GESCHÄFTSRAUM + WOHNUNG: Das gesamte untere Stockwerk dient als Geschäftsraum, die darüber liegende Wohnung und die ausgebauten Zimmer im Dachgeschoß bieten der Familie ausreichend Wohnraum.
BESCHREIBUNG GRUNDSTÜCK: Das Haus der McKays liegt direkt an der Straße. Über einen kleinen Zwischenhof gelangt man auf die Veranda nach oben ins Haus und ein paar Schritte weiter zu einem Schuppen in gutem Zustand. Der Schuppen dient Francis McKay als Brennerei. Entsprechend in einem guten Zustand ist dieser Schuppen. Dahinter erstreckt sich das kleine Anwesen der Familie. Eingezäunter Garten hinter dem Haus, Gemüsebeete, Obstbäume, Gebüsch in dessen Schutz sich das Toilettenhäuschen befindet, Wiese, Hühnerstall, Tierstall für zwei Schweine, Pferde und eine Kuh. Ein Werkschuppen liegt zwischen Tierstall und Toilettenhäuschen, in dem Francis sowohl Haushaltsgeräte repariert, als auch väterliche Disziplin an den Söhnen durchführt. Vor dem Haus gibt es keinen Zaun.
Lucy spürte die Erschöpfung nach wie vor in allen Gliedern. Aber die Sorge entdeckt oder zumindest beobachtet zu werden, spornte sie an, im Laufschritt von Haus zu Haus, von Schatten zu Schatten zu huschen. Sie versuchte sich so unauffällig wie möglich zu geben. Klein, den Mantelkragen hochgeschlagen und die Decke der Tarnung halber nur unter den Arm geklemmt huschte sie zunächst ein wenig ziellos durch Camden Village. Nach wie vor war sie nicht sicher, wohin mit sich und wie lange ihr das kleine bisschen Sicherheit noch vergönnt war. Ein nervöser Blick über die Schulter verriet ihr, dass sie nicht verfolgt wurde oder zumindest nichts davon merkte. In ihrem Kopf herrschte immer noch das Schreckgespenst Horatio und sie war einmal mehr froh, dass sie es so schnell aus dem Wald geschafft hatte. Nur kurz verweilten ihre Gedanken noch bei Jason, den sie vor dem Saloon mehr oder weniger hatte stehen lassen. Ob er dort absteigen und von der seltsamen Begegnung im Wald erzählen würde? Warum sonst hatte er vor dem Saloon angehalten? Natürlich konnte es ihn genauso zu Verwandten weiter ziehen, eigentlich war es Lucy egal. Es war nur gut, dass sie die Distanz zwischen Wald und Stadt nicht hatte zu Fuß gehen müssen und ihr blieb die Hoffnung, dass er schweigen würde. So wortkarg wie er gewesen war schätze sie ihre Chancen relativ gut ein. Aber sein Verhalten ihr gegenüber sagte nichts gegenüber dem Verhalten anderer Menschen aus. Fremden begegnete man misstrauisch, sie selbst bot da keine Ausnahme. Was kümmern mich die anderen? Ich muss raus aus der Kälte oder brauch zumindest was zu essen! Sie spürte ihren Magen mittlerweile immer deutlicher. Doch Lucy hatte nichts in der Tasche außer Luft. Alles was sie bei sich trug, waren die Kleider an ihrem Leib, ihre Waffen und die Decke. Dafür würde sie nichts bekommen und in ein Geschäft traute sie sich nicht. Davon abgesehen, dass sie am heiligen Sonntag sowieso nicht einfach in ein Geschäft marschieren konnte, weil sich die halbe Stadt in der Kirche befand. Umso besser, was niemand sieht braucht auch niemanden zu kümmern. Die Idee war ihr ganz plötzlich gekommen und eigentlich gar nicht so abwegig. Wie dämlich sie sich auf einmal fühlte, da sie durch die halbe Stadt geirrt war und sich nun mehr nahe der Hauptstraße im Verborgenen hielt und ihre Möglichkeit doch auf der Hand lag. Natürlich war es ihr nicht möglich in ein Geschäft zu gehen-außer sie hielt den Colt vor, aber es war Sonntag und eine solche Aktion würde mehr Aufsehen erregen als nötig war. Nein, es musste heimlich geschehen, so dass sie im Schatten der Anonymität blieb. Niemand würde sie sehen. Es war nicht das erste Mal, dass Lucy einen Einbruch plante. Aber zum ersten Mal seit mehreren Monaten war sie auf sich allein gestellt und das gab ihr ein Gefühl von Freiheit. Was mit den anderen geschehen war, Horatio ausgenommen, wusste sie nach wie vor nicht. Vielleicht waren sie tot, verhaftet, in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Es brachte nichts, sich jetzt darüber Gedanken zu machen, denn sie war sowieso allein.
Was Lucy noch an wichtigen Gebäuden im Kopf hatte setzte sie in Gedanken zusammen und wog nach Wichtigkeit und Gefahr ab. Wo konnte sie am ehesten Einsteigen und wo bestanden die besten Fluchtmöglichkeiten? Ihre Gedanken führten allerdings bald ins Nichts, denn sie wusste nur zu gut, dass das Schicksal immer unangenehme, unvorhersehbare Überraschungen bereit hielt. Sie würde sich auf ihr Improvisationstalent verlassen müssen und hoffen, dass ihr das Glück hold blieb. Ein kleines Spirituosengschäft mit Wohnung darüber, davon wusste Lucy und schätze die eigenen Chancen recht positiv ein. Möglicherweise fanden sich im Laden Gebrauchsgegenstände, die sie verwenden konnte. Davon abgesehen wusste Lucy, dass eine Familie über dem Laden wohnte. Das bot ebenso Chance wie Gefahr. Was, wenn jemand im Haus war, der aus unerfindlichen Gründen nicht dem sonntäglichen Kirchgang beiwohnte? Aber darauf musste Lucy sich einstellen, denn ewig konnte sie sich nicht in der Stadt herumdrücken. Und so fand sie sich in Stille und Heimlichkeit nahe des Hauses wieder und starrte von der Veranda zu den Fenstern, während sie sich an der Seitenwand entlang schob. Sie stieg von hinten in das Haus ein, drückte die Fensterscheibe mit der Faust ein, um die sie die Decke gewickelt hatte. Dennoch klirrte es viel zu laut in Lucys Ohren und für einige Minuten stand sie mit hämmerndem Herzen an die Wand gepresst und lauschte auf eine Regung innerhalb des Hauses. Doch nichts geschah und schließlich raffte sich Lucy auf und griff durch das Fenster, um es zu öffnen und hindurch zu klettern.
Als sie eine gute Viertelstunde später das Haus wieder über denselben Weg verließ, den sie genommen hatte, war sie einmal mehr erschöpft, spürte gleichzeitig aber auch ein Hochgefühl, dass sie nach jedem gelungenem Coup überfiel. Lucy war in der Tat erfolgreich gewesen. Während sie durch das dunkle Haus geschlichen war hatte sie versucht so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen und sich gleichzeitig mit all dem einzudecken, was sie glaubte, benötigen und tragen zu können. Sie hatte einiges aus der Wohnung entwendet, Lebensmitteln, ein Laken und Kleidung, die ihr eigentlich zu groß war, aber wärmen würde. Auch ein scharfes Küchenmesser hatte den Weg in ihren Besitz gefunden und Streichhölzer, Kerzen, Wasser. Sie hatte so viel wie möglich unter ihre Kleidung gestopft und in die Decke eingewickelt, es zu einem Bündel verschnürt. Geld hatte sie weder gesucht noch gefunden, denn wie ein ehrbarer Gast in dem Hotel oder Saloon abzusteigen kam für sie nicht in Frage, sie würde eine andere Unterkunft finden müssen und falls es hart auf hart kam, würde sie sich eine Weile in der freien Wildbahn durchschlagen können. Sie durfte nur nicht Horatio oder dem Hüter des Gesetztes in die Arme laufen. Aber sie war zuversichtlich, hatte auf dem Weg nach draußen zu den Lebensmitteln in ihrem Beutel sich ein wenig Brot in den Mund gestopft und fühlte sich schon besser. So leise wie sie gekommen war verschwand sie auch wieder, wie ein huschender Schatten wurde sie eins mit dem grauen Schneewetter.
Joe auf dem Weg zur Kirche, dann bei Matt vor dem Laden
Uhren... eine ungemein hilfreiche Erfindung – wenn man denn eine bei sich hatte. Obwohl Joe vermutete, dass es nicht primär daran lag, dass er sich in der gegenwärtigen Situation befand. Er stapfte die Straße zur Kirche entlang, in irgendeiner verworrenen Mischung aus Gehen und Rennen. Das Gesicht seiner Schwester konnte er förmlich vor sich sehen, wie sie ihn anstarrte, so wie sie alle anstarrte, die mitten im Gottesdienst doch noch der Meinung waren, die Kirche betreten zu müssen. Eindeutig war er nicht mehr der Joe, der damals aus Philadelphia abgehauen war. Er erlaubte sich Dinge, die für seine Familie eigentlich unmöglich waren, sah anders aus, und fühlte sich zu seiner eigenen Beunruhigung weniger schlecht dabei, als es eigentlich der Fall sein sollte. Als wären all das nicht genügend Gedanken für einen Kopf, hatte er unnötigerweise noch weitere Probleme. Er brauchte einen Job, da hatte er ja die erste Chance verpasst, sich vor der Kirche nach dem Besitzer der Sattlerei umzuhören. Er könnte auch eine andere Arbeit suchen, aber in einer Sattlerei verdiente man als Sattler wohl immer noch am besten. Zweitens: Was war eigentlich mit Matt los? Natürlich, bis vor kurzem hätte es ihm noch vergleichsweise egal sein können, was andere Leute von ihm hielten. Das lag wohl daran, dass sie meistens sowieso nur ein paar Tage sauer auf ihn sein konnten – dann war er nämlich für gewöhnlich auch schon wieder weg. Reisen hatte schon seine Vorteile. Aber sein Zimmer hier in Camden Village hatte er für zwei Monate gemietet. Zwei Monate, in denen er genug Zeit hatte, in dieser kleinen Stadt jeden kennenzulernen, der sich hier rumtrieb. Und alle würden sie sauer sein, wenn er vorher nicht lernte, dass er für zwei Monate eben nicht reisen würde. Sein erstes Opfer war jedenfalls Matt. Den hatte er nämlich ganz nebenbei völlig vergessen. Und es war Joe peinlich. So peinlich wie es ihm war, den ersten Gottesdienst zu verpassen, der abgehalten wurde seit er hier war, wenn seine Füße nicht langsam mal Vollgas gaben. Denn den Reverend interessierte das alles wahrscheinlich herzlich wenig, abgesehen davon war er ja selbst schuld. Joe zog den Hut seufzend tiefer ins Gesicht, als könnte er sich so vor der Welt verstecken oder als hätte er deshalb eine Entschuldigung dafür, weshalb er sie nicht beachtete. Seine Hutkrempe war zu breit. Er bog in die Lake Street ein und sah nun doch noch einmal auf. Eigentlich um abzuschätzen, wie weit der Weg noch war. Sein Blick fiel jedoch auf eine Gestalt auf der Veranda des McKay's Beverages. Joe verlangsamte seine Schritte, zog erst eine, dann beide Augenbrauen hoch, als er die besagte Gestalt erkannte. Verdammt. Beinahe schlagartig blieb er stehen. Er war nicht sicher, ob Matt ihn bereits gesehen hatte, genauso wenig war er sich sicher ob er das überhaupt wollte, bevor er sich irgendeine Entschuldigung zurechtgelegt hatte. Aber eigentlich war es offensichtlich: Außer ihnen war niemand da und selbst wenn Matt blind wäre, hätte er zumindest seine Schritte gehört. Noch einmal huschte sein Blick zum Gotteshaus hinüber. Sein Gehirn fällte eine schnelle Entscheidung. Er war für beides zu spät. Für die Kirche und für seinen neuen Freund. Aber der Gottesdienst würde ihm nicht böse sein, der Gottesdienst würde nächstes Mal wieder stattfinden, dem Gottesdienst war es wohl eigentlich egal, ob irgendein Joe da war oder nicht – was Gott davon hielt war eine andere Sache – und abgesehen davon sah der Gottesdienst nicht so unglücklich aus wie Matt. Wieder ein Ritual, dass er früher nie aufgegeben hätte und er nahm sich fest vor, beim nächsten Mal dort zu sein. Und das sogar pünktlich. Selbst wenn das bedeutete, dass er sich eine neue Uhr würde kaufen müssen. Joe ging weiter, bis er sich in Matts Hörweite befand. "Matt!", sagte er dann kurz und kam sich ein wenig dämlich vor. Ich bin ein Idiot, hätte er am liebsten hinzugefügt und räusperte sich kurz weil ihm auch sonst leider nichts Besseres einfiel. Er trat an die Stufen heran. "Was ist los?", fragte er dann fast schon beiläufig und deutete mit einem Nicken in Richtung Kirche. Es gab bestimmt einen Grund dafür, weshalb Matt nicht dort war, wo sich Sonntagmorgens eigentlich fast jeder aufhielt und ganz bestimmt auch die McKays, normalerweise zumindest. Heute war wohl kein ganz normaler Sonntagmorgen. Joe hoffte, dass es weniger an ihm lag, als er erwartete, was ansonsten auch immer der Grund dafür war.
Allemählich beruhigte Matt sich wieder und statt sinnlos gegen die Treppenstufen zu treten, schlug er den Kragen einer Jacke hoch, straffte die Schultern und hob den Kopf wieder. Schließlich hatte er dem Reverend versprochen, nach Jeremiah Ausschau zu halten. Schnee fiel langsam und leise, so dass Geräusche nur gedämpft zu hören waren. Jeremiah sah er weder auf der Lakestreet noch irgendwo herum liegen. Wahrscheinlich hat er wirklich irgendwo Zuflucht gesucht.. Matt ahnte, dass dies den Reverend kaum würde beruhigen können, so dass er schließlich beschloss, doch noch weiterzugehen. Mit viel Glück ist er im Pfarrhaus.. dann in ich wohl schneller wieder in der Kirche. Mit den Händen in den Jackentaschen wollte Matt gerade die Lakestreet hinunter eilen, als ihm Jemand entgegenkam. Den Schritt hörte er bereits, weil der Schnee an diesem Ende der Lakestreet gut geräumt worden war. Ein breites Grinsen erschien auf Matts Gesicht, als er Joe erkannte. Ob Pa was missverstanden hat? Offensichlich.. Grüßend hob Matt eine Hand und wartete, bis Joe ihn erreicht hatte. "Was los ist? Das wollte ich Dich auch gerade fragen. " Matt war ein bisschen verlegen, denn so wie Joe sich gerade verhielt, war er nicht mit Absicht zu spät. Dieser hatte ihn offenbar nicht versetzen wollen - und Matt hatte zu früh andere Pläne. Dafür allerdings, so nahm er an, sollte der Freund wohl Verständnis haben. "Die Kurz- oder die lange Fassung?" Matt lachte, denn wenn er die ganze Problematik im Einzelnen aufdröseln wollte - nun bis dahin, wäre der Gottesdienst wohl zu Ende. "Aber was Anderes.. sag mal. Hast Du im Gästehaus oder unterwegs, einen kleinen Jungen gesehen, ungefähr so groß?" Mit seiner rechten Hand deutete Matt die Größe das Jungen an.
Natürlich hatte er in bereits erkannt, im Grunde hatte Joe ja nichts anderes erwartet und war dann fast etwas erleichtert, als Matts erste Reaktion, die er durch den Schnee hindurch erkannte, ein Grinsen war. Vielleicht war ja doch alles nur halb so schlimm. Matt bohrte zwar auch nicht genauer nach, weshalb er hier plötzlich doch noch auftauchte, worüber Joe ehrlich gesagt froh war, aber es fühlte sich für ihn trotzdem so an, als wäre er ihm zumindest eine kleine Erklärung schuldig oder wenigstens eine Entschuldigung. Am besten wohl beides. "Es tut mir verdammt leid. Ich war bin spät dran, hatte noch was zu erledigen und habe den Rest dabei vergessen", sagte er kurz und kratzte sich nachdenklich im Nacken. Viel mehr hatte er nicht zu sagen. Wenn Joe genauer darüber nachdachte, hätte Matt eigentlich nicht viel nachzubohren gehabt. "Die Fassung, die du für nötig hältst, würde ich sagen", gab er ebenfalls leise lachend zurück. Offensichtlich hatte er also doch etwas verpasst, wenn eine lange Fassung der ganzen Geschichte der Rede wert war. Wenn er das wichtigste mitbekam, würde es vermutlich vorerst reichen. Dann kam Matt auf ein anderes Thema zu sprechen. Joe runzelte erst einmal die Stirn und betrachtete Matts Größenbeschreibung. Kleiner Junge? Joe hatte alle möglichen Gedanken im Kopf gehabt und nicht wirklich darauf geachtet, wer ihm begegnet war. Und im Gästehaus gingen sowieso alle möglichen Leute ein und aus, schon möglich, dass da ein Junge dabei war. Er dachte noch einmal genauer nach. "Also unterwegs jedenfalls nicht, aber im Gästehaus vielleicht. Wie sieht der denn aus? Braune Haare, herausgeputzte Sonntagskleidung? ", fragte er und steckte die Hände in die Jackentaschen. Joe schmunzelte, als das Gefühl in ihm hochkam, er wäre der einzige Mensch in der Stadt, der heute keine Sonntagskleidung trug. Die Kirche würde er sich dann heute wohl tatsächlich sparen.
Matt schmunzelte über Joes Antwort, denn mit dieser hatte dieser ihm die Entscheidung und damit den Schwarzen Peter zugeschoben. "Lass uns ein Stück gehen, ich will ohnehin wieder in den Gottesdienst." Matt stupste Joe freundschaftlich an und wandte sich von der Veranda vor seinem Elternhaus ab. "Jepp - das hört sich nach Jeremy an. Er ist der Sohn des Reverend." Deutlich war Matt die Erleichterung anzuhören, denn er wolle wirklich nicht dem Reverend mittteilen müssen, dass er einen Sohn gar nicht, verletzt oder gar tot gefunden hatte. Der Schnee Neuschnee veschluckt jegliche Schrittgeräusch und ließ doch jedes winzige Geräusch übernatürlich laut scheinen, so dass Matt automatisch leise sprach. "Sagen wir die mittlere Fassung. Sorry, Joe - ich dachte echt, Du kommst nicht mehr." Matt konnte sich auf Joes Worte der Entschuldigung durchaus einen Reim machen, denn wie oft war es ihm schon so ergangen. "Irgendwie ist heute nicht mein Tag, dabei fing er gut an. Sag mal - wie find'ste denn die kurzen Haare?" Kurz deutete Matt auf seine Dank Martha nun kürzere Haare. Seine Eltern waren darauf mit keiner Silbe eingegangen und er wüßte schon gerne, ob diese nun besser aussahen - oder aber ihn in den Augen des Vaters endlich zu einem ernstzunehmenden Jungen machten. Daran hegte er allerdings gewisse Zweifel. Matt ging einfach neben Joe her und sprach, ohne ihn anzusehen. "Mein Pa droht mir, seine Erlaubnis zu unserem Ritt zurück zu ziehen - und ich weiß, dass er das durchzieht. Dafür genügt eine Kleinigkeit. Dazu kommt noch, dass er unbedingt dabei sein will, so ich mit Clayton über einen freien Deputy-Posten verhandele, so als ob ich das nicht selber könnte!" Matt war noch immer deutlich empört, aber immerhin nicht mehr so furchtbar wütend. "Das wäre endlich mal was, was meinen Vater stolz und zufrieden auf mich werden lassen könnte, aber nein - er vermasselt mir das sofort wieder." Abrupt blieb er stehen und sah Joe an. "Entschuldige schon - aber ich muss wohl verhindern, dass er mir zuvorkommt und von sich aus mit Clayton über mich spricht. Jetzt mal ehrlich, Joe. Wie sähe das wohl aus?"
"Hmmm?", machte Joe bloß und folgte Matt die Straße entlang. Er wusste zwar noch immer nicht wirklich, was es mit dem Jungen schlussendlich auf sich hatte, aber das war wohl auch nicht ganz so wichtig, obwohl Matt beruhigt zu sein schien, als Joe davon redete ihn gesehen zu haben. "Wieso entschuldigst du dich jetzt?", fragte er und lachte kurz auf. "Aber ist in Ordnung." Matt hatte ja eigentlich nichts falsch gemacht. Joe würde es aber dabei belassen. "Du siehst jedenfalls erwachsener aus", antwortete er auf den neuen Haarschnitt. Das meinte er ehrlich. "Vielleicht kann ich ja ein paar Worte mit Mr. McKay reden." Natürlich wäre es schade, wenn der geplante Ausflug ins Wasser fiel, gar keine Frage. Aber vielleicht, wenn er einen guten Eindruck auf Matts Vater machte... Dabei war sich Joe durchaus der Tatsache bewusst, dass Mr. McKay vielleicht nicht ganz einfach war, zumindest wenn man ihn danach beurteilte, was Matt so von ihm erzählte. Das würde sich bestimmt irgendwie regeln lassen. Ein wenig überrascht war Joe dann doch, als sein Freund davon sprach, womöglich einen Posten als Deputy anzunehmen. Er konnte es sich nicht so recht vorstellen, wie der Junge mit einer Waffe in der Hand für Recht und Ordnung sorgen würde, wollte es ihm aber auch bestimmt nicht ausreden. Viele Deputies die er bisher gesehen hatte, waren immerhin auch nicht älter gewesen und mit Waffen hatte Joe nicht besonders viel am Hut. Seine Gedanken behielt er deshalb vorerst für sich und hörte Matt weiter zu, dem das Thema wohl auch wichtig war. Joe blieb nun ebenfalls stehen, nicht schlagartig, sondern ein paar Schritte weiter. "Es sieht jedenfalls bestimmt besser aus, wenn du dich selbst darum kümmerst. Das kommt meistens besser, wenn man einen Job kriegen will", antwortete Joe, zuckte mit den Schultern und wartete darauf, dass Matt weiterging. Wenn er derartige Geschichten hörte, wurde er wieder daran erinnert, welche Vorteile es hatte, nicht mehr bei den Eltern zu wohnen. Sein eigener Vater war schließlich auch nicht immer einfach gewesen. Er konnte Matt also durchaus verstehen. Und das Thema Arbeit war in dem Zusammenhang ja sowieso immer eine Sache für sich. "Wenn du nachher als Deputy arbeiten willst, solltest du eigentlich den Eindruck machen, dass du das alles selbst auf die Reihe kriegst." Joe wollte eigentlich nur ungern den Streit zwischen Vater und Sohn weiter schüren, aber man hatte ihn schließlich nach seiner Meinung gefragt.
"Ach das.. das ist ein Teil des Problem. Mein Pa will gehört haben, Du wollest nicht mit uns essen. Ich habe das tatsächlich geglaubt." Letzteres war Matt zwar vor dem Freund unangenehm, aber seltbstverständlich stellte er die Worte seines Pas nicht in Frage. Nein, es war wohl normal, diesem zu glauben. "Jepp- ich fürchte, er hat sonst einen falschen Eindruck von Dir.." Nachdenklich verzog Matt den Mund, denn das Joe mit seinem Vater möglicherweise über ihn redete, wollte ihm nicht ganz behagen. Vielleicht wäre das sogar hilfreich und Joe ließe sich von ihm in seiner Meinung von mir bestimmt nicht so leicht beeinflussen, wie ich mich gerade. Die nachfolgenden Joes ließen ihn allerdings zweifeln, denn Joe nahm seinen Wunsche als Deputy zu arbeiten, nicht gerade enthusiastisch auf. ""Eigentlich?" Über diesen Ausdruck war Matt nicht gerade erfreut, implizierte er doch, dass es ein Aber gab. Sah es denn für Joe so aus, als ob er das nicht auf die Reihe kriegte? und Rebeccah erst.. na toll, Vielen Dank auch Pa. "Genau deshalb muss ich meinem Pa wohl zuvorkommen. Sicher wäre eine Ablehnung eine Enntäuschung, aber weit weniger, als wenn ich diesen Posten nur mal gerade eben so aus reiner Gefälligkeit bekäme." Matt sah Joe kurz von der Seite an, bevor er seinen Weg mit etwas schnelleren Schritten fortsetze. Er war sich alles andere als sicher, ob er diesem vertrauen konnte, denn über Frauen hatten sie noch nicht gesprochen und er wusste auch nicht, was Joe schon über seine Besuche im Saloon wusste. "Das hieße, das wir unseren Ausritt verschieben müssten - und dafür gibt es noch einen anderen Grund." Verlegen sah Matt auf den Schnee, der fast unbemerkt, die geräumten Bürgersteige wieder bedeckte. "Falls es so weiter schneit, werde ich wohl noch heute Abend Schnee räumen müssen. Irgendwer muss es ja tun - und Ben fällt aus." Matt wusste genau, dass er dies nur erwähnte, um sich selbst davon zu überzeugen, dass Joe ihm zuhörte und ernst nahm. Die Sache mit dem Schnee war eigentlich nur eine Nebensächlichkeit. Allerdings würde er nicht zusehen, wie Ben sich mit seinen geschundenen Händen noch mit Schaufel und Besen abquälte. Der Kleine litt wohl genug und hatte leider noch mehr Hiebe zu erwarten. "Da gibt es ein Mädchen, Rebeccah." Schon an der Art und Weise, wie er den Namen aussprach, wurde deutlich, dass dieses für Matt nicht irgendein Mädchen war. "Ich will sie nachher zu diesem Umtrunk ins Gästehaus begleiten und - na, ja..auf jeden Fall ist sie mir unheimlich wichtig und ich würde gerne mit ihre Zeit verbringen. Das ist schon schwierig genug, dass Alles unter einen Hut zu kriegen. Jedenfalls, so sie das auch möchte - Zeit mit mir verbringen." Inzwischen hatten sie beinahe die Kirche erreicht, so dass Matt einen Augenblick stehen blieb. Sicherlich würde er gleich hineingehen, aber er wollte das Gespräch jetzt auch nicht einfach so beenden. "Weißt Du- ich habe das Mädchen lieb und denke, dass sie für mich Ähnliches empfindet. Nur - na, ja .. wie kann ich ihr verständlich machen, dass ich an ihr interessiert bin - ernsthaft und nicht nur als schnelle Nummer.. also..ich meine.. ohne ihr zu nahe zu treten?" Matt errötete, denn das war ihm ausgesprochen peinlich. Du lieber Himmel.. hoffentlich behält er das für sich.. Darüber redet man doch nicht.. Mit einem verlegenen Lachen versuchte er seine Unsicherheit zu überspielen.
"Nach der Kirche können wir das bestimmt noch klären. War bestimmt irgendein Missverständnis", sagte Joe. Der Mann brauchte ihn ja nicht zu lieben und er musste ja auch nicht unbedingt bei den McKays essen, das konnte er ansonsten auch im Gästehaus, er wollte vor Mr. McKay nur nicht als totaler Idiot dastehen. Eigentlich? Was ist an dem Wort so schlimm? Joe fühlte sich trotzdem ein wenig ertappt, was seine Gedanken betraf. Er wunderte sich, ob Matt etwas bemerkt hatte. "Habe ich etwas falsches gesagt?", fragte er dennoch ruhig. "Das wird schon gut gehen, der Sheriff ist bestimmt auch hier irgendwo." Joe zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Vielleicht, wenn das Gespräch mit Mr. McKay gut verlief, konnte er auch noch ein gutes Wort für seinen Freund einlegen. Ob Matt davon begeistert sein würde, war eine andere Frage, die er erst einmal nicht laut stellen würde. Und es war ja bloß eine Idee. "Notfalls kannst du dich dann ja mit ihm unterhalten, während ich mit deinem Vater rede", schlug er dann vor. Vielleicht war die Idee ja noch besser. "Der Ausritt ist erstmal nicht so wichtig, den holen wir irgendwann schon noch nach." In dem Fall hatte sich die Sache mit dem Ausritt erledigt. Joe war zwar etwas enttäuscht, aber andererseits, als er damals den ganzen Weg durch Iowa bis nach Dakota auf Onkel Harolds Pferd zurückgelegt hatte, hatte er sich selbst gesagt, dass er es erst mal genug war mit Pferden. Mit dem Gedanken vertröstete er sich jetzt. "Mit dem Schnee wegräumen kann ich ja auch helfen, falls ich Zeit habe." - Je nachdem, wie lange er sich im Gästehaus mit den Leuten unterhalten würde und was danach noch so los war. Umso überraschender war es dann für ihn, als Matt sich plötzlich zu einem Mädchen äußerte, nicht im negativen Sinne überrascht, er hatte einen solchen Themenwechsel nur nicht erwartet. Er horchte auf und beschränkte sich erst einmal darauf, seinem Freund einfach zuzuhören, bis dieser erneut stehen blieb. Joe sah kurz zur Kirche hinüber und machte dann ebenfalls Halt. "Ein Mädchen also?", fragte er mit einem verschwörerischen Lächeln, wurde aber sofort wieder ernst, um nichts ins lächerliche zu ziehen. Matt sollte nicht meinen, dass es ihm nicht ernst war. "Ich weiß, es klingt jetzt vielleicht ziemlich abgedroschen...", begann er, "...aber sei einfach freundlich und höflich, triff dich mal mit ihr oder lade sie ein, dann wird sie das schon merken. Und dann sagst du es ihr. Hast du dich denn schon einmal mit ihr getroffen?" Jetzt wollte Matt schon Beziehungstipps von ihm, und das noch wegen einem Mädchen, dass er nicht einmal kannte. Von ihm, der doch seit Philadelphia nicht mehr viel mit Frauen angefangen hatte. Das stimmte Joe dann sogar etwas nachdenklich. Sein Vater hatte schließlich in seinem Alter bereits geheiratet. Andererseits musste er lächeln, weil Matt sich anscheinend so viele Gedanken darüber machte. Für Außenstehende war es wohl immer einfacher, als wenn man mitten drin steckte in den Gefühlen. Joe kannte das natürlich, selbstverständlich hatte er sich auch schon in das eine oder andere Mädchen verguckt. Oft hatte er dann mehr darüber nachgedacht, was er sagen oder tun könnte, als am Ende nötig gewesen wäre. Es war meistens viel weniger kompliziert als man dachte. "Sollen wir dann mal wieder?" Joe blickte über die Schulter zur Kirche hinüber. Außer Matt wollte noch über irgendetwas reden.
ooc: Ich habe für Matt mal ein tbc gesetztm er muss nämlich vor Erin in der Kirche ankommen. Falls Joe noch auf die letzten Worte eingehen will - kann er das hier noch tun oder eben bereits im Kirchenthread.
Matt und Joe auf dem Weg in die Kirche
"Nö.." Matt zuckte die Achseln, denn tatsächlich war seine Irritiation darüber bereits wieder Geschichte. Dass Joe den Mut hatte, das Missverständnis zu klären und nicht erst zu erlauben, dass ein falsches Bild von ihm entstand, nötigte ihm Respekt ab. Wie auch immer sein Vater darauf reagieren würde, wäre Joe dem wohl gewachsen, denn im Gegensatz zu Matt bestand zwischen Joe und Pa ja keine Abhängigkeitsverhältnis. "Jepp - Clayton ist im Gottesdienst - insofern ist Dein Plan gerade zu brililant." Matt grinste, denn das Gespräch des Freundes mit seinem Vater zu nutzen, unabhängig von diesem mit Mr. Clayton zu sprechen war ebenso einfach wie genial. Er musste nur schnell genug aufstehen um, Mr. Clayton beim Verlassen der Kirche aufzuhalten und hoffen, dass dieser bessere Laune hatte, als es seine Blessuren vermuten ließen. "Na, klar. Da wird sich schon noch was ergeben." Wo steht eigentlich sein Pferd.. Matt konnte sich gar nicht besinnen, ob Joe sein Pferd ihm gegenüber erwähnt hatte. Joes Angebot ihm beim Räumen zu helfen, freute Matt, so dass noch einmal kurz innehielt und den Freund angrinste. "Von mir hörst Du keinen Widerspruch. Gute Idee - zu zweit räumt es sich schneller und wir könnten vielleicht nach dem Abendessen noch zusammen Einen trinken gehen." Bei der Gelegenheit könnte ich sogar noch in Ruhe mit Jesse sprechen.. wäre gut... ach ja.. Rebeccah..."Ich weiß wirklich nicht, ob man das so nennen kann." Matt grinste, denn so wirklich getroffen im Sinne eines Dates hatte er sich mit der Fünfzehnjährigen ja wirklich nicht. "Nein - ich. Hmm - ich bin neulich im Laden gestürzt und habe mir den Kopf dabei angehauen. Oh, Mann - Kanten von Ladentheken sind aber auch scharf." Unbewusst fasste Matt mit einer Hand an seinen Hinterkopf, wo nur noch die Wundränder und ein Rest Borke zu ertasten waren. "Na - jedenfalls war Rebeccah im Laden - und als Erste am Unfallort. Ich schwör's Dir- ihr bezauberndes Lächeln galt nur mir." Wieder sah Matt die blauen Augen Rebeccahs vor seinem inneren Auge, so dass seine Gesichtszüge weich wurden. "In dem Moment muss es mich erwischt haben." Das Staunen über diese erste Liebe und das Gefühl für Rebeccah die Welt zu bedeuten, ließen seine braunen Augen leuchten. Der Rat des Freundes jedoch ließ ihn diese innerlich verdrehen. "Tja - da liegt das Problem. Ich war nett und freundlich, als ich vorhin mit ihr gesprochen habe - keine Frage. Und doch bin ich ihr schon mit der Frage, ob sie sich in meiner Nähe aufhalten will, offenbar bereits zu nahe getreten. Das schien sich als unpassend zu empfinden oder was weiß ich. Außerdem scheint sie Babysitter für einen Mann spielen zu müssen, der ihr Vater sein könnte." Matt konnte nicht verhindern, dass man seiner Stimme nicht nur die Irritation darüber anhören konnte, sondern sogar eine Spur Eifersucht enthielt. "Ehrlich - Joe. Ich glaube, sie hat nicht verstanden, warum ich sie nachher begleiten möchte, also dass ich ehrlich Etwas für sie empfinde.. " Ratlos fuhr Matt sich mit einer Hand durch die Stirnhaare, denn je länger er darüber nachdachte, was er und Rebeccah wie gesagt hatten, desto verwirrter wurde er gerade. Guter Rat.. wirklich. Ein Spur Sarkasmus ließ ihn den Mund verziehen. " Ich würde liebend gerne Rebeccah einladen.. Abgesehen davon, dass sie offenbar doch auf längere Sicht die Gesellschaft dieses Lukas der meinen vorzieht, würde mein Alter mir das niemals erlauben. Der lässt mich ja kaum aus dem Haus. " Matt wusste, dass das übertrieben war, aber die Grenzen der väterlichen Kontrolle ließen ihm manchmal kaum gefühlt kaum Luft "Ja- es wird Zeit. Ach, falls Du gefragt wirst - Du hast mich zufällig getroffen, ja? Ich habe mich damit entschuldigt zum Toilettenhäuschen zu gehen - und will Niemanden deswegen in Schwierigkeiten bringen -auch mich nicht." Matt ging nun etwas schneller auf die Kirche zu, in der Annahme, dass Joe ihm folgen würde. Er konnte nur hoffen, dass der Freund wirklich loyal war und nicht erwähnte, wo genau er auf Matt getroffen war. Sicher - es war eine Art Schwindel, die er da vom Freund verlangte, aber es war auch gefühlte Notwehr. Erfuhr sein Vater, dass er nicht auf dem Toilettenhäuschen war, sondern sich nur hatte abreagieren müssen, wäre nicht nur sein freier Nachmittag Geschichte, sondern ein Aufenthalt im Schuppen sicher.
Natürlich fand Matt seinen kleinen Plan gut. Er hatte eigentlich nichts anderes erwartet. Mit Mr. McKay würde er bestimmt fertig werden, zwar war er sich nicht ganz sicher was er von ihm halten sollte, so wie sein Freund ständig von seinem Vater sprach, aber er war ja erwachsen, da machte er sich also keine großen Sorgen. Egal wie er sich gegenüber seinem Sohn verhielt, McKay würde ihn schon ernst nehmen. Und auch wenn Joe normalerweise nicht allzu gesprächig war, er würde ihn schon lange genug hinhalten. "Genau, und ich geb' sogar einen aus, wenn wir es schaffen, alles zu regeln", lachte Joe. Er konnte zwar nicht behaupten, dass er in letzter Zeit abends nichts getrunken hatte, vor allem weil sich ja im Gästehaus eine Bar praktisch unter ihm befand, aber den Abend mit einem Freund zu verbringen, wäre wieder etwas anderes, als sich alleine oder mit einem der anderen Gäste einen Whiskey hinunterzuschütten, weshalb er sich auf den heutigen Abend umso mehr freute. Bei Matts Geschichte grinste er breit. Auf so etwas wäre er nie gekommen. "Starker Auftritt, sich mit der Ladentheke zu prügeln, sehr beeindruckend. Sie muss hin und weg gewesen sein" Hin und wieder konnte und wollte sich Joe derartige Späße nicht nehmen lassen. Er erwartete deswegen auch nicht, dass Matt ihm deshalb böse war. Dennoch, das Mädchen hatte ihn wohl voll im Griff, so wie Matt sprach, er sie aber wohl eher nicht. Vielleicht hatte es ja einen anderen Grund, dass diese Rebeccah Zeit mit diesem anderen verbrachte. Und wenn er tatsächlich so viel älter war, wie Matt sagte... Da konnte Joe ihm dann auch nicht weiterhelfen. Immerhin kannte er die Leute hier noch kaum und wollte es für gewöhnlich auch vermeiden, sich zu sehr in derartige Angelegenheiten einzumischen. Da musste Matt eben erst mal durchhalten. Wenn er ein Wundermittel will, soll er sich von irgendeinem Quacksalber eines andrehen lassen, dachte Joe und konnte sich dabei ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Wenn es nur so einfach wäre und es für jedes Problem nur wenige Tropfen einer vermeintlich zauberhaften Flüssigkeit bräuchte, um zur Lösung zu gelangen. Die Welt wäre perfekt – und die Quacksalber reich. "Du kannst es natürlich auch schneller angehen lassen, aber du hast selbst gesagt, dass sie wissen soll, dass du es ernst meinst." So war es nun mal. Wer eine schnelle Nummer wollte, hatte es für gewöhnlich eilig, wer mehr wollte konnte normalerweise auch warten, wenn es sein musste, bis sich eine gute Möglichkeit ergab. "Absolut, total zufällig", gab er mit einem Nicken zurück. Und das war ja eigentlich auch die Wahrheit. Er hatte ja auch primär Richtung Kirche gewollt und war dabei tatsächlich zufällig auf Matt gestoßen. Die Ausrede die Matt ihm dann auftischte, gefiel ihm zwar nicht, aber er akzeptierte sie. Sein Freund hatte auch so schon genug Probleme. Er wusste nicht, ob er sich besser fühlen würde, wenn er nicht bei der kleinen Lüge mitspielte. Außerdem tat es ja niemandem weh. Joe nickte noch einmal stumm und folgte Matt schließlich in die Kirche.
Francis kam nicht umhin ein recht verdutztes Gesicht zu machen, als die Worte seiner Frau offenbarten, dass sie ihn gänzlich missverstanden hatte. Es wurde tatsächlich immer unangenehmer für Francis über das Thema zu reden, denn er würde wohl oder übel deutlicher werden müssen, um Molly zu erkären, was er eigentlich im Sinn gehabt hatte. Dass es Martha nicht unähnlich erging, war jedoch nur zu erraten, denn das Mädchen hielt ihren Blick sturr zu Boden gerichtet und wechselte hin und wieder die Gesichtsfarbe. Zum einen lief sie Rot aus Scham an, als Vater andeutete, dass er ihren blanken Hintern zu züchtigen gedachte, während sie gleich darauf völlig erbleichte, als sie darüber näher dachte und ihr bewusst wurde, welch schwere Strafe ihr tatsächlich bevorstand. Nur ein einziges Mal hatte ihre Mutter bisher zu dieser Maßnahme greifen müssen; der Grund war Martha längst entfallen, aber nicht die Erinnerung an die Schmerzen. Und wenn Vater.. oh je.. Martha wurde es furchtbar übel, als sie daran dachte, was Vater mit ihrem Gesäß anstellen würde und eine stumme Träne des Selbstmitleides lief über ihre Wange und tropfte in den Schnee. Zu wissen, dass Vater gerade Mutter bat diese Strafe zu übernehmen machte die Sache nicht leichter. Was er an Kraft und Unnachgibigkeit in seine Bestrafungen zu legen wusste, machte Mutter mit Ausdauer und der Kenntnis wo die Hiebe am meisten schmerzten wieder wett. Es wäre keine Verbesserung ihrer Lage, zumal es vorallem Mutter war, die sie mit ihrem Verhalten am meisten hintergangen hatte. Sie hatte allen Grund sie hart zur Verantwortung zu ziehen....
"Oh Molly, bitte," Francis der seine Gedanken sortiert hatte, war mit sich einig geworden, dass Molly ihn vielleicht gar nicht missverstanden hatte, sondern nur so tat, um diese lästige Pflicht an ihn abzutreten. Wobei er leise Zweifel an seinen Gedanken hegte, denn Molly war nun wirklich niemand der die Züchtigungen der Kinder als lästig betrachtete, sondern als notwendig und bisher immer diejenige gewesen war, die mit Nachdruck auf ihre Ausführung gedrängt hatte. Auch bei Martha. Martha wäre nun wirklich in den besten Händen... "Bitte mach die Sache nicht noch komplizierter als sie schon ist. Du hast mich doch wohl richtig verstanden? Es wirklich erklären zu müssen, vor den Kindern, wäre mir doch sehr unangenehm. Nun, bei der Art der Bestrafung, die Martha zusteht, wäre ich nicht der richtige, sie auszuführen. Dem Anstand wegen," versuchte er noch einmal indirekt Molly darauf zu stubsen, dass er als Vater seine Tochter nicht entblößt zu sehen hatte, er aber deswegen nicht vorhatte Martha auch nur ein kleines bisschen ihrer Strafe zu erlassen oder darauf zu verzichten, nur weil es nicht anders ginge.
Molly unterdrückte ihren spontanen Impuls zu lächeln, denn der verdutzte Gesichtsausdruck ihres Mannes war amüsierte sie ein bisschen. Allerdings war dies nicht der richtige Zeitpunkt, um mit ihrem Mann zu flirten. Abgesehen davon, dass ihr solche Anwandlungen nahezu fremd waren, war es kalt und im Übrigen wurden sie ja auch im Gästehaus erwartet. Molly begann ein wenig zu frieren und hatte es ein wenig eilig, ins Warme zu kommen. Außerdem dämmerte es ihr allemählich, dass Francis gar nicht daran dachte, ihr die Züchtigung Marthas abzunehmen. Das hatte er zwar angeboten und sie wäre auch mehr als bereit, dieses Angebot anzunehmen, aber seine Bemerkung bezüglich des Anstandes liessen sie davon Abstand nehmen. Sicherlich war ihr das Wehgeschrei ihrer Tochter kaum mehr zuzumuten in ihrem Zustand, ging es ihr doch jedes Mal durch Mark und Bein, aber ihrem Mann und Martha zuzumuten, dass Ersterer dem Anblick eines nackten Mädchenpopos ausgesetzt war, ging gar nicht an. Schließlich war Martha längst kein Kleinkind mehr, sondern fast schon ein junge Frau! Wenn Sie nur nicht so wehleidig wäre.. Innerlich seufzte Molly, denn da musste sie nun wohl durch. Martha hatte sich nicht nur des Diebstahls schuldig gemacht, sondern sie hatte sich als obstinat gezeigt, sie betrogen und ihre Mühen um ihr Aussehen und Gesundheit nicht zu schätzen gewusst. Sie hatte doch ihre Tochter nicht zum Spaß auf Diät gesetzt, sondern um zu verhindern, dass diese zu dick wurde und dadurch so unansehnlich, dass kein Mann sich für sie interessieren würde. Das musste bestraft werden und forderte Hiebe auf den blanken Hintern, auch wenn sie diese nun selbst verabreichen musste. "Ich verstehe. Ich werde Martha ein derartiges Benehmen schon austreiben. Du kannst Dich auf mich verlassen." Molly warf einen Blick auf ihre Tochter und fasste sie vorsichtig am Oberarm, um mit dieser nun zur Haustür zu gehen. Auf der letzten Stufe stehend, wandte sie sich noch einmal nach ihrem Mann um. "Du kannst mit Ben ruhig vorgehen - ich komme mit Martha und dem Kartoffelsalat nach."
Francis atmete erleichtert tief durch und schenkte Molly ein dankbares Lächeln, als sie endlich zu begreifen schien, um was er sie gebeten hatte. Welch Segen, sie hatte ihn verstanden und er musste nicht noch deutlicher werden. Es blieb ihm nun Gott sei Dank eine unangenehme Situation im Schuppen erspart und wohl auch den Kindern. Nicht einmal ein kleiner Teil von Francis bedauerte wirklich, dass er die Erziehung Marthas erneut in die Hände seiner Frau legen musste. So wütend wie er vorhin erst über den Diebstahl gewesen war, befürchtete er womöglich erneut die Beherrschung unter Umständen über eine Belehrung Marthas über ihre Vergehen zu verlieren. Zu was er dann im Stande war, hatte er am Morgen erst gezeigt und auch Matthew konnte darüber ein Klagelied anstimmen. Das wollte er seiner Tochter nun wirklich nicht zumuten müssen. Auch wenn er im Moment sehr enttäuscht über ihr Verhalten war und über die Dinge, die sie sich geleistet hatte, liebte er sie nach wie vor viel zu sehr, um in Kauf zu nehmen, dass er ihr das Hinterteil zerschlug. Ob es nun verdient war oder nicht. Er wusste schlußendlich, dass ihn seine Frau in dieser Beziehung wirklich gut vertreten und das richtige Maß finden würde, um Martha auch in den nächsten Tagen daran zu erinnern, was unter keinen Umständen mehr in Zukunft geschehen durfte. "Ich weiß, dass ich das kann und du das tun wirst," sagte er mit einem dankbarem Ton und aus dem Lächeln wurde ein kleines Schmunzeln, als er sich kurz zu Molly beugte und ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange hauchte. Zwar versuchten sie in aller Öffentlichkeit zu vermeiden ihre Zuneigung in jeglicher Art der körperlichen Form zu zeigen, doch Francis war eine solch schwere Last genommen worden, dass er nicht anders konnte. Ein gemurmeltes "Ich danke Dir, Schatz," erklärte Molly hoffentlich sein Verhalten. Für einen kurzen Moment sah er Mutter und Tochter hinter her, ehe er selbst sein Hand Ben in den Nacken legte und ihn sanft, aber mit Nachdruck Richtung Schuppen drehte. Gerade als er ihn vor sich über den Hof schieben wollte, blieb Molly noch einmal auf den Verandastufen stehen und wandte sich an ihn. Er nickte knapp, als er vernahm, dass er mit Ben nicht auf die beiden warten sollte und warf Martha einen aufrichtig mitfühlenden Blick zu. Mollys Worte verhießen nichts Gutes und im Moment, hätte er zu tauschen oder eine Wahl, würde er doch lieber in Bens Haut stecken wollen. Seine Vergehen waren nicht minder zu bestrafen, doch im Vergleich zu Marthas waren sie kein Verbrechen an seine Eltern. Zwar war er ungehorsam gewesen, aber doch auf eine Art und Weise, die Francis nur zu gut verstand, um ein wenig nachsichtiger mit ihm ins Gericht zu gehen, als er noch heute Morgen im Sinn gehabt hatte. Nur ein paar harte Hiebe für den Ungehorsam, um Ben ins Gedächtnis zu rufen, wem er noch immer Rechenschaft über sein Handeln abzulegen hatte und damit würde die Sache bereinigt sein. Er seufzte leise, als Martha nach wie vor den Blick gesenkt hielt und nichts vom väterlichen Mitgefühl für sie mitbekam. Ihr war längst hundeelend zumute, um noch mit ihrer Umwelt zu agieren. Die pure Angst hatte seit dem sie das Haus erreicht hatten von ihr Besitz ergriffen und ließ sie nicht mehr los. Es wurde nicht viel besser, jetzt wo sie wusste, wer sie bestrafen würde. Kein Stein war ihr vom Herzen gefallen und auch keine Last von den Schultern genommen worden. Auch wenn ihre Mutter sie wohl aus Rücksicht auf die schmerzenden Hände vorsichtig am Arm ergriffen hatte, fühlten sich ihre Finger um ihren Arm schwer und fest an. Selbst wenn Martha gekonnt hätte, hätte sie unter diesen Umständen nicht an Flucht gedacht. Flucht war ihr angesichts ihrer Vergehen gänzlich unbekannt, auch wenn sie sich schrecklich vor ihrer Strafe fürchtete. Sie versuchte sich in Gedanken einzureden, dass alles was nun kommen mochte, sie sich selbst zu zuschreiben hatte. Hätte sie ihre Zimmertür wie gehießen geöffnet gelassen, wäre ihre Mutter niemals hineingekommen... Martha erschrak über ihren Gedanken, entlarvten sie sie doch als ungezogen und unmöglich. Sollte sie nicht viel eher betrauern, dass sie im Laden die eine oder andere Süssigkeit gemopst hatte oder die Kekse vom Kuchenblech, gar gelogen damit hatte, weil sie die Diät sabotierte? Leise schniefend kämpfte Martha gegen die Tränen an, als sie sich selbst erneut vor Augen führte, was sie furchtbares angestellt hatte und das Selbstmitleid wolle sie überrollen, als sie unweigerlich darüber nachdachte welche Schmerzen sie deswegen gleich zu ertragen hatte. Es war nun wirklich einerlei ob Mutter oder Vater... und sie brachte nicht einmal die Kraft auf Ben noch einmal einen letzten Blick zu zuwerfen. Sie wollte jetzt nur in das verdammte Haus und es hinter sich bringen... Wen interessierte der Kartoffelsalat, wenn sie es gleich sein würde, den Mutter bestimmt für das schreckliche Vergehen totprügeln würde....
"In Ordnung, Molly," hörte Martha wie aus weiter Ferne ihren Vater zustimmen, ehe er Ben vor sich am Nacken haltend auf den Schuppen zuführte. Hilfe hatte sie zwar nicht wirklich erwartet, auch wenn es einen Funken Hoffnung gegeben hatte, als er die Verantwortung über Martha ihrer Mutter übertragen hatte, aber dennoch war Martha ein wenig enttäuscht sich so ausgeliefert fühlen zu müssen.
"Nun Ben," Francis, der nur kurz an der Veranda noch einmal stehen geblieben war, weil er langsam die Kälte spürte, hielt an der Schuppentür inne und öffnete die Tür, um dann in seiner Hosentasche nach dem Taschenmesser zu greifen. Wäre Matthew mit ihm hier draußen, wäre es eine gewohnte Routine gewesen, über die Francis nicht einmal nachgedacht hätte. Und Matt wahrscheinlich auch nicht. Worte wären nicht einmal mehr nötig gewesen. Heute war es neu. Aber angesichts der letzten Tage wohl notwendig, um mit Ben diese Routine zu beginnen. Nicht nur weil der Junge größer wurde, sondern auch weil er anfing ein Verhalten an den Tag zu legen, das es unumgänglich machte ihn etwas erwachsener zu behandeln. Auch in den Züchtigungen. Er ließ den Jungen aus seinem Griff frei und hielt ihm das Messer hin. "Es wird Zeit, dass ich dich langsam wie einen großen Jungen behandle. Wir haben am Montag ja erst darüber gesprochen, dass du älter wirst und entsprechend gehört es sich nicht mehr, dich wie ein kleines Kind über die Knie zu legen. Es wird Zeit strenger mit dir ins Gericht zu gehen. Nun, nimm schon das Messer und such dir eine passende Rute. Nicht zu dünn und auch nicht zu dick. Andernfalls ergeht es dir schlecht," mahnte er den Jungen vor einem Versuch zu schummeln und konnte sich noch gut an Emmetts erstes Mal erinnern. Er war mit einem windigen, kleinen Stöckchen angekommen und hatte allen ernstes gehofft, dem Vater würde das nicht auffallen. Gelacht hatten sie Jahre später darüber noch oft, doch in jenem Augenblick war es dem Jungen gar nicht gut bekommen. "Nun mach schon. Es ist kalt und das Fest wartet auf uns."
Molly mit Martha auf der Veranda, Francis mit Ben auf dem Hof
Noch zierte eine leichte Röte Mollys Wangen, während sie die Haustür öffnete. Das war gar nicht so leicht, denn trotz ihrer Handschuhe hatte sie kalte Hände. Den flüchtigen Kuss ihres Mannes hatte sie gar nicht mal als unangenehm empfunden, ja sogar als angenehm, aber vor Martha und Ben erschienen ihr derartige Liebebezeugungen unangemessen. Einen Vorwurf machte sie Francis jedoch nicht daraus, denn sie kannte ihn gut genug um zu wissen, was er ihr damit zu verstehen gegeben hatte. Nur ein kurzes Nicken zeigte ihm, dass sie seine Zustimmung noch verstanden hatte, bevor sie schließlich die Haustür öffnete und mit Martha ins Haus ging. Die Treppe stieg sie schweigend hinauf und erst, als sie sich im Flur ihrer Wohnung des Mantels, Haube, Handschuhe und ihrer Schuhe entledigte, wandte sie sich Martha wieder zu. Sie war einfach zu enttäuscht vom Verhalten ihrer Tochter, als dass sie nun hätte das Wort an sie richten wollen. "Martha? Wir gehen in die Küche." Molly wusste, dass ihre Tochter spätestens jetzt beginnen würde, ihren Gefühlen von Angst freien Lauf zu lassen und so rechnete sie damit, dass diese jeden Moment beginnen würde, sie anzuflehen von der Strafe abzusehen - und dabei die wildesten Versprechungen für die Zukunft zu machen. Nein, Molly würde diesem nicht nachgehen, auch wenn das Wehgeschreit ihrer Tochter ihr diese Züchtigung zur Qual werden würde. Fancis hatte ja Recht - die Hiebe würden wehtun und das sollten sie auch. Martha würde lernen müssen, dass man die Eltern, die Mutter, weder belog, noch bestahl - und das man deren Bemühungen um ihr Wohlergehen respektierte.