Hinterste Bankreihe Cassidy mit Elisa und den Freeman (alle mal mit eingeschlossen)
Cassidy hatte seit Beginn des Gottesdienstes versucht, den Worten des Reverends zu lauschen, ohne sich jedes Mal mit einer zynischen Bemerkung an Elisa zu wenden. Die Anwesenheit von deren Mutter ließ Cassidy ausnahmsweise einmal artig still sein, auch wenn ihr so manch ein Kommentar auf der Zunge brannte. Weniger über die Worte des neuen Reverends, die sich als recht vernünftig erwiesen, als viel mehr über die Stadtbewohner, für die das alles sicherlich ein großer Schock sein mochte. Da vorne stand nämlich ein junger Mann, der nicht vorhatte seine Gemeinde mit furchtbaren Bildern über die Hölle und eines strafenden Gottes im Zaum zu halten. Er verfolgte ganz andere Ziele, die Cassidy für vernünftig hielt. Hawkins war ihr nie gelegen und mit seinen Lehren hatte sie sich nicht identifizieren können. Wie das mit Rev. Stevenson werden würde, würde abzuwarten sein. Cassidy hätte aber viel darum gegeben nur einen kurzen Blick auf das Gesicht von Mrs. Porter werfen zu können. Die Gute stand ganz bestimmt vor einem nahenden Herztod. Doch auch die Schmerzen im Bein ließen Cassidy unkonzentriert werden. Sie wusste bald nicht mehr, wie sie sich bequem still halten sollte und rutschte auffällig oft von einer Seite auf die andere, verlagerte das verletzte Bein und war heilfroh hier hinten sitzen zu können, wo sie niemand groß störte, abgesehen von Elisa und deren Familie. Aber die wussten zum GLück, wo der Schuh drückte. Die Zuspätkommenden bedachte Cassidy mit großem Interesse, boten sie ihr doch ein wenig Ablenkung von den pochenden Schmerzen. Während die Gemeinde das erste Lied sang und Cassidy sich noch wunderte, dass ihr Vater kommentarlos an ihr vorbei gegangen war, um weiter vorne Platz zunehmen, bewunderte Cassidy den Mut mancher Stadtbewohner. Wer hier zu spät kam, war für ein paar Tage das Stadtgespräch. Wobei die Schmiedin sich darum sicher nicht weiter scherrte. Sie war so oder so das Stadtgespräch. Der Mann in ihrer Begleitung kam Cassidy seltsam vertraut vor, das Mädchen jedoch nicht. Sie war sich sicher, dass sie ihn schon einmal gesehen hatte, aber nicht hier, sondern wo anders. Sie waren durch so viele Orte gezogen, dass das durchaus möglich war. Und es brachte Cassidy fast um den Verstand, dass ihr nicht einfallen wollte, woher sie ihn kannte. Immer wieder sah sie zu ihm hinüber und grübelte nach. Nicht einmal die folgenden Worte des Reverends hatten Cassidy in ihrer Grübelei unterbrechen können, wenn auch sie sie amüsiert hatten. In Bezug auf das bigotte Camden Village. Eine ihr fremde Familie, Vater, Mutter, zwei Kinder, kam kurz darauf hineingehuscht und wurden ungehalten vom Vater in eine Bank gescheucht. Sie wirkten unglaublich verkrampft und angespannt, aber Cassidy kannte sie nicht. "Kennst du die," hatte sie Elisa kurz zugeraunt, bevor das zweite Lied angestimmt wurde. Hierfür bat der Reverend die Gemeinde aufzustehen, doch Cassidy blieb angesichts ihres Beines sitzen und bedauerte es sehr. Die Melodie hatte so einen schönen Schwung, dass sie nur zu gerne im Stehen mitgesungen hätte. So aber begnügte sie sich mit ihrer nicht besonders schönen Stimme im Takt zu bleiben und sah eher etwas gelangweilt zur Tür, als erneut ein Luftzug ihren Rücken streifte und weitere Nachzügler hereintrug. Miss Spencer... Cassidy wurde es bei ihrem Anblick ziemlich mulmig zu mute. Es war das erste Mal, dass sie sie wieder sah, seit sie zurückgekehrt war. Sie war noch dünner, als sie sich in Erinnerung hatte und der gewohnte weiche Ausdruck ihres Gesichtes hatte etwas neues, etwas kantigeres bekommen. Nicht härter, das wollte Cassidy nicht sagen, aber es war Erin anzusehen, dass sie keine leichte Zeit hinter sich hatte. Ein Junge befand sich in ihrer Begleitung, der nicht Eli war und Cassidy verwundert dreinblicken ließ. Sie wandte jedoch rasch den Kopf ab, als Erin den Jungen vor sich hertrieb, um nach vorne zu gehen. Sie wollte nicht hier auf diese Art und Weise ein erstes Zusammentreffen haben. Wegen des Gesangs konnte sie Elisa leider nicht nach dem Jungen fragen und vergaß ihn auch gleich wieder, als sie Miss Hunter, Emily, entdeckte, die Erin folgte und gleich darauf von John in die Bank gezogen wurde. Er hätte ruhig diskreter sein können, fand Cassidy und bedachte den Rücken ihres Vaters mit einem bösen Blick. Da sich aber noch eine vierte Person im Mittelgang befand, die sich vor Cassidy in die Bank einreihte, wurde ihr die freie Sicht auf John genommen und sie begnügte sich damit, finster den Rücken des blonden Mannes vor ihr anzustarren. Als sich alle wieder setzten und der Reverend erneut das Wort ergriff wurde Cassidy von der Unruhe schräg auf der anderen Seite von ihrer Sitzreihe abgelenkt. Ein Mann, Mister Harding, wenn sie sich recht entsann, japste nach Luft und hustete ein paar Mal. So als hätte er sich verschluckt, oder bekäme keine Luft mehr. Ein paar wandten ihren Kopf nach hinten und wirkten besorgt, aber einige auch gestört, während wohl einige über Erins Ankunft die Köpfe zusammen gesteckt hatten. So gesehen war der Gottesdienst ja doch noch ein voller Erfolg für die Stadtbewohner - es gab hinter her eine Menge zu tratschen. Und es wurde noch besser, denn über das Husten und das beginnende Vater unser hinweg war ein derber Fluch zu vernehmen, aus Kindermunde, der einem jeden gestandenen Bierkutscher alle Ehre bereitet hätte. Cassidy grinste schief. "Wird ja besser, als ich zu hoffen gewagt habe," murmelte sie Elisa zu und verlagerte wieder ihr Bein. Langsam wurde es unangenehm und sie hoffte, dass nach dem Gebet der Gottesdienst seinen gewohnten Gang nahm und damit bald zu ende wäre. Nicht das der Neue vorhatte zu überziehen...
Ben bei seiner Familie, erste Reihe (Terry vor der Gemeinde)
Viel bekam Ben von dem Gottesdienst nicht mit. Es war ja nicht so, dass er sich nicht Mühe gab, konzentriert zuzuhören, aber immer wieder drifteten seine Gedanken weit ab. Außerdem verpasste er bei der Vorstellung des Reverends nicht viel. Diesen kannte er bereits ein bisschen besser, als die meisten. Natürlich tat er so, als höre er zu, obwohl er am Liebsten nach Jeremiah gesehen hätte. Der Freund war draußen und hatte so viele verrückte Ideen, dass er sich früher oder später unweigerlich in Schwierigkeiten bringen würde - und im Zweifel ihn gleich mit. Bens Hände schmerzten noch immer, so dass eine Art Schmerzwolke ihn von der Außenwelt wie abschottete. Er lies mit den Innenflächen nach oben gedreht auf seinen Oberschenkeln liegen, obobwohl ihm das nicht richtig erschien, denn Züchtigung - das war nichts für die Öffentlichkeit und schon gar nicht durfte dies ihm als eine Anklage ausgelegt werden. Mit Anstrengung gelang es dem Jungen ruhig zu sitzen, obwohl er kaum das Ende des Gottesdienstes erwarten konnte. Natürlich hatte er nicht vergessen, dass ihn anschließend ein Aufenthalt im Schuppen drohte. Eine Unterhaltung mit seinem Vater dort bedeutete meistens eine harte Züchtigung, deren Folgen er noch nach Tagen deutlich zu spüren hatte. Schlimmer jedoch war seine Angst davor und die Bilder, die seine eigene Phantasie ihm vorgaukelte. Er hatte viel zu viel Zeit, um sich auszumalen, wie ihn der eigene Vater hart strafen würde. In seiner Phantasie wurden die Strafen von mal zu mal grausamer, so dass Ben dieses Warten und diese Angst kaum mehr aushielt. Automatisch erhob er sich und sang "Joy to the world" mit, obwohl er gerade so gar keine Freude empfand. Worauf sollte er sich auch freuen kommen? Sicher der Herr kam, aber für ihn wohl nur in Gestalt seines strengen Vaters, der ihn erbarmungslos bestrafen würde- und sogar musste. Schließlich hatte er ihn auf den rechten Weg zu bringen. Davon war der Junge immer noch überzeugt, obwohl er gesehen hatte, wie Marthas Hände völlig zerschlagen wurde. Das war seinem Pa bestimmt nicht leicht gefallen und verdient hatte sie es wohl auch - man hinterging doch nicht seine Eltern! Nein, so eine harte Strafe wie sie oder Matt im August hatte er wohl nicht zu ertragen, denn er hatte weder gelogen, noch betrogen oder gar Jemanden hintergangen. Für seine Bummelei allerdings würde er wohl das Paddle noch deutlich genug zu spüren bekommen. Gegen Ende des Liedes wurde er von Matt in seinen Gedanken gestört, der ihn bat ihn gegebenenfalls mit einem Toilettengang zu entschuldigen. Ben nickte dazu. Sicher würde er das tun, denn unentschuldigt durfte man den Gottesdienst nicht verlassen oder unterbrechen - auch Matt nicht. Ganz kurz hatte der Reverend neben Matt gesessen, aber bevor Ben dazu kam, sich zu fragen warum, stand er bereits wieder vor der Gemeinde. Kurz nur stupste Ben seine Ma an und raunte ihr die Entschuldigung Matts zu, bevor er sich wieder setzte. Seine Ma nickte kurz und so sie sich von ihrem derzeit Jüngstem gestört gefühlt hatte, äußerte sie sich nicht weiter dazu. Der Reverend erhob die Stimme und sprach Worte, die Ben nicht ganz verstand. Kurz warf er einen Blick auf Marthas verbundene Hände und musste sich zusammennehmen, um nicht energisch den Kopf zu schütteln. Nein, so schön es sich auch anhörte - für manche Dinge gab es wohl doch keine Vergebung. Sein Pa würde er diesen Betrug niemals verzeihen - und seine Ma wohl erst Recht nicht. Dennoch erreichten auch sein Herz die Worte von Gnade und Vergebung, so dass er hellhörig wurde und schließlich wie gebannt lauschte. Das war ja etwas völlig Anderes! Nicht mehr bestraft werden- das wäre wohl zu schön, um wahr zu sein. Andererseits lernte man doch dann nicht seine Grenzen kennen, oder? Ben war sich nicht sicher, ob er das nun gut finden sollte, oder nicht. Es schien aber ohnehin nicht wichtig zu sein. Er war eben Ben, ein dummer Junge und allenfalls der Bruder von Matt McKay - also wen sollte seine Meinung dazu schon interessieren? Man hatte sich zwar erhoben, aber weder seine Eltern noch Martha sangen mit, als der Reverend ein neues Lied anstimmte. Ben sang ebenfalls nicht mit, klang es doch wie Hohn in seinen Ohren. Von einem fröhlichen Tag konnte wohl kaum die Rede sein, so die Schuld gesühnt und bestraft wurde.Nein - das war schmerzhaft! Ben nahm nur am Rande wahr, dass Matt sich wieder neben ihn stellte und offenbar doch noch seinen Freund gefunden hatte. Wollte er diesen nicht zum Abendessen mitgebracht haben? Kurz wandte Ben den Kopf und musterte diesen neuen Freund Matts. Er war beruhigt, denn dieser war wohl nicht älter als sein Bruder - und auch nicht so betrunken, wie es Mr. Harding angeblich meistens war. Und einen Wolf hat er wohl auch nicht dabei. Über Letzteres war Ben wirklich froh, denn ein bisschen fürchtete er sich schon vor Mr. Harding und vor Allem vor dessen Wolf. Nicht, dass er Kontakt zu einem der Beiden gehabt hätte, aber man hörte ja so einiges - begegnen wollte er ihnen auch nicht unbedingt.
Molly neben Francis bei ihrer Familie Matt u. Joe, Erin u. Jerry und andere Nachzügler
Es brauchte nur einen Blick, um Molly bemerken lassen, dass Francs dem Gottesdienst so gar nichts mehr abgewinnen konnte. Er machte ein ausgesprochen verärgertes Gesicht und das lag sicherlich nicht nur an Ben, der sie gerade störte, um Matt zu entschuldigen. Molly warf eine Blick auf Matt und nickte nachdenklich. Sie kannte ihren Matti gut genug, um zu wissen, dass er gegen seinen Vater aufgebracht war und es war für alle Beteiligten besser, so er sich draußen abreagieren konnte. Insofern kam ihm sein Bedürfnis, Wasser zu lassen sicherlich entgegen. Dagegen hatte sie also nichts einzuwenden und ihre Irritation darüber, dass der Reverend sich kurz gesetzt hatte, hielt sich auch in Grenzen. Seine Worte allerdings ließen sich mit dem Kopf schütteln. Natürlich wurde der Sünder bestraft! Das ging doch gar nicht anders und schon die Bibel sprach davon, dass wer seinen Sohn liebte, diesen auch züchigte. Das würde Gott sicherlich nicht anders sehen! Molly konnte die Worte des Reverend zwar hören, aber nicht richtig erfassen, denn zahlreiche Nachzügler störten den Gottesdienst für sie ganz empfindlich. Die Gorens - nun sicher, die hatten einen weiten Weg zurückzulegen, aber warum so viele Menschen aus Camden Village zu spät kamen, verstand sie nicht. Sie hätten schließlich auch eher losgehen können - dann wären sie wohl pünktlich da gewesen! Allerdings sah sie auch eine fremde Familie, die sie nicht einordnen konnte. Francis verbot ihr und den Kindern, das folgende Lied mitzusingen, obwohl es so beschwingt war, dass auch Francis daran Gefallen gefunden hätte - so es in einem anderen Zusammenhang stünde und der Text kein Freibrief für die Sünde zu sein schien. Molly seufzte innerlich und wandte sich zur Seite um, als Matt seinen Platz neben Ben wieder einsah. Offenbar spürte er die etwas angespannte Stimmung, denn er sang nicht mit. Zufrieden wolle Molly sich bereits wieder dem Reverend zuwenden, als sie den jungen Mann neben Matt sah. Das war vermutlich dieser Freund, den Matt zum Abendessen mit ins Haus bringen wollte. Er sah auf den ersten Blick nett aus, so dass Molly ihm wohlwollend zu nickte. Endlich schien Matt sich einen Freund gesucht zu haben, der zu ihm passte und ihn nicht den Versuchungen des Alkohols, der Hurerei und wer weiß was noch Alles aussetzen würde. Um Matts Willen war sie erfreut zu sehen, dass dieser nun doch nicht versetzt worden war, andererseits aber sah sie das durchaus kritisch. Wäre es nicht besser gewesen, dieser Freund wäre wirklich nicht erschienen? So hatte Francis sich vor Matt ungewollt in die Nesseln gesetzt mit der Annahme, jener wolle wohl nicht kommen. Mehr Gewicht hatte jedoch die Tatsache, dass Matt nun nicht seinerseits den Freund links liegen lassen wollte und auch nicht durfte - auch nicht um Rebeccahs Willen. Das war der Umstand, den Molly bedauerte, denn Rebeccah schien auf den ersten Blick eine Muster-Schwiegertochter in spe zu sein. Im Stillen war sie froh, als eine weitere Störung des Gottesdienstes durch das Öffnen und Schließen der Kirchentür, sie von den anderen Umständen kurzzeitig abzulenken vermochte. Sicher - sie hielt das für naiv und überzogen, was der Reverend gesagt hatte, aber sie gab ihm auch bedingt Recht. Sie selbst strafte bei Ungehorsam stets ohne Erbarmen und ließ nur äußerst selten Gnade vor Recht vergehen, aber - egal, wofür Martha gerade eben noch Strafe verdient hatte- am nächsten Morgen, so sie ihrer Tochter in die Augen sah, war es bereits vergeben - wenn auch nicht vergessen. Zu ihrem Erstaunen hatte der Reverend bis jetzt keine Bemerkung gegenüber den späten Besuchern fallenlassen - nicht einmal als John Clayton Miss Hunter zu sich in die Reihe genötigt hatte und auch nicht, als Miss Tucker mit ihrer Begleitung deutlich zu spät kam. Dabei wäre hier ein Wort wohl angebracht gewesen, denn diese Schmieidin war so ein ganz schlechtes Vorbild für ihr Mädchen. Umso erstaunter war Molly als sie den Blickwechsel zwischen der zu spät kommenden Miss Spencer und dem Reverend wahrzunehmen meinte. Beide sahen einander, kurz nur, aber für Mollys empfinden voller Vertrauen und Zuneigung füreinander. Hätte Miss Spencer nicht den schmutzigen Sohn des Reverends bei sich, würde sie wohl einem Flirt ausgehen, denn ernsthafte Absichten hatte Stevenson doch wohl hoffentlich nicht! Miss Spencer war ja nun nicht diejenige, die dem Bild der Gattin eines Reverends auch nur annähernd entsprach! Kurz wechselte sie einen Blick mit ihrem Mann, als der Reverend das Erscheinen seines Sohnes zwar nicht kommentierte, aber doch wohl zum Anlass nahm, darüber zu sprechen, dass Jesu Blut zwar die Sünde abwusch, nicht aber die Strafe erlasse. Das hörte sich nun schon gleich anders an und kurz runzelte die Stirn, als sie Bens Gesichtsausdruck bemerkte. Der Junge schien konzentriert zuzuhören und einmal sah er gerade so aus, als wolle er sagen "Also doch! Wusste ich es doch!" Irgendwo in den hinteren Reihen hustete Jemand und schien an Atemnot zu leiden, so dass Molly versucht war, sich danach umzudrehen, als vorne bei Mr. Randall plötzlich Unruhe entstand. Miss Spencer hatte sich verständlicherweise zu ihren Kindern gesetzt und auch Jeremiah hatte ursprünglich wohl neben Eli gesessen. Jetzt jedoch war er aus für Molly unerklärbaren Gründen irgendwie nach vorne gefallen und stieß einen grässlichen Fluch aus. Genervt verdrehte die sonst so beherrschte Molly die Augen, denn das war ja wohl mal wieder typisch für diesen Störenfried! Nun war sie wirklich gespannt, wie der Reverend darauf reagieren würde, obwohl es eigentlich nur eine sinnvolle Art geben konnte, derlei Verhalten zu ahnden. Nicht nur, dass der Junge weggelaufen war - nein, er kam nun auch noch so schmutzig, dass es einem Lump alle Ehre machen würde. Molly hatte im Vorbeigehen gesehen, dass die Jacke einen Riss hatte und die Hose sah kaum besser aus! Da kam wohl Einiges zusammen, was der Strafe bedurfte - und da kannte Molly als Züchtigung bislang nur Rute, Stock oder Paddle! Nein, nein.. eine andere Form der Züchtigung konnte Molly sich kaum vorstellen.
Francis, Molly, Matt und Joe (Erin, Jerry, Terry, Jesse, Emily, Waltham)
Während des Liedes empfand Francis nichts weiter als Unbehagen. Denn nach und nach schien die Gemeinde hinter ihnen im Gegensatz zu ihm Gefallen an dem neuen Lied zu finden. Wo erst zaghaft leise Stimmen eingefallen waren, wurde der Refrain immer lauter und fester mitgesungen. Am Ende hin sang wohl gut die Hälfte der Anwesenden mit. Francis knirschte unterdessen mit den Zähnen und zeigte nur wenige Entspannung. Zumindest war auf seine Familie verlass, denn keiner wagte gegen seine Anweisung zu verstoßen. Unruhig wippte er ein wenig auf den Zehenspitzen und sah sich ungehalten nach Matthew um. Der kam tatsächlich in diesem Moment zurück. In Begleitung eines jungen Mannes, kaum viel älter als Matt. Francis runzelte die Stirn und sein Blick war düster, mit dem er Matts Rückkehr in die Kirchenbank verfolgte. War das der Grund gewesen, wieso er die Kirche verlassen hatte? Weil er nach seinem neuen Freund Ausschau hatte halten wollen? War das überhaupt dieser junge Mann über den sie beim Frühstück gesprochen hatten? Nun, viel taugen konnte er wohl nicht, wenn er sich getraute zu spät in die Kirche zu kommen. Zumindest war es kein Zeichen einer guten Kinderstube. Ansonsten sah er ja ganz ordentlich aus und machte einen sympathischen Eindruck. Trotzdem erwiderte Francis reserviert das freundliche Nicken des Fremden und musterte seinen Sohn einen Moment länger. Der sollte ihm später ja nicht ins Gesicht lügen, wenn er nach dem Grund für sein Entfernen fragte. Und wehe es war so, wie Francis vermutete. Nein nicht wehe Matthew, sondern wehe ihm. Drei Kinder hintereinander für Ungehorsam zu züchtigen würde über seine Kräfte gehen. Innerlich seufzte Francis, als er an das gut gemeinte Büchlein zu Hause dachte, das eigentlich dazu hätte dienen sollen seine Kräfte besser einzuteilen oder gar zu schonen. Da kam er den Kindern schon einmal entgegen und sie dankten es ihm nicht im geringsten. Mit diesem Gedanken beschäftigt, nahm er wieder Platz und war überhaupt nicht erpicht auf die nächsten Worte seines Nachbarn. Der Reverend war zwar ein netter Zeitgenosse, keine Frage, auch wenn er seinen Sohn wohl nicht wirklich im Griff hatte, aber seine Ansichten über Gott teilte er ganz gewiss nicht. An Jeremiah hatte Francis gerade nur deswegen gedacht, weil der Bengel unter des Liedes in Begleitung von Miss Spencer an der vorderen Kirchenreihe aufgetaucht war. So was. Das sah beiden ähnlich. Der eine sichtlich unerzogen, die andere mit wenig Feingespür für einen guten Ton. So nett die junge Frau auch war, so sehr er am Montag ein wenig mit Eifersucht ihren Umgang mit ihrer Tochter beobachtet hatte, konnte er ihr Zuspätkommen nicht gut heißen. Was war denn das für ein Vorbild für ihre Schüler? Ihre Kinder! Er räusperte sich leise, weil er Molly darauf aufmerksam machen wollte, aber seine Frau hatte die beiden Zuspätkommenden schon längst selbst bemerkt. Und wie der Junge erst aussah. Völlig verschmutzt und abgerissen. Aber natürlich, wie konnte es anders sein. Er war ja weggelaufen. Wer wusste, wo der sich herumgetrieben hatte. Sein armer Vater, so blamiert zu werden.. Francis schüttelte den Kopf und seufzte unterdrückt. Dem Mann fehlte eine Frau. Ganz offensichtlich. Francis empfand tiefstes Mitgefühl für Stevenson und bedauerte es, dass Jerry von Miss Spencer in die Bank gescheucht wurde. Der Junge hätte wie ausgemacht bei ihnen sitzen sollen, dann hätte er sich zumindest für die letzte halbe Stunde gut benommen. Das hinter ihnen noch Miss Hunter und ein fremder Mann eingetreten waren, entzog sich Francis Wahrnehmung. Das heftige Husten jedoch aus den hinteren Reihen vernahm er und er wandte sich danach herum. So entging ihm der vielsagende Blick zwischen dem Reverend und der Lehrerin. Er konnte dagegen nicht ausmachen, wer so in Atemnot geraten war, dass er um Luft rang. Da Stevenson aber wieder das Wort ergriff, nahm Francis rasch Haltung an, erwiderte aber sichtlich irritiert über Stevensons Ignoranz gegenüber seines Sohnes und all den Nachzüglern, den Blick seiner Frau. Ihr schien es wohl ähnlich zu ergehen. Nun ja, Stevenson würde schon noch herausfinden, wie er seine Gemeinde zog. Mit zu viel Nachsicht würde hier bald Sodom und Gomorra herrschen. Ein wenig beruhigt zeigte sich Francis, als Stevenson mit seinen folgenden Worten doch noch durchscheinen ließ, dass Sünden bestraft gehörten, um von ihnen reingewaschen zu werden. Das ließ ja hoffen, dass dieser Bengel, der ihnen eine Scheibe eingeschlagen hatte und in seinem Verhalten Erwachsenen gegenüber frech und renitent war, sein Fett abbekam. Ja, es stimmte Francis tatsächlich ein wenig versöhnlich mit seinem Nachbarn, dass dieser die Gemeinde daran erinnerte, dass seine Worte von zuvor nicht bedeuten durften, dass ein jeder jetzt da hingehen konnte um zu sündigen, ohne Strafe dafür befürchten zu müssen. Gut, dass seine Kinder das hörten und ihnen somit hoffentlich klar sein dürfte, dass ihre Unterhaltung im Schuppen unabwendbar war. Danach waren sie wieder rein und er hatte als guter Vater dafür gesorgt, dass sie auf dem rechten Pfad blieben. Er musste wohl doch mit keiner Aufmüpfigkeit wegen einer zu frei gehaltenen Rede des Reverends rechnen. Das Husten aus der hinteren Reihe wurde etwas stärker und gerade als Francis noch einmal nach der Person suchen wollte, die scheinbar Hilfe nötig hatte, entstand neben ihnen auf der anderen Seite des Kirchenganges Unruhe. Was genau passiert war entzog sich Francis Kenntnis. Es war wohl zu rasch geschehen: Erst hörte man ein Kirchenbuch zu Boden poltern, dann schlug etwas schwerer auf und gleich darauf entfuhr, ganz deutlich Jeremiah zu zuordnen, dem Jungen ein derber Fluch. Francis verdrehte ebenfalls entnervt die Augen und wechselte einen raschen Blick mit seiner Frau und maß gleich darauf Ben und Martha mit strengem Blick. Damit ihm auch ja keiner darüber lachte! Der Reverend musste einem einfach leidtun. Der Ärger mit seinem Jungen nahm kein Ende. Da half nur eines, auch wenn dafür sicher der Gottesdienst kurz unterbrochen werden musste. Aber wenn Stevenson mit gutem Beispiel voran gehen wollte, gab es für Francis nur eine einzige sinnvolle Reaktion auf solch ein schlechtes Benehmen. Jeder andere Vater würde spätestens jetzt mit seinem missratenen Früchtchen vor die Tür gehen. Nichts anderes hatte er erst letzten Sonntag getan, als Ben das Gesangsbuch vom Schoss gerutscht war. Ein vergleichsweise geringes Vergehen, gegen das Benehmen dieses Störenfriedes. Ganz sicher würde er später auf dem Fest mit dem Mann ein ernstes Wort reden müssen. Und zwar über die Zukunft der Freundschaft ihrer beider Söhne. Ganz sicher wollte Francis nicht, dass Ben solche Wörter lernte, die sich nicht einmal für einen erwachsenen Mann geziemten. Woher der Junge nur solche Ausdrücke kannte? Es wollte ihm nicht in den Kopf, dass er diese zu Hause aufgeschnappt haben könnte. Aber es lag natürlich nahe... Und das war erst recht ein Umstand Abstand zu dieser Familie zu halten. Selbst dann, wenn auch der Reverend große Stücke auf die Wirkung seines Schuppens legte und Jeremiah zu Unrecht von Francis als unerzogen betrachtet wurde....
Eric, Sarah & Selina eine Reihe dahinter die Freemans und Cassidy
Es war wie immer, wenn sie sich in der Kirche aufhielt: Sarah setzte sich brav, wenn die Erwachsenen sich setzten, saß oder stand, wie man es von ihr erwartete, und störte den Gottesdienst durch keinen noch so leisen Mucks. Innerlich dagegen tollte sie in einer Weise umher, die ihr von den religiös gesinnten unter den Anwesenden vermutlich im günstigsten Fall eine kräftige Ohrfeige eingebracht hätte. Dabei verfolgte sie nicht einmal eine böse Absicht, noch wollte sie respektlos sein. Es war nur so, daß die Abfolge von Gesang, Predigt und wieder Gesang, jedesmal ein wenig anders, aber alles in allem doch wohlbekannt, ihren Geist unwiderstehlich auf Reisen sandte – ihre Gedanken drifteten ab, und da sie kein Schuldgefühl hatte, glaubte sie, der gute Herrgott konnte wohl nicht allzu viel dagegen haben, wenn sie in ihrem Kopf auf Reisen ging und nachdachte. Schließlich hätte er es sich doch wohl kaum gefallen lassen, wenn jemand in seinem eigenen Haus etwas tat, das ihm nicht gefiel, wie sie sich schon überlegt hatte. Da aber kein Blitz aus dem Himmel niederfuhr, auch der Reverend – immerhin der Vertreter Gottes – offenkundig nichts bemerkte und sie noch nicht einmal mit einem schlechten Gewissen gestraft wurde... nun, sie hatte einfach beschlossen, sich an das zu halten, was ihr Mama einmal gesagt hatte: Wenn man etwas böses tat, mußte man nur in sein Herz hineinlauschen. War es wirklich falsch und schlecht gewesen, dann spürte man es. In ihrem Herzen aber war momentan kein banges Klopfen, so gut sie das Gefühl von Angst und Verlegenheit auch kannte.
So blieb sie sowohl von Gewissensbissen als auch von göttlicher Strafe verschont, bekam aber zugleich vom Gottesdienst nur den groben Ablauf mit. Nur die zwischenzeitliche Ankunft weiterer verspäteter Gemeindemitglieder unterbrach ihre Träumerei mit offenen Augen kurzzeitig, ebenso Erics leise Zwischenfrage. Sie erwiderte sein Lächeln, blieb aber stumm, denn sie wußte doch, was sich gehörte: In der Kirche sprach man nicht, wo es nicht gefordert war. Eventuelle Fragen hätte sie ihrem Onkel daher ohnehin erst nach dem Gottesdienst gestellt. Bald schon war sie daher wieder mit ihren Gedanken abgeglitten, hatte sogar ihre Neugier auf die Schwarzen hinter sich vorübergehend vergessen. Es war nun alles so, daß es sich gut nachdenken ließ: die beruhigende Hand ihres Vormunds auf ihrer Schulter, das Gleichmäßige des Gesangs wie auch der Predigt des Reverend... sie begann sich leichter zu fühlen, trotz der vielen fremden Menschen – und wurde nochmals aufgeschreckt, als es irgendwo in der Kirche unruhig wurde. Zunächst schien irgend etwas passiert zu sein, das sie gar nicht bemerkt hatte, denn eigentlich fand sie mehr durch ein plötzliches allgemeines Schweigen in die Realität zurück. Doch schnell war die seltsame Stille von Bewegung und leisen Stimmen unterbrochen worden. Da sich die beiden Ereignisse aber – was immer nun die Ruhe einerseits und die Unruhe andererseits verursacht hatte – in verschiedenen Richtungen abzuspielen schienen, reckte sie nun doch neugierig geworden den Hals etwas. Erwartungsgemäß sah sie wieder nichts außer den Menschen um sie herum, die sie alle weit überragten. Ach, es war schon ziemlich gemein, daß man als Kind so klein sein mußte...
Nach dem Eintreten war es Emily doch ziemlich mulmig geworden. Sie wußte, es war Einbildung, aber sie hatte das Gefühl, wirklich jeder Einzelne von den Anwesenden starre sie, und zwar sie persönlich, ungehalten bis empört an ob der Störung. Dementsprechend langsam und unsicher war sie vorangegangen. Fast schon neidisch sah sie dem Jungen nach, der an der Hand Miss Spencers nach vorn gezogen wurde. Sie dagegen schluckte, rückte nervös ihre Haube zurecht und versuchte sich einen Ruck zu geben. Erst einmal mußte sie auf die Frauenseite... die Frauenseite..?! Fassungslos blinzelte sie, als sie sowohl weibliche Hauben und Hüte als auch unbedeckte Männerhäupter sah – auf BEIDEN Seiten des Ganges! Völlig verwirrt hielt sie wieder inne, obgleich sie viel dafür gegeben hätte, endlich einen Sitzplatz zu finden und sich zwischen den Menschen verkriechen zu können, nicht mehr so provokant im Mittelgang zu stehen. Die an ihre Routine gewohnte kleine Frau geriet völlig ins Schwimmen, da sie schon beim ersten Schritt, der ersten Entscheidung – links oder rechts – vor eine vollkommen neue und unbekannte Situation gestellt wurde. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Männer und Frauen wild durcheinander sitzend, bunt gemischt, in der Kirche?! Sodom und Gomorrha! War denn der Reverend noch nicht anwesend? Das konnte er doch unmöglich übersehen haben!
Mehr automatisch als überlegt trippelte sie noch ein paar unsichere Schrittchen vorwärts, raffte verlegen ihr Schultertuch enger um ihren Oberkörper, schielte links und rechts, wagte aber nicht den Blick weit genug zu heben, als daß sie irgend jemanden erkannte hätte. Sie starb tausend Tode, während sie so da stand, bis sie sich plötzlich am Arm ergriffen fühlte, eine Stimme neben sich leise rufen hörte und in ihrer Verwirrung widerstandslos dem Zug folgte. Neben sich blickend sah sie einen Anzug, einen Mann also, der sie überragte, öffnete den Mund, um wenigstens einen leisen Dank für seine beherzte Hilfe in ihrer Notlage zu murmeln, hob den Kopf, sah ihm ins Gesicht – und wurde erst einmal blaß. Die kleine Haushälterin öffnete noch mehrere Male den Mund, wobei sich ihre Wangen rasch wieder röteten, senkte den Kopf und wußte nicht, was sie sagen sollte. John..! Es lief ihr heiß und kalt über den Rücken. Die vage Ahnung, daß sie Gedanken hegte, die absolut nichts in der Kirche zu suchen hatten, ließ sie noch verlegener werden. Als man sich wieder setzte, folgte sie der allgemeinen Bewegung ohne nachzudenken und war gleich darauf dankbar für diese Wendung, denn ihre Knie schienen mit einem Mal sehr weich und unsicher geworden. Heftig schluckend suchte sie sich zu sammeln, doch Clayton brachte sie sofort wieder aus dem Gleichgewicht, ob er es nun beabsichtigte oder nicht.
Seine Frage ließ sie für einen winzigen Moment erstarren, obwohl sie sie doch in dieser oder einer anderen Form hatte erwarten müssen. Zeit! Sie wollte noch ein wenig mehr Zeit, wenigstens das, wenn sie schon das Gespräch nicht umgehen konnte. Stumm betete Emily um eine weitere kleine Schonfrist, so wenig diese an der Situation ändern würde. Doch statt Clayton eine diplomatische Antwort zu geben oder sich einfach darauf zurückzuziehen, die in der Kirche gewiß ungebührliche Frage dezent zu überhören, hörte sie sich zu ihrer Überraschung leise stammeln: "J.. ja sicher. Wann immer Sie wollen..." Wie machte er das nur..? Ihr war der Gedanke an ein Gespräch mit ihm im Moment alles andere als angenehm, doch er brauchte nur zu fragen, und schon bot sie sich ihm an, als hätte sie von irgendwo einen Befehl dazu erhalten. Emily biß sich auf die Lippen. Vermutlich war das der Grund, warum sie ihm so gerne ausgewichen wäre. Irgendwie ahnte sie, daß sie ihm gegenüber das Wörtchen "Nein" zu gebrauchen gar nicht imstande war. Es war wie ein Hebel, der umgelegt wurde: Er äußerte einen Wunsch, und sie vergaß alle Vorsätze, Grundsätze, Bedenken. Ihm den Wunsch zu erfüllen wog alles andere auf, war einfach die größte Freude, die sie sich in diesem Moment vorstellen konnte. Sie konnte einfach nichts dagegen tun! Ja, sie war noch nicht einmal in der Lage, es nicht zu wollen!
Und das, nachdem sie Unzucht miteinander getrieben hatten, schlimme Sünde... Es wäre Emilys Pflicht gewesen, sie beide vor weiteren Fehltritten zu bewahren, wenigstens Johns Ehre zu retten, wenn die ihre schon dahin war. Mit Erschrecken wurde sie sich bewußt, daß sie die Eva war, die ihm den verderblichen Apfel reichte, statt ihn davor zu warnen. Ach, schwaches Weib, das sie war, sündhaft und verdorben..! Und warum begann auch noch ihr Herz höher, heftiger zu schlagen, da sie nun neben ihm saß – eine Ungehörigkeit, die es bei dem letzten Reverend sicherlich nicht gegeben hätte! Sie versuchte verzweifelt, ihre Gedanken zu ordnen, zu einem klaren Entschluß zu gelangen, einen Vorsatz zu fassen... alles vergebens. Und so kam es, daß sie gar nicht recht wußte, was geschah, als irgendwo weiter vorn ein roher Fluch erscholl, während kurz darauf im hinteren Bereich eine Unruhe zu bemerken war. Noch völlig durcheinander sah sie sich schüchtern um, begegnete dabei Johns Blick und sah sich nun, zu guter Letzt, auch noch außerstande, ihre Augen von ihm abzuwenden. In der Kirche, im Gottesdienst! Oh guter Gott, gab es denn überhaupt noch Rettung für ihre Seele?
Witashnah, Jethro und Taoya-te-duta bei Megan und Jesse in der Kirche rechts am Rand, vorletzte Reihe - Terry vor der Gemeinde
Der Aufrur weiter vorne kümmerte Megan im Moment nicht. Auch nicht das da ein Kind fluchte wie ein Postkutscher oder alter Seebär, kümmerte sie wenig. Hier galt im Moment nur Jesse, dem es schlecht ging. Vergessen waren die Worte des Reverend, aus denen Güte aber auch Gerechtigkeit klangen. Sünde bleib Sünde und es war an jedem selbst sich aufs neue davon zu lösen. Gottes Geschenk nicht als Freibrief zu sehen. Alles Dinge um die sie sich später würde kümmern müssen. Sie schaute lächelnd und dankbar zu Mr Hayway, der seine Hilfe anbot, anders als andere Besucher der Kirche, die eher gestört schauten, belästigt durch die Störung die das Husten verusachte. Wieder typisch. Doch Jesse kam ihr zuvor, indem er bestätigte, das es ihm gut ging. Megan glaubte ihm das nicht so recht, aber sie konnte ihm ja kaum Vorschriften machen und ihm sagen wie es ihm ging. Zumindest sah er alles andere als gut aus, nichtmal in der groben Nähe von geht wieder, wenn sie es genau nahm, aber zumindest schien er wieder nromal Luft holen zu können. Das war doch schonmal ein guter Anfang. Auch das Angebot, sich in die Klinik bringen zu lassen, lehnte Jesse ab, was bei dem Sturkopf aber ja leider auch nicht viel bedeuten musste. Er neigte ja leider dazu den harten Kerl zu miemen, den nichts umhauen konnte.
"Sorry, ist schon alles ok, danke für die .. Hilfe ... Mr. Hayway, aber geht schon ..." bedankte sich ihr Grosser bei dem Stadtbewohner und dessen Frau oder Begleitung bevor er dann zu Megan flüsterte. "Es geht wirklich wieder, meine Blume. Alles ok." Fügte er hinzu, während er sie anssah und Megan nickte, strich ihm über die Schulter. Sie konnte in seinen Augen sehen, das die akute Bedrohung vorrüber war, aber sie konnte auch sehen das Jesse noch etwas bewegte. Er wollte gehen, nach Hause und sie sollte hier beleiben. Ob das so eine gute Idee war, war fraglich aber wenn es sein Wunsch war, seine Ruhe zu haben und ihr dennoch die Möglichkeit zu geben sich weiter am so ersehnten Gottesdienst teilzunehmen, wie konnte sie ihm bei so einer leibenswürdigen Geste wiedersprechen? Flüsternd schaute sie ihn an. "In Ordnung, Sei vorsichtig. " Dabei meinte sie nicht nur den Weg und das ein eventueller, zweiter Anfall, alleine da draussen in der Kälte ganz anders verlaufen könnte, sondern sie hatte dabei durchaus auch Butch im Hinterkopf. Sie glaubte zwar nicht das er so dämlich war und sich so schnell wieder hier blicken lassen würde, aber andererseits, wirklich clever war er auch nicht gewesen. Der Mann war viel zu selbstherrlich als das er sich von so etwas aufhalten lassen würde.
Sie schaute Jesse nach, der sich erhob und in Richtung der Krichenpforte ging, leicht geduckt und so leise wie er konnte um nicht noch mehr Unruhe zu verursachen und Megan schenkte nu ihre Beachtung dem kleinen Kutscher, den sie zwar nicht sehen konnte, wohl aber die Erwachsenen drum herum.
Hinterste Bankreihe Cassidy mit Elisa und den Freeman
Von den ganzen hinzukommenden liess sich Elisa nur Anfangs ablenken, als die Schmiedin mit ihrer Begleitung herein kam und auf Elisas deuten auf die leeren Plätze ein stummes Danke geformt hatte. Die Frau war so erfrischend anders als der Rest ihrer Familie. Schwer zu glauben das dies die Schwester von Mrs Simones war und damit die Tante von diesem Ding, das auf den Namen Mary hörte. Die Tante schien leider zu wenig Einfluss auf Mary zu haben, ansonsten wäre da wohl ein besserer Mensch bei rausgekommen. Zuviel Einfluss durch die Mutter und den unsympatischen und verkommenen Vater. Tragisch. Die zweite Gruppe die reinkam löste in Elisa schon keine Reaktion mehr aus und sie warf nur kurz einen Blick hinter Erin her, die sich nach vorne begab zu ihren Kindern und wohl, wenn Cassidy recht hatte, ihrem Ehemann. Zumindest aber dem Vater der beiden Kinder. Blieb für Erin nur zu hoffen das das nicht so fürchterlich die Runde machte. Ein blonder Mann viel ihr auf, da er sich genau vor ihr und Cassidy auf die Bank setzte, zu Mr. Malone und Miss Tucker. Cassidy starrte auch finster auf dessen Rücken, versperrte er Cassidy doch die Sicht auf etwas, das diese weiter vorne beobachtete. Vermutlich Mr Clayton und die Haushälterin, die dieser zu sich setzen liess.
Beide Mädchen wurden von der Unruhe abgelenkt die von dem Wolfsmann ausging. Harding hiess er wohl. Einer der Menschen im Ort, soweit Elisa das mitbekommen hatte, den die Farbe der Haut nicht kümmerte und der sogar die Roten mochte. Das hob ihn deutlich hervor. Schade das er einen so zweifelhaften Geschmack hatte wenn es um Frauen ging. Hier mit einer dieser Saloonschlampen aufzutauchen war schon ein starkes Stück. Vielleicht schaffte der Reverend ja, das diese ...diese.....nunja, das sie wieder den rechten Weg fand. Wenn der zwar oft betrunkene aber grundlegend nette und offene Mann etwas an ihr fand, konnte sie kein so schlechter Mensch sein eigentlich. Er hustete einige Male, so als bekäme er keine Luft, schien sich aber ebenso schnell zu fangen so das die Aufmerksamkeit ganz ungehindert auf den Fluch von der ersten Reihe gerichtet werden konnte.
"Wird ja besser, als ich zu hoffen gewagt habe," hörte sie das leise murmeln von Cassidy neben sich und grinste der Freundin zu. "Ja, da werden die Lästermäuler wohl ausgefranste Lippen bekommen. " erwiderte sie ebenso gemurmelt, nutzte die Möglichkeit einen kurzen Blick auf Jake zu erhaschen, bevor ihre Mutter sie anstubste ruhig zu sein. Elisa verdrehte leicht die Augen, bevor sie den Blick von Jake und Cassidy abwandte und liecht den Hals reckte, als sie versuchte zu erspähen, was da in der ersten Reihe vor sich ging.
Terry vor der Gemeinde (in der ersten Bankreihe links Randall, Clara, Eli, Erin und Jermiah)
Kurz nur bemerkte Terry den verärgerte Gesichsausdruck seines Nachbarn, der in dersten Bankreihe saß. Darüber wunderte er sich nicht im Mindesten, denn dass das Evangelium diesem ein Stein des Anstoßes sein würde - damit war zu rechnen gewesen. Davon ließ Terry sich nicht beirren oder ablenken, denn derlei Anfechtungen aus den eigenen Reihen war ihm genauso wenig neu, wie die Störungen, die durch diverse Nachzügler entstanden waren. Während er das "Vaterunser" betete bedachte er Jeremiah mit einem kurzen strengen Blick, denn dieser konnte mal wieder nicht stillsitzen. Dessen Hose war auf den ersten Blick schmutzig und daran würde Jeremiahs Zappelei nun wirklich nicht viel ändern können. Diese jedoch in der ersten Reihe ausgerechnet, störte Terry weit mehr als das Klappen der Tür oder das Husten, dass jetzt aus einer der hinteren Reihen zu vernehmen war. Derlei Störungen konnte Terry ausblenden, aber so viel Unruhe, wie Jermiah verbreitete, leider nicht mehr so ohne Weiteres. Kurz warf er einen Blick in die hinteren Reihen, konnte aber zwischen den stehenden Menschen hindurch nicht erkennen, ob Hilfe vonnöten war. Gerade überlegte er, ob er es wagen konnte, Matt zu bitten, noch einmal nach dem Rechten zu sehen. Mit gutem Gewissen sah Terry jedoch davon ab, als er sah, dass Mr. Hayway sich bereits nach dem Mann umdrehte. Durch diese kurze Ablenkung konnte Terry nicht genau nachvollziehen, was Jeremiah dazu veranlasst hatte, sich so weit nach vorne zu lehnen, dass sein Gesangbuch auf den Boden polterte. Innerlich verdrehte Terry die Augen und ohne sein Gebet zu unterbrechen ging er langsam auf die Bankreihe zu, um das Buch aufzuheben. Das darf doch nicht wahr sein.. Das bilde ich mir doch nur ein. Ehrlich , Herr.. der bringt mich noch ins Grab! Terry war mehr als ärgerlich, als er sah, wie Jeremiah sich nach vorne lehnte, um das Buch aufzuheben und dabei das Gleichgewicht verlor. Terry machte einen großen Schritt in die Richtung, um Schlimmeres zu vermeiden, als er sah, wie Erin bereits nach seinem Jungen griff, um einen Sturz zu verhindern. Terry wollte sich gerade beruhigt wieder seiner Predigt zuwenden, als ein dumpfes Poltern und kurz darauf ein Fluch aus Kindermund, der Terry unwillkürlich zunächst die Luft anhalten und dann erröten ließ. Spätestens jetzt war diese Angelegenheit nicht mehr lustig, denn die Ersten reckten bereits die Hälse. Auch Terry musste aufpassen, dass ihm nicht der eine oder andere Fluch statt Segen über die Lippen kam. Im ersen Augenblick hatte er mehr als gute Lust, seinen Sohn sofort zur Rechenschaft und noch an Ort und Stelle übers Knie zu legen, aber was hätte er damit erreicht? Die Angelegenheit war ihm so schon peinlich genug und Jeremiah in aller Öffentlichkeit abzustrafen und damit bloss zu stellen lag ihm fern. Mit einem Blick vergewisserte er sich, dass Jeremiah nichts Ärgeres zugestoßen war, als einen ordentlichen Schrecken, gegebenenfalls eine Beule und, so hoffte er doch, ein schlechtes Gewissen. Er sprach sein "Amen" und ermahnte mit einem letzten Blick seinen Sohn, jetzt Ruhe zu geben und es ja nicht zu wagen, noch einmal dermaßen zu stören. "Nachdem die kleine Sünde mal wieder sofort bestraft wurde und nun wieder Ruhe eingekehrt ist, will ich noch ein paar Worte sagen, bevor ich den Gottesdienst schließe." Terrys warf einen wohlwollenden Blick auf diverse Kinder und Jugendliche, die diese Worte wahrscheinlich mit einer gewissen Unruhe erfüllten. Die meisten hatten entweder gut zugehört oder aber waren in ihrer eigenen kindlichen Gedankenwelt verschwunden - und auch in dieser konnte Gott sie erreichen.
"Ich weiß nicht genau, wie es Ihnen damit geht, Gott als Vater zu begreifen, denn das Bild, dass wir uns von unserem irdischen Vater machen, prägt natürlich unser Gottesbild. Ich persönlich mag das "Vaterunser" sehr gerne und das nicht nur, weil es mich in die Lage versetzt, auch in tiefster Not Worte des Gebets zu finden, weil es alle Arten des Gebets abdeckt. Jesus kam nicht um Gottes Gebote aus dem alten Gesetz außer Kraft zu setzen, oder notwendige Strafen grundlegend zu erlassen. Er kam, um die Schuld abzuwaschen, damit die Beziehung zwischen Gott und den Menschen trotz der Sünde wieder hergestellt werden kann, aber auch die Beziehung zwischen Menschen. Mit diesem Gebet wird unser Verhältnis zu Gott, dem Heiligen Israels ebenso deutlich, wie unsere Beziehungen untereinander, oder? Jesus sagt unter anderem, dass Gott uns in dem Maße vergibt, wie wir einander vergeben - damit bricht er den Maßstab Gottes auf ein für uns Menschen angemessenes Maß herunter. Gut für uns, denn wer von uns könnte von sich behaupten, den Ansprüchen Gottes an Reinheit, Sündlosigkeit und bedingungsloser Liebe zu genügen?" Terrys Blick enthielt eine Spur von Herausforderung, als er ein, zwei Schritte nach vorne in den Mittelgang ging. Er suchte die Nähe zu seinen Hörern und war froh, dass Einige sich durchaus anmerken ließen, dass sie zuhörten. Dabei interessierte ihn im Moment nur peripher ob diese seine Worte nun gerne hörten - oder nicht. Hauptsache - sie kommen an, denn Dein Wort, Herr, kehrt niemals leer zurück. Terry war sicher, dass es ausrichten würde, wozu es bestimmt war: zu ermutigen und Glauben aufzubauen, denn dieser entsteht nun einmal aus dem gesprochenen Wort. "Sie haben sicherlich sehr lange gehört, was dem Willen Gottes entspricht, vor Allem aber was diesem widerspricht. Da bin ich ganz sicher, aber wissen Sie - es gibt immer eine Alternative. Die zehn Gebote machen das deutlich, denn wäre der Mensch nicht in der Lage sich zu entscheiden, zum Beispiel zu töten, hätte Gott ihn sicherlich nicht darauf hingewiesen, dass der Mensch genau das nicht soll, oder? Wer von Ihnen mit Steinen gearbeitet hat, wird wissen, dass es nicht so einfach ist Buchstaben in Steine zu meißeln- und diese dann vom Berg Sinai hinunter zu schleppen - also das muss schon wichtig gewesen sein. Verstehen Sie mich nicht falsch - die zehn Gebote sind wichtig, ganz klar - ein Verstoß dagegen Sünde. Leider bringt oft gerade ein Verbot, den Menschen erst darauf,dass er sich entscheiden kann, dem entgegen zu handeln - so, da lauert also die Versuchung. Dennoch stehen wir immer wieder vor dieser Entscheidung, denn wie oft laufen wir Gefahr, uns an Gott oder an Menschen zu versündigen? Sie Alle kennen sicherlich zumindest theoretisch den Umstand, den wir als Notwehr oder Notstand bezeichnen - nicht nur Ihre Gesetzeshüter." Terry warf kurz einen schmunzelnden Blick zu Mr. Clayton hinüber, der nun nicht mehr alleine saß. "Entschuldigung, dass ich Sie noch einmal erwähne, aber ich denke, Ihre Arbeit ist dafür wohl eines der einprägsamsten Beispiele, nicht? Also - wer von uns würde sich denn bei Gefahr im Verzug nicht dafür entscheiden, dem Nächsten beizustehen - auch wenn dies bedeutete, ein anderes Gebot Gottes brechen zu müssen? Der Eine oder Andere mag sich darüber wundern, dass ich jetzt nicht hier stehe und Blitz und Donner predige, weil etliche zu spät gekommen sind, oder? Seien wir mal ehrlich - das war für viele ein Stein des Anstoßes. Abgesehen davon, dass ich mich entschieden habe, an derlei Störung keinen Anstoß zu nehmen, sagt die Bibel ganz klar, dass wir unserem Nächsten kein Anstoß sein sollen. Trotzdem läuft da Etwas völlig verkehrt, so Jemand seinem Nächsten die Hilfe verweigerte, weil er anderenfalls zu spät käme und damit einem Dritten ein Ärgernis wäre, oder? Wir sind uns sicherlich auch darüber einig, dass man ordentlich gekleidet und gewaschen in den Gottesdienst oder zum Essen erscheint. Führt dies aber dazu, dass man lieber daheim bliebt, denn Gottes Nähe auch in der Arbeitshose statt im Anzug zu suchen, dann läuft auch da Etwas verkehrt. " Terry hielt kurz inne, weil er sich erneut abgelenkt fühlte. Erst jetzt, wo er fast im Mittelgang stand, wurde ihm bewusst, dass er nicht nur wegen der nun geschlechtlich gemischt sitzenden Zuhörer für Unruhe gesorgt hatte, sondern es waren auch Schwarze da, deren Anwesenheit ganz offensichtlich mehr als für einige Wenige ein Stein des Anstoßes waren. Dass war interessant und würde sicherlich für mehr Gesprächsstoff sorgen, als ihm lieb wahr, aber auch da musste er wohl durch. "So - Jesus bricht also nicht nur den Maßstab herunter und starb damit, wir auf Augenhöhe mit Gott in Beziehung treten können, sondern er stellt den bekannten Verboten die Bergpredigt gegen über. Es ist richtig: der Mensch soll nicht töten, sondern statt dessen Frieden stiften. Er soll auch nicht Zeugnis ablegen wider seinen Nächsten, sondern segnen, ermutigen kurz Worte finden, die dem Hörenden Gnade geben. Das ist ein ungeheurer Anspruch an uns, wie ich meine, führt es uns doch erneut in den bereits erwähnten Konflikt." Kurz drehte Terry sich um und ging zum Altarrum zurück. "Aus dem Munde Jesu hört es sich so an, als sei es ganz einfach und ich gebe zu: Ich hätte es gerne aus seinem Munde gehört, auch wenn es dadurch nicht einfacher würde. In Anbetracht eines derben Fluchens, wie eben vernommen, fällt es mir schwer mich auf diesen Anspruch Jesu zu besinnen-und Worte des Segens zu sprechen. Das gebe ich unumwunden zu."
Nur kurz warf er einen Blick auf Jeremiah und ließ sich nur allzugerne von Erins Antlitz ablenken. Wunderbar gemacht - ein Gedanke Gottes.. "Kommen wir zurück auf den vorhin erwähnten Notstand oder Notwehr. Da wird es wohl unmöglich sein, Jesu Worte zu befolgen. Also ich für meinen Teil würde sicher keine Worte der Gnade finden, für Jemanden, der mich oder meine Familie bedrohte, sondern mich eher dafür entscheiden, für meinen Nächsten ein Segen zu sein- und schon liefe ich erneut Gefahr, gegen die zehn Gebote zu verstoßen. Jesus allein ist der einzige, der ohne Sünde war, ist und bleiben wird, aber es gibt einen Ausweg. Nicht nur wir, die wir hier sitzen - wissend, dass wir von uns heraus nichts tun können, um vor Gott gerecht zu sein, standen vor dieser Frage. Selbst die Jünger Jesu, die mit diesem gelebt haben, die gesehen haben, wie in seiner Gegenwart, Blinde sehend, Taube hörend und Lahme gehend wurden, mehr noch - die gesehen haben, dass die Toten aufgestanden sind.. diese Jünger kannten die gleiche Not, hatten die gleichen Bedenken wie wir. Sie gingen hin und fragte Jesus "Herr, was ist das höchste Gebot?" Man könnte auch fragen, "Wie muss ich mich entscheiden? Welches Gebot ist so wichtig, dass ich um dessen Einhaltung willen ein anderes brechen dürfte?" Die gute Nachricht ist - Jesus kennt die Antwort -er löst diesen Konflikt auf. "Liebe Gott von ganzem Herzen und mit ganzem Verstand. Das ist das höchste Gebot, aber dieses steht diesem in nichts nach: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst." Das sind die Gebote, denen sich alle anderen Gebote unterordnen. Diese Gebote sind der Maßstab, nach dem Gott uns misst - und wieder beinhalten sie die Beziehung zu Gott aber auch die zum Nächsten. Beides ist Gott gleichermaßen wichtig - über alle anderen Vorschriften, Gebote, Verbote und Annahmen hinaus. Sich danach zu richten, bedeutet ein Gott gefälliges Leben zu führen und dabei kommt es nicht darauf an, ob ich all die Vorschriften zum Sabbat auf den Jota genau einhalte oder ob mein Anzug einen Fleck aufweist. Das ist der springende Punkt: Weder der saubere Anzug, noch das Abgeben des Zehnten oder das Üben der Gastfreundschaft oder derlei mehr - macht mich vor Gott gerecht. Wer Gott gefallen will, muss glauben, dass Gott ist und nicht nur das, sondern auch dass er es gut mit ihm meint- und nur dann wird er freiwillig die Knie beugen und gehorsam sein und dann ist es möglich die höchsten Gebote einzuhalten. Wissen Sie - dieser Glaube in Verbindung mit Gehorsam versetzt Berge und macht das Wunder des Neuanfangs für jeden Einzelnen möglich. Sie kennen sicher die Geschichte von Tabea, die Jesus glaubte, sich für gehorsam entschied und auf dessen Wort hin ihr Totenbett verließ - ein neuer Anfang wurde möglich - so auch die Fischer, die im Glauben und Vertrauen gehorchen und auf Jesu Wort hin entgegen aller Erfahrung noch einmal auf den See fahren - und ein Wunder erleben: reiche Beute und auch Petrus konnte nur auf dem Wasser laufen im Vertrauen in Jesus und durch Gehorsam - auf dessen Wort hin. Also sind Glaube, Vertrauen und Gehorsam die Schlüssel, die Wunder möglich machen - unabdingbar für ein Leben nach Gottes Maßstäben. Damit werden Neuanfänge möglich. Nun werden Sie vielleicht sagen: Oh, ist ja schön.. für die Jünger, für Paulus, für den Reverend viellleicht auch noch, aber für mich?" Ja, auch zu Ihnen sagt er Komm. In der Bergpredigt, in den Sprüchen, in den Briefen des Neuen Testaments stehen die Aufforderungen Gottes. Die Reiter von uns wissen, dass man nicht nur von zwei Seiten vom Pferd fallen kann, sondern auch, dass ein Pferd nur lenkbar ist, so es sich bewegt. Der Vergleich hinkt, aber das Prinzip lässt sich übertragen. Es ist leichter zu gehorchen und in den Wegen Gottes zu gehen, so man sich bewegt und anfängt, einen neuen Weg einzuschlagen. Es lohnt sich. " Nachdrücklich nickte Terry mit dem Kopf bevor er hinter sich nach den Opferkörben griff. Kurz ging er auf den jungen Mann neben Matt und Erin auf der anderen Seite zu und gab ihnen den Korb in die Hand. Diese würden ihn wohl durch die Reihen durchgeben, damit das Opfer eingesammelt wurde - denn so war es üblich. "Während wir das Opfer einsammeln, möchte ich noch ein paar Ansagen loswerden, bevor ich Sie mit dem Segen Gottes in den Gottesdienst entlasse. Da wir, Sie und ich, heute zum ersten Mal gemeinsam Gottesdienst gefeiert haben und man die Feste feiern soll, wie sei eben fallen, wird es nachdem Gottesdienst einen Umtrunk mit einem kleinen Imbiss geben. Miss Farley war so freundlich, uns dafür ihre Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen - vielen Dank. Ich darf sie also herzlich einzuladen, Gemeinschaft zu pflegen, füreinander ein Segen zu sein. Sie wissen nun, wofür ich stehe und bei dieser Gelegenheit können Sie auch feststellen, was und wie ich bin. Für die Kinder und Jugendlichen unter uns habe ich gute Nachrichten: Weil die Zeit ebenso begrenzt ist, wie meine Kapizitäten, fällt heute die Sonntagsschule aus. Die Zeit sollt Ihr auskosten - also genießt die so gewonnene freie Zeit und habt Freude am Spiel miteinander. " Terry unterbrach sich kurz, um die Opferkörbe wieder anzunehmen, die durch die Reihen gegangen waren. Ohne hineinzusehen, stellt er sie zunächst auf dem Altar ab. "Weil ich eben mit Ihnen gemeinsam einen Neuanfang wage, lade ich den Kirchenrat für Mittwochabend gegen 19.00 Uhr in mein bescheidenes Häuschen ein. Ich möchte mir die Zeit nehmen und gerne mit Ihnen gemeinsam hören, was Gott mit der Gemeinde vor hat. Darüber hinaus bitte ich den Gemeindechor und Alle die gerne singen oder musizieren am Donnerstagabend hier zusammen zu kommen, um den Herrn zu loben, zu suchen und ihm neue Lieder zu singen, denn dazu ist das musikalische Talent gegeben." Ein kurzes Grinsen erschien auf Terrys Gesicht, denn inzwischen waren doch etliche Kinder unruhig geworden. Er konnte es diesen nicht mal verdenken, denn der Schnee vor der Tür lockte. Nun, heute war Zeit zum Feiern, aber morgen würde er wohl die Freuden des Schnees aus dem Satttel heraus genießen können. "Zum Segen möchte ich Sie noch einmal bitten, sich zu erheben." Mit erhobenen Armen sprach er den Ammonitischen Segen über der Gemeinde aus. ".. und gebe Euch seinen Frieden. Amen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag."
Es war ein gutes Gefühl, es geschafft zu haben, als Terry sich nun von der Gemeinde abwandte, obwohl er sich nun Vaterpflichten zu widmen hatte. Alle Gespräche, die noch an ihn herangetragen wurden, hatten für sein Dafürhalten wohl noch Zeit, bis er im Gästehaus war. Zielstrebig ging er auf Jeremiah zu, damit dieser ihm nicht entkommen konnte. Noch einmal würde er ihn nicht davon kommen bzw. laufen lassen.
Adrian mit Familie in der letzten Reihe, Terry predigt
Oh Herr, das kann nicht Dein Ernst sein!? In was für einem verkommenen Kaff bin ich denn hier gelandet?
Adrian konnte nicht umhin die Störungen mit mißbilligenden Blicken zu bedenken. Das war ja wie im Zirkus hier! Nicht nur, dass der Reverend seine Gemeinde nicht nach Männern und Frauen getrennt sitzen ließ, er ließ auch noch diese verdammten Neger und eine Heidin in das Haus Gottes! War das zu fassen? Das war ja unerträglich! und überall tuschelte und wisperten die Leute, besaßen nicht genug Respekt in Ehrfurcht das Maul zu halten und demütig vor dem Gekeruzigten inne zu halten! Und dann diese Lieder, die der Reverend anstimmte! Das war ja wohl der Gipfel! Ist das etwa ein Vertreter der flauschigen Sorte? Na vielen Dank auch! Zucht und Ordnung scheint der Mann wohl nicht zu kennen! Prima. Wenn der Sonntagsunterricht erteilt, dann behalte ich die Kinder zu Hause!
Adrians Stimmung, die sowieso schon schlecht war, sank unter den Gefrierpunkt. Als Connor es wagte zur Seite zu schielen, woher die Unruhe kam, erhielt er einen Klaps auf den hinterkopf. Sofort senkte der Junge wieder den Blick.
Und was bitte hat die Aufforderung zum Singen in einer Predigt zu suchen? Wobei, das was der Reverend da vom Stapel lässt wohl kaum als solche zu bezeichnen ist! Oh Herr, lass Hirn vom Himmel fallen und wirf bitte nicht wieder daneben!
Die Familie erhob sich, als der Reverend den Segen aussprechen wollte.
Segen, dass ich nicht lache. Großartig. Ganz großartig! Was habe ich mir bloß dabei gedacht hier her zu kommen!?
John, sichtlich über Emilys erschrockenen Gesichtsausdruck amüsiert, hatte auf sie herabgelächelt, ehe sie sich alle wieder hatten setzen dürfen. Ihre Verlegenheit ihm gegenüber zog ihn nach wie vor an und war schlicht niedlich und unwiderstehlich. Verriet es ihm doch ziemlich eindeutig, dass sie wirklich tiefe Gefühle für ihn hegte. Doch jetzt erwartete er eine Antwort von ihr und hoffte, sie würde nicht gleich wieder einen Grund finden, den sie vorschieben konnte. Im schlimmsten Fall würde sie ihn auf später vertrösten, weil es sich nicht gehörte während der Rede des Reverends Gespräche zu führen. Aber er ließ sich lieber vertrösten, als eine Abfuhr von ihr zu erhalten. Dass er wohl wirklich ungünstig gefragt hatte, war unschwer zu erkennen. Emily saß recht angespannt, fast wie versteinert da und schien entweder nicht antworten zu können oder zu wollen. Um so überraschter war er, als sie plötzlich eine Zustimmung stammelte. Ein erleichtertes Lächeln erschien auf Johns Züge und auch wenn es sich nicht unbedingt gehörte, griff er kurz nach ihren Händen und drückte sie aus Dankbarkeit. "Sie werden es bestimmt nicht bereuen," versicherte er ihr leise und mit scherzhaften Ton, während Reverend Stevenson fortfuhr die Gemeinde nach und nach auf sein Bild über Gott, Jesus und den Glauben einzuschwören. Dabei fand John, dass er gar nicht einmal so sehr von dem abwich, was diese Gemeinde gewohnt war zu glauben. Eine Sünde blieb eine Sünde, daran konnte auch ein neuer Reverend nichts ändern und eine Sünde musste bestraft werden, wenn auch danach Platz für Vergebung sein sollte. Den Wink auf seine Person hatte John seiner Meinung nach schon richtig verstanden und hatte auch kurz genickt. Letztendlich war es so, dass Rev. Stevenson alles nur von einem anderen Blickpunkt aus betrachtete und versuchte Neues mit dem Alten zu kombinieren. Ob das natürlich die Camdener annehmen würden wollen, blieb abzuwarten. Gerade als Stevenson zum Vaterunser überleitete, erklang nicht allzu weit hinter ihnen ein kräftiges Husten und vorne in der ersten Reihe entstand Tumult. John sah sowohl hinter sich, und erkannte Harding, der irgendwie unter Atemnot zu leiden schien, als auch wieder nach vorne, als ein sehr unschöner Fluch die feierliche Stimmung in der Kirche gewaltig auf den Kopf stellte. Gemessen an dem Blick des Reverends und der leichten Rötung seines Gesichts, musste der kleine Übeltäter zu ihm gehören. Aber Stevenson ging ungewohnt locker mit der Situation um und setzte das Vaterunser fort. Das entlockte doch wieder einigen einen leisen ungläubigen Kommentar und die besonders konservativen Eltern unter ihnen hatten deutlich Missfallen im Gesicht stehen. Nun, was erwarteten sie? Dass der Reverend kurz unterbrach, um seinen Sohn gemäß den eben selbst gepredigten Worten zu strafen? Wenn er ein Mann mit ein bisschen Verstand war, und das setzte John voraus, würde er das auf nach den Gottesdienst verschieben und es dann mit Nachdruck tun. John kam um ein weiteres Schmunzeln nicht herum, das zum einen daher rührte, dass er sich lebhaft vorstellen konnte, wie die Camdener später sich die Mäuler zerreißen würden, und zum anderen daher, dass er kurz Emilys Blick begegnet war. Ihr Blick ruhte auf ihn und es war unschwer zu erkennen, dass sie es zwar selbst nicht guthieß, aber nicht anders konnte.
Stevenson gab nach dem Gebet der Gemeinde noch einen weiteren tieferen Einblick in sein Wesen, in dem er erklärte, wieso er sich über die Störung der Zuspätkommenden nicht störte, aber wohl durchaus daran gedachte, seinen Sohn für das Fluchen zur Rechenschaft zu ziehen. Bestimmt hoffte er damit die Zuhörer zu beruhigen und zu besänftigen. Bei seinen Worten schritt Stevenson durch den Mittelgang und John fühlte sich ein bisschen unwohl dabei, als er erneut für den Reverend als Beispiel herhalten musste. Doch er sah ein, dass er sehr dienlich war bei dem Ziel, dass Stevenson verfolgte und so nickte er nur mit einem verständnisvollen Lächeln dem Gottesmann zu. Dieser holte weit aus, wie John fand und er hatte tatsächlich ein bisschen Mühe am Ende noch zu folgen. Aber es war am Ende hin gewiss, dass dieser neue Reverend seinen Glauben aus anderen Quellen schöpfte, als die meisten Menschen hier. Damit würde er gewaltig anecken und es würde Zeit brauchen, bis sich alle daran gewöhnt hatten. John zumindest kam mit den Worten zurecht, auch wenn er sich selbst gewaltig an die Nase gefasst fühlte. In seiner Erziehung von Cassidy hatte er viel zu oft damit argumentiert, dass ein Vergehen umgehend abgestraft werden musste, nicht nur weil es Gott gewollt war, sondern auch schlicht eine gesellschaftliche Frage gewesen war. Nicht anders verhielt es sich mit all den anderen Beispielen die Stevenson anführte. Und das es Gebote gab, weltliche als auch biblische war sicher niemand neu. Wie man sie betrachten wollte allerdings, war eine andere Frage. Auf jeden Fall konnte es dieser Gemeinde nicht schaden, wenn ein Gottesmann versuchen würde ihnen die Nächstenliebe 'einzubleuen'. An dieser mangelte es gewiss nicht. Ein Nachbar half dem Nachbar ungefragt und auch er hatte schon oft genug unentgeltlich mit angepackt. Aber im Umgang mit so manch einem anderen 'Subjekt', wie man die Huren, Trunkenbolte, Vagabunden auch nennen mochte, war hier im Ort schnell Schluss mit der Nächstenliebe... Und doch vergaß Stevenson nicht darauf hinzuweisen, dass sich folgen, gehorchen damit nicht automatisch aufhob, nur weil man glaubte, dass Jesus einem einst geholfen hatte, sich von allen Sünden reinzuwaschen. Ja, doch, der Reverend taktierte geschickt.
Letztendlich hatte er zum Abschluss noch ein paar Anliegen, die das Organisatorische betraffen, wie auch den Ausfall der Sonntagsschule, was die Kinder unter ihnen zu einem erfreuten Lächeln verleitete. Und dann war auch schon mit dem Segen der Gottesdienst für heute beendet. Wie üblich entstand ganz automatisch ein Gedränge und eine Schlange, so dass John kein großes Verlangen verspürte Emily in den Pulk aus Leuten zu schubsen. Die Beekmans verließen die Bank über die andere Seite, aber auch dort hatte sich eine Schlange gebildet. Vielleicht ergab sich ja so eine Gelegenheit mit dem Reverend noch einmal ins Gespräch zu kommen, oder aber er kümmerte sich lieber um Emily, denn er sah den Reverend bereits auf die vordere Kirchenbank zugehen und sah ihn im Gespräch mit Erin und seinem Jungen. Der Mann hatte gewiss mit seinen Vaterpflichten mehr als genug zu tun. John würde wie vorgehabt auf das Fest einfach warten.
"Emily... Sie begleiten mich doch gewiss zu der Feierlichkeit des Reverends?", John beugte sich zu Emilys Ohr hinab und hatte die Stimme ihr zu liebe gesenkt, damit die wenigsten davon etwas mitbekam. "Eine Mahlzeit zur Stärkung bevor wir reden tut uns bestimmt beiden gut..."
Erin, Jerry, Eli und Clara mit Randall (Terry vor der Gemeinde, dann bei der ersten Kirchenreihe)
Erin wusste im ersten Moment nicht, wie sie reagieren sollte, zumal Jerry noch nicht einmal zu bemerken schien, was er da gerade gesagt hatte. Weder errötete er, noch versuchte er sich zu entschuldigen. Stattdessen rappelte er sich wieder auf die Bein und humpelte rückwärts die zwei Schritte zurück auf die Bank. Scheinbar hatte er sich das Knie heftig angestoßen. Das plötzliche Husten aus der hinteren Reihe kam Erin da sehr gelegen, denn einige der neugierig gereckten Köpfe wandten sich nun nach hinten um, wo jemand offensichtlich Not erlitt, denn das Husten brach nicht so schnell wieder ab. Für Terry schien das ein Segen, denn mit einem raschen Blick zu Terry, war unschwer zu erkenne, wie unangenehm und peinlich diesem die ganze Situation zu sein schien. Erin konnte in diesem Punkt gerade sehr mitfühlen und griff ein wenig fester nach Jerrys Arm, um dem Jungen beim letzten Schritt ungeduldig zu helfen und drückte ihm wieder sein Gesangsbuch in die Hände, das Terry kurz zuvor aufgehoben hatte. Woher der Junge solche Ausdrücke kannte entzog sich Erins Vorstellung. Bereits heute Morgen im Haus der Stevenson hatte sie leider mit anhören müssen, zu was der Junge in der Lage war. Scheinbar hatte das Mundausspülen keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Schade. Zumindest für Terry. Nach dem "Amen" nahmen sie alle wieder Platz und Terry holte ein wenig weiter in seiner Predigt aus, die sicherlich nicht allen in der Kirche gefallen würde. Da war sich Erin ziemlich sicher. Denn viel zu oft wurde betont, dass man sich unter Umständen auf Irrwegen befinden konnte, dass man nicht alles nur von einer Seite aus betrachten durfte und man hinter allem nicht nur einen einzigen Sinn sehen dürfte. Die engstirnigen Bürger der Stadt kannten leider nur weiß oder schwarz. Terry malte aber ein Bild mit Grautönen und mit viel Farbe. Erin gefiel das sehr. Hauptsächlich aber empfand Erin erst einmal große Erleichterung darüber, dass Terry bis auf einen ermahnenden Blick nichts unternahm, um Jerrys Verhalten zu sühnen. Der Junge wusste bestimmt auch ohne direkte Worte, dass er sich gerade eben noch mehr geleistet hatte, als nötig gewesen wäre. Zumindest wirkte er zerknirscht genug, um Erin zu verraten, dass er sich das Ende des Gottesdienstes nicht unbedingt herbeisehnte. Wie sie allerdings später Clara und Eli gegenüber Jerrys Verhalten erklären sollte, damit keiner der beiden nach Nachahmung strebte, wusste sie noch nicht. Ihnen würde sich sicherlich die Strafe des Jungen entziehen und sie könnten fälschlicherweise davon ausgehen, dass Jerry mit solch einem ungebührlichen Verhalten durchkam. Dennoch schenkte sie Terry ein aufmunterndes Lächeln und hoffte er würde es richtig deuten und verstehen, dass sie sein Verhalten guthieß. Sie selbst hatte sich stets sehr unwohl gefühlt, wenn während eines Gottesdienstes erboste Eltern mit ihrem Nachwuchs nach außen geeilt waren, um ein Fehlverhalten sofort abzustrafen. Man hatte doch meist in der Kirche sehr gut mitbekommen wie sehr ein Übeltäter zu leiden gehabt hatte. Die meisten mochten das gut heißen, Erin nicht. Es gab in ihren Augen genug andere Möglichkeiten, um einem Kind aufzuzeigen, was es verkehrt gemacht hat. Im Fall von Jerry war sich Erin allerdings nicht wirklich sicher, ob es klug wäre dem Jungen noch weiterhin mit Verständnis entgegen zu kommen. Eben, sicher, das war ein Missgeschick gewesen und hätte ihrer Clara und ihrem Eli genauso gut passieren können, auch eine kaputte Scheibe war nichts, was unbedingt mit Vorsatz passieren musste, auch eine kaputte Hose war kein Weltuntergang, aber sich zu widersetzen, und das wiederholt war auch etwas, das Erin niemals bei ihren Kindern dulden würde. Sie warf einen prüfenden Blick auf ihre Kinder. Clara wirkte zu ihrer Erleichterung entsetzt, auch wenn sie so etwas wie Bewunderung in ihrem Blick zu sehen glaubte, als sie Jerry mit einem musternden Blick maß. Eli dagegen grinste und hörte damit nicht auf. Sie bekam das Gefühl nicht los, dass sich die beiden Jungs nicht wirklich grün waren und das wäre in der Tat sehr schade. Würde es doch ihr Arbeitsverhältnis bei den Stevenson erheblich belasten. Doch Freundschaft ließ sich leider nicht erzwingen. Diese Erfahrung hatte Erin bereits in Bezug auf Eli und Charles gemacht und hatte schmerzhaft lernen müssen, dass man als Eltern nicht alles kontrollieren konnte.
Da Terry langsam in Fahrt kam und tiefe Einblicke in das bot, was er in nächster Zeit mit dieser Gemeinde beabsichtigte, richtete sie ihre Konzentration wieder auf die Worte des neuen Reverends und ertappte sich gelegentlich dabei, wie sie so überhaupt nicht mehr zuhörte, sondern stattdessen fasziniert von Terrys Anblick, seiner Art und Weise zu reden und sich zu bewegen, war. Sie musste sich mehrmals dazu ermahnen auch auf die Worte zu lauschen. Kurz vor Ende seiner Worte kam der Korb mit der Kollekte bei ihnen an und Erin, die schon ein paar Minuten zuvor nach etwas Münzgeld gesucht hatte, legte ihren Anteil hinzu und gab den Korb weiter an Randall, der ihn schließlich an Terry wieder übergab. Nach ein paar weiteren Worten über Organisatorisches bat Terry sie alle aufzustehen, damit er den Segen aussprechen konnte. Erin erhob sich und atmete einmal tief durch, erleichtert, dass die letzten Minuten ohne Störung verlaufen waren.
Jerry dagegen bekam nicht mehr viel von den Worten seines Vaters mit. Er hatte gewaltig daran zu knabbern, dass er es nicht ein einziges Mal hinbekam sich am Stück zu benehmen. Man sah es ihm nicht an, aber er schämte sich dafür, dass er eben den Gottesdienst empfindlich gestört hatte. Er wusste, dass sein Pa auf ihn wütend war und er später sich was anhören durfte. Oh und wie. Aber nein, an später wollte Jerry gar nicht denken. Von wegen gleich bestrafte Sünde.. als wenn es Pa reichen würde, dass er mit Gottes Willen sich das Knie auf dem harten Boden aufgeschlagen hatte. Nein, gewiss nicht. Pa würde ihn ganz schön in die Mangel nehmen. Missmutig hielt Jerry nach dem ermahnenden Blick seines Pas die Augen gesenkt und war ein wenig erstaunt, dass Miss Spencer neben ihm ein wenig angespannt war und spürbar ungehalten im Umgang mit ihm. Perfekt. Jetzt hatte er auch noch seine letzte Hoffnung verärgert. Ja, Jerry bekam beängstigend viel Zeit zum Nachdenken. Er hatte auch geflucht. Dummerweise schon wieder. Zweimal an einem Tag. Und er war sogar schon für das erste Mal bestraft worden. Das war nicht gut... Sein Bauch fing an zu schmerzen, weil die Angst entsetzlich drückte und er sich in seiner kindlichen Fantasie bereitwillig ausmalte, was sein Pa mit ihm alles anstellen würde. Er verabschiedete sich bereits von einem schönen Sonntagnachmittag und sah sich alleine und hungrig in sein Zimmer verbannt, während Ben sich auf dem Fest im Gästehaus amüsieren würde und von allen Köstlichkeiten nicht genug bekam. Wenn er Glück hatte, war das aber noch seine kleinste Sorge. Es gab bei weitem noch schlimmere Strafen, die beim genaueren Nachdenken in Jerrys Vorstellung größer und schrecklicher wurden. Irgendwann spürte er Miss Spencers Ellbogen, mit dem sie ihn sanft anstubste. Erstaunt hob er seinen Blick und sah alle um sich herum aufstehen. Hastig sprang er auf die Beine und hielt dieses Mal das Gesangsbuch fest. Waren sie schon am Ende? Er sah sich verstohlen ein wenig um, als sein Pa gerade den Segen für die Gemeinde aussprach und den Gottesdienst für beendet erklärte. Jerry wusste nicht, ob er darüber nun erleichtert sein sollte, weil das Ausmalen seiner Strafe damit ein Ende fand, oder ob er lieber wieder gleich reißausnahm, um dieser Strafe zu entgehen. Wieso nur war er zurückgekommen.... Ängstlich hob er seinen Blick und fühlte seinen Magen einmal mehr einen Salto schlagen, so dass es ihm ganz schummrig wurde, als er sah, dass sein Pa sich gar nicht lange aufhielt, sondern gleich auf die erste Kirchenbank zuschritt. Auf ihn... Und er wirkte so ärgerlich, enttäuscht und empört, wie er nur konnte und wie Jerry es nicht anders gewohnt war, wenn er den größten Bockmist ausgefressen hatte. Nun ja, er musste ja nur an sich herunterblicken, um zu erahnen welchen Eindruck er gerade auf seinen Pa machte. Einmal ganz von dem Rest abgesehen...Für den Moment gab es keinen Fluchtweg. Hinter ihm waren die Kirchenbänke, neben ihm Miss Spencer und deren ganze Familie... Oh wenn Pa nur nicht gleich hier und jetzt... instinktiv zog Jerry den Kopf ein, wurde aber von Miss Spencer überrascht, die sich auf einmal vor ihn schob und mit den Worten: "Eine wundervolle Predigt, Terry," seinem Vater den Wind aus den Segeln zu nehmen versuchte. Mit einem Lächeln versuchte Erin darüber hinweg zugehen, dass aus der Bank hinter ihnen zwischen dem Getuschel deutlich zu vernehmen war, dass man über Jerry sprach und jemand gerade versichert bekam, dass das tatsächlich der Junge vom Reverend war. Unmöglich! Wie zu hören war... "Wirklich. Ganz wunderbar. Oh, und es tut mir furchtbar leid, dass ich viel zu spät gekommen bin. Ich war eigentlich bei Zeit fertig, aber Jerry kam zu mir und bat mich um Hilfe," vielleicht würde das den Jungen doch noch ein bisschen in ein besseres Licht rücken, hoffte Erin, auch wenn sie der Meinung war, er hatte verdient, was auch immer er befürchtete und Terry für den Jungen im Kopf hatte. "Er wollte zurück in die Kirche und hat es sich alleine nicht getraut," sie warf Jerry einen warnenden Blick zu, der gerade hatte auffahren wollen. Also wirklich, ein Baby war er doch nicht! Und das sagte Miss Spencer alles vor Eli!!! Jerry war entsetzt, aber er verstand durchaus den Blick um sich auf die Zunge zu beißen, auch wenn er Eli unterdrückt kichern hören konnte. Idiot! "Oh und.. hm," sie sah etwas mit Unbehagen zwischen Randall und Terry hin und her... "Ich sollte wohl der Höflichkeit wegen meinen Ex-Mann vorstellen, Terry," sie nickte zu Randall hin. "Randall Bowman. Reverend Stevenson," auch wenn das offensichtlich war, gebot es die Höflichkeit auch Terry noch einmal namentlich zu erwähnen.
Terry vor der ersten Reihe im Gespräch mit Erin, Jermiah und Randall (Eili u. Clara sitzen dabei)
Abrupt blieb Terry stehen, als Erin sich wie schützend vor seinen Sohn stellte. Im Stillen hoffte er, dass sie das nur getan hatte, weil der Junge den Kopf einzog. Andererseits machte es ihn traurig, dass Jeremiah offenbar Angst hatte, jetzt und sofort von ihm übers Knie gelegt zu haben. Jeremiah konnte wissen, dass er ein solches Verhalten mißbilligte - auch bei sich. Ein mahnender Blick auf Jeremiah ließ den Jungen wissen, dass er jetzt besser die Füße stillhielt, so er Terry nicht noch mehr gegen sich aufbringen wollte. "Vielen Dank." War er eben noch ein bisschen blass in seiner Enttäuschung über seinen kleinen Strolch gewesen, erschien nun ein zartes Rot auf seinen Wangen. Obwohl er durchaus Erins ermutigendes Lächeln wahrgenommen hatte, hatte er mit einem Lob von ihrer Seite nicht unbedingt gerechnet. Sie fand noch mehr lobende Worte, die Terry tatsächlich Etwas bedeuteten. Bevor er darauf eingehen konnte, entschuldigte sie sich jedoch bei ihm für ihre Verspätung. "Dafür wirklich nicht, Erin." Seine Worte ihr gegenüber waren warm und unwillkürlich lächelte er charmant. Sein Herz schien vor Freude schneller zu schlagen, als er ihre Stimme hörte und ihre Augen sah. "Was soll das heißen, sich nicht getraut?" In seiner Stimme schwang sowohl Trauer, als auch Erleichterung mit, denn dass Jeremiah bei Erin Hilfe gesucht hatte, wollte ihm besser gefallen, als er wahrhaben wollte. "Jeremy?" Fragend sah er seinen Sohn an, denn es wollte ihm nicht in den Kopf, dass sein eigenes Kind Angst vor ihm haben könnte. Bevor er sich jedoch länger damit aufhalten konnte, stellte Erin ihm ihren Ex-Mann vor, Mr. Randall. "Guten Tag, Sir. Nett Sie kennenzulernen." Terry reichte dem Mann die Hand und ersparte sich den Hinweis darauf, dass er sich das bereits gedacht hatte. Die Kinder waren ihm äußerlich nicht unähnlich. "Guten Tag, Mr. Stevenson. Eine interessante Predigt." Der Mann gab ihm die Hand und lächelte charmant. Dennoch wollte Terry der Mann nicht gefallen, ohne dass er den Grund für diese Aversion hätte erfassen können. Dennoch hatte er sich offenbar auf seine Vaterpflichten besonnnen. Bei ihm waren die Kinder offenbar in guten Händen gewesen, denn sie hatten sich tadellos benommen - im Gegensatz zu seinem Strolch. "Danke, dass Sie so lange bei den Kindern waren, Mr. Bowmann, Wir sehen uns sicher noch?" Seine Frage war rhetorisch und noch bevor Randall antwortete, wandte er sich nun wirklich Jeremy zu. Jetzt sah er auch, dass dessen Hose nicht nur schmutzig war, sondern auch einen ordentlich Riss hatte und auch die Jacke hatte wohl schon bessere Zeiten gesehen. Dafür schuldete der Junge ihm ebenso eine Erklärung, wie dafür, dass er sich nicht zu ihm zurück getraut hatte. "Nun? Ich denke, Du hast mir daheim noch Einiges zu erklären, mein Junge. " Die Stimme erhob Terry nicht, aber dafür legte er eine deutliche Schärfe hinein. Oh, doch - Jeremiah wusste genau, was die Stunde geschlagen hatte. "So sehr, ich das auch bedaure - aber ich muss zunächst ein paar Vaterpflichten erfüllen..." Vermessen zu hoffen, sie warte auf mich.. Eifersucht stieg in Terry auf, als Randall Erin statt seiner nun den Arm und damit seine Begleitung anbot. "Machen Sie sich nur keinen Kopf, Sir. Ich werde Erin gerne begleiten und sie sicher im Gästehaus abliefern - sozusagen." Randall grinste - für Terrys Dafürhalten - ein bisschen boshaft, als er Erin auffordernd ansah.
Joe in der ersten Reihe, dann im Gespräch mit den McKays
Er war wohl nicht der einzige Nachzügler gewesen. Nach ihm und Matt betraten noch weitere die Kirche, von denen sich Joe jedoch nicht stören ließ, er war ja schließlich selbst nicht pünklich gewesen. Lediglich als der kleine Junge, nach dem Matt gefragt hatte eintrat, stieß er Matt leicht mit dem Ellbogen an. Den Rest des Gottesdienstes verhielt er sich daraufhin wieder still. Der Junge, der nun in der ersten Reihe saß, sah das wohl anders. Joe bedachte ihn kurz mit einem ausdruckslosen Blick und wandte sich wieder dem Reverend zu. Er hörte sich die kleine Predigt des Reverends an über Schuld und Sünder, die für ihn die fröhliche Stimmung, die zuvor durch den Gesang in ihm aufgekommen war, wieder etwas drückte, und sang mit dem Rest der Gemeinde das Vaterunser. Im Hintergrund hustete jemand, aber das bekam Joe nur am Rande seines Bewusstseins mit, nur kurz warf er einen Blick über die Schulter, kannte den Mann nicht und wandte sich beruhigt wieder ab, als andere den Anschein machten, sich darum zu kümmern. Ein auf dem Boden aufprallendes Buch ließ ihn kurz zusammenfahren. Joe runzelte die Stirn. Als wäre das noch nicht genug, folgte ein weiteres Pochen. Doch erst als daraufhin ein Fluch ertönte, wandte Joe seinen Blick hinüber zu der Geräuschquelle und er bemerkte, dass es wieder der Junge war, der auf dem Boden gelandet war und sich wieder hochrappelte. Er räusperte sich leise. Sein Vater hätte mit ihm bei so etwas die Kirche verlassen, ihn gezüchtigt und er hätte den Rest des Tages in der Sattlerei beim Leder polieren verbracht. Deshalb wunderte es ihn umso mehr, als im Grunde keine größere Reaktion folgte. Stattdessen wurde der Gottesdienst in aller Ruhe weitergeführt und Joe versuchte sich wieder auf die Worte des Reverends zu konzentrieren. Das Thema der Zehn Gebote kam auf. Nicht töten. Ein leidiges Thema, Joes Meinung nach, so wichtig die Gebote allesamt auch waren. Würde jemand seine Familie bedrohen, wäre er dann nicht dazu bereit, den Abzug zu drücken, wenn es unbedingt sein musste? Joe wusste die Antwort nicht. Es gab genügend Menschen, die nicht davor zurückschreckten, einem Mitmenschen eine Kugel durch den Schädel zu jagen. Würde er da nicht lieber die Schuld am Tod eines Menschen auf sich laden, als zuzulassen, dass die Menschen, die ihm am meisten bedeuteten, starben? Eine Schuld die nicht so einfach zu bereinigen war, wie der Diebstahl eines Apfels vom Baum des Nachbarn, nicht durch eine Beichte, vor allem wenn man sie nicht bedauerte. Würde Gott es ihm verzeihen, selbst wenn er es nicht bereute? Und wichtig war doch auch, was er sich selbst verzeihen konnte. Hätte der Reverend nicht auch eine Antwort geliefert, hätte Joe ihn später bestimmt danach gefragt. Er fragte sich jedoch, ob er mit der Annahme richtig lag, dass das, was Reverend Stevenson sagte, nicht unbedingt der Meinung aller entsprach. Wenn man ihm so zuhörte, konnte man fast auf die Idee kommen, ein Verstoß gegen eines der Gebote wäre nur halb so wild, hätte man nur die richtigen Beweggründe dafür. Joe dagegen hatte nichts dagegen, auch einmal die Worte eines Gottesmannes zu hören, der nicht stockkonservativ war, das war er selbst schließlich auch nicht, und er hoffte, dass es genügend Leute in der Gemeinde befanden, bei denen es sich ebenso verhielt, wenn es schon der erste Gottesdienst war, den Reverend Stevenson in Camden Village abhielt, oder dass zumindest sein Vorgänger nicht das vollkommene Gegenteil gewesen war. Der Rest der Rede bestand aus Einladungen und Organisatorischem. Zu dem Fest im Gästehaus würde Joe natürlich nicht nein sagen, den Rest ließ er jedoch mehr oder weniger an sich vorbei ziehen. Viel mehr wartete er ab, Matts Vater zu belagern, sobald sich die Chance dazu bot. Als der Segen ausgesprochen war, sah er sich deshalb sofort nach Mr. McKay um, und noch in der Kirche ging er auf den Mann und dessen Frau zu. "Mr. und Mrs. McKay? Einen schönen Sonntag wünsche ich. Wenn ich mich vorstellen darf, Jonathan Leery", sagte er kurz und reichte beiden höflich die Hand. Es war wohl einerseits eine Selbstverständlichkeit, sich höflich vorzustellen, andererseits konnte Joe nicht leugnen, dass er durchaus auch seinem Freund helfen wollte. Dass ihm das auch ein wenig unangenehm war, ließ er sich nicht anmerken. "Dieses... Missverständnis, das es hier offensichtlich gegeben hat wegen des Essens tut mir ausgesprochen Leid. Ich hoffe ich habe keine allzu großen Umstände bereitet." Dabei wandte er sich vor allem an Matts Vater und überließ es schließlich den beiden, ob sie das Gespräch lieber draußen weiterführten.
Terry vor der ersten Reihe im Gespräch mit Erin, Jeremiah und Randall, Eili u. Clara
"Oh und natürlich sein Sohn, Jeremiah," holt Erin mit einem feinen Lächeln Jerrys Vorstellung nach und schenkte ihm kurz einen Blick, der beruhigen sollte. Doch Jerry war sichtlich mit anderen Dingen beschäftigt - zum Beispiel mit einem finsteren Blick hinüber zu Eli, der deswegen noch lange nicht aufhörte breit zu grinsen, aber zumindest das Kichern einstellte, ohne das Erin selbst hätte ermahnen müssen. Oder damit dem Blick seines Vaters auszuweichen und ungewohnt kleinlaut und betreten da zu stehen. Zumindest zeigte er so viel Mut, dass er hinter Erin hervortrat, als Terry ihn ansprach. Der, wie Erin mit seltsamer Freude im Herzen feststellen konnte, sich über ihr Lob gefreut hatte. Hoffentlich hatte sie ihn aber damit nicht in Verlegenheit gebracht, denn die zarte Röte seiner Wangen war ihr nicht entgangen. Eine Entschuldigung wollte er über ihr Zuspätkommen nicht hören, was Erin mit einem Nicken und Lächeln auch einfach so hinnahm. Es war eine Erleichterung, dass er ihr deswegen nicht böse zu sein schien oder gar gleich schlechtes über Eli oder Clara zu berichten hatte. Nur dass sie in Bezug auf Jerry wohl einen Fehler gemacht hatte war ihr unangenehm. Sie hatte wirklich gehofft, wenn sie Terry kurz aufzeigte, dass es Jerry wirklich Mut abverlangt hatte, hier her zu kommen und er bereit dafür gewesen war Hilfe zu suchen, würde es Vater und Sohn helfen miteinander zu reden. Dem schien leider nicht so, denn Terry nahm Anstoss daran. Zumindest klang er enttäuscht darüber, dass Jerry sichtlich Angst vor ihm an den Tag gelegt hatte oder vielleicht auch nicht? Er konnte genauso gut davon ausgehen, dass Jerry angesicht einer vollen Kirche und der vielen Blicke gezaudert hatte. Aber dafür klang Terry viel zu sehr nach einem enttäuschten Vater, als dass Erin einen anderen Grund dafür zulassen wollte. Spontan kam Erin in den Sinn, dass Randall sich in all den Jahren nicht sonderlich viel um Eli oder Clara gekümmert hatte. Zumindest nie so weit, dass er sich bei Elis Dummheiten enttäuscht hätte zeigen können. Sie sah kurz zu Randall hinüber und dann zurück zu Terry. Es war nicht gerade der passendste Moment, aber es war schön mit Terry einen Mann vor sich zu haben, dem sein Sohn so viel bedeutete, dass dieser ihn auch entsprechend verletzten konnte. Ein Mann, der sich kümmerte, ein Mann der Eli vielleicht ein viel besserer Vater hätte sein können.. ach du meine Güte... sie schüttelte innerlich über sich selbst den KOpf und sah ein wenig enttäuscht auf Jerry hinab, der auf die Worte seines Vaters nur ein leises, belegtes "I-ich... ehm... ", stammelte und dann wieder verstummte. Da sie inzwischen alle miteinander bekannt gemacht hatte, half Jeremiah etwas zur Ruhe zu kommen und Terry vielleicht ebenfalls. Doch die Formalitäten waren rasch erledigt, ein Händedrück, ein paar kurze nette Worte und schon bot Randall sich an sie und die Kinder zum Gästehaus zu begleiten. Erin hatte Mühe ihre Enttäuschung darüber zu verbergen. Viel lieber wäre sie mit Terry gegangen, um ihm die Sache mit Jerrys Auftauchen besser erklären zu können und vielleicht doch noch ein gutes Wort für Jeremiah einzulegen. Da der Reverend jedoch gerade nach einer eingehenden Musterung seines Sohnes verkündete, dass er seinen Vaterpflichten nachzukommen hatte, ehe er sich dem Fest zuwenden konnte, hatte Erin keine andere Wahl, als Randalls Angebot anzunehmen. Nur darüber sich keine Enttäuschung anmerken zu lassen fiel ihr noch viel schwerer. Sie hatte gewaltig damit zu kämpfen ihr Lächeln bei zu behalten, das aber sehr dünn ausfiel. "Natürlich müssen sie dass," sagte Erin ein klein wenig zu reserviert und hätte sich dafür am liebsten Ohrfeigen können. Sie sah daher rasch auf Jerry herab, der als sein Pa ihn so streng gemustert hatte ganz automatisch das Bein mit dem nicht zerrissenen Hosenbein über das kaputte geschlagen hatte, ganz so als hoffte er damit noch etwas retten zu können. Ansonsten wäre er am liebsten in sich hineingeschlupft und ließ nur ein sehr klägliches "Ja, Sir," verlauten, als Terry mehr rethorisch in den Raum stellte, dass er eine Menge zu erklären hatte. Das hatte er wohl. Nur aber was? Sein Pa wusste doch schon alles und sein Aufzug sprach für sich selbst. Oh er saß so tief in der Tinte wie schon lange nicht mehr. Er senkte den Blick, als ihm Tränen aus purem Selbstmitleid in die Augen stiegen, kaum dass die scharfen Worte von Vater verklungen waren. Die ließen nun wirklich nichts Gutes ahnen. Mit hängenden Schultern verließ Jerry den Platz neben Miss Spencer und trat auf seinen Pa zu. Es hatte ja keinen Wert sich länger hinter ihr zu verstecken. Das würde seinen Pa nun wirklich noch wütender machen.
Erin die absichtlich den gebotenen Arm von Randall ignoriert hatte, tätschelte Jerry mutmachend die Schulter und ließ es sich nicht nehmen mit den Worten: "Jeremiah hat sicher einiges heute falsch gemacht, aber es war gut und mutig von ihm zu mir zu kommen," Terry zu verstehen zu geben, dass bei all dem Fehlverhalten doch noch etwas an Hoffnung in den Jungen zu setzen war. "Ich wünschte ich könnte mehr für dich tun, Jerry, aber ich glaub du weißt ganz gut, dass da nichts mehr zu retten ist.", entschuldigte sie sich bei dem Jungen, auch wenn das bestimmt nicht nötig gewesen wäre. Sie hatte ihm ja nichts versprochen, abgesehen davon ihn hier her mitzunehmen und dafür zu sorgen, dass sein Vater sich nicht gleich rächend auf ihn stürzen würde. Die Angst hatte sie bereits im Gästehaus für übertrieben gehalten und Terry bewies ihnen allen gerade bewundernswerte Ruhe und Geduld. "Ich freu mich auf später," die Worte waren schneller über ihre Lippen gekommen, als Erin ihren Sinn hätte verstehen können. Doch als sie diesen begriff, war es schon zu spät. Ach wie törricht von ihr anzunehmen, Terry hätte später auch nur eine Sekunde Zeit oder gar Interesse an ihr. So viele Menschen, die dort sein würden, da würde er bestimmt andere Sorgen haben, als an sie zu denken. "Es ist besser wir gehen," sagte sie daher hastig und schob Clara vor sich in den Gang, der sich schon etwas geleert hatte und winkte Eli Clara zu folgen. Randall warf sie nur einen entnervten Blick zu und wandte sich dann nur schweren Herzens von den beiden Stevensons ab. Sie hätte sogerne mehr für die beiden getan, die sie nun sich alleine überlassen musste und wohl sowohl Vater als auch Sohn der oftmals schwer zu lenkenden väterlichen Wut und Enttäuschung auslieferte. Ob sie beide alleine klar kamen, war ihr letzter Gedanke, als sie ihren Blick von Terry nahm. Ihr war noch im Gedächtnis, wie er ihr erst am Montag auf dem Weg nach Hause noch gestanden hatte, dass ihn Jeremiah oftmals überforderte. Wieso sah sie heute noch deutlicher, als am Donnerstag, als er ihr einen üblen Streich gespielt hatte. Wobei es sich ja letztendlich als eigentlich gute Tat herausgestellt hatte. Ja so irrwitzig wie es war, Jerry hatte gute Absichten damit verfolgt. Heute, da war sich Erin jedoch nicht so ganz sicher, was seine Absichten gewesen waren... Doch es lag nicht an ihr den beiden zu helfen. Sie war zwar Jerrys Lehrerin, aber auch dessen Vaters Haushälterin und als solche stand es ihr nicht zu sich einzumischen. So schwer es ihr auch fiel....