Höhe Klinik, Richtung Gästehaus Rebeccah mit Matt, Nicholas kommt dazu
Langsam ging Nicholas weiter, bis er die Beiden erreicht hatte. Fragend sah er Rebeccah an, die blitzartig Matts Arm losgelassen hatte, als sie ihn entdeckte. Nicholas wollte Matt gerade höflich grüßen, als dieser ihm aufrecht entgegen trat und sagte: "Bitte, Mr. Firth - ich kann das erklären." Nicholas sah erst Matt einen Augenblick lang an, dann Rebeccah. Dann wanderte sein Blick wieder zu Matt. Gesehen hatte er ihn schon das eine oder andere Mal im Saloon. Doch er hatte ihn weder mit den Huren gesehen, noch sturzbetrunken. Meistens schien er mit Jesse sprechen zu wollen, hielt den aber nie vom Klavierspielen ab. Ab und zu ließ Matt sich auf eine kleine Wette ein Gläser zu zerschmeißen, die er dann immer brav bezahlte.
"Guten Tag Mister McKay." sagte Nicholas in gewohnt höflich distanzierter Weise, die ihm als Araber zu Eigen war. Dennoch lag ein klein wenig Kälte in seiner Stimme. "Vielen Dank, dass Sie Rebeccah von der Kirche zum Gästehaus begleitet haben." Dann wandte er sich an Rebeccah. Sein Tonfall änderte sich nicht. Er bot ihr den Arm an. "Es tut mir leid, dass ich Dich nicht rechtzeitig abgeholt habe. Im Saloon musste ich noch einen Streit schlichten. Bitte verzeih." sagte er und wartete, dass sie seinen Arm ergriff. "Lass uns schnell den Kuchen holen und dann zum Empfang gehen." Wage es ja nicht einen anderen Vorschlag zu machen!
Höhe Klinik, Richtung Gästehaus Rebeccah mit Matt, Nicholas kommt dazu
Rebeccah war die Situation in der sie nun feststeckte mehr als unangenehm. Zum einen ging Matt gerade auf ihre Worte ein und wollte ihr ein Lächeln mit seiner Einsicht entlocken, zum anderen nahm Nicholas wieder seinen Weg auf und steuerte direkt auf sie beide zu. Das verbat ihr ein glückliches Lächeln, das womöglich verraten hätte, dass sie nicht nur eine harmlose Unterhaltung mit Matt führte. Und wieso musste sie überhaupt darüber nachdenken, wie sie die Gesellschaft von Matthew mit einer Lüge erklären wollte? Es war doch nichts schlimmes dabei? Immerhin war es Nicholas gewesen, der sie vor der Kirche hatte warten lassen. Und Nicholas war im Gegensatz zu ihrem verstorbenen Vater ein Mensch, der ihr ihre Freiheiten lassen wollte. Zumindest hatte er das immer wieder betont. Aber Matt war ein junger Mann... und in dieser Hinsicht wusste Rebeccah überhaupt nicht, wie Nicholas reagieren würde. Aber in Erinnerung an ihren Vater war sie lieber vorausschauend vorsichtig. Zumindest Matt reagierte schon einmal völlig unerwartet und Rebeccah wusste nicht, ob er damit Eindruck machen wollte oder die Situation ebenfalls aus einem ähnlichen EInfall heraus mit weiser Voraussicht zu entschärfen gedachte. Allerdings hielt sie seine Wortwahl für ein bisschen gewagt, suggerierte sie doch, dass es etwas zu erklären gab, wo überhaupt nichts passiert war. Sie taten ja nichts verkehrtes. Oder doch? Nun, der Kuss von eben... oh den hatte Nicholas doch ganz sicher nicht gesehen? Dann käme er nicht so gelassen auf sie zu. Nun konnte sie weder Matt eine Antwort geben, noch wusste sie wohin mit ihrem Blick, als Nicholas sie mit Matts Worten erreicht hatte und etwas irritiert wirkte. Sein Blick wanderte zwischen ihnen hin und her und Rebeccah bekam rot glühende Wangen und fühlte sich auf einmal seltsam schuldig, obwohl sie doch gar nichts gemacht hatte. Hoffentlich hielt Nicholas das nicht für ein Geständnis für was auch immer ihm gerade im Kopf umher ging. Und vor allem sah er hoffentlich in Matt nicht einen dummen Jungen. Zumindest kannte Nicholas ihn, denn er konnte ihn mit Namen ansprechen. Das war schon eine kleine Erleichterung. Sie musste kurz das Gesicht verziehen, als ihr aufging, dass Nicholas zwar höflich blieb, also nicht wütend oder ärgerlich war, wie befürchtet, dafür aber seine gewohnte Distanz wahrte. Hoffentlich kam Matt damit zurecht. Nicholas meinte das gewiss nicht böse. Und wenn man ihn ein bisschen besser kannte, wusste man, dass er jeden Fremden so behandelte. Auch dieser Gedanke wurde von Nicholas weiterem Verhalten revidiert, als er mit einer etwas deutlicheren Kälte in der Stimme weitersprach und keinen Zweifel darüber aufkommen ließ, dass er von hier an vorhatte mit Rebeccah zum Gästehaus zu gehen. Das entlockte Rebeccah nun doch einen verblüfften Gesichtsausdruck, denn so unhöflich war ihr ihr Ziehvater nicht im Gedächtnis. Sicher, sie waren verabredet gewesen und Nicholas ging davon aus, dass Matt an seine Stelle getreten war, dies aber nun nicht mehr nötig war. Nicholas war ja hier. Irgendwie kam ihr der leise Verdacht er war doch mehr verärgert, als er sich anmerken ließ, denn seine Entschuldigung über die Verspätung und die damit verbundene Erklärung klang genauso reserviert. Sie schluckte und sah sich außer Stande seinen gebotenen Arm zu ignorieren. Sie wollte ihn nicht noch mehr verärgern. Mit einem entschuldigenden Lächeln zu Matt hinüber griff sie nach Nicholas Arm. Matt würde schon verstehen... schließlich hatte er selbst einen Vater und einen viel strengeren noch dazu. Was sollte sie jetzt noch groß tun? Er hörte doch selbst wie verstimmt Nicholas klang und wie wenig Raum er ihr ließ zu widersprechen. Daran, dass sie den Kuchen holen wollten, dass er den Kuchen holen wollte und zwar in ihrer Begleitung, konnte sie kaum etwas rütteln. Seine Worte enthielten eine klare Anweisung, die keinen Widerspruch dulden wollte. Aber das konnte es doch nicht sein. Nein, nicht nachdem sie Nicholas angefangen hatte auf ein Podest zu stellen. Er sprach ihr doch sonst auch immer Mut zu mehr aus ihrem Leben zu machen, offener zu werden, Freunde zu finden, aus sich herauszugehen... und kaum kam ein junger Mann ins Spiel, verhielt er sich nicht sonderlich anders, als ihr verstorbener Vater? Nicholas zu Widersprechen erschien Rebeccah natürlich als falsch. Sie hatte kein Recht dazu, nicht nach dem was er alles für sie getan hatte und schon gar nicht nachdem er an die Stelle ihres Vaters getreten war. Seine Eltern waren zu ehren... schlicht zu respektieren. Doch ein Blick auf Matt und ihr Herz begann wieder schneller zu schlagen, es hüpfte ihr fast aus der Brust und die tausend Ameisen im Bauch fingen wieder an wie verrückt herumzuwusseln. So konnte sie sich nicht von ihm trennen.. zumindest auf Wiedersehen musste er sie doch sagen lassen? Und was wurde aus dem Spaziergang? Das Angebot mit seinen Eltern zu essen? Oh... das Essen.. das war eine hervorragende Idee.
"Natürlich Nicholas," entgegnete sie ihm erst einmal und gewährte ihm damit die gebeten Vergebung über seine Verspätung, aber schloß damit auch ihre Zustimmung ein, den Kuchen mit ihm holen zu gehen. "Matthew war übrigens so nett und hat mich begleitet. Zum Glück, denn so ein frecher Bursche aus der Schule hätte mich fast über den Haufen gelaufen und wollte sich dafür nicht einmal entschuldigen," mit überraschender Berechnung streute sie die kleine Geschichte ein, natürlich um Matt gut dastehen zu lassen und um Nicholas ein wenig zu besänftigen, wieso auch immer er so aufgebracht war. Damit umging sie den notwendigen Widerspruch und doch hielt sie Nicholas davon ab, sie einfach von Matt wegzuführen. "Er hat übrigens angeboten, dass wir mit ihm und seiner Familie doch gemeinsam essen könnten? Also Matthew, natürlich?", fragend hob sie eine Braue und lächelte schüchtern, voll im Bewußtsein, dass Nicholas ihr nur ungerne bisher eine Bitte hatte abschlagen können. Sie zählte auch im Augenblick auf seine Schwäche und hoffte inständig er kannte die McKays nur flüchtig und scheute sich daher nicht mit einer solch konservativen Christenfamilie das Mahl zu teilen.
Ein wenig fehl am Platze fühlte sich Sarah schon, wie sie so an Onkel Erics Hand neben ihrem Vormund lief. Es war nicht so, daß er oder Miss Tucker ihr dieses Gefühl durch ihr Verhalten gegeben hätten. Im Gegenteil, beide Erwachsenen schienen in einem ungewöhnlichen, geradezu verwunderlichen Maß darum bemüht, das kleine Mädchen nicht zu ignorieren. Doch Sarah war sehr empfänglich für die Gefühle anderer, und sie hatte die klare Empfindung, daß sich zwischen ihrem Onkel und der Frau aus Camden etwas abspielte. Was genau das war, das verstand sie zwar nicht recht, doch ihr Gespür sagte ihr, es sei etwas Zartes und Empfindliches, bei dem Zuschauer nur stören konnten. Sie selbst zog es schließlich auch vor, allein zu sein mit denen, die ihr etwas bedeuteten, sich unbeobachtet zu fühlen, wenn sie ihre Gefühle einmal aus sich heraus ließ. Selten genug kam es vor, doch wenn, waren stets nur Mama und Josephine ihre Zeugen gewesen, in der letzten Zeit, sehr selten, auch Eric. Sie wußte nicht, wie es anderen ging, doch sie fühlte sich nur noch verletzlicher, wenn sie ihre übliche Zurückhaltung aufgab. Es wäre ihr also mehr als verständlich gewesen, wenn die beiden sich in ihrer Gegenwart gehemmt gefühlt hätten.
Entsprechend überrascht, ja, sogar überrumpelt fühlte sie sich, als Miss Tucker sie plötzlich mit einer Frage aus ihrer stummen Beobachterrolle herausriß. Unsicher glitten ihre Blicke von der Fragerin zu ihrem Vormund und zurück. Miss Tucker lächelte, und ihr Ton schien anzudeuten, daß sie sich nichts Böses bei ihrer Frage dachte. Eric dagegen konnte Sarah schlecht einschätzen, er wirkte seltsam anders als gewohnt. Er machte nur den Scherz, er könne sich ja die Ohren zuhalten. Das war gewiß nicht ernst gemeint, ließ sie aber auch im Unklaren darüber, was er denn nun wirklich meinte. So überlegte sie eine Weile, was sie antworten sollte, und sah Miss Tucker schließlich vorsichtig an. "Nein, Ma’am, ich glaube nicht..." Die Form und der Tonfall der Frage ließen diese Antwort passend erscheinen, zumal sie sich wirklich nicht bewußt war, etwas von einem Fehlverhalten Erics bemerkt zu haben. Als nach einigen Momenten weder Protest gekommen war noch die Miene Miss Tuckers mißmutig wurde, wagte sie sich etwas weiter aus der Deckung und hob ihre helle Stimme ein wenig über ihr übliches Murmeln an, womit sie schon fast eine normale Gesprächslautstärke erreicht. "Nein, Ma’am, ich glaube, Onkel Eric hat nichts falsch gemacht." Sie sah zu den beiden Erwachsenen hoch und drückte Josephine etwas enger an sich. Hoffentlich war das die Antwort, die sie von ihr erwartet hatten..?
Es war heute wirklich schwierig, etwas aus der Miene ihres Onkels abzulesen. Zwar sah er immer wieder zu ihr hinab, wie sie es von ihm schon gewohnt war, doch diese Blickkontakte waren irgendwie... nun, eben nicht so wie sonst. Miss Tucker kannte sie nicht, und so fein ihr Gespür war, sie hatte sich schon oft genug in Fremden geirrt. Daher war sie nach wie vor verwirrt. Keiner der beiden gab ihr im Moment die wortlosen, unwillkürlichen gestischen und mimischen Anhaltspunkte, an denen sie sich für gewöhnlich entlang hangelte, um es jedermann recht zu machen und niemandem zur Last zu fallen. In ihrer Verlegenheit entschied sie sich schließlich, zu einem Mittel zu greifen, das nicht sehr fein sein mochte, sich aber gut bewährt hatte, um Erwachsenen gegenüber jede Mißstimmung zu vermeiden. Sarah wußte, daß sie auf viele Erwachsene eine ähnliche Wirkung hatte wie eine hübsche Puppe. Sie wurden aus irgendwelchen Gründen milde gestimmt, wenn sie ihnen das brave kleine Mädchen zeigte, das sie mochten, wenn sie besonders höflich und respektvoll war und stets artig knickste. Sie bedachte also Miss Tucker erst schüchtern, dann deutlicher mit einem Lächeln und einem Blick aus großen, scheuen Augen. Auch zu Eric sah sie kurz, als wolle sie ihn fragen, ob sie so alles richtig machte. Sie schämte sich ein wenig dafür, aber sie nahm eben nur zu gern Zuflucht zu diesem bequemen Weg.
occ: Nach der Bitte von Matt per PN schreibe ich zuerst.
Höhe Klinik, Richtung Gästehaus Rebeccah mit Matt und Nicholas
Zu seiner Überraschung kam Rebeccah nicht einfach ohne Widerworte mit ihm. Sie ergriff zwar seinen Arm, machte aber keine Anstalten mitzukommen. Sie erklärte, Matt habe sie quasi gerettet. Du Vollidiot! Da siehst Du, was Du angerichtet hast! Nicholas sah Matt an und seine Stimme wurde eine Spur freundlicher. "Ich danke Ihnen, Mister McKay, dass Sie Rebeccah beigestanden haben." sagte er und wäre er nicht so fürchterlich überrumpelt von dieser Situation gewesen, hätte man ihm auch besser angemerkt, wie dankbar er Matt in Wahrheit war.
Und dann sagte Rebeccah irgendetwas von einem Essen bei den McKays. Ach herrje, ein Essen! Na, das hat Matt ja geschickt eingefädelt! Großartig! Da kann ich ja schlecht Nein sagen! Er wandte den Blick wieder zu Rebeccah, die ihn schüchtern, aber mit ein klein wenig Hoffnung im Blick ansah. Bei Allah, ich fürchte sie weiß gerade ziemlich genau, dass ich ihr nur selten eine Bitte abschlage! ... Beim Allmächtigen, Rebeccah, hör' auf mich so anzusehen!!
Was waren das eigetlich für Leute, die McKays? Sie führten den General Store und Nicholas hatte schon ein paar oberflächliche Worte mit ihnen gewechselt. Mister McKay war ein hilfsbereiter Mensch, so viel hatte er mitbekommen. Er war von dem Mann stets freundlich bedient worden und Nicholas hatte den Eindruck einen hart arbeitenden, ehrlichen Mannes gewonnen. Mrs. McKay war ein wenig verschlossener, aber niemals unfreundlich. Auch wenn sie ein wenig schüchterner wirkte, hatte sie ihm nie die Bedienung verweigert. Und Nicholas hatte ja die Hilfsbereitschaft vor nicht allzu langer Zeit selbst miterlebt. Er hatte die Familie schon gesehen, als sie die Kirche verließen oder hineingingen, wenn er Rebeccah Sonntags dort hin begleitete und abholte. Sie hatten sich freundlich gegrüßt.
Ach Du liebes bisschen, aber wie stehen die zu meiner arabischen Herkunft? Und dann bin ich auch noch Besitzer des Saloons!
Nicholas schaute wieder zwischen Matt und Rebeccah hin und her. Aber überhaupt, seit wann wagt Rebeccah es eigentlich mir zu widersprechen? Seit wann habe ich nicht mehr das Sagen im Haus? Das wäre ja noch schöner! Ich glaube ich spinne! Außerdem, ich weiß ja gar nicht, was Matt von ihr will! Sie hat zwar harte Zeiten hinter sich und ich kann kaum erahnen, was sie durchgemacht hat, aber sie ist trotzdem ein unschuldiges Mädchen! Na warte, mein Freund, das musst Du mir erst noch beweisen, dass Du es wert bist! Woher weiß ich denn, dass Du in ihr nicht einfach nur ein williges Opfer gefunden hast??
Nicholas schwankte sichtlich. Es war ihm unangenehm, dass er Rebeccah hatte warten lassen. Und dann kam sie mit einem jungen Schnösel daher und schien ziemlich vertraut mit ihm zu sein. Und überhaupt!! Doch schlussendlich entschied Nicholas, dass es wohl kaum der richtige Zeitpunkt war Rebeccah eine Standpauke auf offener Straße zu halten. Aber dass er sie nicht so einfach irgendeinem Jungen anvertraute, dass musste Matt kapieren. So dankbar er ihm auch war, dass er sich ihrer angenommen hatte.
"Nun, wenn das so ist," begann er und machte eine kurze Pause, um Rebeccah klar zu machen, dass er nicht besonders begeistert davon war und es ausschließlich ihr zu liebe tat, "dann kann ich wohl schlecht ablehnen." Nun sah er Matt wieder an. "Mister McKay, haben Sie Rebeccah bereits einen Termin für das Essen genannt?" Und dieses Mal war die Frage deutlich weniger frostig. Wollen sehen, ob das eine aus-dem-Bauch-heraus-Entscheidung war oder seine Eltern schon Bescheid wissen. Gib mir bloß die richtige Antwort, Bürschchen!
Höhe Klinik, Richtung Gästehaus Matt und Rebeccha mit Nicholas
Hat der mich überhaupt gehört? Matt fühlte sich gelinde gesagt, durch die wohl äußerlich höfliche Begrüßung überfahren. Er kannte Mr. Firth nur als höflichen und ruhigen Mann, aber anscheinend war auch das nur eine Fassade, denn seine Erklärung für sein Fernbleiben Rebeccah gegenüber war genauso kalt und distanziert. Als ob es nicht schon verletztend genug war, von Mr. Firth so kalt geschnitten zu werden, ließ nun auch Rebbeccah ihn einfach stehen und nahm den Arm ihres Vaters mit einer Selbstverständlchkeit, als ob es ihn niemals gegeben hätte. Im ersten Moment fühlt Matt sich tatsächlich zurückgewiesen, doch dann fiel ihm auf, das Rebeccah über und über rot geworden war. Eigentlich war ihr Verhalten so durchaus zu erwarten gewesen, denn ihre beständige Schüchternheit schien auch Angst vor Fehlverhalten und dadurch bedingte Züchtigung zu enthalten. Matt bedauerte diesen Umstand für Rebeccah, denn er wusste nur zu gut, was ihr im Falle offensichtlichen Widerspruchs drohte. Kuchen holen? Das kriegt der doch wohl hoffentlich alleine auf die Reihe Innerlich schüttelte Matt den Kopf, denn für so unselbständig hätte er Mr. Firth nun auch wieder nicht gehalten. Allerdings erklärte das für ihn auch Rebeccahs Verhalten, die weiterhin von ihm sprach, als sei er gar nicht anwesend. Wie sollte sie lernen, selbstständig sich für oder gegen seine Begleitung zu entscheiden, wenn ihr Vorbild ohne sie nicht einmal einen Kuchen holen konnte? Ob Rebeccah ihn nun damit in ein gutes Licht rücken wollte oder ihn zumindest besser dastehen lassen wollte, als sein Ruf, wusste er nicht genau zusagen, aber zumindest bedankte sich Mr. Firth bei ihm einen Hauch freundlicher. Bevor Matt jedoch betonen konnte, dass das für ihn eine Selbstverständlichkeit war, schließlich hatte er Rebeccah auch dann gegen Jake den Rücken freigehalten, so sie eben nicht Rebeccah gewesen wäre, wandte sich Rebeccah nun ausschließlich an ihren Vater. So ganz ehrlich wären diese Worte ohnehin nicht gewesen, denn immerhin hatte er auch Graham in dieser so angespannten Lage stehen lassen. Das hätte er wohl nicht für jedes Mädchen getan, ganz abgesehen von Joe, der nun auf ihn wartete und sich vermutlich versetzt fühlte. Gerade kam er zu dem Schluss, dass es das nicht wert wahr, da Rebeccah nun nicht mehr mit ihm sondern allenfalls über ihn sprach. Immerhin erwähnte sie, dass er sie zum Essen eingeladen hatte. Als er sich bereits enttäuscht abwenden wollte, erkannte er jedoch an ihrem bittenden Gesichtsausdruck, worauf sie hinauswollte. Das war ganz schön clever, ihrem Vater erstens Honig ums Maul zu schmieren und ihn zweitens glauben zu lassen, seine Eltern hätten irgendetwas mit dieser Einladung zu tun gehabt. In dem Fall nämlich würde er sie wohl kaum alleine stehen lassen und konnte kaum verhindern, dass sie in seiner Gesellschaft essen würde. Erst als ihn Mr. Firth nach einem Termin dafür fragte, erschloss sich Matt, dass dieser davon ausging, bei seinen Eltern daheim eingeladen worden zu sein - und dem war nicht so. Allerdings konnten Rebeccahs Worte durchaus genau so verstanden worden sein, implizierten diese doch Entsprechendes. "Ich habe Rebecah sehr gerne begleitet, Mr. Firth ." Kurz wanderte Matts Blick von Mr. Firth zu Rebeccah und rasch schenkte er ihr ein warmes Lächeln. Nicht, dass sie seine folgenden Worte noch falsch verstand. "Da Sie ja nun da sind, ist meine Begleitung wohl nicht mehr nötig. Ich werde im Gästehaus erwartet, freute mich aber an Ihrer Gesellschaft." Matts Ton entsprach durchaus dem Inhalt seiner Worte, obwohl sein Lächeln Rebeccah galt. Natürlich war es ihre Gesellschaft, auf die er wert legte. Allein das Wissen, dass sie gleich in unmittelbarer Nähe zu ihm essen würde, ließ sein Herz erheblich schneller schlagen. Auf den gemeinsamen Spaziergang nach dem Essen wagte er schon nicht mehr zu hoffen, denn so wie Mr. Firth ihm gerade begegnet war, würde der diesen niemals erlauben. Als ob ich über Rebeccah herfallen wollte.. Dieser Gedanke war für Matt zwar nicht neu, aber ziemlich abwegig. Zwar konnte es Mr. Firth bekannt geworden sein, dass er mit seinem Charme wohl so ziemlich jedes Mädchen herumkriegen konnte, aber dann wusste er auch, dass er keiner war, der seine diesbezüglichen Bedürfnisse mit Gewalt zu stillen suchte. Allerdings lag in dem Ton, in dem Mr. Firth diese Einladung annahm, etwas, dass Matt nicht gefallen wollte und seine Frage nach dem Termin, klang in Matts Ohren fast so, als hoffe sein Gegenüber, es gäbe diesen nicht. "Nein, ich..vielmehr wir." Matt korrigierte sich schnell, denn jetzt war es wohl besser, so Mr. Firth davon ausginge, dass seine Eltern in dieser Sache auf seiner Seite waren. Dem war ja auch so gewesen und Matt verstand noch immer nicht genau, was seinen Vater veranlasst hatte, seine Erlaubnis, Rebeccah zu begleiten, zurückzuziehen. "haben keinen weiteren Termin ins Auge gefasst, Sir. Ehrlich gesagt, hatten wir gehofft, Rebeccah und Sie leisteten uns auf dem Empfang Gesellschaft?" Matt fomulierte bewusst eine Frage, denn er wollte nicht den Eindruck vermitteln, für Mr. Firth zu entscheiden. Selbst so dieser ablehnte, würde er Rebeccah noch sehen können, denn der Empfang war vermutlich zwangloser als ein Essen in privatem Rahmen. "Nun, da ich sicherlich inzwischen dort erwartet werde, darf ich mich wohl vorübergehend von Ihnen und Ihrer Tochter verabschieden. Es war mir eine Freude, Rebeccah." Mit festem Händedruck, so Mr. Firth diese zuließe, und einer höflichen angedeuteten Verbeugung verabschiedete sich Matt von den Beiden, ohne jedoch sofort fort zu gehen. Obwohl er fürchtete, nun doch erst nach seinem Vater im Gästehaus anzukommen, wollte er nicht ohne ein Wort von Rebeccah gehen. Natürlich konnte ein Zuspätkommen ihn den freien Nachmittag kosten - kannte er doch seinen Vater zu genüge, um das genau abschätzen zu können - aber so er den Spaziergang mit Rebeccah offenbar ohnehin vergessen konnte, wäre das für ihn zwar ärgerlich, aber ihm Rebeccahs Lächeln zum Abschied durchaus wert.
Höhe Klinik, Richtung Gästehaus Matt und Rebeccha mit Nicholas
Ein kleines, kaum hörbares Aufatmen war von Rebeccah zu vernehmen, als Nicholas wie erhofft auf ihre Worte über Matts Eingreifen gleich etwas freundlicher auf Matthew reagierte. Es war ihm nicht unbedingt anzuhören, aber Rebeccah war sich sicher, dass er darüber mehr als nur sichtlich verblüfft war. Gemessen an dem was sie durchgemacht hatte, war dies für Rebeccah auch nicht anders zu erwarten. Matthew seinerseits tat ihr den großen Gefallen entsprechend höflich zu erwidern und sie konnte sein warmes Lächeln mit einer gewissen Scheu, durch Nicholas Anwesenheit, begegnen. Dass sich Matt empfahl und alleine ins Gästehaus gehen wollte, war den Umständen entsprechend geschuldet, aber verständlich. Rebeccah fühlte dennoch einen kurzen Stich der Enttäuschung und versuchte nicht all zu traurig Matt anzulächeln. Einerseits war es ihr mehr als verständlich, dass Matt seinen eigenen Verpflichtungen nachzugehen hatte, aber andererseits fand sie es schade, dass er sich so leicht von Nicholas verjagen ließ. Dabei war ihr Ziehvater ein äußerst umgänglicher Mensch, der zwar seine Prinzipien hatte, aber diese nicht unbedingt auf den harten Weg durchzupochen versuchte. Aber andererseits, wenn sie daran dachte, dass Matts Vater und auch seine Mutter die meiste Zeit über eine eher einschüchternde Wirkung auf sie hatten, wollte sie ihm diese kleine Flucht nachsehen.
Unsicher, wie Nicholas jedoch auf ihren nächsten Schachzug reagieren würde, erfüllte sie ein wenig Nervosität. Auch war Nicholas seine Unsicherheit über diese Essens-Frage anzusehen, so dass Rebeccah schon fast mit einem Nein rechnet. Dieses blieb zu ihrer Überraschung aus, allerdings war für sie deutlich nachvollziehbar, dass Nicholas sich nicht sonderlich wohl mit seiner Entscheidung fühlte und mehr oder minder ihrer stummen Bitte nach einem Ja, nachkam. Sie sah zu Nicholas auf und schenkte ihm ihr dankbarstes Lächeln, das sie bewusst zu stande brachte. Leider musste sie umgehend vor Scham erröten, als Nichoals mit seinen nächsten Worten offenbarte, dass er sie vollkommen missverstanden hatte. Es ging doch nur um das Essen im Gästehaus. Nicht um eine Einladung nach Hause. Oh je... hilfesuchend blickte zu Matt, wobei in ihrem Blick eine stumme Entschuldigung ruhte. Jetzt hatte sie alle in eine ziemlich peinliche Situation gebracht. Hätte sie nur ein wenig auf ihre Wortwahl geachtet. Doch Matthew löst die Situation geschickt und höflich auf und Rebeccah atmete ein weiteres Mal durch. Dieses Mal aber lauter und deutlicher.
"Genau, Nicholas," bestätigte Rebeccah sofort Matts Worte um klarzustellen, dass der Fehler bei ihr lag. "Das Gästehaus. Ich hatte mich in Eile ein wenig unklar ausgedrückt. Du siehst, völlig zwanglos. Sag bitte ja, ja? Ich würde wirklich gerne ein bisschen mehr Zeit mit Matt verbringen und wenn du dabei bist und seine Eltern, dann ist auch überhaupt nichts verwerfliches daran," es war sicher ein mutiger Schritt Nicholas gegenüber so etwas zu zugeben, aber andererseits hatte er sicher die Vertraulichkeiten von eben beobachten können und zog seine Schlüsse daraus. Ihn anzulügen oder gar etwas vorzuspielen hätte nur zur Folge, dass er Matthew mit Misstrauen und Skepsis besah und ihr jeden weiteren Schritt mit ihm verbat. Er musste ja nicht gleich etwas von dem späteren, geplanten Spaziergang wissen, aber im Augenblick war es ganz gut, so sie ehrlich blieb und Nicholas sah, dass sie beide nichts zu verbergen hatten. Und jetzt, da Matt so eilig weiter wollte, würde es Nicholas doch nichts kosten, so er zusagte und sie später kurz den McKays Gesellschaft leisteten?
Höhe Klinik, Richtung Gästehaus Matt und Rebeccha mit Nicholas
Nicholas sah wieder vom Einem zum Anderen, als Beide, wenn auch nacheinander, wieder auf ihn einredeten. Dann blieb sein Blick bei Matt. Und der Araber musste unwillkürlich leicht grinsen. Ach herrje, Khan, Du Esel! Es geht um den Empfang! Nicholas' Irrtum und Matts gute Umgangsformen besänftigten den eifersüchtigen Vater in Nicholas durchaus. Matt hatte sich in aller Form entschuldigt Für was eigentlich? und empfahl sich dann. Er reichte Nicholas die Hand, was dieser erwiderte und machte eine leichte Verbeugung vor Rebeccah.
Dann sah Nicholas Rebeccah an, die noch gesprochen hatte ... und da war er wieder: dieser Blick! Nicholas hatte mitbekommen, wie sich Rebeccah an seinem Arm abwechselnd anspannte und wieder entspannte. Und auch, wenn Rebeccah ihm gerade ein wenig ZU sehr darauf bedacht war nirgends Anstoß zu erwecken, hatte sie ihn schon längst um den Finger gewickelt. "Sag bitte ja, ja?" hatte sie gefragt und ihn angesehen. Und das war ein Blick, dem er nur schwer widersprechen konnte ... wollte ...
Nicholas seufzte lächelnd. "Mister McKay, ich muss mich entschuldigen. Ich nahm an, dass es sich um ein Abendessen mit Ihrer Familie handelt." Nicholas verkniff sich ein fröhliches Kichern. "Selbstverständlich leisten wir Ihnen und Ihren Eltern beim Empfang ein wenig Gesellschaft." fuhr er fort. "Aber nur unter einer Bedingung." Verflixt, ich kann's gar nicht so streng sagen, wie ich gerne wollte! "Sie nehmen mir Rebeccah am Gästehaus wieder ab, dann hole ich den Kuchen alleine." Der Araber lächelte und endlich war die Kälte aus seiner Stimme gewichen. Auch wenn er noch ein wenig angespannt war, seine Ablehnung zu Matt war ein ganzes Stück geschmolzen. Nicht, dass es ihn nicht nachwievor wurmte, dass Rebeccah einfach so ... und dann noch so vertraut ... und ... aber ... Herrje, war das schwierig!
Martin auf dem Weg zum Gästehaus, in der Nähe Nicholas, Rebeccah und Matt an der Klinik
Martin verließ dem Saloon und wollte diese besagte Richtung folgen, doch er blieb stehen und schaute sich die Gegend an und mal abgesehen von den Schnee fand er bisher den Ort gut, Camden Village so wie er sich noch erinnern konnte als er ankam. Er wollte sich noch nach freien Wohnungen oder Häuser erkundigen, aber heute war es kein guter Zeitpunkt. Martin sah noch zum Himmel auf. Es war wirklich grau und Schnee fiel wenn auch leicht herab. Dann sah er rechts nach vorne und Mister Firth sowie zwei Jugendliche, ein Junge und ein Mädchen. Das Mädchen griff sich an Mister Firths Arm, also war diese wohl seine Tochter und dieser Junge wahrscheinlich der Begleiter, die hatten wohl gerade ein Gespräch. Martin wollte auch nicht wissen was da los war oder sich einmischen. Also beobachtete er das Gespräch weiter und Martin fiel auch ein das Mister Firth zum Empfang wollte, also könnte Martin ihn folgen, und so wartete er bis das Gespräch beendet war.
Höhe Klinik, Richtung Gästehaus Matt und Rebeccha mit Nicholas
Statt sich nun von ihm zu verabschieden, bestätigte Rebeccah rasch Matts Worte und tatsächlich erschien daraufhin ein Grinsen auf dem Gesicht Mr. Firths. In Matts Gesicht war deutlich die Freude zu erkennen, die er über Rebeccahs Worte empfand, obwohl diese mitnichten an ihn gerichtet waren. Sie wollte tatsächlich Zeit mit ihm verbringen! Nach einem gefühlten Stillstand, raste sein Herz plötzlich los. Innerlich jubelte er, denn ihre Worte machten ihn glücklich und ein bisschen Stolz war er auch. Sie hatte ihn gern und das war ihm weit wichtiger, als die Frage, ob er nun zu spät zum Gästehaus kam, oder ob der Saloonbesitzer ihn ablehnte, oder nicht. Ja, sogar so dieser Rebeccah deren Bitte nun ablehnte, würde er immer noch Wissen, dass diese ihn sehr gern hatte. Anderenfalls hätte sie ihrem Vater gegenüber dies wohl kaum zugegeben und schon gar nicht, darum gebeten, ihr Zeit mit ihm verbringen zu dürfen. Matt wandte sich ganz kurz ab, damit Rebeccah sein breites Grinsen nicht würde sehen können. Du lieber Himmel. Wenn Sie mich so bäte - ich könnte ihr Nichts abschlagen. Als Mr. Firh sich nun seinerseits lächelnd entschuldigte und zu Matts Erleichterung zustimmte, hatte er sich wieder soweit unter Kontrolle, dass er zustimmend schmunzelte. Dies durch Rebeccahs in Eile entstandene Missverständnis hatte durchaus auch eine komische Seite gehabt. In ein paar Tagen oder Woche lachen wir darüber... Matts Hochstimmung bekam einen kleinen Dämpfer, als er Mr. Firth eine Bedingung andeuten hörte. Fragend zog er unbewusste ein Augenbraue in die Höhe und atmete auf, als er die Einzelheiten dieser Bedingung dann erfuhr. "Sehr gerne, Sir." Ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel verriet, dass er ein fröhliches Lachen unterdrückte. Matt wusste nicht wie und warum, war aber froh, dass das Eis offenbar gebrochen war, oder doch zumindest deutliche Risse aufwies. Ob es Rebeccahs trauriges Lächeln gewesen war, dass sie gezeigt hatte, als er sich verabschiedete oder ob sein Verhalten Mr. Firth für ihn eingenommen hatte, wusste er nicht zu sagen, aber die Kälte in dessen Stimme war gewichen. Nur ganz kurz kam ihm in den Sinn, dass er Mr. Firth wohl in seinen Gedanken unrecht getan hatte. Weit mehr wog der Gedanke, dass Mr. Firth ihm Rebeccah anvertraute, während er den Kuchen holte. Das schien ihm nicht selbstverständlich, denn Mr. Firth kannte ihn bisher nur vom Sehen aus dem Saloon. Fragend lächelte er Rebeccah an, denn er wusste nun nicht, was genau sie von ihm erwartete. Immerhin hatten sie den gleichen Weg, so dass er schon mit gehen konnte, andererseits hatte er es jetzt wirklich eilig. "Entschuldige, Rebeccah - aber ich sollte wirklich vor meinen Eltern im Gästehaus sein." Matt deutete keine Konsequenz für den Fall einer Verspätung ein. Es war wohl auch Rebeccah zu Ohren gekommen, wie streng er erzogen wurde und so würde sie sicher wissen, was ihn erwarten konnte und da sie ihn offenbar mehr als gern hatte, würde sie ihm wohl verzeihen, so er jetzt vor ginge. "Mr. Firth, Rebeccah." Kurz verabschiedete er sich nun freundlich bevor er sich endgültig abwandte. Noch einmal sah er ganz kurz über die Schulter zurück, hoffend auf ein kurzes Lächeln Rebeccahs, dass ihn wissen ließ, dass sie ihn verstand, bevor er dann mit schnellen und für seine Verhältnisse beschwingten Schritten dem Gästehaus zustrebte.
Jesse hinter dem Bordell, wird von der Strasse aus nicht gesehen, raucht eine Zigarette
Jesse hatte Megan wirklich ungern alleine gelassen, wusste aber auch, dass sie stark genug war, sich zu wehren. Er konnte und ja, er wollte nicht immer auf sie aufpassen, dass hätte sie selber nicht gewollt. Dafür war Megan eine viel zu starke Frau, die ihren Freiraum brauchte, dass wusste Jesse, oder ahnte es zumindest. Und er war ja nur eine Zigarette rauchen. Und so stand er neben oder eher hinter einem Haus, bei dem er erst zu spät war genommen hatte, dass es sich um das neue Bordell und die Konkurrenz vom Saloon handelte. Aber Jesse hatte sich gut versteckt, denn er brauchte einfach wirklich seine Ruhe. Und dennoch konnte er von hier aus beobachten, wer denn langsam ins Gästehaus ging. Der Bürgermeister, mit seiner Familie, andere und dann auch Matt. Er war sogar alleine und hätte ihn wohl hätte ansprechen können, aber dann war der Junge auch schon wieder weg. Jesse rauchte weiter seine Zigarette, welche er sich gedreht hatte und es tat neben dem Whisky wirklich gut. Er drückte sich wieder so an die Wand, dass man ihn nicht von der Strasse aus sehen könnte und starrte auf den Schnee, den er inzwischen mehr als hasste. Waren das da Spuren hinter dem Haus? Eventuell von Horatio? Zuerst bekam Jesse wirklich wieder leichte Panik, doch dann schaffte er es, sich einigermaßen selbst zu beruhigen. Nein, das waren nur leichte Vertiefungen im Schnee. Dennoch merkte er, wie panisch er war, wie er überall Horatios Gesicht glaubte zu sehen und sich dann aber doch sagen musste, dass er sich das einfach nur einbildete. Dennoch war ihm heiss und kalt zu gleich. Nein, er war noch nicht vollkommen genesen und merkte, dass ihm alles anstrengte, was wohl einfach daran lag, dass er eine ganze Woche im Bett gelegen hatte und seine Muskeln einfach noch nicht daran gewöhnt waren, wieder normal zu arbeiten. Jeder Schritt schien ihm schwer zu fallen. Er schwitzte. Aber das war Jesse egal. Er war ein Kämpfer. Er war stark auf seine Weise.
Und so beobachtete, wer alles ins Gästehaus trat. Und dann dachte er an das Gespräch mit dem Sheriff. Sicher, heute ging es um den neuen Reverend, aber irgendwie musste er doch Sheriff Clayton davon überzeugen, dass Horatio eine große Gefahr war. Und dass man einen Suchtrupp ausschicken müsse.
Jesse zog erneut an seiner Zigarette. Inhalierte den Rauch sehr intensiv. Was was mit dieser Mrs. Cooper? Sie wurde tot aufgefunden. Bisher schien niemand eine Ahnung zu haben, wer als Täter in Frage kam. Jesse versuchte sich zu konzentrieren. Wie konnte man Horatio eventuell mit diesem Mord in Zusammenhang bringen? Jesse dachte krampfhaft nach. Aber er wusste einfach auch keine Antwort. Immer wieder dachte er daran, wie er nur den Sheriff überzeugen sollte, wie er mit ihm reden solle. Und dann dachte Jesse an sein Megan und ja auch an Holly und Tristan und Matt. Sie allen waren wegen ihm in Gefahr. Wie es wohl wäre, wenn er auf Holly träfe? Wie nur ging es ihr? Was sollte er ihr sagen? Am liebsten wäre er einfach nach Hause gegangen, aber niemals hätte er Megan im Stich gelassen ... Jesse zog weiter an seiner Zigarette und dachte an Megan. Sie war dabei, mit der Indianerin zu sprechen und er hoffte, dass es ein angenehmes Gespräch war. Beide hätte es verdient. Und gerne wäre er dabei gewesen. Es war ein so schönes Gefühl gewesen, mal wieder in Lakota zu sprechen, auch wenn er einen gewissen fremden Akzent hatte. Aber irgendwie hatte er sich ein wenig heimisch gefühlt. Gerne würde er diese junge Frau wieder sehen und sprechen, einfach, weil ihm warm ums Herz wurde ... wegen seiner verstorbenen Frau Wynona. Aber dann dachte er an Holly, in die er wirklich verliebt war ... und vielleicht noch war, doch dann dachte er auch an Megan. Und ja, die liebte er, dass wusste er ganz genau. Warum war das alles nur so kompliziert?
Jesse seufzte. Dann irgendwann hatte er seine Zigarette zu ende geraucht, warf den Stummel in den Schnee und schaute um die Hausecke. Gerade war niemand dar. Also huschte er schnell auf die Mainstreet und dann trat er vor das Gästehaus. Erst einmal auf die Veranda, wie vor kurzen der junge Mann.
Eric, Sarah & Selina, Höhe Brunnen in Richtung Gästehaus
Es war einer dieser Momente, in denen man sich wünschen sollte, die Gedanken des jeweils Anderen lesen zu können. Selina dachte ebenso wie Mister Malone – obwohl sie ihn kaum kannte, war er ihr auf Anhieb sympathisch und sie fühlte sich wohl in seiner Nähe, obgleich er im Endeffekt bestenfalls ein guter Bekannter war. Er war auf seine Weise so offen und schien ohne jegliche Hintergedanken zu sein. Doch Tucker war eben auch eine Person, die selten an sich selbst dachte und deren Beruf oft höhere Prioritäten hatte. Dabei war sie eigentlich ein absoluter Familienmensch, doch es hatte sich bei ihr bisher einfach noch nicht ergeben, diese Richtung weiter zu verfolgen. Dabei wäre es allerdings gelogen, wenn sie behaupten würde, es würde nicht am wollen, sondern am können liegen. Es lag durchaus an Beidem. Letztendlich war es so, dass kein Mann gerne eine so selbstständige Frau an seiner Seite haben wollte, wie Selina es nunmal war – und die Schmiede würde sie um keinen Preis hergeben wollen, egal was kam. Die ganze Arbeit ihres Vaters steckte darin und sie wollte einfach nicht, dass sein Lebenswerk den Bach hinunter ging. Natürlich würde sie selbst eines Tages auch nicht mehr arbeiten können, das war ihr durchaus bewusst. Es war harte Arbeit und sie zog ihre gewaltig etwas nach sich. Es konnte nicht ewig so weiter gehen – und doch war Selina willens, so lange zu schuften, wie ihr Körper es zuließ. Noch hatte sie Zeit. Doch Scarlett hatte ihr oft genug in einem vertrauten Gespräch klargemacht, dass sie eben auch nicht jünger wurde. Oh, ihre Schwester hatte sie so oft mit Fragen für die Zukunft gequält, obwohl sie doch genau wusste, wie sehr Selina das hasste. Ob denn die Schmiede alles wäre, was sie sich von ihrem Leben erhofft hätte. Ob das alles sein sollte, was am Ende bleiben würde, in 10, 20 oder wenn sie sehr viel Glück hatte auch erst 30 Jahren. Ob sie sich darüber im Klaren wäre, dass eines Tages alle Züge abgefahren waren und sie ganz alleine sein würde. Ob sie wirklich glücklich war.
Es waren so grausige Vorstellungen, dass Tucker es eigentlich stets vermied, daran zu denken. Momentan war die Welt für sie in Ordnung und die Schmiedin wollte sich gar nicht beklagen. Doch sie wusste, dass sich alles einmal änderte und das war es, was ihr furchtbare Angst machte. Dass auf einmal wieder ein Jahr vorbei ging, und noch eins und noch eins. Deswegen mochte sie auch prinzipiell keine Veränderungen – und doch sorgten Mister Malone und seine Nichte schon seit ihrer ersten Begegnung dafür, dass sich eben doch irgendetwas in Selina veränderte. Doch es war nichts Schlechtes, im Gegenteil. Sie mochte das Gefühl, auch wenn sie es nicht gänzlich einordnen konnte. Doch solche Dinge hinterfragte die Schmiedin selten. Wenn etwas gut lief, sollte man besser keine Fragen stellen, sondern es einfach hinnehmen. Es gab immerhin oft genug Situationen im Leben, die ein Kopfzerbrechen erforderten – warum sollte man diese Mühe aufbringen, wenn doch eigentlich alles in Ordnung war? Daher hatte die Schmiedin auch aufgehört, sich Gedanken über das zu machen, was heute passiert war und wie es wohl im Gästehaus weiterging. Sie tat es einfach. Leider konnte sie Eric noch zu schlecht einschätzen, um herauszufinden, wie er die ganze Angelegenheit sah. Ob ihn ihre direkte Art nun bloß noch mehr verwirrte oder gar verunsicherte, ob es womöglich gänzlich falsch ankam. Dreist war Selina normalerweise nicht, auch wenn viele Leute das Gegenteil behaupten mochten. Doch sie glaubte, bei Eric auf direktem Wege doch mehr erreichen zu können, als ständig um den heißen Brei herumzureden – was sowieso nicht ihrer Art entsprach. Sie hoffte bloß, er bekam nichts davon in den falschen Hals. Momentan war es zwar bloß eine gute Bekanntschaft, die sie verband, doch selbst das wollte die Schmiedin nicht mehr missen. Ebenso Sarah – sie mochte das Mädchen auf Anhieb und hatte das Gefühl, dass sie mittlerweile schon sehr viel offener war als noch bei ihrem ersten Treffen. Sie war Selina sympathisch, obwohl ihre Charaktere so unterschiedlich waren. Sarah war so… zurückhaltend, beinahe scheu, und wies bereits in ihrem zarten Alter vermutlich mehr damenhaftes Verhalten auf, als Selina heute zu bieten hatte. Vielleicht war es aber gerade auch das, was sie an dem Mädchen so mochte – ihre Unterschiede. Man musste nicht immer dieselben Charakterzüge oder Interessen haben, um auf einen gemeinsamen Zweig zu kommen.
Zudem war Selina sehr froh darum, dass Sarah auf ihre Frage einging. Im ersten Moment wirkte das Mädchen zwar überrumpelt, als ob sie gar nicht damit gerechnet hätte, plötzlich wieder involviert zu werden. Doch sie war aufmerksam und hatte nach einigen Momenten des Zögerns doch eine Antwort parat. Sie wirkte etwas unsicher und doch ließen ihre Worte Selina innerlich durchatmen. Dann setzte Sarah sogar noch einmal etwas nach und ihre Worte waren dieses Mal deutlich sicherer. Ihre Antwort ließ Selina zufrieden lächeln und sie nickte Sarah leicht zu – es war gleichzeitig eine Bestätigung, sowie ein kleines Danke. „Sehe ich genauso.“, entgegnete sie dann und sah zu Mister Malone. „Zwei gegen Einen. Ich fürchte, Sie haben diese Runde verloren, sofern Sie auf einen Fehler beharren wollen.“ Ihre Worte waren stets von einem Lächeln begleitet und ruhig gesprochen, gar ein wenig neckend. Nein, es ging nicht um irgendwelche Punkte oder gar Gewinne. Es ging schlichtweg um die Wahrheit. Noch nicht einmal die Wahrheit, die sich darum drehte, ob sie etwas falsch gemacht hatten oder nicht. Die war zweitrangig geworden und spielte gerade keine Rolle. Es ging bloß darum, was Eric gesagt oder gemeint hatte, denn das waren womöglich zwei verschiedene Dinge. Nicht, dass Selina ihm vorwerfen wollte, dass er gelogen hätte. Seine Entschuldigung war sicher ernst gemeint, wenn sie auch überflüssig gewesen war. Doch weshalb er sich überhaupt entschuldigt hatte – weil er ihre Hand von seinem Arm geschoben hatte – hatte er das nun wirklich getan, weil es ihm unangenehm war, oder weil man ihm bloß genau das Glauben lassen wollte? Letztendlich war es schon so, dass eine Person sehr viel durch äußere Einflüsse, besonders die Gesellschaft, das Kollektiv, geprägt wurde. Doch wenn sie einfach mal alle Personen und deren Meinungen ausblendeten? Wenn es nur um sie drei ging? Sie mussten ja nicht sofort Arm in Arm durch die Gegend laufen, das erwartete die Schmiedin längst nicht. Sie wollte bloß ehrlich sein. Mister Malone musste sich wegen ihr nicht verstellen oder krampfhaft versuchen, den Ansprüchen der Gesellschaft gerecht zu werden.
ooc: Sorry dass mein Post mal wieder ewig gedauert hat, Arbeit war in letzter Zeit sehr stressig *Merci-Packung dalass*
Eric, Sarah & Selina, Höhe Brunnen in Richtung Gästehaus (andere evtluell in der Nähe)[/size]
Eric war schon sehr gespannt, wie seine Nichte wohl auf die offene Art und Frage von Miss Tucker reagieren würde und er selber war ein wenig zu befangen, dass er Sarah wirklich im Stande war, richtig einzuschätzen. Dafür kannte er sie zu gut, oder nein, glaubte sie zu kennen. Ihre Angst vor fremden Personen. Ihre Art, ihre Furcht aber mit anderen Mitteln zu bekämpfen, in dem sie erwachsener wirkte, als sie es hätte in ihrem Alter sein müssen. Da aber Eric selber keine Kinder hatte und wenig mit Kindern zu tun hatte, war er selber manchmal ausser Stande, sie richtig einzuschätzen. Er musste kurz an das Gespräch mit Terry denken, der meinte, dass Sarah, doch schon leicht auffällig wäre für ihr Alter. Auffällig nicht in dem Sinne, dass sie laut wäre, sondern vielleicht nicht Kind gerecht? Zumindest war es das, was bei Eric angekommen war. Und Eric war niemand, der Meinungen von Freunden leicht abtat. Terry hatte mit seiner Frau einen Sohn großgezogen und war sicherlich besser damit betraut, was Kinder anging. Aber Eric war da dann seiner Meinung nach auch offener: Er wollte Sarah so viel Freiraum geben, wie sie brauchte, auch was die Trauer um ihre Mutter anging. Ja, da mochten Terry und er wohl etwas unterschiedlicher Meinung sein. Aber so waren Freundschaften nun mal. Man musste nicht immer einer Meinung sein.
Um so mehr freute er sich über Sarahs Antwort. Auch wenn sie zuerst doch fast eher automatisch kam. Eben weil sie direkt gefragt wurde. Doch dann fiel wohl etwas von ihrer Anspannung und sie setzte nach. Und Eric freute es und zeigte dies auch. Aber er glaubte Sarah eben auch irgendwie inzwischen zu kennen. Zuerst fühlte sie sich gar nicht wohl. Und das war oft ein Zustand wo Eric nicht wusste, was er dagegen machen sollte. Sie war doch lieb und brav. Warum nur fühlte sie sich oft so unsicher? Aber das sollte er dann mal ganz unter vier Augen mit ihr besprechen. Hier und jetzt würde er es niemals tun, im Gegenteil. Er freute sich, denn auch Miss Tucker schien die Antwort des so schüchternen Mädchen zu gefallen. Und als Sarah dann doch irgendwie zu ihnen blickte, als wollte sie fragen: Habe ich auch alles richtig gemacht, war es wie eine stumme Kommunikation und Eric zwinkerte dem Mädchen aufrichtig und aufmunternd zu, er wollte ihr zeigen, dass alles ok war. er wollte ihr so gerne zeigen, dass sie alles richtig gemacht hatte. Mehr noch. Dass sie einfach sie selbst sein sollte. Was auch immer das bedeutete. Aber sein Lachen war entspannter, es zeigte, dass er mit allem glücklich war für den Moment.
Und ja, das Eis schien gebrochen. Zwischen ihm und Miss Tucker zumindest, dabei hatte es da niemals ein Eis gegeben, nur eine Menge von Unsicherheiten, resultierend aus Regeln und Konventionen.
»Ok, Ihr habt gewonnen ...« Eric lachte aufrichtig und offen. Etwas, was ihm selten passierte. Er zeigte sonst seine Gefühle eher still, aber hier war es wie ein Aufatmen. Un d er schaute nicht nur Miss Tucker an, sondern auch Sarah und diese besonders. Und ob es das Mädchen spürte, wusste Eric nicht und handelte ja auch nicht so, sondern ganz spontan. Aber auf einmal wirkte Eric sehr viel entspannter. Und dennoch anders, als Sarah ihren Onkel vielleicht kannte. Aber auf einmal wirkte er sehr gelöst. Sein Lächeln erreichte mehr als normal seine Augen. Nun wusste Sarah vielleicht endlich, woran sie war. Das dem nicht immer so war, war Eric einfach nicht bewusst. Er war, wie er nun mal war. Freundlich und höflich, aber vorsichtig in seiner Mimik. Nicht einmal distanziert. Aber irgendwie eben auch nicht so, dass man immer wusste, was in ihm vorging. Das hatte er sich unbewusst als Sheriff so angewöhnt. Doch nun konnten Sarah und Selina wirklich deutlich merken, wie er sich entspannte. Ja, es musste wirken, als würde er ein anderer Mensch: Gelöst und einfach froh.
»Miss Tucker ...« begann er dann plötzlich sehr offen. Er wusste, dass sie das nicht so meinte, mit den Punkten und dem Gewinnen. Dafür glaubte er zu sehr in den Gesichtern von Menschen lesen zu können. Die Art, wie die Muskeln im Gesicht spielten. Er hatte dafür inzwischen einfach ein Gefühl. Und dann sagte Eric etwas, über das er selber irgendwie stolz war. Er hatte ja gespürt, dass da ein wenig Dinge zwischen ihnen standen, aber er glaubte zu wissen, dass es "gemachte Dinge" waren. Wie verhielt man sich mit einer fremden Frau in der Öffentlichkeit etc. Aber vielleicht lag es an diesem Pärchen auf der Strasse, was sich einfach küsste, beide kannte Eric nicht, vielleicht waren sie sogar verlobt. Und dann sprach es Eric einfach aus:
»Miss Tucker. « begann Eric dann. Denn eines hatte er sofort gespürt, sich dann aber nicht getraut: Diese Frau war anders als andere. Sie wollte die Wahrheit und kein Drumherumgerede. Nur Eric hatte einfach etwas gebraucht, dass zu realisieren. Doch nun war er sich sicher. Er hatte sie nur schützen wollen, und wohl auch Sarah. Das Gerede ... etc.
Doch nun, wo sie unter sich waren, schaute er Miss Tucker offen und geradlinig an und sagte nur wenige Worte.»Ich wollte niemanden in Misskredit bringen, Miss Tucker. Aber ... ich ... « Und was Eric dann sagte, war wie eine Revolution. Denn er sprach aus, was er für diese Frau empfand: »Ich mag Sie sehr gerne!«
Und raus war es. Einfach so. Direkter konnte es nicht sein. Es mochte unhöflich wirken, falsch und was auch immer auf Menschen, die mit Offenheit nicht umgehen konnte. Aber er wagte es einfach um Miss Tucker zu sagen, was er fühlte, was er dachte. Und um ihr zu zeigen, dass er es ehrlich meinte, wie auch immer sie über ihn dachte. Aber Eric wagte es. Und dann schaute er diese Frau einfach nur an. Mit einem betörenden Blick, den er nicht mal so wollte. Aber wenn man schon einmal solche Worte so offen sagte, nach einer so kurzen Zeit, die man sich kannte, dann jetzt und sonst niemals wieder.
Eric war verliebt, ohne, dass er es wusste. Und doch ahnte er es. Aber dieses Gefühl war für ihn so neu, dass er es nicht glauben konnte. Und es sprudelte einfach aus ihm heraus, ohne Rücksicht, ob es Sarah verstand. Dabei war sie doch sehr viel älter und verstand eigentlich genau. Hoffentlich war sie nicht eifersüchtig. Aber das war Eric dann auch gerade egal. Er tat etwas, was er noch nie in seinem Leben getan hatte und fügte dann aber auch schnell hinzu:» Und die Geste, also mit dem Arm. Naja, ich ... ich wollte Sie nicht kompromittieren. Oder Sarah. Sie wissen doch, das gerade die Leute ...« Und dann verstummte Eric einfach. er redete zu viel, was gar nicht seine Art war. Und dann schaute er die Frau, mit welcher er hier gerade entlangging, einfach nur an. Mit einem Blick, der sagte, was er fühlte: Das er diese Frau mochte. wie er es gesagt hatte. Ehrlicher ging es nicht.
Und hatte er Sarah eigentlich noch an der Hand? Nein. Es gab also nichts, woran er sich oder Sarah sich gerade als Schutz anfassen konnten. Und Für einen kurzen Moment war Sarah auch vergessen, was natürlich nicht böse gemeint war. Eric war verliebt ...
[size=85](ooc:Kein Problem, Selina, ich war doch eh abgemeldet. Aber nun gehe ich mal auf das Ganze. Sarah, ich hoffe, du kannst das irgendwie verstehen ... *g*)
Das Mädchen entspannte sich unwillkürlich, als sowohl Miss Tucker als auch Onkel Eric ihr ein Lächeln schenkten. Sie spürte, wie die brenzlige Situation vorüberging und sich die Stimmung zu lösen begann. Erleichtert lächelte sie ihrerseits die beiden Erwachsenen an und drückte Josephine an sich. Ihr war noch immer nicht ganz klar, was sich da zwischen den beiden abspielte, doch ihr feines Gespür verriet ihr, daß die Klippe anscheinend erfolgreich umschifft war. Sarah verabscheute Streit und Mißstimmung jeder Art, weswegen sie auch mehr als froh über das war, was die Mienen und Gesten ihres Vormunds und seiner Begleiterin signalisierten. Sie schienen sich zu mögen, vielleicht sogar so sehr, wie sich Mamas und Papas mochten – das konnte sie nicht so genau beurteilen. Immerhin konnte sie zunehmend nachvollziehen, warum Onkel Eric die Frau mochte. Ihr erster Eindruck von Miss Tucker war eher verschreckend gewesen. Sie war seltsam und hatte Sarah wie alles ungewohnte Angst gemacht. Mehr als befremdlich hatte sie gewirkt, weil sie so anders war als alle Frauen, die das Mädchen bis dahin kennengelernt hatte. Jetzt dagegen, da sie so freundlich war, anständige, ordentliche Frauenkleider trug und wie alle anderen den Gottesdienst besucht hatte – kurz, da sie sich wie eine ganz normale Bürgerin benahm – erschien sie Sarah nicht mehr ganz so absonderlich. Schließlich war sie selbst auch anders als die anderen Menschen, auch wenn sich das bei ihr nicht so sehr in auffälligen Äußerlichkeiten ausdrückte. Sie hätte im Gegenteil viel dafür getan, überhaupt nicht aus der Menge herauszustechen.
Mit dem Abflauen ihres vorsichtigen Mißtrauens kam die Neugier. Sie begann die fremde Frau immer wieder heimlich zu beäugen, während sie so dahingingen. Dabei leistete ihr die sonntägliche Haube mit dem breiten Schirm einmal mehr gute Dienste. Sie beobachtete am liebsten, ohne selbst beobachtet zu werden. Die Kopfbedeckung half ihr, Blickkontakte zu meiden, die sie verlegen gemacht hätten. Allerdings war es mit Miss Tucker jetzt ohnehin nicht mehr ganz so schlimm, und den Blick ihres Vormunds suchte sie gelegentlich sogar, um sich rückzuversichern, ob auch weiterhin alles in Ordnung war. Sein Augenzwinkern erleichterte und ermutigte sie noch etwas mehr. Er wirkte in der Tat vollkommen zufrieden, so daß sie ihre gewöhnliche Zurückhaltung ein Stück weit aufgab und vor den beiden Erwachsenen herzulaufen begann. Dabei hüpfte sie ohne besondere Absicht oder ein bestimmtes Ziel hin und her, um kleine Schneeverwehungen herum, und vergaß dabei ganz, auf ihre feinen Schuhe und das Sonntagskleid achtzugeben, die angesichts des Schnees zwar nicht schmutzig, aber doch zunehmend feucht wurden. Schließlich blieb sie vor einem flachen Hügel aus Schnee stehen und besah sich die weiße Masse zu ihren Füßen. Onkel Eric und Miss Tucker waren für den Moment vergessen, als sie in den diversen Abdrücken im Schnee die Form eines Kaninchenkopfes zu erkennen glaubte, der sie anschaute. Zwinkerte ihr das Kaninchen nicht auch freundlich zu..? So wie dem kleinen Mädchen in dem schönen Buch, das ihr Mama einmal vorgelesen hatte, als sie noch nicht selbst hatte lesen können... Alice hatte das Mädchen geheißen, daran erinnerte sie sich noch. Nachdenklich an ihrer Unterlippe kauend runzelte sie die Stirn. Gab es hier vielleicht irgendwo den Eingang in einen Kaninchenbau..? Das wäre doch zu schön gewesen! Sie sah sich um.
Eric, Sarah & Selina, Höhe Brunnen in Richtung Gästehaus
Gewonnen? Selina stieg in Eric’s Lachen kurz mit ein, ebenso erleichtert wie er selbst es vermutlich in diesem Moment war. Gewonnen hatten sie in diesem Moment alle drei, wenn man es genau betrachtete. Die Schmiedin war froh darüber, dass es für den Moment scheinbar nichts gab, was zwischen ihnen stand. Es wäre auch zu schade gewesen, fühlte sie sich in der Nähe von Mister Malone und seiner Nichte doch äußerst wohl. Nun, vielleicht würden sie wieder auf einige Differenzen stoßen, wenn sie erst einmal das Gästehaus erreichten – doch es würde sicher weitaus weniger schlimm werden, da nun einfach gewisse Unstimmigkeiten aus dem Weg geräumt waren. Zumindest hoffte Selina das. Im Endeffekt war es ja wirklich so, dass alle Seiten sich bloß gegenseitig schützen wollten und dabei im übertragenen Sinne über die Füße des jeweils anderen gestolpert waren. Doch damit war ja nun hoffentlich erst einmal Schluss. Das Wissen, dass die Fronten nun geklärt waren, war unglaublich beruhigend und gab der Schmiedin ein sicheres Gefühl. Normalerweise hätte sie sich ja gar nicht so viel Mühe gemacht, doch bei Sarah und Eric war es ihr eben wichtig gewesen, eine gute Beziehung zu beiden aufzubauen. Sie mochte die Malones, sehr sogar, mehr als man neue Bekannte womöglich mögen sollte. Doch irgendwie fühlte sie sich auch zu ihnen verbunden, als ob sie alte Freunde wären, die nach etlichen Jahren wieder aufgetaucht wären. Ein absurder Gedanke, wusste Selina doch genau, dass es eben nicht so war. Dass Mister Malone und seine Nichte vollkommene Fremde waren, die einfach nur gute Menschen zu sein schienen und ihr deswegen sympathisch waren. Wobei sie zugeben musste, dass Eric zusätzlich auch noch eine andere positive Ausstrahlung auf sie verübte. Ja, natürlich sah er gut aus, hatte Manieren und auch den nötigen Humor. Doch das waren im Endeffekt bloß Oberflächlichkeiten, auf die jeder Wert legte. Nein, bei ihm war es noch etwas anderes, etwas Tieferes. Und dabei kannte Tucker diesen Mann doch kaum! Es war wirklich verwirrend. Wie konnte bloß jemand, der ihr eigentlich so fremd war, gleichzeitig so vertraut wirken?
Selina war ganz froh darüber, dass Mister Malone dann wieder das Wort ergriff, denn so holte er sie aus ihren Gedanken, die mittlerweile immer verwirrender wurden. Allerdings war letztendlich das, was er sagte, ebenso irritierend. Nein, eigentlich war es das nicht. Er war nur offen und ehrlich und ziemlich direkt, also genau das, was die Schmiedin sich ja erhofft hatte. Dennoch war sie im ersten Moment doch etwas sprachlos, jedoch nicht, weil sie sich von seinen Worten angegriffen fühlte. Nein, es war eine positive Sprachlosigkeit. Eric sprach genau das aus, was Selina im Endeffekt auch gedacht hatte, sich jedoch selbst noch nicht eingestand. Doch jetzt, wo er ihr so direkt ins Gesicht sagte, dass er sie mochte, klarten die Gedanken der Schmiedin mit einem Schlag auf. Schnell war wieder ein Lächeln auf ihre Züge zurückgekehrt, ein ehrlich erfreutes Lächeln, und sie strich sich eine lose Locker hinters Ohr. Oh Gott, wie sie diese Geste hasste! Wie ein verschüchtertes Schulmädchen. Innerlich schlug sie sich gerade mit der flachen Hand gegen die Stirn und hätte fast die Strähne wieder hinter ihrem Ohr hervor geholt, doch das hätte vermutlich noch bescheuerter gewirkt. „Danke… Ich meine, ich finde Sie auch sehr nett, Mister Malone.“, entgegnete die Schmiedin dann und sah kurz nach vorne, wo Sarah gerade kleine Hopser durch den Schnee machte. Ob das Mädchen noch mitgehört hatte? Oder hatte sie bereits genügend Abstand zwischen sich und die beiden Erwachsenen gebracht, um diesen einen Satz zu überhören?
Kurz lag Selinas Blick nachdenklich auf dem Mädchen vor ihr, ehe sie wieder zu Eric zurück sah. Beinahe musste sie ein wenig grinsen, als er noch einmal das Wort ergriff und sich für irgendetwas rechtfertigen wollte, für das gar keine Rechtfertigung nötig war. Doch er schien es von selbst zu merken und unterbrach sich selbst mitten im Satz. „Die Leute reden viel, wenn der Tag lang ist.“, entgegnete die Schmiedin unbekümmert und zwinkerte Mister Malone leicht zu. Als sie sich dann noch einmal seine und ihre Worte durch den Kopf gehen ließ, kam sie zu dem Entschluss, dass es nach diesen Äußerungen doch ein wenig albern war, wenn sie sich noch immer siezten und mit Nachnamen anredeten – oder etwa nicht? Jaja, natürlich würden viele Bürger auch hier wieder einen Stein des Anstoßes sehen, doch das kümmerte die Schmiedin herzlich wenig. Daher sah sie nun wieder aufmerksam zu Eric und ergriff nun ihrerseits das Wort: „Wie wäre es, wenn wir in Zukunft das Sie außen vor lassen würden?“ Die Schmiedin hatte bewusst einen Plauderton gewählt, als ob sie gerade bloß darüber reden würden, wie satt sie doch alle den Winter hatten. Ihr Blick ging von Eric zu Sarah, die gerade eine Schneewehe betrachtete, und sie lehnte sich im Gehen etwas näher zu ihm, als ob sie fürchtete, dass das Mädchen auf die kurze Distanz ihre Worte doch noch hören könnte: „Das käme Sarah sicher auch sehr gelegen. Außerdem finde ich es furchtbar, mit Ma’am angesprochen zu werden. Da fühlt man sich so alt.“ Ihre Tonlage ließ kaum ein Nein zu, denn sie machte gerade jedem noch so guten Halsabschneider Konkurrenz – natürlich auf spielerische Weise. Die Schmiedin lehnte sich wieder ein wenig zurück und lief normal neben Eric weiter, grinste ihn jedoch leicht von der Seite an.
Höhe Klinik, Richtung Gästehaus Matt und Rebeccha mit Nicholas, Matt geht (In höflicher Entfernung Martin Tanner)
Rebeccah nahm mit großer Erleichterung wahr, dass Nicholas den aufgeklärten Irrtum nicht krumm zu nehmen schien. Er grinste sogar und konnte mit einem aufrechten Handschlag Matts Worte und dessen Aufbruch akzeptieren. Das lief nun doch ein klein wenig besser als noch vor einem kurzen Augenblick. Mit noch viel mehr Freude vernahm Rebeccah Nicholas Zusage. Sie würden also ungezwungen den McKays Gesellschaft leisten und beiden Seiten die Möglichkeit bieten, sich auf diese Art und Weise ein wenig besser kennenzulernen. Als Nicholas jedoch eine Bedingung erwähnte, zog sich Rebeccahs Magen gleich wieder etwas angespannt zusammen und sie sah ängstlich an Nicholas auf. Er würde jetzt noch nicht etwa etwas völlig unmögliches von Matthew erwarten, so dass er es niemals würde erfüllen können? Damit würde die Zusage jede Freude daran verlieren. Doch rasch kam die Auflösung und damit große Erleichterung. Nicholas wollte alleine den Kuchen holen und Rebeccah Matthews Obhut anvertrauen. Dass war... nun... Rebeccah sah etwas alarmiert Nicholas an und versucht zu erforschen, was in seinem KOpf vor sich ging. Hatte er etwa etwas bemerkt? Kam er ihnen gerade ein klein wenig entgegen? Oh wäre dem nur so.. Rebeccah hätte am liebsten vor Freude gejauchzt und erschrak doch sonderbarer weise gleich darauf über diesen Gedanken. So etwas war ihr doch im Grunde völlig fremd? Oh und dann sagte Matt auch noch Ja! Ihr Herz war so voller Freude gefüllt, dass es überschäumen wollte. In all dem GLücktaumel erschien es Rebeccah zunächst überhaupt nicht irrsinnig, dass Matt sich verabschiedete, um den selben Weg wie sie alleine zu gehen. Nun, vielleicht schaffte er so ein wenig Raum für unausgesprochene Dinge zwischen Nicholas und ihr? Oder er hatte es einfach schlicht nur in Bezug auf seine Eltern ehrlich eilig. Sie nickte daher nur und konnte nicht ganz ihr glückliches Lächeln verbergen. "Ich verstehe schon," sagte sie leise und schenkte ihm ein Lächeln zum Abschied, der kein richtiger war. Man würde sich ja gleich wieder sehen.
Nicht sicher wie sie mit Nicholas alleine nun mit der Situation umgehen sollte, versuchte sie erst einmal die Sache zu ignorieren und sich auf das wesentliche zu konzentrieren - auf das männliche Ego: "Ich, also das ist sehr nett von dir, dass du den Kuchen alleine holen möchtest. Aber das ist keine Männerarbeit. Ich komme natürlich mit und hole den Kuchen selbst," das würde hoffentlich ein wenig Nicholas zeigen, dass er nicht wegen Matthew einfach abgeschrieben war und zudem würde es vielleicht davon ablenken, was er so alles gesehen und beobachtet hatte. Denn wie Nicholas nun wirklich auf Matt reagieren würde, bereitete Rebeccah doch ein klein wenig Sorge. "Matthew wird bestimmt auch erst einmal mit seiner Familie alleine sein wollen," um ihr hoffentlich die aus der Luft gegriffene "Essenseinladung" zu erkären, denn andernfalls würden sie in wenigen Augenblicken die nächste Peinlichkeit erleben....