Cassidy und Sophie. Die Alcotts und Kate kommen hinzu. Major Shephard geht. Selina kommt vorbei und geht
Cassidy war ein wenig überrascht, wie galant der Major auf Sophies Worte mit Humor reagieren konnte. Das hatte sie ihm nun wirklich nicht zugetraut. Sie grinste aber schuldbewusst und schmunzelte ein wenig daraufhin, als sie erkannte, dass auch Sophie ihren Spaß an der kleinen sorglosen Unterhaltung hatte. Aber um seinen Ruf musste sich der Major wirklich keine Sorgen machen. Den hatte er selbst sehr gut im Ort und im Umland manifestiert. Da würde auch so ein kleines Gerücht von Sophie gestreut nicht viel ändern können. Zufrieden war sie jedoch dagegen sehr, dass der Major ihr zustimmte. Damit blieb ihr Versuch ihn vor unnötigen Erklärungen zu retten nicht nur ein solcher. Sie nickte ihm daher zu und schenkte ihm wieder ein dankbares Lächeln, als er erklärte für sie extra die Tür zum Speisesaal offen zu halten. So mussten sie sich nicht unnötig quälen, nur um den Raum zu wechseln. Schließlich tat der Major alles dafür ihre Neugier zu regen. Eine Sorge, die bald keine mehr sein würde...das klang doch gut. An der Rezeption war inzwischen ein kleiner Auflauf zusammengekommen und Cassidy betrachtete die Neuankömmlinge interessiert. Sie kannte die drei Personen nicht, aber scheinbar war die ältere Frau nicht sonderlich erfreut darüber, dass die Zimmer ausgebucht waren. Der kleine Junge dagegen schien ein wenig aufgekratzt, was Cassidy gut von Eli kannte. Die dritte im Bunde, eine dunkelhaarige Frau mit strengen Zügen, brachte den Jungen rasch zum Schweigen und wollte die Sache gerade klären, als der Major sich verabschiedete und sich Richtung Speisesaal entfernte. Cassidy kam nicht umhin die Frau mit ihrem Jungen etwas länger zu mustern. Sie hatte so ein bestimmtes Auftreten, das ihr imponierte und dazu auch noch ein sehr attraktives Äußere... Sophies Hand, die sie so plötzlich und unerwartet berührte, riss Cassidy von den Reisenden ab und ihr Blick wanderte fast etwas schuldbewusst zurück zu Sophie. "Alles in Ordnung," fragte sie leise, wurde aber von Major Shepards Stimme übertönt, der im Speisesaal mit seiner Rede anfing und damit auch Cassidys Aufmerksamkeit bekam. Die einzige Ablenkung bestand in den Gästen, die sich an der Theke noch immer unterhielten. Kurz kam die Schmiedin aus dem Speisesaal, hielt sich aber zurück, ehe sie das Hotel verließ. Letztendlich waren es tatsächlich sehr gute Nachrichten. Die Army brachte Lebensmittel in die Stadt, ihr Vater sollte mit mehr Geldern haushalten können und die Indianer waren gefunden und verhaftet worden. Auf Sophies Frage hin zuckte Cassidy knapp mit den Schultern. "Kann schon sein, ja. Er jammert oft genug über die fehlenden Kräfte. Wieso? Willst du dich bewerben," neckte Cassidy, die sehr wohl wusste, dass die beiden wie Feuer und Eis waren, konnte sich aber den Scherz nicht verkneifen. Zumindest schienen auch die Neuigkeiten über die Indianer Sophie zu gefallen. Zumindest hatte sie sehr angespannt gelauscht und einen immer strahlenderen Gesichtsausdruck bekommen. Cassidy waren die Cheyennen im Grunde herzlich egal. Selbst ihr Hass auf Thunder wollte und konnte sie nicht zu 100% auf alle Indianer übertragen. Und doch war es sehr beruhigend zu wissen, dass eine zusätzliche Gefahr aus der Welt geschafft war. Was auch immer die Army mit ihnen tun würde, Hauptsache sie taten es sehr, sehr weit von hier weg und sie waren sie für alle Zeiten los. Dem Rest hörte Cassidy nur noch halb zu und musste daher bei Sophies Frage erst einmal nachdenken, was sie damit meinte, nickte dann aber. "Ich schätze schon. Aber frag mich was leichteres. Ich glaube hier sind einige sehr wütend auf die Indianer. Irgendwas mit der Stadtgeschichte eben. Da reichen gute Neuigkeiten nicht, um alle glücklich zu machen. Aber hey, ab jetzt können wir wieder an den See. Ich meine im Frühling, zur Scheune, wegen der.. Hochzeit," raunte sie Sophie ins Ohr. "Ohne Angst haben zu müssen. Das ist doch gut?" Mit einem zufriedenen Lächeln wollte Cassidy nun doch bei Sophie Platz nehmen, als der kleine Junge am Empfang auf einmal aufschrie und davon aufgeregt sprach, dass er blutete. Etwas überrascht über diese Entwicklung runzelte Cassidy die Stirn, aber kümmerte sich nicht weiter darum. Immerhin standen drei Erwachsene um den Jungen drum herum. Wenn es etwas ernsteres war, um das man sich kümmern musste, konnte sie sich noch immer anbieten. Kleinere Wunden konnte sie inzwischen ganz gut versorgen und verbinden - dank Dr. Leigh.
Calvin, Helen u. Laura im Gespräch mit Kate, Shepard verlässt die Rezeption, Cassidy u. Sophie unterhalten sich im Hintergrund, Selina verlässt das Twin Falls
Laura schnaubte laut hörbar durch die Nase, als Helen so mir nichts dir nichts den Vorschlag der Hotel-Angestellten oder wohl eher Besitzerin, wenn sie schon ein eigenes Büro besaß, annahm. Und das ohne mit der Wimper zu zucken oder sich die Sache einmal gründlich zu überlegen. Nun, wäre ihre Tochter ein Mensch, der jeden Schritt gründlich überdachte, wäre sie längst verheiratet und hätte ihr einen Stall voll Enkel geschenkt. Stattdessen lagen drei gescheiterte Beziehungen hinter ihr und sie hatte sich einen unehelichen Sohn eingefangen. Nicht das Laura auch nur je eine Sekunde an Calvins Existenz bedauerte, doch ihre Auffassung von Sitte, Anstatt und Moral war mit seiner Entstehung mit den Füßen getreten worden und seit dem hatte sie in St. Johns mit dem Makel leben müssen, die Großmutter eines Bastards zu sein. Sie liebte ihren Enkel wahrlich über alles, aber deswegen verlor sie nicht aus den Augen, dass er als Bastard eine besonders strenge Erziehung nötig hatte, um nicht groß in der Gesellschaft aufzufallen. Wäre er erst einmal gebrandmarkt würden nur Nachteile auf ihn warten. Das sah man ja an der unfähigen Bevölkerung von St. Johns, die ohne ihrem Nachwuchs Einhalt zu gebieten dabei zugesehen hatten, wie ein wirklich gut erzogener Junge wie es Cal war, verleumdet, erniedrigt und auch geschlagen worden war. Nur weil man landläufig die Meinung vertrat, dass ein Bastard schutzlos sei und damit Freiwild. Es war in ihren Augen kein Wunder gewesen, dass sich Calvin selbst mit Fäusten gewehrt hatte und auf seine Rechte hatte pochen müssen. Nun ja, das war eine Sache, die hoffentlich nun hinter ihnen lag. Doch daran gemessen verwunderte es Laura nicht weiter, dass Helen übersah, dass sie ohne Gepäck aufgebrochen waren. Die Koffer lagen noch alle im Schnee verstreut und warteten drauf geborgen zu werden. Helens fragender Blick daraufhin brachte Laura fast auf die Palme. Manchmal war es ein Wunder, dass Helen die Ranch so lange hatte halten können und sie darüber hinaus auch noch erfolgreich vergrößert hatte. Ein Kreuz war das mit ihrer Tochter. Sie hätte früher doch nicht so oft auf ihren nachsichtigen Mann hören sollen. Er hatte Helen gnadenlos verzogen und verwöhnt und als dank hatten sie nur Scherereien mit ihr und ihrem Lebenswandel gehabt. Aber sie würde schon dafür sorgen, dass dieselben Fehler nicht noch einmal bei Calvin wiederholt wurden. Nun ja, Helen konnte geholfen werden und darum sah Laura in die Runde, um deutlich zu machen, dass sie ihr ganzes Umfeld einschloss, um dann zu einer Erklärung anzusetzen. "Wir würden gerne ihr Angebot annehmen, aber unser Gepäck," sie warf Helen bei diesem Wort einen ungnädigen Blick zu. "Befindet sich noch bei der Kutsche. Wir mussten eilig aufbrechen, und hatten keine Zeit die Koffer einzusammeln. Ich glaube etwas Warmes zu essen und zu trinken samt ein Ofen würde uns erst einmal reichen."
"Aber natürlich," bemühte sich Kate zu sagen ohne zu grinsen. Es war unschwer zu übersehen, dass zwischen den beiden Damen vor ihr die Luft etwas dicker wurde und doch hatte die Situation etwas amüsantes, wie die beiden versuchten ihre Nuancen nicht zu verlieren. Dazwischen der kleine Junge, der aussah, als wäre er dieses kleine Tauziehen um den Posten der Anführerin leid. er konnte einem fast leidtun. "Sie können sich in meinem Büro auch gerne nur aufwärmen und ich lasse ihnen etwas Warmes zu essen und zu trinken bringen. Wenn sie mir...," Kate wollte gerade vorschlagen, dass die drei ihr schon einmal folgen sollten, als der kleine Junge plötzlich entsetzt aber leise aufschrie und dann auf seine Hand starrte, wobei er besorgt hervorstieß, dass er blutete. Hatte sich der Junge bei dem Unfall mit der Kutsche verletzt? Das war denkbar, aber sicherlich hätte er eine solche Verletzung doch schon früher bemerkt? Wie gut, dass sich heute erst der neue Arzt vorgestellt hatte. Dieser musste noch im Speisesaal sein, wo Major Shepard gerade seine Ansprache beendet hatte. Kate hatte leider nicht zuhören können, da sie mit den Alcotts beschäftigt war, aber zumindest hatte sie aufgeschnappt, dass Lebensmittel kamen und die Indianer unter Kontrolle seien. Zeit darüber nachzudenken oder erleichtert zu sein blieb ihr jedoch nicht, denn gerade als sie besorgt bei der Mutter des Jungen nachfragen wollte, ob sie den Arzt vielleicht holen sollte, stürzte die ältere Alcott auf den Jungen zu und schimpfte ihn wegen seiner Wehleidigkeit aus. Kate verzog darüber etwas das Gesicht. Sie war sicherlich ein Leben gewohnt, das mit Entbehrungen zu tun hatte und sie hatte alles andere erfahren nur nicht Liebe, Zuneigung und Sorge um ihre Person, aber dass Mrs. Alcott gerade ein wenig übertrieb, war auch Kate bewusst.
"Also wirklich Calvin," schimpfte Lauras los, als sie Clavins Hand Helens entwandte und den Jungen streng ansah. "Ein Junge in deinem Alter macht doch nicht mehr so ein Geschrei wegen ein bisschen Blut. Du blamierst ja deine Ma und deine alte Großmutter," sie schüttelte missbilligend den Kopf und wischte nicht unbedingt sanft über das Blut hinweg, denn sie hatte längst erkannt, dass der Junge zwar nicht gelogen hatte, aber das Blut keineswegs von einer Wunde herrührte. Zumindest nicht von einer auf der Hand des Jungen. Rasch sah sie an ihm hinauf, drehte ihn mit einer Hand am Kinn gefasst den Kopf zur Seite, musterte erst links, dann rechts sein Gesicht, die Ohren, den Hals und runzelte verärgert die Stirn, als sie nirgends eine Verletzung am Jungen entdecken konnte. Wieder einmal Theater um nichts und Helen stand dabei und sagte kein Wort dazu, dass sich ihr Sohn wie ein Mädchen aufführte. Verärgert über Tochter und Enkel ließ sie Kinn und Hand des Jungen wieder los und sagte begleitet von einem leichten Klaps auf Cals Allerwertesten: "Das lehrt dich hoffentlich in Zukunft ein wenig mehr Zurückhaltung, junger Mann. Uns so zu erschrecken. So viel Wind um nichts," sie schüttelte den Kopf erneut und sah anklagend zu Helen, erblasste aber auf der Stelle, als sie erst jetzt registrierte, wieso Helen die ganze Zeit über geschwiegen hatte. Unbemerkt, weil alle Augen auf Calvin und dann auch auf Laura gerichtet gewesen waren, hatte sich Helen, als sie das frische Blut auf Clavins Hand erblickt hatte, ohne einen Grund dafür zu entdecken, an die Stelle am Kopf gefasst, auf die ihr beim Unfall etwas schweres gefallen war. Ein Koffer wie sie sich zu erinnern glaubte. Ihr war sogar kurz schwarz vor Augen geworden, aber sie hatte dort später weder eine Beule noch Blut ertasten können. Auch jetzt war dort nichts, was das Blut auf Calvins Hand erklärt hätte. Aber diese Kopfschmerzen... vorsichtig war ihre Hand über ihren Hinterkopf gewandert, bis sie nahe am Ohrs in etwas Feuchtes gegriffen hatte. Als sie ihre Hand zurückgezogen hatte, hatte sie an ihren Fingern frisches Blut kleben. Sie fühlte sich kurz etwas schwindlig bei dessen Anblick, zog aber nur eine Braue in die Höhe. Dadurch wirkte sie nach außen, gelassen und ruhig, fast ein wenig unterkühlt. "Ich schätze, ich brauche einen Arzt."
Calvin, Helen u. Laura im Gespräch mit Kate, Cassidy u. Sophie unterhalten sich im Hintergrund, Selina verlässt das Twin Falls
"Aua, Du tust mir weh." Calvins Protest, als Grandma seine Hand aus der seiner Ma entwand, war leise aber nicht minder ärgerlich. Dass er seine Grandma gerade gegen sich aufgebracht hatte,war ihm bewusst. Dass musste sie doch wirklich nicht doch durch ein Verdrehen seines Handgelenkes deutlich machen. Unauffällig strich er mit der anderen Hand über das Handgelenk, während er sich unwillig von seiner Grandma den Kopf drehen ließ. Was hatte sie denn jetzt wieder? Mit seinen Ohren wer doch alles in Ordnung! Unwillig verzog er die Lippen und schielte erneut durch die Tür des Speisesaales. Viel sehen konnte er nicht, aber er sah, dass eine Frau den Speiseraum verließ und ohne sie zu beachten, an ihnen vorbei ging - alleine! Schnell wandte Calvin seinen Blick von der Dunkelhaarigen ab. Calvin errötete und wäre am Liebsten in den Erdboden versunken, als seine Grandma ihm mit rügenden Worten einen deutlich hörbaren Klapps auf den Po gab. Einerseits verbot Sie ihm, sich wie ein Kleinkind über Blut zu äußern, dass ihm Angst machte und nun ließ sie ihn mit einem Klapps auf den Po wie einen Dreijährigen?! Calvin war sich nicht sicher, wie er das einzuordnen hatte und übte sich schon deswegen in Zurückhaltung. Seine Ma und Grandma waren oft unterschiedlicher Auffassung, wie er zu erziehen war, und dieses unterschwellige Kompetenzgerangel ging nicht spurlos an Calvin vorbei. Bisher jedoch hatte er es stets vermieden, Einen gegen den Anderen auszuspielen und hatte stets gewusst, von wem er für was Strafe zu erwarten hatte. Jetzt jedoch war er über das Verhalten seiner Grandma verunsichert, denn seine Ma stand direkt neben ihm und hätte ihn doch sicher ermahnt oder gar um der Öffentlichkeit willen mit eben so einem Klapps auf dem Po gestraft. Seine Grandma und Miss Farley einigten sich nun darauf, dass zunächst eine warme Mahlzeit und ein Ofen ausreichen würden. Damit war Calvin sehr einverstanden, denn ein heißes Bad und eine Wärmflasche im Bett würde sie nur aufhalten - und er wollte doch viel lieber die Ranch sehen. Sicherlich wurde er von von Sawyer bereits vermisst und auch Huckles war bestimmt schon ganz ungeduldig. Nun, ja - der klagt auch nie über Hunger oder Durst, so dass er wohl niemals verstehen würde, warum er manchmal einfach in einer Ecke sitzen und auf Calvin warten musste. Calvin lockerte sein Handgelenk und sah auf seine sich bewegenden Finger. [iGleich, Huckles, echt jetzt...[/i] Frisches Blut sah er nicht und so beruhigte er sich wieder. Vielleicht hatte er sich das ja auch nur eingebildet , so wie alle annahmen, das Huckles eine Einbildung war - aber Beides war eben doch da gewesen. Calvin konnte es kaum abwarten, endlich zu essen und dann auf die Ranch zu kommen. Die Mahlzeit würde ihm genug Zeit lassen, sich ein Bild von den Menschen in diesem Gästehaus zu machen - vor Allem das unter dem Tisch verschwundene Mädchen interessierte ihn. Warum war sie unter dem verschwunden, obwohl das Risiko dabei erwischt zu werden, nicht gerade klein war? Hatte sie denn Niemanden, der auf sie aufpasste? Calvin war zwar von seiner Ma gewohnt, dass diese alleine mit ihm und Grandma lebte und ihre Ranch alleine führte, so dass es ihn nicht störte, dass hier in Camden Village offen bar alle Frauen ohne Männer bestens zu Recht kamen. Allerdings war das in St. Johns nicht als normal empfunden worden, sondern immer wieder wurde darauf herum geritten,dass gewisse Umstände dazu geführt hatten, dass er ohne Vater aufwuchs. Dabei war seine Ma an ihrem Alleinsein ja gar nicht schuld, denn James war einfach verschwunden. Im Gegensatz zur Eishexe - wer kann es mit der schon aushalten.. Nein, die Eishexe war an ihrer Einsamkeit selber schuld, befand Calvin. Seine Ma dagegen konnte nichts dazu, dass James verschwunden war und doch hatte er in der sich in der Schule schon oft um der Verleumdung gegen sie willen geschlagen. Die Kinder dort waren gemein gewesen, hatten ihn geschlagen, eingesperrt oder gehänselt, weil er ein Bastard sei - und seine Ma eine Schlampe oder Hure. Er hatte gelernt, sich zu wehren und zurück zu schlagen. Sein Selbstbewusstsein hatte nicht darunter gelitten, aber seine schulischen Leistungen schon. Hier in Camden Village würde das bestimmt anders sein, denn abgesehen davon, dass seine Ma oder er hier noch kaum bekannt waren, schien es normal zu sein, dass Frauen sich ohne einen Mann durchschlugen - und dann mochte es auch normal sein, dass die Kinder ohne Aufsicht nach Belieben unter Tische krabbeln konnten. Mitten in seine Gedanken hinein fielen die Worte seiner Ma, die ihn vor Schreck blass werden ließ. Einen Arzt? War sie etwa krank? Erschreckt weiteten sich die dunkelbraunen Augen des Jungen, mit denen er nun hilfesuchend erst seine Ma und dann seine Grandma ansah. Die Angst bildete einen Knoten in seinem Magen und schnürte ihm den Hals zu . Was, wenn seine Ma einfach sterben würde? Das kam doch vor, so wie bei der Nachbarin damals in St. John... Würde er dann auch in eines der furchtbaren Waisenhäuser müssen, wie deren Junge? Oh, was sollte er nur ohne seine Ma anfangen...
Calvin, Helen u. Laura im Gespräch mit Kate, Cassidy u. Sophie unterhalten sich im Hintergrund, Selina verlässt das Twin Falls
Etwas schuldbewusst beobachtete Sophie die eingetroffenen Reisenden und ihre Chefin, die scheinbar einen alles andere als glatten Anfang miteinander hatten. Sie hatte nur mit halbem Ohr zugehört, aber es schien als ginge es um eine verloren gegangene Reservierung, was natürlich gerade bei diesem Wetter mehr als nur eine Unanehmlichkeit war. Die armen Leute. Möglicherweise blieb ihnen ja nichts anderes übrig, als sich ein Zimmer im Saloon zu nehmen. Bei der Vorstellung schauderte das Mädchen unwillkürlich. Keine zehn Pferde würden sie an so einen Ort bringen und möglicherweise musste man dann Nachts noch im Zimmer nebenan hören, wie die Freier mit den Mädchen zugange waren. Nein, da würde sie persönlich lieber auf der Straße erfrieren. Aber dazu käme es bestimmt nie. Sie hatte gerade nämlich das untrügliche Gefühl, dass sich alles zum Guten wenden würde. Sie hatte Cassidy ihr Herz über Thunder und das Kind ausgeschüttet, sie würde im Sommer heiraten und jetzt erzählte ihr Major Shephard auch noch, dass sie sich in Zukunft wieder auf der Straße bewegen konnte, ohne ständig in Sorge sein zu müssen. Da könnte man schon überschwenglich werden. Sophie konnte ihr Herz ganz schnell pochen hören und ihr war nach Jubeln zumute, so glücklich fühlte sie sich. Darum ließ sie sich auch bereitwillig dazu verführen, Cassidy tiefer in die Augen zu sehen, als es sich zwischen zwei Freundinnen gehörte. „Eine vorzügliche Idee...“quietschte sie dann leise, aber vergnügt. Ein bisschen kokett reckte sie den Kopf und ließ dabei ein paar loose Locken wie zufällig über ihre Schultern fallen. „Denkst du so ein Stern steht mir? Mit einem Hut … und solchen Hosen, wo man die Beine sehen kann?“ Die Vorstellung wie sie breitbeinig wie ein Mann auf einem Pferd durch die Gegend ritt, war aber auch zu albern. „Meinst du, dass gefällt den ….. Jungs?“ meinte sie nachdenklich und lehnte sich unverfänglich ein wenig gegen Cassidy. Doch der Blick, der ihre Freundin dabei traf, sagte deutlicher als tausend Worte, dass es sie nun wirklich gar nicht interessierte, ob irgendein Mann sie in diesem Aufzug attraktiv fände. Zumindest für dieses eine Mal war John Clayton kein Streitthema für sie beide und dafür war Sophie ausgesprochen dankbar.
Cassidys Vermutungen über die Indianer ließen Sophie innehalten. Sie wusste, dass es böses Blut unter den Bürgern gab, aber so wie sie die Sache verstanden hatte, gingen die Feindseligkeiten doch immer von den Eingeborenen aus... oder? Nein, das hatte man ihr so oft erzählt, dass musste einfach stimmen. Aber der Gedanke wurde auch gleich unwichtig, als Cassidy sie darauf hinwies, was das für sie bedeutete. Ein seeliges Strahlen tauchte auf ihrem Gesicht auf und am liebsten hätte sie sich wieder an ihre Freundin geschmiegt. „Ich werde die glücklichste Braut auf Erden sein...“ meinte sie überzeugt. „Ich bin es jetzt schon. Und du natürlich die Hübscheste.“ fügte sie rasch hinzu, damit Cassidy sich nicht benachteiligt vorkam. Unwillkürlich zuckte sie zusammen, als der kleine Junge hell aufschrie, er blute. Sie folgte Cassidys Blick zu der kleinen Gruppe aus der älteren Frau, dem Jungen und seiner Mutter, die sich dort mit ihrer Chefin unterhielten. Die Frau war auf einmal furchtbar blass geworden und fragte nach einem Arzt. Womit sie sich den völlig falschen Zeitpunkt ausgewählt hatte. „Entschuldigen Sie … Miss … aber die Ärztin ist vor kurzem abgereist.“ meldete sie sich schüchtern zu Wort und so leise, dass man es auch überhören könnte und als Hintergrundgeräusch einstufen konnte. Doch eine gute Lösung für die offensichtliche Not der Frau hatte sie natürlich nicht parat.
Calvin, Helen u. Laura im Gespräch mit Kate, Cassidy u. Sophie unterhalten sich im Hintergrund, Eli kommt die Treppe herunter, Erin und Terry kommen aus dem kleinen Flur
(Cassidy und Kate werden mitgeführt)
"Oh und wie du einen Arzt brauchst," stellte Laura mit fester Stimme in den Raum, ohne sich anmerken zu lassen, wie sehr sie doch der Anblick des Blutes an den Fingern ihrer Tochter erschreckte. Das Gejammer und Wehgeschrei ihres Enkels von zuvor hatte sie dabei großzügig überhört und Helen hatte gerade ganz andere Probleme um sich mit der nötigen Aufmerksamkeit um ihren Jungen zu kümmern. Sie stieß ein wenig hörbar die Luft aus und wollte mit dem Kopf schütteln, unterließ es jedoch, als ihr dabei gleich schwindlig und übel wurde. "Ich würde ja gerne sagen, dass ist nicht nötig, aber ich glaube, im Augenblick wäre es mir wohler, wenn ein Arzt danach sehen könnte." Fragend blickte sie zu Miss Farley, denn außer ihr würde wohl gerade niemand wissen, ob ein Arzt vor Ort war der auch Zeit hatte.
Kate, die selbst ein wenig erschrocken war, sammelte sich gerade, um von Dr. Leigh und Dr. Smith zu berichten, als leise von Sophie ein ähnlicher Einwand kam. Schüchtern wir ihr Zimmermädchen war, ging deren Worte in dem aufgeregten Geschnatter der älteren Alcott unter, doch Kate, geübt auf solche Kleinigkeiten zu achten, hatte Sophie deutlich vernommen und warf dem Mädchen ein dankbares Lächeln zu. "Nun beruhigen sie sich doch erst einmal. Ich denke, so schlimm wird es nicht sein, nicht Mrs. Alcott? Noch können sie aus eigener Kraft stehen und das ist gewiss ein gutes Zeichen. Wie Miss Garner," sie nickte Richtung Sophie, "gerade sagte, unsere Ärztin ist vor ein paar Tagen überraschend weggezogen. Aber erfreulicherweise hat sich vor wenigen Augenblicken ihr Nachfolger, ein gewisser Dr. Adrian Smith, der Gemeinde vorgestellt. Er müsste auch noch im Raum sein. Wenn sie gestatten, dann gehe ich ihn rasch suchen?"
"Oh und wie ich gestatte," keifte Laura fast hysterisch und mit neuer Hoffnung auf rasche Hilfe für ihre Tochter, die ausnahmsweise keinerlei Kraft besaß, etwas gegen das leicht peinliche Auftreten ihrer Mutter zu unternehmen. Ihr blieb nur ein entschuldigender Blick in die Runde und zu guter Letzt ein weiterer für Calvin, damit er sich nicht zu sehr aufregte. Laura tat ja gerade so, als würde sie gleich sterben. Wahrscheinlich war es nur ein Kratzer, der eben erst beschlossen hatte zu bluten, wieso auch immer. So etwas kam vor. Aber trotzdem wollte sie einen Arzt und das einer hier war, waren fantastische Neuigkeiten. "Mach dir keine Sorgen, Cal, hörst du? Das ist nichts weiter. Nur ein Kratzer," sorgte sie erst einmal für Beruhigung bei ihrem Jungen und sah sich nach einem Stuhl um. Die einzige Sitzgelegenheit war bei den Mädchen, von der das rothaarige ihr immerhin als Miss Garner vorgestellt worden war. Ohne falsche Scheu wandte sie sich an die beiden und machte unsichere Schritte auf die Sitzreihe unter den Fenstern zu. "Ihr entschuldigt bitte," sagte sie in einem fragenden Ton, aber ohne wirklich ein ablehnendes Wort zu erwarten und nahm bereits Platz. "Nun.. dann einen kleinen Moment, bitte. Und du junger Mann," Kate wandte sich an den Jungen, Calvin, wie er zu heißen schien. "Du könntest deiner Ma ein Glas Wasser holen? In meinem Büro steht ein Krug und ein paar Gläser. Du musst gerade hier entlang," sie zeigte zu dem Flur neben der Theke in dem gerade Miss Spencer und Reverend Stevenson auftauchten. Etwas verwundert runzelte Kate darüber die Stirn, vor allem als sie die leichte Schwellung im Gesicht des Gottesmann bemerkte. Doch ehe sie einen weiteren Gedanken darauf verschwenden konnte, sprang rechts neben ihr ein Junge von der Treppe herunter, in dem sie sofort Eli erkannte. Nun, der Junge war sicherlich bei seinem Vater gewesen, der hier wohnte und den Eli schon öfters besucht hatte. Dem ganzen widmete sie aber schon längst keine Aufmerksamkeit mehr, denn sie hatte die Rezeptionstheke bereits verlassen um in den Speiseraum zurückzueilen.
Tbc ~ Speiseraum
Cassidy, die erst noch vor wenigen Augenblicken einen etwas unerhörten, aber reizvollen Blick mit Sophie getauscht hatte, die dazu auch noch ungemein gelöst und zufrieden gewirkt hatte, rückte etwas zur Seite, um Platz zu machen. Ihr blieb nur ein höfliches Nicken, schließlich konnte sie einer Verletzten kaum einen Stuhl verwehren, auch wenn diese Reisende damit ihre schöne kleine Unterhaltung unterbrach. Zum Glück hatte Cassidy zuvor noch mit einem leisen Kichern auf Sophies Herumgespinne mit Hose, Hut und Stern reagieren können, sowie mit einem Kopfschütteln und einem leisen, sehr gespielt nachdenklichen "Ich glaube nicht, dass es den ... Jungs... gefällt", wobei sie sich wirklich angestrengt Sophie in moderner Kleidung vorzustellen gewagt hatte. Doch eine Miss Hall oder eine Miss Farley sah Cassidy nun wirklich nicht in ihrer Sophie. Sie gefiel ihr so wie sie war. Mit ihren Kleidern, ihren Röcken, dem Mieder und den Leibchen... Wenn sie Hosen bevorzugt hätte, hätte sie sicherlich einen Freund und irgendwann eine große kirchliche Trauung und eine Menge Kinder. Doch sie hatte eine Freundin und das mit guten Grund. So war ihr am Ende ein breites Strahlen geblieben, als Sophie sich an sie geschmiegt hatte, um zu verkünden, dass sie die glücklichste Braut auf Erden sein würde. Und Cassidy hatte fest vor, sie auch zur glücklichsten Frau auf Erden zu machen. "Und auch zur hübschesten," wie sie hinzugefügt hatte. "Wir werden beide die Hübschesten sein." Doch dieses ungestörte, leise Flirten war nun nicht mehr möglich. Nicht nur wegen Sophies Hilfsbereitschaft, die sie zu einer Information hatte hinreißen lassen, sondern auch weil sich die jüngere Mutter der beiden zu ihnen setzte. "Hast du gehört? Es ist bereits ein Arzt wieder in der Stadt," wandte sich Cassidy gleich wieder an Sophie, kaum dass die Frau saß und mit ihrem auffällig blass gewordenen Gesicht für einen Moment die Augen schloss.
Eli kommt die Treppe herunter, Erin und Terry stoßen aus dem Flur dazu (Kate verlässt gerade die Rezeption, Helen nimmt Platz bei Sophie und Cassidy)
(Erin und Eli in einem Post)
Wieder etwas besserer Dinge, weil sein Pa doch eine ganz plausible Erklärung für die Vorfälle gehabt hatte, sprang Eli gut gelaunt die letzten drei Stufen auf einmal herunter. Jetzt musste er nur noch Clara finden, dann wäre der Sonntag doch gerettet. Doch im selben Moment, wie er Miss Farley erblickte, die an ihm vorbei in den Speisesaal eilte, hörte er die erboste Stimme seiner Mutter, die ihn beim Namen rief. Mit einem nicht mehr ganz so guten Gefühl blieb Eli an der untersten Treppe stehen und sah schuldbewusst in ihre Richtung. Sie kam mit gerafften Röcken sehr eilig auf ihn zu und sah genauso ärgerlich aus, wie sie eben geklungen hatte. Eli schluckte schwer und versuchte zu ignorieren, dass sie nicht alleine im Raum waren. Er hatte Sophie mit Cassidy am Fenster sitzen gesehen. Da wo sie schon vorhin mit Major Shepard gestanden hatten. Eine dunkelhaarige Frau saß nun bei ihnen. Die war ziemlich blass im Gesicht, als wäre es ihr gerade ganz schön übel. Aber sie hatte interessante Züge, die Eli, wäre er etwas älter gewesen, als hübsch betrachtet hätte. Jetzt fand er dafür keine passende Worte. Eine ältere Frau, der jüngeren fast aus dem Gesicht geschnitten und ein kleiner Junge standen dazu noch an der Theke. Na großartig... richtig viel Publikum.
Erin, erst noch voller Hoffnung gewesen, dass sich der restliche Sonntag doch noch zu einem guten Tag wenden würde, hatte diese sofort schwinden gesehen, kaum das Eli ohne Clara die Treppe heruntersprang. Nun so viel da dazu, dass Jeremiah es verstand seinem Vater das Leben schwer zu machen. Sie konnte wohl das gleiche Lied mit Eli klagen. Dabei hatte sie beim Verlassen der Küche ein kleines Hochgefühl in ihrer Brust getragen. Nicht nur der Kuss, sondern auch Terrys vertrauter Ton hatte ihr sehr gefallen. Sie war drunter weder errötet, noch hatte sie sich von ihm überrumpelt gefühlt. Sie ließ es jedoch unerwähnt im Raum und zwischen ihnen stehen. Sie wussten beide sowieso, dass es für sie besser wäre auf Abstand zu bleiben und egal wohin der kleine Vorstoß sie auch bringen würde, nach außen hin nichts weiter sein durften wie Freunde. Gute Freunde, die sich aber respektierten. Dazu gehörte wohl auch ein höflicher Umgangston, egal wie nahe sie sich hinter verschlossenen Türen einmal kommen würden. Falls überhaupt... oh was waren das nur für Gedanken... Eli kam gar nicht so ungelegen, denn der Ärger über ihn lenkte sie von ihren chaotischen GEfühlen in Bezug auf Terry ab. "Ja sag mal, wo um alles in der Welt treibst du dich herum," mit strengem Blick auf den Jungen baute sie sich vor Eli auf und schüttelte den Kopf. "Ja, also ich... "Ach hör auf mir was vorzulügen. Glaubst du denn ich habe für heute noch nicht genug erlebt? Ist es wirklich zu viel von mir verlangt, wenn du dich um Clara kümmern sollst?," sie warf einen misstrauischen Blick hinter Eli nach oben und erwartete fast Randall dort zu erblicken, der feixend nach unten grinste. Doch die Treppe blieb bis auf Eli einsam. Nicht unbedingt grob, aber doch recht bestimmend ergriff sie Elis Schulter und schob ihn vor sich her, Richtung Speisezimmer. "Ja, aber ich wol..." "Ich sagte nichts von erklär mir das. Also halt den Mund und spar dir alles für später auf. Um deinetwillen will ich hoffen, dass Clara nicht verloren gegangen ist. Zuhause reden wir allerdings erst einmal über Verantwortung und Gehorsam, junger Mann. So langsam habe ich nämlich genug von dir," mit ihren Worten trieb sie Eli weiter, ohne den Jungen auch nur ein einziges Mal zu Wort kommen zu lassen. Sie wollte jetzt überhaupt keine Ausflüchte hören, noch irgendwelche Erklärungen oder Lügen. Er war bei Randall gewesen, dass war ich natürlich klar, aber sie wollte im Moment nicht darüber nachdenken müssen, welche Lügen ihr Ex-Mann dem Sohn aufgetischt hatte. Wahrscheinlich hatte er den Zwischenfall als Unfall ausgelegt und Eli glaubte das auch noch. Mit der Sicherheit, dass Terry ihr folgen würde, ging sie hinter Eli her und sah sich suchend nach ihrer kleinen Tochter um....
Calvin, Helen u. Laura im Gespräch mit Kate, Cassidy u. Sophie unterhalten sich im Hintergrund, Kate verlässt den Raum, Eli kommt die Treppe herunter, Erin und Terry kommen aus dem kleinen Flur
"Ja, Ma'am." Calvin verstand nicht, warum ihn seine Ma nicht selbst darum bat. Am Liebsten wäre er ihr bei ihr geblieben. Als ob er sie beschützen könnte! Seine Blicke folgten seiner Ma, die sich nun zu den beiden Mädchen setzte, die sich einer Ecke in der Rezeption unterhielten. Es war ihm eben bereits aufgefallen, aber jetzt sah er etwas genauer, dass sie beide an Krücken gingen. Das fand er auffällig, aber er sagte nichts, sondern trollte sich in die ihm gewiesene Richtung. Immerhin schien die Hotelbesitzerin ja zu wissen, wo ein Art war. Genauso wenig verstand er, warum er das Wasser aus einem Büro holen sollte, wenn doch der Speisesaal gleich neben an war! Und überhaupt hatte er inzwischen schon Bauchschmerzen vor Hunger. Entsprechend finster sah er den Jungen an, der an der Hand seiner Ma aus eben bewusstem Flur herein kam. Das war wohl das erste Kind, das er hier sah. Jedenfalls von diesem komischen Mädchen im Speiseraum abgesehen. Andererseits, die dumme Kuh kriegt bestimmt was zu essen. Innerlich murrend lief er an Eli vorbei, der sich gerade anhören musste, seine Ma habe genug von ihm. "Das war aber jetzt gar nicht nett, oder Huckles? Das würde meine Ma doch nie sagen.." Zu leise, um über die anderen Stimmen hinweg gehört zu werden, flüsterte er mit Huckles, der wie meistens seiner Meinung zu sein schien. Abrubt blieb er stehen, denn den Mann, der der Frau mit dem Jungen auf dem Fuße zu folgen schien, hatte noch gar nicht gesehen. "Hoppla, wo willst Du denn hin?" Freundlich war dessen Frage, aber Calvin hatte sich doch ein wenig über dessen Anblick erschrocken. Er sah aus, wie...wie..wie in eine Schägerei geraten. Nein,das war sicherlich kein guter Umgang für ihn. Nicht ahnend, dass er um ein Haar den Gastgeber dieses Festes über den Haufen gerannt hätte, huschte er mit hochrotem Kopf an diesem vorbei. Mit klopfendem Herzen blieb er an einer Ecke des Flures stehen und wartete, bis dieser in der Rezeption verschwunden war. Die Tür klappte hinter diesem zu und nun war Calvin alleine in dem engen, dunklen Flur - jedenfalls so man von Huckles absah. Er sah eine Treppe, aber da oben würde das Büro nicht liegen. Nein, das hätte sie erwähnt.. Immer noch unsicher, wo nun das Büro sah, ging er durch den Flur und schließlich dem Geräusch von klapperndem Geschirr nach. Die Küche, Huckles.Da können wir wohl fragen.. Huckles schien nichts dagegen zu haben, so dass Calvin nun die Tür öffnete, hinter der er die Küche vermutete. Sofort stieg ihm der Geruch nach warmem gebratenem Hähnchen in die Nase und sein Magen knurrte verdächtig. Die Ursache für das gehörte Klappern konnte er jedoch in der offenbar leeren Küche nicht wahrnehmen. Aber er sah einen Krug, von dem er annahm, dass er Wasser enthielt und auch Gläser standen kopfüber auf einem Küchentuch auf dem Tisch. Na, bitte - geht doch. Erleichtert atmete Calvin auf und schloss die Tür hinter sich.
Terry aus dem Flur kommend, Calvin im Flur Helen bei Cassidy und Sophie sitzend, Laura dabei, Erin strebt mit Eli den Speiseraum an.
Eine innere Unruhe und die Sorge um Jeremy ließ Terry trotz seiner noch immer schmerzenden Lippe längere Schritte machen. Er wolle einerseits schnell Gewissheit haben, dass es seinem Jungen gut ging, und andererseits nicht Erin mit ihren Kindern alleine wissen. Er misstraute diesem Bowman und war nicht ganz so zuversichtlich, dass dieser Erin zukünftig in Frieden ließe oder Eli beeinflusste, wie er tat. "Hoppla, wo willst Du denn hin?" Abrupt blieb er stehen, als ein kleiner Junge beinahe in seine Beine gelaufen wäre. Obwohl er freundlich schmunzelnd fragte, sah der Junge ihn erschreckt an und huschte, ohne zu antworten an ihm vorüber. Na, so was. Ein bisschen irritiert tastete er unbewusst nach seiner aufgeplatzten Lippe. Er musste ja furchtbar aussehen, dass dieser Junge fast vor ihm davon gerannt war! Da muss ich nun wohl durch. Eine verlegene Röte zierte seine Wangen, als er in der Tür der Rezeption zu nächst stehen blieb. Miss Farley konnte er nicht entdecken, aber in einer Ecke saßen Miss Garner und Miss Clayton zusammen mit einer ihm fremden Frau. Auf den ersten Blick erkannte Terry, dass dies vermutlich die Mutter des Jungen war, der ihm eben entgegen gekommen war. Sie sah blass aus, fast krank, so dass Terry annahm, der Junge war nach Ruth Cornwell zur Hilfe geschickt worden. Eine ältere Frau hielt sich ebenfalls an der Rezeption auf und wirkte auf ihn recht verärgert. "Guten Tag, die Damen. " Freundlich begrüßte er die Anwesenden, wobei sein Lächeln nicht nur den ihm bekannten Mädchen galt, sondern auch den fremden Damen. Erin schimpfte noch immer mit Eli, den sie hinter sich her mit in den Speiseraum nahm - auf der Suche nach Clara. "Sie haben nicht zufällig Jeremiah oder Benjamin gesehen?" Fragend sah er Cassidy und Sophie an, denn diese beiden kannten ja beide Jungs vom Sehen. Hier wären sie wohl durch gekommen.. Falls nicht, ist Jeremy hoffentlich daheim.
Helen, Cassidy und Sophie bei der Rezeption, Terry kommt dazu. Calvin im Flur Laura dabei, Erin strebt mit Eli den Speiseraum an.
Sophie hatte schnell die Augen niedergeschlagen, damit man ihr nicht ansah, wie verlegen es sie machte, Komplimente von Cassidy zu bekommen. Sie hatte sich selbst nie als besonders hübsch oder auch nur beachtenswert wahrgenommen, darum verstand sie auch nicht, warum es jemand andes tun könnte. Doch zugleich lösten die Worte eine Wärme in ihrer Brust aus und sie konnte nicht anders als zu lächeln. Da war es wieder, das Gefühl, was sie in den letzten Wochen so schmerzlich vermisst hatte. Diese Sicherheit und Geborgenheit, die nur Cassidy ihr geben zu können schien. Doch jetzt war es eh erst einmal vorbei mit der Flüsterei und den heimlich ausgetauschten Blicken und Sophie setzte sich ein wenig gerader hin, so dass sie nicht mehr ganz so eng an Cassidy gekuschelt war. Das wäre vielleicht doch jemandem aufgefallen. Immer wieder liefen Menschen an der Rezeption vorbei und die Neuankömmlinge standen nicht allzu weit weg. Sophie hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass jemand ihren Einwand hörte und es sah auch nur Ms. Farley in ihre Richtung. Das war sie gewöhnt und darüber versuchte sie sich keine Gedanken mehr zu machen. Es war ja schließlich auch der falsche Augenblick, wo doch die Frau sichtlich Hilfe benötigte. Trotzdem erleichterte es Sophie zu hören, was Ms. Farley zu sagen hatte und sie stubste Cassidy mit einem „Hast du das gehört?“ in die Seite, nur um dann rasch zur Seite zu rutschen, als die Fremde sich neben ihnen niederließ und Ms. Farley den Jungen in die Küche schickte. Sophie versuchte sich in einem aufmunternden Lächeln und suchte gerade nach einem unverfänglichen Weg zu fragen, was der Frau zugestoßen war, da tauchte Miss Spencer auf und scheuchte Eli vor sich her ins Speisezimmer. Unbewusst verzog Sophie das Gesicht. Sie war nie über ihren tiefsitzende Abneigung gegen die Frau hinweggekommen und diese hatte sich nach dem gemeinam erlittenen Leid durch Thunder nur verschlimmert. Die Frau war nicht einmal aufgestanden, um Eli oder Clara zu verteidigen, noch um sie und Cassidy vor dem Monster zu beschützen. Nein, sie hatte sich alles gefallen lassen und nicht ein einziges Mal Widerstand geleistet . Darum war Sophie auch alles andere als erfreut, das Miss Spencer wieder da war.
Wenigstens sah es so aus, als würde die Frau den Weg in Mr. Claytons und damit auch Cassidys Leben nicht zurückfinden wollen, dachte Sophie während ihr düsterer Blick Miss Spencer folgte. Außerdem erinnerte sie der Anblick jedes Mal an die Vergangenheit und mit der wollte sie eigentlich abschließen. „Wie ohhh... Verzeihung.“ murmelte sie zerstreut, als sie von der Seite angesprochen wurde und sah auf, nur um einen zerzaust aussehenden Reverend vor sich zu finden. Schlagartig weiteten sich ihre Augen, denn schließlich war er ein wichtiger Mann und sie setzte sich noch ein wenig gerader hin. Oder versuchte es zumindest und verzog das Gesicht, als die Bewegungn ihr das gebrochene Bein schmerzlich in Erinnerung rief. Sie hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sich persönlich vorzustellen, weil sie in den letzten Tagen die meiste Zeit in der Klinik gewesen oder Zu Hause im Bett gelegen hatte, das wurde ihr jetzt schlagartig bewusst. Allerdings umhaftete Reverend Stevenson keineswegs die mächtige Aura, die sie von ihm erwartet hatte. Was wohl daran lag, dass er scheinbar mit dem Gesicht vorran in etwas gelaufen war. Zumindest hoffte sie das, denn sie glaubte nicht, dass ihre Nerven eine Schlägerei durchstehen würden. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“ erkundigte sie sich scheu und ohne zu wissen, ob sie sich damit ungehörig einmischte. Dann erst fiel ihr wieder ein, dass er ihr eine Frage gestellt hatte, während sie vor sich hingeträumt hatte. Angestrengt dachte sie nach und versuchte sich zu erinnern, ob einer der beiden Jungen durch die Rezeption gehuscht war, seit sie hier war. Doch sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, denn es hatten erst Cassidy und dann Major Shephard ihre Aufmerksamkeit in Beschlag genommen. „Es tut mir Leid, aber ich habe sie nicht gesehen...“ murmelte sie zerknirscht und merkte erst hinterher, dass sie dadurch indirekt die Schuld auf sich nahm. Doch zuerst musste sie noch etwas dringendes loswerden. „Reverend Stevenson?“ rief sie rasch, bevor er seine Suche nach den beiden Jungen entfleuchen konnte. „Ich wollte nur sagen.... wie Leid es mir tut, dass ich heute morgen nicht zum Gottesdienst kommen konnte. Es war … also .. das ist normalerweise nicht meine Art. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse deswegen. Haben Sie sich denn schon gut hier eingelebt?“
Terry stehend, Sophie, Cassidy,Helen in einer Ecke sitzend, Laura unmittelbar in der Nähe (Erin mit Eli im Speiseraum)
"Das will ich hoffen.." Terry beantwortete die Frage Miss Garners ebenso leise, wie sie gestellt worden war. Er machte sich nun doch mehr Gedanken um den Verbleib Jeremys als er ursprünglich mit seiner Frage nach diesem hatte durchblicken lassen wollen. Natürlich - er wird zu Hause sein. Terry versuchte sich zu beruhigen, denn immerhin hatte der mit Jeremy vereinbart, man sähe einander daheim. Allerdings war er davon ausgegangen, noch vor Jeremy daheim zu sein. Jeremy hatte vermutlich gar keinen Schlüssel und so hätte er doch wieder hierher kommen müssen. "Ach- das ist nichts - ein Unfall." Unbewusst fasste Terry mit der Hand nach seinem lädierten Kinn und zuckte ein wenig zusammen. Nach Randalls Worten konnte man den Schlag sehr wohl als Unfall oder ein Versehen abtun. Ein kurzer Blick auf die Krücken erinnerte Terry daran, dass Miss Garner wohl genug eigene Probleme zu lösen hatte. Sie wissen zu lassen, warum er von Mr. Bowman geschlagen worden war, wäre wohl weder für sie noch für ihn hilfreich - und damit überflüssig. Miss Garner schien sehr in ihre Unterhaltung mit ihrer Freundin vertieft gewesen zu sein, denn sie dachte offenbar angestrengt nach, bevor sie bedauerte, weder Ben noch Jeremiah gesehen zu haben. "Schade, nun dann werden sie wahrscheinlich bei Benjamin daheim sein." Unbewusst runzelte die Stirn. Die Art Mr. McKays mit seinem Sohn umzugehen und Jeremy Verstörtheit im Zusammenhang mit einem Weglaufen Bens ließ ihn doch daran zweifeln, dass sein Sohn bei dem Nachbarn gut aufgehoben wäre. Andererseits musste er wohl nun nicht fürchten, der Junge habe sich verlaufen, friere bitterlich oder sei aus anderen Gründen in eine für ihn bedrohliche Situation geraten. "In dem Fall wollen Sie mich bitte entschuldigen. " Terry war im Begriff nun doch in den Speiseraum zu gehen, denn in ihrer intensiven Unterhaltung mit Miss Clayton mochte Miss Garner die Jungs schlicht übersehen haben. Außerdem wollte er gerne sicher wissen, dass Erin ihre Tochter gefunden hatte, bevor er endgültig das Twin Falls verließ.
Mitgefühl und eine Spur von Sorge ließ sich Terry zu Miss Garner umdrehen und sie einen kurzen Moment erstaunt mustern. Offenbar hatte er sich nicht verhört, denn sie schien ihre Frage ernst zu meinen. Immerhin ergänzte sie diese noch um die Frage nach seinem Befinden. Hat dieser Hawkins denn nur Mist verzapft? Warum sollte ich böse sein? Innerlich schüttelte es Terry, denn nach seinem Verständnis galt der Besuch des Gottesdienstes eben in erster Linie Gott und dessen Sohn, weniger seiner Person. Weder erhob er den Anspruch, die Menschen kämen seinetwegen in den Gottesdienst, noch hatte er das Recht dazu, diesen mit Wut oder Ablehnung zu begegnen, weil sie dem Gottesdienst fern blieben. "Selbstverständlich nicht, Miss Garner. Vor mir brauchen Sie sich dafür nicht entschuldigen. So, wie ich das sehe, hatten Sie ihre Gründe dafür. Ich hoffe, es geht Ihnen bald besser?" Terry konnte sich leicht vorstellen, dass es mit einem gebrochenen Bein nicht leicht war, durch Camden Village zu gehen und in Anbetracht des Schnees war es wohl selbst dann nahezu unmöglich, so man direkt neben der Kirche wohnte- jedenfalls so man auf Krücken angewiesen war. Für dieses Problem hätte und würde sich sicherlich eine adäquate Lösung finden, was ihn daran erinnerte, dass er Miss Garner noch eine Antwort schuldig war. "Ja, so allmählich lebe ich mich in der Tat gut ein. Es ist auch dank Jeremy etwas einfacher, als ich es erwartet hatte und meine Arbeit führt mich ja schnell in Kontakt zu den mir noch fremden Menschen." Terry schmunzelte, denn bei diesen Worten dachte er natürlich sofort an Erin Spencer und ihre Kinder, die er bei den McKays in so netter Atmosphäre kennengelernt hatte - über ihre Tätigkeit als Lehrerin seines Sohnes hinaus. Gut so - machte sie ihr Bild von mir von Jeremy abhängig - oh, je, oh je.. "Natürlich hat auch dieser Empfang viel dazu beigetragen, mich hier heimisch werden zu lassen, auch wenn ich den Einen oder Anderen nicht im Gottesdienst gesehen habe. Falls sie nächsten Sonntag kommen wollen, aber noch nicht können - sagen Sie doch einfach Bescheid. Es gibt sicherlich noch mehr Menschen, die nicht in der Lage sind, diesen zu besuchen. Ich bin sicher, wir fänden auch für diese und Sie einen Weg in den Gottesdienst - und wenn ich selber anspanne." Terrys Schmunzeln war fröhlicher Natur, denn die Vorstellung, sonntags mit Kendo vor dem Wagen durch die noch unberührte Landschaft zu fahren, um die Menschen abzuholen, die aufgrund von Einschränkungen der Mobilität nicht zum Gottesdienst kommen konnten, abzuholen, war für ihn ganz schön und ob er sich nun nach dem Gottesdienst die Ruhe eines einsamen Spazierganges gönnte oder stattdessen noch eine längerer Ausfahrt mit Kendo unternahm, um Miss Garner und andere wieder heimzufahren, war für seinen Seelenheil irrelevant. Erholung und Entspannung würde ihm in beiden Fällen in ausreichendem Maße vergönnt sein. Das würde er vielleicht leichter umsetzen können, als gerade angenommen, so seine Haushaltshilfe bereit war, vor dem Gottesdienst auf Jeremiah zu achten. Das Auslegen der Gesangbücher und Anschlag des Liedgutes konnte er durchaus schon für den Samstagabend veranschlagen und den Ofen anfeuern konnte er vor so einer Rundfahrt durchaus riskieren. Sein Vorschlag war also ernster gemeint, als es sein fröhliches Grinsen vermuten ließ.
Ruth betritt mit Calvin (mitgeführt) [/size] die Rezeption, Terry mit Sophie im Gespräch, Cassidy, Helen in einer Ecke sitzend, Laura unmittelbar in der Nähe [size=85](Erin mit Eli im Speiseraum)
"So, so - Wasser für Deine Mom. So sah mir das aber auch nicht, mein Junge." Ruth ließ sich von der Rede des Jungen nicht beirren, hörte sich das doch eher nach einer Ausrede an. Selbst, wenn dieser tatsächlich Wasser für seine Mutter hatte holen wollen, so hatte er sich doch an den Muffins vergriffen und ein Diebstahl blieb ein Diebstahl. Da kannte Ruth kein Pardon und so zerrte sie den Jungen hinter sich her. Dieser schien sich in sein Schicksal zu fügen, denn als sie die Rezeption erreichte, brauchte sie ihn nicht mehr mit sich zu ziehen. "Wie heißt Du?" Bevor sie die Tür erreichte und öffnen konnte, wandte Ruth sich zu dem dunkelhaarigen Jungen um. Den Namen würde sie wissen wollen, denn immerhin konnte sie sich wohl nur nach dessen Mutter umsehen. "Calvin..." "Bitte?" Mißmutig die Stirn runzelnd fragte Ruth nach, denn der Junge hatte so kleinlaut vor sich hingemurmelt, dass sie den Namen nicht verstanden hatte. "Calvin ..Alcott." Diesmal sprach der Junge lauter, senkte aber beschämt den Kopf, während Ruth die Rezeption betrat, ohne Calvin von der Hand zu lassen. Von hier ist er nicht.. Mit einem Blick erfasste Ruth die in der Rezeption anwesenden Personen. Der Reverend unterhielt sich mit Sophie, der sie ein freundliches Lächeln schenkte. Der Reverend vertrat zwar eine Auffassung seines Glaubens, die ihr nicht ganz geheuer war, aber besserer Umgang, als diese Cassidy war er für Sophie allemal. Cassidy saß neben einer fremden Frau, die Ruth auf den ersten Blick als die Mutter dieses diebischen Jungen erkannte. Eine ältere Frau hielt sich noch in der Nähe der Beiden auf, aber dieser schenkte Ruth außer einem höflichen Nicken keine weitere Beachtung. Ärgerlich baute sie sich vor der Mutter des Jungen auf und schob diesen an beiden Schulternd packend vor sich. "Ist das Ihr Sohn?" Ruth war sich so sicher darüber, dass sie die Antwort gar nicht erst abwartete, sondern Calvin unsanft anstupste. "Los, nun sag' schon was Du getan hast. " "Ich also..eigentlich..also da waren diese Muffins und Huckles hatte doch Hunger..." Beschämt sah Calvin zu Boden, denn er wusste genau, dass er gestohlen hatte und dass Huckles daran keine Schuld trug. "Ich...also, ja, Ma'am, ich habe gestohlen."
Cassidy mit Sophie und Terry (Erin, Eli und Kate eilen in den Speiseraum, Helen und Laura in unmittelbarer Nähe)
Mit der Ruhe war es schlagartig vorbei, denn kaum hatte sich die Frau zu ihnen gesetzt, und damit dafür gesorgt, dass es in der Rezeption wieder ohne Aufregung zuging, tauchte auch schon Reverend Stevenson in Begleitung von Erin und Eli auf. Die Ex ihres Vaters schien aufgebracht und war ganz damit beschäftigt Eli tüchtig auszuschimpfen. Dieser Umstand ließ Cassidy kurz die Stirn kraus legen, denn das alte Bild, das sie von Erin hatte, wollte nicht so ganz zu jener passen, die durch den Raum eilte, Eli hinter sicher herziehend. Allerdings versuchte sie nicht weiter zu ergründen, wieso die beiden mit Eli aus dem hinteren Teil des Hotels aufgetaucht waren. Im Grunde hätte sie sich am liebsten unsichtbar gemacht, denn bisher war ihr eine direkte Begegnung mit Erin seit derer Rückkehr in den Ort erspart geblieben. Und das war auch gut so. Denn Cassidy konnte nur unschwer vorher sagen, wie sie auf die ehemalige Geliebte ihres Vaters reagieren würde. Ein sehr wütender und enttäuschter Teil in ihr wollte nur zu gerne Erin anschreien und ihr für alles was passiert war die Schuld geben. Nicht an Thunder, oder an den Dingen, die mit ihnen passiert waren. Sondern an der Trinksucht ihres Vaters und an jedem einzelnen Schlag mit dem er seinen Frust an der Tochter abgebaut hatte. Die Vernunft redete ihr jedoch seit Tagen immer wieder ein, dass Erin wie alle anderen Beteiligten auch in diesem Beziehungsdrama Opfer war. Der sehr schwache Teil in ihr, den sie jedoch sehr gerne verdrängte, wollte nichts lieber tun, als Erin wie früher ihr Herz auszuschütten, mit ihr reden, sie in ihrer Nähe wissen, vielleicht sogar eine Umarmung zu lassen... Es war ihr viel zu spät in den Sinn gekommen, dass ihr Vater mit Erin einen durchaus guten Fang gemacht hätte. Einen mit dem Cassidy sehr wohl hätte leben können. Man hätte sich bestimmt mit der Zeit arrangiert. Letztendlich war Erin die einzige bisher gewesen, die es gewagt hatte ihrem Vater die Stirn zu bieten. Für Cassidy. Es gab vieles, das Cassidy deswegen in Bezug auf Erin in Verbindung brachte, gutes, aber auch schlechtes, einiges für das sie sich in Grund und Boden schämte und noch viel mehr das schöne Erinnerungen barg. Es gab auch genug Verbitterung, Enttäuschung und ein kleines bisschen Freude über diese unerwartete Rückkehr. Nur wie sie ihr begegnen sollte oder wie sie mit ihr umzugehen hatte wusste Cassidy nicht. Entsprechend erleichtert atmete sie durch, als Erin weder Sophie noch sie wahrzunehmen schien und mit Eli im Speiseraum verschwand.
Auch Miss Farley war dorthin geeilt, um nach dem Arzt zu suchen, dessen Auftauchen hier in der Rezeption von Cassidy mit Spannung erwartet wurde. Sie war schon ein wenig neugierig auf den Mann, der Dr. Leigh ersetzen sollte. Ob er auch so nett, auch so jung und aufgeschlossen? Oder eher alt und vom alten Schlag? Dann würde sie bestimmt ihre Stelle in der Klinik verlieren... falls sie diese überhaupt noch als ihre Stelle betrachten durfte. Aber ganz gleich wer hier mit Miss Farley auftauchen würde, Cassidy würde den Mut finden morgen nach der Schule bei ihm vorbeizuschauen und nachzufragen. Das auch der Junge der verletzten Frau verschwand trug wenig zur Ruhe in der Rezeption bei, denn die ältere Dame eilte neben ihre Tochter und sprach auf sie. Cassidy bedachte sie nur kurz mit einem Blick und bedauerte es sehr, dass die Nähe zu Sophie nun nicht mehr möglich war. Anständig wie erwartet, hatte Sophie sofort für Abstand gesorgt. Das war auch gut so, denn der Reverend bemerkte sie im Gegensatz zu Erin sehr wohl und grüßte höfflich. Cassidy hatte ihn nur kurz mit einem Blick gestreift, sah aber daraufhin natürlich zurück und erschrak ein wenig, als sie dessen aufgeplatzte Lippe entdeckte. Hatte er sich etwa geprügelt? Durfte ein Reverend so etwas überhaupt? Und wenn ja, mit wem? Sie waren doch die ganze Zeit über hier in der Rezeption gewesen.. da hätten sie doch bestimmt etwas gehört oder mitbekommen? War Reverend Stevenson vorhin nicht Erin und ihrem Ex-Mann nach hinten gefolgt? Cassidy war sich ganz sicher, dass sie die drei beobachtet hatte, aber dann durch das Gespräch mit Sophie und Major Shepard aus den Augen verloren hatte. Interessant... Sie tauschte einen vielsagenden Blick mit Sophie aus, doch diese war vom Anblick des Reverends auf ganz andere Art und Weise in den Bann gezogen. Die Obrigkeit! Cassidy verdrehte innerlich die Augen über Sophies duckmäuserisches Verhalten jeder Autoritätsperson gegenüber. Wahrscheinlich war sie ganz nervös, nur weil sie den Reverend bisher nicht kennengelernt hatte und heute nicht einmal zum Gottesdienst hatte gehen können. Das schlechte Gewissen einer guten Christin und so...
Da sich Sophie und der Reverend auf einmal über sie hinweg zu unterhalten begannen, sah Cassidy ein wenig gelangweilt zu den beiden Frauen neben ihnen. Die junge Mrs. Alcott wirkte sehr blass, auch wenn sie recht standhaft jede Sorge ihrer Mutter abzuwehren wusste und damit ihren Zustand herunterspielte.
Auf die Frage nach den beiden Jungen hin, sah Cassidy wieder zurück zum Reverend und schüttelte den Kopf. Sie hatten weder Jeremiah gesehen noch Ben. Sofern er damit Benjamin McKay meinte. Obwohl sich Cassidy nicht sicher war, wie genau der Sohn des Reverends aussah. Sie hatte ihn nur flüchtig gesehen, als er in Begleitung von Erin zu spät in die Kirche gekommen war. Nach dem Gottesdienst war er verschwunden gewesen. Auch Cassidy verneinte die Frage und Cassidy dachte schon längst darüber nach, ob das ganze Theater von Erin mit Eli vielleicht etwas damit zu tun haben könnte. Sie wusste ja bereits von Elisa, dass der Neue, also der Pfarrsohn, zu Streichen aufgelegt war und bereits in nur kurzer Folge für Aufsehen in der Schule gesorgt hatte. Sophies lauter Ausruf von Stevensons Namen riss Cassidy aus ihren Gedanken und sie sah die Freundin an, als hätte sie gerade etwas völlig unanständiges getan. Sie wollte doch jetzt nicht den Reverend um Vergebung für ihr Fernbleiben bitten oder ihn gar in ein Gespräch verwickeln? Sie hatten doch andere Pläne? Die hatten sie doch noch? Denn wenn sie es sich genauer betrachtete hatte Sophie in der letzten Stunde so ziemlich alles unternommen um diesen Plan zu sabotieren. Erst hatte sie Martha nicht nach Alkohol fragen wollen, sondern in der Küche welchen mopsen wollen. Statt dorthin zu gehen, hatte sie die Gelegenheit ergriffen sich mit Major Shepard zu unterhalten. Und jetzt zur guter Letzt verwickelte sie den Reverend in ein Gespräch. Das hatte Methode. Sie Cassidy seufzte, laut, auch wenn sie dachte, dass sie es innerlich getan hatte, kaum als sie vernahm, dass sie recht hatte. Sophie entschuldigte sich wirklich für ihr Fernbleiben vom Gottesdienst. Meine Güte, der Mann kannte doch noch nicht einmal jeden aus der Gemeinde, dem wäre das gar nicht aufgefallen... Und prompt folgte eine höfliche Frage, die den Reverend in ein Gespräch verwickeln sollte. Der darauffolgende Blick von Cassidy, den sie Sophie schenkte, sprach Bände...
Stevenson blieb nett, höflich, aber gab nicht allzu viele Informationen preis. Zumindest war nichts dabei, dass Cassidys Neugier zwecks Verletzung gestillt hätte. Ein Unfall.. "Na ja, wie ein Unfall sieht das aber nicht gerade aus," ups.. hatte sie das gerade eben wirklich laut gesagt? Verlegen, breit grinsend sah Cassidy zu Stevenson auf und hob eine Braue - pure Provokation. Peinlich war ihr das nämlich nicht, nur unangenehm, weil sie sich ausmalen konnte, welche Rüge ihr Sophie später dafür erteilen würde. Man sprach mit einem Gottesmann eben nur .. nun ja... untergeben? Sophie vielleicht, sie dagegen hatte nur ausgesprochen, was offensichtlich war.
Überraschend zeigte sich Stevenson jedoch verständnisvoller als selbst Cassidy angenommen hätte. Nun ja, zumindest nachdem ersten Eindruck den sie vom Reverend im Gottesdienst gewonnen hatte. Ein Hawkins war er nicht, das nicht, aber eben doch ein Gottesmann und mit denen stand sie seit dem Tod ihrer Mutter und ihres Bruders auf Kriegsfuß. Sollte Sophie sich ruhig mit ihm unterhalten, wenn sie sich dadurch besser fühlte und ihren verpassten Gottesdienst leichter verschmerzen konnte. Sie für ihren Teil rutschte in eine etwas bequemere Haltung, wobei sie den verletzten Fuß etwas weiter von Mrs. Alcott wegstreckte. Man konnte ja nie wissen. Nachher fiel sie noch bewusstlos vom Stuhl und ihr auf das Bein.
Ruth und Calvin kommen dazu Wie umsichtig sie in der Tat gehandelt hatte, stellte sich im nächsten Augenblick heraus, als eine vor Wut schnaubende Ruth mit dem Alcott-Jungen im Schlepptau bei ihnen auftauchte und Schnurrstracks auf Mrs. Alcott zusteuerte. Cassidy zog vorsichtshalber ihr Bein gleich noch ein Stück weiter zu sich, auch wenn der Zug dadurch im gesamten Bein größer wurde und die nicht mehr vorhandenen Zehen zu schmerzen anfingen. Phantomschmerz hatte es Dr. Leigh genannt, ein Schmerz gegen den sie machtlos war. Er würde in ihrem Kopf entstehen und nur dort würde sie ihn heilen können. Schmerzmittel hatte Dr. Leigh ihr nicht verschrieben, zumindest nur kleine Mengen, die sie John direkt ausgehändigt hatte. Sie wollte wohl verhindern, dass Cassidy rückfällig wurde. Wütend über den Mangel an Vertrauen hatte Cassidy dennoch Verständnis dafür aufgebracht. Es war schlicht besser so. Zeitgleich mit dem Auftauchen der wutentbrannten Ruth und dem sehr verlegenen Jungen, der sich sichtlich zu fürchten schien, ertönte aus dem Speiseraum ein Höllenlärm, als irgendetwas zu Bruch ging. Etwas richtig großes. Oder zumindest richtig viel. Ein Fenster vielleicht? Oder war dem Barkeeper ein Tablett herunter gefallen? Vielleicht war auch ein Tisch unter dem vollen Büffet zusammengebrochen... eine nette Vorstellung, die Cassidy ein wenig grinsen ließ. Auf jeden Fall war es laut gewesen und hatte Cassidy gehörig erschreckt. So wohl aber nicht Ruth, die unbeirrt Mrs. Alcott auf dem Stuhl ansteuerte und sich vor ihr aufbaute, den Jungen vor sich wie ein Schutzschild und loslegte. Cassidy rückte etwas zur Seite und war trotz besseren Wissens versucht der Köchin in die Suppe zu spucken. Aber sie verkniff sich jeden Kommentar. Es war besser sich unsichtbar zu machen, außer man wollte freiwillig etwas abbekommen. Doch auch schon wegen Sophie hielt sie lieber den Mund. Am Ende hatte es die Freundin auszubaden, weil Ruth sicherlich keine Gelegenheit verpassen würde, Sophie vor Augen zu führen, welch schändliche Person Cassidy doch wäre und welch schlechter Einfluss. Trotzdem tat Cassidy die Frau an ihrer Seite leid. Sie war offensichtlich nicht in der Verfassung um mit solch einer Situation umzugehen, aber darauf nahm Ruth natürlich keine Rücksicht. Umso erstaunlicher und mutiger fand sie den kleinen Jungen, der sich trotz der einschüchternden Art für schuldig im Sinne der Anklage erklärte. Ohne einen Versuch zu unternehmen sich herauszureden. Aber was um alles in der Welt konnte ein kleiner Junge schon gestohlen haben, um die Köchin so in Rage zu versetzen? Die Fremden machten nicht gerade einen ärmlichen Eindruck auf sie und in dem Gästehaus war auch wirklich nicht sonderlich viel von Wert, was einen Jungen hätte reizen können...
Helen mit Laura, Ruth und Calvin kommen hinzu (Terry mit Sophie und Cassidy in unmittelbarer Nähe)
Helen genoss für einen Moment die scheinbare Ruhe, die sich ergab, kaum dass sie sich gesetzt hatte. Ein kurzer Moment, in dem sie die Augen schloss und in sich hinzuhorchen begann. Waren das beginnende Kopfschmerzen? Dieses Pochen und leichte Ziehen hinter dem Ohr? Nein unmöglich, sie hatte doch nur einen blutigen Kratzer. Oh... und war das etwa Übelkeit? Leichter Schwindel? Nein, wahrscheinlich bildete sie sich das nur ein.. Reine Panikmache, dank ihrer blühenden Fantasie über einen vermeintlich harmlosen Schlag auf den Hinterkopf. Helen wusste aber durchaus wieso es ihr nicht gut ging, hatte sie doch ganz ordentlich den Koffer beim Kutschenunfall abbekommen und den Zwischenfall nur verdrängt. Jetzt war sie dafür umso alarmierter und wurde unruhig. Jetzt hatte sie Zeit an sich zu denken und wo das hinführte sah man ja. Zur Panik. Obwohl sie dazu selten neigte. Sie hielt daher einen Arzt für eine immer bessere Idee, alleine schon um nur zu hören, dass alles Bestens war. Sie öffnete die Augen erst wieder, als sie die manchmal recht nerv tötende Stimme ihrer Mutter an ihrer Seite vernahm, die ihr einzureden versuchte, dass sie dringend Ruhe brauchte und sie alle ein Zimmer noch dazu. Auf keinen Fall ein Ritt aber hinaus zur RAnch machen sollten. Ergeben, aber keineswegs erfreut sah sie zu Laura auf, die nach ihrer Hand griff und sie tätschelte und immer wieder versicherte, dass der Arzt schon helfen würde. Helen wehrte so gut sie konnte alle Bedenken ab. Sie war doch kein kleines Kind mehr und schon gar nicht dumm. Natürlich würde der Arzt helfen, aber nur, wenn er etwas fand, das sich mit Hilfe beseitigen ließ. Und zur Ranch würde sie auch noch hinaus reiten, wenn sie halb tot wäre. Da gab es keine Diskussion. Da sie allerdings spürte, dass sie die jungen Damen neben sich in ihrer Unterhaltung empfindlich gestört hatte, verkniff sie sich bissige Kommentare, die Laura nur zu einem Streit angestachelt hätten. Damit hätte sie wohl mehr als nur etwas die Ruhe der jungen Damen beeinträchtigt. Es kostete Helen allerdings etwas Kraft neben der eigenen Unruhe auch noch die Nervosität ihrer Mutter zu verflüchtigen, so dass sie eh kaum mehr Worte machte, als nötig.
Dann ging alles auf einmal ziemlich rasch und Helen fühlte sich komplett überfahren von der Situation, als am Ende einer Reihe von Menschen sich eine ihr völlig fremde Frau wütend und aufgebracht Calvin vor sich herschiebend vor ihr aufbaute. Eben erst noch war eine ebenso aufgebrachte junge Frau durch die Rezeption geeilt, ihren Sohn an der Hand hinter sich herziehend und der Reverend, der inzwischen aber bei der kleinen Sitzgruppe stand und sich mit den beiden jungen Frauen unterhielt. Sie selbst hatte nur kurz grüßend genickt, weil ihr jede weitere Kraft zu einer anständigen Unterhaltung fehlte. Als auch noch ein lautes Scheppern und Klirren aus dem Speiseraum ertönte, fuhr Helen empfindlich getroffen und erschrocken zusammen... viel zu laut, viel, viel zu laut für ihren armen Kopf, der zu zerspringen drohte. Und woher nur war diese ältere Dame nun gekommen? Was hatte sie mit Calvin zu schaffen? Was um alles in der Welt hatte Calvin angestellt... Der letzte Gedanke drängte sich ihr unweigerlich auf, als sie in das zerknirschte Gesicht ihres Jungen blickte, der ganz so aussah, als würde er sich einen Ort herbeisehnen, an dem er sich verstecken könnte. Zusammen mit den Worten der älteren Frau gab es am Ende kein Zweifel mehr, dass etwas passiert sein musste. Nur was? Es hatte doch hoffentlich nichts mit diesem großen Knall von eben zu tun? Sie wollte nicht hoffen, denn es lag ihr fern gleich an ihrem ersten Tag in Camden Village dank Calvin negativ aufzufallen. Dem schlechten Ruf waren sie ja eben erst entkommen, um hier neu anzufangen...
Sie nickte jedoch erst einmal matt. Sicher, ja, dass hier war ihr Junge... 'Musste das jetzt wirklich sein, Calvin', stumm, aber anklagend betrachtete Helen ihren Sohn und nur daran, wie sich ihre Lippen zu zwei dünne Striche verzogen, ließ sich erahnen wie unerfreut sie über diese Wende war. Wobei 'unerfreut' nicht wirklich traf, was sie in diesem Moment tatsächlich empfand. Diese Mischung aus Scham für den Sohn, noch bevor man erfuhr, was passiert war, sowie die Enttäuschung darüber was er getan haben könnte und aus Sorge um den Jungen, weil man eben nicht wusste, was passiert war, ließ sich meist nie wirklich gut beschreiben und sie konnte selten Calvin nach einem Donnerwetter erklären, was sie dazu bewogen hatte ihn so tüchtig auszuschimpfen, wie sie es manchmal tun musste. Und doch hegte sie noch ein Funken Hoffnung, dass sich alles nur als Irrtum herausstellen könnte. Schließlich war Calvin ein ausgesprochen braves Kind. Meistens. Zumindest stellte er nichts mit Vorsatz an und versuchte zu gehorchen und die Dinge zu tun, um die man ihn bat. Sie war zufrieden mit dem Jungen. Es gab zwar die eine oder andere Diskussion über seine Erziehung zwischen ihr und ihrer Mutter, aber das war eine Frage der Einstellung und hatte überhaupt nichts mit Calvin zu tun. Wenn nötig griff sie eben strenger durch, auch wenn es ihrer Mutter meist noch zu selten geschah. Für gewöhnlich musste Calvin in der Tat eher befürchten, dass der Großmutter die Hand ausrutschte, als ihr. Helen vertrat jedoch eine völlig andere Meinung und hielt es für besser, wenn Calvin Bestrafung als etwas kennenlernte, das man besser fürchtete, um es für die Zukunft zu meiden, anstatt es als etwas regelmäßiges zu fürchten, an das man sich aber gewöhnen konnte. Diese Meinung verteidigte sie nun seit gut zwei Jahren, eben seit dem Zeitpunkt, als sie selbst hatte feststellen müssen, dass Calvin wie jedes andere Kind auch, feste Zügel nötig hatte. Und das Ergebnis sprach schließlich für sich. Fast ein ganzes Jahr war es nun her, dass sie Calvin das letzte Mal das Fürchten gelehrt hatte. Zumal ihr das selbst nie leicht fiel und entsprechend dankbar war sie auch für den Erfolg. Sie hoffte inständig, dass Calvin in den wenigen Minuten, in denen er weg gewesen war, nicht dafür gesorgt hatte, dass sich daran etwas ändern sollte.
Müde und sichtlich erschöpft sah Helen etwas irritiert über den Vorfall zu der älteren Frau wieder auf, die Calvin nun bedrängte selbst zu gestehen, was er angestellt hatte. Daraufhin sah sie fragend zurück zu Calvin, wobei sich ihre linke Braue in die Höhe zog, ein leichtes Zucken im rechten Mundwinkel die Anspannung verriet und auf ihrem Gesicht sich die stumme Erwartungshaltung ihrem Sohn gegenüber sichtlich abzeichnete. Er sollte sich ja nicht getrauen zu lügen oder Ausflüchte zu finden. Und wehe er würde ausgerechnet jetzt, in Anwesenheit einiger der Stadtbewohner, dem Reverend gar, Huckles erwähnen... Zum Glück lagen zwischen der Aufforderung der Frau, ihren Gedanken und Cals Versuch sich ein Geständnis abzuringen nur wenige Sekunden, so dass wenigstens ihre Mutter fürs erste Mundtot gemacht wurde. Calvin brauchte jetzt eine ruhige Führung und nicht Vorwürfe und Schelte im Vorfeld. Ansonsten würden sie nichts erfahren. Doch kaum hatte Calvin ausgesprochen wünschte sich Helen ihre Mutter hätte sich doch eingemischt und den Jungen mit ihrer Art so verschüchtert, dass er keinen Ton mehr hervor gebracht hätte. Gestohlen? Er hatte gestohlen? Und natürlich war es Huckles Idee? Meine Güte... die eh schon recht blasse Helen fühlte jegliche Restfarbe aus ihrem Gesicht weichen und schlagartig waren die Kopfschmerzen vergessen, wie auch der Schwindel im Kopf, als sie sich ruckartig aufsetzte und Calvin fassungslos anstarrte. Sein Geständnis war nun wahrlich nichts, das sie in aller Öffentlichkeit breittreten wollte. Schon gar nicht mit der Anwesenheit des Reverends. Wie stand sie nun da? Wie standen sie alle nun da? Noch keine Stunde in der Stadt, aber bereits jetzt schon verrufen? Wegen Muffins? Wirklich?
Die zwei schmalen Striche kehrten zurück, als Helen versuchte die Ruhe zu bewahren und doch nicht umhin kam mit einem gefährlichen Funkeln in ihren Augen Calvin anzusehen. Ihr fehlten die Worte. Fassungslos und geschockt sah sie den Jungen weiterhin streng an und suchte nach der passenden Reaktion. Das kam nicht oft vor, denn sie war gewöhnlich eine beherrschte Frau, die deswegen auch meist kühl auf ihre Mitmenschen wirkte, aber entsprechend mit klarem Kopf auf reine Vernunft hin handelte und Entscheidungen traf. Sie war auch keine Vertreterin davon ihren Sohn vor Anwesenden zu beschämen oder gar zu bestrafen, auch wenn man allgemein aus den Fachkreisen der Pädagogik dringend dazu angehalten wurde. Sie hatte als Kind die Erfahrung gemacht, wie furchtbar allein gelassen man sich von den eigenen Eltern fühlte, wenn sie einen in der Öffentlichkeit bloß stellten und darauf hofften, dass das beschämende Gefühl alleine ausreichte, um beim nächsten Mal daran zu mahnen. Dabei wollte man nur Rückendeckung und ein wenig Schutz von den Eltern. Das war nichts, was sie Calvin antun wollte. In ihren Augen hätte sie damit ein Vertrauen gebrochen, auf das sie stolz war. Ganz gleich was wer riet und ob das die Mehrheit so machte oder nicht. Im Moment jedoch fragte sie sich, ob sie nicht eher auf ihre Mutter und deren Ratgeber hätte hören sollen. Ein Kind, das wusste, wie es sich anfühlte in aller Öffentlichkeit beschämt zu werden, würde es sich wohl zweimal überlegen, ob es seiner eigenen Mutter so etwas ebenfalls antat. Allerdings hatte Calvin bisher auch noch nie so etwas ungeheuerliches angestellt. Das meiste, das passierte, geschah auf der Ranch und dort hatten sie genug Privatsphäre um ihre Dispute abzuhalten. Und war es doch einmal nötig in aller Öffentlich für Ordnung zu sorgen, reichte meist ein strenger Blick oder leise Worte, die Calvin deutlich eine ungemütliche Bestrafung in Aussicht stellten, um sofort für Gehorsam zu sorgen, ehe etwas passieren konnte. Also lag sie nicht ganz falsch mit dem was sie tat.
Mit allem hatte sie nun wirklich gerechnet, ein zerbrochenes Glas, ein umgeworfener Wasserkrug, aber sicher nicht damit. Ihr kleiner Junge ein Dieb. Wie hatte das nur passieren können? Das war keine Kleinigkeit. Das war etwas für das man sich wahrlich schämen musste und das tat sich Helen gerade gewaltig. Sie schämte sich für ihren Sohn. Sie waren doch keine Diebe? Sie waren anständige Leute. Wohlhabende Leute, denen es an nichts fehlte. Sie hätte Calvin jeden Muffin der Welt kaufen können, selbst wenn sie ihn dafür eigens in Europa hätte verschiffen lassen müssen. Ganz sicher litt ihr Sohn nicht an solch einen Hunger, dass er deswegen schier umzukommen drohte und darüber jeden Anstand vergaß. Er hätte nur fragen müssen. Wie konnte er es nur wagen sie so zu blamieren? Nicht nur vor dieser fremden Frau oder gar dem Reverend, dessen Gemeinde sie nun angehören würden, oder diesen jungen Damen, nein sondern, was viel schlimmer war, vor ihrer Mutter. Mit einer einzigen Tat hatte er dafür gesorgt, dass sie sich bis zum Rest ihres Lebens anhören musste, dass Laura es von Anfang an besser gewusst hatte - einem Jungen gehörten enge Grenzen gesteckt und gerade bei einem fehlenden Vater eine strenge, harte Erziehung und Führung. Innerlich litt Helen über all diese Gedanken Qualen, die von außen nicht sichtbar waren. Ihre Miene blieb unbewegt. Doch in ihrem Inneren kämpfte ein gewaltiger Krieg. Wut auf den eigenen Sohn, der ihr so etwas angetan hatte, Wut auf sich selbst, weil sie es so weit hatte kommen gelassen und die Einsicht, dass der fast einjährige Verzicht auf Züchtigungen wohl doch ein Fehler gewesen waren standen der Vernunft gegenüber, die ihr einzureden versuchten, dass ein Muffin nun wirklich nicht die Welt war. Eine Kleinigkeit über die man sicher doch hinwegsehen konnte. Der Hunger war schuld, und sie hatte schuld, weil sie seit dem Frühstück dem armen Jungen nichts mehr zu essen gegeben hatte. Schweres Geschütz fuhr jedoch sofort wieder die Wut auf, die die Vernunft damit zum Schweigen brachte, dass Diebstahl ganz gleich welcher Art Diebstahl blieb. Ob man nur ein Muffin stibitzte oder eine Geldbörse änderte nichts daran. Beschämt war sie obendrein, bloß gestellt dazu. Calvin hatte gründliche Arbeit geleistet.
Es waren nur wenige Sekunden verstrichen, während Helen all diese Gedanken durch den Kopf gegangen waren. Nicht mehr Zeit als man für zwei, drei Wimpernschläge brauchte. Doch genug Zeit für Laura um so zu reagieren, wie längst erwartet. Noch ehe Helen es hätte verhindern können, flogen Calvin zwei Ohrfeigen um die Ohren und die sonst von Helen so tunlichst vermiedene Beschämung nahm ihren Lauf. "Wie kannst du es nur wagen uns so zu blamieren? Deine arme Mutter ist verletzt und du denkst nur an dich? Ach was wundert mich das. Ich hab es ja immer gesagt, der Junge ist von vorne und hinten verwöhnt und verzogen. Das ist jetzt der Lohn deiner Arbeit," letzteres galt eindeutig Helen, die nicht anders konnte, als beschämt zur Seite zu blicken, auch wenn sie das nicht tun wollte. Sie hasste es mehr als alles andere, dass ihre Mutter die einzige Schwäche war, die sie besaß. Jetzt bekam sie also auch gleich ihr Fett ab. Hier. Großartig. Vielen Dank, Calvin... "Und hör mir ja auf mit diesem Huckles. Ein für alle Male will ich...," ehe Laura weiter ausholen konnte, zwang sich Helen in die Höhe, blaß, erschöpft und von einem leichten Schwindel befallen, aber willens genug die Sache auf ihre Art zu klären, nicht auf die ihrer Mutter. Bevor es noch peinlicher wurde. "Sie müssen meine Mutter entschuldigen," fiel sie ihr gleich ins Wort und erntete ein entrüstetes Schnauben. "Es war ein langer Tag gewesen. Für uns alle. Besonders für meinen Sohn. Die Postkutsche hatte vor Mittag einen Unfall und wir sind alle etwas müde, gereizt und auch... hungrig. Es tut mir aufrichtig leid, was passiert ist. Also sollte Calvin tatsächlich einen Muffin gestohlen haben, bezahle ich diesen selbstverständlich oder komme für den angerichteten Schaden auf. Für gewöhnlich ist er ein sehr braver Junge," ihr Blick fiel zurück auf Calvin. Von Verständnis, das sie eben vorgegeben hatte, fand man in dem strengen, unnachgiebigen Blick nichts. Denn längst hatte sie eine Entscheidung gefällt. Eine die weder ihr noch Calvin schmecken würde, aber offensichtlich dringend nötig gewesen war. Auf den Magen schlug sie ihr deswegen dennoch und trug teilweise Mitschuld an ihrem finsteren Blick. Calvin konnte von Glück reden, dass sie sich noch in der Stadt befanden und sie erst noch vor Einbruch der Nacht die Ranch erreichen mussten. Aber spätestens dann würde er die Abreibung seines Lebens erhalten. Und kein Huckles der Welt würde ihm da raus helfen könne. Nicht heute. Denn die Alcotts waren vieles, nur keine Diebe. "Darum wird er sich auch entsprechend und umgehend für seine Tat entschuldigen. Nicht wahr, Calvin?"
Ruth Calvin vorführend, Helen mit Laura, (Terry mit Sophie und Cassidy in unmittelbarer Nähe)
Tränen stiegen in Calvins Augen, als er unmittelbar nach seiner Beichte von seine Großmutter geohrfeigt wurde. Ihre Schläge waren kräftig, ließen gerötete Wangen und heiß brennende Schmerzen zurück. Calvin war über diese Schmerzen ebenso geschockt, wie über das Erleben der Ohrfeigen, denn beides war er mitnichten gewöhnt. Insgesamt war er ein braver Junge und auch jetzt fühlte er sich zu Unrecht beschämt und als Dieb bestraft. Natürlich hatte er gestohlen, aber doch nur weil er Hunger hatte und der Versuchung nicht hatte widerstehen können. Natürlich hätte er um einen Muffin bitten können, so die zickige Köchin rechtzeitig gekommen und nicht gleich so aus der Haut gefahren wäre! Calvin ließ den Kopf hängen, denn obwohl er durch das aus dem Speiseraum zu hörenden Klirren und Geschrei die Worte seiner Grandma nicht genau verstand, nahm er doch deutlich wahr, dass diese sie blamiert fühlte - und das traf wohl auch für seine Ma zu. Das hatte er doch nicht gewollt! Noch liefen ihm heiße Tränen der Scham und des Schmerzes über die Wangen, aber schon mischten diese sich mit echter Trauer. Niemals wollte er, dass seine Ma sich für ihn schämen musste und nun war es eben doch so gekommen. Schluckend versuchte Calvin sein Schluchzen zu unterdrücken, als seine Ma sich zu ihm stellte und darauf hinwies, dass das Verhalten seiner Grandma mit der Erschöpfung der langen Reise zu entschuldigen sei. Vielleicht hatte seine Ma tatsächlich Verständnis für die Notlage aus der heraus er einen Muffin gegessen und einen weiteren vor der garstigen Köchin zu verstecken versucht hatte. Allerdings bestand sie auf einer Entschuldigung, so dass Calvin daran zweifelte, dass seine Ma ihn verstand. Wahrscheinlich hätte er lieber zugeben sollen, dass er aus Hunger und ohne zu fragen, einen Muffin genommen hatte, statt Huckles Hunger vorzuschieben. Diese Erkenntnis kam zu spät, so dass Calvin sich nur noch entschuldigen und hoffen konnte, nicht noch von Ma gezüchtigt zu werden. Das tat sich nur selten, so dass Calvin nicht fürchtete, noch einmal Bekanntschaft mit dem Gürtel Grandpas machen zu müssen. Nein, das nicht.. Sie ist bestimmt nur traurig und ärgerlich, weil ich vor Schreck das Wasser habe stehen lassen. Calvin fühlte sich beschämt und seine Wangen waren noch stark gerötet, als er sich die Tränen mit dem Ärmel aus dem Gesicht wischend den Kopf hob. "Ich..bitte um Entschuldigung, Ma. Es tut mir wirklich, wirklich leid. Ich weiß das das nicht richtig war. Ich hatte Hunger und da habe ich eben einen Muffin gegessen und einen mitgenommen.." Beschämt musterte Calvin den Boden zu seinen Füßen und kriegte den zerdrückten Muffin vor. "Bitte, verzeih mir, Ma. Ich wollte doch nicht stehlen." Unschlüssig sah er den Muffin in seiner Hand an, weil er nicht wusste, wohin er nun damit sollte.
Ruth mit Calvin, Helen und Laura (Terry mit Sophie und Cassidy in unmittelbarer Nähe)
Helen fühlte sich ein klein wenig von Calvins Reaktion genervt. Ein Umstand, der sich in einem ungehaltenen Blick und einem leisen, kaum vernehmbaren frustrierten Laut bemerkbar machte. Für Calvin jedoch war es Warnung genug. Natürlich war er ein kleiner Junge und Laura hatte sichtlich überreagiert. Der Junge war geschockt, beschämt und darüber hinaus hilflos. Verständnis hatte sie alle Male für ihren Sohn übrig. Trotzdem hätte sie es lieber gesehen, wenn er sich hier in der Öffentlichkeit etwas mehr zusammen genommen hätte. Stattdessen führte er allen vor, dass sie es gewöhnlich erlaubte, dass er sich wie der kleine Junge benehmen durfte, der er auch war. Sie hätte doch zumindest erwartet, dass er dieselbe Beherrschung an den Tag legen würde, die sie ihm gegenüber gezeigt hatte. Während sie ein weiteres Mal ungehalten leise durchatmete, verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und sah abwarten auf den Jungen hinab. Die Entschuldigung würde sie ihm nicht erlassen, ganz gleich wie lange sie alle hier stehen mussten, bis Calvin sich gesammelt hatte. Zu Calvins Glück dauerte dies jedoch nicht allzu lange und besänftigte das aufgebrachte Gemüt von Helen ein wenig. Nur die Entschuldigung wollte ihr nicht gefallen und schon bei den ersten Worten des Jungen verzogen sich ihre Lippen ein weiteres Mal zu schmalen Striche, die deutlich ihr Missfallen ausdrückten.
Was um alles in der Welt tat der Junge da? Er sollte sich doch bei der Frau entschuldigen, der er offensichtlich die Muffins ohne zu fragen entwendet hatte, nicht bei ihr. Nicht jetzt. Das hatte Zeit bis später. Da sie ihm jedoch ansah wie viel Mühe es ihn machte, die Worte zu finden und auch auszusprechen unterbrach sie ihn nicht. Allerdings errötete sie vor Scham zum ersten Mal in dieser Situation, als Calvin gestand, dass er nicht nur einen ganzen Muffin aufgegessen hatte, sondern auch noch einen zweiten eingesteckt hatte. Das verriet nun doch einen deutlichen Vorsatz. Auch wenn er gerade versuchte mit Worten die Sache zu beschönigen und gerade zu rücken. Fassungslos starrte sie auf die Reste, die in Calvins Hand lagen. Ein großer Teil an Krümel mussten noch in seiner Tasche stecken und sie wollte gar nicht an die Reinigung denken.
Am Ende blieb ihr nur ein leiser, verzweifelter Seufzer, als ihr für einen Augenblick die Worte fehlten. Impulsiv hatte sie ihn eigentlich auf das Missverständnis hinweisen wollen, fühlte sich aber genötigt auf seine letzten Worte hin doch etwas anderes zuerst sagen zu müssen. Dabei sah sie ihren Jungen streng an, mit einer kleinen Falte zwischen den Augenbrauen, die ganz alleine ihr Unwohlsein, aber auch ihr Missfallen ausdrückte.
"Nun, aber du hast es getan, Calvin. Du hast gestohlen," sie zeigte auf das Beweisstück in seiner Hand. "Obwohl du gewusst hast, dass so etwas nicht richtig ist. Das lässt sich auch mit einer Entschuldigung nicht mehr ändern," sie trat trotz dem Schwindelgefühl näher an Calvin heran, der noch immer völlig beschämt vor ihr stand und den Muffin selbst anstarrte. Sie schob mit sanftem Druck ihren Zeigefinger unter sein Kinn und zwang ihn so seinen Blick wieder zu heben. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass dir das aufrichtig leid tut und du deine Entschuldigung auch genauso meinst. Aber du weißt auch, was ich tun muss, damit so etwas nicht wieder vorkommt, nicht?," mit einem traurigen Lächeln ließ sie Calvin wissen, dass ihr das genauso wenig gefiel wie ihm und mehr wollte sie hier in aller Öffentlichkeit auch nicht mehr dazu sagen. "Und du hast mich falsch verstanden, junger Mann. Ich erwarte eine Entschuldigung erst später von dir. Aber ich verlange eine für diese Dame hier, der du die Muffins gestohlen hast. Na los," sie nickte ihm auffordernd zu und drehte ihn, an den Schultern haltend um die eigene Achse, so dass er der älteren Dame wieder gegenüber stand.