Das neu eröffnete "Queen of Hearts" lockt seine Kunden mit den Reizen seiner Mädchen, und dies unverholen ohne Scheu -die Mädchen reizen auf der Veranda die Passanten, ziehen sie gar auf ein 'Schäferstündchen' in das neue Bordell, das einzige Bordell der Stadt, die Besitzer werben im ganzen Ort mit der Gunst ihrer Mädchen und spendieren sogar regelmäßig zur späten Abendstunde Freidings für alle.
Das Bordell erstreckt sich über das Erd- und Obergeschoss. Neben den Zimmern, in denen sich die Mädchen mit ihren Kunden zurückziehen können, besitzt das Haus auch zwei Spieltische, eine Küche, 4 normale Tische und eine große Theke. Selbstverständlich gibt es auch kleine mit Stellwänden abgetrennte Nischen, hinter denen sich üppige Liegesofas befinden, auf denen sich nach herzenslust Appetit geholt werden kann. Für Gäste die Übernachtungen suchen, steht lediglich ein Zimmer mit zwei Betten zu Verfügung, oder gegen einen ordentlichen Aufpreis eine warme Nacht mit der auserwählten Gespielin in den Freierzimmern. Lust und Begierde stehen hier im Vordergrund. Fast alle Wünsche können erfüllt werden.
Die Farben des ehemaligen Saloons sind überwiegend in Bordeauxrot gehalten, abgelöst von gelben und goldenen Elementen. Er wirkt gehobener und eine Spur exklusiver. Das Essen im Queen of Hearts spielt allerdings keine allzu große Rolle, man serviert eher gewöhnliche Küche, dafür eine Vielzahl an Getränken und Liebesspiel.
ooc: Auf bitte von Dean, auf den Morgen verschoben, also so gegen 9:00, eventuell etwas später.
Alice
Postkutschen fuhren bei dem ganzen Schnee der letzten Tage und Woche vermutlich nur sehr sporadisch, wenn überhaupt und Züge gab es gar keine. Bei guten Wetterverhältnissen würde die Strecke zu Pferd zwei, vielleicht drei Stunden in Anspruch nehmen, zu Fuss wohl so um die fünf bis sechs. Das waren nun definitv Zeiten, die sie bei dem Wetter, wenn es ungünstig verlief, gleich mal verdoppeln konnte. Die Aussicht auf einen zehn Stunden Marsch durch kniehohen und tieferen Schnee war wenig Freude erregend. Ihre Habseeligkeiten befanden sich in den drei Koffern. Ihr Geld, die Einkünfte und Ersparnisse der letzten zwei Jahre, sowie das geklaute Geld von Carter, zum grössten Teil in Banknoten ziwschen Leder und Innenbeschlag der beiden grossen Koffer. Knappe 80 Dollar in Münzen in ihrer Geldbörse. Zug, Postkutsche und zu Fuss laufen schieden einfach aus, entweder weil nicht verfügbar oder für die junge Frau schlicht nicht akzeptabel . Blieb ein Reittier. Pferd oder Maultier, ein Sattel das musste reichen. Damit sollte sie mit etwas Glück bis zum Mittag in Camden Village sein.
Entsprechend hatte sie sich, in aller Herrgottsfrühe um 10:00 Uhr morgends, zum Stall aufgemacht, ihre Koffer bei sich und im Schlepptau um sich ein entsprechendes Reittier zu besorgen. Mehr als 50 Dollar wollte sie auf keinen Fall ausgeben und die Verhandlungen waren lang mit dem Stallmeister. Die Dinge die man so tun musste um an seine Ziele zu kommen, waren doch immer wieder faszinierend. Reitpferd, Sattel, Decke für Schlussendlich die angepeilten 50 Dollar Obergrenze und eine halbe Stunde nett sein später stellte der Mann, hochgradig zufrieden grinsend, das Pferd neben Alice ab. Diese hatte sich wieder dick eingemummelt. Lange Strümpfe, welche die ganzen Beine bedeckten, kurze Kniestrümpfe oben drüber, die normale Unterwäsche, Unterock Kleid und oben drüber noch einen dicken Damenmantel aus Kaninchenpelz sah sie fast aus wie eine Lady. Welch ein Hohn. In einem Trog wusch sie sich das Gesicht, schaute den Pferdehändler dann an. "Alles weg?" Der Typ grinste weiter als wäre er eben zum König der Welt ausgerufen wordem und Alice schenkte ihm einen abwertenden Blick.
Schal umgelegt, Handschuhe angezogen, die Koffer am Sattel befestigt und dann schliesslich, liess sie sich auf den Rücken des Pferdes helfen. Aus ihrer Umhängetausche nahm sie das lange Messer hervor, band sich dessen Scheide um den Unterschenkel und liess das Kleid wieder darüber fallen. Geld für eine Schusswaffe, mit der sie ohnehin nicht umgehen konnte, auszugeben missfiel ihr. Mit dem Messer hatte sie zwar nur einen kleinen Vorteil, aber damit konnte sie wenigstens umgehen. Die Gegend um Camden Village und den etwas kleineren Ort St Johns war in diesem Winter nicht gerade der sicherste, aber warten konnte und wollte sie nicht. Nachher waren noch alle Stellen vergeben und wenn ein Ort soweit war das er ein eigenes Bordell hatte, hies sdas auch Kundschaft, Kundschaft hiess Einnahmen, Einnahmen addierten zu den Ersparnissen. Sie war hier und in den anderen Städten bisher gut beschäftigt gewesen, ihre Anteile bisher ganz akzeptabel gewesen und sie hielt die Ausgaben so gering wie es ging. Zwischen 30 und 40 Dollar jeden Monat, die sie so auf die hohe Kante legen konnte und gelegt hatte, dazu die Reste des geklauten Geldes von Carter, weitere 150 Dollar. Naja, nunmehr nur noch 100, aber den Gaul würde sie in Camden einfach wieder verkaufen, das senkte die Verluste zumindest ein wenig. Wenn die Geschäfte so weitergingen würde sie vielleicht noch fünf, maximal 10 Jahre brauchen bis sie genug Geld für ihren Traum hatte.
Je mehr Arbeit, je mehr Kunden, umso schneller kam sie ihrem Ziel näher und das war ein Antrieb. Die ursprünglichen Zwänge hatten sich längst in Routine gewandelt, die Abneigung, der Eckel, war einer stoischen Akzeptanz und stellenweise sogar Spass gewichen. Sie hatte erfolgreich die Ketten ihrer Vergangenheit gesprengt, hatte ihr Leben alleine gemeistert. Sicher, die meisten Menschen würden ihr Leben nicht mit gemeistert gleichsetzten, aber für ihre Ansicht war sie extrem erfolgreich. Sie hatte Arbeit, sie hatte gute Einkünfte, mehr als die meisten 'arbeitenden' Bürger, keine Verpflichtungen, was wollte man mehr.
"War mir eine Freude Miss." grinste der Stallmeister und Alice schenkte ihm ein sarkastisches Lachen. "Ich weiss." Antwortete sie frech und trieb das Pferd an das sich entsprechend in Bewegung setzte. Kalter Wind schlug Alice wieder entgegen, welche den Schal über Mund und Nase zog und so nur noch die Stirn und die Augen aus dem Stoff lugten. Sie musste verrückt sein, bei diesem miesen Wetter die Reise anzutreten, aber was sein musste, musste nunmal sein.
Die Strecke hatte sich immens hingezogen, zumindest gefühlt und Alice war erst am späten Abend des Samstag in Camden angekommen und hatte sich eine Nacht im Gästehaus einquartiert. Die engarierte Besitzerin schien zwar geschäftstüchtig, aber nicht wirklich erfreut über die späte Kundschaft aber zumindest hatte es noch etwas Brot und ein wenig aufgewärmte Suppe gegeben. Nach dem langen Ritt war sie dann entsprechend müde ins Bett gefallen und auch sehr schnell eingeschlafen. Diesen Morgen allerdings erwachte sie, für ihre Verhältnisse, ungewöhnlich früh, vermutlich wegen der geschäftigen Betriebsamkeit unten im Erdgeschoss des Hotels, oder weil der Ofen über nacht ausgegangen war. Wiederstrebend verliess Alice das warme Bett und versuchte den Ofen anzufeuern, was ihr erfolglos gelang. Das Wasser in der Waschschüssel war kalt, eiskalt, aber auf ihre morgentliche Wäsche wollte sie nicht verzichten, allerdings viel sie unter diesen Umständen eher sporadisch aus.
Alice schälte sich in ihr Unterkleid und dann ein einfaches, schlichtes Tageskleid, die Strümpfe und schliesslich die Strassenschuhe, bevor sie ihre anderen Sachen wieder alle im Koffer verstaute und selbigen unter das Bett schob. Auf ein Frühstück verzichtete sie an diesem Morgen. Die Hotelbesitzerin war vermutlich ohnehin damit beschäftigt sich in die Kirche zu begeben, zumindest bald. Die Kälte draussen umfing Alice, jedoch nicht so schlimm wie wenn sie aus einem geheizten Schlafzimmer gekommen wäre, aber immer noch beissend genug. Der einizige Nachteil ihres spanisch-mexikanischen Blutes, war ihre empfindlichkeit für Kälte. Den Saloon, oder besser das Bordell das ihr Ziel war, lag ja zum Glück direkt nebenan und so brauchte sie nur ein paar Schritte machen um vor der Tür des rötlich getönten Gebäudes zu stehen. Erfreulicherweise entpuppte sich die Tür als nicht verschlossen, also war schon jemand wach. Kurz durchatmend schob sie diese auf und trat ins Innere. Dort schaute sie sich erstmal kurz im Raum um. Alles in Bordeaux gehalten, mit goldenen und gelben Absätzen, wirkte der Laden schwer, pompös, was sie durchaus ansprach. Es deutete doch auf ein gehobeneres Niveau hin, was hoffen liess. Zwei Spieltische waren ebenfalls vorhanden und eine Treppe nach oben, wo von dem Zwischenbalkon verschiedene Türen abgingen.
Mit einem lauten, vernehmlichen aber nicht aufdringlichem "Hallo? Jemand da?" machte sie sich bemerkbar, nicht das sie hier in der Tür noch erschossen wurde, weil man sie für einen Einbrecher hielt.
Nevada kommt aus der Küche zu Alice in den Schankraum
Sie hatte gerade den letzten Schluck warmen Wassers aus ihrer Tasse genommen als sie eine Stimme au dem Schankraum zu hören glaubte.
Oh Nein, ich werde hier gewiss nicht herhalten und mich für die paar lausigen Dollar gegen den Herrn versündigen anstatt in den Gottesdienst zu gehen!
Nevada hatte zwar keinen freien Tag, aber sie hatte mit Foster abgesprochen, dass sie heute und wenn sie wollte jeden Sonntag in die Kirche gehen konnte und sie war fest entschlossen das auch durchzusetzen.
Entsprechend energisch betrat sie den Gastraum, denn obwohl sie nicht vorhatte die Arbeit zu verweigern und es sich mit Hayway oder noch schlimmer mit dem aalglatten Bostoner zu verderben würden sie nach der gestrigen Eröffnung keine zehn Pferde vom Haus Gottes fernhalten.
Der ehemalige Deputy hatte ihr den Kirchenbesuch bereits ausreden wollen, doch die Mexikanerin blieb stur. Er hatte sie gewarnt, das man ihr als Hure wohl nicht freundlich begegnen würde aber das war Nevada gleich. Sie wusste sie lebte in Sünde und wenn die Leute auch Steine nach ihr werfen würden, wäre es nur ein Grund mehr an ihrem Glauben festzuhalten und die Nähe des Herrn zu suchen.
Zu ihrer Überraschung stand eine junge Frau ganz allein im Raum. Die Fremde war ihr in gewisser Weise sogar ähnlich. Dunkelhaarig, jung, zierlich, ja vermutlich war sie sogar Mexikanerin oder hatte zumindest spanisches Blut in den Adern. Verirrt hatte das Mädchen sich gewiss nicht und das sie dezent gekleidet war ließ sie auch nicht anständiger wirken, wie sie so freimütig ein Bordell betreten hatte.
„Buenos Dias!“ Abwartend blickte Nevada der Dunkelhaarigen entgegen und begann ihren Wintermantel zuzuknöpfen. Sie wusste nicht, ob einer der Männer bereits hier war, wenn nicht würde sie sich hier jedenfalls nicht so lange aufhalten lassen, dass sie den Gottesdienst verpasste.
Nevada kommt aus der Küche zu Alice in den Schankraum
Alice liess den Raum, oder die einsehbaren Räumlichkeiten noch einen Moment auf sich wirken. Gepflegt sah es aus, auch wenn Alice daran zweifelte das ein solches Nest auch ebensolche Kunden anlockte. In der näheren Umgebung gehörte Camden Village zu den grösseren Orten, was hoffentlich umliegende Farmer und Männer aus den Nachbarorten hierher ziehen würde. Mit einem Saloon, Freudenhaus, Bordell oder wie auch immer man es nennen wollte, von solcher Qualität, liess sich gewiss der eine oder andere herlocken. Wenn die Besitzer die Preise nicht zu hoch ansetzten, würde schon genug abfallen. In Denver hätte sie zwar, bedingt durch einen grösseren Stamm potentieller Kunden, vielmehr verdient als hier, aber das Pflaster war ihr deutlich zu unsicher. Die Chancen das man ihr Carter in die Schuhe schob war gering, aber es war immer gut kein Risiko einzugehen.
Auf ihr Rufen hin dauerte es eine ziemliche Weile, bevor sich etwas regte und aus einer Seitentür eine junge Frau energisch in die Schankstube trat. Alice schätzte die Gute auf etwa 20, vielleicht etwas älter, eventuel etwas jünger. Hochgestecktes Haar, ein hellgraues Wollkleid, einen unpassenden,karierten Schal in Brauntönen, schwarze Schürstiefel, sowie einen dunkelgrauen Wintermantel. Die Frau war also definitiv im Begriff zu gehen, wie Alice für sich beschloss, gar gut genug gekleidet für einen Kirchgang. Wenn sie eine Angestellte war, war ein Kirchbesuch jedoch recht unwahrscheinlich, welche Hure ging schon freiwillig in die Kirche und setzte sich den garstigen Blicken der feinen Damen aus. Wenn die Unbekannte trotz allem dumm genug war es trotzdem zu versuchen, nun denn, Alice würde sie nicht aufhalten, nicht lange zumindest. Sie sah definitiv mexikanisch aus, zumindest keine rein weisse, was sie unterbewusst sofort irgendwie sympatisch machte. Zumindest wäre Alice mit ihrer Abstammung nicht ganz alleine am Ort, das war doch schonmal was. Auch das freundliche „Buenos Dias!“ nahm die junge Frau mit zufriedenheit zur Kenntnis und nickte ihr lächelnd zu. Erwiderte die Begrüssung in Spanisch und fuhr auch in der Sprache fort. Abwartend blickte die Frau ihr entgegen und begann ihren Wintermantel zuzuknöpfen.
"Buenos Dias, si el poseedor es ya despierto? ...Ist der Besitzer schon wach? fragte sie freundlich und tat das Gegenteil von Nevada, öffnete ihren Mantel und streifte ihn von den Schultern, legte somit ihr einfaches, dunkelgrünes Kleid frei. Auf einen Schal hatte sie für die kurze Strecke verzichtet. Die Fremde trug sogar Schmuck, wie Alice nun auffiel. Zumindest die goldenen Ohrringe fielen auf, sowie eine Silberkette mit einem ungewöhnlich geformten Kreuz. "Mi nombre es Alice Bennett" [i]Mein Name ist Alice Bennett" fügte sie eine Vorstellung hinzu. Es tat gut mal wieder Spanisch zu sprechen. Sie genoss die Momente in denen sie auf die Sprache ihrer Mutter zurückgreifen konnte. Im Süden, also in Denver war das nichtmal so selten gewesen aber hier im Norden, waren Mexikaner doch üblicherweise recht dünn gesäht. Sie erwiderte den Abwartenden Blick der Frau.
Die junge Frau schenkte ihr ein Lächeln und erwiderte Nevadas Begrüßung. Sie sprach ebenfalls spanisch und blieb auch dabei, als sie nach dem Besitzer fragte und sich als Alice Bennett vorstellte. Zumindest ist sie kein Bastard aber ihr Vater wird wohl ein Gringo gewesen sein.
Zumindest ihr Name klag nicht mexikanisch und auch die Aussprache der Besucherin machte deutlich, dass sie entweder viel herum gekommen, oder vielleicht gar nicht in Mexiko gelebt hatte.
Obwohl sie ansonsten sehr auf ihre Fassade bedacht war strahlte Nevada ihre Gesprächspartnerin nun an und ging um den Tresen herum auf Alice zu. „Ich bin Nevada. Nevada Rose.“ Noch immer sprach sie spanisch, denn ihre Muttersprache klang in den Ohren der Mexikanerin weit schöner und melodischer als das harte und nasale Englisch der Amerikaner.
Sie reichte der Frau eine Hand zur Begrüßung und beantwortete dann auch gleich deren Frage. „Der Laden gehört Jethro Hayway und Dean Foster, aber ich denke nicht, dass einer von denen schon hier ist.“ Der Cowboy war gewiss bei seiner Squaw und dem roten Balg und Foster? Nachdem die Gäste fort gewesen waren hatte Nevada noch Stunden mit aufräumen verbracht und irgendwann war der Deputy weg gewesen. Ob er gegangen oder sich einfach in einem der Zimmer aufs Ohr gelegt hatte war ihr selbst nach der anstrengenden Eröffnung vollkommen egal gewesen. Sie selbst hatte am Morgen bereits heisses Wasser gemacht um vor dem Kirchgang zu baden und hatte so nicht viel Schlaf bekommen. „Worum geht es denn? Suchst Du Arbeit?“ In der Stimme der Mexikanerin lag keine Neugier, sondern eine Festigkeit, die klarmachte, dass Alice nicht um den heißen Brei herum reden musste. Selbst wenn das Mädchen keine Hure war waren sie doch beide etwa im selben Alter und auch wenn sie hier putzen oder anderswie ihr Auskommen suchen wollte war sie doch nichts Besseres, weshalb Nevada sie auch wie selbstverständlich sogleich zu duzen begann.
Die Frau strahlte Alice nun an und ging um den Tresen herum auf sie zu. Auch sie blieb beim Spanisch, als sie sich vorstellte. „Ich bin Nevada. Nevada Rose.“ ein recht ungewöhnlicher Name wie Alice fand und auch die dargereichte hand war nicht so ganz alltäglich, aber die offene Art der Frau freute sie und so ergriff sie die Hand und drückte sie leicht. Spanisch war und blieb einfach die klangvollere Sprache, im direktvergleich zu Englisch ynd mit dem Gesichtspunkt, das sie eher selten die Chance hatte ein vernünftiges Gespräch in selbiger zu führen, freute es sie einfach bei ihrer Muttersprache zu bleiben. In ihrem Fall gleich doppelte Bedeutung.
Ihre Frage wurde auch sogleich von der neuen Bekanntschaft beantwortet . Zwei Namen, natürlich Männer, die Alice aber absolut nichts sagten. Die Hoffnung auf ein frühes Gespräch mit den Besitzern oder zumindest einem von ihnen wurde jedoch jäh gedämpft als Nevada anmerkte das sie nicht glaubte einer der beiden wäre schon hier. Nevada wirkte zwar irgendwie müde, aber doch beschwingt was sie mit einer gewissen Aura von Entschlossenheit aber auch Freude umgab. Sie roch frisch, was Alice sehr begrüsste., sie schätzte reinliche Menschen. Ob Nevada nur für den, von Alice immer noch vermuteten Kirchenbesuch, gebadet hatte, würde sie ja eventuel in ein paar Tagen feststellen.
„Worum geht es denn? Suchst Du Arbeit?“ eine einfache Frage, ohne besondere Neugierde in der Stimme. Einerseits berechtigt, immerhin schien Nevada hier ebenfalls zu arbeiten und sie würden so eventuel bald Kolleginnen sein, aber anderseits, was sonst würde eine Frau in einem Bordell suchen? "Ja, Arbeit wäre toll." erwiderte Alice lächelnd und betrachtete Nevada. "Du arbeitest hier denk ich? " schön genug war sie, gut ausgestattet auch um eines der Mädchen hier zu sein. Die wenigsten Bordelle hielten sich extra Frauen fürs sauber machen und eventuelle Bedienungen und wenn, dann waren diese doch eher gehobeneren Alters oder deutlich unansehnlicher als Nevada es war. "Wie sind die Chefs denn so?" War die erste Frage von Alice noch eher neutral, eine eher feststellende Frage, war die zweite nun doch von unverholener Neugierde begleitet.
Bevor Nevada jedoch auf die Frage antworten konnte deutete Alice an ihr hoch und runter. "Ich halte dich hoffentlich nicht auf."
Obwohl sie weder Schal noch Handschuhe trug war Alice nicht durchgefroren und wirkte auch ansonsten ausgeruht und entspannt. Zumindest schien sie sich nicht in einer unmittelbaren Notlage zu befinden, daraus schloss Nevada, dass ihrem Gegenüber dies Gewerbe nicht fremd war und sie sich diesen Schritt reiflich überlegt hatte. Die Mexikanerin konnte sich nicht erinnern der jungen Frau zuvor bereits begegnet zu sein und d diese auch nichts über die Besitzverhältnisse des Bordells musste musste sie neu in der Stadt sein. Ein zweites Mädchen ist gut fürs Geschäft, nur ein Jammer, dass sie mir so ähnlich ist. Da auch der Saloon Hinterzimmer mit Huren hatte war fraglich wie viel Kundschaft sie hier haben würden, doch Nevada war heilfroh eine andere Frau hier zu wissen. Nach ihrer unerfreulichen Erfahrung mit dem Bordellbesitzer und der gestrigen Eröffnung schien das Geld der Mexikanerin nicht reizvoll genug. Sie hatte im Moment keine Wahl, aber dies war nicht das Schicksal das sie wählte und es war ihr ganz recht, wenn eine andere hier war, die sich hergab. So rasch würde sie keine Lösung finden, da schien es verlockend zu versuchen sich so gut es gut durchzumogeln. Auf die Frage der Neuen nickte sie vielsagend und verdrehte die Augen. „Wir haben erst gestern eröffnet. Ich habe vorher im Café gearbeitet.“ Im Blick der Mexikanerin lag wachsame Vorsicht, als sie die Frage von Alice nach ihren Arbeitgebern beantwortete. „Sie zahlen die Kleider und man hat etwas zum Essen. Reich wird man so nicht, denn das Meiste von dem Geld stecken die Männer ein. Dean Foster war früher Deputy hier jetzt kümmert er sich hier um das Geschäft mit den Mädchen.“ Abwartend sah sie Alice an, denn es mochte dumm sein mehr zu erzählen, denn sonst würde die Neue sich vielleicht gleich beliebt machen und sich die Arbeit hier sichern, indem sie alles an die Besitzer weiter erzählte. Mit einigem Unbehagen erinnerte sie sich an den Schlag mit dem Dean ihr die Arbeit hier näher gebracht hatte und sie war sicher nicht gewillt diese Erfahrung zu wiederholen nur eil sie allzu freimütig herausposaunte was sie dachte.
Statt dessen griff sie die unverfängliche Frage auf, ob sie durch das Gespräch aufgehalten werde. Demonstrativ knöpfte sie den letzten Knopf oben an ihrem Kragen zu und zog den Schal zurück. „Es ist noch nicht so spät das ich mich beeilen müsste, aber ich gehe gleich zum Gottesdienst. Hier gibt es keine katholische Gemeinde, aber das ist besser als nichts.“ Neugierig sah sie die hübsche Frau an und versuchte an ihrer Reaktion zu erkennen, ob diese wenigstens Glauben bewahrt hatte.
Wirklich gesprächig war Nevada nicht, wie Alice feststellte aber dennoch informativ. Mit den wenigigen Worten und ihrer Körpersprache und ihrer Mimik dazu, verriet sie einiges über den Laden hier und die Besitzer. Ein vielsagendes Nicken und verdrehen der Augen zum Beispiel, als Alice nach den Besitzern fragte. Das Bordell hatte erst gestern eröffnet, was für Alice ein sehr glücklicher Umstand war, erhöhte es doch die Chance auf eine Anstellung deutlich. Somit war nämlich nicht zu erwarten, das bereits viele Kolleginnen hier tätig waren. Also alles in allem gut. Nevadas Haltung, als sie über die Entlohnung hier sprach sagte dem jungen Halbblut allerdings weniger zu. Kleidung und Essen frei, das war in Ordnung, aber die Tatsache, das die Besitzer das meiste für sich behielten, da galt es nach zu haken. Immerhin sparte sie auf ein höheres Ziel und auch wenn das noch 10 Jahre dauernd sollte war das in Ordnung, aber sie würde gewiss keine 20 daraus werden lassen. "Deputy?" warf sie zwischen den Gedanken ein. Sie könnte die freimütige Bereitschaft zur Auskunft sicherlich an die Chefs weitertragen, versuchen noch mehr aus Nevada heraus zu holen, das sich verwenden liess um sich einen besseren Stand zu verschaffen, aber so wie Alice bisher gearbeitet hatte, da hatten die Mädchen nur einander, da stach man sich nicht gegenseitig in den Rücken. Das stärkte nur die Typen, sonst niemanden. Wenn sie einen Hauch Sorge in Nevadas Gesicht gesehen hatte, war er nur kurz gewesen.
Nevada griff dann ihre andere Frage auf, jene, ob sie im Sprung begriffen war und Alice bekam leicht grosse Augen als die Mexikanerin meinte, sie wolle in die Kirche. Der neugierige Blick sagte vieles. Anerkennend nickte sie Nevada zu. Wenige Huren bewahrten sich genug Glauben und Religion um Kirchgänge zu tätigen und noch weniger Gemeinden liessen diese Frauen in den Kirchen überhaupt zu. Alice hatte bisher wenig Eindrücke von diesem Ort sammeln können aber so wie das Nest auf den ersten Blick wirkte, würde sie doch eher annehmen das es zu jenen gehörte die eine Hure am Kragen packten und vor der Kirchentür absetzten. "Mutig." merkte sie nur kurz an. Sie selber mied Kirchen und das öffentliche, religiöse Leben, was sie aber nicht hinderte Abends vor dem Schlafen gehen zu beten. Selber auf die Idee kommen in eine Kirche zu gehen würde sie zwar nicht, aber wenn Nevada das wollte, dann war das ihre Sache. Alice Leben war zu schlecht verlaufen, zuviele Dinge passiert die nicht passieren sollten. Der frühe Tod der Mutter, der Spielunfall des Vaters, ihr Bruder, so ziemlich alles in ihrem Leben liess sie eher glauben das Gott ein böses Spiel mit ihr trieb, oder sich einen Dreck um sie scherte und die wenigen Gebete die sie tätigte, waren wohl eher dazu gedacht ihn zu besänftigen, ihr nicht noch mehr aufzubürden aber wirklich gefruchtet hatten diese, bis zu Carters 'Unfall' in Denver nicht gerade. Wie sagten die Pfaffen doch so gerne, man muss glauben wenn es keinen Grund gibt. Dabei hatte sie schon den einen oder anderen, heiligen Mann bei sich gehabt und nackt wirkten die gar nicht mehr so heilig wie sie immer gerne taten. Es waren halt auch nur Männer, wie alle anderen auch.
"Mal sehen wie es läuft, vielleicht komm ich dann nächste Woche mal mit." warf sie lächelnd ein. "Aber erstmal muss ich hier Fuss fassen. Wann geht der Gottesdienst denn los?" die Frage war weniger aus Interesse am Gottesdienst selber, als vielmehr deshalb weil sie dann vermutlich draussen warten musste, sollte Nevada losmüssen aber noch keiner der Chefs dasein. Eine Fremde würde die Mexikanerin wohl kaum hier im Bordell alleine lassen. Die Chance das Alice sich hier bediente und einfach abhaute war da viel zu gross. Der Gedanke draussen warten zu müssen war bei den Temperaturen wenig angenehm, aber erstmal ins Gästehaus zurück behagte ihr auch nicht wirklich. Zu gross war die Chance auf unbequeme Fragen dort.
Auf ihre Nachfrage erntete Alice nur ein Schulterzucken. Das Foster früher Deputy war schien weder besonders wichtig, noch war es ein Geheimnis. Was aber hätte sie sonst über ihre Arbeitgeber sagen sollen? Nevada sah nicht, weshalb sie plaudern sollte und was hätte sie auch groß zu erzählen? Das Etablissement war gestern erst eröffnet worden und die Arbeit hier war für sie selbst womöglich weniger vertraut als für die Bewerberin. Was die Bezahlung anging wären die Männer sicher nicht dumm genug Zwietracht zu säen indem sie den Mädchen unterschiedliche Anteile auszahlten also wusste Alice nun nichts, was sie nicht ohnehin bald erfahren würde. Nevada hatte nie wirklich als Hure gearbeitet, aber sie wusste das die Frauen im Paradise Spring mehr verdient hatten. Wenn das Geschäft läuft werden die Gringos auch mehr zahlen. Erst brauche ich ein Dach über dem Kopf und muss ein Auskommen haben. Wenn ich mich hier anstrenge werde ich mir mit dem Trinkgeld alleine eine goldene Nase verdienen und sobald sich die Gelegenheit ergibt bin ich weg aus diesem Dreckskaff!
Die junge Frau war Nevada sympathisch und gewiss auch weil sie ihre Lage und ihre Herkunft verbanden wünschte sie sich das Alice die Anstellung bekam. Fürs Geschäft wäre es besser ihre Kollegin wäre ein ganz anderer Typ als sie selbst, aber da hier draußen wären die Männer froh über jede Abwechslung. Es mochte genau dieses Gefühl der Verbundenheit sein, doch obwohl das andere Mädchen ihr noch beinahe fremd war reagierte Nevada ihrem Temperament entsprechend impulsiv als die Andere sie wegen ihres Kirchgangs mutig nannte. „Pah!“ Mit einem verächtlichen Schnauben richtete die Mexikanerin sich noch ein wenig mehr auf. „Sollen sie doch mit Steinen nach mir werfen diese Ketzer!“ Trotz ihres Lebenswandels war Nevada entschlossen sich so zu verhalten wie es ihr beliebte und auch wenn sie wusste, dass das Konsequenzen haben würde war sie bereit sich dem zu stellen. Natürlich hatte die Leute Recht wenn sie die Huren so behandelten, aber wenn einer sie in diese Lage gebracht hatte war es Cassiel. Der scheinheilige Ire hatte sie ja hinausgeworfen und sie im Winter mittellos auf die Straße gesetzt, nachdem er sich ein neues Liebchen angelacht hatte. Und dafür wird er seine Rechnung bekommen! Zumindest schien die Neue moralisch nicht völlig verkommen zu sein, denn sie sprach davon dem Gottesdienst in Zukunft ebenfalls beizuwohnen. Nevada nickte zustimmend, doch die Neugier stand ihr weiter ins Gesicht geschrieben. „Die Messe beginnt in einer halben Stunde, bist Du denn auch Katholikin?“ Alice hatte offensichtlich spanisches Blut in den Adern, aber da es gewiss ihr Vater gewesen war, der bestimmt hatte, wie das Mädchen getauft worden war konnte sie ebenso gut Protestantin sein.
Für Nevada war es offensichtlich nebensächlich das zumindest einer der Chefs bis vor kurzem noch Deputy gewesen war, denn sie tat das mit einem Schulterzucken ab. Alice sah sowas etwas anders. Ein solcher Wandel in der Berufswahl barg eine interessante Geschichte in sich. Was bewog einen Mann, der dem Gesetz gedient hatte, dazu sich ein Bordell zuzulegen? Da blieb doch eigentlich nur Geld. Oder der ExDeputy war zu feige geworden für den Job, oder auch beides. Ein feiger, geldgieriger Mann. Keine gute Mischung wie sie fand. Nun ja, vielleicht würde sie die Geschichte eines Tages hören, ihn eventuel direkt fragen. Über den anderen Chef hatte sich Nevada hingegen noch gar nicht ausgelassen wie Alice auffiel. Vermutlich diese Art von Geschäftspartnerschaft, wo jeder seinen Teil abfertigte. Der eine den Laden an sich, Getränke und sonstiges, der andere die Frauen. Sp konnten zwei Egos nebeneinander existieren ohne Streit, ohne Rivalität. Ihren eigenen Kommentar zum Kirchgang, den sie wirklich mutig fand, hatte Nevada allerdings nur ein verächtliches "Pah" über. Der abfällige Laut ritt auf dem typischen Feuer und der Leidenschaft der Mexikaner. Oh wie gut sie dieses Feuer kannte, diese heissblütigkeit, nur das man sie ihr systematisch ausgetrieben hatte. Ihr eigenes Feuer brannte lange nicht mehr so heiss wie das von Nevada, brauchte wesentlich mehr Nahrung um sich zu entfachen, schlief tief in ihrem Inneren.
„Die Messe beginnt in einer halben Stunde, bist Du denn auch Katholikin?“ hörte sie Nevada fragen. Eine unangenehme Frage für Alice. Glauben hatte nie eine grosse Rolle in ihrem Leben eingenommen. Zu früh war sie erwachsen geworden, zu früh hatte ihr leiden begonnen und zu wenig Zeit hatte sie mit Gott verbringen können. Ihre Mutter war Katholikin gewesen, ihr Vater ein einfacher Sünder ohne Platz für Gott in seinem Herzen. Auch ihr eigenes hatte seid langem kein Interesse mehr an der Kirche, an dem Glauben oder gar Gott. Sie konnte ja nichtmal lesen, musste glauben was die Pfaffen ihr erzählten was angeblich in der Bibel stand. Wenn sie sich dann daran erinnerte das eben jene Pfaffen, wenn auch heimlich, die Hurenhäuser besuchten dann kamen der jungen Frau doch deutliche Zweifel über die Aufrichtigkeit des Glaubens und damit einher auch die Zweifel an dem Sinn des ganzen. Sie war nicht religiös erzogen worden, hatte keine Ahnung von den einzelnen Gruppierungen die Gott huldigten, oder wie sie es taten. Die verschiedenen Ansichten die jede für sich behauptete die einzig richtige zu sein.
"Mein Vater hat wenig wert auf Religion gelegt. Ich war nur zweimal in der Kirche." beantwortete sie ausweichend, betrachtete Nevada dabei genau. "Ich bin weder das eine noch das andere. Ich bete für mich, so wie ich es für richtig halte. Als ich noch Zuhause gewohnt habe, hatte die Kirche keinen Platz in unserem Leben und danach, nun, das Thema Huren und Kirche hatten wir ja schon. Es gab eben nur selten die Möglichkeit." nachdenklich schaute Alice zu Boden. Religion war immer ein schmerzliches Thema. Wie sollte man teil der Gesellschaft werden, wenn man von den wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse ausgeschlossen wird? Sie hatte sich daran gewöhnt ausserhalb zu stehen, ging ihren eigenen Weg, lebte ihr Leben und versuchte über die Runden zu kommen. Nicht immer Erfolgreich und ihr Weg war steinig aber sie ging ihn, jeden Tag aufs neue. "Halbe Stunde hmm? Dann hoffen wir mal das einer der Chefs bis dahin auftaucht oder gehn die auch in die Kirche?" fragte sie, hätte fast abfällig gelächelt, schaffte es aber das Lächeln freundlich wirken zu lassen. Sie war versucht Nevada den Vorschlag zu machen ruhig schon zur Kirche zu gehen, aber das hätte gewiss so ausgesehen als wolle sie die Mexikanerin loswerden, was einerseits nicht stimmte und wohl auch ein gänzlich falsches Licht geworfen hätte. "Könnte ich wohl etwas Wasser haben?" fragte sie stattdessen. Kaffee wäre der Hit, aber im Winter, bei dem Schnee, war die Versorgung sicherlich schwer und nach Kaffee zu fragen wohl etwas dreist.
Die Frage nach ihrem Glauben war Alice offen sichtlich unangenehm. Sie antwortete nur zögernd und ausweichend, was Nevada umso aufmerksamer werden ließ. Sie mochte eine Sünderin sein und das ihre Gesprächspartnerin alles andere als eine Heilige war überraschte wenig. Aber ist sie denn nicht wenigstens getauft? Wenn sie schon nicht den richtigen Glauben hätte, so hätte Nevada doch zumindest erwartet, dass die junge Frau Christin war. So jedenfalls würde ihre arme Seele schnurstracks in die Hölle fahren, da konnte sie tun und lassen was sie wollte. Eine Heidin war beinahe so schlimm wie eine dieser Rothäute oder Anhänger dieser grausigen Niggerkulte. Nevada wusste, dass der andere Saloon inzwischen einem Araber gehörte und von deren Aberglauben hatte sie auch schon so einige Geschichten gehört. Da war es nur gut, dass Alice hier gelandet war, denn zumindest sie selbst hatte noch einen Funken Glauben und würde zu verhindern versuchen, dass die Ärmste anfing falsche Götzen anzubeten und da war sie scheinbar auf dem besten Wege, denn nichts anderes bedeutete es ja so irgendwie zu beten und es mit der Religion zu halten wie man grade meinte.
Obwohl sie in der Hure keine Bedrohung sah bekreuzigte sie sich beinahe automatisch, denn ein Schicksal wie das von Alice schien der Mexikanerin furchtbar. „Hasta la muerte todo es vida.“ (Was nicht ist, kann ja noch werden.) Ganz gleich wie ihr Vater und seine Stieffamilie sie später auch behandelt hatten, zumindest hatten sie dafür gesorgt, dass sie getauft wurde und dafür gesorgt, dass sie in die Kirche ging. Wobei man Nevada gewiss nicht in die Kirche hatte prügeln müssen. In ihrem Dorf war die Messe am Sonntag für gewöhnlich das aufregendste Ereignis der Woche gewesen und zudem einer der wenigen legitimen Gründe sich herauszuputzen und mit dem anderen Geschlecht zusammen zu treffen. Die Mexikanerin hatte es stets genossen durch ihren Aufzug und ihr Verhalten aufzufallen und zu provozieren. Heute schien ihr, sie habe vom Glauben trotzdem genug verstanden, um so in etwa zu verstehen war die Ketzer hier falsch machten, zumindest reichte es in etwa jemandem wie Alice den rechten Weg aufzuzeigen.
Aufmunternd sah Nevada die Neue an und sprach in ihrer Muttersprache weiter. „Das Wasser ist bestimmt noch heiß, wenn Du willst mache ich Dir rasch einen Kaffee mit viel Zucker und Sahne und wenn keiner der Besitzer herkommt …. Wieso kommst Du dann nicht einfach mit in die Kirche?“ Beschwingten Schrittes und begeistert von ihrer eigenen Idee ging Nevada zur Küche, blickte sich aber nochmal zu Alice um, bevor sie ihren Vorschlag in die Tat umsetzte, ansonsten würde sie dem Mädchen eben das Wasser bringen, aber bei dem Wetter konnte etwas Warmes gewiss nicht schaden.
Die Mexikanerin bekreuzigte sich nachdem Alice ihre religöse Einstellung und Vergangenheit zum Besten gegeben hatte. Eine Geste die man sehr schnell und sehr leicht auch missverstehen konnte, aber die Halbspanierin scherte sich im allgemeinen nicht darum was andere von ihr dachten, das wäre in ihrem Gewerbe auch recht dumm. Dennoch konnte man eine solche Geste auch sehr leicht als Beleidigung verstehen. Der übliche Christ oder Katholik bekreuzigte sich wenn er entsetzt war oder Angst hatte und beides war nun nicht gerade eine schmeichelhafte Reaktion auf ihre Offenbahrungen. Die Aussicht auf einen Kaffee allerdings liess sie beschwichtigt und vergebend zurück und sie schenkte Nevada ein breites Lächeln. Die Mexikanerin wirkte freundlich, offen und wohl auch begeistert darüber mal wieder frei und gewohnt ihre Muttersprache zu sprechen, so wie Alice auch, aber die junge Hure war sich auch sicher das Nevada ein recht kompliziertes Wesen war. Sie hatte definitiv das Feuer ihres Blutes, in jeder Hinsicht wie es aussah. Also wohl sehr leidenschaftlich in vielerlei Aspekten, vermutlich schnell auf 180 aber ebenso schnell wieder unten. Die Kombination aus Glauben, dem Wunsch diesen zu praktizieren und ihrer Berufswahl heftete Alice allerdings gewisse seelische Probleme an. Wie Nevada das unter einen Hut bringen wollte war ihr nicht so recht klar und die eventuelle Kollegin musste sich doch eigentlich bewusst sein das sie sich willentlich den Anfeindungen der feinen Leute des Ortes aussetzte. War es das wert?
Lächelnd folgte sie Nevada in Richtung einer Túr, jene auf die Nevada zusteuerte und hinter der sie die Küche vermutete. "Ich brauch nur wenig Zucker, aber Sahne wäre toll ja." Den Zusatz Nevada einfach in die Kirche zu begleiten liess sie erstmal unkommentiert. Das galt es erstmal zu verdauen. Sie war so ewig nicht in einem Gotteshaus gewesen und irgendwie stellte sie sichauch die Frage ob dieser Vorschlag vielleicht nur kam, damit Nevada nicht alleine dort hingehen musste, nicht alleine stand gegen die feinen Damen und Herren. "Ich würde wohl so lange warten wie es geht, aber wenn wirklich keiner auftaucht, ja, das ist auf jeden Fall besser als hier alleine zu warten, oder wieder ins Gästehaus zu gehen. " erwiderte sie mit einem schmunzeln und folgte Nevada in die Küche. Zwar war sie nicht wirklich kirchentauglich gekleidet, ihr Kleid war schlicht, schmucklos und nur ein einfaches Tageskleid, aber da der Kirchenbesuch nicht geplant oder vorbereitet gewesen war, was der Herr sicherlich wusste, würde er ihr das ja hoffentlich nachsehen.
Impulsiv wie sie war machte Nevada sich keine Gedanken darüber, dass Alice sich verletzt oder gekränkt fühlen könnte, als sie sich bekreuzigte. Es war in den Augen der Mexikanerin ein furchtbares Schicksal, so ohne Glauben aufzuwachsen und dazu verdammt zu sein in die Hölle zu fahren. Schreckliches Mitleid hatte sie zwar nicht, denn immerhin hatte sie genug eigene Probleme, aber solange es nicht allzu viel Mühe machte war es ihre Christenpflicht der Neuen den rechten Weg aufzuzeigen.
So tue ich auch was für mein eigenes Seelenheil, denn bei dem was ich hier verdiene kann ich lange nicht genug zusammen bringen mit Dollar für meine Sünden zu zahlen.
Wie sie es nicht anders erwartet hatte nahm Alice das Angebot eine Tasse Kaffee zu trinken dankend an und folgte ihr in Richtung der Küche. Von ihrem Vorschlag in die Kirche zu gehen wirkte sie allerdings wenig begeistert, aber das war etwas, was die Hure verstehen konnte. Ihr selbst ging es ja auch nicht anders, sonst hätte sie die Arbeit hier nicht angenommen. Glaube und Moral waren etwas für die, welche es sich leisten könnte. Zunächst was es wichtig zu überleben, denn was nutzte einem die Frömmigkeit, wenn man tot war und am Ende trotzdem mitsamt seiner Sünden in die Hölle fuhr. Als Märtyrerin wollte die Mexikanerin jedenfalls nicht sterben oder vor sich hin darben. Da schien es ihr besser es mit den Geboten nicht allzu genau zu nehmen. Es galt nur das rechte Maß zu finden und wenn sie jetzt auch ein paar Gebote brach würde sie so ja erst die Möglichkeiten kriegen sich irgendwann die Absolution zu erkaufen. Die Qualen in der Hölle mochten schlimmer sein als das Leid auf Erden aber Nevada sah keinen Grund weshalb sie nicht versuchen sollte es sich im Diesseits und im Jenseits möglichst angenehm zu machen. Das Leben hatte ihr gezeigt, dass die Anständigsten Menschen oft am meisten litten und diese übertriebene Frömmigkeit war oft auch nichts anderes als eitles Gehabe. Denen die sich nahmen was sie wollten und für sich selbst sorgten ging es am Besten und noch keiner der es verdiente war einfach vom Blitz erschlagen worden. Leiden mussten die Armen und Schwachen die sich nicht wehren konnten. Gott war mit denen die Macht und Geld hatten. „Mach Dir keine Sorgen. Bisher bin ich die einzige Hure hier. Es gibt zwar einen Saloon mit ein paar Frauen aber grade um denen Konkurrenz zu machen wird Foster dich einstellen müssen.“ Verschwörerisch sah sie die Neue an und hoffte ihr damit ein wenig Mut zu machen. Sie machte grade einen Schritt in die Küche, als sie die Eingangstür hörte. Neugierig sah sie über ihre Schulter und sah den ehemaligen Deputy gutgelaunt und herausgeputzt in den Schankraum spazieren. Nevada schenkte ihrem Boss ein höfliches Lächeln und ergriff auch gleich das Wort. „Guten Morgen Mr. Foster. Das ist Alice Bennett, sie ist hier um nach Arbeit zu fragen.“ Aufmunternd nickte sie der Frau zu und wandte sich dann an Dean. „Ich bringe ihnen eine Tasse Kaffee, bei dem Wetter kann man sich gar nicht genug einheizen.“ Zwinkernd wartete sie die Reaktion des Mannes ab, bevor sie in die Küche ging, um ihren Worten Taten folgen zu lassen. Seit er sie geschlagen hatte nahm Nevada sich in Gegenwart des Saloones umso mehr zusammen. Sie wusste, was er von ihr erwartete und auch wenn er sich gewiss denken konnte, dass ihre Koketterie aufgesetzt war ging sie mit ihm beinahe so um, als habe sie einen Freier vor sich.
Nevada versuchte ihr wohl Mut zuzusprechen, indem sie ein wenig Licht in die Geschäftswelt dieses Ortes brachte. Einen Saloon gab es hier, den hatte sie gesehen auf dem Weg zum Gästehaus und auch dort gab es offenbar Mädchen, die diesem Gewerbe nachgingen. Das war nicht sehr ermutigend, brachte es doch sehr viel Konkurenz für einen so kleinen Ort. Nevada erreichte mit den Worten erstmal das genaue Gegenteil, beunruhigte Alice eher. Zuviel Konkurenz war schecht fürs Geschäft. Alice war selbstsicher genug und auch erfahren genug zu wissen das die meisten Kerle primär nach dem Aussehen gingen. Gesicht, Augen, Brüste und die Art und Weise wie diese präsentiert wurden. Danach ging es nach Alter und da hatte Alice definitiv gute Karten. Nevada war in etwa in ihrem Alter und wenn die Mädchen im Saloon nicht gerade ähnlich jung waren, gab es da kaum was zu befürchten. Die Worte von Nevada bargen allerdings noch eine weitere, wichtige Information. Um Konkurenzfähig zu sein hatte der Inhaber einen gewissen Zwang mehr Mädchen einzustellen, was ihre Ausgangssituation deutlich verbesserte. Sie würde wesentlich höher Pokern können, mehr für sich herausschlagen. Sie machte den Job ja schliesslich um möglichst schnell an Dollar zu kommen, auch wenn es noch Jahre dauerte, aber genug abwerfen, das man etwas auf die Hohe Kante legen konnte, das musste schon sein.
Wenn dieser Foster also unter gewissem Druck stand, dann konnte sie diesen gut für sich nutzen und im schlimmsten Falle einfach bei der Konkurenz anfragen. Soweit waren sie ja aber noch nicht. Erstmal abwarten wie sich das hier im Hause abspielte und entwickelte. Ihre Neugierde auf den Besizter wuchs jedenfalls gerade unermesslich. Nevadas verschwörerisches Lächeln erwiderte sie. Die Mexikanerin wurde ihr zunehmend sympatischer. Hinter den Frauen ertönte die Eingangstür. Nevada sah sie über ihre Schulter und Alice tat es ihr gleich. Dort stand ein Mann, gutgelaunt und herausgeputzt der den Schankraum betrat. Mit einer legeren und selbstbewußten Haltung, ganz so als sei er der Herr dieses Hauses oder zumindest eine wichtige Persönlichkeit am Ort. Zumindest sah er nach Geld aus, war gepflegt und kräftiger, männlicher Statur mit einem recht ansprechenden Gesicht wie Alice fand. Nevada ergriff sogleich das Wort „Guten Morgen Mr. Foster. Das ist Alice Bennett, sie ist hier um nach Arbeit zu fragen.“ Aufmunternd nickte sie der Frau, was Alice mit einem Lächeln erwiderte. Das war er also, der Chef. Nevada machte sich weiter in die Küche um auch für ihren Chef einen Kaffee zu machen und Alice blieb stehen, wo sie eben gestanden hatte als Foster eingetreten war. "Mr Foster." begrüsste sie ihn mit dem Hauch eines Knicks, legte dann leicht den Kopf schief und betrachtete ihn mit einem freundlichen Lächeln in den Mundwinkeln. Erstmal abklopfen wie der Gute so tickt... dachte sie bei sich und stellte sich so gerade hin wie sie es unauffällig zu wege bringen konnte.
cf: [Mainstreet / Queen of Hearts] - Hof & Veranda
Alice und Nevada, Dean betritt den Schankraum
Gelassen ließ der Bostoner seinen Blick durch den Schankraum schweifen, bis er schließlich an den beiden jungen Frauen hängenblieb. Indem er die Tür hinter sich schloß, seinen Mantel öffnete und die Jacke darunter glattstrich, trat er näher. Nevada schenkte er ein kurzes Nicken und ein freundliches "Morgen, Schätzchen." Seit der Ohrfeige schien sie gut zu spuren. Er hatte es auch nicht anders erwartet. Die meisten Mädchen brauchten gelegentlich eine Erinnerung daran, daß sie zu gehorchen hatten. Das war weder böse gemeint noch unnötig grob – es bewahrte sie einfach davor, den Bodenkontakt zu verlieren. Freche, vorlaute Huren waren eben schlecht fürs Geschäft, die Kunden mochten sie nicht. Wie gut die Mexikanerin diese im Bett zufriedenstellen würde, mußte sich natürlich erst noch erweisen. Was den allgemeinen Umgang anging, war er jedoch mit ihr soweit zufrieden. Und solange die Mädchen sich folgsam und verständig zeigten, sollten sie es bei ihm nicht schlecht haben. Daher waren seine Miene und seine Stimme auch durchaus charmant, als er auf das Anerbieten mit dem Kaffee erneut nickte und ihr leicht die Wange tätschelte. "Sehr schön! Tu das, Mädchen. Ich werde mich derweil mit unserem Gast unterhalten." Selbst der aufmunternde Klaps auf ihr Hinterteil war fast freundschaftlich jovial zu nennen. Die Kleine sollte schließlich inzwischen wissen, daß sie ihm das nicht als Schwäche auslegen und übermütig werden durfte.
Dann wandte er sich an Alice und maß sie mit einem prüfenden, wenn auch wohlwollenden Blick. Das geübte Auge des Lebemanns hatte keine Probleme dabei, sich ihr schlichtes und wenig ansprechendes Kleid wegzudenken. Was blieb, war nicht schlecht. Damit konnte man arbeiten. Der angedeutete Knicks, das Lächeln, ihre leise, aber verständliche Stimme... er versuchte einzuschätzen, ob sie bereits Erfahrung im Gewerbe hatte, und kam zu dem Schluß, daß dies möglich und nicht unwahrscheinlich war. Zumindest traf sie recht gut die Mischung aus selbstbewußter Koketterie und schmeichelnder Devotion, die ein gutes Mädchen ausmachte. Mit einem freundlichen Nicken hakte er die Daumen in die Taschen seiner Weste und sah an ihr auf und ab. Zugleich ging seine Einschätzung weiter. Wenn sie Erfahrung besaß, würde sie natürlich über die Gepflogenheiten in einem Etablissement wie diesem bescheid wissen. Das war einerseits gut, denn dann würde sie schon gelernt haben, zu gehorchen. Andererseits würde sie recht exakt bewerten können, wie gut der Laden lief, und sich nur schwer im Preis unter das übliche Niveau drücken lassen. Nun, wenn sie es wert war... und auf eine gewisse Geldnot schien ihr Äußeres ihm hinzuweisen. Weibliche Eitelkeit wie auch das Bedürfnis, sich möglichst gut zu verkaufen, müßten sie eigentlich genötigt haben, zur Vorstellung ihr bestes Kleid anzulegen. Wenn es dieses war, konnte die Kleine keine großen Ersparnisse haben.
Es sei denn, sie hatte in jener sentimentalen Ehrfurcht vor dem heiligen Sonntag etwas Schlichtes gewählt, die manche Mädchen trotz oder gerade wegen ihres sündigen Gewerbes verspürten. Er hoffte, daß dem nicht so war. Sonst hätte er mit der Mexikanerin und ihr schon zwei Betschwestern im Haus. Dean war gewillt, den Mädchen gewisse kleine Freiheiten zu lassen, damit sie ansonsten um so gefügiger blieben. Doch der Gedanke, seine gesamten weiblichen Bediensteten am Sonntag zur Kirche laufen zu sehen, war nicht gerade erheiternd. Man mußte die frömmelnden Bürger schließlich nicht unnötig vor den Kopf stoßen... Mit abschätzenden, aber nicht unfreundlichen Blicken begann er um die Bewerberin herum zu wandern und sie von allen Seiten zu betrachten. "Du möchtest also für mich arbeiten, Schätzchen? Hast du denn schon Erfahrung?" Er lächelte sie aufmunternd an, doch dabei behielt er sie genau im Auge. Er wollte sehen, wie sie sich präsentierte, ob sie selbstbewußt oder demutsvoll agierte, ob sie in der Lage war, sich ohne Stottern und Nervosität auszudrücken, kurz, welchen Eindruck sie zu machen in der Lage war. Der Bostoner selbst wirkte fast wie eine Raubkatze, die etwas Unterhaltsames entdeckt hatte, mit dem sich amüsant spielen ließ – jetzt sanft schnurrend, aber vielleicht schon einen Herzschlag später mächtige Krallen und blitzartige Reflexe beweisend.