Ein ersticktes Kichern drang aus Sophies Kehle, als Cassidy ihr versicherte, dass alles in Ordnung beiihr war. Eigentlich hatte sie mit ihrer Frage, nämlich das ablaufende Familiendrama gemeint, und ob es sich wieder eingerenkt hätte, es also wieder sicher war, hinüber zu sehen ohne gleich in peinliche Szenen verwickelt zu werden. Zwar kannte ihre Freundin sie wohl doch nicht so gut wie erwartet, aber es war trotzdem niedlich, wie Cassidy die Frage auf sich bezog. Deswegen machte Sophie auch schnell wieder ein ernstes Gesicht und murmelte ein hastiges, etwas unzusammenhängendes :“Das ist schön.“ und schenkte ihrer Freundin dann ein liebreizendes Lächeln, während sie sich selbst in die Höhe kämpfte. Kurz schwankte sie bedrohlich, weil sie immer noch nicht an die Krücke gewöhnt war, sah dann aber zu Cassidy hinüber, die gerade von etwas zu essen sprach. „Sicherlich. Schließlich kann man sich am Buffet ja auch einfach so etwas nehmen.“ Stirnrunzelnd hielt sie inne. Das ergab doch keinen Sinn. Wie konnte man etwas stehlen, was allen zur freien Verfügung stand? Man besaß doch quasi die Erlaubnis, sich zu nehmen was man wollte, selbst wenn es nur ein paar Muffins waren. Oder hatte es Ruth nur so aufgeregt, weil er aus ihrer heiligen Küche genomen hatte?
Das Mädchen nickte sofort, als sie gefragt wurde, ob sie hier arbeitete und gleich darauf wurde ihnen der Junge anvertraut, doch Sophie stellte fest, dass sie damit keinem der Anwesenden einen Gefallen getan hatte. Cassidy machte ein irritiert-fragendes Geräusch und der kleine Bengel starrte sie an, als würde er sie am liebsten umbringen. Sophie, die schüchtern die Hand ausgestreckt hatte, weil sie das manchmal Cassidy hatte tun sehen, wenn Clara dabei war. Jetzt zog sie ihre Hand aber abrupt zurück, als hätte eine Schlange gebissen und verbarg sie in den Falten ihres Rockes. Sie hatte helfen wollen, aber so wie es aussah, war sie dabei in ein Fettnäpfchen getreten. Jetzt konnte sie nur noch gute Miene zu bösem Spiel machen. „Also dann.“ meinte sie zittrig und warf Cassidy einen vielsagenden Blick zu. „Wir hätten eh denselben Weg gehabt.“ meinte sie dabei, als Beweis, dass sie es eh nicht geschafft hätten, sich einen kurzen unbeobachteten Moment in der Küche zu stehlen, bevor sie vorraushumpelte und sich dabei die allergrößte Mühe gab, den Jungen zu ignorieren, damit er sie nicht mehr so böse anschaute. Tbc: Küche
Kate kurz an der Tür, dann wieder im Speiseraum (Adrian, Laura Alcott, Helen, Calvin, Cassidy und Sophie)
Kate wartete den kurzen Moment ab, bis Dr. Smith die Betroffenen in der Rezeption erreicht hatte, um wieder in den Speisesaal zurück zu kehren. Doch im selben Moment entdeckte sie Sophie, die im Begriff war in Begleitung von Cassidy und dem Jungen der Alcotts Richtung hintere Räumlichkeiten zu verschwinden, sodass sie zögerte und die drei kurz beobachtete. Hatte Calvin etwa ihr Büro nicht gefunden? Dem schien so zu sein, denn Mrs. Alcott hatte kein Glas Wasser in der Hand. Unter anderen Umständen hätte sich Kate natürlich darum selbst bemüht, doch der angerichtete Schaden im Speiseraum brauchte jetzt ihre volle Aufmerksamkeit. So überließ sie, wenn auch nur widerwillig, die Angelegenheit ihrer eigentlich ins Bett gehörenden Angestellte, schniefte selbst einmal und unterdrückte zum wiederholten Male den belastenden Hustenreiz und kehrte zurück in das Restaurant. Wenn ihre Erkältung nicht bald vorbei ging, würde sie Dr. Smith wohl selbst heute noch gebrauchen...
Tbc ~ Speiseraum
Helen und Laura Alcott mit Adrian, Calvin geht mit Sophie und Cassidy
Nur widerwillig entließ Helen ihren Jungen in die Obhut der beiden Mädchen. Sie hätte ihn nach der ganzen Aufregung doch lieber an ihrer Seite gewusst. Nicht dass sie ernsthaft glaubte, Calvin würde mit der Aussicht auf seine Bestrafung heute Abend noch wirklich große Lust auf weitere Dummheiten hegen. Aber dennoch wäre sie beruhigter gewesen. Dem Blick ihrer Mutter nach schien diese ähnliche Gedanken zu hegen, auch wenn sie befürchtete, dass diese mehr damit beschäftigt waren, wie untalentiert die eigene Tochter in Bezug auf Kindererziehung war. Ehe sie darüber aber hätte weiter nachdenken können, erweckte die zurückkehrende Miss Farley in Begleitung eines äußerst adretten Mannes ihre Aufmerksamkeit. Scheinbar hatte diese den Arzt unter den Gästen gefunden und Helens unproduktives Herumsitzen würde ein Ende finden. Wahrscheinlich würde der Doktor sowieso nur schimpfen, weil man ihn wegen eines Kratzers aus einer Unterhaltung fort geholt hatte. Tief in sich drinnen wusste Helen allerdings sehr wohl, dass es ihr nicht wirklich gut ging. Mit viel Pech hatte sie eine Gehirnerschütterung, wenn auch nur eine leichte. Diesen Umstand zu ignorieren würde die Sache nicht einfach von heute auf Morgen verschwinden lassen. Aber wie so oft hatte Helen vor nicht auf ihre innere Vernunftstimme zu hören, während sie das feuchte Blut inzwischen in den Nacken laufen spürte...
Mit interessiertem Blick, die Umstände die den Arzt hier her geholt hatten ignorierend, folgte Helens Blick dem Mann. Dieser steuerte zielstrebig Laura an, was Helen dazu verleitete ihre Mundwinkel in einer deutlich missbilligenden Mimik nach unten zu verziehen. Sie war schließlich eine äußerst erwachsene Frau und konnte trotz ihrer Verletzung noch sehr gut für sich selbst sprechen. Oder sah sie am Ende so furchtbar aus, wie sie sich fühlte? Dieser Gedanke zwang Helen sich etwas gerader auf dem Stuhl aufzurichten, während sie mit einer Hand die in Unordnung geratenen Falten ihres Kleides glatt strich. Immerhin wirkte der Arzt wie ein Mann mit Selbstbewusstsein, einer der sich seiner Wirkung bewusst war und da wollte sie nicht unbedingt einen schlechten Eindruck hinterlassen. Man konnte ja nie wissen..
"Ah Dr. Smith," Laura, die tatsächlich mit düsteren Gedanken über die Erziehungsmethoden ihrer Tochter nachgedacht hatte und dann missbilligend beobachten musste, wie selbige sich trotz ihres Zustandes in Szene zu setzen versuchte, zauberte für den unbekannten Arzt ein bezauberndes Lächeln auf ihre Züge und sah dem jungen Mann entgegen, der sich auf sie zu bewegte. Zugegeben, er hatte Manieren, sah adrett aus und vor allem wie ein Mann, der sich seiner Position in der Gesellschaftshierarchie bewusst war, aber ganz sicher war solch ein Mann verheiratet und hatte Familie. Jeder anständige Mensch in dieser Gesellschaft kannte schließlich seinen Platz, ihre Tochter leider ausgenommen. Und es bestand die Befürchtung, dass sie sich von einem Ehering nicht abhalten lassen würde... "Gut, dass sie Zeit für uns haben. Meine Tochter," sie wies auf Helen am Fenster. "Hatte zusammen mit ihrem Sohn, mir und einigen anderen Reisegästen einen Unfall mit der Postkutsche erlitten. Ich befürchte sie hat sich dabei verletzt. Auch wenn sie das bisher abgestritten hat," ein vorwurfsvoller Blick traf Helen, die diesen gekonnt ignorierte.
"So schlimm ist es wirklich nicht, Dr. Smith," wiegelte Helen sogleich mit einem sehr charmanten Lächeln ab und strich sich das Haar hinter das Ohr mit der Verletzung. Sodass Dr. Smith die Stelle gleich besser sehen konnte, falls er sie sich betrachten wollte. "Ich muss da einen Kratzer haben. Gleich hinter dem Ohr, der wahrscheinlich bei der Eiseskälte draußen nicht geblutet hat, aber hier im Warmen nun angefangen haben muss," das klang bestimmt nach völligem Bullshit, aber etwas Besseres war Helen im Moment nicht eingefallen. Wahrscheinlich war es eine Platzwunde, gemessen an dem Blut, das ihr in einem schmalen Rinnsal hinter dem Ohr in den Nacken lief....
Adrian wandte sich sogleich der Dame auf einem der Stühle zu und grüßte auch diese formvollendet. "Miss Alcott." nickte er freundlich. "Einen Unfall mit der Postkutsche als." wiederholte er und sah sich den "Kratzer" genauer an. Zwar hatte die Dame ein Kleid an, aber irgendetwas sagte dem geschulten Auge des Doktors, dass sie ziemlich gut auf sich alleine aufpassen konnte. "Schauen Sie bitte auf meinen Finger und folgen diesem nur mit den Augen." bat er Helen. Dann pustet er ihr sanft in das eine, dann in das andere Auge. "Stehen Sie bitte auf und setzen sich wieder und wiederholen Sie das drei Mal." bat er weiter.
Als sie das gemacht hatte, nahm er ihr Handgelenk und kontrollierte mit seiner Taschenuhr ihren Puls. "Halten Sie sich bitte das Auge zu und stechen Sie mit der rechten Hand hier durch." Adrian formte mit Daumen und Zeigfinger einen Kreis und hielt ihn knapp unter Armlänge vor Helens Gesicht. "Und nun das andere Auge bitte." Und dann endlich kam sein Sohn mit der Arzttasche angelaufen. Er nickte dem Jungen zu und schickte ihn ohne ein Wort mit einer kühlen Handbewegung wieder nach Hause.
"Sie haben eine Gehirnerschütterung und der Kratzer ist eine Platzwunde." diagnostizierte er. "Ich werde mich jetzt um die Wunde kümmern." Damit stellte er sich seitlich neben Helen und begann die Wunde vorsichtig mit einem Tuch abzutupfen, welches er zuvor in Jod gestippt hatte. "Das brennt jetzt ein wenig." warnte er vor. Dann legte er eine Kompresse auf die Wunde. "Halten Sie das bitte fest. Ich muss das in meiner Klinik nähen. Das ist eine Platzwunde. Bitte, kommen Sie und Ihre Mutter mit. Ich möchte auch Sie untersuchen, Mrs. Alcott." wandte er sich kurz an die Ältere.
Dann packte er seine Tasche zusammen und reichte Helen seinen Arm. "Bitte, kommen Sie." Adrian hatte freundlich und sachlich gesprochen. Doch seine Haltung ließ den Schluss zu, dass er keine Widerrede duldete.
Laura runzelte ein wenig die Stirn, als der eben noch als charmant und adrett empfundener Arzt sie einfach zu Gunsten ihrer Tochter ignorierte. Das war natürlich wünschenswert, immerhin handelte es sich ja auch um Helen und ihre Verletzung. Entsprechend war Laura mit der gezeigten Professionalität des Arztes zufrieden. Allerdings zweifelte sie an seinen Menschenkenntnissen, denn Helens Worte hatten ja wohl deutlich ausgedrückt, dass sie kein Mensch war, der so etwas ernst zu nehmen schien. Ihr Missfallen wurde jedoch rasch von einer schadenfrohen Heiterkeit abgelöst, als sie sich die Art, mit der der Arzt mit ihrer Tochter umging eine Weile angeschaut hatte. Sie rechnete jeden Augenblick mit einer brüskierten Reaktion ihrer Tochter, die dem armen Mann zeigen würde, dass er es nicht mit einem zierlichen, zerbrechlichen weiblichen Wesen zu tun hatte, dass sich herumscheuchen ließ. Da sie genau wusste, was kommen würde, überließ sie Dr. Smith seinem Schicksal und sah sich ungehalten nach ihrem Enkelsohn um. Der war nun in der Tat schon wieder zu lange weg, obwohl er doch nur ein Glas Wasser, und dieses Mal mit Hilfe, hatte holen wollen.
Helen derweil hatte noch immer ein charmant, gewinnendes Lächeln für den Arzt übrig und ließ zu, dass der Mann erst einmal ohne weitere große Worte ihre Verletzung genauer betrachtete. Zumindest schien er sich nicht sonderlich von ihrer Taktik, die Sache herunterspielen zu wollen, beeindrucken zu lassen. Sie folgte auch seinen Anweisungen, obwohl sie nicht wirklich verstand, zu was all dies gut sein sollte. Sie hatte doch bereits angegeben, sich gut zu fühlen. Abgesehen von der starken Blutung, die, wie sie zugab, nun wirklich eine ärztliche Versorgung nötig hatte. Sie blinzelte etwas irritiert, als er ihr in die Augen blies und zog die Nase designiert kraus. Der Mann hatte vom Büffet gekostet, von dem Miss Farley gesprochen hatte. Zwiebel, Knoblauch... Das erinnerte Helen an den eigenen knurrenden Magen und vor allem an jenen ihres armen Sohnes, der vor lauter Hunger sogar zum Dieb geworden war.
Mit einem nun schon etwas vernehmbaren Schnauben folgte Helen auch der Anweisung dreimal aufzustehen und sich wieder zu setzen, ließ sich den Puls kontrollieren und zielte schließlich durch den geformten Kreis. "Ich weiß zwar nicht, was genau sie da tun, Dr. Smith," und ihrem Ton war anzuhören, dass sie es gewohnt war normalerweise Erklärungen zu erhalten, "aber wenn es hilft...", auch mit dem anderen Auge folgte der Versuch durch den Kreis zu stechen, ehe sie argwöhnisch den Arzt beäugte und nur kurz aufsah, als ein kleine Junge, wohl in Calvins Alter mit einer großen, schweren Ledertasche an Dr. Smith herantrat. Dieser nahm die Tasche ohne ein Wort mit dem Kind zu wechseln an sich und scheuchte den Jungen dann mit einer Handbewegung aus der Rezeption, wie andere eine lästige Fliege oder den gut dressierten Hund. Sie kam nicht umhin den Gedanken aufzubringen, den Sohn des Arztes kennengelernt zu haben, ohne es aber wirklich zu wissen.
Da sich Dr. Smith nicht mit vielen Erklärungen aufhielt, stellte er auch rasch eine Diagnose, die Helen überhaupt nicht passte. Eine Gehirnerschütterung? Wirklich? Nun, das hieß dann wohl Bettruhe und wie sie ihre Mutter kannte, würde sie auch auf diese pochen und Helen entsprechend gängeln. Die Platzwunde hatte Helen sowieso vermutet, nur sie gar nähen zu lassen, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Das brachte ihren Zeitplan gewaltig durcheinander und sie hoffte Miss Hall würde nicht inzwischen zu lange auf sie warten müssen. Andererseits hatte die Frau unbedingt den Job haben wollen und würde sich daher nicht erst noch beklagen, wenn etwas schon am ersten Probetag schief ging.
Ohne mit der Wimper zu zucken, nicht einmal die Luft sog Helen schärfer ein, ertrug sie das Brennen von Jod in ihrer Wunde und hielt still, bis Dr. Smith damit fertig war. "Ich weiß," gab sie etwas kühl und knapp zurück, als der Arzt sie auf die kurzen Schmerzen hinwies. Natürlich würde es brennen... Das war es auch was sie Calvin stets vor Augen hielt wenn er trotz jeder Ermahnung mit aufgeschlagenen Knien und Schürfwunden zu Hause auftauchte. Dann gab es jedes Mal eine kleine Extraportion Jod. Ganz frei nach wer nicht hören will muss fühlen.
Sie griff nach der Kompresse, die ihr Dr. Smith auf die Wunde legte und drückte sie dagegen, wie angewiesen. Als der Arzt nun auch noch anwies, sie mit in die Klinik nehmen zu wollen, ganz so als sei er es gewohnt, dass man ihm folgte, gar gehorchte, weil er schließlich eine höhere Instanz darstellte, war es mit ihrer Ruhe vorbei. Es lag ganz sicher letztendlich daran, dass er ein Mann war, der versuchte sie, die Frau herumzukommandieren. Ob dies mit oder ohne Absicht geschah oder aus reiner Gewohnheit, war Helen völlig egal. "Dr. Smith," sie war sehr bemüht einen ruhen, freundlichen Ton anzuschlagen, was ihr auch wirklich gelang. "Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar dafür, dass sie mich an einem Sonntag behandeln und sich die Zeit nehmen. Aber ich habe selbst Termine und ich glaube nicht, dass ich unbedingt..."
"Nun lass doch den Herrn Doktor, Helen," fuhr ihr Laura über den Mund, ganz angetan davon, dass der Arzt doch ein Auge für das Wesentliche hatte und sogar seine ärztliche Sorge auf sie übertrug. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Auch wenn sie sich ganz sicher war, dass ihr nichts fehlte, wollte sie das Angebot nicht ablehnen. Denn im Mittelpunkt stand Laura nur zu gerne. "Du hast ihn doch selbst gehört. Du hast eine Platzwunde. Damit ist nicht zu spaßen. Schon gar nicht mit der Gehirnerschütterung. Also natürlich kommen wir mit zu ihrer Klinik, Dr. Smith. Sobald mein Enkelsohn zurück ist. Er ist kurz ein Glas Wasser für seine Mutter holen gegangen."
Calvin hatte sich nun wirklich beeilt, um seine Ma nicht zu lange warten lassen zu müssen. Noch einmal wollte er sie auf keinen Fall enttäuschen. Das war auch der Grund dafür, dass er in Kauf nahm, zumindest von der Rothaarigen, deren letzte Worte er schlicht ignoriert, weiterhin abgelehnt zu werden. Wahrscheinlich hielt sie ihn nun für schlecht erzogen und unhöflich, aber um seiner Ma Willen nahm er das in Kauf. Schon bedauerte er, nicht danach gefragt zu haben, ob diese ebenfall in Camden Village die Schule besuchte. Die Zeit für ein Gespräch darüber hatte er sich nicht mehr nehmen wolle und früher oder später würde er das wohl auch so gewahr werden. Das Glas hielt er noch immer in beiden Händen, so dass er trotz seiner Eile nichts von dem Wasser darin verschüttete. Wie Klinik? Nein, nicht meine Ma. Außerdem bekomme ich dann nie etwas zu essen.. Calvin trat gerade in die Rezeption, als der Arzt seine Ma darum bat, ihn in die Klinik zu begleiten. Ohne sich bemerkmar zu machen oder gar das Gespräch der Erwachsenen zu stören, verhielt Calvin sich still und sah mit seinen dunklen Augen nur von Einem zum Anderen. Seine Ma schien die Worte dieses Eismannes, wie Calvin ihn bei sich nannte, nicht ernst nehmen zu wollen, denn sie deutete an, statt in diesen in die Klinik zu begleiten, lieber zu Ransch hinaus zu wollen. Calvin fürchtete, dass seine Ma sich durchsetzen würde. Das wäre für sein Dafürhalten ein ganz schlechter Einfall, denn in dem Fall würde er noch einen langen Ritt oder eine lange Kutschfahrt vor sich haben statt eines warmen Essens im Bauch. Selbst er erkannte, dass seine Grandma seiner Mutter gerade unhöflcherweise über den Mund fuhr und sie offenbar dazu nötigen wolte, sich in der Klinik weiter behandeln zu lassen. Dafür war er ihr fast dankbar, denn dann würde er hoffentlich zwischenzeitlich doch noch ein Essen bekommen. "Ich bin schon hier, Grandma." Innerlich verdrehte Calvin die Augen, denn er verstand nicht, warum diese von ihrem Enkelsohn sprach, als eben diese beim Namen zu kennen. Wahrscheinlich bin ich schlicht übersehen worden.. "Ma? Hier ist das versprochene Wasser. Ich wollte nicht..also ich meine, das Gespräch nicht stören." Ein bisschen hilflos brach der Siebenjährige ab und trat näher an seine Ma heran, um ihr das Wasser reichen zu können ohne doch noch Etwas zu verschütten. Verlegen röteten sich seine Wangen, als sein Magen vernehmlich knurrte. Unter seinen dunklen Wimpern hindurch musterte er den Arzt und nahm sich erneut vor, nur ja nicht krank zu werden.
Calvin mit Helen, Laura Alcott u. Adrian. Shepard kommt vorbei
cf: Speisesaal
Nachdem die Besitzerin des Gasthauses den guten Dr Smith abgeholt hatte, hatte Sam nur noch kurz geschaut ob er eventuel den Anwalt noch unter den Gästen fand und war dann dem Arzt und der Besitzerin, mit sehr gemächlichem Schritt gefolgt. Das Büffet nicht mehr beachtend und auch nicht wer da nun das Chaos veranstaltet hatte. Er hatte wahrlich wichtigere Sorgen. Als er die Rezeption betrat war Dr Smith schon eifrig dabei einer brünetten Lady zu helfen. Eine etwas ältere, gereiftere Variante stand dabei, Sam vermutete die Mutter der Frau und ein Ableger, den er wiederrum der Verletzten zuordnete. Er setzte zu einem Guten Morgen für die Damen an, hielt aber inne. Das war wohl in Anbetracht der Umstände nicht die geeignete Begrüssung.
Also schwenkte er zu einem kurzen "Die Damen. Willkommen in Camden Village. Möge ihr Aufenthalt ruhiger werden als die Reise hierher. Doktor..." Er lüpfte kurz den Hut zu Doktor Smith und verliess dann die Rezeption und damit das Gasthaus, ohne wirklich auf Antworten zu achten. Genug gefaulenzt. Er hatte noch einen Termin mit dem Anwalt, die Cheyennen müssten auch in kürze hier eintreffen, die Nahrung ebenfalls. Voller Terminplan.
Calvin mit Helen, Laura Alcott u. Adrian. Shepard kommt vorbei
Adrian nickte dem Major kurz freundlich zu, als dieser vorbei kam. "Major." Dann wandte er sich wieder an Helen und lächelte freundlich. Dem Jungen warf er einen wohlwollenden Blick zu. "Ihre Mutter hat leider Recht, Miss. Alcott. Bitte, trinken Sie einen Schluck und dann begleiten Sie mich in die Klinik." Dann sah er die Mutter an. "Und auch Sie und Ihren Enkel möchte ich bitten mitzukommen, Mrs. Alcott. Nur, weil Sie keine offensichtlichen Verletzungen haben, möchte ich Sie dennoch gerne kurz untersuchen." Dann sah er Helen wieder an und sein Blick und seine Stimme bekamen etwas Fürsorgliches. "Ich glaube Ihnen ja, dass Sie noch Termine haben. Aber wenn Sie nicht ein wenig Ruhe bekommen, werden Sie in nächster Zeit gar keine Termine mehr wahr nehmen können. Eine Gehirnerschütterung ist eine ernste Sache." Er machte eine kleine Kunstpause. " Ich habe schon Männer und Frauen deswegen sterben sehen, weil Sie nicht auf meinen Rat gehört haben." Dann lächelte er aufmunternd. "Eine starke Frau, wie Sie es mit Sicherheit sind, wird keine zwei Wochen im Bett liegen müssen." Es klang auch ein wenig beschwichtigend.
Adrian sah den Jungen lächelnd an. "Und Du bist doch sicher so nett und trägst mir meine Tasche mit in die Klinik. Meinst Du, dass Du das kannst?" Dann hielt er Helen wieder seinen Arm hin. "Bitte." sagte er freundlich und sah dann die Mutter an. "Mrs. Alcott."
Adrian war ganz der fürsorgliche und natürlich pflichtbewusste Arzt. Freundlich, charmant und doch war klar, dass er keinen erneuten Widerspruch duldete. Und Adrian wusste, dass er sich durchsetzen konnte. Auch wenn er es nicht gerne tat, aber er hatte sich schon Männer und Frauen über die Schulter gelegt, um sie in die Klinik bringen und versorgen zu können. Er hoffte inständig, dass das hier nicht nötig war. Nun, er hätte es wahrscheinlich auch nicht gemacht. Vor all den Menschen wollte er sich nicht gleich am ersten Tag diese Blöße geben. er wusste nicht, wie die Menschen hier tickten. Also hoffte Adrian, dass die Vernunft siegen würde. Und dass die Drei endlich mit kamen. er hatte selbst noch zwei Verabredungen und das hier hielt ihn nur unnötig auf.
Calvin mit Helen, Laura Alcott u. Adrian. Shepard kommt vorbei, Richard Camden ist im Begriff zu gehen, Elisabeth Bellingham kommt aus der Gästeetage
Elisabeth hatte sich völlig gegen ihren Gewohnheiten mitten am Tage auf ihr Bett gelegt, um eine kurze Pause zu machen. Sie hatte die letzte Woche eher schlecht geschlafen, was einmal an der neuen Umgebung lag und zum anderen an dem unglückseligen Wetter, das ausgedehnte Spaziergänge unmöglich machte.
Es war nun nicht so, dass sie sich hier im Gästehaus nicht wohl fühlte. Sie hatte ein schönes kleines Zimmer mit einem bequemen Bett, nachts war es angenehm ruhig in dem Haus, die Besitzerin und deren Angestellten waren sehr freundlich, sodass sie nichts auszusetzen hatte. Aber sie hatte immer schon eine Zeit gebraucht, um sich so wohl zu fühlen, dass sie so gut wie zuhause schlafen konnte. Da sie auch noch nicht mit ihrer Arbeit angefangen hatte, war sie praktisch zur Untätigkeit verdammt, was dazu führte, dass sie immer unruhiger wurde und dementsprechend auch schlief. Oder eben nicht schlief...
Heute fühlte sie sich nach dem Gottesdienst plötzlich so erschöpft, dass sie sich auf ihr Bett legte und sofort fest einschlief. Hätte sie auch nur ansatzweise damit gerechnet, dass ihr das passieren könnte, hätte sie sich sicherlich nicht hingelegt. Doch sie hatte noch nie einen Mittagsschlaf gehalten und war gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie so fest einschlafen könnte.
So war sie plötzlich wach geworden, sie saß schon im Bett, bevor sie richtig wach war und registrierte, dass sie tatsächlich eingeschlafen war. Als es ihr bewusst wurde, fluchte sie leise aber intensiv. Dann sprang sie entschlossen und nervös auf. Wie lange hatte sie bloß geschlafen? Sie schaute auf ihre Uhr und erschrak jetzt richtig. Sie hatte doch eine Art Termin mit dem Bürgermeister hier im Gästehaus.
Der Bürgermeister hatte ihr von einer Feier anlässlich des neuen Reverends im Gästehaus erzählt und hielt es für eine gute Idee, sie dort der anderen Lehrerin und anwesenden Eltern, Kindern und anderen Bewohnern vorzustellen. Elisabeth war sich nicht so sicher, ob das wirklich der richtige Rahmen war, hatte aber selbstverständlich dem Bürgermeister nicht widersprochen.
Und nun hatte sie doch tatsächlich zum ersten Mal einen Termin verschlafen. Hastig versuchte sie so schnell wie möglich alle Spuren ihres Schlafes zu beseitigen, sie ordnete ihre Haare und Kleidung und war schon zur Tür hinaus. Hoffentlich war der Bürgermeister noch anwesend, denn sie war doch viel zu spät. Außerdem hoffte sie, dass es noch etwas zu essen gab, denn sie hatte schon das Frühstück ausfallen lassen, weil ihr durch den schlechten Schlaf der rechte Appetit fehlte. Jetzt hatte sie dafür großen Hunger.
Sie ging so schnell wie möglich, um gleichzeitig schnell und trotzdem damenhaft zu erscheinen, die Treppe hinunter. Ein wenig außer Atem und erstaunlicherweise etwas nervös kam sie in der Rezeption an. Genau in dem Moment, indem sie die Rezeption betrat und sich sammelte, sah sie, wie der Bürgermeister gerade im Begriff war das Haus zu verlassen. Das durfte ja wohl nicht wahr sein...
Aber immerhin traf sie ihn noch, wenn er auch im Begriff war zu gehen. Sie musste sich jetzt nur einen guten Grund einfallen lassen, warum sie so spät kam. „Ah, Mr.Camden! Schön, dass wir uns hier treffen. Wie geht es Ihnen?“ versuchte sie ihm direkt den Wind aus den Segeln zu nehmen und ihn gleichzeitig aufzuhalten. "Wollten Sie etwa schon gehen?" Währenddessen dachte sie fieberhaft darüber nach, wie sie ihre Unpünktlichkeit erklären konnte. Eine direkte Lüge kam für sie nicht in Frage, die Wahrheit allerdings auch nicht. Sie würde ihm gegenüber keine Schwäche zugeben.
Richard mit Elisabeth Bellingham (Dr. Smith bei Helen, Calvin und Laura Alcott)
Obwohl Richard mit dem jungen Mr. Leery gleich hatte aufbrechen wollen, war das Chaos im Speiseraum dazwischen gekommen und hatte sie aufgehalten. Im allgemeinen Durcheinander hatte Richard daraufhin den jungen Mann verloren und hatte ihn bei seiner Suche im Restaurant nicht mehr finden können. In der festen Annahme dieser sei womöglich wie abgemacht schon einmal nach draußen auf die Straße getreten, verließ Richard nun selbst den Speiseraum. Kurz hatte er seiner Frau noch Bescheid gegeben, die sich in Begleitung der Tochter und der Enkeltöchter nach Hause aufmachen wollte. Dort würde man ihn auch mit Tee und Gebäck erwarten, ebenso den Besuch von Dr. Smith. Selbigen fand Richard in der Rezeption mit einer etwas erbleichten Frau vor, die er gerade untersuchte. Dem ganzen wohnte eine ältere Dame und ein kleiner Junge bei, die Richard ebenso wenig kannte. Gerade als Dr. Smith die Frau davon zu überzeugen versuchte mit ihm in die Klinik zu kommen, nahm Richard eine Bewegung auf der Treppe wahr. Im ersten Moment hoffte er doch sehr, es wäre Mr. Leery, der sich oben aus dem Zimmer etwa geholt hatte. Er täuschte sich jedoch, denn statt dem jungenhaften Leery erschien auf den Stufen Miss Bellingham. Das traf sich ja ganz ausgezeichnet. Er hatte bisher keine Gelegenheit gehabt Miss Spencer von der jungen Unterstützung zu berichten. Immerhin rechnete er ja doch mit etwas Widerstand, auch wenn Miss Bellingham eine gewisse Entlastung bedeuten könnte. Es war nur eine Frage des Wies: Wie er ihr die Sache schmackhaft machen konnte. Vielleicht ergab sich ja eine Gelegenheit, denn Miss Spencer war noch immer im Speiseraum, so weit sich Richard erinnerte.
"Miss Bellingham," grüßte Richard zurück und schmunzelte charmant. "Welche Freude. Und mir geht es ganz ausgezeichnet, danke der Nachfrage. Ich hoffe ihnen ebenso, weil ich sie vorhin auf dem Empfang gar nicht gesehen habe? Nicht dass sie die Zeit dazu genutzt haben, sich anders zu entscheiden, weil ihnen unser beschaulicher Ort nicht gefällt oder er ihnen anderweitig Kummer und Sorgen bereitet? "Gehen wollte ich gerade nicht direkt, nur nach jemanden kurz sehen, der eigentlich mit mir verabredet war. Wie es scheint hat man mich aber versetzt."
Richard mit Elisabeth Bellingham (Dr. Smith bei Helen, Calvin und Laura Alcott)
Wohlwollend stellte Elisabeth fest, dass Mr.Camden wegen ihrer Verspätung gar nicht verärgert, geschweige denn irritiert zu sein schien - obwohl sie in diesem Fall, zumindest sich selbst gegenüber die Schuld ganz allein bei sich suchen konnte. Sie hatte zwar insgeheim gehofft, dass er durch seine Stellung als Bürgermeister so sehr in Anspruch genommen wurde, dass ihm ihre Abwesenheit nicht zu sehr auffallen würde, dass es aber augenscheinlich wirklich so war, stieß ihr trotzdem etwas sauer auf.
War sie eben noch ausschließlich auf den Bürgermeister fixiert und darauf, sein Weggehen zu verhindern, nahm sie jetzt doch die weiteren Personen im Raum wahr. Da ein Kind bei der Gruppe stand, womöglich ein Schüler, schaute sie sich die Personen etwas genauer an, wandte sich dann aber schnell wieder dem Bürgermeister zu.
Hatte er ihr doch ohne sein Wissen die Möglichkeit gegeben, gar nicht auf ihr Zuspätkommen einzugehen, was sie selbstverständlich gerne nutzte. "Nein, keine Sorge!", lächelte sie ihr Gegenüber freundlich an. "Ich habe zwar, dank des Wetters noch nicht viel von ihrer Stadt sehen können, aber das was ich bisher gesehen habe, gefällt mir sehr gut. Und dank ihres Rates, mir hier im Gästehaus ein Zimmer zu suchen, bin ich auch sehr gut untergekommen. Ich fühle mich schon sehr wohl hier." , antwortete sie ihm. Dann kam sie direkt auf ihr eigentlichen Grund ihres Treffens zu sprechen. "So angenehm es ist, in Ruhe in einem Ort anzukommen, brenne ich inzwischen vor Ungeduld, mit meiner Arbeit beginnen zu können und natürlich Ms. Spencer - das ist doch der Name, den ie mir genannt haben, nicht? - endlich kennenzulernen!"
Das entsprach zwar jetzt nicht der vollen Wahrheit, war sich Elisabeth doch noch gar nicht sicher, was sie davon halten sollte, sich die Arbeit und somit auch die Verantwortung und Entscheidungen teilen zu müssen. Das hatte sie bisher noch nie machen müssen, sie war immer allein für die jeweilige Schule verantwortlich gewesen und das entsprach auch eher ihrem Naturell. Allerdings konnte es auch seine Vorzüge haben, zu zweit zu sein, wenn es darum ging, etwas beim Gemeinderat durchzusetzen. Dafür war es aber vonnöten, das sie mit der anderen Lehrerin zurecht kam und diese mit ihr. Deshalb war sie schon gespannt auf ihre Mitstreiterin, die ihr in vieler Hinsicht um einiges voraus war. schließlich kannte sie die Schüler und deren Eltern schon länger.
"Wenn Sie versetzt wurden, so leid mir das natürlich tut, haben Sie jetzt vielleicht Zeit, mich bekannt zu machen - vorausgesetzt, sie ist auch noch hier?", fragte sie freundlich.
Richard mit Elisabeth Bellingham (Dr. Smith bei Helen, Calvin und Laura Alcott)
Richard entspannte sich ein wenig, als Miss Bellingham ihm versicherte, dass alles in Ordnung sei und sie sich sogar schon eingelebt hatte. Das waren gute Neuigkeiten. "Das freut mich zu hören, Miss Bellingham. Aber sie wissen ja, sofern sie irgendetwas brauchen, dann wenden sie sich ruhig an mich. Das Angebot steht noch immer." Er wies ihr gerade mit einer einladenden Bewegung den Weg in den Speiseraum, als sie prompt auf ihre Anstellung und Miss Spencer zu sprechen kam. Das erleichterte ihm sein Vorhaben natürlich etwas. "Ja, ganz recht, Miss Spencer. Die übrigens ganz zu recht angenommen, gerade mit ihren Kindern hier ist. Was für ein Zufall nicht?", mit einem etwas erzwungenen Lächeln versuchte Richard darüber hinweg zu täuschen, dass ihm das Gespräch durchaus etwas unangenehm war. Immerhin musste er Miss Bellingham gegenüber gestehen, dass er mit Miss Spencer noch gar nicht gesprochen hatte.
"Wenn sie wirklich möchten, kann ich sie in der Tat miteinander bekannt machen? Die Zeit hätte ich durchaus übrig," nun vollführte er die Bewegung Richtung Speiseraum zu ende und lenkte seine Schritte dorthin. "Wenn ich ehrlich bin, Miss Bellingham, hatte ich noch keine Gelegenheit gehabt mit Miss Spencer über die Sache zu sprechen. Ich wollte ihr erst einmal die Chance geben, sich wieder zurecht zu finden und die Schule erst einmal in Ruhe zu übernehmen.
Richard mit Elisabeth Bellingham (Dr. Smith bei Helen, Calvin und Laura Alcott)
Insgeheim doch erleichtert hörte Elisabeth, dass der Bürgermeister nicht weiter auf ihr Zuspätkommen zu sprechen kam und sogar noch Zeit für sie hatte. Er lud sie gerade mit einer freundlichen Handbewegung ein, ihn in den Speisesaal zu folgen, als sein eben noch freundliches Lächeln angespannt wirkte. Sie konnte sich zwar nicht vollkommen sicher sein, dass ihre Annahme stimmte, aber sie beobachtete ihre Mitmenschen sehr genau, sodass ihr eine Veränderung in seinem Gesicht direkt aufgefallen war. Hatte sie irgendetwas Falsches gesagt? Aber nein, der Name der anderen Lehrerin war schon mal der richtige gewesen, aber Elisabeth wurde trotzdem das Gefühl nicht los, das den Bürgermeister irgendetwas beschäftigte, was ihm kein Vergnügen bereitete.
Während sie beide die ersten Schritte Richtung Speisesaal unternahmen, wurde ihr Gefühl direkt bestätigt. Obwohl sie das Versäumnis des Bürgermeisters doch sehr negativ überraschte, schaffte sie es ihre Gesichtszüge im Zaum zu halten und auch ihren Schritt nicht stocken zu lassen. Er hatte noch nicht mit Ms.Spencer gesprochen, dass sie nicht mehr allein für die Schule verantwortlich war? Ob es dafür wohl einen speziellen Grund gab, oder hatte er es einfach schlicht vergessen?
Elisabeth wusste nicht, was sie davon halten sollte. Natürlich fand sie sein Verhalten unmöglich, so etwas vergaß man einfach nicht und wäre sie die Hauptleidtragende, hätte er sich auf einige harsche Worte einrichten müssen - Bürgermeister hin oder her. So aber, war es jemand anders, der das volle Ausmaß seines Versäumnisses zu spüren bekam. Sie war gespannt, wie ihre neue Kollegin darauf reagierte. Andererseits hatte sie schon häufiger erfahren, dass alles, was mit dem Thema Schule zu tun hatte, für die meisten betreffenden Personen auf der Prioritätsliste ziemlich weit unten rangierte. Insofern verwunderte es sie nicht über alle Maßen, allerdings hatte sie den Bürgermeister bei ihrem ersten Gespräch interessierter eingeschätzt.
Nichtsdestotrotz, oder auch gerade deswegen konnte sie sich eine kleine spitze Bemerkung nicht verkneifen. "Da hatten sie wohl wichtigere Angelegenheiten zu erledigen?"
Mit Erstaunen hörte sie, dass Ms.Spencer wohl nicht ununterbrochen hier gewesen war - hatte sie beim Einstellungsgespräch dieses wichtige Detail überhört? Sie konnte es sich kaum vorstellen, auf der anderen Seite konnte sie sich jetzt nach dieser - zugegebener weise etwas respektlosen Bemerkung - nicht die Blöße geben und nachfragen. Sie würde es früher oder später herausfinden.
Auch wenn es ihr schwerfiel, (schließlich hatte sie sich fest vorgenommen, nicht mehr ganz so streng mit ihren Mitmenschen umzugehen und was sie sich vornahm, pflegte sie möglichst auch umzusetzen) milderte sie ihre Bemerkung ein wenig ab. "Das war bestimmt sehr rücksichtsvoll von Ihnen, Mr.Camden, wenn es jetzt auch den gegenteiligen Effekt haben könnte. Wenn es Ihnen lieber ist, komme ich erst später dazu?", schlug sie ihm vor. Sie erkannte sich selbst kaum wieder, so rücksichtsvoll - ihre Mutter wäre stolz auf sie!
Catherine kommt ins Gästehaus, Richard und Elisabeth gehen, Adrian bei Helen Laura und Calvin
Das besagte Gästehaus fand Cath sofort und war froh, wenigsten etwas Wärme zu spüren, nachdem sie die Tür hinter sich zumachte. Die Rezeption war nicht leer, sondern belebt. Einige Menschen waren noch in Unterhaltungen verwickelt. Ein etwas älterer Mann schien wohl gerade mit einer jungen Frau Richtung Speiseraum gehen zu wollen, zumindest vermutete Cath, das dort der Speiseraum war und ein anderer Mann, elegant gekleidet, befand sich in einer Unterhaltung mit einer älteren Dame, einer jüngeren Frau, etwas älter als Cath selbst, und einen kleinen Jungen. Vermutlich eine Familie. So wie es aussah, ging es der sitzenden Frau nicht gut und dar eine Arzttasche in der Nähe lag, ging Cath davon aus, das dieser Mann ein Arzt war und sich um die Frau kümmerte. Also gab es hier im Ort einen Arzt, wenigsten einer der hier für Gesundheit sorgte.
''Hallo, guten Tag.'' Lächelte Cath die Anwesenden an, ohne unhöflich zu wirken. Sie ging anschließend zum Tresen mit ihrem Gebäck, wo eigentlich üblicherweise der Besitzer, die Besitzerin oder Angestellte anzutreffen waren. Aber das schien wohl heute nicht der Fall zu sein. Vielleicht sind alle im Speiseraum. Ob die Hoffnung bestand, das hier ein freies Zimmer war, bezweifelte Cath ein wenig aber die junge Frau gab nicht auf. Zwar musste sie die Suche nach Megan erstmal wegen des Wetters verschieben aber das hieß noch lange nicht das sie daran zerbrach. Also wartete sie am Tresen geduldig ab und blickte den kleinen Jungen an. Wie das wohl wäre, das sie selbst eine Mutter war. Einen Mann an ihrer Seite hatte und Kinder groß zog. Sie vermisste Michael sehr, wieso musste er so früh sterben und das noch auf eine grausame Art. Eine Träne lief ihr wieder aus einen Auge mit einer Hand fing sie diesem auf suchte dann bei ihren Gepäck ein Tuch heraus mit dem sie die Hand abwischte.
Helen mit Dr. Smith, Helen und Calvin (Richard und Elisabeth Richtung Speisesaal, Catherine kommt herein)
"Na das wurde aber auch Zeit, junger Mann," Laura bedachte Calvin mit einem nicht sehr gnadenvollen Blick und scheuchte ihn dann mit einer Handbewegung zu seiner Mutter, damit Helen endlich das lang erwartete Glas Wasser bekam. Schon etwas wohlwollender fiel ihr Blick aus, als Calvin auch gleich zu Helen eilte, ohne Wasser dabei zu verschütten. Immerhin riet auch Dr. Smith gerade Helen das Wasser zu trinken und beharrte auf seiner Anweisung. Er tat dies höflich, aber bestimmend und auf eine Art und Weise, die vermuten ließ, dass Dr. Smith Widerworte im Grunde nicht gewohnt war. Dummerweise war es ihre Tochter nicht gewohnt Befehle von einem Mann anzunehmen. Zumindest sah Laura mit Erleichterung dabei zu, wie Helen Calvin mit einem aufrichtigen Lächeln und einem leisen "Danke", das Glas abnahm und tatsächlich einen großen Schluck daraus trank. "Ist schon gut, Cal," beruhigte Helen gleich darauf ihren Sohn, der etwas hilflos wirkte und ihr ein schlechtes Gewissen bereitete, als sein Magen vernehmlich zu knurren anfing. Dr. Smith lenkte sie jedoch gleich wieder davon ab, als er auf seine Bitte in die Klinik mitzukommen bestand. Helen hatte das dumpfe Gefühl, dass er seine Bitte durchaus als Befehl verstand. Da er aber wohl auch erkannt hatte, dass er mit Helen nicht unbedingt eine kooperative Patientin gefunden hatte, verlegte er sich recht geschickt darauf, Beistand bei Laura zu finden. Fast schon verächtlich sah Helen hinüber zu ihrer Mutter, die sichtlich die Aufmerksamkeit des Arztes genoss und gerade zustimmend nickte. "Oh um mich brauchen sie sich keine Gedanken machen, Dr. Smith. Ich komme auf jeden Fall mit. Und meine Tochter samt Sohn ebenfalls." Damit hatte zumindest Laura das letzte Wort gesprochen und trat zu der kleinen Gruppe hinzu, um Calvin eine Hand auf die Schulter zu legen. Zumindest ihn würde sie so dem Arzt hinter her schieben können, sollte es darauf ankommen.
Helen seufzte leise, atmete tief durch und wirkte etwas hilflos, was selten vorkam. Aber sie hatte eine Entscheidung zu fällen, die ihr nicht gerade leicht fiel. Zuviel stand heute auf dem Spiel und sie musste die Termine im Kopf jonglieren, um die ganze Angelegenheit zu sortieren. Letztendlich stand sie vorsichtig auf, stellte das Glas auf dem Beistelltisch ab und nickte zustimmend. Sie gab es nicht gerne zu, aber sie hatte sich von der ruhigen, fürsorglichen Stimme des Arztes einlullen lassen und war ihm damit wohl mehr oder weniger in die Falle gegangen. Er hatte es verstanden sie geschickt zu umgarnen. "Nun gut... ich werde ja doch nicht eher meine Ruhe haben," ihr Blick wanderte anklagend zu Laura. "Dann kann ich ihnen auch gleich folgen," sie sah zu Calvin hinab und bekam einen sanfteren Gesichtsausdruck, als sie ihm erklärte: "Ich sterb schon nicht daran, hörst du? Deswegen gehen wir jetzt alle auch mit Dr. Smith mit und sorgen dafür, dass er mich gründlich untersucht und versorgt."
Nachdem Dr. Smith Calvin eine sinnvolle Aufgabe übergeben hatte und Helen dem Jungen auffordernd zu genickt hatte, als quasi Erlaubnis, waren sie bereit aufzubrechen. Just in diesem Moment trat eine junge Frau ein, die nach einer Reisenden aussah. Woher sie kam blieb Helen aktuell ein Rätsel. Mit ihnen in der Postkutsche war sie nicht gereist, die Bahn fuhr noch immer nicht und auf dem Weg hier her war ihnen niemand begegnet. Da sie aber höflich grüßte, erwiderte Helen kurz den Gruß mit einem Nicken und ergriff den Arm des Arztes. Das war sehr zuvorkommend und Helen war immer mehr vom Charme des Mannes gefangen ... nun... wäre da nicht der Junge zuvor gewesen und ihr Vorhaben sich zu ändern, ihren Ruf zu ändern, sie hätte den kleinen Ausflug zur Klinik nur zu gerne ohne ihre Mutter und ihren Sohn gemacht... Man konnte ja nie wissen... Doch als sich leichter Schwindel einstellte, kaum dass sie stand, musste Helen selbst müde über ihre Gedanken lächeln...