Gabriel Marlowe & Thomas Whedon vor der Rezeption, kurz mit Sophie
Mr. Whedon meinte dann, dass es aber selbstverständlich sei und Gabriel nickte einfach nur bestätigend. Zwar kam er aus einer armen Familie, aber stets hatte seine Mutter bei ihm auf gute Umgangsformen und Toleranz geachtet und heute profitierte er davon. Und der Gepäckträger nahm Gabriels Angebot dann dankend an und wirkte auch nicht so, als würde er das nur so dahin sagen. Schliesslich aber waren ja beide eh ein wenig durchgefroren, auch wenn Gabriel diesen elend teuren Fellmantel anhatte. Aber in der Kutsche war es nun einmal über Stunden echt kalt gewesen.
Sophie kannte Gabriel schon vom letzten Mal. Irgendwie wirkte sie ein wenig kränklich, oder niedergeschlagen, wahrte aber sehr die Höflichkeit. »Willkommen, Mr. Marlowe und ja, wir haben noch ein Zimmer frei. Nr. 4« sprach die junge Frau und reichte Gabriel dann den Schlüssel. Gabriel trug sich dann ins Gästebuch ein und dankte Sophie. Diese klärte ihn dann noch darüber aus, dass die Küche gerade geschlossen sei, aber nicht die Bar. Gabriel dankte ihr schliesslich. Das diese nichts zu seinem eingegipsten Arm fragte, nahm er dankbar hin und sah dies als eben sehr höflich und nicht neugierig an. Schliesslich war alles geschäftliche abgeschlossen. Natürlich hätte Gabriel Thomas nun noch bitten können, seinen Koffer einen Stock höher zu tragen, aber Gabriel konnte das später auch alleine. Er wollte nun endlich einen heissen Kaffee trinken. Kurz rauschte dann noch eine junge Dame an ihnen vorbei, welche Gabroiel aber nicht kannte. man nickte sich zu und dann war auch gut. Da sie nach oben ging, schien sie wohl ein Gast zu sein. Gabriel schaute ihr dennoch nach: Es war in diesem Ort schon etwas aussergewönhliches, wenn eine Frau Männerhosen trug. Und kurz glaubte Gabriel noch einen Jungen vor dem Gästehaus zu sehen, doch schliesslich begab er sich mit seinem Gepäckträger erst durch den Speiseraum, dann zur anliegenden Bar.
Jesse betrat nur wenig später nach Megan das Gästehaus. Angenehme warme Luft kam ihm entgegen und die Aussucht, wieder seine Megan bei sich zu haben. Die Aussicht nach einem Whisky allerdings schien in weiter Ferne. Aber das würde Jesse dann auch noch aushalten. Kein Mensch würde ihn da eh verstehen. Nicht mal Megan. So lieb und verständnisvoll sie auch wahr. Jesse verstand sich ja nicht mal selber. Das er gerade jemand war, der einfach nur flüchten wollte, war eine Sache. Dabei war sonst nie jemand gewesen, so glaubte er von sich, der immer davon rannte. Jesse hatte sich einigen Dingen im Leben gestellt und würde es auch immer wieder tun. Besonders, wenn es um andere Menschen ging. Dass er aber momentan vor seinem eigenen Leben wegrannte, oder es auch zu vor tat, teilweise, war ihm einfach noch nicht bewusst. Es war ja auch nicht gerade angenehm, sich immer wieder seine Schwächen einzugestehen, wo er doch immer so stark sein wollte. Und nun musste und wollte er auch wieder stark sein. Wegen Megan. Und wegen dem Kind. Er hatte nun wieder eine Verantwortung ...
Er trat hinter Megan, die wohl sicherlich auch gerade die Wärme genoss, welche sie umgab und damit meinte er nicht sich selber. Es war angenehm war hier, also schloss er auch schnell die Tür.
»Entschuldige ...« meinte er nur zu Megan. Er war wieder ein wenig blass, aber sonst versuchte er sich echt zusammenzureissen. Keinesfalls wollte er Megan erzählen, was gerade in seinem Kopf an Angst wegen Horatio rumging. Er hatte sich schon in der Kirche daneben benommen. Nein, seine Angst ging ihn jetzt erst einmal nur etwas alleine an. Und er wollte Megan den Empfang nicht auch noch versauen. Er freute sich so, dass sie den Gottesdienst hatte miterleben dürfen und nicht rausgeworfen worden zu sein. Trotz vieler feindlicher Blicke. Nein, das hatten sie nun geschafft, trotz seines Schwächeanfalls. Aber nun wollte er wieder versuchen, für Megan da zu sein und seine Ängste hinten anstellen.
Eines allerdings würde er noch meistern müssen: Wenn er auf Holly traf ... aber das war eine andere, noch ungeschriebene Geschichte. Und so standen sie im Vorraum. Und es war nicht Holly, die sich hinter der Theke der Rezeption befand, sondern ... Jesse kam gerade nicht auf den Namen der jungen Frau, die irgendwie auch blass und ausgemergelt auszusehen schien. So wie er, wenn auch anders. Was ihr widerfahren war, da war sich Jesse nicht sicher, ob das an sein Ohr gedungen war, wo er doch selber die letzte Woche nur zu Hause im Bett verbracht hatte. »Guten Morgen, Miss ....« sprach Jesse dann aber schon an die Junge Frau.
Jesse war noch zu sehr in Gedanken wegen der Situation eben draussen und so hatte er kein Problem damit, wenn Megan alles weitere ansprach. Schliesslich war sie auch als erste hier reingekommen und Jesse hielt sich ein wenig im Hintergrund. Ein wenig geschneit hatte es nämlich auch und auch wenn er sich den Schneematsch von den Stiefeln draussen geklopft hatte, so begann er sich nun die paar harmlosen Schneeflocken von den Schultern zu wischen. Aber er hasste es. Er hasste Schnee ... aber was er gleich nicht los würde, würde dann hoffentlich schnell schmelzen ...
Megan war ins innere des Gasthauses getreten und genoss die Wärme die sie umfing. Vor ihr eine Treppe nach oben, rechterhand eine Doppeltür hinter der sie den Gastraum vermutete und gerade durch die Rezeption, an der eine junge Frau sass. Im Hintergrund war eine weitere Tür zu sehen. Sie war noch nie hier gewesen wie Megan gerade feststellte. Solange schon im Ort und noch nie das Hotel und Gästehaus besucht. Ein wenig blickte sie sich um und liess das Dekor auf sich wirken. Das Mädchen kannte sie auch nur vom sehen. Wirklich gesprochen hatte Megan noch nicht mit ihr und das es das Mädchen war, von dem sie gehört hatte, jenes das in den Fluss gefallen war, wusste sie auch nicht. Mehr als ein fröhliches und glückliches "Guten Morgen" brachte sie im Moment auch nicht hervor. Sie schlüpfte aus dem Mantel und legte diesen über ihren Arm, wartete auf Jesse.
Der liess auch dankenswerter Weise nicht lange auf sich warten. Es wäre ihr auch ein wenig peinlich gewesen hier länger in der Nähe der Rezeption herumzustehen und herumzuwarten. Ihr Grosser entschuldigte sich dafür das sie warten musste und sie lächelte ihm zu. Gemeinsam traten sie an die Rezeption, wo die junge Frau sass und auch Jesse begrüsste sie, ebenso wie Megan erneut tat, diesmal allerdings nur mit einem Lächeln und einem leichten Knicks. "Wir sind wegen des Empfangs hier." merkte sie überflüssigerweise an, weswegen auch sonst, aber es fiel ihr nichts besseres ein um zu beginnen. "Der des neuen Reverends." fügte sie hinuz. Natürlich, wieviele Empfänge mochte es hier und heute schon geben. Megan stieg ein wenig röte in die Wangen und das lag nicht nur an der plötzichen Wärme die ihr Gesicht traf. Sie plapperte Unsinn, war unsicher wie selten in ihrem Leben. Eine zweite Feuerprobe an diesem Tag. Ihr Glück wäre perfekt wenn man sie hier nicht wegschicken würde und entsprechend nervös schaute sie zu der Rothaarigen. Megan vermutete den Empfang hinter der Doppeltür aber sie und Jesse schienen die ersten zu sein. Vielleicht war ja auch noch nicht alles hergerichtet, letzte Handgriffe zu erledigen. Unbewusst suchte ihre Hand die von Jesse, welche sie ergriff. Ihr ganz persönlicher Rettungsanker. Er gab ihr Halt und Ruhe.
Sophie kehrte aus einem weit entfernten Tagtraum wieder auf, als zwei verschneite Gestalten hereintraten. Sie hatte die Glocken läuten hören und stumm ein Gebet gesprochen, um den säumigen Gottesdienst nach zu holen. Auf einmal hatte sie Verärgerung über die Schwäche empfunden, die sie immer noch verfolgte. Sie hätte gerne ein wenig Trost in der Gemeinschaft der Gläubigen gefunden, hätte Cassidy gesehen und den neuen Reverend getroffen. Sie hoffte angestrengt, dass sie diese Gelegenheit noch nachholen konnte. Zwischendurch waren ein paar Gäste gekommen, doch zwei davon waren Reisende gewesen, die scheinbar nicht den Empfang des Reverends im Sinn hatten und der Andere war der Gepäckträger aus der Stadt mit dem Wunsch sich auf zu wärmen. Jetzt setzte sie automatisch ein Lächeln auf, um die ersten Gäste für den Empfang willkommen zu heißen. Beide hatten hatten frierend die Schultern hochgezogen und ihre Nasen waren von der Kälte etwas gerötet. Sophie lächelte mitfühlend, denn die eisige Luft, die durch die kurz geöffnete Tür hereinfegte, vermittelte deutlich, welche Temperaturen draußen herrschten. Den Mann kannte sie als Klavierspieler aus dem Saloon, auch wenn sie noch nie ein Wort mit ihm gewechselt hatte. Er war groß und hatte ein breites Kreuz, was sie normalerweise eingeschüchtert hätte, doch auf seinem bärtigen Gesicht lag ein kindlicher Ausdruck der Unsicherheit, der ihm sofort jede gefährliche Atmosphäre raubte, auch wenn sie ihn sich nicht erklären konnte. Die blonde Frau neben ihm grüßte jedoch mit sichtlich guter Laune. „Guten Morgen.“ erwiderte Sophie den Gruß automatisch, verkrampfte sich aber etwas, weil ihr just wieder einfiel, dass die Frau als Freudenmädchen im Saloon arbeitete. Nicht gerade ein tadelloser Ruf und die Art, wie sie so offensichtlich die Hand ihres Begleiters hielt, sprach auch nicht gerade für ein zurückhaltendes und sittsames Wesen.
Sophie spielte ernsthaft mit dem Gedanken, die beiden vor die Tür zu weisen, doch dann fiel ihr wieder ein, dass ihre Chefin – und auch das andere Zimmermädchen – selbst als Freudenmädchen gearbeitet hatten, und es wohl kaum gutheißen würden, wenn sie sich moralisch über diesen Berufsstand erhob. Außerdem hätte ihr der Mut wahrscheinlich sowieso gefehlt und – auch wenn sie das niemals zugegeben hätte – so nahm das breite, unkomplizierte Lächeln auf dem hübschen Gesicht der Frau sie gegen ihren Willen für sie ein. „Der Empfang findet im Speisesaal statt.“ erklärte sie deswegen und wies mit der Handfläche in Richtung des Raumes, um sich dann vorsichtig zu erheben. „Der Kamin brennt schon eine Weile, dort ist es schön warm. Soll ich Ihre Mäntel nehmen?“ Bei vielen Gästen würde es in der Gaderobe eng werden und ein zusätzliches Mühsahl für sie bedeuten, da sie so schlecht zu Fuß war, aber sie konnte die beiden ja schlecht in ihren dicken Wintersachen hineinsenden, weswegen sie nach ihrer Krücke griff.
Jesse merkte, dass er mehr angespannt war, als er es eigentlich wollte. Und vielleicht war es wirklich ein Segen, dass er fast seit einer Woche keinen Tropfen Alkohol zu sich genommen hatte, ausser der kleinen Ausnahmen, von der Megan aber nichts mitbekommen hatte. Aber hatte er heute getrunken, wäre vieles anders verlaufen und Jesse war froh, dass es nicht so war. Dennoch litt er innerlich sehr. Der Entzug mochte körperlich nach ein paar Tagen tatsächlich vorbei sein, aber die Seele hing da einfach etwas nach. Außerdem hatte er und eh kaum jemand Ahnung von dieser "Sucht", Jesse am Allerwenigsten. Hey, er war ein Mann und Männer tranken, wann sie wollten. Aber Jesse war zwar vielleicht einfach, aber auch nicht dumm. Irgendwie wusste er, was der Alkohol für Probleme machen konnte, Dinge, für die Jesse aber heute gerade nicht offen war. Durch das Zeug fühlte er sich einfach stärker und nicht so schwach, wie gerade jetzt. Immer noch war er blas, weil er eine ganze Woche das Bett gehütet hatte, ja vielleicht ohne Megans Hilfe gestorben wäre. Aber heute, wo er das erste Mal wieder unter Menschen kam, machte ihm eben etwas ganz besondere Sorgen: Das Horatio immer noch auf freien Fuss war. Und auch wenn es Jesse nicht wissen konnte, seine Panik, dass dieser Mistkerl hier vielleicht getarnt oder wie auch immer durch die Strassen lief, oder eben versteckt hinter Häuserwänden wartete, machte ihn einfach nervlich fertig. Dabei ging es ihm weniger um seine eigene Angst, auch wenn es es nicht gerade so war, dass er sich ständig nur um andere Sorgen machte. Natürlich hatte Jesse selber auch Panik, je wieder in Horatios Gewalt zu gelangen. Aber er hatte sich eines geschworen: Sollte er Horatio wieder begegnen, so wusste er, dass dies das Ende dieses Mannes war. Und dafür, egal was passieren würde, würde Jesse sogar noch einmal ins Zuchthaus gehen. Aber nun war es vor allem Megan, um die er sich Sorgen machte, so wie damals um Holly und generell um seine Freunde, von denen er Abstand genommen hatte, nur um sie vor Horatio zu schützen. Das das dann mit Megan alles anders kam, hatte er ja nicht gewollt, nicht gewusst. Es war einfach passiert und nun war er ja auch glücklich, irgendwie. Aber der Gedanke daran, dass Horatio Megan etwas antun konnte, zerriss ihm das Herz. Machte ihn wütend. Doch davon wollte er Megan heute nichts zeigen. Jesse mochte einen seltsamen Ruf haben, aber feige war er nicht und er war verantwortungsbewusst. Er liebte nun Megan. Nicht nur, weil sie sein Kind in sich trug und wie sie ihm versichert hatte, auch wirklich sein Kind, was er ihr glaubte, nein, nun war alles anders. Es ging nicht mehr nur um den gescheiterten Mann aus Montana, also Jesse. Es ging hier um zwei andere Leben: Megan und das Kind. Und würde das Kind nicht sein, dann um Megan. Niemals wollte er jemals wieder die Frau verlieren, die er liebte ...
Jesse war dennoch momentan im Zwiespalt: Er wollte Megan eine Stütze sein und dieses ganzes hier mit den Einwohnern durchstehen, von denen die meisten sie beide verachteten. Aber wenn die wüssten, wie eigentlich unwichtig waren im Gegensatz zu Horatio. Dennoch hätte es Megan und ihm natürlich geholfen, wenn sie mehr Sicherheit unter den Bürgern gehabt hätten, mehr Zuspruch. Aber dem war nicht so. Also kämpfte Jesse an mehreren Fronten. Genau gesagt an dreien: An der mit den Bewohnern, an der mit Horatio und schliesslich mit sich selber.
Jesse war glücklich und dennoch konnte er immer wieder sein Glück nicht so geniessen, wie er es vielleicht unter normalen Umständen getan hätte. Zudem fühlte er sich unbewusst schuldig, was Horatio anging. Hätte er diesem damals im Zuchthaus doch niemals dieses irrsinnige Angebot eines nicht existierenden Schatzes gemacht ... er hatte doch nicht damit gerechnet, dass ihm dies Jahre später sooo zum Verhängnis werden würde. Und nicht nur ihm, sondern nun all den Menschen, die er liebte oder mochte. Aber nun war es geschehen und Jesse versuchte krampfhaft einen Weg zu finden, der irgendwie auszuhalten war. Horatios Vergewaltigung, so traumatisch sie nun nach Jahren erneut war, versuchte Jesse dennoch in den Hintergrund zu schieben. Auch unbewusst aus Selbstschutz. nein, nun ging es um Megan, seine Familie, eine, die er sich schon immer so sehnsüchtig gewünscht hatte. Mal ein Kind aufziehen, zu sehen, wie es sich entwickelt und an der Seite einen Menschen, wie Megan, der nicht gleich wieder niedergemezelt wurde... wie Wynona ...
Jesse stand tatsächlich leicht hilflos im Raum der Rezeption. All diese Gedanken waren Splitter, gepaart mit innerer Panik. Panik vor Horatio, aber inzwischen auch, wegen eben ersterer Panik aufgepeitscht, vor all der Ablehnung hier vor Ort. Besonders wegen Megan. Natürlich war Jesse auch nicht sonderlich glücklich, dass er hier einen so schlechten Ruf hatte. Aber der war ihm fast egal. Alleine würde er damit klar kommen. Eben saufen und Raufen, was das Zeug hielt, und wenn es nicht mehr ging, wäre er weiter gezogen. So wie es die letzten Jahre gewesen war. Nein, Jesse gestand sich nicht ein, dass es ihn schmerzte, was die anderen über ihn dachten. Die anderen, jene, die er eh nicht mochte, waren ihm doch so herzlich egal. Sie kannten ihn nicht und er sie nicht und gut war. Einige Jahre war er so durchs Leben und von Stadt zu Stadt gezogen.
Doch nun war alles anders und irgendwie auch vielleicht ertragbar, wäre da nicht: Horatio. Wenn er nur an den Namen dachte, sträubten sich ihm seine Nackenhaare und innerlich füllte sich sein Blick voller Tötungslust ....
Nun aber war Jesse hier mit Megan. Sie wollten sich ein Leben aufbauen. Mit einem Kind. War das hier eigentlich möglich? Und mit einem auf noch freiem Fuss befindlichen Horatio? Innerlich fasste sich Jesse kurz hoffnungslos an die Stirn. Äusserlich aber spielte er eine Rolle, ob gut, war eine andere Frage.
Megan, Sophie und Jesse
Zwar hatte Jesse sich etwas zurückgehalten, als sie auf die junge Dame an der Rezeption trafen und Megan ihn dann anlächelte, bereits mit ihrem Mantel über dem Arm, aber sofort wurde Jesse auch bewusst, dass er sich nun wirklich zusammen reissen musste. Und er versuchte es. Er versuchte all die Panik und Sorgen für einen Moment nach hinten zu schieben, denn an Vergessen war nicht zu denken. Und er wollte auch fast etwas sagen, war aber noch nicht so weit. Immer noch stand ihm, wer ihn kannte, etwas Hilfloses im Gesicht. Megan redete dann in ihrer lieben Art einfach drauf los, auch eine Art von Hilflosigkeit, wie Jesse aber nur am Rande bemerkte. Seine Megan, so fand er, war momentan sehr viel stärker, als er selber. Etwas, was er liebte und akzeptierte und dennoch wollte er es doch sein, der für sie da war, als Mann handelte. Wie hatte Horatio damals schon immer gesagt und auch Jesses Vater: Jesse? Du bist ein Weichei. Etwas, was an Jesse ein Leben lang nagte. Denn Jesse war anders. Klar, er hatte Schwächen, aber auch seine Stärken. Und Megan wusste das auch - wofür er sie so liebte -.
Jedenfalls versuchte sich Jesse nun ganz auf diesen kleinen Moment in der Rezeption zu konzentrieren, wollte für Megan angemessen da sein. Dennoch liess er sie reden. Aber Jesse spürte, wie auch Megan auf ihre ungewohnte Art unsicher war und dann nach Jesses Hand tastete, welche Jesse ihr nur zu gerne zur Verfügung stellte. Reiss dich zusammen, Jesse. Vergiss jetzt mal kurz und sei für Megan da...
Jesse trat nun etwas offensichtlicher und stärker neben Megan, als er vielleicht eben noch gewirkt hatte und schenkte der junge n Frau hinter dem Tresen ein ehrliches Lächeln, als diese dann selbst angefangen hatte zu sprechen. Sein Lächeln war wirklich aufrichtig, nicht aufgesetzt. Es erreichte sogar Jesses Augen für einen Augenschlag, bevor es wieder verschwand. Es war da keine falsche Freundlichkeit, keine Überheblichkeit, keine Anmache oder sonst was, auch wenn das Lächeln der jungen Frau ein wenig automatisch wirkte. Aber dies zu beurteilen, lag nicht in Jesses Macht, er hatte momentan wahrlich andere Probleme. Es waren nur irgendwie die Augen der jungen Frau, wie sie ihn kurz ansah. Erst hatte er wieder irgend eine Art von Ablehnung erwartet, so wie bei dieser Frau eben vor dem Gästehaus. Aber in den Augen der jungen Frau lag etwas weit aus anderes. Etwas weit aus tief gehendes, auch wenn es sich Jesse nicht erklären konnte. Aber es lag auch eine Sensibilität in ihren Augen. Da war keine Verachtung, keine Furcht. Vielleicht kurz ein Zweifel. Vielleicht Unsicherheit. Aber die strahlte Jesse ja auch selber aus, ohne das ihm dies so bewusst war. Nein, die Frau wirkte auf ihre Weise auch befangen. Nicht nur wegen Jesse und Megan, der Hure und dem Trinker. Da war für einen kurzen Augenblick etwas, was Jesse Hoffnung machte, aber vielleicht bildete er es sich auch nur ein. Nein, sie würde ihn und Megan nicht vor die Tür setzen. Und dem war dann auch nicht so. Auch wenn die Frau dann etwas verkrampft wirkte. Doch schliesslich klärte sie Jesse und Megan auf, wo denn der Empfang stattfand und bot an, ihnen die Mäntel abzunehmen. Jesse hatte sich inzwischen auch seinen Mantel ausgezogen und nahm dann zu dem seinen auch Megans und wollte das Angebot gerade annehmen, als er gerade aus den Augenwinkeln sah, wie die Junge Frau zu einer Krücke griff ...
»Wir danken Ihnen, Miss und ja, es ist schön warm, also auch schon hier ...« stammelte Jesse dann erst einmal, hatte seinen Hut abgenommen und wollte sich durch seine Haare streichen, was nicht ging, denn nun hatte er Megans und seinen Mantel über dem einen Arm, den Hut in der anderen Hand und selber noch irgendwie gefangen in seiner Panik, aber dann im Übergang, sich auf die neue Situation einzustellen - und darin war er nicht mal schlecht. Dennoch blickte er sich ganz kurz fast etwas panisch hinter sich zur Tür. Es war nur ein kleiner Blick, aber leicht getrieben, als würde hinter ihnen gleich der Teufel selbst erscheinen.
Doch dann riss sich Jesse innerlich zusammen, holte einmal tief Lust, möglichst so, dass es niemand mitbekam. Aber ein guter Schauspieler war er einfach nicht und dann bekam er eben mit, wie die junge Frau, deren Augen etwas in ihm widerspiegelten, was er nicht erklären konnte, aber den er irgendwie kannte und voller Traurigkeit war. Was es war, darüber dachte Jesse bewusst nicht nach. Doch als er sah, wie die Frau behindert durch die Krücke war, kam ein fach etwas in ihm hoch, was ihn schon immer ausgemacht hatte, aber nur wenige wussten, wie Megan: Er wollte auf einmal hilfsbereit sein. »Aber bitte Miss ...« stammelte er leicht unsicher, aber aufrichtig. »Bitte bemühen Sie sich nicht wegen unseren Mänteln ... ich sehe ja ...« Nur kurz deutete Jesse mit einem Blick und seinem Kinn auf die Krücke. »Wohin soll ich die Mäntel bringen?« Jesse wirkte nicht wie ein unsicherer kleiner Junge, aber auch nicht wie der perfekte Galan. Es war einfach eine Aufmerksamkeit. Und Jesse, ohne das er es merkte, tat es einfach, ohne dahinter eine Absicht zu haben.
Und immer noch irgendwie im Versuch, Megans Hand zu halten, trotz Mänteln und seinem Hut, lächelte er sanft und tat etwas, was für ihn vollkommen normal war: Er stellte sich vor. Denn er war es nicht gewöhnt, sich anders zu verhalten, nur weil die junge Frau als Dienstleisterin hinter dem Tresen stand. Sie war für ihn ein Mensch aus dem Ort. Obwohl ihm eigentlich nicht dar´nach war, denn eigentlich wollte er das alles hier nicht. Es war ihm alles zu viel. Aber er wollte es für Megan, und diese Frau, was auch immer sie über die beiden dachte, war ... bemüht freundlich. Vielleicht auch mehr. »Und Verzeihung. Mein Name ist Jesse Harding» sprach er selbstverständlich,:« ... und dies ist ...« Liebevoll und ein wenig stolz schaute er Megan an, als sei es vollkommen egal, als was sie hier bekannt war: »Meine Verlobte Miss Foster. Bald Mrs. Harding ...« Den letzten Satz sprach Jesse unbewusst so liebevoll und stolz aus, dass man ihm wirklich abnehmen konnte, was er meinte. Denn er meinte es auch so. Und für diesen Moment war seine Panik vor Hoartio und der Verfolgungswahn wirklich vergessen. Dazu hatte aber eben irgendwie auch die junge Dame beigetragen.
Jesse hatte es vorerst geschafft, seine Panik und totale Unsicherheit zu unterdrücken. Darin war er gut, wenn auch sonst vielleicht in den Augen vieler nicht, die ihn kannten, oder eben ein Gespür hatten Aber eben erst einmal nur "vorerst". Und dann schaute er auch kurz Megan an und in seinem Blick lag ungeheure Liebe und Dankbarkeit. Denn auch Megan war ihm ein Anker ...
Der sanfte und doch irgendwie feste Druck von Jesses Hand tat gut. Ihn einfach neben sich zu wissen war ihr schon mehr Stütze als viele Worte es vermocht hätten. Das Mädchen hinter der Rezeption wirkte ein wenig abweisend, ob es nun der Blick war, oder ihre Körperhaltung konnte Megan nichtmal genau festmachen, sicher war nur das die Kleine wusste wen sie vor sich hatte oder besser was sie vor sich hatte. Wenigstens besass sie den Anstand nichts zu sagen, was in diese Richtung ging. Viellicht fehlte ihr auch einfach der Mut oder es war das offene Lächeln das Megan ihr schenkte, das dafür sorgte, das sie ihr eine Chance gab.
Jesse hatte seinen Hut abgenommen Megans Hand und seinen Mantel über dem einen Arm, den Hut in der anderen Hand blickte er sich ganz kurz fast etwas panisch zur Tür um. Megan, die auf Sophie achtete, bekam den Blick allerdings nicht mit, betrachtete das Mädchen mit dem gebrochenen Bein. Galant und zuvorkommend wie er nunmal war, bot er auch sogleich seine Hilfe an. Ja, er war einer hilfsbereitesten Menschen die Megan kannte und besonders bei Ladies kehrte er diese Seite gerne mal hervor. Es wären ja auch wirklich keine Umstände für ihn und sie selber, die Mäntel eben selber an die Garderobe zu hängen. Es gab sicherlich Camdener, die nicht so rücksichtsvoll waren und dann hätte die Kleine noch so einiges vor sich heute, in Anbetracht der Menge an Menschen die auf dem Weg hierher war. Armes Ding.
Jesse stellte sich selbst und Megan dann vor und die Blonde bekam wieder leichte Röte in die Wangen als er sie als Mrs Harding bezeichnete. Megan Harding. Sie hatte sich noch nie, bis zu diesem Augenblick, mit diesem Klang des Namens beschäftigt aber es klang gut. Alleine die Symphonie des Namens gab ihr ein wärmendes Gefühl. Sie sah ihn an, sah den Blick und die Emotionen die in seinen Augen deutlich zu lesen waren. Warm und liebevoll erwiderte sie den Blick und sein Lächeln, schaute dann zu Sophie. "Ja, wir können die Mäntel gewiss eben selbst an die Garderobe hängen. Das sind keine Umstände, wirklich." lächelte sie Sophie weiterhin mit ihrem Sonnenscheinlächeln zu.
[OOC: @Ruth: Joe ist übrigens bereits bei Ruths Ankunft aufgestanden ;)]
cf: Vor dem Gästehaus Joe und Ruth, daneben Jesse, Megan und Sophie an der Rezeption
Ruths Lächeln wusste Joe nicht so recht zu deuten. War es, weil er sich über einen Verrückten wunderte? Er erwiderte es dennoch, auch weil es eigentlich schon eine gewisse Komik hatte, was Mrs. Cornwell erzählte, als sie versuchte, genauer von Hardings Bruder zu berichten. Also einfach nur ein Verrückter, wenn auch verrückter als Joe angenommen hatte. Trotzdem, solange er nur Steine belästigte, war es ja noch halb so wild. Schließlich gab es auch die Art durchgeknallter Irrer, die ihren Mitmenschen den Schädel einschlagen wollten. Daran hätte er sich mehr gestört. "Da dürften Sie Recht haben." Joe lachte leise. Er trat hinter Mrs. Cornwell durch die Tür ins Gästehaus, die seine höfliche Geste selbstverständlich angenommen hatte. Drinnen schlug ihm sofort die angenehme Wärme entgegen. Mr. Harding und seine Begleitung standen noch an der Rezeption und er nickte den beiden nur flüchtig zu, da hatte er ja draußen bereits gegrüßt hatte. Außerdem waren die beiden im Gespräch und er wollte nicht stören. Nicht unerheblich war nun aber auch der Eindruck den er von Mr. Harding hatte und wegen dem Joe diesem wohl eher distanziert zu begegnen gedachte. Joe öffnete seine Jacke und wusste nicht so recht was er nun machen sollte. Langsam könnte es doch knapp werden, je nachdem wie genau McKay es mit seinen Vaterpflichten nahm. Joe seufzte bei dem Gedanken innerlich und wollte sich wieder auf andere Gedanken bringen. "Ach, wissen Sie zufällig, wem genau die Sattlerei am Horse Trail gehört?", fragte er deshalb beinahe beiläufig Ruth. Die Köchin schien sich offenbar damit auszukennen, was alles in der Stadt vor sich ging, auch wenn so manches vielleicht nur Gerede oder Gerüchte waren. Womöglich war sie also auch so etwas wie eine Tratschtante, er sollte also mit Dingen, die nicht unbedingt für andere Ohren gedacht waren vorsichtiger sein. Groß störte ihn diese Vermutung jedoch nicht, da er nicht glaubte, dass es über ihn allzu viel zu wissen gab, also auch nicht besonders viel Wissen, das irgendjemand verbreiten konnte, und noch weniger negatives. Mr. Harding schien sich derweil tatsächlich wieder beruhigt zu haben und Joe fragte sich noch immer ein wenig, was der Grund dafür gewesen war, dass er sich draußen so seltsam verhalten hatte. Zu fragen wäre ihm zwar nie in den Sinn gekommen, obwohl er sich fragte ob es irgendetwas mit ihm zu tun gehabt hatte.
Joe und Ruth, daneben Jesse, Megan und Sophie an der Rezeption
An Mr. Leery vorbei, der ihr höflich die Tür aufhielt, betrat Ruth das Gästehaus. Als Erstes fiel ihr Blick auf Sophie, die an der Rezeption stand und sich offensichtlich um die Garderobe dieses Mr. Hardings und - Ruth konnte es kaum glauben - Miss Fosters bemühen wollte. Niemals hätte sie vermutet, dass sie eines Tages auch solche zweifelhaften Existenzen dulden müsste. Der Reverend hatte zwar ausdrücklich Jeden willkommen geheißen, aber so er gewusst hätte, wen er sich damit einlud, hätte er diese beiden sicherlich außen vor gelassen. Nun war es wohl zu spät, denn diese wieder auszuladen, war nicht nur schlicht unhöflich, sondern widersprach dem christlichen Gebot, gastfrei zu sein. Nur, dass Sophie, die mit ihrer Krücke ohnehin schon zu Genüge belastet war, sich nun auch noch mit den schweren Mänteln der Beiden befassen musste, gefiel ihr überhaupt nicht. Gerade wolle sie um den Thresen herumgehen und Sophie diese Last abnehmen, als Mr. Harding zu ihrer Überraschung bereits seine Hilfe anbot. Miss Foster bot gerade an, die Mäntel selbst an die Garderobe hängen zu wollen und Ruth blieb vor Überraschung beinahe der Mund offenstehen. Dies Verhalten passte so gar nicht in das Bild, dass sie sich von den Beiden gemacht hatte. "Guten Tag, Miss Foster." Nicht besonders freundlich,aber auch nicht mißmutig begrüsste sie die Frau, die sie bisher nur als Hure wahrgenommen hatte. "Lass nur, Sophie. Ich weiß ja, wo ich meinen Mantel aufhängen kann." Freundlich zwinkerte sie dem Zimmermädchen zu, denn sie war ja nun zwar wie ein Gast zur Vordertür hereingekommen, aber nichtsdestotrotz würde sie ihren Mantel wie gewohnt an den Haken neben der Küchentür hängen und nicht an die Gästegarderobe. Während sie noch ihre Handschuhe ablegte, wandte sie sich noch einmal nach Mr. Leery um, der zu ihren Worten über die Hardings humorvoll zugestimmt hatte. "Mr. Leery, vielleicht wollen Sie sich schon nach einem freien Tisch umsehen? Er wird sicherlich ziemlich voll werden." Ruth warf einen schrägen Blick auf Mr. Harding , der sich auffallend nah an Miss Foster hielt. Wenn die Zwei schon kommen, wer weiß, wer noch Alles auftaucht.. Sie schüttelte ihre Gedanken ab und ersparte es sich, Mr. Leery daraufhinzuweisen, dass Matthew sicherlich mit seiner Familie an einem Tisch sitzen würde. So er tatsächlich ein Freund Matts war, war ihm das sicherlich bekannt. Merkwürdig fand es Ruth, dass in den letzten Treffen der Damen aus dem Nähkreis niemals der Name Leery gefallen war. Gut, er war erst seit wenigen Tagen in der Stadt, aber als Freund Matthews sollte man doch meinen, dass Molly diesen schon einmal nebenbei erwähnt hatte, so wie sie sich auch schon mal über den schusseligen Ben beklagt hatte, oder über die andauernden Reibereien zwischen Matt und seinem Vater. Diesem Gedanken konnte sie weitergehen, noch äußerte sie ihn, denn gewollt oder nicht, gelang es Mr. Leery sie mit seiner Frage nach der Sattlerei abzulenken. Während sie ihren Mantel öffnete und diesen zunächst über ihren Arm legte, überlegte sie kurz, was sie darüber wusste. "Die Sattlerei - oh, ich nehme an, dass das Haus der Stadt gehört. Ein Sattler hat damals aufgegeben und bisher konnte diese wohl nicht erfolgreich vermittelt werden.. also, es war wohl mal Jemand interessiert, aber niedergelassen hat er sich dort nicht." Kein Wunder - bei der Nachbarschaft. Ruth behielt ihre Gedanken für sich. Obwohl diese auf der Hand lagen, wäre es wohl unhöflich diese in Anwesenheit des Stein des Anstoßes zu erläutern und Mr. Leery würde wohl früher oder später selbst darauf kommen. Sie jedenfalls würde sich nicht freiwillig in der Nähe der Hardings niederlassen - und den Gerüchten nach wohnte Miss Foster nicht weit weg - also das war sicher keine Wohngegend, in der sie wohnen wollte. Sicher, auch sie träumte, von einer eigenen Familie und einem Leben in einer Wohnung oder gar einem Haus, dass sie ihr eigen nennen konnte. Sie fühlte sich zwar wohl und geborgen in ihrer kleinen Kammer unter dem Dach, aber sie war eben dort auch oft einsam. "Ich denke, der Bürgermeister weiß sicherlich Genaueres darüber. Ich muss mich entschuldigen und sehen, dass ich Tee und Kaffee herrichte." Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie aus dem Speiseraum heraus, ein Kinderlachen wahrnahm. Das war sicher die kleine Clara Spencer, die mit ihrem Lachen wohl alle Herzen gewinnen konnte - so auch ihres. "und die Kinder freuen sich bestimmt über heißen Kakao." Zu ihren Worten lächelte sie kurz Sophie an, denn auch Heranwachsenden und sogar mancher Erwachsenen hatte eine heiße Schokolade schon oft gegen mancherlei Kummer geholfen. "Wir sehen uns sicherlich später noch, Mr. Leery. Fall Sie etwas vermissen, lassen Sie es mich wissen." Mit diesen Worten verließ sie nun die Rezeption in Richtung Küche und hing dort ihren Mantel auf. Aus der Küche heraus drangen Stimmen, so dass sie annahm, dass Kate bereits dort tätig war - vermutlich mit Miss Spencer.
Der eisige Wind und das unangenehme Schneegestöber hatte John veranlasst etwas schneller die Lake Street hinunter zu eilen. Kurz waren sie dabei dem Reverend und seinem Sohn begegnet, die das Pfarrhaus verlassen hatten und Richtung Kirche aufbrachen. Stevenson hatte ihnen noch einen schönen Sonntag gewünscht, was John veranlasste anzunehmen, der Reverend erwartete nicht, dass der Sheriff Zeit erübrigen konnte, um auf dem Empfang zu erscheinen. John hätte dies gerne revidiert, kam aber nicht dazu, da es Stevenson scheinbar eilig hatte und weiterdrängte. Gemessen an dem betretenen Jungen an seiner Seite lag die Überlegung nahe, dass die beiden unangenehmes zu besprechen gehabt hatten. Sicherlich war keiner von den beiden für eine längere Unterhaltung aufgelegt. Also hatte John den Weg in die Mainstreet fortgesetzt und hatte die Unterhaltung zwischen Mister Waltham und sich auf small talk beschränkt. Weit waren sie hier erneut nicht gekommen, denn kurz nach der Klinik hatten sie Cassidy und Elisa eingeholt. Nicht sicher wie Mr. Waltham auf Schwarze zu sprechen war, hatte John ihm trotzdem seine Tochter vorgestellt und natürlich auch deren Freundin. Er war besorgt genug gewesen, um darauf zu bestehen Cassidy bis zum Gästehaus zu stützen. Aber wie erwartet, hatte Cassidy das Angebot ausgeschlagen. Sie war der Ansicht, dass Elisa ausreichen würde. Nicht sonderlich auf einen Streit in der Öffentlichkeit erpicht, hatte John eingewilligt und auf dem restlichen Weg ins Gästehaus Mister Waltham die Umstände, die zu Cassidys Krücken geführt hatten, erklärt. Emily blieb schweigsam an seiner Seite und John hatte sich gelegentlich gefragt, ob es an der Anwesenheit des fremden Mannes lag oder am schnellen Gang, dem sie nur schwer folgen konnte. Wieder hatte er es bedauert ihr nicht einfach den Arm anbieten zu können. Aber letztendlich kamen sie am Gästehaus an und John konnte das Tempo aus seinem Schritt herausnehmen. Während er sich die Stiefel abtrat und dann für Emily die Tür öffnete, wandte er sich mit seinen Worten an den jüngeren Mann: "Wenn sie möchten, Mr. Waltham, können sie sich gerne einen Moment zu uns setzen und wir können uns noch ein wenig näher unterhalten," die Pläne in Bezug auf Emily würden eben warten müssen. Er hatte sowieso nicht damit gerechnet, dass er sich über alle Formen hinwegsetzen konnte, indem er sich auf dem Empfang nur kurz blicken ließ und dann Emily hinaus zu einem Spaziergang entführte. Das Warten würde ihm schwer fallen, aber wenigstens konnte ihm heute Emily nicht noch einmal entwischen, wenn er sie um das Gespräch bat, dem sie bereits in der Kirche zugesteimmt hatte.
Als John den beiden ins warme Innere folgte, stellte er erstaunt fest, dass sie nicht die ersten waren, die sich bereits im Gästehaus aufwärmten. Mrs. Cornwell entschwand gerade aus der Rezeption, nachdem sie an einem ihm unbekannten jungen Mann noch ein paar Worte gerichtet hatte. Harding und Miss Foster standen bei Sophie an der Theke und klärten gerade die Gaderobenablage. Der "Menschenauflauf" war noch zu verschmerzen und ein Tisch somit noch ergatterbar. John hielt sich auch gar nicht lange mit Formalitäten auf und schritt gleich zu den Türen in den Speisesaal. Er ging im Gästehaus wegen Kate und hin und wieder auch Holly betrefend ein und aus, man wusste im Haus über seine Beziehung zu Kate auf freundschaftlicher Basis bescheid. Zudem wäre Sophie sicherlich auch der letzte Mensch auf Erden, der ihn daran hätte hintern können den Speisesaal zu betreten. Ob es dafür schon Zeit war oder nicht.
Sophie mit Jesse und Megan an der Rezeption. Ruth, Jonathan, John, Emily und Arthur kommen vorbei.
Der Mann stimmte ihren zuvorigen Worte zu und stammelte etwas davon, wie warm es hier tatsächlich sei. Das trug ihm einen neugierigen Blick von Sophie ein, denn sie konnte sich die merkwürdig verhaltene Art und die unsichere Körperhaltung des Mannes nicht erklären. Wenn sie so groß und stark wäre, dann wäre es ihr egal, wie jemand anderes über sie dachte. Dann könnte sie ihn nämlich mit einem einzigen Faustschlag von den Füßen fegen. Der Gedanke gefiel ihr mehr, als sie erwartet hatte; vor allem da sie sonst ein vehementer Gegner von Gewalt war. Auch den ruckartigen Blick über die Schulter konnte sie sich nicht erklären, kam aber rasch zu der Erkenntnis, dass der Mann genau der seltsame Vogel war, als der er in der Stadt verschrieen war. Aber jetzt war es natürlich zu spät, die beiden noch hinaus zu komplimentieren. Innerlich hatte sie sich bereits gewappnet jedes Mal schräg wegen der Krücke angestarrt zu werden, also hob sie unbewusst das Kinn etwas an, um gleich kommenden Fragen direkt ins Gesicht blicken zu können, doch stattdessen bot der Mann unerwartet galant an, die Aufgabe für sie zu erledigen. Natürlich brachte das das Mädchen in eine Zwickmühle, denn die Vorstellung jedes Mal auf zu stehen, die Mäntel zu nehmen, die Krücke umständlich gegen die Wand zu lehnen, während sie nach einem Kleiderhaken griff, wenn ein Gast kam, war beängstigend. Andererseits gehörte es sich, um den guten Ruf des Hauses zu wahren. „Also ich ..“ setzte sie zögerlich an und warf der Blonden einen hilfesuchenden Blick zu, als hoffe sie, die könnte sie irgendwie aus ihrem Dilemma erlösen. Da stellte sich der Mann als Mr. Harding vor. Das hatte sie zwar schon gewusst, aber es gehörte dennoch zum guten Ton und Sophie lächelte vorsichtig, um es zur Kenntnis zu nehmen, und riss gleich darauf die Augen auf, als sie von den Hochzeitsplänen der beiden hörte. Ein exotischeres Paar hatte sie noch nie gesehen, trotzdem wurde ihr Gesichtsausdruck um einiges herzlicher und sie gab ein vollkommen ernst gemeintes: „Meinen herzlichen Glückwunsch.“ von sich. Nur mit Mühe kämpfte sie den albenen Drang hinunter, den beiden von ihren eigenen Hochzeitsplänen zu erzählen, denn so außergewöhnlich sie auch waren, sie würden niemals verstehen, wie ein Mädchen ein anderes heiraten wollen könnte.
Hinter den beiden hatte sich die Tür ein weiteres Mal aufgetan und ließ Ruth sowie einen Fremden herein, der mit ihr im Gespräch war. Da gehörte es sich natürlich nicht zu unterbrechen und so wie es aussah geleitete Ruth den Mann schon gekonnt in den Gästesaal, so dass es nicht mehr in ihre Pflichten viel. Dich schickt der Himmel, Ruth, dachte Sophie und nickte mit einem scheuen Lächeln dem neuerlichen Gast zu, bevor sie sich wieder an Mr. Harding wandte. „Warten Sie, ich gebe Ihnen ein paar Bügel und wandte sich zu der kleinen Gaderobe direkt hinter der Rezeption. An einer Stange gab es mehrere Bügel, von denen sie nun drei ergriff und zwei davon Mr. Harding reichen wollte, als sich die Tür erneut auftat. Es würde ganz schön kalt hier werden, wenn ständig jemand hereinkam und die Winterkälte in den Raum ließ erkannte sie, grüßte aber automatisch mit einem: „Guten Morgen, Mr. Clayton.“ als dieser in Begleitung eintrat. Doch entweder er hatte sie nicht bemerkt oder er befand sie nicht für wert, auch beachtet zu werden, denn er rauschte im Eiltempo vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen und Sophie starrte ihm kurz ungläubig nach. Wieso wunderte sich der Mann, dass seine Tochter so verkam, wenn er selbst sich aufführte wie ein Rüpel und nichtmal ein Mindestmaß an Manieren an den Tag legte. Mit einem flüchtigen missbillienden Kopfschütteln wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Leute vor der Rezeption und reichte Harding nun die versprochenen Kleiderhaken. „Was ist mit Ihnen, Sir?“ erkundigte sie sich dann bei dem dunkelhaarigen Fremden, der bereits aus seiner Jacke geschlüpft war. Wenn er ihr die Jacke reichte, würde sie sich darum kümmern.
ooc: So, sorry, dass ich jetzt erst schreibe, war mir unsicher, wer dran war und dann wollte ich es viel kürzer halten, kam dann aber auch anders *g*[/size]
Megan und Jesse an der Rezeption bei Sophie [size=85]Ruth und Jonathan kommen dazu, Ruth geht, dann John, Emily und Arthur
Jesse hatte bei der jungen Frau hinter dem Tresen, dessen Name ihm einfach momentan nicht einfiel, nicht mitbekommen, dass sie Megan und Jesse vielleicht ein wenig abweisend angeschaut hatte. Dafür war er noch zu sehr mit seinen panischen Gedanken an Horatio beschäftigt. Es war nicht so, dass ihm so etwas sonst nicht auffiel, denn nur wenige, die Jesse kannten, wussten, dass er feinfühlig und durchaus aufmerksam sein konnte. Aber heute war eh alles anders als noch vor einer Woche oder sogar vor Wochen ... wirklich entspannt war Jesse lange nicht mehr, seit dem er wusste, dass Horatio aufgetaucht war. Er fand das junge Mädchen regelrecht nett, vielleicht einfach, weil sie ein wenig gelächelt hatte, statt entsetzt drein zu gucken. Natürlich fand es Jesse gar nicht schön, was man ihm und Megan da so teilweise andichtete, einfach, weil es ja so schön einfach war: War mal erst mal in Verruf gekommen, war es hier in diesem Ort eh vorbei. Aber das sorgte Jesse wie gesagt gerade eh nicht. Er war froh, Megan an seiner Seite zu haben und wusste, dass sie das alles irgendwie gemeinsam durchstehen würden. Und wie gut, dass Jesse heute doch recht dünnhäutig war. Früher, da hätte er ganz andere Seiten aufgezogen, wenn man ihn nur schief angesehen hätte.
Immerhin glaubte er wahrzunehmen, dass es Megan irgendwie freute, wie er sie vorstellte, eben als zukünftige Mr. Harding. Und Jesse war selber mächtig stolz. Zeigte dies ja auch, in dem er sich und Megan so vorstellte. Aber mehr war dann auch nicht drin. Andere Sorgen plagten ihn. Dennoch konnte er sogar in solchen Situationen galant sein, das war einfach ein Wesenszug von ihm.
Megan dann bestätigte der jungen Frau dann das mit den Mänteln. Und Jesse hatte einfach nur genickt und ja nun auch alle Hände voll zu tun. Als dann allerdings hinter ihnen die Tür erneut klappte und kalte Luft hereinwehen liess, zuckte Jesse unweigerlich kurz zusammen. Nicht sonderlich auffällig, aber ja, er machte heute nicht denn besten Eindruck. Aber im ersten Moment glaubte er einfach das Schlimmste. Schnell beruhigte er sich, sah dann diese ältere Frau, Ruth Cornwell oder so, jetzt fiel ihm der Name wieder ein und auch der junge Mann von draussen traten ein. Die Frau grüßte dann Megan, aber nicht wirklich herzlich, aber etwas anderes hatte Jesse auch nicht erwartet und der junge Mann nickte ihnen dann noch kurz zu. Aber es war von Jesse auch nur ein kurzer Blick, denn er widmete sich dann wieder Sophie. Zwar drangen noch Worte des Jungen an seine Ohren, irgendwas mit der Sattlerei, die ja in seiner Strasse war, aber mehr bekam er dann auch gar nicht mehr mit. Er wollte einfach auf die Reaktion der jungen Frau auf der Krücke warten, kam dann aber nicht dazu, da diese Ruth dann nur meinte, sie wüsste schon, wo sie ihren Mantel hin hängen würde ... und dabei, wie praktisch, erfuhr Jesse dann auch zumindest den Vornamen des jungen Mädchen, welches fast so blass aussah wie er selber. Die Neuankömmlinge sprachen dann noch ein paar Worte und die Frau rauschte dann ab. Nur gut. Irgendwie mochte Jesse sie nicht. Sie hatte so einen seltsamen Blick ... und überhaupt, ihre ganze Art hatte etwas seltsames, irgendwie einfach nichts herzliches. Aber was wollte Jesse schon erwarten? Allerdings war ihm schon aufgefallen, wie seltsam freundlich sie zu dem jungen Mann war, aber Megan und ihn eher herablassend beäugte. Aber das war er leider inzwischen auch gewöhnt. Und dies war für ihn nur eine von den alten Tratschtanten, die eh keinen Mann abbekamen, weil wer wollte so jemanden schon? Dabei hätte es diesen Frauen vielleicht gut getan ... aber Jesse dachte nicht weiter darüber nach. Er wollte sich heute nicht noch über so etwas ärgern. Er urteilte eh eigentlich nicht gerne über andere, die er nicht kannte. Aber man musste sich ja irgendwie doch schützen und sei es nur in Gedanken. Aber ja, irgendwie kam Jesse einfach für kurze Zeit nicht dazu, sich um die Mäntel zu kümmern, denn dann bliess diese Jungfer dem jungen Mann noch mehr Honig sonst wo hin. ALs wäre das ihr zukünftiger Schwiegersohn. Keine Frage, wenn sich die beiden kannten, ging man anders mit einander um, aber diese Frau zeigte deutlich, was sie von Megan und Jesse hielt. Sie arbeitete hier und hätte eigentlich zu allen Gästen solch eine Höflichkeit an den Tag legen müssen. Fast hatte Jesse sogar das Gefühl, dass sie es extra machte, um Jesse und Megan zu zeigen, was sie dachte, nämlich: Haut doch am besten ab. Innerlich verdrehte Jesse die Augen. Das konnte hier ja noch sehr amüsant werden, zumindest dachte er das sarkastisch. Dann aber war die alte Schachtel auch endlich weg.
Er hatte nun also die Mäntel von sich und Megan über dem Arm, Megans Hand liess er dann aber los und in der anderen Hand hielt er seinen Hut und schaute wieder zu Sophie. Diese schien fast verwundert oder so, als Jesse sich positiv darüber äusserte, wie angenehm es hier war. Aber es stimmte doch auch. Warum schaute sie denn nun so neugierig? Aber es war Jesse dann auch egal. Er war gerade nicht in der Verfassung, irgendwie noch viel zu deuten. Das nervte ihn eben schon bei dieser älteren Frau. Ganz ruhig Jesse, Horatio ist nicht in der Nähe, und wenn doch, knallst du ihn ab, schliesslich hast du hinten einen Revolver in Hosenbund So in Gedanken, bemerkte er nicht, wie Sophie leicht ihr Kinn reckte, aber er schien sie dann erneut zu verwundern, als er das mit den Mänteln anbot. Jesse tat dies nicht, damit man ein besseres Bild von ihm bekam, das tat er einfach automatisch. So war er eben und wie lieb, dass Megan ihn da kannte und schätze, auch wenn er ihre Gedanken ja nicht lesen konnte. Aber Jesse war wirklich sehr zuvorkommend, wenn es wichtig war. Nicht weil es für IHN wichtig war. Er dachte darüber nicht nach. Er war nun mal einfach so und in diesem Fall hatte er dann doch etwas unbewusst davon: Es lenkte ihn von seiner inneren Unruhe ab. Und er hatte die junge Frau wohl sogar etwas irritiert, was wirklich nicht seine Absicht war. Aber auf einmal dachte er nur: Bin ich denn hier echt nur der Depp, dass man sogar eine freundliche Geste nicht annehmen konnte, ohne rumzustammeln? Sophie traf ihn gerade, aber nur in Gedanken, einfach, weil eben niemand ahnte, was in dem großen und sonst so starken Mann vor sich ging. Aber Jesse versuchte ruhig zu bleiben und da konnte er, wenn er sich, wie jetzt zusammenriss, echt gut schauspielern. Zumindest eben seine Ruhe bewahren. Und die brauchte er einfach. Wie gut, dass er eh keine Zeit hatte, weiter darüber nachzudenken, der hatte sich und Megan vorgestellt und dann kam tatsächlich ein Glückwunsch. Und dann sah er doch wieder ein Lächeln auf den Lippen der jungen Frau. Aber warum erzählte Jesse das eigentlich? Nicht aus niederen Beweggründen, sondern weil er stolz war und eigentlich glücklich, so, als wollte er es fast der ganzen Welt erzählen. Und sich von seinen Sorgen abzulenken.
»danke ...« meinte er dann aber dennoch eher kurz, aber freundlich. Und auch Megan war freundlich, das spürte er, auch wenn er genau wusste, wie angespannt sie sein musste. Jedenfalls reichte sie Jesse schliesslich zwei Bügel, nachdem sie scheinbar irgendwie erleichtert über diese Frau und den jungen Mann gewesen war. Aber Jesse machte sich darüber keine Gedanken. Horatio immer noch im Hinterkopf, dachte er an Holly ... das würde auch nicht leicht werden. Verdammt, das war einfach nicht sien tag, mal von dem Morgen heute abgesehen ... gerne dachte er daran, wie er Megan zum Strahlen gebracht hatte. Aber Jesse, so angespannt er auch mehr und mehr wirkte, riss sich zusammen.
Dann aber ging erneut die Tür auf und wieder wirkte Jesse nicht nur genervt, sondern für einen kleinen Moment angespannt. Wieder diese Kälte, wieder irgendwie diese seltsame Angst. Aber wieder war es weder Horatio, noch wer, den er mit ihn in Zusammenhang brachte. Es war der Sheriff mit seiner Begleitung und einem ihm Fremden. Die junge, etwas mollige Frau kannte Jesse aber auch nur vom Sehen, den Mann gar nicht. Oder war er ihm auch schon begegnet? Jesse wusste es nicht. Und so nickte Jesse den drei Neuankömmlingen auch nur einfach freundlich zu, mit einem nicht ganz echten Lächeln, aber auch keine falschen. Der Sheriff rauschte dann irgendwie durch und Jesse wusste ja, dass dieser mit der Hausherrin und auch Holly irgendwie in freundschaftlicher Beziehung stand, denn Jesse war ja mal vor Wochen, Monaten mit Holly hier gewesen ... und irgendwie hatte der Sheriff sich da ziemlich stark für Holly gemacht. Aber das waar Schnee von gestern. Dennoch wurde Jesse nun auch wieder bewusst, dass er hier ja würde Holly treffen ... oh je ... Schnell an was anderes denken, kam es ihn in sekundenschnelle. Den Sheriff wollte er doch noch wegen dem Steckbrief, den Jesse von Horatio gezeichnet hatte, etwas fragen und wie das denn nun wäre, mit der Jagd nach dem Bastard. Aber später... alles bloss später ...er wandte sich wieder Sophie zu. »Eh ja danke « murmelte er dann nur und nahm die Bügel entgegen und begann seinen und Megans Mantel darauf aufzuhängen, um diese dann hinter Sophie an die Haken zu hängen und dennoch glaubte er kurz einen missbilligen, ja enttäuschten Blick bei Sophie zu erhaschen, als der Sheriff ohne etwas zu sagen, an ihnen vorbei in den Speisesaal rauschte. Jesse aber hängte schliesslich ihre Mäntel hin und bekam noch mit, wie diese Sophie dann noch den jungen Mann hinter ihnen fragte, wie es denn mit seinem war.
Jesse wurde es hier zu voll und er wollte nur noch weg. Und obwohl sich die junge Dame hiner dem Tresen ja nicht vorgestellt hatte, was vielleicht auch normal war, schaute er sie ein letztes Mal an. Freundlich. Sein Lächeln erreichte sogar seine Augen, aber nur kurz. »Danke, Miss ...«
Und dann legte er dezent aber offensichtlich einen Arm um Megans Hüfte. »Gehen wir ...« Und er schaute Megan an. Schaute ihr kurz tief in die Augen. Aber er versuchte sich zu verstellen, für sie da zu sein. Er lächelte sie nun natürlich sehr viel lieber an als Sophie.Aber Megan konnte spüren, dass etwas nicht stimmte, denn so gut ar Jesse leider auch nicht, sich zu verstellen.
Denn JEsse wollte am liebsten nur fort hier, wie auch in der Kirche. Aber er wusste auch, dass sein ständiger Drang des Fortrennen-wollens auch nicht richtig war. Er war schliesslich ein Mann. Dennoch spürte er sehr deutlich, dass er ganz dringend einen Whiskey brauchte. Mehr als dringend.
Und so kamen für ihn so viele Dinge zusammen, die fast niemand verstehen konnte. Denn wer, außer Megan, konnte ihn schon verstehen? Nur Megan wusste die ganze Wahrheit. Und nicht mal die ganze .... Horatios Macht, seine Vergewaltigungen früher und damals war Horatio nicht alleine mit seinen perversen Neigungen ... die Entführung, Misshandlung vor einer Woche ... Und die Vorstellung, dass dieser Kerl dort draussen noch war und vielleicht all die Menschen, die Jesse mochte, und viele waren es nicht mehr, als Opfer suchte? Und dann gleich Holly, von der er sich nur wegen Horatio getrennt hatte, um sie zu schützen. Und nun war er nach einer Woche der schweren Krankheit und des Entzuges das erste Mal wieder auf den Beinen, musste sich "normal" verhalten ... was er immer wieder versuchte und vielleicht in seinem Zustand sogar irgendwie meisterte. Aber wäre Megan nicht und das Kind ... Jesse hätte sich seinen Hengst und seinen Wolf geschnappt und wäre in die Weite der Wälder geflüchtet ...aber Tristan gab es dann ja auch noch.
Und Jesse war immer noch angeschlagen, was man ihm auch ansehen konnte, wer genau hinschaute. Auf seiner Stirn war noch leicht eine Wunde zu sehen und er war abgemagert und bleich. Dennoch riss er sich so gut er konnte zusammen. Weil er für seine Megan da sein wollte. Sie war momentan aber so viel mehr stärker als er. Sie war einfach fantastisch.
Aber wenn Jesse ehrlich war, hätte er heute doch lieber zu hause verbringen sollen. Er fühlte sich seltsam überfordert. Früher war er nie so dünnhäutig gewesen. Aber nun stand der nächste Kamp an ... Holly. Und was wäre, wenn er auch noch auf Matt träfe? naja, da hatten sie ein stilles Abkommen, das würde noch gehen, aber Holly? Nein, er würde heute alles durchstehen. Schliesslich war er ein Mann. Und alles war einfacher, als ... die Gedanken an Horatio und das, was er mit diesem in seinem Leben erlebt hatte. Er würde das schon wuppen. Er MUSSTE es! »Komm ...« sagte er dennoch lieb zu Megan. Nickte noch mal irgendwie in die Runde, beachtete aber schon lange keinen mehr, ausser Megan ...
Megan und Jesse an der Rezeption bei Sophie Ruth und Jonathan kommen dazu, Ruth geht, dann John, Emily und Arthur
Es wurde ein wenig hektisch an der Rezeption. Nun, weniger an der Rezeption als solches, als vielmehr dem Raum der diese beherbergte. Die ersten, die hereinkamen waren der junge Mann den Megan draussen gesehen hatte. Durchaus hübsches Kerlchen, aber ihm fehlte das Raue, der Schurkencharme den Jesse an sich hatte. In seiner Begleitung die etwas betagtere Köchin des Twin Falls. Megan kannte sie vom sehen und wusste das Mrs Cornwall gerne mit dem Kaffeekränzchen ihre Zeit verbrachte. Die typische 'Dame' die es aufs Land verschlagen hatte. Nicht gerade die Persönlichkeit die bei Megan Sympathiewellen auslöste. Das bestätigte sie auch mit dem eher neutralen und gemessen daran das Ruth Angestellte und Jesse und Megan Gäste waren, eher unfreundlich zu nennen war. Oder nicht freundlich genug. Wie auch immer, wenigstens ignorierte sie weder Jesse noch Megan, was die Blonde als guten Anfang nahm. Ruth verschwand recht schnell, fast so als wollte sie die Gesellschaft der Rezeption meiden und liess den jungen Mann zurück. Jesse half Sophie beim aufhängen der Mäntel, nachdem diese ihm Bügel gezeigt hatte, als auch schon wieder die Tür aufging.
Die hübsche Engländerin mit Sheriff Clayton kam herein und ... ja, das war schon eher Megans Typ, ein Blonder, der ihr in der Kirche nicht aufgefallen war. Oh, doch, sie hatte sogar kurz mit ihm gesprochen. Das der Fremde sich so an den Sheriff hielt war seltsam, aber vermutlich war er auf Jobsuche und der Sheriff war ja im allgemeinen recht gut Infomiert. Clayton ging auch gleich durch, zusammen mit seiner Haushälterin, denen Megan freundlich nachlächelte und der Blonde eilte die Treppe nach oben. Megan schaute zu dem dunkelhaarigen und hielt die Hände auf, nachdem Sophie ihn gefragt hatte was mit seinem Mantel war. Sollte er ihn ablegen wollen, dann konnte sie ihm den Mantel abnehmen und Sophie reichen. Wer setzte denn eine Person mit geschientem Bein an eine solche Stelle, wo sie sich viel bewegen musste.
Sie wandte sich zu Jesse um. Sollte sie ihn fragen ob sie hier bleiben und Sophie helfen sollte? Das arme Ding mit dem kaputten Bein tat ihr irgendwie Leid und für sie selber wäre es kein Umstand. Aber sie war ja nicht alleine hier. Na, abwarten was Jesse so vorhatte. Der wollte gewiss an die Bar und sich erstmal einen Whiskey gönnen. Verdient hatte er ihn sich, aber sie würde sehr genau aufpassen wieviel er sich gönnte. Das letzte was sie brauchen konnten war, das er wieder eine ganze Flasche runterkippte und hier betrunken eine Szene machte. Jesse war ohnehin schon sehr ehrlich und direkt und das in Kombination mit Alkohol, im Schlund der Lästermäulchen, das war keine gute Kombination. Wenn er also reingehen wollte, würde sie wohl mitgehen müssen um ein Auge auf ihren grossen zu haben, zu seinem eigenen Besten. Ein kaputtes Image brachte zwar den Luxus einiger Freiheiten, man galt als verschroben oder gar schrullig exzentrisch am Ende gar, aber man musste ja nicht mit Öl am Feuer spielen. Alles hatte ja so seine Grenzen. Clayton hatte da wohl leider recht, auch wenn es ihr den Magen verknotete das zuzugeben, aber akzeptanz bedeutete auch zum guten Teil Anpassung.
OOC: Muss mich ebenfalls für längere Wartezeit entschuldigen, @Megan: Du kannst die Jacke ja noch übernehmen, bevor du dich in den Speiseraum postest?
Joe, Megan und Jesse bei Sophie, Ruth geht, John, Emily und Arthur kommen hinzu, John geht
Joe beobachtete ungerührt, wie Mrs. Cornwell dem Paar an der Rezeption mehr oder minder freundlich begegnete und fragte sich inwiefern es mit den beiden tatsächlich ein Problem gab, denn immerhin besaß Mr. Harding genügend Anstand, der jungen Frau am Tresen, die offensichtlich nicht in der besten Verfassung war Gäste zu bedienen, beim Aufhängen der Mäntel zu helfen. Er erwiderte das Lächeln der jungen Frau, offenbar mit dem Namen Sophie, und nickte Mrs. Cornwell flüchtig zu. "Ist vermutlich eine gute Idee." Wie sie sich jedoch zum Thema Sattlerei äußerte, wollte ihm nicht so recht gefallen. Dass es in der Stadt zurzeit keinen Sattler gab, war nicht direkt eine schlechte Sache, aber um die Sattlerei selbst zu kaufen, reichte sein Geld bestimmt nicht. Irgendeine Lösung musste also noch her. "Danke. Ich wünsche noch einen schönen Sonntag", verabschiedete er sich trotzdem freundlich von der Köchin, bevor diese in der Küche verschwand. Die Tür, die sich noch im selben Moment hinter ihm öffnete, ließ einen leichten kühlen Windstoß ins Innere des Gästehauses und drei weitere Gäste traten in den Raum. Joe erkannte an dem Stern, den er trug, in einem der beiden Männer den Sheriff, mit dem anderen sowie die Frau verband er rein gar nichts. Er wollte noch alle freundlich grüßen, aber der Sheriff ließ dafür keine Zeit, sondern verschwand sofort wieder im Speisesaal. Da hatte es wohl jemand besonders eilig. Joe konnte ihm nur mit verwundert hochgezogenen Augenbrauen hinterherblicken. Irgendwie schien er nicht der einzige zu sein, der dieses Verhalten als ziemlich unhöflich empfand, wie er in den Gesichtern der anderen Anwesenden erkennen konnte. Sich wieder auf das im Moment wesentliche konzentrierend schlüpfte er aus der Jacke. Nur kurz darauf wurde er nach dieser gefragt. "Natürlich..." Er trat näher an die Rezeption, sein Blick fiel dabei auf die Krücke der jungen Frau, die er nun weitaus besser betrachten konnte, als zuvor. Etwas unangenehm war es ihm dennoch, weshalb er die Augen sogleich wieder abwandte und den Blick hob, um nicht unhöflich zu sein. Genauso wenig wollte er sich lange mit der Frage in seinen Gedanken aufhalten, was der jungen Frau überhaupt passiert war und er war froh, als er gerade im selben Moment sowieso wieder abgelenkt wurde. Harding war drauf und dran, im Speisesaal zu verschwinden, als dessen Begleitung ihm sogar anbot, ihm die Jacke abzunehmen. Er musterte beide Frauen noch einmal für den Bruchteil einer Sekunde und fragte sich kurz, weshalb man jemanden mit Krücke überhaupt hinter den Tresen stellte. Die junge Frau tat ihm fast schon leid, deshalb reichte er die Jacke der Blonden und legte den Hut auf den Tresen, mit einem freundlichen Blick zu Sophie. Natürlich hätte er sich auch selbst darum kümmern können. Aber irgendwie freute er sich darüber, dass Mr. Harding und dessen Begleitung nicht ganz so unpassend auftraten, wie Ruths Beschreibungen ihm mehr als nur angedeutet hatten. Eine gut gemeinte Geste und er nahm sie an. Es war wohl immer besser, sich ein eigenes Bild von allem zu machen. In seinem Hinterkopf existierten zwar immer noch die Gerüchte, die man ihm über Harding erzählt hatte, aber sich direkt davon beeinflussen lassen musste er sich ja nicht. Es reichte, wenn er davon wusste. "Ich danke Ihnen", sagte er schlicht mit glattem Ton, aber keineswegs kühl, bevor er sich nach einem weiteren Blick durch den Raum in den Speisesaal begab.
Joe, Megan und Jesse bei Sophie, Ruth geht, John, Emily und Arthur kommen hinzu, John geht
Der junge Unbekannte hatte ganz offensichtlich auch ein Einsehen mit der armen Sophie und reichte Megan die Jacke, nachdem er rausgeschlüpft war und Megan ging mit dem Kelidungsstück zur Rezeption, liess sich von Jesse einen Bügel begen und hängte die Jacke darüber. Dann reichte sie beides ihrem Grossen, damit er die Jacke an die Garderobe hängen konnte. Joe lächelte und Megan erwiderte das Lächeln. Er mochte etwa in ihrem Alter sein, vielleicht etwas jünger, vielleicht etwas Älter. In seiner Sonntagskleidung durchaus adrett zu nennen auch wenn Megan eigentlich nicht auf Männer ihres Alters stand, Joe hatte ein gewisses Etwas an sich. Kräftige Statur, wie man sie von einem arbeitenden Mann erwarten konnte und auch die Hände wiesen die Zeichen körperlicher Arbeit auf wie sie eher beiläufig feststellte.
"Foster. " stellte sie sich dem jungen Mann vor. "Meinen Verlobten haben sie ja draussen schon kennengelernt." Schmunzelte sie, hoffend das Jesse da nicht irgend einen penlichen Auftritt gehabt hatte und Joe ein falsches Bild vom liebsten Mann der Stadt bekommen hatte. Der Blonde kam wieder die Treppe runter und nickte allen Anwesenden nochmal freundlich zu und verschwand durch die Tür zum Speisesaal. Nachdem auch Jonathan sich vorgestellt hatte, nickte Megan im nochmal nickend zu. "Freut mich. Sie sind recht neu im Ort, hab ich recht?"
So mit mit dem jungen Sattler plaudernd ging sie nochmal kurz an den Tresen der Rezeption, schaute Sophie an und auch ihr schenkte sie ihr offenes Lächeln. "Hat mich gefreut Miss." Jesse hatte die Jacken mittlerweile aufgehangen und machte Anstalten in den Speisesaal zu gehen. Megan hakte sich wieder bei ihm unter und gemeinsam ging das Pärchen in den Speisesaal. Megans Herz schlug ihr bis zum Hals. Die zweite gesellschaftliche Prüfung heute und sie betete innerlich das sie diese genauso gut überstehen würde wie die erste.
Jethro mit Witashnah und Kleine Krähe Jesse und Megan bei Sophie
cf: Kirchenplatz
Der weg von dem Gotteshaus zu dem Gästehaus war nicht weit. Und dennoch spürte Witashnah die Anspannung bei jedem Schritt in sich wieder steigen. Taoya-te-duta, die kleine Krähe dagegen schien sich zu freuen. Es blieb an ihrer Seite und schirmte sie so vor den anderen Leuten mehr oder weniger ab und das war sehr lieb. Witashnah wusste, dass er das konnte und es auch immer so tat. Aber gerade heute... jetzt... wollte sie versuchen, sich stolz und stark zu zeigen.
Sie wollte es. Aber ob ihr das auch gelingen würde, das bezweifelte sie doch eher.
Das Gästehaus hatte sie noch nie von innen gesehen. entsprechend hatte sie erwartet, einige vertraute Elemente vorzufinden. So in der Art wie das Haus halt in dem sie wohnte. Oder wie dieses Haus, was Jethro nun bewirtschaften wollte. Sowas in der Art. Do das hier war ganz anders.
Natürlich war es das Haus von Weißen. Und entsprechend beklemmend und düster. Aber hier war alles auch irgendwie... fein. Zierlich. Und verziert. So etwas hatte Witashnah nicht erwartet als sie die Stufen hochstieg zur Eingangstür.
Drinnen sah sie dann zu ihrem Entzücken die blonde Frau wieder neben der sie in dem Gotteshaus gesessen und mit der sie auch einige Worte gewechselt hatte. Und deren Gefährte war auch da - es schien ihm wieder besser zu gehen. Dem großen geist sei Dank! Eine gewisse Erleichterung erfüllte die junge Lacota und sie lächelte unwillkürlich. Dann fiel ihr Blick auf die andere junge Frau, die dem hohen Tische stand und Witashnah beschloss, doch besser Jethro vorangehen und reden zu lassen.