Alice und Dean im Schankraum, Kate am Fenster versteckt
Dean sah auf sie hinab, wie sie so erwartungsvoll lächelte. Die Sekunden schienen sich zu dehnen, während er Alice ins Gesicht schaute. Dann beugte er sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuß, den die junge Hure genoss, allerdings war sein Grinsen danach nichtmehr das selbe wie vorhin. Sie konnte es nichtmal genau benennen. Es erreichte nicht die Augen, das war das einizge was ihr auffiel. Der Kuss vermisste auch die Leidenschaft, die er vorhin noch an den Tag gelegt hatte und seine Stimme war wieder bedeuten geschäftsmässiger als zuvor. Alice versuchte zu ergründen ob sie etwas falsch gemacht hatte und wenn ja, was es gewesen sein könnte, aber sie kam zu keinem wirklichen Schluss. Entsprechend liess sie Dean los, als dieser beschloss, das die Tanzerei für heute vorbei war. Ja, die Gefahr sich wie eine echte Dame zu fühlen war definitiv da gewesen. Die anderen Kleider wollte er sehen, gut, das war etwas das sich leicht umsetzen liess und Alice nickte, ging zu dem Tisch auf dem sie die Kleidungsstücke ausgebreitet hatte und schlüpfte aus dem was sie derzeit trug. Nichtmal der neuerliche Klaps auf ihren Hintern schien Dean aus dieser seltsamen Stimung zu reissen. Alice rieb sich kurz über die Haut, nackt im Schankraum war nicht allzu angenehm und sie schielte eher beiläufig zum Fenster herüber, an dem sie wieder das Gesicht sah, das aber eher auf Dean fixiert zu sein schien. Hatte er eine Verehrerin?
Alice pickte sich das freizügigste ihrer Kleider heraus und schlüpfte hinein, tiefes Dekoltée, kurz und wirklich nur wenig ihres jungen Körpers verbergend trat sie direkt vor Dean, beugte sich vor und liess ihn so tief in ihren Ausschnitt blicken, lächelte ihn frech, gar ein wenig verführerisch an. "Wie ist das?" zwinkterte sie ein wenig keck, richtete sich auf und drehte sich herum, sah ihn über die Schulter hinweg an und beugte sich dann vor, die Beine weiter gestreckt, ihm so einen reizvollen Blick bietend, bei dem er fast den Ansatz ihres Hinterns bewundern konnte und was darunter lag. "Oder ist es so besser?" kicherte sie frech, rückte näher an Dean heran, setzte sich leicht über dessen Schoss und schwang mit den Hüften hin und her. Immerhin hatte sie nun zwei Zuschauer denen sie eine kleine Show bieten konnte. Es machte Spass so zu spielen und eventuel wurde sie später mit einer hübschen Eifersuchtsszene belohnt. Eine zu verlockende Vorstellung. Alice erhob sich und schritt erneut, mit dem Gang einer Katze, durch den Schankraum, vollführte einfache, alltägliche Arbeitshandlungen mit unsichtbaren Objekten, bei denen sie sich gekonnt in Szene setzte, necke, lockte und reizte, ohne dabei aufdringlich zu wirken.
Es war zwar boshaft was sie hier tat, besonders da sie wusste das sie und Dean beobachtet wurden, aber es war einfach zu verlockend. Die Vorstellung das da vor dem Fenster eine brave Bürgerin stand, die vermutlich ihren Augen nicht traute, entsetzt war über das was hier gespielt wurde, so eine bigotte, puritanistische, versteifte und zugestaubte alte Schachtel gar, das war zu schön um war zu sein. Das Bordell war ja ganz neu und es war nichtmal unwahrscheinlich das brave Bürger sich über das Ausmass der Sünde hier informieren wollten. Alice trat wieder vor Dean, stellte ein Bein auf den Stuhl auf dem er sass, schenkte ihm so, aus seinem Winkel heraus, perfekten Einblick und sah verführerisch zu ihm hinab. "Da bekomm ich fast wieder Lust meine Chef nochmal zu kosten." Säuselte sie, nahm den Fuss wieder runter und beugte sich erneut vor, so das man sie vom Fenster aus nicht sehen konnte, bestenfalls ihren Hinterkopf und der ruhte über einer ganz bestimmten Stelle bei Dean. Von unten herauf sah sie Dean an. Ob er auch nochmal wollte? So konnte sie ihm zeigen wozu ihr Mundwerk noch in der Lage sein konnte, wenn sie selber die Führung úbernahm. Wenn nicht, es würde die Wirkung auf die Beobachterin sicher nicht verfehlen.
Seine Konzentration war weg, die Lust und die Stimmung verflogen, daran ließ sich nichts mehr ändern. Dean war auf intellektueller Ebene noch immer recht gut in der Lage zu beurteilen, wie aufreizend das Kleid war, das sich Alice als nächstes heraussuchte. Nur genießen konnte er den Anblick nicht mehr recht. Und da er nichts von der Zeugin am Fenster bemerkt hatte, verwunderte ihn der anhaltende und außergewöhnliche Enthusiasmus, den die Kleine für ihre Vorstellung aufbrachte. Sicher, es war möglich, daß sie einfach gut Wetter machen wollte, gleich bei ihrem neuen Chef eine bevorzugte Stellung ergattern – ohne zu wissen, daß sie bei Dean eine gewisse Schwelle der Wertschätzung niemals würde überschreiten können, weil er seine Prinzipien hatte, was Mädchen anging. Dennoch, selbst wenn er ihr eine solche Absicht unterstellte, war ihr Engagement sonderbar. Fast schon ein wenig unwillig runzelte er die Stirn, als sie nach einigen Posen mit tiefen Einblicken in Worten wie Körperhaltung ziemlich deutlich darauf hinwies, was sie gern gleich noch einmal tun würde. Es konnte ihr kaum entgehen, daß ihr Versuch bei ihm diesmal kaum eine körperliche Reaktion hervorrief. Der Bostoner war eher überrascht, und auch etwas ärgerlich. Auf sie und ihre unerwartete Initiative? Auf seine verdorbene Laune? Auf Kate und ihre Halsstarrigkeit? Vermutlich auf alles zugleich.
Unwirsch schüttelte er den Kopf und schob sie ein Stück zurück. "Nicht jetzt, Mädchen! Was du kannst, davon habe ich für heute genug gesehen. Ich will, daß du in Form bist für die Kunden." Er hatte dabei den nüchternen Tonfall eines Geschäftsmanns. Nicht einmal ein schlüpfriger Witz wollte ihm mehr über die Lippen – zum Henker, ihm fehlte etwas, aber er würde den Teufel tun und zu diesem bocksbeinigen Frauenzimmer gehen, um reumütig an ihre Tür zu klopfen! Sie war es doch, die sich immer und immer wieder quergestellt hatte, verflucht noch eins! Er griff nach der Tasse mit dem inzwischen nur noch lauwarmen Kaffee und nahm einen Schluck daraus. Das Gebräu schmeckte, wie halb abgestandener Kaffee nun einmal schmeckte, und es paßte damit ziemlich exakt zu seiner Stimmung. Etwas härter als notwendig stellte er die Tasse zurück auf den Tisch und starrte einige Momente vor sich hin. Wieso eigentlich sollte er nicht zu ihr gehen..? Es sagte ja niemand, daß er wie ein Bittsteller auftreten mußte – was sein Stolz ohnehin niemals zugelassen hätte. Nein, im Gegenteil: Er würde die Wirtin allein abpassen und sie zur Rede stellen! Er würde ihr klarmachen, was er hier alles tat – er verzichtete zugunsten eines seßhaften Lebens auf seine gewohnte Freiheit, er plagte sich mit Finanzfragen herum, er lud sich all die lästigen Pflichten auf, die es mit sich brachte, wenn man ein Geschäft führte, ganz gleich ob es ein Gemischtwarenladen oder ein Freudenhaus war... die Sicherung des Nachschubs an gutem Angebot, die Sorge um die Kundschaft, das Geld, die laufenden Kosten und Einnahmen und so weiter.
Auf wofür das alles? Für sie, verdammt, es war doch letzten Endes alles nur für sie! Weil er genau wußte, daß man sein ungebundenes Vagabundenleben nicht mit einer Frau teilen konnte. Hier und da ein Mädchen, überall naschen, das war kein Problem. Aber eine immer bei sich haben, das war nur möglich, wenn man ein gesichertes Auskommen hatte, sie ernähren konnte, ihr ein Heim bieten. Wie ein jämmerlicher, langweiliger Durchschnittsbürger! Und das alles nahm er auf sich, ihretwegen. Konnte er da nicht verlangen, daß sie ihm nicht nur einfach die kalte Schulter zeigte?! Dean schnaubte wütend. Dann wurde ihm bewußt, daß immer noch die Kleine vor ihm stand und angesichts der plötzlich so ruppigen Behandlung vermutlich nicht wenig verunsichert sein mußte. Und auch wenn sie ihn gerade mit ihren Avancen auf dem falschen Fuß erwischt hatte, konnte sie ja nicht wissen, daß dem so war. Sie hatte sich redlich bemüht, sich willig und erfahren gezeigt. Er schluckte also seine Wut, soweit es möglich war, und nickte mit dem Kinn in Richtung der verbliebenen Kleider. "Also schwing deinen Hintern schon in die anderen Sachen – mir geht gutes Geld verloren, wenn du ihn dir verkühlst, Schätzchen." Halb klang noch die Gereiztheit aus seiner Stimme heraus, halb war es wieder seine gewohnte charmant-herablassende Art, mit den Mädchen zu reden.
Unwirsch schüttelte er den Kopf und schob sie ein Stück zurück. Eine deutlich heftigere Reaktion als sie erwartet hatte und entsprechend richtete sie sich wieder auf, zog sich von Dean zurück. Im Grunde war sie sogar froh, denn so kurz nach dem Testritt oben, würde sie recht lange brauchen um aus Dean noch was rauszuholen. Das hier im Schankraum, kniend zu berwerkstelligen stand nun nicht sehr weit oben auf ihrer Wunschliste. Dean baute die goldene Brücke, das sie für die Kunden in Form sein sollte und galant schritt sie darüber. Ganz wie er wollte. Kunden waren ihr ohnehin lieber, die liessen wenigstens Geld da. Während Dean noch seinen Gedanken nachhing, trat Alice wieder an den Tsich, auf dem die Kleider lagen, betrachtete diese einen Moment lang. Fosters halbcharmante Stimme, in der aber durchaus gereiztheit mitschwang, holte sie wieder aus ihren Gedanken. Sie nickte und streifte auch dieses Kleid wieder ab, legte es auf den Koffer und nahm das nächste Kleidungsstück zur Hand. Die Grundstimmung war nun wesentlich geschäftiger als zuvor, eine gewisse Distanz hatte sich aufgebaut zwischen ihr und ihm, aber das der jungen Hure durchaus recht.
Sie spuhlte ihr kleines Programm ab, führte Dean die einzelnen Kleider vor, jedes begleitet von einigen üblichen Handgriffen und Arbeitsschritten, die der Schankraum mit sich bringen würde. Zumindest solange Foster keine echte Bedienung einstellen würde, keinen Barmann oder sonstige Hilfskräfte. Solange sie und Nevada alles regeln konnten würde das ja auch kaum notwendig werden. Lila und rosa hatte er nun gesehen und Alice führte im das gestreifte vor, gefolgt von dem grünen und zuletzt das blaue. Sie hatte sich entschieden dieses für heute anzubehalten. In dem konnte sie hier auf Nevada, oder Kunden warten, wenn der Empfang nebenan vorüber war. Vorher würde wohl ohnehin nichts passieren. Sie würde sich noch eine kleine Einweisung holen müssen, wo was war, die Preislisten durchgehen, beziehungsweise sich erklären lassen und dann einfach abwarten, was der Tag so bringen würde. Ihre Sachen nach oben bringen, einräumen und sich einrichten, dem Zimmer ein wenig ihres persönlichen Touches verpassen. Das war schon genug Arbeit für ihren Geschmack.
Nach dem vorführen des blauen Kleids, mit dem sie alleine und ohne Partner, durch den Schankraum tanzte, bis Dean signalisierte das er genug gesehen hatte, räumte sie die Kleider wieder in den Koffer, schlos diesen und schaute zu Dean. "Wenn es recht ist, bring ich die Sachen dann nach oben. Ich würde gerne mit allem fertig sein bevor der Empfang im Gästehaus vorüber ist."
Mit routinierten Blicken schaute sich Dean an, was das Mädchen ihm weiter vorführte. Nachdem seine gelöste Stimmung einmal verflogen war, hatte die Vorführung für ihn allerdings eher geschäftlichen Charakter. Die Kleine war recht ansehnlich und verfügte über eine ausreichend reichhaltige Garderobe, um fürs Erste der erwarteten Kundschaft genug zu sehen zu geben. Der Bostoner kannte natürlich das Repertoire eines Freudenmädchens an lasziv-zweideutigen Gesten und Blicken zur Genüge, schließlich war er kein Hinterwäldler, sondern schon weit herumgekommen – und stets an den Vergnügungsstätten größerer Städte abgestiegen, wenn sich ihm die Gelegenheit geboten hatte. Er betrachtete sich die Vorführung daher nur mit halbem Interesse, achtete lediglich noch darauf, ob sein neuestes Pferdchen im Stall irgendeinen offensichtlichen Makel hatte, den er ihr im Interesse des Geschäfts austreiben müßte. Doch wie erwartet machte sie in jeglicher Hinsicht einen zufriedenstellenden Eindruck. Bei den wenig verwöhnten Camdener Männern würde sie wahrscheinlich sogar Begeisterung auslösen.
Daher war Dean auch in Gedanken schon an anderer Stelle. Ihm ging die Wirtin nicht aus dem Kopf, wie schon seit dem Tag ihrer Entführung. Ganz gegen seine sonstige Art, einfach draufloszugehen, überlegte er hin und her, was er tun und wie er reagieren würde, wenn er eine Begegnung unter vier Augen mit ihr herbeigeführt hatte. Es war nicht so, daß er Kate grundsätzlich anders betrachtet hätte als andere Frauen. Ihr Selbstbewußtsein und ihre Widerspenstigkeit hatten ihn gereizt, bis zu einem gewissen Punkt. Aber daß sie nach dem wiederholten Kräftemessen, geistig wie körperlich, nicht endlich die Waffen gestreckt und sich seinem Charme gebeugt hatte, das nagte an ihm. Es verstieß verdammt noch mal gegen die Regeln! Ein Frauenzimmer mit etwas Rasse und heißem Blut, das ab und an aufbegehrte, das war ja recht unterhaltsam, doch wenn sie das normale Verhältnis zwischen Mann und Frau grundsätzlich in Frage stellte, war das nicht mehr akzeptabel. Eine andere hätte von ihm auch schon längst die entsprechende Reaktion bekommen – im Zweifelsfall Spott oder ein paar ordentliche Schläge aufs Gesäß, eine Ohrfeige und anschließende Nichtbeachtung. Es wurmte den Macho in ihm, daß er das aus irgendeinem unerfindlichen Grund bei ihr nicht auch getan hatte.
Ihr einfach zeigen, wie unverschämt ihr beharrliches Sichverweigern war und wie viele andere Weibsbilder nur darauf warteten, sich bereitwillig seinen Wünschen zu unterwerfen! Er hatte ohnehin schon viele seiner Prinzipien über Bord geworfen, indem er sich auf diese ganze Geschichte eingelassen hatte. Seßhaft werden, ein Geschäft betreiben..! Und dieses riesige Zugeständnis würdigte sie nicht einmal näher. Obwohl er ihr doch schon bei der Entführung gezeigt hatte, daß er bei trotzköpfigen Frauenzimmern auch anders konnte! Was erwartete sie denn noch von ihm?! Anfangs hatte er noch geglaubt, es sei sein Stolz als Verführer, der ihn davon abgehalten hatte, ihr seinen Willen einfach aufzuzwingen. Er hatte bisher kaum eine erlebt, die nicht dahingeschmolzen wäre, wenn er sich ernsthaft bemüht hatte. Dean hatte es selten nötig gehabt, Zwang einzusetzen, um seine Wünsche durchzusetzen. Aber da war in diesem Falle mehr, was sein Handeln beeinflußte... und er verstand nicht, was es war. Das machte ihn wütend wie einen gereizten Tiger. Darum nickte er auch nur knapp, als ihn die Kleine nach Beendigung ihrer Show fragte, ob sie sich um die Unterbringung ihre Sachen kümmern könne. "Ist in Ordnung, Schätzchen. Bring deinen Kram hoch und mach dich hübsch." Es war ihm dabei anzusehen, daß er geistig bereits wieder anderswo war. Nämlich bei einer Unterredung, die heute abend stattfinden würde, so war er Dean Foster hieß...
Huan mit Oldman vor der Tür, Dean kommt aus seinem Zimmer
Der restliche Vormittag war angenehm ruhig gewesen und Alice hatte genug Zeit gehabt all ihre Sachen auszupacken und in ihrem neuen Zimmer zu verstauen. Der Rest war dann allerdings nicht so angenehm für die hausarbeitsscheue Frau. Da sie aber derzeit mit Foster alleine im Queen of Hearts war, blieb die Arbeit an ihr hängen und etwas für Nevada übrig lassen traute sie sich nicht. Dean war zwar ein charmanter Mann, aber sie wusste schon jetzt, das er mit Vorsicht zu geniessen war. Sicherlich nicht so ein grober Klotz wie Oldman, ihr letzter, wenn auch nur kurzer Chef in St. Johns aber sicherlich auf seine eigene Weise ein ungemütlicher Charakter, wenn man ihn reizte. Also fegte sie, wenn auch wenig begeistert, ordentlich durch den Schankraum und brachte alles was aus Metall war auf Hochglanz. Sie war gerade fertig mit alledem und hatte sich die Hände gewaschen, als vor der Tür ein Pferd hielt, wie sie am Schnauben des Tieres vernahm. Erste Kunden eventuel? Wohl kaum, dazu war es zu früh und ein Mann musste schon sehr abgebrúht sein um am Sonntag ein Bordell zu besuchen. So wie Dean eben, der den Morgen ja genutzt hatte, seine Neuerwerbung ausgiebig zu testen. Das laute Wummern an der Tür liess Alice die Augen verdrehen. Manche Menschen hatten einfach keinen Stil. Ein normales Klopfen hätte es nun definitiv auch getan.
Sie kam aus der Küche und bemerkte oben die Tür zu Deans Zimmer, die sich öffnete und ihr Chef wie der Kaiser von Sonstwo gemütlich die Ballustrade entlang lief und dann gemächlich die Stufen nahm. Alice war entsprechend eher an der Tür und öffnete diese, für die Person draussen. Was sie erblickte war mehr als nur úberraschend. Zum einen stand da eine Frau und mit einer solchen hatte Alice nun nicht gerechnet bei dem Klopfen. Zum anderen eine Chinesin, womit Alice noch viel weniger gerechnet hatte. Womit sie absolut nicht gerechnet hatte war, das sie das Gesicht kannte. Das typisch längliche Gesicht, die mandelförmigen Augen, die seidene Haut und der helle, bronzefarbene Teint waren Alice ziemlich vertraut. "Huan?" fragte sie ungläubig und blinzelte zweimal. Sie war nur einige Wochen in St. Johns gewesen, bevor sie von diesem Bordell gehört hatte und die Chance ergriffen hatte. Sie hatte frei gearbeitet und somit ihre liebe Not mit den Bordellbesitzer Oldman gehabt, dem sie regelmässig Geld abgedrückt hatte, für Räumlichkeiten und Schutz. Ein Deal, der von Anfang an darauf ausgelegt gewesen war, das sie St.Johns wieder verliess. Bei diesen Gelegenheiten hatte sie die Chinesin, ebenso wie die anderen Huren in St.Johns, immer mal wieder getroffen und auch gelegentlich mit ihnen Unterhaltungen geführt. Huan jetzt hier zu sehen war wahrlich eine Überraschung. De angenehmere.
Die unangenehme stand hinter der Chinesin und schon sich nin ins Bild, als wohl auch der Bordellbesitzer sie erkannte. Dankenswerterweise war Dean fast an der Tür angekommen und Alice machte ihrem Chef schnell Platz. Es war besser wenn der sich mit einem Charakter wie Oldman auseinander setzte, sie zumindest legte keinen Wert mehr darauf mit dem Schläger eine Sekunde länger zu verbringen als notwendig.
Raphael tritt alleine an den Tresen Dean, Huan und Oldman an einem Tisch, Alice etwas abseits.
Als Raphael den Schankraum betrat, kam ihm sogleich eine angenehme Wärme entgegen, welche seine Haut umschmeichelte. Er hatte sich noch vor der Tür den Schnee von den Stiefeln geklopft und schloss schliesslich die Tür hinter sich, um sich dann umzuschauen. Und er staunte nicht schlecht, als er sich umblickte. Wirkte das Etablissement von aussen doch eher wie ein Saloon unter vielen, machte die Inneneinrichtung so gleich einen sehr viel gehobernden Eindruck. Die Farben waren vorwiegend in Bordeauxrot gehalten, aber verspielt mit kleinen orangen, ja golden wirkenden Elementen und dezenten Mustern. Alles wirkte noch sehr neu, nur ein schwacher Tabakgeruch hing in der Luft, der fast störend wirkte, weil hier sonst alles eben so neu roch und noch nicht über Hagre verqualmt. Aber Raphael hatte das Schild der Neueröffnung ja gesehen und so war es eigentlich normal. Allerdings spielte keine Musik noch musste der Mexikaner schnell feststellen, dass hier nicht gerade viel los war. Nun gut, es war ja auch der ach so heilige Sonntag und der erste Tag heute. Immerhin befand sich die halbe Bevölkerung von Camden nicht hier, was ihn auch bei dem teilweise bigotten Völckchen gewundert hätte. Also schaute sich Raphael um. An einem Tisch saß eine kleine Gruppe ihm unbekannter Menschen, zwei Männer, eine Frau, mit wahrscheinlich Kaffee vor sich, zumindest roch es leicht danach. Die Fesseln um ihre Handgelenke der asiatisch aussenden Frau erblickte Raphael nicht, da sie ihre Hände im Schoss hatte und mit am Tisch saß, der dies nicht offenbarte. Zum Glück dieses Hauses, denn dann hätte er wahrlich sofort wieder kehrt gemacht. Ihm war schon klar, das die meisten Freudenmädchen ihren Job nicht gerade immer freiwillig taten, aber es gab auch andere Saloons, so wie die Konkurrenz auf der anderen Strassenseite etwas hinter dem Brunnen, der ja heute geschlossen schien. Und es schien ihm kurz so, als würden die Stimmen verhallen, aber Raphael kümmerte sich nicht weiter darum. Ob es sich um Gäste oder unter anderen um den Besitzer handelte, konnte Raphael auf die Schnelle nicht ausmachen und so schaute er sich weiter um. Viel war ja wirklich nicht los.
Raphael hingegen sah nicht aus wie ein Landstreicher oder so ein billiger Musikus, auch wenn er seine Gitarre auf dem Rücken geschnallt hatte. Seine schwarze Kleidung war in gutem Zustand, wenn auch nicht vornehm. Er war ja heute er selber und spielte nicht die Rolle seines imaginären Zwillingsbruder Don Miguel und er war auch froh darüber, denn so sehr ihm manchmal die Rolle auch Spass machte, heute wollte er er selber sein und sich etwas entspannen. Noch bevor er aber dazu kam, in die Runde zu grüßen, nieste er dreimal heftig. Erst dann grüsste er nicht zu auffällig: »¡Buenas tardes! [Guten Tag]«, tippte sich lässig mit zwei Fingern an die Stirn, da er keinen Hut trug und machte auch keinen Hehl daraus, dass er Mexikaner war. Dafür war er zu selbstbewusst und stolz. Dennoch fügte er noch ein »Tach auch ...« hinzu, weil er nicht wusste, ob man hier soweit im Norden wusste, was er meinte. Und dann erblickte er schliesslich eine weitere Frau, welche etwas abseits stand. Gut sah sie aus, dass musste Raphael zugeben. Aber das Aussehen alleine zählte ja nicht. Und so nickte er auch in ihre Richtung und trat erst einmal zum Tresen heran, wie man das ja nun mal so tat. Irgendwie kam er sich dennoch seltsam hier in dem noch recht leeren Hause vor, auch suchte er erst vergeblich nach einem Barkeeper. Er stellte sich so an den tresen, dass er nicht zu nah an dem Tisch mit den anderen stand, denn er wollte nicht den Eindruck der Neugier erwecken, wirkten diese doch irgendwie fast, als würden sie sich ernsthaft unterhalten. Denn da stand kein Whisky auf dem Tisch und die Frau wirkte fast ein wenig steif mit ihren Händen unter dem Tisch.
Und so wartete Raphael einfach erst einmal ab. Eines aber gefiel ihm schon einmal sehr: Diese angenehme Wärme. Sagen tat er aber nichts, denn Raphael redete nur, wenn es auch nötig war. So sagte er auch nichts wegen der Eröffnung.
Dean, Huan und Oldman am Tisch, Alice, Raphael betritt den Raum
Dean hatte sich auf Oldman konzentriert. Die beiden Mädchen beachtete er im Moment nicht weiter. Sie hatten bei einer geschäftlichen Verhandlung nichts zu melden und verstanden als Frauen ohnehin zuwenig von derlei Dingen. Er wartete daher ab, bis sich sein Gegenüber gesetzt und auch die kleine Gelbe neben sich plaziert hatte. Sein eigenes Mädchen servierte den Kaffee und war verständig genug, sich ohne gesonderte Anweisung zurückzuziehen. Der Bostoner griff nach seiner Tasse, um zunächst einmal einen Schluck zu nehmen, bevor er auf den Abschluß des Handels zu sprechen käme, als sich plötzlich und ohne Ankündigung die Tür öffnete. Er blickte kurz zum Eingang und sah einen Mann den Raum betreten. Dean zog für einen Moment die Brauen hoch. Verdammt, der Kerl kam reichlich früh! Schien es ja mächtig eilig zu haben, wahrscheinlich Überdruck in der Hose... noch zudem ein Mexikaner, wie es schien. Nicht gerade ein erster Kunde nach seinen Wünschen. Da ein geübter Blick ihn allerdings zu dem Schluß brachte, daß der Fremde wohl über ausreichend Geld verfügte, für die Dienstleistungen seines Hauses zu zahlen, schluckte er den Anflug von Ärger über die unwillkommene Störung herunter, nickte dem Mann knapp zu und winkte Alice mit der Hand heran.
Er warf nur einen Blick aus dem Augenwinkel zu dem Mädchen, als sie neben ihm stand. Dann griff er mit einer geübten Handbewegung nach oben, ohne Oldman aus den Augen zu lassen. Sein Zeigefinger hakte sich in den Ausschnitt der Kleinen, und er zog sie an ihrer Bluse nach unten. Dabei übte er nicht viel Kraft aus, doch wäre sie ausreichend gewesen, den dünnen Stoff ihres Kleids zu zerreißen. Somit zwang er Alice, sich so weit vornüber zu beugen, bis ihr Ohr direkt vor seinem Mund war, wollte sie sich nicht selbst entblößen. Ohne sie loszulassen, raunte er ihr leise zu: "Paß auf, Schätzchen: Ich will, daß du den Kerl da drüben zuvorkommend bedienst und nett zu ihm bist. Zeig ihm ein bißchen was, aber nicht zuviel – du kennst dich ja aus. Und vor allem sieh zu, daß er beschäftigt ist. Ich will nicht, daß er geschäftliche Angelegenheiten mitbekommt. Und du selbst wirst auch keine langen Ohren machen, klar?" Seine Worte enthielten dem ruhigen Klang seiner Stimme nach keine besondere Drohung, nur die Feststellung, daß er widerspruchslosen Gehorsam erwartete. Damit entließ er sie aus seinem Griff. "Und jetzt sei ein braves Mädchen und kümmere dich um den Gast, Süße!" fügte er lauter und zumindest für Oldman und Huan verständlich hinzu. Ein Wink in Richtung des Tresens scheuchte Alice los. Kaum hatte sie sich dem Neuankömmling zugewandt, klatschte Deans Hand zur Bekräftigung fest, wenn auch nicht schmerzhaft auf ihr Hinterteil.
Dean, Huan und Oldman am Tisch, Alice, Raphael betritt den Raum
Sie hatte den Kaffee verteilt und gab den Geschäftsleuten den nötigen Freiraum, als sich unerwartet die Tür öffnete. Ein südländischer Mann, knapp grösser als Alice, wobei sie ja deutlich hochgeschossen war für eine Frau, womit der Fremde durchaus stattlich war, was seine Statur betraf. Die Kleidung sauber und sie wirkte auch so als wäre sie nicht billig, auch wenn sie auf Alice einen eher praktischen Eindruck machte. Für sie war die Kleidung aber nicht ausschlaggeben, es war das was darunter lag und das war vielversprechend, soweit sie das durch die Kleidung beurteilen konnte. Ob er allerdings der erste Gast sein mochte, oder ein Wandermusiker, immerhin trug er eine Gitarrentasche auf dem Rücken, war unklar für die junge Frau. Wie sie zumindest zum Teil Mexikaner, das war an seinen Gesichtszügen deutlich zu erkennen und auch dem Ton seiner Haut. Noch bevor er aber dazu kam, in die Runde zu grüßen, nieste er dreimal heftig. "Salud" sagte Alice schon eher automatisch, gerade in dem Moment bevor der Gast in Spanisch grüsste. " Igualmente, el Señor" erwiderte sie noch [Gleichfalls der Herr] bevor Dean sie heranwinkte und sie zu ihrem Chef trat. Die Art wie er sie zwang sich zu ihm zu bücken gefiel ihr zwar gar nicht, aber sie machte ein neutrales und interessiertes Gesicht. Die Anweisungen warn kurz und deutlich, das liess sich einrichten. Das der Gast am heiligen Sonntag mehr wollte als einfach mal kurz das Ambiente schnuppern, oder ein Bad, konnte sich Alice kaum vorstellen, aber vielleicht liess sich das ja ändern. Nicht das sie scharf darauf war, obwohl der Kerls schon lecker aussah, aber es brachte halt mehr ein wenn sie mit ihm...und mehr Einnahmen bedeuteten einen glücklichen Dean und das bedeutete mehr gute Stimmung. Gute Stimmung bedeutete Vergünstigungen. Wie ein Uhrwerk griffen diese Dinge ineinander. Schon faszinierend. Mit einem deutlichen Klaps auf den Hintern schickte Dean sie los, sich um den Gast zu kümmern.
Also ging Alice zum Tresen herüber, wo der Gast stand und seiner Beachtung harrte, nun die konnte er haben. Ihre Kleidung zeigte genug, aber nicht zuviel, ganz wie Dean es wollte und Alice kannte die Bewegungen, die dem Gast kurze, versprechende und Aufmerksamkeitserregende Einblicke schenken würden. Kleine Appetitanreger, mehr nicht. Wobei es schon lustig wäre den Fremden zu mehr zu überreden, einfach um Dean in die Situation zu bringen das er jonglieren musste, zwischen Preisveranbarung für die Dienste hier, als auch den Verhandlungen die er scheinbar mit Oldman führen wollte. Der Tresen wirkte wirklich erschreckend leer und auch der Gästeraum hier war ja noch nicht wirklich gefüllt. Eröffnung eben. Am Sonntag, eigentlich recht dämlich aber sie mussten nun das Beste daraus machen. Alice schritt hinter Raphael entlang, sprach schlichtweg Spanisch mit ihm. Zum einen weil es für sie keinen Unterschied machte und es dem Gast sicherlich gefallen würde. Ausserdem konnten sie so ungestört reden denn weder Oldman sprach die Sprach noch Huan, die konnte von Glück reden das sie englisch konnte.. Dean selbst machte zwar einen gebildeten Eindruck, aber das er andere Sprachen sprach als Englisch war aus einem unerklärlichen Grund für Alice abwegig. Vermutlich sein Gehabe, beschloss sie einfach mal und parkte den Gedanken. "Was kann ich Ihnen bringen Sir?" fragte sie, während ihre Hand über den Teil seines Rückens glitt, der nicht von der Gitarre bedeckt war und schritt mit einem freundlichen Glanz in den Augen, als sie ihn ansah, um den Tresen herum.
Kaffee wäre einfach, der war ja gerade frisch fertig. Whiskey war unter dem Tresen zuhauf, wie sie festgestellt hatte und sogar die Irische Kombination liess sich herrichten wenn er das denn wollte. Gerade einen Tag lang hier und schon zwei Personen mit denen sie Spanisch reden konnte, fantastisch. Der Ort gefiel ihr schon jetzt. Oldman und Dean schenkte sie erstmal keine offenkundige Beachtung aber Deans Anweisung keine langen Ohren zu machen, hatte genau den entgegen gesetzten Effekt bei Alice. Wer sowas sagte, hatte was zu verbergen und das regte immer ihre Neugierde an.
Raphael mit Alice an Tresen Dean, Huan und Oldman am Tisch
Das man ihn nicht gleich mit einer Willkommensfeier begrüßte, hatte der Mexikaner auch nicht erwartet, aber vom Tisch aus kam ja nicht einmal ein zaghaftes Nicken. Eher hatte er den Eindruck, aus welchem Grund auch immer, zu stören. Und auch wenn er anfangs nicht ahnte, wer der Besitzer war, so glaubte er es bald zu wissen, denn natürlich bekam Raphael, wenn auch unauffällig, mit, wie er die etwas abseits stehende Frau zu sich winkte und sie dann auf keine besonders freundliche Weise zu sich zog, um ihr etwas zu zuflüstern. Also, wenn das der Besitzer sein sollte, dann Halleluja. Griesgrämig wirkte er fast und grüsste nicht einmal. Und seine Mädchen schien er gerne unter der Fuchtel zu haben auf eine Weise, welche Raphael abstossend empfand. Da gefiel ihm der Saloonbesitzer aus dem älteren Saloon schon viel besser. Aber dort war ja geschlossen und Raphael tat so, als kümmerte es ihn hier nicht sonderlich. Er hatte sich an den Tresen gestellt und brauchte dann aber auch nicht lange zu warten. Obwohl er mit dem Rücken zu den Leuten am Tisch stand und eh kaum etwas verstand, hatte er seine Ohren aus reiner Neugierde gespitzt. Auch wenn Raphael erst kurz hier war, glaubte er sich schon ein erstes Urteil bilden zu können: Ein, wie es schien, absolut arroganter Besitzer, der seine Mädchen behandelte, wie er es wollte und nicht mal einen Gast in einem so leeren Haus begrüßte. Vielleicht war das ja endlich mal ein Kandidat, dem er Nachts einen besuch abstatten konnte, um die Kassen zu leeren. An Simones hatte sich Raphael bisher noch nicht ran getraut ...
Doch schliesslich kam die junge Dame zu ihm und begrüßte ihn auf Spanisch, was Raphael ein leichtes Lächeln ab ring. Natürlich freute er sich immer darüber, in seiner Heimatsprache zu sprechen. Aber wie manch andere Mexikaner sprach er fast ohne Akzent englisch, da er es schon von klein auf gelernt hatte. Als die junge Frau dann mit einer Hand über einen freien teil seines Rücken strich, schmunzelte Raphael nur, schaute ihr aber genau nach, wie sie mit geübten Bewegungen hinter den Tresen trat. Sie machte ihr Handwerk gut. Dabei hatte Raphael in Mexiko meistens nur die Bordells besucht, um zu schauen, wie es den Mädchen ging. So hatte er ja auch Nevada kennengelernt, welche ihn dann hier nach Camden begleitet hatte. Was wohl aus ihr geworden war?
Was die Miss anhatte war tatsächlich nicht ohne, nur schade, dass Blau so gar nicht Raphaels Farbe war. Außer beim Meer und beim Himmel. Aber dennoch bemerkte er, wie sehr sie sich bemühte und er wollte ihr zeigen, wie es ihn freute und schenkte ihr ein ehrliches Lächeln. Musste dann aber wieder niesen. »Perdone [Sorry]« fügte er dann leiser hinzu, grinste aber. Und so schaute er die Frau freundlich an und meinte schliesslich auf ihre Frage, auch in Spanisch: »Ich hätte gerne einen starken und schön heissen Kaffee und dazu einen Tequila, wenn Sie haben.« Und dann schaute er noch einmal kurz über seine Schulter, folgte nur kurz ihrem Blick zu dem Tisch, doch sprach er dann wieder an sie gerichtet. »[in spanisch] Woher sprechen Sie so gut spanisch, Seniorita?« Raphael hatte inzwischen seine Tasche mit der Gitarre von seinem Rücken genommen und neben sich an den Tresen gestellt.
Raphael mit Alice an Tresen Dean, Huan und Oldman am Tisch
Den Glanz in den Augen, den Männer eben hatten wenn ihnen irgendwas nicht passte, den sah Alice nicht. Das Raphael nicht schmeckte wie Dean mit den Frauen hier umsprang, oder wohl besser mit Alice, bekam die Halbmexikanerin nicht mit. Den Fremden, mit dem markanten Gesicht hatte wohl eine Grippe überrascht, zumindest wurde er nicht müde immer mal wieder zu niesen, so wie jetzt auch, nachdem Alice ihn gefragt hatte was er wohl haben wollte. Er entschuldigte sich für den Nieser und Alice winkte ab, lauschte seiner Bestellung. Kaffee und Tequila. Kaffee war leicht, aber bei Tequila musste sie wirklich kurz nachdenken. Den hatte sie nähmlich nicht gesehen. Sie huschte kurz in die Küche, holte die Kanne mit dem Kaffee nach draussen und goss Raphael eine frische Tasse ein. Immer wieder musste sie schauen wo hier die ganzen Sachen abgestellt waren und beschloss im Geiste schon die Ablageorte zu verändern, so das sie praktischer waren, leichter erreichbar. "Tequila she ich hier nicht, aber wir haben anderen Mescal. " sagte sie, während sie hinter der Theke hockte und schaute über den Rand hoch zu Raphael. Tequila war nur nach dem Ort benannt wo er herkam, so wie Champagner, einige Weine oder die teuren Whiskeys von Übersee. Eben eine spezielle Art des brauens. "Ich hab hier doch....Ahhhh." triumphierend zog Alice eine Flasche Gusano de Oro hervor.
Raphael war aber noch halbwegs im ersten Teil ihres Gespräches und Alice bemerkte erst jetzt das sie mal wieder vorgallopierte. Die Flasche Mezcal stellte sie auf den Tresen damit Rapahel schauen konnte ob ihm diese Variante zusagte und antwortete dann auf seine Frage, bevor sie in der Küche verschwunden war. "Es ist zum Teil meine Muttersprache." Lächelte Alice dem schnuckeligen Mexikaner zu. "Mütterlicherseits. Die Sprache liegt mir quasi im Blut. Wir können auch Englisch sprechen, je nachdem was sie bevorzugen. "
Endlich hatte sie auch den verdammten Zucker gefunden und stellte Raphael ein Schälchen mit selbigem hin, damit er den Kaffee süssen konnte wenn er wollte. Milch hatte sie bisher keine gesehen und auch Zitronen oder Limonen, für den rechten Genuss des Mezcal, war wohl etwas, auf das der Mexikaner verzichten musste. "Sie sind Musiker? "fragte sie und nickte mit dem Kopf in Richtung der Gitarre, schaute dann aber an Raphael herunter. "So sehen sie beim besten willen nicht aus Senior."
Zuerst war die Seniorita in der Küche verschwunden, um Raphael einen Kaffee zu bringen. Den brauchte er auch dringend. Ihm war nämlich verdammt kalt. Und müde war er zudem auch noch. Nicht nur, dass er sich heute vormittag damit abgerackert hatte, den verdammten Weg von der Hazienda hier her freizuschaufeln, zumindest die schlimmsten Schneewehen, er hatte heute Nacht auch an Salvators Bett gesessen, da er im Fiebertraum gewesen war und Raphael sich Sorgen gemacht hatte. Und so hatte er der jungen Frau mit einem freundlichen, aber müden Lächeln zugenickt und gedankt und schon am heissen Kaffee genippt, als diese dann unter der Theke nach dem Gewünschten suchte und Raphael dann erklärte, dass sie einen typischen Tequila nicht hatte. Schliesslich fand sie aber guten Ersatz, denn ein guter Mescal tat es auch. Zum Glück ohne Wurm, denn das wurde erst 1950 als Werbegag eingeführt. Raphael schaute sich die Flasche an. Es war ein mittelalter Mescal, aber mit 100% Argave und ohne Hefe. Und so nickte er und schob die Flasche wieder eher auf ihre Seite.
Er wurde aber hellhörig, als sie meinte, dass spanisch mütterlicherseits gelernt hatte, sie war also eine halbe Mexikanerin. Oder aber auch eine halbe Spanierin. »Wir können uns gerne weiter auf spanisch unterhalten,« begann er dann selbst in dieser Sprache und nickte. »Woher stammt ihre Mutter, wenn ich fragen darf? Aber entschuldigen sie, ich habe Ihnen ja noch gar nicht geantwortet. Nein, ich bin kein Musiker, aber ich spiele leidenschaftlich. Und da mein Aufenthalt etwas länger hier dauert, habe ich einfach meine Gitarre mitgenommen ...« er grinste ein wenig und strich sich dann eine wildgewordene Strähne hinter das linke Ohr. Und dann lachte er, fast ein wenig verspätet. Weiter auf spanisch blickte er die junge Frau an und fragte: »So? Wie sehe ich denn aus?« Er fragte das fast ein wenig keck.
Oldman an der Tür, dann mit Huan bei Dean (Raphael und Alice werden kurz bemerkt)
Wie gesagt, er wollte sein Geld. Also trat er ein. Er tat es mit Widerwille und großer Vorsicht. Er hatte schon allerhand erlebt und war auf alles vorbereitet. Nicht das ihm am Ende hier noch einer auflauerte und eines überzog, um ihn dann bei der Kälte zum Sterben in den Wald abzulegen. Wäre Foster dann nämlich ein hübsches Sümmchen reicher gewesen. Aber nichts dergleichen geschah und als Alice den Befahl bekam einen schönen heißen Kaffee zu servieren, entspannte sich Oldman. Er nahm sich sogar Zeit den Empfangsraum genauer zu betrachten. Es sah tatsächlich nobel aus und hatte wenig gemein mit seinem einfachen Haus, das nur das Nötigste bot. Oldman gab nicht so gerne Geld für das Ambiente aus. So lange die Männer kamen, sah er keinen Grund zu investieren.
"Hübsch haben sie es hier," merkte er knapp an und zog Huan mit sich zu einem der Tische, zu denen Dean gewiesen hatte. Weder gab er Huan zu verstehen, dass sie sich setzen durfte, noch nahm er selbst Platz. Kaffee konnte er auch gut im Stehen trinken und das Geld war letztendlich das Wichtige. Nicht der small talk. "Hören sie Mr. Foster. Ich will hier nicht länger als nötig ihre Zeit stehlen. Ich trink meinen Kaffee, sie holen mir das Geld und schon bin ich wieder weg," kurz unterbrach die Rückkehr von Alice ihre Unterhaltung und unwissend von Alice "kleiner Rache", nahm er ihr die Tasse mit einem 'Danke' ab und nippte mit Genuss daran. Der Kaffee wärmte herrlich auf. Dass eine dritte Tasse auf dem Tisch stand und wohl Huan gehörte, ignorierte Oldman. Als sich Foster schließlich setzte, weil ihm das Warten auf Oldman zu lange dauerte, lehnte sich dieser auf die Rückenlehne gestützt etwas nach vorne um seinen Worten gleich noch etwas mehr Nachdruck zu verleihen. Doch just in diesem Moment ging die Tür auf und ein Mexikaner trat in den Raum ein. Am überraschten Gesichtsausdruck von Foster nahm Oldman an, dass das Bordell noch gar nicht eröffnet hatte und ein Gast gerade ungelegen kam. Andernfalls hätte ihn Foster sicher auch in sein Büro gebeten, anstatt ihm das Bordell in all seiner Pracht vor Augen zu führen. Oldman sah flüchtig dem Mann hinter her, der in seiner Sprache grüßte und dann einen englischen Gruß nachschickte. Sehr zielstrebig schritt dieser auf die Theke zu und schien sich offensichtlich nicht zum ersten Mal in einem Bordell aufzuhalten. Oldman stöhnte leise auf, denn der Kunde versprach eine Verzögerung seines Zeitplanes. Und als hätte er es geahnt, rief Foster erst einmal Alice zu sich um ihr Anweisungen für den Kunden zu geben. Dass hätte Oldman nicht anders gemacht. Ein schmieriges Grinsen erschien auf seinen Lippen, als er dabei zusah wie leicht es Foster fiel Alice mit nur wenigen Gesten ihren Platz zu weisen. Er hörte nicht, was er ihr sagte, aber er konnte es sich denken. Im Griff hatte er sie auf jeden Fall und anders als bei ihm im Haus reagierte sie nicht kratzbürstig, noch widersprach sie ihm. Ja, Fosters Stil gefiel ihm.
"Haben die Kleine ja ganz gut im Griff," merkte er anerkennend an und zog sich den Stuhl mit dem Fuß zurück um nun doch noch am Ende Platz zu nehmen. Er kam hier ja so oder so nicht eher weg, bis er von Foster bekam, was er wollte.
Alice und Raphael Huan, Oldman und Foster an einem Tisch in der Nähe
"Wir können uns gerne weiter auf spanisch unterhalten," nickte der ansehnliche Mexikaner und Alice tat es ihm mit einem Lächeln gleich. Er hatte diese Art von Charme, diese Mischung aus Attraktiv und Verwegen an sich, welche die meisten Damen wohl kribbelig werden liess. Ganz klar strahlte er aus das er kein Weichbrötchen war, wusste was er wollte und auch wie er es bekommen konnte. Eigentlich genau die Art Mann die Alice schwach werden liess. Ein wenig wie Dean, nur ohne die herablassende Art ihr gegenüber, aber Foster war nunmal ihr Chef und konnte sich das herausnehmen. Ein Gast hatte sich einfach halbwegs zu benehmen. Alice fuhr ihr Krallen eigentlich nur selten aus aber sie war auch nicht auf den Mund gefallen, wie Oldman einige Male hatte feststellen dürfen, ebensowenig war sie dumm. Ungebildet ja, aber ihr Kopf funktionierte ganz gut.
Ihr Gast schien Interesse zu haben an ihr, also ihrer Person und Vergangenheit. Anders wusste Alice die Frage nach ihrer Mutter, von der sie selber so gut wie nichts wusste, nicht zu deuten. "Chihuahua." erwiderte sie, eher kruz angebunden. Sie kannte ihre Mutter ja nicht wirklich, war noch viel zu klein gewesen als diese gestorben war. Inofern hatte sie ihr Spanisch ja auch nicht von ihr, wie sie angegeben hatte, aber nun musste sie das Spiel wohl weiterspielen. Chihuahua war eben die erste Stadt südlich der Grenze, die ihr so einfiel. "Bin aber selber nie da gewesen. Soll wohl ziemlich trocken sein und mitten in einer Wüste liegen."
Dann kam er auf ihre Frage zu sprechen, wegen der Gitarre. Kein Musiker wie er zu verstehen gab. Aus den Augenwinkeln sah Alice wie Oldman genüsslich von ihrem 'gewürzten" Kaffee trank und ein leichtes Lácheln legte sich auf ihre Lippen. Mit diesem auf den Lippen schaute sie wieder zu Raphael. Der grinste ein wenig und strich sich dann eine wildgewordene Strähne hinter das linke Ohr. Lachte auf ihren Kommentar hin, das er nicht wie ein Musiker aussah. Natürlich nutzte er die offene Tür um das Haus zu stürmen und frech nachzufragen wie er denn aussah. Das war für Alice fast ein wenig peinlich und sie lach leicht auf, schaute auf das Glas mit dem Mescal und dann wieder zu Raphael. "Nun...zu gut gekleidet für einen Musiker, soviel steht fest. Zumindest für einen der es nötig hätte in einer Gegend wie dieser zu spielen. " Eine diplomatische, ausweichende und dennoch ehrliche Antwort, aber viel mehr würde sie ihm noch nicht auf die Nase binden.
Dean nahm einen Schluck Kaffee und lehnte sich ein wenig zurück. Das alles lief doch – abgesehen von dem störenden Mexikaner im Hintergrund, den er nicht eingeplant hatte – recht gut. Er hatte durchaus die abschätzenden Blicke Oldmans bemerkt, als der das Innere des Queen of Hearts betreten hatte. Und er wußte genau, daß sein Laden um mehrere Klassen über dem Oldmans lag, was Ambiente und Stil anging. Die Freude daran nahm ihm auch nicht der etwas unbeholfene Versuch seines Konkurrenten, ihm die Freude an den zwei Mädchen zu vermiesen, die er günstig bekommen hatte – die eine, Alice, noch ein wenig vorlaut, aber zu erziehen, und mit einem ausreichend niedrigen Verdienst, damit sie nicht zu schnell auf eigenen Füßen stehen konnte, die andere, die kleine Gelbe, sehr preiswert und nach seinem Eindruck sehr gehorsam, was schon einmal die Hauptsache war. Lernen würde die auch noch, was sie wissen mußte. Oldman wußte eben einfach nicht, wie man aus den Mädchen das herauskitzelte, was sie leisten konnten, das war es! Diese Mischung aus einer harten Führung und ein paar Streicheleinheiten ab und an, die Weiber letztendlich alle brauchten, um gut zu spuren, die mußte man beherrschen. Und er, Dean, war ein Meister darin!
Zu seiner steigenden Laune trug auch der Umstand bei, daß es Oldman offenkundig eilig hatte. Das war gut, denn ein Mann in Eile hatte bei jeder Art von Kräftemessen einen dicken Nachteil. Und jetzt ging es Dean gerade darum, klar zu demonstrieren, wer der Mann war, für den bald alle erstklassigen Mädchen der Umgegend arbeiten würden. Er mußte sich einfach ein wenig Zeit lassen, und Oldman war schon allein um die Sache abzukürzen dazu gezwungen, sich auf keine Wortwechsel mit ihm einzulassen. Oh ja, so war das wirklich nicht schlecht. Die Mädchen bekamen auch gleich mit, wer hier der Souveräne war und wer der Ungehobelte – eine wichtige Lektion, die ihnen sagen würde, daß sie am besten gar nicht erst auf den Gedanken kamen, ihn zu verärgern, denn besser als bei Dean Foster würden sie es sowieso bei keinem anderen haben. Das Hochgefühl mochte dazu beitragen, daß er vorübergehend sein höflich-distanziertes Pokerface vernachlässigte und auf Oldmans vertraulichen Ton einstieg. "Ja, ich mache den Mädchen gleich am Anfang klar, daß sie zu spuren haben. Sie wissen ja, Frauenzimmer brauchen klare Regeln. Alles andere bedeutet nur Ärger." Nicht wenig geschmeichelt vom Lob des anderen grinste er und ahmte mit der Hand die Bewegung nach, mit der man einen Riemen schwang.
Dann schaute er zu Huan, nahm sie zum ersten Mal richtig wahr und ließ seinen Blick wieder auf den Strick gleiten, mit dem ihre Hände gefesselt waren. Daraufhin beugte sich Dean vor und wandte sich leise genug an Oldman, um dem Fremden und dem mit Sicherheit neugierigen Mädchen am Tresen keine Gelegenheit zum Lauschen zu geben. "Hat die Kleine unterwegs Probleme gemacht? Bei mir war sie eigentlich sehr zahm..." Dabei behielt er ihr Gesicht im Auge. Er hatte wirklich nicht den Eindruck gehabt, daß das Mädchen zu Widerspruch neigte. Aber wenn es da irgendwelche Anzeichen von Trotz, ein eigensinniges oder widersetzliches Funkeln in den Augen gab, dann war es gut, solche Hinweise frühzeitig zu bemerken. Nevada war gut zu kontrollieren, aber er hatte mit Alice bereits ein Pferdchen im Stall, das ein wenig zu viel Feuer haben mochte und jederzeit eine Kandidatin für ein paar ordentliche Lektionen auf die Kehrseite werden konnte. Wenn er zwei von der Sorte hatte, würde er aufpassen müssen wie ein Schießhund, bis er sie sich anständig erzogen hatte.
Alice und Raphael Huan, Oldman und Foster an einem Tisch in der Nähe
Und so unterhielten sie sich weiter in Spanisch und Raphael bemerkte immer wieder, dass die junge Frau wirklich gut spanisch sprach und dann sogar darauf antwortete, woher ihre Mutter stammte, was natürlich nicht bedeutete, dass sie selber auch daher kam. »Ah ... Chihuahua ...» begann Raphael wohlwissend und legte leicht seinen Kopf schief und grinste ein wenig versonnen. »Und ja, dort ist es wirklich mehr als trocken und staubig. -Ein trockener und sandiger Ort- ... so zumindest ist die Übersetzung in etwa aus dem Nahuatl, also aztekisch. « Raphael wirkte nicht prahlend dabei, als er ein bisschen versonnen erzählte, was er über die Stadt wusste. »Ich war ein paar mal dort. « Das er dort mit einem Pater befreundet war, der ihn schon manchmal in brenzlichen Situationen geholfen hatte, verschwieg der Mexikaner natürlich.
Dann aber kamen sie auf sein Aussehen und Raphael wirkte zwar nicht übermässig eitel, aber schmeicheln taten ihn natürlich dennoch ihre Worte, auch wenn er vorsichtig war und ahnte, dass sie ihm dies vielleicht einfach nur alles sagte, um ihr Geld mit ihm zu machen. Und so legte er wieder seinen Kopf ein wenig schief und schaute Alice leicht von unten herauf an, wieder ein wenig keck. »Soso, zu gut gekleidet für einen Musiker? Nun, die Musiker in Mexico legen aber selber recht fiel Wert auf eine gute Kleidung ... schliesslich wollen sie ja damit Geld verdienen und nicht wie Bettler wirken ...« Raphael zwinkerte der Frau belustigt zu und lachte dann aber, denn sie meinte dann ja auch jemanden, der vielleicht in dieser Gegend spielen würde. Und natürlich bemerkte er irgendwie, dass sie etwas ausweichend war. Aber er fand es fast süss, wie es ihr wohl fast ein wenig peinlich erschien und sie das Glas Mescal anschaute, bevor sie geantwortet hatte. Aber er hatte nun nicht wirklich erwartet, dass sie auf sein eigentliches Aussehen einging, denn das hätte tatsächlich für ein Freudenmädchen zu plump gewirkt.
»Ich heisse Raphael ... und Sie?« fragte er dann frei heraus und zog einen Mundwinkel, sowie eine Augenbraue leicht kess hoch. Raphael konnte es faustdick hinter den Ohren haben, wenn es um Frauen ging. Und diese war nicht nur sehr ansehnlich, sondern erst einmal auch ihm sympathisch. Und während er sie anschaute setzte er leicht einen Finger auf den Rand seines Glases und strich langsam am Rand entlang, allerdings so, dass er damit keinen Ton erzeugte, denn dafür war das Glas zu dick.
Die Unterhaltung an dem entlegenen Tisch bekam er dann nicht mit, da sie sich einfach zu leise unterhielten.