben und seinem Vater ermöglichte hinter her wieder miteinander reden zu können. Womöglich so ähnlich wie ihre Umarmung, die Pa gerade erwähnt hatte. Aber vielleicht auch bei weitem mehr, als er hatte begreifen können. Die Hoffnung, seinem Pa etwas anbieten zu können, um ihm zu beweisen, dass er sich sehr wohl Gedanken über seine Belehrungen machte, die er in einem fort in den verschiedensten Formen erhielt, schwand dahin. Wie sollte er seinem Pa das nur verständlich erklären, was er gerade versucht hatte für sie beide zu tun? Das war nicht gerade einfach für einen Jungen wie ihm, der mehr handelte, als logisch dachte und nicht sonderlich geübt im Reden war. Kurz warf er seinem Vater aber einen sehr, sehr skeptischen Blick zu, als dieser erwähnte, ihm wäre es lieber, wenn er Jerry niemals züchtigen müsste, es aber oftmals keine andere Wahl gab. Ja klar... das schienen sich die Erwachsenen ja gerne einzureden, wohl damit sie sich selbst rechtfertigen konnten. Und dann hieß es doch immer wieder, dass es nötig war. Dabei gab es genug Situationen in denen Jerry das sogar einsah. Wie damals, als er mit seinen Freunden für ganze drei Tage das "freie" Leben nach Tom Swayer genossen hatte, ohne sich Gedanken über die Sorgen zu machen, die sich ihre Eltern zu Hause gemacht hatten, oder auch bei all seinen Schulstreichen, die mehr dafür gesorgt hatten, dass sich sein Pa blamiert gefühlt hatte, als dass Jerry auf seine Kosten gekommen war. Wie erst am Donnerstag der dumme Tintenstreich. Es hatte noch viel mehr in seinem kurzen Leben gegeben, für das sich Jerry selbst übers Knie gelegt hätte, aber sein Pa mit viel subtileren Strafen dafür gesorgt hatte, dass er eine Lehre aus seinem falschen Handeln zog. Nein, nicht immer gab es die Hiebe, die Jerry für notwendig erachtete, aber leider war auch der umgekehrte Fall die Regelmäßigkeit. Oft genug sah Jerry sein Fehlverhalten gar nicht ein. Nun, er gab es nicht gerne zu, aber all diese Gedanken führten nur zu einem Schluss... sein Pa hatte recht und Jerry konnte ihm sogar folgen und ihn verstehen.
Doch das, was Terry ihm anschließend zu Ben sagte und über dessen Vater erklärte, stürzte Jerry gleich wieder in ein Gefühlschaos. Denn jetzt sprach sein Pa genau das laut aus, mit dem er sich schon seit der Unterhaltung mit Ben über die richtige Schwere einer Züchtigung und die damit verbundene Liebe des Vaters, beschäftigt hatte. Schwer beschäftigt. Es belastete ihn regelrecht und immer wieder war er zu dem Schluss gekommen, dass Ben ihn entweder angeschwindelt hatte oder schlichtweg übertrieben hatte. Aber doch war da immer wieder die leise Stimme in seinem Kopf gewesen, die versucht hatte, ihm einzureden, dass es genauso war, wie es Bens Worte vermuten ließen.. sein Pa hatte ihn weniger lieb, als andere Väter und nahm sich daher seine Bestrafung nicht so sehr zu Herzen. Und jetzt gerade eben, hatte er es sogar zugegeben. Nicht direkt, aber doch mit Worten, die Jerry es verbaten etwas anderes anzunehmen, als dass sein eigener Vater kein Dank für eine Züchtigung von ihm wollte, weil er sich keine Mühe mit ihm gab, keine echten Sorgen investierte, so wie Mr. McKay es bei Ben tat... Vaters Worte verpassten Jerry einen gewaltigen Dämpfer und über das Gefühl der Enttäuschung musste Jerry die Lippen so fest aufeinander pressen, dass sich ein schmaler, blutleerer Strich bildete. Das verhinderte enttäuschte Tränen, die aufsteigen wollten. Die nachfolgenden Worte rauschten an Jerry vorbei und er nickte nur noch automatisch ohne richtig hinzuhören. Selbst die Frage, ob er bewusst die Züchtigungen von seinem Pa suchte, um sich wahrgenommen zu fühlen, ließ er unbeantwortet. Allerdings zuckte er mit den Schultern. Er wusste es einfach nicht oder besser gesagt, verstand er seinen Pa nicht deutlich genug, um eine sichere Antwort geben zu können. Wer, der normal im Kopf war, würde absichtlich riskieren den Stock zu spüren? Er log doch gewöhnlich nicht bis sich die Balken bogen, um diesen Hieben zu entgehen, wenn er sie absichtlich suchte. War es das, was Pa hören wollte?
Ohne ein Wort zu verlieren folgte er liebend gerne der Aufforderung in die Kirche zu gehen und die Bücher einzusammeln. In der Kirche war es einfach wärmer und stiller. Zudem rettete ihn diese Aufforderung erst einmal vor einer Antwort. Doch nicht einmal Freude wollte darüber aufkommen, dass es ihm sein Vater erlauben wollte zu Hause zu bleiben, damit ihm weitere Begegnungen von der Sorte Mrs. Porters erspart blieben. Denn der Gedanke, dass sich sein Vater keine Mühen machte, für die es sich zu bedanken lohnte, quälte ihn. Er murmelte dennoch ein notwendiges Danke für die Erlaubnis nach Hause gehen zu dürfen und griff nach den ersten Büchern. Er sammelte sie anders als gewohnt mit der linken, unverletzten Hand ein und stapelte sie vorsichtig auf den rechten Unterarm. Das erforderte ein bisschen mehr Geschick von Jerry, aber wie gewöhnlich zwei Bücher links und rechts aufzunehmen um sie auf den Stapel zu legen, wollte ihm mit der schmerzenden Handfläche nicht gelingen. Er hatte gerade zwei Bücher aufgenommen, als er im Kirchengang stehen blieb und sich mit seinen Überlegungen schwer tat. Es war nicht einfach die erneute Frage, die ihn umtrieb in Worte zu fassen. "Pa....," wieder begann er sehr gedehnt und überlegte sich jedes Wort. Er fühlte sich ungemein unsicher in dem was er auszudrücken versuchen wollte , aber die Aufforderung mit seinem Vater noch ein wenig reden zu können, wollte Jerry genutzt wissen. Egal ob er ihn seiner Gedanken wegen gleich auslachen würde oder vielleicht gar ärgerlich wurde. Es musste jetzt einfach heraus. Gerade auch weil sein Pa ihn mit der Nase darauf gestoßen hatte. "Pa... als wenn Mr McKay von Ben Dankbarkeit für seine Sorgen erwartet und für seine Mühen... ich das aber nicht tun muss... heißt das, du gibst dir keine Mühen mit mir und sorgst dich auch nicht so sehr? Ben sagt nämlich, wenn ein Pa seinen Sohn lieb hat, dann haut er ihn auch tüchtig und ordentlich, für seine Vergehen. So wie Mr. McKay das eben tut. Dann hast du mich doch weniger lieb als er Ben?" Oh je... was tu ich da.. Jerry unterbrach seine Gedanken und sah seinen Pa ein wenig über sich selbst erschrocken an. Hatte er das eben wirklich alles laut gesagt? War er denn verrückt? Ihm reichten doch seine Züchtigungen. Er wollte gar nicht mehr, egal was Ben sagte .. hoffentlich verstand ihn sein Pa richtig und kam nicht auf die verärgerte Idee, ihm in Zukunft sehr wohl deutlich zu machen, wie er sich sorgte und Mühe gab... darum ging es ja auch nicht wirklich.. ach wenn er sich nur besser ausdrücken konnte... ein wenig errötet über sein Unvermögen, trat er unruhig von einem Bein aufs andere und wünschte sich er wäre Ben niemals begegnet und sie hätten niemals über ihre Väter geredet. Dann hätte er niemals solche dumme Gedanken bekommen und schon gar nicht hätte er über so etwas unangenehmes mit seinem Pa reden müssen. Der hielt ihn jetzt ganz bestimmt für einen dummen Jungen....
"Na, was denkst Du denn? Das mir das Spaß macht?" Terry schüttelte den Kopf, denn die Skepsis mit der sein Sohn ihn ansah, entging ihm nicht. Kein Vorwurf lag in seiner Stimme, eher Verwunderung, denn weder konnte er diesen Gedanken nachvollziehen, noch verstand er Jeremiahs ein wenig ennttäuschten Gesichtsausdruck. Irgendetwas schien den Jungen zu bewegen, so als ob dieser anderes erwartete. Natürlich freute Terry sich über Dankbarkeit, aber erwarten würde er diese nie, denn es war doch nun einmal von Gott so geplant gewesen, dass Eltern sich um ihre Kinder mühten, sich um sie sorgten, sie erzogen und sie liebten. Das war nun einmal so - und dafür schuldete Jeremy ihm nicht besondere Dankbarkeit, sondern Respekt und Gehorsam - auch das stand in der Bibel. Jeremiah fand nur ein kurzes "Danke" für die Erlaubnis, daheim bleiben zu dürfen und das ließ Terry erneut annehmen, der Junge habe an irgendeinem Problem noch zu knabbern. Drängen, darüber zu sprechen, wollte er ihn nicht. Falls Jeremy sich ihm anvertrauen wollte, würde er das wohl freiwillig tun und er würde sich darüber von Herzen freuen. Inzwischen kam sein Sohn auch der Aufforderung nach, die Gesangbücher einzusammeln und auch Terry machte sich nun ans Aufräumen. Mit einem Seufzen nahm er zur Kenntnis, dass der Boden voller Sand war - Sand, der gegen die Glätte durch festgefahrenen Schnee auf den Straßen, gestreut und nun herein getreten worden war. Da würde er wohl am nächsten oder übernächsten Tag gründlich fegen müssen, damit nicht überall Krater auf den Bodendielen entstanden - hatten diese doch die dumme Angewohnheit jedes bisschen Feuchtigkeit zu sammeln und in das Holz eindringen zu lassen. Gerade stellte er sicher, das die Kerzen aus waren und nahm seine liegengelassene Bibel wieder an sich, als Jeremiah sich mit einem gedehnten "Pa" wieder an ihn wandte. Ohne zu zögern drehte Terry sich zu Jeremy um, denn für diesen wollte er sich immer Zeit nehmen - egal, was sonst noch sonst anlag. "Ja?" Er lächelte auffordernd und ging die paar Schritte vom Altar auf seinen Sohn zu. Jeremiah ließ sich auch nicht lange bitten, sondern begann ihm auseinanderzusetzen, was ihn bekümmerte. "Das.. das hat Ben gesagt?" Ein bisschen geschockt war Terry schon über diese Worte, so dass er erst einmal tief Luft holte. "Weißt Du, da hat Ben sicher Etwas falsch verstanden - oder aber etwas Falsches gelernt. Das ist nicht so." Terry seufzte und setzte sich auf die Aussenseite der Bankreihe, an der Jeremy gerade stand. "Weißt Du - Ben und seine Geschwister haben das wahrscheinlich so gelernt und gehen davon aus, dass das richtig sei - leider. Sicherlich werden sie so erzogen, wie die Eltern meinen, dass die Bibel es meint - aber ganz so ist es nicht." Terry seufzte, denn das für einen Zehnjährigen in eine verständlichere Form zu bringen, war nicht so einfach - vor Allem dann, wenn man es gar nicht gewohnt war, mit Kindern darüber zu sprechen. "Es steht geschrieben, dass wer seine Kinder liebt, diese züchtigt und auch, dass wer seine Rute schont, sein Kind hasst. Das hat bei sehr Vielen den Trugschluss zugelassen, dass eine Züchtigung nur die Bestrafung mit der Rute sein kann, nicht aber auch Ermahnung, Unterweisung und Ermutigung. Ich nehme also an, dass Bens Vater auch so denkt. Schlimmer ist aber der zweite Trugschluss, den er offenbar gezogen hat. Dass wer sein Kind nicht erzieht, sondern eben die Rute spart, sein Kind hasst, heißt nicht, dass sich elterliche Liebe nur im Schlagen äußerte. Also - das ist ein Umkehrschluss, der nicht zulässig ist. Darin irrt Ben und vermutlich auch schon sein Vater." Terry atmete tief durch, denn er hatte doch mehr Worte gebraucht, als er gehofft hatte zu brauchen. Er wollte ja Jeremy nicht übefordern. Außerdem war er wirklich traurig, bei dem Gedanken, dass sein Sohn ihm seine Liebe womöglich nicht glaubte, weil er meinte, diese äußerte sich durch die Härte oder Anzahl der strafenden Schläge. Mit einer ruhigen Bewegung bedeutete er dem Jungen, näher zu kommen. "Lass mal die Bücher liegen, Jeremy. Das hier ist viel wichtiger, nicht?" Schmunzelnd sah er Jeremy an und hoffte, dass dieser sich nun ebenfalls setzte. "Schau - Liebe äußert sich in der Erziehung, aber auch in Worten, in Umarmungen und in Gemeinsamen Erleben. Sie ist unendlich - nicht messbar, aber schon gar nicht sind Dauer, Häufigkeit oder Intensität von zugefügten Schmerzen eine Masseinheit dafür. Ich liebe Dich so sehr, dass es mich schmerzt, Dich vor Schmerz weinen zu sehen, aber messen und vergleichen lässt sich Liebe nicht." Fragend und doch liebevoll sah Terry seinen Jungen an und hoffte, dass dieser ihn verstanden hatte. Selbstverständlich gäbe es noch mehr dazu zu sagen und andere Erklärungsmodelle, aber die wären wohl eher für Mr. McKay wichtig. Noch sah sich Terry nicht in der Position, seinem Nachbarn zu raten oder diesem zu erklären, welch großen Schaden er mit derlei unzulässigen Umkehrschlüssen er bei seinen Kindern anrichten konnte oder gar schon hatte. Dabei war dieser soeben entdeckte Irrtum sicherlich nicht der Einzige, denn auch seine Worte über die Erziehung seines Ältesten, den er noch immer körperlich Abstrafen wollte, nur weil dieser das getan hatte, was für diesen das Bestmögliche gewesen war, um zu helfen, legte den Verdacht nahe, dass er noch mehr solche falschen Schlüsse gezogen hatte.
Jerry musste sich schon schwer auf die Zunge beißen, als sein Pa ihn so verwundert ansah und danach fragte, ob er ernsthaft annahm seinem Pa würde es Spaß bereiten seinen Sohn zu verprügeln. Ja was denn sonst, war ihm auf der Zunge gelegen, aber er spürte deutlich dass gerade nicht der richtige Zeitpunkt für einen unsensiblen Scherz war. Somit beeilte er sich lieber mit einem heftigen Kopfschütteln die Frage zu verneinen. Eigentlich glaubte er das nicht wirklich. Die Wahrheit war viel mehr die, dass er sich jedes Mal ganz furchtbar schlecht fühlte, weil er mit seinen Taten seinen Pa immer wieder aufs Neue dazu zwang. Es war ihm schließlich nicht unbekannt, dass Pa die Sache nicht so leicht nahm und die Bestrafung eher als lästig erachtete, aber als notwendige Pflicht. Jerry verstand sehr gut wo der Unterschied lag. Dennoch war Jerry selbst ein wenig darüber überrascht wie verwundert, ja fast schockiert sein Pa auf das reagierte, was er ihm über Ben und Mr. McKay zu sagen hatte. Er erklärt ihm auch sofort wieso und es ergab einen gewissen Sinn für Jerry. Denn Ben schien ja öfters etwas falsch zu verstehen. Und zwar schon viel einfachere Dinge. Da konnte es wohl schon einmal vorkommen, dass Ben auch seinen eigenen Pa missverstand. Es beruhigte Jerry ungemein, dass diese komischen Dinge, die ihm Ben über die Liebe eines Vaters zu erklären versucht hatte, falsch waren. Zumindest nach der Meinung seines Pas und auf diese hörte Jerry doch ein klein wenig mehr. Vor allem da sie ihm genau das zu hören gab, was er hatte hören wollen. Dass er, Jerry, sich irrte bzw. sich von Ben hatte durcheinander bringen lassen. Pa erzählte ihm ja nichts neues. Es waren alles die Dinge, die er schon ähnlich unzählige Male in vielen Strafpredigten zu hören bekommen hatte, ehe es die darin erklärten Hiebe letztendlich auch gegeben hatte. Und wenn man diese Worte aus der Bibel nicht für bare Münze nehmen durfte, dann war es eindeutig Mr. McKay der sich wohl irrte. Aber nicht sein Pa. Und der musste ja schließlich wissen, was in der Bibel stand und was Gott damit sagen wollte. Er war der Reverend, nicht Ben, nicht Mr. McKay oder sonst jemand. Beruhigt, dass es wohl nicht davon abhing, wie viele Hiebe man bekam, schon gar nicht an deren Heftigkeit, atmete Jerry tief durch, lehnte aber mit einem Kopfschütteln das Angebot sich zu seinem Pa zu setzen ab. Sie sprachen ja gerade deutlich über den Grud, wieso er das im Moment lieber nicht tun wollte. Aber er kam wie aufgefordert näher und legte die aufgenommenen Gesangsbücher zur Seite. Es war gut zu hören, dass ihn sein Pa liebte und das tat er wohl seinen Worten nach auch in richtigen Maßen. Er sparte weder mit der Rute, noch lehnte er es ab ihn für seinen Unfug zu züchtigen, fand aber auch andere Wege der Bestrafung und hielt es für falsch seine Liebe ausschließlich über die Hiebe auszudrücken. Ja, es war mehr als ein gutes Gefühl zu wissen, dass er doch aus den richtigen Grünsen seinen Pa gern hatte. Er würde gleich zu Ben laufen müssen, um ihn über seinen Irrtum zu belehren. Vielleicht half das auch Ben. Am liebsten hätte er dies auch Mr. McKay gegenüber getan, aber er glaubte nicht, dass Bens Vater auf ihn hören würde. Nein, der würde sich wohl nur über dessen Belehrung aufregen und sich bei Pa beschweren. Was gar kein so dummer Gedanke war, denn dann könnte sein Pa Mr. McKay belehren und Ben helfen... Kurz zog Jerry ein nachdenkliches Gesicht, verwarf aber die Idee schnell wieder. Heute wäre es wohl zur Abwechslung ganz gut, wenn er für den Rest des Tages unsichtbar blieb.
Dafür schlich sich schnell ein erleichtertes Lächeln auf seine Züge, als ihm sein Pa noch einmal versicherte, dass all die Dinge, die sie gemeinsam hatten viel mehr von Liebe sprachen, als das was Ben annahm und ernstahft zu glauben schien. Oh ja, es war viel besser gemeinsam Dinge zu erleben und zu unternehmen, zu lachen und Spaß zu haben, auch mal nur gerügt und getadelt zu werden, war hin und wieder angenehmer, anstatt gleich jedes Mal übers Knie gelegt zu werden. Und weil ihm bei den Worten seines Pas pure Zuneigung packte, musste er einfach ohne groß nachzudenken seine Arme um die Schultern von Terry legen und drückte sich für einen kurzen Moment an seine Brust. Das tat gut und sagte für Jerry mehr als Worte. Ihm war ein wirklich großer Stein von der Seele gefallen und all die Verwirrungen seiner Gedanken aus den letzten Tagen schienen vergessen. Es bereitete ihm zwar leichte Sorgen, dass scheinbar nur so wenig dazu gehörte ihn auf einmal in Bezug auf seinen Pa zu irritieren, aber darüber wollte er gerade im Augenblick nicht näher nachdenken müssen. Er atmete tief durch und aus, und fühlte sich unglaublich erleichtert. Und mit viel Liebe zu seinem Pa erfüllt. Doch dann kehrte schon wieder der Schalk zurück, als er bei den letzten Worten breit grinsen musste und sich nicht ein: "Da hab' ich aber eine gute Lösung dafür, Pa," verkneifen konnte. "Hausarrest und Ermahnungen sind auch gute Strafen, tun nicht weh und ich muss nicht weinen...," er hob seinen Kopf und sah mit dem breitesten Grinsen der Welt zu Terry auf. Er machte sich nicht die geringste Hoffnung darauf, dass Pa auf den Handel einging, aber gesagt hatte es trotzdem werden müssen...
Für einen kurzen Augenblick schloss Terry die Augen und atmete tief ein, als Jeremiah sich so voller Zuneigung an ihn schmiegte. Natürlich fing er ihn gewissermaßen mit offenen Armen, in dem er einen Arm um ihn legte und ihn ein bischen drückte. Er genoss diese unverhoffte Liebesbezeugung Jeremys ebenso wie den Geruch des Jungen, der ihm nun so wieder so nah war. Dieser Geruch war es, der in ihm die Erinnerungen an den kleinen, fidelen und schon als Neugeborenen so hellwach in der Welt herumschauenden Säuglings wieder wach riefen. Terry unterdrückte mit einem Schlucken den kurzen Anflug von Trauer, als ihm in den Sinn kam, wie schade es nun war, dass Susan ihren Sohn nicht aufwachsen sehen konnte. Natürlich fehlte ihm die Frau und Jeremiah die Mutter, aber in der Hinsicht war ja nicht Alles verloren. Er wäre sicher nicht der erste Witwer der kurz nach dem Verlust seiner Frau wieder heiratete - und wenn die Leute dachten, es sei noch zu früh und er heirate nur aus der Not heraus, war das wohl ihr Problem - er wusste es besser. Seine Braut, die Erin hoffentlich werden würde, würde er wohl zu überzeugen wissen, dass sie mehr war, als ein Notnagel. Für Susan allerdings gab es keine Möglichkeit mehr, zurück zu kommen oder auch nur Kontakt zu ihnen zu knüpfen. Lange konnte sich Terry derlei Gedanken jedoch nicht hingeben, denn Jeremy löste sich wieder von ihm und bereits an dessen Grinsen ahnte Terry, dass dieser mal wieder einer seiner genialen Einfälle gehabt hatte. "Oh, na da bin ich aber gespannt." Terry lachte herzlich, denn das sein Sohn wieder einmal meinte, dafür eine passende Lösung zu haben, wunderte ihn nicht im Mindestens. Das war nicht das erste Mal, dass dieser eine Lösung für ein Problem zu haben glaubte, dass seines nicht wahr. Aha..na, denn.. Terry grinst nun ebenso breit wie sein Sohn, denn von derlei Strafmaßnahmen würde der ohnehin nicht verschont bleiben. Nicht immer waren die Hiebe mit dem Rohrstück das Erziehungsmittel erster Wahl. "Ach, so hast Du Dir das gedacht. Ich wäre mir da an Deine Stelle nicht sicher, dass das nicht auch sehr ungemütlich werden könnte.." Terrys Grinsen erreichte durchaus seine Augen, denn er hatte nicht vor, dem Jungen jeden Spaß mit Stubenarrest zu verderben. Er würde nach wie vor so viel wie nötig und so wenig wie möglich verbieten. "Na, dann wolltest Du vielleicht doch lieber sofort mit kommen? Nicht, dass mir das als ungerechtfertigter Stubenaarest ausgelegt wird.. " Ein humovolles, warmes Lachen machte deutlich, dass Terry scherzte. Nein, die einmal erteilte Erlaubnis, daheim zu bleiben, würde er nun nicht wieder zurück nehmen. "Na, komm - räumen wir den Rest noch auf?" Terrys Frage war zwar auffordernd, aber er schob Jeremiah nicht von sich, um die Sache zu beschleunigen. So viel Zeit musste sein.
Jerry musste zugeben, dass die Umarmung mehr als nur gut tat. Sich geliebt zu fühlen, und das auch gerade im Moment nicht nur als Reaktion auf eine eben erhaltene Züchtigung gezeigt zu bekommen, war erlösend. Erlösend von all seinen furchtbar verwirrten Gedanken um die Liebe seines Vaters, die er sich in den letzten Tagen gemacht hatte. Na Ben würde sich dafür aber was anhören müssen.
Nur das ihn sein Pa wegen seines Einfalls bezüglich vermeidbarer Tränen und Schmerzen auslachte, war nicht so schön und Jerry verzog ein wenig das Gesicht. Dass Terry eher gelöst und heiter lachte, im Wissen um die Ideen von Jerry, ahnte dieser nicht. Hierfür fehlte dem Jungen noch das gewisse Feingespür. Er glaubte sich ausgelacht und zog daher eine kleine Schnute. Allerdings stimmte ihn das breite Grinsen seines Pas gleich wieder gnädiger. Scheinbar hatte er ihn ja nun dafür verstanden und schien sich über diesen Einfall genauso zu freuen wie Jerry es tat. Entsprechend zuversichtlich nickte Jerry kräftig, als sein Pa fast zustimmende Worte fand. Ja, genau so hatte er sich das gedacht. War doch ein guter Plan, sagte sein Ausdruck in den hoffnungsvollen Augen. Der Dämpfer erfolgte allerdings sofort auf Fuß und Jerry fror das Grinsen regelrecht ein. So, er sollte sich nicht zu sicher damit sein... aha, was hieß das genau? Fragend neigte Jerry ein wenig den Kopf zur Seite und blickte seinem Pa forschend ins Gesicht. Natürlich konnte einem Hausarrest oder gar Stubenarrest gewaltig den Spaß verderben. Alleine im Sommer, wenn die Sonne lockte, war es eine Qual im Zimmer sitzen zu müssen. Aber gemessen an den heutigen Hieben wäre es mehr als nur eine Alternative. Na ja zumindest im Augenblick, fand Jerry und spannte zur Probe die Oberschenkelmuskulatur vorsichtig an. Autsch.. ja doch, lieber in Zukunft Hausarrest. Doch alle Skepsis und Irritation wurde von einem warmen Lachen seines Pas verflüchtigt und aufgehoben. Er war sich nicht sicher, aber bei den abschließenden Worten kam ihm der Gedanke, dass ihn sein Pa ein klein wenig aufgezogen hatte. Leider blieb völlig offen, ob er seine Idee auch in Erwägung zog oder sie wie so viele Einfälle auch als kindlich und damit nicht umsetzbar abtat
"Eh... ganz bestimmt nicht," erwiderte Jerry etwas gedehnt und dachte mit Grauen daran, wer alles so auf dem Empfang war und ihm damit das Leben schwer machen würde. Mrs. Porter... die McKays... Miss Spencer. Eli! Doch dann musste Jerry auch ein wenig grinsen, denn schließlich war er nicht völlig auf seinen Pa hereingefallen. "Das würde dir so passen," gab er vorwitzig zurück, aber keineswegs frech und lachte hellt auf, während er zurück zu der Bank lief, wo er die Bücher abgelegt hatte und nahm damit auf die väterliche Aufforderung hin wieder seine Arbeit auf. Ganz kurz überlegte sich Jerry, ob er seinen Pa danach fragen sollte, ob er denn darüber traurig war, dass Jerry lieber zu Hause bleiben wollte, aber er fürchtete sich ein wenig zu sehr vor der Antwort. Denn wenn es so wäre, würde er sich bestimmt dazu erweichen lassen, doch mitzukommen und dann hatte er all dieses Wangenkneifen, Haare streicheln, knuffen und herzen vor sich, gespickt von den kritischen Worten über sein heutiges unmögliches Benehmen... ganz davon abgesehen, dass ihn die anderen Kinder wegen seines steifen Ganges aufziehen würden. Also verkniff er sich die Frage und tröstete sich damit, dass ihm sein Pa niemals die Erlaubnis erteilt hätte, wenn es ihm sehr viel ausmachte alleine dort aufzutauchen.
Das letzte Gesangsbuch wanderte auf den Stapel und Jerry seufzte erleichtert auf. Es war doch ein bisschen umständlich mit der zerschlagenen Hand gewesen. Und jetzt lockte endlich die Freiheit... Zumindest aber ein ruhiger Nachmittag zu Hause. Wie er ihn verbringen wollte wusste Jerry noch nicht, aber er hatte fest vor sich von jeglichem Unfug fern zu halten. Er streifte sich die Mütze wieder über, band sich den Schal fest um den Hals und lief zur Tür, wenn auch nicht wie üblich springend und vor Freude hüpfend. Das war gerade nicht sehr empfehlenswert. "Ich bin fertig, Pa. Wir sehen uns später, ja?," rief er von dort kurz fragend Richtung Terry, wartete gerade noch eine Antwort ab und schlüpfte mit einem "Viel Spaß im Gästehaus," durch die Tür ins Freie.
Terry kam nicht umhin zu schmunzeln, als Jeremiah nun seine Tätigkeit wieder fortsetzte. Er hatte es genossen, seinen Jungen mal wieder umarmen zu dürfen, auch wenn dieser aus verständlichen Gründen, dabei stehen geblieben war. Er konnte es ihm auch nicht verdenken, dass er jetzt schnell die Gesangbücher weglegte, anstatt noch länger mit ihm zu schwätzen. Genauso gut verstand er, dass der Junge lieber alleine daheim bleiben wollte. Das lag sicherlich nicht nur an den durch die Hiebe ausgelösten Schmerzen, sondern bestimmt auch an den zu erwarteten Gesprächen, die wohl üblicherweise mehr über ihn, denn mit ihm stattfinden würden. Noch mehr Begegnungen wie die mit Mrs. Porter oder Mrs. Baker ersparte er ihm gerne und auch vor der Familie McKay brauchte Jeremy sich nicht vorgeführt zu fühlen. Der Reverend ließ seinen Sohn also in aller Ruhe die Gesangbücher der Reihen auf einer Seite zusammen sammeln und weglegen, während er rasch die der anderen Reihe weglegte. Anschließend stellte er nahm er noch den Opferkorb an sich und entnahm diesem das Geld. Dieses würde er mit heim nehmen, um es erstens zu zählen und zweitens keinen Dieb in Versuchung zu führen, so er ihn einfach unbeobachtet stehen ließ. "Na, - geh schon.. Alles gut." Er winkte Jeremiah noch zum Abschied, als dieser fröhlich verkündete, fertig zu sein und ihn später zu sehen. Jeremiah war schon zur Tür hinaus bevor Terry sich noch für die guten Wünsche bedanken konnte. Ob Spaß das richtige Wort im Zusammenhang mit dem Umtrunk war? Immerhin war er dort in seiner Eigenschaft als Reverend und stand im Mittelpunkt des Interesses, aber er hatte sich eben auch der Kritik zu stellen. Das Gespräch mit Mr. Harding stand ihm noch bevor und diesen Mr. Bowman würde er wohl aushalten müssen. Terry seufzte, denn gerne hielt er nicht unbedingt unter so vielen Menschen auf, aber als Reverend hatte er heute keine Wahl. Allerdings gab es auch zwei Menschen auf die er sich wirklich freute: Eric und Erin - beide würde er dort sicher antreffen und der Gedanke an Erin ließ sein Herz sofort schneller werden und ein warmes Gefühl der Freude breitete sich in ihm aus. Rasch schloss er seine Jacke, die er der Wärme in der geheizten Kirche wegen geöfftnet hatte, löschte das Feuer im Ofen und verließ den Ort seines Wirkens - zumindest für heute. Wie gewohnt schloss er die Tür ohne diese abzuschließen und dann genoss er für einen Augenblick die Ruhe, den Anblick des herrlich weißen Schnees und die kalte, klare Luft, bevor er die Stufen hinunterging. Eli hatte am Morgen ganze Arbeit geleistet und doch war der Weg wieder ein bisschen weiß überpudert. Neuschnee fiel und Terry senkte den Kopf gegen den kalten Wind. Den Kragen hatte er gegen die Kälte hochgeschlagen und als er so durch den Schnee ging, fiel sein Blick auf eine kleine rosa Blüte am Wegrand. Dort hatte sich offenbar eine Christrose geschafft, dem Winter zu trotzen. Terry betrachtete sie fasziniert, denn dies war wohl die einzige Rose, die mitten im Winter - oft schon zur Weihnachtszeit - blühte. Mit dieser würde er Erin wohl eine Freude machen können und hier würde sie ohnehin bald zertreten werden. Mehr an Argumenten brauchte es nicht, um Terry sich bücken und die Blüte kurz über den Blätter abzuknipsen und vorsichtig mit sich zu nehmen.
tbc .: Lakestreet, MacKay's Beverages, vor dem Laden
Als Luka schliesslich ganz alleine die Kirche betrat und hinter sich die Türen schloss, war es auf einmal ganz still. Zuerst glaubte er noch den Tumult draussen zuhören und verfluchte die beiden Streithähne sogar ein wenig. Aber an die wollte er nun nicht mehr denken. Luka hatte eine ganz andere Intention. Er wollte Zeit mit seinen Gedanken an Gott und an seine tote Frau und seine beiden toten Kinder verbringen. Nichts anderes war ihm für diesen kleinen Moment wichtig. Es war lange her, dass er es getan hatte und fast hatte er ein schlechtes Gewissen.
Und so schritt er leise durch den Mittelgang nach vorne zum Altar. Er konzentrierte sich nur noch auf die Stille dieses heiligen Ortes. Und bald war nichts mehr zu hören, ausser seiner Schritte. Einer nach dem anderen. Luka kam schliesslich vor dem Altar an, schaute das große Kreuz an, machte das Kreuzzeichen mit einer Hand vor seinem Gesicht und Oberkörper und sank dann schliesslich auf die Knie, verschränkte seine Handflächen vor seinem Oberkörper zusammen und schloss die Augen. Und dann ging er in sich. Und betete. Er betete zu Gott. Und er gedachte seiner Frau und seinen Kindern. er war nun ganz alleine und es war herrlich still um ihn herum. Und welche Geräusche sich vielleicht auch auftaten, er schloss sie aus. Er war mit sich und Gott alleine und betete, dass es seiner Familie gut ging und Gott sie bitte beschützen solle, weiterhin, eben auch nach ihrem Tod und Luka wusste, dass dies dem so wäre. Er hoffte es. Ein wenig Zweifel hatte er immer wieder gehabt. Aber dennoch war sein Glaube tief. Und er sprach innerlich zu Gott, fragte ihn vieles, gab sich aber teilweise selber die antworten, ohne anmaßend zu sein.
Luka fiel innerlich in sich, in die Zweisamkeit mit Gott, auch wenn er wusste, dass Gott, egal, ob katholische Kirche oder evangelische, für alle da war. Und Luka wusste, hoffte, dass seine Frau und seine zwei kleinen Kinder in den besten Händen waren. Dennoch vermisste er sie schrecklich. Und dann blieb es natürlich nicht aus, dass er sich an das Drama damals erinnerte. Das Zugunglück vor Wien, wo er auch als Arzt zugegen war, unwissentlich, dass es seine Familie auch getroffen hatte ... Bilder, die er eigentlich vergessen wollte, kamen auf, wie er die Leichen sah, blutend und wie er noch lebend ... Luka schluckte, aber dann betete er einfach nur. Nein, zu oft hatte er diese Bilder vor sich gehabt. er war nicht hier um zu Trauern. Er war hier, um für seine Familie zu beten. Er wollte an sie denken. Auch wenn er nicht alle lebendig vorgefunden hatte, damals, er stelle sich einfach vor, dass er alle noch kurz lebend im Arm gehalten hatte, auch wenn dies nicht der Wahrheit entsprach. Und so sprach er zu jedem, was er fühlte und empfand. Zu der kleinen Tochter, dem kleinen Sohn und seiner Frau. Auf einmal war er ihnen allen ganz nah. Und auch wenn er wusste, dass sie nicht mehr unter den Lebenden weilten, fühlte er ihre Präsens, dank Gott ... es war schön und friedlich ...
Und so verweilte Luka noch einige Zeit so schweigend und betend und denkend in der Kirche vor dem Altar. Zwar konnte er hier keine Kerzen entzünden, aber das war eigentlich auch gar nicht so wichtig. Luka entzündete diese Kerzen einfach innerlich und in Gedanken ...