[OOC @Jonathan und Randall: Dean steht seit einigen Posts nicht mehr in der Tür, sondern an Stevies Tisch][/size]
Stevie und Dean [size=85]im Hintergrund Jonathan und Randall
Mit einer gewissen Befriedigung nahm Dean zur Kenntnis, daß die Rothaarige ziemlich exakt so reagierte, wie er es erwartet hatte. Seine Haltung machte unwillkürlich einen etwas selbstgefälligen Eindruck, der allerdings durch das Lausbubengrinsen in seinem Gesicht abgemildert wurde. Es war ihm nun anzusehen, daß ihm die ganze Sache Spaß machte, und er bemühte sich auch gar nicht, das zu verbergen. Im Grunde genommen war ihm die junge Frau nicht übermäßig wichtig. Sicherlich, sie störte ein wenig das Bild, besonders in einem Haus wie diesem, in dem Wert auf Sittlichkeit gelegt wurde. Andernorts waren Frauen in Männerkleidung schon wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verurteilt worden. Aber bei dem Bostoner reichte die Maskerade des Rotschopfs allenfalls zu einem amüsierten innerlichen Schulterzucken. Sie gehörte ja nicht zu ihm, in welchem Fall er sich den lächerlichen Aufzug natürlich gründlich verbeten hätte. Aber gut, wenn sie sich unbedingt blamieren wollte... Kurz kam ihm der Gedanke, daß sie hoffentlich nicht auf die Idee kommen würde, so auch den Gottesdienst zu besuchen. Ein solches Unterfangen würde vermutlich in einem Aufruhr enden. Und noch trug er ja den Stern...
Also straffte er sich etwas und nahm eine weniger lässige Haltung ein, bevor er ihr antwortete, auch wenn es ihn beträchtliche Mühe kostete, sein Amüsement zu unterdrücken. "Ein schöner Name, Miss Hall... und damit durchaus passend, wenn man mal davon absieht." Er nickte mit dem Kinn in Richtung ihrer Hosenbeine. Kurz flog erneut ein Grinsen über sein Gesicht, als sie ins Feld führte, daß sie ihn ja nicht Kleiner oder Junge nennen würde. "Nein, ich glaube, so gut kennen wir uns noch nicht, Miss Hall." Dabei brachte es Dean fertig, das "Miss" in einer Weise zu betonen, um deren Subtilität ihn manche Dame beneidet hätte. Es war von ausgesuchter Förmlichkeit und Höflichkeit, deutete aber merklich an, wie wenig Stevie im Moment dem entsprach, was man von einer Trägerin dieses Titels erwarten konnte. Interessiert musterte er die Sitzende, während sie sich brüstete, wie furchtlos sie sei. Und gerade die Heftigkeit ihrer Worte ließ ihn daran zweifeln, daß sie ganz der Wahrheit entsprachen. Nicht, daß die Kleine damit in seinen Augen in irgendeiner Weise litt. Frauen mußten nicht mutig sein, das erwartete niemand von ihnen. Sie mußten sich nur an die Regeln halten, die nun einmal für sie galten...
Flüchtig nahm er wahr, daß zwei weitere Gäste den Raum betraten, kurz grüßten und Platz nahmen. Beide überflog er mit einem raschen, mäßig interessierten Blick und erwiderte den Gruß jeweils mit einem Nicken. Keinen der Neuankömmlinge kannte er. Der eine sah ihm irgendwie nach einem Städter aus – was Dean, solange er die Wahl hatte, auch war, aber dieser machte den Eindruck eines... nun, eines Städters in einem Sinn, der ihn in Deans Achtung um einige Stufen nach unten ersetzte. Der andere war – du liebe Güte – ein Milchbart, ein halber Junge noch, wie er aussah. Ohne groß über die beiden nachzudenken, wandte sich der Bostoner wieder dem sitzenden Mannsweib zu. Für einen winzigen Moment schaffte sie es tatsächlich, ihn zu überraschen, als sie plötzlich umschwenkte und ihre Taktik änderte. Statt eines weiteren, vielleicht noch hitzigeren Angriffs schien sie nun einlenken zu wollen, zumindest in Teilen. Immerhin, ihre eindeutige Haltung, abwehrend, schmollend beinahe, paßte noch zu dem Bild, das er sich von ihr gemacht hatte. Nun ja... mit einem innerlichen Lachen stellte er fest, daß das Mädchen in der Beziehung sein Geschlecht nicht verleugnen konnte, Hosen hin oder her: Weiber waren eben launisch und schwer zu durchschauen.
Vielleicht ebenso überraschend für sie ging er übergangslos auf ihr Angebot ein und zog sich einen der Stühle heran, die an ihrem Tisch standen. Sein Lächeln war dabei fast charmant zu nennen und hätte sich genausogut geeignet, hätte er einer Lady im feinsten Sonntagskleid gegenübergestanden. Daß er damit Mrs. Cornwells Sitzordnung komplett ignorierte, schien ihn nicht zu berühren. "Sehr freundlich, Miss. Ich bin also das kleinste Problem..?" Indem er sich setzte, bewies der Deputy, daß er durchaus über sehr feine Manieren verfügte, wenn er das wollte. Er schaffte es, ohne zu stocken in einen Plauderton überzugehen und sich dabei so zu geben, daß er auch in einem feinen Salon nicht unangenehm aufgefallen wäre. Es machte ihm sogar richtigen Spaß, die Rothaarige ebenfalls durch einen abrupten Verhaltenswechsel ein wenig zu verwirren. Er beugte sich leicht in ihre Richtung und senkte die Stimme. "Ich hoffe, es gibt keine ernsthaften Probleme..." Nach einer kurzen Pause lehnte er sich zurück und hakte die Daumen in die Taschen seiner Weste. Dabei gab er den Blick auf den blinkenden Stern frei, der noch immer dort prangte. Er wirkte dabei so, als sei dies völlig unbeabsichtigt – und weil das tatsächlich der Wahrheit entsprach, mußte sich Dean dafür auch nicht verstellen. Immer noch freundlich lächelnd, doch mit einem forschenden Blick, musterte er sein Gegenüber, bevor er in dezenter Lautstärke fortfuhr. "...ansonsten ist es keine Schande, Hilfe zu suchen. Es gab hier in der letzten Zeit einige Zwischenfälle mit Banditen. Brutale Leute, die sich leider kaum vom äußeren Anschein abhalten ließen, den man erweckt." Den leisen Wink auf ihre Aufmachung konnte er sich dann doch nicht ganz verkneifen, obwohl sein Ton dabei neutral blieb, ohne einen neckenden Beigeschmack.
Der Rest der Gäste schien Joe nicht mehr zu beachten, als er sie. Das war ihm eigentlich auch recht. Nicht umsonst hatte er sich immerhin dazu entschlossen, sich nicht bei den beiden einzumischen. Lediglich dass niemand seinen Gruß erwiderte, verärgerte ihn ein klein wenig. Fast direkt nach ihm betrat ein neuer Gast den Speiseraum. Wohl ebenfalls nicht gerade begeistert von der restlichen Gesellschaft, kam er auf seinen Tisch zu. Joe hob den Kopf und musterte den Neuankömmling kurz. Er hob die Augenbrauen. »Natürlich«, gab Joe kurz zurück, als er von dem Fremden gefragt wurde, ob er sich den setzen dürfe, auch wenn sicher der Mann zu dem Zeitpunkt bereits auf dem Stuhl ihm gegenüber niedergelassen hatte. Er würde den Tisch ohnehin teilen müssen. Die Frage war nur mit wem. Und der Mann machte auf Joe irgendwie einen fast schon amüsant höflichen Eindruck. Wie er sich freundlich grüßend an dem selbstgefällig dastehenden Mann vorbeigeschoben hatte, ihn Sir nannte und sich dann trotzdem hinsetzte, ohne auf eine Antwort zu warten, eigentlich passend zu dem Anzug und der Krawatte, die er trug. Höflich, glatt, aber eben doch belustigend. Auf jeden Fall besser als der Fremde, der sich nun neben das Mannsweib setzte. Oder das Mannsweib selbst. Nachdenklich betrachtete er wieder die feinen Linien in dem Holz vor ihm. Wie sie wohl auf die Idee gekommen war, so etwas aus sich zu machen? Musste seltsam sein. Sie war irgendwie keine Frau, aber ein Mann war sie noch weniger. Vielleicht war es ja das, was Joe derart irritierte und der generelle Mut den sie dadurch bewies. Immerhin wüsste er nun, von wem die Rede war, wenn er in der Stadt Klatsch und Tratsch über eine Frau in Hosen auffing. Der kam nämlich bestimmt, wenn er nicht schon längst da war.
Unauffällig lauschte Joe den Gesprächen der beiden anderen Gäste und wieder schielte hin und wieder zu den beiden hinüber. Ein glänzender Stern, der an der Weste des Mannes steckte, leuchtete ihm entgegen. Sheriff? Deputy? So genau konnte Joe es auf Anhieb nicht erkennen. Aber zumindest erklärte es womöglich auf eine gewisse Weise, weshalb der Mann sich für derart wichtig zu halten schien. Und ebenfalls, weshalb es wohl eine gute Entscheidung gewesen war, sich nicht einzumischen. Wieder einmal hatte Joes Lebensphilosophie ihm bewiesen, wie hilfreich diese doch war: Kümmer dich am besten um deinen eigenen Kram. Wenigstens schienen sie sich jetzt etwas diskreter zu unterhalten. Schließlich wollte er in Ruhe frühstücken, ohne lautstark darum bitten zu müssen. Joes Magen begann zu knurren. Hoffentlich ließ sich bald jemand aus der Küche blicken, bevor er den Tisch aufaß.
Stevie und Dean am Nebentisch Jonathan und Randall
Gott im Himmel – falls es dich wirklich gibt – wieso lässt du die Männer so beschränkt auf dieser Erde wandeln dachte sie nur, als Stevie ein erneut abfälliger Blick eines weiteren Gastes traf, der gerade eintrat. Sie hatte alle Anwesenden schon des öfteren gesehen, meist beim Frühstück oder einer kurzen Begegnung im Haus, aber sie hätte niemanden mit Namen benennen können. Die Namen der Bewohner eines Gästehauses zu kennen erschien ihr auch nicht wirklich wichtig, denn meist waren diese selbst nur auf der Durchreise. Der braunhaarige Kerl hatte zwar nur einen knappen Blick für sie übrig aber immerhin nickte er ihr grüßend zu. Dennoch erwiderte Stevie nicht einmal diese Geste, denn heute ärgerte sie jede noch so kleine Maßregelung, die sie im Gesicht der anderen las. Auch der Junge am Tisch, dessen musternden Blick sie gerade wieder auffing, als sie wütend zu ihm sah, hatte dies beim Eintreten nicht besser gemacht, so dass Stevie heute vermehrt auf der unfreundlichen Schiene fuhr und jeden nur mit einem warnenden Blick bedachte, sich ihr gegenüber heute nicht noch mehr zu leisten. Sie wusste auch so wie sie ankam oder wirkte und dass den meisten Männern beinah die Augen aus dem Kopf fielen, wenn sie sie sahen. Nein, nicht wegen ihrer Schönheit oder Attraktivität, davon verstand Stevie sowieso nichts, sondern vielmehr deswegen, dass sie sich das gleiche Recht heraus nahm wie sie und statt zu einem Kleid zu einer Hose am Morgen gegriffen hatte. Wo sollte das noch enden, wenn sich die Männer allein wegen solch einer Kleinigkeit aus der Ruhe bringen ließen?! Sie sahen sich dadurch beleidigt und gedemütigt. Dabei hatten diese Individuen meist keine Ahnung was wirkliche Beleidigungen und Demütigungen waren oder wie man diese trotz allem mit Würde stillschweigend ertrug. Normalweise war Stevie ein Vorbild an Selbstbeherrschung und Disziplin, oder meistens zumindest. Doch heute lagen die Dinge anders und rein gar nichts schien an ihrem dicken Pelz, von dem Stevie gedacht hatte, dass sie ihn hätte, abzuperlen.
Rein gar nichts. Und deswegen setzte sich auch in diesem Augenblick Mr. Foster zu ihr an den Tisch und tat so, als wäre ihr Angebot an ihrem Tisch Platz nehmen zu dürfen tatsächlich ernst gemeint gewesen. Selbstsicher zog er sich einen Stuhl her und ließ sich darauf nieder. Auch dort nahm er eine lässige Pose ein, die Stevie bereits wieder anstachelte. Diesen Mann schien nichts aus der Bahn werfen zu können. Mit einem Lausbubengrinsen zog er über ihren Namen her, auch wenn er dies in ein Kompliment verpacken wollte, das jedoch vor Ironie triefte. Stevie biss wütend die Zähne aufeinander, so dass ihre Kieferknochen unter der Haut hervortraten während sich ihre Augen an ihm festbissen. Mit einem frechen Nicken in Richtung ihrer Beine, die – ja! – immer noch in Hosen steckten, unterstrich er seine Worte. Und er hatte auch auf ihre weiteren Kommentare ebenfalls einen Gegenpart, der Stevie verdeutlichte, dass er ihr in allem gewachsen war und sie mehr und mehr aufpassen musste, dass er sie nicht übertraf. Man kannte sich nicht gut genug, um Kosenamen zu benutzen äffte sie seine Worte sinngemäß im Stillen nach. Unglaublich war dieser Mann! Wie konnte man alles was sie sagte so verpacken, dass es wiederum gegen sie verwendet werden konnte? Und wie er das Wort Miss nun betonte, brachte das Fass beinahe zum überlaufen. Jetzt sah er sie an mit einem Lächeln, das er wohl selbst für charmant hielt. Schließlich griff er ihre letzten Worte auf und hakte nach wieso er ihr kleinstes Problem sei. Vielleicht war aber auch einfach nur sein Ego angegriffen, wenn er mit etwas kleinem verglichen wurde lächelte Stevie böse vor sich hin. Als er sich jedoch beinah verschwörend zu ihr herüber beugte und das Gespräch am Tisch nun im vertraulicheren Rahmen fortzusetzen, ohne die beiden Zuhörer am Nachbartisch alles mithören zu lassen, erkundigte er sich mit erstaunlich ernster Miene, ob wirklich ernsthafte Probleme anstehen würde, was er nicht hoffte. Stevie sah ihn irritiert an. Wieso sollte ihn das interessieren? Gedacht und schon war sie dabei es auszusprechen: „Ich wüsste nicht, was sie meine Probleme angehen sollten, Mr. Foster, sie sollten sich lieber um ihren eig.….“ Stevies Worte blieben ihr augenblicklich im Hals stecken. Mr. Foster hatte sich wieder selbstgefällig im Stuhl zurückgelehnt und dabei hatte er, als sei es blosser Zufall, seine Weste beiseite geschoben auf der Stevie ein blinkender Deputy-Stern entgegen funkelte. Sämtliche Farbe wich aus Stevies Gesicht und sie glaubte mit einem Mal einen staubtrockenen Mund zu haben. Dieser Mistkerl! Dieses verfluchte *****! Das hatte er absichtlich getan! Er hatte sie dazu gebracht, dass sie einen Deputy anpöbelt, provoziert, wenn nicht sogar beleidigt hatte! Stevies Herz begann zu rasen. Normalerweise ging sie den Sternenträger grundsätzlich aus dem Weg. Keiner hatte es bisher in ihre unmittelbare Nähe geschafft, bevor sie sich aus den verschiedensten Gründen unauffällig zurückgezogen hatte. Und nun hatte sie beinah freiwillig einem Deputy den freien Stuhl an ihrem Tisch angeboten! Wieso fragte sie ihn nicht gleich, ob er Nachricht aus Texas erhalten und somit aus ganz anderen Gründen auf sie aufmerksam geworden war, wie ihrer harmlosen Erscheinung in Hosen?! Er ergriff erneut das Wort und redete ihr beinah gut zu, dass es keine Schande war Hilfe zu suchen, wenn man diese brauchte. Seine Worte über Banditen, die wohl in den letzten Wochen ihr Unwesen hier getrieben hatten, nahm Stevie nur noch wie durch eine Nebelwand wahr. Nichts konnte ihr so schnell Angst einjagen wie ein Gesetzeshüter. Meist waren diese so korrupt und verschlagen, dass man für weit weniger als einem Nasenrümpfen am nächsten Baum aufgehängt wurde. Im Stillen dankte sie dafür, dass sie so ein Exemplar wohl nicht direkt gegenüber sitzen hatte. Oder war er nur besonders grausam und spielte mit seiner Beute bevor er sie verschlang? „Ähm….“ Sie räusperte sich und fieberte nach Worten, die in ihrem plötzlich leer gefegtem Kopf einfach nicht mehr auftauchen wollten, „…ich brauche ihre Hilfe nicht,“ kam es eine Spur zu abweisend über ihre Lippen, bevor sie beim erneuten Blick auf seinen Stern einlenkte, „..Nein, danke, Deputy.“ Ergänzte sie knapp, wobei sie bei der Aussprache seines Titels einen gewissen Unterton miteinfliessen ließ, so dass sie ihm zugestand seinen Wink mit dem Zaunpfahl verstanden zu haben. Und es sollte auch heissen, dass sie nun alles andere als gewillt war weiter mit ihm zu reden. Die Situation hatte sich schlagartig geändert und er hatte sie mit einem harmlosen zurückstreifen seiner Weste, einfach mundtot gemacht. Wenn sie nun heil aus diesem Gespräch heraus kam, würde sie in Zukunft den Namen Foster nicht mehr vergessen können und eine weitere Begegnung zu verhindern wissen. Ihre anfängliche Wut und Aggression war nun auf ein winzige Flamme herabgebrandt, denn noch floss der Schock über seine Funktion, die er ihr klar vor Augen geführt hatte, wie Gift durch ihre Adern. Hatte Cassiel nicht auch gesagt sie sollte vorsichtig bei Mr. Foster sein? Sprich, einen Bogen um ihn machen, hatte sie anschließend beschlossen. Wie sie da seinen Namen oder seine Funktion hatte vergessen können, bei all der Vorsicht, die sie stets walten ließ, war ihr selbst ein Rätsel. Nun galt es eben das Beste aus der Situation zu machen, doch die Machtverhältnisse waren nun mehr als ungleich verteilt. Wie gern hätte sie sich jetzt entschuldigt, über plötzliche Übelkeit geklagt oder ihn mit einem pampigen Kommentar abserviert, um dann aufzustehen, um schnellst möglichst das Haus zu verlassen? Alles in ihr drängte nach Flucht. Waren die Bennet-Brüder etwa hier in der Stadt? Wusste er irgendetwas? Sie besah sich noch einmal die Lässigkeit und Ruhe, die er ausstrahlte. Entweder hatte er wirklich keine Ahnung oder es war eben jenes Wissen, das ihn so selbstsicher machte, dass sie ihm nicht mehr entkommen konnte. Das Wissen, dass er sie nach diesem Gespräch hinter Gitter bringen würde, wo sie bestenfalls verrotten würde.
Ihr Blick war wie von selbst zur Tür gehuscht, was sie nun als eindeutigen Fehler erkannte und schnellst möglichst wieder Mr. Foster anschaute. Sie hoffte, dass sie ebenso unverändert auf ihn wirkte, wie sie es nun zwanghaft versuchte. In jeder anderen Stadt hätte sie gewusst, was diese Begegnung für Auswirkungen haben würde: sie würde ihr Pferd satteln und schnellst möglichst von hier verschwinden! Was aber, wenn sie das Weglaufen satt hatte? Was, wenn ihr Camden Village trotz allem gefiel und sie endlich an einem Ort bleiben wollte? Dann hiess es das hier durchzustehen. Komme was wolle. Und wenn sie nicht davon lief, dann hatte sie auch nichts zu verbergen. So die Theorie.
Jonathan u. Randall, Stevie u. Dean am Nachbartisch, Ruth kommt dazu (wird mitgeführt)
Ja, ja - auch schön, Sie getroffen zu haben.. Der junge Mann ihm gegenüber erwiderte Randalls Morgengruß nicht, sondern starrte schweigend auf die Tischplatte. Möglicherweise war diese für ihn ein besserer Umgang - immerhin brauchte er da wohl kaum Widerworte zu erwarten. Beinahe hätte Randall über diesen Gedanken laut gelacht. Es war zwar unhöflich von dem Jungen, ihm nicht einen guten Morgen zu wünschen, aber darüber ärgerte sich Randall nicht im Mindestens. Offenbar wollte Mr. Leery, so hatte Randall es im Vorbeigehen im Gästebuch in einem unbeobachteten Moment nachgelesen, seine Ruhe haben - und er würde ihn bestimmt nicht stören. Kurz zog Randall eine Augenbraue in die Höhe, als sein Blick zufällig auf Dean fiel, der sich auf seinem Stuhl der Hosenträgerin gegenüber gesetzt hatte. Mit einer zufälligen Bewegung ließ dieser dabei seinen Blechstern aufleuchten und das veranlasste Randall doch dazu, hinter der vorgehaltenen Hand zu grinsen. An einen Zufall vermochte er nicht zu glauben, sondern eher daran, dass sich Dean Foster gerade profilierte und sich nicht nur für unwiderstehlich, sondern auch für wahnsinnig wichtig hielt. Er brüstet sich mit dem Stern.. Nun, ja - wer es nötig hat. Randalls charmantes Lächeln galt eindeutig weder dem Deputy, noch der Rothaarigen, sondern der Köchin, die gerade mit einem beladenen Tablett in den Händen an den Tisch der Beiden trat. "So - hier hätten wir den gewünschten Kaffee. Für Sie sicher auch, Mr. Foster?" Ruths Lächeln war durchaus freundlich, aber es erreichte ihre Augen nicht. Dieser Wichtigtuer Foster konnte ruhig bemerken, dass sein Charme bei ihr vergebens wäre. Mit sicheren Händen und einem freundlichen Lächeln verteilte sie zwei Kännchen Kaffee nebst Milch und Zucker auf den Tisch und stellte einen Korb mit frischem Brot dazu. Das Rührei stellte sie in die Mitte des Tisches, wo schon auf einem kleinen Tablett Butter, Wurst, Käse und Marmelade stand - für jeden Geschmack Etwas. Kurz betrachtete sie zufrieden ihr Werk bevor sie am Nachbartisch ebenso eindeckte. "Guten Morgen, die Herren." Ruth stellte Randall den Kaffee vor den Teller und errötete leicht, als dieser ein charmantes Lächeln schenkte. "Vielen Dank, Ma'dam. Ich weiß das wirklich zu schätzen. Sagen Sie - darf ich Ihnen meine Begleitung zum Gottesdienst anbieten? Also ohne mich aufdrängen zu wollen..[/i]Charmant bittend sah er Ruth an, obwohl er an ihr als Frau nun wahrlich nicht interessiert war. Häßlich war sie nicht, aber für ihn erstens zu alt und zweitens gehörte sein Herz immer noch Erin. Dennoch würde gerne mit ihr gehen, denn er versprach sich davon doch neuere Informationen über das Stadtgeschehen und vor Allem über seine Erin, die er immer noch als seine Frau betrachtete. Angeblich arbeitete sie bei dem neuen Reverend, aber arbeiten war gerade für Randall ein dehnbarer Begriff, der sich anpasste. Er hätte gerne gewusst, was dies Wort in diesem speziellen Fall beschrieb - und an der Seite Mrs. Cornwells würde ihn wohl Niemand unter Verdacht haben, selbst wenn noch in seiner Anwesenheit auffiel, dass der Klingelbeutel nach dem Gottesdienst ungewöhnlich leer bliebe. "Oh- ich denke, es wird kaum möglich sein, mich ihrer werten Gesellschaft zu entziehen, Mr. Bowman. Wir haben den gleichen Weg.. Was darf es für Sie sein, Mr. Leery? Auch einen Kaffee oder lieber Tee?"
Stevie und Dean am Nebentisch Jonathan und Randall, Ruth bedient
Den beiden Neuankömmlingen am anderen Tisch schenkte der Bostoner kaum Beachtung. Er reagierte auf ihre Anwesenheit nur insofern, als er seine Stimme leicht senkte, während er sich mit dem aparten Rotschopf unterhielt. Ansonsten war ihm anzumerken, daß ihn die Gegenwart Dritter bei dem Gespräch nicht im geringsten verlegen machte. Mit ruhigen Bewegungen schnippte er ein Stäubchen von seiner Weste und konzentrierte sich offenkundig auf seine unfreiwillige Gesprächspartnerin. Die war allem Anschein nach von seinem Manöver ganz überfahren, hatte sie doch wohl eher damit gerechnet, daß er ihre Einladung nicht wörtlich nehmen würde. Doch warum hätte er auf die Chance verzichten sollen, sich die Kleine etwas näher anzusehen, hatte sie doch schon seine Neugier erregt? Immerhin war der Anblick eines Mannsweibs nichts alltägliches, zumal in einem solch kleinen Kaff wie Camden. Gepaart mit der auffälligen rötlichen Lockenmähne würde sie in diesem Aufzug die Aufmerksamkeit aller Passanten auf sich ziehen – und diverse spöttische bis feindselige Reaktionen. Warum setzte sich das Mädchen derartigen Anfeindungen aus? Aus einer bloßen Lust am Provozieren? Denn er konnte keinerlei praktischen Grund sehen, warum eine Frau den Wunsch verspüren sollte, Männerkleidung zu tragen. Frauenröcke mochten für manche Tätigkeiten hinderlich sein, doch das waren für gewöhnlich Männerarbeiten.
Nachdenklich runzelte Dean seine Stirn, als er sich überlegte, ob die Kleine etwa gar... aber das wäre ja noch widersinniger! Jeder Mensch wußte, daß Frauen eine schwache Konstitution besaßen und harte körperliche Arbeit ihrer Gesundheit schadete. Andererseits konnte er sich irgendwie schlecht vorstellen, daß dieses Mädchen sich im Haushalt betätigte, kochte und wusch, wie es sich für ein respektables Frauenzimmer gehörte. Wirklich, eine wandelnde Provokation... und er hätte seine Stiefel darauf verwettet, daß man sie mit ihrem widernatürlichen Verhalten schon aus diversen Ortschaften hinausgeworfen hatte. Vielleicht war sie ja sogar aus einer Anstalt für Verrückte entsprungen..? Hielt sich am Ende gar für einen Mann? Eine Irre..? Möglich war es. Wobei sie durchaus zielstrebig in ihrem Verhalten wirkte. Aber Verrückte konnten im Rahmen ihrer Wahnvorstellungen ja durchaus konsequent handeln. Dean hatte das schon erlebt, als er einmal auf einen Mörder angesetzt worden war, der in dem festen Glauben gehandelt hatte, Gott persönlich habe ihm seine Bluttaten befohlen. Ein Wahnsinniger, der nichtsdestotrotz sehr folgerichtig gehandelt hatte, um seine Opfer zu töten. Er musterte Stevie eingehend und ungeniert. Nein... er mochte sich täuschen, aber vielleicht gab es einen anderen Grund dafür, daß sich die Kleine öffentlich derart lächerlich machte. Nur welchen..? Ihm fiel kein vernünftiger ein.
Einen Anhaltspunkt lieferte ihm ihre Reaktion auf das Aufblitzen seines Sterns. Für einen Moment war er selbst überrascht, bis ihm endlich dämmerte, worauf sie überhaupt so reagiert hatte. Seine Augen verengten sich unmerklich. Wenn das Rotschöpfchen Angst vor einem Gesetzeshüter zeigte – und darauf wies ihr Verhalten einen alten Hasen wie ihn eindeutig hin – dann hatte sie einiges zu verbergen. War sie eine flüchtige Verbrecherin? Eine Betrügerin vielleicht? Dann bekam ihre Verkleidung plötzlich einen Sinn. Wobei... wieso hatte sie dann nicht eine andere Maskerade gewählt, die überzeugender war? Oder, wenn sie sich schon für den wenig sinnvollen Versuch entschieden hatte, als Mann aufzutreten – warum in aller Welt hatte sie sich dann nicht die Haare geschnitten und ihre Verkleidung vervollständigt? Es sah doch jeder auf den ersten Blick, daß sie ein Weibsbild war! Nein, er wurde noch immer nicht schlau aus der ganzen Person, und das stachelte seine Neugier noch weiter an. "So, so, du brauchst also keine Hilfe..." Die Stimme des Bostoners war nun sehr leise geworden, gerade noch für sie hörbar. Sowohl sein Tonfall als auch seine Miene änderten sich dabei nicht. Er wirkte, als plauderte er über irgendein harmloses Thema, das Wetter zum Beispiel. Tatsächlich musterte er sie nun mit voller Aufmerksamkeit, so daß ihm ihr nervöser Blick Richtung Ausgang nicht entging. Fluchtgedanken..? Das amüsierte ihn. Wie eine Katze mit ihrer Beute entwickelte er plötzlich Spaß daran, mit dem Mädchen zu spielen. Er konnte sich bei einer Frau nicht recht vorstellen, daß sie ein schweres oder ein Gewaltverbrechen verübt hatte. Frauenzimmer taten so etwas nicht. Wenn es sich aber um eine Straftat handelte, bei der niemandes Gesundheit direkt zu Schaden gekommen war – ein Betrug eben oder ähnliches – dann war er nicht der Mann, der nicht ein Auge zugedrückt hätte, solange die Sache unterhaltsam für ihn war.
Er bereitete sich gerade darauf vor, ihr mit unschuldig-charmantem Lächeln und einer weiteren Frage auf den Zahn zu fühlen, sie ein wenig nervöser zu machen, als die Köchin zu ihnen trat. Ausgerechnet, als hätte die Alte nur auf den rechten Zeitpunkt gewartet, ihn zu unterbrechen! Es kostete ihn Selbstbeherrschung, doch sein Gesicht zeigte dasselbe charmante Lächeln, das er auch Stevie geschenkt hatte, als er aufsah. "Danke sehr, Ma’am. Sehr gern." Wie auch bei der Köchin war es allerdings ein eher höfliches als herzliches Lächeln. Über die Alte wußte er genug, um sie einschätzen zu können. Fleißige Kirchgängerin, sittsam und hochanständig. Er hatte sie schon einige Male mit anderen Weibern derselben Kategorie zusammen gesehen – Waschweiber, die sich die Mäuler über alles und jeden zerrissen. Spätestens mit der Eröffnung des Bordells würden sie über ihn Gift und Galle verspritzen, wenn sie bei ihren dämlichen Kaffeekränzchen beisammen saßen und nichts taten außer häkeln und tratschen. Nun, ein Mann, der nicht zum langweiligen Durchschnitt gehören wollte, mußte mit Neid und Ablehnung der Langweiler leben. Es war ihre Art der unfreiwilligen Anerkennung für einen echten Lebemann. Er wartete daher ruhig ab, bis die Alte serviert hatte und zum Nebentisch abgerauscht war, bevor er sich wieder an die kleine Rote wandte. "Darf ich fragen, was eine junge Lady ganz allein in dieser Jahreszeit in einen solch abgelegenen Ort führt? Die Reise hierher ist schließlich ziemlich anstrengend – und derzeit alles andere als ungefährlich." Mit eine Miene, als sei die Frage völlig beiläufig gestellt, griff er nach seiner Tasse. Über den Rand warf er ihr einen Blick zu, der nun, im Wissen um die Verlegenheit, in die er sie wohl gebracht hatte, wieder neckend wirkte. Die Kleine interessierte ihn zunehmend.
Jonathan, Randall und Ruth Stevie u. Dean am Nachbartisch
Dass er den Morgengruß versäumt hatte, entging Joe. Genauso wie die Belustigung des Mannes ihm gegenüber. Es gab für ihn, so unhöflich es auch klang, im Moment wichtigere Dinge, über die er nachdachte. Joe beobachtete die Köchin, während sie die beiden Gäste am Nebentisch bediente, und freute sich schon, als sie sich an ihren Tisch wandte. Dem kleinen Gespräch zwischen ihr und dem Mann auf der anderen Seite des Tisches hörte er mit mäßiger Aufmerksamkeit zu. Der Mann ging also auch zur Kirche. Randall hieß er also. Da klingelte nicht wirklich was. Aber die Köchin wirkte auf ihn, ohne in irgendeiner Weise beleidigend sein zu wollen, doch ein Stück zu alt für diesen Randall. Joe schmunzelte innerlich. Man musste natürlich nicht immer in die eine Richtung denken. Vielleicht war der Mann auch einfach nur freundlich oder er hatte einen völlig anderen Grund. Die Dinge waren immer anders, als man sie sich erwartete. Mrs. Cornwell hatte jedenfalls bestimmt ihre Freude an dem Angebot und der Begleitung. Ja, zumindest über den Namen der Köchin wusste Joe nach fast einer Woche hier im Gästehaus Bescheid. Der Mann auf der anderen Seite des Tisches ging also auch zur Kirche. Wie eben jeder anständige Mensch. Ob die beiden am Nachbartisch das wohl auch taten? Die Frau hoffentlich nicht in demselben Aufzug, in dem sie frühstückte. Die Frage der Köchin unterbrach seine Gedanken. "Guten Morgen, Ma'am." Joe dachte kurz nach. "Einen Kaffee bitte", antwortete er mit einem dankbaren Lächeln, sodass sich in seinem Gesicht kleine Lachfältchen abzeichneten. Die Ungeduld, die er gerade noch verspürt hatte, ließ er sie nicht spüren.
Joe wandte sich wieder von der Köchin ab. Ihm war nicht entgangen, dass er nicht der Einzige war, der hin und wieder den Typen am Nebentisch im Auge behielt. Wer war der Kerl? Joe sah wieder hinüber und zog dabei eine Augenbraue nach oben. Seine Neugier wuchs mit jedem Augenblick, in dem er seine Aufmerksamkeit dem fremden Mann widmete. Ob der Eindruck, den er von ihm hatte, wohl der Wahrheit entsprach? Selbstgefällig, wichtigtuerisch und aalglatt? Vielleicht konnte man ihm das Gegenteil beweisen, Joe hätte jedenfalls kein Problem damit, aber dennoch bezweifelte er, dass sich hinter jener Fassade ein ehrlich höflicher, freundlicher und großzügiger Mensch befand. Dennoch war das alles nur ein Gefühl und schließlich kein Wissen. So wie man eben einen Sturm vermutet, wenn man auch nur die Regentropfen an der Fensterscheibe hört. Dann glitt sein Blick zu Mr. Randall, wie ihn die Köchin genannt hatte. Er deutete mit einem leichten Nicken zu dem Mann am Nebentisch. "Wissen Sie, wer das ist?", fragte Joe möglichst leise in beiläufigem Tonfall. Man wollte ja nicht zu neugierig wirken, das schadete meistens eher. Vielleicht wusste Mr. Randall ja mehr. Er sah jedenfalls so aus, als würde er sich hier schon etwas besser auskennen.
[OCO. @Joe: Mr. Randall heißt eigentlich Mr. Bowman. War mein Fehler, dass Ruth ihn falsch angesprochen, hat. Sorry.]
Randall u. Jonathan an einem Tisch, Stevie u. Dean am Nachbartisch, Ruth bedient
Na, bitte - geht doch. Randall bemerkte das kurze Lächeln seines Gegenübers, ging aber nicht weiter darauf ein. Seine Aufmerksamkeit galt nun ganz dem schmackhaftem Frühstück und seinem Kaffee, den er sich einschenkte. Sein Leben war nicht immer leicht, wenn er es genauer betrachtete, denn oft befand er sich mit einem Fuß im Gefängnis und mit dem anderen noch so gerade eben in Freiheit. Dünn war die Grenze zwischen List und Betrug, zwischen subjektiver Wahrheit und Lüge. Dies jedoch ist einer der Vorzüge dieses Lebens - genug Piepen in der Tasche, um es sich gut gehen zu lassen.. Ein wenig selbstgefällig wirkte er schon, als er sich entspannt zurück lehnte und die Tasse an den Mund führte. "Gerne, Mr. Leery. Ich bringe ihn sofort nach. Guten Appetit, die Herren." Ruth zog sich mit ihrem leeren Tablett wieder zurück und ließ Mr. Bowman in der Gesellschaft des nicht sehr gesprächigen Mr. Leerys zurück. Dieser hatte vielleicht nur einen Bärenhunger, oder hatte schlecht geschlafen. Ruth konnte das noch nicht sicher sagen und letztendlich ging es sie auch nichts an. Oh, sie hatte in i in Westpoint zahlreiche Jungs in dem Alter bewirtet, ihre Blessuren behandelt und sich ihre zum Teil traurigen Lebensgeschichten angehört. Insofern war ihr auch das Verhalten Mr. Leerys nicht gänzlich fremd, aber sie kannte ihn nicht gut genug, um sich mit ihm weiter zu befassen und aufdrängen würde sie sich ihm nicht. Ihr Platz war schließlich in der Küche und obwohl sie mit Kate gut auskam, würde sie nicht ausprobieren wollen, was diese zu vertrauteren Beziehungen zwischen Gästen und ihrer Köchin halten würde. Am Nachbartisch schien man keine weiteren Wünsche mehr äußern zu wollen und so verließ sie den Speisesaal. Randall sah ihr nicht einmal nach, denn für ihn war das kein ernsthafter Versuch, sich an Mrs. Cornwell heranzumachen. Sie war deutlich zu alt für ihn und außerdem wollte er seine Frau zurück - auf jeden Fall. Ich habe sogar bereits mindestens einen Trumpf in der Hand - Eli. Nachdenklich runzelte Randall die Stirn, während er sich Rührei und Brot auf den Teller gab. Nein, Erin würde kaum zu lassen, dass Eli mit ihm ginge. Nicht nachdem sie diesen gerade erst bei Clayton rausgeholt hatte. Ob Clayton ihr wohl von unserem Zusammenstoß berichtet hat - oder Eli? Randall verstand, dass Erin den gemeinsamen Sohn nun wieder zu sich genommen hatte. Er hatte ihn auch mit gemischten Gefühlen wieder dem in guten wirtschaftlichen Verhältnissen lebenden Sheriff überlassen. Dieser Raufbold mit Stern war sicherlich kein gutes Vorbild für Eli und selbst ein Leben in absoluter Armut wäre besser als ein Leben reich an Geld, aber eben auch an Jähzorn und Wutanfällen. Die Frage seines Gegenübers nach Foster riss ihn aus den Gedanken, so dass seine Gabel für einen Moment in der Luft hing, bevor er sich ablegte und kurz zu Mr. Foster hinübe rsah. Sein Grinsen war dabei amüsiert und leicht herablassend, während er sich Mr. Leery zu wandte. "Oh, der.. Das ist Dean Foster - Deputy seines Zeichen. Ich kenne ihn nicht weiter." Dieser Foster ist hinter Weibern her, wie der Teufel hinter der Seele. Randall schmierte sich sein halbes Brötchen mit Butter und grinste dann plötzlich. "Ah - guten Appetit. Habe ich ganz vergessen." Während er ab biss und kaute, warf er erneut, einen kurzen Blick auf den Nachbartisch, an dem Dean Foster dieses Weibsbild in Hosen nahezu schamlos anflirtete. Manche Menschen waren sich offenbar für nichts zu schade. Passt zu ihm - so ein Etablissement wie das Queens of Hearts ins Leben zu rufen. Dieser Gedanke amüsierte Randall ein bisschen, so dass er schmunzelnd schluckte. "Er hat wohl einen Saloon gekauft und ohne Rücksprache mit dem Bürgermeister ein Bordell daraus gemacht. Sie haben es vielleicht, schon gesehen. Dieses Queens of Hearts." Kurz lachte Randall auf, denn jetzt wurde ihm bewusst, dass dieses Bordell nahezu direkt neben dem Gästehaus lag. Das war für ihn nicht ganz uninteressant, aber es würde der ehrbaren Mrs. Cornwell wohl die Schamesröte ins Gesicht treiben, so ihr dies bewusst würde. "Nun, so ist das also.. Dabei könnte man fast meinen, er steht auf Hosen.Wie er das wohl mit seinem Ansehen als Deputy vereinbart." Randall zuckte kurz mit den Achseln und ließ offen, ob er den Flirt mit dem Mannsweib meinte oder dem Ruf als Bordellbesitzer, denn Beides konnte dem Ansehen als Gesetzeshüter durchaus abträglich sein.
Stevie und Dean am Nebentisch Jonathan und Randall, Ruth bedient
Es gefiel Stevie nicht wie Foster sie musterte. Es war als würde er plötzlich mit Leichtigkeit hinter ihr Schutzschild schauen und dort alles erfahren, was er wissen wollte. Dennoch nahm sie sich zusammen und schwor sich dieses eine Mal nicht die Flucht zu ergreifen, sondern den Kampf aufzunehmen. Wie nebenbei wiederholte er ihre Worte, dass sie eben keine Hilfe von ihm bräuchte, dennoch sprachen seine Augen eine ganz andere Sprache. Sie brannten sich in Stevies Haut und fraßen sich in ihr innerstes, während sie mit aller Kraft ihre gefasste Miene aufsetzte und sich zur Ruhe zwang. Sie erwiderte seinen Blick, ebenso fest und ernst wie zuvor, während ihr Herz raste und sie zu ignorieren versuchte, dass er soeben ins du übergegangen war. Nur eine weitere Provokation auf die sie zur Abwechslung einmal nicht näher eingehen wollte. Beinah konnte sie stattdessen sehen wie sich auf seiner Zunge die nächste Frage bildete, die womöglich direkt ins Schwarze treffen oder sie in ernsthafte Bedrängnis bringen würde. Seine Lippen teilten sich bereits und Stevie wappnete sich für das, was kommen würde, als plötzlich Mrs. Cornwell mit voll beladenem Tablett zu ihnen an den Tisch trat. Stevie wäre ihrer unfreiwilligen Retterin am liebsten um den Hals gefallen. Doch sie beließ es bei einem dankbaren Lächeln, das die Köchin sicherlich für das gebrachte Frühstück aufnahm, und atmete unauffällig aus. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte. Für einen kurzen Moment erleichtert ließ Stevie ihren Blick über die Köstlichkeiten gleiten, die die Köchin auf ihrem Tisch ablud und war zugleich enttäuscht, diese am heutigen Morgen wohl nicht wirklich genießen zu können. Ihr Magen war zu nervös, als das sie viel herunter bringen würde, doch um den Anschein zu erwecken eben nichts zu verbergen zu haben, musste sie entspannt zugreifen und essen als sei sie in bester Gesellschaft. Sie dankte Mrs. Cornwell nochmals mit einem Lächeln, da ihr momentan die Stimme wohl versagen würde, die Mr. Foster dafür umso mehr zu finden schien. Charmant lächelte er die Köchin an und dankte ihr für das Frühstück. Und dann war sie verschwunden und die komplette Aufmerksamkeit des Deputys lag wieder auf Stevie. Sie nahm sich etwas Rührei auf ihren Teller und eine Scheibe Brot. Auf die gute Marmelade würde sie heute verzichten müssen, denn das wäre sicherlich zu viel für ihren Magen gewesen. Doch sie wollte so gewöhnlich wie immer aussehen, dabei wäre sie am liebsten von Übelkeit geplagt vor die Tür getreten. Mr. Foster hatte sein Angriffsziel durch das Auftauchen der Köchin nicht aus den Augen verloren und stellte nun die Frage, vor der es Stevie gegraut hatte. Dabei formulierte er sie höflich und ließ aber durch die Wahl seiner Worte erkennen, dass er Vermutungen hatte, die Stevie nicht gefallen würden. Diese wunderte sich über seinen Ton, der sich plötzlich verändert hatte. Er sprach sie mit Lady an und formulierte seine Sätze auch tatsächlich so, als wäre er in Gesellschaft einer feiner Damen, deren Ohren solch vornehme Worte gewohnt waren. Als Stevie in ihrem Tun verharrte und ihn genervt anschaute, lehnte er sich mit seiner Tasse selbstzufrieden im Stuhl zurück und warf ihr einen amüsierten Blick zu. Er wusste genau welches Spiel er hier betrieb und sein ganzes Tun, Verhalten, die Gesten und Blicke ergänzt durch seine Worte, die mehr zwischen den Zeilen verrieten, waren eine einzige Provokation und Herausforderung. Stevie war sich nur nicht mehr sicher, ob sie am Ende den längeren Atem haben würde. „Mr. Foster, wir wissen beide, dass hier keine Lady mit ihnen am Tisch sitzt, deswegen müssen sie ihre Zunge auch nicht bemühen, dieses Wort zu benutzen. Mein Nachname, den sie hoffentlich nicht schon vergessen haben, genügt völlig.“ Oh, hätte er ihn doch längst vergessen! Am besten die gesamte Begegnung an diesem bescheidenen Morgen. Stevie hatte sich seinem Konversationston angepasst, der ein Überbleibsel ihr Mutter war, die sich stets bemüht hatte aus ihr ein anständiges Mädchen zu machen. Wer hätte gedacht, dass sie dieses Wissen tatsächlich einmal anwenden würde. Sie nahm einen Schluck Kaffee. „Stellen Sie mir diese Frage als Deputy oder nur als neugieriger Bürger dieser Stadt?“ sie entschied sich seine Antwort erst gar nicht abwarten zu wollen und zwang sich zur alten Schlagfertigkeit zurückzukehren. „Wenn ich es mir nämlich Recht überlege werde ich beiden Herren nur so viel zu sagen haben: Ich bin auf der Suche nach Arbeit und möglicherweise sogar nur auf der Durchreise, bevor mich der Sturm überrascht hatte und hier festgesetzt hat.“ Eine alltägliche und beinah langweilige Antwort, die nicht einmal gelogen war, jedoch rein gar nichts über sie zu verraten schien. Sie nahm eine Gabel voll Rührei und kaute, während sie sich wünschte das Foster endlich aufgeben würde. Von den Herren am Nebentisch hatte sie keine Hilfe zu erwarten. Selbst wenn er sie demnächst in Handschellen hier hinausschleifen würde, hätte sich sicherlich keiner von ihnen bemüht einzuschreiten. Durch den Stern auf der Brust war jeder machtlos und oftmals bemerkten die Träger dieses zweifelhaften Schmuckstückes nicht, dass die Probleme erst mit ihrem Auftauchen entstanden. Um von denen nicht sprechen zu müssen, die diese Position bewusst ausnutzten. Stevie sah wieder zu dem Blonden mit den blauen Augen, die auch weiterhin musternd auf ihr lagen. Er war wie ein Bluthund, der eine Fährte aufgenommen hatte und erst Ruhe gab, wenn er seine Beute gefunden hatte. Oh ja, dieser hier witterte etwas und sie musste ihm klar machen, dass er bei ihr auf Granit beissen würde. Sie würde nichts erzählen, verraten und preisgeben. Nichts was ihr Leben oder das ihrer Familie gefährden konnte. Denn sie hatte nichts unrechtes getan! Sie spürte – wie immer wenn sie an ihre Familie dachte – das Medaillon schwer auf ihrer Haut liegen, verborgen unter ihrem Hemd und geschützt vor neugierigen Blicken. Und die Kraft zu kämpfen wie eine Löwin, um das zu schützen was ihr heilig war, flammte augenblicklich in ihr auf. So dass sie von ihrem Teller aufsah und Mr. Foster direkt anzusehen. „Gibt es sonst noch etwas, dass sie unbedingt erfahren müssen, damit sie ihrem Stern Ehre machen können? Und bitte lassen sie dieses hochnäsige Gequatsche sein.“ sagte sie mit ausdrucksloser Stimme und einem Blick auf eben jenes Blech, das auf seiner Brust prangte. Er sollte endlich damit herausrücken was er wollte oder noch besser was er über sie wusste und aufhören mit ihr zu spielen. Stevie bevorzugte es, wenn man direkt und offen miteinander sprach, anstatt sich hinter Worten zu verstecken.
Stevie und Dean am Nebentisch Jonathan und Randall, Ruth bedient
Man mochte es ihm nicht recht ansehen, doch Dean verfügte über eine Lebenserfahrung, die seinem Alter entsprach – und noch zudem über langjährige Erfahrung als Scout und Kopfgeldjäger. Er hatte zu oft Menschen ins Gesicht gesehen, deren Blick dieses gewisse gehetzte Etwas in sich trug, um es jetzt bei dem Rotschopf zu übersehen. Sie hatte sich zwar, wenn er ihr Alter einigermaßen richtig einschätzte, ganz gut im Griff. Aber zu aggressivem Verhalten Zuflucht zu nehmen, um die eigene Unsicherheit oder Angst zu überspielen, das zog bei einem alten Hasen wie ihm nicht. Noch dazu stand es einer Frau nicht, genauso wie ihr männlicher Aufzug. Gerade die heftigen Versuche, ihn abzuwimmeln, bestärkten jedoch seine Neugier. Wenn das Mädchen nur irgendeinen Diebstahl auf dem Gewissen hatte, darüber hinaus auch noch außerhalb seines Zuständigkeitsgebiets, dann hatte sie von ihm nicht viel zu befürchten – nun, jedenfalls nicht in Bezug auf ihre Freiheit. Ein legerer Umgang mit gewissen Teilen der Gesetze war ihm durchaus nicht unsympathisch. Nichtsdestotrotz reizte es ihn, ihr Sündenregister genauer zu erkunden.
Die merkliche Nervosität der jungen Frau hätte eigentlich für ein schwereres Vergehen gesprochen. Der Bostoner war allerdings geneigt, diese Stevies mangelnder Erfahrung zuzuschreiben. Beim ersten Mal schlug doch fast jedem das Herz bis zum Hals. Abgesehen davon war es für ihn trotz Kates Beispiel nach wie vor nahezu undenkbar, daß ein weibliches Wesen ein Gewaltverbrechen verübte. Was sollte die Kleine also schon großes auf dem Kerbholz haben? Er schmunzelte kurz bei dem Gedanken, daß sie vielleicht nicht viel mehr getan hatte als irgendeinem Pechvogel seine Klamotten zu klauen. Dennoch machte es ihm Spaß, sein Gegenüber noch ein wenig mehr zu verunsichern und sie etwas zappeln zu lassen. Wer konnte es schon wissen... wenn sie hinterher mitbekam, daß er ihr gar nicht ans Leder wollte, war die Erleichterung vielleicht ja sogar dazu angetan, eine gute Startposition für ein näheres Kennenlernen zu bilden? Immerhin war sie nicht häßlich, wenn man sie sich in anständiger Kleidung vorstellte. Und sie war just aufgetaucht, bevor er den Stern zurückgegeben hatte, der offensichtlich eine so beeindruckende Wirkung auf sie ausübte. Wenn das mal kein Omen war...
Mit einem amüsierten Grinsen hörte er sich den nächsten verbalen Ausbruchsversuch der Kleinen an. Ja, in der Tat, wie eine Lady wirkte sie nicht gerade. Das war aber nichts, dem man nicht damit hätte abhelfen können, daß man sie mal ordentlich übers Knie legte, da war der Deputy sicher. Denn daß sie – bewußt oder unbewußt – auf seinen gehobenen Plauderton einging, schien ihm zu beweisen, daß sie aus einem durchaus ehrbaren Elternhaus stammte, in dem man Wert auf die Erziehung der Tochter gelegt hatte. Das burschikose Auftreten der Rothaarigen war also wohl kaum mehr als ein Anstrich, eine Laune, wie sie in den wirren Köpfchen junger Frauen manchmal entstanden, wenn man ihnen die Zügel zu locker ließ. Darunter steckte höchstwahrscheinlich ein normales und womöglich recht reizvolles Mädchen. Wie locker ihre Zügel gelassen worden waren, bewies sie ihm dann auch gleich mit ihrer nächsten Frage samt zugehöriger Antwort auf die seine. Wenig aufschlußreich, dafür um so unverschämter. Dean nahm selbst einen Schluck Kaffee, bevor er sie wieder musterte. Weder seine Miene noch sein Tonfall wichen von dem charmanten Plaudern ab, das er angeschlagen hatte.
Nur seine Worte waren eine Spur betonter gesprochen als zuvor. "Mit dieser Antwort müßte sich ein neugieriger Bürger zufrieden geben. Ein Deputy darf es nicht. Arbeit – welche Art von Arbeit?" Für eine ehrbare Frau kamen nur wenige Gewerbe in Frage, in denen sie bezahlte Arbeit annehmen konnte. Haushälterin, Näherin, vielleicht Köchin oder Bedienung. Der Rotschopf sah ihm nach keiner dieser Optionen aus. Und daß sie auf der Suche nach einem heiratswilligen Mann war, der sie versorgen würde, erschien ihm noch unwahrscheinlicher. So wie die Lage war, hätte sie nicht lange suchen müssen, sondern wäre bereits bei ihrer Ankunft von ihrem zukünftigen Gemahl abgeholt worden. Es blieb also als Erklärung für die Anwesenheit einer alleinstehenden jungen Frau kaum mehr übrig als die Annahme, daß sie etwas zu verbergen hatte. Ein Konflikt mit dem Gesetz, oder vielleicht war sie ja bereits verheiratet und vor einem Ehemann geflüchtet, der sich betrunken und sie verprügelt hatte... irgend etwas in dieser Art mußte es sein. Er betrachtete sie nachdenklich, während sie schweigend zu essen begann und er sich selbst eine Portion von allem nahm, was die Köchin gebracht hatte. Erst ihre neuerliche, diesmal noch heftigere Verbalattacke ließ ihn innehalten.
Mit einem Stirnrunzeln und einem verweisenden Kopfschütteln sah er sie an. "Meine Frage steht noch im Raum – was genau suchst du hier, Mädchen? Und ich warne dich: Einen derartigen Ton bin ich nicht gewohnt. Ich könnte mich daran erinnern, daß ich keiner Lady gegenübersitze, und mein Verhalten danach ausrichten..." Er war nicht wirklich zornig. Aber wenn diese junge Göre meinte, sie könne ihm Beleidigungen an den Kopf werfen, würde sie sehr rasch merken, daß man einen Dean Foster nicht beeindrucken konnte, indem man sich als Mann verkleidete und nach dem Motto handelte, daß Frechheit immer siegte. Er wußte schon, wie man vorlaute Frauenzimmer auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Sein Blick enthielt nun eine deutliche Warnung, auch ohne daß er seine Stimme gehoben hätte.
Stevie und Dean am Nebentisch Jonathan und Randall, Ruth bedient
Sie hatte versucht ihn abzuschrecken. Sie hatte ihn provoziert und beleidigt und ihn mit nichts sagenden Antworten langweilen wollen. Doch es war tatsächlich so als würden die unbrauchbaren Informationen und Worte an ihm abperlen, so dass er nur das hörte und erkannte, was er nicht sollte. So traf seine nächste Frage wieder direkt ins Schwarze, als er interessiert nach der Art ihrer Arbeit fragte. Sie hätte das nicht so leichtfertig sagen sollen. Sie hatte dabei gesprochen wie ein Mann, wie ein Cowboy, der auf der Suche nach Arbeit war. Dass sie sich selbst genau so sah, nur eben in weiblicher Form, sollte sie nicht gerade jedem auf die Nase binden. Und schon gar keinem Gesetzeshüter. Es gab doch immer einen Grund die Leute ihrer Freiheit oder ihres Lebens zu berauben und das ganze mit dem Stern abzusegnen. Und eine Frau, die aus Überzeugung Hosen trug und sich an Männerarbeit heranwagte war doch ein gefundenes Fressen. Seine Warnung machte sie aber hellhörig. Sie hatte es also doch geschafft den Bogen zu überspannen. Normalerweise eine ihrer leichtesten Übungen. Was auch immer er damit meinte, er könnte sein Verhalten dahin gehend ausrichten, dass er eben nicht mit einer Frau, er benutzte immer noch das Wort Lady, an einem Tisch saß. Wollte er dann etwa derb daherreden? Sie beleidigen oder am Arm auf die Straße zerren und die Angelegenheit vor der Türe klären – wie Männer?! Sollte sie das nun einschüchtern? Stevie zog fragend eine Augenbraue hoch. Nun gut, sie war gewarnt und sie hatte längst erkannt, dass sie bei Mr. Foster nicht irgendeinen Grünschnabel vor sich sitzen hatte, aber dennoch zwang er sie dazu bis an die Grenzen zu gehen. Er trieb sie in die Enge und beobachtete sie wie eine Katze auf der Lauer, wie sie darauf reagieren würde. Und wenn sie es dann tatsächlich wagte sich zu verteidigen und zu beißen und zu kratzen begann, dann ließ er sie spüren, dass er am längeren Hebel saß. Erwartete er etwa, dass sie aufgeben würde und gehorchte? Wahrscheinlich war das seine Wunschvorstellung „Soll das etwa eine Drohung sein, Mr. Foster?“ fragte sie ihn unbeeindruckt und ließ ihre Augenbraue hochgezogen. „Dann habe ich auch eine für Sie: lassen Sie mich in Ruhe, dann kommt es erst gar nicht dazu, dass sie sich genötigt sehen hier irgendetwas zu vergessen, um was weiss ich dann was zu tun.“ Die nächste Gabel mit Rührei führte sie zu ihrem Mund, doch sie schmeckte überhaupt nicht was sie da aß. Es war nur ein reiner Mechanismus, der momentan funktionieren musste, um ein Bild der Normalität zu erzeugen. Ihr Magen hatte ihr längst zu verstehen gegeben, dass er genug hatte. Genug vom guten Frühstück und genug von Aufregungen, die der Deputy mit seinen Fragen in ihrem Innern verursahcte. Sie nahm einen Schluck Kaffee, der ihr heiss die Kehle hinab rann, während die Augen des Deputys sie mittlerweile durchbohrten. Er tat nicht viel ausser Stevie mit seinem durchdringendem Blick und den wenigen überlegten Worten völlig aus der Bahn zu werfen. Etwas zu hastig setzte sie die Kaffeetasse wieder ab, die mit einem hörbaren Klirren auf dem Unterteller aufsetzte und ihren Inhalt heiß über Stevies Hand ergoss. „Scheisse.“ fluchte Stevie leise und zog reflexartig ihre Hand zurück, um sie auf ihrem Schoß von der anderen Hand umschlossen zu halten. Die heiße Flüssigkeit hatte die verheilende Wunde getroffen, die Stevie eigentlich kaum noch Probleme bereitete und allmählich vernarbte, doch noch war die Haut entlang des Schnitt sehr empfindlich was Hitze oder Kälte anging. Und das bisschen Kaffee hatte die verheilende Wunde gerade wieder pulsierend zum Leben erweckt. Stevie warf einen prüfenden Blick auf ihre gerötete Handinnenfläche doch die frische Narbe war soweit in Ordnung. Wütend sah sie wieder zum Deputy auf. Dieser saß immer noch in Warteposition und verlangte mit bloßem Blick eine Antwort auf seine Frage. Zähneknirschen gab Stevie nach, schließlich wollte sie nicht noch mehr Neugierde auf sich ziehen, als sie es wohl sowieso schon getan hatte. „Ich suche vorzugsweise Arbeit auf einer Farm oder Ranch. Denn wie sie sich vielleicht vorstellen können bin ich nicht gerade der Typ von Frau, der sich in der Küche oder im Haushalt besonders erfolgreich betätigt. Am besten bin ich im Sattel meines Pferdes aufgehoben, auch wenn sie das nun befremden wird. Deswegen sparen sie sich ihren Kommentar und nehmen sie es einfach so zur Kenntnis. Sie haben eine Frage gestellt und ich habe geantwortet.“ Sie zuckte einen Moment zusammen als sie ihre Hand wieder langsam zu bewegen begann und schließlich wieder auf den Tisch zurückkehren ließ. „Wollen sie mich jetzt deswegen ins Verließ werfen?!“ fragte sie entnervt und betete, dass er endlich von ihr ablassen würde. Sonst würde sie doch noch aufstehen und die Flucht ergreifen müssen.
Randall u. Jonathan an einem Tisch, Stevie u. Dean am Nachbartisch
[ OOC @Randall: Das mit dem Namen habe ich mir auch gedacht, aber Joe weiß natürlich nur das, was er hört/du schreibst ;D Ab jetzt also Mr. Bowman... ]
Joes Frage kam wohl gänzlich unerwartet und Mr. Bowman brauchte einen Moment, um ihm zu antworten. Vielleicht hätte er besser still bleiben sollen, anstatt die Leute mit plötzlichen Fragen zu verwirren. Dean Foster. Den Namen würde er sich merken. Er hatte das Gefühl, dass er ihn noch öfter zu hören bekommen würde. »Ach, der Besitzer des Bordells?«, fragte Joe unnötigerweise und klang dabei recht unberührt. »Natürlich, das Queen of Hearts.« Er sah noch einmal zu Mr. Foster hinüber und zog eine Augenbraue hoch. Das Bordell war ja wohl kaum zu übersehen, wenn man praktisch direkt daneben wohnte, Joe hatte die letzte Woche ja nicht in seinem Zimmer eingeschlossen verbracht. Joe hielt nicht besonders viel davon. Und irgendwie war es fast schade um das Gästehaus. Was Mrs. Farley und ihre Angestellten davon hielten, konnte er sich ebenfalls selbst ausmalen. Zuträglich für den Ruf war das Bordell jedenfalls bestimmt nicht. Je mehr er über den Mann erfuhr, desto mehr wurde er in seinem Eindruck, den er von ihm hatte, bestätigt. Vielleicht würde es dann ja noch Ärger mit dem Bürgermeister geben, den Joe Mr. Foster fast schon gönnte. Hoffentlich waren die Leute hier in Camden Village ansonsten anständig genug, den Mann pleitegehen zu lassen. Joe lächelte schief. Wenn es nicht genug Nachfrage gäbe, hätte man das Queen of Hearts bestimmt nicht eröffnet.
Mr. Bowmans letzte Bemerkung ließ ihn noch einmal nachdenklich werden. Ein Deputy, der ein Bordell eröffnet. Das hatte tatsächlich etwas Seltsames. Konnte man ihn, da als Gesetzeshüter überhaupt noch wirklich ernst nehmen? Das mit der Anspielung auch Mr. Fosters Umhang mit der Hosenfrau gemeint sein könnte, schob Joe vorerst beiseite. Ernsthaftes Interesse an der Frau von Seiten des Deputies hielt er für unwahrscheinlich. Abgesehen davon war es wie so oft nicht sein Problem. Sollte der Typ doch flirten, mit wem er wollte, solange er sich am Ende nicht an der Reaktion der Leute störte. Obwohl Mr. Foster im Grunde nicht so wirkte, als würde ihn die Meinung anderer auch nur im geringsten interessieren. Um das zu erkennen, brauchte man wohl kaum über besondere Menschenkenntnis zu verfügen.
»Ich wünsche ebenfalls einen guten Appetit«, gab Joe zurück, als er seine Gedanken wieder geordnet hatte. Er schob seinen Stuhl etwas näher an den Tisch, setzte sich gerade hin und nahm ein Brötchen aus dem Korb. Am Abend, als er in Camden Village angekommen war, hatte er einfach nach irgendeiner Unterkunft gesucht, hauptsache warm. Wäre sein Blick als Erstes auf den Saloon gefallen, hätte er vielleicht dort ein Zimmer genommen, aber schlussendlich war er froh im Twin Falls gelandet zu sein. Es hatte etwas Heimeliges.
Randall u. Jonathan an einem Tisch, Stevie und Dean am Nachbartisch
"Den habe ich schon beim Anblick frischer Brötchen." Fröhlich grinsend beobachtete Randall wie Mr. Leery gerne zugriff. Frisch gebackenen Brötchen konnte wohl kaum Jemand widerstehen und der junge Mann war nicht nur gut erzogen, sondern schien sich im Twin Falls sogar wohl zu fühlen. Ein Landstreicher oder Outlaw war er also wohl nicht. Allerdings auch kein Alteingesessener, denn ein solcher würde wohl kaum im Hotel wohnen, sondern wohl eher in eigener Wohnung, am Arbeitsplatz oder noch bei den Eltern. "Das Frühstück hier ist schon dazu angetan, um Reisende damit zu versöhnen, hier hängen geblieben zu sein, oder?" Randall lachte freundlich, denn gewissermaßen war es ihm ja genau so gegangen. Eigentlich hatte er nur nach Eli sehen wollen und dann zurück nach San Francisco reisen, aber der zunächst der Blizzard, dann der viele Schnee und das Wiederehen mit Eli und Erin- all das hatte ihn nun doch in Camden Village gehalten. Der Schnee allerdings bot ihm natürlich ein willkommener Grund, noch lange bleiben zu können - und je mehr Zeit er hier verbrachte, desto sicherer war er sich darin, dass er Erin zurückbekommen würde. Dass diese bei diesem neuen Reverend arbeitete, ärgerte Randall, denn Erin betrachtete er als sein Eigentum, aber dieser Umstand würde ihn nicht daran hindern, sie zurück zu holen. Erin gehörte ihm und das musste sogar ein Mann Gottes einsehen, abgesehen davon, dass der sich wohl kaum auf ein Ehebrecherin einlassen würde. Für das Gespräch am Nachbartisch interessierte sich Randall nicht mehr. Diesen arroganten Foster würde er im Auge behalten müssen, so lange dieser den Stern noch trug - und diese freche Rothaarige- nun ,ja sie wäre vielleicht sogar eine Sünde wert, aber ihr zickiges Gehabe schreckte Randall dann doch ab. Die hält sich offenbar für was Besseres, weil sie Hosen trägt.. soll sie mal. Ein Grinsen unterdrückend schnitt Randall sich ein Brötchen auf. Diese Miss Hall - auch das stand so im Gästebuch - konnte Erin das Wasser nicht reichen - nicht einmal von Weitem.
Stevie und Dean, Dean wendet sich zum Ausgang am Nebentisch Jonathan und Randall
Auf die erwartungsgemäß bissige Äußerung des Mädchens grinste Dean erneut, während er in aller Gemütsruhe eine Scheibe Brot mit Honig bestrich und einen herzhaften Bissen davon nahm. Kauend musterte er sie, um schließlich zu antworten. "Keine Drohung – eine Ankündigung." meinte er trocken. Falls die Kleine sich nämlich einbildete, ihr Geschlecht schütze sie vor einer Tracht Prügel... nun, so hätte sie für gewöhnlich recht gehabt. Dean zog eine klare Linie zwischen Mann und Frau, und Frauen schlug man nicht. Es sei denn, sie überschritten die Grenze und maßten sich männliche Vorrechte an. So wie der Rotschopf vor ihm. In diesem Fall mußten sie eben damit rechnen, daß als Lady nicht behandelt wurde, wer sich auch nicht als solche erwies. Nicht daß er es fertiggebracht hätte, sie einfach so grün und blau zu schlagen – immerhin war er flink und nicht schlecht mit den Fäusten – doch den Hosenboden, der ihr gar nicht zustand, würde er ihr gehörig strammziehen, wenn sie es darauf anlegte. Er nahm einen weiteren Bissen und hob seinerseits, leicht erstaunt, die Augenbrauen, als er ihre Gegendrohung vernahm. Sehr bedrohlich kam sie ihm indes nicht gerade vor, so daß er beschloß, sie dem Mädchen als bloße Äußerung ihrer Wut über die eigene Hilflosigkeit auszulegen.
Dementsprechend geriet er nicht aus der Ruhe und setzte seine Mahlzeit scheinbar ungerührt fort, auch wenn seine Miene nun etwas ernster war. Erst bei ihrem kleinen Mißgeschick mit der Kaffeetasse und dem anschließenden, in der Tat wenig damenhaften Fluch von ihren Lippen mußte er wieder für einen Moment grinsen. Also in der Tat nervös, das junge Ding... das war wirklich nicht schwer zu erkennen gewesen. Er hatte seine Züge allerdings wieder unter Kontrolle, als sie aufsah. Mit ruhigen Bewegungen beendete er sein Mahl und sah sie an. Immerhin rückte sie nun mit ein paar Details mehr heraus. Dem Bostoner schien, daß die junge Frau da zumindest in groben Zügen die Wahrheit sagte. Auch wenn sie garantiert gewisse Details verschwieg. Es war sicherlich ratsam, sie vorerst im Auge zu behalten. Und vielleicht auch durchaus reizvoll... Sinnierend schaute er an ihr auf und ab. War am Ende der Grund für ihre übergroße Nervosität und Reizbarkeit, was sie gerade gesagt hatte? Wenn sie tatsächlich als Cowb... als... Cowgirl?! Was für ein belustigender Begriff... nun, wenn sie also im Sattel arbeiten wollte, dann war sie vermutlich allerorten auf Ablehnung oder wenigstens Spott gestoßen. Was Wunder: Eine junge Frau, die Mann spielte und dann auch noch ernst genommen werden wollte! Das schien zwar für einen gewissen Mut und persönlichen Durchhaltewillen zu sprechen, für die Dean immer Sympathie empfand, war aber andererseits für ein weibliches Geschöpf eine selten dämliche und lächerliche Schnapsidee.
Langsam trank er seinen Kaffee aus und richtete die Manschetten seiner Hemdsärmel, als befände er sich in feinster Gesellschaft. Dann blickte er die Kleine ruhig an. "Ich denke, das braucht auch keinen Kommentar... und ich muß wohl kaum hinzufügen, daß es mich wundern würde, wenn jemand dir hier solche Arbeit gäbe. Die Leute in Camden mögen nicht gerade die Sitten wie in einer Großstadt pflegen, aber einige grundlegende Anstandsregeln gelten auch hier." Aus seinen Worten klang nicht einmal besonders große Abneigung heraus. Er empfand eher ein vages Mitleid für den kleinen Rotschopf. Mit ihrer bizarren Auffassung würde man ihr fast jede Tür vor der Nase zuschlagen. Warum jemand derart hartnäckig gegen die Realität ankämpfen wollte, blieb ihm schleierhaft. Dean stand auf und schmunzelte bei ihrem letzten verbalen Vorstoß. "Einsperren? Nein, warum sollte ich? Sich lächerlich zu machen, ist nicht verboten. Es wäre allerdings angeraten, sich vielleicht nicht ausgerechnet am heiligen Sonntag in diesem Aufzug überall zu zeigen. Wenn die Leute sich darüber beschweren, wäre der Sheriff gezwungen, etwas zu tun, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen... ich denke wir verstehen uns. Ich wünsche einen guten Tag, Miss." Mit einem kurzen Nicken in Richtung der beiden anderen Gäste wandte er sich in Richtung des Ausgangs. Es war eine Warnung gewesen, die er geäußert hatte – ob die Kleine sie beherzigte, sollte ihre Sache sein. Wenn nicht, würde sie schon noch früh genug erfahren, was sie sich damit einhandelte.
Stevie und Dean, Dean wendet sich zum Ausgang am Nebentisch Jonathan und Randall
Den einzigen Pluspunkt, den Foster heute bei Stevie sammeln konnte, war, dass er ihr Missgeschick mit der Kaffeetasse nicht kommentierte. Ein Hauch von Belustigung lag zwar in seinem Blick, aber es fielen keine proletenhafte Worte oder sonst eine anzügliche Bemerkung dazu. Vielleicht lag es aber auch einfach nur daran, dass sein Mund voll mit Honigbrot war, das ihm wohl zu schmecken schien. Selbst zu ihrer knappen Erklärung was für eine Art von Arbeit sie denn suche, hielt er sich erstaunlich bedeckt. Dabei war dies doch die eindeutig beste Vorlage gewesen, um nun mit Schimpf und Schande über ihre Vorstellungen als Frau zu leben herzuziehen. Stattdessen wies er sie daraufhin, dass sie es wohl schwer haben würde hier Arbeit auf einer Farm oder Ranch zu finden, was natürlich an der Einstellung der Leute in Camden Village lag. Das hatte Stevie bereits auch ohne Foster festgestellt. Aber eben DIESE Leute fand man überall. Die meisten waren noch nicht soweit eine Frau in Hosen in ihrem näheren Umfeld zu ertragen, aber es gab hier und da eine seltene Ausnahme. Und nach diesen suchte Stevie, wobei aufgeben nie in Betracht kommen würde. Und selbst auf ihre bissige Frage, ob er sie nun einsperren wollte, antwortete er ruhig, aber dermaßen herablassend, dass Stevies Augen wütend funkelten. Lächerlich machte sie sich also in seinen Augen. Er hatte rein gar nichts verstanden. Doch wie auch. Dazu musste man erst einmal sein viel zu groß geratenes Ego herunter kämpfen, dass er andere Meinungen, Sitten und vielleicht auch Wünsche wie sich ein Leben gestalten sollte, akzeptieren konnte oder überhaupt wahrnahm. Und dann besaß er auch noch die Frechheit zu sagen, dass sie sich sonntags doch bitte nicht so in der Öffentlichkeit zeigen sollte. Das würde die Leute erzürnen und könnte für einen Aufstand sorgen, die der Sheriff wiederum – wieso eigentlich nicht Foster selbst? – regeln musste. Bitte was?! Sollte sie sich jetzt an jedem Sonntag in ihrem Zimmer verstecken? Heiliger Strohsack! Vielleicht war Camden Village doch noch etwas prüder als der Rest der Welt. Mit einer frechen Betonung ihrer Anrede, stand er auf und wandte sich zur Tür. Auch wenn er sie wieder rasend vor Wut gemacht hatte, konnte Stevie ihr Glück jedoch kaum fassen. Er gab also einfach so auf und verschwand? Das wäre ja fast zu einfach gewesen. Überrascht sah sie zu ihm auf, als er so plötzlich von ihr abließ, bevor sich ein siegessicheres Lächeln auf ihre Lippen legte. „Hauptsache wir führen dieses Gespräch nicht an jedem noch folgenden Morgen fort, Deputy.“ Und sie maßte sich ein weiteres Mal an auch seine Anrede einen vieldeutigen Unterklang zu geben. Und wenn er doch vor hatte sie mit seinen künftigen allmorgendlichen Fragen zu zermürben, dann würde sie nicht mehr im Twin Falls zum Frühstück erscheinen. Doch Stevie bemerkte, dass sie sich augenblicklich besser fühlte, als er sich zum Aufbruch bereit machte. Sobald er ausser Sichtweite war, würde sie ebenfalls den Frühstücksraum verlassen um mit hundertprozentiger Sicherheit seinen Klauen zu entkommen. Nur für den Fall, dass er es sich doch noch anders überlegte.
Stevie und Dean, Dean verläßt den Raum am Nebentisch Jonathan und Randall
Nur kurz hielt Dean inne, als er hinter sich noch einmal die Stimme des Rotschopfs aufklingen hörte. Das Mädchen war erfrischend naiv und leicht zu durchschauen – er hätte seinen Kopf wetten mögen, daß sie noch irgendeine bissige Bemerkung loswerden wollte, das letzte Wort behalten oder dergleichen. Eigensinnige Weibsbilder glichen sich da alle. Wenn sie allerdings ihrerseits damit gerechnet hatte, daß er ihr im selben Ton antworten würde, hatte sie sich gründlich getäuscht. Vielmehr dreht sich der Bostoner noch einmal zu ihr um und zeigte ein ironisch wirkendes Schmunzeln. Seine Stimme dagegen klang so freundlich, als hätte sie ihm eine charmante Höflichkeit nachgerufen. Und in der Tat wählte er seine Worte auch derart, daß sie die Kleine wohl perplex machen würden. Zumindest rechnete er sich gute Chancen dafür aus. "Nun, leider werde ich nicht jeden Morgen Zeit für ein so anregendes Gespräch erübrigen können. Aber wann immer ich es einrichten kann, wird es mir eine Freude sein, dieser freundlichen Einladung zu folgen, Miss..." Damit wandte er sich wieder ab und verließ den Raum, ohne ihr die Zeit zu geben, den Sinn seiner Erwiderung richtig zu verdauen. Draußen erlaubte er sich ein zufriedenes Grinsen. Das war recht erheiternd gewesen – blieb die Kleine länger im Ort, versprach das eine Menge Spaß.
tbc: [Mainstreet / Queen of Hearts] - Hof & Veranda