Terry mit Erin, Jeremia u. Randall mit Eli u. Clara
"Nun, vielleicht war das wirklich die bessere Entscheidung." Terrys Lächeln blieb unverbindlich, als er einlenkte. Natürlich war es auch ihm lieber, Jeremiah suchte sie bei Ihr Rat, Hilfe und Schutz, als dass er sich irgendwo in der Kälte draußen verkroch. Wahrscheinlich hatte der Junge damit sogar noch einen Gefallen getan, denn immerhin hatte Erin so einen guten Grund mit ihm zu sprechen, ohne fürchten zu müssen, dass ihr Ruf den seinen ruinieren könnte. Erin stimmte ihm zwar zu, als er sich auf seine Vaterpflichten besann, aber sie schien sich vor ihm wieder zurück zu ziehen und das schmerzte Terry, mehr als er wahrhaben wollte. Sicher - er hatte von Gott gehört, war sicher, dass sie zu ihm gehörte, aber ihr das aufzwingen zu wollen, war ihm fremd. Offenbar war er bereits dabei, echte Gefühle für sie zu entwickeln. Erins Entschuldigung bei Jeremiah ließ ihn annehmen, dass dieser sich offenbar mehr Hilfe von ihr versprochen hatte. War denn Jeremiah ein Junge, der bereits jetzt schon begann, Erin gegen ihn auszuspielen, oder aber seine Gefühle für diese für sich auszunutzen? Das vermochte Terry eigenlich nicht zu glauben. Dennoch ließ ihn dieser Gedanke einen nachdenklichen Blick auf seinen Sohn werfen. "Ich mich auch, Erin." Staunend über die offensichliche Freude, ihn zu sehen, die Erin gerade geäußert hatte, lächelte er sie an und konnte kaum verhindern, dass sein Lächeln eine Spur zu liebevoll geriet. "Ich werde da sein." Innerlich vedrehte er schon die Augen, ob seines dämlichen Kommentares, denn wo sollte der Hirte wohl sonst sein, wenn nicht bei seinen Schafen? Herr, oh Herr.. morgen werden es die Spatzen vom Dach pfeifen.. Terry fürchtete, dass zumindest Erin in seinem Gesicht lesen konnte, wie in einem Buch und war nicht sicher, ob das gut wäre, so sie seine Gefühle für sie erriete. Unter anderem, um das zu vermeiden, aber auch weil er schlicht anderen Menschen im Wege stand, die an ihm vorbei ins Freie drängten, wandte er sich nun Jeremiah zu, der immer noch betreten auf seine Fußspitzen sah. "So, auf mein Sohn. Da müssen wir nun beide durch." Terrys Blick ließ gar nicht erst Widerstand zu, als er geflissentlich eine gestammelte Erwiderung seines Sohnes überhörte. Für dessen Unschuldsbeteuerungen war es nun wirklich zu spät. Er ersparte es sich und dem Jungen, ihn hinter sich herzuzerren, oder gar am Ohr zu zerren, wie er das andere Väter schon einmal hatte machen sehen. Stattdessen legte er ihm nur eine Hand auf den Oberarm und nötigte ihn so, vor ihm die Kirche zu verlassen. Obwohl Terry wahrlich kein Freund großer Menschenansammlungen war, war er in dieser Situation dankbar für das Gedränge. So konnte er mit Jeremiah die Kirche verlassen, ohne sich jetzt noch lange damit aufhalten zu müssen, sich für seine nach Ansicht etlicher Mitbürger etwas zu laxer Erziehung zu rechtfertigen. Mißmutig und beschämt auf den Boden sehend stapfte Jeremy hinter ihm her und konnte kaum mit dem energischen Schritt seines Vaters Schritt halten. Glücklicherweise war es nicht sehr weit, so dass Terry nicht fror, obwohl er sich kaum die Zeit genommen hatte, seine Jacke zu schließen. Das zeigte wohl nur, wie erregt er gerade war und wie dringend er diese leidige Angelegenheit als erledigt betrachten wollte.
tbc.: mit Jerry in der Lakestreet 1a, Stevenson, Arbeitszimmer
Nachdem der Reverend das Wort ergriffen hatte, war die Unterhaltung abgebrochen worden. Rebeccah hatte Mister Towätsch nur kurz verstehend zunicken können, als er ihr versicherte, dass alles für ihn in Ordnung war. Das war gut und Rebeccah hatte auch nicht mehr das Gefühl Matthew unbeding verteidigen zu müssen. Nicht unter diesen Umständen. Der Gottesdienst selbst verwirrte Rebeccah sehr. Und obwohl sie gewohnte wie auch ungewohnte Lieder sangen, beteten und die Predigt hörten, war nichts davon gemacht um Rebeccah sich wohlfühlen zu lassen. Sie wusste gar nicht wie ihr geschah, als dieser neue Reverend ihr gesamtes Weltbild auf den Kopf stellte und alles, was ihr ihr Vater beigebracht oder unter anderen Umständen eingebleut hatte, wie eine Lüge dastehen ließ. Aber Rebeccah wusste, dass ihr Vater kein Lügner war. Nein, niemand hatte so gut die Bibel beherrscht wie ihr Vater, niemand hatte so leicht aus ihr zitieren können wie er und niemand hatte je so rasch ein passenden Spruch für jede Lebenssituation parat gehabt wie Vater. Hier zu sitzen und nun zu hören, dass Gott bereit war zu verzeihen und nicht alle Sünden sofort bestraft werden müssten, brachten Rebeccah durcheinander. Sie sah wohl Matt einmal aufstehen und hinausgehen, maß dem aber erst Bedeutung zu, als er bald darauf in Begleitung eines anderen jungen Herrn zurückkehrte und vorne wieder Platz einnahm. Rebeccah musste darüber ein wenig die Stirn runzeln und fragte sich, wer dieser Fremde war. Da sie natürlich keine Antwort auf diese Frage erhielt, hatte sie sich wieder Stevensons zugewandt. Alles was der Reverend später noch zu sagen hatte, als immer wieder Zuspätkommende hereinträufelten und gar sein eigener Sohn zu spät kam und sich in einem nicht unbedingt sonntagstauglichen Aufzug zeigte, war Rebeccah zu tiefst suspekt. Wie konnte er da vorne stehen und diesen ungezogenen Lümmel nicht sofort abstrafen? Er blamierten den Reverend und alleine der Fluch... Oh, ihr seeliger Herr Vater wäre in ihrem Fall persönlich von der Kanzel gestiegen und hätte sie vor der Gemeinde abgestraft (als Warnung, zu Hause hätte sie ihr bLaues Wunder erst noch erlebt). Nur so, hatte er stets gesagt, würde die Gemeinde lernen, wie wichtig es war, dem Bösen Einhalt zu gebieten, das in jedem Kind schlummere und auszutreiben sei, bis es auf den Weg gebracht war, um ein reiner Christ zu werden. Aber der Reverend da vorne zeigte ja nicht mal Willen dazu als gutes Vorbild voran zu gehen.
Als der Segen gesprochen war und sie für den restlichen Sonntag entlassen wurden, musste sich Rebeccah erst einen Moment setzen und tief Luft holen. Sie wusste im Augenblick nicht zu sagen, wie sie nächste Woche mit dem besten Gewissen hier wieder dem Gottesdienst beiwohnen konnte. Ach wäre Rev. Hawkins nur nicht in den Ruhestand eingetreten. Das war ein Mann nach ihrem Geschmack gewesen. Ganz wie ihr Vater. Das hier, das war... uferlos. Ja uferlos. Ein Aufruf an die Gemeinde selbständig zu denken und zu handeln und darin Halt zu finden im Zwiegespräch mit Gott eine Entscheidung zu fällen. Aber es wusste doch jedes Kind, dass auch die Erwachsenen vom Teufel verleitet werden konnten. Wie Eva einst im Paradies. Man war sich nirgends sicher, außer man hielt sich streng an die Bibel und fand so eine gerechte Anleitung? Nein, nein Rebeccah war mehr als nur verwirrt und vergaß für den Moment Mister Towätsch an ihrer Seite und die Verabredung mit Matt....
Randall im Gespräch mit Erin und Terry (in unmittelbarer Nähe auch Eli, Clara und Jeremiah)
"Nun, davon will ich Sie selbstverständlich nicht abhalten, Mr. Stevenson." Randall biss sich auf die Zunge, denn beinahe hätte er dem Reverend noch viel Erfolg gewünscht. Das Benehmen dessen Jungen ließ aber auch wirklich zu wünschen übrig. Erst war er weggelaufen, dann kam er in zerissener Kleidung zu spät wieder und zu guter Letzt, sorgte er auch noch für Unruhe im Gottesdienst - da kam schon Einiges zusammen und er hätte von seinem Vater dafür mehr als nur den Hosenboden stramm gezogen bekommen. Ihm selber lage es fern, seinen eigenen Kindern derart weh zu tun und doch benahmen sie sich weit besser als dieses Früchtchen. "ich würde sagen - wir gehen dann auch mal, nicht?" Fragend sah er Erin an, die ihn jedoch nicht weiter zu beachten, sondern nur Augen für Stevenson zu haben schien. Was die an diesem fand, konnte Randall noch immer nicht verstehen, aber er spüre sehr wohl dass dieser ein gewisse Anziehungskraft auf Erin ausübte. So ein Schweinepriester - erzählt von den zehn Geboten und begehrt doch seines Nächsten Frau - mit mir nicht, mein Freund. Fass Sie an und Du erlebst, ein Wunder - aber ein ganz tiefblaues. Missmutig starrte er Stevenson Löcher in die Jacke, als dieser vor ihm die Kirche verließ. Nein, dem gönnte er Erin nicht, aber wichtiger noch - ihr gönnte er das Glück auch nicht. Beide mussten doch erkennen, dass Erin immer noch zu ihm gehörte! Vielleicht war die Sache aussichtslos, aber so Erin tatsächlich nicht bereit war, mit ihm wieder nach San Francisco zu kommen, dann durfte sie auch keinen anderen Mann glücklich machen. Nein, sie war sein- seine Ex-Frau, sein Besitz, sein Spielzeug und letztendlich würde sie das auch einsehen. Ob sie echte Gefühle für Stevenson hegt? Damit machte sie sich wohl erpressbar.. Der Reverend verschwand in der Menschenmenge und damit aus seinem Gesichtsfeld, so dass Randall sich nun Erin und seinen kindern wieder zu wandte. "Na, dann wollen wir mal. Ehrlich gesagt, würde ich im Gästehaus schon gerne einen Sitzplatz bekommen wollen..[/i] Erin verweigerte ihm ihren Arm, so dass er den seinen nun wieder sinken ließ. Er war sich sicher, dass sie dem Reverend diesen wohl nicht verweigert hätte und erneut stieg Eifersucht in ihm auf. Kurz grinste er, denn vor diesem Hintergrund verspürte er noch nicht einmal den Anflug eines schelchten Gewissens. Warum solllte er auch? Der sollte sich mal nicht aufregen, weil Randall ihm den Opferkorb geleert hatte! Sagte nicht die Bibel zwar, man solle nicht stehen und doch ein Segen für den Nächsten sein und war diesen Lieben und zu unterstützen nicht das Wichtigste Gebot? Dagegen konnte auch er nicht viel sagen, denn ohne Zweifel war ihm Stevenson zum Segen geworden. Das geklaue Geld, dass er von den Kindern und Erin unbemerkt in seine Tasche gesteckt hatte, würde ihm den Lebensunterhalt für die nächsten paar Tag sichern - Dank sei der großzügigen Gemeinde vor Ort. Allerdings durfte man sich im Falle des frühzeitigen Entdeckens dieses Diebstahles nicht an ihn erinnern, obwohl der Reverend die Opferkörbe noch nicht geleert hatte. Es könnte also im Zweifel jeder gewesen sein. Wer sollte das bei dem Gedränge schon feststellen können?
Trotzdem mahnte er die Kinder nun zum Aufbruch und bahnte sich mit ihnen einen Weg durch die Menschenschlangen aus der Kirche. Erin würde ihm sicher folgen- schon um der Kinder Willen - und er hoffte, dass er sie während dieser seltsamen Feier doch noch davon überzeugen konnte, ihm nach San Francisko zu folgen.
Kurz grüßte er Ruth Cornwell, die Köchin des Gästehauses, die es sehr eilig hatte, diese zu verlassen. Wahrscheinlich hatte ihr die Predigt auch nicht gefallen und Randall gönnte sich die Sünde der Schadenfreude. Dieser Stevenson würde es schaffen, den ganzen Ort gegen sich aufzubringen!
tbc: mit Erin, Eli und Clara Mainstreet/Gästehaus/Speiseraum.
Hinterste Bankreihe Cassidy mit Elisa und den Freeman
Cassidy musste auf Elisas kurze Worte hin breit grinsen, bemerkte aber natürlich die Bewegung an Elisas Seite, die sicherlich von Mrs. Freeman ausging. Cassidy machte einen vielsagenden Blick, schwieg aber aus reiner Vorsicht Elisa zu liebe ebenfalls. Der Gottesdienst fing zumindest sie zu langweilen an. Zwar waren alle, die noch später hinzukamen interessant und eine Abwechslung, auch die Not des Klavierspielers sorgte für Ablenkung und die Flucherei aus der vordersten Reihe, wie auch diese neue Familie, die schräg vor ihnen saß und von denen der Sohn gerade einen Schlag auf den Hinterkopf erhielt. Na ja wer konnte es ihm verdenken, dass er unruhig wurde? In dem Alter verstand man doch nicht einmal ein Drittel von dem was der Reverend gewöhnlich von sich gab. Nicht mal sie verstand alles. Einerseits war es okay zu sündigen, weil man nicht jede Kleinigkeit vor Gott rechtfertigen musste, andererseits sollte man nicht vergessen, dass Bestrafung der Sünden nötig wäre, aber Jesus schon für deren Erlass gestorben sei und als wäre dem noch nicht genug, sollte man sich selbst fragen, welche Sünde zu brechen notwendig sei und auf welchen Bruch man doch lieber verzichtete. Das war sogar Cassidy ein wenig zu hoch und sie wusste doch gleich wieder, wieso sie die Kirchengänge so sehr hasste. Ab und an stöhnte Cassidy leise auf, als Rev. Stevenson kein Ende fand und ihr das Sitzen immer schwerer fiel. Sie wollte nicht über seine Worte nachdenken, weil sie sie für nicht wichtig und vor allem für leeres Geschwätz hielt. Ein paar Mal musste Cassidy sogar gähnen und damit sie nicht einschlief fing sie an über Sophie nachzudenken. Wo mochte die Freundin sein? Noch zu Hause im Bett? Und würde John sie dorthin lassen? Oder war sie wirklich so verrückt und arbeitete wieder und konnte deswegen nicht kommen? Würde sie überhaupt bemerken, dass sie extra für Sophie deren Lieblingskleid trug? Bestimmt... aber würde es ihr auch gefallen, würde sie Botschaft dahinter verstehen... Oh und es gab so vieles zu bereichten und zu erzählen... Nur befürchtete Cassidy dass Sophie nicht interessiert war und womöglich gar nicht zuhörte. Aber Cassidy wollte lieber ü ber das Stadtgeschehen reden, als Sophie mit ihrer Tat zu konfrontieren. Darüber reden mussten sie, aber vielleicht nicht heute? Auf einmal stand um sie herum wieder jeder auf und sie vernahm den Segen und konnte sich ein leises, erleichtertes "Hallelujah" nicht verkneifen. "Geschaft...," sie grinste zu Elisa hinauf. "Wärst du so nett und hilfst mir hoch? Ich würde gerne draußen sein, bevor sich alle im Mittelgang zu tote quetschen."
Matt erste Reihe zwischen Ben und Jonathan (daneben seine Familie)
Matt hatte kam nicht umhin, sich gestört zu fühlen, als nach seiner Rückkehr noch ein oder zweimal die Kirchentür klappte. Mit Erleichterung sah er, dass Miss Spencer Jeremy den Mittelgang hinunter kam. Der Junge hatte also tatsächlich bei dieser Schutz gesucht. Aber, wie sah der Junge nur aus? Wie ein Lump - ich an seiner Stelle könnte mir was anhören! Den freundschaflichen Stupser Joes, als dieser den Jungen sah, quittierte er nur kurz mit einem Grinsen, denn er hörte wohl zum ersten Mal seit langem einem Reverend genau zu. Wenn dieser nämlich Recht hatte, dann war der Konflikt, in dem er immer wieder stand, wohl schon in der Bibel begründet. Wie oft schon hatte er vor der Entscheidung gestanden, zu sündigen, um ein Unrecht zu vermeiden, einem Nächsten zu helfen oder auch nur, um eine begonnene Arbeit zu Ende zu bringen? Jeremiah war ihm wohl nicht so unähnlich, aber der Reverend war sicher nicht so streng mit diesem, wie sein Vater mit ihm. Dieser strafte jedes noch so kleine Vergehen ab und interessierte sich nicht dafür, ob das im Rahmen der Nächstenliebe geschehen war. Gebannt hörte Matt den Worten zu, ohne jedoch irgendeine Regung zu zeigen. Er war sicher, dass seinem Vater diesen nicht viel abgewinnen konnte. Für Matt jedoch nahm erfreut zu Kenntnis, dass dieser Jesus offenbar eine Lösung für dieses Problem hatte, das man eben von zwei Seiten vom Pferd fallen konnte. Es brauchte also weder noch mehr Opfer, oder noch mehr Bibellese, um Gott gerecht zu werden, sondern schlicht Glauben, Vertrauen und Gehorsam. Mit dem Glauben fand Matt war es einfacher, als mit dem Vertrauen in einen guten Gott, denn sein Vaterbild war eben - wie Stevenson schon erwähnte - von den Erfahrungen beeinflusst, die er mit seinem Vater gemacht hatte. Wie sollte er an einen guten Gott glauben, wie diesem vertrauen als einem Vater, wenn sein eigener ihm regelmäßig üble Schmerzen zufügte, nachtragend war und kaum Erbarmen kannte? Das war für Matt fast unlösbar. Dennoch schien er irgendetwas Richtig zu machen, denn er handelte meistens seinem Gewissen verpflichtet und das war wohl auch eine Form von Gehorsam. Ein nachdenklicher Zug erschien um Matts Mund, denn das war für ihn nicht so leicht auf die Reihe zu bringen. Entsprach denn sein Gewissen diesem höchsten Gebot? Sicher war es ein Handeln nach dem Gebot der Nächstenliebe gewesen, als er Jesse Harding aufgespürt und heimgebracht hatte. Das war ohne Zweifel wichtig gewesen, aber gehorchte er damit auch Gott? War er der Aufforderung Gottes, diesen zu lieben denn nachgekommen, damit - obwohl Jesse nun wirklich nicht gerade ein Mustermitglied der Gesellschaft war? Matt grinste kurz, als Terry bekannt gab, dass die Sonntagsschule entfiele. Darüber würden Martha und Ben sicherlich heute nicht besonders glücklich schätzen, denn so blieb wohl mehr Zeit für das väterliche Strafgericht. Er selber bedauerte zum ersten Mal seit Monaten, dass die Sonntagsschule ausfiel. Nicht dass er gerne dort war und eigentlich war er auch schon zu alt dafür, aber heute hätte er wohl gerne gehabt, Stevenson ein paar Fragen zu stellen. Diese Angelegenheit interesssierte ihn nämlich wirklich und er wollte wissen, ob Stevenson wirklich glaubte, was er sagte. Bei Hawkins war er sich da sicher gewesen, dass dem so war, aber dies war eine so völlig andere Botschaft.. Matt war irritiert, denn noch konnte er das Gehörte nicht verarbeiten. Kurz sah er zu Joe hinüber, konnte an dessem Gesicht aber kaum ablesen, ob der mit den Worten Stevensons konform ging, oder nicht. Fragen wollte er ihn aber auch nicht, zumindest nicht jetzt. Je näher der Gottesdienst seinem Ende kam, desto nervöser Matt. Er war fast sicher, dass Joe seine Zusage halten würde, mit seinem Vater ein paar Worte zu wechseln, aber auch darüber, dass dieser sich wahrscheinlich auch nicht von Joe in ein Gespräch über ihn verwickeln ließ. Trotzdem war er dankbar, dass Joe genau dieses versuchen wollte - ein gutes Wort für ihn einzulegen. Das rechnete er dem Freund wirklich hoch an, so dass er sich schon überlege,wie er sich revanchieren konnte. Das würde wohl auch noch Zeit haben müssen, denn er wollte nicht in Eile mit Mr. Clayton sprechen. Natürlich hoffte er, dass dieser sich auf einen Gesprächstermin am nächsten Tag einlassen würde, da er ja noch mit Rebeccah verabredet war. Rebeccah - hoffentlich läste dieser Luca diese überhaupt aus den Augen.. Kaum war der Gottesdienst zu Ende sah Matt sich nach Rebeccah um, konnte diese aber im Gedränge gerade nicht entdecken. "Danke, mein Freund. Wir sehen uns ja noch." Matts Dank war ernst gemeint, denn Joe schien ein Mann der Tat zu sein und besaß Integrität - eine Eigenschaft die Matt sehr schätzte. Er blieb noch einen Augenblick stehen, bevor er sich einen Weg durch die Menschen bahnte und auf Mr. Clayton zu ging. Diesen hatte er kurz gesehen und so wusste er ungefähr, wo er ihn zu suchen hatte.
Rebeccah und Luka (Luka nicht auf alles eingehend, sorry)[/size]
Luka hatte auch den Ausführungen des Reverends gelauscht und machte sich selber so seine Gedanken. Aber eines stach hervor: Er fand den Gottesdienst voll kommen ok. Gott war in seinen Augen nicht jemand, der nur Sünder strafte, da gab es mehr. Aber eben auch weniger. Aber Luka behielt seine Gedanken für sich. Niemanden ging es an, nur Gott und ihn. Aber auch Luka bemerkte natürlich die Störungen und auch die anderen Unterbrechungen. Aber er verhielt sich ruhig, merkte dann aber zum Schluss schon, dass er auch froh war, bald gehen zu dürfen. Er war katholisch und dies war ein anderer Gottesdienst. Und er musste über sein künftiges Leben nachdenken. Er blickte nur ab und zu unauffällig zu Rebeccah. Er konnte nicht wirklich sehen, wie ihr das alles hier gefiel oder auch nicht. Er dachte auch nicht mehr über den jungen, stürmischen Mann nach oder das, was sich hier teilweise in der Kirche zugetragen hatte. Luka merkte aber, dass er ein Ausländer war. Das einige seltsame Blicke auf ihm geruht hatten. Das war nicht weiter schlimm, aber er machte sich dann doch Gedanken darüber, wie sein weiteres Leben vielleicht sein sollte. Eigentlich wollte er nicht in einem Saloon arbeiten. Aber was wollte er dann? Er musste sich darüber Gedanken machen. Er freute sich sehr über sein neues Zimmer bei Mr. Firth und Miss Bailey, aber war es das, was er wollte? Er würde darüber nachdenken.
Worte für den Gottesdienst und über den Reverend fand er nicht. Der Reverend schien ok, mehr nicht. Rebeccah schien eh irgendwie in ihren eigenen Gedanken zu hängen und Luka hatte vorhin ein wenig das Gefühl gehabt, zu stören. Und auch glaubte er verstörte Blicke zu spüren, dass er mit einem so jungen Mädchen unterwegs war ... vielleicht half er Rebeccah eher damit, wenn er einfach ging. Denn alt genug, um auf sich aufzupassen, war sie. Aber er wollte sich auch nicht einfach so davon stehlen. Aber er war sich unsicher, wusste er doch nichts von Rebeccah und diesem Jungen. Also stand er schliesslich auf und blickte Rebeccah an und sagte: »Nun Miss, ich Ihnen danken. Werden Sie gehen zu Empfang? Ich denken ich nicht.« Er sagte keinen Grund, aber er wusste, dass er da momentan nicht hinwollte. »Ich danken Ihnen aber für Hilfe. Daher ich Sie nicht einfach so alleine lassen, es sein denn, das es wollen ...also wünschen, aber bitte verstehen Sie nicht falsch ... « Auf einmal lächelte Luka ein klein wenig verschmitzt. Denn er hatte zwar nicht viel zwischen Rebeccah und Matt mitbekommen, aber ein wenig schon. Rebeccah war in Lukas Augen alt genug, dass sie ihr eigenes Leben würde meistern können. Aber er war eben ein Gentleman und wollte sich nicht einfach davon stehlen.
[size=85]ooc: a. möchte ich Rebeccah und Matt nicht im Weg stehen, b. möchte ich möglichst raus aus allem, da ich die nächsten Tage kaum Zeit habe)
Megan und Jesse und Mr. Hayway und Familie in der Nachbarschaft Und der Rest in der Kirche
Jesse war seiner Megan unendlich dankbar. Zwar glaubte er zu spüren, dass sie ihm nicht alles abnahm, aber Jesse wollte und KONNTE hier eh gerade nicht reden. Worte drückten niemals wirklich das aus, was man empfand. Jesse ging es nicht gut, und doch wollte er zeigen, dass er sein eigener Herr war. Er hatte soviel an Stolz verloren, dass konnte niemand nachempfinden, aber er versuchte auch dennoch irgendwie er selber zu sein, auch wenn so mancher Mann von ihm dachte, dass er anders war ... ein Versager oder was auch immer. Aber das war Jesse gerade egal. Er schämte sich, dass er aus der Kirche flüchtete wie ein eben schwarzes Schaf und Megan nicht die Hilfe und Unterstützung gab, die sie verdienst hatte. Nun gut, dann war das eben so. Jesse war doch eh in den Augen fast aller Leute hier ein Versager, da machte das nun auch nichts mehr aus. Und doch schämte er sich, denn es machte etwas aus. Er hatte doch Megan helfen wollen. Und nun ging er fort. Aber Jesse musste fort. Zwar bekam er noch mehr mit von der Rede des Reverend, nahm dessen Worte auch irgendwie teilweise positiv auf, aber er konnte nicht wirklich mit diesen so daher geredeten Worten etwas anfangen. Jesse hatte etwas erlebt, was ihn nicht mit den Lehren dieses Jesus in Einklang brachte. Jesse war klar, dass er wohl nun erst Recht als Aussenseiter gelten würde, aber es war ihm egal. Denn Jesse scherte sich eigentlich einen Scheiss um das, was andere meinten. Er musste einfach raus hier. Nicht wegen dem Reverend, um den es ihm fast leid tat, der es doch nur gut meinte, es tat ihm auch im Megan leid. Aber Jesse musste fort.
Und so hatte er sich schliesslich raus geschlichen. Und dann atmete er die frische Luft und es tat gut. Von all den anderen kleinen Tragödien, welche sich zwischen den Menschen in der Kirche abgespielt hatten, hatte Jesse kaum mehr etwas mitbekommen, nur eines: Er fand alles furchtbar verlogen. Dies war noch nie seine Welt gewesen und es war wohl auch das letzte Mal, dass er eine Kirche betreten hatte. Was seine Hochzeit mit Megan anging, mal abgesehen. Aber im Moment war Jesse einfach nur schlecht, weil ihm der ganze Kram seiner Vergangenheit eingeholt hatte. Etwas, was wohl für niemanden verständlich war. Aber das war auch Jesse gerade egal, denn er brauchte all diese verlogenen Menschen nicht. Er wollte einfach nur weg und stahl sich schliesslich aus der Kirche.
Draussen übergab er sich dann erst einmal. Und es tat gut. Zum Glück bekam es niemand mit und Jesse achtete auch sehr darauf, dass es niemand mitbekam. Und dann stolperte er durch den Schnee an einen anderen Ort. Dennoch war er in Gedanken sehr bei Megan. Er hatte auf ganzer Linie versagt, war nicht für sie da und hatte nicht mal den Gottesdienst geschafft ... egal ... Für diesen Moment war Jesse einfach alles und jeder egal. Er meinte es nicht böse, aber er musste einfach nur fort von diesem Ort ... Worte waren einfach nicht sein Ding und ausserdem kamen zu schmerzhafte Erinnerungen in ihm hoch und da war es ihm echt egal, wer sonst was von ihm dachte. Denn Jesse kannte die so genannten Leute, die meinten, sie wären etwas besseres und harte Männer ... das wollte Jesse auch immer sein und dann hatte er erkannt, dass es auf etwas ganz anders drauf ankam ... Dennoch dachte er ständig an Megan. Aber er wusste ja, dass er sie wieder treffen könnte, im Gästehaus, beim Empfang des Reverends ... aber über die Hochzeit würde man ja wohl auch ein andermal reden können. Jesse war es auf einmal einfach alles zu viel. Und so staptfe er durch den Schnee, rauchte erst einmal eine Zigarette und kam dann aber irgendwann wieder vor der Kirche an, schliesslich wollte er ja Megan nicht alleine lassen.
Erste Reihe Francis mit der Familie und Joe, Matt entfernt sich
Francis atmete erleichtert auf, als Stevenson endlich ein Ende damit fand, ihn zu verwirren. Ja, Francis gab es nur ungern zu, aber sein Kopf schwirrte leicht. Dabei hätte er nur zu gerne alles, was der Reverend gesagt hatte als Unfug abgetan. Aber natürlich waren die Worte des Gottesmannes geschickt gewählt gewesen und fielen nicht ganz auf unfruchtbaren Boden. Francis konnte dabei nicht einmal sagen, wo genau er bereitwillig zugehört hatte. Wahrscheinlich würde die Predigt erst einmal reifen müssen und er auch gründlicher darüber nachdenken. Im Moment war er einfach zu durcheinander und überwiegend ein wenig verstimmt, weil der Reverend sogar nicht mit gutem Vorbild in Bezug auf seinen Sohn vorgehen wollte. Und dann ließ er auch noch die Sonntagsschule ausfallen. Nun gut, das kam wohl dem Feste zu gute und ihm selbst, weil Francis so die Zeit übrig hatte den eigenen Vaterpflichten nachzugehen. In diesem Punkt wollte er mal nicht zu kritisch mit Stevenson ins Gericht gehen. Aber es galt erst einmal mit Matt ein paar Worte zu wechseln. Er wollte ihm weder das Entfernen aus der Kirche einfach so durchgehen lassen, noch seine vorhin leicht verschnupfte Reaktion auf die Worte über Clayton und ein Gespräch mit diesem. Doch ehe Francis die Gelegenheit fand Matt entsprechend zurückzuhalten, wurden sie von seinem Begleiter angesprochen. Francis unterdrückte ein Augenrollen und sah eher enttäuscht als ärgerlich Matt in der Masse verschwinden. Ohne ein Wort zu verlieren. Na das hatte er ja fein eingefädelt. Für Francis bestand kein Zweifel darüber, dass Matt seinen Freund davon überzeugt hatte, guten Wind bei seinen Eltern zu machen und ihm so die Möglichkeit zu bieten, einem ärgerlichen Vater zu entgehen. Der kann sich nachher aber was anhören... Und wo wollte der Junge nur hin? Er reckte ein wenig den Hals, bekam aber nur kurz Matts Hinterkopf zwischen all den Leuten zur Sicht.
"Mister Leery," wandte sich Francis, nachdem er nach seinen Hut gegriffen hatte, an den jungen Mann, der höflich das Wort ergriffen hatte. Er griff nach der gebotenen Hand und drückte sie ein wenig fester als nötig. "Erfreut sie kennenzulernen." Seinen Blick hielt er dabei auf Leery gerichtet und sah ihm dabei fest in die Augen. Es war keine Drohung dabei, aber doch unmissverständlich von Anfang an geklärt, dass Francis niemand war, der sich belügen ließ und schon gar nicht auf schönes Getue hereinfallen würde. Und so, es hatte ein Missverständnis gegeben? Für ihn hatte es ganz danach geklungen, dass sich sein Sohn eindeutig versetzt gefühlt hatte und Molly hatte bereits schon den Gast am Abend gestrichen bzw. an Rebeccah als Ersatz gedacht. "Hm.. nein ich glaube Umstände hat es keine bereit, nicht war Molly?", er sah kurz zu seiner Frau und blickte dann wieder zu Leery. "So, sie sind also Matts neuer Freund?", im Ton schlug Francis einen Plauderton an, der nicht verriet, dass er bereits dabei war den jungen Mann auf Herz und Nieren prüfte.
Hinterste Bankreihe Cassidy mit Elisa und den Freeman
Elisa lauschte den Worten des Reverend sehr aufmerksam. Zum einen, weil seine Worte viel über seine Sichtweise aussagen würden und zum anderen, weil sie wriklich schwer verständlich waren, teilweise gar widersprüchlich wie ELisa fand und er legte jedem einzelnen eine ganz schöne Last auf. Sünden wurden bestraft aber auch verziehen und jeder musste für sich entscheiden, welche Sünden er begehen wollte und welche nicht. Bereit die entsprechende Strafe zu bekommen. Unterm Strich ein 'Macht was ihr wollt und lebt mit den Konsequenzen' Das würde vielen gewiss nicht schmecken und selbst für die sehr offene Elisa war das schwer verdauliche Kost, die der Reverend da präsentierte. Einige Male war sie einen leichten Seitenblick auf Cassidy, die mehr als einmal gähnte während der Predigt, was Elisa leicht schmunzeln liess. Die Schwarze nahm sich vor, bei Gelegenheit einmal direkt und alleine, ungestört mit dem Reverend zu reden und sich die gesagten Dinge genauer erklären zu lassen. Ihr Kopf brummte über dem gehörten und sie bekam das alles noch nicht wirklich sortiert. Etwas Zeit und wenn dann noch Unklarheiten waren, könnte sie diese immer noch ansprechen. Die Gemeinde erhob sich erneut und der Reverend läutete das offizielle Ende des Gottesdienstes ein. Ein kurzer Einstand wie Elisa fand, viel Gesinge, im Vergleich wenige Worte, aber der Reverend würde sich schon an seine neue Gemeinde gewöhnen. Ein leises, erleichtertes "Hallelujah" von Cassidy liess Elisa kurz lachen. "Geschaft...," sie grinste zu Elisa hinauf. "Wärst du so nett und hilfst mir hoch? "
"Aber sicher doch." vor Ihnen erhob sich der Fremde und baute sich im Mittelgang auf, bildete eine willkommene Blockade für die beiden Mädchen, die Elisa auch nutzte. Sie griff Cassidys Arm und zog die Freundin auf die Beine, wartete bis diese ihre Gehhilfen parat hatte. Die Blonde aus dem Saloon erhob sich ebenfalls und schob sich aus der Bank in den Hauptgang, der nun durch Mr Waltham und sie, gänzlich verstopft war. Genug Zeit und Raum für Cassidy sich einen sicheren Stand zu verschaffen. Die beiden Erwachsenen hinter ihnen tauschten kurze die typischen Freundlichkeitsphrasen aus und Elisa manövrierte sich um Cassidy herum, was sie dicht an Jake brachte, dem sie so unauffällig wie mmöglich einen kleinen Zettel zusteckte. Uhrzeit und Treffpunkt für ihren geplanten Nachmittag. Ein sehr kurzer Blick zu ihm und ein kurzes, sehr schwaches Lächeln, bevor sie sich wieder Cassidy widmete und sie abschirmte, so das sie in Ruhe zur Kirchentür gehen konnte. Jetzt bald würde der eigentliche Teil dieses Sonntags anstehen, auf den sich ELisa schon die ganze Woche freute.
Arthur neben Malone und Selina auf der Bank, dann auf dem Weg zu Clayton
Der Südstattler lauschte nicht allzu aufmerksam den Worten, welche der Reverend da von sich gab. Nicht weil es ihn nicht interessierte aber seine Aufmerksamkeit galt eher den Einwohnern und von hier hatte er vieles gut im Blick. Konnte Aktionen und Reaktionen sehen und auf diesen basierend die Leute ein wenig charakterisieren und sich schonmal die Troublemaker rausgucken. Der Kerl neben der Injun zum Beispiel. Alleine die Tatsache das er eine Wilde in die Kirche brachte, bewaffnet noch dazu, zeigte deutlich das er von allgemeinen Regeln wenig hielt und sich seine eigenen baute. Der Hustebär daneben, auf der linken Seite der süssen Blonden, machte sich aus der Kirche und wie Arthur annahm, um nicht zu stören. Gutes Benehmen, guter Mann. Er registrierte die verschiedenen empörten und sich gestört fühlenden Blicke der Mitbürger und auch diese Menschen sortierte er sich zurecht. Besonders den Dunkelhaarigen, relativ weit vorne, der dort mit seiner Familie sass und mit Blicken keine Gelegenheit ausliess um sich pikiert zu zeigen. Auch der aufgebügelte Lackaffe etwas rechts von Arthur, fein gestutzter Bart, adrette Kleidung, höhere Schicht und ein Stadtkind wie Arti ihn zusammenfasste. Banker, Anwalt oder Arzt würde er schätzen. Ganz verknöcherter Vorreiter der alten Werte. Das wenige, das Arti von der Predigt mitbekam, machte nur bedingt Sinn und gehörte eher in die Kirchen der Metropolen. Solche ine Predigt würde er eher in Los Angeles, Santa Fe, Denver, Boston oder New York erwarten. Ein Prediger vom Five Points, der sagte solche Sachen. 'Eure Schuld wurde abgeswaschen, ihr könnt von vorne anfangen. Es ist Euch überlassen was ihr brecht und was nicht, ausser das Gebot Gott zu lieben. ' Klar, wenn das kein Freibrief war, scheisse zu bauen, was dann? Seicht schüttelte der Súdstaatler den Kopf. Da wúrde der Reverend sich gewiss keinen Gefallen mit tun, vorausgesetzt Arti hatte alles auch richtig verstanden.
Der Reverend bliess zum Abrücken, auf die übliche, kirchliche Weise und Arthur erhob sich. Neben ihm rutschte die Blonde aus der Bank und begrüsste ihn freundlich und höflich, was Arti auch erwiderte und sich vorstellte, was die Blonde ihm wiederum gleichtat. Mit Vornamen. Kurz blinzelte Arti, bevor er nickte. Wenn sie es so wollte, na bitte sehr. Hinter ihm wurschtelten sich die Mädchen, die Weisse mit der Krücke und der Niggerableger aus der Bank und Arthur blickte über die Köpfe der sich langsam erhebenen Gemeinde hinweg, verabschiedete sich kurz bei der seltsamen Blonden und machte sich auf den Weg zu dem betagten Mann neben Emily Hunter, der ihm als Sheriff ausgewiesen worden war. Sich vorstellen und anbieten zunächst nur. Alles weitere würde sich zeigen. Heute, vielleicht erst morgen. Arthur hatte keine Eile.
Matt im Gespräch mit John im Mittelgang, Emiy in unmittelbarer Nähe
Erleichtert darüber, dass sein Vater nun keine Gelegenheit hatte, vor ihm mit Mr. Clayton zu schaffen oder aber zurück zu halten, ging Matt sehr zielstrebig durch den Mittelgang auf die Reihe zu, in der er den Sheriff vorhin hatte kurz sitzen sehen. Ein kurzes Lächeln schenkte er Rebeccah, die ausgesprochen still noch immer auf ihrem Platz saß. Er wollte sie jetzt nicht stören und beobachtete den Kroaten missmutig, der offenbar kein Gespür dafür hatte. Dabei war es eindeutig, dass Rebeccah einen Augenblick Zeit mit ihren Gedanken allein haben musste. Warum lässt er sie denn nicht in Ruhe.. egal. Fass sie an - und Du kriegst einen Riesenärger. Matt kannte sich gut genug, um zu wissen, dass er im Falles eines Falles sofort für Rebeccah einstehen würde und das nicht nur weil er sie gern, ja lieb hatte. Nichts in Lucas Verhalten ließ ihn annehmen, dass sein Eingreifen erforderlich sein könnte und darüber war er im Moment ganz froh. Erstens wollte er nicht noch den Unmut seines Vaters auf sich ziehen und zweitens hatte er ja andere Pläne, auch wenn diese wohl nicht allzuviel Zeit in Anspruch nehmen. Kurz warf er einen Blick nach dem Reberend, der es ausgesprochen eilig hatte mit Jeremiah die Kirche zu verlassen. Das konnte Matt gut nachvollziehen, denn der Junge hatte sich unmöglich benommen - selbst für Matts Dafürhalten. Inzwischen hatte er Mr. Clayton erreicht und registrierte mit leichtem Unmut, dass dieser nicht alleine, sondern im Gespräch mit seiner Haushälterin, Miss Hunter war. Diese kannte er nur flüchtig vom Sehen und ein bisschen fühlte er sich durch ihre Anwesenheit verunsichert und fürchtete deren Gespräch mit Mr.Clayton zu stören. Andererseits mochte es sein, dass dieser ganz froh darum war, dieses Gespräch nicht fortsetzen zu müssen. Matt blieb in respektvollem Abstand zu beiden stehen und wartete, bis der Sheriff zu Ende gesprochen hatte, bevor der durch ein Räuspern auf sich aufmerksam machte. "Guten Tag, Miss Hunter, Mister Clayton. " Freundlich, aber höflich begrüsste er die Erwachsenen und fühle sich mal wieder hoffnungslos unterlegen. Er war das Kind, sie die Erwachsenen und Kinder hatten nicht von sich aus das Wort zu ergreifen. So hatte er es gelernt, aber bis zu welcher Grenze man nun Kind war, erschloss sich ihm nicht. Sein Vater würde ihn wohl nicht als erwachsen betrachten, so er hundert Jahre wäre. Hoffentlich geht das jetzt nicht in die Hose.Matt hatte sich keine Worte zu Recht gelegt, sondern verließ sich auf seine Intuition und die ihm eigene Spontanität. "Ich will Sie nicht lange aufhalten, Sir. Fall Sie einen Augenblick Zeit hätten?" Fragend sah Matt den Sheriff an und hoffte, dass dieser ihm wohlgesonnen war. Sicher konnte er sich nach ihrem letzten Zusammentreffen nämlich nicht sein. Dem Gesichtsausdruck des Sheriffs konnte er nicht Zustimmung ablehnen, aber den Kopf würde Mr. Clayton ihm wohl auch nicht gerade abreißen. Wird schon schiefgehen..mehr, als nein, aber netter Versuch, kann je nicht passierenMatt bekam feuchte Hände, so nervös war er, und widerstand der Versuchung, diese an seiner guten Hose abzuwischen. "Ich.. Ehrlich gesagt, komme ich wegen einer möglichen freien Stelle - als Deputy. Dafür würde ich gerne vorstellig werden, mich bewerben, so es ihre Zeit zulässt?" Matt atmete hörbar erleichtert auf, denn jetzt war es raus. Wahrscheinlich war sein Anliegen ungewöhnlich formuliert, was sicher auf seine Nervösität zurückzuführen war, aber er hatte gesagt, was er hatte sagen wollen. Nun würde Mr. Clayton entscheiden müssen, was er mit dieser Ansage anfangen wollte.
Sie hatte es gewußt! Emily hatte gewußt oder doch irgendwo in ihrem Inneren geahnt, daß es genau so ablaufen würde, wie es gerade geschah: Sie mochte über die vergangenen Tage noch so sehr geleugnet haben, was sich zwischen John und ihr abgespielt und was sie dabei empfunden hatte – jetzt, da er sie einmal dazu gebracht hatte, ihm ohne ein sofortiges Ausweichen zu antworten, war ihr innerer Abwehrwall rasend schnell in sich zusammengefallen. Ihr Herz klopfte wie wild, teils wegen seiner Nähe, teils weil sie sich der krassen Unangemessenheit ihrer Gedanken hier in der Kirche, am heiligen Sonntag, wohl bewußt war. Beim Blick in seine Augen hatte sie einmal mehr das Gefühl, hineinzustürzen wie in tiefe Seen, zu ertrinken, in einem seltsamen Schwebezustand festgehalten zu werden... die kleine Haushälterin fühlte sich, als sei sie hypnotisiert, ohne jeglichen eigenen Willen. Nein, nicht ohne einen Willen, sondern sogar mit einem sehr festen und unbeugsamen Willen – nur eben dem, jeden Wunsch aus diesen wunderschönen, endlos tiefen Augen abzulesen und deren Besitzer ihre tiefe Zuneigung und Verehrung zu zeigen. Wenn Clayton in diesem Augenblick etwas von ihr verlangt oder einen Wunsch geäußert hätte, sie hätte gewiß alles in ihrer Macht stehende getan, um dem nachzukommen. Hilflos sah sie zu ihm auf und war nicht in der Lage, sich zu rühren oder etwas zu sagen, solange er ihre Lähmung nicht aufhob, indem er sie etwas fragte. Dabei pochte in ihrem Hinterkopf zugleich der Gedanke, daß es bald jemandem auffallen mußte, wenn sie weiterhin so unanständig den Sheriff anstarrte. Oder nicht..?
Wieviel Zeit war eigentlich vergangen, seit sie Johns Frage mühsam beantwortet hatte, um danach in diese Starre, dieses gebannte Warten zu verfallen..? Tatsächlich waren es nur wenige Herzschläge, doch Emily kam es vor, als habe sein Blick sie für Stunden oder Tage festgehalten. Da plötzlich lächelte er ihr zu – ihr Herz tat einen Sprung – und ergriff ihre Hand! Wie langsam aus einer Ohnmacht erwachend blickte sie ihn noch einen Moment an, um sich dann tief errötend und mit gesenktem Kopf ihrerseits nach vorn zu wenden. Angestrengt, aber wenig erfolgreich suchte sie ihre Gedanken zu ordnen, während sie ihre verdächtig zittrige Hand rasch unter ihrem Schultertuch verschwinden ließ und dort auf ihre Brust legte. Himmel, ihr Herz schlug tatsächlich wie wild! Orientierungslos wie sie war, suchte sie sich auf die Predigt zu konzentrieren, auf etwas, das ihr Halt geben würde, wie sie hoffte. Doch weit gefehlt! Kaum die Hälfte dessen, was der Reverend sagte, enthielt die reine, züchtige Strenge, die sie sich erhofft hatte. Vielmehr sprach er in einer völlig ungewohnten Weise, vermittelte ihr einen viel zu milden, wenig sittenstrengen Eindruck und verwirrte die kleine Frau damit noch mehr, statt ihr durch eine Betonung der gewohnten Regeln, eine Wiederholung und Bekräftigung ihrer altbekannten Lebensgrundsätze, wieder eine Orientierung zu geben. Sie mochte eine einfache Bedienstete sein, zudem eine Frau, und verfügte daher natürlich nicht über die Bildung eines Gottesmannes. Doch war sie den Predigten von Stevensons Vorgänger doch zumindest mit dem Herzen immer inbrünstig gefolgt. Seine Botschaften waren ihr klar und verständlich gewesen.
Was sie nun zu hören bekam, machte ihr dagegen eher Angst. Sie versuchte verzweifelt, einen roten Faden zu finden, vielleicht irgendein Bibelzitat, ein Gleichnis zu hören, das sie auf ihre Situation, auf ihre Sünde mit John beziehen konnte. Und wenn es eines gewesen wäre, das ihr Reue und Buße befohlen hätte, sie wäre dankbar dafür gewesen. War es nicht Aufgabe eines Predigers, den Menschen Orientierung zu geben im Leben, ihnen zu zeigen, wie sie sich wieder reinwaschen konnten von den Sünden, die sie begangen hatten? Doch sie wartete vergebens auf etwas, das sie verstanden hätte. Der Reverend sprach sehr allgemein von Sünde und Strafe, von Vergebung. Die kleine Britin hatte keinen Erfolg bei dem Versuch, seine Ausführungen auf ihre konkrete Situation zu beziehen. Ihr fehlten klare, einfache Bilder wie die der Gleichnisse. So war sie am Ende weder in der Lage, der Predigt zu folgen, noch sah sie irgendeine Richtung für ihr weiteres Verhalten, eine Vorgabe, ein Gebot, dem sie folgen konnte. Und das hieß nicht mehr und nicht weniger, als daß sie auf ihre eigene Urteilskraft angewiesen war. Das war es, was ihr Angst machte. Sie war gewohnt, Befehle zu befolgen, und es war bislang immer gut so gewesen. Nun, wurde ihr mit Schrecken bewußt, mußte sie selbst entscheiden, was zu tun war. Und wie schwach und sündig sie war, hatte sie sich ja bereits selbst bewiesen... Stumm betete sie um einen Fingerzeig des Himmels, wie sie zu Errettung ihrer Seele und vor allem zu Johns Bestem entscheiden sollte. So sie überhaupt die Kraft zu einer freien Entscheidung aufbringen konnte, sobald sie wieder im Bann seiner Augen stand...
Sie verbrachte den restlichen Gottesdienst hauptsächlich mit Selbstvorwürfen und sorgenvollen Gedanken, bis sie schließlich von Johns erneuter leiser Frage aufgeschreckt wurde und – sie hatte es kommen sehen – wiederum nickte, beflissen, ihm zu willen zu sein. Er wollte mit ihr reden, mit ihr zu den erwähnten Feierlichkeiten gehen, und etwas in ihr riß die Entscheidung an sich – natürlich würde sie alles tun, was ihn glücklich und zufrieden machen konnte! Wieder zog es ihren Blick zu ihm hinauf, obwohl er dadurch das rote Aufflammen ihrer Wangen deutlich sehen mußte. Doch nicht einmal die Scham über die so deutlichen Zeichen ihrer Empfindungen konnte das Etwas in ihr davon abhalten, ihm nahe sein zu wollen. Sie hatte es gewußt! Einmal in seiner Nähe, seine Stimme im Ohr und seine Züge vor ihren Augen, wäre es vorbei mit ihrem Ausweichen und dem Widerstreben! Erst die Stimme eines anderen Mannes, wohl eines sehr jungen Mannes, der Stimmlage nach, hinter ihr löste noch einmal den Bann von Emilys Gliedern. Sie drehte sich zu dem Sprecher um, nickte ihm mit einem leisen "Guten Tag." grüßend zu und senkte dann rasch züchtig den Kopf. Das hatte für sie den Vorteil, daß der Neuankömmling ihre Verlegenheit nicht erkennen konnte. So hoffte sie zumindest. Zu ihrem Glück schickte es sich für eine Frau sowieso nicht, in ein Gespräch unter Männern ungefragt hineinzureden, selbst wenn der eine wirklich sehr jung wirkte. So konnte sie bescheiden dabeistehen und fiel nicht durch ihre Nervosität auf. Unangenehm war einzig, daß sie zwischen John und seinem Gesprächspartner stand und beide daher an ihr vorüber den jeweils andere anblickten. Nur keine Aufregung zeigen! Mit einer etwas zittrigen Hand raffte sie ihr Schultertuch ein wenig enger und blieb mit gesenktem Kopf zwischen beiden Männern stehen.
Für Ben war der Gottesdienst sehr zwiespältig verlaufen. Einerseits war er die ganze Zeit über ziemlich unsicher gewesen, was den eigentlichen Ablauf anging. Singen, schön und gut – er besaß eine kräftig und durchaus wohlklingende Stimme. Aber erstens waren da Lieder gesungen worden, die er so gut nicht kannte, als daß er hätte aus voller Kehle einstimmen können. Und dann waren da auch die Worte des Predigers, die ihn doch ganz schön verwirrt hatten. Er wußte sehr wohl, daß er nicht zu den klugen Menschen zählte, daß er etwas dumm im Kopf war. Aber bei den meisten Predigten seines bisherigen Lebens hatte er doch irgendwo erfaßt oder zumindest geahnt, worum es ging. Da war es beispielsweise um die Sünde der Trunkenheit gegangen. Derlei Botschaften waren ihm eingängig. Wer sich betrank, wurde gemein, roh und ausfallend. Er beleidigte Menschen, fing an, Mädchen zu schlagen oder andere Verbrechen zu begehen. Also sollte man den Whiskey meiden. Eine klare Regel. Trinken war böse, Abzi... Abso... Verzichten auf Whiskey war gut. Er mochte klare Regeln. Am Ende dieser seltsamen Predigt aber war er so schlau wie zuvor, oder sogar noch weniger. Er hätte nicht einmal zu sagen gewußt, worüber der Reverend gesprochen und was er damit hatte sagen wollen. Oh, bestimmt war alles klug und richtig, was gesagt worden war. Der Mann hatte ja schließlich irgendwo in einer Schule gelernt, was Gott von den Menschen wollte. Aber ganz offenkundig hatte er nicht gelernt, wie man es den Leuten sagte. Oder aber Ben war der Einzige, der ihn nicht verstanden hatte... ein Gedanke, der den Riesen bedrückte, wenn er sich so umsah.
Er konnte dank seiner immensen Körpergröße über die Köpfe hinweg sehen, erkannte aber nirgends ein Anzeichen ähnlicher Unsicherheit. Vielleicht war er ja wirklich der einzige Trottel, der es nicht kapierte... ein verlegener Seitenblick auf Abby hatte ihn belehrt, daß auch sie der Predigt konzentriert zu folgen schien. Er starrte auf seine Hände und wünschte sich einmal mehr wenigstens ein kleines bißchen mehr Grips in seinen Schädel. Bestimmt wäre er ein besserer Mann für sie, wenn er klug wäre! Doch es geschah kein Wunder, keine plötzlich klare Erkenntnis hob die Schleier der Verwirrung von ihm. So blieb ihm nur der Vorsatz, seiner Abby nach dem Gottesdienst zu beichten, daß er sich bemüht, aber nicht ganz verstanden hatte, was der Reverend hatte sagen wollen. Möglicherweise konnte sie es ihm ja erklären? Abby hatte so eine Art, viele Dinge so einfach zu erklären, daß Ben sie verstand. Das war eine wundervolle Gabe, die ihn die kleine Frau noch inniger lieben ließ. Der Gedanke an ihre gemeinsame Zukunft ließ ihn im Verlauf des Gottesdienstes die Sorge um sein Seelenheil fürs erste vergessen. Als sich die ersten Zuhörer aus den Bänken erhoben und man nach draußen zu drängen begann, faßte er sich ein Herz – immerhin handelte er hier in aller Öffentlichkeit! – drehte sich zu seiner kleinen Angebeteten herum und bot ihr unbeholfen seinen Arm. "Ähm, hm, also... d-darf ich Sie begleiten, Miss Abby?" Er schwitzte ein wenig. Ben spürte genau, daß er nicht der Mann für feine Gesten war. Ihm wäre es recht gewesen, wenn sie nur rasch ja sagte und sich bei ihm einhakte. Dann würde er ihr mit seiner breiten Gestalt schon einen sicheren und bequemen Weg nach draußen bahnen. Und wehe dem, der auch nur an ihren Rocksaum käme! Immerhin würde sie ja schon bald sein Mädchen sein..!
Eric, Sarah & Selina eine Reihe dahinter die Freemans und Cassidy, die meisten Bürger auf dem Weg nach draußen
Na wenn das mal kein interessanter Gottesdienst gewesen war. An für sich hätte der neue Stil von Reverend Stevenson schon ausgereicht, um eben dies zu behaupten. Doch während des Gottesdienstes war noch so viel anderes geschehen, teilweise nur kleine Sachen, doch zusammen ergaben sie nicht unbedingt das Bild eines guten Einstiegs für den neuen Reverend. Was Selina irgendwie Leid tat, immerhin war ihr der Mann sympathisch, da er die Menschen auf einem ganz anderen Weg zu erreichen versuchte, als es bei Hawkins der Fall gewesen war. Er war irgendwie… persönlicher. Menschlicher. Näher am Geschehen. Das nahm ihm keineswegs die Autorität, im Gegenteil. Stevenson war auch nur ein Mensch wie sie alle und das sollte auch jedem hier klar sein. Aber er zählte in seiner Rolle als Reverend eben als ein Vertreter Gottes und obgleich er völlig andere Töne als sein Vorgänger anschlug, waren diese nicht minder respekteinflößend. Natürlich würde es etliche Leute geben, die das nicht so sahen. Die sich die Mäuler zerreißen und Hawkins zurückwünschen würden. Auf Anhieb würden der Schmiedin gedanklich mehr als bloß eine Handvoll einfallen, die sie ohne nachzudenken aufzählen könnte. Aber es gab sicher ebenso viele, die Stevenson wohlgesinnter waren. Vielleicht brauchten einige von ihnen auch einfach etwas Zeit, um sich an den neuen Stil zu gewöhnen. Es war ja letztendlich doch sehr gewagt, stellte es für einige Menschen eine Drehung um 180 Grad dar. Und wenigstens ein paar von diesen Leuten sollten doch lernfähig und offen für Neues sein…
Als Reverend Stevenson den Gottesdienst abschloss, entstand sofort das typische Gedränge in Richtung Ausgang, und Selina blieb erst einmal in Ruhe auf ihrem Platz sitzen. Sie und die Malones waren ja sowieso in die Reihe hinein gerutscht und saßen somit niemandem im Weg. Der Blick der Schmiedin schweifte nur kurz über die Anwesenden und sie wunderte sich, dass sie Mr. Harding nicht mehr ausmachen konnte. Hatte er nicht etwa auf selber Höhe mit ihnen gesessen, nur auf der anderen Seite? Vorhin war aus dieser Richtung allerdings auch heftiges Husten zu hören gewesen, das vielleicht von ihm gekommen war. Die Schmiedin hatte sich nicht umgedreht, sie mochte es ja selbst nicht, in solchen Situationen begafft zu werden, daher tat sie das auch bei anderen nicht. Ebenso wenig war sie auf das Kinderfluchen eingegangen, das vorhin aus den vorderen Reihen zu hören gewesen war, auch wenn es sie kurz zum Schmunzeln gebracht hatte. Gut, es war sicher alles andere als lustig, besonders für die Eltern. Aber Selina war selbst jemand, der im Falle eines Falles fluchen konnte, dass es jedem Seemann die Röte auf die Wangen treiben würde. In manchen Situationen mochte es einfach helfen, auch wenn es nicht angebracht war. Das war vermutlich auch eine solche Situation gewesen, denn mitten im Gottesdienst einen solch üblen Fluch auszustoßen war schon… peinlich… aber wenn erstmal Gras über die Sache gewachsen war, konnte man darüber sicher lachen. Später würde es jedenfalls für den Jungen eine wunderbare Geschichte sein, die er in reiferen Jahren seinen Kindern und Enkeln erzählen konnte.
Nun fand Selinas Blick jedoch wieder zurück zu Eric und Sarah Malone und sie lächelte den Beiden zu. Ihr gefiel einfach der Anblick der Beiden, dieses hübsche kleine Mädchen mit ihrem Vormund, der – obgleich er eben nicht ihr Vater war – sich trotzdem wie ein solcher verhielt und es ihr nicht bloß mit Worten, sondern mit seiner ganzen Körperhaltung zeigte. Ihr einfach Sicherheit gab. „Und, wie hat es Ihnen beiden gefallen?“, fragte die Schmiedin schließlich und schloss Sarah mit Absicht in die Frage ein. Das Kind konnte doch ruhig mitreden, sicher hatte sie auch eine Meinung zu diesem Gottesdienst, warum sollte man sie dort ausschließen? Selina hatte es früher immer gehasst, wenn Erwachsene sich über ihren Kopf hinweg unterhalten hatten und am Ende noch über sie gesprochen hatten, als ob sie gar nicht anwesend wäre. Grässlich. „Gehen Sie auch noch auf den Empfang ins Gästehaus?“ Dort würde es zwar auch viel Geschwätz geben, das kein Mensch brauchte, aber der eigentliche Grund war ja der Einstand des neuen Reverends und deswegen lohnte es sich durchaus, dorthin zu gehen.
((ooc: Sorry, dass es mal wieder so lang gedauert hat, aber es war ja auch genug zum Nachlesen da xD ))
Hinterste Bankreihe Cassidy mit Elisa und den Freeman
Auf Elisas Zustimmung zu helfen, erwiderte Cassidy mit einem kräftigen "Danke," denn verlegen war sie angesichts ihrer Verletzung nicht um um Hilfe zu fragen. Sie war nun einmal darauf angewiesen und das verkraftete ihr Stolz ohne weiteres. Es war nicht sehr schwer mit Elisas Hilfe auf die Beine zu kommen, zumal der Fremde vor ihnen sich gerade auch erhoben hatte und anders als der Rest nicht Richtung Ausgang strebte, sondern gegen den Strom anzugehen versuchte. Das verschuff ihnen ein wenig Platz. Wohin der Mann wollte versuchte Cassidy erst gar nicht herauszufinden. Mit Elisas Hilfe kam Cassidy einigermaßen gut in die Höhe, halb auf Elisa abgestützt, halb auf der Kirchenbank. Etwas wacklig auf den Beinen angelte sie nach ihren Achselkrücken und schob sie sich unter die Arme. Das war doch gleich viel angenehmer. Es war überraschend wie schnell sie sich an diese Gehhilfe gewöhnt hatte. Und da sie Gott sei Dank in der hintersten Reihe Platz genommen hatten, waren sie auch so gut wie die Ersten, die ins Frei treten konnten. Kalte, erfrischende Luft schlug Cassidy ins Gesicht und machte sie wieder munter. Die Wärme in der Kirche, die fehlende Frischluft und die einschläfernden Worte hatten sie doch etwas Kraft gekostet. Im wieder eingesetzten Schneegestöber humpelte sie mit Elisa in Begleitung ein Stück weg vom Portal, damit sie weder jemanden im Weg standen, noch von jemanden angerempelt wurden. Denn so sicher stand Cassidy auf ihren Krücken auch wieder nicht, als das sie dem Ansturm hätte standhalten können.
"Puh, was für eine Rede, nicht," Cassidy sah nach Elisa. "Hawkins würde sicherlich Gift und Galle spucken, hätte er das gehört." Cassidy grinste schräg. "Mal schaun ob Camden Village so einen Mann wie Stevenson überlebt oder umgekehrt. Geht ihr eigentlich jetzt auch auf den Empfang für den Reverend? Dann könnten wir vielleicht gemeinsam dorthin gehen? Außer du musst natürlich auf deine Familie warten?"