Graham und Bonnie, von der Sherriffstation kommend
Sie konnten beide einen ausgesprochen derben Humor haben, meistens durchmischt von tiefschwarzem Sarkasmus. Doch in diesem Augenblick wirkte seine Schwester gelöst und glücklich, als sich ein ungezwungenes Lachen aus ihrer Kehle löste. So wie es sein sollte. Vielleicht begannen sie doch langsam die Schrecken zu vergessen, die Michaels Terrorherrschaft bei ihnen hinterlassen hatte. Das gefiel ihm gut, denn er bekam schließlich selten genug Gelegenheit dazu, sie lächeln zu sehen. Es fühlte sich so … normal an. Beinahe so als würde sie nichts von den normalen Leuten unterscheiden. „Hmm. Siehst ja hübsch aus, wenn du lachst.“ brummte er dann und versuchte angestrengt eine ernste Miene zu bewahren. „Solltest du vielleicht öfters machen.“ Obwohl … bloß nicht. Bonnie hatte schon genügend Verehrer. Wenn sie jetzt auch noch gute Laune verstrahlte, kam er ja überhaupt nicht mehr hinterher, aufdringliche Burschen zu verjagen. Bei ihrem affektierten Gehabe gab er dann doch ein schnaubendes Lachen von sich. Nicht einmal Callahan könnte ihm die Laune versauen, wenn er so drüber nachdachte und er nickte mit gewichtiger Miene, als Bonnie Drohungen aussprach. „Ich bin sicher, du würdest ihn umhauen.“ erwiderte er nicht so ganz ehrlich, auch wenn er wusste, dass Bonnie zerbrechlicher aussah, als sie es war. Dass sie einstecken konnte, hatte sie jedenfalls in Vergangenheit eindrucksvoll bewiesen. Bei dem Gedanken drohte sich sein Gesicht kurz zu verdüstern, doch mit einem raschen Kopfschütteln verscheuchte er den unliebsamen Gedankengang.
Auf ihre Stichelei hin stieß er ein kurzes Grunzen aus. Die Schule hatte doch schon eindrucksvoll bewiesen, dass ihm das Denken nicht lag. Andererseits war ihm der eine oder andere Geistesblitz geglückt, seit er angefangen hatte, für Clayton als Deputy zu arbeiten, sonst hätte der ihn wohl kaum behalten. Also war er vielleicht doch nicht ganz so dumm, wie man ihn manchmal glauben lassen wollte. Und wenn doch … hatte er auch kein Problem damit. „Hmpf, kanns ja nich' nur dir überlassen. Wer weiß, wo wir landen würden, wenn du die ganze Denkarbeit machst.“ stichelte er unbeeindruckt zurück. Doch gleich darauf wurde sein Denkanstoß belohnt, als er sah wie Bonnies Augen sich freudig weiteten. „Ja, das wäre es wirklich.“ stimmte er ihr zu und sah ihr fest in die Augen. Sie hatten schon oft davon geträumt, endlich fort von Zu Hause zu ziehen und etwas eigenes auf die Beine zu stellen. Nie war ihnen dabei auch nur eine Sekunde in den Sinn gekommen, sich zu trennen. Selbst wenn ihre Mutter verlauten ließ, dass Bonnie wohl irgendwann heiraten und Kinder haben würde, wie es sich schließlich für eine anständige Frau gehörte. Graham hatte diesen Teil der Zukunftsplanung immer getrost ignoriert. Jetzt grinste er zufrieden – und auch nur ein klein wenig selbstgerecht – und verdrehte gespielt die Augen bei ihrer überschwänglichen Zurschaustellung von Gefühlen, als ob es ihm Unrecht wäre. Dabei löste der flüchtige Kuss eine angenehme Wärme in seiner Magengegend aus. „Wir könnten jeden Tag essen was wir wollen, uns benehmen wie wir Lust haben. Keiner der motzt, dass es unordentlich ist, oder nicht aufgeräumt.“ spann er den Gedanken weiter und warf ihr einen prüfenden Blick zu. Er war also nicht der einzige, den die Hayways wach gehalten hatten. „Die Indianerin scheint wirklich unersättlich wie'n Karnickel zu sein. Aber sie könnte dabei wenigstens leise sein.“ kommentierte er trocken. Wahrscheinlich vermehrten die Roten sich deswegen wie eine verdammte Landplage. Auch wenn er sonst keine Probleme mit den Indianern hatte, dieses bestimmte Exemplar diente dazu, dass er welche entwickelte.
„Ich glaub' in der Mainstreet stehen ein paar Wohnungen frei. Aber die sind bestimmt zu teuer. Obwohl ein Haus bestimmt auch schön wäre. Und auf Vordermann bringen können wir alles.“ sinnierte er laut. Eigentlich wäre es doch nett. So ein eigener Garten, wo man ein paar Kartoffeln anpflanzen konnte. Dann wäre man im Winter nicht so verdammt abhängig vom Gemischtwarenladen. Außerdem mochte er es, im Garten herum zuwerkeln, Wände zu streichen, oder Dächer auszubessern. Es war ein gutes Gefühl, mit seinen Händen etwas zum entstehen zu bringen. Außerdem gehörte es zu den wenigen Dingen, die er gut konnte. „Aber ich glaub' in der Lake Street gibt’s noch freie Wohnungen. Da wohnt auch Matt in der Nähe. Es ist nicht weit zum See oder in den Wald...“ Wäre doch nett, wenn sie nur über den Zaun schauen mussten, um ihren alten Freund aus Kindertagen zu sehen. „Außerdem is' es weit genug weg.“ Wovon weit genug weg, brauchte er nicht zu sagen. Ein weiterer großer Nachteil an ihrer Bleibe bei den Hayways war, dass sie ihr altes Zuhause gleich neben hatten und so nicht darum herumkamen, Michael ab und zu über den Weg zu laufen.
Jesse und Megan, vom See kommend davor: Tamina und Nicholas und weitere viele Personen (Stevie, Helen, Großmutter Laura und Sohn Calvin), hinter ihnen Graham und Bonnie
Jesse war es gar nicht aufgegangen, dass er vielleicht eben auf etwas von Megan nicht eingegangen war. Er hatte es dann zumindest nicht böse gemeint denn im Allgemeinen war er schon recht aufmerksam. Nur heute war irgendwie nicht sein Tag. Er war das erste Mal seit einer Woche und einer schrecklichen Entführung auf den Beinen, hatte endlich halbwegs das Fieber besiegt, aber noch längst nicht seine innere Dämonen. Vorhin hatte er in jedem Fremden einen Schergen von Horatio gesehen und war innerlich voller Paranoia gewesen, ohne es Megan zu zeigen. Denn Megan sollte nicht mitbekommen, wie fertig er schon wieder oder immer noch war. Er wollte doch stark sein für seinen Sonnenschein. Aber er wusste auch, dass Megan unermessliche Geduld für ihn aufbrachte, was auch ein Grund war, warum er sie liebte, auch wenn es ihm vielleicht gerade nicht so bewusst war. Auch musste er noch lernen, wie großartig Megan mit seiner Verletzlichkeit umging. Es war ihm teilweise schon bewusst, aber er wollte darüber auch einmal ganz dankbar und bewusst nachdenken. Überhaupt hatte er noch gar nicht viel Zeit gehabt, über dieses Wunder nachzudenken, dass ihm das Schicksal entgegenbrachte. Megan war ein so wundervoller Mensch, so wundersam, dass er es noch nicht fassen konnte. Aber dennoch liebte er sie ja, nicht wegen ihrer Wunder, sondern weil sie eben war, wie sie war: Ehrlich und sehr authentisch. Jesse wusste immer woran er bei ihr war und es war für ihn unglaublich bereichernd, welche Stärke sie besaß. Sicher war Jesse auf seine Weise auch stark, aber eben nicht immer. Aber Megan hielt zu ihm, baute ihn auf. Wie nun auch wieder, wofür er ihr einfach nur unendlich dankbar war. Bei ihr durfte er er selber sein, so wie er eben war. Bei ihr musste er nicht ständig den starken Mann markieren, und dennoch versuchte er es immer wieder, aber nicht nur, um zu gefallen, sondern weil er das für sein Selbstwertgefühl eben manchmal brauchte. Er war nun einmal ein Mann und als solcher erzogen worden. Doch dass er eben auch eine schwache Seite zeigen konnte, verdankte er seiner Mutter ...
Und so sagten und zeigten sie sich wieder, wie sehr sie sich liebten und es zeugte von tiefer Ehrlichkeit. Und so hatte Megan seinen Vorschlag angenommen und erst hatte er noch genickt, wie sie auch.
Vor ihnen war eine kleine Menschenansammlung, teilweise auf Pferden. Aber teilweise auch zu Fuss. Und Nicholas, ihr Chef, war eh gerade mit einer seltsam verschleiherten Frau im Gespräch. Da wollte Jesse dann auch nicht stören.
Denn Jesse kümmerte sich diesmal nichtum all die Menschen. Zwar liess er kurz seinen Blick über die Menschen schweifen und auch sein Gehör, aber als er das Gefühl hatte, dass hier nicht Gefahr in Verzug war, wandte er sich wieder seiner Megan zu. Ihm war gerade eigentlich die ganze Welt egal, ausser Megan. »Weisst du was, mein Schatz? Das mit dem Anwalt rennt bestimmt nicht weg. Er sagte so etwas von Nachmittag oder so. Ich würde gerne nach Tristan und Acuma sehen. Und einmal durchatmen ... lass uns nach Hause gehen. Nur kurz. Unser Zuhause.Und dann mache ich dir einen schönen heissen Tee ... nein UNS, Dir und mir und unserem Kind, ja? « Er strahlte Megan nun sehnsüchtig und liebevoll, aber auch seltsam entspannter an als eben noch. Er hatte sie in seinem Arm und sie schritten einfach an den Menschen vorbei, so, als wären sie gar nicht da. Niemand schrie um Hilfe, kein Lynchmob war da, nein, Jesse interessierte es gerade nicht, wer die Leute waren. Außerdem wäre er gerne einfach mit noch etwas alleine mit Megan. Denn er wurde sich auf einmal bewusst, dass er ihr erst heute Morgen einen Heiratsantrag gemacht hatte und sie noch gar nicht viel Zeit miteinaner gehabt hatten. Auch wenn er Matt gerne noch gesprochen hätte oder den Reverend, aber auf einmal kam ihm dass alles so unwichtig vor. Nur Megan war ihm wichtig, die Frau, die er so über alles liebte und von der er eigentlich gar nicht viel wusste. »Megan? Was ist eigentlich Deine Lieblingsfarbe? Und welche Süßspeise bevorzugst du?« Jesse mochte seltsam wirken. Aber es lenkte ihn auch einfach von seinen Sorgen ab und das brauchte er einfach gerade. Er war es leid, zu leiden und sich Sorgen zu machen. Er war es so verdammt leid. Wenn Horatio ihn nun über den Haufen schiessen wollte, würde er dagegen eh nichts machen können ... aber nein, er wollte nun einach nur mit seinem Sonnenschein zusammen sein und mal an nichts anderes denken, auch wenn es ihm erst noch schwer fiel. Aber seine Megan, sie war ihm so wichtig. Und auch das Kind, dass sie in sich trug. Er riss sich einfach zusammen und dank ihr schaffte er es auch, einfach mal nur an sie zu denken und nicht an seine Sorgen ...
Jesse und Megan, vom See kommend Etwa auf Höhe Saloon, weiter Richtung Westen
Auch Megan liess ihren Blick eher abwesend über die anderen Menschen auf der Main Street schweifen, zumindest jene die vor ihnen liefen. Was hinter ihr passierte kümmerte die Blondine in der Regel ohnehin nicht. Der Sonntag verleif bisher ganz wundervoll und würde der Frau lange im Gedächtnis bleiben. Einzig Nicholas, ihr Chef und die fremde Frau, die beide etwa auf Höhe des Gästehauses standen, zogen kurz Megans Aufmerksamkeit auf sich. Es wäre eine gute Gelegenheit ihrem Chef zumindest schonmal vorab wissen zu lassen das sie ihrem ketzigen Job im Saloon nichtmehr würde nachgehen können. Jesse riss sie aus dem Gedanken, als er unvermittelt wieder zu sprechen anfing und auf Mr Brown und das Treffen im Gästehaus zu sprechen kam. Ja, der Anwalt hatte in der Tat etwas von Nachmittag gesagt, also hatten sie noch einige Stunden, bis dieser im Café auftauchen würde für das Gespräch. Um was auch immer es gehen mochte dabei. Jesse wollte nach Tristan und Acuma sehen und entsprechen nach Hause gehen. Seines und in Bälde auch ihr Zuhause. Er schlug das mit so einem sehnsüchtigen und liebevollen Strahlen vor, das es schon fast unmöglich war das abzulehnen. Entsprechend erwiderte sie das strahlen, als sie zu ihrem Grossen hochsah und nickte. "Ist gut. Ich würde nur gerne kurz Mr. Firth Bescheid geben, wegen dem aufgeben meiner Arbeit. Er steht ja da vorne und die Gelegenheit ist gut. Ok?" liess sie Jesse halb fragend halb entscheidend wissen. Sie erwartete bei dem Mann aus dem seltsamen Land, von dem sie nichtmal wusste wo es war, keine Schwierigkeiten. Das Timing war zwar denkbar schlecht, jetzt mit der Konkurenz durch das neue Bordell, aber es gab ja auch noch andere Vergnügungen, die Mister Firth anbieten konnte. Sie jedenfalls würde sich anderen Männern nichtmehr anbieten, egal was ihr Chef sagte. Ob er andere Arbeit für sie haben würde, nun, das würde sich zeigen.
Auf dem Weg zu Mr. Firth, der ja vor dem Gästehaus herumstand, fragte Jesse etwas, mit dem Megan so gar nicht gerechnet hatte. Einfache Dinge zu ihr, was sie mochte. Ein wenig seltsam, bedachte man das sie sich nun doch schon eine ganze Weile kannten, schätzten und auch liebten, auch wenn es bis heute gedauert hatte, das sie sich das gegenseitig eingestanden hatten. Sie grinste Jesse an. "Grün, besonders ein dunkleres, wie bei Tannen und Fichten. Blau finde ich auch schön, so wie das Meer oder der Himmel an einem Sommertag. Süssspeisen vermeide ich eigentlich, aber wenn dann finde ich Honigkekse sehr unwiderstehlich. Und du?" erwiderte sie auf die Frage. In der Tat wusste sie viel von Jesse, über sein Leben, seine Vergangenheit aber beim Barte von Kaptain Nemo, so einfache Dinge wie die Lieblingsfarbe, lieblingsessen oder Lieder, Bücher, Tätigkeiten aller Art, wussten sie nichts voneinander. Sie schritten weiter auf Mr Firth und die Fremde zu, während Megan lächelnd, leicht seitlich zu Jesse hochsah. Ein lustiger Informationsaustausch. Besonders sein Lieblingsessen würde sie interessieren. Steaks mochte er, das wusste sie, aber wer mochte keine Steaks? Welche Beilagen ihm gefielen oder was er sonst gerne aas, war schon eine interessante und wichtige Frage, immerhin würde sie bald schon für ihren Schatz kochen.
Jesse und Megan, vom See kommend Erst auf Höhe Saloon, dann auf der Höhe Gästehaus bei Mr. Firth und Tamina (und die anderen in der Nähe, die Barkleys und Jason hinter ihnen)
Jesse war soweit glücklich, auch wenn er sich eigentlich bis vor kurzen nur miserabel gefühlt hatte. Aber Megan mochte mit ihm erst einmal nach Hause gehen, und das machte ihn einfach wirklich sehr froh. Er wollte einfach für seine Blume endlich da sein, wie es sich für einen Mann gehörte, der seine Frau liebte. Und ihm tat ihre Nähe sehr gut und er glaubte zu erkennen, dass Megan sich gerade einfach gut fühlte. Jesse selber unterdrückte all das einfach erst einmal, was ihn beschäftigte. Es war nicht so, dass er Megan nicht traute, aber es merkte auch, dass er ja nur noch paranoid gewesen war nach dem Gottesdienst. Und nun wollte er einfach nur seine Ruhe haben.
Als Megan dann meinte, dass sie aber noch mit Mr. Firth reden wolle, wegen dem Aufgeben ihrer Arbeit, da nickte Jesse liebevoll und strahlte noch ein wenig mehr. Denn ja, es freute ihn, dass es keine Diskussion darum gab, das Megan nun etwas aufgab, was sie lange kannte. Es freute Jesse einfach, dass dies für Megan selbstverständlich war. Aber er hatte auch nichts anderes erwartet. »Natürlich, ich komme mit. Und mehr noch ...« sprach er dann leise zu seiner Liebsten. »Ich bin da für dich. « sprach er noch. Damit meinte er, dass er Megan schon überlassen wollte, mit dem Chef vom Saloon zu sprechen, aber notfalls würde er eingreifen.
Aber dazwischen beantwortete Megan dann seine Fragen und Jesse lächelte. Innerlich dachte er nur: Holly mag auch Honigkekse. Irgend wie mag die wohl jeder ... aber er hörte weiter zu. Blau und Grun, Besonders das dunklere Grün. Jesse mochte blau nicht sonderlich, sagte aber nichts. Denn Megan mochte blau wegen dem Meer und dem Himmel und ja, dass mochte Jesse auch, das Meer und den Himmel. Aber dann war es auch schon vorbei, was die Farbe anging. Und so lächelte er einfach nur, nahm es erst einmal zu Kenntnis. Und sprach dann zwischendurch: »Honigkekse also? Na, dann weiss ich ja, was ich mal für dich backen kann ...« Denn Jesse war ein leidenschaftlicher Koch. Im Saloon war das aber irgendwie untergegangen. Aber vielleicht würde er Megan ja damit mal überraschen können.
In der Nähe von Nicholas und Tamina Und gemeinsam traten sie dann näher zu Mr. Firth und seiner Begleitung, wer auch immer das war. Jesse verstand eh nicht, was die redeten, die Sprache war ihm absolut fremd. Und besonders beobachtet hatte er die beiden eh nicht, wie auch nicht die andern. Jesse war nicht unvorsichtig, aber er wollte einfach nur nach Hause. Und das nun zusammen mit seiner Megan klären. Denn es war für ihn selbstverständlich, Megan das nicht alleine zu sagen, was zu sagen war. Zwar wusste er nicht, was Megan für Zweifel plagten, aber er war einfühlsam genug, es zu spüren, denn hier ging es um seinen Sonnenschein.
Es war nun einmal normal, dass eher die Männer sprachen. Jesse war da aber etwas anders und doch wusste er davon. Er wollte jedenfalls Megan nun einfach nur helfen. Aber eben nur zum Teil, denn er wusste, dass Megan schon alleine für sich sprechen konnte. Wie auch immer.
So trat er mit Megan dezent an Mr. Firth und die junge, seltsame Frau, welche Jesse höflich zunickte, falls sie zu ihm schauen sollte. Er sagte nichts, denn er wollte sich nicht einfach in das Gespräch drängen. Im Gegenteil. Aber er und Megan waren eindeutig auf Mr. Firth zugegangen und nun standen sie so dicht, dass es auffallen musste und dennoch mischten sie sich nicht ein. Jesse räusperte sich nur kurz, um auf sich und Megan aufmerksam zu machen. Sie standen beide in einer kleinen Entfernung, eng bei einander, eben wie ein Paar.
Tamina und Nicholas, Megan und Jesse kommen dazu, Höhe Gästehaus auf der Straße
Aha, hatte er also richtig getippt. Sie war tatsächlich eine Prinzessin. Und sie hielt ihn für einen Prinzen, denn es kam ja in seinem Namen vor. Nun, er würde sie vorerst in dem Glauben lassen. Denn ihr Verhalten hatte sich sofort geändert. Die Prinzessin hatte dankend seinen Mantel übergezogen, auch wenn das für sie vermutlich ein merkwürdiges Kleidungsstück war. Und dann gab sie brav Auskunft, weshalb sie hier war. Doch wo waren dann ihre Begleiter? Und ihr Gepäck? An der Sache war etwas faul. Doch bevor er sich weiter um die Prinzessin kümmern konnte, kamen Mister Harding und Megan hinzu. Sie blieben zwar in höflichem Abstand stehen, doch es war klar, dass sie etwas von Nicholas wollten. "Verzeihen Sie einen Augenblick, Prinzessin." lächelte Nicholas freundlich auf arabisch und wandte sich dann Megan und Jesse zu.
"Megan, Mister Harding. Guten Tag." grüßte er freundlich in englisch und lächelte. Und weil die Zwei erwartungsvoll schauten, fragte er: "Kann ich etwas für Sie tun?"
Die Prinzessin muss dringend ins Warme. Ich kann also nur hoffen, dass es wirklich dringend ist und schnell geht. Sonst flippt mir die arabische Schönheit noch mitten auf der Straße aus.
Tamina & Nicholas // Megan & Jesse kommen dazu // Höhe Gästehaus auf der Straße
Das seltsame Kleidungstück wärmte wirklich fast augenblicklich. Das war noch der vorhandenen Restkörperwärme des Prinzen zu verdanken. Denn so ausgefroren wie Tamina im Moment war, hätte sie sich lange nicht aufwärmen können. Auch wenn ihr die Schwere des Kleidungsstückes nicht gefiel, so unterlies sie es vorerst noch dagegen zu protestieren. Wie gesagt, vorerst. Vor ihr stand also ein orientalischer Prinz. Immer noch drängte es Tamina dazu ihn zu fragen wie er hierher gekommen war. Und vor allem wollte sie ihm Vorwürfe machen, warum er hier war. Er hätte viel besser den Aufruf seines Vaters befolgt und wäre zu ihr in den Palast gekommen. Wenn sie ihn gesehen hätte, hätte die Prinzessin vielleicht anders reagiert und wäre jetzt nicht hier. Dann wären sie jetzt beide nicht hier. Aber nein, dieser Prinz musste sich ja scheinbar schon lange außerhalb ihres Landes befinden. Sodass sie sich nun in dieser Lage befand. Eigentlich hätte der Prinz jetzt also erst einmal all ihren Unmut zu hören bekommen. Trotz seiner Freundlichkeit und trotz der Tatsache, dass er sie vor dem Erfrieren bewahrt hatte.
Aber genau in diesem Moment trat ein Paar an sie heran, dass die Prinzessin jetzt überhaupt nicht gebrauchen konnte. Die Beiden hatten nichts getan und doch richtete sich der ganze Unmut der orientalischen Schönheit nun gegen diese Zwei. Durch den Schleier traf gerade den Mann ein Blick, der eigentlich zum sofortigen Tode führen musste. Als ihr Prinz dann auch noch anfing in dieser grässlichen Sprache zu reden war es mit der Geduld der Prinzessin vollkommen vorbei. In einer Geste, die wohl in jeder Sprache der Welt verständlich war, verschränkte sie die Arme vor der Brust und gab einen sehr missfallenden Ton von sich. Es war ungeheuerlich. Man ignorierte sie! Der Prinz sollte sich vollkommen auflösen bei dem Bestreben ihr zu gefallen und ihr einen so angenehmen Aufenthalt wie möglich zu gestalten. Statt dessen kümmerte er sich um die Eingeborenen! Unfassbar.
Jesse und Megan, bei Nicholas und Tamina, Höhe Gästehaus auf der Mainstreet
Jesse gab Megan die nötige Unterstützung, einfach durch seine Anwesenheit, etwas das Megan Kraft gab. Es war kein leichter Schritt und Mr Firth war gewiss ein guter Chef, aber es war nicht abzuschätzen wie er auf eine Kündigung reagieren würde. Besonders zu dieser Zeit. Die Kleidung der Frau, die bei Nicholas stand, war mehr als nur seltsam für hiesige Verhältnisse und Megan liess kurz, musternd, den Blick über die Frau schweifen. Die gab sich, im Gegensatz zum Saloonbesitzer, eher abweisend, wenn auch nicht unfreundlich. Sah man von dem gesichtsausdruck ab den sie verteilte, besonders an Jesse und ganz besonders als die Gruppe in Englisch sprach. Die Körpersprache und gestig war für Megan die eines verzogenen Kindes und machte die Frau in Sekundenschnelle unsympatisch. Etwas das bei Megan eher selten vorkam.
Nicholas jallerte irgendwas in einer singend klingenden Sprache, die sich für Megan nicht unterscheiden liess. Die worte klangen irgendwie alle gleich. Egal, es ging sie ja nichts an. Er begrüsste Megan und Jesse freundlich, wie immer und lächelte beide an, was Megan das lächeln erwidern liess. Mit einem skeptischen Seitenblick auf die skurile, weibliche Gestalt, schaute sie Nicholas an. "Entschuldigen sie die Störung Mr. Firth. Ich wollte sie nur kurz in Kenntnis setzen, das ich meinen derzeitigen Job im Saloon nichtmehr ausführen kann und will." Began Megan, sanft aber bestimmt. Ihr Tonfall machte klar, das die Entscheidung getroffen und unumstösslich war. "Ob sie meine Dienste für anderes in Anspruch nehmen wollen, Putzen Zimmermädchen oder Küche, das können wir in Ruhe besprechen wenn sie Zeit haben. Ich will sie hier nicht länger stören als unbedingt nötig." Fügte die Blondine hinzu und warf nochmal einen kurzen Seitenblick auf die seltsame Frau. Nicholas hatte sie, gemessen an der Körpersprache, ausgesprochen respektvoll behandelt. Automatisch kam damit in Megan die Frage hoch, wer die Frau war.
Sie hakte sich bei Jesse ein, um ihre Aussage zu unterstreichen und stumm einen Hinweis zu geben. Nicholas war ja ein gescheiter Mann. Er würde die Gestik sicher verstehen.
Jesse und Megan, bei Nicholas und Tamina, Höhe Gästehaus auf der Mainstreet
Jesse hatte eigentlich erst auch einen kleinen Gruß erwartet, als er mit Megan an Nicholas und diese fremde Frau dezent heran getreten und ihr zugenickt hatte. Statt dessen kam ein vernichtender Blick und dann verschränkte die Dame auch noch ihre Arme vor der Brust. Zuerst hatte Jesse sie gar nicht weiter beachtet, war dennoch höflich gewesen, ihr ein Nicken zu schenken. Aber eigentlich kämpfte der Pianomann gerade ein wenig innerlich mit seinen eigenen Gedanken und Problemen und wollte ja nur noch nach Hause. Mr. Firth begrüsste dann Megan und ihn mit einem guten Tag und Jesse nickte einfach nur. Er war gerade ein wenig sprachfaul und es ging hier ja auch um ein Anliegen von Megan und die konnte sehr gut für sich alleine sprechen. Allerdings zupfte er sich zum Gruße beider an der Hutkrempe und murmelte auch noch ein möglichst freundliches: »Ma'am ...« auch wenn er nicht wusste, ob sie vielleicht doch noch eine Misses war, wie Megan. Aber Jesse wollte liebe diese Weise wählen, denn das wäre vielleicht das kleinere Fettnäpfchen und er war ja bekannt dafür, in solche gerne mal zu tappen. Und wärend °Megan dann ihr Anliegen Mr. Firth vortrug, betrachtete Jesse diese verschleierte und exotisch anmutende Frau etwas genauer, wenn auch versucht unauffällig. Dass sie Megan und besonders ihn mit einem Blick strafte, der wirkte, als sei sie eine Prinzessin auf der Erbse und wollte nur, dass Jesse tot umfalle, war ihm schon bewusst. Doch er konnte sich einfach keinen Reim daraus machen. Und wenn er ehrlich war, war es ihm auch schnurz egal. Jesse hatte wahrlich wichtiger Probleme, als ein tödlich anmutender Blick. Den war er hier eh gewohnt von einigen Bürgern und Bürgerinnen. Und so fragte er sich, wer die in schwarz gekleidete und leicht verschleierte Dame wohl sein mochte und was sie nach Camden Village verschlagen hatte. Wie auch Megan war ihm aufgefallen, dass sich ihr Chef und diese Frau auf einer vollkommen seltsamen Sprache unterhalten hatten und natürlich sah Jesse auch, dass sie nun die Jacke von Nicholas um die Schultern trug. Als Megan nun aber eben ihr Anliegen Nicholas vortrug, war kurz seine Aufmerksam wieder auf Megan und seinen Chef gerichtet, während sich Megan bei ihm einhakte um so zu zeigen, dass sie beiden mehr als nur ein Paar waren. Dennoch wanderten seine Gedanken wieder zu dieser Frau, welche neben der lustigen Kostümierung wirklich gut und liebreizend aussah und er überlegte, was sie hier wohl machte. Jesse brauchte nicht lange und schmunzelte kaum sichtbar.
Was für ein genialer Schachzug von Mr. Firth. Er hatte sicherlich eine Gauklertruppe angeheuert für den Saloon. Oder eben was in der Richtung, um der Konkurrenz von dem neuen Queens of Heart entgegenzuwirken. Auch wenn Jesse nun die letzte Woche schwer krank zu Hause im Bett gelegen hatte, war ihm der neue Laden nicht entgangen. Mr. Hayway war ja einer der Besitzer und hatte heute im Gästehaus ja von seinem Empfang gesprochen. Ihm selber gegenüber. Aber deswegen war ihm der Mann nicht gleich unsympathisch gewesen, im Gegenteil, immerhin hatte er eine Lackta zur Frau, wie Jesse selbst einmal. Also ging Jesse nun einfach fest davon aus, dass diese junge Frau in dieser seltsamen Verkleidung einfach zu einem Plan von Mr. Firth gehörte, im Saloon mal etwas gänzlich neues anzubieten. Wie damals unter Sarah Mitchell diese Sängerin ... Megan trug dann ihr Anliegen vor und Jesse war gespannt, wie der ausländische aber doch sehr freundliche Chef reagieren würde.Auch erinnerte er sich schwach daran, dass dieser letzte Woche in Jesses Haus gewesen war, um Jesse zu helfen. Ja, Mr. Firth war wirklich ein guter Mann, so weit Jesse das einschätzen konnte. Aber er hatte Jesse noch mit Nachnamen angesprochen und Megan nicht. Und so war auch fast der vernichtende Blick der jungen Dame vergessen, denn Jesse hatte wahrlich momentan anderes, über das er sich aufregen würde, im positiven oder Negativen. Sicherlich spielte die Frau nur irgendeine Rolle oder war vielleicht einfach so, wie sie sich gab und "Künstler" konnte ja furchtbar "zickig" sein. Dass es sich hier um eine wirkliche Prinzessin handeln konnte, auf die Idee kam Jesse einfach nicht. Die gab es auf der anderen Seite der Weltkugel vielleicht oder in Europa, aber doch nicht in Camden.
Und so schaute er nicht einmal sehr grimmig drein, eher interessiert, fast ein wenig belustigt. Sicherlich: Die Frau machte nicht gerade einen freundlichen Eindruck, das glaubte er auch bei Megan zu spüren. Und so legte er einfach seine Hand auf die ihre, welche sie auf seinen Unterarm gelegt hatte und war gespannt, was Mr. Firth antworten würde. Noch wollte Jesse abwarten. Und das Mr. Firth mit dieser Frau, die wohl nur eine Gauklerin sein musste, in dieser seltsamen Sprache gesprochen hatte, war Jesse zwar aufgefallen, aber er dachte sich nicht viel dabei. Auch wollte er erst einmal Mr. Firth nicht fragen oder etwas sagen. Jesse war heute eben ein wenig stiller. Hier ging es jetzt erst einmal um Megan. Und Mr. Firth würde sicherlich schon von seinem genialen Schachzug anfangen, auch wenn er nicht so wirkte. Aber Jesse war dann einfach wieder in Gedanken: Megan und die Hochzeit, das Kind, ihre Kündigung und dann ... Horatio. Leicht verfinsterte sich Jesse Mine und vielleicht bezog die Frau das ja auf sich, aber das war ihm nicht bewusst.
Manchmal war Graham doch wirklich sehr süß. Da Bonnie ausnahmsweise mal nicht wusste, was sie sagen sollte, stieß sie ihren Bruder leicht in die Seite und schüttelte verlegen den Kopf. Mit Komplimenten wusste sie nun mal schlecht umzugehen. Weshalb sie auch gleich wieder ablenkte und ihre Drohungen bezüglich des Callahan Burschen auszusprechen. Doch auch das geriet gleich in den Hintergrund, als Graham davon sprach, sich eine eigene Bude zu suchen. Damit würde sich Bonnies größter Wunsch erfüllen... eine eigene Wohnung. Im Prinzip war es völlig egal, wie groß oder klein sie war, die eigenen vier Wände, gemeinsam mit Graham... Eine perfektere Welt gab es einfach nicht. Was ihre Mutter dazu sagen würde, war ihr eigentlich völlig egal. Sollte sie nur ihre Standpauke darüber halten, dass der Rotschopf niemals einen Mann finden würde, wenn sie ständig am Ärmel ihres Bruders hing, aber wenn sie so darüber nach dachte, wollte sie keine Kinder. Sie wollte nicht mal einen Ehemann, wer wusste schon, ob er nicht so werden würde, wie ihr Vater. Das hieß nicht, dass Bonnie den Männern völlig abgeschworen hatte. Sicherlich würde sie einer Beziehung nie aus dem Weg gehen, sollte sich etwas ergeben, aber sie würde sich niemals vor Gott binden. Es war einfach so endgültig. Vermutlich würde sie nicht mal dann eine Ehe eingehen, wenn sie ein Kind von irgendjemandem erwarten sollte.
Es klang einfach unglaublich schön... Wenn man irgendwo lebte, wo man tun und lassen konnte, was man wollte. Selten hatte Bonnie sich so glücklich gefühlt, wie in diesem Moment. Vermutlich konnte nur der Einzug in die eigene Wohnung dieses Hochgefühl toppen. „Am Liebsten würde ich gleich schon los gehen, und mir Wohnungen anseh'n, damit wir gleich morgen umziehen können!“, erklärte sie und schmiegte sich wieder an ihren Bruder. „Hm... ein Haus...“, überlegte sie und geriet ins träumen. Sie stellte sich sich und ihren Bruder vor, wie sie im Sommer im Garten saßen. Graham würde die Erde umgraben, während Bonnie einfach die Ruhe genoss. Vielleicht würde sie ihrem Bruder auch helfen... oder in ihrem Kräutergarten herum werkeln. Wenn sie ein eigenes Haus hatte, könnte sie sich vielleicht etwas Extra Geld verdienen, wenn sie ihr unter der Hand ein paar Aufträge annahm, und Kleider umnähte oder Hosen... oder Westen. Vielleicht hatte sie ja auch dann genug Geld, um sich selbst ein paar schöne Kleider zu nähen.
„Sag mal... wem gehört eigentlich das alte Haus in der Mainstreet? Das dürfte doch unbewohnt sein... Gut, der Zustand des Hauses lässt etwas zu wünschen übrig aber... Na ja, du sagtest ja eben selbst, wir könnten es etwas aufhübschen.“ Vielleicht war es ja wirklich bezahlbar... und dann könnten die Geschwister Stück für Stück alles wieder aufbauen. Natürlich dachte Bonnie realistisch und versuchte diesen Traum vom Haus direkt wieder zu vergessen, aber es war ein zu schöner Traum...
Jesse und Megan, bei Nicholas und Tamina, Höhe Gästehaus auf der Mainstreet
Nicholas entging, wie vernichtend Tamina Megan und Jesse anschaute. Er wandte ihr ja halb die Seite zu. Dass sich Megan allerdings sehr vertraut an Jesse festhielt, entging ihm nicht. Und dann schaute er Megan erstaunt an, als diese mit ihrem Anliegen heraus rückte. Hatte das denn tatsächlich keine Zeit, um in Ruhe im Saloon besprochen zu werden? Beim Allmächtigen, das war doch nun wirklich ...
Nicholas ließ sich nicht anmerken, dass er den Zeitpunkt für ein wenig ungünstig hielt. Statt dessen lächelte er noch immer. Irgendwie hatte er damit gerechnet, dass Megan nicht mehr lange als Hure bei ihm arbeiten wollen würde, nachdem klar war, dass sie und Jesse einander zugetan waren.
"Nun, dann muss ich Dich ja bald mit Mrs. Harding ansprechen!?" sagte er freundlich und meinte es auch so. "Ich hoffe, ich darf schon mal gratulieren." Der letzte Satz galt Beiden. "Ich freue mich wirklich für Dich, Megan." Nicholas dachte gar nicht daran Mrs. Foster zu Megan zu sagen. Schließlich war sie noch seine Angestellte, wenn auch in Langzeiturlaub oder so und außerdem hatten sie ein gutes Verhältnis. "Ich gebe zu, ich habe damit bereits gerechnet." sagte er schließlich. Dann warf er einen kurzen Blick auf Tamina, die mit verschränkten Armen dastand. Oha, das war ein sicheres Zeichen dafür, dass sie gleich explodieren würde. "Ich möchte das ungerne hier in der Kälte besprechen. Wäre es möglich, dass Du und Mister Harding nachher nochmal im Saloon vorbei schaut, damit wir das in Ruhe besprechen können? Ich muss leider die Unhöflichkeit besitzen darum zu bitten. Meine Begleiterin muss sich dringend aufwärmen." sagte er und deutete eine Verbeugung an.
Allmächtiger, steh mir bei! Was ist das für ein Tag! Rebeccah haut einfach ab, ohne sich zu verabschieden, dann treffe ich auf eine Prinzessin und Megan will kündigen! Und zu allem Überfluss muss ich mir noch Gedanken machen, wo ich die Prinzessin unterbringe! Ich kann unmöglich Luka hinauswerfen. Wobei, wenn ich ihm die Sache erkläre und ihn im Saloon in einem der Zimmer wohnen lasse ... Darüber mache ich mir nachher Gedanken. Die Prinzessin muss ins Warme und sie wird sicherlich Hunger haben. Also Eins nach dem Andern!
Hätte er ernsthaft geahnt, dass seine Schwester ihn gerade in Gedanken als süß bezeichnete, er hätte ganz schnell irgendetwas bösartiges gemacht, damit sie sich nur nicht an den Gedanken gewöhnte. Soweit kam es noch. Da aß er doch lieber gemahlene Glasscherben! Andererseits hatte seine – ausnahmsweise einmal - komplimentierende Art etwas herbeigeführt, was sonst wirklich selten der Fall war. Bonnie fiel tatsächlich keine Retourkutsche ein und dass allein war schon ziemlich viel wert, befand der junge Ire und ließ es sich nicht nehmen, sie verschmitzt anzugrinsen. Ihr Gesichtsausdruck war jedenfalls gleichermaßen verzückt wie nachdenklich. Er konnte quasi sehen, wie sie alles vor ihrem inneren Auge ablaufen ließ und sah dann in den Augen, die genauso blau waren wie seine, die eigenen Gedanken vorüberziehen. Das war ein verdammt gutes Gefühl. Manche Menschen lebten jahrelang zusammen in einer Ehe oder einer Freundschaft, ohne jemals so etwas wie Seelenverwandtschaft zu finden. Er dagegen brauchte nur seine Schwester anzusehen, um zu wissen, was sie dachte und genauso war es auch umgekehrt. Graham musste nie den holprigen Umweg über Worte nehmen, damit Bonnie ihn verstand. Das war ein tröstlicher Gedanke, in einer ansonsten eher grauen und trostlosen Welt.
Versonnen legte er den Kopf in den Nacken und blickte in den grauen Januarhimmel, der sicher schon bald neuen Schnee bringen würde. Auch ihn hatte eine erwartungsvolle Vorfreude erfasst, die von Bonnie auf ihn überzugehen schien und die sonst nicht gar nicht seine Art war. Außerdem genoss er die vertraute Nähe mit ihr. Dabei war er nun wirklich niemand, der besonders gerne in der Nähe von jemandem war. Schon flüchtige Berührungen waren ihm im Normalfall zutiefst zuwider. Das war wohl Michaels harte Schule, die ihn so empfindsam gemacht hatte, hatte er irgendwann erkannt, aber es gelang ihm einfach nicht, sich zu entspannen, wenn jemand ihm zunahe kam. Aber bei Bonnie hatte er diese Hemmungen einfach nicht. „Gar keine so schlechte Idee. Immerhin dauert es bestimmt ewig und ist mit viel Papierkram verbunden. Mit wem meinste, muss man da reden? Mit dem Bürgermeister?“ wunderte er sich laut und verzog das Gesicht. Camden war nicht gerade ihr größter Fan. Der würde die Miete wahrscheinlich doppelt so hoch ansetzen, nur damit sie nicht einzogen. Trotzdem. Es wäre ein kleiner Traum und ein Rückzugsort, den sie mit niemandem teilen müssten. Das wäre schon ein erheblicher Luxus. Ein eigenes Schlafzimmer. Soetwas hatte er noch nie in seinem Leben besessen. Er wüsste wahrscheinlich gar nicht, was er mit soviel Platz überhaupt machen sollte und käme sich komisch vor, wenn er nachts aufwachte und nicht die beruhigenden Atemzüge seiner Schwester hörte.
„Hmmm...“ meinte er nachdenklich, als seine Schwester das Haus erwähnte. Klar, warum war ihm die Idee nicht gekommen? Es war baufällig, aber das würde hoffentlich auch dazu gut, die Miete zu drücken. „Weißte was, warum sehen wir nicht einfach nach?“schlug er aus einer Laune heraus vor und bog scharf nach links ab. „Zum Empfang können wir doch auch später und wenns erst dunkel wird, können wir unser Heim gar nicht mehr ordentlich in Augenschein nehmen.“ Das Haus lag direkt an der Straße, doch selbst von hier konnte man sehen, dass die Fenster staubig waren und dahinter kein Licht brannte. Es hatte ein einfaches Satteldach, die Fassade aus einfachen Latten und einen gemauerten Kamin. Das perfekte Heim für ihn und seine Schwester, beschloss er, während er Bonnie hinter sich herzog. Zumindest auf den ersten Blick. „Müsste halt Clayton um 'ne Gehaltserhöhung bitten.“ meinte er beiläufig, auch wenn ihm der Gedanke gar nicht recht war. Er hasste es, um etwas bitten zu müssen und er hatte auch keine Ahnung, wie er das Thema überhaupt zur Sprache bringen sollte.
Tamina & Nicholas mit Megan & Jesse // Höhe Gästehaus auf der Straße
Wie gut, dass die orientalische Schönheit keine Gedanken lesen konnte. Es hätte ihr nicht gefallen, was der hinzugetretene Mann alles über sie dachte! Er hätte dann besser seine Holde noch einmal genau angesehen, denn Tamina hätte ihm die Augen ausgekratzt. Sie war ohnehin mehr als gekränkt und vor allem auch verwirrt. Beides allerdings ließ sie sich nicht anmerken. Sah man mal von den immer noch vor der Brust verschränkten Armen ab und dem Blick, der immer stechender wurde. Was waren das für Zwei, die einfach die Frechheit besaßen und den Prinz auf offener Straße ansprachen? So ein Verhalten war in Taminas Heimat vollkommen unmöglich. Gesteinigt hätte man die Zwei und zwar noch an Ort und Stelle. Niemand durfte es wagen das Wort an die Prinzessin zu richten, wenn diese nicht ausdrücklich eine Frage gestellt hatte. Ja nicht einmal in ihre Richtung blicken war erlaubt. Dies konnte man zwar nicht immer verhindern, doch ansprechen war überhaupt nicht möglich. Wenn Tamina mal in ihrer Sänfte durch die Straßen der Bürgerlichen getragen wurde, dann fragte sie sich ohnehin, was sie mit den Leuten hätte reden sollen. Die besaßen ja nicht einmal Bildung. Kaum einer konnte lesen und schreiben und nur die Händler besaßen das Geschick mit Zahlen umzugehen. Nein, damit hätte Tamina sich wahrlich nicht auseinander gesetzt.
Aber diese beiden hier standen auf der kalten, nackten Straße und sprachen mit dem Prinzen. Und das Schlimme daran war, dieser schien das zu billigen. Und noch schlimmer war, dass er sie dafür außer Acht ließ! Nur damit er mit den Eingeborenen reden konnte! Das war zu viel für Tamina! Mit keinem Verhalten konnte der Prinz das wieder gut machen. Und dann auch noch diese unmögliche Sprache! Obwohl Tamina kaum ein Wort davon verstand, konnte sie doch an der Gestik und Mimik der Frau erkennen, dass es ihr nicht leicht fiel zu sprechen. Und wie sie sich dann schlussendlich an den Mann neben ihr klammerte war ja dann wohl auch in jeder Sprache verständlich. Himmel, sollten die Beiden doch hingehen wo der Pfeffer wächst. Aber sie sollten endlich aufhören den Prinzen und damit auch sie zu belästigen. Immer noch konnte sie es nicht begreifen, dass man sie einfach so stehen gelassen hatte. Andererseits war das hier keine Hafenstadt, wie ihr der Prinz zur Auskunft gegeben hatte. Wo sollte sie hin? Heute sicherlich nirgends mehr, denn der Tag war schon lange angebrochen und in diesem Land wurde es so schnell wieder dunkel und damit noch kälter. Tamina vermisste die Sonne und die Wärme. Dennoch musste sie sich erst in Ruhe überlegen wie sie weiter vorgehen sollte. Denn ihren Verlobten zu treffen, das kam mal überhaupt nicht in Frage. Diese Ehe hatte ihr Vater ohne ihre Zustimmung arrangiert. Aber wenn er gewusst hätte zwischen welche Wilde er seine Lieblingstochter schickte, dann hätte er das doch sicherlich niemals für gut befunden, oder?
Tamina schob die Unterlippe nach vorne. Nein, so eine Behandlung hatte sie wirklich nicht verdient! Von niemandem. Sie war eine Prinzessin und damit hatte sie Rechte. In der Kälte mitten auf der Straße zu stehen und von zwei Eingeborenen in ihrer Unterhaltung mit dem Prinz unterbrochen zu werden, gehörte eindeutig nicht dazu! Die orientalische Schönheit spürte den Blick des Mannes auf sich und sah dann sein dämliches Grinsen. Sie wusste sehr wohl, dass ihr Aussehen auf Männer einen besonderen Reiz hatte. Nicht umsonst waren sämtliche Prinzen des Landes sofort angerannt gekommen, als ihr Vater die Vermählung verkündete. Alle bis auf den, der sich immer noch dem Pärchen zuwandte. Der Eingeboren nahm den Blick nicht von ihr und Tamina hatte das Gefühl das Grinsen wurde immer breiter. "Möge eine Kobra dir im Schlaf in die Augen beißen!" Fauchte sie den Mann in ihrer Muttersprache an. Nicht laut, doch es klang wie das Zischen der eben genannten Schlangenart. Da endlich schien der Prinz doch noch aus einer geistigen Umnachtung zu erwachen. Wenn auch anders als Tamina erwartet hätte. Er schien zwar das Gespräch mit den beiden zu beenden, doch er verbeugte sich vor ihnen. Als wären sie ihm gleichgestellt! Der Prinzessin blieb die Luft weg.
Jesse und Megan, bei Nicholas und Tamina, Höhe Gästehaus auf der Mainstreet
Megan wusste nichts von Jesses, gar nicht mal so abwegigen Gedanken von Jesse, das diese Prinzessin eine Gauklerin sein mochte. Die Art wie die Frau stand, wie sie sich gab, ihre gesammte Körpersprache und Mimik, machten die junge Frau schlichtweg unsympatisch für Megan. Durch und Durch. Sowas hatte die Blonde selten erlebt, das jemand diese Regung in ihr auslöste und wirklich auf jeder Ebene gegen den Strich ging. Das sie und Jesse stören könnten, war Megan durchaus in den Sinn gekommen, aber sie kannte Nicholas und der würde sich schon melden wenn dem so wäre. Höflich aber bestimmt, wie es eben seine Art war.
"Nun, dann muss ich Dich ja bald mit Mrs. Harding ansprechen!?" hörte sie die erste Erwiderung ihres Noch-Chefs und grinste diesen breit an. Ein klein wenig schlich sich Röte auf Megans Wangen und die rührte nicht nur von der Kälte her, der sie hier ausgesetzt waren. Das er mit so etwas bereits gerechnet hatte überraschte Megan dann allerdings doch. Kurz warf Nicholas einen Blick auf die seltsame Unsympathin und automatisch folgte der Blick der Blondine. Sie hörte die leisen Worte in dieser komischen Sprache, verstand natürlich kein Wort nur die Inonierung machte deutlich das es nichts freundliches sein konnte und Megan tat etwas, das sie sehr selten tat. Sie erwiderte den giftigen Blick. Nicholas rettete unbewusst die Situation, indem er sie auf später vertröstete, denn die unhöfliche Ziege musste ins warme. Ach Gottchen. Die Arme wehte der spötische Gedanke durch Megans Kopf aber sie nickte Nicholas zu.
"Klar, kein Problem Mr Firth. " nickte sie ihrem Ex Chef zu. Für sie war die Sache damit zur Hälfte geregelt. Sie war frei von Arbeit und das Gespräch würde nur noch Möglichkeiten aufzeigen, eventuel unter Mr. Firth noch Arbeit zu finden und so etwas zur Haushaltskasse beizutragen. Die Kündigung war fúr Megan ausgesprochen und damit erledigt. Sie liess den Blick von Nicholas wandern, herüber zu Tamina, der sie ebenfalls einen blick schenkte, der dem der Prinzessin in nichts nachstand und liess den Blick weiter wandern zu Jesse. "Komm Schatz, lass uns Heim gehen." sagte sie sanft und lächelte ihren Grossen an, hakte sich wieder ein und wandte sich zum gehen.
Jesse und Megan, bei Nicholas und Tamina, Höhe Gästehaus
Nicholas ignorierte das leise Zischen der Prinzessin, obwohl er sehr wohl verstanden hatte, was sie sagte. "Gut, dann sehen wir uns nachher." lächelte er Megan und Jesse zu und drehte sich dann zur Prinzessin um, als sich die Zwei zum Gehen wandten.
"Kommen Sie, Prinzessin. Sie sollten sich dringend aufwärmen. Darf ich Sie zu mir nach Hause bitten? Es sind nur wenige Schritte." bat er Tamina auf arabisch und deutete den Weg an. Einen Arm bot er ihr nicht an. Das war zwar hier Brauch, aber nicht in Arabien. Tamina folgte ihm und würdigte Jesse und Megan keines Blickes mehr.
Jesse und Megan, bei Nicholas und Tamina, Höhe Gästehaus Jesse bemerkt noch nebenbei die Reisegesellschaft vor dem Gästehaus
Mr. Firth meinte dann, nachdem Megan ihr Anliegen dargelegt hatte, dass er sie dann ja wohl bald Mrs. Harding nennen dürfe und gratulierte dann sogar auch nicht nur Megan sondern auch ihm und Jesse lächelte leicht schief. So sehr er sich über Megan und das Kind freute, so traute er momentan irgendwie niemanden oder war einfach nicht bester Laune. Diese "Dame" trug ebenso dazu bei. Sie schien mehr als nur arrogant zu sein. Und so hob Jesse nur noch eine Augenbraue in die Höhe, als diese Frau dann etwas in einer Sprache zu fluchen schien, dass Jesse nicht verstand. Und schüttelte nur leicht den Kopf. Dann ging alles sehr schnell und Mr. Firth brach das Gespräch recht schnell ab, weil er sich um diese seltsame Frau bemühte und wohl sorgte. Inzwischen kamen Jesse Zweifel daran, dass es sich um eine Gauklerin handelte, denn warum stellte Mr. Firth sie dann nicht vor? Und überhaupt wirkte der Chef des Saloons seltsam. Jesse war es egal. Megan hatte ihm gesagt was Sache war und er musste da nicht mal mehr zu sagen. Denn Megan hatte mit ihrem breiten Grinsen alles zu diesem Thema gesagt, was eine Hochzeit oder sonst was anging. Megan arbeitete jetzt jedenfalls nicht mehr als Freudenmädchen und alles andere war unwichtig. Und ob man das danan noch näher im Saloon besprechen sollte, wie Mr. Firth noch erwähnte,. war heute auch für Jesse nebensächlich. Er hatte momentan andere Probleme. Und so ging er verbal auf nichts mehr ein, verabschiedete nur noch die zwei, in dem er der Frau noch höflich zunickte und an die Hutkrempe seines Hutes fasste und so auch Mr. Firth begegnete, der dann auch schneller fort war, als Jesse lieb war. Der Mann benahm sich seltsam, aber es war nicht Jesse Problem. Und die Frau war eben so sonderbar, aber auch das störte den Mann aus Montana nicht, denn Jesse belustigte es eher, dass sie ihn angefaucht hatte. Jesse hatte ganz andere Probleme.
Die junge Frau beachtete Jesse dann nicht weiter, da sie ja irgendwie Anstoss an ihm und Megan nahm. Wahrscheinlich wusste die mehr über die beiden, als es Jesse lieb war. Also auch eine dieser Klatschtanten. Auch wenn er sie hier noch niemals gesehen hatte und er fragte sich immer noch, was diese albernde und unpraktische Kleidung sollte. Aber sollte sich doch ihr Chef darum kümmern. Dieser entfernte sich dermaßen schnell mit der Frau, dass Jesse andere Phantasien kamen. Eine attraktive Frau, die wohl die selbe Sprache wie Mr. Firth sprach ... ja, Jesse glaubte zu wissen, was abging. Zu zweit war das Bett bei dieser Kälte ja auch angenehmer. Anders wusste er das seltsame Verhalten der Frau und auch seines Chefs nicht zu verstehen. Und dann trennten sich ihre Wege. Und eigentlich entsprang das ja auch nur Jesses Phantasie, ihm waren gerade eh gerade etwas gleichgültig, auch wenn Jesse sich gerne noch bei Mr. Firth für dessen Hilfe in der Woche bedankt hätte. Aber Jesse wollte einfach nur nach Hause, und es war ihm egal, wie er bei anderen rüber kam. Das alles war doch so unwichtig im Verhältnis zu dem, welche Bedrohung ihn gerade wirklich fertig machte.
Und dann, eher nebensächlich, bemerkte Jesse die kleine Ansammlung vor dem Gästehaus mit Pferden und alten und Kindern. Aber Jesse kümmerte es gerade ebenfalls nicht. Er wollte nur nach Hause. Und es wunderte ihn auch nicht, sollten hier Leute standen, bei dem Wetter. Diese waren dann eh gerade auf dem Weg ins Gästehaus.