Cassidy mit Elisa ein Stück weiter den Kirchplatz hinunter
"Ja stimmt schon," sagte sie deshalb auch nachdenklich. Cassidy's Gedanken und Analyse der Rede waren tief und Elisa musste anerkennend nicken. Sicher hatte die Rede des Reverend gutes, aber irgendwie hatte Elisa arge schwierigkeiten sich vorzustellen das diese Gemeinde für eine solche Angehensweise schon bereit war. Toleranz, Akzeptanz, gleiche Rechte. Letzteres hatte sie ja schon, auf dem geduldigen Papier der Gesetzte zumindest, aber wen scherte das hier draussen, oder sonstwo. Sie hatte nicht die Möglichkeit gegen jene vorzugehen, die die Regeln nicht akzeptieren wollten. Vielleicht wenn sie einmal so alt war wie ihre Ma jetzt, wenn sie selber Kinder hatte. Die würden vielleicht in einer neuen Denkweise aufwachsen, wenn auch die letzten Hillbillies eingesehen hatten, das die akte Zeit vorüber war. Es gab Hoffnung, das sah sie ja an Jake. Mr Südstaatenvollpfosten schlechthin, aber selbst diese Schale hatte sie geknackt, weil er offen gewesen war dafür. Was er beigebracht bekommen hatte, hatte sie auf den Kopf gestellt. Ihm gezeigt das es Lügen gewesen waren aber Jakes Ansichten waren auch nur pure Vorurteile gewesen. Bei Kindern alter Plantagenbesitzer würde das ganz anders aussehen. Deren Ablehnung nahm ganz andere Züge an. Das jeder sich der Akzeptanz öffnen sollte, ja das war ein guter Gedanke des Reverend und vielleicht schaffte er sogar in diese Knochenköppe hier dieses Denken einzutrichtern. Der menschliche Verstand war schon etwas tolles und es war schade das nicht jeder einen zu haben schien.
"... Ich glaube das ist ein sehr großer und wichtiger Unterschied zwischen den beiden. Und mir gefällt das," auch dazu konnte Elisa nur nicken, denn es stimmte. Aber Cassidy war in dieser Ansicht sicherlich eine Ausnahme. Menschen töteten einander aus den dämlichsten und sinnlosesten Gründen. Richter verurteilten zum Tode, bei schweren Verbrechen, Männer erschossen sich aus Rache gegenseitig, Kriege, Räuber, Habgier. Soviele Gründe für das nehmen eines Lebens, aber Elisa verstand was Cassidy sagen wollte. "Tja, nur benuzten viele ihren Kopf nur um einen Hut drauf zu setzen, oder zu koordinieren das sie im stehen pinkeln können. " zuckte Elisa nun mit den Schultern. "Meine Ma will nicht kämpfen, sie ist zufrieden wenn sie ihre Ruhe hat und nicht mit Anfeindungen leben muss." Stellte Elisa kurz und direkt fest. "Genau da krachen wir auch regelmässig zusammen. Der Hase der unsichtbar ist, entgeht dem Fuchs. So sieht sie das." Seufzte Elisa und schaute zu Cassidy. "Klar könnt ich hingehen, kämpfen, zeigen das wir existieren, aber was bringts? Irgendeiner wird verlangen das wir, oder ich, rausgeschmissen werde, dein Vater wirds durchsetzen und allen ist das Fest versaut. Ich fall dumm auf und bestätige nur Gerüchte. " sie schüttelte den Kopf. "Wenn ich kämpfe, dann anders. Es ist schon eine kleine Genugtung zu sehen das die meisten die Kleider tragen, die meine Ma genäht hat. Die kleinen Siege..." zwinkerte Elisa.
"Aber klar bring ich dich noch zum Gästehaus, wir haben uns ja lange nicht unterhalten können." Lächelte sie breit und schritt neben Cassidy her. Sie schaute Cassidy überrascht an, als diese von Sophies Unglück berichtete. Ein Ohr, gütiger Gott. "Shit, ein Ohr? Nein, das wusste ich nicht. Wünsch ihr alles gute von mir, wenn du sie siehst. Als wir uns das letzte mal gesehen haben war sie ja eher....frostig wenn du weisst was ich meine. " schmunzelte Elisa. Frostig wie die meisten eben gegenüber einem Nigger waren, nichts ungewöhnliches für Elisa. "Bei Dir einige Zehen, hmm? Das ist hart und muss höllisch wehtun. Aber Du kannst mit Stolz durch die Strassen gehen. Du hast Sophie das Leben gerettet durch die Aktion, da kannst sicher sein. " Elisa schaute Cassidy mit sichtlichem Stolz an. Ein zusprechendes klopfen auf den Rücken verkniff sie sich in anbetracht der Krücken lieber.
ein Gottesdienst später, Graham irgendwo am Rande des Geschehens
OOC: Uff, 15 Seiten Posts zusammengefasst und ich bin so aus der Übung . Ich hoffe, es hat alles so seine Richtigkeit und da weder Nevada noch Bonnie in der Kirche gepostet haben, hab' ich mal ganz frech ein wenig gesteuert. Wer sich gestört fühlt, beschwere sich.
„Das is' nur der Neid, weil sie ein paar Minuten jünger is'.“ log Graham ohne mit der Wimper zu zucken, um Nevadas gutmütige Stichelei nicht unkommentiert zu lassen. Zwar mochte Bonnie die Ältere sein, aber ihm gefiel die Rolle als älterer Bruder und Beschützer. Erneut stellte er fest, dass die Frotzelei zwischen den Barclays und Miss Rose jeglicher Stachel fehlte und er mit einem angedeuteten Schmunzeln Worte hinnahm, für die er jemanden anders scharf angefahren hätte. Doch darüber wollte er sich nicht wundern, sondern lieber die merkwürdige Leichtigkeit genießen, die ihn befallen hatte. Immerhin stand ihm auch ab und an etwas Vergnügen zu, fand er. Malone und seine Nichte hatten sich entfernt, in der Ferne erblickte Graham flüchtig Jethro und sein Indianerweib und dann traten sie in die Kirche ein. Dort stand der neue Reverend und unterhielt sich mit den McKays. So aus der Nähe kam er Graham jünger vor und es dauerte nicht lange, bis er zu dem Schluss kam, dass der Mann vorhatte neumodische Methoden ein zu führen. Statt der vorherigen Trennung von Männern und Frauen konnte man sich neuerdings wohl setzen wo auch immer man hin wollte. Graham zögerte nicht lange, sondern pflanzte sich neben Bonnie, und warf Michael im Vorbeigehen einen bösen Blick zu. Dabei blieben sie jedoch in den hinteren Reihen, denn das letzte was Graham anstrebte, war dem Gottesmann den Eindruck zu vermitteln, er wäre an ihm oder seinem Geschwafel auch nur im Entferntesten interessiert. Deswegen setzte er auch einen demonstrativ gelangweilten Gesichtsausdruck auf. Harding sah er, wenn er sich recht erinnerte zum ersten Mal im Gotteshaus. Aber es war nicht schwer zu erraten, wo dieser Impuls herkam, hielten er und Megan sich doch die ganze Zeit dicht beieinander. Matt dagegen ertappte er flüchtig bei der Unterhaltung mit einem merkwürdig farblos wirkenden Mädchen, welches er bis dahin nicht einmal zur Kenntnis genommen hatte. Unwillkürlich warf Graham Bonnie einen neugierigen Seitenblick zu. Die hatte ihr Herz ja schon einmal an den jungen McKay verschenkt, war aber glücklicherweise zu Sinnen gekommen. Er betrachtete Matt zwar als Freund, aber diese Regeln galten eben nicht, wenn es um die eigene Schwester ging. Wie es aussah, lag ja überall Liebe in der Luft, dachte er ironisch, denn das Mädchen dem Matt treu war, gab es auf dieser Welt bestimmt gar nicht.
Dann kehrte Stille ein, doch statt den Gottesdienst zu beginnen, nutzte der neue Reverend die Zeit, um sich vor zu stellen. Graham nahm seine Rede mit geübter Skepsis auf und beschloss für sich, die Sache erst einmal neutral zu betrachten. Bisher hatte der Mann noch nichts gesagt, was gegen ihn einnahm – wenn man von dem Gesinge absah. Stur starrte Graham den Rücken seines Vordermanns an und presste die Lippen aufeinander. Bevor er freiwillig auch nur einen Ton sang, ließ er sich langsam in der Hölle saftig braten. Mit Pfefferminzsauße! Von Neuanfang sprach er, der Reverend und von Optimismus. Graham spürte wie seine Aufmerksamkeitsspanne nachließ. Er war nie sonderlich an dieser „Alles wird gut. Es gibt immer Hoffnung“ Philosophie interessiert gewesen. Am Ende brachte sie ja doch nur eine Enttäuschung und das konnte er sich gut sparen. Auch wenn es den amüsanten Beigeschmack hatte, Empörung bei der alt ehrwürdigen Bevölkerung Camdens aus zu lösen. Er grinste flüchtig, fing Bonnies Blick ein und rollte leicht mit den Augen um seine Meinung kund zu tun. Hatte er da gerade mitten im Lied die schiefe Stimme seines Chefs gehört? Sähe Clayton ähnlich. Die Predigt ging weiter, Graham sinnierte darüber was er mit dem Rest des angebrochenen Tages anstellen würde. Nevadas Einladung fiel ihm wieder ein und löste einen angenehmen Schauer aus, der ihm zwar in seinen Grundzügen nicht unvertraut war, aber dennoch andere Züge besaß, als er sie bei Megan empfunden hatte. Erst als der Mann sich an die Gesetzeshüter wandte, schreckte Graham kurz auf, aber nur lange genug, um zu erkennen, dass nicht von ihm erwartet wurde, irgendeine Stellung zu nehmen. Doch die plötzliche Unterbrechung in Form eines derben Fluches der von weiter vorn kam, ließ auch Graham flegelhaft grinsen und er kämpfte nur mühsam die Versuchung hinunter, sich nach vorne zu drängen und schaulustig dem Spektakel bei zu wohnen. Doch leider nahm der Reverend die Unterbrechung mit Gelassenheit und ungläubig lauschte Graham, wie er anfing, Metaphern zu einem Gott als Vaterfigur zu ziehen. Oh ja, Herr im Himmel, Michael würde sich als Gott sicher gut machen!
Es kam noch ein letzter Segen und dann war das Trauerspiel beendet. Vielleicht tat er dem Mann ja Unrecht, aber da er die meiste Zeit sowieso nicht oder nur schlecht zu gehört hatte, wie er es sich schon seit langem angewöhnt hatte, war der Gottesdienst eher lästige Pflicht als Erleuchtung gewesen und Graham drängte ungeduldig nach draußen. Die eisige Luft empfing ihn und erschien ihm trotz der Kälte erfrischend, brachte sie doch die Aussicht mit sich, den Rest des Tages nach Gutdünken zu verbringen. So eilig hatte er es gehabt, dass ihm nicht aufgefallen war, dass Matt noch mit dem Sheriff sprach, eine Angelegenheit die sonst sicherlich seine Neugierde geweckt hätte. So jedoch blieb er weit genug vom Rest der Gemeinde stehen, um deutlich eine symbolische Distanz auf zu bauen, bevor ein ironisches: „Is' ja 'n echter Heiliger, unser neuer Reverend.“ von sich gab, nur um fest zu stellen, dass Bonnie gar nicht mehr an seiner Seite war und Nevada schienen sie im Menschenstrom auch verloren zu haben. Mehr interessiert als ängstlich, sah er sich um, ob jemand die flegelhaften Worte mitbekommen hatte und wo seine beiden Begleiterinnen hin verschwunden waren.
"Tschuljung, Ma’am" oder „Hab’se nich gseh’n, Sir“ Abby hörte Bens Worte und nahm ein wneig gequält zur Kenntnis, wie Ben sich durch die Menge schob, ihr damit den Weg frei machte. Einerseits sehr süss wie sie fand, aber er viel auf wie ein bunter Hund und unterstrich das durch dieses Benehmen auch noch. Ein wenig war es Abby schon peinlich. Nicht weil sie sich wegen Ben schämte, das hatte sie nie getan, aber das hier war immerhin die Kirche. Nunja, sie würde das irgendwie überspielen müssen, das würde schon irgendwie hinhauen. An die galanterie eines Gentleman schien sich Ben allerdings recht schnell zu gewöhnen. Irgendwie fehlte ihm da seine typische Unsicherheit. Mit irgendwie schon gelassener Selbstverständlichkeit hielt er Abby die Tür auf, auch wenn diese von alleine offen stehen blieb, was sie kurz schmunzeln liess, achtete darauf das sie nicht stolperte und schirmte sie hervrorragend gegen die Menschen ab, die um sie herum standen und ebenfalls nach draussen wollten. An Ben, der fast die ganze Türbreite beanspruchte, kamen sie allerdings nnicht vorbei, wenn er es nicht zuliess. Auf ihren kleinen Füssen tippelte sie vorsichtig durch den Schnee, lüpfte das Kleid ein wenig an, damit es an den Füssen nicht allzu nass und dreckig werden würde und trat auf den Platz.
Mit Ben an ihrer Seite schaute sie dem blonden Mädchen mit den Krücken nach, die sich wirklich allen ernstes mit einem Nigger zu verstehen schien. Zustände waren das hier.... Eine weitere, ebenfllas blonde Frau kuschelte in aller Öffentlichkeit mit ihrem Mann, zumindest hoffte Abigail, das die beiden wenigstens den Anstand hatten verheiratet zu sein und nicht als wildes Paar hier in der Öffentlichkeit derart ungebührlich auftraten. Ben hatte wieder einen seiner Momente wo er seine Finger knetete und sie einfach nur ansah. Ein klares Zeichen für Abby, die ihn anlächelte und sich wieder einhakte. "Lass uns auch zu dem Empfang gehen, eine gute Gelegenheit zu erfahren wer hier so alles lebt und sich endlich bekannt zu machen. " sie schaute zu dem gut einen halben Meter grösseren Mann hoch, blinzelte etwas, als sie dadurch Schnee ins Gesicht bekam und neigte einladend den Kopf. "Da wo wir uns wiedergetroffen haben." Gab sie Ben die kleine Stütze, wo er hin musste. Er schien mit sowas immer leichte Schwierigkeiten zu haben, ausser es waren Ereignisse die sie beinhalteten. Für die hatte Ben ein geradezu famoses Gedächtnis wie es schien.
Das würde alles noch sehr kompliziert werden zwischen ihr und ihm und noch immer haderte sie mit sich, rangen Kopf und Herz miteinander, was sie mit Ben tun sollte.
Jesse bekam es eher unbewusst mit, er konnte ja nicht Megans Gedanken lesen. Aber er spürte, wie sehr sie für ihn da war, ihm keine Vorwürfe machte. Und es war einfach schön.Megan, so spürte er einfach, schien ihn wirklich zu lieben. Ach was, das war untertrieben. Megan liebte ihn. Aber Jesse war noch nicht so weit, das anzunehmen. Nicht, dass er Megan nicht vertraute. Es war einfach zu seltsam, dass er es nicht erklären konnte. Megans Liebe war ganz anders als die seiner verstorbenen Frau Wynona, eine Ogala-Sioux. Und Jesse wollte das nicht vergleichen. Es war einfach anders. Megan und auch Wynona waren beides starke Frauen und akzeptierten Jesse, wie er war, mit all seinen Schwächen und es gab noch sehr viel mehr Paralellen: Für beide würde er alles tun und umgekehrt. Bei beiden war die Angst da. Jesse hatte Wynona vor seiner eigenen Rasse nicht schützen können, den weissen Soldaten und nun hatte Jesse Angst, Megan nicht vor den schlechten Meinungen der Bürger hier zu beschützen, oder vor Butch. Aber ja, Megan liebte ihn, auch wenn Jesse nicht mal wusste warum. Das sie ihn wegen seiner Menschlichkeit liebte. War Jesse wirklich menschlich? Er hatte nicht nur weisse Menschen am Little Big Horn getötet, auch Raufbolde in Saloons. Aber vielleicht hatte Megan Recht: Jesse hatte etwas, was andere vielleicht nicht hatten: Er hatte sich zum Teil selber getötet, innerlich und doch versuchte er das Leben zu nehmen, wie es war. Und er zeigte Gefühle, auch wenn andere fanden, dass er ein Weichei war, oder ein ... was auch immer. Jesse war es aber nicht wichtig. Er war, wie er war. Stark und doch enorm verletzlich. Ja, zerrissen. Aber Megan erkannte dies in ihm, nur er selber war noch weit davon entfernt. Aber auch dies war eben was, was er unbewusst erkannt hatte, an seiner Megan. Sie war sehr viel stärker als er, wie er fand. Als Frau hatte man es einfach schwerer. Und doch stand er auf seine Weise seinen Mann, wenn momentan auch etwas gewöhnungsbedüftig. Aber ja, Jesse war nicht feige. Er setzte sich gerne ein. Aber eigentlich war es ihm egal, was andere dachten, er war es gewöhnt.
Nun war ihm einfach nur seine Megan wichtig, und das nicht nur, weil sie sein Kind in sich trug. Jesse würde auch ohne dieser Tatsache für seine Megan durchs Feuer gehen. Gab es da eigentlich einen Zusammenhang zur Bibel? Denn wenn Jesse ehrlich war, konnte er mit den Lehren der Bibel NIX anfangen. Alles nur Gerede. Teilweise gut gemeint, wie heute. Aber nein, Jesse merkte, er konnte nicht an diesen Gott glauben, dessen Vertreter davon sprachen: Alles wird gut, habt Hoffnung. Wo war dieser Gott damals? Welche Antworten hätte der Reverend darauf? Wahrscheinlich irgendwelche Floskeln. Dennoch war er dem Mann nicht böse. Aber auf eine Taufe konnte er gut verzichten. Nein, Jesse hatte versucht, diesen Gott zu verstehen, aber nun war er weit davon entfernt. Das war einfach nicht seine Welt.
Jesse wollte nicht weiter darüber nachdenken. Er wollte für Megan da sein. Nur noch für sie. Kurz liess er seinen Blick über all die Menschen schweifen, die nun auch die Kirche verliessen, ab und an nickte er einigen freundlich zu, aber Jesse wollte auch nicht auffallen. Stattdessen schaute er Megan an und sein Blick war tief. »Danke, Megan, aber nein, es geht schon und natürlich komme ich mit. «
Jesse war ein wenig sauer, aber nicht auf Megan. Aber natürlich hielt er das alles aus. Natürlich war er stark und würde das alles schafffen. Natürlich war er ein Mann!!! Stark!! Jesse war gar nicht so anders, als viele andere Männer. Auch er hatte diesen Stolz, sei er richtig oder falsch. Aber sein verdammter Stiefvater hatte es ihm beigebracht: Männer waren nun mal besser, stärker etc. Und auch wenn Jesse teilweise anders war, ganz ablegen konnte er das nicht. Jesse glaubte daran, dass er nicht schwach sein durfte. Doch er wusste es dennoch besser: Damals im Zuchthaus, bei Butch. Da war er schwach. Und das nagte an ihm.
»Ich weiss, mein Schatz, dass du das auch alleine hinbebkommst, also mit dem Reverend und ich danke dir, aber nein, es geht schon. Ich will das auch. Wäre ja gelacht ...«
Und dann legte er einen Arm um Megan, schaute noch einmal in die Runde und sah einige Leute, aber sie waren ihm in diesem Moment egal. Aber er entdeckte nun auch Graham. Der schien sich irgendwie zu amüsieren, es war aber Jesse egal. Er wollte nur noch weg hier. Also trat er seine Zigarette aus und Megan und er schlenderten die Strasse hinab, durch den Schnee und leise flüsterte Kesse dann Megan zu÷»Ich will nicht gerade als erster mit dir das Gästehaus betreten. Verstehst?« Dabei dachte er allerdings auch an Holly, vor der er ein wenig Angst hatte, sie zu treffen, aber er wollte einfach als Aussenseiter auch nicht weiter auffallen, obwohl er auch spürte, dass ihm das alles ziemlich auf den Keks ging.
Und so ging er mit Megan weiter die Lake Street lang, legte liebe voll den Arm um ihre Schulter und murmelte leise: »Ich bin so froh, dass du da bist, mein Schatz ... « Dennoch verschwieg er vieles von dem, was in ihm vorging. Und dann schaute er sich um, und als er niemanden sah, der ihnen nahe war oder auf sie achtete, zog er Megan auf einmal neben eine verborgene Hauswand, drückte sie ein wenig leicht daran und begann auf einmal, sie seltsam leidenschaftlich zu küssen. Doch irgendwie passte alles nicht wichtig zusammen ...
Luka hatte die junge Frau nur noch mit einem freundlichen Lächeln bedacht, hörte noch ihre Worte, aber was sollte er schon sagen? Ja, beide hatten Nicholas vergessen und die junge Dame wollte sich nun mit einem Galan treffen ... auch wenn Luka diesen nicht als solchen sah, so wie er diesen Matthew kennengelernt hatte. Er war in seinen Augen ein aufgeblasener Kerl, der noch nicht wirklich wusste, wie man wirklich um eine Frau warb. Ein absoluter Tunichtgut, dem es nur um sich ging. Aber das war nicht Lukas Aufgabe, da eine weitere Meinung zu haben. Zwar hatte der Kerl sich zurückgehalten, aber dessem Blick liess einiges erahnen. Auch schon vorher. Noch bevor er die Kirche verliess, meinte er nur zu Rebeccah, ohne, dass der junge Mann es mitbekam: »Es bleiben unser Geheimnis, ich nix sagen. Also, dann vielleicht .. wie man sagen? Bis später. ...« Und dann war Luka gegangen. Ja, die junge Frau war alt genug und er war nicht für sie verantwortlich. Ausserdem schien man diese Art von Freundlichkeit eh nicht zu kennen, so wie in seiner Heimat.
Also lächelte Luka Rebeccah einfach nur freundlich zu, verabschiedete sich dann mit einem Augenzwinkern, welches er dann sogleich bereute. Die Menschen hier waren alle so anders und so verkniffen, teilweise, wie er fand, als in seiner Heimat, wahrscheinlich würde sie es nur falsch verstehen. Egal. Sie swchien ja Gefallen an diesem jungen Typen zu finden, und das ging ihn nichts an.
Luka war nun vor der Kirche und suchte nach Nicholas. Immerhin schien die junge Dame sogar selber ihren Ziehvater vergessen zu haben ... ja, ja, wenn da was in der Magengegend verrückt spielte. Die jungen Leute eben.
Luka kam dann auf den Vorplatz der Kirche. Und sah sich nach Nicholas um. Er erblickte einige Menschen. Auch Megan und Jesse, die aber gerade im Begriff waren zu gehen. Also hiel sich Luka zurück und schaute weiter Ausschau nach Nicholas. Ja, wo war er denn nur?
Vor der Kirche, dann über McKays Beverage zur Straßenecke Cassidy mit Elisa ein Stück weiter den Kirchplatz hinunter (gehen an den McKays vorbei)
Cassidy lachte leise, als Elisa zwar bittere, aber wahre Worte aussprache und dabei wie gewohnt trocken und zynisch klang. Etwas, das Cassidy leicht hinter dem Ofen hervorholen konnte. Zumindest hatte sie keine Scheu davor, auch über solche Worte zu lachen. Die meisten Menschen kamen dagegen ja mit Zynismus nicht zu recht, dass wusste Cassidy. "Weißt du, bei manchen Köpfen ist es gut, dass sie sie nur dazu benutzen. Stell dir vor einer wie Jake Callahan hätte auch noch so etwas wie Grips vom lieben Gott mitbekommen. Dann könnte er denken und ich glaube, dann wäre er viel gefährlicher, als er in Wahrheit ist. Apropos Wahrheit...," Cassidy ließ ihre Stimme aufrichtig bedauernd klingen. "Ich sage es nur ungerne, Elisa, aber deine Ma hat da nicht so ganz unrecht. So gut wie ich das Kämpfen auch finde... deine Ma hat dich und Aaron und euren Großvater. Sie muss für euch sorgen. Sie lebt von allen hier. Keiner gibt das gerne zu, aber so gut nähen wie deine Ma kann nicht mal die alte Schachtel McKay," Cassidy hatte ihre Stimme gesenkt und stieß Elisa ein wenig mit dem Ellbogen an, als sie am Haus der McKays vorbeigingen und die Familie auf dem Hof vor der Brennerei stehen sahen. "Ehrlich. Sie wäre daher dumm, wenn sie die Hand zur Seite schlagen würde, die sie nährt. Aber du, du hast niemand um den du dich kümmern musst. Du kannst kämpfen. Du klingst gerade genau wie deine Ma und nachdem was du kritisierst... Der Hase der unsichtbar ist, entgeht dem Fuchs," zitierte Cassidy Elisa und grinste schräg. "Entweder du willst was verändern und tun, dann gehst du auf das Fest und zeigst allen, dass du hier bist und lebst, oder du steckst wie deine Ma den Kopf in den Sand. "Kleine Siege reichen irgendwann nicht mehr aus," bei diesen Worten zwinkerte Cassidy Elisa ein wenig zu und schüttelte dann den Kopf. "Aber du musst natürlich nicht heute mit dem großen Kampf anfangen. So etwas muss gut geplant sein. Mir reicht es schon, wenn du mich das Stück Weg begleiten kannst. Weil es stimmt, wir haben uns lange nicht mehr unterhalten können," wie das überraschte Gesicht von Elisa über Sophies verlorenes Ohr verriet. Cassidy kam allerdings nur langsam voran, denn sie traute einfach der Schneedecke nicht. Die Gefahr eine Eisplatte mit den Krücken zu erwischen war groß. Ein Ausrutschen hätte ihr heute gerade noch gefehlt. Sie war froh, dass sie sich mit dem Gehen auf den Krücken beschäftigen konnte, denn so blieb es ihr erspart Elisa ein allzu bewegtes Gesicht zu offenbaren, als diese von den verlorenen Zehen anfing und von Cassidys Heldenmut. Sie war keine Heldin, nein, sie war dumm und naiv in den kalten Fluß gesprungen und hatte dies mit dem verlust ihrer Zehen gebüßt. Und Sophie gerettet hatte sie auch nicht. Nicht wirklich. Sophie hatte sterben wollen. Aber das konnte sie Elisa niemals anvertrauen. Nicht weil sie Elisa nicht traute, sondern weil Sophie es sicherlich nicht wollte, dass es die Runde machte. Selbst wenn Elisa schwören würde, es niemanden zu erzählen. Sie schluckte hart, nickte dann aber und zwang sich etwas zu sagen, bevor Elisa noch auf dumme Gedanken kam. "Ja, doch, ein Ohr. Und richte ich ihr gerne aus. Ich hoffe sie im Gästehaus zu finden," noch einmal seufzte Cassidy, blieb stehen und schöpfte etwas Atem. Das Gehen strengte an. "Ja, zwei Zehen. Das ist ganz schön dämlich gelaufen. Hätte aber auch anders ausgehen können. Und frag lieber nicht nach den Schmerzen. Die bringen mich nachts fast um. Aber findest du das wirklich... dass ich .. na ja... stolz sein kann? Hätte doch jeder zufällig an dem Fluss vorbeikommen können. Das war nichts als Schicksal. Nichts besonderes."
Vor der Kirche, dann über McKays Beverage zur Straßenecke Cassidy mit Elisa ein Stück weiter den Kirchplatz hinunter (gehen an den McKays vorbei)
Ahnte Cassidy irgendwas und versuchte sie aus der Reserve zu locken, oder war es einfach Zufall das sie bei jeder Gelegenheit verbal auf Jake einhieb? Wollte sie sehen wie Elisa reagierte? Nein, Cassidy war offen genug um zu fragen und bei genauem Licht betrachtet waren die Chancen, das ausgerechnet der Texaner und Niggerhasser Jake und die Niggerin zueinander fanden. Gottes Wege waren unergründlich und gepflastert mit bösem Scherz an dessen Ende aber viel Gelächter dabei. Elisa nickte. Dumm war Jake nicht, ungebildet sicherlich, einseitig gefüttert mit falschen Informationen, ein Geflecht das er langsam durchstiess, aber Cassidy hatte recht, Jake war ein spontaner Mensch, tat Dinge aus dem Bauch heraus, dachte eher selten über Dinge nach die er tat, oder bevor er sie tat. Das Cassidy das Thema um Jake mit "Approspos Wahrheit" beendete, trieb Elisa die Schreckesröte ins Gesicht und sie war wieder einmal froh, das man das bei ihrer Hautfarbe nicht so deutlich sehen konnte. Ja, auch da hatte Cassidy recht, aber das Thema, die Problematik war soviel grösser, soviel komplexer und Elisa beschäftigte sich schon so lange mit einem Weg, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, das ssie schon vergessen hatte wie lange.
Sie lächelte zum Kompliment über die Nähbegabung ihrer Mutter und ja, Grace hatte, sich selbst eingeschlossen, vier Mäuler zu füttern und das entsprechende Geld zu verdienen. Natürlich stellte sie sich nicht hin und wetterte gegen die anderen Bürger und das sie gleiche Behandlung wollte, das wäre genau das was Cassidy sagte, das schlagen der Hand die einen nährte. Wo Cassidy allerdings nicht so ganz richtig lag war die Tatsache , das Elisa niemanden hatte. Die Bürger des Ortes würden wohl kaum einen Unterschied machen, ob es nun der alte Nigger war, oder der junge Nigger der sich daneben benahm. Egal was Elisa tat, es würde auf ihre Mutter zurückfallen und genau das wollte Elisa nicht. Grace hatte es schwer genug, auch ohne das die Tochter ihr Knüppel zwischen die Beine warf. Ihr Mutter hatte die Unscheinbarkeit gewählt, das anpassen, das nicht anecken. Elisa war weitestgehend genau anders veranlagt, sie hatte einen Kämpfergeist, genug Hirn sich nicht alles bieten lassen zu müssen, aber sie war immer noch ein Mädchen und obendrein Schwarz. Ihr Weg den sie gehen würde, sobald sie konnte, war steinig und steil, aber sie war fest entschlossen ihn auch zu gehen. Kein Weisser würde ihr ihr Leben diktieren. "Ja, einerseits richtig was Du sagst und glaub mir ich würde gerne." Sagte Elisa ernst, auch wenn sie Cassidys leichtes Grinsen erwiderte. "Aber alles was ich tue fällt auf meine Ma zurück, wir würden gegeneinander arbeiten. Die Bürger hier würden sicherlich nicht unterscheiden, nicht bei meiner Hautfarbe. Wir werden über einen Kamm geschoren. Wenn ich also den Rebell mache, dann leidet meine Ma und das hat sie nicht verdient. Noch ein paar Jahre schlucken..." sinnierte Elisa. "Es wird sicher nicht einfach und für Weisse ist das wohl auch nicht so ganz nachvollziehbar denk ich. "
Cassidy bestätigte nochmal das Ohr von Sophie und den eigenen Verlust zweier Zehen. Elisa lief neben ihr, immer aufpassend, so das sie notfalls zupacken konnte, sollte Cassidy den Halt verlieren. Eis unter dem Schnee würde der Freundin sicher eine hübsche Rutschpartie bescheren, was mit dem angeschlagenen Fuss bestimmt nicht angenehm wäre. "Aber findest du das wirklich... dass ich .. na ja... stolz sein kann? Hätte doch jeder zufällig an dem Fluss vorbeikommen können. Das war nichts als Schicksal. Nichts besonderes."
Elisa kicherte leicht und schaute zu Cassidy. Ja, so war sie bescheiden bis zur Selbstaufgabe. "Genau deshalb mag ich dich." Grinste sie breit. "Ja kannst Du. Klar, es hätte jeder zufällig da sein können, waren sie aber nicht. Von allen Bürgern Camdens warst DU es die zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Der Major war zu spät, da wäre Sophie bereits ertrunken. Ein paar Minuten früher und er wäre zu weit voraus gewesen. Selbst wenn jemand anderes dagewesen wäre, heisst das noch nicht das die Person Sophe nachgesprungen wäre um sie rauszuholen. Ich kann mir viele erschiedene Möglichkeiten ausdenken, was da alles hätte passieren können und neun von zehn gehen nicht so gut aus wie deine Tat. " erklärte sie ruhig, aber durchaus mit einem leichten Unterton von Stolz in der Stimme, Stolz auf Cassidy. "Ein Held ist doch einfach nur ein Mensch, der am rechten Ort, zur rechten Zeit das richtige macht und Erfolg hat, oder?" zwinkerte sie der Freundin zu. "Klar hat Zufall reingespielt, aber was zählt ist, das du den Mut hattest hinterher zu springen, ohne auf dich selbst zu achten. Das hat ihr Leben gerettet, ganz simpel." Was Elisa nicht breit trat war der andere Gedanke. Warum war Sophie überhaupt an der Brücke gewesen? Folgte man dem Weg gelangte man zum Fort und zum Reservat, wo Sophie sicherlich keine geschäftlichen Dinge zu regeln hatte. Die langsameren und stillen Gewässer waren zugefroren und bisher hatte sich Sophie nie als Angelfanatiker erwiesen. Warum also war sie an der Brücke gewesen? Auch die Tatsache das Cassidy, wie sie ja selber sagte, genau zu dem Zeitpunkt dort gewesen war, war sicherlich ein äusserster Zufall, wenn überhaupt. Sophie und Cassidy waren Freundinnen, das wusste Elisa, aber die Zeichen der kleinen Lügen, der Verdrehungen der Wahrheit und der Verheimlichungen, die sie selber ja im Bezug auf Jake auch verwendete, waren im offenen verborgen. Vielleicht weil Elisa sie nicht sehen wollte, oder einfach nicht genug Beachtung schenkte.
"Ich kann ja gleich schauen ob sie da ist, dann richt ihr die Besserungswünsche einfach selber aus. Auch wenn ich den Eindruck hatte, das sie von mir keineswegs begeistert war in der Küche letztens." Merkte Elisa an, aber so konnte sie dem Rest der Stadt ein kurzes, stummes Signal geben 'Seht, ich könnte wenn ich wollte' oder sowas in der Art. Das herumtrampeln auf fremder Leute Zehen durfte sie nunmal nicht übertreiben.
Ben nahm zwar die Blicke wahr, die Abigail verschiedenen Leuten zuwarf, einige davon reichlich mißbilligend, doch wer genau ihr Mißfallen erregte, das entging ihm. Der riesenhafte Mann hatte nur Augen für seine Angebetete, weshalb ihm Großteile dessen, was sich um sie herum abspielte, gar nicht auffielen. Es fiel ihm ohnehin schwer, sich auf mehr als eine Sache zugleich zu konzentrieren. Hinzu kam hier das Hochgefühl, mit dem ihn die Erfüllung eines seiner sehnlichsten Wünsche erfüllte: Er war hier, in aller Öffentlichkeit, mit seinem Mädchen zusammen, und alle sahen es! Am liebsten wäre er von einem zum nächsten gelaufen, um jedem ins Ohr zu brüllen, was für ihn momentan den Mittelpunkt allen Interesses darstellte: - Schaut her, ich, Ben, der Idiot, dem niemand je etwas zugetraut hat, ich bin zurück und habe einen Beruf, ich bin ein Mann mit einem Auskommen, einer, der ehrlich arbeitet, eine Familie ernähren kann – und dem eine Frau ihr Herz geschenkt hat! - Bei aller Euphorie war ihm jedoch klar, welche Entweihung des heiligen Sonntags es bedeutet hätte, seiner Freude derart Luft zu machen. Er stand also mühsam beherrscht vor ihr, mit dem Blick eines Hundes, der gerade einen riesigen Knochen erhalten hat, trat von einem Bein aufs andere und grinste über sein ganzes Gesicht.
Er konnte in der Tat nur mit Mühe einen Freudentanz und ein lautes Jubelgeschrei unterdrücken. Kaum daß Abby sich wieder bei ihm eingehakt hatte, nickte er ihr eifrig zu und machte Anstalten, sie in seiner etwas überschwenglichen Art zu geleiten wie gewünscht. Es kam ihm gar nicht in den Sinn, daß die kleine Frau mit ihren kurzen Beinen wahrscheinlich eher von ihm mitgeschleift worden wäre, als daß sie selbst hätte laufen können. Zu ihrem und seinem Glück aber fügte sie gleich noch die Bemerkung an, wohin sie genau wollte, was ihn zu einem kurzen Nachdenken und einem erneuten Nicken veranlaßte. Wo sie sich wieder getroffen hatten, ja, das wußte er genau – ebenso wie ihm auch jedes frühere ihrer Treffen noch ziemlich exakt im Gedächtnis war. Er mochte vieles nicht recht verstehen, doch merken konnte er sich Dinge recht gut, insbesondere natürlich, wenn sie sich um sein Mädchen drehten, dem fast alle seine Gedanken in den wenigen freien Stunden der vergangenen Jahre gegolten hatten. Er atmete noch einmal tief durch, tätschelte Abbys Hand auf seinem Unterarm ungeschickt, aber herzlich, und begann mit langen Schritten loszumarschieren.
Er atmete noch einmal tief durch, tätschelte Abbys Hand auf seinem Unterarm ungeschickt, aber herzlich, und begann mit langen Schritten loszumarschieren. Lange Schritte die Abby zwangen mit kurzen schnellen Schritten neben Ben her zu gehen. Seine Euphorie war förmlich spührbar und löste in Abigail wieder einmal die Gedanken aus. Ihre ganze Situation mit Ben, die ihr schon manch schlaflose Nacht bereitet hatte. Nicht wie ein mann es gerne hätte, was den Grund anging, sondern lange Abende des nachdenkens. Sie war verhältnismässig alt für eine junge Frau. Immerhin stolze 24 Jahre, noch immer unverheiratet und selbst hier im Männerdominierten Westen, wo es einer Frau nicht schwer fallen sollte einen Ehemann zu finden, schlicht weil es nicht viele Frauen gab, war es ihr nicht gelungen einen passenden Mann zu finden. Sowas nagte nicht nur am Selbstwertgefühl einer Frau. Gut, sie war klein, aber sie hatte ein ansprechendes Gesicht, zumindest war sie davon überzeugt. Sie war gewiss keine Schönheit, aber eben auch nicht hässlich. Sie hatte Humor und ein sympatisches Lächeln und doch, es reichte offenbar nicht.
Dann war da Ben. Einerseits ein Mann, oder Junge, den sie schon ewig kannte und der sich kaum verändert hatte. War das das Problem? Er war nicht der hellste, das war sicher, aber er hatte ein gutes Herz. Ein Mann bei dem man sich sicher fühlen konnte, zu jeder Zeit, einfach weil es nicht sein Wesen war handgreiflich zu werden, aber sie wusste auch das Ben, wenn man ihn genug reizte, zu einem sehr tatkräftigen Mann werden konnte. Er hatte viele gute Punkte an sich, die ihn zu einem guten Ehemann machen würden, einem umsorgenden Ehemann, ehrlich, treu und hart arbeitend um seine Familie zu ernähren, da bestand für Abigail auch nicht der geringste Zweifel dran. Es war zum verrückt werden, das genau die Tatsache an Ben, die ihn eben zu diesem lieben Mann machte auch genau die Tatsache war, die Abigail noch abschreckte. Sie würde nicht die normale Rolle der Frau einnehmen. Sie würde das denken übernehmen müssen, ihren Mann leiten, statt gemütlich geleitet zu werden. Sie würde Entscheidungen treffen müssen oder Ben freien Lauf lassen, in seinem recht kindlichen Ungestüm.
Sie hätte keinen Vater neben sich, nur ein weiteres, grosses Kind. Keine leichte Situtuation für die Töpferin. Aber Ben hatte Vorzüge. Viele sogar. Er war stark, er war geduldig, ein lieber Kerl den sie ohnehin schon ins Herz geschlossen hatte, nur eben noch nicht in diesen Bereich ihres Herzens. Sie lenkte sich ab, indem sie auf dem Gästehaus herum dachte und schaute hoch zu Ben. "Das wird bestimmt nett im Gästehaus. Eine gute Gelegenheit einmal alle, oder fast alle Bewohner zu treffen und zu schauen wer noch von den alten da ist, wer neu ist und was sich so verändert hatte. Keine Panik Ben, ich bin in deiner Nähe." lächelte sie ihn verschmitzt kindlich an und liess sich weiter mitziehen.
Matt u. Rebeccah (Jesse u. Megan, Ben mit Abby und andere Einwohner in der Nähe)
"Das stimmt wohl - ich glaube, er kam Montagabend in die Stadt." Matt runzelte die Stirn, aber nein - viel länger war das nicht her. Es war schon erstaunlich, wie schnell aus ihrer zunächst flüchtigen Bekanntschaft Freundschaft geworden war. Gemeinsames Arbeiten verbindet eben auch. Matt hatte es als Strafe empfunden, die ganze Woche über an das Haus gebunden zu sein und kaum mit Shy Boy ausreiten oder nach Jesse sehen zu können, aber die harte, körperliche Arbeit hatte ihm gut getan. Das war keine Strafe, sondern eher Herausforderung gewesen und beim gemeinsamen Arbeiten, lernte man einander auch gut kennen. Es war also wohl der schweren Arbeit zu verdanken, dass er Joe binnen kürzester Zeit ganz gut kennengelernt hatte und Joe, dass er es überhaupt geschafft hatte, die Fässer vom Keller in die Brennerei zu schleppen. Das hätte er alleine wohl kaum geschafft - oder zumindest hätte er doppelt so lange gebraucht. "Joe ist schwer in Ordnung." Mehr sagte Matt nun nicht mehr dazu, denn erstens würde Rebeccah diesen ja hoffentlich bald kennenlernen können und zweitens, wollte er sie gar nicht erst in die Versuchung bringen, Joe ihm selbst vorzuziehen. Ganz so sicher, dass Rebeccah ihn tatsächlich gerne hatte, wie er gerade hoffte und tat, war er nämlich nicht. Immer wieder spukte in seinem Kopf herum, dass er eben erst siebzehn war, keiner geregelten Arbeit nachging und bisher mehr in den Tag hineinlebte, als an die Zukunft zu denken oder gar Verantwortung für diese zu übernehmen. Den ersten Schritt in die richtige Richtung hatte er wohl mit dem Gespräch mit Clayton getan, auch wenn er das Gefühl hatte, das verbaselt zu haben, denn dass dieser ihn für als Deputy nicht einmal in Erwägung zog, war so gut, wie eine klare Absage. Darüber h hatte er aber noch nicht einmal mit Joe gesprochen und so würde er wohl auch Rebeccah gegenüber nichts in der Richtung erwähnen. Er würde froh sein, so sich sein Versuch, sich als Deputy zu bwerben, nicht zum Stadtgespräch entwickelte, denn damit hätte er sich wohl gründlich blamiert und wie stünde er dann vor Rebeccah da? "Ja, natürlich braucht es Zeit, einander kennenzulernen." Matt hielt kurz in der Bewegung inne und sah Rebeccah ruhig an. Ob sie weiß, wie entzückend ihr die geröteten Wangen stehen?" "und das will ich auch - Dich kennenlernen." Matt betonte das kleine Wörtchen "Dich". Es war ihm unendlich wichtig, dass Rebeccah verstand, dass er sie meinte, nicht ihren Körper. Sie war wahrscheinlich weit bibelfester als er und sogar er wusste, dass die Bibel den Beischlaf regelmäßig mit "Einander erkennen" umschrieb. Wie leicht konnte man vor dem Hintergrund seines Rufes ihn völlig mißverstehen? "Ja - genau das meinte ich, Rebeccah." Wieder klang ihr Name weich aus seinem Mund und Matts Augen leuchteten vor Freude, über ihre Worte. Sie wollte ihn also auch kennenlernen? Ihn und seine Familie? Das erfüllte ihn mit großer Freude und einem gewissen Stolz, denn all die Mädchen, die ihn umschwärmten oder aber im biblischen Sinne erkannt hatten, waren niemals auf die Idee gekommen, seine Familie kennenlernen zu wollen - und Rebeccah war die Erste, die er den Eltern vorstellen wollte. Da bedeutete schon Etwas, fand er. Kurz musste er stehen bleiben, um nicht von dem Hünen in Begleitung einer ihm Fremden umgestoßen zu werden. Kurz zog Matt die Stirn kraus, denn der Mann kam ihm bekannt vor. Irgendwie brachte er ihn mit seiner Schulzeit in Erinnerung, aber der genau Zusammenhang erschloss sich ihm nicht mehr. Wahrscheinlich war das auch gerade nicht wichtig, jedenfalls nicht so wichtig, wie Rebeccah, die gerade seine volle Aufmerksamkeit verdiente.
"Ich hoffe, das würden sie.." Matt kannte seine Eltern und hoffte wider besseren Wissens, dass sie Mr. Firth am Tisch dulden würden - wenn schon nicht um dessentwillen, so doch um seinetwillen. Zum ersten Mal war es ihm nämlich wichtig, was seine Eltern über den Vater eines Mädchens, mit dem er gerade ging, dachten. Gehe ich überhaupt mit ihr? Es scheint so.. Suchend sah Rebeccah sich nun nach Mr. Firth um und Matt erkannte ihrem Blick folgend nun auch Mr. Tovàc wieder, der am Rande des Kirchenplatzes stand und sich ebenfalls suchend umsah. Für einen Augenblick wusste Matt nun wirklich nicht, ob er froh sein sollte, dass Mr. Firth kam und damit hoffentlich die Aufmerksamkeit des Kroaten von Rebeccah ab auf sich zog, oder ob er lieber froh sein sollte, so er nicht kam - und Rebeccah damit frei entscheiden könnte. "Ich sehe Mr. Firth auch nicht.. Er scheint sich verspätet zu haben.." Innerlich seufztee Matt und hoffte, dass Rebeccah nun nicht noch allzu lange auf diesen warten wollte. Er konnte sie schließlich nicht einfach alleine stehen lassen und das wollte er auch gar nicht. Andererseits hatte er Joe zugesagt, vor seinen Eltern im Gästehaus zu sein und er wusste nicht genau, wie viel Spielraum ihm noch blieb. Sicherlich wurden Martha und Ben getrennt aber zur gleichen Zeit abgestraft, so dass seine Eltern sich damit nicht sehr lange aufhalten würden. Matt schätzte, dass ihm höchstens noch eine Viertelstunde bliebe, die er mit Warten verbringen konnte, bevor seine Eltern ihn einholen konnten und das wäre wohl das Ende seines freien Nachmittages. Mit ihrem Verständnis für seine Lage rechnete er nicht. "Willst Du warten, ob er kommt?" Matt fragte in einem Ton, der bereits die bejahende Antwort erwartete, denn Rebeccah war Keine, die einfach ginge, so sie verabredet war. Wen wir hier noch lange stehen, frieren wir wohl fest.. Matt wippte ein wenig auf den Zehen auf und ab, denn im Stehen bekam er trotz der warmen Socken kalte Füße. Rebeccah würde es kaum anders gehen, so dass er sie ein wenig besorgt um sie war. Dennoch drängte er sie nicht, noch ging er ihr voraus, sondern blieb einfach neben ihr stehen. Er hatte sie wohl mehr als nur gern, denn ihre Nähe und ihr Wohlergehen, waren ihm sehr viel wichtiger, als sein freier Nachmittag. Den würde er zur Not wohl für ein Zusammensein jetzt mit ihr opfern müssen - und eine Züchtigung wegen seiner Verspätung würde er um ihretwillen in Kauf nehmen - ebenso wie den zu erwartenden Ärger Joes.
Adrian und Familie kommen aus der Kirche auf den Vorplatz
Nachdem Adrian sich vom Sheriff verabschiedet hatte, ging er langsam mit den anderen Menschen nach draußen. Einige waren im Eingang stehen geblieben und Adrian musste sie umrunden. Im Gehen zog er sich die Handschuhe wieder an und setzte seinen Hut auf. Draußen blieb er stehen und schaute sich um. "Gehen wir ins Gästehaus und geben den Kuchen ab." sagte er halb zu seiner Frau. Den Kindern warf er einen warnenden Blick zu, dass sie ja bei ihm blieben und nicht auf die Idee kamen schon jetzt andere Kinder anzusprechen. Die Tochter senkte brav den Blick, nur der Sohn schielte vorsichtig nach links und rechts.
Matt u. Rebeccah am Portal, dann auf dem Platz (Jesse u. Megan, Ben mit Abby und andere Einwohner in der Nähe)
Rebeccah nickte pflichtbewusst, als ihr Matthew Auskunft über diesen Mister Leery gab. Sie hatte nicht darum gebeten, darum fand sie es besonders nett von Matt, dass er mit ihr darüber redete. Auch wenn es nur kurz war, wusste sie doch ein bisschen mehr. Ein Fremder, der noch nicht lange in der Stadt war, einer der mutig oder dumm genug war bei diesem Wetter so weit in den Norden zu geraten und Matt schien ihn zu mögen. Mehr interessierte Rebeccah auch im Moment nicht. Matt war wichtiger, auch wenn sie das in ihrer Unwissenheit noch gar nicht richtig erfasst hatte. Nach Leery gelangte das Gespräch auf sehr dünnes Eis und Rebeccah war ungemein froh, dass Matt ihre ehrlichen Worte so ungezwungen wie nur möglich aufnahm. Ein anderer hätte sie womöglich ausgelacht oder sie als dumm bezeichnet. Matt nicht. Er gab ihr sogar recht. Und was noch viel besser war... er stimmte ihr zu. Er wollte sich Zeit nehmen... um SIE kennenzulernen. Kein Drängen, kein unnötiges übereiltes Werben... Wie es schien, hatte ihr Vater sich doch ein einziges Mal getäuscht. Es gab Ausnahmen. Oder hatte sie das eben nur geträumt? Nein, unmöglich. Denn wenn sie Matt ins Gesicht blickte und die Freude in seinen Augen darin erkannte, wusste sie gleich, dass sie sich nichts einbildete. Sie lächelte schüchtern zu ihm hinauf und glaubte, dass sie eben das Richtige mit ihren Worten in den Weg geleitet hatte. Sie wurden einen Augenblick gestört, als ein wahrer Hüne, viel größer als Mister Towätsch mit einer zierlichen Frau an seiner Seite, an ihnen vorbei kam und Matt dabei fast umgerannt hätte. Zum Glück passierte aber nichts schlimmeres und sie konnten ihre Unterhaltung wieder aufnehmen. Dummerweise schien sie mit der Erwähnung von Matts Eltern Matthews Laune getrübt zu haben. Sie glaubte Verbitterung zu hören, zumindest aber ein Hauch Verärgerung und Resignation. Nun, wenn sie ein Hindernis waren, dann würde Rebeccah Nicholas nicht einmal darauf ansprechen. Sie wollte weder Matt, noch dessen Eltern und schon gar nicht Nicholas in Verlegenheit bringen. Gerade wollte sie das vorsichtig andeuten, als Matt ihre Befürchtung teilte, dass Nicholas noch nicht hier war. Das sah ihm gar nicht ähnlich... Ob es im Saloon nicht doch Ärger gab? Bei all den sündhaften Gesellen die es dort gab, wäre es Rebeccah kein Wunder. "Ja, das scheint er," seufzte Rebeccah, zum Teil in Sorge um Nicholas, zum Teil aber enttäuscht darüber, dass seine Verspätung eine kleine Hürde zwischen Matt und ihr zu errichten schien. Denn wie ging man mit so etwas um? Sie wollte ja nur zu gerne mit Matt den Fußweg zurücklegen und ein wenig plaudern. So wie sie das oft bei anderen Mädchen beobachtet hatte. Sie wollte aber auch auf Nicholas warten, denn ihm war sie Rechenschaft schuldig und nach allem was er für sie getan hatte, wollte sie nicht ausgerechnet heute damit anfangen ihn zu enttäuschen. Und da fragte auch Matt schon nach ihrer Entscheidung... Sie hatte die Frage kommen gesehen und fühlte sich damit doch hilflos überfordert. Egal wie sie sich entschied, würde sie einen der beiden enttäuschen müssen. Ihr Herz schlug heftig, als sie tatsächlich in Erwägung zog mit Matt vorzugehen. Nicholas würde das sicher doch verstehen und keinen Ärger machen? Und er würde es bestimmt auch nicht wollen, dass sie hier in der Kälte allzu lange stand und wartete... Nein ganz sicher nicht... Oh ja, ihr Herz schlug immer schneller, als sie sich selbst dabei ertappte Ausflüchte und Entschuldigungen dafür zu finden, Nicholas für Matt stehen zu lassen.... Sie seufzte leise. "Ich weiß nicht so recht. Normalerweise ist Nicholas zuverlässig. Er weiß, dass mir zu viele Menschen Angst bereiten und ist da, wenn ich die Kirche verlasse. Er hat mich noch nie warten lassen." Sie sah noch einmal über den Platz hinweg und zur Straße, aber auch dort war kein Nicholas zu sehen... "Weißt du was... ich habe eine Idee. Wir bitten rasch Mister Towätsch in den Saloon zu gehen, um nach Nicholas zu sehen? Wenn alles in Ordnung ist, kann er ihm ja ausrichten, dass wir schon einmal losgegangen sind?"
Matt u. Rebeccah am Portal, dann auf dem Platz (Jesse u. Megan, Ben mit Abby und andere Einwohner in der Nähe)
"Das ist eine gute Idee, Rebeccah. Mr. Tovàc kann bestimmt ausrichten, dass wir bereits vorgegangen sind." Matt lächelte Rebeccah an und führte sie langsam durch den Schnee über den Kirchplatz. Noch immer war er voller Menschen, so dass Matt schon ein bisschen aufpasste, dass sie nicht in Gedränge gerieten. "Ich sehe, ihn leider immer noch nicht, aber dafür noch Mr. Továc." Matt ging nun ein bisschen schneller und zielstrebiger in die Richtung, in der er den Kroaten gesehen hatte. "Hab`keine Angst, Rebeccah. Ich pass' schon auf." Selbstbewusst straffte Matt die Schultern und hob den Kopf, während er gleichzeitig Rebeccah an seinem Arm um diverse Schneeanhäufungen herumführte. Schließlich wollte er nicht, dass sie an seinem Arm noch stolperte, oder gar ausrutschend stürzte. Im Vorbeigehen warf er einen kurzen Blick auf Jesse und Megan. Die Beiden stand nah beieinander und so dicht an die Seite der Kirche gedrückt, dass sie kaum mehr gesehen werden konnten. Er selber nahm die beiden nur noch im Vorbeigehen als Schatten wahr, weil er sich auch in der Ecke nach Mr. Firth umgedreht hatte. Na, die werden mich kaum wahrnehmen. Ein fröhliches Schmunzeln huschte über das Gesicht des Siebzehnjährigen, denn nicht nur dass er es Jesse und Megan gönnte, einander zu gefunden zu haben, sondern er empfand keinerlei Eifersucht oder Neid, weil Jesse nun in den Genuss Megans kam. Er hatte in Rebeccah gefunden, was ihm bei Megan und all den anderen Mädchen nicht gefunden hatte. Rebeccahs ihm geltendes Lächeln sprach zumindest von großer Zuneigung und ihr Mitgehen von großem Vertrauen. Erst jetzt im Vergleich wurde ihm bewusst, dass er Ersteres bisher vermisst hatte - und Letzteres würde er um Nichts in der Welt verspielen wollen.
Ava mit Justine bei Adrian und seiner Familie unmittelbar vor dem Kircheneingang (andere Bürger von Camden Village drum herum)
Als das junge Dienstmädchen mit seiner kränklichen Arbeitgeberin durch das Eingangsportal der Kirche ins Freie trat, schlug ihnen die eiskalte Januarluft entgegen. Anders als, als sie vorhin auf dem Hinweg aus der wohligen Wärme des Craven'schen Heims getreten waren, war die frische, kalte Luft nun eine willkommene Abwechslung zu der stickig-schwülen Atmosphäre im Kircheninneren. Ava hoffte, dass der Sauerstoff Lady Justine ebenfalls gut tun würde und ihre Kräfte und Gesichtsfarbe wieder ein wenig herstellen würde. Die junge Frau konnte ihr Glück kaum fassen als sie sogleich bemerkte, dass der frisch eingetroffene Herr Doktor sich mit seiner Familie - einer bildhübschen, jungen Ehefrau und zwei entzückenden Kindern - nur unweit des Eingangs aufhielt. Und noch besser: er befand sich derzeit nicht im Gespräch! Diese Gelegenheit mussten sie ausnutzen! Enthusiastisch packte sie ihre Dienstherrin noch etwas fester und sagte mit kräftiger, motivierender Stimme: "Sehen Sie, Ma'am, da ist er. Lassen Sie uns gleich zu ihm gehen, solange er noch kein anderweitiges Gespräch begonnen hat!" Erneut lächelte Ava die Mrs. aufmunternd an, nickte bekräftigend und schritt behutsam vorwärts. Es waren nur einige wenige, kleine Stufen, die sie überwinden mussten und dennoch fiel es Lady Craven sichtlich schwer. Die junge Frau half und stützte so gut sie konnte und trieb die blasse Gestalt in ihren Armen mit viel Zuspruch an: "Kommen Sie Ma'am, ganz langsam. Sie schaffen das! Sehen Sie, kein Problem! Schon sind wir unten."
Unversehens schritten sie auf den neuen Arzt der Stadt zu, dessen Namen Ava noch nicht einmal kannte und näherten sich ihm und seinen Angehörigen nach wie vor in der bangen Hoffnung es möge ihnen niemand dazwischen kommen. Nun wurde das Dienstmädchen doch langsam etwas nervös. An und für sich gehörte es sich für jemanden wie sie sicherlich nicht einen solch hochgestellten Gentleman direkt anzusprechen. Allerdings sprach sie ja für ihre Herrin und wollte schließlich bloß in deren Namen den Kontakt suchen und um ein kurzes Gespräch bitten. Ava hoffte, dass das im Bereich der höflichen Etikette blieb und war bemüht sich gedanklich die richtigen Worte zu Recht zu legen. Ein Blick auf ihre Arbeitgeberin bestätigte ihr jedoch, dass diese zu müde war die Konversation zu eröffnen. So würde es schon das Richtige sein, wenn sie selbst dies übernahm. Ava hoffte, dass der äußerst stattliche Mann, der nun einen nicht ungestrengen Blick an den Tag legte, es ihr nachsehen würde und keinen allzu schlechten ersten Eindruck von ihr, und vor allem aber von Mrs. Justine bekam. Aber nun ja, dass es ihr schlecht ging sollte er als Mediziner ja ganz unmissverständlich erkennen können. Als sie schließlich heran waren, es kam ihr wie eine schiere Ewigkeit vor, versuchte Ava so viel Selbstbewusstsein wie nur irgend möglich an den Tag zu legen und höflich aber beherzt für ihre Dienstherrin vorzusprechen. Sie nickte lächelnd der Ehegattin des Doktors und seinen beiden bezaubernden Sprösslingen zu, bevor sie sich schließlich mit fester, klarer Stimme an den Arzt selbst wandte: "Bitte verzeihen Sie, Sir, wenn wir Sie und Ihre Familie hier einfach so ansprechen! Mein Name ist Ava Eriksson und dies ist Lady Craven. Wir möchten Ihnen keinesfalls zu nahe treten oder Ihnen etwas von Ihrer kostbaren Zeit rauben, aber Lady Craven wollte sich Ihnen kurz vorstellen und wir fragten uns, ob Sie jetzt gerade wohl einen Augenblick Zeit für ein kurzes Gespräch hätten?" Nach einem weiteren Seitenblick auf Mrs. Justine fügte sie noch hinzu: "Dienstlicher Natur." Und um das Ganze noch mehr zu bekräftigen - als spräche der Anblick ihrer Arbeitgeberin nicht allein schon Bände - setze sie schließlich noch hinterher: "Es wäre wirklich dringlich..., Sir!"
Hatte Sie dem neuen Doktor, dessen Namen sie noch nicht einmal kannte, bis dahin fest ins Gesicht gesehen, so senkte sie nun doch wieder wie gewohnt den Blick, was dem Gentleman hoffentlich eine ergebene und höfliche Zurückhaltung signalisierte. Immerhin wollte sie keinen schlechten Eindruck von sich und der Lady hinterlassen und eine kühne Forschheit war ohnehin nicht ihr Naturell. Ava hatte bei der Ansprache versucht leicht zu knicksen, was jedoch kaum möglich war, da Mrs. Justine - sie war zwar nicht wirklich schwer, aber auf die Dauer machte es sich dennoch bemerkbar - mit ihrem vollen Körpergewicht auf ihrer Schulter hing. Wohlmöglich war es ein geradezu lächerlicher Anblick gewesen und Ava hoffte inständig ihre Dienstherrin dadurch nicht blamiert zu haben. Die junge Magd sah sich erneut vor Augen geführt, wie unbeholfen sie tatsächlich war und dass sie von sozialer Etikette nicht den blassesten Schimmer hatte. Nun erwartete sie angespannt die Reaktion des Mediziners und betete innerlich, dass er sie nicht abweisen mochte.
Ava mit Justine bei Adrian und seiner Familie unmittelbar vor dem Kircheneingang (andere Bürger von Camden Village drum herum)
Adrian hatte sich wenig interessiert umgesehen, als er zwei Frauen entdeckte, die ihn ziemlich zielstrebig ansteuerten. Die Eine stützte die Andere und Adrian zog erstaunt und auch ein wenig abfällig die Augenbrauen hoch. Was um alles in der Welt war das denn? Von einer der beiden Frauen, die nun vor ihm stehen blieben, wurde er höflich und unterwürfig, aber auch sehr direkt angesprochen. Mist, hat sie das Gespräch mit dem Sheriff also doch mitbekommen. Na, diese Stadt hat einen Arzt offensichtlich dringend nötig. Eine Lady und offensichtlich ihr DIenstmädchen. Adrian musterte Ava kurz, dann ging sein Blick sofort zu Lady Craven, der es offensichtlich überhaupt nicht gut ging.
"Mir scheint, als wäre hier mehr, als nur ein kurzes Gespräch von Nöten." sagte er nicht ohne einen gewissen Tadel in der STimme. Was auch immer in dem Dienstmädchen viorging, aber es konnte unmöglich ihr Ernst sein, dass sie ihre kranke Herrin in den Gottesdienst geschleift hatt! Adrian ging auf die BEiden zu, blieb fast schon unschicklich dicht vor Lady Craven stehen und beugte sich ein wenig herab. Doch er legte sanft und in einer professionellen Art, seine Hand an ihren Arm. Er senkte sanft seine STimme. "Lady Craven, mein Name ist Dr. Smith. Wie kann ich IHnen helfen?"
AM heiligen Sonntag! Was geht nur in den Menschen vor!?