Tadewi und Gabriel Ecke Mointain-View-Street und Mainstreet, Höhe Kanzlei Brown
Tadewi fasste neuen Mut. Bisher hatten die Weißen kaum Notiz von ihm genommen. Und jetzt waren sie fast an der Straße, wo Cassiiil das Haus am Ende hatte. Sie mussten nur noch abbiegen, dann waren sie weg von der Hauptstraße. Tadewi sah Gabriel an.
"Warum glaubst Du ist Cassiiil nicht im Haus?" Er überlegte. "Dann sind seine Geschwister da. Eine Frau, Sieriiniiitii und ein Bruder, Nattaniil. Sie wissen dann, wo Casiiil ist." sagte er und glaubte wirklich daran. SChließlich mussten Geschwister ja wissen, wo der jeweils andere war.
Eric, Selina und Sarah andere Bürger auf dem Weg zum Gästehaus
Mit betretenem Schweigen stand das Mädchen vor den beiden Erwachsenen und schaute auf die Spitzen seiner Sonntagsschuhe, als sei von dort Hilfe zu erwarten. Der kleine Mund war zu einer Schnute verzogen, als schmolle Sarah, doch wirkte ihr Gesicht nicht finster und trotzig. Ganz im Gegenteil war der Schmollmund bei ihr ein Zeichen von Verlegenheit. Sie wußte ja, was sie falsch gemacht hatte, und sie schämte sich auch dafür – weniger dafür, was sie getan, sondern wo und unter welchen Umständen sie es getan hatte. Abenteuer erlebte sie in ihren Träumen fast täglich, doch stets nur, wenn sie sich allein und unbeobachtet fühlte. Allenfalls spielte sie noch in Gegenwart ihres Onkels, zu dem sie Zutrauen gefaßt hatte. Doch wenn sie sicher und geborgen unter seiner Aufsicht war, konnte ihr beim Spiel wenig geschehen. Auch trug sie ja selten ihre feinen Sonntagskleider, so wie gerade jetzt. Heute aber hatte sie ihre gewohnte Schüchternheit vergessen, war übermütig geworden, und die Strafe war auf dem Fuße gefolgt. Nicht nur begann sie langsam aber sicher in ihren feuchten Sachen zu frieren, nein, sie hatte auch noch, wie sie nun doch bemerkte, ihr schönes, kostbares Kleid beschädigt! Mama hätte sie dafür wahrscheinlich übers Knie gelegt und ihr das Hinterteil versohlt. Das war ihre übliche Strafe gewesen, auch sie nur selten notwendig gewesen war. Selbst wenn Mama nicht einen Teppichklopfer oder einen hölzernen Löffel dafür nahm wie andere Mütter, sondern nur die flache Hand. Bei Sarah waren ernstliche Schmerzen nämlich nie notwendig gewesen, um den erwünschten Effekt zu erzielen. Das Mädchen war von der Prozedur selbst meist so verschreckt gewesen, daß sie sich danach jeweils für lange Zeit keine übermäßigen Eskapaden mehr geleistet hatte.
Jetzt allerdings wäre ihr wohler gewesen, wenn ihr Vormund genau das getan hätte, was Mamas Reaktion gewesen wäre. Der Denkzettel wäre, bedachte sie es genau, verdient gewesen, und danach hätte sie sich wieder unbeschwert fühlen können. Es wäre alles wieder gut gewesen, wie nach einer Art Absolution. Ganz wie bei Mama, die ihr niemals für lange gegrollt, sondern sie manchmal sogar direkt nach der überstandenen Strafe getröstet hatte. Die momentane Situation, in der sie alle dastanden und sich anschwiegen, während jedem klar war, was sie getan hatte, die war für sie fast schlimmer als einige kräftige Klapse auf den Po. Denn ihr Unrechtsempfinden war gut entwickelt und vermittelte ihr ein starkes Unbehagen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. So war ihr Mund auch noch immer zu dem verlegenen Flunsch verzogen, als sie zu Miss Tucker aufsah, die vor ihr in die Hocke ging und sie dann ansprach. Stumm nickte sie auf deren Frage. Dabei drückte sie Josephine enger an sich, wagte aber nichts zu sagen. Was hätte sie auch sagen sollen? Die Erwachsenen konnten ohnehin nicht verstehen, was sie sah und erlebte, wenn sie in ihre Traumwelt eintauchte. Für sie war Sarah ein kleines Mädchen mit wirren Ideen im Kopf .Selbst wenn sie nicht böse wurden, lächelten sie allenfalls nachsichtig über ihre Vorstellungen. Es war nun einmal so. Sie konnten nichts sehen von dem Kaninchen und seinem Bau. Aber den Riß in ihrem Kleid, den konnten sie sehen. Und die nassen Flecken auf Kleid und Strümpfen... ihre Zähne begannen leise zu klappern. Als wolle er sie auch davon überzeugen, wie unwirklich das Traumland mit dem Kaninchen war, fuhr der Wind mit einer Böe unter ihr Kleid und ließ sie vor Kälte zittern.
Dann blies er ihr ins Gesicht und ließ Sarahs Haare und die herabgeschobene Haube wild flattern. Blinzelnd sah sie zu Onkel Eric hoch, ihr kleines Gesicht eine einzige Bitte um Entschuldigung. Sie hatte ihn ja nicht böse machen wollen, noch ungehorsam sein. Es war nur so gewesen, daß Schnee und Winter für kurze Zeit einfach keine Bedeutung mehr gehabt hatten. Das Kaninchen war real gewesen, die weißen Flocken, die ihr nun in die Augen wirbelten, dagegen nur ein kalter, unangenehmer Traum. Die Flüssigkeit der schmelzenden Schneeflocken lief ihr in die Augen – oder waren es Tränen? Mit bebenden Lippen, teils wegen der Kälte, teils auch, weil sie wirklich dem Weinen nahe war, schaute sie von Onkel Eric zu Miss Tucker und wieder zurück. "Es tut mir leid, Onkel Eric..." Ihre Stimme war so leise und dünn, daß man sie selbst aus nächster Nähe kaum verstehen konnte. Dann kam ein "Schon gut." von ihm. Der Schnee – die Tränen? – ließ ihren Blick verschwimmen, und sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Seine Stimme klang neutral. War es ein genervtes "Schon gut"? Ein nachsichtiges? Sie wußte es nicht. Noch einmal sah sie zu Miss Tucker und wünschte sich plötzlich, an der Stelle der fremden Frau sei es ihre Mama, die da vor ihr stand, in der Hocke, ihr Gesicht fast auf derselben Höhe mit dem Sarahs. Dann legten sich Erics Arme um sie und drückten sie. War er nicht mehr böse auf sie? Sarah stand still, nur leise zitternd, und schmiegte sich an ihren Vormund.
Tadewi und Gabriel Ecke Mointain-View-Street und Mainstreet, Höhe Kanzlei Brown
Zum Glück nahmen die Menschen kaum Notiz von ihnen, vielleicht lag das einfach an dem leichten Schneefall. Egal. Doch nun musste eher Gabriel Tadewi folgen, denn auf einmal erinnerte er sich nicht, wo genau das Haus war. Alles sah so verschneit aus und Gabriel kam ja nicht von hier. Dann aber horchte er auf und gab Tadewi eine Antwort: »Ich dachte es es nur, vielleicht stimmt es auch nicht, aber im Gästehaus ist heute wohl ein Empfang. Für den neuen Reverend ...« Gabriel stutzte. Wusste er, wen er meinte? Also kam die Erklärung nach: »Also für den Mann, der für den Gott der Weissen einsteht. Aber du hast Recht, schauen wir einfach nach deinem Freund.«
Gabriel ging einfach mit Tadewi weiter und sie bogen dann in die Strasse ein. Kurz davor schaute Gabriel noch mal nach den Menschen auf der Hauptstrasse, wie ein Mann ein Kind umarmte, aber er dachte sich nichts dabei. Er sah nur neben dem Mann Selina und dann war es aber auch schon zu spät. Er war mit Tedewi in die Strasse eingebogen. Dennoch freute sich Gabriel, Selina gesehen zu haben, was auch immer sie mit dem Mann und dem Kind zu schaffen hatte, aber es sah sehr friedlich aus.
Es war nicht zu übersehen, wie unwohl Sarah sich gerade in ihrer Haut fühlte. Dabei war an für sich wirklich nichts Schlimmes passiert – Kinder waren eben so, sie spielten, sie wurden auch mal übereifrig und fielen hin, machten sich dabei sogar dreckig. Das war vielleicht etwas ärgerlich, vor allem wenn man wie heute anschließend noch zu einem Empfang wollte, aber davon ging die Welt sicher nicht unter. Zumindest in Selinas Augen. Doch es war nunmal so, dass sie Eric und Sarah einfach doch noch nicht lange kannte und wenn sie ehrlich war, hatte sie keine Ahnung von Eric’s Erziehungsmethoden. Er erschien zwar nicht wie jemand, der sein Mündel mit Schlägen auf den „richtigen Weg“ brachte, und doch gab die Schmiedin zu, ihn in diesem Moment wirklich nur schwer einschätzen zu können. Was vielleicht auch daran lag, dass Eric selbst unsicher war, was er tun sollte. Davon bekam die Dunkelhaarige jedoch nicht allzu viel mit, da ihr Blick unverwandt auf dem Mädchen lag. Nicht durchbohrend oder auf andere unangenehme Weise. Einfach nur neutral, wie ihre Stimme zuvor auch gewesen war. Es war nicht ihre Sache, sich hier einzumischen. Ihre Frage hatte auch nur dazu gedient, Sarah vielleicht ein wenig abzulenken oder gar zu beruhigen, denn sie glaubte wirklich nicht, dass Eric sauer war. Höchstens ein wenig verärgert, weil das schöne Sonntagskleid einen Riss bekommen hatte und diese Kleinigkeit sicher einigen neugierigen Augen im Gästehaus auffallen würde. Dort, auf dem Empfang seines Freundes, dem Reverend. Letztendlich war es wirklich bloß ärgerlich, nicht mehr und nicht weniger. Doch dann dachte Selina an den Sohn besagten Reverends, der vorhin in der Kirche doch auch mit zerrissenen Hosen gesessen hatte – und war es nicht sogar er gewesen, der für sein Alter doch recht unsittlich geflucht hatte? Selina musste ein wenig über die Ironie schmunzeln. Und, war die Welt davon untergegangen? Da sie alle noch hier in der Kälte standen, wohl eher nicht.
Der Junge würde allerdings auch nicht ungeschoren davon gekommen sein. Bei Reverend Stevensson hatte die Schmiedin noch weniger Ahnung, wie er die Erziehung seines Kindes händelte. Er war jedoch sehr schnell nach dem Gottesdienst verschwunden und hatte vermutlich in eben dieser Zeit seinen Jungen gemaßregelt. In welcher Form auch immer. Aber gut, ein fluchender Priester-Sohn war dann doch nochmal eine ganze Ecke schlimmer als Sarah’s kleines Malheur. Sie hatte doch nur gespielt und sich wohl in ihrer Fantasiewelt verloren. An anderen Tagen wäre das vermutlich noch nicht einmal schlimm gewesen und man hätte vielleicht sogar darüber gelacht, dass sie allen Ernstes versuchte, durch den Spalt einer Hauswand zu klettern. Doch heute war eben heute und keiner jener anderen Tage. Ein wenig überrascht sah Selina dann aber doch zu Eric, als dieser ebenfalls in die Hocke ging. Er mied jedoch ihren Blick und sah zu Sarah, und die Schmiedin tat es ihm gleich. Kurz senkte sie dann noch einmal nachdenklich den Blick gen Boden. Sie kam sich schon störend vor, da dies einfach eine Sache zwischen Nichte und Onkel war, und sie als Fremde da nichts zu suchen hatte. Sie verstand es ja und akzeptierte es auch. Trotzdem konnte sie sich ja nicht von einem Moment auf den anderen in Luft auflösen, auch wenn ihr das gerade als beste Option erschien. Vielleicht bremste ihre Anwesenheit Eric in seinem Tun aus – vielleicht bremste sie aber auch Sarah aus. Oder beide? Wenn es so war, wusste die Schmiedin noch nicht einmal, ob das gut oder schlecht war. Bei all den Gemeinsamkeiten, die sie ja doch auf Anhieb zu haben schienen, und all der positiven Aura wurde Selina einmal mehr klar, dass sie die beiden einfach doch noch nicht kannte. Noch gar nicht.
Nachdem Eric Sarah eine Hand auf die Schulter gelegt hatte und das Mädchen sich mit hauchzartem Stimmchen für ihr Tun entschuldigt hatte, stand die Schmiedin schließlich auf und ließ die Beiden somit unter sich. Sie trat einen Schritt zurück, einfach um etwas Abstand zu gewinnen. Die Schneeflocken wirbelten im eisig kalten Wind umher, und als die Schmiedin einmal die Mainstreet auf und ab sah, stellte sie fest, dass außer ihnen kaum noch jemand hier war. Da waren ein – oder waren es sogar zwei? – Männer in der Nähe, mit einem Pferd, doch sie waren schon an ihnen vorbei getreten, sodass Selina gar nicht erkannte, wer es nun war. Was eigentlich seltsam war, denn sie hätte Gabriel sicher erkannt, auch von hinten und durch das Schneegestöber. Doch erstens wusste sie nicht, dass er hier war, und rechnete daher gar nicht mit ihm, und zweitens war sie zugegebenermaßen doch noch etwas in Gedanken wegen Eric und Sarah. Und plötzlich umarmte Eric seine Nichte einfach, was die Schmiedin doch ein wenig überraschte. Doch es schien die richtige Reaktion gewesen zu sein, denn einen Moment später schmiegte Sarah sich an ihren Onkel, und Selina musste einmal sachte lächeln. Es war ein schönes Bild. Wenn man die genauen Hintergründe bedachte, zeugte es sicher auch von einer gewissen Rats- oder Hilflosigkeit von Seiten Erics, doch Selina wollte sich kein Urteil bilden. Ihr war eine solche Reaktion lieber als eine strenge Maßregelung, zumal sie sich hier ja auch noch auf offener Straße befanden, auch wenn sonst kaum noch jemand da war. Sie rückte den Kragen ihres Mantels zurecht, da der Wind doch ziemlich unangenehm zog, und steckte anschließend die Hände in die Taschen. Ihr Blick lag dabei auf Eric und Sarah, doch nicht gaffend, sondern bloß beobachtend. Die Zwei sollten diese Sache erst in Ruhe miteinander klären – so lange würde sie warten.
Jeremiah, andere Straßenseite dem Gästehaus gegenüber, versteckt vor Blicken Ben mit Francis und Terry ein paar Schritte vor dem Gästehaus
Jeremiah war einfach blind darauf los gelaufen ohne wirklich auf seinen Weg zu achten. Dass er nicht nach Hause gegangen war, hatte er zwar am Anfang seines Umherirrens noch bewusst wahrgenommen, aber mit der Zeit völlig verdrängt. Nur kurz hatte sich ihm die Frage aufgedrängt, wie ungezogen es schon wieder von ihm war, nicht zu tun, was von ihm erwartet wurde. Und noch viel kürzer hatte er sich gefragt, was passieren würde, wenn sein Pa statt gleich ins Gästehaus zu gehen doch noch einmal zu Hause nach dem Rechten sehen würde. Egal was mit ihm geschehen würde, wäre es kein Vergleich zu dem, was er im Schuppen der McKays mit ansehen hatte müssen. Sicherlich fürchtete sich Jeremiah vor der väterlichen Schelte und es war ihm absolut daran gelegen erneuten Hieben aus dem Weg zu gehen, aber jetzt, mit einer neuen Definition von einer Tracht Prügel ausgestattet, nahm Jeremiah das gerne in Kauf, sofern er nur nicht in seinem Zimmer sitzen musste. Denn dort würde er genug Zeit haben um das zu verarbeiten, was er gesehen hatte und das machte ihm Angst. Er wollte es einfach vergessen und erhoffte sich in seinem blinden Umherlaufen Ablenkung. Das ihm dies nicht gelingen wollte erkannte der Junge schon nach wenigen Metern, denn seine Gedanken kreisten entweder um Ben oder um dessen Vater und wenn er nicht die beiden im Kopf hatte, verglich er seinen Pa mit Mr. McKay oder befürchtete erneuten Ärger zu Hause, den er dann sofort mit dem Ärger, den Ben erhalten hatte vergleichen musste und letztendlich hatte er wieder den Schuppen vor Augen und Bens armes Hinterteil. Zwischenzeitlich waren Jeremiah sogar ein paar Tränen aus Mitleid mit dem Freund über das ziemlich kalte Gesicht gelaufen, so dass die Haut nun empfindlich brannte und spannte. Aber das kümmerte Jeremiah gerade herzlich wenig. WAs war das bisschen Brennen seiner Wangen im Gegensatz zu den Schmerzen des armen Freundes? Und wie lächerlich erschien es dem Jungen auf einmal noch immer böse und wütend auf seinen Pa zu sein. Überhaupt wütend gewesen zu sein, nur weil dieser ihn für sein bengelhaftes Verhalten an diesem Tag mit einer vergleichsweisen milden Züchtigung abgestraft hatte. Ja er schämte sich sogar für den einen oder anderen wütenden Gedanken, den er über seinen Pa gehegt hatte und konnte schon längst nicht mehr verstehen, wie er nur hatte annehmen können, sein Pa liebte ihn weniger als Mr. McKay Ben, nur weil dieser für alles und nichts eine Züchtigung erhielt. Wenn Jeremiah eines heute gelernt hatte, dann das Gegenteil. Was die Worte seines Vaters vorhin in der Kirche nicht gänzlich aus der Welt hatte schaffen können, die leisen, nagenden Zweifel, hatte das Geschehen im Schuppen erreicht. Ganz sicher würde er Ben nie wieder ein Wort darüber glauben, welcher Pa seinen Sohn lieber hatte. Nie wieder. Jeremiah glaubte nun doch den Unterschied begriffen zu haben. Zwar war Jerry schon länger bekannt, dass seine Freunde um ihn herum im wahrsten Sinne des Wortes Dresche bezogen, die man nicht mit einer wohlverdienten und gepflegt ausgeführten Züchtigung zur Erziehung gleichsetzen konnte, aber nie hatte er das ganze Ausmaß solcher Dinge begriffen. Es hatte den einen oder anderen Freund im Sommer gegeben, der lieber auf das Baden im Fluss verzichtet hatte oder auch schon mal ein oder zwei Tage in der Schule gefehlt hatte, aber Jeremiah, im Glauben das Schlimmste was einem passieren konnte, waren wohlgezielte, kurze fünf Hiebe auf das entblößte Hinterteil, hatte nie einen Zusammenhang gesehen. Bis heute. Bei diesem Gedanken fröstelte es den Jungen und er blieb einen Moment stehen. Verwirrt sah er sich um und war sich nicht sicher wo er sich genau befand. Er musste irgendwann die Mainstreet verlassen haben, denn er stand zwischen heruntergekommenen Gärten und kahlen Gestrüpp. Mit zusammengekniffenen Augen sah er nach oben in die graue Wolkenfront und ließ die Schneeflocken auf sein Gesicht fallen. Er empfand darüber kurze Freude und Spaß und fragte sich, ob Ben so etwas schon jemals einfach so, weil es eben Spaß machte getan hatte ohne ein schlechtes Gewissen darüber zu haben. Die wenigen Tage in der Stadt hatte er kaum in Gesellschaft von Ben verbringen können, weil einfach immer etwas wichtiger zu Hause bei den McKays gewesen war. Arbeit, wenn er das richtig verstanden hatte. Er hatte auch viel Arbeit zu Hause, seit seine Ma nicht mehr lebte, aber trotzdem ließ ihn sein Pa noch genug Zeit übrig, um draußen sich austoben zu können. Wahrscheinlich, weil er ihn so besser vertrug, als den ganzen Tag im Haus eingesperrt. Ein Gedanke, der Jerry grimmig lächeln ließ, ehe er leise darüber selbst lachen musste. Er war schon eine Plage, wenn er darüber richtig nachdachte. Auf jeden Fall konnte niemand doch wissen was Spaß bedeutet, wenn er ständig nur arbeiten musste? Vorsichtig sah sich Jerry um und versuchte die Häuser zu erkennen, aber ihr Rückansichten waren ihm alle fremd und er beschloss weiter zu gehen, bis er wieder einen Durchgang zur Straße fand. Dummerweise musste er schon wieder durch Gestrüpp und über den einen oder anderen Zaun klettern. Aber er gab dieses Mal wie ein Luchs acht, dass er nirgends hängen blieb und sich wieder ein Loch riss. Die Jacke war zwar hinüber, aber er hatte ja inzwischen eine neue Hose an. Der unnötige Ärger würde ihm gerade noch fehlen. Aber wenn es doch passierte nun...dann hatte er es wohl nicht besser verdient. Es fiel ihm nicht leicht sich das Eingeständnis zu machen, dass, auch wenn er die verhältnismäßig kurzen Züchtigungen durch die Hand seines Vaters mehr als alles andere hasste, er sich darüber nun langsam im Klaren war, dass es hin und wieder eben nötig war und kein Weg daran vorbei führte sie durchstehen zu müssen. Mit dem Älter werden geschah dies zwar häufiger, aber nie würde er wohl fürchten müssen wie Ben Tage lang nicht mehr sitzen zu können. Sicher, er war kein Engel, zwar immer sehr bemüht, aber doch viel zu interessiert und neugierig am Leben um sich wegen des drohenden Stockes jeden Spaß nehmen zu lassen. Und immerhin versuchte sein Pa auch nur ein guter Vater zu sein und seinen Pflichten nachzukommen. Auch wenn diese eine Spezielle weder Jerry noch seinem Pa sonderlich schmeckte. Aber gerade das, zeigte Jerry im Augenblick mit sehr viel Nachdruck wie anders sein Pa war und er sich wohl glücklich schätzen musste ihn zu haben. Nicht auszudenken was ein Pa wie Mr. McKay mit ihm vorhin angestellt hätte... Es war gut zu wissen, dass sein Pa wusste, wann seine väterliche Pflicht erfüllt werden musste und in welchem Maße. Mr. McKay schien das verlernt zu haben oder noch nie gewusst zu haben. Wenn er doch nur mit Pa zum Gästehaus gegangen wäre... Damit hätte er ihm wohl am besten zeigen können, wie lieb er ihn hatte und wie wenig er ihm noch böse war. Aber nein, er hatte sich ja lieber vor all den ach so "netten" Damen drücken wollen und vor all den nicht so netten Blicken noch dazu. Ihm war die Ruhe vor all dem lieber gewesen, als seinem Pa beizustehen. Wenn Ma das wüsste... Mit einem tiefen Seufzen blieb Jerry mitten in einem der verschneiten Gärten stehen, holte noch einmal tief Luft und versuchte nicht wie ein kleiner Junge, der er nun einmal war, loszuheulen. Er schniefte gefährlich, fühlte schon wieder feuchte Augen und zwang sie zurück. Er würde doch nur aus Selbstmitleid weinen, weil er sich gerade für einen schlechten und undankbaren Sohn hielt, der nicht einmal an Stelle seiner Mutter treten konnte, um Pa die Hilfe zu sein, die dieser hin und wieder einfach brauchte. Sein Blick fiel in die Runde und dabei auf einen schmalen Durchgang zwischen zwei Häusern. Vom Anblick je etwas von seinen Gedanken abgelenkt, lief Jeremiah rasch nach vorne, zwängte sich durch den Spalt und sah sich überrascht dem Gästehaus gegenüber. Ein anderer Junge hätte vielleicht nichts weiter dabei gedacht, oder sicherlich an einen Zufall gedacht oder es dem Schicksal zugeschoben, dass gerade in diesem Moment Terry mit Francis und Ben vor der Tür stand, aber Jerry schielte mit einem schiefen Grinsen Richtung Himmel und amüsierte sich ein wenig über Gottes Sinn von Humor. Aber im Stillen war er auch dankbar für dessen Einsicht mit ihm. Besser hätte es kaum kommen können und der deutliche Fingerzeig war sogar für Jerry verständlich. Trotzdem blieb er noch im Schatten des schmalen Durchgangs stehen und beobachtete die drei. Wenn er ehrlich war, wollte nicht gerade jetzt Mr. McKay begegnen und auch nicht Ben. Der hatte doch bestimmt mitbekommen, dass Jerry vor dem Schuppen herumgelungert war und würde sich bestimmt nur schämen oder aber seine Wut über den Vater an Jerry vielleicht auslassen... nein da wollte er erst einmal abwarten. Vielleicht ging sein Pa ja noch nicht gleich hinein oder die McKays gingen wo anders hin... und wenn nicht, dann würde er einfach so nachschlüpfen. Auf jeden Fall würde sein Pa Augen machen, wenn er ihn gleich im Gästehaus sah.
Selina, Eric und Sarah (andere in der Nähe, welche Eric aber gerade nicht wahrnimmt)
Es war der Moment des Augenblickes, den Eric intensiv erlebte. Ein kurzer Moment, aber ein sehr schöner. Sarah hatte nicht nur ihre Arme auch um ihn gelegt, als er sie umarmte, sondern er spürte deutlich, wie sie sich an ihn schmiegte. Wahrscheinlich war es einfach nur die Erleichterung des Kindes, dass er ihr nicht böse war, wo sie wohl eine Strafe oder zumindest scharfe Worte erwartet hatte. Aber deutlich nahm Eric auch wahr, dass sie sich nicht einfach nur von ihm umarmen lies, sondern etwas von sich gab, in dem sich Sarah an ihren Onkel schmiegte. Und für nichts auf der Welt wollte er diesen kleinen Moment missen. Eric drückte Sarah weiterhin, aber sanft. Doch er empfand etwas, was er nicht erklären konnte. Liebe. Er liebte seine Sarah. Und alles herum war für den Augenblick egal. Es war nicht so, dass Eric keine Liebe geben oder empfinden konnte. Seiner Familie gegenüber hatte er diese erlebt. Und natürlich auch seiner Nichte, schliesslich gehörte sie zur Familie. Aber in diesem kurzen Moment war für ihn mehr da. Denn er spürte, dass er vielleicht nicht mehr nur ihr Onkel oder Vormund war. Natürlich wusste er, dass er von Sarah nicht erwarten konnte, zu verstehen, was in ihm vorging. Sicherlich liebte sie ihn. Eben als Onkel, wie damals, als die Welt für das kleine Mädchen noch in Ordnung war, als ihre Mutter lebte, Erics Schwester. Und nun liebte sie ihn vielleicht, weil er eben ihr Vormund war und es niemanden anderes gab, der sich um sie kümmerte. Eric hatte sich nie groß Gedanken über solche tiefgreifenden Gefühle gemacht. Aber er selber hatte niemals eine Frau geliebt, noch gab es eine, die ihn geliebt hatte. Das er von Selina angetan war, war keine Frage. Aber Liebe? So weit war es nicht, und wenn doch, wusste er es nicht. Wenn, dann war es eine Verliebtheit, eine tiefe sogar, die er so auch noch niemals empfunden hatte. Aber das stand auf einem anderen Blatt. Was er von Sarah erwartete? Respekt und Zuneigung sicherlich. Aber Liebe? Zudem war so eine Liebe eh nicht zu vergleichen mit der Liebe zwischen zwei Menschen, die als Mann und Frau zusammenleben wollten. Es gab doch tatsächlich immer noch viele Bindungen, die eher zweckmässig waren, scheinbar war das sogar die Normalität. Zum Glück hatten seine Eltern dies niemals von ihm erwartet. Anders aber war das bei seiner Schwester.
Doch nun war Eric nur eines wichtig: Seine Nichte, welche er im Arm hielt und an sich drückte. Er war dafür sogar auf seine Knie gesunken, aber den kalten Schnee und die Nässe spürte er kaum. natürlich tat es Sarah leid, dass wusste er. Und nun wusste er auch, warum er ihr nicht böse war: Er war vorher so unbewusst entzückt darüber, dass Sarah aus sich herausgekommen war, wie er es bisher nicht in Gesellschaft anderer Menschen kannte. Sie war einfach nur sie selbst gewesen. Obwohl sie sonst so gehorsam und pflichtbewusst war, hatte sie etwas getan, wonach ihr war. Auch wenn dabei ihr Kleid zerriss, die Haube gerutscht war und sie nun nasse Strümpfe hatte. Und allein diese Tatsache machte Eric froh.
Für den Moment vergass er sogar kurz Selina, bekam kaum mit, wie sie dezent in den Hintergrund trat. Das war keine Unhöflichkeit. Es war einfach nur der kurze und ihm so wichtige Augenblick. Im Gegenteil, vielleicht hatte Selina mehr zu dem allen im positiven beigetragen, als allen bewusst war.
»Mein Schatz ...« murmelte Eric dann noch, während sein Kopf vorsichtig auf der Schulter von Sarah lehnte und umgekehrt. Er hielt seine Hände auf ihrem Rücken. Dann, auch wenn er seine Nichte gerne noch ewig einfach so gehalten hätte, wusste er auch, dass es Zeit war, Zeit, zurück in die Real.ität zu finden. Und so löste er sich irgendwann vorsichtig und lächelte Sarah milde, aber auch liebevoll an, während er ihr die Strähnen hinters Ohr strich und ihr dann sanft die Haube wieder auf ihrem Kopf zurecht rückte. »Ich weiss, dass es dir leid tut. Ehrlich.« Natürlich konnte er Sarah nichts sagen über das, was er dachte. Dass er so unglaublich froh war, dass sie sie selber war. Das hätte das Kind nicht verstanden. Und nun musste er auch ein wenig väterlich sein. Allein schon, damit sie sich nicht verkühlte.
»Aber nun müssen wir erst einmal nach Hause, dir neue Sachen anziehen, zumindest Strümpfe, damit du dich nicht erkältest.« Ob sie sich dann auch ein anderes Kleid anziehen müsste würden, würde er dann sehen. Erst einmal musste Sarah raus aus der Kälte.
Erst jetzt stand er dann langsam auf, lächelte Sarah an, reichte ihr eine Hand und schaute sich zu Selina um, welche ein wenig hinter ihnen stand. Aber ihr Blick war so entspannt, dass er einfach nur eines tat: Er lächelte und nickte. »Danke Selina. Aber ich werde Sarah erst einmal umziehen. Wir kommen dann später zum EMpfang. Es tut mir leid ...« Er wirkte sicherer als noch eben, bevor er Sarah umarmt hatte, aber auch sehr viel souveräner. Sein Dank mochte Selina nicht verstehen. Vielleicht einfach dafür, dass sie nicht gegangen oder sich eingemischt hatte, aber eben doch geblieben war, wenn auch auf Abstand. Eric tat es leid, dass er Selina nun wohl verlassen musste und sie alleine zum Empfang gehen musste. Aber er konnte schwer erwarten, dass sie mitkam. Auch tat es ihm ein wenig leid wegen Terry. Schliesslich war dies sein Empfang und wichtig für den Freund. Aber es war nun mal geschehen, was geschehen war und Eric war da wohl nicht uneinig in der Meinung mit Selina.
Ben mit Francis und Terry, (Jeremiah beobachtet aus seinem Versteck, Martin Tanner geht vorüber ins Gästehaus)
Erfreut darüber, dass ihm der Reverend nicht übel nahm, dass er gewisse Bedenken und Zweifel hatte und diese auch deutlich gezeigt hatte, gepaart mit dem leisen Hinweis darauf, dass er durchaus wusste, oder besser gesagt ahnte, wer schuld an der Miesere mit Matt trug, zeigte Francis nun doch ein breites, offenes Lächeln, das er gewöhnlich sein eigen nannte. Wenn er nicht gerade der Kinder wegen mit großen Sorgen geplagt wurde, wie heute der Fall war. "Ich nehm sie beim Wort, Reverend," erwiderte Francis erleichtert und wusste genauso gut wie Stevenson, dass er nun nichts anderes tun konnte, als abzuwarten und das Beste zu hoffen. Da brauchte es nicht erst den Hinweis des Reverends. Dass es Zeit brauchen würde, war Francis leider vertraut. Die nächsten Worte von Stevenson machten Francis, wenn auch nur sehr langsam bewusst, dass er in Bezug auf Kendo keine klare Zusage erteilt hatte und bekam so erst einmal die Bestätigung seiner eigenen Gedanken zu hören. Mit einem Schmunzeln nickte er: "Das wird wohl der einfachste Weg sein. Über Shy Boy können sie sein Vertrauen durchaus gewinnen. Mit Pferden hat er es ja. Wenn es denn so sein soll, dann tun sie, was das Richtige in ihren Augen ist." Er bezweifelte zwar im Augenblick, ob Matt so vertrauensselig auf das Angebot des Reverends eingehen würde, schließlich stand Shy Boy zu Hause kostenlos im Stall und alles was Matt dafür zu tun hatte, war regelmäßig die Tierställe auszumisten, wenn er sich um Shy Boys Box kümmerte, aber auf einen Versuch kam es sicher an. Wenn er den Vorschlag für sonderbar hielt und nicht anbiss, musste sich Stevenson eben eine andere Taktik zurecht legen. Zufrieden darüber, dass Ben verstand, was er von ihm verlangte, wollte Francis wieder den Weg aufnehmen, als ein junger Mann sie umrundete und vor ihnen das Gästehaus betrat. Ohne sonderlich große Absicht sah er kurz über die Schulter, um herauszufinden woher der Mann gekommen war, aber das war natürlich so schwer festzustellen. Am Brunnen hatte er sich nicht aufgehalten, als sie an diesem vorbei gekommen waren und dieser ungläubige Saloonbesitzer mit seiner Ziehtochter, die gerade hinter ihnen am Gästehaus vorbeigingen, wirkte nicht gerade wie ein Bekannter dieses Mannes. Es war auch nur eine reine Nebensächlichkeit, aber in Francis steckt noch immer ein Sheriff, auch wenn dieser offiziell im Ruhestand war. Er wusste gerne was sich in "seiner" Stadt abspielte.
"Nun, dann wollen wir mal," mit diesen Worten wandte Francis wieder seinen Blick nach vorne und zog Ben einfach mit sich hinüber zum Gästehaus, ohne von seiner Not etwas mitzubekommen. Gerade im Begriff sich wieder an den Reverend zu wenden, hielt ihn Ben davor ab. Viel zu überrascht über diese infame Unterbrechung war Francis kurz nicht in der Lage den Jungen sofort in seine Schranken zu verweisen. Was, wie er sich eingestand gar nicht so verkehrt gewesen war. Schließlich war die Notdurft Natur begeben und wenn der Junge zum stillen Örtchen musste, war er machtlos und jede gute Erziehung außer Kraft gesetzt. Er ließ die Hand des Jungen frei und nickte zur Tür. "Geh schon, aber kein Unsinn auf dem Weg dorthin." Er sah kurz Ben noch nach, der den kürzesten Weg über das Gartentor nach hinten zum Toilettenhäuschen nahm und öffnete schließlich für den Reverend die Tür ins Gästehaus. "Nach ihnen, Reverend."
Nach und nach wurde Sarah ruhiger. Onkel Eric war gar nicht böse auf sie... das erleichterte sie einerseits, vergrößerte aber andererseits ihr schlechtes Gewissen. Sie wußte, daß sie eigentlich eine Strafe verdient hatte. Mama war zwar eine liebevolle Mutter, aber auch eine konsequente Erzieherin gewesen. Ihr Vormund dagegen ging mit Sarah ungewöhnlich sanft und geduldig um. Das konnte daran liegen, daß sie ihn an ihre Mutter erinnerte, an ihrem schmalen, zerbrechlich wirkenden Körper oder vielleicht auch daran, daß er irgend etwas wiedergutmachen wollte. So genau wußte das Mädchen es nicht, obwohl es sehr wohl die außerordentliche Rücksicht spürte, die er auf sein Mündel nahm. Ihre Gewissensbisse hielten sie allerdings nicht davon ab, sich schutzsuchend an ihn zu schmiegen und die Wärme in seinen Armen zu genießen. Sarah mochte auf viele Erwachsene den äußeren Eindruck eines kleinen Engels machen, doch sie hatte durchaus ihre Schwächen. Auch wenn sie ihre Fehler für gewöhnlich einsah, scheute sie doch die Strafe. Schließlich empfand sie doch ehrlich und aus tiefem Herzen Reue, weil sie über die Stränge geschlagen hatte. Und echte Reue war doch, was man haben mußte, damit Gott einen lieb hatte. Da war es eigentlich gar nicht mehr nötig, Stubenarrest zu bekommen oder eine Rute aufs Hinterteil – oder noch schlimmer, auf die Handflächen, wie es manche Lehrer hielten – oder auch ein Süßigkeitenverbot und was den Erwachsenen noch alles einfiel. Sie war der Überzeugung, wenn es einem wirklich leid tat, dann mußte man es Gott nur abends, beim Beten vor dem Schlafen, sagen, dann würde er schon verstehen und es verzeihen.
Schließlich verzieh Onkel Eric ihr ja auch, und der war ein Mensch. Gottes Geduld mußte doch viel, viel größer sein, auch wenn die Prediger in den Kirchen meist mehr seinen göttlichen Zorn und die schreckliche Buße in der Hölle farbig ausmalten, wenn sie von den Sünden sprachen. Andererseits, und dieser Gedanke kam ihr, als der nächste kalte Windstoß unter ihr zerrissenes Kleid fuhr und sie in den nassen Strümpfen wieder zittern ließ: Vielleicht strafte Gott ja, anders als mit Ruten oder Standpauken... ihre Lippen zitterten leicht, und eine Gänsehaut überzog ihren ganzen kleinen Körper. Sie drängte sich noch stärker an Eric, und ihre Zähne fingen an zu klappern. Und als er entschied, sie müsse erst einmal nach hause, um die Kleider zu wechseln, widersprach sie ihm nicht nur aus Gehorsam nicht. Der Gedanke an warme, trockene Sachen war unwiderstehlich. Sie legte ihre Hand in die, welche ihr Eric darbot, und sah zu ihm hoch. Angesichts ihrer unbestreitbaren Unartigkeit war sie ein wenig kleinlaut, wagte aber doch ein kläglich klingendes, quengelndes "Onkel Eric..? Mir ist kalt...", um ihn zur Eile anzutreiben. Sie wußte, daß sie jeder andere wahrscheinlich darauf hingewiesen hätte, die Kälte habe sie sich selbst zuzuschreiben und werde sie auch noch ein paar Momente länger aushalten. Aber irgendwo in ihr war doch die Versuchung, seine Nachsicht ein kleines bißchen auszunutzen. Es war ja nicht ihre Schuld, wenn ihr der liebe Herrgott ein Gesicht gegeben hatte, das sich nun einmal wunderbar eignete, um Erwachsene milde zu stimmen. Da lag es schließlich nahe, sich manchmal durch Bitten und Betteln kleine Erleichterungen zu verschaffen. Böse konnte man das doch nicht nennen, oder?
Ben hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch gehabt, denn seinen Vater zu fragen, ob er vorgehen dürfe, hieß diesen in einem Gespräch zu unterbrechen. Letzteres wurde meistens auch abgestraft. Natürlich wollte Ben auch viel lieber dem Gespräch der Erwachsenen zuhören, denn diese schmiedeten offenbar Pläne in Bezug auf Matt. Das war für Ben interessant und auch wichtig, denn wenn Matt mehr Zeit im Hause der Stevensons verbrachte, als daheim - würde er ihm weder bei den Hausaufgaben helfen noch ihm unliebsame Arbeiten im Haus abnehmen können. Ben war erleichtert, dass sein Vater ihn nun wenigstens alleine zum Toilettenhäuschen gehen ließ, aber auch unwillig über den Umstand, dass er ausgerechnet jetzt dahin musste. "Ist gut, Pa." Obwohl Ben respektvoll sprach, während er seine Hand aus der des Vaters löste, war ihm auch Empörung anzusehen. Was dachte sein Pa denn bloß, was er nun für Unfug vor hatte? Er wollte doch nur Pippi machen! Ben hatte es wirklich eilig und sauste los, sobald sein Vater ihn frei gegeben hatte. Heftig schwang das Gartentor hinter ihm wieder zu, denn in seiner Eile hatte Ben den Schwung nicht abfangen können. Da er schon ein paar Mal mit seinen Eltern und Geschwistern zum Essen hier gewesen war, kannte er sich aus und steuerte direkt durch den Garten das Toilettenhäuschen an.
So stapfte der Musiker wieder die Strasse zurück, bis er an der Hauptstrasse nach links abbog. Noch immer schneite es und versperrte ihm leicht die Sicht. Dennoch erkannte er Selina, welche aber immer noch mit dem ihm fremden Mann und dem Mädchen sprach, so dass er nicht stören wollte. Es sah aber sehr danach aus, dass sie auch auf den Empfang wollten. Normalerweise hätte Gabriel sie sofort angesprochen, aber er wollte sich nun auch nicht so lange aufhalten, denn einmal hatte es der Krieger wahrlich eilig und auf der anderen Seite würde er Selina sicherlich im Gästehaus treffen. Nein, er würde nun einfach schnell ins Gästehaus gehen und den Anwalt suchen. Selina stand auch so mit dem Rücken zu ihm, dass er sie gerade eh gerade nicht sah.
Und so erklomm er die Stufen des Gästehauses und freute sich schon auf etwas Wärme.
(ooc: @Selina: Sorry, aber wir sprechen uns ja noch später, muss nur schnell zu Cassiel *g* sonst dauert das so lange *knuddel*)
Die Situation hatte sich augenscheinlich wieder entspannt, obgleich sich Selina die Gedanken und Hintergründe bezüglich Sarah und Eric bestenfalls nur zusammenreimen konnte. Sie wusste nicht, was hier gerade wirklich zwischen den Beiden vorging. Doch das war vielleicht auch ganz gut so, denn schließlich ging es nur die beiden Malones etwas an. Diese simple Umarmung zeigte dennoch so vieles, von beiden Seiten. Viele unterschiedliche Emotionen, von denen die Schmiedin sich nicht auf eine einzige, „richtige“ festlegen konnte oder wollte. Vermutlich war es einfach ein wenig von allem. Es spielte sich alles nur binnen weniger Sekunden ab, und doch kam es Tucker vor wie eine halbe Ewigkeit, als ob die Zeit plötzlich viel, viel langsamer laufen würde. Dabei hatte sie momentan bloß die Rolle der Beobachterin inne. Sie hoffte, die Beiden würden es ihr nicht übel nehmen, denn gaffen wollte sie sicher nicht. Sie war weiß Gott keines dieser neugierigen Hühner, dass nun als Erstes losziehen und dem halbem Ort erzählen würde, was sie soeben gesehen hatte. Aber sie wollte die Beiden auch nicht völlig alleine lassen, daher erschien ihr ein wenig Distanz genau richtig. Es war immerhin ja nicht so, dass sie nicht interessierte, wie es mit den Zwei weiterging. Nicht aus purer Neugier. Die Schmiedin fühlte sich eher von einer gewissen Sorge angetrieben. Keine Sorge im Sinne, dass noch irgendetwas Schlimmes passieren würde. Nein, diese Art von Sorge war es nicht. Es war eher ein kleines Gedankenspiel, wie es nun weitergehen würde. Denn irgendetwas war definitiv in diesem Moment mit Nichte und Onkel passiert, selbst wenn es nur etwas Kleines, für Außenstehende kaum merkliches war. Selina selbst glaubte auch nicht, verstehen zu können, was gerade geschehen war, denn sie zählte immerhin auch zu den Außenstehenden. Aber sie spürte, dass sich irgendetwas verändert hatte. Nicht zum Schlechten, nur zum Guten.
Als Eric sich dann wieder erhob und ihren Blick suchte, erwiderte die Schmiedin diesen mit einem kleinen Lächeln. Sie war froh, dass Mr. Malone auf eben diese Art reagiert hatte und dass sich dadurch irgendetwas zwischen ihm und Sarah in Bewegung gesetzt hatte, das vorher vielleicht noch nicht allzu deutlich zu spüren gewesen war. Selina nickte verständnisvoll auf seine Worte und hatte auch ein Lächeln für Sarah übrig, die wieder brav die Hand ihres Onkels ergriffen hatte. „Natürlich, Eric. Das hat nun Vorrang.“, entgegnete die Schmiedin ruhig, wobei nicht hervor ging, ob sie ‚Das‘ lediglich auf Eric’s Worte bezog oder vielleicht doch das meinte, was kurz zuvor geschehen war. Ihr Lächeln wurde im Anschluss an ihre Worte noch eine Spur breiter und verwandelte sich fast in ein sachtes Grinsen, als Sarah mit ihrer Piepsstimme betonte, wie kalt ihr nun doch wäre. „Lasst euch nicht aufhalten. Wir sehen uns ja später noch.“ Nach ihren Worten wandte Selina sich noch einmal an Sarah und beugte sich ein wenig hinunter, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein. Außerdem hatte sie ihre Stimme ein wenig gesenkt, um so zu tun, als ob die Worte bloß an Sarah gerichtet waren und ihr Onkel nichts davon mitbekommen sollte: „Vielleicht magst du mir später mal von dem Hasen erzählen? Du hast mich eben sehr an eines meiner Lieblingsbücher erinnert.“, flüsterte sie schließlich mit einem Augenzwinkern.
((ooc: Sorry für die überdimensional lange Wartezeit *grmbl* Arbeit war recht stressig (mal wieder) *Merci dalass*))
Eric wusste ja erst gar nicht, wie sich Sarah gefühlt hatte, was in ihrem kleinen und klugen Köpfchen vor ging. Aber er glaubte, dass er genau das richtige getan hatte, denn Sarah schien ruhiger zu werden. Und was auch immer war, es war Eric egal. Er hatte Sarah einfach umarmt, weil er sie so unglaublich liebte, auch wenn ihm manchmal kleinste Zweifel aufgekommen waren, ob er das schaffen würde, ein Kind aufzuziehen. Das Kind seiner verstorbenen geliebten Schwester. Er, der eigentlich mit seiner Arbeit verheiratet war, sei es als Sheriff oder als Journalist. Aber hier war ihm das alles nicht mehr wichtig. Es war, als gehörte es einer Vergangenheit an. Wichtig war für ihn nur Sarah im Moment. Und das diese fror, was er bald bemerkte und sie es dann auch ganz kleinlaut, verstohlen und fast quengelnd von sich gab. Aber Quengeln war in seinen Ohren etwas ganz anderes, denn Sarah hatte irgendwie nie wirklich gequengelt. Er spürte nur, wie sich Sarah an ihn kuschelte, vielleicht Schutz suchte im Allgemeinen, aber vielleicht auch vor der Kälte. es war egal, sie traute ihm, so dass sie es tun konnte und es freute ihn mächtig.
Was genau eben mit ihm passiert war, wusste er nicht und wollte auch nicht drüber nachdenken. Aber ja, es war für ihn wichtig gewesen, vielleicht so, wie es Selina empfand, ohne dass er natürlich wusste, was auch in ihrem Kopf vorging.
Eric hatte sich wieder aufgerichtet, mit Sarah an der Hand und meinte in seiner Milde, die er oft ausstrahlte: »Ja, mein Engel, wir gehen schnell nach Hause und dann ziehst du dir warme Kleidung an.« Sagte er und zog seinen Gehrock aus, der ihm etwa bis zu dem Knien ging und legte diesen nun um die schmalen Schultern seiner Nichte, so dass der Gehrock nun bei ihr bis zum Boden ging. Dafür musste er ihre Hand allerdings loslassen, aber sie war ja auch kein kleines Kind mehr und er legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter und wandte sich dann erneut an Selina. Diese war einfach nur fantastisch. Sie hielt sich zurück und dennoch blieb sie. Und schenkte beiden ein Lächeln, ein Lächeln, dass Eric in sich aufsaugte und ebenso warm zurück lächelte.
»Ich danke dir Selina, und ja, wir sehen uns hoffentlich gleich wieder.« sprach er dann sanft. Er war einfach angetan von dieser Frau, von dem wie sie war, sich gab, was sie sagte, auch wie sie mit Sarah umging, als sie sich zu ihr hockte und sie ansprach. Dann schliesslich nickte Eric Selina noch einmal warm und dankbar zu. Er wartete noch darauf, was Sarah auf Selinas Worte sagte, dann begab er sich mit seiner Nichte zurück nach Hause, was ja nicht weit war.
Nur kurz hatte Eric dann registriert, dass Terry bereits im Gästehaus war und dass sie nun voll zu spät kommen würden. Es tat ihm etwas leid, nicht als Freund pünktlich zu sein, aber Sarahs Wohl war ihm einfach wichtiger.
Gästehaus -> Richtung Ostausgang, See John und Emily
Es war ein rascher Aufbruch gewesen, der John hoffen ließ, dass er sich zuvor Emilys Nervosität und Einsilbigkeit auf das Thema Spaziergang und Reden nur eingebildet hatte. Zumindest betrübte es ihn nicht und weiterhin mit guter Zuversicht führte er Emily eingehakt zur Tür hinaus in die mittägliche Kälte. Es war nicht unbedingt das perfekte Winterwetter für einen kleinen Fußmarsch zum See hinaus, aber einen anderen Ort um mit Emily in Ruhe reden zu können kannte er nicht. Er hatte natürlich die warme, eigene Wohnung zunächst im Auge gehabt, doch dort würde sich Emily vielleicht ein wenig beengt, eingeengt oder gar bedrängt fühlen. Nein der See war so gut wie jeder andere Ort auch und auf dem Rückweg, je nachdem wie Emilys Reaktion ausfiel, würde er ihr die Überraschung zeigen. Oder vielleicht umgekehrt? Erst die Überraschung, dann die Frage? Beides würde es vielleicht unnötig machen über den Montagabend zu reden? Nein, die Entscheidung wollte JOhn im Augenblick nicht gerade leicht fallen und er nahm sich vor damit zu warten, bis sie an der Richard-Camden-Street vorbei kommen mussten. Dann blieb immer noch Zeit einen kurzen Schwenkt nach Rechts zu machen.
Immer wieder trieb der Wind ihm Schneeflocken ins Gesicht und er musste sich das eine oder andere Mal mit dem Handrücken die Augenbrauen und Wimpern freiwischen. Zumindest war der Wind nur leicht zu spüren und riss weder an Mäntel noch an Hüten und Hauben. So ließ es sich doch ein Stückweit aushalten. Auf der Mainstreet selbst war nichts los. Wie ausgestorben lag die Stadt vor ihnen. Aber angesichts des Ereignisses im Gästehaus war das nicht weiter verwunderlich. Miss Tucker war gerade eben wohl als eine der letzten ins Gästehaus gekommen, als sie gerade hatten aufbrechen wollen und Mr. McKay war gerade im Begriff den Garten des Gästehauses, der hinter einem hohen Zaun lag, zu betreten. Aber ansonsten hatten sie die Straße für sich alleine. Für eine Weile begnügte sich John damit Emilys Nähe und Gegenwart zu genießen und die Stille im Ort als sehr entspannend auf sich wirken zu lassen. Er musste all dies nicht unbedingt mit Gerede zerstören. Natürlich hatte in seinem ursprünglichen Plan kein Schweigen zwischen ihnen geherrscht, ganz einfach weil er auf Emilys Redseligkeit gebaut hatte. Er hatte ja nicht wissen können, dass irgendetwas Emily so sehr zu schaffen bereitete, dass sie kaum ein Wort verlor und damit ihr merkwürdiges Verhalten der vergangenen Tagen fortsetzte. Sicherlich konnte er sich einen Reim darauf machen und hatte eine gewisse Vorstellung davon, wie peinlich und unangenehm es für Emily sein musste, jeden Morgen zum Dienst anzutreten um dabei Cassidy zu begegnen, die auch keine Gelegenheit ausgelassen hatte, ihn und Emily an den Abend zu erinnern. Niemals wäre es ihm dabei jedoch in den Sinn gekommen, Emily könnte sich auch vor ihm schämen und in Gedanken verzweifelt nach Vergebung ihrer Fleischeslust suchen. Für ihn hatte der schwache Moment, den sie beide reichlich genossen hatten, weder etwas verwerfliches noch sündhaftes an sich. Zumindest nicht bis zu dem Punkt, als sie von Major Shepard und Cassidy überrascht worden waren. Er hatte schließlich ernsthafte Absichten und war kein Mann, der ein hübsches Dienstmädchen auszunutzen verstand, um sie irgendwann wenn er ihrer überdrüßig wurde, zum Teufel zu jagen. Oder ihr gar unbedacht und unüberlegt ein Kind machte. Vielleicht sah Major Shepard ein solchen Mann nun in ihm, das konnte John nicht ausschließen, aber sofern Emily einwilligen würde, würde er den Major schon eines besseren Belehren. Und auch Cassidy. John fand es nach wie vor sehr bedauerlich, dass Emily in den letzten Tagen ihm so mit Nachdruck ausgewichen war, dass es ihm unmöglich gewesen war, mit ihr über diese Nacht zu sprechen. Sehr gerne hätte er ihr gesagt, was es ihm bedeutet hatte, dasss sie sich ihm so geöffnet hatte, um ihr den Mut zu geben, der ihr sichtlich ohne Alkohol zu fehlen schien. Ja, er hätte auch sehr gerne gewusst, ob es ihr gefallen hatte, wobei Worte darüber nicht wirklich nötig waren, wenn er es sich gerade genauer überlegte. Sie hatte sich ihm so willenlos unterworfen und hingegeben, dass eigentlich wenig Zweifel daran bestand, wie es Emily gefallen hatte. John war zumindest zu der Einsicht gekommen, dass es in Bezug auf Emily kein guter Schachzug sein würde, mit ihr über das Geschehene auf diese Art und Weise zu reden. John war allerdings kein Kind von Traurigkeit, dafür hatte er ein zu langes Leben in Unabhängigkeit geführt und gelernt, dass die so von den Eltern und den Moralaposteln seiner Jugend angepriesene Sünde, einen nicht sofort in die Hölle brachte. Er mochte die Morgende danach, meist weil sie je nach Frau an seiner Seite noch etwas mehr Spaß einbrachten. Er schlich sich ungerne aus einem Schalfzimmer oder Hotelzimmer und hinterließ nicht gerne nur ein noch angewärmtes Bett. Nein er blieb gerne länger und wenn es nicht gerade eine bezahlte Nacht gewesen war, war er einer Auserwählten stets so lange treu geblieben, bis er die Stadt wieder hatte verlassen müssen. Emily hatte ihm diesen Zauber danach geraubt, weil sie vor Schock in Ohnmacht gefallen war und sich bis zum Morgen geweigert hatte, wieder zu sich zu kommen. Und John war ehrlich genug gewesen, um ihre Scham nicht noch zu vergrößern. Aber er wollte sicher gehen, dass Emily ihn verstand, dass sie wusste, dass er sie nicht ausgenutzt hatte, wie ihre früheren Dienstherren es zeitweise versucht hatten. Zumindest von den Andeutungen her, die sie gelegentlich gemacht hatte, nahm er an, dass dies vorgekommen sein musste. Er wollte sicher sein, dass Emily in ihn nicht einen Schuft sah, vor dem sie sich nun fürchtete, weil er jeder Zeit nach Lust und Laune wieder auf sie zugreifen konnte. Sicherlich hätte sie gekündigt, hätte sie diese Gedanken, doch er befürchtete, dass Emily zu sehr dazu erzogen war, in Abhängigkeit zu leben und er war wohl das Beste was ihr in diesem Ort geschehen war. Zumindest finanziell betrachtet... Unbewusst seufzte John laut auf, als er sah, dass er sich langsam selbst um Kopf und Kragen brachte und es wenig Sinn machte diesen Gedanken länger nachzuhängen. Er musste wohl doch mit Emily darüber reden, um zu wissen wie er dran war. Inzwischen hatten sie den Martkbrunnen erreicht und die Stadt war noch immer ruhig und verlassen.
"Ehm... Emily... jetzt wo wir wieder unter uns sind und uns niemand belauschen kann... würde ich dir gerne eine Frage stellen," für John gab es keinen Grund ohne Gesellschaft noch länger den Anstand zu wahren. Er hatte sich schließlich mit Emily vereint und sichtlich ihre Unschuld geraubt und in wenigen Augenblicken gedachte er sich sogar mit ihr zu verloben. Wie viel näher konnten sich demnach zwei Menschen sein? Ein bisschen musste John Luft holen, um sich zu sammeln und auch um den Mut aufzubringen Emily eine ungewohnt indiskrete Frage zu stellen. Zumindest während sie nüchtern war und ihm endlich nicht mehr entwischen konnte. Ein bisschen hatte er vor der Frage schon bammel, denn ihre Antwort würde entscheiden, ob er ihr den Ring später an den Finger stecken wollte oder nicht.... "Nun... dir hat unser Beischlaf doch auch sehr gefallen und, na ja, dein Verhalten danach war etwas merkwürdig kühl. Also frage ich mich nun, ob ich mich getäuscht habe und du mich vielleicht nun für einen Schuft hältst? Ich meine für einen jener Männer, die nur ihre Angestellten auszunutzen im Sinne haben?"