"Gut.." Mehr sagte Matt nicht mehr dazu, denn er wusste, dass Joe genauso zu seinem Wort stand, wie er. Joe würde gewiß nicht zögern, ihn anzusprechen, so er seine Hilfe benötigte - genau so wenig, wie er diese dem Freund verweigern würde. "Ach- so hast Du Dir das gedacht." Sein breites Grinsen wies darauf hin, dass Matt nicht ärgerlich war. Die Vorstellung eines neben Shy Boy hertrabenden Joes entbehrte ja nicht der Komik. "Fragt sich, was mein Pferd davon hält." Matt unterdrückte ein Kichern. So wie er Shy Boy kannte, würde dieser mit schräg gelegtem Kopf den Freund misstrauisch beäugen, statt forsch auszuschreiten. Insofern würde Joe wohl mithalten können.. und Rebeccah auch. Kurz blieb er stehen und sah den Freund irritiert an. Natürlich hatte er nicht angenommen, dass dem Freund das Pferd weggelaufen war. "So etwas in der Art dachte ich mir schon." Matt kannte Joe noch nicht sehr lange, nahm aber an, dieser habe seine Gründe gehabt, mittellos nach Camden Village geraten zu sein. Hoffentlich hat er das Tier nicht unter Wert verkauft. Nachdenklich zog Matt kurz die Augenbrauen zusammen, denn darüber, wie er seinen Lebensunterhalt bestritt, hatte er wohl noch nie ernsthaft nachdenken müssen. Für die Verhältnisse in Camden Village war er der Sohn reicher Eltern. Erst jetzt kam ihm in den Sinn, dass die meisten Menschen sich nicht auf die Einkünfte ihrer Eltern verlassen konnten. Allerdings sind diese auch nicht so abhängig.. Darüber würde er wohl noch einmal in Ruhe nachdenken wollen,aber jetzt drängte die Zeit. Kaum trat er mit Joe in den Speiseraum, strebte dieser bereits auf Matts Vater zu, der am Buffet stand. Der Andrang war so groß, dass Matt davon ausging, dass er gerade eben die offizielle Eröffnung knapp verpasst hatte. Neben hinter seinem Vater entdeckte er nun auch seine Mutter und Martha. Ben sah er nicht, aber das lieferte ihm wohl eine Ausrede über die Getränkebestellung hinaus. "Joe, hast Du Ben gesehen? Irgendwo muss er doch sein.." Suchend sah Matt sich nach dem Bruder um. Man sollte doch meinen, er hat für heute genug. Über Bens Abwesenheit den Kopf schüttelnd, folgte er Joe und gesellte sich zu seinen Eltern und Martha. "Hier, seid Ihr. Ich habe bereits Getränke bestellt. Jimmy wird sicher gleich damit kommen." Noch einmal sah sich Matt im Raum um, konnte aber weder Ben noch Rebeccah entdecken. Habe ich mich so in ihr getäuscht? Ich dachte, sie habe mich ein bisschen gern..Ein trauriger Zug erschien kurz auf seinem Gesicht. Er hatte plötzlich so gar keine Lust mehr auf Smalltalk oder Gesellschaft. Am Liebsten wäre er nun sofort zu Shy Boy gegangen. Es täte ihm sicherlich gut, sich bei einem flotten Ritt den Wind um die Ohren blasen zu lassen. Sein Vater bestand jedoch auf seiner Anwesenheit beim Essen und Joe einfach stehen zu lassen, war jetzt auch keine Option. Vielleicht kommt sie ja doch noch zu mir. Es war nur ein Funken der Hoffnung, der Matt dazu veranlasste, aus dem Fenster auf die Mainstreet hinaus zu sehen.
Holly und Luka (andere im Raum, der Reverend eröffnet das Büffet, dann Holly und Luka etwas näher beim Buffet, Luka dann bei der Tür zur Bar)
Luka schmunzelte leicht, als die junge Dame schon wieder errötete. Irgendwie fand er das sehr anziehend an ihr, auch wenn er sich fragte, warum er dieses Verhalten bei der jungen Frau auslöste. Er wusste ja nichts von ihr und ihrer Angst vor Männern. Er wollte allerdings auch gar nicht so aufdringlich schauen und hatte dann selbst leicht verlegen den Blick gesenkt. Aber sie hatte ihm vorher dennoch ein so liebes Lächeln geschenkt, das ihn einfach freute.
Holly drehte sich dann um und erst glaubte Luka, dass dieses eher unfreiwillige Zusammentreffen nun schon beendet sei, aber dem war nicht so. Die junge Frau schaute sich um und dann war da auch der Reverend, der am Buffet eine Ansprache hielt und somit den Empfang offiziell eröffnete. Doch die junge Dame schaute nun wieder zu Luka und erklärte sich. Ah, sie arbeitete also hier und dann war ja vielleicht ihre Mutter die Besitzerin des Gästehaus? Er hielt sie also von der Arbeit ab. Wie schade, dachte er sich im Stillen, aber Arbeit ging vor.
Aber als sie ihn dann einlud, sie zum Büffet zu begleiten, war wieder ein kleines fast verzücktes Lächeln auf Lukas Lippen zu erkennen, aber auch nur leicht. Innerlich aber freute es ihn. Aber bedienen? Sie sollte ihn doch nicht bedienen. Allerdings wurde es wohl langsam schon voll vor dem Buffet, dennoch sprach Luka freundlich: »Ich gerrrne Sie begleiten. Aberrr ich nicht wollen, Sie abhalten von Arrrrbeit.« Allerdings hatte sie ihn dann fragend angeschaut, war schon auf dem Weg zum Buffet und Luka nickte und folgte ihr einfach. Er fühlte sich nun einmal wohl in ihrer Nähe. Das war ihm lange nicht passiert bei einer Frau. Aber da er hier eh kaum wen kannte, außer Megan etwas besser und den Pianospieler, wusste er eh gerade nicht, mit wem er sich unterhalten sollte. Außerdem hätte er gerne noch etwas Zeit mit der Frau verbracht, aber er war auch viel zu bescheiden, so etwas auszusprechen, zu Mal sie hier ja arbeitete. Aber er folgte ihr, hatte dann aber auch Mr. Tanner erkannt, welchem er kurz still zum Gruss zu nickte, falls er gerade hersah. Auch bemerkte er nun weitere Gäste, die er wohl schon in der Kirche gesehen hatte und zwei junge Burschen, die aus einem Nebenraum kamen.
Sich nun aber aufs Buffet stürzen wollte sich Luka auch nicht, das war nicht seine Art. Schliesslich war er noch sehr neu hier und andere lebten hier vielleicht schon ihr Leben lang. »Ich dann doch bleiben lieber ein wenig zurrrück ...« hatte er Holly dann leiser zugeflüstert und blieb schliesslich einfach am Eingang der Bar stehen, wo er nun den jungen Matt erkannte. Auch hier nickte Luka freundlich, blickte dann aber irgendwie rasch wieder Holly nach. Diese aber wollte er wirklich nicht bei der Arbeit stören. Dennoch war das Buffet nun zum greifen nah. Aber da schob sich auch schon der Sheriff mit seiner Begleitung an ihm vorbei, direkt zum Buffet und er sah Holly, dessen Namen er leider noch nicht kannte, fast etwas traurig, aber mit einem auffordernden Lächeln an, sie solle ruhig ihrer Arbeit nachgehen.
Das nun jemand den Raum verlassen hatte, bemerkte Luka eh nicht, denn es kamen und gingen Menschen, so wie vorhin auch dieser Mann, der sich etwas umständlich und im Fellmantel durch die Menge gebahnt hatte und sich ständig bei jedem entschuldigt hatte. Fast glaubte Luka den Mann zu kennen, wusste aber nicht woher und er erinnerte sich auch nicht daran, dass er ihn mal auf einem Plakat in NY gesehen hatte.Der Reverend hatte dann auch noch den neuen Arzt vorgestellt und mit leicht wehmütigen Blick musste er an Dr. Caitlin Leigh denken, die ihm fast eine gute Freundin geworden war, aber leider dann den Ort verlassen hatte. Das der Reverend bei Hollys Stolpern erst hatte helfen wollen, hatte Luka nicht bemerkt gehabt, da er ja selber damit beschäftigt gewesen war, Holly aufzufangen. Und es war seltsam, aber so peinlich es dieser jungen Frau auch gewesen war, er war froh über ihr Stolpern. Warum, wusste er noch nicht wirklich.
Molly mit Martha, dann bei Francis am Büffet ( Terry mit Adrian und Kate in der Nähe, John und Emily gesellen sich zu Francis, Matt kommt hinzu mit Joe)
Martha wusste nicht so recht zu sagen, ob sie erleichtert darüber war, endlich im Warmen des Gästehauses angekommen zu sein. Denn ihre Schmerzen waren inzwischen nur noch schwer zu ertragen und sie sehnte sich nach Ruhe und Einsamkeit. Ihr Bett wäre nicht zu verachten gewesen und Schlaf. Süsser Schlaf, der die Schmerzen für eine kleine Weile vertrieben hätte. Obwohl ihr schon der Fußmarsch durch den Ort wie eine halbe qualvolle Ewigkeit erschienen war, kam ihr die Ruhe, die Wärme gleichwohl schlimmer vor, denn nun pumpte ihr das Blut durch die lange Bewegung schmerzhaft durch den Körper. Ihre Hände brannten wieder und ihre Kehrseite war eine glühendheiße, pochende Einheit, die ihr schon auf dem Weg hier her das ein oder andre Mal die Tränen in die Augen getrieben hatte. Sie war dankbar gewesen, dass ihre Mutter kein Gespräch gesucht hatte und sie beide wohl in Gedanken versunken den Weg zurückgelegt hatten. Die gut besuchte Lobby und das ständige Stimmengewirr um sie herum machte Martha überdeutlich, dass sie sich hier kaum würde verstecken können. Und schon gar nicht würde sie hier so etwas wie Ruhe finden. All die Freunde und Bekannten ihrer Eltern würden sich zu einem Plausch einfinden und sie würde gezwungen sein freundlich zu lächeln, artig zu antworten und je nach dem wer sich zu ihnen gesellte auch höflich Grüßen müssen. Und das obwohl ihr zum Heulen zu Mute war. Sie hatte zwar die Gewissheit, dass ihre Mutter nicht gleich und sofort ihrem Pa davon berichten würde, welch furchtbares Theater Martha wieder veranstaltet hatte, aber Pa würde nachfragen und ihre Mutter war nicht unbedingt als Lügnerin bekannt. Entsprechend fürchtete sich Martha vor der Begegnung und nutzte den Moment an der Rezeption langsamer als tatsächlich nötig gewesen wäre, sich aus Mantel, Haube und Schal zu pellen. Es wäre auch kaum schneller gegangen. Für Sophie hatte sie nur kurz ein schüchternes Lächeln übrig gehabt und Cassidy nicht weiter beachtet. Sie wusste zwar, dass es die Tochter des Sheriffs war, aber es hatte noch nie Berührungspunkte zwischen ihnen gegeben. Meist war es Clayton der bei ihnen eingekauft hatte und Cassidy schien den inzwischen geschlossenen General Store bevorzugt zu haben. Dem Nähkreis blieb sie fern und ihre Mutter hatte auch sonst kein gutes Haar an dem Mädchen gelassen, um Martha je an eine Annäherung denken zu lassen. Wahrscheinlich würde solch eine Freundschaft zu Hause nicht gerne gesehen.
Mit wenig Enthusiasmus nickte Martha, als ihre Mutter bestimmte, dass man nun im Speiseraum nach dem Rest der Familie suchen wollte. Sie hatte ja keine andere Wahl und das erhoffte Mauseloch ließ sich nicht finden, um darin zu verschwinden. Es waren ungelenke Schritte, die sie machte, kleine dazu und war froh, dass sie im Speiseraum durch die vielen anwesenden Menschen kaum vorankamen. So fiel es wohl nicht weiter auf, dass sie sich seltsam bewegte und war darauf konzentriert ihre Mutter in dem Gedränge nicht zu verlieren. Zum Schutz hob sie ihre bandagierten Hände etwas hoch, damit sie nicht in Versuchung geriet eine Person, die ihr im Weg stand damit sachte zu berühren, um sich Platz zu verschaffen.
Martha wollte gar nicht sehen wer alles schon da war und wollte genauso wenig gesehen werden. Entsprechend gesenkt hielt sie ihren Blick und sah nicht nach links und rechts. Ihr fiel weder die Indianerin auf, noch der ständig betrunkene Pianospieler mit seiner Hure, auch nicht die anständigen Bürger der Stadt oder die wenigen ihr bekannten Gesichter. Nicht einmal den Reverend bemerkte sie, an dem sie vorbei musste und ihr ein Lächeln schenkte. Allerdings schöpfte sie ein wenig Hoffnung hier auf Ava zu treffen, aber ob sie mit ihr mehr als nur ein paar höfliche Worte würde austauschen dürfen, bezweifelte sie gemessen an der Verstimmung ihrer Eltern und der heute selten ihr gegenüber gezeigten Strenge ihres Vaters. Sie schluckte schwer, als ihre Mutter langsamer wurde und Martha annahm sie hatten die Familie gefunden. Schüchtern hob sie ihren Blick und sah den Rücken ihres Vaters, der sich scheinbar das Büffet genauer betrachtete. Von Matt und Ben war jedoch nichts zu sehen, was Martha doch erstaunte. Hatte Matt nicht einen der wenigen Tische reservieren sollen und Ben, der hatte sich doch sonst nach Züchtigungen tadellos zu benehmen, da tollte der doch kaum mit Jeremiah umher? Martha blieb im Hintergrund, als ihre Mutter den Kartoffelsalat zu den zahlreichen Schüsseln stellte und sich dann ihrem Mann gegenüber bemerkbar machte. Sie senkte jedoch rasch den Blick, als sie ein musternder Blick ihres Vaters kurz traf, ehe dieser mit einem erfreuten Lächeln zu seiner Frau aufsah. Francis, der inzwischen tatsächlich ein schmerzhaftes Knurren im Magen vernommen hatte, freute sich sichtlich, dass er familiäre Gesellschaft erhielt.
"Hunger ist kein Ausdruck, Molly," sagte er gespielt gequält und blickte hinüber zu Reverend Stevenson, der sich in einer Unterhaltung mit einem eleganten Herren befand. "Und ich will es hoffen, eilig hat es der Herr Reverend nicht gerade," er hätte Molly gerne zum Gruß geküsst, oder ihr anders gezeigt, dass er froh über ihr Kommen war. Doch in der Öffentlichkeit war das undenkbar und Francis überlegte, ob es nach dem anstrengenden Vormittag nicht zur Abwechslung einmal wieder Zeit wurde, die Stille ihres Schlafzimmers am Abend für mehr als den üblichen Stadttratsch und den Sorgen mit den Kindern auszunutzen. Verdient hätten sie es sich beide. Sein Blick fiel noch einmal auf Martha und er seufzte leise. "Ich hoffe Martha hat es dir nicht allzu schwer gemacht? Ich musste leider bei Ben ein wenig härter durchgreifen," gestand er und sah zur Tür, auf der Suche nach seinem Jüngsten, der doch etwas auffällig lange wegblieb. "Du hast nicht zufällig Ben draußen gesehen? Er wollte nur kurz auf die Toilette, aber braucht dafür gefühlt ewig. Ich habe ihm sicher keinen Aufenthalt im Schnee genehmigt. Und frag mich erst nicht nach Matt. Als ich eben ankam, war von ihm keine Spur zu sehen. Auch nicht von diesem Mister Leery," Francis hatte seine Stimme gesenkt, denn im selben Moment ergriff Stevenson das Wort und bat um Aufmerksamkeit. Mit schlichten Worten eröffnete er das Büffet und stellte zu ihrer aller Erstaunen den Mann neben sich als neuen Arzt vor. Na das war eine Überraschung. Eine sehr angenehme. Endlich bekam die Stadt wieder einen Mann als Arzt und es blieb Francis der lange Weg nach St. Johns erspart. Er strahlte direkt über diese Neuigkeit und war innerlich ein wenig aufgeregt. Am liebsten wäre er gleich zu Dr. Smith getreten und hätte ihm im Namen des Stadtrates und des Ältestenrates die Hand geschüttelt, aber da Sheriff Clayton seinen Platz neben dem Büffet aufgab um näher zu kommen, zwar mit der Absicht sich das Essen herauszusuchen, ergab sich für ihn eine gute Gelegenheit wegen Matt mit ihm zu sprechen. Gerade wollte er sich Molly kurz zuwenden, um ihr deswegen Bescheid zu geben, als sein Blick auf Matt fiel, der mit Mister Leery aus der Bar auftauchte und sofort seine Familie entdeckte. Da steckte der Bengel also. Wehe er hatte getrunken...die Laune von Francis stand in Bezug auf seine Kinder heute sowieso auf Sturm und er war nicht geneigt es Matt durchgehen zu lassen sich bei einem Drink zu amüsieren, obwohl er klare Anweisungen gehabt hatte. Aber in Anbetracht der knapp bemessenen Sitzgelegenheiten war es wohl zu vermessen anzunehmen dass Matt die Chance auf einen Tisch gehabt hatte. Deswegen erwähnte es Francis auch erst gar nicht, als Matt zu ihnen trat. Dummerweise konnte er nun nicht mehr John ansprechen.
Nur schwer versöhnlich betrachtete Francis seinen Sohn, der behauptete sich um die Getränke gekümmert zu haben. Knapp nickte Francis Mister Leery zu und sah wieder zu Matt. "Das war.. umsichtig von dir," merkte er nicht gerade unwillig an.
Jethro, Kleine Krähe und Witashnah, Jesse und Megan kehren zurück
Der Speisesaal füllte sich jetzt langsam merklich. Die McKays kamen herein und tummelten sich, mit Ausnahme von Matthew, am Buffet, Der grosse Kerl, mit der kleinen, leicht untersetzten Frau an seiner Seite, der in der Kirche so inbrünstig wie falsch gesungen hatte. Der Adrette Herr mit dem Kinnbart und, so wie Megan annahm, dessen Familie, ein weiterer Fremder, mit dichten Augenbrauen und einem ernsten Gesicht. Holly stand bei Luka und Megan musste leicht schmunzeln. Wenn die Blonde einen sanften Kerl haben wollte, wie Jesse, dann wäre Luka eine wahrlich gute Alternative für die ehemalige Kollegin. Es wäre wirklich schön wenn sich da was entwickeln würde, wie Megan fand und hakte sich bei Jesse unter. Einerseits um sich seiner Nähe bewusster zu werden und wohl auch als kleines Zeichen des Besitzanspruches. Der Reverend war auch mittlerweile da und mischte sich unter seine neue Gemeinde. Jetzt sollte sich bald einrichten lassen, mit dem Mann ein wenig über die bevorstehende Hochzeit zu reden und dann Jesse zu erlösen, sich mit ihm wieder in lauschige Zweisamkeit zurückzuziehen.
Die Frau von Mr Hayway, kümmerte sich weiterhin um ihren Sohn, wenn auch wesentlich weniger als eine Weisse das wohl getan hätte. Eine ganz andere Menge von Stolz und Selbstbewusstsein, das aus der Frau und auch dem Sohn sprach. Das Gespräch der beiden Frauen schien, zumindest fürs erste, zu einem Ende gekommen zu sein. Schade eigentlich, aber Megan verstand, wenn die Laktota sich im Moment lieber bei ihrer Familie aufhielt und bei denen Trost suchte, statt bei einer praktisch fremden Frau, die sie wohl auch nichtmal richtig einschätzen konnte. Zufrieden mit sich und der Welt, liess Megan den Blick über die Gemeinde gleiten, betrachtete die Anwesenden bei ihrem Treiben und ihren Gesprächen, hielt sich an Jesse fest. Auch ihr Grosser brauchte derzeit ein wenig Zuspruch und das Gefühl nicht alleine zu sein. Sie standen beide unter redlichem Druck und das würde vermutlich noch eine ganze Weile so anhalten.
Sie wollte weder die Hayways Unterbrechen, noch Jesse, der mit dem Sohn sprach, also stand sie erstmal einfach nur im Raum, genoss es hier zu sein und nicht hinaus geworfen zu werden und zumindest heute, für einen kurzen Moment, Teil dieser Gemeinde zu sein.
Martin alleine, andere Gäste anwesend (Der Reverend eröffnet das Buffet)
Martin guckte sich weiter um, aber selbst bei so vielen Menschen verlor er den Überblick. Das der Empfang für den Reverend so groß war, hatte Martin nicht gerechnet. Er fühlte sich ein wenig fremd, aber wenn er sich hier einlebte und die Menschen ein wenig kannte dann wäre das Gefühl nicht mehr da. Er hoffte, das er auch hier in Camden Village eine Arbeit bekam. Den Sheriff direkt auf eine Stelle als Deputy anzusprechen wollte er nicht, vielleicht nach einigen Wochen oder Monate aber nicht früher.
Martin sah zufällig noch wie eine Frau auf Luka zu stolperte, er fand es ein wenig witzig und musste grinsen. Bei Luka lagen wohl die Frauen zu den Füßen. Der Reverend legte dann Wort ein und stellte den gut gekleideten Herren als Dr. Smith vor und hieß ihn und seine Familie willkommen. Also war dieser Herr ein Arzt und ebenso neu wie der Reverend, für dem der Empfang war und Martin selbst. Das Buffet erklärte er für eröffnet und kaum als er das sagte stürzten sich einige Gäste aufs Essen. Da schienen also einige es wohl kaum abgewartet zu haben. Martin hatte keinen großen Hunger aber trotzdem wollte Martin einen Blick darauf riskieren. Er grüßte Luka noch zurück sah noch einen Mann, der an Luka vorbei ging. Dann aber trat er auch ans Buffet und begutachtete die Speisen.
Vielleicht nehme ich doch etwas, es wäre doch eine Schande.
Das kleine, ja man konnte es schon als Debakel bezeichnen, das sich an der Rezeption abgespielt hatte, lag nun dankenswerterweise hinter ihnen. Abigail hatte wirklich mit sich ringen müssen, ob sie nun helfen eingriff und damit deutlich machte das Ben alleine nicht einmal in der Lage war, ein paar Jacken an der Rezeption abzugeben, oder ob sie daneben stand und zusah, unbeteiligt soweit es ging. Die kleine Töpferin hatte sich für letzteres entschieden und schlussendlich, nur ein paar peinliche Augenblicke später, war das Dilema ja auch überstand. Nun betraten sie beide den Speisesaal. Abby liess das Auge über das Dekor und die angerichteten Speisen gleiten, schenkte den Hayways einen kurzen Blick, der allerdings in einer kritisch erhobenen Augenbraue endete und liess den Blick weiter wandern. Der Reverend war ganz offensichtlich eine sehr nachlässige Seele, wenn es um solche kleinen Sittsamkeiten wie Rothäute in den Häusern der Weissen ging. Nun, wenigstens hatte er es sich verkniffen die Nigger hereinzulassen und die Rothaut war gewiss nur durchgeschlüpft, weil sie in Begleitung eines Weissen war. Mit einem seichten Kopfschütteln der Empörung schritt sie an der Gruppe vorbei, inklusive des Mannes, der gerade mit dem Kind sprach und der Blonden in deren Begleitung. Beide sahen nicht so aus, als empfänden sie die Anwesenheit der Rotaut als ungewöhnlich oder gar störend. Seltsame Menschen.
Mit Ben am Arm, oder besser umgekehrt, steuerte die kleine Töpferin auf das Buffet zu. Weniger um sich auf Kosten des Kirchenmannes durchzufüttern, sondern vielmehr weil eben dort am Buffet die meisten Menschen vorbeikommen würde, früher oder später zumindest und das machte das Buffet zum idealen Platz um eben diese Menschen zu treffen, kennen zu lernen und ins Gespräch zu kommen. Prüfend glitt Abigails Blick über das Essen. Wohlwollend nahm sie den Duft auf, das aussehen der Speisen und auch die Art, wie diese hier dargestellt und dargereicht wurden überflog die kleine Töpferin. Nicht zuletzt natürlich auch die Schüsseln in denen sich die Speisen befanden. "Sieht lecker aus." stellte sie kurz zu Ben hoch fest. "Hast dich gut geschlagen da draussen Ben." lobte sie den grossen Kerl und tätschelte ihm leicht den Unterarm.
Erin entging keines wegs Randalls schiefes Lächeln oder die Art, mit der er ihr wieder einmal zunächst keine Antwort gab, sondern nur für die Kinder Augen hatte. Damit verlieh er ihren Worten vor den Kindern ein ganz anderes Gewicht, als es Erin lieb gewesen wäre, und stellte sie aufdringlich als die Böse da, die dafür sorgte den Kindern den Spaß zu nehmen. Randall war also doch noch immer der gleiche alte Schufft, nur das sein Charme nicht mehr auf sie wirkte und sie ihm diesen Schachzug nicht so einfach verzieh, oder auf sich beruhen lassen wollte. Sie fand es jedoch beruhigend, dass Clara wohl kaum noch Ohren für die Unterhaltung am Tisch hatte und ganz verliebt ihre neue Puppe anstrahlte. Nur Eli ruhte mitten in der Bewegung und sah sie für einen Moment mit einem unheilvollen Zug um die Mundwinkel herum an. Ihr Lächeln geriet schräg, als sie ihm versuchte zu signalisieren, dass es schon in Ordnung war, dass er mit den Zinnsoldaten seinen Spaß hatte, aber der von Randall angerichtete Schaden war nicht umkehrbar. Elis Blick sagte deutlich aus, dass er sie genau dafür hielt, was sie schon selbst befürchtet hatte - für die Spielverderberin.
Sie seufzte leise, als Randall endlich ein paar Worte fand, aber wie erwartet nicht erwachsen auf ihre leise Kritik reagierte. "Wenn du meinst...," gab sie viel friedlicher zurück, als sie sich fühlte. Aber den Kindern zu liebe wollte sie still und ruhig bleiben. Sie empfand es fast als Erleichterung, dass Randall sich erneut für einen Augenblick empfahl, weil die Natur rief und nickte nur, als dieser auch schon aufstand und sich einen Weg durch die Menge bahnte. Eli und Clara hatten nur flüchtig ihrem Vater nachgesehen und rasch wieder ihrem Spielzeug die Aufmerksamkeit geschenkt. "Ihr bedankt euch aber später noch bei eurem Vater, hört ihr," unternahm Erin einen weniger enthusiastischen Versuch ihre Kinder an ihre gute Kinderstube zu erinnern. "Es ist nicht selbstverständlich, dass ihr einfach so solch kostspielige Sachen bekommt," woher nur das Geld hatte? "Habt ihr gehört?" Gemurmelte Zustimmungen von beiden Kindern wollte Erin fürs erste akzeptieren und mit einem kleinen Lächeln, denn auch sie freute sich natürlich darüber, dass den Kindern etwas Glück vergönnt war, lehnte sie sich auf ihrem Stuhl ein wenig zurück und suchte mit den Augen nach Terry. Vielleicht ergab sich ja doch noch ein Moment, bevor Randall wieder zurückkehrte.
Rebeccah und Nicholas kommen dazu viele andere Camdener anwesend
Sie hatten sich beeilt die paar Schritte zum Gästehaus zu gehen und traten nu in einen recht vollen Saal. Hier war es deutlich eger und man musste sich vorsichtig aneinander vorbeischieben. Der Reverend hatte offenbar schon das Buffet eröffnet. "Schnell, Rebeccah, stell den Kuchen mit hin." wisperte er Rebeccah zu und lächelte höflich in alle Richtungen.
Jethro, Kleine Krähe und Witashnah, Jesse und Megan
Jesse genoss seinen zweiten Whisky. Er merkte, dass der Alkohol seltsam schneller bei ihm etwas bewirkte, als früher, aber er hatte ja auch fast eine ganze Woche nichts getrunken. Dafür aber zitterten seine Hände immer mal wieder leicht, auch wenn er es geschickt zu verbergen versuchte. Aber er spürte angenehm, wie das bernsteinfarbene und scharfe Zeug seine Kehle runter rann, während er Mr. Hayway einfach nur zunickte, als dieser gemeint hatte, das es schon ok war und ein Mann eben manchmal tun musste, was er muss. Warum der Mann allerdings ausgerechnet Jesse und Megan leicht angespannt anschaute, war Jesse ein Rätsel. Oder wollten sie unter sich sein? Ganz ohne Hintergedanken hätte er sich gerne mit der Familie unterhalten. Nicht, weil alle hier Außenseiter waren, oder unbewusst vielleicht doch? Aber so brummelig, wie Mr. Hayway wirkte, gehörte seine Art wohl einfach zu seinem Naturell. Jesse kannte das manchmal von sich. Und ihm selber war gerade auch nicht nach Small Talk. Eigentlich überhaupt nicht nach diesem Empfang.
Dennoch wollte er gerade den indianischen Gästen hier zeigen, das nicht alle Weissen so feindselig waren. Und hey, die Frau war eine Lakota, wie Jesses verstorbene Frau. Er sah es auch einfach als Ablenkung und Versuch, mal wieder ein wenig Lakota zu sprechen. Mehr nicht. Aber als er den Jungen angesprochen hatte, schaute dieser unsicher seinen Vater an, wenn es denn überhaupt sein Vater war. Aber so neugierig wäre Jesse nicht einmal gewesen, wenn er gut drauf gewesen wäre. Der Junge antwortete dann in englisch und Jesse nickte einfach nur und murmelte so etwas wie: »Verstehe ...« Ein wirklich stolzer Junge und deshalb liess es Jesse dann auch dabei. Denn auch wenn Jesse heute nicht sonderlich anfällig war für die Feinheiten im Gesicht eines Menschen, so glaubte er da einen traurigen Ausdruck auf dem Antlitz des Jungen zu sehen und er stellte sich dann leicht so, als würde er doch etwas Schutz brauchen und Mr. Hayway legte dann dem jungen befasst beschützend eine Hand auf dessen Schulter und sprach dann etwas aus, was Jesse nun nicht erwartet hatte. Ja, das konnte sich Jesse beinahe bildlich vorstellen. Durch den Whisky wurde er inzwischen tatsächlich etwas ruhiger, auch wenn er irgendwie immer noch angespannt aussah und noch längst nicht gesund. »Ich verstehe ...« kam es erneut über Jesses Lippen, aber mit einer Spur mehr Verständnis, denn ja, Jesse wusste was es alles gab. Aber er wollte nun nicht weiter nachfragen. Die junge Frau allerdings war mehr als schweigsam aber Jesse akzeptierte dies. Allerdings legte nun auch sie ihre Hand auf die Schulter ihres Jungen. Es war irgendwie eine schöne Szene. Und für den nächsten Moment wurde sich Jesse klar, dass er hoffentlich auch bald Vater wurde. Für einen Moment lang war er sogar von einem kurzen heftigen Glücksgefühl übermannt, dass er den Drang hatte, es in alle Welt hinaus zuschreien. Aber es war nur ein kurzer Augenblick und dann war da wieder die Sorge, was Horatio noch alles anstellen würde.
Tja, irgendwie stand das Gespräch hier nicht unter den besten Sternen und inzwischen füllte sich der Speisesaal. Kurz erblickte Jesse den Geiger, der aber auch schon wieder mit wem anderen ging, diesem Anwalt. Andere kamen und gingen. Und wirklich Sinn hatte Jesse eh gerade nicht wirklich, was um ihn herum geschah. Zu viele Gedanken machten ihm einen Strich durch die Rechnung.
Schliesslich kam auch der Reverend und eröffnete das Buffet und stellte den neuen Arzt vor. Aber alles bekam Jesse eher am Rande mit, noch immer dachte er an Horatio und an das Gespräch mit dem Sheriff. Luka und Holly nahm er noch gar nicht war, so wie auch nicht Matt, der schliesslich aus der Bar kam.
Erst als Megan sich auf einmal bei ihm einhakte, wirkte es fast so, als würde wieder mehr Leben in den Mann aus Montana kommen. Es war vielleicht ähnlich wie die Hand der Erwachsenen und seiner Mutter bei dem Jungen Jacob. Vorgestellt hatte man sich ja schon in der Kirche. Jesse jedenfalls tat Megans körperliche Nähe sehr gut. Er leerte seinen Whisky und stellte das Glas auf eine Abseite. Und die Hayway, so glaubte Jesse, wollten vielleicht doch erst einmal unter sich sein und waren eben nicht sonderlich gesprächig. Wie eigentlich Jesse auch nicht. Er konnte sich einfach nicht entspannen und diesen Empfang nicht wirklich geniessen. Denn immer wieder wurden nicht nur den Hayways, sondern auch Megan und ihm kritische und empörte Blicke zugeworfen. Und wenn Jesse etwas hasste, war es diese eigentlich versteckte Missachtung. Hätte wer etwas öffentlich gesagt, hätte Jesse längst sein Wort ergriffen, aber so musste er sich halt zusammenreissen.
Einige strömten nun zum Buffet. Jesse aber hatte keinen Hunger, was sehr ungewöhnlich war. Jesse aß gerne und viel. Aber auch nun wollte er nicht zu den ersten gehören. Aber er hoffte, dass er bald mit dem Reverend sprechen würde können. Aber irgendwie sah es danach aus, dass das noch länger dauern könnte. Warum war Mr. Marlowe wohl nur schon wieder weg. Den kannte er und Megan auch und gerne hätte er mit ihm gesprochen. Matt war dann mit seiner Familie beschäftigt, also schaute er da nicht weiter hin, um den Jungen nicht in Bedrängnis zu bringen, aber manchmal verspürte Jesse schon, dem Vater mal eine ordentliche Tracht Prügel zu verabreichen. Natürlich würde es Jesse niemals machen ...
Und so merkte er, dass er eigentlich erst einmal nur froh war über Megan an seiner Seite. Sie hatte sich bei ihm ganz sittlich eingehakt und es freute ihn irgendwie und erfüllte ihn mit Stolz, auch wenn viele nur von ihr dachten, dass sie eine Hure war. Für Jesse war sie seine Frau an seiner Seite. Für einen Moment allerdings dachte er wieder an Holly und Zweifel kamen ihm auf. Nicht an Megan, aber er wollte Holly nicht noch mehr wehtun. Dennoch löste er sich nicht von Megan. Da musste er nun durch. Er hatte schon ganz anderes in seinem Leben erlebt. Aber ja, mit Holly würde er auch noch sprechen müssen. Aber diese schien gerade beschäftigt. Das mit Luka hatte er gar nicht wirklich mitbekommen. Das war vielleicht auch gut so. denn natürlich besaß Jesse trotz seiner eigenen Probleme einen ausgesprochenen Beschützerinstinkt.
Und so wandte er sich mit einem seichten Lächeln an die Hayway, die er nun nicht weiter stören wollte: »Das Büffet ist eröffnet. Bitte entschuldigen Sie uns. Vielleicht spricht man sich ja noch später, wenn Sie mögen.« Mehr wollte Jesse nicht sagen und mehr als offen und freundlich ihnen gegenüber war er dann nun auch nicht in der Lage. Sie hatten ihre Probleme und er seine. Wenn sie nicht wollten, war es auch ok. Aber sagen tat er es dann doch, um zu signalisieren, dass er es ehrlich meinte, sich aber nicht aufdrängen wollte.
Natürlich liess er allen noch den Moment zu reagieren. Danach aber würde er sich mit Megan einfach ein wenig an den Rand des Raumes bewegen. denn nun sah er auf einmal auch Mr, Firth den Raum betreten mit seiner Ziehtochter. Ein weiterer Kandidat, den man kannte und mit dem er eh auch noch sprechen wollte. Ja musste.
Aber als nächstes, nachdem er sich mit Megan für den Moment alleine wägte, beugte er sich zu ihr hinunter und flüsterte: »Ich liebe dich mein Schatz und bin froh, dass du da bist.« Und ja, er wollte sich eigentlich mit gar niemanden unterhalten. Am liebsten hätte er Megan nun einfach geküsst, ihre weichen Lippen gespürt. Stattdessen legte er aber immerhin seine Hand auf die ihre, die auf seinem Unterarm ruhte. Er war so froh, dass sie an seiner Seite war.
(ooc: @Hayways: Zwar sind Megan und Jesse im Begriff, sich wegzuposten, aber wir schreiben erst nach einer Antwort weiter. Megan führe ich dann mit, da sie ja leider nun im Urlaub sein wird. Also nicht leider, ich gönne es dir *küsschen* Daher frage ich auch Megan nix mehr in meinem Post.)
Jethro, Kleine Krähe und Witashnah mit Jesse und Megan (Stevenson, Smith)
Kleine Krähe lächelte sachte, als auf seine Worte hin, seine Mutter und Jethro eine Hand auf seine Schultern legten. Das war ihm mehr Lob für seine Haltung, als jedes Wort. Er wusste einfach, dass sie auf ihn stolz war und wohl darüber hinwegsah, dass er lieber die Sprache der Weißen benutzt hatte, als die ihre, um Jethro wiederum stolz zu machen. Er hatte also den oft zu wagenden Drahtseilakt zwischen Jethro und seiner Mutter erneut hinbekommen. Der Mann, Mr. Harding, wenn er sich an den Namen richtig erinnerte, zeigte auf jeden Fall auch keine Enttäuschung darüber, dass er seine Mühe nicht richtig zu würdigen schien, weil er ihm auf Englisch geantwortet hatte. Und auch mit seiner Antwort gab er sich zufrieden und bohrte nicht weiter nach. Kleine Krähe atmete erleichtert durch, während sich die Erwachsenen weiter unterhielten. Immer mehr Menschen kamen jetzt in den Speisesaal, kaum dass der neue Reverend den Raum betreten hatte. Kleine Krähe wurde sich dabei der zahlreichen Blicke immer deutlicher bewusst, die seine Mutter und ihn trafen. Und nicht alle wahren neutral oder wohlgesonnen. Er reckte sich ein bisschen, nachdem der Reverend an ihnen vorbei gegangen war und suchte nach dessen Sohn Jeremiah. Der Junge ging seit Dienstag mit zur Schule und hatte bereits in kürzester Zeit bewiesen, dass er zu allerhand Schabernack aufgelegt war. Zu seinem Glück unterrichtete der alte Reverend nicht mehr, denn der hätte Jeremiah bestimmt nicht einmal ein Viertel seines 'schlechten' Benehmens durchgehen lassen. Kleine Krähe hielt den anderen Jungen, den er leider nicht entdecken konnte, für ziemlich amüsant und lustig. Aber auch für mutig, weil er sich von niemanden einschüchtern ließ, nur weil er hin und wieder vor der Klasse ins Stottern geriet. Dafür war er ein herrlicher Klassenclown und verbrachte den überwiegenden Teil des Unterrichts in der Ecke, auf der Mädchenseite oder auf dem Büßerstuhl. Aber das hielt den anderen nie ab, den Unterricht trotzdem 'aufzulockern' wie es Jeremiah selbst nannte. Zudem hatte Jeremiah bereits zweimal versucht gegen jeden Spott der anderen mit Kleiner Krähe ins Gespräch zu kommen. Er hatte sichtlich großes Interesse an den Indianern und hatte Kleine Krähe mit allerlei Fragen gelöchert. Kleine Krähe hatte beschämt erkennen müssen, dass er recht wenig über sein Volk wusste, das er selbst nur schwer als 'sein' Volk erkennen konnte. So hatte er auch hin und wieder ein bisschen etwas erfunden, um Jeremiah nicht zu zeigen, dass er selbst nicht viel mehr wusste, als der andere Junge. Erst gestern, als sie wegen Jerry an einem Samstag Unterricht nachholen mussten, hatte er dem Jungen gegenüber behauptet, er wüsste einen Weg hinein ins Indianerreservat. Das war ihm sehr tollkühn erschienen, aber er hatte ja auch nicht wissen können, dass Jeremiah sofort Feuer und Flamme dafür war und vorschlug, Kleine Krähe sollte ihn dorthin einmal führen, wenn das Wetter besser sei. Jetzt war es an Kleiner Krähe zu hoffen, dass der Schneefall noch lange anhielt und die Kälte sie alle noch nicht so schnell wieder aus ihrem eisigen Griff entließ.
Jethro klopfte leicht Jacobs Schulter, während er unbewusst Witashnah für ihre eigene liebevolle Geste für den Jungen ein kurzes Lächeln schenkte und sich dann wieder an Mr. Harding wandte, auf dessen eher einsilbige Antwort Jethro nur nickte. Zum Glück bat der Reverend gerade alle um Aufmerksamkeit und enthob sie der Pflicht des Small Talks. Er eröffnete endlich das Büffet und stellte den eleganten Mann an seiner Seite, der heute Morgen mit seiner Familie viel zu spät zum Gottesdienst gekommen war als den neuen Arzt vor. Jethro hatte von dieser Frau gehört, die sich hier am Ort als Ärztin versucht hatte und dann doch wieder nach New York abgereist war. Ihm war es einerlei wer hier die Leute heilte, Hauptsache es gab überhaupt jemand, der Leben retten konnte wenn nötig. Wobei Jethro nicht wirklich großes Vertrauen in die Mediziner besaß. In seinen Augen hatten sie seine Mutter einst schlecht beraten und behandelt, am Ende war sie doch viel zu früh gestorben und hatte sie mit dem ungeliebten Stiefvater alleine gelassen. Aber er prägte sich dennoch den Namen des Mannes ein sowie sein Gesicht. Es war nie verkehrt zu wissen, woher man Hilfe bekam, wenn man sie brauchte.
Als der Reverend geendet hatte, empfahlen sich Mr. Harding und Miss Foster, um wie so viele andere auch sich an das Büffet zu begeben. "Sicher, gerne," antwortete Jethro gewohnt knapp aber keineswegs unfreundlich, kaute eher verlegen auf der Zigarillo und tippte sich zum Abschiedsgruß mit zwei zusammengelegten Fingern gegen die Stirn. "Bis später vielleicht. Miss Foster," höfflich nickt er Hardings Begleiterin zu und wartete kurz einen Moment, bis die beiden sich nicht mehr in Hörweite befanden, ehe er sich an Witashnah wandte. "Du siehst, nicht alle Weißen sind unfreundlich," mit einem Lächeln nickte er Harding und Foster hinter her. "Und jetzt wollen wir etwas essen, bevor ich.. nun arbeiten gehen muss," er warf einen prüfenden Blick auf die Wanduhr des Speiseraumes. Foster würde es überleben, wenn er später kam. Schon halb auf dem Weg zum Büffet blieb er jedoch noch einmal stehen und sah Witashnah prüfend an, als ihm wieder in den Sinn gekommen war, dass er Besserung gelobt hatte und sich Witashnah zu liebe bemühen wollte, auch auf ihre Bedürfnisse einzugehen - sofern er sie selbst für sinnvoll hielt. "Möchtest du überhaupt hier etwas essen?"
Beruhigt, dass Nicholas ihr weder ihre Worte, noch die Verlegenheit und schon gar nicht ihre Empfindungen über Matthew krumm nahm, hatte Rebeccah erleichtert die Küche wieder verlassen können. Die Information, dass Mister Towätsch inzwischen doch zum Saloon gegangen war, hatte Rebeccah ein wenig ins Schwimmen gebracht. War sie vorhin bei der Kirche tatäschlich so stark von Matt abgelenkt gewesen, dass ihr der Aufbruch des Kroaten nicht aufgefallen war? Sie hatte darüber etwas Röte in ihre Wangen zurückkehren gespürt, aber hatte feststellen müssen, dass es auch Nicholas unangenehm war darüber zu reden. Offensichtlich, weil er dabei zugeben hatte müssen, sie glatt vergessen zu haben. Tadelnd hatte sie eine Braue in die Höhe gezogen, aber dann hatte sie doch eher amüsiert darüber gelacht und Nicholas spielerisch davor gewarnt, sie ja nie wieder zu vergessen. Viel gelöster als auf dem Weg zum Haus, waren sie zum Gästehaus zurückgekehrt. In der Rezeption hatte schon niemand mehr gesessen und sie hatten alleine die Mäntel an der Gaderobe abgelegt. Das laute Stimmengewirr aus dem Speiseraum ließ vermuten, dass es dort drinnen hoch herging.
Nicholas und Rebeccah im Speiseraum, dann bei den McKays am Büffet
Es war ein einziges Gedränge, wie Rebeccah feststellen musste, als sie den Raum schließlich betraten. Offensichtlich war das Büffet eröffnet, denn die meisten drängte es dorthin und Rebeccah warf Nicholas einen fragend Blick zu, als er sie bat rasch den Kuchen abzustellen. Sicher wollte er nicht weiter auffallen und als ein Zuspätkommender enttarnt werden, aber wie sollte sich Rebeccah da überall durchschlängeln. Doch Nicholas schob sich schon einen Weg frei und Rebeccah folgte ihm. Ein kleiner Platz war noch ganz hinten zwischen Napfkuchen und Obstkuchen frei und sie rückte den eigenen dazwischen. Natürlich hatte sie sich suchend nach Matthew umgesehen, aber bei den vielen Menschen im Raum war ihr das sehr schwer gefallen. So war sie baff erstaunt, als sie sich wieder aufrichtete um nach Nicholas zu sehen und dabei direkt Mr. und Mrs. McKay neben sich stehen hatte. Und ... Matthew....Wieso es ihr gleich wieder so merkwürdig im Bauch kribbelte und es ihr dazu auch noch die Spraße verschlug wusste sich Rebeccah nicht zu erklären. Sie drehte sich rasch zu Nicholas um und zupfte ihm vorsichtig am Ärmel. "Da sind schon die McKays," raunte sie ihm zu und wirkte genauso hilflos, aber aufgeregt, wie sie sich fühlte.
Molly mit Martha u. Francis am Buffet, (Terry eröffnet, Matt u. Joe und Rebeccah mit Nicholas, zahlreiche Andere in der Nähe)
Ein Lächeln glitt über Mollys Gesicht. Francis freute sich ganz offensichtlich, sie zu sehen und das tat ihr besser, als die kalte Frau es sich eingestehen wollte. "Da wirst Du nicht der Einzige sein." Molly ließ ihren Blick kurz über die Anwesenden gleiten. Einige schienen bereits ungeduldig zu warten. Wahrscheinlich wird das Buffet gestürmt, sobald der Reverend dieses eröffnet hat. "Eilig hat er es vielleicht nicht, aber ich bin sicher, dass er unsere Geduld nicht länger strapaziert, als nötig." Zumindest hoffe ich das. Molly sah sich kurz nach Ben und Matt um, konnte aber weder den Einen noch den Anderen zwischen den Leuten entdecken. "Mach Dir keine Sorgen. Ich bin mit Martha gut zu Recht gekommen." Einen kurzen Blick warf sie auf ihre Tochter, bevor sie sich wieder ihrem Mann zu wandte. Diese würde bestimmt nicht erzählen wollen, wie wehleidig sie war und dass ihr die letzten Hiebe erlassen worden waren. "So, so.. Man sollte doch annehmen, der Junge wisse das inzwischen ein wenig besser." Skeptisch spitzte Molly die Lippen. Kurz erinnerte sie sich an ihr mit Miss Spencer geführtes Gespräch, in dem sie schon angedeutet hatte, dass ihr Jünger in der Entwicklung hinterher zu hinken schien. Wahrhaben wollte sie dies jedoch nicht und bisher hatte sie mit Francis darüber noch nicht gesprochen. Es würde ihm das Herz brechen und ihn an sich selber zweifeln lassen. Leicht war es für sie nicht, aber sie würde doch früher oder später mit ihrem Mann darüber sprechen müssen. Was täten sie ihrem Jungen an, so sie ihn weiterhin für Dummheiten oder Nachlässigkeiten abstraften, auf die dieser keinen Einfluss hatte? Francis' Frage nach Ben ließ sie sich noch einmal nach diesen Beiden umsehen. "Ben braucht doch immer gefühlt viel zu lange. Er wird schon gleich kommen." Der Gedanke an Matt ließ sie innerlich seufzen, denn sie war sicher, dass dieser sich nicht mit Mr. Leery aus dem Staub gemacht hatte. Niemals - dafür interessiert er sich zu sehr für Rebeccah. "Matt hat sich sicher nicht aus dem Staub gemacht. Du weißt, doch noch, dass er ursprünglich mit Rebeccah verabredet hat, sie zu begleiten? Er wird sie abwarten wollen." Molly sprach wie immer ohne große Gefühlsregung, aber auch ohne jeden Vorwurf. Es war schon schwierig, dass Francis die Matt gegebene Erlaubnis zurück gezogen oder aber diese vergessen hatte. Damit brachte er den Jungen unnütz gegen sich auf und das war dem Familienfrieden eher abträglich. Mit mehr Worten konnte und wollte sie nicht mehr darauf ein. Sie trat einen Stück zur Seite, denn just in dem Augenblick eröffnete der Reverend mit ein paar humorvollen Worten das Buffet. Mit einem Grinsen quittierte Francis die Vorstellung eines neuen Arztes in Camden Village und auch Molly nahm das mit verhaltener Freude zur Kenntnis. Kaum hatte der Reverend seine knappe Rede beendet, kam auch schon der Sheriff in Begleitung seiner Haushälterin an das Buffet. Im Stillen hoffte Molly, dass Francis die Gelegenheit nutzte, um mit John über Matt zu sprechen, wenn er das denn für erforderlich hielte. Von dem soeben herbei kommenden Matt würde er sich wohl dabei nicht stören lassen, hatte er doch ohnehin vorgehabt gemeinsam mit Matt bei John vorstellig zu werden. Gerade erwähnte Matt, Getränke bestellt zu haben und das schien Francis wieder ein bisschen für den Jungen einzunehmen. "Das war wirklich gut mitgedacht, Matt. Mr. Leery - nett sie wieder zu sehen. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl in Camden Village?" Fragend sah sie den jungen Mann an. Abgesehen davon, dass dieser sie in seiner Eigenschaft als Freund ihres Sohnes interessierte, hatte sie die vage Hoffnung, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. So nämlich konnte Francis sich frei fühlen, mit John zu sprechen. Noch bevor Mr. Leery antworten konnte, sah sie Rebeccah mit ihrem Ziehvater an den Tisch treten. Ein bisschen amüsiert beobachtete sie, wie Mr. Firth seine Tochter flüsternd ansprach. Ob sie ihre schüchterne, fast verhuschte Art wohl von diesem hatte? Rebeccah stellte einen Kuchen ab und schien ihrem Ziehvater auch etwas zuzuraunen. Molly mochte Rebeccah gut leiden und bedauerte zutiefst, dass diese gezwungen zu sein schien, bei einem Andersgläubigen leben zu müssen. Rebeccah wirkte auf sie zwar ein bisschen hilflos, aber ihre Geste ihrem Ziehvater gegenüber schien von Vertrauen zu sprechen. ja werden wir wohl ein vorläufiges Urteil revidieren müssen. Im Stillen war sie froh, dass Rebeccah und ihr Ziehvater gerade jetzt kamen, denn die dadurch entstehende Unterhaltung würde Francis wohl die Freiheit geben können, die dieser für ein Gespräch John benötigte.
Terry am Bufett, Francis, Molly, Martha, Matt, Joe, Rebeccah u. v mehr
Nach seiner kurzen Ansprache ging Terry zunächst zur Seite. Wahrscheinlich hatten Einige nur darauf gewartet, dass er das Bufett eröffnete. Die Tatsache, dass sein Nachbar und der Sheriff beinahe die ersten am Buffet waren, zauberten ein Schmunzeln auf sein Gesicht. Noch hatte er nicht viele Menschen genauer kennengelernt, aber Dank Mrs. Porter wusste er zum Beispiel, dass Mr. McKay früher Sheriff gewesen war. So würde dieser sich wohl gut mit Mr. Clayton unterhalten können und ihn nicht vermissen, so er sich zunächst zurück zog. Kurz wandte er noch an Mr. Smith, der ebenfalls ein wenig abseits stand. "Sie entschuldigen mich?" Sein Lächeln war unverbindlich, als er ohne eine direkte Antwort abzuwarten, dem Tsch zustrebte, an dem Erin mit ihren Kindern saß. Für einen kurzen Augenblick trafen ihre Blicke die seinen, aber er konnte ihren kurzen Blick nicht interpretieren. Es war ihm kaum möglich, diesen aufzufangen. In seiner Sichtlinie waren nun Mr. McKay und ihre Tochter getreten "Mrs, Mckay, schön dass sie da sind." Höflich lächelnd begrüßte er die kühle Frau seines Nachbarn und schenkte Martha einen mitfühlenden Blick. Er erinnerte sich genau an die Schreie, die er in der Lakestreet vernommen hatte. "Guten Appetit." In diesen Wunsch schloss er nicht nur die McKays ein, sondern auch den Sheriff mit seiner Begleitung. Wohlwollend glitt sein Blick über die Menschen hinweg. Viele davon hatte er bereits im Gottesdienst gesehen und so anstrengend er diesen empfunden hatte, freute er sich nun doch darauf, den Einen oder Anderen kennen zu lernen. Normalerweise pflegte er nach dem Gottesdienst noch einen längeren Spaziergang zu machen, um sich noch einmal die Predigt und vor Allem die verschiedenen Gebetsanliegen zu bedenken, die an ihn herangetragen worden waren. Letzteres war in Camden Village wohl noch entbehrlich, denn ein Anliegen hatte bisher noch Niemand an ihn. Bis auf Mr. Harding und Mr. McKay also doch immerhin zwei. Mr. Harding stand immer noch mit seiner Verlobten bei den Hayways, so dass Terry annahm, diese seien in eine Unterhaltung eingebunden. Wahrscheinlich würde Mr. Harding ihn von sich aus ansprechen, so es diesem ein ernstes Anliegen war. Dieser hatte mit allen Anzeichen einer Panikattacke vorzeitig den Gottesdienst verlassen. Allem Anschein nach ging es ihm nun wieder besser, aber Terry fragte sich doch, wie es wohl um dessen Glaubensleben bestellt war. Jetzt ist ohnehin gerad so gar kein guter Zeitpunk. Unbewusst schüttelte Terry den Kopf, denn das wäre ohnehin ein längeres Gespräch werden, dass er kaum in aller Öffentlichkeit führen wollte. Im Gegensatz zu seinem Anliegen an Matthew, dass kein Geheimnis bleiben musste. Jedenfalls noch nicht.. Terry bezweifelte, dass dieser ihm bereits genügend Vertrauen entgegenbrachte, um über sich und seinen Vater zu sprechen. Kurz sah er noch einmal zu Erin hinüber. Diese würde hoffentlich noch ein paar Minuten Geduld mit ihm haben. Länger würde sein Gespräch mit Matthew kaum dauern. Noch einmal wich er zur Seite aus, als er das Paar wiedererkannte, dass ihm bereits auf der Mainstreet aufgefallen war. Der Mann war nicht im Gottesdienst gewesen, wohl aber seine Frau. Obwohl er diese nur kurz gesehen hatte, als sie mit Matthew gesprochen hatte, war er sicher, dass er sie nun erneut an der Seite ihres arabisch aussehenden Mannes vor sich sah. Die beiden flüsterten miteineinander und die junge Frau stellte einen Kuchen auf den Tisch. Dabei wirkte die junge Frau hilfllos und mit der Situation überfordert. Das konnte Terry nachvollziehen, denn ihm wäre es an ihrer Stelle auch peinlich, so der Mann den Gottesdienst versäumte, wohl aber zum Empfang des neuen Reverends erschien. Kurz nickte er den beiden zu und stellte, sich neben Matthew, der gerade eben von seinem Vater als umsichtig betitelt wurde. Terry wusste nicht, worum es ging, fragte aber auch nicht nach. "Ich würde gerne Etwas mit Ihnen besprechen, Matthew. Vorausgesetzt natürlich, Sie sind hier entbehrlich?" Sein Schmunzeln schloss sowohl die Eltern des Jungen ein, als auch den jungen Mann an seiner Seite. Dieser Zeitpunkt war kein schlechterer oder besserer, als jeder andere auch. Erstens sprach es sich beim Essen wohl mit am Besten und zweitens würde Matthew so wohl von diesem jungen Mädchen abgelenkt werden. Terry war davon überzeugt, dass Mr. McKay extrem ärgerlich sein würde, so er erfuhr, dass sein Sohn mit einem verheirateten Mädchen flirtete. Ich hoffe mal, dass er das nicht weiß.. Auf eine Antwort wartend musterte Terry noch einmal den Araber und seine Frau, die immer noch verschüchtert und still am Buffet stand.
Rebeccah und Nicholas am Buffet, Mrs. McKay&Familie dabei
Nicholas lächelte, als er Mrs. McKay entdeckte, die neben Rebeccah aufgetaucht war. Sein Lächeln war wieder das Arabisch-Höfliche. Er deutete eine leichte Verbeugung an. "Mrs. McKay, guten Tag." sagte er höflich. "Mr. McKay, Matt, wie schön Sie zu sehen." Es war eine freundliche Anrede und man merkte dem Araber nicht an, dass er durchaus ein wenig nervös war. Wie peinlich, sie haben sicer bemerkt, dass wir zu spät gekommen sind. Undmit etwas Pech auch, dass ich Rebeccah nicht von der Kirche abgeholt habe. Nun, wollen sehen, wie sich das Gespräch entwickelt.
"Darf ich fragen, was ich unbedingt kosten muss, damit ich auf keinen Fall Ihre Leckerei verpasse?" fragte er lächelnd und meinte die Frage sogar erst. Er schätzte Rebeccahs Kochkünste, doch in diesem Fall galt es freundliche Konversation zu machen. Und bei einer Frau erreichte man ein ungezwungenes Gespräch am Besten, wenn man über Ihr Essen sprach; und zwar lobend. Höflich wartete er ab, dass Mrs. McKay ihm antwortete. Und konnte sich gerade noch verkneifen Matt für die EInladung zu diesem Buffet zu danken.
Reiß Dich zusammen! Er ist Rebeccah wichtig, als halte DIch mit Deinen dummen SCherzen zurück!
Irgendwie erfaßte die kleine Haushälterin doch die vielen kleinen Gesten und Zeichen des Sheriffs. Aber etwas in ihr weigerte sich beharrlich, ihm eine andere Position als irgendwo weit über ihr auf einem Ehrenpodest zuzugestehen. Daher war sie nicht wenig verwirrt, paßten doch die Signale Johns teilweise so gar nicht zu dem Bild von ihm, auf das sie sich versteift hatte. Er war der tugendhafte Mann, der seine Angestellte nur aus Rücksichtnahme und Galanterie heraus behandelte, als habe sie sich nichts zuschulden kommen lassen – er mußte es einfach sein! Alles, was an ihm in Emilys Augen einer Kritik würdig gewesen wäre, ließ sich auch sehr gut so erklären, daß kein Makel an ihm haften blieb. Sein Umgang mit Cassidy – nun, wie sollte ein Mann reagieren, dem das eigene Kind den schuldigen Gehorsam und Respekt verweigerte? Emily selbst fühlte sich zwar auch Claytons Tochter gegenüber schuldig, doch auf ihn dehnte sie die Schuld an ihrer gemeinsamen Sünde nicht aus. Er verhielt sich völlig korrekt! Auch wenn die kleine Britin keine Freundin von Prügeln war, so sah sie es doch als das gute Recht und auch die Pflicht eines Familienvorstands an, die Rute zum Besten aller Familienmitglieder einzusetzen. Und wenn er es einmal übertrieben hatte, dann war das allein dem Teufel Alkohol zuzuschreiben, der ihn in seinen Klauen gehabt hatte. Doch den hatte John ja nun überwunden! Den leisen Gedanken, irgendwie müsse er ja auch erst in die Fänge des Whiskeys geraten sein, erstickte sie gleich im Keim. Es gab ihr Halt, wenn sie zu ihm wie zu einem Idol aufsehen konnte. Sie brauchte eine männliche Übergestalt, und die hatte sie in ihm gefunden und wollte sie sich keinesfalls zerstören lassen!
So kam es, daß sie bei dem von ihm angedeuteten Handkuß ihre Wangen rot aufflammen spürte und sich ernstlich geschmeichelt und ganz unverdient geehrt fühlte. Lediglich seine Bemerkung, ihre moralischen Ansichten gereichten ihr zur Ehre, irritierte sie doch sehr stark, denn sie ließ sich auch für Emilys beharrlichen englischen Dickkopf nur schwer in ihre Wahrnehmung Claytons einpassen. Meinte er das ironisch, als versteckten Spott..? Aber nein, so war er nicht! Niemals hätte er ihre Verwundbarkeit ausgenutzt, weder wenn sie körperlicher Natur war noch, wie jetzt, moralischer. Also meinte er es ernst... war es ein Trost, ein Ansporn für sie? Wollte er ihr sagen, er würde ihr eine zweite Chance geben, sich als anständige Frau zu beweisen, wenn sie ehrlich bereute und sich mit aller Kraft bemühte? Ja, das mußte es wohl sein... Sie trippelte eifrig neben ihm her und wäre vor Aufregung beinahe über ihre Röcke gestolpert. "Oh, wir Frauen mögen natürlich schwach sein, und der Reverend ist von Berufs wegen kein Mann der Gewalt. Doch glaube ich fest daran, daß wir die Sünder auf den rechten Weg zurückbringen können, mit Mut und Standhaftigkeit!" So genau wußte sie gar nicht, von welcher Art Standhaftigkeit sie gerade sprach. Vielleicht wäre es ja an der Zeit, gemeinsam mit den Damen des Nähkreises etwas zu tun – eine öffentliche Demonstration für Anstand und Sitte etwa. Ein Straßenfest, mit Kaffee, Kuchen und gleichzeitiger Werbung für die Bibel und die Gebote Gottes? Ein Wohltätigkeitsfest oder etwas Ähnliches... etwas, das den verstockten Sündern zeigen würde, daß sich die standhaften Christen Camdens nicht geschlagen gaben, aber auch, daß ihnen die Verzeihung Gottes nicht versagt bleiben würde, so sie nur umkehrten! Wenn sie sich auf diese Weise engagierte, konnte sie vielleicht John ihre einmalige Verfehlung vergessen machen und auch ihr eigenes Gewissen besänftigen.
Mit diesen Gedanken beschäftigt sah sie den Honoratioren des Ortes zu, wie sie vom offiziellen Teil der Veranstaltung zum Buffet überleiteten, in der typischen Art, wie es Mannsleute eben taten – mit Reden, bei denen Emilys Verstand nach einer Weile abzuschweifen begann. Sie war eine einfache arbeitende Frau, keine Gelehrte, und lange Vorträge ermüdeten sie stets, auch wenn sie rein äußerlich als sehr aufmerksame Zuhörerin erschien. Als die letzten Worte verklungen waren und sich Clayton leise an sie wandte, zuckte sie daher erst ein wenig zusammen, weil sie sich irgendwie ertappt fühlte. Dann sah sie zu ihm hoch und nickte. Ein wenig zaghaft noch, aber man sah in ihrem Blick eine leise Hoffnung schimmern. Wenn er ihr wirklich noch eine Chance gab, wollte sie diese mit Freuden nutzen!