Matt u. Rebeccah zwischen den Leuten, Jake stößt dazu, Graham und Nevada nähern sich
Rebeccah wurde die Situation auf dem Kirchenplatz zusehend unangenehmer. Jake ließ einfach nicht von ihnen ab und wirkte über etwas erbost, das sich ihrer Kenntnis entzog. Aber sichtlich hatte er Matthew und sie dazu auserkoren, um an ihnen seinen Zorn abzureagieren. Seinen warnenden Blick verstand Rebeccah nur zu gut und am liebsten hätte sie sich gegen diese stumme Drohung gewehrt. Denn mit Matt an ihrer Seite konnte sie sich gewiss solch eine Haltung erlauben. Matt war immerhin älter als Jake und auch größer. Vielleicht waren die beiden gleich stark, aber trotzdem traute Rebeccah Matt zu mit Jake fertig zu werden. Immerhin hatte sich Matthew am Montag ohne lange nachzudenken auf einen erwachsenen Mann gestürzt, der seiner Schwester hatte böses gewollt. Aber sie schwieg, denn sie wollte nicht, dass sich Matt ihretwegen prügeln musste. Nicht an einem Sonntag. Schon gar nicht an einem Sonntag. Sie kannte doch die McKays. So sehr sie die Familie auch achtete und die Meinung vertrat, dass Martha, Matt und Ben um ihre Eltern zu beneiden waren, die genau wussten, was das Beste für ihre Kinder war, ahnte Rebeccah was Matthew zu erwarten hätte. Umso erleichterter war sie, als Matt auf die erneute Provokation nicht einging und sich lieber über ihr Wohlergehen erkundigte. "Es geht schon," wehrte Rebeccah erneut ab und lächelte gequält. "Na ja, sagen wir mal so, ich bin schlimmeres gewohnt. Du musst dir keine Sorgen machen." Vielleicht hätte sie jetzt darauf drängen sollen zu gehen, aber anstatt ihre Bitte auszusprechen sah sie zu, wie Matt sich doch noch einmal nach Jake umsah und befürchtete das Schlimmste. Doch Matthew reagierte anders als erwartet und Rebeccah lächelte erleichtert. Er war doch eindeutig älter und reifer als Jake, der sich schlicht nur prügeln wollte. An der tiefen Röte von Jakes Wangen war unschwer abzulesen, dass er nicht bereit war "runter zu kommen", wie Matt geraten hatte. Noch schien er sich endlich beruhigen zu wollen. Und Rebeccah hielt es auch nicht für sonderlich klug von Matt noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Jake war inzwischen gefährlich nahe und sie konnte sehen, wie er die Fäuste ballte. "Komm schon Matt, ignorier ihn einfach. In der Schule ist er nicht anders. Er sucht ständig einen Anlass zum Streit. Er gibt erst Frieden wenn er sich mit jemanden geprügelt hat. Nicht mal Hawkins konnte ihn davon abhalten. Komm einfach," bat sie erneut, wobei ihr Ton etwas flehendes bekam. Jake hingegen war kein bisschen beleidigt. Er wusste selbst, dass er nicht der beste Umgang war und laut seinem Vater war er nicht mehr Wert, als der Dreck unter Nates Fingernägel. Von daher konnte er nur belustigt über Matts Provokationsversuch lächeln und den Kopf schütteln. "Schade drum, McKay," knurrte Jake und entspannte gerade die Fäuste, bereit sich umzudrehen und zu gehen. Er wusste, wann ein Kampf schon verloren war, noch bevor er begann. Es nutzte nichts weiter auf die Trommel zu hauen. Damit hätte er nur die Aufmerksamkeit der Erwachsenen geweckt und auf dieses Aufsehen konnte er wirklich verzichten. Zumal er nicht einmal wusste, wo seine Familie steckte. Bei dem ganzen Gedränge auf dem Platz war das auch kein Wunder. Doch noch ehe Jake aufgeben konnte, sah er diesen jungen Deputy tatsächlich näher kommen. Er sah bereits in ihre Richtung. Großartig. Solchen Ärger brauchte er nun wirklich nicht. Er hatte eine Verabredung. Eine sehr wichtige noch dazu. Ehe Jake Matt oder Rebeccah zu knurren konnte, dass sie sich ja überlegten, was sie jetzt sagten, schob sich eine Mexikanerin durch die Menge noch vor Graham durch und begutachtete sie recht amüsiert. Ganz so als hätte sie ihren Spaß an der kleinen Auseinandersetzung. Jake war sich nicht sicher, ob er diese Frau kannte, aber so wie sie sich gab und bewegte, und er auch noch das Make-Up und die Kleider dazu nahm, gehörte sie eindeutig nicht zu den ehrbaren Damen dieser Stadt. Eine Hure wie sie im Buch stand. Entsprechend verzog Jake das Gesicht zu einem verächtlichen Ausdruck, der ihm gleich darauf wieder aus dem Gesicht fiel, kaum dass die Mexikanerin gesprochen hatte. Was nahm sich das Weib eigentlich heraus? Mischte sich in eine fremde Diskussion ein und beleidigte ihn auch noch? Packte ihn schlimmer bei der Ehre, als McKay? Eine Frau? Oh... da konnte der Major noch so viel reden wie er wollte, Nate hatte doch recht. Manchen Weibern gehörte das Reden und Denken einfach verboten und wenn das nicht half - gehörte es ihnen ausgeprügelt. Jakes Hände schlossen sich wieder zu Fäusten und mit einem Ruck fuhr sein Kopf herum zu der Hure. Sein Blick war düster, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt. Die Frau war zwar ein gutes Stück älter als Jake selbst, aber nicht mehr als zehn Jahre. Das Make-Up mochte täuschen. Entsprechend wenig Höflichkeit legte er in seine Worte und war im Moment mehr wieder Nate, als jener Jake, den Elisa und der Major in den letzten Tagen aus ihm heraus gekitzelt hatten. "Halts Maul, Hure. Dich hat doch keiner um deine Meinung gefragt. Ich bin schon längst kein Welpe mehr," letzteres sagte er deutlich an McKay gerichtet. "Wenn ich belle beiß ich auch. Und wenn du nicht schleunigst Leine ziehst, Weib, hau ich dir ein paar auf dein Schandmaul, ganz so, wie man mit Weibern wie euch umzugehen hat."
Für Jethro war es keine Wunder, dass Jacob zur Feier gehen wollte. Er hatte Jethro vom ersten Tag an, an dem er dem Jungen begegnet war, Fragen über die "Weißen" gestellt, die vermuten hatten lassen, dass es Jacob um weit mehr ging, als nur "Bescheid" zu wissen. Seit sie in der Stadt lebten nahm der Junge alles aus der Stadt mit einer Neugier auf und an, dass es ihn fast schon erschreckte. Wie mochte das erst für seine Mutter sein, die sicherlich einen Teil ihrer eigenen Kultur an den Jungen weitergeben wollte. Im Grunde hätte es Jethro egal sein können. Alles was Witashnah über ihr Volk vergessen hatte und nicht dazu kam Jacob zu lehren, hätte ihm willkommen sein sollen. Doch seltsamerweise stimmte es ihn in der Tat eher traurig, dass Jacob mehr interesse an seinem Leben hatte, als an den Traditionen seiner Mutter.
Das Witashnah jedoch Bereitschaft zeigte mit in das Gästehaus zu kommen überraschte Jethro. Und ließ ihn auch wankelmütig werden. Die Eröffnung des Bordells stand an und er sollte sich bei Foster blicken lassen. Aber womöglich wollte der Bostoner selbst im Gästehaus vorbeischauen? Ach das war keine einfache Entscheidung... Jethro zog eine Zigarillo unter seinem Poncho hervor und steckte sie sich an. Der Schnee störte ihn nicht und gegen den Wind hob er eine Hand schützend vor das Zündhölzchen. Kurz darauf stieg gewohnt eine kleine dünne Rauchfahne in die Höhe, die einen angenehmen, herben Duft verströmte. Nun für eine Stunde konnte Jethro sicher mit seiner Familie ins Gästehaus gehen. Jacob zu liebe und um all den Hohlköpfen noch deutlicher zu zeigen, dass Witashnah zu ihm gehörte.
"Also gut, gehen wir ins Gästehaus. Aber höchstens für eine Stunde," fügte er hinzu. "Eine Stunde, ja?" betonte er noch einmal für Witashnah, befürchtete aber, dass für sie eine Stunde so klang wie für andere 10 Stunden. Jacob zumindest strahlte und lief freudig voraus. Er konnte es scheinbar gar nicht erwarten schnell genug dorthin zu kommen. "Eine Stunde und ich komme mit. Dann muss ich aber arbeiten. Du und Ja.. Kleine Krähe gehen zurück ins Haus. Dort seid ihr sicher, bis ich wieder komme."
Jeremiah mit Terry (zahlreiche Charaktere im Aufbruch)
Jeremiah war unendlich froh darüber, dass sie keinen weiten Weg zurück zur Kirche hatten. Es war doch ein wenig ungemütlich Schritt für Schritt machen zu müssen. Ganz hölzern lief er neben Pa, während sie dem Sheriff begegneten, der in Begleitung seiner Haushälterin und einem fremden, blonden Mann die Lake Street Richtung Mainstreet herunter kam. Die Gorens fuhren mit der Kutsche los und die Bakers hielten sie kurz auf, um dem Reverend für die ungewöhnliche Predigt zu danken, die ein ungewohnte Bild von Gott zeichnete, aber doch eines, das ihnen gefiel. Mrs. Baker tätschelte ihm sonderbar den Kopf, als wüsste sie ganz gut darüber Bescheid, wieso er so seltsam steif daher kam und ihr Mann klopfte seinem Pa auf die Schultern und sagte irgendetwas von lästigen Vaterpflichten, die er selbst noch gut kannte, obwohl seine Söhne längst erwachsen waren. Jerry warf seinen Pa nur einen leidgeprüften Blick zu, der deutlich sagte 'genau deswegen mag ich nicht ins Gästehaus'. Wenigstens erhaschte er einen kurzen Blick auf Ben, der gerade mit seinen Eltern und Martha im Gespräch auf dem Hof der McKays stand. Er hob die Hand, um dem Freund zu zuwinken, ließ sie aber rasch wieder sinken, als er in Gedanken die rechte gehoben hatte und damit unangenehm an Mr. McKays Rohrstock erinnert wurde. Lieber blieb er doch unsichtbar. Nicht das Mr. McKay auf sie noch aufmerksam wurde und herüber kam, um auf seine Entschuldigung zu pochen. Jerry waren all die merkwürdigen und fast schon neugierige Blicke der anderen auf der Straße unangenehm genug. Da brauchte er Mr. McKay nicht auch noch. Allerdings erinnerte ihn der Anblick der Familie McKay an etwas, das ihn schon am Morgen beschäftigt hatte und vorhin kurz als ganz praktische Routine in den Sinn gekommen war. Inzwischen hielt er es jedoch wieder für genauso sinnlos und furchtsam wie am Morgen. Aber im Bestreben einen Weg zu finden seinem Pa zu zeigen, wie leid ihm alles von heute tat, war es eine Überlegung wert. Vielleicht würde es ja seinem Pa auch gefallen und dadurch erkennen, wie ernst es Jerry damit war, sich zu bessern und seinen Beitrag zu einem besseren Miteinander zu leisten. Sich nur gut zu benehmen und Pa in der Kirche gleich zu helfen, vielleicht doch auf das Fest mitzugehen und sich dort noch artiger zu benehmen, als sonst, würde wohl kaum ausreichen. Jerry wusste zwar, dass für seinen Pa alles wieder gut war. Dafür gab es wohl die alles bereinigenden Züchtigungen, aber für Jerry fühlte es sich noch nicht alles wirklich gut an. Ihm fehlt es, dass sie niemals über alles danach redeten. Ja, es gab die Standpauken, die Strafpredigten, die langatmigen Belehrungen und dann die Hiebe. Er wusste stets, was Pa enttäuscht hatte oder über was er sich hatte ärgern müssen und er verstand auch, dass seine Bestrafung schmerzen musste, damit er lernte, aber wieso sie nie wirklich ernsthaft redeten, hinterher, verstand er nicht. Für Pa war hinter her immer alles vorbei, gut und vergessen. Er wollte keine Erklärungen hören, keine Rechtfertigungen und auch nicht den Grund für so manchen Unfug. Auch nicht wie sich Jerry fühlte, hatte sein Pa jemals gefragt. Er erwartete die gleiche Vergebung, wie er Jerry entgegenbrachte. Nach einer Umarmung ging jeder seinem Tageswerk nach, als wäre nie etwas passiert. Doch Jerry hatte immer das Verlangen nach einer Unterhaltung, nach Erklärungen. Aber sie schwiegen gerne beide nach einer Züchtigung und jeder ging anschließend seines Weges. Nach einer Aneinanderkettung von Missgeschicken und Ungehorsam wie heute, wollte Jerry allerdings die Gewissheit haben, dass sein Pa wusste, wie leid es ihm tat und wie gerne er etwas dafür tun wollte, dass sein Pa dies auch spürte. Er wollte Erklärungen geben, aber sein Pa hatte bis jetzt keine hören wollen. Das war für den Jungen eine kaum auszuhaltende Situation. Inzwischen hatten sie den Kirchhof wieder erreicht, auf dem sich noch zahlreiche Kirchgänger tummelten. Irgendwo glaubte er kurz einen Blick auf Sarah und ihren Onkel erhascht zu haben und den Indianerjungen aus der Schule erblickte er ebenfalls mit seiner Mutter. Fasziniert starrte er die beiden an und vergaß kurz seinen Kummer und seine Frage an seinen Pa. Ehe er etwas zu den Indianern sagen konnte, die offenbar in der Kirche gewesen war, eilte Mrs. Porter auf seinen Pa zu und erklärte mit ihrer schrillen Stimme, dass sie die Orgel nie wieder spielen würde. "Das ganze moderne Zeugs, Herr Reverend ist für eine alte Dame wie mich nichts," beschwerte sie sich und ließ sich kurz über den eigenen Ehemann aus, der schon zeitlebens Reverend von Camden Village gewesen sei und sie solch einen Ruhestand nicht verdient hätte. Dazu noch dieser freche Bengel, wobei sie ihm einen langen tödlichen Blick zuwarf, der sichtlich keinen Benimm in der Kirche kannte und das als Pfarrsohn - skandalös - aber scheinbar war sie zufrieden, dass er wie sie sagte "sein Fett" abbekommen hätte. Jerrys Laune sank zunehmend und nicht einmal verspürte er Erleichterung, als Mrs. Porter einfach weiterzog, ohne eine Reaktion abzuwarten. Er fühlte sich vorgeführt, aber das gehörte wohl dazu. Er hatte immerhin seinen Pa in aller Öffentlichkeit blamiert. Da war es wohl an ihm, gleiches mit barer Münze zurückzuzahlen. Froh ohne weitere Störung das Portal erreicht zu haben, zupfte Jerry eher ungewohnt zurückhaltend am erreichbaren Ärmel seines Pas um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. "Pa-ha," fragte er gedehnt und klang so unsicher wie er sich fühlte. Immerhin war die Frage, die er stellen wollte eine doch recht seltsame. Aber verkehrt konnte sie nicht sein. Ben hatte ihm ja doch sehr deutlich versichert, dass alles seine Richtigkeit zuhause bei ihnen hatte, weil sein Pa ihn sehr lieb hatte. Dann konnte es ja nur ein weiterer Liebesbeweis sein... "I-ich, ich hab eine Frage.... ", irgendwo in der Nähe ertönte ein aggressiver Wortwechsel, der Jerry jedoch nicht weiter interessierte. Er sah nur kurz um sich, konnte aber durch die Menschenmenge die Verursacher nicht ausmachen. "Also wegen Ben, Pa... oder besser gesagt, weil ich was heute Morgen beobachtet habe," er rieb sich die taube Nase, die in der Kälte jedes Gefühl verloren hatte. Hoffentlich war es in der Kirche noch ein wenig angenehmer. "Ben hat sich heute Morgen bei seinem Pa für seine Schläge bedankt. Würde dir das denn auch gefallen, wenn ich das machen würde?"
Wenn sie seine Unbeholfenheit bemerkte, dann überspielte sie es jedenfalls perfekt und ergriff wie selbstverständlich den dargebotenen Arm. Nicht nur das, sie schmiegte sich sogar fast an ihn. Graham blinzelte und es gelang ihm mit einiger Mühe kein selbstzufriedenes Grinsen auf zu setzen, denn tatsächlich war ihr Entgegenkommen reiner Balsam für sein Selbstbewusstsein. Sie verhielt sich ja beinahe so als wäre sie wirklich eine Dame und er ein Herr von Welt, die sich ganz natürlich Arm in Arm durch die Stadt bewegen konnten, ohne die Gafferei der Leute ertragen zu müssen. Obwohl darin natürlich der besondere Reiz lag und in dem schelmischen Funkeln in Nevadas dunklen Augen erkannte er, dass es ihr ähnlich erging. Sie hatte ja auch Recht. Er tat das, was sich wahrscheinlich jeder wünschte, aber keiner traute. „Nich' mein Problem, dass es hier alle zu verklemmt sind, sich mit 'ner Lady in der Öffentlichkeit zu zeigen.“ grummelte er scheinbar gleichmütig, war aber in Gedanken schon dabei, ob sie sich einen Abstecher über das Gästehaus machen sollten. Einfach, um die feine Gesellschaft des Reverends zu schockieren.
Derartige Überlegungen fanden aber erst einmal ein Ende, als sie sich durch den Kreis der Schaulustigen, der sich gerade um Matt und seinen Widersacher zu bilden begann, drängten, um einen besseren Blick auf das Geschehen zu haben. Nevada brauchte dabei erstaunlich wenig Überzeugungskraft, im Gegenteil, sie schien fast noch begieriger zu sein, als er selbst, gleich jemanden bluten zu sehen. Allerdings verlor die Sache etwas an Spass, als Matts Worte an sein Ohr drangen und Graham hob die Augen. „'n Langfinger also?“ fragte er gekonnt über Jakes erbostes Gehabe hinweg und nahm sich vor Matt später noch dazu zu befragen. So eine Anschuldigung fiel schnell im Eifer des Gefechtes, und Graham wusste genau so gut wie alle anderen Umstehenden, dass Matt sich vor Rebecca keinen Gesichtsverlust leisten konnte. Wieviel also wirklich an der Behauptung dran war, war schwer zu sagen. Aber leider wirkte sein Freund nicht im Mindesten geneigt, sich auf die Herausforderung des Bengels auch ein zu lassen und machte tatsächlich Anstalten, sich mit der kleinen Bailey den Staub von den Füßen zu schütteln. Was für ein Jammer. Es wäre eine unterhaltsame Abwechslung gewesen und Graham gab sich wenig Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Mit mehr Neugier als echter Ablehnung musterte er den jungen Callahan und stutzte. Bisher hatte er kaum etwas mit dem Jungen zu tun gehabt. Die Familie war vor ein paar Monaten nach Camden gekommen, wohnte aber draußen auf der Farm vom Major und da hielten sich die Berührungspunkte in Grenzen. Davon, dass der Callahan ein echter Flegel sei, hatte er zwar schon gehört, aber zumindest hatte es bisher nicht gereicht, um ihn mal in eine Zelle zu stecken. Aber irgendwas an dem Jungen ließ Graham stutzen. Etwas an ihm wirkte seltsam vertraut, dabei waren es weder die grünen Augen noch der zerzauste Haarschopf. Kannte er dieses wütend-trotzige Funkeln in den Augen nicht irgendwo her? Das angeberisch-laute Gehabe, die streitsüchtige Haltung? Woher bloß? Graham fühlte sich, als läge die Antwort ganz offensichtlich vor seiner Nase, entzog sich ihm aber trotzdem. Mit einem missmutigen Kopfschütteln verscheuchte er den Gedankengang. Nevada derweil zeigte weniger Zurückhaltung und übergoss den armen Jungen mit Spott, was Graham ein feines Lächeln entlockte. Sonderlich viel Mitleid empfand er nicht, dass man ab und an auf die Schnauze fiel und sich immer jemand fand, der sich daran erfreute, diese Lektion hatte er auch schon auf die harte Tour gelernt und sah nicht ein, es bei jemand anderem anders zu halten.
„Hier gibt’s nix zu glotzen, verschwindet! Oder habt ihr alle kein Zu Hause?“ fuhr er die allgemeine Zuschauerschaft an. In der festen Absicht, sich zusammen mit der Mexikanerin aus dem Staub zu machen, wenn die Menge sich zerstreute, wollte er wieder Nevadas Arm nehmen. Aber scheinbar hatte er die Rechnung ohne Callahan gemacht. Der fuhr auf wie ein wütender Stier und hatte nun die Mexikanerin im Visier. Graham hatte zwar Verständnis für seinen verletzten Stolz, weniger aber für die Worte, die er dafür wählte. Es hatte eigentlich nicht in seiner Absicht gelegen, sich zu Nevadas Verteidiger auf zu schwingen, aber vollkommen unlogischerweise fühlte er sich an ihrer Stelle in seiner Ehre gekränkt. Schon war er einen raschen Schritt nach vorne getreten, packte den Burschen am Kragen und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, dass es nur so klatschte. Aus Gewohnheit nahm er dabei die Linke und stieß Callahan dann kräftig rückwärts, so dass der stolpern musste, um das Gleichgewicht zu halten. „Gib Acht, was du redest, Rotznase. Solang' ich hier bin, wirst du gefälligst anständig mit der Lady reden.“ brummte er verärgert und schalt sich selbst einen Narren. Den Bengel ließ er dabei aber trotzdem nicht aus den Augen, die Arme scheinbar lässig herabhängend, aber bereit, sich dazwischen zu schieben, sollte Callahan doch noch einen Angriff auf Nevada versuchen.
Matt u. Rebeccah im Streitgespräch mit Jake, Nevada und Graham kommen dazu
Ein kurzes Schmunzeln glitt über Matts Gesicht, dass aber natürlich nicht Jake galt, sondern Rebeccah. Tapfer ging sie über mit einem Lächeln über ihre Schmerzen hinweg, aber Matt ließ sich dadurch nicht täuschen. Das Lächeln wirkte ein bisschen gequält und Matt hielt in seinen Gedanken kurz inne, als sie erwähnte, Schlimmeres gewohnt zu sein. Zwar beruhigten ihre Worte, er bräuchte sich nicht um sie zu sorgen, tatsächlich, aber dennoch fragte er sich, was sie Schmerzhafteres erlebt haben mochte. Sie direkt danach zu fragen, kam ihm zwar in den Sinn, war aber wohl noch lange nicht angebracht und schon gar nicht, in dieser Situation. Abgesehen davon, dass sie ihm in der Anwesenheit Dritter ohnhin nichts erzählen würde, war er noch immer viel zu ärgerlich, um ihr darin helfen zu können. Dass er sich um sie sorgte, stand wohl auch für sie außer Frage. "Tut mir leid, Rebeccah. Nie wieder soll Dir etwas schaden." Seine Stimme war ebenso voller Wärme und Mitgefühl, wie seine dunklen Augen. Er meinte das durchaus ernst, denn aus ihm noch unklaren Gründen schmerzte ihn die Vorstellung, sie leide, an was auch immer. Ihre Worte liessen ihn langsam ruhiger werden und doch konnte er nicht anders, als Jake doch noch mit Worten zu provozieren. Darin war er ihm offenbar überlegen, denn Jake hatte dem nicht viel entgegenzusetzen - ballte nur die Fäuste. Der wollte es wohl wirklich auf eine Prügelei ankommen lassen, aber Matt hatte nicht die Absicht, sich auf eine solche einzulassen - schon gar nicht an einem Sonntag. Sein Vater würde ihm dafür, mehr als nur den Hosenboden stramm ziehen - das war es ihm nicht wert. Rebeccah schien Jake besser zu kennen, denn sie zeichnete gerade ein Bild von Jake als Jemanden, der wohl nur um des Raufens willen auf eine solche aus war. Vermutlich kannte sie ihn aus der Schule - und hatte wohl Recht mit ihrer Einschätzung. Immerhin war es ihr am Montag gelungen, ein Lächeln für ihn zu finden, eine Art zu reagieren, mit der sie ihn sofort für sich eingenommen hatte und das hieß schon Etwas. "Du hast Recht, lass uns einfach gehen." Matt konnte sich einen letzten Blick auf Jake nicht verkneifen, denn dieser würde es doch wohl nicht wagen, Rebeccah anzumachen - nicht so lange er daneben stand - oder vielleicht doch? "Sag' mir Bescheid- wenn es gar nicht geht, ja?" Matt stützte Rebeccah so gut er eben konnte, ohne sich selber der Gefahr auszusetzen, auszurutschen. Das wäre wohl für sie Beide nicht gut. Falls sie gar nicht mehr laufen kann, hole ich rasch Shy Boy, damit sie sicher heim kommt.. Matt hatte zwar gehofft, mit Rebeccah noch mehr Zeit verbringen und sie für einen Spaziergang mit ihm zu oder mit Shy Boy gewinnen zu können, ging ihm ihr Wohlergehen vor. Dennoch hoffte er natürlich, dass sich ihre Schmerzen wieder legten, wie es oft nach derartigen Vertretungen der Fall war. Sein Knie schien sich auch bereits wieder einzulaufen, denn nach den ersten zwei, drei Schritten ließ der stechende Schmerz unterhalb der Kniescheibe spürbar nach. Er war schon dabei, Jake endgültig den Rücken zu zudrehen, als sich nicht nur Graham genähert hatte, sondern sich noch vor diesem eine Mexikanerin sich vor Jake aufgebaut hatte. Matt blieb einen Augenblick stehen, um Graham wenigstens kurz zu grüßen, denn das schuldete er dem Freund schon. Bevor er jedoch zu Wort kam, mischte Nevada sich in ihre Unterhaltung, so man das so nennen konnte, ein. Auch sie stellte darauf ab, Jake einfach stehen zu lassen - allerdings weniger, um seinet- oder Rebeccahs Willen, sondern um Callahan zu provozieren. Ihre Verachtung für Jake war ihren Worten mehr als deutlich zu entnehmen und Matt warf ihr einen warnenden Blick zu. Schon an der Haltung Nevadas war deutlich zu sehen, dass sie alles Andere war denn eine Lady und Matt unterdrückte sein spöttisches und leicht verächtliches Grinsen ihr Gegenüber. Natürlich - sie war eine der Huren im Saloon - nur, dass er sie niemals auch nur für sich in Erwägung gezogen hatte - und nun wusste er auch warum. Es lag wohl weniger daran, dass sie Mexikanerin war - sondern an ihrem proletenhaftem Auftreten. Erstaunt war er schon darüber, dass diese sich offenbar dennoch über Jake erhaben fühlte, obwohl er ihre Meinung über diesen teilte. Dieser fühlte sich wohl zu Recht provoziert und fand harte Worte. Bellende Hunde beißen nicht.. Kurz war Matt versucht, diese alte Weisheit zu verkünden oder aber Jake erneut mit Worten zu provozieren. Er hatte schon immer gewusst, dass Jake nichts weiter als ein aggressiver Hund war. Offenbar ließ sein Verstand es nicht zu, anders zu reagieren, als ein in die Ecke getriebender verängstigter Hund! Für Rebeccah hätte sich Matt wohl nun angegriffen gefühlt, aber Jakes harte Worte galten nun Nevada und für diese würde Matt sich bestimmt nicht schlagen. Außerdem hatte in dem Punkt Jake völllig Recht. Sie war nichts weiter als eine Hure! Noch hatte Matt Rebeccahs Bitte, einfach zu gehen, im Ohr. Sie war es, um die es ihm ging und nun wollte Matt nichts mehr, als sie aus dieser mit Aggression gefüllten Situation bringen. "Graham! Was.." Matt war völlig vor den Kopf geschlagen, als Graham sich offenbar für Nevada einsetzte und diesem Raufbold kurzerhand eine ordentliche Backpfeife verpasste. Dieses Klatschen war weithin zu hören und Matt fragte sich stirnrunzelnd, warum Graham sich so für eine Hure einsetzte. Wahrscheinlicher war es wohl, dass er sich weniger für Nevada, als für ihn stark machte - denn Graham wusste sehr genau, wass ihm drohte, so er sich mit Jake jetzt prügelte. Allerdings bezeichnete dieser Nevada Jake gegenüber tatsächlich als Lady und das konnte Matt kaum glauben. Der Freund war Deputy und sollte als ein solcher besser wissen, womit er es mit Nevada zu tun hatte, oder? Dieser Gedanke lenkte ihn automatisch auf den Hinweis, dass er ja zukünftig wohl mehr mit Graham zu tun hatte - zumindest so sich Clayton die Angelegenheit doch noch mal in Ruhe durch den Kopf gehen ließe - und nicht zu stolz in eingefahrenen Denkmustern fest hing, um ein vorläufiges Urteil über ihn zu revidieren. Um Graham daraufhin anzuhauen, war es wohl noch zu früh und ob dieser was an Nevada fand - ging ihn vorläufig nichts an. Allerdings würde er wohl gerne eine Auge auf den Freund haben, denn rein äußerlich konnte diese zickende Hure diesem wohl schon den Kopf verdrehen und ihm damit schaden können. Dennoch konnte er sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, denn verdient hatte Jake diese Backpfeife allemal. "Ich denke, wir gehen wirklich, Graham. Auf eine Schlägerei bin ich bestimmt nicht aus. Wir sehen uns sicherlich noch im Gästehaus." Es war keine Frage, die Matt da stellte, sondern eher eine Feststellung. In seine freundlichen Worte schloss er jedoch Nevada nicht mit ein, denn mit dieser womöglich zu sprechen oder zu essen - nein, die Vorstellung war für ihn nicht nur abwegig, sondern sie gruselte ihn gerade zu. Er blieb jedoch noch einen Augenblick mit Rebeccah stehen, denn es mochte sein, dass diese Graham wenigstens um der Höflichkeit willen noch guten Tag und auf Wiedersehen sagen wollte. "Ich meine auch, es wird für Dich Zeit, aus dem Gedränge zu kommen, hmm?" Leise flüsterte er diese Worte Rebeccah zu, denn diese sollten wirklich nur von ihr gehört werden. Sie sollte nicht glauben, er nähme ihre Worte über ihre Angst vor großen Menschenansammlungen nicht ernst.
Terry und Jeremiah auf dem Weg zur Kirche, zahlreiche Gemeindemitglieder auf dem Heimweg
Terry seufzte innerlich, denn bereits auf der Lakestreet begegneten ihnen mehr Menschen, als er gedacht oder vielleicht gar gehofft hatte. Natürlich - die Meisten würden wohl über die Lakestreet heim gehen. Das war also zu erwarten gewesen und doch wollte er weder seinen Sohn vorgeführt wissen, noch selber das Gefühl haben, vor Scham über dessen Benehmen im Boden versinken zu müssen. So sehr er selber seine Predigt gehalten hatte und sicherlich den Einen oder Anderen damit auch erreicht haben mochte, so unangenehm war es ihm nun, nun auch mit seinen Fehlern und denen Jeremiahs konfrontiert zu werden. Jeremiah neben ihm ging mit steifen Schritten mit und wüsste Terry nicht aus eigenem lange zurück liegenden Erleben, wie schmerzhaft diese Hiebe noch immer sein mussten, hätte er ihn wohl leicht erneut der Schauspielerei verdächtigen können. Kurz, aber mit einem freundlichen Lächeln, nickte er Mr. Clayton zu, der ihm in Begleitung einer Frau und einem ihm fremden Mann entgegen kam. Die Frau wirkte auf ihn recht sittsam und bieder, wohingegen der Mann eine rauhe Ausstrahlung besaß. Beide waren zu spät gekommen, aber dass wohl unabhängig voneinander. Terry kannte die meisten Menschen noch nicht, konnte sich aber nicht vorstellen, was diese Beiden mit dem Sheriff oder gar miteinander verband. Allerdings ging es ihn auch nichts an, so dass er nichts dazu sagte. Mr. Clayton sah so aus, als ob ihm ein paar Tage Ruhe gut täten, so dass er nicht davon ausging, diesen auf dem Umtrunk noch zu sehen. "Ich wünsche einen angenehmen Sonntag, Mr. Clayton." Sein Gruß schloss dessen Begleitung mit ein, obwohl er von ihnen keine Namen kannten. Er ging an ihnen vorbei und achtete so gar nicht weiter darauf, dass Mr. McKay mit Ben um ihr Haus herum durch den Schnee stapfte. Dies nahm er erst aus dem Augenwinkel heraus wahr, weil Jeremiah einen Moment lang zögerte und sich anscheinend nicht sicher war, ob er Ben nun winken wollte oder nicht. Terry seufzte, denn darüber würde er mit Jeremy wohl noch einmal in Ruhe reden wollen. Es konnte nicht angehen, dass er den Jungen durch den Umgang mit Ben der Gefahr aussetzte, von seinem Nachbarn grün und blau geschlagen zu werden. Nein, das Recht dazu hatte er diesem nicht eingeräumt und das hatte er auch nicht vor. Andererseits hoffte er noch immer, dass Ben einen guten Einfluss auf Jeremiah haben würde, denn derlei Unfug, wie sein Sohn, trieb dieser nicht - zumindest nicht, dass er wüsste. Er war sich sicher, dass Ben sich nun wohl erneut einer Züchtigung ausgesetzt sah, auch wenn er sich keinen Grund dafür erklären konnte. Für die Sache mit dem Fenster hatte er bereits Hiebe bekommen und von schlechtem Benehmen in der Kirche war nichts zu bemerken gewesen. Er wusste wirklich nicht, was Mr. McKay bei Ben noch abstrafen wollte. Mitten in diese Gedanken hinein, wurde er von Mr. Baker noch angesprochen, der ihm wohlwollend auf die Schulter klopfte und von Vaterpflichten sprach. Ja, manchmal waren diese lästig, aber für Terry beschränkten diese sich nun weiß Gott nicht auf die Notwendigkeit einer körperlichen Züchtigung. "Oh, noch überwiegt für mich die Freude an meinem Sohn - nicht derlei Pflichten." Terry musterte kurz Mrs Baker, die seinem Sohn wie mitfühlend den Kopf tätschelte. "Nun, ich wünsche Ihnen im Zweifel einen schönen Sonntag, aber wahrscheinlich sehen wir uns noch?" Diesmal war dies eine Frage, denn noch konnte er die Bakers nicht einschätzen. Die heranfahrende Kutsche der Gorens nötigte ihn nun, Jeremy ein wenig zur Seite zu drängen und auch er wich der Kutsche aus und verlor so die Bakers aus dem Auge. Er ging zwar davon aus, dass er nicht gerade von den Gorens überfahren wurde, aber es war für ihn als Fußgänger leichter aus dem Wege zu gehen, als für den Fahrer, das Gespann so kurzfristig um zu lenken. Weit hatten sie es nun nicht mehr und Terry war froh, dass noch recht viel Betrieb auf dem Kirchplatz war, denn noch einmal so vorgeführt , wie vor Mrs. Baker, sollte sich sein Sohn nicht fühlen. Innerlich verdrehte er die Augen, als Mrs. Porter ihn aufhielt und mit schriller Stimme verkündete, sie würde nie wieder die Orgel spielen. Mit derlei Anfechtungen hatte Terry sehr wohl gerechnet. "Es tut mir leid, dass sie so empfinden, Mrs. Porter." Mehr sagte Terry dazu nicht, denn ihr nun zu sagen, dass er ohnehin das Klavier bevorzugte und gar selber spielen würde, war wohl kaum dazu geeignet, diese zu beruhigen. Seine freundlichen Worte wohl auch nicht, denn nun regte sie sich über Jeremiahs Verhalten über Gebühr auf. Erst sein Hinweis, er habe Jeremiah dafür angemessen bestraft, ließ sich wieder ruhiger werden, so dass sie noch verärgert vor sich hin grummelnd, den Kirchplatz verließ. Inzwischen hatten sie das Portal fast erreicht, als Terry ärgerliche Stimmen wahrnahm. Offenbar waren ein paar junge Leute in Streit geraten, denn eine der wütenden Stimmen klang noch recht jung - vor Allem in seiner Wortwahl. Während Terry sich anschickte, die Tür zu öffnen, warf er einen Blick hinüber und meinte kurz den jungen McKay zuerkennen zu können. Das ist wohl keine glückliche Kombination gerade.. So, wie er Matthew kennengelernt hatte, würde der wohl solche Worte nicht auf sich beziehungsweise Miss Bailey sitzen lassen, sofern diese ihr galten. Jeremy zupfte an seinem Ärmel und gewann damit seine Aufmerksamkeit, so dass er sich nicht weiter mit der Auseinandersetzung, so es eine wahr, beschäftigte. Er würde sich ohnehin nicht einmischen können, so es zu einer körperlichen Auseinandersetzung käme, denn Jeremiah wollte er weder erschrecken noch verängstigen - und ihn schon gar nicht dem Schock aussetzen, so er dabei verletzt wurde. Terry verwarf diesen Gedanken und war im Stillen froh, dass es nichts Matts Worte waren, die nun den frechen Burschen zu Recht wies. Das war weder dessen Stimme noch dessen Wortwahl - aber offenbar so nachdrücklich, dass nun erst mal Ruhe einzukehren schien. "Frag nur - ich höre Dir schon zu." Terry schmunzelte und nickte seinem Sohn freundlich zu, während er die Tür öffnete. . Nur selten redeten sie im Nachhinein noch über die Notwendigkeit einer Körperstrafe und auch die Gründe für Jeremiahs Unfug waren nur selten ein Thema zwischen ihnen gewesen. Terry ahnte, dass er in der Hinsicht sehr wohl nachlässig war - und eigentlich mehr mit Jeremiah auch darüber würde sprechen müssen. Immerhin war Susan nicht mehr bei ihnen - und sie hatte oft dafür gesorgt, dass ihr Vater-Sohn-Verhältnis nicht durch Aggressivität, Zorn und gegenseitige Schuldzuweisung geprägt wurde. Jeremy hatte offensichtlich was auf dem Herzen und so ließ Terry ihn nun durch seine Haltung wissen, dass er ihm zuhören würde. Er ging weder einfach vor ihm in die Kirche hinein, noch drängte er Jeremy vor zu gehen, sondern nahm sich die Zeit, um kurz in die Knie zu gehen, damit Jeremiah in Augenhöhe mit ihm sprechen konnte. Ein wenig blass wurde er schon, als er hörte, was Jeremy da genau im Hause McKay beobachtet hatte. Es war in seinen Augen ein Ding der Unmöglichkeit nach einer derartig harten Prügelstrafe noch Dankbarkeit dafür zu erwarten! Das geht gar nicht - nicht einmal wenn der Dank der dahinter stehenden Sorge gälte. "Nein, Jeremy. Das würde ich niemals von Dir erwarten." Sein Ton war warm und liebevoll,aber erst als er sich wieder aufrichtete, fiel ihm ein, dass Jeremy weniger nach Erwartung, denn nach Freude darüber gefragt hatte. Nachdenklich legte er die Stirn in Falten, denn eine spontane Antwort auf diese Frage hatte er nicht. "Also - das ist nicht ganz so einfach, oder? Ehrlich gesagt, wäre es mir am Liebsten, ich müsste Dich nicht schlagen, aber manchmal sehe ich keine andere Möglichkeit, Dich zu bestrafen - also keine die ebenso wirksam ist." Terry seufzte, denn er befand sich auf einem bereits für Erwachsene schwierigem Terrain. "Ich denke, Ben hat sich weniger für die Hiebe, die Schmerzen, zu bedanken, denn für dahinter stehende Sorge und Mühe, die sein Vater in ihn investiert." Endlich hatte Terry die Tür geöffnet, so dass er nun mit Jeremiah in die noch angenehm warme Kirche treten konnte. "Nein- es würde mich nicht freuen, so Du Dich für Schmerzen bedankst - das würde mir eher Sorgen machen." Freude bei Schmerzen empfinden, war wohl eher seltsam zu nennen und sicherlich kein Charakterzug, den er bei seinem Sohn prägen wollte. "Ich freue mich viel mehr, über die mir normalerweise zu teil werdende Umarmung nach einer Züchtigung- das zeigt mir nämlich, dass Du mir vertraust und mich lieb hast." Es viel Terry nicht leicht, mit Jeremiah darüber zu sprechen, denn derlei Worte nahm er nur selten in den Mund. "Schau - es könnte sein, dass Du Dich nur von mir wahrgenommen fühlst, wenn ich Dich schlage. Ist das so?" Nichts Drohendes oder nur Ärger ließ Terry durchblicken - genauso wenig, wie seine Angst, Jeremiah könnte diese Frage bejahen. "Na, komm - lass uns schnell die Gesangbücher einsammeln. So bleibt uns noch einen Moment Zeit, um zu reden, so Du magst - und danach darfst Du heim gehen. Nach der Begegnung mit Mrs. Porter und Mrs. Baker verstehe ich gut, dass Du nicht mehr mit ins Gästehaus möchtest."
Ava mit Justine Craven bei Dr. Smith und seiner Familie (andere Bürger von Camden Village drum herum)
Es entging Ava nicht, dass der neue Arzt sie und die Lady ziemlich kritisch beäugte. Das Dienstmädchen wich seinem strengen Blick betreten aus, doch der dunkelhaarige Mann, der sich ihnen - oder vielmehr Mrs. Craven - als Dr. Smith vorstellte, schenkte ihr keine allzu große Beachtung, sondern fokussierte sich sogleich auf Avas Arbeitgeberin. Geradezu tadelnd stellte der Mediziner klar, dass hier wohl mehr als nur ein Gespräch vonnöten sei. In gewisser Weise sprach aus seiner Haltung eine Art Vorwurf. Nun keimte die Scham in ihr erneut auf und sie fühlte sich miserabel. Offenbar gab Dr. Smith ihr ein Stück weit die Schuld am Zustand von Lady Justine. Zumindest war er ihr gegenüber keinesfalls unvoreingenommen. Mit einem Stich dachte Ava an Dr. Leigh, welche - sofern sie tatsächlich nicht schlecht über sie gedacht hatte - dies zumindest nicht hatte raushängen lassen. Das Dienstmädchen war nur noch am Rande aufmerksam und bekam nur nebenbei mit, was die beiden ihr höher gestellten beredeten. Die Tatsache, dass der Arzt so beinahe unschicklich nahe an sie herantrat und auch noch den Körperkontakt zu ihrer Herrin suchte behagte ihr nicht sonderlich.
Ava versank in Gedanken, hatte sie doch erneut mehr oder minder deutlich vor Augen geführt bekommen, wer sie war und dass sie scheinbar nichts richtig machen konnte. Sie hatte sich so sehr bemüht und ihre Worte mit Bedacht gewählt und voller Höflichkeit und Zurückhaltung vorgetragen. Dennoch half es alles nichts... Die Tatsache, dass sie am heiligen Sonntag im Gottesdienst ihre beschmutzte Dienstkleidung trug warf ein schlechtes Bild auf sie und vermutlich zugleich auch noch auf ihre Dienstherrin. Die Scham brannte in Avas Gesicht und sie kam sich hier erneut sichtlich fehl am Platze vor. Auch wenn sie all dies an und für sich gewohnt war, so war es doch jedes Mal aufs Neue ein Schlag in die Magengrube, der all ihre Bemühungen zunichtemachte. Während der Doktor sich erkundigte, inwieweit er Lady Craven helfen konnte und diese sich anstrengte um ihm zu schildern worum es ging, schweifte Avas Blick ab und sie besah sich die umherstehenden Stadtbewohner. Nun war sie eigentlich wiederum froh, dass niemand ihnen Beachtung schenkte.
Als Mrs. Justine erwähnte, dass sie Ava nach ihrer Medizin schicken würde blickte das Dienstmädchen kurz auf und sah direkt in die tiefbraunen Augen des Mannes. Schnell wandte sie den Blick wieder ab. Wohl war ihr bei dem Gedanken nicht, aber was sein musste, musste sein. Sie war gespannt, wie Dr. Smith auf den Vorschlag von ihrer Arbeitgeberin reagieren würde. Nun, solange der Mediziner ein guter Mann vom Fach war, musste es Ava egal sein was er von ihr hielt. Außerdem ging es hier ja auch nicht um sie, sondern die Lady. Das Wichtigste war, dass er dieser wohlgesonnen war und ihr entsprechend fachmännisch half. Was er über sie, das Dienstmädchen, dachte war erst einmal völlig nebensächlich. Zumindest hoffte Ava das...
OOC: Zum Entflechten schiebe ich mich mal mit Rebeccah dazwischen. Jake hat es jetzt eh nur noch auf Graham und Nevada abgesehen
Matt u. Rebeccah im Streitgespräch mit Jake, Nevada und Graham kommen dazu
Matts beruhigendes Lächeln ließ Rebeccah kurz den Schmerz vergessen. Seine Worte jedoch, mit denen er ihr erst versicherte wie leid es ihm tat, um dann das Versprechen zu machen, dass ihr nie wieder etwas passieren sollte, ließ sie trauriger lächeln. Sie hatte genug erlebt um zu wissen, dass es gegen so manches Böse in der Welt keinen Schutz gab, selbst dann nicht, wenn man die besten Absichten hatte, wie Matt. Doch um ihm das zu sagen fehlte ihr der Mut. Zumal es ihr auch trotz aller Zweifel gefiel, wie Matt ihr dieses Versprechen gab. "Versprich niemals etwas, Matthew, das nur schwer einzuhalten ist," sagte sie leise aber sanft und sehr froh darüber, dass Matt sich nicht mit Jake prügeln wollte. Das würde Jake sicherlich den Wind aus den Segeln nehmen. Zumindest hoffte Rebeccah dies. Aber war es nicht das beste, wenn man seinem Angreifer den Rücken kehrte und ihn schlicht ignorierte? Matt zumindest schien dies zu versuchen und Rebeccah ließ sich gerne darauf ein. Sie nickte, als er noch einmal bekundete Rücksicht üben zu wollen und humpelte ein, zwei Schritte. "Siehst du, es geht wirklich. Wir werden nur langsamer voran kommen." Sie warf bei ihren Worten einen Blick zurück auf Graham und die Mexikanerin, die sich ihnen genährt hatten und hoffte, dass der junge Deputy etwas Sinn und Vernunft in Jake hinein bekam. Zu ihrem Leidwesen war es die Mexikanerin, die als erste sie erreicht hatte und gekonnt provokant versuchte die Streithähne erneut aufeinander zu zutreiben. Wieso tat sie das? Rebeccah war über dieses Vorhaben so entsetzt, dass sie erneut stehen blieb und Matt leicht am Arm berührte, damit er mitbekam, dass sie nicht mehr folgte. Sie hatte nicht die Absicht Matt dieser Provokation auszusetzen, aber vielleicht war sein ruhiges Wesen von nöten um die Situation zu klären? Es war ein wenig seltsam anzusehen, wie es Jake auf einmal herumriss und er mit Worten auf die Mexikanerin losging. Ganz so als wäre Mat gar nicht mehr anwesend. Scheinbar war es ihm wirklich nur daran gelegen mit irgendjemanden in Streit zu geraden. Ganz gleich mit wem. Jetzt wo er wohl eingesehen hatte, dass Matthew sich nicht auf ihn einlassen würde, suchte er sich ein neues Opfer. Doch dieses hatte einen Begleiter bei sich, der dank seines Sterns, anders durchgreifen konnte wie Matthew. Zumindest erhielt Jake eine gewaltige Ohrfeige, die Rebeccah sichtlich grinsen ließ. Recht so. Geschah dem Großkotz völlig recht! Vielleicht lernte er jetzt sich zusammenzureißen. Er würde ja wohl kaum einen Deputy verprügeln? Zu zutrauen war es Jake jedoch und Rebeccah machte sich keine Illusionen über ihren Mitschüler. Deswegen war sie mehr als dankbar, als Matt Graham gegenüber erwähnte, dass er keinen Ärger wollte und die Sache dem Deputy zu regeln überließ. Er verabschiedete sich vertrauensvoll von diesem Barclay, von dem Rebeccah noch zu wenig wusste. Aber scheinbar kannten sich Matthew und der Deputy gut genug, um auf Basis des Vornamen miteinander umzugehen. Sie nickte eilig, als Matt zum Aufbruch drängte und nichts war ihr lieber als von hier fort zu kommen. Die Schaulustigen hatten sich doch in einem arg engen Kreis um sie herum zusammengedrängt und es fing Rebeccah langsam an unangenehm zu werden. Nicht nur wegen der körperlichen Nähe zu all den fremden Menschen, sondern auch der Blicke wegen. Im Mittelpunkt war sie noch nie gerne gestanden und wollte damit nicht ausgerechnet am Tag des Herrn anfangen. "Ja, lass uns gehen," sagte sie zustimmend und griff wieder etwas beherzter nach seinem Arm, um sich in seinem Schutz einen Weg durch die Menschen zu bahnen.
Ein paar gehumpelte Schritter weiter konnte Rebeccah wieder durchatmen und sogar ein wenig lachen. "Das war ganz schön knapp nicht," sie schüttelte in Gedanken an Jake, dessen laute Stimme bereits wieder aggressiv und angriffslustig zu hören war, den Kopf. "Alles nur wegen einer kleinen Entschuldigung. Die zwar nicht nötig gewesen wäre, aber... danke," sie sah an Matts Seite hinauf und hatte angesichts des stattlichen Anblicks neben sich und der Aussicht mit Matthew noch eine kleine Weile länger Zeit verbringen zu können, längst Nicholas und Luka vergessen. Zumindest aber der Plan Luka zu bitten Nicholas zu suchen und Bescheid zu geben. Sie wollte jetzt nur noch weg von diesem Raufbold, der keine Ruhe gab und scheinbar nicht vor dem Deputy zu kuschen vorhatte. "Ich meine danke dafür, dass du es versucht hast. Nicht jeder hätte das wohl getan."
Luka abseits, andere Bürger auf dem Platz + Streithähne
Luka stand immer noch etwas abseits, weil er sich weiterhin nach Nicholas umschaute. Allerdings füllte sich nun nach dem Gottesdienst natürlich der Kirchenplatzder dann aber, wenn auch langsam, von einem jungen weissen Mädchen auf Krücken. begleitet von einer jungen Farbigen. Luka schaute nur kurz. Aber sie schienen sich zu verstehen und Luka war froh, dass hier nicht alle Vorurteile hatten. Andere kamen und gingen. Menschen, die er nicht kannte. Ein großer, korplenter Kerl, der irgendwie sehr gutmütig aussah, begleitet von einer jungen, attraktiven Dame. Ein Mann mit seiner Frau und zwei Kindern ... ein blass aussehendes Dienstmädchen mit wohl ihrer Arbeitgeberin, welche sehr viel blasser aussah ... und welche dann denn Mann mit der Familie ansprachen. Und dann war da noch ein Päächen mit einem kleinen Mädchen an der Seite. Der Mann hatte links und rechts die junge Frau und das Mädchen am Arm. Sie wirkten wie eine Familie, aber auch sie kannte Luka nicht und erneut wurde ihm bewusst, wie wenig Menschen er hier kannte. Dann kamen noch der Sheriff, ebenfalls in Begleitung von Menschen, die Luka nicht kannte, sowie ein Mann mit einer, wie Luka glaubte, Indianerin und einem Jungen. Wow, Luka war beeindruckt: Farbige, Indianer, Südländerinnen ... war der Ort doch voller Aussenseiter, ihn eingeschlossen. Na, so schlimm konnte es hier also eigentlich nicht werden, wenn Luka sich entschloss, wirklich länger hier zu bleiben. Kurz glaubte er dann auch den Reverend zu sehen, wie dieser mit einem kleinen Jungen in der Kirche verschwand.
Auch erblickte Luka eine südländische Frau und einige andere junge Männer, wie dann auch Rebeccah und ihren, wie sagte man? Galan? Luka schaute aber alles aus der Ferne an. So dann auch den Streit, der sich da abzeichnete. Aber der junge Mann, wie hiess er noch? Matt, schien ruhig zu bleiben. Aber dennoch wuchs dies zu einem handgreiflichen Streit aus, auch wenn es nun wohl eher um die Südländerin ging und -zack- der junge Mann bekam eine Ohrfeige von dem anderen, dessen Deputystern Luka aber nicht sehen konnte. Jedenfalls war dies einfach eine Angelegenheit, die Luka nichts anging. Außerdem sah er dann auch bald nicht mehr, was vorsich ging, da sich schon einige Schaulustige um die Streithähne versammelt hatten. Nur eines war Luka wichtig: Das Rebeccah nichts passierte. Schliesslich war sie die Tochter seines Chefs und Vermieters.
Aber dann lösten sich dieser junge Galan und Rebeccah, leicht humpelnd. aus der Traube und gingen in Richtung Hauptstrasse. Kurz glaubte Luka noch zu erkennen, wie glücklich die junge Rebeccah wirkte. Nein, sie war wohl in guten Händen. Und alt genug war sie ja auch. So wollte Luka die beiden auch nicht weiter stören. Er hatte eh vor, nun nach Nicholas zu schauen und begab sich somit auf dem schnellsten Wege zum Saloon. Die anderen hier waren ihm erst einmal egal. Sich als Fremder einmischen, war nicht sein Ding. Zumindest nicht so lange Gefahr in Verzug war.
Auf einmal standen sie da. Eric hatte auf der einen Seite seine kleine Nichte am Arm und an der anderen Seite ... Miss Tucker , was er fasst nicht glaube konnte und immer noch hallte ihre Frage nach, in der Kirche: „Ich hoffe doch, es hat Ihnen nicht wieder die Sprache verschlagen.“ Doch, es hatte ihm die Sprache verschlagen. Aber er war glücklich, dass Selina seine Geste angenommen hatte und ihre Hand auf seinen anderen Arm gelegt hatte, so wie Sarah. Aber ja, Eric war heute wohl wirklich ein Rätsel für seine Nichte. Er war sich selber ein Rätsel. Aber er schaute auch irgendwie glücklich. So etwas hatte Eric so noch niemals erlebt. Es war nicht so, dass es da nicht mal die eine oder andere Frau gegeben hatte. Aber was hier heute mit Miss Tucker passierte, war ihm einfach vollkommen neu. fast ein wenig stolz und doch innerlich unsicher war er dann mit den beiden Damen, der kleinen und der Großen auf den Kirchenplatz getreten. Es war schön, irgendwie, diese beiden Hände an seinen Armen zu spüren. Fast wie eine Familie.
Und fast automatisch hatte er dann Sarah angeblickt und konnte ihren Blick gerade nicht deuten. Was nur war denn nur mit ihm los? Er war doch sonst nicht schüchtern oder unsicher und was wollte denn Sarah ihm nur jetzt wieder mit ihrem Blick sagen? Aber dieser schien sich zu entspannen, als Miss Tucker dann Erics Arm annahm ... ja, Sarah schien innerlich fast aufzuatmen. Wie lieb und sensibel das Kind doch war ... Das Augenzwinkern zwischen den beiden Frauen nahm er dann aber nicht wahr.
Und da standen sie dann. Lauter FGremde Leute um sie. Und nun wurde Eric bewusst, dass er wohl einen echt groben Fehler gemacht hatte. Er hielt einfach inne, versuchte die Menschen um sich herum wahrzunehmen, aber auch ihm bliess der Kalte Wind, wie Sarah, unangenehm in die Augen.
Kurz versuchte er den Platz zu überblicken: Lauter fremde Leute. Und doch war da dann auch kurz John und Terry, der aber wieder mit seinem Jungen in die Kirche ging. Warum? Und dann war da noch so ein Streit zwischen jungen Menschen. Normalerweise hätte Eric sehr viel mehr auf seine Umgebung geachtet. Aber diesmal war es irgendwie anders. Und dann kam da Miss Tuckers Einwand: „Sie wissen das sicher selbst, aber was wir hier tun, ist sehr gewagt.“ Eric schluckte und nickte nur erst stumm. Ja, er war sich dessen irgendwie bewusst. Aber er war in einer Großstadt aufgewachsen. Unbewusst dachte er einfach "moderner". Aber Miss Tucker? Warum sagte sie dies und hatte dennoch seinen Arm genommen? Noch nie fühlte er sich so hilflos und dennoch wollte er es nicht zeigen. Auch wegen Sarah nicht. »Ja, ich weiss ... « sagte er dann einfach nur mit einem Lächeln. Aber dann lauschte er weiter Miss Tuckers Worte. Was diese aber so reizende Dame dann sagte, machte ihn baff. Dennoch löste er dann mit einer sehr behutsamen Handbewegung Selinas Hand von seinem Arm und während sie dann weiter gingen und er so alles hinter sich liess, was da auch passierte, der Streit und so, schaute er Selina an und sprach:»Ich danke Ihnen für Ihre Umsicht. Aber ich mache mir eher Sorgen um Sie. Es war unhöflich von mir ...« Es tat Eric leid, dass er Miss Tuckers Hand behutsam von seinem Arm genommen hatte. Es hatte sich so gut angefühlt. Aber sie hatte Recht. Er war hier nicht in einer modernen, eher aufgeschlossenen Großstadt.
Aber viel schlimmer fand er dann, dass Miss Tucker es wohl gewohnt war, dass man schlecht über sie dachte. Ja, das erschreckte Eric dann wirklich. Aber Eric war nicht dumm: Sie war hier die Schmiedin, ein ungewöhnlicher Beruf für eine allein stehende Frau. Und dann hatte sie sich auch noch bei einem fremden Mann in dessen Arm ein gehakt.
»Es tut mir wirklich sehr leid ...« sagte Eric einfach nur noch. Er kam sich total dumm vor. Aber er war so etwas einfach nicht gewohnt. Kurz schaute er zu Sarah, welche immer noch ihre Hand auf seinem Arm hielt und auf einmal löste er auch dies, aber nur, um seinen Arm um seine Nichte zu legen. Meine Güte, was war nur in ihn gefahren?
Und so entfernten sie sich von all den Menschen, die Eric eh nicht kannte und der Streit war ihm auch gerade egal, denn er schien dann ja gut ausgegangen zu sein, auch wenn er kurz noch einen Blick auf die Mexikanerin und den Deputy und dessen Schwester warf, aber nein, er war noch zu neu hier, um sich einzumischen.
Und so gelangten sie schliesslich auf die Lake Street und Eric räusperte sich kurz erneut und meinte, als er sich sicher war, dass es niemand mitbekam: »Miss Tucker, ich danke Ihnen für Ihre Umsicht. Aber es liegt an mir. Ich habe einen Fehler begangen. Ich hätte nicht ...« Eric fühlte sich furchtbar. Auch seiner kleinen Sarah gegenüber, die ja alles mitbekam. Was musste sie nur über ihn denken? Aber er kannte seine Sarah auch. Sie war viel zu lieb und nachdenkend und ... ja was? Erwachsen? ...dennoch war es Eric unangenehm. Und doch fühlte er sich angenehm wohl in Begleitung dieser beiden Damen und damit meinte er nicht nur Selina. Er war irgendwie froh, dass Sarah dabei war. Denn wie sie hatte er doch auch kaum wen wirklich. Er liebte seine Nichte über alles. Aber natürlichn würde er niemals mit ihr über seine Gefühle für miss Tucker reden... oder doch? Nein, zumindest nicht heute, denn er kannte sich ja selber nicht mehr in diesem Moment
Matt u. Rebeccah im Streitgespräch mit Jake, Nevada und Graham kommen dazu
Ganz wie sie beabsichtigt hatte berührte Nevada mit ihren Worten einen empfindlichen Punkt bei Jake. Seine Reaktion überraschte sie trotzdem, zeigte jedoch viel über den Burschen.
Was wird das denn? Am Ende geht es dem Begel gar nicht um das Mädchen und er ist nur auf Ärger aus.
Plötzlich schien die Begegnung zwischen Matt und dem Jüngeren eher zufällig und der Punkt, gegen den Callahan sich richtete war womöglich vollkommen austauschbar.
Seine Reaktion auf ihre Worte war jedenfalls heftiger und direkter als sie erwartet hatte. Das Funkeln in den Augen der Mexikanerin blieb, doch es war schwer auszumachen, ob sie noch immer amüsiert, oder nun ebenfalls wütend war. Statt vor dem Jüngeren, der inzwischen die Fäuste geballt und sich ihr zugewandt hatte, zurück zu weichen straffte sich die Haltung der jungen Frau und sie stemmte eine Hand in die Hüfte, während sie den Oberkörper leicht nach vorn neigte.
„Caray! Nach Oben nur bellen und den Schwanz einziehen Cobarde, aber ner Frau würdest Du sofort die Fresse polieren das glaub ich gern. Un cabrón de siete suelas!“
Die Mexikanerin sprach abfällig und noch immer lag Spott in ihrer Stimme.
Sie bemerkte schemenhaft, dass Matt und Rebecca sich zurückzogen, doch noch bevor sie selbst ausgesprochen hatte war Graham an ihrer Seite. Nevada hatte keine Angst gehabt, doch sie war froh, dass der Deputy sich vor sie stellte.... zwischen sie trat... Nein, was wurde das denn?
Unvermittelt und schneller, als sie gucken konnte, hatte der Gesetzeshüter dem Jungen eine verpasst und stieß Callahan gekonnt nach hinten. Der Schlag wirkte so beiläufig, dass Nevada sich erneut mit der Tatsache konfrontiert sah, dass Graham gewiss nicht der Kirchenknabe war, für den sie ihn Anfangs gehalten hatte. Statt eines Faustschlages verpasste er Jake nur eine Ohrfeige und die Mexikanerin feixte innerlich. Natürlich nahm der Deputy den Jüngeren als Gegner nicht ernst, sondern strafte ihn einfach ab, was als Geste demütigend aber wahrscheinlich auch deutlich genug war, um den Streit hier zu beenden.
Bedeutsamer war jedoch was ihr Begleiter sagte. Das Grinsen verschwand und ein beinahe verlegenes Lächeln huschte über die Züge der jungen Frau, als ihr bewusst wurde, dass Graham ihre Ehre verteidigte. Das er sich öffentlich und so deutlich für sie einsetzte schmeichelte der Mexikanerin nicht einfach... es gab ihr vielmehr das Gefühl das sie sich wirklich nah waren und sich von Angesicht zu Angesicht begegneten. Die Worte des Burschen waren an sich gar kein Drama. Er hatte ja sogar recht, sie war eine Hure. Eine Dame hingegen wollte sie höchstens sein, dies gelang ihr jedoch kein bisschen und daran waren nicht nur die Umstände und ihre Arbeit im Saloon schuld. Nevada mochte versuchen das Gebahren der anderen Frauen in der Öffentlichkeit nachzuahmen, aber was außer Geld machte einen wirklich zu einer Lady? Die Welt und die Unterschicht in die sie hineingeboren worden war hatten die junge Frau geprägt und nachdem sie Mexiko verlassen hatte, hatte sie in den Hurenhäusern sicher nicht die beste Gesellschaft gepflegt. Vorhin jedoch, als sie den Arm den Graham ihr angeboten hatte genommen hatte und sie gemeinsam wie ein Liebespaar gegangen waren, da hatte sie sich wie eine Lady gefühlt. Der Sternträger is nen verdammter Ritter. Der is einfach so, dass er für jedes Weib in die Bresche springen würde einfach weil er so verdammt anständig ist. Für den bin ich auch nichts besseres als für Jake, aber der Barclay geht nicht so mit Frauen um, egal wer sie sind und was sie treiben! Das hat gar nichts mit mir zu tun, ich müsst ja närrisch sein darüber nachzudenken. Kaum einer hier weiß besser, dass ich ne Hure bin, der is ja nicht blöd, ne, nun wirklich nich.
Aufmerksam beobachtete Nevada die Szenerie, denn zum einen wusste sie nicht, wie unvernünftig Jake war und zum Anderen erinnerte sie sich an Dean Forsters mahnende Worte, denn wenn es jetzt noch mehr Ärger gab und dieser erfuhr, dass sie sich mit ihrem Mundwerk in Schwierigkeiten gebracht hatte würde der Boss ihr eine Tracht Prügel verpassen. Der wird sich hüten mich zuzurichten. Wenn man sich bei dem Gringo auf was verlassen kann, dann das er die Dollarzeichen auf meinem Arsch blitzen sieht. Vor dem brauch ich keine Angst haben, der is schön vorsichtig, nen Hitzkopf ist Foster nicht.
Jake mit Matt u. Rebeccah im Streitgespräch, Nevada und Graham kommen dazu (Matt und Rebeccah gehen)
Für Jake war Matt und Rebeccah längst vergessen. Sein Augenmerk lag alleine auf Graham und diese Mexikanerin. Dies zeigte sich sichtlich nicht von seinem Gehabe beeindruckt und er konnte nur schwer einschätzen, ob das Funkeln in ihren Augen Belustigung oder gar Wut war. Sie wich nicht einmal vor ihm zurück. Das irritierte Jake nun doch. Er war bisher nur Frauen begegnet, die Angst zeigten, sobald man ein wenig lauter und grober wurde. Diese hier nicht. Statt dessen fing sie sogar an ihn zu beschimpfen und obwohl sie in ihre Sprache verfiel, war sich Jake sicher, dass es keine schmeichelhaften Worte waren.
Aus den Augenwinkel nahm er wahr, dass Matt und Rebeccah nach anfänglicher Überraschung die Gelegenheit nutzen, um sich davon zu schleichen. Ihm war das einerlei. Er hatte längst neue Opfer. Eines davon schob sich gerade zwischen ihn und die Mexikanerin. Der Deputy. Kaum älter als Jake selbst und höchstens nur ein halber Kopf größer. Den würde er mit Leichtigkeit in Grund und Boden stampfen. Aber natürlich hatte er Matts Worte von zuvor gehört. Von wegen Langfinger. Jake knurrte getroffen und ballte die Fäuste so fest er konnte. Er war kein Langfinger. Er war nicht mal ein Dieb. Er hatte nur vor Wochen ums Überleben gekämpft und da waren ihm die Gesetze nun einmal scheißegal gewesen. Ja, er hätte fast sogar getötet, um seine Mutter und Geschwister vor dem Hungertod zu bewahren.
Als Graham den umsehenden Menschen zurief, dass sie sich gefälligst verziehen sollten, hob Jake zum ersten Mal den Kopf und nahm bewusst war, wie viele Kirchgänger sich inzwischen um sie gescharrt hatten. Na großartig. So viel Aufsehen hatte er gar nicht erregen wollen. Doch das hatte Jake nicht davon abgehalten sich verbal auf die Mexikanerin einzuschießen. Er hatte nur die Rechnung ohne den Deputy gemacht, der fixer als Jake hätte reagieren können, einen Schritt auf ihn zumachte und... Patsch, schon saß eine schallende Ohrfeige. Jake musste vor Überraschung blinzeln und ehe er benommen den KOpf hätte schütteln können, fühlte er sich von Barclay nach hinten gestossen. Er brauchte schon all sein Können, um nicht nach hinten auf seinen Allerwertesten zu fallen und stolperte unbeholfen ein paar Schritte nach hinten. Zorn blitzte in seinen Augen auf, als er wieder festen Stand fand und Barclays Worte vernahm. Die Backe brannte wie Hölle, aber er verbat es sich mit der Hand sie abzutasten. Sie tat weh, mehr musste er nicht wissen.
Und so ein Angeber....versteckt sich also hinter seinen Stern. Aber das jagte Jake keine Angst ein. Statt sich aber sofort wütend auf Barclay zu stürzen, fing er an zu lachen und zeigte dann auf die Mexikanerin. "Die und ne Lady, Barclay... oh sorry... Deputy Barclay... nee, die und ne Lady? Dann is die olle Porter ne First Lady. Und wenn das alles iss was du drauf hast um ne Lady zu beschützen... dann lach ich mich kaputt."
Wäre die Situation nicht so explosiv gewesen, sie hätte durchaus einen komischen Beigeschmack gehabt. Allein schon, wie das laute Klatschgeräusch ein Grinsen auf die Gesichter der Schaulustigen zauberte, als seine flache Hand Jakes Wange traf, wäre das Schauspiel wert gewesen. Nevada hatte sich als überraschend mutige Mitstreiterin entpuppt, wiech keinen Milimeter vor dem Großmaul zurück, sondern übergoss ihn mit einer Flut an spanischen Schimpfwörtern, der auch der Bengel wohl nichts mehr entgegen zu setzen hatte. Der stolperte unter der Backpfeife wie geplant ein Stück nach hinten und blinzelte. Mumm hatte er ja, der Kleine und nach seiner Reaktion zu urteilen, war es auch nicht das erste Mal, dass er einsteckte. Graham kannte diesen verschlossenen Gesichtsausdruck genau. Es war wie eine Mauer, hinter der man sich versteckte, um nicht verletzlich zu sein. Allerdings verschwand der Hauch von Mitgefühl, den Graham empfand gleich wieder, als der Junge auffuhr.
Er hatte keine Ahnung, was ihn bewogen hatte, Nevada zu verteidigen, aber sie war nett zu ihm gewesen, als sie keinen Grund gehabt hätte und sie gab ihm ein Gefühl von Selbstwert, welches ihm neu war. Es war dumm, deswegen zu glauben, er schulde ihr etwas, aber der Reflex war wie von selbst über ihn gekommen, noch ehe er Zeit hatte, ihn aus zu werten. Als sie ihn zusammengeflickt hatte, da hatte sie ihn kurz hinter die Fassade der glamourösen Hure blicken lassen. Dahinter war sie genauso eine Ausgestoßene wie er selbst. Das machte wohl einen großen Teil ihrer Anziehung aus. Das sie genau wie er jeden Tag den Bewohnern von Camden ein spöttisches, ablehnendes Gesicht zeigen musste und ihr nicht erlaubt wurde, sie selbst zu sein. Dafür, dass sie ihm das Gefühl vermittelte nicht allein zu sein, hatte sie die Unterstützung verdient, fand er. Seine Schulter berührte die ihre, so nah stand er vor ihr und eigentlich hätte er sich gerne nach ihr umgesehen. Fand' sie jetzt, dass er ihr Held war? Konnte er sich irgendwie nicht vorstellen. Aber zumindest gaben sie ein gutes Kampfpärchen ab, fand er. Bisher hatte sie sich ja genauso wenig gescheut, sich die Hände schmutzig zu machen, wie er selbst.
Geistesabwesend nickte er Matt zu, der sich gerade mit seiner Liebsten aus dem Staub machte. Er konnte allerdings den Stich der Enttäuschung nicht ganz unterdrücken, dass sein Freund ihn hier stehen ließ, wo die Sache gerade erst heiß zu werden drohte. Ebenso wie er blanke Verständnislosigkeit im Blick des anderen Jungen erkannte. Aber Matt war trotz aller gegenteiligen Behauptungen doch verdorben von den Predigten seines Alten, sie wären etwas besseres, als das Gesindel. Das der alte McKay darunter auch Graham zählte, vergaß Matt dabei wohl allzu gerne. Der Callahanbengel drängte sich derweil wieder in den Vordergrund. Scheinbar war er wirklich scharf auf die Tracht Prügel. Hatte wohl zu Hause zu wenig davon, dachte Graham düster, obwohl er schon wusste, dass das genau Gegenteil der Fall war. Zu altvertraut waren ihm die großmäuligen Behauptungen und die Sticheleien, die ihn zu einem Angriff provozieren sollten. Unbeeindruckt starrte er den Knirps an und schenkte ihm dann ein vollkommen freudloses Lächeln. Es hatte Zeiten gegeben, da hätte er sicher als erstes die Fäuste fliegen lassen und Jakes Gesicht in den Schnee gesteckt, bevor der Zeit hatte, die Worte „Deputy“ und „Barclay“ aneinander zu reihen.
Er hätte ja sagen können, dass er nicht auf Streit aus war, aber das wäre eine Lüge gewesen, dachte er und zeigte Callahan die Zähne, in der Hoffnung, dieser würde das als Lächeln missverstehen. „Ich bin sicher, du weißt alles darüber, was 'ne Lady ausmacht.“ spottete er zurück. „Deine Ma is' bestimmt auch 'ne Lady; hab' gehört, sie verrichtet ihre Arbeit beim Major auf'm Rücken liegend. Oder schaut er sich dabei lieber ihren Hinterkopf an?“ Nur für den Fall, dass Jake zu blöd - oder zu unerfahren – war, um zu kapieren was er meinte, formte er mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis und stieß den Zeigefinger hinein.
Die körperliche Nähe bekräftigte ihre Verbundenheit und Nevada genoss die Intensität der Situation. Selbst die aggressive Spannung beunruhigte sie nicht, sondern schien der Mexikanerin eine willkommene Abwechslung. Die junge Frau fühlte sich nicht zuletzt aufgrund der Anwesenheit des Deputys vollkommen sicher, doch auch wären sie allein gewesen hätte sie in Jake keine ernste Bedrohung gesehen. Das Ausmaß der Auseinandersetzung reichte jedoch aus ihr Blut in Wallung zu bringen und dieser Kick war der Mexikanerin mehr als willkommen. Der jüngere Bursche war ein ganzes Stück kleiner als Graham, doch er kassierte die Maulschelle ohne große Regung. Der Bursche war sichtlich überrumpelt, aber beeindruckt schien er nicht. So brauchte er auch nicht lange, bis er den Schlag abgeschüttelt hatte und begann um den nächsten zu bitten. Er provozierte Graham und Nevada konnte nicht umhin angesichts der Kaltschnäuzigkeit des Bengels einen Funken Respekt zu empfinden. Das Lachen unterstrich, wie wenig beeindruckt der Geohrfeigte war, doch Nevada folgte den Worten des Jungen mit einem aufmerksamen und keineswegs gekränkten Gesichtsausdruck. Die Herausforderung, die der Knabe an Graham richtete war knisternd wie Zunder und die Mexikanerin war gespannt, wie der Sternträger reagieren würde. Sie hoffte ebenso sehr auf eine Eskalation, wie darauf, dass der Deputy noch weiter gehen und sich für sie ins Zeug legen würde.
Jedenfalls ist er nicht blöd genug jetzt hier vor Zeugen auf den Deputy loszugehen.
Graham jedoch konterte so herrlich, das nun Nevada in glockenhelles Gelächter ausbrach. Ihr Lachen war so schneidend wie Eis und trotz der echten Heiterkeit lag eine Kälte darin, die erahnen ließ wie herzlos die junge Frau sein konnte. Suchend, als könne sein Hinterkopf etwas über die Gedankenwelt dahinter preisgeben strich der Blick der Hure über Graham, denn dessen öffentliche Beleidigung richtete sich ja nicht nur gegen den Knaben, sondern auch gegen dessen Familie und den Major. Der Junge war keine ernste Bedrohung, aber wenn er sich so hinreißen ließ brachte der Sternträger sich womöglich in ernste Schwierigkeiten. Am Ende würde noch einer der Angesprochenen seine Ehre mit dem Revolver wiederherstellen wollen. Nevada fand den Gedanken Graham bei einem Duell zu verlieren wenig reizvoll, genau bei solchen Aussichten hörte der Spaß nun wirklich auf. Da er so dicht vor ihr stand, dass sie sich berührten streckte die Mexikanerin unauffällig die Hand nach vorn legte sie für einen Moment an Grahams Seite. Durch die Jacke hätte der junge Mann gewiss kaum etwas von ihrer Berührung bemerkt, deshalb ließ sie ihn den Druck ihrer Finger knapp unter seinem Gürtel an seiner Hüfte spüren. „Vorsicht“ Die säuselnde Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und würde von den Umstehenden nicht vernommen werden. Nevada war nicht sicher, wie bewusst Graham seine Worte gewählt hatte, aber es schien ihr besser ihn zu verärgern indem sie ihn unnötig warnte, als dass sie zuließ, dass ihr Beschützer sich um Kopf und Kragen redete.