Natürlich wandten sich einige Köpfe um, als Eric, Sarah und Selina als „Nachzügler“ die Kirche betraten. Die Schmiedin musste sich wirklich ein amüsiertes Grinsen verkneifen über die Reaktionen, die sie sah. Wie kleinlich manche Leute einfach waren… Ruth Cornwall hatte dieses Mal die beste Variante zu bieten und Selina erwiderte ihr Kopfschütteln bloß mit einem kurzen Zucken des rechten Mundwinkels. Mrs. McKay und ihre eigene Mutter waren allerdings auch nicht viel besser, doch die Schmiedin hatte kaum etwas anderes erwartet. Der neue Reverend hatte bereits das Wort und so wie es klang, hatten sie ja bisher an für sich noch gar nicht viel verpasst. Es war sowieso egal, denn alles, was Mr. Stevenson heute sagen würde, würde später sowieso in alle Einzelteile zerpflückt und fachmännisch von den größten Tratschweibern der Stadt analysiert werden. Ihr Blick ging zu Mr. Malone, der sie entschuldigend ansah, worauf die Schmiedin nur sachte den Kopf schüttelte. War doch nicht seine Schuld, eher war ja sie diejenige, die ihn und Sarah aufgehalten hatte. Und das Problem mit den Sitzplätzen würde sich auch bald klären, sicher stimmte der Reverend bald das erste Lied an und man konnte den dabei ansteigenden Lautstärkepegel nutzen, um sich dezent in irgendeine Reihe zu verdrücken.
Zum Glück ließ der erste Gesang in der Tat nicht lange auf sich warten und schon während des kurzen Anspielens der Orgel suchte Selina den Raum nach freien Plätzen ab. Voll war es schon, beinahe etwas zu voll, doch vereinzelte Lücken fanden sich sicher noch. Ihr Blick streifte dabei Elisa Freeman, die ja in der letzten Reihe saß, und freie Plätze in der Nähe andeutete. Die Schmiedin formte mit den Lippen ein tonloses „Danke“ und zwinkerte dem Mädchen zu, ehe sie Mr. Malone vorsichtig antippte. „Kommen Sie.“, flüsterte sie ihm leise zu und stieg in den Gesang mit ein, während sie den kürzesten Weg nahm und somit die Reihe vor den Freemans ansteuerte. Natürlich nicht durch den Mittelgang, was bloß noch mehr Aufmerksamkeit erregt hätte, sondern von der Seite. Im Vorbeigehen hatte sie Elisa kurz dankend eine Hand auf die Schulter gelegt. Immerhin ein paar anständige Menschen hatte Camden noch aufzuweisen, das war doch schon einmal etwas. Auf den freien Plätzen angekommen, sah Selina noch einmal zur Seite zu Eric und Sarah und lächelte während des Singens aufmunternd, ehe sich ihr Blick nach vorne richtete. Aufmerksam musterte sie den Reverend, als ob nichts gewesen wäre. War ja auch nichts… wirklich. Jetzt war jedoch auch die Schmiedin gespannt darauf, was Mr. Stevenson noch auf Lager hatte.
Vorletzte Reihe, rechts am Rand: Jethro mit Witashnah und Jacob neben Megan und Jesse (Terry eröffnet den Gottesdienst)
Jethro spürte Witashnahs Angst und er hätte sie ihr gerne erspart. Doch er war fest davon überzeugt, dass dieser Schritt ihr helfen würde ein Teil dieser Gemeinde zu werden. Um als Mensch hier akzeptiert zu werden und auch um selbst zu sehen, dass nicht alle Weißen "böse" waren. Er ließ ihre Hand daher nur ungerne frei, aber damit sie samt Jacob auf die Bank rutschen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig. Die Menschen, zu denen sie sich setzten hatte Jethro dabei nicht einmal sonderlich beachtete. Er kannte hier die meisten inzwischen dem Namen nach, aber die wenigsten näher. Ein kurzes Grinsen huschte über Jethros Gesicht, als Witashnahs Messer gegen die Holzbank stieß und ein Geräusch verursachte. Er selbst rückte seinen Revolvergurt zurecht, als er sich niederließ, den Hut neben sich ablegte und Jacob die Mütze abstreifte und ihn anwies, sie sich zwischen die Knie zu klemmen. Die Zigarillo hielt er noch immer im Mundwinkel fest, zog noch einmal daran und ließ sie dann recht provokant zu Boden fallen, als vor ihm eine Dame mehrmals heftig in seine Richtung hustete und vor ihrem Gesicht wedelte. Genüsslich zertrat er die Zigarillo unter seinem Stiefel und genoss den entsetzten Gesichtsausdruck der Frau. Sie sollte sich nicht so haben. Wahrscheinlich hielt sie ihn nun für einen Wilden, der wahrscheinlich jede Sitte und Anstand durch sein wildes Weib verloren hatte. Sollte sie. Das wäre mal ein Gedanke und ein Gerücht, das ihm gefallen würde. Er warf Withashnah ein beruhigendes Lächeln zu und klopfte Jacob aufmunternd auf den Oberschenkel. Er wollte gerade wieder nach vorne blicken, was eine gute Waffe gegen all die neugierigen Blicke war, als neben ihnen die blonde Frau kurz zu ihnen blickte und einen Guten Morgen wünschte. Erst jetzt erkannte er die Hure aus dem Saloon und den Klavierspieler, der recht blass wirkte. Wenn die Gerüchte stimmten, war Harding am Montag den ganzen Tag in der Eiseskälte gewesen und dem Tod näher, als so manch einer. Angeblich war er die ganze Woche über außer Gefecht gewesen. Und so sah er auch noch aus. Jethro war auf jeden Fall in den letzten zwei Monaten oft genug Gast im Saloon gewesen, um zu wissen, wen er als Nachbar in der Bank hatte. Na was für ein Zufall... da saßen die Richtigen beisammen. Innerlich musste Jethro darüber grinsen.
"Guten Morgen, Miss Foster. Mister Harding," er nickte auch dem Mann an ihrer Seite zu und tippte sich an die Stirn, genauso als hätte er einen Hut auf. Kurz war er versucht laut aufzulachen, als Harding urplötzlich aus dem Nichts kommend versuchte etwas in der Sprache der Wilden zu sagen. Jethro verstand kein Wort. Zwar versuchte er sich von Jacob die wichtigsten Worte beibringen zu lassen, aber entweder sagte Harding etwas völlig anderes, als er bisher kennengelernt hatte oder benutzte ein Sprache, die Witashnah und Jacob fremd waren. Auf jeden Fall war Hardings Versuch nett, aber leider entlarvte es ihn auch als Indianerfreund. Das war nicht schlimm, aber Jethro empfand diese Menschen oft genauso aufdringlich, wie die Menschen, die ständige betonen mussten, dass sie Wilde hassten. Nun ja, er war niemand der Harding deswegen verurteilte. Dafür kannte er ihn überhaupt nicht und er wäre der letzte, der jemand für sein Denken und seine Einstellung verachtete.
Als Harding sich dann vorstellte kam Jethro nicht umhing eine Braue hochzuziehen. Hatte Harding überhört, dass Miss Foster ihn bereits kannte? Und konnte er sich wirklich nicht daran erinnern, dass die Hayways seit November in der Stadt waren und er Kunde im Saloon? Da musste er wohl etwas gewaltiges auf die Rübe am Montag bekommen haben... Konnte einem ja richtig leidtun. Mit so nem Gedächtnisverlust war es bestimmt nicht einfach. "Ich weiß, Mr. Harding," sagte er knapp wie üblich. "Ich war schon ein paar Mal im Saloon. Aber so. Verlobte? Dann darf man gratulieren," er klang brummig wie gewöhnlich, aber ein sachtes Kräuseln seiner Lippen verriet, dass er seine Worte ehrlich meinte. Im selben Moment verstummte die Orgel und der Reverend trat vor die Gemeinde. Das unterband eine weitere Unterhaltung und Jethro nickte noch einmal den beiden zu ehe er sich aufrecht in die Bank setzte und nach dem neuen Reverend Ausschau hielt. Zumindest sprach er schön laut udn deutlich und man konnte ihn auch noch hier hinten gut verstehen. Die knappen Worte zur Begrüßung halfen nicht wirklich sich ein Bild über den Mann zu machen. Vater, verwitwet, Großstadt. Also ein Stadtmensch, der sich hier in die Wildnis verirrt hatte. Wahrscheinlich eine Entscheidung geboren aus dem Verlust der Frau. Jethro hätte darauf jede Wette abgeschlossen. Nun gut, man würde bestimmt mehr über den Mann auf dem Fest nachher erfahren. Jetzt hieß es seinen Worten über Gott zu lauschen und das war im Augenblick wohl das Wichtigste. Noch war nicht abzusehen wohin der Reverend sie führen würde, denn nach wenigen Worten stimmte er das erste Lied an, aber er klang frisch und munter, wie einer der gerne vor seiner Gemeinde stand und das Vorhaben hatte, alle mitzureißen. Das war schon ein gewaltiger Unterschied zu Hawkins...
Adrian war sauer. Sogar ziemlich sauer. Sie waren nicht nur spät dran, sie waren viel zu spät. Der Reverend eröffnete bereits den Gottesdienst mit einem Lied. Also scheuchte der Arzt seine Familie leise in die hinterste Reihe, in der noch etwas Platz für sie war und machte eine finstere Mine, während er das Lied begann mitzusingen.
Wie peinlich! Wie unglaublich peinlich! Dafür wird Connor nachher noch die Rute spüren!
Der Soh hatte den Wecker, der die Eltern heute morgen rechtzeitig aus den Federn holen sollte, um eine Stunde nach hinten gestellt. Und so waren sie zu spät aufgewacht. Entsprechend wütend war; ja, nicht sauer, er war wütend. Und weil sie so spät dran waren, hatte er der Familie das Frühstück untersagt. Jetzt knurrten Allen der Magen, doch der Arzt ließ nicht mit sich reden. Seine Frau hatte glücklicherweise am Tag vorher bereits einen Kuchen gebacken, den sie in einem Korb mitgebracht hatte und der nun zwischen ihren Füßen zugedeckt auf dem Boden stand.
Adrian hatte sein freundliches Lächeln aufgesetzt, damit NIemand etwas mitbekam. Seine Frau schaute demütig zu Boden dun die Kinder schwiegen. Adrian stieß Connor mit dem Fuß an. "Sing!" zischte er den Jungen an. So leise, dass es wohl kaum Jemand mitbekam. Die Schärfe in der Stimme seines Vaters ließ den Jungen zusammenzucken und er begann zaghaft mitzusingen.
Schön, dass Eric es doch noch geschafft hat - wo nur Jerry bleibt.. Kurz schmunzelte Terry, als er seinen Freund Eric erkannte, der in Begleitung Sarahs und einer ihm noch fremden jungen Frau die Kirche betrat. Leise und unauffällig suchten sich die drei Plätze in der Bankreihe neben Callaghans . Obwohl er sich um seinen Sohn sorgte, empfand er große Freude an seinem Dienst und war sich erneut sicher, dass er am richtigen Platz war. Nein, Jeremiah mochte das anders gesehen haben - vielleicht noch sehen und maulen - er war sich sicher, dass es richtig gewesen war, sich hierher senden zu lassen. Er sang die letzte Strophe leiser werdend mit, denn danach wollte er ein paar Worte sagen, bevor er mit einem Gospel fortfahren wollte. Immerhin war es sein Auftrag, sein aufrichtiger Wunsch und eine Ehre, den Menschen hier Gnade und Vergebung, statt Strafe und Gericht zu verkünden - und was transportierte diese Inhalte besser als "Oh, happy Day"? Die innere Freude, die er empfand überlagerte sein Lampenfieber, so dass er nun den Blickkontakt zu einzelnen Zuhörern suchte. Er sah einige skeptische Gesichter vor sich, aber auch Viele, die sich am Gesang offenbar gefreut hatten. Es war für ihn immer wieder spannend zu sehen, wie die Menschen reagierte. Von Freude war in dem unwirschen Gesichtsausdruck des Mannes, der jetzt mit seiner Familie die Kirche betrat, nichts zu sehen. Terry hatte den Eindruck, dieser sei über die eigene Verspätung so wütend. Vielleicht war es ihm einfach unangenehm, so spät gekommen zu sein. Die Kinder machte einen netten, ordentlichen Eindruck, erinnerten ihn aber in ihrem Verhalten an die Mckay-Kinder. Dieser Gedanke ließ ihn kurz den Blick zu den McKays wandern, die offenbar interessiert und voller Erwartung mitsangen. Nur Matthew schien nicht ganz bei der Sache zu sein und wirkte auf Terry unzufrieden. Den kurzen Wortwechsel zwischen diesem und Francis McKay hatte er nur im Vorbeigehen am Rande wahrgenommen, so dass er zu seinen Gunsten annahm, es habe da eine Unstimmigkeit gegeben.
Die letzten Takte erklangen und Terry macht ein paar Schritte auf die Zuhörer zu. Ihn könnte ich wohl bitten.. Auf Matts Höhe blieb er kurz stehen und setzte sich immer noch mitsingend kurz auf die Bank. "Tun Sie mir einen Gefallen und sehen kurz nach Jerry? Danke." Terry raunte diese Worte so leise Matt zu, dass sie von den Klängen der Orgel und der Singstimmen überlagert wurden. Er konnte sicher sein, dass diese nicht von Dritten gehört oder gar verstanden worden waren. Matt jedoch deutete mit einem Nicken, dass er verstanden hatte, während er die letzten Zeilen dieses festlichen und doch auch fröhlichen Liedes mitsang. Es waren nur Bruchteile einer Sekunde gewesen, die diese Worte in Anspruch nahmen, bis Terry sich wieder erhob und in dem Raum vor dem Altarar in einer Haltung der Anbetung stehenblieb und auf die letzten Takte lauschte. Irritiert sah er dass Matt zunächst sitzenblieb, während er das Wort wieder an die Gemeinde richtete. Der Gesang hatte ihm gut gefallen, denn es waren einige sehr schöne Singstimmen darunter und Terry war schon gespannt, welche davon er im Kirchenchor wieder hören würde. "Freue Dich Welt - eine Aufforderung, die wir eben gemeinsam gehört und gesungen haben. Vielleicht fragt sich außer mir doch der Eine oder Andere, warum diese Aufforderung? Ich denke, für Viele ist es selbstverständlich, dass das Kommen Gottes Freude auslöst, aber ich bin sicher, dass gerade diese Erwarten des Kommen Jesu auch Ängste und Befürchtungen auslöst. Ich sagte vorhin, dass es viele Gründe gibt, einen Gottesdienst zu besuchen. Sicherlich um ihn zu finden, um mehr von ihm zu erfahren, aber es gibt auch Gründe dafür, die davon weit abweichen. Der Eine kommt, um gesehen zu werden, der andere, weil es sich so gehört - und der nächste, weil er nichts Besseres vor hat. Für mich als Reverend gibt es ganz viele Gründe zu kommen und so will ich Ihnen nicht vorenthalten, warum ich hier bin." Erneut machte Terry eine rhetorische Pause, denn die Zuhörer waren noch voller Erwartung. Kurz sah er zu Matt hinüber, der sich erhebend seinem Bruder etwas zuraunte und dann leise die Kirche verließ, bevor er weiter sprach. "Sie werden vielleicht enttäuscht sein, das zu hören, aber ich bin nicht hier um von Strafe und Gericht Gottes zu Ihnen zu sprechen, sondern um ihnen den Gott vorzustellen, der es gut mit Ihnen meint, der die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn für sie dahin gab um zu retten. Ja- es stimmt: Der König kommt und das darf uns freuen, denn in Jesus Christus schenkt er uns einen neuen Anfang mit ihm." Einen Augenblick wartete Terry, bis die Tür hinter Matt wieder ins Schloss fiel, bevor er den Blick Erics kurz suchend, suchend fortfuhr. "In den paar Tagen, die ich nun schon unter Ihnen lebe, habe ich bereits die einige Menschen kennenlernen dürfen. Menschen unterschiedlichen Alters und in unterschiedlichsten Umständen lebend, dennoch haben diese wohl Eines gemeinsam: Den Mut, einen neuen Anfang zu wagen- eine neue Arbeitsstelle vielleicht, verbindliche Beziehungen wagen oder in ganz alltäglichen Dingen neue Wege gehen. Für mich ist dies hier ebenfalls ein Neuanfang - also haben Sie bitte Nachsicht mit mir. " Terry schmunzelte kurz, denn er war sich schon darüber im Klaren, dass nicht jeder seiner Meinung sein würde - und das würde auch in Zukunft so sein. "Es lohnt sich, sich neu aufzumachen - und mit Gott einen neuen Anfang zu wagen. Manch ein guter Christ richtet sich wortwörtlich nach den Vorschriften des Alten Testamentes und verkennt, dass diese für ihn und nicht er für diese geschaffen wurden. Manch einer verkennt, aber durch das Kommen Jesu ein anderer Maßstab angelegt wurde. Jesus kam nicht um diese Vorschriften aufzuheben, sondern um sie zu ergänzen. Wer von uns ist gänzlich schuldlos vor Gott? Die Bibel sagt, das gibt es Niemanden - es sei denn Jesus wusch ihn von Schuld und Sünde rein. Jesus sagte, ich bin der Weg. Es gibt keine andere Möglichkeit, keine andere Hoffnung auf Rettung außer ein Weg mit ihm - einen Neuanfang mit diesem Jesus, der die Sünde der Welt trug. Dadurch müssen wir, Sie und ich, nicht Angst haben vor einem Gott, der mit strafend erhobenem Finger auf unsere Sünden zeigt, oder vor einem Gott, der uns ständig im Nacken sitzt und prüft, ob und wo wir gerade gesündigt haben - sei es nun bewusst oder aber unbewusst. Nein! Wir können uns von Sünde rein waschen lassen und einen neuen Anfang mit Gott wagen - mit einem Gott, der uns durch die Folgen der Sünde trägt, aber uns diese nicht anrechnet. Es war ein fröhlicher Tag, an dem Jesus kam, um mich von Sünde rein zu waschen und es war ein fröhlicher Tag an dem er mich lehrte, Jesus kennen zu lernen. Eben diesen Jesus, der von sich sagte, seht mich an und ihr habt gesehen, wie Gott ist. Bevor wir gemeinsam so beten, wie der Herr selber es gelehrt hat, will ich mit Ihnen einen Gospel singen, der von dieser frei machenden Begegnung mit Jesus erzählt. Ich lade Sie ein mit zusingen - es ist nicht schwer - und sich einladen zu lassen - zu einem Neuanfang mit Gott. " Terry zog sich ein Stück weit zurück und gab Mrs. Porter ein Zeichen. Diese begann eine fröhliche beschwingte Melodie zu spielen, aber noch begann Terry nicht zu singen. "Ich habe vorhin einige sehr schöne Singstimmen vernommen und würde mich freuen, so diese mich mit diesen unterstützten. Die jüngeren von Ihnen werden den Text kennen - alle anderen dürfen mir nach singen." Die Melodie war beschwingt und Terry beobachtete bereits die Ersten Füße, die unbewusst im Takt mitschwangen. Auch er konnte bei "Oh, happy day" nicht steif und förmlich stehen bleiben, so dass er mit einer auffordernden Geste die Gemeinde aufforderte, sich zu erheben und wer mochte, durfte sich auch gerne zum Rhytmus bewegen. Immerhin spricht die Bibel vom Tanzen vor dem Herrn - aber das kriegen wir wohl erst später.. Kurze zeigte er mit dem Finger auf seine Brust. "Erst ich - dann Sie. Oh, happy Day!" Mit einer Geste forderte er nun die Gemeinde auf zu singen, sang aber selber die Zweitstimme "Oh, happy Day" mit. Zu seiner Freude fielen gerade die jungen Leute sofort ein, so dass nunmehr nicht nur sein Bass zu hören war, sondern auch weitaus höhere Stimmen. Ein kurzer Blick in die Gesichter Mrs. Cornwells, Mrs. McKays und Menschen ähnlichen Alters machten deutlich, dass es noch lange dauern würde, bis sein Ringen um einen lebendigen Gottesdienst erste Erfolge aufweisen würde. Er war aber nicht bereit, bereits aufzugeben, so dass er kurz mit einer Geste Alle aufforderte, in den Chor mit einzustimmen, als er die sogenannte "Bridge" anstimmte. "He taught me how.."
Matt bei seiner Familie neben Ben am Mittelgang sitzend, dann gehend.
Matt war immer noch aufgebracht, als die letzte Strophe gesungen wurde. Die Freude, die dies Lied normalerweise vermittelte, wollte sich nicht einstellen. Immer noch würde Matt am Liebsten die Kirche verlassen, denn er war so wütend, dass er fürchtete, die Kontrolle zu verlieren und irgendetwas Dummes zu tun - was auch immer das sein konnte. Ben neben ihm schien sich durch das Singen und die Worte des Pastors von seinen Sorgen ablenken zu lassen. Wie gebannt hörte er zu und drehte sich im Gegensatz zu seiner Ma und etlichen anderen auch nicht um, als sich die Tür noch einmal öffnete, um einen Fremden in Begleitung eines Kindes und Miss Tucker hereinzulassen. Ihr Anblick ließ Matt innerlich seufzen. Noch immer war er nicht dazu gekommen, seinem Pferd die Eisen abziehen zu lassen und das würde er wohl frühestens am morgigen Tag erledigen können. Diese Gedanken konnten ihn jedoch nicht lange von seiner Wut ablenken, die ihn zu zerfressen drohte. Er musste mit seinem Vater reden - unbedingt! Anderenfalls würde die Wut ihn innerlich verzehren, wie ein Feuer. Nein, Matt war nicht mehr bereit, sich zu ducken, oder sich manipulieren zu lassen. Damit musste Schluss sein! Das muss zu klären sein - aber nicht mit Wut im Bauch. Matt wurde zunehmend unruhig, denn er spürte das dringende Bedürfnis sich Bewegung zu verschaffen und den empfundenen Druck abzubauen. Er musste sich abreagieren, bevor er mit seinem Vater sprach. Anderenfalls würde es wohl sehr schnell ziemlich hässlich zwischen ihnen werden! Unschlüssig blieb Matt einen Augenblick länger als nötig stehen, bevor er sich nach dem Verklingen der letzten Töne zögernd wieder setzte. Irritiert rutschte er in wenig näher an Ben heran, als der Reverend sich für einen kurzen Moment neben ihn setzte. Jerry? Ja, klar. Mit einem kurzen Neigen seines Kopfes deutete Matt an, dass er den Reverend verstanden hatte. Natürlich würde er ihm diesen Gefallen tun, denn erstens entsprach dies seinem Wesen und zweitens mochte er diesen frechen Lümmel ganz gut leiden. Dieser war noch immer nicht zurück und Matt hatte schon Bedenken, dass dieser sich aus Unwissenheit heraus in Schwierigkeiten hatte bringen können. Außerdem, so so statuierte er innerlich, gab ihm das einen guten Grund, die Kirche zu verlassen. Einfach aus der Kirche stürmen, wie er es am Liebsten täte, würde sicherlich härteste Strafe nach sich ziehen. Allerdings hatte Reverend Stevenson so leise gesprochen, dass Matt annahm, er wolle seine Bitte nicht öffentlich bekannt wissen. Nein, das Beste wäre, er würde sich mit einem Besuch des Toilettenhäuschens herausreden, denn das war ihm wohl nicht anzurechnen. Er persönlich empfand ein vorübergehendes Verlassen oder gar ein Fernbleiben des Gottesdienstes aus wichtigem Grund nicht als Sünde, aber sein Vater würde das mit Sicherheit gegensätzlich betrachten - und keine Gnade walten lassen. Matts Gedanken drehten sich im Kreis, denn wenn er sich abreagierte und länger als nötig draußen bliebe, würde sein Vater das sicherlich als Versuch, sich dem Gottesdienst zu entziehen oder gar ihn zu hintergehen werten. Der Reverend erhob sich nahezu sofort wieder und richtete erneut das Wort an die Gemeinde. Die Matt verstand nicht wirklich, wovon Stevenson genau sprach, denn er hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Schließlich erhob er sich leise, raunte Ben zu, dass er zum Toilettenhäuschen gehe, und verließ seinen Platz. Ohne Hast, aber doch zügig verließ er leise die Kirche, ohne sich weiter aufzuhalten. Schließlich wollte er nicht noch Jemanden über Gebühr stören. In seinen Gedanken war nur noch Raum für seinen Zorn, den er unter Kontrolle zu halten hatte, so dass er den Worten des Reverends kaum Gehör schenkte. Erst die Worte über den Neuanfang, den Jesus Christus schenken würde, drangen in sein Bewusstsein, denn einen neuen Anfang konnte er in nahezu jedem Bereich seines Lebens mehr als gut gebrauchen. Leise schloss er die Tür hinter sich und kaum fühlte er sich unbeobachtet, begann er zu rennen. Er rannte seiner Wut im wahrsten Sinne des Wortes davon und erst als er außer Atem war und fast schon in Höhe des Pfarrhauses bliebe er stehen und holte tief Luft. Die eisige Luft stach in seinen Lungen und erst jetzt fiel ihm auf, dass er seine Jacke zwar an, aber nicht geschlossen hatte. Dies holte er nun mit kalten Fingern mühsam nach und hielt gleichzeitig Ausschau nach Jeremiah. Der Bengel konnte sich ja schlecht in Luft aufgelöst haben! Immer noch zornig und enttäuscht, stapfte Matt nun durch den Schnee in Richtung Mainstreet. Lange konnte der Junge diese Kälte kaum ausgehalten haben und wenn er Jeremiah wäre - er wäre wohl nicht nach Hause gerannt, sondern hätte versucht, irgendwo anders unterzuschlüpfen, bis der Zorn des Reverends der Sorge gewichen war. Nur wo? Bei uns ist keiner daheim, bei ihm auch nicht.. Schnee fiel nach und Matt schlug den Kragen seiner Jacke hoch. In Höhe seines Elternhauses blieb erstehen und trat in seiner Wut gegen die Verandastufen. Es war einfach nicht fair, dass sein Vater ihm Alles vermasselte! Der sollte sich gefälligst raushalten! Erneut packte ihn unbändige Wut, so dass er mit seiner ungeschützten Faust so kräftig gegen einen Zaunpfosten schlug, dass er heftigen Schmerz verspürte. Dieser empfand er fast als angenehm, denn er überlagerte den Zorn und die Wut, die sein Herz hart wie Stein werden ließe, so er sie nicht los wurde. Noch einmal schlug er kräftig mit der Faust gegen den Pfosten, so dass die vor Kälte gerötete Haut über den Knöcheln ein wenig aufplatzte. Der Ärger über den brennenden Schmerz, ließ ihn erst Recht in Rage geraten, so dass er nun ein paar Mal frustriert gegen die Stufen der Veranda trat. Von wegen Freude..Joe versetzt mich, Rebeccah fühlt sich kompromittiert und mein Pa hat nix besseres zu tun, als mir Chancen zu verbauen - Vielen Dank auch..
tbc: Lake Street, McKay's Beverages/ vor dem Laden
Francis mit Molly, Matt geht (Ankunft der Familie Smith)
Francis bekam von der unterdrückten Wut seines Sohnes nichts mit. Zum einen nahm er an, dass die Unterhaltung gut verlaufen war und Matt sich mit seinen Worten zufrieden zu geben hatte. Zum anderen hatte er bereits seinen Blick auf Ben und Martha gerichtet gehabt, als das Mienenspiel von Matt anderes vermuten ließ. Schließlich waren es auch Mollys Worte und der Beginn des Gottesdienstes, die Francis gänzlich von Matt ablenkten. Molly schien irgendwie nicht mit Francis zufrieden zu sein und das irritierte ihn. Hatte er in Bezug auf Rebeccah oder auf Clayton etwas falsches getan oder gesagt? Die Frage, die ihm dazu auf der Zunge brannte konnte er nicht mehr stellen, denn sie sangen bereits und nichts auf der Welt hätte Francis dazu gebracht seine gewohnten Kirchenrituale jetzt noch zu unterbrechen. Allerdings warf er einen kurzen Blick zu Matt. Der wirkte in der Tat ein wenig ... nun erregt? War er wütend und verstimmt? Auf ihn? Weil er gedroht hatte, die Erlaubnis jederzeit wieder zurückziehen zu können? Nun, Matt wusste doch selbst, dass ein Fehler von ihm reichen würde, um sich eine entsprechende Strafe einzuhandeln. Francis würde an der empfindlichsten Stelle ansetzen. Die Strafe sollte ja treffen und schmerzen, um Wirkung zu erzielen. Matt konnte ihm dabei natürlich widersprechen, aber dies durfte er unter keinen Umständen so offen zur Schau stellen. Das war ein Zeugnis schlechter Erziehung. Und wenn Francis eines wusste, dann dass sie den Jungen ordentlich erzogen hatten! Selbst wenn Matt die Worte über Rebeccah anmaßend fand oder es ihn störte, dass Francis mit Clayton sprechen wollte, hatte er hier in der Kirche Selbstbeherrschung an den Tag zu legen. Den Plan seiner Frau, Matt unbewusst in die richtige Richtung zu schubsen, damit er die Anstellung als Deputy selbst wählte, hatte Francis längst wieder vergessen. Die Raffinesse seiner Frau, die dahinter steckte, war ihm bislang fremd gewesen. Unter Umständen hätte er Matts Verstimmung sicherlich besser verstanden. Doch ehe Francis die Stirn runzeln oder gar Matt wegen seines düsteren Gesichtsausdrucks zur Ordnung rufen konnte, war erneut die Kirchentür zu hören. Über die erneute Störung verärgert, wandte Francis kurz den Kopf und versuchte einen Blick auf jenen oder jene zu erhaschen, die sich so spät in die Kirche noch traute. Er konnte einen Mann und eine Frau erkennen, die Kinder aber waren zu klein, so dass sie von den Köpfen der anderen Kirchengäste verdeckt waren. Es waren fremde Personen, die Francis im Ort wohl schon einmal kurz gesehen hatte, aber er kannte weder ihre Namen noch ihre Absichten. Für die letzten Takte von "Joy to the world" sah Francis wieder nach vorne und fand zu seiner Verwunderung den Reverend nicht mehr vor der Gemeinde stehend, sondern in der Bank sitzend. Hawkins hatte sich während des Gottesdienstes meist am Ende hin eine kleine Pause zwischen den Liedern gegönnt, niemals aber zu Anfang. Und das trotz seines Alters. Entsprechend bedachte Francis den Nachbar mit einem missbilligenden Blick und schüttelte ein wenig mit dem Kopf. Dass der Reverend nur kurz Platz genommen hatte, um Matt um etwas zu bitten entzog sich Francis Wissen. Als das Lied ein Ende fand, war der Reverend bereits wieder vor der Gemeinde und Francis schon wieder ein wenig versöhnlicher gestimmt. Erwartungsvoll lauschte Francis den folgenden Worten von Stevenson und war ein wenig empört. Wie konnte dieser nur annehmen, nein der Gemeinde unterstellen, sie kämen hier her, weil es sich so gehörte! Natürlich gehörte es sich für einen guten Christen am Sonntag in die Kirche zu kommen, um den von Gott geschenkten freien Tag zu feiern, Gott zu ehren und ihm hier am nächsten zu sein. Aber gewiss gab es unter ihnen keinen einzigen Heuchler, der jetzt lieber beim Eisfischen wäre oder noch im Bett. Sie waren alle da, weil sie Gott ehrten. Von wegen nichts besseres vor haben... Francis schnaubte kurz durch die Nase, mehr verriet nicht, dass er unzufrieden war. Der Unfriede wurde von Irritation abgelöst, als Reverend Stevenson ganz andere Töne anschlug, als Hawkins. An dieser Stelle hatte es jeden Sonntag unmissverständliche Hinweise auf jede kleine Sünde gegeben, die Hawkins die Woche über hatte beobachten können oder ihm zu Ohren gekommen war. Kein Sünder war ungeschoren davon gekommen und man hatte für ein paar Minuten mit der Scham zu leben. Sehr effektiv hatte Francis bislang diese Methode gehalten, denn so manch einer hatte den Gottesdienst über genug zum Nachdenken gehabt und manch eine Sünde wurde nicht noch einmal wiederholt. Die jedes Mal angefügte Ausmalung von Gottes Strafgericht hatte gereicht, um die meisten Bürger dazu zu bewegen sich tadellos unter der Woche zu benehmen. Und jetzt kam so ein junger daher und wollte ihnen erzählen, dass sie keine Strafe Gottes mehr zu befürchten hätten? Francis rutschte ein wenig auf der Kirchenbank nach vorne und hielt den Rücken gerate. Ein Zeichen, dass er innerlich angespannt war und sich unwohl fühlte. Diese Worte, die sie vernahmen waren Worte, die seine Kinder nicht hören sollten. Sie konnten sie auf dumme Gedanken bringen. Wieso sollte sonst Matt auf einmal aufstehen und sich Richtung Ausgang bewegen? Er hatte sich weder bei Molly noch bei ihm entschuldigt und das sah ihm nicht ähnlich. Selbst wenn er nur rasch das Stille Örtchen aufsuchen musste. Francis war von seinen Kindern anderes gewohnt und sein Blick folgte verärgert dem Sohn. So, da hatten sie schon den Salat... der Reverend sprach von einem Gott, der nicht strafen wollte und schon glaubte Matt das gelte auch für ihn... und was war das? Francis sah verärgert nach vorne. Jetzt stellte Stevenson auch noch das Alte Testament in Frage? Mit jedem Wort das weiterhin fiel war Francis versucht Ben die Ohren zu zuhalten. Dieses ganze Geschwätz brachte den armen Jungen bestimmt durcheinander und irgendwann würde er die Beweggründe für die strenge Erziehung seines Vaters in Frage stellen. Bei Martha würde es vielleicht begünstigt durch die Backfischzeit noch eher geschehen, als bei Ben. Nein wie konnte der Reverend nur? Er gab doch allen gerade einen Freibrief? Ach, bricht die Gebote, Gott straft euch schon nicht? Es gab Gründe, wieso man diese Bild eines prüfenden Gottes vermittelte. Damit sich alle verdammt noch einmal an die Gebote hielten udn ein friedvolles Miteinander möglich war. Francis war so aufgebracht, dass er nicht mitbekam, dass sie bereits ein neues Lied zu singen anfingen. Erst als er die seltsam heiteren Klänge vernahm, hob er wieder den nachdenklichen Blick und war noch ungnädiger gestimmt. Was war denn das für neumodisches Zeugs? Das hatte doch hier in ihrer Kirche nichts verloren? Auch wenn die Melodie beschwingte und die Kirchengemeinde mit einstimmte, verweigerte sich Francis. Er erhob sich zwar, weil der Reverend dazu aufforderte aber er sah dabei zu Ben und Martha. "Untersteht euch mitzusingen," zischte er ihnen zu und warf auch Molly einen warnenden Blick zu. Soweit kam es noch, dass sie hier Party feierten, anstatt demütig Gott zu gedenken. Und wo zum Teufel blieb Matthew....
Luka schaute Rebeccah nun selber verwirrt an. Sie hatte ihn doch in keiner Weise beleidigt, oder was meinte sie nur genau? Das sie seine Gläubigkeit in Frage gestellt hatte, weil sie geglaubt hatte, er wäre lieber im Saloon? Ja, dass musste es sein, denn etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen. Und auch wenn Luka vorsichtig und bescheiden war mit Gefühlsäusserungen, so musste er nun einfach ein wenig lächeln, schaffte es gerade noch, dass es nicht wie ein Grinsen aussah und sprach dann aber aufrichtig und hoffte, dass sein Englisch ausreichte: »Oh, Sie mich haben keineswegs tun mich beleidigen, Miss Bailey.« Mehr sagte er dann allerdings auch nicht. Er hatte ein wenig das Gefühl, dass er sich nicht ganz so ausdrücken hatte können, wie er es gerne wollte. Dabei hatte er gehofft, dass nicht nur die Sprache wichtig war, sondern auch die Mimik und Gestik. Aber anscheinend war die junge Frau nun peinlich berührt, obwohl sie es nicht sein musste. Warum waren Menschen nur so kompliziert? Oder eben die Konventionen. »es sein alles ... wie man sagen? Ok?« Erneut lächelte er Rebeccah zu um ihr das Gefühl zu geben, dass sie sich wirklich keine Sorgen machen musste. Schon gar nicht, etwas falsch gemacht zu haben und schon gar nicht wollte er, dass sie sich Sorgen um den Kroaten machte. Luka konnte schon wirklich gut auf sich acht geben.
Aber irgendwie beschlich Luka auch gerade das Gefühl, dass, egal was er wie sagte, vielleicht nicht ankam bei der jungen Frau, die er so gar nicht kannte. Was nur musste ihr durch den Kopf gehen, dass sie sich bei ihm so gleich entschuldigte. Sie war aber einfach wohl nur höflich und Luka hoffte, dass er ihr klar hatte machen können, dass sie keinen Fehler gemacht hatte.
Doch dann kamen sie sich gedanklich wieder etwas näher und Rebeccah bezeugte, dass sie ihn verstehen könne, sehr sogar wegen seiner Familie und Luka beliess es erst einmal dabei. Ob Rebeccah ein ähnliches Schicksal traf? Auf jeden Fall irgendein Schicksal. So glaubte er zumindest, weil sie es noch einmal unterstrichen hatte, wie sehr sie das verstehen konnte. Nur wollte sie da vielleicht etwas nicht erzählen, was Luka akzeptierte. Denn sie lebte bei einem Araber. Aber Luka dachte für den Moment nicht weiter darüber nach. Also nickte er nur lächelnd und flüsterte für ihr Verständnis ein kleines: »Danke.« Denn Luka vermisste seine Frau und die Kinder sehr, so sehr, dass er sich sicher war, dass sies niemand wirklich würde verstehen, ausser jemand, der ähnliches erlebt hatte.
Rebeccah hatte dann wieder etwas nervös an ihrem Stoff des Rockes gezupft, aber Luka übersah es einfach bewusst. Er wollte die junge Frau nicht noch irgendwie mehr in Verlegenheit bringen. Als sie ihm dann danke, nickte er nur höflich mit einem aber aufrechten Lächeln.
Und dann ging der Gottesdienst auch schon los und Luka richtete seinen Blick und seine Ohren ebenfalls nach vorne. Der Reverend stellte sich erst vor, sang mit ihnen. Trotz einigen Störungen. Einige kamen zu spät, aber die kannte Luka eh alle nicht. Dann war der Reverend wohl vorne bei einem jungen Mann und es war jener Matt, der die Kirche dann verliess, warum auch immer. Aber all das interessierte Luka kaum: Nicht, weil es ihn nicht interessierte, sondern weil er nun bei Gott war und seiner Familie, oder es zumindest versuchte. Luka hatte irgendwie ein wenig abgeschaltet.
Witashnah, Jethro und Taoya-te-duta bei Megan und Jesse in der Kirche rechts am Rand, vorletzte Reihe - Terry vor der Gemeinde
Die Bank war hart aber das machte Witashnah nichts. Weich war nur das Bett in dem sie schlief. Das war normal. Und so lange konnte diese Versammlung ja auch kaum dauern. So viele Menschen... Weiße auf engstem Raum.
Und dann geschah etwas Seltsames: Die junge Frau neben der sie in der Bank saß, sprach sie an. Freundlich! Witashnah hätte mit einem Zischen oder irgendwelchen Anfeindungen gerechnet aber nicht mit freundlichen Worten. Daher zuckte sie erst einmal zusammen, beruhigte sich aber schnell wieder. Es war zwar nur ein 'Guten Morgen' aber es war nett. Und es war an sie gerichtet. Und an Taoya-te-duta! Und Jethro wurde bei seinem Sippennamen genannt. Dennoch gelang es Witashnah nicht, den Mund aufzumachen doch sie schaffte es wenigstens der Frau mit den Strohfarbenen Haaren zuzunicken.
Doch es blieb nicht bei der einen Überraschung. Der Mann, der rechts von der jungen Frau saß beugte sich ebenfalls vor, nickte Jethro zu und wünschte ebenfalls einen guten Morgen. Und dann wiederholte er es - wenn auch mit einem recht seltsamen Akzent in der Sprache der Menschen!!!
Witashnah starrte ihn an, als ob er gerade vom Mond gefallen war. Dann flüsterte sie mehr als dass sie sprach: "Háu! (Hallo!)" Etwas hektisch schaute sie dann kurz zu Jethro und ihrem Sohn, ehe sie hinzufügte: "Philáwaye (ich bin erfreut). Wakan tanan kici un (Möge der große Geist euch segnen!)" Dann fiel ihr plötzlich ein, dass es vielleicht unhöflich sein könnte, wenn Jethro sie nicht verstand und so fügte sie in der Sprache der Weißen hinzu: "Ich danke die freundliche Worte."
Zu mehr kam sie nicht, denn Jethro meldete sich natürlich zu Wort. Vielleicht war er sogar böse, dass sie Lacota gesprochen hatte aber die kurze Furcht wich schnell einer Beruhigung, als er die zwei Weißen ganz nochmal begrüßte.
Und dann begann der Kirchenmensch zu sprechen. Witashnah konnte sich nicht so recht konzentrieren also bekam sie auch nicht mit, um was es ging in seiner Ansprache. Und dann kam die Musik! Witashnah hatte diese Klänge ja schon beim Hereinkommen gehört. Seltsam waren sie und etwas quietschig aber es war Musik und das war gut. Und als dann alle Weißen mitsangen, fühlte sie sich noch etwas besser...
Witashnah, Jethro und Taoya-te-duta bei Megan und Jesse in der Kirche rechts am Rand, vorletzte Reihe - Terry vor der Gemeinde
Die Injun reagierte eher erschrocken auf Megans Begrüssung, was die Blondine aber nur am Rande mitbekam, da sie bereits den Jungen und Mr Hayway begrüsste. Auch Jesse begrüsste den Mann, stellte sich vor und auch Megan, die er auch ganz selbstverständlich als seine Verlobte bezeichnete und auch genauso vorstellte. Sie kam nicht umhin das glückliche Lächeln aufzusetzen, das sich schon den ganzen Morgen immer wieder in ihr Gesicht schlich um dort irgendwelchen Unsinn zu machen. Als Mr Hayway dann noch gratulierte strahlte Megan wie das berühmte Honigkuchenpferd. Auch die Injun sprach dann, allerdings wohl eher zu Jesse, denn sie nutzte ihre Sprache, fügte dann allerdings in Englisch ihren Dank für die lieben Worte hinzu. Megan schenkte ihr erneut ein Lächeln und sah dann zu Jesse. Ja, nette Worte war die Injun hier wohl nicht wirklich gewöhnt und auch Mr Hayway hatte sicherlich mit dem einen oder anderen Spott oder gar Anfeindungen zu kämpfen. Er wirkte allerding nicht wie der Typ Mensch der sich um sowas Gedanken machte, immerhin kam er mit Zigarre im Mund und Revolver am Gürtel in das Gotteshaus. Den Kotzbalken tat er dann auch noch zwischen den Bankreihen aus, nachdem er von vorne ein entrüstetes Hüsteln geerntet hatte. Wenigstens etwas.
Der Reverend baute sich vor der Gemeinde auf, etwas das Megan fast verpasst hätte bei der Ablenkung an ihrer Seite und sie wandte nun ihre Aufmerksamkeit dem Geistlichen zu. Der stellte sich kurz vor, hatte einen Sohn wie er verkündete und dann liess er auch schon die Orgel erklingen. Keine grossen Reden zu begin und direkt das erste Lied. Megan erhob sich, wie es sich gehörte und sang das Lied mit. Etwas weiter vorne krähte der grosse Kerl aus vollem Halse was Megan fast in Gelächter hätte ausbrechen lassen. Die kleine Frau an seiner Seite wirkte eher irritiert über die Stimmgewalt, der es leider auch an jedlichem Gesangstalent zu fehlen schien, was er aber durch lautstärke wettzumachen wusste. Aus den hinteren Reihen klangen so nur zwei Stimmen, die man als wohlgefällig bezeichnen konnte. Ihre eigene, und im Geiste dankte sie der kurzen Bekanntschaft Evangeline, für den Gesangsunterricht und das schwarze Mädchen. Reverend Stevenson beliess es aber nicht bei dem einen Lied, gestaltete den Gottesdienst irgendwie...ja dynamisch. Leichte Missbilligung war auf den Gesichtern der alten Fraktion zu sehen, im selben Maß wie Freude in den Gesichtern der Jüngeren zu sehen war. Auch Megan war zufrieden mit dem Gottesdienst, sie liebte Gesang und wenn sie schon nicht im Chor sein konnte dann war das eine willkommene und schöne Möglichkeit frei und bewusst zum Herrn zu singen. Dennoch war sie gespannt was der Reverend an Worten finden würde, welche er zweifelsfrei in Kürze an seine neue Gemeinde richten würde.
Molly mit Francis, Martha, Ben u. Matt in der ersten Reihe, Terry mit Matt, Matt verlässt den Gottesdienst
Beruhigt wandte Molly sich von Matt ab, als der Reverend das Wort ergriff. Sie war sich ziemlich sicher, dass Matt seinem Vater grollte und gerecht wie sie wahr, musste sie auch zugeben, dass das in diesem Fall sein gutes Recht war. Es konnte wirklich nicht angehen, dass Francis für Matt bei Clayton sprach! Darüber würde sie wohl mit Francis am Abend noch einmal in Ruhe sprechen müssen - falls bis dahin nicht schon das Kind in den Brunnen gefallen war. Im Stillen hoffte Molly, dass Matt nicht irgendeinen Fehler machte. Es wäre nicht gut, so sein Vater sich veranlasst fühlen würde, seine Erlaubnis zu dem Ausritt oder gar zu der Begleitung Rebeccahs doch noch zurückzuziehen. Das sähe diesem ähnlich, war es doch eine Strafe, die Matt empfindlich treffen und damit hoffentlich von weiteren Missetaten absehen lassen würde. Auf jeden Fall muss ich mal wieder Frieden stiften. Eine kurze Störung ging von ein, zwei Nachzüglern aus, die jetzt erst den Weg in die Kirche fanden. Irritiert hob Molly die Augenbrauen kurz an, denn nicht nur dass diese Miss Tucker frei und ungebunden wie ein Mann und sich so gar nicht auf ihre von Gott gegebene Rolle als Ehefrau festlegen ließ, nein diese schien auch noch in Begleitung eines Mannes und -Gott bewahre - eine Kindes! Wenn man schon so skandalös mit Mann und Kind zusammen auftaucht - und ohne mit diesem verheiratet zu sein - dann solle man wenigstens pünktlich sein. Noch geschockter war sie allerdings, als sie zufällig erkannte, wer in den hintersten Reihen saß - oder sollte diese die Frage nach dem "Was?" sein? 'Ob der Reverend wohl wusste, dass dort eine ganze Gruppe - Molly scheute sich in dem Zusammenhang von Familie zu sprechen - schwarzer Tiere saßen? Damit nicht genug, denn auch dieser versoffene Pianist mit einer Hure hatte tatsächlich die Traute oder Dreistigkeit gehabt, zu kommen. Molly war so entsetzt, dass sie fast die Indianerin übersehen hätte, die mit dem Pianisten zusammen in einer Reihe saßen. Molly war so schockiert, dass sie den Zusammenhang nicht verstand und ziemlich überstürzt in "Joy to the World" mit einstimmte. Sie hatte eine ganz angenehme Singstimme, die sie auch nicht unterdrückte. Ein kurzer Blick auf ihre Kinder zeigte ihr, dass alle drei mitsangen. Damit bewiesen sie Gehorsam und eine gute Kinderstube. Molly war zufrieden und wandte ihre Aufmerksamkeit nun wieder dem Reverend zu. Mißbiligend runzelte sie leicht die Stirn, als dieser sich plötzlich während der letzten Takte ganz kurz zu Matt setzte und diesem irgendetwas zu zu raunen schien. Ja, hatten die beiden denn ein Geheimnis? Wahrscheinlich -warum sonst, sollte der Reverend Matt stören. Molly war sehr irritiert, als Matt sich ein paar Augenblicke später erhob und nach ein paar kurzen an Ben gerichtete Worte die Kirche durch den Mittelgang verließ. Wahrscheinlich musste er nur einmal das Toilettenhäuschen aufsuchen und Molly nahm zu seinen Gunsten an, dass er sich nur deswegen durch Ben entschuldigen ließ, weil er sich nicht stören wollte. Was haben wir denn jetzt? Sünde abwaschen wollen - Tss, wer es nötig hat " Molly wer mit der Predigt nicht einverstanden. Natürlich war sie hier, um Gott zu dienen, aber sich von Jesu Blut die Sünde abwaschen zu lassen, lag ihr völlig fern. Sie hatte das gar nicht nötig! Sie war doch keine Sünderin und einen Neuanfang mit Gott brauchte sie schon mal gleich gar nicht. Molly erhob sich mit der Gemeinde, als Stevenson sie dazu aufforderte, verweigerte sich jedoch dem Text. Es wäre mitnichten ein fröhlicher Tag, sondern eher ein trauriger und rabenschwarzer Tag gewesen, so ihre Sünden hätten abgewaschen werden müssen. Ein kurzer Blick auf ihren Mann bestätigte diesem ihr Einverständnis mit seinen Worten den Kindern gegenüber. Es wäre besser, so diese gar nicht erst darüber nachdachten, in dieses Lied mit ein zu stimmen. Nein, selbst wenn es ein fröhlicher Tag wäre und die Melodie noch so beschwingt war - die Kirche war doch gewiss nicht der richtige Ort um seiner Freude, die man ja über Sünden, die abgewaschen werden mussten, wohl ohnehin nicht empfand, Ausdruck zu verleihen.
Selina, Sarah und Eric eine Reihe vor den Freemans und Cassidy
Ein kleines Lächeln hatte er Sarah noch draussen vor der Kirche entlocken können, auch wenn sie eigentlich gar nicht so glücklich aussah, eben ängstlich und unsicher war. Aber auf der anderen Seite hatte Eric auch Glück, keine verzogene Göre, die ständig gegen anging, unter seinen Fittichen zu haben. Aber solch eine Erziehung hätte er seiner Schwester auch nicht zugetraut. Und Sarah kannte er schon von der Geburt an. Diese hatte dann Miss Tucker freundlich begrüsst, aber eben auch nur kurz und bündig, aber für Eric war es ok gewesen. Er wusste, dass er von Sarah momentan an diesem fremden Ort nicht zu viel verlangen konnte. Und sie war eben ein höfliches Mädchen und hatte einen artigen kleinen Knicks geboten. Von Miss Tucker kam zum Glück nichts verniedlichendes, aber so hatte er die junge Frau auch nicht eingeschätzt, auch wenn er noch weit davon entfernt war, sie zu kennen. Aber in der Woche hatte er sich bei so manchen Stadtbewohner vorgestellt, eben jene, welche einen Laden führten, oder eben eine Schmiede oder ein Restaurant. Eben bei all jenen, wo man öffentlich hatte eintreten können. Einfach so bei den Leuten Privat aufzutauchen, hätte Eric vermessen und aufdringlich gefunden. Jedenfalls hatte er sich so einen kleinen Überblick über einige Bewohner machen können und Selina gehörte in seinen Augen mit zu den sympathischsten. Ihm war ihre Offenheit sofort aufgefallen und natürlich auch die Tatsache, dass sie eigentlich in einem Männerberuf arbeitete, sich aber dennoch nicht so benahm. Fast hätte er sie für einen Stadtmenschen gehalten. Und es war noch etwas mehr, was er an ihr mochte, auch wenn ihm dass noch nicht so bewusst war. Aber Eric war nie verheiratet gewesen und seine letzte Beziehung lag Jahre zurück. Der sonst vielleicht eher souverän wirkende Mann mochte mit Menschen umgehen können, dass hatte auch sein Beruf als Sheriff mit sich gebracht, aber wenn es um "Gefühle" gegen über einer Frau ging, da konnte er dann schon etwas neben der Spur wirken. Das dies Sarah auffiel, entging ihm aber. Auch wenn er ihren stirnrunzelnden Blick irgendwie gesehen hatte, wusste er diesen nicht zu deuten.
Und schliesslich standen sie in der recht vollen und kleinen Kirche, wo der Gottesdienst bereits begonnen hatte und natürlich waren auch Eric die teilweise missbilligen Blicke nicht entgangen, aber es störte ihn nicht. Zwar war er neu und vielleicht stiessen sich einige hier daran, dass er mit einer unverheirateten Frau die Kirche besuchte, aber für ihn war die Kirche auch neben dem Gottesdienst und der Nähe zu Gott so etwas wie Nachbarschaftspflege. Und nicht alle schauten das Grüppchen an, als würden sie direkt aus dem Fegefeuer kommen. Im Gegenteil. Eine junge farbige Frau hatte ihnen mit dem Kinn gezeigt, wo noch Platz war und Eric hatte ihr dankend und freundlich zugenickt. Aber er überliess es Miss Tucker, wo sich sich schliesslich niedersetzen würden. Und diese entschied sich für eine freie Bankreihe vor der Familie der Farbigen, neben denen Eric nun auch wieder Cassidy, die Tochter des Sheriffs erkannte, auf die John sie vorhin noch beim Eintreten hingewiesen hatte. Und zu denen sich in der Nachbarreihe weitere Bewohner setzen.
Eric kam Miss Tuckers Aufforderung nach. Er hatte seine Sarah weiterhin fest an der Hand, um ihr auch das Gefühl zugeben, unter all den vielen fremden Menschen nicht verloren zu gehen. Selina nahm dann aber einen anderen Weg zu den freien Plätzen, als den Mittelgang, während sie schon in das Lied mit einstimmte. Eric hingegen sang nicht, folgte ihr einfach nur und ihm entging nicht, wie sie der jungen Farbigen dankend eine Hand auf die Schulter legte.
Schliesslich saßen sie alle und Eric stimmte auch mit ein in den Gesang, war er doch regelmässig bei Terry im Gottesdienst in City of Kansas gewesen. Immer wieder schaute er zu Sarah, lächelte sie an, beugte sich einmal zu ihr und flüsterte: »Schau mal, da ist Terry. « Und deutete nach vorne. Viel konnte das kleine Mädchen wohl nicht erkennen, saßen sie ja nicht gerade weit vorne. Und wie üblich saßen wohl auch hier in den ersten Reihen auch die eifrigsten Kirchengänger und oder alteingessende Bewohner des Örtchens. Auch wenn Eric sich während des Liedes ein wenig umschaute, so tat er das versucht so unauffällig, dass es nicht auffallen sollte. Und wenn doch, war es ihm egal.
Die Kirche war in einem klaren Weiss gestrichen, also hell und freundlich und wurde von einem großen Fenster dominiert, sowie von einem großen, einfachen Holzkreuz, welches rotbesprenkelt war und wohl das Blut Christi darstellen sollte. Immer wieder schaute er zu Terry hin und versuchte ihm ein aufmunterndes Lächeln zu zu spielen, denn dieser war sicherlich aufgeregt. Wen Eric allerdings vermisste, war Terrys Sohn. Hatte er den vorhin nicht noch irgendwie kurz gesehen? Naja, der ist bestimmt irgendwie. Denn es war gar nicht so einfach, sich einen groben Überblick zu verschaffen. Zwar kamen ihm einige Gesichter bekannt vor, aber eben nicht alle. Er glaubte auch eine Indianerin zu erkennen. War der Ort doch weltoffener, als er das Gefühl hatte? Wohl kaum, denn einige schauten irgendwie arg verächtlich auf die Reihe, wo sie saß. Aber anscheinend schienen nicht alle so missmutig.
Und dann gab es noch eine Familie als Nachzügler. Der Mann wirkte sehr verärgert. Wohl, weil sie zu spät waren? Eric schmunzelte. Aber auch diese Familie war ihm unbekannt. Das es sich um den neuen Arzt handelte, wusste er nicht. Und dann erblickte er kurz das Gesicht von jemanden, dessen Antlitz ihm irgendwie bekannt vor kam. Doch woher? Dann war das Gesicht aber auch schon wieder verschwunden. Eric wollte kurz grübeln, um wen es sich gehandelt hatte. Dem Holzfäller? Dem Stallburschen? Egal. Das Lied wurde weitergesungen, von einigen etwas lauter, wenn auch deshalb nicht harmonischer, aber das war Eric egal. Dennoch erblickte er den kräftigen Hünen mit dem Gesicht eines Honigkuchenpferdes.
Schliesslich aber endete das Lied und Terry hatte irgendwas vorne zu tun, was selbst Eric kurz ins Grübeln brachte, da er ja nicht verstand, worum es ging. Denn es war nicht so, dass er der Organisten etwas zuflüsterte, sondern einem jungen Mann, der darauf hin die Kirche verliess.Hatte Terry etwa irgendeine Überraschung für alle parat und ... nein, das war absurd. Und dann lauschte Eric Terrys Worten, welche bald darauf durch die Kirche hallten. Bei den Worten: "Der Eine kommt, um gesehen zu werden, der andere, weil es sich so gehört - und der nächste, weil er nichts Besseres vor hat ..." musste Eric dann etwas schmunzeln. Das war sicherlich nicht gerade perfekt gewählt, hatte er doch all die tiefgläubigen Menschen nicht unbedingt miteinbezogen, die sich in diesem Satz nicht gleich wieder fanden. Nein Eric war sich sicher, dass das nicht gerade gut gewählt war, aber vielleicht war Terry auch einfach nur aufgeregt und Eric hoffte, dass seine weitere Rede darüber hinweg schaute. Und Eric bemerkte, dass Terry ab und zu suchend den Blick seines Freundes suchte und diesen auch mit einem aufmunternden Lächeln fand. Ja, Eric war es wichtig, dass Terry nun jederzeit Blickkontakt zu ihm hatte. Aber eben so Sarah. Sie sollte sich nicht übergangen fühlen. Und natürlich schaute er auch immer mal wieder zu Miss Tucker, aber immer nur kurz. Und Sarah legte er ab und zu einfach sanft ein eine Hand auf die Schulter, drückte diese. Eric hatte sich so hingesetzt, dass Sarah zwischen ihm und Miss Tucker saß. Diese war eine Frau und dies war Eric lieber, als würde Sarah zwischen ihm und jemanden ganz fremden sitzen. Immer wieder schaute er zu Sarah hinunter, um zu schauen, wie ihr der Gottesdienst gefiel. Natürlich war es sicherlich für sie ganz anders als für Eric. Dieser analysierte manchmal die Worte Terrys, wie er es nun mal tat, aber er urteilte nicht vorschnell und zeigte Terry auch niemals Unmut. Im Gegenteil. Außerdem fand er Terrys Rede offen und das zählte. Aber würden die bigotten Bürger hier dies so akzeptieren? Terry hatte es schon nicht einfach.
Dann kam der Teil mit der Sünde und dem reinwaschen. Im weiteren Verlauf glaubte Eric ein kleinen Stimmungsumschwung zu verzeichnen, aber vielleicht bildete er es sich auch nur ein. Aber alle Sinne waren scharf und immer wieder blickte er sich vorsichtig um. Manche hingen Terry fast glückselig an den Lippen. Manche nickten, andere aber schienen verwirrt. Dabei bekam er die Reaktion von Mrs. McKay allerdings gar nicht mit, saß diese doch in der ersten Reihe.
Dann aber forderte Terry alle auf, mit ihm zu singen und dabei aufzustehen und auch Eric folgte dieser Aufforderung. Bei dem Lied lief es ihm fast ein wenig aufgeregt den Rücken rauf und runter. Er liebte diese beschwingte Lied. Er hatte mal bei seinen Ermittlungen in der City of Kansas eine Kirche von rein schwarzen Bürgern besuchen müssen und wurde dort Zeuge von einem unglaublich dynamischen Chor. Er war dann mehrmals dort gewesen und er hatte dann noch weitere Gospels kennen gelernt, wie "Go down Moses" ... Damals hiess das Lied "Jubilee Singers" und n einem Liederbuch von 1861 wird angemerkt, dass dieses Lied von Sklaven in Virginia gesungen wurde. Also sang er diesmal mit, hielt sich aber im Hintergrund. Andere aber, die das Lied wohl auch kannten, sangen nun euphorischer mit, aber es schienen auch ein paar Stimmen zu fehlen ... aber welche, dass konnte Eric bei Gott nicht rausbekommen. Innerlich wünschte er Terry aber alles Glück bei seiner Feuertaufe.
Immer wieder schenkte er Sarah und Miss Tucker ein freundliches Lächeln. Letzteren ein anderes irgendwie als Sarah. Was war nur los mit ihm? Er war irgendwie seltsam beschwingt auf einemal. Ein Gefühl, was ihm fast ein wenig befremdlich war. Aber sicherlich lag das einfach an dem schönen Lied. Und so sang Eric mit, eher mit einer etwas tieferen Stimme, schaute liebevoll zu Sarah, drückte ihr sanft die Schulter und dann schliesslich hob er seinen Blick und versuchte den Blick von Miss Tucker einzufangen, um in ihre so schönen dunklen Augen blicken zu können und ihr zu zeigen, das er sich freute, hier zu sein. Mit ihr, aber dies konnte er schlecht in einem Blick ausdrücken ...
Aber für den Augenblick dankte er Gott und Terry ...
John in einer Bank, Terry vor der Gemeinde (einige Nachzügler kommen herein)
John war erleichtert, dass er noch vor Beginn des Gottesdienstes den Weg in die Kirche gefunden hatte. Denn nur wenige Sekunden nach seinem Eintreten hörte er den Reverend das Portal schließen und ein paar neugierige Blicke wandten sich nach hinten. Verlegen war John deswegen nicht und ein rascher Blick in die Runde ließ John eher schmunzeln, als er gefüllte Reihen vor sich sah. Manch ein Bürger mochte Hawkins bereits schon nachtrauern, aber die Neugier hatte sie alle brav hier her getrieben. Keiner wollte morgen nicht mitreden können, nur weil er den Gottesdienst in St. Johns besucht hatte oder gar ganz fern geblieben war. Die meisten Blicke galten sowieso Stevenson und nicht ihm, obwohl er nicht unbedingt mit seinen blauen Flecken im Gesicht einen besonders guten Eindruck erweckte und so manch einer sich zum Tuscheln abwandte.
Weniger gefallen tat John die Tatsache, dass sich Cassidy zu Elisa in die Bank gesetzt hatte. Das würde nur wieder zum Gerede führen. Aber er war nicht bereit dazu wegen dem Getratsche oder dem Frieden zu liebe Cassidy mit ihrer Verletzung aufzuscheuchen. Sie sollte sich schonen und die Sorgen würde er sich alleine machen. Er war eh machtlos in den Fragen ihrer Freundeswahl und hatte längst begriffen, dass er schon viel früher als in dem ersten halben Jahr in Camden Village die Kontrolle und den Einfluss über Cassidy verloren hatte. Alles was jemals noch aus den alten Tagen übrig geblieben war, hatte er im Herbst zerstört. Jetzt galt es zu reparieren.
Für sich selbst nach einem Platz suchend ging er an Cassidy und den Freemans vorbei und schob sich angesichts einer ungewohnt lockeren Sitzordnung ein paar Bänke weiter vorne zu Mrs. Beekman und ihren Töchtern in die Bank. Dort war noch Platz gewesen, den John schlicht bevorzugte, denn nichts mehr hasste er, als eine ganze Kirchenbank darum bitten zu müssen wegen ihm sich zu erheben, damit er in der Mitte auf den noch freien Platz Platz nehmen konnte. Er saß kaum, da eröffnete der neue Reverend den Gottesdienst. Mit lockeren Worten stellte er sich seiner neuen Gemeinde vor und gab ein kleines Bild von sich. Es war nicht viel oder besser gesagt, es war nicht mehr, als man ohnehin schon im Ort über den Mann gehört hatte. Es erregte jedoch Johns Interesse als er hörte, dass Stevenson aus der City of Kansas kam. Es war zwar schon eine Weile her, dass John von dort weggegangen war, aber womöglich war man sich dort schon einmal begegnet? Und war das nicht ein sonderbarer Zufall, dass auch Eric hier war? Nun, später würde sich bestimmt die Gelegenheit bieten mit dem Reverend ein paar Worte zu wechseln, um die Neugier aus Berufswegen zu stillen. Fürs Erste gab er sich mit den wenigen Informationen zufrieden und suchte das Lied, denn die wenigen Kirchgänge der letzten fünf Jahre hatten John nicht unbedingt zu einem Fachmann über das Liedgut gemacht. Er fand nur schwer in die fremde Melodie hinein und hörte die jüngste Beekman leise neben sich kichern, als er mehr als nur einmal schief sang. Er grinste zurück, als er mit einem Blick auf das Mädchen hinab dieses zu tiefst erschreckte, dann aber ein zaghaftes Grinsen zurückbekam. Er zuckte als Zeichen seiner Unfähigkeit mit den Schultern und klappte schließlich das Liedbuch wieder zu und begnügte sich damit, zu zuhören. Die ganzen Nachzügler die noch hineinhuschten, nahm John nur am Rande war. Miss Tucker und Eric, zuvor ihre Eltern, danach eine ihm unbekannte Familie und dazwischen die Gorens...
Den anschließenden Worten des Reverends lauschte John entspannt. Er war neugierig und deswegen für alles offen. Hawkins war nie "sein" Reverend gewesen noch hatte er die Kirche von Camden Village bislang als seine Gemeinde betrachtet. Die Stadt war eine Zwischenstation gewesen und hatte sich überraschend als neue Heimat entpuppt. Doch da war Hakwins bereits Reverend gewesen. Und Hawkins als Mensch hatte John wenig achten können. Zu verbittert war er gewesen und allen Freuden des Lebens abgewandt. Zudem konnte sich John nicht mehr als streng gläubiger Mensch betrachten, denn dafür hatte er zu wenige Kirchen zwischen 73 und 75 besucht. Noch hatte er Gott und dessen Zuspruch gesucht. Er hatte ihn meist unter Alkoholeinfluss verteufelt oder zu selbigen gejagt. Nun, vielleicht würde ihm unter dem neuen Reverend ebenfalls ein Neuanfang gelingen? Ein Versuch war es zumindest Wert. Aus diesen Gründen war John Stevenson neutral eingestellt und zeigte sich eher ein wenig erheitert über seine Worte. Denn es gefiel ihm, dass der neue Mann Veränderungen bringen wollte und dies scheinbar auch wohl überlegt in Häppchen der Gemeinde servieren wollte. Das war klug, denn die Camdener waren bieder und eingefahren. Sie ließen sich nicht so schnell umkrempeln und schon gar nicht von heute auf morgen durch einen Neuen in ihren festen Glaubensdingen erschüttern. Zumindest war Stevenson grundehrlich in seinen Worten, wie John fand und versuchte nicht der Gemeinde Honig um den Bart zu schmieren. Letztendlich war es doch so? Der Bürgermeister war mit seiner Familie hier, weil er als Stadtvorstand hier sein musste, die Kinder und Enkelkinder, weil es sich so gehörte, was sollte sonst die Gemeinde von Camden halten? Die Ladenbesitzer trugen ihren teuren Sonntagsstaat zur Schau und keiner blieb zu Hause um der Konkurrenz eine Angriffsfläche am Montag zu bieten. Die Ärmsten kamen, weil es der einzige Ort im Winter war, wo es warm zu sein schien und ein geringer Teil kam Gottes wegen. Abzüglich all jener, die nur kamen, weil es ihnen zu Hause langweilig war. Und er selbst? Er kam wegen eines Versprechens hier her, dass er am Grab seiner Frau gegeben hatte, und demnach er für eine christliche Erziehung seiner Tochter sorgen wollte. Emily hätte es erfreut. Er kam aber auch, weil es sich als Sheriff so gehörte, weil es von ihm erwartet wurde und auch auf Grund seiner Erziehung, die es nicht zugelassen hatte, den Sonntag für etwas anderes zu nutzen, als für den Gottesdienst, der Sonntagsschule und der Bibelstudie. Er nahm das alles mit zunehmenden Alter nicht mehr so ernst und genau, aber alte Gewohnheiten ließen sich nur schwer ablegen. Und jetzt wo es keine Gründe mehr dafür gab sich vor einem verrückten Mörder zu verstecken, konnte er in das alte Leben zurückfinden. Stevenson mahnte ihn jedoch daran zu denken, wieso die Menschen hier um ihn herum und er selbst die Kirche besuchen sollten. Nun, es waren sicher Worte, die zum Nachdenken anregten. John bezweifelte jedoch stark, dass Menschen wie die McKays, Harris oder die Camdens dazu in der Lage waren, diese Worte transparent zu betrachten. Wahrscheinlich fühlten sie sich alle in ihrer Ehre gekränkt und angegriffen. Er war gespannt, wie die Reaktionen nach dem Gottesdienst ausfallen würden.
John gefiel es auf jeden Fall, dass Stevenson eine Wende bringen wollte und ein interessantes Bild von Gott und Jesus zeichnete. Es war dabei kein neues Bild, denn die Lehren des Neuen Testamentes waren sicherlich jedem vertraut, nur hing man hier in der Gemeinde doch sehr am Alten fest und bevorzugte den strafenden Gott einem liebenden, vergebenden Vater. John hatte weder mit dem einen noch mit dem anderen ein Problem, solange er sich nicht zu sehr in sein Leben einmischte. Er wollte jetzt nur zu gerne wissen, was in den Köpfen der Camdener umherging, als Stevenson diese Worte aussprach und sie sich langsam in die Gedanken der Anwesenden festsetzten. Er sah sich ein wenig verhalten um, konnte aber nur schwer einschätzen, wie die Zuhörer zu den Worten standen. In seiner Kindheit hätte er einen Mann wie Stevenson sehr begrüßt. Er hätte so manches in seinem Leben vielleicht einfacher gemacht. Denn der alles strafende Gott war damals für seinen Vater ein sehr willkommenes Erziehungsmittel. Und John war beileibe kein Mensch, der die Ansicht vertrat, dass früher alles besser gewesen war. Für kein Geld der Welt hätte John sein momentanes Leben gegen das "Früher" eingetauscht. Im stillen applaudierte er Stevenson für den Mut hier einen Umbruch zu wagen. Vielen hier würde es bestimmt gut bekommen, wenn sie die Liebe, von der Stevenson sprach, zu ließen und ein wenig mehr Abstand von dem nahmen, was Hawkins ihnen eingepflanzt hatte.
Als wieder die Orgel erklang und das nächste Lied von Stevenson mit einer kleinen Erklärung erfolgte war John doch ein wenig irritiert. Er kannte das Lied nicht und war über die beschwingte Melodie verwundert. Zwar passte es durchaus zu Stevensons Worte zuvor, aber mit dieser steifen Gemeinde solch ein Lied zu singen, war doch sehr gewagt. Anscheinend erging es nicht nur ihm so, denn nur zögerlich stimmte die Gemeinde in das Lied ein und es gewann nur langsam an Dynamik. John versuchte sich an dem Text und an der Melodie und fand rasch Gefallen daran. Wie auch an dem Reverend. Der war doch ein ganz ausgebluffter... von seinem Neuanfang hatte er geschickt zum Neuanfang der Gemeinde übergeleitet und hatte damit keinem eine sonderlich große Wahl gelassen. Denn wer waren sie schon, um Gott in Frage zu stellen? John verzog die Lippen zu einem kleinen Schmunzeln, wippte mit dem Fuß im Takt und brachte die kleine Beekman erneut zum Kichern...
Witashnah, Jethro und Taoya-te-duta bei Megan und Jesse in der Kirche rechts am Rand, vorletzte Reihe - Terry vor der Gemeinde
Auch Jesse hatte mitbekommen, dass sich Mr. Hayway tatsächlich mit einem Zigarillo im Mundwinkel auf die Bank gesetzt hatte, und diesen erst auf dem Boden austrat, als sich eine Frau in der Bank vor ihnen über den Rauch mukiert hatte. Den Revolvergurt allerdings blieb Jesse verborgen, weil er zuerst nicht so richtig hingeschaut hatte. Egal, er hatte ja auch seinen Revolver am Rücken im Hosenbund dabei. Auch störte es Jessenicht besonders mit dem Zigarillo, fand es dennoch den anderen gegenüber etwas provokant, aber was interessierten ihn schon die anderen? Der Mann schien also auch nicht sonderlich viel von den meisten Leuten oder der Kirche zu halten, aber Jesse dachte darüber nicht weiter nach. Auch überlegte er nun doch, woher er den Mann kannte. Es war ja nicht so, dass er ständig an Gedächtnisverlust litt, gerade nicht, was das Geschehende der letzten Monate anging. Und dann fiel es ihm auch wieder ein, dass er den Mann aus dem Saloon gekannte. Wahrscheinlich war dieser meist Abends da gewesen, wenn Jesse schon einige Whiskys intus hatte.
Viel mehr war Jesse dann sehr positiv überrascht, als die junge Injun wohl seine Worte auf Lakota verstanden hatte und ihm dann sogar in dieser Sprache antwortete, wenn auch ebenfalls mit einem fremden Akzent. Jesses erste Reaktion war, dass seine Augen seltsam strahlten, ehrlich, überrascht und sehr erfreut. Wie lange hatte er in dieser Sprache nicht mehr gesprochen und aus gerechnet heute und hier durfte er es und hatte jemanden gefunden, der diese Sprache beherrschte. Dabei hatte er es einfach mal versucht, wusste er doch nicht, von welchem Stamm die junge Injun kam, welche ihn dann mit einem "Hallo" begrüsste und auch ihr sah man die Verwunderung an,schaute sich unsicher um, hatte aber dann den Mut, Jesse noch weitere Worte zu sagen, welche Jesse noch mehr erstrahlen liessen. Doch er konnte nun auch erst einmal nichts antworten, sprach doch dann Mr. Hayway und begrüsste Megan und Jesse bei Namen und tippte sich an die Stirn, wie an eine Hutkrempe und erklärte noch, dass er sie beide kannte, aus dem Saloon. Und Jesse wäre vielleicht fast rot geworden, zumindest bei einer Frau, wenn er nicht so blass gewesen wäre. Aber ein leicht peinliches Grinsen konnte er sich dann auch noch gerade noch verkneifen. »Oh ja, bitte entschuldigen Sie Mr. Hayway ...« versuchte der Pianospieler dann seine Unwissenheit zu verbergen. Aber eben kurz zu vor hatte er den Mann dann ja doch noch einordnen können. Ein Typ, der meist sehr kurz angebunden war mit Worten, der wusste, was er wollte und sicherlich bei einigen Leuten so etwas wie Angst einjagen mochte. Aber nicht bei Jesse. Er kannte solche Typen eben aus dem Saloon. Mit einigen verstand er sich gut, mit anderen hatte er sich geprügelt ... aber Hayway kannte er zwar irgendwie und dann aber doch nicht. Aber Jesse schaffte es dann doch, nicht vollkommen perplex zu wirken und riss sich innerlich wirklich zusammen, um bloss nicht dämlich aufzufallen. Zum Glück war Mr. Hayway dann ja auch nicht weiter darauf eingegangen, sondern gratulierte dann Megan und ihm, wenn auch brummig wie immer, aber Jesse bemerkte sofort das leichte Kräuseln der Lippen. Und Jesse zeigte dann auch neben seinem Strahlen, welches er eben noch für die junge Indianerin hatte. »Danke!« Kurz schaute er Megan verliebt und glücklich an und diese konnte da noch dieses andere Strahlen in seinen blauen, manchmal türkisen Augen sehen und Megan war sicherlich nicht entgangen, wie Jesse sich freute, mit jemanden auf Lakota zusprechen, oder für Megan eben in irgendeiner indianischen Sprache. Und Jesse sah, wie seine Blume ebenfalls glücklich strahlte, wegen der Verlobung und vielleicht, weil Jesse diese erwähnte. Aber das war für Jesse selbstverständlich. Das es sich bei Hayway um einen Konkurrenten handelte, war ihm erst einmal schnurz egal.
Und dann verstummte auch schon die Orgel. Fast alle in der Kirche schienen sich wieder auf den Reverend zu konzentrieren und Jesse ärgerte es fast ein wenig, denn er fand es einfach aufregend jemand zu treffen, der Lakota sprach, so wie seine verstorbene Ehefrau. Dennoch schaffte er es dann noch schnell, die junge Injun verschwörerisch und dennoch ehrlich anzuzwinkern und ein leises: »Danke, ebenfalls und hoffentlich können wir später reden ...« zu flüstern.
Und dann musste man ja einfach nach vorne schauen, wenn man nicht noch schräger auffallen wollte und Jesse wollte dem neuen Reverend ja wirklich eine Chance geben, der ja wirklich so viel positiver rüberkam als dieser alte Kauz von Hawkins, der immer nur von Strafe und Sühne gefaselt hatte. Meine Güte, wie war die Zeit beim letzten Kirchengang Jesse schwer gefallen, nicht einfach aufzuspringen und zu rufen: Halt doch die Fresse, du dämlicher Idiot ...
Nein, dieser Reverend war wirklich anders ... und so versuchte auch Jesse zu lauschen und blickte immer wieder in das glückliche Gesicht seiner Megan. Niemand hatte sie aus der Kirche gejagt. Aber Jesse war nun mal, wie er war. Vielleicht egoistisch. Die Tatsache, dass neben seiner Megan, welche er wirklich liebte, jemand saß, die Lakota sprach, hatte den Pianospieler so erfreut, dass ihm der liebe Gott gerade nicht so wichtig war, wie er vielleicht hätte sein sollen. In der Sprache zu sprechen wie in der seiner verstorbenen Frau erfüllte ihn einfach mit einer seltenen Freude. Manch jemand hätte ihm vielleicht nun sagen wollen, dass dies eben Gottes Macht war, aber dann merkte Jesse dann doch wieder, wie weit er von dem alten Mann mit weissen Bart entfernt war, oder eben daran, wie wenig er eigentlich wirklich glaubte. Und dabei hatte er Megan gesagt, dass er es versuchen wolle. Aber das ging einfach nicht von Heute auf Morgen. Dennoch schaute Jesse nach vorne, lauschte den Worten des Reverends und glaubte auch, dass dieser es sicherlich alles wirklich ehrlich meinte. Immerhin ging es dem neuen Reverend nicht um Strafe bei Gott und er versuchte wirklich eine Offenheit zu zeigen, die Jesse nie gewohnt war, wenn er denn mal in der Kirche gewesen war, was selten genug war. Nein, Jesse hatte nicht einmal den Glauben an Gott verloren, auch wenn seine Mutter immer versucht hatte, ihm den Glauben heimlich beizubringen: Nein, Jesse glaubte nicht an diesen. Dabei hatte Jesse den Glauben an den Großen Geist der Injuns kennengelernt und der entsprach ihm weit aus mehr. Die Natur, besonders die Erde an sich und die Seele eines jeden Lebewesen, ja Gegenstandes zählte hier. Jesse hatte auf der Jagd gelernt, jedes Tier, dass er tötete, um Vergebung zu bitten und ihm dennoch klar zu machen, warum ... ... ja, auch wenn er diesen großen Geist nur für ein paar Jahre hatte kennenlernen durfte, Jesse war diesem weitaus näher als dem Gott dieser ... Kirche oder Kirchen. Aber waren sie nicht vielleicht ein und der selbe? Zumindest so im Spirituellen? Seltsam. Ja, auf einmal bildeten sich seltsame Gedanken in dem einfachen Mann aus Montana. Großer Geist, Gott. Aber was auch immer.
Inzwischen sangen alle wieder. Der Reverend hatte sogar dazu aufgefordert, sich dabei zu erheben und Jesse kam dem eher automatisch entgegen. Aber mit seinen Gedanken war er auf einmal ganz wo anders. Wieder fügten sich neue Gedächtnislücken zusammen und auch wenn das Lied wirklich beschwingt war, so musste Jesse auf einmal an jene Schlacht denken, wo er fast gestorben wäre: Die Schlacht am Little Big Horn. Jesse konnte nicht anders. Auf einmal sah er all die Inhuns auf der einen Seite und dann all die weissen Soldaten auf der anderen ... hörte Schüsse und Schreie, sah das Blut ...
Jesse stand und starrte fast unwirklich nach vorne. Die Worte des Reverend gerade noch so aufnehmend, aber sich dann mit etwas anderen vermischend. Jesse bekam auf einmal kaum mehr um sich herum etwas mit, nicht wer zu spät kam, wer sich wo hinsetzte, wer laut sang, oder wer schief ... Jesse sah auch nicht mehr die Kirche für den Moment, die so schön weiss gestrichen war. Jesse wurde auf einmal ganz schummrig, er vernahm aber noch irgendwie die Worte des Gottesmannes vorne: Sie werden vielleicht enttäuscht sein, das zu hören, aber ich bin nicht hier um von Strafe und Gericht Gottes zu Ihnen zu sprechen, sondern um ihnen den Gott vorzustellen, der es gut mit Ihnen meint, der die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn für sie dahin gab um zu retten. Ja, es stimmt: Der König kommt und das darf uns freuen, denn in Jesus Christus schenkt er uns einen neuen Anfang mit ihm.
Auf einmal fasste Jesse Megan fest an der Schulter. Nicht zaghaft und ncht aus Zuneigung, sondern, weil ihm so schwindelig wurde, weil er sich abstützen musste. Seine Beine versagten aufeinmal. Wieder Schüsse, wieder Schreie und dann sah er das Antlitz von Wynona vor sich, sterbend. Und das Gesicht all der Männer in der Schlacht, Rote wie Weisse. Er schmeckte auf einmal den Geschmack von Blut ... aber er hatte sich auch gerade die Unterlippe gebissen, so sehr, dass er es fast nicht gemerkt hatte, diese aber auf einmal blutete. Er musste würgen, Tränen bildeten sich um seine Augen. ... sondern um ihnen den Gott vorzustellen, der es gut mit Ihnen meint ...
Jesse schluckte, er wollte sich wirklich zusammen reissen, aber auf einmal kamen ihm diese Worte wie blasser Hohn vor. Und ihm war spei übel. Ihm war schlecht und der Drang, sich zu übergeben, war groß. Zum Glück sangen alle. Und das Lied war ja auch irgendwie nett ... das konnte Jesse als Musiker wirklich beurteilen. Aber der Mann aus Monata war längst nicht mehr an diesem Ort, wo Gott für alle da zu sein schien. Und Jesse merkte es und es war ihm verdammt unangenehm. Aber er wurde auf einmal noch bleicher, als er schon war. Krampfhaft hielt er sich an Megans Schulter fest und dann aber gaben auch noch seine Beine nach. Er versuchte sich wirklich aufrecht zu halten, doch schliesslich musste er hinab sinken, sich auf die Bank setzen. Lieber das, als hier einfach umzukippen. Bitte nur nicht das ... Großer Geist, Gott, oder wer auch immer du sein magst ... bloss nicht umkippen oder sich übergeben ... bloss nur nicht auffallen ... wegen Megan, ihr ist das heute so wichtig ...
Und dann sah er plötzlich Horatios vor sich. Alt und jung wie damals und heute und sah sein verdammtes Grinsen, dieses so mörderisch fiese Grinsen und wieder war sie da sie Angst ... die Todesangst ...
Jesse ging es aber nur noch furchtbar schlecht. Auch wenn er sich krampfhaft bemühte, es nicht zu zeigen. Er kämpfte gegen den Drang an, aber es half alles nicht. Schliesslich saß er dann doch auf der Bank und dann hechelte er leicht nach Luft und drehte seinen Kopf in Richtung Innenwand der Kirche. Neben ihm saß zum Glück niemand. Immer wieder rang er nach Luft oder schluckte, bemüht, sich nicht zu übergeben. Wie peinlich war das gerade hier und jetzt. Hoffentlich bekam das kaum jemand mit. Aber das war auch gerade egal. Sein Brustkorb krampfte sich seltsam schmerzend zusammen und wieder schnappte er nach Luft und tat nun nur noch eines: Es wollte sich zusammen reissen ...
Er war mit seiner Megan hier und hatte ihr versprochen, die Kirche zu besuchen. Nun durfte er doch nicht alles vermasseln. Er war doch eh schon bei den meisten Bürgern hier unter durch und Megan auch. Nun wollte er nicht auch noch wegen was auch immer auf sie oder sich aufmerksam machen. Aber so sehr sich Jesse auch bemühte, er konnte einfach nichts dagegen machen, ausser sich so weit zusammenzureissen, hier nicht einfach auf dem Boden aufzuschlagen. Leise nach Luft schnappend saß er dann einfach ein wenig in sich kauernd und die innerlichen Krämpfe abwehrend auf der Bank und schaute Megan nur entschuldigend, aber furchtbar elendig an von unten hinauf an. Seine Augen waren seltsam rot unterlaufen und seine Farbe wich mehr und mehr aus seinem Gesicht. Doch er schüttelte seinen Kopf, als Megan hilflos und vielleicht entsetzt schaute und er wollte ihr vermitteln, dass sie nun bloss bitte ruhig bleiben sollte. Er versuchte ihr zu vermitteln, dass er das schon gleich hinbekommen würde, es nur eine seltsame Schwäche wäre.
Jesse hatte keine Ahnung, was mit ihm gerade passierte. Er fühlte sich so elendig, dass er diesem Gefühl und Schmerz nachgeben wollte, aber dann gab es noch Megan und diesen Ort. Er wollte nicht alles für Megan zerstören. Er war froh, dass er sitzen konnte und schnappte wie ein Fisch an Land nach Lust ... hielt sich seine Hände an den Brustkorb, der sich zusammenzog, als würde man ihn aussaugen und Jesse verstand einfach nicht, was gerade mit ihm geschah. Schmerzen kannte der Mann und konnte sie auf seine Weise gut ab. Aber hier fühlte es sich an, als würde ihm das Herz entrissen werden. Dennoch versuchte er auf der bank sitzen zu bleiben und sich zusammen zureissen.
""Brilliant, nicht wahr?" Matt flachste zurück, ohne weiter auf den Grund seines Sturzes einzugehen. Ein freundschaftlicher Stupser gegen die Schulter des neben ihm gehenden Freundes täuschte diesen hoffentlich über seine Unsicherheit hinweg. Er ging davon aus dass Rebeccah weder schadenfroh gewesen war, noch wegen diese Unfalles von ihm hin und weg. "Vielleicht war ihr Lächeln auch nur Mitleid..[/i] Die paar Stufen vor dem Portal der Kirche nahm er mit zwei großen Schritten und grinste Joe noch einmal an. "Also - auf die Einladung komme ich bestimmt zurück - Das sollten wir doch schaffen." Fremde aber beschwingte Tonfolgen der Orgel drangen an seine Ohren, als er leise die Tür öffnete und diese mit dem Fuß für Joe offen hielt. Happy Day? Na, wenn er meint.. Der Zusammenhang aus dem Text wollte Matt sich noch nicht erschließen. Zu sehr beschäftigte ihn der Rat, des Freundes, langsam vorzugehen - und nicht mit der Tür ins Haus zu fallen. Vielleicht war seine gut gemeinte Frage, ob Rebeccah neben ihm Platz nehmen wolle, einfach zu schnell gewesen. Er kannte sich ja und wusste, dass er oft dazu neigte, auf sein Ziel los zu preschen. Ging Rebeccah davon aus, dass er nur an einer schnellen Nummer interessiert war, oder nur an einem fixen Flirt, der seinem Ego gut tat? Oh, je- hoffentlich kann ich das richtig stellen.. Darüber nachdenkend hatte er keinen Blick für die Menschen, an denen er vorüber ging, sondern ging zielstrebig nach vorne und stellte sich neben Ben. Nicht einen Augenblick wunderte er sich darüber, dass seine Eltern und Geschwister weder mitsangen noch den Rhytmus dieses fröhlichen Liedes mitsangen. Das war seinem Vater mit Sicherheit zu fröhlich und wo käme man wohl hin, wenn der Gottesdienst ausnahmsweise Spaß machen würde? Nein, das ließe in den Augen seines Vaters sicherlich die berühmte Demut Gott gegenüber vermissen. Kurz nickte er dem Reverend zu, um diesen Wissen zu lassen, dass er sich keine Sorgen um Jeremiah machte, denn dann würde wohl auch Stevenson nicht mehr so sehr in Unruhe über dessen Fernbleiben bleiben. Neben ihm wer noch Platz und Matt hoffte, dass Joe sich jetzt neben ihn stellen würde. Diesen jedoch dazu auffordern - nein, diesen Fehler machte er nicht noch einmal und außerdem war es dessen Entscheidung. ".. to fight and pray - fight an pray!" Nur in seinem Inneren stimmte Matt in den Gesang mit ein. Ein offensichtliches Mitsingen würde sein Vater nicht nur nicht gut heißen, sondern ihm daraus mit Sicherheit einen passenden Strick drehen -und in dem Fall, hätte sich sein freier Nachmittag wohl erledigt.
Selina, Sarah und Eric eine Reihe dahinter die Freemans und Cassidy
Erstaunlicherweise beruhigte sich Sarahs Herzschlag wieder etwas, nachdem sie zwischen Onkel Eric und der Frau inmitten der Gemeindemitglieder ihren Platz bekommen hatte. Im Vorübergehen hatte sie mitbekommen, daß sie genau vor einigen Schwarzen sitzen würden. Die vorangehende Frau schien sogar eine von denen zu kennen! Mit großen Augen hatte sie diese angesehen, bevor ihr bewußt geworden war, daß es sich dabei ja wieder um ungezogenes – und damit verbotenes – Starren handelte. Wieder einmal hatte ihre Neugier sie unvorsichtig werden lassen. Es war nicht einmal so, daß sie bestimmte vorgefaßte Ansichten über die Neger hatte. Aber sie hatte noch nie so nah an einem dieser Leute gestanden wie gerade jetzt. Die pure Neugier hatte sie getrieben. Sie wußte, daß die meisten Menschen sie nicht besonders mochten, wohl weil sie anders aussahen. Nigger war ein zwar alltägliches, aber soweit sie begriff böse gemeintes Wort für sie.
Sarah verstand nicht recht, was genau an ihnen böse oder schlecht war, auch wenn es vielleicht so sein mochte. Trotzdem sie ein ausgesprochener Hasenfuß war, reizte es sie aber, mehr darüber zu erfahren. Sie fragte sich beispielsweise gerade in diesem Moment, woher die dunkle Hautfarbe kommen mochte. Ob das wohl aufgemalt war? Die Indianer sollten so etwas tun, sich Farbe ins Gesicht malen, das hatte sie schon gehört. Leider war ihr ein längerer Blick aber unmöglich gewesen, und die Sichtverhältnisse in den eingeengten Verhältnissen waren auch nicht dazu angetan gewesen, sie mehr erkennen zu lassen. Bevor sie ihren Blick rasch wieder gesenkt hatte, war nicht viel zu sehen gewesen, und danach stand sie auch schon auf ihrem Platz und durfte sich erst recht nicht mehr umdrehen, um nach hinten zu schauen. Wie schade..! Einige Male versuchte sie zwar in den folgenden Minuten über die Schulter nach hinten zu schielen, ohne daß es auffiel, aber der Schirm ihrer Haube war ihr im Weg, so daß sie sich zu weit und zu auffällig hätte umdrehen müssen.
Nach vorne war ihre Sicht allerdings auch nicht nennenswert besser. Sie hatte freien Blick auf einige in sonntägliche Gewänder gehüllte Rückenpartien, das war es auch schon. Sie war einfach zu klein... Weiter vorn hörte sie eine Stimme und glaubte Onkel Terry zu erkennen. So sinnlos es war, reckte sie sich auch in dieser Richtung einige Male, konnte aber natürlich keinen einzigen Blick auf den Sprecher oder auch nur die weiter vorn Sitzenden erhaschen. Immerhin flüsterte ihr Onkel Eric wenig später zu, und sie hörte, daß sie sich nicht getäuscht hatte. Danach blieb ihr nur, still abzuwarten und nicht zu stören. Von der Predigt erreichte sie nur ein kleiner Teil – ihre Gedanken schweiften schon sehr bald ab, auch wenn sich in ihrem Hinterkopf die ängstliche Frage rührte, ob sie dafür irgendwann einmal im Höllenfeuer schmoren würde. Aber sie konnte es nicht verhindern: So zögerlich sie selbst war, ihre Fantasie ließ sich nie bremsen und brach zur Entdeckung neuer Welten auf, wann immer sie die Gelegenheit dazu fand. So wie jetzt, da das Mädchen brav auf seinem Platz bleiben und die Hände in den Schoß legen mußte.
Eine Unterbrechung erfuhr ihre innerliche Wanderung erst, als man zu singen begann. Im ersten Moment glaubte sie, eingeschlafen zu sein und aus einem Traum zu erwachen. Denn ein Lied wie dieses war in einer Kirche doch mehr als ungewöhnlich! Doch so oft sie ungläubig blinzelte – das Singen rund um sie dauerte an, und auch die Kirchengemeinde löste sich nicht auf. Allerdings war zu hören, daß bei weitem nicht alle mitsangen, selbst wenn man so klein war und zwischen lauter großen Erwachsenen steckte. Offenkundig war sie nicht allein irritiert. Während sie allerdings gar nicht hätte mitsingen können, auch wenn sie gewollt hätte, kannte sie das Lied doch gar nicht, zeigten ihr einige vorsichtige Blicke in versteinerte Mienen, daß manche der Anwesenden wohl auch nicht gesungen hätten, wenn es das einzige Lied gewesen wäre, das sie kannten. Sie spürte eine Stimmung, die alles andere als harmonisch war, und begann sich wieder unwohl zu fühlen. Sollten in der Kirche nicht alle Menschen Brüder und Schwestern sein? Irgendwie schien das nur für Kirchen zu gelten, die sie noch nicht betreten hatte...