Matt u. Rebeccah im Mittelgang, Eingangnähe (Fam. McKay vordere Bankreihe)
Innerlich verdrehte Matt die Augen, als Rebeccah sein Anliegen eher als unschicklich zum empfinden schien, aber kein Problem hatte, sich neben einen wesentlich reiferen und alleinstehenden Mann zu setzen. Als ob das nicht noch unpassender wäre! Matt war unschlüssig, wie er darauf nun eingehen konnte. Dieser Tovàc war ihm zwar bisher nicht unfreundlich begegnet, auch nicht belehrend oder von oben herab, aber im Zusammenhang mit Rebeccah entwickelte er sich für Matt gerade zu einer Art Landplage - ein Anhängsel an Rebeccah, das er am Liebsten los werden würde. "Nett von Dir - ja, aber auch sehr, sehr unschicklich." Matts Ton eines Lehrers war nur gespielt und das machte er mit einem charmanten Grinsen deutlich. Dieser Untermieter spielte offenbar in Rebeccas Gedankenwelt eine weit größere Rolle, als er, so dass Matt Eifersucht in sich aufsteigen spürte. Wie seine Eltern das aufnehmen würden, so Rebeccah sich tatsächlich neben ihn setzte, wusste er nicht zu sagen, aber eine so enge Bindung zwischen diesem Kroaten und Rebeccah würden sie sicherlich argwöhnisch betrachten. Unsicher geworden zog Matt seinen Arm wieder zurück. Er verstand gerade nicht, warum sie zwar einerseits mit ihm zum Fest gehen wollte, andererseits aber nicht bereits hier neben ihr sitzen wollte. Dieser Kroate hatte die Kirche verlassen und Matt glaubte nicht, dass er wieder käme und selbst wenn, hatte er kein Recht auf Rebeccah. Was will der überhaupt von ihr? Sie könnte seine Tochter sein. Nein, so er auf Rebeccas Gesellschaft bestand, hätte er nicht fortgehen dürfen - so einfach war das. Zumindest in den Augen eines verliebten Siebzehnjährigen. Für Rebeccah war das offenbar nicht ganz so einfach. Sie zog sich zwar nur ein bisschen zurück und errötete, als er eine Strähne aus der Stirn strich, gab aber zu, seine Worte nicht zu verstehen. Da ging es ihr nicht besser, als ihm, denn ihren Wunsch lieber neben diesem Kroaten zu sitzen, als neben ihm, obwohl sie doch bereits eingewilligt hatte, sich von ihm begleiten zu lassen, verstand er nicht. Es ist ihre Entscheidung.. ich bin nicht wie dieser Tovàc anscheinend. "Ich würde es Dir erklären, fürchtete ich nicht, Dich lange über Gebühr aufgehalten zu haben." Matt wusste schon, wie er das erklären konnte, was da geschehen war. Mit einem einzigen Lächeln, einem einzigen Blick ihrer Augen, hatte sie sein Herz geraubt und ihn für sich eingenommen und das ohne, dass er irgendetwas dafür oder dagegen hätte tun können - und das wollte er auch gar nicht. "Gerne begleite ich Dich zu dem Fest und darüber hinaus, so Du das noch immer möchtest." Matt ersparte es sich, Rebeccah darauf hinzuweisen, dass er auf die Gesellschaft des Kroaten gerne verzichten würde. Das machte sein Ton ohnehin deutlich. "Entschuldige - ich werde wohl wieder an meinen Platz gehen." Matt schickte sich an, Rebeccah zu verlassen und wunderte sich, wie weh ihm das gerade innerlich tat, sie so alleine zurück zu lassen.
Megan und Jesse in der Kirche rechts am Rand, vorletzte Reihe
Jesse war sich auf einmal irgendwie unsicher. Megan war so seltsam still. Vielleicht lag es einfach daran, dass sie hier in der Kirche war, endlich und niemand schien sie diesmal rauswerfen zu wollen. Natürlich waren da diese Blicke, die ihr gedacht waren und vielleicht auch ihm, dem Säufer. Aber Jesse war es erst echt egal. Ihn trieben andere Gedanken vorwärts, die nichts mehr mit diesen Menschen hier inne hatten. Viele Freunde hatte er und hatte er verloren. Matt mochte ihn nicht mal anschauen, aus Angst vor Repressalien seiner Eltern. Aber war das nicht auch alles nur verlogen? Natürlich wollte Jesse nicht, dass Matt Ärger wegen ihm bekam. Aber es war so verlogen. Statt dass man sich einfach mal traf. Mit einander redete, es zumindest versuchte. .Aber das war in diesem Ort wohl nicht möglich. Diese Menschen hatten ihre Gedanken und Vorstellungen und Jesse merkte mehr und mehr, dass er sich hier nicht wohl fühlte. Er wollte nicht immer als der Säufer hingestellt werden. Das er trank, stimmte, aber war er deshalb ein so schlechter Mensch? Der Sheriff hatte auch lange getrunken, ob er es jetzt noch tat, wusste Jesse nicht. Aber er war immerhin Sheriff, Jesse nur ein kleiner, unliebsamer Pianospieler. Ein Mensch, gegen den viele Vorurteile hatten, obwohl sie eben nur die eine Seite von ihm kannten.
Auf einmal kam es ihm sinnlos vor, an Gott zu glauben. Und an die Menschen hier. Jeder dachte doch eh nur an sich. Zumindest die meisten. Matt war eine Ausnahme. Aber er hatte es schwer genug. Aber vielleicht traute er sich einfach auch nur nicht. Aber das war leicht gesagt. Jesse wollte Matt nicht verurteilen. Das waren einfach seltsame Zeiten. MAn ging sich halbwegs aus dem Weg, nur wegen der Konventionen, und Matt hatte zu viel Angst vor Schlägen und Strafe. Und Jesse verurteilte seinen Freund auch nicht. Aber wusste dieser Junge aus so gutem und angesehenen Hause eigentlich, wie es war, wenn es eben nicht so war? Wenn man verurteilt wurde? Nein, das kannte Matt nicht. Dennoch war er ein freund für Jesse und er würde das heute wohl auch nicht ansprechen. Dennoch kitzelte Jesse da etwas innerlich. Dies alles hier war so verlogen. Wollte er hier leben, hier sein Kind aufziehen? NEIN-
Jesse schaute zu Megan. Sie schien so glücklich. Natürlich. Endlich konnte sie in ihrer Kirche sein und ihrem Glauben nachgehen, denn bis her hatte niemand Einspruch ein gelegt. Und das war zwar gut, aber vielleicht wieder verlogen. Er freute sich für Megan, aber auf einmal wurde ihm auch all das ganze Ausmaß klar, was würde kommen: Kaum jemand würde das Kind als Jesses leibliches Kind ansehen, alle würden spekulieren, von welchem Freier es war. Jesse selber würde es schon schmerzen, aber er würde es verkraften. Aber für das Kind wäre es Gift. Es würde niemals akzeptiert werden. Das Kind einer Hure und eines Trinkers würde es verdammt schwer haben, schwerer als eine Schwarze. Wie Eliza, die sich mit der Tochter des Sheriffs unterhielt.
Auf einmal wurde Jesse unglaublich traurig. Erst wollte er am liebsten aufstehen und die Kirche verlassen, doch Megan war ihm wichtiger. Und er wollte sie eigentlich nun auch nicht beunruhigen, aber er fand es sehr wichtig, es gerade jetzt anzusprechen. Er wollte Megan klar machen, wie schwer es das Kind haben wird ...
»Megan?« Fragte er und als sie ihn ansah, er sie vielleicht ein wenig aus ihrem Frieden und ihrem Glück herausriss, schaute er sie ernst und besorgt an und flüsterte, so dass es niemand hören konnte: »Megan? Meinst du nicht, wir sollten von hier wegziehen? Wegen unserem Kind? Es wird es extrem schwer haben und das möchte ich einfach nicht. Es ist doch so unschuldig. Verstehst du? Lass uns doch einfach von hier fort gehen. An einen Ort, wo man nichts von uns weiss. Wir können ein ganz neues Leben anfangen. Ohne unseren Vergangenheiten ... Verstehst du?«
Jesse war nicht feige. Er dachte mehr an das Kind als an sich. Und dann blickte er Megan an. Er versuchte sich zusammenzureissen, aber er konnte nicht verbergen, dass es ihm ernst war, er sich Sorgen machte und einfach gerade doch sehr unglücklich war.
Luka wusste selber erst nicht, warum er so panikartig die Kirche verlassen hatte. Er hatte es einfach gemusst. Er hatte Rebeccah und diesem Matt, den er ja aus dem Saloon kannte, da einfach gesehen, und merkte, das etwas nicht stimmte und er weg musste. Luka war nicht feige. Und er selbst als er kurz draussen gewesen war, hatte er nicht verstanden, was in ihn gefahren war. Zu viele Gedanken waren ihm durch den Kopf gegangen. Fast sah er in diesen jungen Leuten seine eigenen Kinder, wie sie wären, wenn sie in diesem Alter wären. Es war einfach ein so seltsamer Moment, dass Luka hatte einfach kurz flüchten müssen und innerlich schämte er sich auch. Er wollte doch so stark sein. Aber es gelang ihm einfach nicht. Dabei versuchte er sich einzureden, dass er in Wien nicht nur studiert, sondern auch gelebt hatte. Wien war eine so große und offene Stadt. Und doch geplagt von politischen Interessen.
Luka kam sich auf der einen Seite so weltoffen vor und dann doch nicht, denn seine eigene Qual hatte ihn dazu getrieben, dass er kurz die Kirche verlassen hatte. Zum Glück schien dies kaum jemand wahrgenommen zu haben. Und dennoch wusste er, dass sein Verhalten totaler Mist war. Er hätte Rebeccah nicht so stehen lassen dürfen. Er machte sich schwere Vorwürfe. Aber nur weil er ein Untermieter war, hatte er deswegen keine besonderen Rechte. Rebeccaah war die Ziehtochter seines Chefs.
Luka hatte draussen kurz nach Luft geschnappt und sich gefragt, ob es eigentlich richtig war, dass er, als Katholik, hier eigentlich sein durfte. Wahrscheinlich nicht.
Dennoch hatte er nun auch nicht so flüchten wollen. Er schämte sich ein wenig, war aber selbstbewusst genug, zurück zukehren. Und dann sah er Rebeccah und den jungen Mann. Er wusste nicht, was sie beide sprachen. Aber würde Rebeccah auch nur sehen, dass er da wäre, Luka würde ihr einen ganz besonderen Blick zuwenden: Geh. Ich komme klar.
Luka wusste natürlich nicht, was die jungen Menschen besprachen, aber Luka wollte einfach nicht stören und versuchte dies der jungen Frau zu zeigen, falls sie ihn sah. Doch das war schwer, denn Luka versuchte sich ein wenig zu verbergen,, als er wieder die Kirche betrat. Ja, er fühlte sich hier nicht sonderlich wohl. Es war eine protantische Kirche und er war ein Katholik.
Aber egal. Er hielt sich im Hintergrund. Und Rebeccah und ihren Galan wollte er wirklich nicht stören, es ging ihn einfach nichts an.
Luka blieb einfach erst einmal am Eingang der Kirche stehen. Aber wenn Rebeccah ihn würde entdecken, würde er ihr beschwichtigend versuchen zu vermitteln, dass sie ihr eigenes Ding machen solle. Sie also nicht auf ihn eingehen solle. Er versuchte zu vermitteln, dass er schon alleine klaar kam. Ob ihm dies gelang, wusste er nicht. Daher hielt er sich noch sehr im Hintergrund.
Megan und Jesse in der Kirche rechts am Rand, vorletzte Reihe
Sie genoss den Moment der Ruhe und der Nähe zu Jesse, auch wenn das nicht ganz gebührlich war. Er gab ihr Halt und Kraft, während sich ihr Kopf mit den möglichen Ereignissen, hier und heute beschäftigte. Das angenehmste wäre natürlich, wenn man sie und Jesse einfach in Frieden liess, beide ihren Gottesdienst abhalten konnten und man hinterher die Gemeinde wieder sich selber überliess. Zusehr provozieren musste man ja schliesslich nicht. Es gab aber auch die anderen Möglichkeiten, wo der Reverend doch noch herausbekam was sie war und sie vor Beginn der Predigt, womöglich noch von der Kanzel herunter, verurteilte und des Gotteshauses verwies. Das, oder einer der Bürger erhob sich um gegen diesen 'Frevel' ihrer Anwesenheit zu protestieren. Anders als Jesse waren ihre Gedanken viel mehr im hier und jetzt als in der Zukunft. Sie machte sich keine grossartigen Gedanken über das Kind, welches in ihr heranwuchs, keine Sorgen über ein Leben hier in Camden Village oder wie es für das Kind sein mochte hier aufzuwachsen. Wie auch immer die Bürger auf die kleinen Wynona reagieren würden und Megan wusste im Herzen das dieses Kind ein Mädchen sein würde, sie hoffte es zumindest, würde Zuhause geliebt werden. Sie hätte immer einen Platz an den sie sich zurückziehen konnte, einen Platz wo man ihre Sorgen verstand, denn sowohl Vater und auch Mutter kannten diese Sorgen gut. Ebenso den Umgang damit. Megan liess sich ihre gute Laune im Leben nicht durch irgendwelche Hinterwäldler verderben. Sie machte wonach ihr der Sinn stand, lebte ihr Leben so wie sie es wollte und für gut empfand. Was auch immer der Herr für sie vorgesehen hatte, sie musste am Ende nur zweien wirklich Rechenschaft ablegen. Gott und sich selber. Sie war die einizige Konstante in ihrem Leben, von Geburt bis zum Tod. Selbst Menschen wie Jesse, welche sie nun hoffentlich ein Leben lang begleiteten, waren nur zeitweise Gefährten, verglichen zu ihrem eigenen Leben.
Das bedeutete nicht, das sie die anderen Menschen, die ihr Nahestanden, weniger schätzte. Im Gegenteil, für Jesse würde sie notfalls sogar sterben, ebenso wie für das kleine, noch unbekannte Wesen in ihrem Bauch und beide würden das Zentrum ihres Lebens werden, würden alle Liebe und Zuneigung bekommen die Megan zu geben im Stande war, und das war eine ganze Menge. Die Meinungen anderer Menschen interessierten sie dabei wirklich nur am Rande, wenn überhaupt. Jesses Worte rissen sie aus ihren Gedanken. Er sprach leise, hielt die unterhaltung so privat und die Blondine schaute leicht zu ihm hoch.
"Megan? Meinst du nicht, wir sollten von hier wegziehen? Wegen unserem Kind? Es wird es extrem schwer haben und das möchte ich einfach nicht. Es ist doch so unschuldig. Verstehst du? Lass uns doch einfach von hier fort gehen. An einen Ort, wo man nichts von uns weiss. Wir können ein ganz neues Leben anfangen. Ohne unseren Vergangenheiten ... Verstehst du?" flüsterte ihr Grosser und sie legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. Schon seltsam wie sie immer recht ähnliche Gedanken hegten und sie konnte eine warms, liebevolles Lächeln nicht unterdrücken.
Sollten sie das wirklich? An einen Ort gehen wo niemand sie kannte, niemand Vorurteile gegen sie hegte? Einen Ort wo sie Arbeit finden konnten und einen Ort wo eventuel ein neuer Butch wartete? Eine einfache Antwort. Nein. Hier kannten sie die Menschen, hier kannten sie die Spielregeln. Hier spielten sie auf heimischen Boden. Jesse hatte zwei Jobs, die ihm ein recht gutes Auskommen gaben und einen Nebenjob würde Megan selber auch noch finden. Etwas das nicht kollidierte mit ihren baldigen Hausfrauenpflichten und sie würden hier einfach ihren Weg machen. Klar, die dunkle Wolke des Spotts, die Gerüchte von wem das Kind nu wirklich war, solche Sachen würden vermutlich nie enden, aber in einem Punkt hatte der Sheriff draussen sogar recht gehabt. So wie Jesse und Megan eine Chance verdienten, so taten es auch die Bürger des Ortes. Wenn sie sahen das sie und Jesse auf einem neuen Pfad schritten würde sich die Sichtweise vielleicht ändern. Wenn nicht, konnten sie in einigen Jahren immer noch wegziehen. Hier war es schön, wenn auch kalt im Vergleich zu Florida und sie würde ihr Kind gerne hier in und um die grossen Wälder aufwachsen sehen. "Nein, wir geben nicht so einfach auf." flüsterte sie entsprechend zurück. "Noch nicht. Wenn es nicht geht, können wir immer noch weiter ziehen, aber versuchen müssen wir es."
OOC: Randall ist Protestant zumindest nach Erins Steckbrief Randall mit Eli u. Clara in der vordersten Reihe in Ofennähe (mit Abstand rechts von Ihnen die Fam. McKay)
Eli verzog ein wenig das Gesicht, als ihm sein Vater durch das Haar strich. Natürlich war das eine schöne Geste und Eli hätte davon gerne viel mehr gehabt, aber andererseits zeigte ihm diese in der momentanen Situation, dass seine Worte nicht ganz für Ernst genommen wurden. Und das er richtig lag, bestätigten auch schon Vaters Worte. 'Wir werden sehen'... war nur eine nette Umschreibung von einem 'das wird niemals passieren'. Aber im Grunde hatte Eli mit dieser Antwort gerechnet. Seine Eltern waren geschieden, wenn er den Worten seiner Mutter Glauben schenken durfte und er war alt genug um zu wissen, dass dies der Schlussstrich war. Aber die Hoffnung starb zu letzt. Und für Eli war das nicht nur eine leere Floske. Auf die gestellte Frage zuckte Eli schließlich mit den Schultern. "Ich weiß nicht," brummte er ein wenig grimmig, als er daran dachte wie vertraut der Reverend und seine Ma heute Morgen miteinander gesprochen hatten, als würden sie sich schon eine halbe Ewigkeit kennen. Anders war es damals bei John auch nciht gewesen. Eli wusste ganz genau wohin das führen würde und das galt es zu verhindern, ansonsten würden sie nie wieder eine Familie sein. Er hatte Clara in seinen Plan noch nicht eingeweiht. Etwas, das es früher nicht gegeben hatte. Aber seit er wieder mit Clara und seiner Mutter eine halbwegs funktionierende Familie bildete, wusste er nicht, ob er seiner Schwester noch blind vertrauen konnte. Es war besser, die Kleine wusste davon erst einmal nichts. Irgendwann, wenn er ihre MIthilfe doch brauchte, würde er sie schon noch einweihen. Dann würde sie noch rechtzeitig erfahren, dass Eli den Plan verfolgte Ma und Pa wieder zusammen zu bringen....
"Ich glaube sie mag ihn ganz gerne." Vielleicht war das nicht sonderlich klug seinem Vater auf die Nase zu binden, aber Eli hielt es für besser mit offenen Karten zu spielen, anstatt seinen Pa zu belügen und ihm vielleicht auch noch etwas vorzumachen. Er sollte schon wissen, wie er dran war.
Megan und Jesse in der Kirche rechts am Rand, vorletzte Reihe
Anders als Megan, die sich dennoch auch so ihre Gedanken machte, musste Jesse momentan an so vieles denken. Es war teilweise so komplex, dass er sich eigentlich nur wünschte, zu schlafen und zu vergessen und gar nicht mehr zu denken. U.a. war es immer noch ein Problem für ihn, dass er sich nicht vollständig an seine ganze Vergangenheit, sein ganzes Leben erinnerte. Natürlich vergass man über die Jahre dies und jenes, das war ganz normal. Aber eines interessierte Jesse dann doch sehr: Wie war er vor seinem Gedächtnisverlust? Fühlte er sich davor auch schon so zerrissen, wie er es oftmals in den letzten Monaten spürte? Kurz rief er sich die Gedanken an den kleinen Indianerjungen Small Wolf zurück, der leider einfach seiner eigenen Wege gegangen war. Aber dieser hatte ihn vor seinem Gedächtnisverlust noch gekannt. Aber viel hatte er Jesse mit seinen Aussagen auch nicht helfen können. Dass Jesse manchmal aufbrausend war, aber daran hatte sich ja nichts geändert. So war der Mann aus Montana nun mal, aber, wie er hoffte, nur gegenüber jenen, die es auch verdient hatten. Wie damals der Mann im Saloon, dem er sein Messer an die Kehle gehalten hatte, weil dieser den am Bodenhockenden kleinen Indianerjungen getreten und beschimpft hatte. Jesse erinnerte sich fast noch genau an seine aufbrausende Wut und um ein Haar hätte er dem Mann, einem elenden Säufer und Streithahn die Kehle aufgeschlitzt. Aber dann hatten ihn doch einige Leute davon abgehalten, u.a. auch seine liebe Megan. Liebevoll und leicht versonnen schaute er sie an. Er fühlte sich wohl neben ihr, genoß ihre Nähe. Und auch sie schaute ihn immer wieder so verliebt und glücklich an und so lächelte der Pianospieler, ein Lächeln, welches sogar seine Augen erreichte, obwohl er dennoch viel nachdachte und sich Sorgen um die Zukunft machte. Ganz besonders wegen Butch.
Er hatte dem Sheriff und Deputy vor einigen Tagen einen Steckbrief dieses Monsters gegeben, war selbst recht erstaunt, dass er gar nicht mal schlecht zeichnen konnte. Vielleicht war das auch ein Talent, welches er von seiner Mutter geerbt hatte? Egal. Er lächelte Megan zu und wartete schliesslich ihre Antwort ab, auf seine Frage, ob es nicht besser wäre, hier einfach die Brücken abzubrechen.
Ihre Antwort liess nicht lange auf sich warten und kam sogar entschlossener rüber, als er erwartet hatte. Ja, so war sie, seine Megan: Eine Kämpferin durch und durch. Und jetzt, wo er ihren Worten lauschte, gab er ihr Recht. Denn auch wenn Jesse nicht alles über sich wusste, wo wusste er, dass er eines nicht war: Ein Feigling.
Er seufzte kurz und schwer, tastete sanft und versucht unauffällig nach ihrer Hand, als er bemerkte, dass es ihm egal war, wenn gerade nun jemand zu ihnen schaute. Warum nur sollte er sich verstellen? Er liebte diese Frau, hegte aufrichtige Gefühle für sie und wollte sie heiraten. Und da kam dann auch wieder der Kämpfer in ihm durch. Er umschloss Megans Hand sanft mit den seinen und nickte. »Ja, du hast Recht. Wegrennen ist keine Lösung ...« Und schon tat es ihm leid, dass er es überhaupt ausgesprochen hatte. Eigentlich sollte er momentan der Starke in der Beziehung sein, nicht nur momentan, sondern immer. Aber Jesse musste zugeben, dass es ihm zwar besser ging, aber die Entführung und die letzte Woche noch immer an ihm nagten. Besonders das Erlebnis mit Butch. Aber ja, sie sollten nicht einfach wegrennen.
Außerdem waren sie ja wirklich nicht gänzlich alleine hier. Jesse hatte Matt und die Menschen aus dem Saloon, Megan hatte ebenfalls die Leute aus dem Saloon. Schade nur, dass so viele liebe Menschen die Stadt verlassen hatten, wie die Chinesin, die eine gute Freundin von Megan gewesen war. Auch Jesse hatte einige gute Freunde verloren, aber auch gewonnen in den letzten ;Monaten und nicht jeder Bürger dieser Stadt hatte sich gegen sie beide verschrieben.
Jesse drückte noch einmal Megans Hand und am liebsten hätte er sie hier und jetzt geküsst, aber er war ja nicht dumm und ähnlich wie Megan dachte er daran, dass er die Bürger ja nicht noch mehr anstacheln wollte. Dennoch störte ihn dieses so Angepasst sein auch ziemlich. Er hatte doch nichts zu verbergen. Er war mit Megan verlobt. Aber natürlich sahen es die ach so sittlichen Konventionen eben anders. Innerlich seufzte Jesse, versuchte dann aber mal seine Gedanken weit hinter sich zu lassen. Er wandte sich an Megan, schaute sie verliebt an. »Geht es dir gut mein Schatz? Ist dir und dem Kind warm genug? Oder möchtest du meine Jacke haben?« Jesse meinte es lieb, sah eigentlich, dass Megan warm genug eingepackt war. Aber er wollte sich einfach kümmern.
Die anderen Menschen um sie herum nahm Jesse momentan nicht wahr. Sie waren ihm für den Moment egal. Außer Matt, aber der war eh gerade mit dem weiblichen Geschlecht beschäftigt und er würde ihn sicherlich noch später irgendwie sehen. Am liebsten wäre er nach dem Gottesdienst zu seinen Eltern gegangen, dann hätte er sich sehr höflich vorgestellt. Aber Matt zu liebe liess er es bleiben, er wollte nicht, dass sein Freund wieder wegen ihm Ärger bekam.
Und dann versuchte Jesse einfach glücklich zu sein. Glücklich über Megan, das Kind und überhaupt. Aber so sehr er sich auch wirklich freute, er konnte seine Grübeleien einfach nicht so abschütteln. Was ihn ziemlich nervte. Auch war er irgendwie sehr angespannt und nervös, dass konnte auch sein aufrichtiges Lächeln nicht Wett machen.
Wenn doch nur endlich der Gottestdienst beginnen würde ... denn ähnlich wie Megan dachte er auch daran, dass ja immer noch Zeit war, dass jemand dem neuen Reverend steckte, wer sie waren. Also linste Jesse nun so unauffällig zu diesem, der immer noch damit beschäftigt war, Neuankömmlinge zu begrüssen.
Matt u. Rebeccah im Mittelgang, Eingangnähe (Fam. McKay vordere Bankreihe)
Rebeccah verstand nicht wirklich, was Matt mit seinen Worten meinte, noch täuschte sein charmantes Grinsen darüber hinweg, dass er sich wohl lustig über sie machte! Hier saß doch dank des neuen Reverends ein jeder bunt durcheinander, so dass es doch nicht unschicklich war, sich zu dem eigenen Untermieter zu setzen, der vom Alter her locker ihr eigener Vater hätte sein können und der sich Nicholas und ihr darüber hinaus mehr oder weniger als schützende Begleitung angeboten hatte. Dass war doch etwas völlig anderes, als sich neben einem jungen Mann zu setzen, der in den Augen der Gemeinde um sie womöglich warb und dies nicht einmal den Sitten entsprechend anstellte. So etwas war in der Tat unschicklich und Rebeccah wollte auf keinen FAll Stadtgespräch sein oder im Nähkreis von den älteren Damen das eine oder andere auf recht zynische Weise zu hören bekommen. Zumal sie felsenfest davon überzeugt war, dass Matt froh darüber wäre, wäre er in derselben Situation wie Mister Towätsch, hätte er jemanden, der ihn begleitete und ihm das Gefühl verlieh nicht völlig alleine unter lauter Fremden zu sein. Sie hielt Matt mehr und mehr für einen sehr egostischen, jungen Mann, dem jegliches Einfühlvermögenzu fehlen schien, nur weil er hier und jetzt beschlossen hatte, sich für sie zu interessieren. Erschrocken musste sie feststellen, dass ihr verstorbener Vater mit seinen Warnungen tatsächlich recht behalten hatte. Wie oft hatte sie ihn darüber reden gehört, dass junge Männer sehr leicht einer jungen Frau den Kopf verdrehen konnten und sehr charmant und galant auftraten, einer das blaue vom Himmel vorlogen, Komplimente machten und sogar das GEfühl verliehen, man wäre die einzige Frau auf Erden und das alles nur, weil sie ihr die Unschuld rauben wollten. Dabei war Matthew der Sohn einer sehr ehrbaren Familie. Aber das mochte wohl nicht immer Garant für einen Gentleman sein. So lächelte Rebeccah ein wenig gequält um darüber hinweg zu täuschen, dass sie irritiert, enttäuscht und ein wenig verärgert war. Sowohl über Matts fehlendes Feingefühl, als auch über sich, weil sie so leichtfertig scheinbar bereit gewesen war diesen Matthew zu mögen. Bei weitem mehr, als gut für sie war. Die Enttäuschung überwog letztendlich, als Matthew nicht einmal bereit war ihre Verwirrung mit einer Erklärung zu lösen und sich stattdessen auf einmal überraschend Sorgen darüber machte, dass er sie bei weitem mehr aufhielt, als angebracht wäre. Ihn hatte zuvor weder gestört, dass die halbe Kirche dabei zusehen hatte können, wie er ihr eine Haarsträhne aus der Stirn gestrichen hatte, noch dass er ihr bereits mit seinen sehr direkten Worten näher getreten war, als ein Gentleman es sich erlaubt hätte. So war es wohl deutlich, dass er nur einen Grund suchte, um vor ihr zu fliehen. Ganz wie sie befürchtet hatte. Denn was war wirklich an ihr interessant, das einen jungen Mann wie Matthew lange werben ließ? Er wollte wohl schnell vorankommen, und nicht erst den Umweg nehmen. So einer war ganz offensichtlich nicht der richtige für sie. Zumindest nicht, wenn sie weiterhin beherzigen würde, was ihr Vater ihr mit auf den Weg gegeben hatte. Bereits gedanklich damit beschäftigt, dass sie Matthew in Zukunft aus der Ferne zu bewundern hatte und dies womöglich die beste Lösung war, zeigte sich erneut Überraschung auf ihrem Gesicht, als Matt zwar bereit war, sie einfach so stehen zu lassen, aber noch einmal versicherte, dass er sie weiterhin gerne begleiten würde. Er überließ jedoch ihr die Entscheidung und überforderte damit Rebeccah völlig. Was sollte sie ihm jetzt antworten? Einerseits hatte sie gerade damit angefangen zu begreifen, was Matt wohl im Grunde nur suchte, andererseits hing sie dem Gefühl bewundert zu werden nach, auch wenn das eine Sünde sein mochte. Aber zum Teufel damit... was war verkehrt daran sich in den Augen eines so hübschen Mannes als begeherenswert zu sehen? Auch wenn es nur ein Trugschluss war? Bevor er einfach gehen konnte, kam ihr die rettende Idee... "Wenn du bereit bist mir später eine Erklärung zu geben, die du mir jetzt schuldig bist, dann würde ich die Begleitung begrüßen." Vielleicht täuschte sie sich ja völlig in Matthew. Aber das wollte sie von der Erklärung abhängig machen.
Matt u. Rebeccah im Mittelgang, Eingangnähe (Fam. McKay vordere Bankreihe)
Matt seufzte, als er Rebeccahs Lächeln sah. Ohne Zweifel war es ein Lächeln, aber eines, das ihre Augen nicht zu erreichen schien. Nahezu sofort wusste Matt, was ihn an diesem Lächlen irritierte. Rebeccahs Augen strahlten nicht mit und es war ein Lächeln, wie sie es wohl für Jeden übrig hatte. . Er kannte Rebeccah bisher nur vom Sehen und wusste nicht, viel über sie. Das Wenige, was er über sie erfahren hatte, reichte allerdings aus, um sich ein Bild von ihr zu machen. Sie war nicht wie die anderen Mädchen, die ihn umschwärmten und oft leicht zu haben wären und auch nicht so attraktiv, als dass es ihm lediglich um seinen Spaß gehen könnte. Während er sie betrachtete und Stück für Stück aus seinen Informationen über sie, ein Bild zusammensetzte, wurde ihm bewusst, dass er sich ihr gegenüber vermutlich unmöglich benommen hatte. Sicherlich war er zur Ehrlichkeit und Direktheit erzogen worden und bisher kam er damit bei den meisten Mädchen auch gut an, aber Rebecca war eben nicht, wie andere. Den paar Bemerkungen nach, die er über sie hatte aufschnappen können, war sie noch völlig unerfahren in Bezug auf die Liebe oder Beziehungen zum anderen Geschlecht. Wie sollte sie also seine Signale verstehen können! Andererseits hatte sie wohl auch nur ein Bild von ihm, dass aus diversen über ihn kursierenden Gerüchten bestehen mochte. Er war zwar aus gutem Haus, aber sich den Ruf eines charmanten Windhunds eingehandelt - und so er ehrlich war, musste er schon zu geben, dass seine Beziehungen bisher von Unverbindlichkeit und körperlichem Begehren geprägt waren. Er war wirklich dumm gewesen, denn seine direkten Worte und die gut gemeinte Geste waren schon dazu angetan, Rebeccahs Meinung über ihn in diese Richtung zu beeinflussen. Kurz sah sich Matt in der sich füllenden Kirche um und kam zu dem Schluss, dass er derlei Erklärungen wohl besser verschob. Immer mehr Menschen drängten in die Kirche und er erkannte etliche der Mädchen, die ihn unter anderen Umständen wohl umschwärmten und sich von seinem Charme stets beeindruckt zeigten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sein Gespräch mit Rebeccah beobachtet und dann auch gestört wurde. Den einen oder anderen neidischen Blick auf Rebeccah hatte er schon wahrgenommen und so, wie er Rebeccah einschätzte, stand diese nicht gerne im Mittelpunkt des Interesses. "Ich.. " Unsicher was er nun unternehmen konnte, fuhr Matt sich mit der linken Hand durch die Stirnhaare. Im Hintergrund sah er Mr. Tovàc wiederkommen, so dass er wohl für Rebeccah spätestens in ein paar Augenblicken ohnehin erst einmal abgemeldet war. Diese hatte sehr deutlich gemacht, dass sie diesem tröstend beistehen wollte und ganz so sicher, dass es Mr. Tovàc war, der ein Interesse an der Fünfzehnjährigen hatte, war er aufgrund dessen Verhaltens nicht mehr. Allerdings war er sicher, dass der Kroate derlei Unterstützung nicht benötigte. Der Mann war vielleicht ein Ausländer, aber er war nicht dumm, freundlich und schon lange genug im Saloon tätig, um sich nicht mehr fremd zu fühlen. "Du hast Recht - ich schulde Dir eine Erklärung." Während er sprach, deutete er mit dem Kopf leicht in die Richtung, in der er den Kroaten gesehen hatte. In dieser Hinsicht nämlich würde er gerne eine schlüssige Erklärung hören. Natürlich hatte er sich nicht über Rebeccah lustig machen wollen. Es war in seinen Augen aber mehr als unpassend, dass sich eine Fünfzehnjährige zur Babyitterin eines Mannes machte, der ihr Vater hätte sein können oder aber, dass dieser sich als unverheirateter Mann das Recht herausnahm, Rebeccah so zu vereinnahmen. Beides war in seinen Augen weit unpassender, als seine direkte Bitte, Rebeccah kennenlernen zu dürfen und neben ihr zu sitzen. Immerhin würden sie in dem Falle hier, wie auf einem Präsentierteller sitzen - was also hätte Rebeccah wohl von ihm zu fürchten? Obwohl er sich keines Fehlverhaltens bewusst war, fühlte es sich im Gespräch mit Rebeccah falsch an. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er sich ihr gegenüber ungebührlich verhalten hatte, ohne jedoch sagen zu können, warum eigentlich. Er fühlte, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg. Mit irgendwelchen Worten war er ihr offenbar zu nahe getreten, hatte ihre Gefühle verletzt oder hatte sie seine Geste als lasziv empfunden? So war sie nicht gemeint gewesen und er selber war in keiner Weise auch nur annähernd erregt gewesen. "Ich - also falls ich Dir zu nahe getreten bin.. Bitte, Rebeccah.. ich erkläre Dir gerne Alles.." Matt sprach nur leise, damit ihn die Umstehenden nicht verstehen konnten. Am Liebsten hätte er Rebeccah an der Hand gefasst oder ihr irgendwie das Versprechen entlockt, auf ihn zu warten. Da er aber fürchtete, ihr damit erneut zu nahe zu treten, hielt er sich zurück und wandte sich nun wirklich zögernd ab. Er schämte sich zutiefst für sein Verhalten, dass Rebeccah offenbar als ungebührlich empfunden hatte. Gleichzeitig ärgerte er sich, denn darüber, wie man einem Mädchen, dass man gern hatte, den Hof so machte, dass dieses ihn verstand, hatte er nichts erfahren und er wusste auch nicht, mit wem er darüber reden konnte. Er wusste nur, dass sein Versuch, Rebeccah für sich zu gewinnen, fehlgeschlagen war und ob sie ihm eine zweite Chance geben würde, war nicht sicher. Kurz fiel sein Blick auf Jesse, der ganz offensichtlich mit mehr Erfolg Megan den Hof machte, und erwog diesen zu fragen. Allerdings war Jesse nicht der Typ Mann, der für sein gekonntes und korrektes Benehmen in der Gesellschaft bekannt war. Wahrscheinlich war er in der Sache eher ein schlechter Ratgeber, aber wen sonst konnte er um Rat fragen? Ein trauriger Ausdruck trat in Matts braune Augen, während er nun den Mittelgang hinunter zu seinen Eltern ging. Die meisten Jungs hatten immerhin einen Vater, mit dem sie über derlei Dinge sprechen konnten. Er hingegen hatte schon Schwierigkeiten über ganz alltägliche Dinge mit seinem Vater zu sprechen, weil er nie so genau wusste, ob dieser ihn nicht gerade als frech oder respektlos empfand. Ohne seine Eltern oder Geschwister zu stören setzte er sich still neben Ben und hoffte wider besseren Wissens, dass Rebeccah doch noch den Platz neben ihm einnehmen würde. Wahrscheinlich wäre es für ihn weniger schmerzhaft, so er sich diese aus dem Kopf schlug, aber eine Erklärung schuldete er ihr schon noch und er wäre auch nicht Matt, so er jetzt die Flinte ins Korn warf.
Randall mit Eli u. Clara in der vordersten Reihe in Ofennähe (mit Abstand rechts von Ihnen die Fam. McKay) diverse Einwohnder Camden Villages in der Kirche verteilt.
"Und mag er Deine Mum auch?" Randalls Antwort schien Eli wohl nicht zu genügen, denn der Junge verschloss sich zunehmend und wurde immer einsilbiger. Vielleicht hätte er seinem Sohn deutlicher sagen sollen, dass er durchaus die Absicht hatte nicht nur diesen, sondern auch Erin und Clara wieder mit zu sich zu nehmen, wenn auch vielleicht nicht nach San Francisco. Hier in Camden Village war es auch ganz schön und das bezog sich nicht nur auf die Landwirtschaft. Der Wald und die Ausläufer der Rocky Mountains waren ein Paradies für Jäger und die Flüsse einschließlich des Lake Forests waren sicherlich für passionierte Fischer mit Booten oder Fliegenfischer ebenfalls ein Paradies zu nennen. Camden Village war zwar vergleichsweise ein Kaff und höhere Kultur, wie Theater oder Oper suchte man wohl eben so vergeblich, wie die großen Bälle der Großstädte, aber es war bewohnt von gut betuchten Leuten und besaß außer einem Saloon nun auch ein Bordell - für ihn bot beides genügend Zerstreuung und Verdienstmöglichkeiten. Falls Erin also bleiben wollte - konnte sie das haben, aber er würde sie nicht noch einmal gehen lassen. Kaum eine Frau konnte lange seinem Charme widerstehen, so dass Randall keine Gefahr witterte. Erin gehörte zu ihm und das würde auch der Reverend nicht ändern können. Dennoch ließen die Worte Elis Randall ein wenig unsicher werden, denn den Gerüchten nach, hatte diese nach ihm immerhin auch eine Affäre mit dem Sheriff der Stadt gehabt. War sie so leicht zu haben inzwischen, dass sie mit Jedem anbändelte, der auch nur halbwegs charmant lächeln konnte? Er konnte es sich kaum vorstellen, aber vielleicht war ihr die von ihr angestrebte Scheidung nicht nur finanziell schlecht bekommen - er hatte sich geweigert, Unterhalt zu zahlen um sie zu einer Rückkehr zu ihm zu veranlassen - sondern auch in ihrer Entwicklung. Es mochte sogar sein, dass sie sich verkauft hatte, um zu überleben, und so in allerlei Beziehungen verstrickt worden war. Elis Worte ließen diesen Schluss sogar mehr als zu, denn das sie den Reverend gern mochte, implizierte wohl auch, dass das bei Clayton nicht der Fall gewesen sein mochte. Dieser jedoch schien noch viel für Erin zu empfinden, denn immerhin hatte er Randall die Nase gebrochen, nur weil dieser sich nach Erins Kind erkundigt hatte. Das hatte er bei dem Reverend sicherlich nicht zu befürchten, aber es war wohl doch besser, diesen mit Nachdruck in seine Schranken zu weisen. Noch hatte Eli nicht durchblicken lassen, ob der Reverend sich zu Erin hingezogen fühlte oder gar eine Beziehung zu dieser anstrebte, aber es war wohl Zeit, dem von vorneherein einen Riegel vorzuschieben. Kurz beobachtete Randall den Reverend, der vor der Tür stand und immer noch Gottesdienstbesucher begrüßte. Einen gewissen Charme konnte Randall ihm nicht einmal absprechen, so dass Erin diesen wohl durchaus als attraktiv und gar begehrenwert betrachten mochte. Der Reverend hatte schon so eine Art, die es ihm ermöglichen würde, Erin für sich zu gewinnen - aber das würde er wohl zu verhindern wissen. Am besten stelle ich nach dem Gottesdienst sofort klar, dass ich Erins Ehemann bin, der Scheidung nicht zustimme und er besser die Finger von meiner Frau lässt. Randall fasste diesen Entschluss und ballte bereits unbewusst eine Hand zu Faust. Der Reverend sollte es nur mal versuchen, seiner Erin zu nahe zu kommen! Suchend sah er sich nach Erin um, um ihr zu winken, damit sie sehen konnte, wo er mit ihren Kindern saß. Sie würde sich dann hoffentlich ohne viel Aufhebens zu ihnen setzen, denn zu spät kam sie offensichtlich ohnehin schon. Nach dem Gottesdienst würde er sie dann wohl auch in seine Pläne einweihen können und dann wären sie endlich wieder eine Familie. Die Aussicht darauf, seine Frau wieder in die Arme nehmen zu können und vielleicht sogar seine ehelichen Rechte einfordern zu können, lösten durchaus ein angenehmes Kribbeln unterhalb der Gürtellinie aus, so dass er seine Haltung veränderte, um genau dieses mit übergeschlagenem Bein zu vertuschen. Wahrscheinlich würde Erin rumzicken, aber letzten Endes mit ihm kommen, um einen Skandal zu verhindern und den Kindern nicht Angst zuzumuten - und sie würde ihm sich sicherlich verweigern, aber genau das machte sie für ihn attraktiv und sehr begehrenswert.
Megan und Jesse in der Kirche rechts am Rand, vorletzte Reihe
"Ja, du hast Recht. Wegrennen ist keine Lösung ..." Megan spührte Jesses Hand an ihrer und nahm diese mit sanftem Druck, schaute zu ihm und lächelte ihm verliebt zu. Es war gut zu wissen, jemanden wie Jesse an seiner Seite zu haben. Nicht mehr alleine zu sein, jemanden zu haben mit dem sie alles teilen konnte. Sorgen und Freude, Gutes wie Leid, Tage und Nächte, bis an ihr Lebensende. Das es eine dauerhafte Bindung sein würde, bis Gott einen von ihnen zu sich rief, das war für Megan ausser Frage. Man mochte sie als gefallenes Mädchen sehen, als Sünderin und in mancherlei Hinsicht war sie das gewiss auch, oder zumindest unter gewisser Betrachtungsweise, aber für sie selbst gab es ganz klare und deutliche Regeln in der Bibel und an die hielt sie sich. Eine Heirat war nicht nur die Heirat zweier Menschen, es war auch die Bindung zweier Seelen aneinander. Das Jesse erneut heiratete, störte sie dabei weniger. Wynona mochte eine wundervolle Frau gewesen sein, aber sie war keine Christin und als solche waren ihre und Jesses Seelen nicht vereinigt im Bund der Ehe. Die kleinen Widrigkeiten des hiesigen Lebens würden er und sie gewiss in den Griff bekommen, zusammen. Sie hatten einander und das war alles was zählte. Megan brauchte keinen Luxus, kein hochtrabenes Leben. Ihr genügte ein Mensch an ihrer Seite, ein warmes Haus und eine Mahlzeit am Tag zum Glücklich sein und das würde sie von Jesse ganz sicher bekommen.
Die wenigen Freunde, die ja durch den Weggang einiger Personen noch weniger geworden waren, was durchaus schmerzte, würden den Alltag deutlich erträglicher machen. Auf keinen Fall würde sie den Menschen im Saloon einfach den Rücken kehren, in der Illusion leben plötzlich etwas besseres zu sein. Sie kannte die Frauen dort und auch wenn Meredith in vielerlei Hinsicht eher seltsam war, so war sie doch ein verlässlicher Mensch der die grundlegenden Wichtigkeiten nicht vergessen hatte. Das hatte sie bewiesen als Butch ihr Gast gewesen war. "Geht es dir gut mein Schatz? Ist dir und dem Kind warm genug? Oder möchtest du meine Jacke haben?" Schmunzelnd sah Megan nach diesen Worten zu Jesse und nickte. "Ja uns ist warm genug, danke." Lächelte sie ihm lieb zu. Er war einfach führsorglich ihr Jesse auch wenn ihr ein wneig mulmig wurde bei dem Gedanken, wie sehr sich das eventuel noch steigern würde, wenn man erst den Bauch sehen konnte, den sie unweigerlich entwickeln würde. Ein wenig betüdelt zu werden war ja ganz angenehm, aber übertriebene Sorgsamkeit war ein ganz anderes Blatt. Als wollte sie die Worte unstreichen, drückte sie leicht Jesses Hand und wiederstand dem Drang ihm einen dankbaren Kuss zu geben. Das wäre hier in der Kirche gewiss nicht so gern gesehen.
"Es wäre nur schön wenn es langsam losgehen würde..." meinte sie leise und hibbelte leicht mit den Füssen. Megan war nervös und glücklich zugleich. Diese Anspannung, das eventuel doch noch jemand dieses Erlebnis für sie und Jesse versauen würde nagte an ihr. Es war nur ein Camdener notwendig, der zu Stevenson ging, ihm erklärte das er eine Hure im Kirchenhaus hatte und das bisher so wundervolle Erlebnis, die Hoffnung, würde zerplatzen wie eine Seifenblase. Megan versuchte so unauffällig zu sein wie es eben ging in dieser Situation aber wie zum Henker sass man unaufällig? Ihre kleine Hand drückte die von Jesse, sowohl um ihm ein Gefühl von Nähe zu geben, aber auch um sich einfach seiner Anwesenehit zu versichern.
Megan und Jesse in der Kirche rechts am Rand, vorletzte Reihe
Es tat Jesse gut, Megans Hand zu spüren. Und es ging ihm ähnlich wie ihr, auch wenn er ihr Gefühle und Gedanken ja nur erahnen konnte. Jesse war jedenfalls unglaublich glücklich, dass er Megan an seiner Seite hatte. Mehr als das, an seiner Seite im Leben. Wäre Megan die Woche nicht so fürsorglich zu ihm gewesen, würde der Mann aus Montana sicherlich noch dürrer wirken, denn sogar Megan hatte Schwierigkeiten gehabt, darauf zu achten, dass Jesse überhaupt einen Bissen herunter bekam. Und das, obwohl der Pianospieler sonst ein guter Esser war. Oder aber Jesse hätte sich die Woche über tot getrunken. Die Woche war einfach ziemlich hart gewesen. Das hohe Fieber spielte dabei sogar noch die geringste Rolle. Seine erneute Vergewaltigung und der Freiheitsentzug, all die anderen Demütigen hatten in Jesse etwas wirklich Schlimmes bewirkt. Etwas, was er aber kaum war in der Lage, zu beschreiben, geschweige denn darüber sprechen konnte. Mit seinem Leben war der Mann aus Montana, Abkömmling eines Schwerverbrechers eigentlich immer so gerade gut klar gekommen. Er versuchte vieles zu verdrängen, weshalb er auch trank, aber am Schlimmsten war eben die Zeit im Zuchthaus gewesen, wo er Horatios Schindereien und sexuellen Übergriffe ausgeliefert war. Doch dass er nun, als erwachsener Mann diesem wieder zum Opfer gefallen war, zehrte und nagte schwer an Jesse. Sein eh schon angeknachstes Selbstwertgefühl war sehr zerbrechlich. Dennoch war es fast ein Wunder, wie gut er momentan damit noch umging. Aber ein bisschen war Jesse wie ein Vulkan, in dem es brodelte und es brauchte nur ein falscher Blick oder ein falsches Wort sein, wie auch immer, wie ein Kiesel, der ihn falsch traf, und der Vulkan würde ausbrechen.
Auch daher war Jesse, dem diese inneren Gedankenspiele nicht bewusst waren, sehr froh, Megan an seiner Seite zu haben. Und so drückte auch Jesse Megans Hand, erwiderte ihren lieben Blick, lächelte und strahlte sie an. Auch wenn er sehr viel nervöser war. Und auch wenn er über noch so viele andere Dinge nachgrübelte.
Aber er sah dies alles mit Megan wirklich auch als Neuanfang. Ihr ging es im Moment gut und dem Kind auch und so war er erst einmal deswegen zu frieden. Und er wollte sich auch zusammenreissen, wenn ihnen jemand wirklich blöd kam. Aber Jesse konnte sich das nicht versprechen. Es kam eben darauf an, wie oder was kam. Wenn etwa jemand die Dreistigkeit besaß, ihnen rüber zurufen, dass eine Hure wie Megan nichts in der Kirche zu suchen hätte, dann war sich Jesse ziemlich sicher, dass dessen Nase brechen würde. Aber noch sagte niemand etwas, mal von den missmutigen Blicken abgesehen.
Kurz beobachtete Jesse wieder Matt und das junge Mädchen, aber momentan war er zu sehr in Gedanken. Und so saß er mit Megan Händchen haltend da und beide warteten, dass der Gottesdienst begann. Aber es schien noch zu dauern, da der Reverend immer noch neue Mitbürger am Portal begrüsste. Jesse kam es vor, als würde die Zeit einfach nicht verstreichen. Und da sich noch niemand neben sie gesetzt hatte, beugte er sich zu Megans Ohr und flüsterte liebevoll, während er ihre Hand nun zwischen seine beiden Hände nahm: »Meine Blume, weisst du eigentlich, wie ich dich liebe und was ich dir alles verdanke? Es ist so viel, ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll. Wärst du nicht gewesen, ich glaube ...« Jesse zögerte, seine weiteren Worte auszusprechen. »Naja, jedenfalls weiss ich nicht, was passiert wäre, wenn ich dich nicht hätte. Ehrlich.« Er liess es einfach offen, wollte Megan aber damit bekunden, wie dankbar er ihr war.
Megan und Jesse in der Kirche rechts am Rand, vorletzte Reihe
Immer noch von der Ungeduld erfasst, blickte sich Megan ein wenig in der Kirche um. Matt, der bei Rebecca stand und sich mit dieser unterhielt. Schon irgendwie ein seltsames Gefühl, jetzt wo sie innerlich bereit war zu einem ganz neuen Leben, mit nur einem Mann in selbigem, Matt da stehen zu sehen mit jenem Glanz in den Augen den die Männer hatten,wenn sie ein weibliches Wesen sahen das ihnen gefiel. Wohl wissend das er vor nicht allzu langer Zeit seine ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gemacht hatte und das mit ihr, sie hier un jetzt sehr unauffällig aber effektiv ignorierte und sie nebenher auch noch neben einem der Freunde dieses Jungen sass, der nun ihr Ein und Alles war. Wenn sie über solche tatsachen nachdachte, dann konnte sie die Leute des Ortes fast verstehen, was natürlich nicht hiess das sie es guthiess. Da war sie so eigennützig wie jeder andere Bürger auch, redete sich die Angelegenheit schön. Matt war Beruf gewesen, Jesse hingegen war Berufung. Ein gänzlich anderes Blatt, ein ganz neues, aufregendes Kapitel in ihrem Leben auf das sie mit soviel Zuversicht und Freude blickte.
Ihr Blick wanderte hinüber zu den restlichen McKays die so unterschiedliche Eindrücke machten. Mrs McKay wirkte, wann immer sie ihren Sohn anssah, recht zufrieden das dieser sich für Mädchen interessierte und auch die hochreligiöse Rebecca schien ihr nicht zu missfallen. Mr. McKay wirkte eher so als erwartete er Schwierigkeiten von seinem Sohn und wirkte generell eher angespannt. Auch Cassidy, die sich neben die Schwarze gesetzt hatte. Ein weiterer, recht ungewohnter Anblick, mieden die meisten die Freemans doch und die Tochter, die es ja eigentlich besser wissen sollte und wie es sich anfühlte die kalte Schulter zu bekommen, ausgrechnet sie, ignorierte Megan. Aus dem schwarzen Mädchen wurde Megan nicht so recht schlau. Der Blick der Blondine wanderte nach und nach zu allen Menschen, die die Kriche betraten und sich ihre Plätze suchten. Die kränkliche Mrs Craven und ihre Hilfe kamen herein, suchten sich ihren Platz. Eine neue, Megan nch unbekannte, blonde Frau mit einem einfältig aber zufrieden dreinblickenden Hünen an ihrer Seite, neben dem selbst der schon sehr hochgewachsene Luka irgendwie klein wirkte. Der Ort hier war manchmal vergleichbar mit einem Zirkus und seinen Kuriositäten. Viele Gesichter sah Megan, auch wenn einige, die sie eigentlich erwartet hatte, heute fehlten. Die kleine Haushälterin des Sheriffs, die sich oft so über korrekt benahm, glänzte durch Abwesenheit. Die Lehrerin ebenso und die Besitzerin des Gasthauses. Bei der war es ja sogar zu erwarten, steckte diese doch gewiss bis zum Hals in Arbeit um den Empfang zu organisieren. Tief gläubig und doch am Sonntag arbeiten, ja so war die Gemeinde. Immer schön auf andere Zeigen und vor der eigenen Tür stapelte sich der Dreck. Egal, ihre Gedanken heute waren zu positiv um sich über dieses Provinzdenken Sorgen zu machen.
Genau den Moment suchte sich Jesse aus um sich zu ihr zu beugen und ihr ins Ohr zu flüstern. Das er sie leibte wusste sie ja. Gespührt hatte sie es schon länger, wirkllich wissen tat sie es seid heute, aber das war unwichtig, solange er nur an ihrer Seite war. Was er ihr verdanken sollte, darüber machte sich Megan keine Gedanken. Sie war nur an seiner Rettung beteiligt gewesen und die eigentliche Arbeit hatten Matt und Tristan gemacht, oder auch Graham und Victor. "Naja, jedenfalls weiss ich nicht, was passiert wäre, wenn ich dich nicht hätte. Ehrlich." Hörte sie ihn flüstern und schaute strahlend zu ihm. Es tat gut das zu hören, auch wenn sie nicht wusste was er meinte. "Ich bin immer für dich da, das weisst du doch," flüsterte sie zurück. Etwas das er hoffentlich auch wusste. Sie waren füreinander bestimmt, so sah Megan das zumindest und nun endlich hatte auch Jesse das verinnerlicht. Alles war gut, so wie es sein sollte. "Noch aufgeregt?" fragte sie schmunzelnd und hibbelte weiterhin mit ihren Beinen herum, indem sie diese wippen liess.
Francis mit Molly, Ben und Martha in der ersten Bankreihe Matt mit Rebeccah im Kirchengang weiter hinten.
Francis war weniger überrascht als seine Frau, als man Rebeccahs leise Gekichere hören konnte. Zum einen war sie ohne Eltern in dieser Stadt und man konnte von einem Heiden kaum erwarten, dass er dem Mädchen eine gute christliche Erziehung angedeihen ließ. Entsprechend fühlte sich Rebeccah unbeobachtete von den strengen Augen bemühter Eltern. Und zum anderen lag es einfach in Matts Natur ein jedem gute Laune zu bereiten, abgesehen vom eigenen Vater. Innerlich musste Francis über den Gedanken tief seufzen und unbemerkt schüttelte er ein wenig den Kopf über sich selbst. Es war schwer zu erklären, wieso die ganze Welt Matts Charme erlegen war, nur Francis dagegen recht resistent zu sein schien. Nun gut, einer musste es ja sein, sonst würde ihnen der Junge gänzlich auf der Nase herumtanzen. Auch wenn Francis diese Bürde nur ungerne trug, wusste er sich einer wichtigen Verantwortung Matt gegenüber. Bei Mollys Bemerkung darüber, hatte Francis nur ein leichtes Schnauben übrig. Sollte er das als gutes Zeichen werten, oder war es eher etwas Ungeschickliches, das die Nachbarn bald darüber reden ließ? Da sich Molly aber weder entrüstet zeigte, noch eine zwarte Röte ihre Wangen überzog, ging Francis einmal davon aus, dass das Verhalten seines Sohnes und auch das der jungen Miss Bailey nicht sehr sittenwidrig war. Womöglich übertrieb er es gerade ein wenig. Aber die Kirche war nun mal nicht gerade der geeignete Ort für einen schnellen Flirt. Mollys weitere Worte ließen Francis ein wenig die Stirn kraus ziehen. "Wie kommst du auf die Idee, ich wäre dagegen, dass er sich für Miss Bailey interessiert? Er ist alt genug. Isabelle war in seinem Alter längst verlobt und seine Brüder baten bereits ihre Schwiegerväter um ihren Segen," Francis räusperte sich ein wenig, zog am Jackett und wirkte bei dem Gespräch sichtlich nervöser, als er zeigen wollte. "Und lieber ein Mädchen, dass sittsam zu sein scheint, auch wenn sie bei einem Heiden lebt, als eben.. ja eben Marry oder Laura," gab er mit einem ergebenen Stöhnen ohne zu zögern zu. Bevor es dazu kam, dass er sich mit den Harris oder den Simones verschwägerte, gab er Matt lieber in die Hände einer Waisen, die sich aber zu benehmen wusste. Mary Simones war ein hübsches Mädchen und aus gutem Haus. Sie war reich und sicher gebildet. Aber ihre Arroganz trug sie stets mit Stolz vor sich her. Sie würde Matt ein perfektes Heim einrichten und perfekte Kinder schenken, sie würde perfekte Dinner-Parties geben, aber darüber hinaus Matts Geld mit vollen Händen ausgeben und hinter seinem Rücken eine Intriege nach der anderen spinnen. Nein, dann lieber noch Laura Harris, die ebenfalls hübsch anzusehen war und meist ihre gute Kinderstube zeigte. Sie war leider nur sehr einfältig und nicht unbedingt die Intelligenteste. Allerdings, was wussten sie schon von Rebeccah? "Nun, vielleicht sollte er sie einmal zum Essen einladen? Oder du fühlst ihr im Nähkreis ein wenig auf den Zahn? Wir wissen doch leider viel zu wenig von ihr. Abgesehen davon, dass sie scheinbar einen kühlen Kopf bewahren kann, wenn es hart auf hart kommt," er dachte nicht gerne an den Montag zurück, aber imponiert hatte ihn Rebeccahs Verhalten durchaus. Der eigene Sohn hatte sich fast k.o. schlagen lassen und die eigene Tochter war völlig hysterisch in der Ecke gesessen ohne ein vernünftiges Wort hervor zu bringen. Da war Rebeccahs Verhalten sehr aufgefallen. Positiv.
Matt u. Rebeccah im Mittelgang, Eingangnähe (Fam. McKay vordere Bankreihe)
Rebeccah war leicht überrascht, dass ihre Worte Matthew scheinbar verlegen machten. Sie hatte Matthew bislang nicht für einen Jungen gehalten, der so schnell aus dem Konzept zu bringen war. Und doch verschlug es ihm die Sprache und er fuhr sich in einer eindeutig verlegenen Geste durch das Haar. Seltsam... er wirkte gerade viel verletztlicher und unglaublich attraktiver als bisher und dieser Gedanke ängstigte Rebeccah nun doch sehr. Niemals hatte sie erwartet jemals so etwas für einen jungen Mann empfinden zu können. Zu sehr war ihr von ihrem Vater eingetrichtert worden, dass alles was mit diesen Gedanken zusammenhing schmutzig und abartig wäre. Es wäre stets die fleischliche Lust, die auf solche Gedanken folgte und das dies sündhaft war, wusste Rebeccah. Dies war etwas, von dem man sich so lange wie möglich fernhielt, bis man das dafür entsprechende Alter hatte. Nur hatte man ihr nie erklärt, was das entsprechende Alter war, noch was man dann tatsächlich tat oder unternahm, um einen Mann nah zu sein. Sie hatte allerdings sehr früh erfahren müssen, was fleischliche Lust bedeutete und was diese anrichten konnte. Wie gierig Männer werden konnten und jeden Anstand verloren. Wenn es das war, was Mann und Frau am Ende verband, um Gottes Gebot über die Fruchtbarkeit und Vermehrung nachzukommen, so wollte Rebeccah lieber gegen dieses verstossen, als es zu erfüllen. Der Gedanke an die "Männer" trübte ihren Blick für einen kurzen Augenblick und ihr war nur zu deutlich anzusehen, dass sie an einem unschönen Ort mit ihren Gedanken verweilte. Matt befreite sie daraus, in dem er ihr gerade zustimmte, ihr eine Erklärung zu schulden. Warum er aber dabei in die Menge hinein nickte entzog sich ihr, aber sie wandte sich kurz pflichtbewusst herum und sah suchend in die Menge Bürger, die sich in die Kirche drängte. Da sich Mister Towätsch im Hintergrund hielt, entzog sich Rebeccah der Zusammenhang, noch erkannte sie ein Gesicht, das ihr eine Erklärung geliefert hätte. Leider gab ihr Matt nicht die Möglichkeit ihn danach zu fragen, noch ihm zu versichern, dass sie auf ihn nach der Kirche warten würde. Denn er lief bereits zurück zu seinen Eltern. Sie seufzte leise, während sie ihm hinter her blickte und dann erst, als er sich in die Bankreihe geschoben hatte, zu ihrem angestammten Platz schritt. Dritte Reihe, linke Seite. Nicht zu weit vorne, um nicht zu sehr aufzufallen, aber nicht zu weit hinten, um am Ende in den Verdacht zu geraten, sich verstecken zu müssen. Man kannte ja das Geschwätz auf der Straße. Kurz nickte sie ihren Banknachbarn zum Gruß zu, raffte ihre Röcke ein wenig, um sich mit geradem Rücken zu setzen, strich die Röcke zurück und zog sie glatt und griff dann nach ihrem Gesangsbuch. Ihr Blick jedoch wanderte verstohlen nach vorne auf die andere Seite, wo sie Matts Hinterkopf zwischen den anderen Besuchern ab und an erspähen konnte. Unbewusst zeichnete sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen ab, denn sie freute sich auf später, nach der Kirche und war gar nicht mehr so sehr um Mister Towätsch besorgt. Das lag aber weniger daran, dass sie in Gedanken denen von Matt nahe kam, sondern schlicht daran dass sie verliebt war, ohne es zu ahnen und bereits die ersten Zeichen des Verliebtseins an den Tag legte - Pflichten schienen zur Nebensache zu werden, sobald nur der Name von Matt ihr in den Sinn kam....
Am Portal: Jethro mit Witashnah und Kleine Krähe bei Terry
Da ihm Witashnah nicht widersprach noch sich ihm körperlich widersetzte, führte er sie sicher an der Hand haltend über den Kirchenplatz auf das Kirchenportal zu. Er ignorierte die gaffende Menge, die neugierigen wie auch die verächtlichen Blicke. Es war ein Segen, dass sie mehr oder weniger auf geweihtem Boden gingen, denn niemand wagte es mit Schimpfwörtern über sie herzuziehen. Wäre diese eine Straße im Ort gewesen und heute ein Wochentag, dann hätte Jethro viel Geld darauf gewettet, dass man sie mit Dreck beworfen hätte und ihnen keine nette Worte entgegengeschlagen wären. So aber konnte er mit einem gewissen Stolz "seine" Frau und den Jungen in die Kirche begleiten und gleichzeitig Witashnah beweisen, dass auch die Weißen ihre Regeln hatten, die ihnen mehr oder weniger gutes Benehmen auferzwangen. Es mochte verlogen und heuchlerisch sein, dass gab Jethro zu und er selbst war durch eine sehr harte Schule gegangen, um genau zu wissen, wie wenig diese Regeln einem einzelnen Menschen wert waren, aber dennoch war es das Beste was er aus der Situation herausholen konnte. Für sich, für seine Familie. Er wollte nur hoffen, dass sein Plan auch aufging und man in Zukunft Witashnah in Ruhe ließ. Er erwartete ja nicht gleich große Freundschaften, eine Aufnahme im Nähkreis und offene Arme der Kirchengemeinde. Nein, Respekt und Verständnis, Anerkennung und Toleranz waren Dinge, die nicht einmal seinen Verstand kreuzten. Dafür war die Gesellschaft nicht bereit und schon gar nicht war sie dafür gemacht worden. Man sollte sie nur so weit akzeptieren, dass man ihnen hier ein einigermaßen normales Leben ermöglichte. Mehr nicht, aber auch nicht weniger. Anders als seine Mutter, ging Kleine Krähe mit Neugier neben ihnen her. Sicherlich fielen auch dem Jungen die teilweise nicht so freundlichen Blicke der Camdener auf und er glaubte sogar den einen oder anderen hasserfüllten Blick zu bemerken. Doch er war diese gewohnt. Wohl anders als seine Mutter, hatte er sich mit ihnen arrangiert. Er war schon immer der Bastard gewesen oder das dreckige Halbblut, das man in den Lagern, in denen man seine Mutter und ihn geschleppt hatte, mehr oder weniger akzeptiert hatte. So lange er dort unsichtbar geblieben war, waren ihm Fußtritte, Prügel und schlimmeres erspart geblieben. Er hatte im Schatten zu leben gelernt und er hatte viel Zeit damit verbracht die Weißen zu beobachten. Denn schnell war Kleine Krähe bewusst geworden, dass er es besser hatte, wenn er anfing die Lebensweise der Weißen zu imitieren. Er versuchte sich in ihrer Sprache, gewöhnte sich an ihr Essen und an ihre Umgangsformen. Manchmal, wenn die Männer betrunken waren, führten sie ihn gerne lachend und johlend ihren Gästen vor, nannten ihn ein Meisterwerk, ihre Schöpfung... ein kleiner roter Bastard, den sie mit Erfolg umerzogen hatten. KLeine Krähe hatte damals nicht verstanden was das wirklich bedeutet hatte. Als er noch kleiner gewesen war, hatten ihm diese Vorführungen sogar Spaß gemacht, er war sogar ein wenig stolz darauf gewesen, bis er seiner Mutter einmal davon berichtet hatte. Ihr Entsetzen, ihr Kummer darüber würde er wohl nie wieder vergessen. Da war ihm erst klar geworden, dass auch er nur ausgenutzt wurde, dass man über ihn lachte, nicht mit ihm oder mit seinen Scherzen, dass er ein Sklave war, wie seine Mutter. Aber die Weißen dafür gehasst hatte er nicht. Nur die Männer, die sie "hielten". Denn er hatte auch andere Erfahrungen mit den Lagern gemacht. Da hatte es Kinder gegeben, die neugierig gewesen waren und ihn vieles über das Volk, das er nie kennengelernt hatte, ausgefragt hatten, ohne ihn zu schubsen, auszulachen oder zu verprügeln. Frauen, die dem "armen mageren Knirps" täglich etwas zu Essen zugesteckt hatten oder gar Kleidung schenkten, damit er nicht mehr nackt oder in Lumpen zwischen ihnen umherschleichen hatte müssen. Oder der eine Arzt, der weiße Medizinmann, wie seine Mutter ihn nannte, der sich um ihn gekümmert hatte, als seine ganzen entzündeten Wunden zu einem Fieber geführt hatten. Er hatte ihn nicht weggejagt, oder gar Geld verlangt. Und diese nette Frau, die in einem großen Zelt viele weiße Kinder unterrichtet hatte... sie hatte ihm das Schreiben und Rechnen gezeigt. Er war darin nie gut gewesen und der Weiterzug aus diesem Lager hatte ihm eine weitere Ausbildung verwehrt. Entsprechend hatte er seine größte Not in der Schule, in die ihn Jethro nun schickte. Aber seit diese neue Lehrerin da war, musste er sich nicht mehr fürchten. Und er hatte das Gefühl zum ersten Mal auch tatsächlich etwas zu lernen. Die Kirche vor ihnen betrachtete Kleine Krähe dagegen mit misstrauen. Dort hatte dieser böse Mann regiert, der sie in der Schule für fast alles geschlagen hatte. Das war kein guter Ort und er hatte sich dort bisher nicht wohl gefühlt, wenn Jethro ihn mitgenommen hatte. Heute war seine Mutter mitdabei und das machte Kleine Krähe stärker und mutiger. Und er war auf den neuen Gottesmann neugierig, wollte in Erfahrung bringen, wie viel anders er war. In den Lagern hatte er viele Wanderprediger kennengelernt, aber schlau war er nie aus ihnen geworden. Mancheiner hatte dem Feuerwasser mehr Zuspruch geleistet, als seiner Bibel, andere hatten gerne die "Dienste" seiner Mutter in Anspruch genommen um am Sonntag gegen die fleischliche Lust zu wettern, andere hatten von Nächstenliebe gesprochen, während sie ihn mit der Rute vom Zelt vertrieben, wenn er wegen dieser Nächstenliebe gekommen war um Brot zu betteln. Nein eine hohe Meinung hatte KLeine Krähe von diesen Schwarzträgern nicht. Entsprechend trat er gegen seine Gewohnheit hinter Jethro, als sie das Portal fast erreicht hatten und den Reverend bereits sehen konnten. Etwas, das Jethro kurz eine Braue hochziehen ließ, während sein Blick verwundert dem Jungen folgte. Das war nicht typisch und entsprach nicht der eher sorglosen Natur des Jungen, der oft mehr Mut an den Tag legte, als Jethro lieb war. Da sie Reverend Stevenson aber in diesem Moment erreichten, konnte Jethro nicht dafür sorgen, dass Kleine Krähe dem Anstand gerecht wurde. Stattdessen blieb Jethro stehen, tippte sich an die Hutkrempe und schob die Zigarillo in den Mundwinkel. "Morgen, Reverend," grüßte er seiner Natur nach brummig, aber keineswegs unfreundlich. "Iss bestimmt ein ungünstiger Moment, aber ich wollt' meine Familie ihnen nich' einfach so unter die Nase setzen," er nickte zu Witashnah, der leider Gottes nicht nur an der Nase anzusehen war, woher sie stammte. Ihr gerade nicht dezente Kleidung ließ von weiten schon jedem sehen, dass eine "Eingeborene" unter ihnen war. MIt einem Griff hinter sich, zog er Jacob hervor, der ordentlich in seinem Sonntagsstaat gekleidet auch nicht darüber hinwegtäuschen konnte, woher er stammte. "Nich' dass ihre Gemeinde noch vor dem Gottesdienst meutert. Wenn's ihnen nich' unrecht iss, würden wir gerne den Gottesdienst besuchen."