"Ach, ja -natürlich, aber es hört sich für mich so an, als sei die Spende von Lebensmitteln gestern noch nicht Thema des Stadtrates gewesen...[/i] Irritiert schüttelte Molly ihren Kopf und folgte Francis zur Tür hinaus. Natürlich war Politik eine Sache der Männer und sie würde sich auch in Zukunft gerne raushalten. Aber hätte Francis denn nicht schon am gestrigen Abend von derlei guten Nachrichten berichtet? In der Rezeption warf sie Sophie und Cassidy einen schrägen Blick zu. Es erschien ihr Alles sehr merkwürdig, was Ruth Cornwell über deren Unfall berichtet hatte. Bei Cassidy wunderte sie ja fast nichts mehr, außer dass diese bisher immun gegen den entwaffnenden Charme ihres Sohnes zu sein schien, aber das auch Sophie zur gleichen Zeit in den eisigen Millriver gestürzt sein sollte, erschien ihr sehr unglaubwürdig. Beide haben Krücken und sich ein Bein verletzt - sehr merkwürdig die Geschichte. Molly war darüber mehr als irritiert und lief sich gern durch Francis ablenken, der ihr den Mantel reichte und ihr hinein half. Wenn sie es genau bedachte, war sie doch ganz froh, dass Matt kein Interesse an Sophie zeigte und bei Cassidy abgeblitzt war. Obwohl sie die harte Erziehung des Sheriffs genoss, schien sie alles Andere als die ideale Schwiegertochter zu sein. Da war ihr die stille aber gottesfürchtigte Rebeccah weit lieber. "Das beruhigt nicht nur die Kinder. Ich bin auch froh zu hören, dass Matt sich nicht mit Indianern herumschlagen muss - auch wenn das wohl zu seinen Aufgaben als Deputy gehörte, oder?" Fragend sah Molly zu ihrem Mann auf, während sie ihre Hand auf seinen Arm legte. So genau kannte sie sich ja gar nicht damit aus, aber sie war sicher, dass Matt den begehrten Posten erhalten konnten, wenn Francis mit John darüber noch sprechen würde. Kurz nickte sie Miss Farley zum Gruß zu, denn stören wollte sie diese gerade nicht. Sie schien sich im Gespräch mit einer älteren Dame und einer Frau zu befinden. Dieses Gespräch interessierte Molly nicht weiter, aber der Junge, der neben der dunkelhaarigen Frau stand, erinnerte sie auf den ersten Blick an ihren Matty in dem Alter. Er hatte ebenso dunkle Haare und strahle ebenfalls diesen unwiderstehlichen kindlichen Charme aus, durch den sie sich so oft von Matt hatte entwaffnen lassen. Wie sich die Zeiten ändern.. Länger konnte sie sich von dem Anblick des Kleinen nicht fesseln lassen, denn Francis schien es ziemlich eilig zu haben. Molly konnte gerade mit Mühe noch mit ihm Schritt halten, als er das Twin Falls verließ und die Lake Street anstrebte.
Mit einem beklommenen Gefühl drehte sich Sarah um, nachdem sie hinter Clara unter die Tische gekrabbelt war. Doch die überhängenden Tischdecken waren wieder zur Ruhe gekommen. Niemand schien sie zu vermissen, und es würde sie hier unten wohl auch keiner entdecken, solange er sich nicht gerade flach auf den Boden legte, um nach ihnen zu spähen. Das beruhigte das Mädchen ein wenig. Trotzdem war ihr recht flau im Magen. Was sie da gerade taten, war gewiß nicht sehr artig... Doch obwohl Clara die Jüngere war, schien sie die Führung übernehmen zu wollen. Sie kroch weiter, und Sarah, die ihr nun einmal gefolgt war, verspürte nun erst recht keine Lust darauf, allein am Rand des Buffets sitzen zu bleiben. Also mühte sie sich, hinter der Jüngeren nicht zurückzubleiben. Sie folgte deren Blick, als sie am hinteren Rand der Tische angelangt waren. Da fiel tatsächlich ein schmaler Lichtschein in das Halbdunkel unter den Tischen. Sie kaute auf ihrer Unterlippe, während Clara ihren Plan erzählte. "Ich weiß nicht... ich glaub’ schon. Hier müßte er etwa stehen." Dabei klang ihr Ton zögerlich, und sie zeigte mitnichten die Begeisterung, die Clara erwartete. Sarah dachte über deren Worte nach. Einer von ihnen mußte die Hand da hinausstrecken und nach den Süßigkeiten suchen... das hörte sich für sie unangenehm danach an, als könne sie dieser Eine sein... Ihr Herz klopfte heftig, während sie sich ausmalte, wie sie vorsichtig zwischen den Tellern umhertasten und plötzlich einen eisernen Griff um ihr Handgelenk fühlen würde, um im nächsten Moment ans Tageslicht gezogen und heftig ausgescholten zu werden.
Und was würde darauf folgen? Onkel Eric jedenfalls schien wieder sein schlimmes Kopfweh zu haben, das ihn immer etwas unleidlich machte. Und da sie ja heute bereits ihr schönes Festtagskleid ruiniert hatte, mochte es für sie diesmal nicht ohne eine Abreibung ausgehen. Sie war fast nie geschlagen worden, seit Mama nicht mehr da war, doch gerade deshalb war ihre Kehrseite vielleicht ein wenig empfindlicher als die anderer Kinder. Nein, die Risiken von Claras Plan behagten ihr nicht sonderlich. Einen Rückzieher vor dem kleineren Mädchen zu machen, wäre andererseits auch ziemlich peinlich für sie gewesen. So rieb sie verlegen ihre Hände aneinander, während sie auf dem Boden kniete und sehnsüchtig zu dem Lichtspalt hoch schielte. Sicher, sie hätte schon gern ein wenig von den Leckereien stibitzt – und zwar auch ein wenig mehr, als man eigentlich erlaubt bekam, ohne auch etwas nahrhafteres zu sich zu nehmen. Ein Problem, das sie nur zu gut kannte. Die Erwachsenen wollten sie immer alle drängen, mehr zu essen, damit sie zunahm und wuchs. Einfach nur eine Kleinigkeit naschen, ohne anständige Mahlzeit im Magen, das durfte man nicht. Und was sie bisher genossen hatte, sahen Erwachsene nicht als anständige Mahlzeit an, obwohl sie sich eigentlich gesättigt fühlte. Sie hatte keinen Hunger mehr, nur Appetit – auf die Süßigkeiten. Jetzt wäre vielleicht eine Gelegenheit dazu, diesen zu befriedigen. Nur... "Meinst du denn, das geht, ohne erwischt zu werden..?" Zweifelnd sah sie zu ihrer neuen Spielkameradin. Sarah war nicht gerade wagemutig veranlagt, auch wenn die süßen Sachen sie zunehmend reizten.
Richard mit Leery bei Shepard, Dr. Smith tritt dazu
Adrian hatte eigentlich vorgehabt nach Hause zu gehen und sich dann um zwei Patientinnen zu kümmern. Doch die Rede des Mannes ließ ihn inne halten und lauschen. Es schien so, als wäre das der örtliche Kommandant des Forts. Nun, das war durchaus interessant. Aber was der Mann sagte, gefiel dem Arzt überhaupt nicht. Es gab Indianer, die hier frei herum liefen? Wieso waren diese gottverdammten Rothäute denn bitteschön nicht im Reservat?
Also der Mann geendet hatte, trat Adrian höflich auf ihn zu und stellte sich lächelnd vor. "Verzeihen Sie, Major? Ich will Sie nicht lange aufhalten. Mein Name ist Dr. Adrian Smith. Ich bin seit ein paar Tagen mit meiner Familie in der Stadt und werde die Klinik wieder beleben." lächelte er höflich. Seine Familie, die dicht hinter ihm stand, stellte er nur mit einem Kopfnicken vor. "Ich will mich Ihnen nicht aufdrängen oder Sie von Wichtigerem abhalten. Dennoch dachte ich mir es sei nicht ganz uninteressant, dass wir uns kennen lernen. Und da Sie vorhin noch nicht anwesend waren, als der Reverend so freundlich war mich der Gemeinde vorzustellen, wollte ich dies gerne persönlich bei Ihnen übernehmen. Wo Sie grad da sind."
Adrian war höflich und lächelte. Seine Haltung war gerade, aber nicht militärisch und er blickte Shepard ruhig und ohne Argwohn in die Augen. Richard, ganz auf seine leichte Verstimmung konzentriert, hatte Dr. Smith gar nicht wahrgenommen, der sich von der anderen Seite ebenfalls auf den Major zubewegt hatte. Entsprechend reagierte er etwas irritiert auf den Mann, der einfach so in das Gespräch hineinplatzte und über die Worte hinweg, die der Major an Richard gerichtet hatte, sein eigenes Anliegen vortrug. Nicht einmal ein kurzes bittendes und entschuldigendes Wort richtete der Arzt an Richard, mit dem er ja noch kurz zuvor erst ein paar interessante Worte gewechselt hatte. Ganz so als würden sie sich überhaupt nicht kennen. Perplex stand dem alten Herrn der Mund etwas offen und ehe er auf Major Shepard wieder reagieren konnte, holte Dr. Smith gegen Richards Erwartung eine Entschuldigung nach. Höflich, ganz so wie Richard ihn vorhin selbst kennengelernt hatte. Allerdings fragte er sich wie blind oder ignorant man sein musste, um anzunehmen dass drei Männer, die beieinander standen nicht gerade in einer Unterhaltung verwickelt waren. Richard, der kein nachtragender Mann war, nickte jedoch Dr. Smith zu und gab damit zu verstehen, dass er ihn hiermit als entschuldigt betrachtete. "Ich will den Major selbst nicht lange aufhalten, Dr. Smith. Er gehört gleich ihnen," er schmunzelte nachsichtig und sah zu Shepard zurück. "Ich möchte ihnen wirklich nicht mehr Stress als nötig machen, Major. Sollte es nicht möglich sein, dann können wir uns auch gerne morgen auf dem Rathaus unterhalten. Wenn es ihre Zeit erlaubt? Ansonsten erwarte ich sie in einer Stunde bei mir zu Hause. Major? Dr. Smith?," er nickte den beiden Herrn höflich zum Abschied zu und gab Mr. Leery einen Wink. "Kommen sie Mr. Leery. Und entschuldigen sie kurz die Unterbrechung. Stadtpolitik," fügte er erklärend mit einem Grinsen hinzu, während er ihnen einen Weg in die Rezeption bahnte. Auf die Leute dort hatte Richard nicht allzu viel Acht. Er wollte seinen Mantel, den Hut und den Schal holen und dann so schnell wie möglich zur Sattlerei. Die unbekannten Gesichter an der Theke streifte er nur knapp und winkte Miss Farleys Hilfsangebot ab. Er konnte sich den Mantel selbst holen und Mr. Leery bestimmt auch. "Dann wollen wir mal?"
Richard mit Leery bei Shepard, Dr. Smith dabei. Leery und Camden gehen
Das der Bürgermeister etwas irritiert war, ob der Störung durch den Arzt, war dem ergrauten Mann deutlich anzusehen. Die Entschuldigung des Arztes, die dieser dann sichtlich peinlich berührt hinzufügte, kam beim Bürgermeister aber recht gut an, denn dessen Gesicht entspannte sich wieder. Camden war auch nicht von der nachtragenden Sorte und Samuel gab ja generel recht wenig auf die gängigen Höflichkeitsregeln, insofern hatte Dr. Smith hier keinen bleibenden Schaden angerichtet. Wohl deutlich anders, als wenn dieses Gespräch mit Mr McKay oder gar Mr Simones stattgefunden hätte. Glück gehabt Doktor lächelte Sam in sich hinein. Der Bürgermeister reichte Sam auch galant und grosszügig an den Doktor weiter und gab dem Major ein paar abschliessende Worte. "In einer Stunde, das sollte sich einrichten lassen, ja. So wie es aussieht werd ich ohnehin den Tag hier verbringen dürfen." Schickte Samuel der Verabschiedung des Bürgermeisters hinterher. Der Mann war ja ähnlich beschäftig wie Samuel und konnte es sicherlich gut gebrauchen sich zurück zu ziehen. Kurz sah er Camden und Leery nach, als diese sich zurückzogen und wandte sich dem Doktor zu. So, das war er also der neue Mediziner. Im direkten Vergleich mit der Ärztin hielt er zumindest äusserlich nicht stand. Die guteÄrtzin, mit ihren eisblauen, ausdrucksstarken und intelligenten Augen war deutlich mehr ein Blickfang gewesen als der Mann vor ihm. Gut, die Damenwelt mochte das etwas anders sehen. Wenigstens wäre er auf dem Weg nach draussen, irgendwann später, in der Lage Miss Garner und Miss Clayton noch eine weitere gute Nachricht zu bringen und irgendwie freute ihn das.
"So, Doktor. Jetzt bin ich ganz der ihre." Lächelte Samuel sardonisch. "Schön das sie dem Gesuch so schnell folgen konnten. Nichtmal eine Woche seid dem Weggang unseres vorherigen Mediziners. Das ist ja fast Rekord. Haben Sie sich schon gut eingelebt? " fragte der Major und betrachtete den Mann. Äusserlich herausgeputzt, wie es sich für einen Mann von gehobener Gesellschaft geziemte, auch wenn Samuel auf diesen äusserlichen Tand normalerweise keinen Pfifferling gab, adrette Kleidung, egal welcher Qualität, sprach ihn irgendwie an. Das war wohl der Soldat in ihm. Er selber war ja, auf seine Weise, auch immer gepflegt. Die Verpflichtungen eines Offiziers eben. Gute Manieren hatte der Doktor auf jeden Fall und war Manns genug, einen Fehler offen zuzugeben. Das zeugte von Charakterstärke und war auch etwas das Samuel ansprach, den Doktor, trotz seines ansonsten eher stolzen, ja fast schon arrogantem auftretens, irgendwie sympatisch machte. Ob er auch fachlich überzeugen konnte, so wie seine Vorgängerin, das blieb abzuwarten. Samuel hoffte es zumindest, denn die beiden jungen Damen würden eine gute, ärztliche Versorgung in nächster Zeit noch nötig haben.
Richard mit Leery bei Shepard, Dr. Smith dabei. Leery und Camden gehen
Adrian nickte erleichtert, dass ihm Niemand in der Runde seinen kleinen Fauxpas übel nahm. Herrje, das war ganz haarscharf an einem dicken Fettnapf vorbei. Also lächelte er den Major höflich an. "Meine Familie und ich sind erst seit Freitag Abend hier. Wir haben also leider noch nicht viel Zeit gehabt uns einzuleben. Aber wir waren selbstverständlich schon beim Gottesdienst und der Empfang bot sich natürlich an. Der Reverend war so freundlich mir kurz einige Minuten zu geben, damit ich mich der Gemeinde vorstellen konnte." antwortete er brav. "Und ich habe bereits einige Patienten, die ich in den nächsten Tagen besuchen werde."
Ach herrje, die Frau des Bürgermeisters und Lady Craven. Die durfte er auf keinen Fall lange warten lassen. So, wie Lady Craven aussah, brauchte sie wirklich dringend seine Hilfe.
"Wenn Sie meine Hilfe benötigen, schicken Sie gerne nach mir. Ich werde die Armee selbstverständlich gerne unterstützen." sagte er. Adrians Familie hielt sich weiterhin brav im Hintergrund. Nur den Kindern war anzumerken, dass sie sich ein wenig langweilten und unruhig von einem Fuß auf den anderen traten.
Eric etwas abseits alleine (Sarah und Clara unter dem Buffet, was Eric aber nicht weiss Andere im Raum, einige verlassen diesen)
Eric stand da ein wenig abseits von all den Leuten, welche sich noch im Speiseraum befanden. Aber er blendete so gut wie alles gerade aus, da der doch sehr geplagt war von seinen Kopfschmerzen. Zwar hatte er die Worte des Majors vernommen und auch den Unmut bei einigen Bürgern wegen den Indianern, aber er sah keinen Grund, auch nur irgendetwas zu sagen, schliesslich war er noch ganz neu hier und auch wenn er sich bei einigen Bürgern vor Tagen vorgestellt hatte, sah er keinen Grund, sein Wort zu erheben. Außerdem wusste er auch so gut wie nichts über die Situation hier, was die Indianer anging. Und mit dem Major wollte er dann noch nicht sprechen, da dieser gut umlagert wurde.
Das Sarah gerade im Begriff war, in ihrem Augen unartiges Verhalten an den Tag zu legen, auf diese Idee kam der ehemalige Sheriff nicht, denn er glaubte seine Nichte zu kennen. Sie hatte sich tatsächlich heute schon ein unschönes Missgeschick erlaubt. Ein weiteres würde sie sich auf keinen Fall erlauben. Hätte er aber gewusst, worum es ging, nämlich an die Süssigkeiten zu kommen, und auf welche Weise, er hätte einfach nur geschmunzelt. So schaute er sich zwar kurz nach ihr um, erblickte sie aber nicht und machte sich aber auch keine Sorgen. Er musste einfach mal aufhören mit seiner fast unnatürlichen Sorge um das Kind, dass alt genug war. Eric musste endlich lernen, mal loszulassen. Verloren konnte das Kind hier im Raum ja nicht gehen und ohne zu fragen würde sie nicht einfach den Speiseraum verlassen.
Und so massierte er sich erneut kurz die Schläfen und betrachtete eher abwesend und nebenbei das Treiben im Speiseraum. Irgendwann fand er sogar einen freien Stuhl, auf den er sich einfach setzte. Er atmete tief durch und das Stimmengewirr im Raum trat weiter in den Hintergrund. Er schloss für den Moment die Augen. Doch kurz blitzten in seiner Erinnerung Bilder aus der Vergangenheit auf, wo er für zwei Tage in einer Kiste gefangen gehalten wurde und wieder war da dieses schreckliche Gefühl der Panik und der Hilflosigkeit, aber Eric versuchte diese Bilder schnell zu verscheuchen. Er schluckte schwer und dachte einfach an Sarah, an ihr Lachen, wenn sie mal mal unbeschwert in ihrer Weise war und er fand immer, dass sie ihrer verstorbenen Mutter, seiner Schwester doch recht ähnlich war. Auch dachte er dann an eben diese, Josephine und auch wenn sich Eric bemühte nach aussen hin vollkommen normal zu wirken, kam die Trauer, welche er ja mit Sarah auf ähnliche Weise teilte. Aber Eric wollte sich diesen trüben Gedanken einfach nicht hingeben. Es hätte ja sein können, dass auf einmal Sarah vor ihm auftauchte und da wollte er ihr einfach nur ein guter Vormund sein ...
Er stand einfach da und versuchte seine Kopfschmerzen zu vertreiben, seine trüben Gedanken und schaute eher abwesend vor sich hin.
Der Doktor liess Samuel wissen das er erst seid Freitag hier war und entsprechend noch wenig Möglichkeit gehabt hatte sich im Ort einzuleben. Ebenso enthusiastisch liess Dr Smith ihn auch wissen das er aber bereits in der Kirche gewesen war, wo der Reverend ihn der Gemeinde vorgestellt hatte. Daraus schloss Samuel, das Miss Garner aufgrund ihrer Verpflichtungen hier im Hotel wohl nicht in der Kirche gewesen war, denn ansonsten hätte sie ja von dem Arzt gewusst. Das Miss Clayton allerdings auch nicht dort gewesen war überraschte den Major ein wenig. Dennoch nickte er dem Arzt verständig zu. Er selber war ja nicht gerade das, was man den traditionellen Kirchgänger nennen würde, genau genommen war er noch nicht ein einziges Mal in der hiesigen Kirche gewesen und verspührte auch keinerlei Bedarf das zu ändern. Bestenfalls eine Trauung, seine Trauung könnte daran etwas ändern, aber auch nur wenn seine Erwählte eine Kirchliche Trauung bevorzugen würde. Ein Thema das ihm wieder ins Gedächtnis rief, das er den Anwalt noch wegen einer rechtskräftigen Scheidung belästigen musste. Denn erst wenn diese lästige Formalität aus dem Weg war, würde er sich erlauben seinen Avancen für Mrs Callahan nachzugehen und sich die Möglichkeit eröffnen das zu tun, was seine Haushälterin so salopp als Spass unter Erwachsenen beschrieben hatte.
"Das glaube ich gerne. Über Patientenmangel werden sie sich hier nicht beschweren können Dr. Smith." lächelte Samuel mit einem milden zucken um die Mundwinkel. "Aprospos. Es gibt da zwei weitere Patientinnen an der Rezeption, denen sie gerne im Laufe des Nachmittags vorstellig werden könnten. Die Damen freuen sich gewiss über die frohe Kunde das ein Mediziner den Weg hierher gefunden hat. Miss Garners wohl liegt mir dabei persönlich am Herzen. Über die Vergütung der Behandlung brauchen sie sich bei Miss Garner keine Sorgen machen, die übernehme ich wenn die Dame Zahlungsschwierigkeiten äussern sollte. Beide hatten ein sehr unfreiwilliges Badeerlebnis im Fluss vor etwa einer Woche. Kein ideales Badewetter wie sie sich vorstellen können. " erläuterte er dem Arzt in einem neutralen Plauderton. Die Beurteilung der medizinischen BEdürftigkeit von Miss Garner wollte er dem Fachmann überlassen.
"Was die Versorgung der Soldaten angeht, so hoffe ich das wir diese nicht brauchen werden und es nichts gibt, was unser Feldarzt nicht bewältigt bekommt. Sollte es dazu kommen, komme ich gerne auf ihr Angebot zurück." bedankte sich Samuel bei dem Arzt, das dieser die Armee ebenfalls mitversorgen wollte. Naja, zumindest war die Army immer ein sicherer Kunde, der auch zahlte, insofern nicht ungewöhnlich.
"Mit Familie also. "Sam sah sich ein wenig suchend im Raum um, eventuel konnte er ja die weiteren, unbekannten Gesichter entdecken. Er überliess allerdings Adrian die Ehre seine Familie hervorzuheben und eventuel wollte er diese ja sogar vorstellen.
Clara sah sofort, dass sich auch Sarah nicht so sicher war und damit ihren eigenen Zweifeln recht gab. Ach verdammt auch... es wäre doch so einfach gewesen. Und wenn Eli erst hier gewesen wäre... ihr Bruder hätte ganz bestimmt ein Lösung des Problems gefunden. Er war meist doch sehr gerissen und dazu auch noch schlau. Ihm fiel immer etwas ein. Clara dagegen wollte nun wirklich keine Idee kommen, wie sie herausfanden, ob der Teller mit dem Süßen nun genau über ihnen war oder nicht. Mit einem "etwa" und "vielleicht" mussten sie jetzt wohl leben. Denn Clara hatte sich nun einmal fest in den Kopf gesetzt, dass sie für Sarah etwas Süßes mopste und dann würde sie das auch tun. Alles andere wäre glatt feige gewesen. Und diese Blöße konnte sich Clara nun nicht mehr geben. "Nun, dann müssen wir es wohl selbst herausfinden," beschloss sie einfach mutiger als sie war und watschelte wie eine Ente in ihrem tiefen Gang weiter bis sie die Ecke ganz erreicht hatte. Ihr Kleid hinderte sie daran empfindlich, aber sie konzentrierte sich völlig darauf, so dass sie weder auf den Saum trat und nach vorn stolperte, noch dass sie anderweitig ins Straucheln geriet.
Sarahs Einwand, der von hinten kam, ließ Clara leise seufzen, denn ähnliches war ihr auch schon durch den Kopf gegangen. Sie war nun einmal nicht der übermütige Jeremiah oder der alles durchdenkende Eli... Sie war ein Mädchen. Nett, brav, meist adrett und wohlerzogen, mit Gedanken darüber wie man am besten eine Teeparty nachspielte oder ja nicht sein Kleid schmutzig machte, ach ja... Und wie kam sie jetzt nur wieder aus der ganzen Geschichte heil heraus, ohne vor Sarah zu kneifen? Sie versuchte sich auf das zu konzentrieren, was ihr Eli früher immer geraten hatte, oder darauf, wie er sich meist aus den Affären geschlichen hatte. Das war gar kein so dummer Plan. Es würde fast so sein, als wäre Eli mit unter dem Tisch. "Natürlich geht das," nie Angst zeigen, erste Lektion. "Hier unten sind wir sicher," so tun als wäre alles bestens, zweite Lektion. "Du wirst sehen, das klappt ganz einfach," immer etwas vorlügen, Lektion drei. "Ich versuch es mal," bestimmt auftreten, vierte Lektion. Clara lächelte vor sich hin, während sie genau das tat, was Eli getan hätte. Und mit diesem Gedanke schob sie ihre kleine, schmale Hand nach oben und strahlte über das ganze Gesicht, als sie tatsächlich den Tischrand berührte und ihr Arm lang genug war, um die Hand weiter zu schieben. Ihre Fingerspitzen stießen gegen etwas kühleres... ein Teller? "Ich hab's," raunte sie Sarah etwas zu laut, aber voller Begeisterung zu. "Ich hab den Teller," in vollster Konzentration hatte Clara die Zungenspitze ein Stück zwischen die Lippen geschoben und zur Seite in den Mundwinkel gerollt. Sie reckte sich ein wenig und hätte sich dabei fast den Kopf gestoßen. Gerade noch rechtzeitig konnte sie ihre Bewegung bremsen und quickte gleichzeitig erschrocken auf, als ihre Finger statt den Teller etwas weiches berührte, dass sich ebenfalls bewegte und nur unschwer die Hand einer anderen Person sein konnte. Über ihr quickte es ebenfalls und Clara, die vor lauter Schreck das Gleichgewicht verlor, hielt sich instinktiv an der Tischdecke fest....
Adrian war es immer noch peinlich, dass er die Männer gestört hatte. Doch er ließ es sich nicht anmerken. Um so dankbarer war er, dass der Major in die leichte Konversation mit einstieg.
"Meine Frau Elisabeth, mein Sohn Connor, meine Tochter Cathrine." stellte er die Drei knapp vor, die hinter ihm standen. Sie knicksten brav und Connor machte einen schüchternen Diener. Doch sie sagten nichts. Und damit war das Thema für Adrian auch abgehakt.
Dann horchte er auf, als Sam ihm von weiteren Patientinnen erzählte. "Nun, wie ich sehe braucht dies Stadt dringend meine Hilfe." lächelte er höflich. "Allerdings werde ich noch zwei Hausbesuche machen müssen, bevor ich mich den Damen widme. Aber ich werde den Sonntag ausnahmsweise mal Sonntag sein lassen und mir die Damen gerne nachher in der Klinik ansehen." nickte er. Dass der Major für die Bezahlung aufkommen wollte, beruhigte ihn. Dieser Ort war klein und die Menschen verdienten sicherlich wenig Geld. Doch er hatte gelernt sich auch in Naturalien bezahlen zu lassen, was gerade der Landbevölkerung oft eine Erleichterung war. Er war ja schließlich kein Unmensch. "Schicken Sie die Damen doch gerne nachher zu mir, wenn es Ihnen möglich ist." bat er freundlich.
"Die Ärzte der Armee sind durchaus kompetent genug." bestätigte er. "Dennoch weiß man nie, wann mal eine zweite Hand zu gebrauchen sein sollte." lächelte er.
"Darf ich fragen, was es genau mit diesen Indianer auf sich hat? Ich glaubte, die würden hier in einem Reservat leben und man wäre vor den Rothäuten sicher." ließ er einige Bedenken durscheinen. Dass er so gar nichts von dem roten Pack hielt, verschwieg er. Es machte eher den Eindruck, dass er um seine Familie und die Sicherheit der Bürger besorgt war.
Seinen suchenden Blick nahm Dr. Smith auch gleich zum Anlass um seine Familie vorzustellen, kurz, knapp und bedeutungslos. Also zu grossen Teilen sogar so, wie Sam es bevorzugte. Er brauchte kein grossartiges drum herum, legte mehr Wert auf den informativen Inhalt eines Gesprächs, als blumige Sprache und weichklopfen von Wörten. Dr. Smith lag irgendwo dazwischen. Die Art wie die Kinder grüssten, der kleine Sohn artig einen Diener machte, die beiden Damen, jung wie gereift, freundlich kniksten, gab ein viel zu vertrautes Bild. Eine Art vertrauter Distanziertheit zur Familie, wie man sie hauptsächlich im Süden vorfand, oder in gehobenen Kreisen. Sam ahnte, aus den kurzen, perfekten Gesten der Kinder, wie deren Tage und Nachmittage aussahen, hatte er das doch am eigenen Leib erfahren. Was dabei heraus kam stand hier vor dem Doktor. Die Kinder würden sich entweder in ihr Schicksal ergeben und zu charakterschwachen Schafen werden, die aus falschem Respekt mit sich anstellen liessen, was jeder der stärke zeigte von ihnen erwartete oder sie würden so wie Sam irgendwann der Familie den Rücken kehren, andere Wege suchen und frustriert durch eine Welt gehen, die keinen rechten Platz für sie hatte. Die normalen Bürger hielten Abstand, weil man höher gestellt war, die höheren hielten Abstand weil man nicht dazupasste.
"Ma'am." Begrüsste er Frau Dr. Smith und lächelte auch den beiden Kleinen kurz zu, nickte mit hochgezogener Augenbraue, als Adrian feststellte das ein Arzt hier im Ort sehr wohl gebraucht wurde und ihm wohl nicht langweilig werden würde. Sogar seinen Sonntag wollte er opfern. Löblich aber unnötig. "Nun, Miss Clayton und Miss Garner sind, denke ich beruhigt genug wenn wir sie beim gehen kurz vorstellen. Das nimmt die Sorge bis nach St.Johns zu müssen, wenn ihre Fähigkeiten notwendig werden. "
Dann brachte Adrian leider das Reizthema auf. Injuns. Natürlich war er neugierig und wohl auch, teilweise zurecht, besorgt um seine Familie. "Nun, ich denke sie lessen Zeitung und wissen, das Cheyennen seid einiger Zeit auf der Flucht waren. Aus einem Reservat ausgebüchst und hier in den Norden gezogen. Auf dem Weg nach Kanada denk ich mal. Wie das so ist, Nahrung wird bei sowas gerne mal zum Problem und sowas klaut man dann, weiss oder rot, eben von Farmen. Das solche Interessenkonflikte mit Rückhalt durch die Verständigungsprobleme auch gerne mal eskalieren bedarf keener allzu grossen Fantasy. Der flüchtige Stamm war hier in der Gegend und hat sich gerade heute Morgen der Army ergeben. Sie haben einen Platz im Reservat, aber sie sind irgendwie wie Kinder. Man kann mahnen und anweisen, es gibt immer einen der meint, das die Regeln nicht für ihn gelten. Outlaw, Landstreicher, Tagedieb, Injun oder Kind ist dabei unerheblich. Aber wir haben die Lage endlich im Griff, also kein Grund zur Sorge für ihre Familie. "
Samuel grüßte die Familie des Arztes kurz freundlich. Dann kam er auf die beiden Frauen zu sprechen. "Es würde mir sehr entgegen kommen, wenn Sie mir die beiden Damen bereits heute vorstellten." nickte Adrian. "Ob sie dann heute noch oder morgen bei mir vorbei kommen, werden wir dann sehen."
Und dann kam eine Antwort, die Adrian erstaunt die Braue heben ließ. Handelte es sich bei dem Major etwa um einen Inju-Freund? So wischi waschi, wie der sich gerade ausdrückte, war das ja schon fast offensichtlich! Rote waren auf der Flucht, was schon mal ziemlich daneben war, die sollten in ihren verdammten Reservaten bleiben und dann sprach der Major von einem Interessenkonflikt! Die rote Brut war doch selbst Schuld, wenn sie aus dem Reservat floh, wo man für sie sorgte und sie nun auf der Flucht keine Nahrung mehr fanden! Dafür konnten doch die armen Farmer und Landleute nichts! Würde ein Inju ihn bestehlen wollen, er würde ihn mit dem Revolver umlegen! Das war schließlich Notwehr! Außerdem hatte er auch eine Familie zu ernähren!
Als der Major die rote Pest jedoch auf eine Stufe mit Kindern hob, sah ihn Adrian erstaunt an. Da hatte er sich doch wohl eben verhört!? Prüfend sah er Sam an, doch der schien es ernst zu meinen. "Dass Sie alles im Griff haben, möchte ich hoffen, Major. Dennoch hoffe ich sehr, dass Sie gerade nur gescherzt haben, einen Wilden mit Kindern gleich zu setzen. Auch da gibt es deutliche Unterschiede, wenn es um Disziplin geht; die Einen können es lernen, die Anderen nicht."
Was für eine unangenehme Lage! Und so jemand befehligte ein Fort, das für Ruhe und Ordnung sorgen sollte! Na Prost Mahlzeit!
Um die Situation nicht kippen zu lassen, bot Adrian an:
"Sie sagten, die Damen Miss Clayton und Miss Garner sind hier anwesend? Stellen Sie sie mir doch am besten gleich vor." Außerdem musste er zusehen, dass er zum Bürgermeister und Lady Craven kam.
Irgendwie began Samuel Adrian als unentschlossen einzustufen. War es eben, bevor Sam die Familie mit Aufmerksamkeit bedacht hatte, noch eine quasi Ehre gewesen, das der Arzt den heiligen Sonntag opferte um sich Patienten anzusehen, war es ihm nun auf einmal gelegen, das er Miss Garner und Miss Clayton bereits heute treffen würde um sie zu sehen. Ein sehr entschlussfreudiger Vertreter schoss es Samuel durch den Kopf. Irgendwas in Samuels Antwort musste den Unmut, oder zumindest die Überraschung in Mr Smith ausgelöst haben, denn sein Gesichtsausdruck sprach von Überraschung. Der Arzt war auch sogleich so nett das aufzuklären und verspielte in einem einzigen Satz sämmtliche Sympathien. Vergangene wie Zukünftige. Er hoffte das Sam alles im Griff hatte. Das alleine war schonmal eine Aussage, die dem Major gewaltig gegen den Strich bürstete. Ein 'das freut mich zu hören' wäre deutlich passender gewesen, aber was sollte man von Zivilisten auch erwarten. Die hatten keine Ahnung was es hiess sich bei der Scheisskälte da draussen, oder bei Regen und sich Blei um die Ohren pusten zu lassen, oder Pfeile. Sich gegen einen Menschen zu stellen, der nur Hass in den Augen hat und mit aller Macht und Kraft versucht einem das Leben zu nehmen, einen zwingt das selbe zu tun um am Leben zu bleiben. Gut, es war die Aufgabe eines Soldaten und jeder Soldat erfüllte diese Aufgabe freiwillig, dennoch, ein wenig mehr Respekt vor der Arbeit war ja wohl nicht zufiel verlangt. Doch der übereiffrige Arzt, wenn es um das ruinieren von Respekt ging eine echte Koriphäe wie es Sam langsam aufging, hatte noch mehr im Petto. Er war entsetzt das Sam Injuns mit Kindern gleichsetzte. Sprach den Injuns Disziplin ab und die Fähigkeit es zu lernen. Was für ein Herzchen ging es Samuel still durch seine geschundenen Gedanken.
Irgendwie hoffte Samuel, das der Arzt mal ein ganz diszipliniertes Gespräch mit einem der Cheyennen führen konnte um dann ganz undiszipliniert verhauen zu werden. Je länger er mit dem Arzt sprach, umso weniger mochte er den Mann und umso mehr tat ihm die Familie im Hintergrund leid. Dr. Smith machte mehr und mehr den Eindruck eines Mannes, der zu wenig Weiber gehabt hatte, einen kleinen Schwanz hatte den er kompensieren musste und das durch ...ach egal. Samuel hoffte einfach die Fähigkeiten nicht brauchen zu müssen und das der Mann zumindest in einer Sache gut war, seinem Job. Der Major wäre zumindest sehr ungehalten wenn eine gewisse rothaarige, junge Dame keine anständige Behandlung erhalten würde. Auf eben diese kam der Arzt dann auch dankenswerterweise zu sprechen und lenkte von dem thema ab, indem er und der Arzt ganz sicher keinen gemeinsamen Nenner finden würden, selbst wenn sie sich zum Mittelpunkt der Erde vorgraben würden auf der Suche.
"Die Damen sind an der Rezeption, zumindest Miss Garner wird dort sein, sie arbeitet hier. Sie müssten sie eigentlich gesehen haben bei ihrer Ankunft. " Samuel hob eine Hand, deutete eine grösse an. "Etwa so gross, rote Locken, verträumtes und meist nachdenkliches Gesicht. Miss Clayton ist ihre beste Freudin und die beiden verbringen viel Zeit miteinander, sind also oftmals zusammen anzutreffen. " erklärte er weiter. Ein wenig zögerte Samuel ja noch, diesen Abklatsch eines britischen Blaublüters zur Rezeption zu geleiten. Eigentlich wollte er lieber erstmal herausfinden, wie gut der Ersatz für die ehemalige Ärtzin war, die obwohl sie eben eine Frau war, mit beachtlicher, fachlicher Kompetenz hatte aufwarten können und obendrein ein Händchen für Menschen hatte. Etwas wo der zu kurz geratene Hobbydespot hier vor ihm, ganz klar den Kürzenen zog. "Wo haben sie promoviert wenn ich fragen darf?" zögerte Sam also erstmal den Besuch in der Rezeption heraus.
Adrian nickte. Ja, die junge Dame hatte er bemerkt. Vor allem die roten Locke, die auf ein irisches Erbe schließen ließen. Dass die beiden Frauen Freundinnen waren, speicherte Adrian ab. So konnte er wenigstens recht zügig die Verhältnisse der Menschen hier untereinander schneller begreifen.
Aber was ging denn den Major an, wo er promoviert hatte? Nun, dann würde sich der Soldat mal warm anziehen müssen. "Ich war an der Columbia University of New York. Diese wurde 1754 als King's College unter königlichem Erlass von König Georg II. gegründet. Es ist die älteste Hochschule im Staat New York und älter, als die Vereinigten Staaten selbst." teilte er dem Major mit. "1862 hab ich dort mit summa cum laude promoviert." Nun würde Shepard das Rechnen anfangen und sicherlich darüber stolpern, wie jung Adrian zu diesem Zeitpunkt gewesen war. Tja, 24 Jahre und damit jüngster Absolvent seiner Zeit. "1871 habe ich dann meine Dissertation geschrieben. Dafür bin ich sogar nach Europa gereist."
Alles Informationen, die Shepard sicherlich wenig interessierten, aber Adrian wollte gleich mal klar stellen, wie gut er war. Das wäre doch gelacht, wenn so ein Feld-Wald-und-Wiesen Soldat ihm ins Handwerk pfuschte.
"Major, wären Sie so freundlich mich schon mal über die Geschehnisse um Miss Garner und Miss Clayton ein wenig genauer zu informieren? Ich habe leider die Erfahrung machen müssen, dass meine Patienten aus Scham einige Details auslassen, die jedoch für eine genaue Anamnese und eine spätere Behandlung äußerst wichtig sind." bat er Shepard schließlich freundlich und ließ sich nicht mehr anmerken, dass er eben noch ein wenig entsetzt über die Haltung des Majors bezüglich der Rothäute war.
Adrians Antwort auf seine Promovierung erfolgte prompt und weitaus wortfülliger als der Soldat erwartet hatte. Die Columbia im Herzen von Manhattan und zwei Steinwürfe vom Central Park West war hinlänglich bekannt. Wie der aufgeplusterte Arzt auch sehr richtig feststellte, eine alte Schule, vom alten König erlassen und gegründet , dem Vorletzten König, bevor man den gierigen Engländern erfolgreich auf die Finger geklopft hatte. Es gab genug Kriege und Zwiste um diese Zeit herum, die auch an der Akademie ihren Einzug in den Lehrplan gehalten hatten. Der zu der Zeit in Europa herrschende Krieg, der Franzosen und Indianerkrieg von 1754 bis 63, bis hin zu dem 'Massaker' vpn Boston, einem der Auslöser für den altebekannten Unabhängigkeitskrieg. Damals, als Nord und Süd noch Brüder waren und gegen einen gemeinsamen Feind gestanden hatten. Ja, er kannte die Schule die Smith hier so hoch lobte. Wie West Point, eine alte Schule mit langen Traditionen. Die Schule die Samuel besucht hatte war, durch Männer wie Grant, Sherman und Sheridan ein Wahrzeichen für den Major. Das diese Schule auch Scheisse hervorbringen konnte, zeigten Absolventen wie Lee, Davis und Jackson, aber allen voran, wie so oft, George A. Custer. Für Samuel immer wieder eine der grössten Enttäuschungen seines Millitärdaseins, sah man von Grants Alkoholproblem einmal ab.
Warum erwähnte der Doktor aber bitte schön sein Summa cum laude? Ein peinlicher Versuch mit Wissen zu glänzen? Abgesehen davon das Dr. Smith dann gerade mal 24 gewesen sein müsste, was durchaus eine Leistung war, aber wenn er so toll war wie er das versuchte darzustellen, warum war ein solch begabter Arzt dann in einem Nest wie Camden Village? Es war also genau dieser Moment, wo Samuel den Arzt ganz unterbewusst in eine Schublade steckte, auf der die Etiketten Aufschneider und Blender klebten. "Ein interessanter Lebenslauf für eine so jungen Mann wie sie es noch nicht." Stellte er milde lächelnd fest. "An der Columbia bin ich leider nur vorbeigefahren, einige Male, bei Treffen in New York. Ich mag die Stadt nicht. Gross und schmutzig und die Strassen voller Dreck. Bei solch einem, nennen wir es Leumund, wundert es mich schon das sie sich für ein Leben hier am sprichwörtlichen Arsch der Welt entschieden haben Dr Smith, aber es freut natürlich solch eine Koriphäe hier begrüssen zu dürfen. " dem Mann mangelte es eindeutig an einer Portion realem Leben, aber Samuel war zuversichtlich das die bunte Bevölkerung Camdens ihm diese schon recht bald nahelegen würde. Mit dem Greenhornstempel und diese Attitüde würde der gute Doktor bei den bodenständigen, krachledernen Einwohnern garantiert das eine oder andere Mal anecken. Wenn er Simones so kam, konnte er besser schonmal die Windjacke anziehen, bei dem Gegenwind den er bekommen würde.
"Das mag sein Dr, aber solche Dinge tragen aus gutem Grunde das Etikett privat. Es steht mir nicht zu über das Leben der Damen zu sprechen, das ist die Aufgabe der Damen selbst. Also selbst wenn es ihre Arbeit erschwert, ist es doch für einen Mann mit ihren Qualitäten ein leichtes die richtigen Rückschlüsse aus den Verletzungen und Blessuren zu ziehen. Erfierungen, so bestätigte mir ihre Vorgängerin, sind recht eindeutig. Wenn eine Frau das erkennt, sollte das für sie ja im Schlaf gehen. " nickte Samuel dem Doktor entschuldigend zu. Man konnte Samuel vieles nachsagen, aber er war Offizier und ein Mann seines Wortes und er hatte Miss Garner versprochen nicht über die Ereignisse und Hintergründe zu sprechen und das würde er auch beibehalten. Nichts was Sophie geschehen war, war jetzt noch lebensbedrohlich oder würde wieder lebensbedrohlich werden und somit war ihr 'Geheimnis' sicher.
Sarah spürte irgendwie, daß sie mit ihren Bedenken nicht allein war. Clara machte ihr auch nicht den Eindruck, als sei sie mit Feuereifer bei der Sache. Aber seltsamerweise traute sich keins der beiden Mädchen, als erste Angst zuzugeben und einen Rückzieher zu machen. So, schoß ihr durch den Kopf, verhielten sich doch eigentlich nur Jungs, oder? Bloß nicht blamieren, weil man sonst ausgelacht wurde. Als Mädchen konnte man sich im allgemeinen leisten, Schwäche zu zeigen. Das Gelächter von Jungs konnte einen da nicht ernsthaft treffen. Doch hier und jetzt, wo sie unter sich waren, keine Jungs in der Nähe... sie biß sich auf die Lippen, aber sie konnte sich einfach nicht dazu entschließen, Clara zu sagen, daß sie – die Ältere von ihnen – schlicht und ergreifend Angst hatte und lieber doch kein Wagnis eingehen würde. Und bevor sie Clara einen bittenden Blick zuschicken konnte, hatte die ihr schon den Rücken zugewandt und watschelte mühselig auf ihr Ziel los. Bestimmt hatte sie ein ebenso flaues Gefühl wie Sarah. Aber was half die eindeutige Empfindung, es sei so, wenn man sich nicht mal traute, sie danach zu fragen? Vielleicht würde ihre Freundschaft dann beendet sein, bevor sie richtig angefangen hatte, denn wer wollte schon mit einer Spielverderberin befreundet sein... Beklommen machte sich Sarah daran, ihr zu folgen. Sie war zwar nicht viel größer als Clara, aber für sie reichte es nicht, in der Hocke voranzuwatscheln – sie hätte sich andauernd an der Tischplatte den Kopf gestoßen. Daher ließ sie sich wieder auf Hände und Knie nieder, um Clara krabbelnd zu folgen. Damit machte sie sich zwar die Hände und auch ihre Strümpfe ein wenig staubig, aber immerhin war ihr dabei das eigene Kleid nicht so im Weg. Da sie ja unter dem Tisch ohnehin niemand sah, raffte sie es kurzerhand bis über ihr Hinterteil nach vorn und klemmte sich die Falten des Stoffs mit den Oberarmen an die Seiten.
Auf diese Art und Weise bekam sie Spielraum für ihre Knie, ohne ein neues Malheur mit einem zerrissenen Kleid zu riskieren. Ein wenig verwundert sah sie Clara an, als sie an ihrem Ziel angelangt waren und das andere Mädchen sehr selbstsichere Worte äußerte, die nicht so recht zu dem Unbehagen und der Zögerlichkeit passen wollten, die unausgesprochen aber spürbar zwischen ihnen schwebten. Angespannt folgten ihre Augen der Hand Claras, bis diese in dem Spalt zwischen Tisch und Wand verschwunden war. Nachdem sie nichts mehr von der kleinen Kinderhand sah, wanderte ihr Blick zu Claras Gesicht, wo sie abzulesen versuchte, wie erfolgreich das Mädchen war. Obwohl sie selbst hier im Dunklen und damit eigentlich in Sicherheit kauerte, fing doch ihr Herz heftig an zu hämmern. Sarah nagte an ihrer Unterlippe und wagte kaum zu atmen. "Kannst du was vom Teller nehmen..?" wisperte sie aufgeregt und mit einer leicht zittrigen Stimme, als Clara verkündete, sie habe den Teller gefunden. Sarahs Nervosität wuchs von Sekunde zu Sekunde. Da war einerseits das Abenteuerliche, ja, für ihre Verhältnisse geradezu Verwegene ihres Plans, das ihr Herzklopfen bereitete. Aber auch ihr schlechtes Gewissen... Dann, ohne jede Vorwarnung, quiekte Clara laut auf. Sarah, deren Nerven ohnehin schon bis zum Zerreißen gespannt waren, fuhr erschrocken auf, stieß sich schmerzhaft den Hinterkopf am Tisch, stieß einen spitzen Schrei aus und fing ihrerseits an, vor lauter Panik schrill zu quietschen. Von Claras Problem mit dem Gleichgewicht bekam sie gar nichts mit, denn sie hielt sich danach sofort die Hände vor die Augen und kauerte sich so klein zusammen, wie sie nur konnte, als könnte sie damit den Lärm ungeschehen machen, den sie veranstaltet hatten. Wie ein verschrecktes Kaninchen hockte sie am Boden und wagte keine Bewegung.