Matt, Rebeccah und Joe Nicholas und Francis in unmittelbarer Nähe, Martha verläßt den Raum
"Hm?", machte er kurz, da er irgendetwas von einem verschobenen Ausritt hörte. Direkt verschoben hatten sie den Ausritt nicht, aber geklärt war die Sache mit dem "fehlenden" Pferd auch nicht. Deshalb zuckte er lediglich kurz die Schultern und erwartete nicht, dass Matt noch genauer darauf einging. Darüber zu sprechen würde noch Zeit haben und Martha war ohnehin schon so gut wie auf dem Weg nach draußen. "Klar, gerne", antwortete er in Matts Richtung zu dessen Frage, ob er auch ein Stück Kuchen wolle und kratzte die Reste in seinem Teller zusammen. "Wir werden sehen. Vielleicht ist es auch ein guter Kuchen, nicht nur irgendeiner", bemerkte er auf Rebeccahs Aussage hin. Als Matt vom Buffet zurückkam, hatte Joe seinen Teller ebenfalls bereits zu dem anderen schmutzigen Geschirr gestellt. Sein – zugegebener Maßen nicht besonders kreativer – Versuch auch mit Rebeccah etwas ins Gespräch zu kommen, fruchtete leider nicht wirklich. Er erübrigte ein freundliches Lächeln, gepaart mit einem ebenso freundlichen "Gern geschehen". Dann nahm er den Kuchen von Matt entgegen und steckte sich die erste Gabel davon in den Mund. Noch während er schluckte symbolisierte er Rebeccah mit einem "Daumen hoch", dass es ihm schmeckte. Aber selbst wenn es nicht so gewesen wäre, hatte er es ihr nicht gesagt oder sie anderweitig spüren lassen was er dachte. Er hatte nicht vor, Matts Freundin zu vergraulen und selbst wenn er ihr gegenüber freundlich war, war sie noch still und verschlossen genug. Sie jetzt noch wegen eines Kuchens zu verunsichern, würde ihm im Leben nicht einfallen. Zum Glück brauchte er nicht darüber zu grübeln, der Kuchen gab ihm keinen Grund, irgendetwas für sich zu behalten. Joe hielt derweil ein breites Lächeln zurück, als Rebeccah den Kuchen von Matts Gabel pflückte. Er kam nicht umhin, daran zurückzudenken, wie er vor der Kirche noch einem Matt begegnet war, der nicht einmal gewusst hatte wie er das Mädchen richtig ansprechen soll. Dazu, wie sein Freund das geschafft hatte, würde er ihn auf jeden Fall noch einmal ansprechen müssen. Dass er sich jetzt für Matt freute, änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass er sich bei den beiden etwas fehl am Platz fühlte. "Ich denke mit dem Bürgermeister war wohl eher ich gemeint", entgegnete Joe lächelnd und zwinkerte Matt kurz zu. Er glaubte ganz genau zu wissen, worauf Matt hinauswollte. Selbstverständlich hätte er auch sonst nicht vorgehabt, die beiden bei ihrem Spaziergang zu begleiten. "Ich habe hier noch ein paar geschäftliche Sachen zu besprechen. Ich komme alleine klar." Natürlich kam er alleine klar. Er kam schon seit Monaten alleine klar, da wäre es wohl ein schlechter Scherz, wenn es in dieser Situation nicht so wäre. Es war selbstverständlich mehr ein Zeichen, dass er kein Problem damit hatte, wenn die beiden ein wenig Zeit zu zweit verbringen würden.
Tisch am Fenster: Randall im Gespräch mit Erin, Clara u. Eli Terry u. Jeremiah von Randall ignoriert am Tisch, Eric und Sarah kommen dazu
"In der Tat, Erin.Dann spricht ja nichts dagegen, so ich mit meiner esse." Randalls Grinsen entbehrte den sonst für ihn üblichen Charme. Sein Ton war boshaft und ebenso kalt wie der Blick, mit dem er Erin nun musterte. Für ihn war sie immer noch sein Spielzeug. Wenn sie mich nicht an sich heran lässt -nun, dann darf sich auch kein Anderer an sie heran machen. "Wie Du meinst, Erin. Ich habe nicht um die Scheidung gebeten, meine Liebe." Randall sprach zu leise, um von dem Reverend oder seinem Sohn gehört zu werden. Es war besser, so er hier nicht noch Aufsehen erregte. Nicht dass meine lange Abwesenheit in dem Zusammenhang doch noch bemerkt wird. Bei Foster war zwar nichts aus einem gute Schluck Whikey zu holen gewesen, aber wie so oft war wohl auch in dem Fall der Versuch bereits strafbar. "Ach, wirklich?" Spöttisch verzog Randall den Mund, denn seiner Meinung nach, machte nicht er Erin, sondern diese ihn vor den Leuten unmöglich. "Also-ehrlich gesagt.." Provokativ drehte Randall sich und warf einen Blick nach rechts und links, bevor er weiter sprach. "Sehe ich gerade nicht vor wem. Dein Reverend scheint seine Aufmerksamkeit Anderem zu widmen." Randall wusste, dass er gerade gemein war und das er damit Erin verletzen und verunsichern konnte. Das war so gewollt, denn sie sollte sich des Reverends nur nicht zu sicher sein. Dieser war gerade im Gepräch mit seinem Sohn von einem weiteren Mann gestört worden. Randall ließ sich sein Erstaunen darüber, dass der Reverend ganz offensichtlich bereits einen Freund hatte, nicht anmerken. Die beiden Männer gingen sehr vertraut miteinander um und Randall zog kritisch die Augenbrauen zusammen. Für sein Dafürhalten war ein Zeitungsverleger auch für einen Reverend wohl nicht die erste Wahl. Zeitungen verbreiteten meistens nur Halbwahrheit oder gar faustdicke Lügen. Das galt natürlich vor Allem dann, wenn sie keinen Stoff fanden, um die Zeitung zu füllen. Wahrscheinlich hat er noch nie von San Francisco gehört -und wenn dann hoffentlich nicht im Zusammenhang mit mir.
Shy Girl. Dieser Gedanke drängte sich Matt auf, als er die kurze Verlegenheit wahrnahm, in die Rebeccah geriet. Für einen kurzen Moment war ihr Gesicht dem seinen so nah, dass er ihren ganz eigenen Geruch wahrnehmen konnte. Wieder schien die Welt still zu stehen, während sein Herz gefühlt auszusetzen schien. Ganz kurz presste er die Lippen zusammen, als sie so zögernd zustimmte. Seine Bemerkung bezüglich des Bürgermeisters galt eher Joe, denn ihr. Diese Missverständnis war leicht aufzulösen, zumal Joe ihm mit einem fröhlichen Zwinkern zu verstehen gab, dass er den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden hatte. So war das zwar gar nicht gemeint, aber gut. Er hätte es sich denken können, dass er sie so in größere Verlegenheit gebracht hatte. Selbstverständlich hatte er das nicht unbedingt gewollt, bestand dabei doch das Risiko, dass sie sich verschüchtert wieder vor ihm zurück zog. Allerdings hatte er keine Ahnung, wie er mit ihr Flirten konnte oder um sei werben, ohne sie eben in Verlegenheit zu bringen. "Genau so ist es. Ich will ja gar nichts vom Bürgermeister - und was wäre das schon gegen einen Spaziergang mit Dir." Unbewusst unterstützte Matt seine Worte mit einer Geste seiner Hand, so dass ihm die Gabel aus der Hand auf den Teller fiel. Während er diese wieder aufnahm, warf er mit gesenktem Kopf einen Blick nach seinem Vater, der sich offenbar blendend mit. Mr. Firth unterhielt. Einzelheiten konnte Matt nicht verstehen, aber der Tonfall seines Pas wies auf Fragen hin. Würde er sich nun verabschieden wollen, konnte sein Pa sehr ärgerlich auf diese Störung reagieren, andererseits konnte genau diese Störung verhindern, dass sein Pa Mr. Firth gegen ihn einnahm. Was wusste er schon, was die Beiden zu bereden hatten? Das wäre ihm wohl genauso unangenehm, wie der Versuch seines Pa Irgendetwas über Rebeccah in Erfahrung zu bringen. Sein freier Nachmittag war zwar abgesprochen, aber so , wie er seinen Pa kannte, konnte diesem jederzeit ein Grund einfallen, ihm diesen doch noch zu vermasseln. Besser - ich gehe einfach- und zwar mit Rebeccah. "Magst Du noch ein Stück- bevor wir gehen?" Großzügig bot Matt Rebeccah noch einmal von seinem Kuchen an, in dem er ihr den Teller reichte. Diesmal ließ er die Gabel jedoch auf dem Teller liegen, um sie nicht noch einmal in Verlegenheit zu bringen. Der Teller bekam leichte Schräglage, als er sich noch einmal an Joe wandte. "Hoffentlich klappt Alles so, wie Du es Dir erhoffst. Wir sehen uns dann beim Abendessen daheim." Matts Gesicht bekam einen zufriedenen Zug. Wenn Joe wie geplant mit ihm essen würde, würde sein Pa ihn vermutlich weder vor diesem zur Rede stellen, noch ihn nach seinem Erleben mit Rebeccah oder nach Stevenson ausfragen. So unhöflich war sein Vater nicht. "Ach - die Jacke lasse ich Dir dann später? Zwischen Main- und Lakestreet werde ich wohl nicht gleich erfrieren." Gespielt deutete Matt an, in dem Fall vor Kälte mit den Zähnen zu klappern und täuschte so über seine Unsicherheit hinweg. Beinahe nämlich hätte er vom Weg zwischen Saloon und Lakestreet gesprochen. Nicht dass er ein Problem damit hatte, Rebeccah wissen zu lassen, dass er noch mit Joe um die Häuser ziehen wollte, aber ein Besuch im Saloon, war sicherlich nicht dazu angetan, ihn in ihren Augen als verlässlichen Freund zu sehen. Seinen Ruf konnte er damit jedenfalls nicht wieder herstellen, sondern eher noch zu neuerlichen Gerüchten Anlass geben. Wahrscheinlich war auch Rebeccah längst zu Ohren gekommen, dass er sich ab und zu mal dort aufhielt. Das eine oder andere Schäferstündchen mit Megan hatte er zwar gut für sich behalten, aber sicher, dass Mr. Firth davon wirklich nichts wusste, konnte er wohl nicht sein. "Lass uns mal los gehen, ja?" Erst als der Teller leer war, bot Matt der Fünfzehnjährigen seinen freien Unteram an. Bis nachher, Joe. Ach falls Jemand fragt, Martha ist nur kurz frische Luft schnappen und wir sind ein bisschen spazieren." Matt unterdrückte den Zusatz "mehr nicht." An einem Spaziergang war nichts Verfängliches und Joe würde ihm auch nichts in der Richtung unterstellen, aber schlafende Hunde wollte Matt auch nicht gerade wecken.
Terry u. Jeremiah im Gespräch mit Eric u. Sarah, Randall im Gespräch mit Erin, Eli u. Clara am Tisch
Eric war froh, dass Sarah keine Anstalten machte, seine Hand von ihrer Schulter zu wischen. Er war bei ihr inzwischen schon seltsam unsicher, auch wenn er das an sich hasste. Aber nein, sie schien es diesmal anzunehmen, dass er für sie da war. Und auch davor schien sie Spass an dem "Erwachsenen-Spiel" gehabt zu haben. Und doch glaubte er immer wieder zu spüren, dass sie auch sie ganz alleine sein konnte, erwachsen, wie sie gerne tat. Aber diesmal behandelte er sie ja auch nicht wie ein kleines Kind, denn das war sie wahrlich nicht mehr. Doch schliesslich kamen sie bei Terry und dessen Sohn an ... wenn wohl auch irgendwie zu einem falschen Zeitpunkt.
Denn Eric war nicht entgangen, dass Terry und sein Sohn zwei unterschiedliche Verhaltensweisen an den Tag legten, als er mit Sarah an seiner Seiet zu ihnen getreten war. Er sah genau, wie Jeremiah nicht gerade erfreut schien, ihn und auch Sarah zu sehen und auch bei Sarah glaubte er zu spüren, dass sie sich leicht versteifte und eine Schnute zog. Kinder. Warum nur konnten sich die beiden nicht so gut leiden? Aber viel Zeit und Muße hatte Eric einfach auch nicht, sich darüber nun auch noch Gedanken zu machen. Aber wie Jerry ihn mit den vor der Brust verschränkten Armen anblickte, spürte Eric schon diese Ablehnung. Auch Sarah gegenüber, aber ein kleiner und kurzer Blick auf Sarah zeigte ihm, dass das wohl auf Gegenseitigkeit beruhte. Doch Eric ignorierte es so weit er konnte. Dennoch kam er nicht umhin, Jerry einen leicht strafenden Blick zu schicken, es war nur ein Augenschlag lang, aber er konnte momentan die Ablehnung nicht verstehen. Oder wollte sich damit nicht auseinandersetzen. Waran es auch immer lag, und auch wenn Eric keine Ahnung von Kindern hatte, der Junge verhielt sich seltsam ungehörig. Dass, was Jerry durch den Kopf ging, ahnte Eric nicht. Aber sehr viel Respekt vor einen Erwachsenen wie Eric schien der Junge nicht zu haben. Nun aber galt es, auf Terry einzugehen. Aber Eric tat es nur kurz. Er glaubte aber zu sehen, wie Terry sich freute, ihn zu sehen, und etwas anderes war gerade nicht wichtig, somit ignorierte er dann Jerry erst einmal, der ja nicht einmal zurückgegrüsst hatte. Auch wenn dieser dann am Ärmel seines Vater zupfte. Doch Terry begrüsste dann erst einmal Eric und auch Sarah.
Dennoch kam Eric nicht umhin, dass er das Gefühl hatte, irgendwie zu stören. Er hatte das nicht wollen, denn irgendwie hatte Terry wohl etwas mit der Lehrerin zu sprechen, oder aber auch nicht. Eric hatte nur das Gefühl, dass er vielleicht gerade zu einem falschen Zeitpunkt aufgetaucht war. Aber egal. Er war hier wegen Terry und war selbstbewusst genug, dass auch zu zeigen. Die Lehrerin unterhielt sich dann eh gedämpft mit einem anderen Mann, den Eric nicht kannte und auch das zeigte Eric, dass er vielleicht gerade ungelegen kam, denn hatte sie nicht eben noch mit Terry geredet? Vielleicht täuschte ihn auch einfach gerade etwas, weil hier einfach sehr viele Menschen waren. Aber Eric wusste tatsächlich nicht wirklich, ob er doch störte. Eric war ansonsten recht selbstbewusst.
Also konzentrierte er sich nun einfach nur auf Terry, der deutlich zeigte, dass er sich freute, ihn zu sehen. Terry begrüsste dann auch Sarah, welche einen üblichen artigen Knicks machte. Und Terry liess die Hand von Eric zu und man sprach miteinander. Auch Eric lächelte dann höflich. Aber verstand seinen Freund dann sofort, als dieser etwas die Augen verdrehte. »Ja, reden wir später ...« meinte Eric nur kurz und irgendwie fühlte er sich gerade unwohl, er wusste nicht mal warum. Aber er glaubte eine seltsame Spannung auszumachen. Von wem diese ausging war ihm nicht klar. Terry fragte dann, ob man nicht gemeinsam ans Buffet treten solle, und Eric wollte etwas antworten, aber da zupfte eben Jerry schon an seinem Vater. Und Terry entschuldigte sich dann auch sogleich. Eric nickte nur und meinte dann: »Ich wollte auch nicht stören, treffen wir uns einfach am Buffet ...« zog sich Eric dann etwas zurück, was eigentlich nicht seine Art war.
Eric war sonst sehr selbstbewusst, aber irgendwas störte ihn gerade gewaltig. Und was ihn am meisten ärgerte war, dass er nicht sofort herausfand, was es war. Da war diese Lehrerin mit ihren Kindern und einem Mann, doch hörte Eric nicht, was die besprachen und dann war da Terry Sohn, der seltsam war. Ja, er fand das Verhalten von Terrys Sohn regelrecht unangebracht, auch wenn Eric ansonsten ja recht milde war. Aber Terry wandte sich dann eben seinem Sohn zu und Eric sagte nichts mehr. Er merkte nur, wie er auf einmal furchtbare Kopfschmerzen bekam. Diese aber erst einmal ignorierte. Und als Terry dann mit seinem Sohn sprach, wandte sich Eric an Sarah: »Hast du Hunger? «
Eric fragte sich gerade, was los war. Tausende Gedanken waren auf einmal in seinem Kopf. Gedanken und Schmerzen und er musste sich sammeln. Er hasste sich dafür. Aber seit dem Unfall damals kamen diese Schmerzen einfach wie aus dem Nichts und nun war es leider wieder soweit. Dennoch schaute er nun Sarah an und versuchte zu lächeln und alles andere zu überspielen.
Tisch am Fenster: Randall im Gespräch mit Erin, Clara u. Eli Terry u. Jeremiah von Randall ignoriert am Tisch, Eric und Sarah kommen dazu
Erin verdrehte entnervt die Augen und biss sich auf die Unterlippe. Es hatte wohl keinen Sinn mit Randall weiter über den Unsinn seiner Worte zu diskutieren. Am Ende verunsicherte sie damit nur die Kinder und die hatten in den letzten Monaten schon genug zu leiden gehabt. Gemessen an Randalls Ton dürfte es ohne hin außer Frage stehen, dass die Kinder sich den einen oder anderen Gedanken dazu machten. Zumindest Clara sah nicht sonderlich begeistert ihren Vater an und selbst Eli hatte in der ihm eigenen Geste bei Misstrauen den Kopf geneigt und Randall gemustert.
Als neben ihr Terry den neu hinzugekommenen Mann erfreut und vertrauensvoll begrüßte, sah sie doch einen Moment länger zu den beiden Männern und erkannte viel zu spät ihre neue Schülerin Sarah und deren Onkel. Es war allerdings durchaus diskutierbar ob Sarah als neue Schülerin zu bezeichnen war oder sie als ihre neue Lehrerin, denn angekommen waren sie scheinbar im Unterricht beide ganz frisch in der Stadt. Sie nickte höflich zurück, als sie Mr. Malones Blick spürte und lächelte Sarah zu, die gerade ein alles andere als erfreutes Gesicht machte. Ihrem Blick nach, der auf Jerry ruhte, bestand keine große Freundschaft zwischen den beiden Kindern. In der Schule hatte sie zwar keine Zankerei unter ihnen beobachten können und in den Pausen gingen sie sich meist aus dem Weg, aber da sich die 'Väter' zu kennen schienen, ein Umstand der Erin etwas irritierte, konnte das die Erklärung für die Zurückhaltung sein.
Bei Randalls Worten sah sie wieder zu ihrem Ex-Mann zurück, bemüht um einen gleichgültigen, fast gelangweilten Blick, obwohl in ihr sofort wieder Wut, Entrüstung und Zorn aufwallten. "Nein, dafür hast du nur jeden Tag um diese Ehe gespielt und stumm förmlich darum gebettelt," gab sie genauso leise zurück und brachte das Kunststück fertig nicht wütend, sondern zu tiefst verletzt zu klingen. Und das war sie im Grunde tatsächlich noch immer über Randalls Ehebetrug. Ihr fehlte die Erklärung dafür, um endlich zu begreifen, was sie falsch gemacht hatte, um Randall dazu getrieben zu haben, aber sie wollte inzwischen keine mehr hören. Es spielte keine Rolle mehr, weil Randall längst Vergangenheit war. Leider eine Vergangenheit die sie viel zu schnell eingeholt hatte. Als er sich recht spöttisch darum bemühte ihr vor Augen zu führen, dass sich kein Mensch, nicht einmal Terry, im Augenblick um sie scherte, verzog sie die Mundwinkel nach unten. Nicht weil er sie mit seinen Worten getroffen hätte, oder sie sich gerade in Bezug auf Terry alleine gelassen fühlte, als viel mehr darum, weil er es einfach nicht lassen konnte zu sticheln. Jedes Mal wenn sie aufeinandertrafen legte er los und für Erin verbarg sich der Grund hierfür. Und das machte sie offen gestanden nervös.
"Wenn du meinst," erwiderte sie daher nur ein wenig angespannt und recht kühl, ehe sie unschlüssig im Raum umher blickte. "Ich befürchte, wenn du so weiter machst, sehe ich mich gezwungen MEINE Kinder zu nehmen und doch früher als geplant nach Hause zu gehen. Wenn du meine Gesellschaft nicht ertragen kannst, solltest du dir besser andere suchen. Denn ich habe nicht vor mich mit einem Mann zu streiten, mit dem mich außer den Kindern nichts mehr verbindet."
Am Tisch: Erin mit Randall und den Kindern Daneben: Terry mit Jerry, Eric und Sarah
Während Jerry unermüdlich und bar jeder Angst vor Zurechtweisung am Ärmel seines Pas zupfte, sah er mit großer Genugtuung, dass auch Sarahs Miene gewaltig abstürzte. Gut, dann waren sie sich doch zumindest schon einmal darüber einig, dass dieses Zusammentreffen für sie beide unerwünscht war. Umso eher er von hier also verschwinden durfte, umso besser für sie beide. Und da er sowieso keinen großen Hunger verspürte, kam ihm die Suche nach Ben mehr als gelegen. Auch wenn dies bedeutete, dass er seinen Pa am Ende doch alleine lassen musste und wieder in die Kälte hinaus sollte. Was die Erwachsenen zu bereden hatten, bekam Jerry nebenbei nur mit. Sie begrüßten sich, wie das Freunde nun einmal machten und tauschten ein paar Worte aus. Mr. Malone schien als einziger nicht sonderlich erfreut über Jerrys Verhalten zu sein. Aber das war gut so. Bestens sogar. Der sollte erst gar nicht auf die Idee kommen, dass Jeremiah die göttliche Ungerechtigkeit verstand. Es war nicht so, dass er sich wünschte Mr. Malone wäre ebenfalls tot, oder gar an Stelle seiner Ma gestorben. Das wäre doch zu gemein gewesen. Nein, er hätte es einfach für gut befunden, wenn Pas Gebete von Gott zweimal erhört worden wären und zwei Menschenleben damit verschont geblieben wären. Entsprechend herausfordernd erwiderte Jeremiah den strengen Blick von Mr. Malone und zeigte sich in keiner Hinsicht davon beeindruckt. Die Unterhaltung der beiden Freunde währte nur kurz und Jerry hielt für vielversprechend, dass sein Pa Mr. Malone kurz um einen Augenblick bat. Das hieß vermutlich, dass ihm Jerrys Gezupfe nun doch auf die Nerven ging und der Junge seine eingeforderte Aufmerksamkeit erhielt. Mr. Malone zeigte offensichtliches Verständnis und wollte schon einmal mit Sarah zum Büffet vorgehen. Genug Zeit für Jerry, um sich rasch mit der Suche nach Ben zu entschuldigen und dann schleunigst das Haus zu verlassen, ehe Pa oder Mr. Malone doch noch auf die Idee kamen, er könnte sich um Sarah kümmern. Als sich sein Pa dann fast wie erwartet direkt an ihn wendete, zuckte Jerry zusammen. Aber nicht etwa, weil der gefürchtete Tadel erfolgte und ihn die scharfen Worte entsetzten, sondern weil sich sein Pa völlig unerwartet von seiner netten Seite zeigte und scheinbar Jerrys Verhalten nicht als Störung betrachtete. Der Junge atmete innerlich tief durch und lächelte unsicher zurück. Er wartete noch einen kurzen bis Mr. Malone und Sarah sich tatsächlich Richtung Büffet begaben und kaute so lange nachdenklich auf der Unterlippe herum. Er musste jetzt ganz artig und vorsichtig fragen, um ans Ziel zu kommen, aber hierfür würde er seine Worte gut wählen müssen. "Kann ich vielleicht jetzt schon nach Ben suchen gehen, Pa? Du hast bestimmt gaaaanz schrecklich viel mit Mr. Malone zu besprechen, oder? Und ich hab eigentlich gar keinen so großen Hunger, weil doch... also wegen dem ganzen Ärger und so? Ich würde mich nur fürchterlich langweilen und dann bestimmt nur wieder Unsinn anstellen.", er hatte bei seinen Worten den Kopf etwas in den Nacken gelegt um zu Terry aufzublicken, wobei er den Kopf aber etwas zur Seite neigte und spitzbübisch grinste, weil er ganz genau wusste, mit der Offenheit nur die Wahrheit gesagt und damit die halbe Miete schon gewonnen zu haben.
Terry mit Jeremiah, Eric mit Sarah gehen zum Buffet, am Tisch Erin, Randall, Eli u. Clara.
"Geh ruhig schon vor, Eric." Terry nicke Eric freundlich zu, denn er konnte nachvollziehen, dass dieser sich ein bisschen wieder zurück zog. Jeremiah und Sarah hatten noch kein Wort miteineinder gewechselt. Es war wohl wirklich besser, die beiden voneinander zu trennen. Einen zweiten Wutanfall Jeremiahs wollte Terry nicht erleben. Dementsprechend hörte er in aller Ruhe dem Jungen zu und unterdrückte ein zufriedenes Lächeln. Sein Sohn sprach offen und frei heraus. Mit keiner Miene verriet Terry, dass er mit dessen Worten einverstanden war, sondern hörte den Jungen bis zum Ende an. "Dir ist die Sache wohl auf den Magen geschlagen." Für einen Moment löste Terry seinen Blick von Jeremiah. Er wollte sicher sein, dass ein Mr. McKay nicht zufällig Zeuge dieser Unterhaltung wurde. Dieser würde wahrscheinlich sehr ärgerlich sein, wenn ausgerechnet der Stein des Anstoßes für ihn nach seinem Sohn suchte. "Gut. Du darfst Ben suchen. Bevor Du Dich langweilst..." Terry nickte zustimmend, denn er kannte Jeremiah gut genug, um zu wissen, dass dieser sich tatsächlich bald langweilen würde. Gegen Langeweile half Beschäftigung und das war bei Jeremiah oft Unsinn, zumal dieser sicherlich nicht mit Sarah würde spielen wollen. Als ob Sarah spielte. Dafür ist sie viel zu erwachsen. "Ach, Eines noch: Bei Einbruch der Dunkelheit kommst Du spätestens heim - und ich möchte, nicht, dass Du Dich außerhalb Camden Villages bewegst. Haben wir uns verstanden?" Terry wusste, dass Jeremiah im Allgemeinen nicht mit Fremden mitging, so dass er auf eben dieses Verbot nicht mehr einging. "Ich werde wohl mit Onkel Eric noch essen und dann gehe ich auch nach Hause." Lieber wäre Es Terry, er bekäme noch Gelegenheit ein paar Worte mit Erin zu wechseln. Davor stand jedoch ihr Ex-Mann und so tröstete Terry sich damit, dass er Erin ja bereits am Folgetag bereits wiedersehen würde. Von dem Gespräch mit Erin und ihrem Ex-Mann bekam er nicht allzuviel mit. Besonders glücklich über Mr. Bowmans Erscheinen, wirkte sie jedoch nicht.
Irgendwie schaffte es der Riese, hinter seiner kleinen Angebeteten drein zu stiefeln, ohne jemandem auf die Füße zu treten, Menschen umzurennen oder auf andere Art mehr aufzufallen, als er es durch seine Körpergröße ohnehin schon tat. Bens rundes Gesicht war leicht gerötet, und auf seinen Zügen lag ein seliges Lächeln, während er ununterbrochen seine Hände aneinander rieb und vor sich hin gluckste. Hin und wieder breitete er seine Arme um die vor ihm gehende Abby aus und schirmte sie nach allen Seiten ab wie eine Henne ihre Küken. Seinen Bemühungen nach hätte man beinahe auf den Gedanken kommen können, die kleine Töpferin sei aus zartem Porzellan. Kaum daß sie sich durch den Speiseraum gearbeitet und den Durchgang zur Rezeption passiert hatten, stürzte der große Mann an ihr vorbei, um sich auf die Suche nach ihren Sachen zu machen, die sie an der Garderobe abgegeben hatten. Kurz darauf hatte er alles hervorgezerrt, staubte sorgfältig den gar nicht staubigen Mantel Abbys ab und wollte ihn ihr wie eine Reliquie überreichen. Dann besann er sich anders, klemmte sich ihre Haube unter den Arm und breitete den Mantel so vor ihr aus, daß sie bequem mit den Armen hineinschlüpfen konnte. Es war ihm anzusehen, wie stolz er darauf war, sich rechtzeitig an diese galante Geste erinnert zu haben. Oh ja, er war mittlerweile kein so dummer Kerl mehr wie früher – er hatte viel gelernt, er war ein richtiger Gentleman geworden, und das wollte er ihr beweisen!
Eric und Sarah im Gespräch mit Terry und Jeremiah Erin, Eli, Clara und Randall nahebei
Erics Nichte hielt sich beim Gespräch zwischen den Erwachsenen ängstlich hinter ihrem Onkel versteckt. Mit großen, verschüchtert wirkenden Augen verfolgte sie die Geschehnisse, machte aber keine Anstalten, sich aus eigenem Antrieb aus dieser Deckung hervorzuwagen. Sie wirkte, als ob sie sich nicht sonderlich wohl fühle. Und das entsprach auch den Tatsachen – einerseits war sie froh, nicht ausgerechnet vor Jeremiah mit Josephine aufgetaucht zu sein. Der gemeine Kerl hätte sie bestimmt spätestens am nächsten Schultag deswegen gehänselt oder ausgelacht. Andererseits verspürte sie doch den Wunsch, ihre Puppe bei sich zu haben. Sie im Arm zu halten gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, das sie gerade jetzt sehr vermißte. Es waren derart viele Menschen rundum, und alle redeten durcheinander... Sarah fühlte sich unbehaglich, denn sie glaubte sich ständig von Augen auf allen Seiten prüfend gemustert. Jeder und Jede schien sie anzustarren. Nicht daß sie ihr Gefühl hätte überprüfen können, denn in eines von all den fremden Gesichtern zu schauen traute sie sich nicht. Aber sie wußte es einfach. Am liebsten hätte sie sich noch kleiner gemacht und wäre in irgendeine stille Ecke verschwunden. Selbst die wenigen Anwesenden, die sie kannte, trugen nicht dazu bei, ihre Unsicherheit zu vertreiben. Dementsprechend scheu versuchte sie ein Lächeln als Antwort auf das Miss Spencers. Doch es fiel wenig überzeugend aus, glaubte sie doch wahrgenommen zu haben, wie der Blick der Lehrerin für einen Moment auch auf Jeremiah geruht hatte.
Sarah hatte das unangenehme Empfinden, Miss Spencer verfügte über ein ähnlich feines Gespür für Stimmungen wie sie selbst. Und wenn sie herausbekam, daß Jeremiah und Sarah sich nicht sonderlich mochten, kam sie womöglich noch auf den Gedanken, dem auf den Grund zu gehen. Oder noch schlimmer, sie dazu zu bringen, sich zu vertragen. Gleich nachdem Miss Spencer den Blick von ihr abgewandt hatte, rückte sie daher noch ein kleines Stück mehr hinter Erics Hosenbein und aus dem Sichtbereich der Lehrerin. Zu ihrer großen Erleichterung kam jedoch im nächsten Moment Erics Frage, ob sie wohl Hunger habe. Eifrig nickte sie und brachte dabei sogar ein kleines Lächeln zustande, einfach aufgrund ihrer nachlassenden Anspannung. Nur schnell weg von Jeremiah, bevor der anfing, irgendwas Gemeines auszuhecken oder sich gar noch mit anderen Jungs zu verbünden! Eric mußte natürlich wissen, daß Sarah noch nie eine starke Esserin gewesen war und meist kaum mehr als ein Spatz zu sich nahm. Doch im Moment war es ihr gar nicht recht bewußt, wie durchsichtig die kleine Flunkerei in ihrer Geste war. Sie verspürte einfach nur die Erleichterung, einer Situation unerwartet rasch zu entrinnen, die ihr so unangenehm erschien. Kurz nur warf sie einen schuldbewußten Blick in Onkel Terrys Richtung, der ja nicht viel mit alldem zu tun hatte. Doch der Reverend wandte sich Jeremiah zu und schien nicht auch nicht gekränkt, weswegen sie sich beeilte, zu Onkel Eric hinaufzusehen, der sie sicher gleich weg führen würde.
Na, immerhin hatte Warren sich zu einem Danke durchgerungen, auch wenn von Dank an dieser Stelle nicht viel zu hören war. Das war allerdings nichts Besonderes mehr und auch, dass er bezüglich der Predigt skeptisch war, war an für sich schon vorhersehbar. Selina glaubte auch eher weniger, dass Reverend Stevenson einer jener Menschen war, die Warren als Prediger akzeptieren würde. Es hatte genug Menschen gegeben, die heute Morgen skeptisch gewesen waren, ja gar missgestimmt. Warren zählte da hundertprozentig dazu. Der hätte sich sicherlich auch geweigert, das ein oder andere Lied mitzusingen. Aber was sprach denn gegen ein wenig frischen Wind in der Kirche? Selinas Meinung nach hatte Reverend Stevenson eine weitaus sympathischere Art, der Gemeinde den Glauben näher zu bringen, als es bei Hawkins der Fall gewesen war. Das Leben war so schon anstrengend genug, da wollte man nicht auch noch jeden Sonntag den Kopf gewaschen bekommen. Hawkins hatte ja scheinbar nur die negativen Aspekte vor Augen, während Reverend Stevenson ausgewogene Ansichten präsentierte. Natürlich war die Welt keine rosa Wolke, das sollte jedem Menschen klar sein. Doch so schlimm, wie Hawkins jede Woche gepriesen hatte, war das Leben nun auch wieder nicht.
Als Warren Gabriel als Bogenkratzer titulierte, hob die Schmiedin kritisch eine Augenbraue an. War klar, dass so ein dämlicher Spruch von ihm kommen musste. „Der Unterschied zwischen Warrens Geschmack und dem aller anderen ist wohl der, dass alle anderen überhaupt welchen besitzen.“, merkte Selina trocken an, doch galt dies weniger, um Warrens Ausdruck zu entschuldigen, sondern viel eher, um ihm einen weiteren Seitenhieb zu verpassen. Kurz huschte sogar ein Lächeln über ihre Lippen, als ob ihre Worte vielleicht sogar nur als kleiner Scherz gemeint waren, doch wie hieß es so schön? In jedem Scherz steckte auch immer ein wenig Wahrheit. In diesem Falle sogar mehr als in anderen.
Dann wandte die Dunkelhaarige sich ebenfalls Gabriel zu, obgleich sie den Grund für seine Anwesenheit ja schon kannte. Aus den Augenwinkeln linste sie jedoch noch einmal zu Warren. Bevor er sich wieder verdrückte, musste sie ihn unbedingt noch nach Scarlett fragen. Ob er irgendetwas Neues von ihr wusste? Hätte er dann nicht schon etwas gesagt? Ach, wieso sollte er. Erst einmal musste er ja seine eigenen Fragen beantwortet kriegen und wieso sollte er von sich aus so freundlich sein, und sich mitteilen? Selina rollte bei diesem Gedanken kurz mit den Augen und ließ ihren Blick kurz durch den Raum schweifen, doch bevor sie wieder zu Gabriel sah, erkannte sie Eric. Sicher hatte er auch Sarah mit dabei, doch auf die Entfernung und zwischen all den Menschen konnte die Schmiedin das Mädchen gar nicht sehen. Das dezente Winken Erics erwiderte die Schmiedin mit einem breiten Lächeln, begleitet von einem Nicken. Sie sah dem Redakteur noch einen Moment nach, wie er sich seinen Weg in Richtung des Reverends bahnte, doch wandte sie dann ihre Aufmerksamkeit wieder Gabriel und Warren zu.
Rebeccahs verlegene Antwort auf Joes Worte war ein schüchternes Lächeln und ein zaghaftes Nicken. Im Grunde wusste sie ja, dass ihr Kuchen nicht irgendeiner war, aber Eitelkeit war ihr aberzogen worden und stolz empfand sie selten über sich und ihre Arbeit. Auch wenn ein Lob gut tat, ruhte sich Rebeccah darauf nie aus und versuchte beim nächsten Mal immer wieder ihr Bestes zu geben. Ob das nun ihre Backtätigkeit betraf, oder das Wienern der Holzdielen - es spielte dabei keine Rolle. Als Matt für einen kurzen Augenblick ans Büffet verschwand, fühlte sich Rebeccah mit Joe in der Gesellschaft ein wenig aufgeschmissen. Sie hatte sich in den letzten beiden Jahren mit großem Erfolg von Menschenmassen ferngehalten und die Gesellschaft fremder Menschen, vor allem fremder Männer gemieden. Dass sie bis auf die Panikattacke auf der Straße den Tag so gut bisher überstand, war ihr selbst ein kleines Wunder. Joe wirkte auf sie überhaupt nicht bedrohlich und Matts Nähe war ohnehin etwas völlig anderes, was Rebeccah noch nicht mit Namen benennen konnte. Und doch fühlte sie sich gleich wieder etwas bedrängt und eine bekannte Enge im Hals, die sich enger schnürte, machte Rebeccah deutlich bewusst, dass sie sich nicht überschätzen durfte. Doch mit Matts Rückkehr hatte sich dieses Gefühl rasch verflüchtigt und Joes stummes Bezeugnis, wie gut er ihren Kuchen fand, ließ sie gleich wieder etwas breiter lächeln.
Die Frage über den Bürgermeister fand dank Joe eine schnelle Aufklärung und Rebeccah nickte. Sie hatte zwar überhaupt keine Ahnung davon, was ein junger Mann wie Joe mit dem Bürgermeister zu besprechen hatte, schon gar nicht geschäftlich, und das an einem Sonntag, aber sie nickte. Denn zum Nachfragen war sie viel zu höflich. Vielleicht war es ja etwas, das niemand wissen sollte, oder das Joe peinlich war. Womöglich brachte sie ihn mit einer Frage nur in eine verlegene Situation. Da blieb sie lieber unwissend oder fragte später einfach Matt, denn sie gerade etwas entrückt anlächelte, als er den Spaziergang mit ihr erwähnte, als wäre es etwas ungemein wertvolles. Als Matt dabei die Gabel aus der Hand verlor, die klirrend in den Teller fiel, schreckte Rebeccah ein wenig zusammen. Es war natürlich albern anzunehmen Mr. McKay würde deswegen einen Aufstand machen, immerhin war Matt doch so gut wie erwachsen und ein Versehen war ein Versehen. Aber Rebeccahs harte Schule hatte selbst solche Versehen nicht toleriert und instinktiv rechnete sie mit Sanktionen für Matt. Doch weder Mr. noch Mrs. McKay zeigten reges Interesse an dem was ihre Kinder im Augenblick taten und darüber war Rebeccah überraschend dankbar. Matts Frage nach dem Kuchen beantwortete Rebeccah mit einem Kopfschütteln. "Nein... danke, ich hab genug," was nicht wirklich stimmte. Aber sie wollte in Matts Nähe nicht unbedingt wie ein Vielfraß dastehen und überhaupt.. waren ihre Backen nicht viel zu rund und ihre Hüften zu ausladend? Es konnte bestimmt nichts schaden, wenn sie ein paar Pfund verlor und damit in Matts Augen attraktiver wurde. Da konnte sie ruhig auch auf den Kuchen verzichten. Nur dass er in der Tat tatsächlich nun aufbrechen wollte, brachte Rebeccah gedanklich ein wenig durcheinander. Sie hatte gewusst, dass dieser Moment kommen würde und sie hatte ihn sich herbeigesehnt. Aber die Last, Nicholas zu hintergehen zu versuchen, drückte enorm. Deswegen zögerte sie auch einen Moment mit einer Reaktion und fragte sich insgeheim, wie viel Ärger sie tatsächlich gerade bewusst in Kauf nahm. Einfach zu gehen, ohne Bescheid zu geben... Aber tat sie dies, könnte Nicholas zu recht Nein sagen. Aus Sorge um sie, weil er mehr wusste, als Matt natürlich. Aber vielleicht auch weil er es für nicht angepasst hielt. Was wusste sie schon? Es gab tausend Gründe wieso Nicholas nein sagen könnte. Und keinen wollte sie riskieren. Inzwischen hatte sich Matt schon von Joe verabschiedet, den er scheinbar gegen später zum Abendessen erwartete. Die kurze Unterhaltung über Matts Jacke verstand sie dabei weniger und verstand auch überhaupt nicht, wieso er bei dieser Kälte und dem Schneefall mit ihr ohne diese spazieren gehen wollte. Wer riskierte schon freiwillig eine totbringende Lungenentzündung oder gar eine genauso schlimme Grippe? Hohes Fieber und eine schlechte ärztliche Versorgung würde da schon völlig ausreichen... Doch statt zu protestieren, nickte sie nur geistesgegenwärtig, als er ihr den Arm bot und sie ein bisschen darüber kichern musste. Wie eine Dame behandelt zu werden hatte ihr zwar schon nach der Kirche gefallen, aber irgendwie war es noch sehr ungewohnt und sie kam sich albern vor, weil sie aus reiner Verlegenheit nicht angemessen reagieren konnte. "Ja, gehen wir," sagte sie rasch, um das Kichern zu unterbinden. "Und hat mich sehr gefreut Sie kennenzulernen, Joe," ein freundliches Lächeln galt Joe, ein besorgter Blick Nicholas, der zum Glück noch in seiner Unterhaltung mit Matts Pa vertieft war. Er würde wahrscheinlich gar nicht bemerken, dass sie aufbrachen und selbst wenn, würde er vielleicht gar nicht Joe danach fragen und sich sorgen und.. ach nein, so durfte sie nicht wieder anfangen zu denken. Sie mussten einfach gehen und die Zeit miteinander genießen. Die Gelegenheit war dazu äußerst günstig... "Komm," flüsterte sie Matt zu und zeigte sich gleichzeitig sehr über sich selbst überrascht, weil sie gerade dabei war jede Form ihrer strengen Erziehung über Bord zu werfen, um mit Matt... nun.. Spaß zu haben. Ein merkwürdiger Gedanke, aber es gefiel Rebeccah. "Gehen wir schnell. Ich habe Nicholas nichts von dem Spaziergang erzählt und ich will nicht, dass er nein sagt und uns aufhält."
Francis mit Nicholas (Matt und Rebeccah gehen, und Joe in der Nähe)
Nicholas konzertierte sich ganz auf die Fragen von Mister Mac Kay. Dieser versuchte einen freundlichen Plausch, doch ihm war sofort klar, dass der Mann ihn aushorchen wollte.
Nun ist es also soweit. dachte er und lächelte weiterhin höflich. Er kaute zu Ende, bevor er antwortete.
"Ja, das Haus ist wirklich sehr schön. Und es war in der Tat nicht ganz billig. Doch für einen festen Wohnsitz habe ich das gerne auf mich genommen. Und vor allem für meine Rebeccah." antwortete er mit ein wenig Stolz in der Stimme, als er Rebeccah erwähnte. "Meine Geschäfte als Teppichhändler und Lieferant edler Stoffe aus Arabien haben mir ein annehmbares Polster verschafft."
Damit wäre das schon mal geklärt. "Rebeccah geht gerne zur Schule und ich denke, dass das auch wichtig ist. Sie ist eine gute und fleißige Schülerin. Und was die häuslichen Pflichten angeht, diese vernachlässigt sie nicht. Aber Sie haben Recht. Es ist nicht einfach als alleinerziehender Vater." nickte er schließlich.
Das ist zwar die Untertreibung des Jahres, aber das muss Mac Kay ja nicht wissen.
"Doch Rebeccah ist ein tüchtiges und braves Mädchen. Sie bereitet mir nur selten Kummer." Und jetzt kam der knifflige Teil. "Ich würde Rebeccah nur ungern verbieten weiter die Schule zu besuchen, da sie gerne lernt. Das kann sie immer noch, wenn sie einen Mann gefunden hat, der mir gefällt." Womit klargestellt war, dass Nicholas zwar das letzte Wort hatte, aber Rebeccah durchaus ein Mitspracherecht bei der Wahl ihres Mannes. "Wie sieht es bei Matt aus? Wie lange geht er noch zur Schule?"
Aus den Augenwinkeln, ohne direkt hinzusehen, sah Nicholas, dass sich Rebeccah und Matt anschickten den Raum zu verlassen. Was wird denn das nun wieder? Da habe ich eben noch von einem braven Mädchen gesprochen und nun verlässt sie den Empfang ohne mich zu fragen oder mir Bescheid zu geben? Na warte, Fräulein. Das hat ein Nachspiel! Doch der Araber ließ sich nichts anmerken. Noch immer lächelte er den Ladenbesitzer arabisch-höflich an.
Warren, Selina und Gabriel Eric wird bemerkt von Selina
Gabriel hielt sich zurück, als Selina und ihr Schwager sich kurz über den Reverend austauschten. Gabriel kannte diesen eh nicht, hatte er doch nicht am Gottesdienst teilgenommen. Dennoch beobachtete er beide so unauffällig wie möglich. Und auch wenn Selina Gabriel vorher keinen Einblick darüber gegeben hätte, wie sie denn zu ihrem Schwager stand, bemerkte er die gewisse Spannung zwischen den beiden. Da fehlte einfach die Herzlichkeit. Und dieser Warren wirkte, als würde ihn das Gespräch langweilen, schien sich schon verabschieden zu wollen, als Selina dann aber Gabriel vorstellte, was ganz normal fand im gesellschaftlichen Miteinander, auch wenn er den Eindruck hatte, dass Mr. Simones dies nicht sonderlich interessierte. Und schon gar nicht machte er den Eindruck, als würde er sich für einen Musiker interessieren, wenn auch eines bekannteren. Der Mann war wahrscheinlich ein knallharter Viehbaron und hatte nicht viel übrig für Menschen von dem Schlag eines Gabriel Marlowe. Dementsprechend reagierte der Mann auch, leider in Gabriels Augen, zu unhöflich und mit einem Tick Hohn in der Stimme, der auch Selina eine Augenbraue heben liess, wie auch Gabriel. Aber dieser blieb souverän und liess sich nicht sonderlich auf solche eine Provokation ein. Auch nicht, wenn er sich doch innerlich getroffen fühlte. Aber da war Gabriel inzwischen schon ganz anderes gewohnt. Doch bevor Gabriel antworten konnte, auch auf die Frage, was ihn denn an diesen verschlafenen Ort verschlagen hatte, gab Selina ihren Kommentar zum Besten. Und Gabriel musste unweigerlich schmunzeln und schenkte seiner Freundin einen kurzen, aber einfach nur freundlichen Blick. Doch Gabriel hatte den Seitenhieb auf Warren weit aus mehr verstanden und er hoffte, dass dies nun nicht zu einem Streit ausartete. Gabriel war sicherlich nicht feige, aber er vermied, wenn es ging, solche Art von Streits. Er mochte es nicht einmal subtil. Und doch glaubte er Selina zu verstehen. Auch wenn das, was sie da von sich gegeben hatte, fast schon einer kleinen Kriegserklärung glich.
Dennoch antwortete Gabriel dann erst einmal nur: »Nun Geschmäcker sind nun einmal unterschiedlich.« versuchte er fast ein wenig zu schlichten. Doch Gabriel konnte auch anders und so sprach er weiter: »Ja, ich bin ein Geiger. Sie, Mr. Simones, bringen den Menschen Fleisch für die Ernährung des Körpers und ich Musik zur Unterhaltung und für den Geist ... Von Luft alleine lässt es sich ja bekanntlich nicht alleine leben ... « Das es "von Luft und Liebe" hiess, sparte der Musiker erst einmal aus. Und ob der Mann verstand, was Gabriel meinte, war dem Mann aus Frisco egal. Und so lächelte er einfach nur süffisant.
»Und mich hat meine verstorbene Schwester hierher verschlagen ...« hatte er dann nach einer Pause hinzugefügt und deutete dann auf seinen Gipsarm. »Mit einem gebrochenen Arm lässt es sich schlecht musizieren ...« Gabriel hatte das noch als mögliche Antwort beigefügt. Denn mit diesem Arm konnte er schlecht Konzerte geben. Warum es ihn eigentlich auch hier her verschlagen hatte, dass er quasi vor der Öffentlichkeit, Presse und seinen Feinden flüchtete, sparte Gabriel selbstverständlich aus. Mehr sprach Gabriel dann allerdings nicht mehr, auch fügte er keine Frage mehr an den Mann hinzu, auch wenn man so etwas bei einer normalen Konversation tat, aber Gabriel hatte schlicht und einfach kein Interesse, sich mit dem selbstherrlichen Mann zu unterhalten. Das Selina kurz jemanden anderen im Raum zulächelte und nickte, bekam Gabriel mit, aber er kümmerte sich nicht weiter darum. Nun war er eher neugierig, wie Selinas Schwager auf die Seitenhiebe und Antworten reagierte. Und so schaute Gabriel den Mann einfach nur selbstbewusst an. Gabriel wirkte nicht so, als würde er sich von einem Mr. Simones aus der Ruhe bringen lassen. Da stand Gabriel einfach drüber.
Eric und Sarah im Gespräch mit Terry und Jeremiah Erin, Eli, Clara und Randall nahebei Eric und Sarah dann am Buffet
Eric hatte kurz noch mitbekommen, wie die junge Lehrerin ihn mit einem stummen und nickend Gruss bedachte und dabei lächelte, dann aber auch Sarah angeschaut hatte. Doch für mehr war dann auch keine Zeit gewesen. Mr. Spencer, wie sich Eric nun an den Namen der Lehrerin erinnerte, hatte selbst genug zu tun mit ihrem Gegenüber und Eric sprach ja kurz mit Terry, der wiederrum aber auch etwas mit seinem Sohn zu besprechen hatte. Und auch wenn Eric ein höflicher Mensch war, der darauf achtete, auch so rüber zukommen, wurde gerade von einem schlimmen Schmerz heimgesucht, der so schnell kam, dass es ihn ein wenig aus der Bahn brachte. Diese verdammten Kopfschmerzen, welche er seit seinem komatösen Zustand in der City in Kansas hatte, als er im Hospital mit seinem Leben kämpfte, störten ihn gewaltig. Und nun war es wieder so weit und er verstand den Grund einfach nicht. Sicherlich waren nicht Sarah und Jerry Schuld. Er hatte inzwischen mitbekommen, dass sie nicht gerade die besten Freunde waren. Und es tat ihm irgendwie leid. Doch dies zu ergründen war gerade im Moment nicht seine erste Aufgabe. Auch nicht, dass Terrys Sohn Eris eher herausfordern anschaute. Da war etwas seltsames in Jerrys Blick und bei Zeiten wollte er mit Terry mal darüber reden, oder mit Jerry. Das dieser seine Mutter verloren hatte, wie Sarah, wusste er und vielleicht hing das damit zusammen. Aber noch war Eric weit davon entfernt, einen Zusammenhang zu sehen. Auch wollte er nun lieber für Sarah da sein.
Terry hatte dann noch zu Eric gesagt, dass dieser ruhig schon mal zum Buffet gehen sollte und eric ging nun einfach fest davon aus, das er Terry später dort wieder antreffen würde. Denn auch Sarah schien es eilig zum Buffet zu ziehen, obwohl sie doch weniger als ein Spatz aß. Ja, es fiel Eric schon auf, wie heftig sie genickt hatte auf seinen Vorschlag. Ihm war aber auch aufgefallen, wie sie sich fast ängstlich hinter seinem Hosenbein versteckt hatte und dies tat Eric irgendwie weh. Sie war doch kein kleines Kind mehr. Und er wünschte sich einfach, dass Sarah selbstbewusster war. Aber dem war nicht so und natürlich war auch Eric aufgefallen, dass Sarah und Jerry kein Wort miteinander wechselten, stattdessen eher misstrauische Blicke. Innerlich seufzte Eric, hatte dann aber Terry noch einen wohl gemeinten und dankenden Blick zugeworfen und begab sich dann mit Sarah zum Buffet. Eine Hand hielt er sich an die Schläfe und massierte diese mit seinen Fingern. Ein kleiner Lichtblick war dann noch zwischendurch, dass Selina seinem Blick mit einem breiten Lächeln und Nicken begegnet war. Ebenso dankbar fiel sein Blick aus, bevor er mit Sarah am Buffet angekommen war, da doch nun einige Leute etwas Platz machten.
Den Blick zwischen der Lehrerin und Sarah hatte Eric dann eher nebenbei mitbekommen. Immerhin hatte Sarah versucht, sich ein Lächeln abzuringen. »Du hast also Hunger ...« hatte Eric dann einfach wiederholt und grinste zwiespältig. Denn so ganz glaubte er Sarah nicht. Er war sich sicher, dass sie hatte einfach nur wegwollen von Jerry. Aber war das Verhältnis zwischen den Kindern wirklich so im Argen? Kinder! Er versuchte sich an seine Kindheit zu erinnern. Aber als Mann oder damals Junge hatte es Eric wohl einfach einfacher gehabt. Und so sprach er das Thema erst einmal nicht an. Er hatte eh so viele Fragen an Sarah, merkte aber, dass er das mal unter vier Augen tun würde, war sie ihm doch vorhin schon irgendwie ausgewichen. »Worauf hast du denn Hunger, Sarah? Sieh mal, hier kannst du dir von dem nehmen, wonach dir ist. Und alles sieht sehr schmackhaft aus.« Und dann nahm Eric sich zwei Teller, wo von er Sarah einen in die Hand drückte. Sie sollte ganz alleine und ohne Hilfe entscheiden. Von einigen war inzwischen kaum mehr etwa da. Und bevor Eric sich selber etwas auftat, liess er seine Nichte vor. Er selber verspürte wegen den Kopfschmerzen keinen Hunger, aber er wollte auch nicht zeigen, dass ihm nicht gut war. »Bediene dich ...«
Natürlich hatte er dem einen oder der anderen zugenickt, die sich auch vor dem Buffet aufhielten oder in der Nähe, so auch der Hausherrin, die sich aber wohl gerade im Gespräch befand. Aber zum Glück sprach ihn gerade niemand an, denn seine Kopfschmerzen wurden immer schlimmer, so dass er sich eh nicht genügend hätte konzentrieren könne. Also konzentrierte er sich nur auf Sarah.
Dass sich Selina ungefragt in die Unterhaltungen von Männern einmischte war Warren längst kein Geheimnis mehr und überraschte ihn auch nicht sonderlich. Aufregen tat es ihn allerdings noch immer. Nur ließ er sich das nicht mehr anmerken. Entsprechend gering fiel seine Reaktion auch aus, als sie sich kurz zu Wort meldete und versuchte ihn auf ihre charmante Art zu bleidigen. Nicht mehr als ein müdes Lächeln ließ seine Mundwinkel kurz nach oben zucken. Dass er mit seinem Ton wohl in Ungnade gefallen war, war unschwer zu überhören und zu übersehen. Auch Mr. Marlowe zog eine Braue in die Höhe, als quasi stummer Protest. Umso überraschender war es für Warren, dass der Musiker nicht in die Kerbe schlug, die Selina bereits geschlagen hatte, sondern fast zu schlichten versuchte, wo noch gar kein Streit ausgebrochen war. Allerdings hatte sich bereits ein gefährliches Schwellfeuer entfacht und Warren war sich sicher, dass Selina und er an einem anderen Ort diesen Machtkampf ausgefochten hätten. Aber hier, mit der halben Stadt als Zeuge, wollte er sich nicht auf diese Ebene begeben. Er rang sich daher ein Lächeln ab, das etwas säuerlich ausfiel, aber keineswegs als unfreundlich zu bewerten war und nickte leicht auf Mr. Marlowes Worte hin. "Nun, da wird ihnen auch Selina sicher zustimmen. Eine reine Frage des Geschmacks," nun über diesen ließ sich bekanntlich gut streiten und wäre es das, was Warren zu seiner Meinung über den Streicher bewegte, hätte er das sicher auch zugegeben. Aber im Grunde ging es Warren um völlig andere Dinge, die ein Mann aus der Stadt wohl kaum verstehen würde. Entsprechend sah Warren über dessen Worte großzügig hinweg. Woher sollte Marlowe auch schon wissen, was es hieß den ganzen Frühling und Sommer über auf den Weiden zu arbeiten oder im Stall zu stehen. Und das ging auch völlig ohne Musik. Ohne sein Fleisch würde Mr. Marlowe allerdings kaum überleben und Musik machen können. Doch schon vor etlichen Jahren war Warren zu dem Schluss gekommen, dass eine gewisse Art von Mensch, eine andere Auffassung von ehrlicher Arbeit hatte. Mit ihnen zu diskutieren brachte nur Kopfschmerzen. Er wollte Mr. Marlowe nicht seine Kunst absprechen, aber damit etwas anfangen konnte er trotzdem nicht. Es kostete Warren allerdings sichtbare Mühe nichts boshaftes auf Marlowes weitere Worte zu erwidern. Denn diese wären keineswegs mehr so ruhig und nett ausgefallen. Künstler eben, glaubte seine Musik trüge etwas dazu bei, dass der Mensch lebte und atmen konnte. Froh, dass Mr. Marlowe gleich darauf zu den Fragen zurückkehrte, die Warren gestellt hatte, atmete er innerlich auf. Selina schenkte er trotzdem einen zornigen Blick, der zeitgleich eine Warnung in sich barg.
"So Ihre Schwester, also?", mit einem viel regeren Interesse sah Warren nun doch aufmerksamer zu Mr. Marlowe zurück und hatte nur einen flüchtigen Blick für den Gipsarm. Er sah den Zusammenhang nicht ganz zwischen der verstorbenen Schwester und Marlowes Unvermögen im Augenblick zu musizieren. Wahrscheinlich hatte ihm das Zeit fürs Reisen verschafft. Aber viel interessanter war die Verwandtschaft des Mannes. Nun, wer war in letzter Zeit gestorben.... viele, aber die meisten waren zu alt um Mr. Marlowes Schwester sein zu können. "Gestatten Sie mir die Frage, zu wem sie gehören, Mr. Marlowe?"