Cassiel und Gabriel etwas abseits, wo es geht, andere Personen im Raum
Endlich kamen sie in der Rezeption an. Gabriel hätte das alles ja mit viel Humor hingenommen, aber es war ganz schön anstrengend mit so einem ganzen Arm in Gips gelegt. Er war einfach furchtbar eingeschränkt und dieser Arm war furchtbar im Weg und nutzlos. Aber immerhin war ihm durch die kleine Aktion inzwischen auch schon wieder wärmer geworden. Diesmal nickte er den Gästen oder Miss Garner und der anderen Frau hinter dem Tresen nicht zu. Er war hier schliesslich zahlender Gast. Und so trat er mit dem Anwalt in eine Ecke, wo sie weder im Weg standen, noch wo man zu viel mitbekommen hatte. Gabriel, der nun wirklich nicht alt war, aber auch eben ein Musiker und kein Sportler musste sich erst einmal auf einen der Stühle setzen. Dann nickte er Cassiel zu, als dieser ihn immer noch lächelnd fragte, worum es denn ginge und Gabriel fragte sich, ob der Mann eigentlich auch andere Mimiken vorzeigen konnte, als nur zu Lächeln. Nicht, dass er unnatürlich wirkte oder falsch, aber es war schon seltsam. Und schliesslich kannte Gabriel den Anwalt nicht und der erste Eindruck war nun mal etwas prägend.
Und dann atmete Gabriel erst einmal kurz ein und aus, hob seine gesunde Hand mit der er zeigen wollte, dass er nur einen Moment brauchte, womit er wohl den Freund von Tadewi auf die Folter spannte. Aber jetzt erst merkte Gabriel, dass er von seinem langen Besuch am Grab von Emma und dem langen Spaziergang zum See und überhaupt etwas erschöpft war, denn er hatte auch das Gefühl, dass eine kleine Erkältung im Anmarsch war. Denn war ihm eben noch draussen wirklich kalt, hatte er nun das Gefühl, ihm wurde immer heisser. Aber das war ja auch kein Wunder, trug er immer noch seinen dicken Fellmantel. Dann aber holte er schnell ein Stofftaschentuch aus seiner Manteltasche und nieste hinein und schnäuzte sich noch die Nase in jenes Tuch mit seinen Initialen, was ihm mal ein weiblicher Fan geschenkt hatte. »Also,« begann Gabriel leise und schaute versucht unauffällig zu den anderen im Raum, welche aber beschäftigt waren. »Tadewis Frauen wurden ...« er senkte noch mehr seine Stimme, so, dass Cassiel sich leicht zu ihm beugen musste. » ... verhaftet. Als wäre dies nicht schon schlimm genug, setzte Gabriel leise nach: »Es geht wohl um den Tod von weissen Männern.« So, mehr brauchte Gabriel nicht zu sagen, alles Wesentliche, von dem er wusste, war gesagt und das andere würde Tadewi dann schon erzählen. Doch da er sich sicher war, dass sie hier nun kein Kaffeekränzchen abhalten würden, fügte er doch noch hinzu: »Er wartet beim Stall vom Cafe ...«
Cassiel und Gabriel etwas abseits, andere Personen im Raum
Mister Marlowe schien ein wenig außer Atem und setzte sich auf einen Stuhl. Cassiel setzte sich ihm gegenüber und ließ dem Mann die Zeit, die er brauchte.
"Tadewis Frauen wurden verhaftet. Es geht wohl um den Tod von weissen Männern. Er wartet beim Stall vom Cafe ..."
Jetzt entglitten dem jungen Anwalt doch kurz die Gesichtszüge. Er hatte geglaubt sein Freund bräuchte nur einen Rat oder einen einfachen Beistand. Aber DAS hier schlug ihm promt aufs Gemüt. Kurz starrte er Gabriel an und sagte nichts. Dann entfuhr ihm leise ein "Scheiße" und seine Mimik veränderte sich schlagartig. "'tschuldigung." Schob er hinterher und krauste die Stirn.
"Wollen Sie mich begleiten? Sie sehen aus, als könnten Sie ein Faß heißen Tee und etwas Ruhe gut gebrauchen. Außerdem haben Sie meinen Freund heil durch die Stadt gebracht." Das letzte war eine Mutmaßung, lag aber nahe. Der Verstand des Iren lief bereits auf Hochtouren. Also stand er auf und sah Gabriel abwartend an.
Cassiel und Gabriel etwas abseits, andere Personen im Raum
Bei der Nachricht, die ja wirklich keine angenehme war, wurde der Anwalt schlagartig ernst. Sicher, Gabriel hatte es ihm auch nicht gerade schonend beigebracht, aber Gabriel sah darin auch keinen Anlass, sondern war lieber direkt. Auch drängte ja die Zeit. Und das Mr. Brown seinem Unmut Luft machte, in dem er ein gängiges Schimpfwort benutzte, störte den Musiker nicht sonderlich, fand es eigentlich mehr als verständlich. »Kein Problem .... und ja, ich habe Tadewi in die Stadt gebracht. Er hat mir von dem Vorfall mit dem Lynchmob erzählt, als ...« Gabriel sprach nicht weiter. Der Anwalt wusste sicherlich worum es ging. Gabriel atmete dann einmal kräftig ein, fuhr sich einmal kurz mit der gesunden Hand durch die Haare, welche etwas feucht vom Schnee waren und erhob sich dann. »Gerne begleite ich Sie und ja, ein heisser Tee wäre wirklich angenehm.« Und so verliess er mit dem Anwalt das Gästehaus, achtete dabei nicht mehr auf die Gäste, die sich um die Theke verdammelt hatten, um ihre Mäntel und Jacken abzugeben und folgte Cassiel nach draussen in die Kälte. Wieder vorbei an Selina, welche er dann aber später würde aufsuchen.
Cassidy und Sophie hinter der Theke. Sophie schickt mal alle Gäste Richtung Speisesaal
Sophie spürte wie ihre Verwirrung statt kleiner, größer zu werden drohte. Der Hühne mit dem rundlichen Gesicht listete erst einmal bedächtig auf, was er da dabei hatte, während Sophie schon metaphorisch mit den Füßen scharrte, um den nächsten Gast in den Speisesaal zu weisen. Es schien unendlich lange zu dauern, bis er zum Kern seines Anliegens vorgedrungen war. Sophie war normalerweise sehr geduldig. Sie konnte stundenlang still in einer Ecke sitzen und sich auf eine Stickerei konzentrieren. Doch hier stand sie unter Zeit- und unter Leistungsdruck. Ihr waren der wartende Mann hinter dem Paar und auch Mr. Brown und Mr. Marlowe, die hereingekommen waren und sich leise unterhielten, sehr deutlich bewusst und es half nicht gerade, die Situation elegant zu meistern. Nervös fuhr sie sich mit der Hand über die Stirn als wollte sie nur ihre Frisur richten, aber in Wirklichkeit um den ihr gerade dort ausbrechenden Schweiß fort zu tupfen. Endlich verstand sie worauf er hinauswollte und schaffte ein angespanntes, aber dankbares Lächeln. „Das ist sehr freundlich von Ihnen. Hängen Sie sie einfach an die Haken hier“ sprach's und reichte dem Mann zwei der Kleiderbügel. Sie war unendlich dankbar, dass er ihr half und tat, worum sie ihn bat, bevor er und seine Begleiterin sich in den Speisesaal begaben. Jetzt endlich kam sie dazu, die Frage des hinter dem Paar eingetretenen Mann zu beantworten. „Ja, durch die Tür und dann sind Sie schon da.“ meinte sie schüchtern, sah kurz auf und grüßte die Frauen der McKay-Familie, die gerade vorbeikamen. Sie musste an Ruth denken, die noch am Morgen versucht hatte ihr die Vorzüge eines Matthew McKays nahe zu bringen. Da hätte sie dann doch lieber Martha genommen... Moment … wo war dieser Gedanke hergekommen? Sophie war verwirrt, ließ sich aber nichts anmerken und grüßte die beiden freundlich zurück. Resolut wie McKay war, übernahm sie das Aufhängen der Mäntel in der Gaderobe selbst, worüber Sophie nicht gerade unglücklich war. Derweil waren der Ire und der Sänger, die scheinbar dringendes miteinander zu besprechen hatten, gegangen, so dass nur noch der Fremde blieb. Sie hängte auch seine Jacke auf und winkte ihn in den Speisesaal. Dann herrschte erst einmal einen Augenblick Ruhe.
Sophie seufzte tief und ehrlich erleichtert und sah zu Cassidy hinüber. „Ich dachte schon, das würde nie mehr aufhören.“ gestand sie dann mit einem schwachen Lächeln. Zuerst einmal schienen keine neuen Gäste zu kommen und ihnen war eine kurze Pause gegönnt. Aus dem Speisesaal drange ein stetig an- und abschwellendes Stimmengewirr. „Der Reverend ist jetzt drinnen. Ich glaube, es wäre nicht schlimm, wenn wir eine kurze Pause machen.“ schlug sie vor und nahm einen raschen Schluck von ihrem Tee, der – wie sie zu ihrem großen Bedauern feststellte – schon stark abgekühlt war. Ihr war auf einmal bewusst, dass sie zum ersten Mal seit ihrem Sprung in den See mit Cassidy ganz alleine war. Selbst in der Klinik war Dr. Leigh nie besonders weit weg gewesen. Das sorgte für eine merkwürdige Stimmung, die ihr vorher nie aufgefallen war und die sie so schnell wie möglich wieder aus der Welt schaffen wollte. Nervös knibbelte sie mit der linken Hand an ihrer Unterlippe. „Meinst du, wir können an einen Ort gehen, wo wir ungestört sind?“ Nur wo? Allzu weit kamen sie ja beide nicht, da sie nicht gut zu Fuß waren.
Cassidy und Sophie hinter der Theke. Sophie schickt mal alle Gäste Richtung Speisesaal
OOC: Bin schon weg und sorry für den kurzen Post
''Vielen Dank, Miss.'' Nachdem die rothaarige junge Dame Martin sagte das der Speiseraum hinter der Tür war, begab sich Martin dorthin. Er hing dann seinen Mantel einfach zu den anderen von der Garderobe auf und ging dann Richtung Speiseraum.
Cassidy und Sophie hinter der Theke. Sophie schickt mal alle Gäste Richtung Speisesaal
Gelangweilt auf ihre Krücken gestützt sah Cassidy Sophie weiter bei der Arbeit zu und sehnte sich die versprochene Pause herbei. Denn umso mehr Zeit sie selbst erhielt, um über das Gespräch mit Sophie nachzudenken, umso unsicherer wurde sie. Eine seltene Begebenheit, aber doch nicht ungewöhnlich. Cassidy wusste, dass sie, erst einmal damit begonnen, rasch zu dem Entschluss kommen könnte, doch lieber eine unbeschwerte Pause mit Sophie verbringen zu wollen, als diese mit Vorwürfen, Selbstkritik, Kritik an der anderen Person und dem Problemewälzen zu ruinieren. So zollte Cassidy kein weiteres Interesse an den Gästen des Empfangs, die kamen und bereits schon wieder gingen, wie Miss Thompsons Bruder, den sie schon lange nicht mehr in der Stadt gesehen hatte. Eigentlich seit dem Begräbnis ihrer alten Lehrerin nicht mehr wieder. Auch der etwas schwerfällige Riese mit dieser kleinen, zierlichen Frau an seiner Seite, interessierte sie nicht weiter. Sophie löste ihre Aufgaben jedes Mal routiniert und nur bei genauerem Hinsehen wollte Cassidy erste Anzeichen von Nervosität feststellen. Vielleicht täuschte sie sich aber auch, und Sophie war nur müde und die Arbeit leid. Man durfte schlicht nicht vergessen, was die Freundin durchgemacht hatte. Der junge Mann, der eben erst eingetreten war, bekam seine Auskunft und die andere Hälfte der McKays, die nur kurz nach dem Reverend und Mr. McKay ins Gästehaus kamen, bedachte Cassidy mit wenig Beachtung, nickte aber höflich Mrs. McKay zu, alleine schon aus der Sorge heraus in ihrem nächsten Nähkreis, dem sie so fern blieb wie dem Teufel persönlich, Gesprächsthema zu sein. Recht überraschend schnell hatte sich die Rezeption geleert und all die kleinen Grüppchen, die dort noch zusammen gestanden hatten, waren beim Auftauchen des Reverends in den Speisesaal aufgebrochen. Sie waren endlich mehr oder weniger unter sich und Cassidy konnte befreit über Sophies lautes Seufzen grinsen. "Das hatte ich auch schon befürchtet," stimmte sie ihrer Freundin zu und verlagerte ihr Gewicht auf die andere Seite. Vor Erleichterung hätte sie sich am liebsten zu Sophie hinabgebeugt, um der Freundin den ihnen gegenüber als Freundschaftskuss gerechtfertigten Kuss aufzudrücken. Aber so ungestört waren sie eben hier an der Theke nicht. Sie war froh, dass Sophie das kurze Schweigen zwischen ihnen mit der Erwähnung der Pause unterbrach und Cassidy nickte nur zu gerne. "Also wenn man dich hier nicht für den Rest des Tages sitzend erwartet, dann bin ich für die Pause," sie sah kurz Richtung Flügeltür und verspürte ihren eigenen Hunger, aber die Aussicht darauf ihrem Vater in die Finger zu geraten war alles andere als verlockend. Damit beschäftigt sah sie Sophie etwas abwesend dabei zu, wie diese die letzten Schluck Tee nahm und grinste dann breit und frech, als Sophie nach einem ungestörten Ort fragte. "Führ mich nicht in Versuchung," flüsterte sie vielsagend und mit schwerer Stimme, während sie noch breiter grinste. Es war so lange her, dass Sophie und sie unbeschwert miteinander Zeit hatten verbringen können und wenn es ihnen doch einmal vergönnt gewesen war, hatte sich Sophie auf eigenartige Weise geziert, die Cassidy nur zu deutlich gezeigt hatte, wie sehr Sophies Schändung durch Thunder das zärtliche Beisammensein nachhaltig zerstört hatte. Jeder Kuss, jedes Streicheln war Cassidy in den letzten Wochen als etwas erschienen, das schmutzig und sündhaft war. Das war es ohne Frage sowieso zwischen ihnen, aber das Gefühl hatte sich verstärkt gehabt. Sophie endlich wieder einmal für sich zu haben, ganz für sich, war in zwischen zu einem fast nicht erfüllbaren Traum für Cassidy gworden. Sie hoffte inständig, dass ein Gespräch mit der Freundin und die Ringe in ihrer Jackentasche das zurückbringen könnte, was sie einmal gehabt hatten. Und vielleicht sogar noch mehr.
Etwas ernster fügte Cassidy ihrem kleinen anrüchigen Scherz hinzu: "Sag mir wo und ich folge dir. Ich glaube hier im Gästehaus wird es nur unschwer einen ruhigen Platz geben und weit laufen können wir beide nicht," sie seufzte leise und humpelte auf den Krücken um die Theke herum um Sophie Platz beim Aufstehen zu machen. "Ist das Badehaus hier nicht die meiste Zeit über verschlossen? Oder meinst du Miss Farley könnte sauer werden, wenn wir uns dorthin kurz verabschieden?"
„Ms. Farley hat gesagt, ich soll mich nur ausruhen, wenn ich denke, es würde mir nicht gut gehen.“ meinte Sophie mit einem verlegenen Lächeln. Sie war hin und hergerissen, denn die Worte von Ms. Farley gaben ihr die optimale Entschuldigung, das Angebot bis zur Neige aus zu nutzen und die Aussicht den Tag mit Cassidy zu genießen, so wie früher, war viel reizvoller, als hier Stunde um Stunde zu sitzen. Doch es war wie Ruth gesagt hatte. Sie brauchte Bewegung, brauchte Arbeit, um sich von den düsteren Gedanken abzu lenken und wieder ein Stückchen ins Leben zurück zu finden. Ein Ratschlag, den sie beherzigen wollte. „Also ist es wohl nicht so schlimm, wenn ich mir eine kleine Mittagspause nehme.“ Grübelnd, ob das nun genug Rechtfertigung war, verpasste sie im ersten Moment, wie sich der Ausdruck in Cassidys Augen wandelte und ein begehrliches Funkeln darin trat, welches sie immer mit der angenehmen Wärme in der eigenen Magengegend in Verbindung brachte. „Wieso? Hast du Angst, mir nicht widerstehen zu können?“ fragte sie keck und warf den Kopf in den Nacken, als wäre sie eine feine Lady, die gerade von einem jungen Burschen umworben wurde. Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und man sah ihr deutlich die Überraschung über die eigenen Worte an, so als könnte sie selbst kaum glauben, dass sie das gerade gesagt hatte. Seit Thunder hatte sie Cassidy nicht mehr so gelockt, war nicht mehr auf die verspielten Andeutungen eingegangen, hatte sie nie mehr mit Blicken und flüchtigen Berührungen herausgefordert, ihr nahe zu sein. Im Sommer, da hatte sie es immer sehr genossen, ein bisschen mit Cassidy zu spielen, ihr kleine Hinweise zu geben, dass sie jetzt gerne einen Kuss hätte und sie liebte die Art, wie die Freundin sie ansah, als wäre sie der begehrenswerteste Mensch auf der Welt.
Jetzt fühlte sie sich auf einmal verlegen, weil es nicht so einfach war, diese glücklichen Tage wieder aufleben zu lassen, selbst wenn sie einen Augenblick in das vertraute Verhalten zurück gefallen war. Also strich sie sich umständlich die Locken wieder nach vorne, die nach hinten gerutscht und den hässlichen Stumpf entblößt hatten und warf Cassidy ein fast entschuldigendes Lächeln zu, als wäre ihre Bemerkung etwas furchtbar unpassendes gewesen. Rasch nickte sie, denn das Badehaus schien ihr eine gute Idee. „Dort ist es auch warm. Heute morgen haben ein paar Gäste gebadet.“ Ms. Farley hätte sicher nichts dagegen, wenn sie ein paar Holzscheite in die Glut legten. Umständlich kämpfte sie sich auf die Füße, um mit Cassidy an ihrer Seite zur Tür zu humpeln. „Geh vor. Ich folge dir.“ sagte sie dann leise und schenkte Cassidy ein Lächeln, das der Freundin vermitteln sollte, dass sie nicht nur das Badehaus meinte. Gemeinsam humpelte sie um das Gästehaus herum und in Richtung des Badehauses, wo Sophie sich umständlich daran machte, die Tür zu öffnen, und sie konnten beide ins Warme schlüpfen. Vorsichtig ließ sich Sophie am Rand der Wanne nieder und lehnte ihre Krücken gegen die Wand, bevor sie zu Cassidy aufsah. „An das letzte Mal, wo wir in einem Badehaus waren, kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Weißt du noch?“ fragte sie. Cassidy hatte ihr die Geschichte aus dem Badehaus am Tag der Unabhängigkeitsfeier erzählt. Bis heute hatte sie keine Erinnerung daran, doch sie liebte die Geschichte trotzdem und ließ sie sich von Cassidy immer wieder erzählen.
"Dir geht es im Moment... aber gut," fragte Cassidy vorsichtig nach, weil sie sich nicht wirklich sicher war, ob Sophie Ms. Farleys Anweisung nur vorgetragen hatte, um für sich die Pause zu rechtfertigen. Vielleicht auch deren Dauer, oder ob sie nur auf ihre versteckte Art Cassidy zu verstehen geben wollte, dass sie nicht wirklich zu großen Sprüngen heute aufgelegt war. Aber damit wäre sie dann auf keinen Fall alleine gewesen. Inzwischen fand Cassidy nämlich jeden Schritt zu viel und sie sehnte sich nach einen ruhigen Ort, wo sie ohne fremde und neugierige Blicke ausspannen konnte, so ganz ohne noch eine SPur Haltung wahren zu müssen. Sophie gab jedoch Entwarnung und ließ Cassidy wissen, dass sie tatsächlich nur nach einer Rechtfertigung gesucht hatte. Das entlockte ihr ein kleines Grinsen, wozu sie nickte: "Ganz bestimmt ist das nicht schlimm, wenn Ms. Farley das gesagt hat." Und es war sehr ihren eigenen Plänen zuträglich. Ein bisschen ärgerte es sie noch immer, dass sie nun improvisieren musste und das einst in der Scheune am See geplante Picknick nie eine Umsetzung gefunden hatte, weil Sophie sich im See zu ertränken versucht hatte. Sie hätte alles was sie sich heute vorgenommen hatte, in einem schöneren Umfeld tun wollen, um Sophies Neigung nach Romantik nachzukommen. Aber sicherlich würde ihre Überraschung auch eine solche bleiben, ganz gleich wo sie stattfinden würde. Doch zunächst war es Sophie, die für eine Überraschung sorgte, als sie völlig unerwartet auf Cassidys Flirterei einging. Sie hatte nicht gänzlich mit einer kalten Schulter gerechnet, aber doch zumindest nur mit einem verlegenen Lächeln oder roten Wangen, einem schüchternen Ausweichen ihres Blickes. Dinge eben, die Cassidy seit dem Herbst von Sophie gewohnt war und zu erdulden gelernt hatte. Denn noch versuchte sie sich in Geduld zu üben und nach der alten Weisheit zu leben, dass die Zeit alle Wunden heilte. Auch wenn dies bei Sophie eine unabsehbare Zeit zu werden schien, mit überraschenden Wendungen. So völlig kalt erwischt, konnte Cassidy im ersten Moment nicht sofort wie gewöhnlich kontern, sondern starrte die Freundin verwundert an. Sie blinzelte rasch hinter einander und verzog dann ihre Lippen zu einem genießerischen Schmunzeln, während ihr Blick auf den wunderschönen, roten Locken lag, die sich bei Sophies verführerischen Bewegung lösten und dann hinab auf den zarten, hellhäutigen Hals wanderten, den Sophie schutzlos präsentierte. Wie gerne hätte sie dem inneren Drang nachgegeben, Sophie gleich hier und jetzt einen kleinen Vorgeschmack davon zu geben, wie wenig sie Angst hatte. So umfasste sie nur fester die Krücken und lachte leise, fast schon aus ungewohnter Verlegenheit heraus. "Ich und Angst... also wirklich...," protestierte Cassidy und dabei war es etwas völlig anderes, das sie eigentlich hatte sagen wollen. Doch als Cassidy den überraschten Ausdruck auf Sophies Gesicht sah und sich ganz gut auszumalen wusste, wie irritierend auch für Sophie die eben zu Tage gekommene Reaktion sein mochte, verdrängte sie jeden weiteren Flirtversuch. Sie wollte Sophie ja nicht gleich überfordern. Aber die Freude über diese unerwartete Wende war Cassidy deutlich anzusehen. Noch immer lächelnd humpelte sie wie gewiesen voran. Die Aussicht darauf, dass es im Badehaus noch warm sein könnte, war sehr verlockend. Ihr hätte es natürlich auch gereicht nur Schutz vor Schnee und Wind dort zu finden, aber sich aufwärmen zu können, war sicherlich ein kleiner Pluspunkt. "Fein, dann müssen wir kaum frieren," stellte Cassidy fest, froh, dass sich Sophie nicht erschrocken über sich selbst sofort wieder in ihr Schneckenhaus verkroch. Der kürzere Weg wäre sicher über die Küche gewesen, wo es eine HIntertür in den Garten gab, doch dort vermutete Cassidy Ruth und der wollte sie sicher nicht begegnen. Die hätte sie mit Tee und einer Mahlzeit ans Haus gefesselt und dabei Cassidy auch noch einen Vortrag über ihre Gedankenlosigkeit gehalten, denn das Sophie ins Bett oder auf einen Stuhl gehörte und nicht nach draußen, konnte bestimmt jeder der klar denken konnte, sehen. In Gedanken an die bevorstehende Schimpftriade ließ Cassidy die Haupttür nehmen, auch wenn Sophie und sie umständlich die Treppen herunterhumpeln mussten, um dann am Zaun entlang über das Gartentor in den Garten zu gelangen. Ohne Elisas Hilfe war das tatsächlich Schwerstarbeit und Cassidy kam gehörig ins Schwitzen. Im Garten kamen sie an Benjamin McKay vorbei, der sich gerade von Jeremiah Stevenson ein paar harte Worte anhören musste. Um was es ganu ging, wusste Cassidy natürlich nicht zu sagen, aber dem kleinen Pfarrsohn war deutlich anzusehen, dass er etwas in Rage war. Der würde hoffentlich doch jetzt nicht hier eine handfeste Auseinandersetzung anfangen wollen? Es wurde auffällig still, als Cassidy mit Sophie an ihnen vorbei und dann umständlich um das Gästehaus herum zum Badehaus humpelten. Was auch immer die zwei auszutragen hatten, Cassidy und Sophie würden es eh nicht verhintern können. Am Badehaus angekommen wartete Cassidy geduldig bis Sophie die Tür geöffnet hatte und folgte ihr ins Innere. Der Raum war klein, aber bot genug Platz für zwei Badegäste und entsprechend hielt sich die Wärme wohl länger im Raum. Zwar war es schon merklich abgekühlt, aber doch noch warm genug, um die Kälte von draußen wieder rasch zu vergessen. Sie schloss die Tür und legte den Riegel davor. Besser war es wohl vorzusorgen, denn Cassidy wusste kaum zu sagen, was passieren würde, wenn sie SOphie die Ringe zeigte. Diese hatte sich bereits auf dem Rand einer der Wannen niedergelassen und sich ihrer Krücken entledigt. Cassidy tat dasselbe, nahm aber auf der Wanne Sophie gegenüber Platz. Früher hätte sie nicht einmal darüber nachgedacht und wäre sofort neben die Freundin gerückt. Umso näher umso besser. Aber da sie gelernt hatte, dass Sophie dies alles nicht mehr so selbstverständlich hinnahm und oft genug auf ihre Nähe befremdend reagiert hatte, blieb sie vorsichtig.
Sophies Worte, oder besser gesagt nicht vorhandene Erinnerung an ihren ersten gemeinsamen Badehausausflug, entlockte Cassidy ein breites, sehr breites Grinsen. Dass sich Sophie angebelich nicht mehr an diese Nacht vom 4. Juli erinnerte war ihr nicht neu. Sie unterstellte ihr zweitweilig sogar Absicht, weil sie nun einmal in dieser Nacht nicht wirklich Dinge getan hatten, die eine anständige und vor allem nüchterne Sophie tun würde. Aber Cassidy erinnerte sich dafür noch sehr gut daran. Sie hatten eine Scheuen abgebrannt, waren vom Fest geflüchtet und in das Badehaus eingebrochen. Sie hatten sich im kühlen Wasser den Ruß abgewaschen und zum ersten Mal entdeckt, dass sie mehr füreinander empfanden. Nein das stimmte nicht ganz, eigentlich hatte Cassidy schon bei der Führung, die sie Sophie in der Sheriff Station gegeben hatte, bemerkt, dass etwas völlig anderes zwischen Sophie und ihr erwachte. Etwas besonderes, und sehr schönes. Aber im Badehaus, so gelöst und betrunken wie sie gewesen waren, hätte bei weitem mehr passieren können und Cassidy hätte es genossen. Sie erinnerte sich nicht mehr daran, was genau sie daran gestört und gehindert hatte, mehr von ihren Körpern zu erforschen. Es war einfach nicht dazu gekommen und sie hatten aus dem Badehaus fliehen müssen.... Und dann waren sie John in die Hände geraten... nein daran wollte Cassidy jetzt weniger denken. Denn ab hier hätte sie gerne die Erinnerungen an die Nacht verloren.
"Oh ja, ich weiß noch," sagte sie schließlich noch immer breit grinsend und ehe sie unbedacht etwas hätte sagen können, kam ihr in den Sinn, dass sie Sophie gegenüber nicht alles so wahrheitsgetreu wiedergegeben hatte, um Sophie nicht zu sehr zu erschrecken. Nicht einmal Andeutungen hatten Sophie geholfen sich an jene Nacht wieder zu erinnern. Zeitweise fand Cassidy dass sehr schade, denn es war immerhin ein sehr wichtiger Moment in ihrer Beziehung gewesen, doch damals war es einfach besser gewesen mit Sophies Erinnerungen vorsichtig umzugehen. "Das war ein sehr schöner Abschluss eines sehr aufregenden Tages gewesen. Weißt du, dass John noch immer denkt, ich hätte tatsächlich die Scheune abgebrannt? Ihm ist bis heute nicht der leiseste Zweifel daran aufgekommen," einerseits war das ja genau der Plan gewesen, um zu verhindern, dass ihr Vater Sophie wegen mutwilliger Zerstörung verhaftete oder aus der Stadt jagte. Aber andererseits schmerzte es schon zu wissen, dass der eigene Vater einen für so verdorben hielt um das falsche Geständnis für bare Münze zunehmen.
Cassiel hatte sich vorsichtig, aber zielstrebig seinen Weg durch die Menschen zum Eingangsbereich des Gästehauses gebanht. und tatsächlich war hier gerade NIemand. Cassiel steuerte eine kleine Ecke zu, in der einige Stühle standen. "Bitte, setzen wir uns doch." bot er den Männern an und nahm selbst Platz.
"Major, ist es wahr?" begann er zügig, ohne lang drum herum zu reden. "Haben Sanuye und Anovaoo'o wirklich Weiße abgeschlachtet? Tadewi war außer sich und ich kann e smir beim besten Willen auch nur schwer vorstellen. ich meine, klar, es sind Eingeborene, die ticken eh anders. Aber die kleine Sanuye? Bei Anovaoo'o vielleihct noch, wenn sie einen Anlass hat." Er schwieg kurz und sah Sam direkt in die Augen.
"Tadewi bat mich ihm zu helfen, seinen Frauen zu helfen. Und das werde ich auch tun. Aber dafür brauche ich viel mehr Informationen. Von Ihnen und ich muss unbedingt mit den Mädels und den Kriegern sprechen. Und wenn es geht auch mit den Überlebenden."
Er holte tief Luft und unterbrach sich selbst. Er überfiel den Major ein wenig und bremste sich selbst aus. Jetzt sah er den Mann erwartungsvoll an.
Komm schon, mir rennt die Zeit davon. Ich brauche jede Einzelheit!
Sarah und Eric treffen kurz auf Cassiel, den Major und Martin
An der Rezeption war niemand und Eric bekam fast ein wenig ein schlechtes Gewissen, dass sie so spät waren. Er nahm dann Sarahs Mantel, Schal und Haube sowie seinen Mantel und Schal und legte es an einen freien Platz, bevor er dann mit Sarah den wohl gut gefüllten Speiseraum betreten wollte. Aber vorher kamen ihm da noch einige Menschen entgegen, wovon der eine wie ein Soldat aussah und einen höheren Rang inne hatte. Eric hatte selbst in der Armee gedient. Und so kam es, wie es kommen musste. Er stiess ausgerechnet mit diesem Mann aus Versehen zusammen. Sofort bemerkte er dessen Rang, dennoch war ein Zusammenstoss, wenn auch ungewollt, nicht zu vermeiden.
Niemand kam zu Schaden und doch war es etwas unangenehm. »Verzeihen Sie, Major!« sprach Eric dann und trat einen Schritt zurück. Wie gut, dass er diesmal Sarah nicht gelassen hatte, sonst wäre sie mit dem Mann zusammengeprallt. Nun aber war er es, dem das kleine Missgeschick unterlaufen war.
Martin, Samuel und Cassiel, kutz Eric Malone mit Tochter
Samuel folgte dem Anwalt in Richtung Ausgang, also wieder zur Rezeption. Was musste der Reverend wohl denken. Egal, es gab wichtigeres im Moment. So wie Cassiel sich aufführte war die Situation ernst und Samuel sah sich schon jetzt in seinem Verdacht bestätigt. Während Mr Tanner und Cassiel noch durch die Tür kamen, prallte Sam mit einem Mann zusammen, der gerade ins Innere wollte. Dieser entschuldigte sich direkt und Sam erkannte den Zeitungsherausgeber. "Keine Ursache Mr Malone." Sam gab zwar nach wie vor wenig auf Formalitäten ausserhalb der millitärischen Struktur, aber er kannte zumindest Namen und Gesichter der wichtigsten Bewohner des Ortes. Von Mr Malone hatte er gehört nach dem Mord im Wald, denn der Schreiberling hatte die Druckfähige Variante bekommen und da Sam ebenfalls 'Zeuge' gewesen war man sich zumindest einmal kurz begegnet. "Einen schönen Aufenthalt und geniessen sie das Essen. Es sieht hervorragend aus." Gab Samuel dem Verleger noch mit auf den Weg. Zu mehr hatte er im Moment wirklich nicht den Sinn und auch nicht die Zeit.
Was Mr Tanner bei der Unterhaltung sollte, war Samuel nicht ganz klar, aber da Cassiel diesen mit dazugeholt hatte, sollte es ihm Recht sein. Als Malone im Inneren verschwunden war, began Cassiel auch ganz aufgeregt zu sprechen und Samuel lauschte in Ruhe. Als dieser mit seinem Fragenschwall geendet hatte, zog Sam den Hut und legte diesen auf den Rezeptionstresen. "Nun, das gilt es herauszufinden Mr Brown. Ein Teil ihrer Aufgabe wenn mich nicht alles täuscht." Began Samuel seinen Teil dieses Gesprächs. "Fakt ist, das eine Gruppe Weisser mir heute morgen drei Tote gebracht haben und als Täter Anovaoo'o und Sanuye, sowie zwei weitere Injuns identifiziert haben. Soweit ja. Das dies aus Agression der Injuns heraus passiert ist, unwahrscheinlich. Aber das gilt es zu beweisen. Die Sache ist aber noch viel schwieriger Mr Brown. Dieser Fall ist politisch. Es ist der erste Fall dieser Art seid dem Abkommen mit Chief Santanta und er muss SAUBER ablaufen. Absolut Sauber, Äthanolsauber. Wir verstehen uns? Ich stecke in Friednesverhandlungen und die beiden anderen Cheyenne sind Würdenträger des Stammes. Sie werden nicht gut darauf reagieren wenn wir diese einfach über die Klinge springen lassen. Das das Fort nicht ausgerüstet ist um es mit 3 - 4 hundert wütenden Cheyennen aufzunehmen muss ich nicht erwähnen. " Samuel knautschte leicht den Hut. "Genaue Informationen hab ich selber noch keine. Die vier werden nach Camden Village verlegt und in die Obhut des Gefängnisses gegeben werden. Da können sie jede Form von Verhör durchführen, solange sie wollen. Ich habe keinen Stress mit einer Verhandlung. Fakt ist, je länger wir das ziehen können umso besser. Nur sein bereit die Pferde anzutreiben wenn es sein muss, also nicht verzetteln. Eine schwierige Aufgabe, immerhin gilt es hier einem gemeinsamen Freund zu Gerechtigkeit zu verhelfen. Egal wie diese aussieht. Der Vertrag mit Satanta sieht übrigens vor das Verbrechen gegen die Cheyennen und das Reservat vor einem Cheyennen Gericht abgehandelt werden. Sollte sich also herausstellen das die vier nicht die Agressoren waren, möchte ich sie als Schwert Gottes unter die waren Täter hinabfahren sehen. Wie gesagt, ein politischer Fall und wenn dieser sauber abläuft, wird es Vertrauen schaffen. Satanta und vor allem die neuen Cheyennen werden in erster Reihe dabei sein, wenn wir beweisen das man unserem Wort vertrauen kann. Oder besser meinem. Kurzum, tun Sie was immer notwendig ist um die vier da rauszuhauen. " Samuel sah sich kurz um und schaute dann zu Cassiel. "Ich hoffe das war deutlich, "schmunzelte er kurz. "Das verlässt nicht diesen Raum und bleibt unter uns dreien. Die Weissen habe ich zum Aufenthalt in Camden verdonnert, als Zeugen. Bis zum Abschluss der Verhandlung sind die vier Gäste der Army. " Sam richtete sich wieder zu der geraden Haltung auf, die einem Major anstand und schaute zu dem Anwalt. "Fragen?"
Als die drei Männer dann durch die Tür kamen, prallte ein Mann gegen dem Major. Dieser war in Begleitung eines kleinen Mädchen, vermutlich dessen Tochter. Der Mann, war von Alter her auch über die dreißig, entschuldigte sich beim Major. Martin dachte beinahe, der Major würde sauer reagieren, aber doch anscheinend kannten sich die beiden Männer und wünschte Mister Marlone einen schönen Aufenthalt beim Empfang. Martin beachtete diesen Zusammenstoß nicht weiter.
Martin nahm dann wie Mister Brown auch auf einen der freien Stühle Platz. Mister Brown kam direkt zur Sache und sprach sehr aufgeregt. Es ging um Weiße, die abgeschlachtet wurden und um zwei gewisse Indianerfrauen, Sanuye und Anovaoo'o und zwei Krieger. Diese waren wohl die Schuldigen. Dieser Tadewi bat Mister Brown ihm und seine Frauen zu helfen. Das Indianer andere Sitten hatten war Martin bewusst, aber mit zwei Frauen zusammen zu leben war schon seltsam. Mister Brown wollte zudem mit den Überlebenden und Indianer sprechen. Er brauchte auch Informationen von dem Major. Martin hörte aufmerksam zu. Er war sehr interessiert. Der Major indes zog seinen Hut aus und legte diesen auf dem Rezeptionstresen. Dann erklärte der Major seine Geschichte. Es ging darum, das bei ihm heute morgen eine Gruppe Weißer drei Tote brachten und als die Täter die zwei Indianerfrauen und die anderen zwei Indianer identifizierten. Die Sache war aber schlimmer, es war sogar politisch veranlagt. Es war der erste Fall seit einem Abkommen mit einem gewissen Chief Santanta und es musste sauber ablaufen. Der Major war zudem in einer Friedensverhandlung, es waren zwei Cheyennes Würdenträger. Diese würden wohl nicht gut heißen, wenn man sie über eine Klinge springen ließ. Das Fort war zudem nicht gut gerüstet gegen drei bis vierhundert wütende Cheyennes. Martin wusste es selber auch, meistens waren die Forts wirklich nicht gut gerüstet gegen eine große Übermacht. Der Major war wohl auch sehr betroffen, er knautschte seinen Hut.
Dann erklärte der Major, das er selbst keine Informationen hatte, die vier Indianer wurden nach Camden Village verlegt und in die Obhut des Gefängnisses übergeben. Es war Fakt, das man diese Sache länger ziehen sollte und es besser wäre und es auch eine schwierige Aufgabe war, denn es galt einen Freund zu helfen. Martin hatte wieder hellhörige Ohren. Martin sieht die Indianer als Menschen an und nicht als Wilde und das wohl der Major und Anwalt deshalb also sehr betroffen waren, weil sie Freunde der Indianer waren. Der Vertrag musste auch abgehandelt werden. Wenn sich herausstellte das die vier Indianer unschuldig waren, wollte der Major sie den wahren Tätern als Schwert herabfahren sehen. Der Fall war wirklich sehr politisch und Martin war nun auch in Hilfsbereitschaft, auch wenn er Politik nicht mochte. Martin bekam die letzten Worte nur am Rande mit. Der Major erwähnte zudem, das die vier Weißen hier in Camden Village zum Aufenthalt von ihn verdonnert wurden als Zeugen und bis zur Verhandlung Gäste der Army sind. Dann richtete sich der Major zur einer geraden Haltung auf, die sich für einen Offizier gehörte und fragte den Anwalt nach ob dieser Fragen hätte. Martin war nun klar um was es hier ging und stand nun auch auf und sah zu Mister Brown. ''Mister Brown, ich weiß nun um was es hier geht und wovon es abhängt. Ich werde helfen. Ich kann nicht zusehen, wie eine andere Menschen sterben müssen nur wegen eines Friedensabkommens. Ich habe damals zuviel erlebt. Major...'' Martin wandte sich dem Major zu und salutierte erneut. ''...ich bin First Lieutenant außer Dienst, ich diente von 63 bis 71 drüben in Texas. Ich stehe ihnen zur Verfügung, Sir.'' Diese Worte waren sehr ernst und nun wusste der Major wem er auch neben sich stehen hatte.
Martin, Samuel, Cassiel Eric Malone und Sarah abseits
Cassiel hatte den Zusammenstoß nur am Rande mitbekommen und grüßte kurz, aber freundlich. Dann lauschte er den Worten von Sam. Das waren eine Menge Informationen, die Cassiel blitzschnell zusammenfasste und abspeicherte. Dass zu dem doch recht bunten Haufen im Reservat nun eine nicht ganz unerhebliche Anzahl von Cheyenne dazugekommen waren, war eine neue Information für ihn. Und er wusste noch nicht genau, ob das gut oder schlecht war. Jedenfalls stimmte er Sam nickend zu, das war ein verdammt politischer Fall. Und ein höchst brisanter dazu. Denn wenn er das richtig in Erinnerung hatte, war Tadewi ja ein ziemlich gesuchter Bursche und Sam hatte alles daran gesetzt und damit viel riskiert dafür zu sorgen, dass Tadewi hier im Reservat endlich seine Ruhe finden konnte und nicht mehr flüchten musste. Was natürlich nicht hieß, dass nicht doch irgendwann irgendein verdammter Kopfgeldjäger die Witterung aufnahm und den Indianer ausfindig machte. Aber darüber musste er sich gerade nicht wirklich den Kopf zerbrechen.
Dann erhob Mister Tanner das Wort und Cassiel sah den Mann erstaunt an. Ein Soldat a.d.? Und dazu noch mit nicht allzu niedrigem Rang. Da gab es den Bürgerkrieg 61 bis 65. Und danach galt es die Unabhängigkeit des Landes zu stabilisieren. Der Mann hatte also einiges an Erfahrung; auch mit Indianern. Das war also schon mal nicht ganz uninteressant. Allerdings würde Mister Tanner nicht zu seinen Hauptzeugen werden. Dafür war er hier vom Geschehen zu weit weg und zu kurz in der Stadt. Dennoch. "Danke Mister Tanner. Ich werde gerne auf Ihr Angebot zurückkommen. Sie verstehen es hoffentlich indes nicht als Beleidigung, dass ich mich nicht auf Sie als mein Hauptzeuge stützen werde." lächelte er freundlich.
Dann wandte er sich an Sam und wurde ernst. "Sie können versichert sein, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde, damit hier kein roter Hals an irgendwelchen Bäumen baumelt oder sonstwie ein rotes Herz aufhört zu schlagen. Zumindest nicht durch einen Schuldspruch durch die Weißen. Was die Injus unter sich machen ist deren Sache." bestätigte er. "Ich weiß, wie weit Sie sich für die Indsmen aus dem Fort lehnen. Und die hier im Reservat haben es auch verdient. Ich werde jeden Kiesel umdrehen und jeden Grashalm einzeln ausrupfen, wenn es sein muss, damit ich die Vier entlasten kann, darauf haben Sie mein Wort. Und das wird verdammt noch mal nicht einfach. Hier in der Stadt werde ich nicht Viele haben, die sich auf die Seite der Injus stellen werden."
In Cassiels Gehirn arbeitete es hörbar. Ihm schossen bereits tausend Dinge durch den Kopf und er versuchte alles in eine vernünftige Reihenfolge zu bringen. "Sobald die Beteiligten hier sind, werde ich sie mir sofort vorknöpfen. Und da ich persönlich ja für die Indsmen bin, werde ich mir zuerst die Weißen vorknöpfen, bevor die hier anfangen können schlechte Stimmung zu verbreiten." Er rieb sich das Kinn. "Schade nur, dass man die nicht auch wegsperren kann. Na, egal. Ehm ... eine Frage habe ich tatsächlich noch. Werden die Leichen auch hergebracht? Ich würde die mir gerne ansehen und von dem hiesigen Arzt untersuchen lassen. Ich benötige ein sachliches Urteil über die Todesursache. Auch wenn ich nicht weiß, ob der neue Doc für oder gegen die Rothäute ist. Aber man muss ihm ja nicht sagen, worum es geht. Der soll nur sein Gutachten abgeben."
Cassiel sah Sam an. "Also für jetzt wären das alle Fragen. Es werden bestimmt noch tausend Neue auftauchen, aber das muss nicht jetzt sein. Für den moment habe ich Alles, was ich brauche."
Cassiel war gespannt, was der Major so wichtiges anzukündigen hatte, dass er den Empfang einfach störte. Doch er hatte schon eine Vermutung. Lag ja schließlich nahe.
ooc : Ausser uns dreien ist keiner da. Sam wird diese Unterhaltung nicht führen mit anderen Zeugen dabei
Welche Hilfe dieser Mr Tanner geben mochte oder konnte stand noch in den Sternen, aber aus irgendeinem Grunde hatte Cassiel ihn dazu geholt. Samuel würde sich überraschen lassen. Der Kerl mit den buschigen Brauen entpuppte sich dann als ehemaliger Soldat, sogar ein 1st Lieutenant. Gedient von 63 bis 71 in Texas, das klang nach Graumantel, was Samuel nicht gerade mit Freudenwellen erfüllte aber man nahm ja was man bekommen konnte.
"Zur Kenntnis genommen Mr Tanner." Merkte Samuel nur kurz an und schaute zu dem, wie er nun annahm, Texaner und nickte diesem zu, bevor er sich wieder an den Anwalt wandte. Der versprach auf jeden Fall die aktivere Hilfe zu werden. Bei Cassiels Worten wurde zumindest deutlich das er ähnlich ambitioniert war Tadewi nicht die Familie zu nehmen, schon wieder, was ein angenehmeres Licht auf die ganze Angelegenheit warf. "Im Falle eines Schuldspruchs für die Cheyenne wird ohnehin Rücksprache mit Chief Satanta gehalten und in Erfahrung gebracht, welche Strafe die Cheyennen für das Vergehen haben. Dann wird ein Mittelweg gefunden. Sollte es, was wir mal nnicht hoffen wollen, zu einer Hinrichtung kommen, dann wird diese wohl in der Art der Injuns erfolgen. Sofern die sowas haben. " merkte Sam an und gab Cassiel noch ein paar Brocken des Abkommens.
"Das Gras zupfen überlassen sie mal lieber anderen Mr Brown", fügte Samuel hinzu und gab dabei einen kleinen Seitenblick auf Mr Tanner. "Ich brauche sie da wo sie gut sind, in den Gesetzen, im Gerichtssaal. Wir brauchen soviele Geschworene wie möglich, die positive Erfahrungen mit den Cheyennen haben. Anderfalls wird die Verhandlung eine Farse und ein diplomatisches und rechtliches Schlachtfeld. Das müssen wir verhindern. Einen Anfang kann ich gleich im Speisesaal machen, denn ausnahmsweise bin ich nicht der Todesbote, der schlechte Kunde bringt." Lächelte Samuel leicht verkniffen. "Ich werde meinen Stellvertreter oder dessen Stelv in den Ort stationieren. Wenn Sie ein Gästezimmer haben, wo er verweilen kann würde das die Sache sehr erleichtern Mr Brown, dann haben sie jederzeit zugang zu allen Information, oder zumindest den meisten. Das düfte ihre Arbeit angenehmer machen denke ich mal. " schlug der Major vor . "Also entweder Lieutenant Taggert oder Master Sergant Dunn, ich tendiere aber eher zu dem Sergant."
"Die Leichen?"Samuel schaute Cassiel etwas fragend an. "Nun, die Leichen gehören, wenn ich das so ausdrücken kann, dem Arbeitgeber, Mr Fleischer. Sie müssten anständig beerdigt werden und die Familien informiert werden. Die Männer sind kein schöner Anblick und die Toten erst recht nicht. Die Todesursache ist sehr einfach, akuter Mangel an Leben Mr Brown. Die Leichen sind übelst zugerichtet und tiefgefroren. Ein Gewaltsamer Tod steht ausser Frage, dazu brauchen wir keinen Arzt. Ich würde auch bevorzugen, wenn sie Untersuchungen, auch wenn ich nicht sehe was die bringen sollen, von Mediziner im Fort erledigen zu lassen und die Zivilen so weit es geht rauszuhalten."
Der Major nahm es zur Kenntnis, Marti nickte ebenfalls zurück als der Major ihm zunickte. Der Major wandte sich dann wieder dem Anwalt zu. Mr. Brown schien wohl Martin entgegen zukommen und bedankte sich, doch als Hauptzeugen würde er ihm nicht nehmen. ''Das verstehe ich, Mr. Brown.'' lächelte Martin zurück. Martin nahm nun seine Hand herunter und stand wieder normal da. Er hörte sehr gespannt die Worten von den zwei Männern an. Einmal vernahm Martin, das der Major kurz einen Blick auf ihm gab, nachdem er sagte das man das Gras rupfen anderen überlassen sollte. Dann erwähnte der Major das man Geschworene auffinden sollte, die gute Erfahrung mit dem Indianer eher gesagt Cheyennes hatten. Andernfalls würde die Verhandlung eine Farce sein und sich auch in einen diplomatisches und rechtliches Schlachtfeld verwandeln, kurz gesagt es würde Chaos geben. Der Major bewies auch schwarzen Humor, denn er war nicht der Todesbote und lächelte ein wenig verkniffen. Martin schüttelte leicht den Kopf. Der hat gut reden. Der Major wollte zudem einen seiner Soldaten im Ort stationieren. Er entschied sich für einem gewissen Sergeant Dunn. Martin ahnte, hier in der Stadt würde sicher viel rum gesprochen werden. Aber wie man schon gesagt hatte der Fall war sehr politisch, auch wenn Martin Politik nicht mochte, aber das hier würde wohl eines der politischen Fälle werden bei dem nicht nur einfach Menschen verurteilt wurden, nein, es ging um einen Abkommen und von dem vieles abhing. Martin hatte wohl heute einen sehr guten Tag erwischt.
Dann sprachen beide Männer über die Leichen, auch hier bewies der Major wieder schwarzen Humor. ''Die Todesursache ist sehr einfach, akuter Mangel an Leben.'' Martin seufzte leise und begann sich ernsthaft zu fragen, ob der Major einfach nur von Geburt an so war oder erst seitdem er die Uniform hatte. Aber er hatte recht, die Leichen mussten untersucht werden und wenn auch von einem Mediziner im Fort.