Terry mit Jeremiah am Tisch von Erin (Randall, Eli, Sarah, Erin sitzen, Eric mit Sarah gehen zum Buffet)
Jerry wartete ungeduldig bis sein Pa Mr. Malone mit ein paar Worten entließ und sah nur kurz dem Mann und Sarah noch hinter her; froh, dass er seinen Pa wieder für sich alleine hatte, der ihm dann auch aufmerksam zu hörte. Innerlich keimte die Hoffnung in Jerry auf, dass sein Pa ihn bestimmt gehen lassen würde, auch wenn dieser gerade völlig emotionslos zuhörte und nichts an ihm verriet, was er von Jerrys Bitte hielt. Entsprechend trat auch ein bisschen Anspannung auf, die Jerry nicht ganz verbergen konnte und entsprechend von einem Bein auf das andere trat. Die Antwort seines Pas gab ein wenig Erleichterung Platz und Jerry nickte kräftig. Oh, ja ihm war alles streng genommen gewaltig auf den Magen geschlagen. Welche Sache genau sein Pa dabei meinte, spielte für Jerry keine Rolle. Der ganze Sonntag hatte irgendwie unter keinem guten Stern gestanden und egal wie er es drehte und wendete, war er daran selbst schuld. Aber Ben und seine Mitschuld machte ihm im Augenblick tatsächlich mehr zu schaffen, als der ganze heutige Ärger mit seinem Pa. So trat auch gleich ein erfreutes Lächeln auf seine Züge, als Terry die Erlaubnis zu Gehen aussprach. Flüchtig hoben sich seine Mundwinkel ein wenig weiter in die Höhe, als sein Pa von Langweile sprach und sein Plan damit sehr gut aufging. Immerhin waren sie sich wohl darin einig, dass sie beide nicht noch mehr Ärger an diesem Tag vertrugen und es besser wäre, wenn Jerry sich sinnvoller beschäftigte, als auf dem Fest Zerstreuung zu suchen. "Großartig, danke Pa, bis später," sagte Jerry mit Freude und wollte sich schon von seinem Pa abwenden, um rasch nach draußen zu laufen. Es gab nämlich bestimmt zig Ermahnungen und denen wollte er rasch entgehen. Aber ehe er etwas sagen konnte, kam ihm Terry doch zuvor und Jerry sah sich genau seiner Befürchtung ausgesetzt. Entsprechend zog er ein langes Gesicht, als er vernahm, dass er im Ort zu bleiben und auch bei Einbruch der Dunkelheit nach Hause zu kommen hatte. Wie sollte er da Ben finden? Wenn der Freund nicht in irgendeiner Scheune steckte oder in einem verlassenen Haus, dann blieb doch nur die Umgebung? Ob die Scheune am See noch als Ort galt? Hm, besser er fragte nicht näher nach. So konnte er hinter her noch immer behaupten, er hätte das als nah am Ort empfunden. Er stöhnte übertrieben und vielleicht auch ein bisschen zu gewagt für den heutigen Tag, wobei er sogar die Augen verdrehte, aber rasch zum Ausgleich seiner gezeigten, wahren Gefühle seinen Pa charmant angrinste, nickte und mit notwendigem Ernst sagte: "Ja. Ja, wir haben uns verstanden, Sir. Ich bin pünktlich zu Hause," er hatte nicht die geringste Absicht ein leeres Versprechen zu geben und er sah auch keine Notwendigkeit bereits jetzt schon Pläne für einen Verstoß zu machen. Immerhin wollte er ja nur nach Ben sehen und wenn er ihn nicht fand, würde er sofort nach Hause gehen. Immerhin hatte er tausend Gründe, wieso er seinem Pa heute beweisen musste, dass auf ihn Verlass war. Er nickte noch einmal, als Terry seinen eigenen Plan sprach, der 'Onkel Eric' umfasste und das Mittagessen und griff dann nach seiner Mütze, um sie tiefer zu ziehen. Denn draußen würde es gleich ganz furchtbar kalt sein. Aber da war keine Mütze. Panisch weiteten sich seine Augen und fieberhaft dachte er darüber nach wo die Mütze sein konnte. Hoffentlich war sie ihm nicht hier drinnen vom Kopf gerutscht, als Mr. McKay ihn so unsachte in den Raum gezerrt hatte. Oder lag sie noch draußen im Schnee? Kurz war Ben vergessen und der Plan erst nach der Mütze zu suchen reifte. "Eh.. bis später Pa," mit den hastigen Worten drehte sich Jerry auch schon um und ließ es dieses Mal nicht darauf ankommen, dass sein Pa in mit einer entsprechenden Frage noch einmal aufhalten konnte. Er musste los und die Mütze finden. Dringend. Danach Ben...
Geschickt schob sich Jerry zwischen den Erwachsenen hindurch, lief an der kleinen Gruppe an der Rezeption vorbei und sprang durch die Tür auf die Straße. Brrr... das war tatsächlich verdammt kalt...
Francis mit Nicholas (Matt und Rebeccah gehen, und Joe in der Nähe)
Francis zeigte sich mit einem milden Lächeln über Mr. Firths Antwort zufrieden gestellt. Zwar war es nur small talk und dass das Haus nicht billig gewesen war, hatte er auch ohne eine Antwort gewusst, aber worauf es Francis ankam, war Mr. Firth zu beobachten und herauszufinden welche Position Rebeccah in seinem Leben einnahm. Sichtlich hatte sie einen hohen Stellenwert, denn das Haus schien Mr. Firth nach Rebeccahs Wohlbefinden herausgesucht und ihr zu liebe keine Kosten gescheut zu haben. Auch antwortete er frei heraus, ohne zu zögern. Ein Mann, der etwas zu verbergen gehabt hätte, hätte an diesem Punkt womöglich gezögert und sich seine Worte mit Bedacht zurecht gelegt. Mr. Firth war sogar so nett noch ein paar Informationen freiwillig obendrauf zu legen. Demnach war er Geschäftsmann wie Francis auch. Wieso er diesen Saloon jedoch gekauft hatte, verstand Francis nun noch viel weniger. Oder war ihm am Ende das Handeln zu langweilig geworden? Jetzt, da er scheinbar dadurch genug Geld verdient hatte? Ehe Francis hätte nachfragen können, hatte er selbst durch das Schulthema einen Themenwechsel herbeigeführt und Mr. Firth offenbarte ihm, dass er es wohl als völlig normal betrachtete, dass eine 15-jährige noch zur Schule ging und das sowohl gerne als auch erfolgreich. Ob er als Mann überhaupt in der Lage war einzuschätzen, ob Rebeccah dadurch wirklich genug Zeit erübrigen konnte, um den Haushalt zu führen? Molly hätte das bestimmt anders gesehen und mit anderem Maß gemessen. Hm, vielleicht kam es auch viel mehr darauf an, was man selbst als ausreichend betrachtete. Demnach konnte Rebeccah beides unter einen Hut bringen, oder aber auch nicht. Die Maßstäbe waren ja bekanntlich verschieden hoch. Francis nickte daher gelegentlich nur an der einen oder anderen Stelle, ohne so wirklich preis zu geben, ob er Mr. Firth Meinung nun teilte, oder die Sache eher anders sah. Er wollte ja nicht diskutieren, nur mehr über Mr. Firth und Rebeccah in Erfahrung bringen. Nur bei einem sah Francis am Ende doch erstaunt auf. Hatte er das eben richtig gehört? Mr. Firth wollte Rebeccah durchaus vorzeitig den Bund der Ehe eingehen lassen, aber ihr weiterhin die Schule erlauben, trotz Ehemann? Oder hatte sich der Heide nur falsch ausgedrückt? Mit leichter Verwirrung im Blick musterte Francis Mr. Firth, als dieser ein sehr unangenehmes Thema angesprochen hatte. Für Matt wäre es durchaus nicht unüblich gewesen, wenn er als Sohn aus reichem, gut bürgerlichen Haus die Schulbank noch drücken würde, um anschließend an eine Universität zu ziehen. Soweit hatte Francis nicht zu träumen gewagt. Keiner seiner Söhne hatte sonderliches Interesse an Büchern gezeigt, schon gar nicht daran eine höhere Karriere anzustreben. Sie waren Naturburschen, die mit ihren Händen etwas herstellen wollten. Aber zur Schule waren sie beide bis zum Schluss gegangen und es hatte den Älteren nicht geschadet. Bei Matt sah es leider sehr düster aus und darauf angesprochen rückte das alte Streitthema zwischen Sohn und Vater in Francis Fokus. Er seufzte leise. Nicht er wollte ausgefragt werden... Von diesem Umstand etwas aus dem Konzept gebracht bekam Francis nicht mit, wie sich kurz nach Martha auch Matt zurückzog und zwar in Begleitung von Rebeccah.
"Nun Matt hält sich für zu alt für die Schule. Sie langweilt ihn, behauptet er zumindest und jagt lieber dem lieben Geld hinter her. Meiner Frau und mir wäre natürlich ein Unterrichtsbesuch lieber, aber der Junge ist fast erwachsen, den zwingt man so schnell nicht mehr. Nur eines müssten sie mir aber jetzt doch noch erklären, Mr. Firth. Ich konnte ihnen eben nicht ganz folgen, aber was kann Rebeccah noch immer, wenn sie einen passenden Mann gefunden hat? Die Schule beenden?"
(ooc:lange genug auf Adrian gewartet - denke ich.)
Molly verläßt das Gespräch mit Adrian, Mrs. Porter u. Mrs. Harris u. gesellt sich zu Francis u. Nicholas
.Sie selber betrachtete die Predigt durchaus kritisch, konnte aber doch den einen oder anderen positiven Aspekt darin entdecken. Der Reverend mochte noch jung sein, aber er war mutig genug, eine eigene Meinung zu vertreten und zu vermitteln. Dr. Smith schien weit konservativer zu denken, als sie und hätte wohl an Reverend Hawkins seine Freude gehabt. "Ich will mich nicht darum streiten, Sir." Molly war nicht bereit, sich auf ein Streitgespräch einzulassen. Die Predigt hatte ihr zu denken gegeben, aber darüber würde sie lieber mit ihrem Mann sprechen, als mit dem ihr noch fremden Arzt. "Sie entschuldigen mich sicher? Ich denke, ich sollte mal nach meinem Mann und Kindern sehen. Wir sehen einander sicherlich im Nähkreis, Mrs. Smith." Freundlich lächelnd verabschiedete sie sich auch von Mrs. Porter und Mrs. Harris, die sich noch immer über die ungewöhnliche Predigt vom Vormittag unterhielten. Genaugenommen war der ganze Gottesdienst erfrischend anders. Auch wenn Molly nicht gut hieß, was der Reverend zum Thema Vergebung und Sünde gesagt hatte, konnte sie sich dem Bild eines vergebenden Gottes nicht verschließen - oder genauer gesagt, dem Gefühl der Erleichterung und Freiheit, die dieses in ihrem Inneren auslösen wollte. Fall dieser Stevenson Recht hatte und Jesus dafür gestorben ward, die Sünde der Welt zu sühnen und damit die Möglichkeit geschaffen hatte, Vergebung bei Gott finden zu können, dann war es kein rächender Gott, der die Sünde suchte, um diese zu bestrafen, sondern ein liebender Gott, dessen Liebe stärker war, als sein gerechter Zorn. Sie hatte gelernt, dass Gott jede noch so kleine Verfehlung sah und abstrafte, ja sogar danach sah, ob nicht gerade eines seiner Kinder sündigte. Das war ihr bisher auch als normal und richtig erschienen und so hielten sie es auch mit ihren Kindern. Es war nämlich besser, diese beschäftigt zu halten und sie gar nicht erst in die Verlegenheit kommen zu lassen, sich einer Sünde schuldig zu machen, als sie dafür jedes Mal in konsequenter Härte abzustrafen. Dass mussten sie weiß Gott noch oft genug! Allerdings konnte sie kaum übersehen, dass gerade in letzter Zeit der Haussegen schief hing. Francis und Mathew konnten kaum mehr miteinander sprechen und ihr fiel es zunehmend schwerer, mit Martha so umzugehen, wie sie es bisher für richtig gehalten hatten. Nachdenklich kaute Molly unbewusst auf ihrer Unterlippe, während sie sich nach ihrer Familie umsah. Schnell entdeckte sie Francis im Gespräch mit Mr. Firth. Sicherlich wollte dieser mehr über Mr. Firth erfahren, denn Mathew schien ein ernsthafteres Interesse an Rebeccah zu haben. Kurz erwog Molly, ob sie ihren Sohn unter irgendeinem Vorwand aufhalten sollte, als sie ihn mit der Fünfzehnjährigen am Arm den Speiseraum verlassen sah. Mr. Firth schien keine Bedenken zu hegen und auch Francis machte keine Anstalten, Matt aufzuhalten. Ich muss mich doch wundern.. Wohl zum ersten Mal unterstellte Francis Matthew weder böse Absichten, noch unterstellte er ihm, dem Mädchen nur zum Spaß den Kopf zu verdrehen. Ob er genauso wie sie spürte, dass sie andere Wege im Umgang und Erziehung mit dem fast erwachsenen Sohn gehen mussten? Mollys Gesichtszüge entspannten sich, als sie an Martha dachte. Es hatte sie nicht viel gekostet und schon gar nicht Autorität, dass sie ihre Erziehung überdacht und die gewohnten Hiebe ausgesetzt hatte. Das allerdings war wohl eine Sache zwischen Martha und ihr. Francis würde niemals auf die gewohnten Strafmaßnahmen verzichten wollen und auch gar nicht sollen. Ben war in einem schwierigen Alter und brauchte stabile Grenzen, die zur Not mit Härte aufgezeigt werden mussten und auch Matthew brauchte eine konsequente Erziehung. Im Gegensatz zu Ben übertrat dieser die ihm bekannten Grenzen nämlich ganz bewusst - zumindest in den letzten Monaten. Andererseits hatten sie es vielleicht versäumt, diese weiter, dem Alter und der Reife Matts entsprechend, zu stecken. Darüber würde sie wohl mit Francis noch in Ruhe sprechen müssen -und vielleicht hatte Miss Spencer ja schon mit Matt über Fortbildung gesprochen? Molly war sicher, dass Matthew nicht wieder in die Schule gehen würde, aber vielleicht ein weiteres Lernen neben seiner Arbeit als Herausforderung empfinden würde. Mit einer gewissen Enttäuschung bemerkte sie, dass Miss Spencer mit ihren Kindern und ihrem Ex-Mann an einem Tisch saß. Besonders froh, ihren Ex-Mann zu sehen, schien Miss Spencer nicht zu sein. Molly zögerte, denn es erschien ihr unhöflich, diese Unterhaltung zwischen der Lehrerin und ihrem Ex-Mann zu stören, auch wenn diese Störung vielleicht willkommen wäre. Der Reverend hielt sich auffällig in der Nähe des Tisches auf und schien seine Aufmerksamkeit gerade durch seinen Sohn und einen Fremden teilen zu müssen. Diesen hatte Molly noch gar nicht kennengelernt, aber das Mädchen, dass nun mit ihm zum Buffet ging, passte so ziemlich genau auf die Beschreibung von Mrs. Porter und Ruth. Das musste die Kleine sein, die Mrs. Porter vorübergehend unter ihre Fittiche genommen hatte. Sally? Sarah, oder so? Molly blieb kurz stehen, als Jeremiah sich von seinem Pa verabschiedete und das Gasthaus verließ. Hoffentlich hängt das nicht mit Bens Abwesenheit zusammen? Hoffentlich findet Martha den Jungen.. Darüber, dass Martha nicht mehr am Buffet zu sehen war, machte Molly sich keine großen Sorgen. Martha war zuverlässig, gehorsam und wahrscheinlich auf der Suche nach Benjamin. Es war nett von ihr, sich auf die Suche zu machen und so Matthew den Rücken frei zu halten. Bis zum Buffet waren es nur wenige Schritte, so dass sie den zögernden Reverend überholend neben ihren Mann trat. Dieser stellte gerade eine Frage, die Molly erstaunt eine Augenbraue in die Höhe ziehen ließ. Rebeccah sollte heiraten? Das wird Matt nicht gefallen.. Natürlich war ihr bekannt, dass Rebeccah überflüssigerweise noch immer in die Schule ging, nur wen sollte sie denn bitteschön heiraten? Nun, ja - es waren wohl ein paar Fremde in die Stadt gekommen, aber welcher Mann will schon eine Frau ehelichen, die statt für einen ordentlichen Haushalt, konsequente Fürbitte und gute Mahlzeiten zu sorgen, in die Schule ging und dort alles Mögliche lernte, nur nicht, wie man eine gute Ehefrau wird? Andererseits war Mr. Firth nicht von hier und so war vielleicht auch sein Schwiegersohn in spe nicht von hier. Was wusste sie schon über die Sitten und Gebräuche des Heiden? Er hätte dies vielleicht erwähnen müssen, bevor Rebeccah Matt das Herz bricht. "Guten Tag, Mr. Firth." Höflich, aber mit kalter Stimme, begrüßte sie den Vater Rebeccahs.s Es kostete sie Überwindung, ihm die Hand zu reichen, aber was tat man nicht Alles um der Höflichkeit willen. "Die Herren unterhalten sich wohl gut? Wie ich höre, darf man ja dann wohl gratulieren. Wer ist denn der Auserwählte?" Unauffällig stellte sie sich so neben ihren Mann, dass sie dessen Hand mit ihrer berühren konnte, ohne dass Mr. Firth das gewahr werden konnte. Es war keine zärtliche Geste, eher eine Art Halt suchend. Molly war schockiert darüber, dass Rebeccah offenbar verlobt war und sich doch von Matt umwerben ließ.
Randall mit Erin, Clara u. Eli am Tisch am Fenster, Terry mit Jeremiah u. a. in unmittelbarer Nähe.
Leicht irritiert schüttelte Randall den Kopf, als der Reverend seine Aufmerksamkeit nun seinem Sohn widmete. Er entschuldigte sich zwar dem Ton nach bei seinem diesem Zeitungsverleger dafür, aber in Randalls Augen änderte das nichts daran, dass er Letzteren für den Jungen stehen ließ. Das war... nun, ja.. eher ungewöhnlich, zumindest in so einem konservativen Nest, wie Camden Village. Randall regte sich jedoch nicht darüber auf oder hielt sich länger damit auf, denn er würde wohl ähnlich reagiert haben. Die Bedürfnisse des Sohnes gingen ja wohl meistens vor einem Gespräch mit einem Freund, zumal man dieses ja offenbar später noch führen könnte. Wäre Randall nicht eifersüchtig und hätte er nicht Grund, den Reverend abzulehnen, fände er ihn beinahe sympathisch. Auf einmal gab es Etwas, dass die beiden gemeinsam hatten - einen Sohn, der ihrer Aufmerksamkeit wert war. "Was ist?" Randall legte seine Stirn in Falten und sah Erin mißmutig an. Was redete sie denn da wieder her? Das war dummes Zeug. Natürlich war sie immer noch Teil seiner Familie, seine Lebens und noch immer verband sie mehr miteinander, als die Kinder. Und überhaupt war diese von ihr geäußerte Ansicht, die Kinder verbänden sie, wohl ein Schwindel, denn sie hatte ja lange dafür gesorgt, dass er diesen nur ja nicht zu nahe kam! "Vielleicht sollten wir uns darüber unterhalten, wer hier wen verlassen hat. Ich bin zurück, weil Du Eli einfach zurück gelassen hast - nur, um das richtig festzustellen." Randall lächelte charmanter, obwohl er gerade andere Gefühle hegte. "Ich beweise Dir gerne das Gegenteil, Erin. In Deiner Gesellschaft fühle ich mich noch mit am Wohlsten." Auch das entsprach nicht in Gänze seinen Gefühlen. Er fühlte sich zu Erin hingezogen und seine gefühlt zu enge Hose machte ihm sehr deutlich, dass er ihr am Liebsten sofort sehr viel näher gekommen wäre. In ihrer Beziehung jedoch fühlte er sich gerade sehr unsicher und das konnte er nur kompensieren, so er Macht über sie ausübte. Selbstbewusst erhob er sich und trat neben Erin, wobei er seine Hand auf ihren Unterarm legte. Gewalt wollte er ihr zwar nicht antun - zumindest nicht in der Öffentlichkeit - aber er nötigte sie nun doch mit Nachdruck, ihn zu begleiten. "So also. Na, dann werde Dir wohl klar machen müssen, was uns noch miteinander verbindet, nicht? Die Kinder haben Hunger - also lass uns zum Buffet gehen - jetzt!" Leise, aber mit Schärfe, forderte er sie auf, ihm zu folgen. Er war immer noch der Mann im Hause Bowman-Spencer, auch wenn sie vom Richter geschieden worden waren. Klar, die Schuldfrage war mit seiner Schuld beantwortet worden, aber es war gemeinhin bekannt, dass es die Frau war, die ihren Mann dazu brachte, sie zu betrügen. Mehr Zuvorkommen im Bett- und ich hätte das nicht nötig gehabt.. Natürlich machte Randall sich gerade Etwas vor, aber er wollte Erin nicht hergeben, sondern ihren Körper besitzen - und Macht über sie ausüben. Schon die Vorstellung, wie er über ihr lag und sie vielleicht darum betteln würde, von ihr abzulassen, war durchaus erregend und ihm würde da schon noch so Einiges einfallen, dass sie seine Macht über sie akzeptieren lehrte. In seinen Augen lag ein gefährliches Glitzern, als er sich leicht zu Erin hinunter beugte. "Es wäre doch schade, so Stevenson.. ..Du gehörst mir!" Randall richtete sich wieder auf. Er war sicher, dass Erin seine Worte richtig verstand - und diese womöglich als Drohung empfand.
Es war wieder einer dieser Momente, in denen Selina Gabriels ausgeglichenes Gemüt bewundern musste. Das, was Warren kurz zuvor zu ihm gesagt hatte, war eindeutig eine Beleidigung gewesen, doch der Musiker ließ sich gar nicht darauf ein – zumindest nach außen hin. Gleichzeitig versuchte er sogar noch, der Situation etwas Spannung zu nehmen, indem er den Seitenhieb der Schmiedin entschärfte. Es stimmte ja, dass Geschmäcker verschieden waren, das musste sie auch zugeben. Dennoch hatte sie sich den Spruch Warren gegenüber nicht verkneifen können. Er war wahrscheinlich der einzige Mensch, der Gabriels Musik nicht würde leiden können. Und selbst wenn dem so war, würde er es niemals zugeben. Jetzt sowieso nicht mehr. „Wie wahr, wie wahr.“, entgegnete die Dunkelhaarige daher nur recht gelassen, als auch Warren meinte, es sei bloß eine Frage des Geschmacks. Wäre Selina nicht so abweisend all dem gegenüber, das mit Warren zu tun hatte, und hätte ein wenig über seine Einstellung gegenüber den Künsten der Musik nachgedacht, hätte sie ihren Schwager vermutlich sogar ganz gut verstanden. Sie war schließlich auch ein Mensch, der das ganze Jahr über harte, körperliche Arbeit verrichten musste, die vielleicht wirklich für die Allgemeinheit mehr von Nutzen war als ein Geigenspiel. Dennoch war Selina der Meinung, dass jegliche Künste – seien es nun Gemälde, geschriebene Werke oder eben die Musik – trotzdem zum Leben gehörten. Sie ernährten eben Seele und Geist und nicht den Körper an sich.
In dem Moment sprach Gabriel witzigerweise genau diese Gedanken aus und Selina musste auf seine Worte leicht schmunzeln. Dann tat er Warren sogar den Gefallen und beantwortete dessen Frage, was ihn denn hierher verschlagen hätte. Natürlich entging Selina nicht der warnende Blick des Ranchers, auf den sie aber nicht viel gab und diesen daher fast ebenso bösartig erwiderte. Allerdings verwandelte sich diese kurz aufflammende Wut schnell in eine gewisse Skepsis, als Warren plötzlich doch an Gabriel interessiert schien, kaum dass dieser seine verstorbene Schwester erwähnt hatte. Natürlich wollte er wissen, um wen es sich denn genau handelte. Schlimmer als die hiesigen Klatschweiber. „Er gehört zu Emma.“, hörte Selina sich dann sagen, noch bevor Gabriel die Frage beantworten konnte. Sie warf ihm kurz einen entschuldigenden Blick zu, wollte sie ihm doch nicht in irgendeiner Form auf die Füße treten. Sie hoffte, er würde verstehen... Als ihr Blick wieder zu Warren ging, lag nun ihrerseits eine deutliche Warnung darin. Immerhin war Emma ihre beste Freundin gewesen und sie hatte hin und wieder wegen Mary zwischen ihr und Warren die Wogen glätten müssen. Sie wusste, dass Warren Emma als Lehrerin nie sonderlich geschätzt hatte und als Mensch vermutlich auch nicht. Er sollte bloß nichts Falsches über sie sagen, sonst warf Selina ihre guten Vorsätze, wenigstens in der Öffentlichkeit halbwegs nett zu ihrem Schwager zu sein, völlig über den Haufen.
Eric und Sarah bei Terry und Jeremiah, dann am Buffet
Für gewöhnlich hätte Sarah auf die Kopfschmerzen ihres Vormunds recht schnell reagiert. Er bemühte sich immer, nichts davon zu zeigen, aber sie war sensibel und auch intelligent genug und kannte die Anzeichen mittlerweile ziemlich gut. Doch obwohl sie für einige Momente das Bedürfnis spürte, seine Hand zu ergreifen oder ihm auf eine andere Art zu zeigen, sie wisse sehr wohl um sein Leiden, traute sie sich vor all den fremden Menschen nicht, so viel von ihren Gefühlen preiszugeben. Zudem war da dieses schiefe Grinsen ihres Onkels. Es zeigte ihr, wie wenig sie ihn mit ihrer Geschichte vom großen Appetit überzeugt hatte. Es war wirklich dumm, wenn man so schlecht im Flunkern war... sie sagte sich, es sei wohl besser, erst einmal ein wenig Zeit verstreichen zu lassen, damit das peinliche Gefühl sich legte, ihn angelogen zu haben, was schließlich sehr ungezogen war. Schlußendlich zog sie es daher vor, ihm schweigend zu folgen.
Am Buffet angekommen ließ das Mädchen seinen Blick an den Platten und Tellern entlang gleiten. Da waren viele Dinge, auch manche, die sie gern mochte. Nur daß es ihr leichter gefallen wäre, die verlockenden Speisen zu bewundern, hätten sich nicht so viele Menschen rundum gedrängt. Sie fühlte sich gehemmt und wäre von allein gewiß nicht auf den Gedanken gekommen, sich an den Leckereien zu bedienen. Eric jedoch nahm ihr die Wahl ab und drückte ihr einen Teller in die Hand, der sich in ihren kleinen Fingern groß und schwer anfühlte. Die Aufforderung hätte er gar nicht mehr mit Worten unterstreichen müssen – sie war an der Reihe, sich etwas auszusuchen. Zögerlich schaute sie am Buffet auf und ab. Endlich ging sie langsam auf eine Platte mit dünnen Schinkenscheiben zu und spießte vorsichtig mit einer Gabel eine davon auf, die sie auf ihrem Teller plazierte. Das rote Fleisch stach grell vom hellen Untergrund des Tellers ab und wirkte reichlich verlassen auf dem großen Rund aus Porzellan. Sarah stellte sich also auf die Zehenspitzen und entschied sich nach einer Weile für den nicht weit entfernt stehenden Kartoffelsalat. Mit einem Löffel beförderte sie eine Portion davon neben die Schinkenscheibe, die kaum der Rede wert war. Aber immerhin, sie hatte nun zwei Speisen auf dem Teller, was nicht mehr gar so ärmlich wirkte.
Etwas weiter entfernt stach ihr noch eine kleine Pyramide ins Auge, die, wenn sie nicht falsch lag, aus kleinen Früchtekuchen oder einem ähnlichen Gebäck gebaut war. Sie waren mit Zucker bestäubt und sahen verführerisch aus, doch hätte sie den betreffenden Teller nicht erreichen können, ohne in einer waghalsigen Aktion über mehrere andere Gerichte hinweg zu greifen. Sie war einfach zu klein. Da es ihr zu riskant und auch zu undamenhaft erschien, selbst direkt zuzugreifen – sie wollte schließlich Onkel Eric zeigen, wie gut sie sich benehmen konnte – wäre ihr nur noch die Möglichkeit geblieben, ihn um Hilfe zu bitten. Einem anderen zur Last zu fallen war ihr aber auch schrecklich unangenehm, weshalb sie lieber auf ein Stück Kuchen verzichtete. Vielleicht, tröstete sie sich, nahm ja später noch irgend jemand den Kuchenteller und stellte ihn zufällig in ihrer Reichweite ab, oder sie kam auf andere Weise an einen Bissen von dem Backwerk, ohne sich an jemanden wenden zu müssen. Sie hob ihren Kopf, sah Eric an und hielt den Teller etwas höher. "Ich bin fertig!" piepste sie kaum hörbar durch das Stimmengewirr. Puh, wieder eine Hürde genommen! Nun würde sie erst einmal in einem stillen Eckchen essen, womit sich, entsprechend kleine Bissen und langsames Kauen vorausgesetzt, eine längere Zeit überbrücken ließ. Und wenn sie Glück hatte, fiel sie dabei niemandem weiter auf und wurde weder angesprochen, noch ausgefragt oder bekam gar über ihr Haar gestreichelt, was sie am allerwenigsten mochte.
Mister Mac Kay schien über die Frage nach Matt und der Schule nicht glücklich zu sein. Er antwortete dem Araber nur oberflächlich und versuchte dann die Fragerei wieder umzulenken. Nicholas nickte. "Ja, Mister Mac Kay. Das meinte ich. Es ... " Er unterbrach sich selbst, als Mrs. Mac Kay heran trat und ihn ziemlich unterkühlt begrüßte. Nicholas drehte sich zu der Frau um, die ihm knapp die Hand reichte, nahm diese sanft und verbeugte sich leicht. Doch dann konnte er sich ein freundliches Schmunzeln nicht verkneifen.
"Oh, nein, verzeihen Sie, da liegt ein Missverständnis vor. Rebeccah ist nicht verlobt." Soweit ich weiß! "Wir sprachen nur davon, was wäre mit der Schule, wenn Rebeccah einen Mann gefunden hat." sagte er freundlich, ohne Mrs. Mac Kay direkt zu verbessern.
Dann sah er den Mann wieder an, ohne die Frau unhöflich zu ignorieren. "Wir sind schon eine Weile unterwegs, bevor wir hier her kamen. In dieser Zeit hatte Rebeccah die Gelegenheit vieles zu lernen, was sie als gute Ehefrau braucht." erklärte er, ohne genau zu bestimmen, was und wo.
Nicholas blieb weiterhin arabisch-freundlich und lächelte. Doch innerlich war ihm die Situation unangenehm. Er zögerte zwar nicht bei seinen Antworten, schließlich hatte er nichts zu verbergen. Doch gerade bei Mrs. Mac Kay war spürbar, dass sie ihm ziemlich misstraute. Nun ja, er war der Saloon Besitzer. Was auch immer er sich dabei gedacht hatte, es war ein dumme Idee gewesen. Womit Nicholas in Gedanken wieder bei einem Pächter war, dem er die Leitung des Saloons überlassen konnte. Und bei der Idee wieder mit Stoffen und orientalischen Waren zu handeln. Hier im Ort gab es noch genügend freie Häuser, die sich als Laden eigneten. und er würde nicht mal eine Konkurrenz für andere Händler sein.
Und dann kamen die Gedanken wieder, die er sich schon machte, seit er Rebeccah aufgenommen hatte. War es wirklich gut für sie gewesen mit einem Heiden in der Weltgeschichte umher zu ziehen? War es wirklich gut, dass er keine Frau an seiner Seite hatte, die Rebeccah etwas beibringen konnte? Sicher, sie hatte eine strenge und gute Erziehung durch ihren Vater genossen. Aber wirklich noch etwas beibringen hatte Nicholas als Mann ihr einfach nicht können. Und seine Versuche sie in den Städten in Nähkreisen für Mädchen unterzubringen, waren zwar nett gemeint, hatten aber sicherlich auch nicht viel gebracht.
Um so wichtiger empfand Nicholas es, dass sie hier endlich sesshaft geworden waren. Und so wie es schien, hatten Rebeccah und Matt sich gefunden. Worüber er froh war. Denn sie hatte es eh schon nicht leicht als Zugereiste und dann noch mit einem Heiden als Ziehvater, der obendrein noch der Besitzer des Saloons war!
Doch von seinen Gedanken merkte man Nicholas nichts an. er lächelte weiter freundlich.
Obwohl Luka für das Land hier recht groß war und auch nicht gerade unscheinbar wirkte, gab es da doch so eine Art an ihm, die ihn bescheiden und manchmal auch etwas unsicher wirken liess. Nicht wie ein Mann, der nicht wusste, was er wollte, sondern eher aus reiner Höflichkeit heraus. Aber er hatte dennoch etwas das Gefühl, dass er wohl das Gespräch der beiden Fraue unterbrochen und sich unangenehm eingemischt hatte. Er hatte jedoch aus reiner Höflichkeit die Besitzerin des Gästehauses angesprochen, weil die junge Dame (Holly) dessen Name er immer noch nicht wusste, mit dieser Frau gesprochen hatte und ihn dennoch eingeladen hatte, ihm zu folgen. Worüber er sich in diesem Gewühl natürlich sehr freute, kannte er doch die wenigsten. Dabei hatte dieses reizende Wesen vielleicht mit ihrem mimischen Andeutungen auch nur gewollt, dass Luka sich am Buffet bediente. Egal. Es war eh zu spät. Er hatte die ältere Dame freundlich angesprochen, in der Hoffnung, dass er nicht in irgendein Fettnäpfchen getreten war. Und selbst wenn, es gab immer auch einen Ausweg. So hatte er sich dann eben vorgestellt und den Anblick des Buffets gelobt, aber voller Ernst, denn es sah wirklich köstlich aus. Natürlich hatte seine Vorstellung auch noch einen anderen Grund: Er wollte unbedingt den Namen dieser interessanten jungen Frau wissen. Aber irgendwie kam es dann alles ganz anders. Die junge Frau wurde von anderen Gästen etwas eingespannt, ihnen etwas von dem und diesem zu reichen und so hatte sie nun leider alle Hände voll zu tun. Andere Gäste wiederum allerdings bedienten sich selber. Und die ältere Dame (Kate) hatte erst freundlich zurückgenickt, schien dann aber eben etwas irritiert. Vielleicht lag das aber auch u.a. an Lukas schweren Akzent. Daher fragte sie dann auch nach, ob sie seinen Namen richtig ausgesprochen hatte. Es kam fast hin, ja eigentlich war alles richtig, denn so hatte er es auch versucht im amerikanischen auszusprechen und er nickte freundlich und senkte dabei leicht seinen Kopf, aber nicht seinen Blick. »Ja, das sein rrrichtig. Töwätsch wirrrd mein Name ausgesprrrochen.« erwiderte der Kroate dann leise und bescheiden auf eine aber hoffentlich angenehme Art und mit seinem rollenden R in der Ausssprache. Und er laubte da einen Hang Unsicherheit bei der Frau zu spüren. Nicht, dass sie an sich unsicher wirkte, im Gegenteil. Aber ja, Luka hatte sich wohl einfach zu weit vorgewagt. Doch da musste er durch und er war ja nicht die Unsicherheit in Person.
Und auf die Frage von Mr. Faley, dessen Namen er nur mal gehört hatte und von der er aus ging, dass es sich eben um diese jene Person handelte, ihn fragte, was ihr die Ehre verschaffte, räusperte sich Luka und hielt dezent seine Faust vor den Mund.
»Oh, bitte, tun Sie mir verzeihen. Ich .. ich wollten nicht unhöflich sein. « Luka lächelte charmant und nun aber auch leicht ertappt. »Ich sein aus Versehen zusammen ... gestossen mit ... mit Ihrrerr Mitarrrbeiterrrin ...« Frei heraus war er und direkt, wenn auch leicht zögerlich und schaute kurz in Richtung Holly. »Und ... nun ja, wir kamen uns kurz ins Gesprrräch ... « Luka fragte sich gerade, was mit ihm los war. Er wusste ja nicht einmal, dass die Besitzerin die Mutter der holden jungen Mitarbeiterin war. Aber er stand eben gerade ihrer Arbeitgeberin gegenüber. Und nicht irgendwem. Doch dann räusperte er sich und sprach frei heraus: »Nun ja. Ich sein wegen Empfang hier. In Ihrem Haus. Einem schönen Haus ...« Luka deutete auf den Raum, in dem er ein wenig mit seinen Armen deutete. Aber was sollte er nun sagen? Er war doch sonst Damen gegenüber nicht sooo unsicher. Oder lag es einfach an der ihm noch unbekannten, vom Namen her, Mitarbeiterin, die er eigentlich etwas von ihrer Arbeit abgehalten hatte. Doch dann lachte Luka ganz leicht. Es war ein aufrichtiges, aber auch entschuldigendes Lachen. Es zeigte, dass es ihm unangenehm war, dass er hier ein wenig in schlechten Englisch herumstotterte und die Frau wohl auch vielleicht von ihrer Arbeit abhielt. Und doch wirkte der Kroate dabei nicht klein oder schleimerisch, schon genug selbstbewusst, nur eben auch nicht aufdringlich, schliesslich war er noch recht neu in der Stadt. Es war einfach eine seltsame Situation, aber keine unziemliche, vielleicht einfach nur eine, die etwas schief gegangen war, aber er wusste ja nicht, wie sein Gegenüber das empfand. Immerhin hatte sie Luka gefragt. Und nun war es Lukas interessierter Blick, der gespannt auf eine Reaktion war. Dabei verschränkte er seine Hände ineinander und lächelte freundlich und nicht aufgesetzt. Und so bekam er auch nicht viel von dem mit, was um ihn herum passierte. Nicht mal, dass Megan und dieser Jesse den Raum verliessen, andere auch und wieder andere dazu kamen. Er konzentrierte sich auf sein Gegenüber.
(sorry, muss erst mal wieder richtig reinfinden *g* unsere letzten Posts findest du dann auf Seite 14 *g*)
Relativ schnell hatte Gabriel beschlossen, diesen Mann, den Schwager von Selina, nicht zu ernst zu nehmen und doch so, dass es nicht unhöflich und feige wirkte. Der Mann war ihm nicht nur wegen Selinas vorheriger Meinung unsympathisch.Mr. Simones war nun mal wie er war: Ein Mann, der glaubte, er wäre die Krönung der Schöpfung. Solche Menschen kannte Gabriel nur zu gut und auch wenn es hier in Camden vielleicht anders war als bei den neureichen oder Reichen und Mächtigen der Grossstädte, Gabriel kannte es nur zu genau. Und so sehr viel unterschieden sie sich nicht. Gabriel hingegen wusste, wer er war und was er konnte und ähnlich wie sein männliches Gegenüber, wusste Gabriel ganz genau, womit er sein Geld verdiente. Man konnte vielleicht wirklich von Glück sagen, dass Gabriel auf seine Weise auf dem Boden geblieben war, er hatte schon ganz andere "Künstler" kennengelernt, die sich dermaßen etwas auf sich einbildeten, dass sie von einem Simones hier in Grund und Boden gestampft worden wären. Aber Gabriel hatte andere Qualitäten. Er mochte nicht kräftig sein im Austeilen, körperlich und schiessen konnte er inzwischen auch noch nicht wirklich, aber das war ihm egal. Er war weit entfernt darin, sich mit anderen zu messen. Er arbeitete auf seine Weise hart. Hier trafen eben einfach zwei sehr unterschiedliche Welten zusammen und Gabriel akzeptierte es. Dennoch wollte er auch nicht wohlwollend erscheinen. Er hatte nicht gegen diesen Mann, der nun mal war, wie er war und der Gabriel schon beleidigt hatte. Aber würde Gabriel darauf mit Aggression reagieren, wäre es nicht anders als in der Kneipe oder im Krieg: Gabriel war kein Mann, der sich auf solche Machtkämpfe einliess.
Das Selina dann für ihn antwortete, liess ihn schon kurz innehalten, aber es war kaum zu merken. Er war eh für die Gleichberechtigung der Frauen. Er war ihr also nicht böse, im Gegenteil. Vielleicht wollte sie ihm einfach nur die unangenehme Antwort ersparen. Aber nun war es raus und Gabriel zeigte etwas Mitgefühl, denn er schämte sich dessen nicht. Seine Schwester war nun einmal tot. Und der Tod eines Menschen war hoffentlich fast jedem heilig. Schliesslich hatte er sich vor Simones nicht zu rechtfertigen und so zeigte Gabriel offen und doch mit einer gewissen Contenance, dass ihn das Thema nicht kalt liess. Er nickte und senkte kurz seinen Blick, aber auch, um sich schnell wieder zu sammeln. Nur kurz war f er dann Selina einen Blick zu. Er wusste ja, dass sie ihren Schwager nicht ab konnte und auch Gabriel den Mann nicht sonderlich mochte, aber er war immerhin so höflich gewesen, Gabriel zu fragen, und sei es nur die Floskel: "Gestatten Sie". Aber da war Gabriel vielleicht eben anders. Und dann blickte er den Mann fest an: »Ja, meine Schwester war Emma Thompson. Ehrlich gesagt Halbschwester ... « fügte Gabriel sogar ehrlich zu. Aber diese Ehrlichkeit hatte einen Sinn: Er hasste Spekulationen, Gerüchte, Gespräche hinter vorgehaltener Hand. Gabriel war für eine gewisse Offenheit. Und es war nun einmal eine Tatsache, dass er "Nur" der Halbbruder war. Aber war das wichtig? Selbst wenn Emma noch leben würde, war es nicht wichtig. Und das er versuchte, hier zu entschärfen, hatte nichts mit Feigheit zu tun. Zumindest nicht für Gabriel und hoffentlich auch nicht in den Augen von Selina. Vielleicht mochte Mr. Simones sonst was in ihm sehn, ein Weichei sogar, aber auch das war Gabriel egal. Er mochte solche Niveaus nicht. Wusste aber, dass es oft so lief. Und vielleicht war das auch ein Grund, warum Gabriel wegen seiner Berühmtheit nicht so einen Aufstand machte. Denn er war wirklich nur ein ganz normaler Mensch.
»Ich hoffe nun, Mr. Simones, das Ihre Frage damit zu Ihrer Zufriedenheit und somit restlos beantwortet ist, warum ich hier bin ... « ergänzte der Musiker ganz souverän, aber ernst, fast wie in einem Nebensatz, doch die Bedeutung in seiner gesten Betonung war durchaus weit bedeutender. Denn seine Stimme klang seltsam fest, fast bestimmend, aber nicht bevormundent. Doch Gabriel hatte eben seine Art, Grenzen aufzuzeigen. Höflich und souverän. Und hier zeigtge er auf seine Art, wo es endete. Und er schaute dabei Simones seltsam fest an, vollkommen unbeeindruckt für das, was vielleicht noch folgen würde. Dabei meinte es Gabriel nicht einmal böse, und doch auf seine Weise bewusst: Eigentlich verwies er Simones gerade indirekt sehr in dessen Schranken.
Das Selina in ihrem Schwager jemand sah wie eine männliche Tratschtante, soweit dachte Gabriel nicht einmal. Er zählte 1+1 zusammen: Selina war Emmas beste Freundin gewesen, Mr. Simones nun mal Selinas Schwager, somit kannte er Emma sicherlich. Und so wie er beide Frauen kannte, beziehungsweise seine Schwester kurz gekannt hatte, waren sie selbstbewusste Frauen, die diesem Rancher ein Dorn im Auge waren. Denn es passte nicht zu seinem Verhalten. Und so hoffte Gabriel klar und deutlich ausgedrückt zu haben, dass er nun nicht gewillt war, weiter über das Thema zu sprechen. Wenn doch, würde auch ein Gabriel Marlowe ungemütlicher werden können. Aber Gabriel hoffte, dass der Mann, der zwar gerne zeigte, wer er war, genug Anstand besaß, zu verstehen. Denn wenn er nun wusste, um wen es sich handelte, würde er wohl auch wissen, auf welch tragische Weise Emma ums Leben gekommen war. Innerlich hoffte Gabriel nun allerdings auch, dass Simones nicht die Beziehung zu Thunder erwähnte, denn Gabriel hatte diesen selber noch kennengelernt, als niemand wusste, wer er gewesen war. Nun würde es sich herausstellen, ob Gabriel nicht doch vielleicht die Contenance verlieren würde, wenn Simones auch nur ein falsches Wort deswegen verlieren würde ...
Gabriel glaubte zu sehen, dass die Blicke zwischen Selina und Warren nicht gerade voller Liebe waren und er würde auch eher für Selina Patei ergreifen, aber er hoffte dann doch, dass sich nun beide zusammen rissen, denn auch wenn er Selina mehr als mochte, es würde einfach keinen Sinn machen, dort und hier zu intervenieren ... und er hoffte, dass Selina das einsah. Er würde es zwar tun, aber nur, wenn es wirklich nötig war.
Eric war schon sehr froh, dass seine Nichte kein bisschen auf seine Kopfschmerzen einging. Vielleicht hatte er es auch nur so gut kaschiert, dass sie es gar nicht mitbekommen hatte. Und dennoch wusste er, wie feinfühlig und aufmerksam seine Nichte war. Fast ahnte er manchmal, dass sie abwägte, wie sie ihren Onkel gegenüber trat. Zumindest glaubte er es. Sarah war schon etwas ganz besonderes. Im Positiven, auch wenn Eric so manchmal seine Schwierigkeiten hatte. Aber das war doch nur normal. Und auch Sarahs Verhalten. Beide hatten einen, den geliebten Menschen verloren. Eric seine Schwester und Sarah, was noch viel schlimmer war, ihre Mutter. Und nun blieb dem armen Ding nichts anderes übrig, als sich ihrem Onkel zu fügen. All dies und vieles mehr machte Eric dennoch zu schaffen. Er war das einfach nicht geohnt. Er hatte nie selber ein Kind aufgezogen und nun musste er sich um ein Mädchen von 9 Jahren kümmern. Er wusste natürlich, dass er das schaffen würde.Aber niemand ahnte, was in seinem Kopf vor ging. Genauso wenig, wie er ahnte, was in dem Kopf seiner Nichte vorging.
Nun aber waren sie erst einmal wieder alleine am Buffet und Sarah verhielt sich in Erics Augen ganz normal. Sie akzeptierte, dass nicht Eric ihren Teller füllte, sondern sie aufgefordert hatte, dies selber zu tun. Schliesslich war sie alt genug und Eric wollte Sarah zur Selbstständigkeit erziehen, so wie es seine Schwester schon getan hatte. Und so beobachtete er einfach, wie Sarah sich am Buffet bediente. Ja, natürlich war es klar, dass es wenig sein würde. Aber ok. So ganz sah er dann allerdings nicht ihren Blick zu den leckeren Kuchen, da er kurz die Augen schloss, wegen seinen Kopfschmerzen. Warum nur mussten die ausgerechnet jetzt und aus heiterem Himmel kommen? Und so stellte Eric seinen noch unbenutzen Teller einfach wieder zu den anderen, während Sarah sich zaghaft bediente. Er hatte gerade alles andere als Hunger. Wenn er diese Kopfschmerzen hatte, wurde ihm oft auch regelmässig schlecht. Kaum hatte er seinen freien Teller wieder weggestellt, wurde er von einer älteren Dame angesprochen: »Mögen Sie denn nichts Essen? Das sieht doch wunderbar aus, oder etwa nicht?« Eric zuckte leicht zusammen und blickte die Dame kurz mit grossen Augen an lächelte dann aber souverän. Die hatte ihm gerade noch gefehlt. Er wusste im Moment eh nicht, wer sie war und lächelte nur: »Nein, ich mag gerade nichts essen, aber herzlichen Dank!« Eric war da direkt und höflich, so hoffte er. Aber er war für den Moment auch einfach irritiert. Und fast sah es aus, als wollte sie ältere Dame noch sehr viel mehr wissen, über ihn oder seine Nichte, nickte Eric einfach nur fest und klar und drehte sich so höflich wie nur möglich von der Frau weg, auch wenn das vielleicht unhöflich wirkte. Aber es war auch nicht gerade höflich von der älteren Dame gewesen ... und dann sah er Sarah an und lächelte gequält. Sarah hatte schon längst ihren dünn belegten Teller Eric in die Höhe gehalten und gesagt, dass sie fertig wäre. Und Eric nickte nur leicht gereizt, schenkte Sarah dann aber ein liebes Lächeln. »Gut, mein Schatz, dann lass es dir schmecken. Wenn du an was nicht ran kommst, sag Bescheid ...« meinte er noch schnell und schob Sarah dann etwas vorsichtig bei Seite, einfach um nicht mehr mit dieser seltsamen Dame reden zu müssen. Normalerweise hätte er sich ja höflich vorgestellt. Aber das hatte sie ja auch nicht. Und so drückte er sich mit Sarah möglichst etwas weg, eben in eine Ecke, wo er hoffte, alleine zu sein mit Sarah. Dann aber massierte er wieder seine Schläfen und stöhnte leicht innerlich auf. Die ältere Dame hatte ihnen dann aber doch noch einen vernichtenden Blick zugeworfen, war dann aber erst einmal irgendwie in der Masse verschwunden und Eric schien erleichtert. Und so schaute er Sarah etwas genervt an, ohne ihr zu vermitteln, dass er von ihr genervt war. »Und? Schmeckt es dir?«
Eric versuchte nicht zu zeigen, dass er für den Moment etwas neben sich stand.
Während Matt noch ein wenig Süßholz raspelte was den Spaziergang betraf, konnte Joe darüber nur leicht lächeln, als diesem die Gabel in den Teller fiel. "Wird schon schief gehen", gab er seufzend an Matt zurück. Glücklicherweise erhoffte er sich nicht allzu viel. Er würde es einfach mal versuchen und sehen, wie weit er kam. Ansonsten würde er sich eben irgendeine andere Arbeit suchen müssen. "Mich hat es auch gefreut, Miss." Joe schenkte Rebeccah ein freundliches Nicken und lächelte. "Für die Jacke habe ich heute noch genug Zeit. Bis später, Matt." Dass er die Jacke später flicken würde hatte er ohnehin so vorgehabt, entweder vor dem Abendessen oder noch abends danach. Die Sache hatte aber noch Zeit und vermutlich würde er sich noch genügend Gedanken darüber machen müssen, wie er den Riss richten sollte, damit die Jacke am Ende nicht aussah wie ein Flickwerk. "Ich werd's ausrichten, falls jemand nachfragt", antwortete er. "Mach aber keinen Blödsinn." Die letzten Worte sagte er mit einem Grinsen und in einem Tonfall, der deutlich ausdrückte, dass es sich dabei um einen Scherz handelte. Er wollte Matt in keiner Weise vorwerfen, dass dieser irgendetwas Unangemessenes tun würde, ob absichtlich oder ungewollt und inzwischen war er ziemlich sicher, dass Matt seine Scherze verstand und sie ihm nicht übel nahm. So wie er das Mädchen ansah brauchte man sich wohl keine Sorgen zu machen, dass Matt sich ihr gegenüber nicht angebracht verhielt. Er hob noch einmal die Hand zum Gruß und ließ die beiden, die es offenbar eilig hatten nach draußen zu kommen, alleine zurück. Hätte Matt ihn nicht erneut daran erinnert, hätte Joe das Gespräch mit dem Bürgermeister wahrscheinlich noch eine ganze Weile aufgeschoben. Zwar hatte er sich die ganze Zeit über selbst gesagt, er würde sich noch während der Feier darum kümmern, aber bisher hatte er schließlich noch nicht einmal ansatzweise Anstalten gemacht, tatsächlich etwas zu tun. Das lag vermutlich einfach an der Tatsache, dass er bei der Angelegenheit ein mulmiges Gefühl in der Magengrube hatte. Der Grund war nicht schwer zu erraten. Er kam daher mit einer Menge an Geld, die gerade mal als Anzahlung für die Sattlerei taugen würde, und das als Fremder. Joe war darauf angewiesen, dass die Stadt vielleicht dringend einen neuen Sattler brauchte und nicht zuletzt auf das Bauchgefühl des Bürgermeisters, das diesen hoffentlich davon überzeugen würde, dass er einen vertrauenswürdigen jungen Mann vor sich hatte. Joe würde natürlich sein Bestes geben, Camdens Bauchgefühl zu unterstützen. In dem Moment, in dem er an den Bürgermeister herantrat, verdrängte er jedoch alle Gedanken, die für diesen Augenblick nicht unbedingt nützlich waren gekonnt und setzte sein typisches freundliches Lächeln auf. "Einen schönen Sonntag, Bürgermeister Camden", grüßte er höflich, senkte kurz den Kopf und stellte sich vor. "Mein Name ist Jonathan Leery ..." Er reichte dem Bürgermeister seine Hand, während er weitersprach. "Ich habe ein Anliegen und wäre froh, wenn Sie einen Augenblick für mich erübrigen könnten. Natürlich nur, wenn ich gerade nicht störe." Er war nervös, natürlich. Vor allem auch da er nicht wirklich wusste, wie er den alten Mann nun einschätzen sollte. Am besten gab er sich einfach wie sonst auch. Freundlich lächeln, hier und da ein kleiner Scherz, ungute Gefühle überspielen. Das hatte bis jetzt jedenfalls immer funktioniert.
"Wird schon, werden, Joe." Matt grinste verlegen, konnte seine Worte aber nicht mehr zurücknehmen. Diese schienen ihm gerade unangemessen zu sein. Als ob Joe Ermutigung nötig hätte- und dann noch von mir. Der Themawechsel Joes kam ihm also entgegen und mit Glück, fühlte Joe sich nicht von ihm bevormundet. "Gut - die Jacke brauche ich ja noch ein bisschen. Ich sehe Dich heute Abend." Rebeccah hatte den Kuchen abgelehnt, stimmte seinem Vorschlag jetzt zu gehen, jedoch gerne zu. Schmetterlinge stoben in Matts Magen auf, als sie seinen Arm nahm und ihm so ihr Vertrauen aussprach. Während Joe und Rebeccah sich freundlich voneinander verabschiedeten, aß Matt noch schnell das letzte Stück Kuchen auf, das Rebeccah abgelehnt hatte. Erstens würden seine Eltern ihn später deutlich spüren lassen, wie wenig einverstanden sie damit waren, so er den Teller noch halbvoll zurückstellte und zweitens - und das war das wichtigere Argument - war der Kuchen köstlich und eine mehr als gelungene Alternative zu den Kuchen, die seine Ma und Matha sonst buken. Er würde ihn auf dem Weg nach draußen einfach am Buffet abstellen oder aber einem dem Barkeeper in die Hand drücken. "Ich doch nicht, Joe. Was Du wieder denkst." Matt spielte grinsend den Entrüsteten, obwohl er wusste, dass Joe nur einen Scherz gemacht hatte. Joe kannte seinen Ruf hoffentlich nicht oder schenkte diesem zumindest keinem Glauben. Anderenfalls würde er sich jetzt wohl kaum dazu bereit erklären, Martha und ihn im Zweifel bei den Eltern zu entschuldigen. "In dem Fall - sollten wir einfach gehen." Matt grinste, während er mit Rebeccah an seinem Arm in gebührendem Abstand zu seinen Eltern der Tür zustrebte. Sie hatte also ihrem Ziehvater nichts von ihrem Spaziergang gesagt. Das schien nicht zu ihr zu passen, so dass Matt sich fragte, wieviel sie von ihm wusste oder gehört hatte. War er ihr vor Mr. Firth peinlich oder fürchtete sie, dieser werde ihr diesen Spaziergang verbieten? Danach würde er sie später fragen müssen, denn gerade trat ihm zufällig Jimmy in den Weg, dem er den Teller in die Hand drückte. "Danke." Mehr Worte machte er darum nicht, denn immerhin arbeitete der Barkeeper hier und so war es wohl dessen Job, hinter den Gästen hinter her zu räumen. Für den Bruchteil von einer Sekunde blieb sein Herz gefühlt stehen, als seine Mutter ihn zu mustern schien. Sie stand inzwischen neben seinem Vater und Matt war sicher, dass sie diesen auf seinen Abgang mit Rebeccah hinweisen würde. Zu Matts Überraschung tat sie aber nichts dergleichen. "Hui., das ging gerade gut.." Erleichterung ließ Matt aufatmen, während er mit Rebeccah durch die Rezeption aus dem Gästehaus ging. An der Rezeption entdeckte er zunächst Cassidy und Sophie, denen er im Vorbeigehen ein grüßendes Lächeln schenkte. Sie würden ihn vermutlich entbehren können und ihm war es ganz lieb, so Cassidy und ihre Freunden in ihr eigenes Gespräch vertieft waren. Dieses schienen sie mit den Browns zu führen. Diese kannte Matt nicht näher, wusste aber, dass einer davon Anwalt war. Den dritten Mann im Gespräch konnte er gerade nicht einsortieren. Falls er diesem schon einmal begegnet war, konnte er sich gerade nicht erinnern. "Guten Tag, die Herren, die Damen." Die Höflichkeit gebot es, diese nun doch kurz zu grüßen ohne sie jedoch in ein Gespräch zu verwickeln. Rebeccah hatte vermutlich auch kein Interesse daran, jetzt doch noch aufgehalten zu werden, denn jedes Gespräch könnte ihren Vater auf den Plan rufen. "Machen wir einen Spaziergang an den See? " Matt legte seinen Kopf ein wenig schief und sah die Fünfzehnjährige fragend an. Der Forest Lake bei Schnee und Eis war von berauschender Schönheit und noch war die Schneedecke auf dem Indiantrail an beiden Ufern noch weitgehend unberührt. Es musste herrlich sein, dort durch den Schnee zu gehen. Außer war der Weg breit genug, um Shy Boy an der Hand mit führen zu können, ohne dass es für Rebeccah gefährlich werden konnte, wobei Shy Boy ohnehin keiner Fliege etwas zu Leide tun würde. Nur der Gedanke an den Forrest Creek ließ ihm keine Ruhe. Nein, nein- viel zu gefährlich. Wie leicht könnte Becky dort stürzen.. wer weiß, wie es ihrem Fuß geht.. nachher knickt sie noch um. Matt ahnte, dass er diese Sorge um Rebeccah zwar spürte, aber ein gut Teil mit seiner Fürsorge übertrieb. So gefährlich war es im Mündungsbereich des Creeks oder an der Brücke nun auch wieder nicht. Er wollte einfach nur nicht dort hin, wusste aber nicht zu sagen, warum eigentlich nicht. Sollte Rebeccah ausgerechnet dorthin wollen, würde es ihm wohl schwer fallen, ihr sein Nein zu erklären. "Gib mir nur vorher ein paar Minuten in der Lakestreet, ja? " Fragend sah er Rebeccah an, während er ihr in den Mantel half. Ein bisschen verlegen hielt Matt für Rebeccah die Tür des Gästehauses auf. Es wer ja nicht so, dass er Rebeccah sofort in sein Zimmer schleppen und verführen wollte. Nein, das durfte sie gar nicht erst befürchten müssen! "Ich will mich kurz umziehen, muss ja nicht meinen Sonntagsanzug ruinieren, wenn ich Shy Boy hole. Nach Dir." Diese Erklärung war vielleicht ähnlich ungeschickt und stellte Rebeccah vor vollendete Tatsachen in Bezug auf Shy Boy, aber es war immer noch besser, als wenn sie aufgrund seines Rufes Schlimmeres annähme.
Randall mit Erin, Clara u. Eli am Tisch am Fenster (Terry in unmittelbarer Nähe, Jerry geht)
Erin zuckte ein wenig zurück, als Randall sichtlich schlecht gelaunt auf ihre Worte reagierte und sie spüren ließ, dass er ihre Worte für dummes Zeug hielt. Darüber selbst verstimmt, legte sich ihre Stirn in Falten und sie sah Randall keineswegs mehr freundlich an. Und als er auch noch zu einem unnötigen Tiefschlag ausholte, indem er ihr Fehlverhalten in Bezug auf Eli erwähnte, war es vorbei mit ihrer Ruhe. Doch selbst jetzt, wo Randall ihr verbal vor den Kindern mehr zusetzte, als nötig, war sie um den Anstand bemüht. Sie wollte nicht hier eine Szene riskieren, schon gar nicht den Kindern das Gefühl geben, dass etwas nicht in Ordnung war. Ihr persönlich war längst klar geworden, was Randall versuchte. Mit diesen hübschen, teuren Geschenken an die Kinder, mit seinem ganzen charmanten Getue um sie herum und dann der schlagartige Stimmungswechsel, wenn er nicht bekam was er wollte. So war er schon immer gewesen. Wie ein verzogenes, kleines Kind. Nur früher hatte sie ihn geliebt und war in der Lage gewesen seine schlechte Laune abzuwenden. Dafür war nie viel nötig gewesen. Randall war einer jener Männer, die sich mit einem aufreizenden Blick, einem vielversprechenden Kuss und mit der Aussicht auf mehr durchaus besänftigen ließen. Früher war Erin das nie irgendwie falsch erschienen. Heute schüttelte es sie innerlich wenn sie nur daran dachte wie tief sie sich für Randall unter ihrem Wert hatte verkaufen müssen.
"Lass bitte Eli aus dem Spiel," sagte sie gefasster als sie sich fühlte und in ihrem eigenen strengen Lehrmeisterton, der zumindest bei ihren Kindern stets für den notwendigen Respekt sorgte. Sie hatte nur flüchtig Clara und Eli mit einem Blick bedacht und die Sorgenfalten auf ihren kleinen Stirnchen bemerkt. Dass war ihr doch Warnsignal genug. Diese Unterhaltung war definitiv nichts für die beiden. Erst recht nicht, als Randalls Ton schärfer, ja richtig befehlender wurde. Seine Hand auf ihrem Arm betrachtete Erin bereits als eine unbestimmte Bedrohung, die sie so von ihrem Ex-Mann so gar nicht kannte und zog daher instinktiv ihren Arm zurück. Gleichzeitig sah sie aus reiner Vorsicht zu Eli hinüber. Immerhin war ihr feinfühliger Sohn nicht dumm, aber in Bezug auf seinen Vater blind. Sie wollte sich nur vergewissern, dass der Junge sie nicht gleich zur Zielscheibe machte, weil sich ein Streit anbahnte und man von Elis Standpunkt aus ihr leicht die Schuld dafür in die Schuhe schieben konnte. Doch alles war sie sah, war ein ernster Gesichtsausdruck mit dem der Junge seinen Vater von Kopf bis Fuß betrachtete. Er sah nachdenklich aus und hatte weniger Augen für seine Mutter, als für Randall. Gerade öffnete er die Lippen, um etwas zu sagen, doch dem wollte Erin rasch zuvor kommen. Sie kannte Elis Gesichtsausdruck nur zu gut. Randall hatte sich gerade unbewusst einen Minuspunkt bei Eli eingehandelt. Ob es an seinem Ton lag, an seiner ganzen Körperhaltung oder an der unterschwelligen Bedrohung die von beidem irgendwie ausging, wusste Erin gar nicht so genau zu bestimmen. Aber sie wollte verhindern, dass sich Elis Zorn oder der von Randall auf einen der beiden entlud. "Also gut, wenn du darauf bestehst," sagte sie hastig und stand rasch auf. Sie nahm erst einmal keinen Bezug auf all die anderen Dinge, die Randall noch gesagt hatte auch wenn es ihr angesichts der leisen Drohung Terry gegenüber sehr schwer fiel. Erin bemühte sich den Kindern zu liebe zu lächeln und heiter zu wirken. Sie sollten nicht spüren, dass sie vor Randalls Wandlung Angst empfand. Rasch blickte sie sich aber nach Terry um, der ein paar Schritte bereits zum Büffet weitergegangen war und von Jerry fehlte jede Spur. Gut. Noch mehr Zeugen konnte sie gerade nicht gebrauchen. "Aber wisst ihr was Kinder? Wie wäre es denn wenn ihr schon mal vorgehen würdet? Sucht euch schon einmal aus, was ihr wollt. Euer Vater und ich bringen dann die Teller mit? Oh und ich habe Sarah gesehen? Sarah Malone? Sie ist eben mit ihrem Onkel zum Büffet gegangen. Vielleicht könnt ihr euch ein bisschen um sie kümmern? Sie ist neu in der Stadt und kennt ja noch niemanden? Sie freut sich bestimmt über etwas Gesellschaft?" Damit wären die Kinder wohl erst einmal aus der Schusslinie und Erin wusste sie sinnvoll beschäftigt. Auf jeden Fall hätte sie so erst einmal genug Raum um Randall die Meinung zu geigen. "Na geht schon," forderte sie die beiden noch einmal auf, als Eli unsicher zwischen Randall und ihr hin und her blickte. Sie wollte es sich nicht unbedingt einreden, aber im Augenblick hatte ihr Sohn so vieles von jenem Eli wieder an sich, den sie im Herbst hier im Ort verloren hatte. Jener Eli, der nicht zugeben konnte, dass er seine Mutter liebte und sie dennoch vor allem Unbill zu beschützen versuchte. Genau diesen Blick, den er gerade seinem Pa zuwarf, als er den Tisch mit Clara verließ, hatte einst John getroffen, bevor Eli mit dem Gewehr in der Hand in den Raum zurückgekehrt war... Das war keine schöne Episode aus ihrem Leben, und sie hoffte Eli würde nie wieder zu solch einer Tat schreiten, aber im Augenblick erfüllte es sie doch mit Hoffnung auf Besserung in ihrer Beziehung zu dem Jungen. Kaum waren die Kinder außerhalb der Hörweite fuhr sie zu Randall herum und sah ihn bitter böse an. "Was sollte das eben Randall? Bist du völlig übergeschnappt? Ich gehöre nicht dir. Ich gehöre überhaupt niemanden. Verstanden? Und wenn du noch einmal versuchst mir zu nahe zu kommen oder Terry zu drohen, schalte ich den Sheriff ein. Es ist vielleicht besser wenn du einfach gehst."
Überrascht, dass Nicholas auf seine Frage nickte, zog Francis die Brauen in die Höhe. Also das war ja mal eine merkwürdige Einstellung. Martha würden Molly und er niemals erlauben noch die Schule zu besuchen, wenn sie geheiratet hätte. Ab der Eheschließung hatte sie gänzlich andere Pflichten und hatte gefälligst für Mann und Familie da zu sein. Woher dieser Heide nur seine Einstellung hatte? Waren die dort unten im Orient nicht sogar dafür bekannt, dass eine Frau weniger wert war, als ein Mann? Nun gut, das dachte so manch eine Mann hier auch, und viele behandelten ihre Frauen bestimmt schlechter, als nötig, aber war es nicht sogar so, dass die reichen Männer im Orient sich ein so genannten Harem hielten, weil sie sich das Recht nahmen mehr Frauen besitzen zu dürfen? Aber wehe eine Ehefrau wurde untreu, dann verstießen diese Heiden sie doch einfach oder steinigten sie gleich. Von Scheidung hatte man dort noch nie etwas gehört. Hier ging es doch wirklich zivilisierter zu. Nein, der Orient war Francis schon immer suspekt erschienen und es war eigentlich ganz gut, dass die Heiden unter sich blieben und die Christen in Ruhe ließen.
Vollkommen perplex lauschte Francis dem Mann, so dass er Mollys Näherkommen im ersten Moment gar nicht bemerkte, erst als sich diese verwundert über Mr. Firth Worte von zuvor mit einer kühlen Frage dazwischen schob, wandte er den Kopf und bedachte Molly mit einem tadelnden Blick. Er wollte ihr zugute halten, dass die Neugier auf den Ziehvater von Rebeccah sie dazu trieb sich einfach so in die Unterhaltung der Männer einzuschalten. Frauen eben. Ihre Neugier war ihr Verhängnis, denn sie hatte die Zusammenhänge nicht logisch erfasst oder ihr fehlten Teile der Unterhaltung, denn sie ging zu Francis Beschämung von falschen Tatsachen aus, die Rebeccah in ein völlig anderes Licht rückte, als in seiner Unterhaltung mit Mr. Firth zu Tage gekommen war. Hätte Molly ihn gerade eben nicht sacht, ob bewusst oder unbewusst mit ihrer Hand berührt, hätte er sicherlich zu einem scharfen Verweis angesetzt. So aber überließ er es erst einmal Mr. Firth die Verwirrung zu lösen.
Auf dessen Worte hin nickte Francis zur Bestätigung. "Und du wirst es nicht glauben, Molly. Mr. Firth ist der Ansicht, dass Rebeccah die Schule beenden kann, auch wenn sie verheiratet ist!", für ihn ergab sich ein chaotisches Bild im Leben von Matt, sollte er tatsächlich ernsthaft sein Herz an dieses Mädchen verschenkt haben. Eine Ehefrau, die morgens noch die Schulbank drückte, um dann eilig zu versuchen das Mittagessen zu kochen? Und wie früh war Mr. Firth eigentlich bereit seine Tochter zu vermählen, dass sie überhaupt noch zur Schule ging? Am Ende war er noch so einer von diesen modernen Menschen, die glaubten auch ein Mädchen könnte nach der Schule studieren, wie es zur Zeit wohl gerade sehr schick und in Mode war.
Mr. Firth jedoch war bereit sich gerade ein wenig zu öffnen und sprach davon, dass hinter ihm eine Zeit des Umherwanderns lag, in der Rebeccah bereits alles nötig gelernt hatte. Ja wie und wo, drängte sich Francis gleich die Fragen auf. Und woher wollte der Heide wissen, was eine gute, christliche Hausfrau mit in die Ehe brachte? Dieses Skepsis schlug sich in Francis Blick nieder und er konnte nicht verhindern seinen Gedanken auch laut auszusprechen. "Mit Verlaub Mr. Firth, aber denken sie nicht, dass sie als Mann so etwas überhaupt nicht einschätzen können? Ich zum Beispiel Maße mir nicht an meiner Frau in die Erziehung unserer Töchter reinzureden. Sie als Ehefrau und Mutter weiß am Besten was auf die Mädchen in einer Ehe zukommen und entsprechend handelt sie auch. Hin und wieder greife ich natürlich ein, so ganz ohne väterliche Strenge und Aufsicht geht es auch nicht mit den Töchtern zu Rande, aber überwiegend ist es Mollys Aufgabe die Mädchen zu ziehen. Wenn sie mir den Vorschlag gestatten, Mr. Firth, vielleicht möchte Rebeccah ja gerne mal eine weibliche Meinung über ihre Fähigkeiten hören? Molly wäre sicher dazu bereit sie darin zu testen, nicht war Liebes?", Francis warf Molly einen bittenden Blick zu. Er hoffte sie erkannte dahinter seinen Plan auf ganz höfliche Art und Weise herauszufinden ob Rebeccah für Matt überhaupt etwas taugte.
Randall mit Erin, Eli u. Clara verlassen den Tisch
"Das ist wohl das erste vernünftige Worte, dass ich heute höre." Bissig konnte Randall auch! Natürlich war auch ihm nicht daran gelegen, dass die Kinder zu Zeugen dieser Auseinandersetzung wurden - und schon gar nicht seines Lehrstücks über die bedingungslose Unterwerfung der Frau - denn genau dazu würde er Erin nötigen - sich ihm zu unterwerfen. Sie wird schon noch erfahren, was ich von ihr erwarte. Bewundernd ruhte Elis Blick auf ihm und Randall nickte, als Erin die Kinder vorschickte. "Ihr habt Eure Mutter gehört. Noch habt Ihr ja viel Auswahl." Kurz runzelte er die Stirn, denn er hegte Zweifel daran, dass das mißmutige Mädchen an dessen Seite guter Umgang für Eli und Clara sein könnte oder überhaupt in der Lage war, mit ihnen zu sprechen. Trotzdem schien ihm dies das geringere Übel zu sein. Stevenson war bereits zum Buffet unterwegs, so dass dieser weder Zeuge seiner Drohgebährde sein konnte, noch Zeuge der folgenden Unterredung sein konnte -und das war gut so. "Aber, aber, meine Liebe." Randall schüttelte den Kopf, während ein wenig konsequenter Erin seinen Arm bot. "Warum den Sheriff mit derlei belästigen? Mit keiner Silbe habe ich Stevenson bedroht. Es wäre halt schade, so ihm etwas zustöße, nicht?" Randalls Ton war charmant und bittersüß. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, dass sich dieser Hornochse von Sheriff einmischte! Der sollte ihm bloß nicht noch einmal in die Quere kommen! Seinen Kindern nachsehend legte er seine freie Hand fest auf Erins Hand, damit sie diese nicht so einfach zurück ziehen konnte. Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht, denn gerade bemerkte er, dass John Clayton gar nicht mehr im Raum zu sehen war. "Clayton mag ein Trinker sein - habe ich gehört und es war nicht schlau, mir als Erstes die Nase zu brechen, aber er ist mit der Etikette bestimmt vertraut. Er wird wissen, dass ich Dir jederzeit so nahe kommen darf, wie ich das will. Du bist noch immer mein. Ich berufe mich einfach auf den §354 a der Rechtsordnung, wonach nach kalifornischem Recht gefällte Urteile hier leider keine Gültigkeit besitzen." Im Stillen dankte Randall seinem Schicksal dafür, dass er oft als Zuschauer, selten als Angeklagter, den Gerichtssaal aufgesucht hatte. So fiel es ihm leicht, diesen Paragraphen zu erfinden und sich darauf mit dem nötigen Ernst zu berufen. Statt zum Buffet führte er Erin nun jedoch bestimmt zur Tür hinaus. Er ließ ihr kaum die Chance, sich ihm zu entziehen. "Wir sollten das in aller Ruhe an einem ruhigeren Ort besprechen, nicht?" Statt die Treppe nach oben und damit sein Zimmer anzusteuern, nötigte er Erin, ihm durch die Küche in den hinteren Flur zu folgen. Kurz nickte er der Köchin zu und zwinkerte verschwörerisch. Ruth dachte sich nichts dabei, denn so Mister Bowman sich hinten im Haus in aller Ruhe wieder mit seiner Frau versöhnen wollte, würde sie das nicht verhindern wollen.