Ben hatte es offenbar sehr eilig das Gästehaus zu verlassen. Ob es nun daran lag das er ihr seinen Stolz, die Werkstatt zeigen konnte, oder die Vorfreude auf den Kuchen, den sie ihm noch backen wollte, war Abigail nicht bewusst. Nur das er in seiner Hast sie fast über den Haufen rannte, sich generell sehr hektisch durch den Speisesaal bewegte, wenn auch erstaunlich behende für seine Grösse und ihr schliesslich sogar die Tür aufhielt und ihr den Vortritt liess. Bei allen Bedenken, die der Töpferin immer wieder zum Thema Ben kamen, sie musste sich eingestehen das diese Gentlemanattitüde, die Ben ihr gegenüber an den Tag legte nicht spuhrlos an ihr vorüberging. Es war eine feine Art des schmeichelns, ihr das Gefühl zu geben etwas besonderes zu sein und nicht nur die kleine, einfache Töpferin. Dabei schaffte es Ben spielend ihr eben dieses Gefühl zu vermitteln, auch wenn Abigail sehr wohl bewusst war das Ben diese Benimmregeln nur kopierte, nicht wirklich verinnerlichte und es für ihn entsprechend Anstrengung und Nervosität bedeutete. Trotzallem verbarg er das recht gut, sah man von der Tapsigkeit ab, die er immer dann entwickelte wenn er nervös war. Neben dem Stottern. Dankbar und mit einem geschmeichelten Blick sah sie zu dem Hünen hoch und trat durch die aufgehaltene Tür. Es war nur recht und billig ihm ihrerseits zu zeigen das er gut machte was er da tat. Jeder Mensch brauchte Bestätigung, da war ben keine Ausnahme. Auch war es wirklich süss wie er sie immer wieder als Miss Abby ansprach. Sie waren Jahrelang Freunde gewesen, definitiv auf Vornamenbasis, aber die Jahre des getrennt seins schienen ein wenig emotionale Distanz geschaffen zu haben, die bei Ben dafür sorgte das er den eher steifen Umgangston in der Anrede pflegte.
In der Rezeption angekommen wartete Abby bis Ben auch durch die Tür gekommen war und betrachtete nur kurz die beiden Mädchen. Die Rothaarige kannte sie ja bereits und auch die Blonde war vorhin hier gewesen. Der Mann war der Störenfried aus dem Speisesaal, der offenbar vertraulich mit den jungen Damen sprach. Ein wenig pikiert blickte Abby zu Samuel, was dieser allerdings nicht sah, da er ja im Gespräch mit Cassidy und Sophie war. Was hatte der Mann, der nun offenbar gesetzeren Alters war mit den jungen Damen zu schaffen? War er einer dieser alternden Männer die sich gerne an jungen Damen Vergnügen holten, oder wie stand er zu den beiden jungen Damen? Abby wischte den Gedanken fort, schaute zu Ben der sich sicherlich gleich daran machen würde die Jacken zu erbitten. Ach, sie konnte ihm das auch abnehmen. Er war ja gestresst genug. "Ein schöner Empfang." Machte abby sich bemerkbar "Könnten wir unsere Mäntel bekommen?" stellte sie die Frage, gerichtet an Sophie, doch Reaktion erfolgte aus unerwarteter Richtung. Der Uniformierte Störenfried trat an die Garderobe, nachdem er der Rezeptionistin mit einer Geste zu verstehen gegeben hatte das sie sich nicht erheben brauchte, schaute zu Abby, fragend um zu eruieren welche Mäntel es den seien. Der von Ben war recht leicht. Das kleine Zirkuszelt wurde schnell von dem Major vom Bügel genommen und er reichte diesen an den Hünen. Abby deutete auf ihren, nickte bestätigend als Samuel die Hand auf den richtigen legte und nahm. Shepard reichte Ben den Mantel, damit dieser Abby in den selbigen helfen konnte.
"Vielen Dank Sir." Bedankte sich die kleine Töpferin, liess sich von Ben in den Mantel helfen und sah zu ihm hoch. Noch eine kurze Chance eventuel irgendwelche Worte an die Damen oder den Major zu richten, bevor sie das Gästehaus verlassen konnten.
Major Shephard, Cassidy und Sophie an der Rezeption, Abigail und Ben kommen dazu.
Zumindest war sie nicht mehr die einzige, für die sich die Begegnung holpriger gestaltete, als erwartet. Kurz meinte sie auch auf Cassidys Gesicht eine Rötung wahrzunehmen, die sie sich zwar nicht erklären konnte, die aber immerhin dafür sorgte, dass sie sich nicht mehr so alleine fühlte. Einzig und allein der Major händelte die Begnung souverän und dafür war Sophie ihm ausgesprochen dankbar. Er gab offen zu, dass er gar nicht geplant hatte, herzukommen, doch was nun wirklich der Grund gewesen war, der ihn dann bei dem kalten Wetter hierhergetrieben hatte, das blieb weiterhin ein Rätsel. Auf Sophies Gesicht formte sich ein Fragezeichen, doch sie wollte nicht zu neugierig erscheinen und im Endeffekt war es ja auch egal, was nun der Grund war. Deswegen nickte sie nur rasch und murmelte ein etwas verwirrtes: „Ich verstehe.“ Schließlich wollte sie nicht aufdringlich wirken. Ihr war auch die Erleichterung deutlich anzumerken, dass sie tatsächlich nicht in eine wichtige Unterhaltung geplatzt war und nun zeichnete sich doch so etwas wie ein schüchtern erfreutes Lächeln auf ihrem Gesicht ab, dass er sie tatsächlich indirekt als seine Rettung bezeichnete. Wenn er so weitermachte setzte ihr Selbstbewusstsein heute noch einen Höhenflug an, um dann vielleicht tatsächlich irgendwann ein normales Niveau zu erreichen. Obwohl Cassidy da zugebenermaßen schon gute Vorarbeit geleistet hatte. „Ich ...ähm... gerne geschehen.“ erwiderte sie etwas holprig und spürte eine ganz unvermutete Welle an Dankbarkeit in Richtung des Majors und von Cassidy.
Er schien auch wirklich interessiert daran, wie es ihr ging, statt nur leere Floskeln von sich zu geben . Sophie beschloss, dass es durchaus eine gute Entscheidung gewesen wa, sich heute Morgen hierher zu begeben. Wäre sie im Bett leiegen geblieben hätte sie wahrscheinlich nur irgendwann wieder düsteren Gedanken nachgehangen, wie sie es so oft tat, hätte keinen Heiratsantrag bekommen, hätte sich nicht mit Cassidy ausgesöhnt und wäre auch dem Major nicht begegnet. Gut, ihr kleiner Zusammenstoß mit Elisa war nicht allzu erfreulich gewesen, aber das vergaß sie gerade allzu gerne. Schließlich konnte sie nicht erwarten, dass sich alle ihre Probleme über Nacht in Luft auflösten. Sie war schon froh, dass sie dankbar für das sein konnte, was sie hatte, wenn sie darüber nachdachte. Vor einer Woche hätte sie schließlich nicht geglaubt, dass die Dinge sich durch einen einfachen Sturz in den See so zum Guten wenden könnten. Jetzt wo sie saß, fühlte sie dennoch die Erschöpfung in den Knochen und murmelte ein leises: „Haben Sie vielen Dank, Sir.“ bevor ihr auffiel, dass Cassidy das Angebot des Soldaten ausschlug und aus eigener Kraft herübergehumpelt kam. Das war so typisch Cassidy, dass Sophie nicht umhin kam zu lächeln, auch wenn sie gleich darauf eine schuldbewusste Miene zog, als Cassidys missmutigen Blick auffing. Eigentlich tat es ihr ja nicht twirklich Leid, dass die Getränke noch etwas warten mussten. Aber Cassidy zuliebe tat sie so.
Mit mehr Schuldgefühlen erfüllte sie da schon die Erwähnung der fehlenden Zehen, weswegen sie die Augen niederschlug und hastig ein: „Also .. ich hab's natürlich nicht so gemeint. Entschuldige, Cassidy.“ von sich gab. Immerhin trug sie die Verantwortung für die eingebüßten Körperteile, auch wenn sie nicht sonderlich wichtig gewesen waren. Ihre wenig taktvollen Worte hätte sie sich trotzdem sparen können. Zum Glück rettete der Major sie mit seiner Bemerkung über Dr. Leigh. Von dem Weggang hatte Sophie inzwischen auch gehört und sie seufzte leise. Wie viele hatte sie es ein wenig merkwürdig gefunden, von einer Frau behandelt zu werden. Aber gerade das sensible Thema mit der Schwangerschaft hätte sie einem Mann auch gar nicht anvertraut. „Sie war eine große Hilfe.“ stimmte sie dem Major zu. „Gibt es denn schon irgendeine geplante Vertretung? Sie sitzen doch im Stadtrat, Sir? Haben Sie da etwas gehört?“ Das Thema war mehr als belanglose Plauderei für sie. Schließlich würden Cassidy und sie in absehbarer Zeit öfters zu einem Arzt müssen, damit der sicher ging, dass ihre Verletzungen ordnentlich verheilten. Und sie wollte nicht zum Tierarzt müssen, der die Aufgabe eines Arztes mitübernahm, wenn keiner verfügbar war. Als der Major weitersprach runzelte das Mädchen jedoch verwirrt die Stirn und sah ihn erneut fragend an. Sie erinnerte sich nur an Fetzen ihrer Unterhaltung am See. Lediglich dass er sie gehalten hatte und ihr Mut zu gesprochen hatte, war deutlich. „Ich bin nicht ganz sicher …“ setzte sie an und suchte nach dem richtigen Weg ihn dazu zu bringen, ihr in Erinnerung zu rufen, was er genau gesagt hatte, ohne dabei allzu deutlich über den See und ihr Nahetoderlebnis sprechen zu müssen. Doch sie wurden eh unterbrochen, als Miss Archer mit ihrem Begleiter hereinkam, die scheinbar im Gehen begriffen waren. Sophie kam umständlich auf die Füße um nach den Mänteln zu greifen, doch der Major war schneller. Ihre Lippen formten ein kleines überraschtes „oh“, doch diesmal war sie geistesgegenwärtig genug ihn machen zu lassen. „Vielleicht sollten Sie das nächste Mal die Rezeption leiten, Major.“ murmelte sie mit einem fast neckenden Unterton. Gleich darauf wurden ihre Augen groß und sie schlug hastig die Hand über den Mund, als könnte sie den Scherz dadurch zurückrufen. Das war irgendwie nicht ihre Absicht gewesen, das laut auszusprechen. „Schön, dass es Ihnen gefallen hat. Ich hoffe Sie haben einen guten Heimweg. Das Wetter ist ja nicht das Beste.“ überspielte sie hastig ihren Patzer vor den beiden Gästen, obwohl zumindest der große Mann mit dem rundlichen Gesicht nicht so aussah, als hätte er übermäßig viel Spass gehabt.
Major Shephard, Cassidy und Sophie an der Rezeption, Abigail und Ben kommen dazu.
Cassidy fand es ein wenig überraschend, dass es den Major eher unerwartet in die Stadt getrieben hatte. Das jemand lieber Schreibarbeiten verrichtete, anstatt sich am Puls der Gesellschaft aufzuhalten, war in Camden Village nun wirklich ungewöhnlich. Zwar hatte sie den Major bisher für keinen geselligen Menschen gehalten, aber den neuen Reverend zu begrüßen hätte sie ihm schon zugetraut. Wieso er nun in Camden Village war, behielt er geschickt für sich, was auch Sophie aufzufallen schien; gemessen an ihrem leicht fragenden Gesichtsausdruck. Die Worte danach galten Sophie alleine, die sich darüber gesorgt hatte Mr. Brown und diesen Mr. Tanner verscheucht zu haben. Wie es schien waren sie jedoch nicht in eine Unterhaltung geplatzt, zumindest behauptete Major Shepard dies gegenüber Sophie. Die aber dadurch sichtlich entspannter wirkte. Weniger verwunderte es sie, dass er ihr wohl die Worte über ihren Zustand nicht so recht abnehmen wollte, denn sein Blick auf ihren bandagierten Fuß und danach in ihr Gesicht, sagte Cassidy alles, was sie über ihr Geschick zu Lügen wissen musste. Sie lächelte ihm dennoch tapfer ins Gesicht, ehe ihr Blick leicht nervös zu Sophie wanderte. Denn am Ende hätte sie dem Major doch noch ihre wahren Gefühle verraten. Die Schmerzen, die Angst nie wieder richtig gehen zu können... Sophies Entschuldigung, die plötzlich im Raum stand, ließ Cassidy überrascht zur Freundin blicken und leicht irritiert mit den Schultern zucken. Das Sophie sich für taktlos hielt entzog sich Cassidys Wahrnehmung. In ihren Augen hatte sie nicht schlimmes gesagt. Sie selbst hatte nur mit etwas Humor über die dumme Situation hinwegtäuschen wollen.
Der Major zeigte sich aber am Ende doch mit den Ausflüchten der Mädchen zufrieden und erwähnte Dr. Leighs Weggang. Niemand bedauerte diesen mehr als Cassidy. Sie hatte in der Ärztin eine wirklich großartige Arbeitgeberin gefunden und irgendwo auch eine mütterlich Freundin. Nach Lilys Abreise hatte sich Cassidy in dieser Beziehung doch ziemlich alleine gelassen gefühlt und erst durch ein paar unglückliche Verstrickungen in der Ärztin einen kleinen Ersatz gefunden. Bis heute wusste ihr Vater nichts von ihrem Einbruch in die Klinik oder von der Abhängigkeit vom Schmerzmittel. Er wusste ja nicht einmal wieso Sophie aus dem Fluss hatte gerettet werden müssen. Ein Gedanke der Cassidy höchst unzufrieden stellte. Selbst der Major wusste doch Bescheid. Die Frage war nur ob Sophie wusste, dass der Major ein kluger Kopf war. Aber ihren Vater davon berichten konnte Cassidy einfach nicht, auch wenn sie glaubte, dass dies vieles leichter und besser machen würde. Es war die innerliche Speere, die sie seit gut fünf Jahren mit sich herumtrug und nicht einfach so weggehen würde.
Sie nickte mit leichter Verzögerung zu den Worten über Dr. Leigh, weil die eigenen Gedanken sie kurz abgelenkt hatten. Sophie erkundigte sich derweil schon nach Dr. Leighs Vertretung beim Major, der aber wohl auch nichts Näheres wusste. Denn er selbst stellte sich Sophies Frage über einen Nachfolger. Cassidy bezweifelte, dass sie da so schnelles Glück haben würden. Wahrscheinlich musste man doch in den Nachbarort reisen und das wäre nun wirklich ein Schritt zurück in die Vergangenheit. Während sich Shepard und Sophie weiter unterhielten, betrat ein ungleiches Paar die Rezeption. Der große Mann und die zierliche Frau an seiner Seite kamen aus dem Speisesaal und wirkten wie zwei Menschen, die aufbrechen wollten. Sie fragten nach ihren Mänteln und Sophie kam mit viel Umstand auf die Beine. Inzwischen hatte der Major geistesgegenwärtig reagiert und den beiden Gästen die Mäntel geholt. Cassidy schmunzelte leicht und sah zu Sophie, die eine entsprechende Bemerkung gemacht hatte. "du willst dich doch nicht arbeitslos machen," raunt sie ihr zu und grinste. Ein kleiner Versuch ihrerseits Sophie über die Verlegenheit hinwegzuhelfen, die sie angesichts ihres kecken Vorstoßes befallen hatte. Sie selbst hielt sie erst einmal zurück, nickte den beiden Gästen aber höflich zu.
Sophie, Cassidy und Major Shepard, Abigail und Ben kommen dazu
Der Weg zur Rezeption fiel dem großen Mann nicht gerade leicht. Er hatte Probleme mit der Frage, ob er Miss Abby wohl vorausgehen lassen oder doch lieber die Führung übernehmen sollte. Da er sich nicht recht entscheiden konnte, was ein echter Gentleman in seiner Situation getan hätte, mußte er seine Position mehrmals wechseln. Angesichts seiner gewaltigen Körpermaße grenzte es an ein Wunder, daß er seine kleine Angebetete dabei nicht wenigstens einmal über den Haufen rannte. Hektisch bemüht um eine gute Figur stampfte er schließlich an ihr vorbei auf den Tresen zu, wo er zwei Mädchen und den Mann von vorhin sehen konnte. Er hatte bereits die Frage nach den Mänteln auf den Lippen, als ihm Abby zuvorkam. Es dauerte einen Moment, bis er die Worte wieder hinuntergeschluckt hatte, und bis er sich recht auf die unerwartete Wendung eingestellt hatte, reichte ihm der Mann seinen Duster und kurz darauf auch Abbys Mantel. Er warf sich rasch sein eigenes Kleidungsstück über die Schulter, um dann der kleinen Frau in den Mantel zu helfen, wie er es sich bei anderen abgeschaut hatte. Er tat es mit unverkennbarem Stolz, sein breites Gesicht strahlte dabei. Das mit dem Ankleiden klappte schon ziemlich gut, fand er. Nur die Sache mit dem Aufhalten der Tür, da würde er sich auf Dauer überlegen müssen, wie er peinliche Zusammenstöße vermeiden konnte...
Rasch war er auch in seinen Mantel geschlüpft und hatte sich seinen Bowler auf den Kopf gesetzt. Er grinste selig zu Abby hinab, die zu ihm aufsah, bis ihm ihr Blick schließlich seltsam vorkam. Er schien so etwas wie eine Aufforderung oder eine Erwartung zu enthalten. Ben runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. Da fiel es ihm ein, und er lächelte triumphierend, als er sich zum Tresen umdrehte und seinen Hut nochmals zog. "Ähem, hm... Wiederseh’n, Miss... Miss." Er verbeugte sich linkisch vor den beiden Mädchen, bevor er sich an den Mann wandte. "Schön’n Tach auch noch, Mister." Dann setzte er den Hut wieder auf und grinste vergnügt zu Miss Abbys hinab, die ja nun sicherlich gesehen hatte, wie gewandt und sicher er sich verabschiedet hatte – oh ja, er hatte viel gelernt in den letzten Jahren! Der Riese sog hörbar die Luft ein, um dann mit stolzgeschwellter Brust zur Tür zu marschieren. In seinem Eifer riß er sie auf, daß die Angeln quietschten, dann sah er seine Angebetete strahlend an und deutete ins Freie. "N-nach dir, Miss Abby!" Der Satz begann ihm immer besser zu gefallen. Kurz und leicht zu merken, und zugleich klang er so vornehm!
Major Shephard, Cassidy und Sophie an der Rezeption, Abigail und Ben kommen dazu
Die Mädchen nahmen die eher ausweichende Antwort seines Hierseins brav hin. Sie würden den Grund schon mitbekommen, spätestens wenn er seine Rede hielt, für die der Reverend ihm ja so freundlich die Zeit eingeräumt hatte. Im Moment war alles irgendwie wie die Hydra in den alten Geschichten. Jedes Problem ein Kopf und wenn man ihn abschlug, kamen zwei neue hinzu. Wie bei Fliegen. Man schlägt eine Tod und fünf neue kommen zur Trauerfeier. Ein Teufelskreis. Das Sophie ihn vor einer allzulangen Diskussion bewahrt hatte, nahm diese mit einen etwas holprigen Gern Geschehen zur Kenntnis, was Samuel schmunzeln liess. Beide würden gerne wissen warum er hier war, das stand beiden deutlich ins Gesicht geschrieben, die typische, weibliche Neugierde eben. Der Major entschied sich gerade beiden zumindest einen kleinen Einblick zu geben, als das ungleiche Päarchen die Rezeption betrat, so das Samuel den Plan, mal wieder, ein wenig nach hinten stellte. Das er die Initiative übernahm bei den Mänteln entlockte Sophie Dank.
Er reichte dem grossen Mann, der ein wenig an einen rasierten Grizzly erinnerte seinen Duster, den dieser sich über die Schulter legte und erstmal artig der kleinen, leicht rundlichen Dame in den Mantel zu helfen. Die kleine Frau wirkte sympatisch, wenn auch distanziert aber eine gewisse Zone um sich, hatte ja fast jeder hier draussen. Freundlich verabschiedten sich die beiden, nachdem sie ihre Mäntel angelegt hatten und Samuel erwiderte das mit einem stummen, aber freundlichem Nicken. Beide waren Samuel unbekannt und keiner der beiden weckte ihm moment sein gesteigertes Interesse. Auch die Frau verabschiedete sich, wie der grosse Mann, höfflich und jeden einzelnen ansprechend bevor sie sich dem Herrn anschloss, der fast die Tür aus den Angeln riss als er diese öffnete. Ein wenig irritiert blickte Samuel den beiden hinterher, bis die Tür geschlossen war, blinzelte zweimal und wandte sich dann wieder Sophie und Cassidy zu. "Ja, ein Ersatz für einen Arzt ist ein ernstes Thema. Wir haben beim County Bescheid gegeben, das die Stelle hier frei ist. Ob schon jemand reagiert hat weiss ich allerdings nicht muss ich gestehen." Erwiderte Samuel auf die etwas ins Hintertreffen geratene Frage der Mädchen und überspielte damit den frechen, aber nicht bösen Einwurf von Sophie einfach überspielte. Ihr Vorschlag die Rezeption zu leiten liess ihn lächeln, mehr wegen dem erschrockenen Gesichtsausdruck den sie direkt danach auflegte, als wegen dem Kommentar an sich.
"Ich bin sicher sie leisten hier bessere Arbeit als ich. Mit meiner Art vertreibe ich Mrs Farley nur die Kundschaft." Grinste Samuel und ging auf den Scherz dann doch noch ein. Einfach um Sophie zu zeigen das er es nicht über nahm. Er hatte ja durchaus Humor, auch wenn der meistens schlummerte. Ein Soldat hatte nunmal recht wenig zu lachen, wenn er beschäftigt war. "Ich hoffe sie erinnern sich noch an mein Angebot. Also wenn es beim neuen Arzt Probleme geben sollte wegen ihrer Behandlung, lassen sie es mich bitte wissen." Sophie würde sicher verstehen was er mit Problemen genau meinte, immerhin war er ja kein Mediziner und konnte Sophie auf dieser Ebene sicher nicht helfen. Aber er hatte andere Möglichkeiten. Die Deckung der Kosten zum Beispiel oder die nötige Authorität um einen Arzt in seine Schranken zu verweisen wenn es nötig werden sollte.
"Um ihrer beider, so offensichtliche Neugierde zu stillen, es geht um die flüchtigen Cheyennen die soviele Gemüter in kaltem Griff gehalten haben in den letzten Wochen und ja, ich bringe gute Nachrichten. " lächelte er. "Aber die Feinheiten werde ich gleich im Speisesaal für alle ansprechen."
Kate kommt vom Speiseraum (Major Shephard, Cassidy und Sophie im Gespräch, Abigail und Ben brechen auf, die Alcotts kommen herein)
Als Kate sich mit vielen "Verzeihung, Sir" und "Verzeihung, Ma'am" an den Gästen vorbeigeschoben hatte, erreichte sie gerade den Empfang, als eine ältere Dame in offensichtlicher Reisekleidung durch den Raum schritt und sich dann sehr konzentriert dem Richten ihrer sichtlich durcheinander geratenen Röcken widmete. Das entlockte Kate ein flüchtiges Schmunzeln, ehe sie selbst an die Theke trat, die Frau aber erst einmal noch nichtansprach. Ein flüchtiger Blick streifte Major Shepard, der im Gespräch mit Cassidy und Sophie an der Fensterreihe bei der Sitzgruppe stand. Sophie schien eine Pause zu machen und Kate gönnte ihr diese. Immerhin war sie strikt gegen das Arbeiten heute gewesen und hatte sich von Ruth und Sophie dazu überreden lassen. Cassidys Anwesenheit überraschte sie dabei gar nicht, denn die beiden sah man trotz dem Überfall und dem Unfall nie getrennt. Es wunderte sie nur, dass John scheinbar nach Hause gegangen war, und Cassidy trotz der Verletzung und die damit verbundene Behinderung auf sich alleine gestellt hier zurück ließ. Aber gemessen an ihrer Erfahrung mit Cassidys Engstirnigkeit hätte es sie nicht überrascht, wenn Cassidy auf eigenen Wunsch hier geblieben war. Zwei ihr nicht so bekannte Personen verabschiedeten sich gerade von der kleinen Gruppe und erweckte nur das sehr uneinheitliche Bild Kates Aufmerksamkeit. Ein wahrer Riese von Mann mit einer sehr kleinen weiblichen Person an seiner Seite.
"Entschuldigung? Ma'am? Ich würde hier gerne einchecken?", die leicht gereizte, strenge Stimme der älteren Dame ließ Kate rasch zurück zu ihrem möglichen Gast blicken. Mit einem entschuldigenden Lächeln. "Sie wirkten beschäftigt, Ma'am," gab Kate zuckersüß zurück. "Sie wollen ein Zimmer für sich alleine?" Kate wusste zwar, dass sie ausgebucht waren, aber vielleicht fand sich ja eine Lösung. Eine Person bekam man sicher noch unter. Da die Frau vor ihr aber schon mit dem Kopf geschüttelte hatte, sah Kate ein Problem auf sich zukommen. Es ging wohl um mehrere Personen. "Ich reise mit meiner Tochter und ihrem kleinen Sohn. Wir hatten einen Unfall mit der Postkutsche und sind viel später hier angekommen als geplant und hoffen nun auf etwas Ruhe und Wärme...."
Major Shephard, Cassidy und Sophie. Die Alcotts und Kate kommen hinzu.
Niemand fand eine rechte Erwiderung auf ihre Bemerkung über das Wetter, aber das war nicht schlimm, fand Sophie. Dafür war sie viel zu erleichtert, dass keiner der Anwesenden Anstoß an ihrer vorwitzigen Bemerkung zu nehmen schien. Der große Mann lächelte etwas unbeholfen, und begab sich mit der zierlichen Frau an seiner und einem Abschiedsgruß auf den Lippen nach draußen und witzelte sogar ein wenig. Vielleicht war ihr Entgleiser also wirklich nicht so schlimm, dachte das Mädchen und atmete auf. Mit Cassidy zu scherzen war ihr von Anfang an leicht gefallen. Das war wohl einer der Gründe, warum sie sich in das andere Mädchen verliebt hatte. Sie konnte sie selbst sein und musste nicht unbeholfen nach den richtigen Worten suchen, wie es sonst der Fall war. Also schenkte sie Cassidy ein zutiefst dankbares Lächeln, als diese sie frech angrinste und verkniff sich den Konter. Schließlich war immer noch der Major hier. Und aus irgendeinem Grund war es Sophie wichtig, von ihm nicht für ein vorlautes Gör ohne Benehmen gehalten zu werden. Doch der überraschte sie, indem er – statt sie zu schelten – gar darauf einging. Mit großen Augen sah sie ihn an, als könnte sie nicht so recht glauben, was sie gehört hatte. Dann musste sie doch leise kichern. „Ich weiß nicht, Sir. Sie können doch auch nett sein.“ Er zeigte es eben nicht sonderlich oft. Allerdings fragte sich Sophie gleich darauf, ob es ihm so recht war, wenn ein junges Mädchen ihm einfach hinter die Fassade blickte. Deswegen griff sie schnell das Thema der Ärztin wieder auf, bevor er doch noch ärgerlich werden konnte. „Wahrscheinlich ist es nicht gerade einfach jemanden zu finden, der sich bereit erklärt mitten im Winter in eine kleine Stadt wie diese zu finden. Ich hoffe trotzdem, dass sich jemand findet.“ Sie spielte etwas nervös an dem Ring an ihrem Finger herum, weil der sich dort nach wie vor neu anfühlte und zum anderen weil das Thema Unsicherheit in ihr auslöste. Es wa keine angenehme Vorstellung mitten im Winter ohne ärztliche Versorgung vom Rest der Welt abgeschnitten zu sein. Dann fiel ihr wieder ein, dass Cassidy für ein paar Wochen bei der Ärztin gearbeitet hatte und sie sah zu ihrer Freundin. „Du hast doch für sie gearbeitet. Hat sie dir vielleicht irgendetwas gesagt?“
Zu Sophies Unbehagen schien sich die Unterhaltung zurück zum See zu begeben, wenn auch nur indirekt. Er hatte ihr irgendein Angebot gemacht ja und so langsam bekam sie wieder eine Ahnung, worum es sich dabei gehandelt haben könnte. Obwohl sie nicht undankbar sein wollte, wurde sie sichtlich nervöser und warf Cassidy einen fast hilfesuchenden Blick zu, obwohl die ja zu diesem Zeitpunkt gar nicht dabei gewesen war. Nervös huschte ihr Blick suchend durch die Rezeption. Von den Worten des Majors konnte niemand darauf schließen, was wirklich passiert war, aber allein die Erwähnung stellte eine gewisse Gefahr da. Schließlich lag es doch sehr in ihrem Interesse, dass keine Menschenseele davon erfuhr, was passiert war. Es waren eh schon viel zu viele eingeweiht. Möglicherweise hatte sogar Ruth schon einen Verdacht. „Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich … lasse es mir durch den Kopf gehen.“ meinte sie und warf ihm einen flehentlichen Blick zu, damit verstand, dass ihr das Thema zu heikel war, wo doch jeden Augenblick Gäste aus dem Speisesaal kommen konnten, oder durch die Vordertür. Da kam es ihr gerade recht, dass er das Thema wechselte. Scheinbar hatte er doch bemerkt, dass Cassidy und sie neugierig waren. Scharf sog sie die Luft ein, als er die flüchtigen Cheyenne erwähnte. „Haben Sie sie gestellt, Sir? Ich könnte sicher besser schlafen, wenn die Rothäute sicher im Reservat sind und nicht mehr durch die Gegend stromern.“ Die Tatsache, dass Thunder ein Halbblut gewesen war, hatte nicht gerade dazu beigetragen, ihre Vorurteile gegen die Indianer abzubauen. In ihrem Kopf waren die Rothäute längst zu entmenschlichten Kreaturen geworden, die sie zutiefst verängstigten. Dementsprechend hoffte sie auf eine gute Nachricht von ihm, versuchte aber sofort auf die Füße zu kommen, als sie Kundschaft und gleich darauf Ms. Farley erkannte. Doch sie war zu spät. Ihre Chefin hatte sich bereits des Besuches angenommen.
Gabriel begibt sich rauf in sein Zimmer, bemerkt kurz die Anwesenden In der Rezeption angekommen, bemerkte Gabriel einige Menschen, die er aber nicht beachtete und die ihn auch nicht gerade wahrnahmen, da er doch recht schnell die Treppe zu seinem Zimmer hochging. Natürlich hatte er allen irgendwie zugenickt, besonders der jungen Sophie, die hier arbeitete. Aber die anderen kannte er eh nicht, auch wenn er in dem einen Mann einen Soldaten erkannte. Auch erkannte er Miss Farley, die Besitzerin des Hauses, welche gerade neue Gäste begrüsste, die Gabriel ebenfalls fremd waren. Ein anderes seltsam anmutendes PAar verliess gerade die Rezeption und so verschwand Gabriel schliesslich nach oben auf sein Zimmer und war froh, nicht sonderlich wahr genommen worden zu sein.
Major Shephard, Cassidy und Sophie. (Abigail und Ben gehen, Die Alcotts und Kate kommen hinzu, Gabriel kommt vorbei)
Cassidy hatte nur kurz noch einen Blick übrig für das ungleiche Paar, das nach Samuels Hilfe sich verabschiedete und das Gästehaus zeitgleich mit dem Eintreten einer älteren Dame verließ. Scheinbar ein neuer Gast, wie Cassidy annahm, denn ihr war die Frau gänzlich unbekannt. Da aber Miss Farley kurz darauf in die Rezeption trat und sich mit der Frau an der Theke traf, sah Cassidy keinen Grund für Sophie erneu aufstehen zu müssen. Immerhin kümmerte sich die Chefin gerade selbst um den Gast. Danach nahmen sie wieder ihre Unterhaltung auf und der Major war so freundlich sie darüber zu informieren, dass man bereits um einen Ersatz für Dr. Leigh gebeten hatte. Nun blieb einem nur das Hoffen übrig, dass sich jemand in das Hinterland wagte oder sich hier her verirrte.
Sophies kleinen Scherze nahm der Soldat genauso auf, wie er gemeint war, auch wenn Sophie schon wieder erschrocken über ihren eigenen Ton wirkte. Da half nicht mal Cassidys leiser Einwurf, auch wenn Sophie kurz darauf hatte grinsen müssen. Major Shepards Worte dagegen entlockten Cassidy ein kleines Schmunzeln. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, wie der grimmig dreinblickende Soldat hinter der Theke mit kurzen Befehlen die Gäste herumscheuchte, bis diese freiwillig abreisten. Nein, da würde Miss Farley ganz bestimmt einen schlechten Tausch machen. Sie sah kurz zu Sophie und war überrascht, dass die Freundin scheinbar über Major Shepards Reaktion irritiert war. Was hatte sie gedacht? Dass der Soldat sie wegen eines Scherzes auffraß? So wie sie dreinblickte war das anzunehmen. Zum Glück löste Sophie die Anspannung gleich und kicherte. Damit überspielte sie gekonnt ihren Schrecken und fand ein paar interessante Worte für den Major. Nett. Konnte man einen Mann wie Shepard als nett bezeichnen? Cassidy schielte kurz hinüber zu dem Soldaten und befürchtete nun tatsächlich, dass er Sophie mit Haut und Haaren fressen würde. Sie zumindest hätte sich an seiner Stelle beleidigt gefühlt. Doch Sophie plauderte unbekümmert weiter und stellte in Frage, ob sie in Camden Village tatsächlich so schnell wie gewünscht Ersatz für die Ärztin fanden. Ihre Argumente waren gewichtig und ließen sich nicht aushebeln. Es war einfach nicht die beste Jahreszeit um nach Wyoming zu reisen. Schon gar nicht so weit hoch in den Norden. Bei Sophies Frage musste Cassidy jedoch resigniert mit den Schultern zucken und den Kopf schütteln. "Nein, sie hat leider überhaupt nichts gesagt. Nicht einmal, dass sie die Stadt verlassen würde. Das hat sie mir erst einen Tag vorher gebeichtet, bevor sie damit an die Öffentlichkeit gegangen ist." Innerlich musste Cassidy ein bisschen um ihre Fassung ringen. Es hatte nämlich überraschend wehgetan von dieser Abreise zu hören. Nach außen hin lächelte sie jedoch tapfer und vor allem nichtssagend.
Major Shepard erneuerte ein Angebot, dass er wohl Sophie gemacht hatte. Um was es sich dabei handelte wusste Cassidy allerdings nicht und entsprechend wanderte ihr Blick fragend zu Sophie und begegnete verblüfft deren nervösen, verzweifelten Blick. Da Cassidy nicht die geringste Ahnung hatte um was es ging, konnte sie der Freundin auch nicht helfen. Entsprechend zuckte sie auch leicht für die Freundin hilflos mit den Schultern. Diese rettete sich aber gerade selbst aus der Situation mit ein paar belanglosen Worten. Cassidy drängte sich dabei die Frage auf, ob Sophie nur Angst gehabt hatte, sie kämen wieder auf den See zu sprechen? Oder wusste sie am Ende selbst nicht von welchem Angebot die Rede gewesen war? Cassidy nahm sich vor die Freundin später darüber auzufragen. Da der Major überraschend das Thema wechselte und offen darüber sprach, was ihn in die Stadt getrieben hatte, schob Cassidy diese merkwürdige Sache weit in den Hintergrund und hörte dem Soldaten gespannt zu. Es ging um Indianer. Besser gesagt um die seit Wochen flüchtigen Cheyennen, von denen in der Zeitung stets berichtet worden war. Cassidys Hoffnung auf Neuigkeiten wurde jedoch herb enttäuscht, denn Shepard wollte keine Details preisgeben. Zumindest nicht im Augenblick, denn er hatte vor die Gemeinde zu informieren. Darum also seine Anwesenheit im Gästehaus. Fast der ganze Ort war ja hier. Cassidy hatte den Fingerzeig bemerkt und akzeptierte, dass sie erst einmal nichts weiter erfahren sollten. Sophie dagegen wohl nicht, denn sie bedrängt den Major sofort mit neugierigen Fragen über die sogar Cassidy ein wenig die Augen verdrehen musste. Der Major war doch ziemlich deutlich gewesen... es gab gute Nachrichten. Also hatte man sie entweder gefunden, gestellt oder wie so häufig abgeschlachtet. Was unter Umständen vielleicht gar keine so schlechte Tat gewesen wäre. Cassidys Verständnis für Indianer und ihr Angelegenheiten war irgendwo zwischen City of Kansas und Camde Village verloren gegangen. Ein erheblicher Teil trug unter anderem auch dazu bei, dass der Mörder ihrer Familie ein Halbblut gewesen war.
"Ich glaube Sophie, genau das möchte der Major lieber drinnen im Speisesaal allen Bürgern berichten. Bevor er es zweimal erzählen muss. Nicht, Major Shepard?"
Calvin u. Helen, Laura mit Kate, Major Sheppard, Sophie u. Cassidy,(Ben u. Abigail gehen gerade)
Die Aussicht auf Tee setzte Calvins guter Laune einen Dämpfer auf. Wie kam seine Ma bloss darauf, dass ihm Tee gut täte? Bestimmt sagte sie das nur, weil sie nicht wusste, ob es Kakao gab. Das war überhaupt mal wieder typisch Erwachsene. Erst überhörten sie seine Bitte, vorlaufen zu dürfen, und dann schoben sie einen freundlich aber bestimmt einfach vor sich her - und das Alles ohne auch nur im Entferntesten daran zu denken, dass man sonntags in den Gottesdienst ging. Calvin erstarrte mitten in seiner Drehbewegung und war versucht, sich herumzudrehen und dem Mann, der jetzt gerade mit einer kleinen Frau die Rezeption verließ, nachzusehen. Noch niemals hatte Calvin einen so großen Mann gesehen. Das wurde immer spannender in Camden Village! Erst war da die Eishexe und nun noch ein Riese? Calvins Bemühen, sich gut zu benehmen gewann wieder die Oberhand, so dass er nun mit seiner Ma in das Gästehaus trat. Seine Ma hatte Recht, denn alleine waren sie nun wirklich nicht. "Ich.. Entschuldigung, Ma. Ich bin nur so aufgeregt." Calvin nahm sich zusammen und blieb nun gesittet neben seiner Ma stehen. Nur unter dem Rand seiner Mütze hindurch beäugte er die beiden jungen Frauen und den Soldaten, der mit ihnen sprach. Calvin erkannte sofort, dass das ein Soldat sein musste, denn er trug eine Uniform, die der seiner Zinnsoldaten nicht unähnlich war. Neugierig spitzte er die Ohren, konnte aber nicht verstehen, worüber gesprochen wurde. Seine Grandma hatte er inzwischen auch entdeckt, so dass er schon hoffte,diese hätte schon nach einer warmen Mahlzeit gefragt. All die vielen neuen Eindrücke lenkten ihn völlig davon ab, dass er eben noch ganz Durcheinander gewesen war. Ein Sonntag ohne Gottesdienst fühlte sich für ihn eigenartig leer an, so dass er leicht mit den Wochentagen durcheinander kam. "Aber, aber - ich habe doch gar nichts gegen ein Bad, Ma. Wirklich nicht." Von unten sah er mit seinen großen Augen seine Ma an, so als wisse er nicht, warum sie ihm diese Frage überhaupt gestellt hatte. "Ich..also. es ist nur so ungewöhnlich am Sonntag zu baden... Wo wir doch sonst immer in den Gottesdienst gehen?" Fragend sah er zu seiner Ma auf und hoffte, dass sie sich damit zufrieden gab. Er wollte ihr nicht erklären müssen, warum er so auf den Gottesdienst erpicht war. Seine Ma würde wohl ebenso wenig daran glauben, dass Gott mit ihnen sprechen wollen konnte, wie sie an Huckles glaubte.
Major Shephard, Cassidy und Sophie. Die Alcotts und Kate kommen hinzu.
Das Thema Ärtzin oder Mediziner im allgemeinen, interssierte die beiden jungen Frauen natürlich. Nicht überraschend, brauchten doch beide im Moment noch medizinische Zuwendung. Wenn sich in absehbarer Zeit kein Arzt finden liess, würde Samuel wohl oder übel den aus dem Fort hier postieren müssen, bis ein richtiger Arzt verfügbar war. Ein Feldsanitäter konnte einen solchen sicher nicht ersetzen, war aber immer noch besser als gar nichts. Ein Hintertürchen das Samuel aber erstmal als genau solches in der Hinterhand behielt. Sophies leises Kichern, mit dem sie Samuel bestätigte das er auch nett sein konnte, liess ihn Vorwurfsvoll, aber immer noch schmunzelnd dreinschauen. Wortlos legte er seinen Zeigefinger an die Lippen und zwinkerte Sophie verschmitzt zu. "Nicht weitersagen, ich hab einen Ruf zu verlieren Miss Garner." Warf er dann schliesslich ein. Zumindest Cassidys Gesichtsausdruck liess vermuten, das sie Samuels Einschätzung teilte, was das behandeln von Gästen anging. Sam war Soldat und das schon seid guten 20 Jahren. Da schlichen sich nunmal gewisse Verhaltensmuster ein, die man nur schwerlich wieder ablegen konnte. Sein, für Zivilisten, eher rauher und direkter Umgangston war nunmal nicht jedermans Sache. Andererseits, Benehmen zu haben und es nicht zu nutzen, war eine gänzlich andere Basis, als Benehmen zu brauchen und es nicht zu haben. Insofern hatte Samuel eine recht angenehme Position.
"Ja, es wäre mir ganz lieb wenn ich die Angelegenheit nur einmal vortragen muss, aber bei offener Tür zur Rezeption denke ich, kann ihre Neugierde schon bald gestillt werden." Merkte Samuel auf Cassidys abschliessenden Kommentar ein, als die Blonde ihre Freundin darauf hinwies, das es wohl wenig brachte weiter zu bohren, was die Cheyennen betraf. "Nur soviel, es ist eine Sorge die wir schon sehr bald zu den Akten legen können." Ein kleiner Brocken nur, der aber hoffentlich ausreichen würde.
Die Besitzerin betrat die Rezeption, der Samuel einen knappen Gruss zukommen liess, indem er ihr zunickte und fast Zeitgleich verliessen der Riese und die kleine Frau die Rezeption, gaben sie die Türllinke in die Hand mit einer neuen Gruppe. Eine etwas ältere Frau, Mittdreissigerin wie Samuel schätze, in Begleitung eines Kindes. Reisende augenscheinlich, wie Samuel aus dem kurzen Gespräch des Kindes mit seiner offensichtlichen Mutter entnahm und auch der Unterhaltung zwischen Mrs Farley und der fremden Frau. Ein Unfall mit der Postkutsche. Innerlich verdrehte Samuel die Augen. Diese zu bergen würde wieder fiel Zeit in Anspruch nehmen. "Wohlan die Damen, es wird Zeit für mich." Wandte er sich wieder den beiden Teenagern zu und neigte vor den beiden leicht den Kopf. "Hat mich sehr gefreut." Seinen Hut nehmend, wandte sich der Major ab, und machte sich auf den Weg in den Speisesaal.
Cassidy und Sophie. Die Alcotts und Kate kommen hinzu. Major Shephard geht.
Es schien lange her zu sein, dass sie so unbekümmert hatte sein können. Warum Sophie allerdings gerade jetzt zu dieser Erkenntnis kam, war ihr ein Rätsel, aber keineswegs ein unwillkommenes. Also sie den gespielt vorwurfsvollen Blick des Soldaten auffing, schlug sie scheinbar betreten die Augen nieder, konnte dabei aber selbst ein Lächeln nur zum Teil unterdrücken. Sie verstand nicht, warum es dem Major wichtig war, dass ihn alle Welt als alten Griesgram sah, aber sie respektierte diesen Wunsch. Möglicherweise war es ja eine Verteidigungsstrategie, so wie ihre Tagträumerei. Es war irgendwie merkwürdig, dass ein Mann wie er, der nun wirklich gar nichts mit ihr gemeinsam hatte, soetwas brauchen sollte. Doch sein Geheimnis war bei ihr jedenfalls sicher. Cassidy schien auch das Gefühl gehabt zu haben, der Major könnte verärgert über ihre Worte sein. Wie merkwürdig, ausnahmsweise einmal hatte sie nicht das Gefühl gehabt, sich irgendwie schuldig fühlen zu müssen.
Das Thema um Dr. Leigh mysteriöse Abreise schien sie alle noch nicht so recht loszulassen, doch im Gegensatz zu ihren Erwartungen schien auch Cassidy nichts genaueres zu wissen. Sophie unterdrückte ein Seufzen. Es sah der Frau nich tähnlich, die doch immer einen so kühlen kontrollierten und selbstbewussten Eindruck gemacht hatte, so Hals über Kopf aufzubrechen. Doch ihnen blieb wohl nichts anderes übrig, als die Tatsachen zu akzeptieren und nach vorne zu sehen. Sie fing Cassidys Blick auf, die die Frau am besten von ihnen allen gekannt hatte. Die lächelte allerdings nur nichtssagend und schien das Thema nicht weiter diskutieren zu wollen. „Etwas merkwürdig ist es ja schon.“ murmelte Sophie, ließ es dann aber auf sich beruhen. Die Sorge konnte sie allerdings nicht ganz untedrücken und die würde sie wohl auch noch solange beschäftigen, bis es einen neuen Arzt gab, der die medizinische Versorgung übernahm. Sie hatte sich an diesen Luxus gewöhnt und verzichtete nur sehr ungern darauf. Vor allem da absehbar war, dass sie einen brauchen würde, sollte es verspätet doch noch zu Komplikationen kommen. Und was war mit Cassidy? Sie hatte nur eine grobe Vorstellung wie deren Füße verheilten, aber sicher konnte es nicht schaden, wenn jemand die Sache ansah, der Ahnung davon hatte. Betrachtete man die Situation im Gesamten, dann hätte Dr. Leigh kaum einen schlechteen Zeitpunkt wählen können, um zu gehen. Dass sie dabei nur an sich und ihre Freundin dachte, dass fiel Sophie gar nicht auf.
Sie sah zu ihrer Freundin hinüber als die sie indirekt für ihre aufdringliche Neugier schalt. Also biss sie sich auf die Lippen, um nicht mit weiteren Fragen heraus zu platzen. Dabei fand sie eigentlich ein paar gute Neuigkeiten verdient zu haben, immerhin hatte die letzte Zeit nur sehr wenige davon für sie bereitgehalten. Und gerade die verschwundenen Indianer hatten ihr Magenschmerzen gemacht, waren sogar ein großer Grund gewesen, warum sie sich in den vergangenen Wochen kaum aus dem Haus getraut hatte, abgesehen von einer ungeplanten Schwangerschaft. Doch der Ton des Majors ließ hoffen und so lächelte sie ihn vorsichtig an. Etwas abrupt endete ihre Unterhaltung dann, als der Soldat sich zackig verabschiedete und in den Speisesaal trat. „Oh .. ja, Ihnen auch, Sir.“ kam es etwas verspätet von Sophie. Ihr Blick folgte dem Major, wie er davonschritt, bevor sie die Neuankömmlinge beäugte und sich dabei ertappte zu hoffen, diese wären zum Emfpang hier und nicht um ein Zimmer zu nehmen. Das würde nämlich bedeuten, dass irgendwer das Zimmer herrichten musste und das könnte sie schlecht die Chefin des Hauses selbst machen lassen. Hätte sie doch bloß besser zugehört, dann wüsste sie was die beiden Frauen mit dem Jungen vorhatten. Doch dieser Gedanke verlor rasch wieder an Bedeutung als sie die Stimme des Majors aus dem Nebenzimmer dringen hörte. Unbewusst griff sie nach Cassidys Hand und drückte diese in der ihren, während sie die Ohren spitzte, damit sie kein Wort verpasste.
Die Nachrichten über das Ende der Lebensmittelknappheit erleichterten sie, auch wenn sie nun wirklich keine große Esserin war. Während der Schwangerschaft hatte sie angefangen mehr zu essen und da war ihr der Mangel aufgefallen, doch jetzt sah es aus, als hätte die Lage deutlich entspannt. Ein kluger und vorraussehender Kopf, dieser Soldat. Auch, dass er mit dem Geld Sheriff Clayton unterstützen wollte, war keine schlechte Nachricht. „Meinst du dein Vater stellt dann noch weitere Deputys ein?“ erkundigte sie sich mit einem Stirnrunzeln leise bie Cassidy. Mehr Gesetzeshüter kamen ihr entgegen, weil sie dann im Notfall nicht nur die Wahl zwischen einem cholerischen Gewalttäter und einem unfreundlichen Iren hätte. Aber diese Gedanken behielt sie vorsichtshalber für sich, jetzt wo es um die Cheyenne drehte. Angespannt biss sich Sophie auf die Unterlippe und reckte den Kopf ein wenig nach vorne. Doch je länger der Soldat redete, desto mehr hellte sich ihr Gesicht auf. Oh, es war ohne Gewaltausbrüche zu einer friedlichen Einigung gekommen und die Indianer waren ordentlich weggeschlossen im Reservat. Sie musste keine Angst haben, plötzlich einem von ihnen in der Stadt zu begegnen oder sobald sie einen Schritt außerhalb von Camden Village. Warum er allerdings vor Übergriffen auf die Roten warnte, war ihr ein Rätsel. Sie würde ganz sicher nicht ins Reservat marschieren und versuchen, dort ein paar Rothäute zu erschießen. Auch wenn sie es sicherlich verdient hätten. „Hat er Angst, dass die Leute ins Reservat gehen, um sich an den Indianern zu rächen?“ murmelte sie verständnislos in Cassidys Richtung. „Warum sollte jemand soetwas tun?“ Da war ein friedliches Zusammenleben doch um einiges erstrebenswerter. Tief atmete sie durch und gestattete sich ein erleichtertes Lächeln. „Aber sieht so aus, als hätte Major Shephard nicht gelogen. Das sind wirklich gute Neuigkeiten. Da wird das Leben hier wohl erstmal um einiges friedlicher werden. Gott seis gedankt.“
Kate mit Laura Alcott an der Theke (Calvin u. Helen kommen herein, Major Shepard geht in den Speisesaal, Sophie u. Cassidy)
(Helen wird mitgeführt)
Kate versuchte nicht all zu gestresst zu wirken, als die aufgezählte Personenzahl sie dazu drängte einer durchaus unwirsch wirkenden Person eine Absage zu erteilen. Das würde sicherlich unangenehm werden. Kurz warf sie einen Blick in ihr Gästebuch, als müsste sie tatsächlich prüfen, ob ihre Zimmer ausgebucht waren. In Wahrheit versuchte sie etwas Zeit zu schinden, um sich höfliche Worte zurecht zu legen. Währenddessen betrat eine dunkelhaarige Frau mit einem vielleicht sieben oder acht Jahre alten Jungen das Gästehaus und Kate warf einen kurzen Blick auf die beiden. Sie hatte es wohl mit Mutter und Sohn zu tun, sichtlich mit der angekündigten Tochter der älteren Dame vor ihr. Diese warf sogleich einen etwas strengen und genervten Blick über die Schulter als ihr wohl das fröhliche Geplapper des Jungen unangenehm aufstieß. Das absichtlich laute Räuspern, das erfolgte, als der Junge sich kurz vergaß, ließ Kate kurz die Augen verdrehen. Sie empfand überraschend Mitleid mit dem Jungen und seiner Mutter. Auch wenn sie nicht unbedingt leidend wirkten, konnte sich Kate gut vorstellen, dass die beiden es unter 'Großmutter' nicht unbedingt leicht hatten. Gemessen an dem düsteren Blick, den die jüngere Frau ihrer Mutter zurückwarf, fühlte sich Kate bestätigt. "Nun.. ja, Mrs... ehm... wir sind leider ausgebucht. Das kommt bei diesem Wetter auch für uns sehr überraschend. Ich kann ihnen leider keine Alternative anbieten... außer sie reisen nach St. Johns..."
"Meine Güte, von dort kommen wir doch," entfuhr es Laura entnervt, wandte sich an Helen, die Gott sei dank dafür gesorgt hatte, dass sich Calvin anständig benahm und fuhr sie unwirsch an. "Ich dachte du hattest reserviert?"
Helen, die auf Grund all der nicht ausgesprochenen Worte ihrer Mutter über Clavins Verhalten den Jungen anstatt Lauras leise aber bestimmt mit einem "Das ist keine gute Entschuldigung, Cal", angefahren hatte, sah nun nicht weniger ungehalten zu ihrer Mutter und schob Calvin, der gerade erklärte ein Problem damit zu haben, dass sie heute einmal den Gottesdienst geschwänzt hatten, auf die Theke zu. Für seine offensichtliche Verwirrung und seinen fragenden Blick, der um Erklärung bettelte, hatte sie im Augenblick weder Zeit, noch Nerven übrig. Denn wie es aussah, war hier etwas mit ihrer Reservierung schief gegangen und sie würden keine Zimmer bekommen. Etwas, das ihr heftige Kopfschmerzen bereitete. "Ich erklär es dir später, Cal", sagte Helen abwesend, und tätschelte die Schulter ihres Jungen, während ihr Blick wieder düsterer wurde, als sie zu Laura blickte. "Natürlich habe ich reserviert, Mutter," herrschte sie leise zurück und schenkte der Frau an der Theke ein entschuldigendes, bittersüßes Lächeln. "Offensichtlich ging etwas schief. Bitte, schauen sie doch noch einmal nach Alcott? Ich hatte bereits vor zwei Wochen ein Telegramm geschickt und zwei Zimmer reserviert?" Unbewusst griff Helen an ihre Schläfen und massierte sie. Sie hatte mit etwas Ruhe gerechnet, bevor sie mit Miss Hall zur Ranch hinausgeritten wäre, nicht mit mehr Stress. Aber seltsam, normalerweise litt sie dabei weniger unter Kopfschmerzen.
Kate senkte ihren Blick und suchte die Seiten ab. Möglich dass vielleicht Holly das Telegramm angenommen hatte und sie ihre Notiz übersehen hatte. Oder Holly hatte das Telegramm gänzlich verbummelt, so durcheinander und verwirrt wie sie in den letzten Wochen gewesen war. Nur wie erklärte sie das den Alcotts? "Nun, nein, Mrs. Alcott, hier ist wirklich keine Reservierung eingetragen und ein Telegramm habe ich nie erhalten. Vielleicht.. nun... unser Post Office ist seit Monaten nicht besetzt und die Aushilfe ist nicht immer im Büro. Das tut mir schrecklich leid, aber ich kann ihnen leider nicht einmal eine kleine Kammer anbieten." Kate war um einen wirklich bedauernden Ton bemüht und machte ein ähnlich zerknirschtes Gesicht.
"Und was tun wir jetzt?", Laura wandte sich mit einer säuerlichen Miene an ihre Tochter und wies mit einer Hand auf Calvin. "Der Junge braucht etwas zu essen, ein Feuer und warme, trockene Kleider und vor allem ein Bett!"
"Nun.. bis auf das Bett," mischte sich Kate vorsichtig ein, "könnte ich ihnen helfen. Nebenan ist ein keiner Empfang für den neuen Reverend und sie können dort gerne am Büffet teilhaben. Und wenn sie sich umziehen möchten, stelle ich ihnen gerne mein Büro zur Verfügung." Das war das mindeste das sie anbieten konnte.
"Das wäre wunderbar," fiel Helen ihrer Mutter ins Wort, ehe diese etwas unbedachtes sagen konnte und lächelte gequält, weil die Schmerzen zunahmen und das überraschend rasant. Der Offizier war inzwischen in den Speisesaal gegangen und die beiden Mädchen unterhielten sich alleine weiter, zumindest nahm es Helen so wahr, denn ihr wurde gleichzeitig mit dem Druck im Kopf speiübel. Sie griff mit einer Hand nach Clavins Schulter und mit der anderen nach der Theke, verlor alle Farbe aus dem Gesicht und schluckte mehrmals, um zu verhindern, dass das leichte Frühstück vom Morgen wieder nach oben kam. Das war ein bisschen... nun ungewöhnlich. Sie spürte nicht, wie zwei feine Tropfen Blut hinter ihrem Ohr hinab auf Calvins Hand fielen, die sie inzwischen hielt, während sie um ihre Nuance kämpfte. "Ein bisschen Ruhe wäre nicht verkehrt," sagte sie langsam und gedehnt und holte einmal tief Luft, mit der vagen Hoffnung, es ginge ihr gleich wieder besser. "Meint ihr nicht auch? Erst einmal etwas essen, umziehen und dann reiten wir eben alle hinaus zur Ranch?"
Auf dem Weg nach draußen wunderte Selina sich über den kleinen Auflauf an der Rezeption, war diese doch bei ihrer Ankunft verwaist gewesen. Sie nickte den Anwesenden nur kurz, aber dafür freundlich grüßend zu, da diese sich alle in einem Gespräch befanden, und stellte den Kragen ihres Mantels auf, bevor sie recht zügig nach draußen entschwand.
Calvin, Helen u. Laura im Gespräch mit Kate, Shepard verlässt die Rezeption, Cassidy u. Sophie unterhalten sich im Hintergrund, Selina verlässt von Calvin unbemerkt das Twin Falls
Enttäuscht schob Calvin die Unterlippe vor, als er sah, dass der Soldat die Rezeption verließ. Wie gerne hätte er diesen noch länger durch die offene Tür nach nebenan beobachtet, aber das konnte er nun nicht mehr. Zumindest nicht, ohne den Kopf ungebührlich zur Seite zu drehen und damit erneut mindestens den Unmut Grandmas auf sich zu ziehen. Die beiden Mädchen, die da in der Ecke miteinander zu tuscheln schienen, interessierten Calvin gar nicht, so dass er seine Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch zwischen der Besitzerin des Hotels, seiner Großmutter und Ma zu wandte. Viel verstand er nicht davon, aber er verstand, dass es mit der Reservierung Schwierigkeiten gab und das zwischen seiner Großmutter und seiner Ma Spannungen zunahmen - und dafür gab seine Ma offenbar ihm die Schuld. Sie fauchte ihn an, dass seine Entschuldigung nicht gut sei und Calvin zog schuldbewusst den Kopf ein. Natürlich war seine Erklärung nicht die Beste, schon gar nicht um seine strenge Großmutter zufrieden zu stellen, aber er hatte doch nun einmal keine Andere. Seine Enttäuschung über diese mißglückte Ankunft in Camden Village wich der Erleichterung, als er hörte, dass es nebenan ein Buffet gab. Damit konnte man zwar nicht sicher sein, dass er dort Kakao oder Pencakes bekommen konnte, aber man durfte selber wählen. Das war eine feine Sache! "Außerdem ist der Soldat gerade nach nebenan gegangen.. Das könnte interessant werden.."Wie so oft, meldete sich Huckles im ungünstigsten Augenblick zu Wort, so dass Calvin völlig abgelenkt wurde. Vor Aufregung, oder war es schon Hunger?, bekam er richtige Bauchschmerzen, als er aus dem benachbarten Speiseraum eine Rede hörte. Da war nämlich nicht nur von irgendwelchen Vorräten oder dem Stadtrat die Rede, sondern von Indianern! Es gab sie also wirklich und sie liefen hier offenbar so frei herum, dass man diese sehen konnte - jedenfalls wenn man Glück hatte. Warum man nicht ins Reservat durfte, verstand er zwar nicht, aber er hätte es wohl auch nicht so gerne, wenn einfach fremde Leute auf ihrer Ranch erschienen. Insofern nahm er dies Verbot als gegeben hin. Kurz drehte er nun doch den Kopf, um in den Speiseraum zu sehen und kicherte leise. Da sah er doch tatsächlich ein Mädchen, dass schon zur Hälfte unter dem herabhängenden Tischtuch dieses Buffets verschwunden war! Vieleicht wollte dieses heimlich essen, aber Calvin bezweifelte, dass dieser Plan aufginge. Echt - ist die blöd. Wie leicht kann das Tischtuch dabei mitsamt Geschirr vom Tisch gezogen werden. Das gäbe vielleicht ein Gescheppere. Calvin schüttelte den Kopf und war froh, dass er in dem Falle dieses Unglückes weit genug weg war, um nicht ursächlich verantwortlich sein zu können. Echt - das weiß sogar Huckles, dass das meistens in die Hose geht. Er merkte gar nicht, wann und wie genau seine Ma ihre Hand von seiner Schulter und stattdessen seine Hand in die ihre genommen hatte. Umziehen.. im Büro? Calvins fragender Blick ruhte nun auf der Besitzerin des Hotels, die ihm nicht viel älter als seine Ma zu sein schien. Er fand es zwar nicht im Mindestenmerkwürdig, dass hier eine Frau offenbar alleine ein Hotel leitete - immerhin leitete seine Ma eine ganze Ranch - , aber wie er sich umziehen sollte? Ihre Sachen waren alle noch in der Kutsche und schon diese zu holen bedeutete erheblichen Aufwand. Diese nun abzuladen, trockene Sachen zu suchen, nasse Sachen wieder zu verladen und so weiter und so fort, um dann zur Ranch zu fahren, schien dem Jungen eine unlösbare Aufgabe zu sein. Dennoch schwieg er, denn noch einmal wollte er nicht den Unmut seiner Großmutter auf sich oder vielmehr auf seine Ma ziehen. Wenn es nach ihm ginge, wäre er schon mit einer Tasse Kakao und einem kurzen Aufenthalt am wärmenden Kamin zufrieden, bevor sie zur Ranch hinaus fuhren. Erstens war er kein Baby mehr, dass mittags unbedingt ins Bett gesteckt werden musste und zweitens kribbelte es in seinem Bauch vor Freude, denn auf der Ranch wartete Sawyer auf ihn. Außerdem musste er doch Huckles die Ranch noch im Hellen zeigen, denn so der sich verliefe, würde es schwer werden, ihn wieder zu finden. Calvin wusste nicht, ob er sich entsprechend äußern durfte, und so sah er nur still fragend von der Großmutter zu seiner Ma hinauf und wieder zurück. Plötzlich zuckte er erschreckt zusammen, denn er fühlte, wie etwas auf seine Hand zu tropfen schien. Als er hinsah, sah er frisches Blut und das ließ ihn erst Recht erschrecken. Wie viele Kinder hatte er Angst davor, sich selbst zu verlieren, so er Blut verlor und so entfuhr ihm ein leiser Schrei. "Blut, Ma. Ich blute!" Calvin konnte sich nicht erklären, woher das Blut auf seiner Hand kam und so versuchte er, seine Hand der seiner Mutter zu entziehen. Er musste doch nachsehen, warum er blutete!