Zufrieden mit seiner Provokation, empfand Jake ein bisschen Genugtuung für die Ohrfeige, die ihn doch arg zu dem Kind degradiert hatte, das Barclay wohl in ihm sah. Mhm, wenn der wüsste... Na ja, wenn er seine Ehre angreifen konnte, konnte Jake ihm das ja ohne Bedenken zurückzahlen. Und dabei bewegten sie sich sicherlich noch auf einer sehr harmlosen Ebene. Ein wenig Gestänker, so fürs Warmwerden... Jake grinste bei dem Gedanken und malte sich schon in aller Einzelheit aus, wie es sein würde, wenn er das Großmaul von Deputy mit einer Geraden oder mit seinem linken Haken überraschte. Wie er Barclay kannte hielt er ihn sicher für einen leichten Gegner, der womöglich nicht einmal die Mühe wert war. Aber das sollte er sich besser gleich mal abschminken. Das Grinsen fror Jakre jedoch Augenblicke später ein, kaum dass Graham ohne mit der Wimper zu zucken konterte. Ganz ruhig und sachlich blieb Barclay dabei, obwohl er auf unverschämte Art und Weise Jakes Mutter beleidigte. Dummerweise traf er dabei genau ins Schwarze und brachte etwas zwischen ihnen zur sprache, dass Jake selbst täglich befürchtete. Doch das konnte Barclay natürlich nicht wissen. Aber immerhin wusste er sehr gut, wie man gekonnt verbale Schläge austeilte. Das glockenhelle Lachen der Hure an seiner Seite brachte schließlich das Fass zum Überlaufen. Jake stieß einen Schrei aus, der schwer nach verletztem Hund klang, eher sich nur eine Sekunde später mit einem tiefen, aber lautem Knurren auf Barclay stürzte. In blinder Wut vergaß er jede Regel des Boxens und damit auch seine Deckung, doch das machte die Kraft der Wut wieder wett, mit der er nach Grahams Kinn zielte. "Das nimmst du gefälligst zurück, du Arschloch," und mit diesen Worten sprang er den Deputy wie ein aggressiver Terrier an....
Nevada, Jake & Graham (Umstehende werden ignoriert)
Graham schüttelte unwirsch den Kopf, als Nevadas leise Stimme an seine Ohren drang. Er wollte jetzt keine Worte von Vernunft hören. Er brannte auf diesen Kampf und wenn es sein musste, würde er so lange weitersticheln, bis er Callahans Schwachstelle fand, und der sich zu einem dummen Angriff verleiten ließ. Als Deputy hatte er zwar einen gewissen Ruf zu wahren, aber zum Glück ließ sich ja alles schönreden und wenn der Bengel zuerst die Fäuste schwang, hatte er jedes Recht der Welt, den Kleinen platt zu machen. Dass seine Beleidigung dabei völlig übers Ziel hinaus schoss, erkannte er nicht an. Im Gegenteil, Nevadas helles Auflachen bestätigte ihn nur noch in seinem Tun. Es stachelte ihn regelrecht an, sich vor diesem kleinen Wichtigtuer zu beweisen und der schien die Sache ganz genauso zu sehen. Ein grimmiges Triumpfgefühl befiel ihn, als Jake sich erwartungsmäßig einfach aufziehen ließ und sein Gesicht erst leichenblass wurde und dann knallrot an zu laufen begann. Oh oh, hatte er da etwa einen empfindlichen Punkt getroffen? Graham grinste schadenfreudig. Manchmal war es so einfach, die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu ziehen. Das Nevada überhaupt noch hier war hatte er längst vergessen, sie war nicht mehr in Gefahr, von diesem kleinen Köter angefallen zu werden.
Für den Augenblick zählte nur noch Jake, der ihm gerade endlich den Gefallen tat sich nicht länger bitten zu lassen. Stattdessen stürzte er sich mit einem unartikulierten Schrei auf ihn, der Graham dann doch überraschte. Nicht weil er nicht mit dem Angriff gerechnet hatte, sondern weil der Bengel scheinbar nicht das geringste auf Kollateralschaden gab. Sein Schlag kam zwar schnell, aber ungenau und Graham blieb Zeit, den Kopf zur Seite zu reißen, so dass er nur sein Ohr streifte. Den kurzen, scharfen Schmerz nahm er kaum war, weil sein Blut so rauschte. Mit Wucht stieß er den Jungen rückwärts, um eine Distanz auf zu bauen, die für ihn besser war, weil er die längeren Arme hatte. Scheinbar einfallslos schickte er die geballte rechte Faust auf eine Reise zu Jakes Nasenrücken, und als er Jakes Augen in diese Richtung zucken sah, brach er das Täuschungsmanöver ab und machte mit der Linken einen Haken, der auf Jakes Schläfe zielte. Die meisten waren dämlich genug, sich nur auf eine starke Rechte zu konzentrieren. „Kriegst wohl zu Hause nicht genug Prügel, dass du noch herkommst und um mehr bettelst!“
Luka erst auf dem Weg zum Saloon, dann dreht er auf Umwegen um. Die Menschen auf dem Kirchenplatz nimmt er wahr, ignoriert sie aber auch, auch die Schlägerei
Luka war schon fast in der Nähe des Saloons angekommen und als er einen Blick hinter sich geworfen hatte, sah er, wie immer mehr Menschen in Richtung des Gästehauses strömten, wenn auch nicht in Scharen. Und dann bereute er fast ein wenig, dass er nicht vorhatte, auch dort aufzukreuzen. Aber er wollte Rebeccah nicht stören, die ja fast doch ein wenig verliebt zu sein schien. Da störte dann nur so ein Untermieter. Das Nicholas allerdings nicht bei der Kirche gewesen war, um sie abzuholen, hatte ihm schon Sorgen gemacht. Aber auf der anderen Seite war er ein gestandener Mann. Was sollte dem schon passieren? Der würde schon seine Gründe haben, warum er nicht vor der Kirche aufgetaucht war. Und Rebeccah selber schien ihn eh am besten zu kennen und hatte sich ja auch keine Sorgen gemacht. Also war das nicht so dramatisch, wie Luka schloss.
Was Luka aber nun mehr beschäftigte, war, dass er viel zu schnell die Kirche verlassen hatte. Diese war zwar eine protestantische, aber dennoch war sie ein Haus Gottes. Und Luka glaubte sehr an Gott. Und normalerweise hatte er immer in den katholischen Kirchen, die er besucht hatte, die aber etwas dünn gesät waren, eine Kerze für seine Frau und seine Kinder angezündet. Hier würde er das zwar auch nicht können, aber es war für ihn ein inneres Muss, an sie im Stillen zu gedenken.
Und so hatte er kehrt gemacht. Aber er nahm nun eine Abkürzung durch die Häuserzeilen und hinter den Häusern, da er nicht auf all die Menschen treffen wollte, die nun auf dem Weg von der Kirche zum Gästehaus waren. Er wollte gerade für sich alleine sein.
Wieder am Kirchenplatz angekommen, bekam er natürlich diese Schlägerei mit. Aber was sollte er da schon groß ausrichten? Er kannte niemanden wirklich und irgendwie wirkte es wie eine Rauferei zwischen Jugendlichen. Nein, er hielt sich da raus. Nicht weil er feige war. Aber als Ausländer hatte er eh schon genug Probleme und hier standen sich ja wirklich zwei einigermaßen Gleichgesinnte gegenüber. Kein Kind oder keine Frau oder jemand schwächerer. Dann würde er sofort eingreifen. Dennoch empfand er diese Rauferei gerade vor einer Kirche mehr als unpassend. Aber Luka hatte nun etwas anderes und für ihn sehr wichtiges vor. Und da alle eh abgelenkt waren von der Rauferei, fiel es Luka nicht schwer, schnell und so gut wie unauffällig, die Kirche zu betreten.
Den Reverend und seinen Sohn hatte er dann knapp verpasst, aber das war auch gut so, denn Luka wollte alleine mit Gott und sich sein. TBC. Kirche
Er stimmte zu. Und Witashnah freute sich... für Taoya-te-duta, ihren Sohn. Denn dass der wirklich gern die weitere Feier miterleben wollte war deutlich zu erkennen. Sie selber wunderte sich schon beinahe über ihren Mut. Heute früh hätte sie noch nicht einmal gern das Haus verlassen und dann jetzt zu einer Feier mit all den Weißen? Andererseits... Jethro war an ihrer Seite. Und mit ihm hatte sie keine Angst. Er hatte sich schon mehrfach gegen andere Weiße... gegen Verbrecher behauptet. Und er würde es wieder tun. Nein, sie musste eigentlich keine Angst haben.
Ihr Blick ging zu Jethros Gesicht. Er sah verwegen aus. Stoppelige Haare sprießten aus seinem Gesicht und er kaute auf seinem Tabakröllchen. Eigentlich war er genau das, was sie unattraktiv fand. Mal abgesehen von seinem Körperbau an dem absolut nichts auszusetzen war, o nein. Aber seine Art auf der einen Seite und sein untadeliges Verhalten auf der anderen Seite... Seine Zuneigung ihr gegenüber und sein irgendwie unglaublich liebevolles Verhalten ihrem Sohn gegenüber - der er wirklich, wenn auch auf seine weiße Art, anerkannte - all das ließ ihr doch ein wenig das Herz aufgehen. Ja. Das musste sie zugeben. Daran gab es nichts zu rütteln.
Insofern war dieser letzte Tag, so schmerzhaft er auch war, unglaublich klärend gewesen.
"Danke!" sagte sie dann, drückte Jethros Hand und schmiegte sich kurz an ihn.
Die unwirsche Reaktion des Deputys überraschte die Mexikanerin nicht. Nevada hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Graham ihre Warnung ernst nehmen würde und es vergingen nur wenige Sekunden, bis diese Frage bedeutungslos wurde. Wie ein wütender Stier machte der beleidigte Bursche einen Satz nach vorn. Graham, der scheinbar geübt im Ausfechten solch körperlicher Auseinandersetzungen war reagierte jedoch ebenso schnell und riss den Kopf zur Seite. Das Ausweichmanöver des Gesetzeshüters ging flüssig in einen Angriff über, als dieser den Jüngeren von sich stieß und dann nachsetzte. Nevada hatte so dicht hinter dem jungen Mann gestanden, dass er sie dabei unsanft nach hinten stieß. Vorsichtshalber ging die Hure noch zwei weitere Schritte zurück, denn dieser unsanfte Rempler machte klar, dass keiner der beiden Burschen sonderlich auf sie achtete und die Mexikanerin wollte nicht riskieren selbst etwas einzustecken. Nun, wo Jake den Deputy vor Zeugen angegriffen hatte gab es keinen Grund mehr für Graham sich zurück zu halten und wenn der junge Callahan auch unterlegen sein mochte ließ der Kampf den Adrenalinpegel der Hure doch nach oben schnellen. Die Mexikanerin empfand kein Bedauern die Eskalation dieser Streiterei noch provoziert zu haben, im Gegenteil. Sie wollte Blut sehen und wenn es nach ihr ging würde Graham den Bengel hier nicht nur in seine Schranken weisen, sondern ihm gleich einen Vorgeschmack auf das Fegefeuer mitgeben.
Ava mit Justine Craven bei Dr. Smith und seiner Familie (andere Bürger von Camden Village drum herum)
Adrian hörte sich in Ruhe an, was ihm die geschwächte Mrs. Craven erzählte. Er nickte ab und zu. Dann sagte Mrs. Craven, dass sie ihr Dienstmädchen schicken wolle, damit diese ihr die Medizin brächte.
Diese Frau ist stark abhängig. Das muss ich mir noch mal gründlich überlegen.
"Mrs. Craven, gestatten Sie mir, dass ich mir persönlich ein BIld machen möchte. Dafür würde ich Sie gerne so bald als möglich persönlich besuchen kommen. Am liebsten gleich morgen.! Der Doktor hatte es höflich formuliert, doch es war klar, dass es eine ärztliche Anweisung war und keine höfliche BItte um Audienz. Als Die Frau ihn jedoch etwas verständnislos ansah, wandte sich der Arzt an das Dienstmädchen.
"Mrs. Eriksson, wo bitte finde ich das Haus von Mrs. Craven?" Und wehe Du sagst mir nicht die Wahrheit, Fräulein. Das hier ist eine ernste Sache! Schmlimm genug dass Du ausnutzt, dass Deine Herrin nicht mehr ganz bei sich ist und deshalb in schmutzigen Sachen zur Kirche kommst!
Adrian SMith erwartete eine Antwort und zwar zügig und präziese, das war nur zu deutlich. Dass seine Familie neben ihm langsam anfing zu frieren, ignorierte er. Seiner Meinung nach war frieren eine Charakterschwäche.
Ava mit Justine Craven bei Dr. Smith und seiner Familie (andere Bürger von Camden Village drum herum)
Ava war von der Reaktion des Arztes durchaus überrascht, wenn nicht gar überrumpelt. Der stattliche Herr bestand darauf seiner Arbeit als Mediziner vollends nachzukommen und sich bei einem Hausbesuch so schnell wie möglich persönlich einen Eindruck vom Krankheitsbild der Lady zu verschaffen. Er schlug selbst gleich den morgigen Tag dafür vor! Ava war sich nicht sicher, ob dieses Vorhaben des Doktors bei ihrer Arbeitgeberin sonderlichen Anklang fand. Andererseits war es ja in ihrem Interesse, dass ihr so rasch wie möglich geholfen und Linderung verschafft wurde. Dr. Smith klang allerdings sehr bestimmt und schien ohnehin keine Widerrede zu dulden. Daher war sein Vorschlag mehr eine ärztliche Anordnung. Ob das Lady Craven schmeckte?
Etwas eingeschüchtert ob des autoritären Auftretens des Mediziners sah Ava ihre Dienstherrin mitfühlend und auch etwas betreten an. Diese war es, so hatte es für das Dienstmädchen bisher zumindest den Anschein gehabt, nicht gewohnt, dass man solch klare und direkte, geradezu fordernde, Worte an sie richtete. Entsprechend sprachlos blieb sie auch erst einmal und reagierte nicht umgehend auf das Angebot des Mannes. Als Dr. Smith sich daraufhin aber schließlich an sie wandte, blieb auch Ava erst einmal die Antwort im Halse stecken. Fragend und unsicher blickte sie die Lady an. Das Dienstmädchen war etwas überrascht, dass der Doktor sich nun mit der Frage nach dem Wohnsitz plötzlich an sie wandte. Besonders, wo Mrs. Justine ihm doch soeben angewiesen hatte, wo sie wohnte!
Ratlos sah Ava ihre Arbeitgeberin an. Sollte sie, ja, durfte sie dem Arzt antworten? An und für sich gehörte es sich für ein Dienstmädchen ganz und gar nicht für ihre Herrin zu sprechen! Und außerdem hatte Lady Craven ihm ihre Unterkunft ja bereits genannt... Aber möglicher Weise war ihm diese Auskunft zu schwammig gewesen und er erhoffte sich nun eine genaue Adresse zu erfahren. Ava wartete vergebens auf ein eindeutiges Zeichen der Mrs. und da Dr. Smith's Stimme eine gewisse Schärfe und Ungeduld an den Tag legte und überhaupt sein gesamtes Auftreten dem Dienstmädchen gegenüber recht streng und unnachgiebig schien, antwortete sie schließlich höflich und mit verhaltener Stimme: "Gleich dort drüben, Sir. Lake Street, Nummer Drei."
Sie hielt die Antwort und Informationen so knapp wie möglich. Der gestrenge Blick des Mediziners ließ Ava diesem erneut ausweichen. Sie wollte gar nicht mehr wissen, was hinter der Stirn des Mannes vorging, sie betreffend. Verstohlen sah sie zur Familie des Arztes. Ob diese derselben Gesinnung waren wie er? Oder ob sie selbst unter der Art des Doktors zu leiden hatten? Langsam aber sicher kroch die Kälte einem wieder in die Knochen und sie konnte sehen, dass auch Dr. Smith's Frau und Kinder begannen zu frieren. Die Drei blickten allerdings nicht so abweisend drein wie der Herr Ehemann und Vater selbst. Vielmehr lag etwas Freundliches und Gütiges in ihren Zügen. Daher wagte es Ava schließlich, Mrs. Smith und den Kindern nochmals ein freundliches, mitfühlendes Lächeln zu schenken.
Nevada, Jake & Graham (Umstehende werden ignoriert)
Jake sah im wahrsten Sinne des Wortes Rot. Das sein Schlag nicht ins Ziel getroffen hatte, machte ihn nun rasend und enttäuscht heulte er auf, ungeachtete der Tatsache, dass Graham ihn wie eine lästige Fliege von sich stieß. Rückwärts taumelnd fiel Jake gegen eine sich bewegende Wand aus Schaulustigen, die ihn lachend und mit aufmunterndem Schulterklopfen zurück auf Graham stießen. So, die Menge wollte also Blut sehen? Prima. Jake nämlich auch. Und diesem dämlichen Deputy würde er schon sein Grinsen aus dem Gesicht schlagen. Geübt wie er war, ging ihm rasch das Licht auf, dass Graham geschickt für genug Abstand gesorgt hatte. Der andere hatte die größere Reichweite und würde alleine darauf bauen. Mit etwas Glück würde Jake durch geschicktes Ausweichen näher an den Deputy herankommen und es mit einem Ringkampf versuchen müssen. Doch wirklich klar konnte Jake über sein Vorgehen nicht nachdenken. Dafür saß der Schmerz über die eben gemachte Beleidigung noch tief und er wollte nur dem Idioten Schmerzen zubereiten. Entsprechend triumphierend grinste er auch, als Graham nichts besseres zu bieten hatte, als eine Gerade. Wollte ihm wohl die Nase brechen. Jake folgte zwar mit den Augen Grahams Bwegung, sah daher zu spät das Täuschungsmanöver, hatte aber zum Schutz vor der Geraden bereits die Arme gehoben, um seinen Kopf zu schützen. Entsprechend krachte der Haken nicht mit voller Wucht gegen seine Schläfe. Dafür schmerzten ihm der linke Unterarm und sein Kopf ruckte ein ganzes Stück zur Seite. Kurz musste er sich schütteln und sah Graham für einen Augenblick zwei-, dreimal vor sich hin und her tanzen. Verfluchte Scheiße... Nate würde ihn totprügeln, wenn er den Kampf miterleben müsste.... Passend zu seinem Gedanken stichelte Graham von der anderen Seite erneut trefflich und Jake verzog das Gesicht ein wenig. "Was nicht tötet, härtet ab, Arschloch," ließ Jake dessen Aussage ohne direkte Widerlegung stehen und duckte sich unter einem weiteren Fauststoß hinweg, um Graham anzuspringen. Er riss dabei die Arme auf, um den Deputy an der Taille zu umschlingen und mit sich zu Boden zu zerreißen.
Nevada, Jake & Graham (Umstehende werden ignoriert)
Die Gesichter der Schaulustigen um sie herum verschwamm zu einer bunten Masse, die anfeuernden Rufe hörte er kaum noch. Wie ein Stier der zum Angriff übergeht, senkte Graham den Kopf und zog die Schultern nach oben. Für einen Augenblick waren die Umstehenden genauso Feind für ihn wie Jake. Ein kurzer Schmerz sagte ihm, dass sein Haken getroffen hatte, dabei aber nur zum Teil die Deckung seines Gegners durchbrochen hatte. War er so aus der Übung? Gottverdammt, der Deputyposten hatte einen Weichling aus ihm gemacht, dass er jetzt schon über schmerzende Fingerknöchel nachdachte, statt sich zum Beinahe-Treffer zu gratulieren. Denn dass der gewirkt hatte, dass konnte er an der Art sehen, wie Jakes Blick kurz glasig wurde und seine Bewegungen träge. Leider hatte der Kurze sich viel besser unter Kontrolle, als Graham erwartet hatte, und schüttelte den Treffer ab, wie ein ganz Großer. Ein wütendes Knurren kam über Grahams Lippen. Das hier passte ihm gar nicht. Denn zum einen ging ihm gerade auf, dass der Sieg vielleicht doch nicht so einfach war, wenn sein Gegner sich als erfahrener herausstellte, als er aussah, und zum anderen hatte er den kurzen Augenblick verpasst, in dem Jake noch zu beschäftigt war, seine Wunden zu lecken, um einen Gegenangriff zu starten. Dessen beinahe lakonische Antwort machte eins jedenfalls überdeutlich klar, was Graham eh schon vermutet hatte. So leicht gab sich der Kleine nicht geschlagen. Dass er einstecken konnte, das hatte Graham gesehen, und scheinbar hatte Jake inzwischen auch erkannt, dass er unterlegen war, solange er weit genug von Graham weg blieb, dass der ihn mühelos mit den Fäusten auf Abstand halten konnte. Also stürmte er jetzt auf Graham zu, vernachlässigte seine Deckung schon wieder, was Graham unter anderen Umständen vielleicht ausgenutzt hätte, doch der war gerade darauf konzentriert nicht zu Boden zu gehen. Stattdessen begute er die Knie und beugte sich mit der Schulter zuerst in Jakes Angriff hinein, um dessen Wucht so gut wie möglich ab zu fangen. Er büßte schließlich seinen größten Vorteil ein, wenn sie zu Boden gingen und er seine Körpergröße nicht mehr ausspielen konnte. Doch der unvermeidliche Zusammenstoß blieb aus, denn Jake hatte den frischen Schnee unter seinen Füßen vergessen und schlitterte ungeplant und unkontrolliert. Einen Moment lang lag ein nahezu identischer Ausdruck des Unglaubens auf den Gesichtern beider Kontrahenten, dann verlor Jake den Kampf gegen die Schwerkraft und knallte rücklings in den Schnee. Schallendes Gelächter quittierte diese lächerlich anmutende Ungeschicklichkeit, doch Graham war nicht darauf aus, dem Bengel eine Chance zu geben, sich von seinem Fall zu erholen. Wenn es ums Kämpfen ging, kannte er keinen Ehrenkodex und seiner Erfahrung nach, war der der sauber kämpfte am Ende derjenige, der Blut spuckte. Und er hatte ganz sicher nicht vor, sich von dem Callahanflegel demütigen zu lassen, wenn er jetzt den Kampf schneller als geplant beenden konnte, dann war ihm das nur Recht. Mit Wucht trat Jake in den Magen und schickte gleich einen zweiten und einen dritten Tritt hinterher, nur um sicher zu gehen, dass Callahan nicht mehr aufstand.
Tödliche Stille trat ein, denn plötzlich schienen die Schaulustigen die Sache gar nicht mehr so unterhaltsam zu finden, als sie ihren Deputy schwer atmend und mit wutverhangenem Blick über seinem Opfer stehen sahen. Keiner konnte sagen, dass Graham fair gewonnen hatte, und als er sich umsah, wiechen die meisten seinem Blick aus. „Ich hab' gesagt, IHR SOLLT EUCH GEFÄLLIGST VERPISSEN!“ stieß Graham zornig zwischen den Zähnen hervor und diesmal zeigte die Aufforderung mehr Wirkung; überraschend schnell verstreute sich die Menge und gleich darauf waren es nur noch er, Nevada und Callahan, auf die leise die großen Schneeflocken herabsanken. Graham wandte den Kopf und sah zu der Mexikanerin als wäre ihm jetzt gerade erst wieder eingefallen, dass sie überhaupt noch da war. „Alles in Ordnung?“ erkundigte er sich steif, weil ihm einfiel, dass er sie eben zurückgestoßen hatte. Das hatte nicht in seiner Absicht gelegen. Er war so begierig auf diesen Kampf gewesen, dass er reagiert hatte ohne nach zu denken und jetzt fand er, dass der Sieg bitter schmeckte wie schales Bier. Kein Triumpf nur ein merkwürdiges Gefühl von stumpfer Leere. Es war keine Scham, redete er sich ein, die ihn dann rasch wegsehen ließ, bevor Nevada ihm antworten konnte. Was könnte sie schon ihn ihm gesehen haben, was er ihr jetzt durch seine Rücksichtslosigkeit genommen hatte. Stattdessen stapfte er die wenigen Schritte hinüber zu seinem Opfer und ging neben ihm in die Hocke, um ihm unsanft den Arm auf den Rücken zu verdrehen. „Los, steh' auf, Callahan. Du kommst mit zur Station.“ sagte er tonlos und machte sich daran, Jake auf die Füße zu hieven.
Ava mit Justine Craven bei Dr. Smith und seiner Familie (andere Bürger von Camden Village drum herum)
Na also, es ging doch. Warum konnten die Menschen nicht gleich eine präzise Antwort geben? Adrian nickte zufrieden und sein Gesichtsausdruck wurde ein wenig entspannter. Da Lady Craven offensichtlich kaum ein Wort herausbrachte, wandte er sich einfach erneut an Ava. Und dieses Mal klang seine Stimme weicher, fast freundlich.
"Lake Street Nummer Drei. Danke. Wann meinen Sie kann ich Lady Craven am Besten besuchen? Vormittags? Nachmittags?" Gott sei Dank wohnt sie nicht außerhalb. Ein langer Weg wäre doch sehr mühsam bei dem Wetter.A ußerdem werde ich dann nicht lange die Praxis geschlossen halten müssen. Noch immer sah Adrian das Dienstmädchen an. Diese schien sich sichtlich unwohl in iherer Haut zu fühlen, doch sie antwortete brav. Adrian schlug den Kragen hoch, als der Wind ein wenig auffrischte. Doch es sah nicht so aus, als friere der Doktor. WEnn ich dann jetzt auch noch eine Antwort bekomme, dann können wir endlich weiter gehen. Lady Craven muss dringend ins Warme und ich muss mich auf dem Empfang sehen lassen.
Nevada, Jake & Graham (Umstehende werden ignoriert)
Im einen Moment sich noch als Sieger gesehen, im anderen schon dabei Staub zu fressen... oder in diesem Fall Schnee... so hatte Jake nicht die Rechnung gemacht. Strampelnd im Versuch sich Grahams Gewicht zu erwehren, brüllte sich Jake den Frust über die Niederlage aus dem Leib. Er wusste nicht einmal genau zu sagen, wie er in diese peinliche Situation hatte geraden können. Es hatte doch alles gepasst? Der richtige Moment, das perfekte Timing, genug Kraft im Sprung und Grahams Gegenwehr mit einberechnet... Aber dieser verfluchte Schnee! Er war ausgerutscht. Und diese feige Sau von Deputy hatte nicht erst gewartet, bis Jake wieder auf den Beinen gestanden hatte. Er hatte einfach zugetreten. Und dann noch einmal und noch einmal. Ganz schlecht war es Jake davon geworden, obwohl er nach dem ersten Tritt damit gerechnet hatte und die Muskeln anzuspannen versucht hatte. Er hatte genug Fäuste von Nate einstecken müssen, um zu wissen, wie man sich schützte. Aber der erste Tritt hatte ihn bereits nach hinten geworfen und ehe er sich dessen ganz bewusst gewesen war, hatte Graham nachgesetzt. Der Bauch tat ihm jetzt noch weh. So ein Arschloch. Stöhnend hatte er im Schnee gelegen, während die Stimmen und das Gelächter auf einmal einer verlegenen Stille gewichen waren. Ja, gut so, war die ganze Stadt davon Zeuge geworden wie der Deputy auf ein viel schwächeres Kind eingedroschen hatte. Nur Grahams zorniges Gebrüll war auf einmal noch zu hören gewesen, während Jake die Schneeflocken ins Gesicht fielen. Jake hatte versucht den Moment zu nutzen, sich auf die Seite zu rollen und wieder auf die Beine zu kommen. Die Gelegenheit jetzt von hier zu verschwinden war einfach zu perfekt. Doch der Schmerz im Magen hatte ihn keuchend zusammenbrechen lassen, noch bevor er nur einen halben Meter auf Knien hätte zurücklegen können. Und dann war wieder Graham an seien Seite getreten. In Erwartung von mehr Schlägen, hatte sich Jake zu Boden geworfen. Ein fataler Fehler wie er gleich darauf feststellen musste. Graham schien nämlich genug zu haben und hatte eher eine Verhaftung im Sinn. Das war... unmöglich. Elisa! Sie würde auf ihn warten und enttäuscht irgendwann zurück in die Stadt kehren. Ihr schön geplantes Treffen würde ins Wasser fallen und sie ihn für einen noch größeren Idioten halten, als er eh war... Fassungslos keuchte Jake auf, als er sich plötzlich in einem unbequemen Polizeigriff wiederfand und gegen jede Vernunft dagegen aufbegehrte. Der Schmerz, der durch seine Schulter ruckte, ließ ihn erneut aufbrüllen. Kurz darauf fühlte er sich von Graham grob auf die Beine gezerrt. Der Arm schmerzte gleich wieder und Jake brüllte zornig auf. Sollte ihn jeder hören. Und hoffentlich auch Elisa.... "Hergott noch mal, ich bin nich' aus Watte. Und wegen was soll ich mitkommen," blaffte er zurück, während er alles an Kraft aufbrachte um sich gegen Graham zu erwehren. Er würde ihn entweder bewußtlos schlagen müssen, um ihn mit zu zerren, oder aber genug Scherereien mit ihm bis zum Office haben.
Die Umstehenden wurden ebenso wie die Mexikanerin von der Stimmung erfasst. Mit anfeuernden rufen und provokanten Kommentaren drängten sich die Schaulustigen um die Kontrahenten. Obwohl sie noch immer vor der Kirche standen geiferten die Umstehenden nach Blut und niemand versuchte zu schlichten oder die Situation zu entschärfen. Als sie einen Schritt aus der Gefahrenzone heraus machte wichen die Leute zurück. Die junge Frau hatte nur Augen für den Kampf und so entging ihr, wie die Bürger sie beinahe instinktiv mieden. So stand sie trotz des Pulks der sich gebildet hatte allein, als gäbe es um sie herum einen unsichtbaren Raum den niemand mit ihr teilen wollte. Der Schlag, mit dem Graham den Burschen bedachte, schien ihn erst recht in Wallung zu bringen und wie ein in die Ecke gedrängtes Tier stürmte Callahan vorwärts ohne auf seine Deckung zu achten. Plötzlich lag der Bursche am Boden. Alles war so schnell gegangen, dass Nevada nicht zu sagen wusste, ob der Deputy ihn zu Fall gebracht, oder der Jüngere einfach gestolpert oder ausgerutscht war. Mit einigen gezielten Tritten in die Leibesmitte des am Boden liegenden unterstrich Graham den Ausgang ihrer Auseinandersetzung. Im Gegensatz zu den betretenen Gesichtern wussten beide Gegner, dass der Kampf vorher noch nicht zu Ende gewesen war, denn Callahan brüllte wütend und versuchte noch immer erneut auf die Beine zu kommen. Noch bevor er den Kerl vollends außer Gefecht gesetzt hatte ließ er von dem kleinen Arschloch ab. In den Augen der Mexikanerin hätte der Flegel, der sie beleidigt hatte ruhig noch ein wenig Schnee fressen und ein paar Zähne lassen können, der sein ungebrochener Wiederstand zeigte ja deutlich, dass ihn das Fell noch juckte. Graham hingegen war anders. Er scheuchte zuerst die Gaffer weg und erkundigte sich nach ihrem Wohlergehen. Mit einem beinahe zärtlichen Lächeln nickte sie dem Deputy zu, doch dieser musste sich nun um seinen störrischen Gefangenen kümmern, denn er wollte den Jungen, der nun zu schreien und zu zetern angefangen hatte, mit zur Station nehmen. „Danke Deputy Barclay!“ Gurrend trat die Hure wieder einen Schritt näher an die Beiden heran. „Scheint, als weiß er selbst ganz gut was er braucht, der Typ bettelt ja nach mehr.“ Die Mexikanerin schnaubte, aber der Tonfall ihrer Stimme war weit weniger herablassend als vor dem Kampf. Callahan mochte dumm sein, aber in seiner Haltung lag auch eine belustigende Form stoischer Entschlossenheit. Die Mexikanerin selbst konnte sich ein solch stolzes Gehabe nicht immer verkneifen, wenn sie selbst auch wusste, dass sie es sich nicht leisten konnte und ein wenig erinnerte die Haltung des Unterlegenen sie an diese Seite, die sie auch von sich kannte.
Was auch immer er in den Zügen der Mexikanerin zu finden erwartet hatte, das hier war es jedenfalls nicht. Sie wirkte weder abgestoßen, noch empört. Im Gegenteil. Es war beinahe, als hätte er sich in ihren Augen profiliert, weil er in rasender Wut auf Callahan eingetreten hatte. Das machte in Grahams Kopf wenig Sinn, aber die Dankbarkeit, die so deutlich in ihren dunklen Augen lag, versöhnte ihn etwas mit dem Geschehen und ein Teil seiner düsteren Stimmung löste sich in Luft auf. Wäre Callahan nicht dazwischen gekommen, dann wäre er jetzt schon Arm in Arm mit ihr zur Station geschlendert, aber diese Vertrautheit zwischen ihnen schob allein schon die Gegenwart des Bengels einen Riegel vor. Deswegen beschränkte er sich darauf, ihr knapp zu zu nicken.
Jakes Körperhaltung, als Graham nähertrat, sprach Bände. Er wusste, dass er verloren hatte und rechnete scheinbar mit einer Fortsetzung, denn er versuchte instinktiv, sich zu schützen. Aus irgendeinem Grund erfüllte Graham das mit Groll gegen Jake. Der benahm sich ja glatt, als wäre Graham ein Monster, dass sich an den Schmerzen anderer weidete und nur zum Spass noch ein paar Schläge mehr austeilte. Bei einem Teil von ihm läge Callahan da wahrscheinlich gar nicht mal so falsch und es erzürnte ihn, dass Jake das so einfach zu durchschauen schien. Der Bengel wehrte sich auch nach Leibeskräften, tat ihm aber den Gefallen, wieder auf die Beine zu kommen, ohne dass Graham sein ganzes Gewicht tragen musste. Dem reichte wohl der schmerzhaft verdrehte Arm noch nicht, denn er zappelte und bockte. Missmutig starrte Graham den Hinterkopf von dem Kerl an und stieß ihm ohne Vorwarnung einen spitzen Ellebogen zwischen die Schulterblätter. „Hast wohl immer noch nich' gelernt, wann's besser is', die Klappe zu halten, Callahan?“ Die Reue, die er noch einen Augenblick zuvor empfunden hatte, verflüchtigte sich, auch durch Nevadas Beihilfe, die schnurrend wie ein Kätzchen sichtlichen Gefallen an der Situation fand. Graham hielt in seinen Bemühungen kurz inne, um einen prüfenden Blick zu ihr hinüber zu suchen. Hätte er eingegriffen, um die Ehre irgendeiner anderen Frau aus Camden zu retten, hätte diese sicherlich mit stillem Entzücken, aber mit nach außen getragener Empörung reagiert. Doch die Hure befand es nicht für Notwendigkeit ihre Blutgier zu verstecken, unterstrich sie sogar mit ein paar Worten und sorgte so dafür, dass Graham die kurz auftauchenden Gewissensbisse von vorhin beiseite wischte. Es gefiel ihm, das sie so offen auf der Suche nach Ärger war. Eine weitere Gemeinsamkeit, die sie teilten. Und sie hatte Recht, erinnerte er sich. Callahan hatte redlich verdient, was er bekommen hatte. „Kann gerne mehr haben.“ brummte er deswegen mit einem flüchtigen Lächeln in ihre Richtung, weil er der Versuchung nicht widerstehen konnte, ein wenig auf zu schneiden. Nun kam doch langsam ein leichtes Hochgefühl über den Sieg auf, dass ihm zu Kopf zu steigen drohte.
„Du sollst dich bewegen.“ fuhr er Callahan an, anstatt ihm eine Antwort auf seine Frage zu geben, denn er genoss die Macht, den Jungen im Ungewissen zu lassen viel zu sehr. Natürlich hätte er ihm erklären können, dass er einen Sternträger angegriffen hatte, und Graham so jedes Recht der Welt gab, ihn vorübergehend hinter Gitter zu bringen. Und weil der Bengel keine Anstalten machte, seinen Anweisungen auch Folge zu leisten, verpasste er ihm einen unsanften Tritt in die Kniekehlen und verstärkte seinen Griff um dessen Arm. Dabei fing er Nevadas Blick auf und meinte mit einem angedeuteten Achselzucken. „So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.“ Nevada bekam nicht nur ihre Sachen wieder, sie konnte auch den Triumpf auskosten, sich Jakes Erniedrigung aus nächster Nähe an zu sehen. Den Umweg über die Station hätten sie so oder so nehmen müssen. Sie setzten sich in Bewegung und Graham stieß den sich sträubenden Jungen vor sich her.
Ava mit Justine Craven bei Dr. Smith und seiner Familie
Obwohl die junge Frau nicht besonders entschlossen auftrat war sie es doch gewohnt, dass Ihre gesellschaftliche Stellung und ihre finanziellen Mittel dafür sorgten, dass ihren Wünschen und Anweisungen entsprochen wurde. Der Arzt machte jedoch keine Anstalten und statt sich zu fügen bestand der Zugezogene darauf, dass er sie persönlich in Augenschein nehmen und untersuchen wollte. Justine wollte nichts weiter als ihre Medizin. Natürlich war sie krank, aber was würde so ein Landarzt daran zu ändern wissen? Die Untersuchung schien ihr nicht falsch, aber doch nebensächlich. Viel bedeutsamer war, dass er es scheinbar nicht für nötig befand ihr Leiden zu lindern, denn bis Morgen wollte Justine keineswegs warten. Was soll das Getue? Ich zahle ja für mein Begehr, da werden die paar Minuten ja kaum zu viel der Mühen sein! Verständnislos, ja beinahe entrüstet sah sie den Mediziner an, doch dieser schien ihren Blick falsch zu deuten und wandte sich an Ava, als habe sie selbst ihren Verstand nicht mehr beisammen. Glücklicherweise war das Mädchen der Situation gewachsen und antwortete direkt und angemessen. „Da ich ohnehin zumeist gezwungen bin das Bett zu hüten suchen sie mich einfach auf, wann ihre Zeit es erlaubt. Ich werde das Mädchen nachher mit Geld für die Arznei schicken, dann finde ich bis dahin etwas Linderung und muss ich mich nicht mit Schmerzen plagen.“ Entschlossen blickte sie den ihr Fremden an und erwartete ein Übereinkommen. Bislang wusste der Arzt nicht mal, welche Medizin sie brauchte und Justine konnte nur hoffen, dass er das Mittel vorrätig hatte.