Die kleine, sich gerade entwickelnde Unterhaltung wurde jäh unterbrochen, als der Junge lang hinschlug und Witashnah, seine Mutter, natürlich zu ihm eilte. Megan konnte sehen wie die Frau die Hand an das Messer legte und machte leicht grosse Augen. Sicherlich war es verständlich wenn eine Mutter ihre Kinder schützte, sie würde das gleiche tun wenn ihres zur Welt gekommen sein würde, aber gleich zum Messer greifen war vielleicht eine Spur übertrieben. Immerhin war die Ursache ja wohl ein anderer Junge, der Spross vom Bürgermeister, oder sein Enkel oder was auch immer. Von der Konservativen Familie musste man ja wenig anderes erwarten. Matthew half dem Jungen auf, was Megan leicht schmunzeln liess. Der älteste McKay war irgendwie anders als der Rest seiner engstirnigen Sippe, viel offener aber ob er das nur machte um seinen Vater zu ärgern, oder weil er das wirklich wollte würde für Megan wohl ein ewiges Mysterium bleiben. Erwachsen genug sie zu ignorieren war er allemal. Guter Junge. Camden kümmerte sich um seinen Enkel, schien mit dem zu reden so wie es aussah aber Megan sah auch die missbilligend Blicke die er der Lakota zuwarf. Die versicherte sich das es ihrem Sohn soweit gut ging, tippte recht deutlich auf das Messer während sie den kleinen Camden anschaute und überliess den Sohn dann wieder sich selber. Es war nichts passiert und alt genug zum aufstehen war er auch. Sicherlich war es für den Jungen besser, das er hier ein wenig Selbstständigkeit an den Tag legen konnte. Witashnah kam wieder zu Megan zurück.
Deren Aufmerksamkeit wurde kurz abgelenkt, als Jesse wieder eintrat und sich, sprichwörtlich, mit dem Blonden die Klinke in die Hand gab und sich zu Clayton gesellte. Erst jetzt schaute Megan wieder zu der Lakota. "Alles OK bei dem Jungen?" erkundigte sie sich und erst als die Frau nickte, nahm Megan wieder das Gespräch auf. Das die Lakota ein wachsames Auge auf den kleinen Camden hatte, war nur natürlich. Oh, wie würde der sich die Lippen zerreissen können, das ausgerechnet sie hier mit der Lakota stand. Er war ja schon nicht so begeistert gewesen als sie die Absicht geäussert hatte, das sie Land kaufen wollte. Was ihn dabei mehr erschüttert hatte stand in den Sternen. Die Tatsache das eine Hure hier fest Land erwerben wollte oder die Tatsache das die Bürger genug Geld zu ihr trugen, das sie das überhaupt konnte. Das musste ein ziemlicher Schlag für den biederen Mann gewesen sein, zu erkennen das seine heiligen ach so korrekten Lämmchen hier, alles Heuchler und normale Männer waren. Für einen verheirateten Mann sicher ein anderer Standpunkt, aber die ganzen unverheirateten, die brauchten nunmal Frauen wie Megan oder Edith oder deren Schwester, damit sie Druck abbauen konnten. Männer mit sprichwörtlich 'dicken Eiern' bekamen nunmal nichts auf die Reihe. Eines der einfachsten Naturgesetze.
"Ich habe deinen Namen nicht mitbekommen." Hakte Megan nochmal nach, auch war es eine gute Möglichkeit das Gespräch, das so unschön von dem kleinen Camden unterbrochen worden war, wieder in Gang zu bringen.
Das etwas mit Holly nicht stimmte hatte Kate bereits geahnt und auch gespürt. Doch dass sie jetzt auf ihre Frage mit geröteten Wangen reagierte, ließ es zur Gewissheit werden. Sie wollte nur hoffen, dass Holly sich nicht wie üblich in Ausflüchte rettete und vorschob, dass alles bestens sei. Wie sollte sie ihr denn sonst bloß in Zukunft bei ihren Problemen helfen und beistehen? Es hatte ja bereits eine Ewigkeit gebraucht, bis Holly in Bezug auf Ruth oder auch auf John eine Äußerung gemacht hatte, die annehmen ließ, dass Holly mit der aktuellen Situation nicht zufrieden war. Daran würden sie beide etwas ändern müssen, wenn sie jemals eine gut funktionierende Beziehung zueinander aufbauen wollten.
Hollys kurzes Gestotter ließ Kate eine Braue in die Höhe ziehen, aber sie unterbrach ihre Tochter nicht und ließ sie aussprechen. Leider war sie danach auch nicht schlauer. "Du weißt es nicht oder willst es nicht sagen," fragte sie entsprechend nach und beschloss in diesem Augenblick zur Abwechslung einmal nicht so leichtfertig nach zu geben wie üblich.
Als Holly doch noch mit der Sprache herausrückte, war Kate sich nicht sicher, ob ihr Bohren daran schuld war oder Holly es ihr so oder so noch anvertraut hätte. Auf jeden Fall war Kate sehr darüber erleichtert, dass Holly bereit war zu reden. Der angegebene Grund für Hollys Unwohlsein, ließ Kate automatisch umher schauen, doch Mr. Harding konnte sie in diesem Augenblick niergends entdecken. Es war sowieso ein sehr gut besuchter Raum, den sie vorgefunden hatte und sie befürchtete gerade, ob weitere Gäste noch so Platz fanden, dass ein Aufenthalt angenehm und bequem sein würde. Zumindest war das Gedränge zu dicht, um wirklich jemanden auf die Schnelle ausfindig zu machen. Als sie zurück zu Holly sah, hatte diese fast nur noch geflüstert und wirkte hilflos verzweifelt. Kate bekam ein aufrichtiges Lächeln zustande, mit dem sie Holly fürsorglich eine Hand auf die Schulter legte. Mehr Zuneigung wollte sie in der Öffentlichkeit nicht zu lassen und schüttelte den Kopf. "So ein Unsinn Holly," es war wohl an der Zeit, dass sie langsam Holly über Männer aufklärte, bevor diese im Liebeskummer versank. "Du wirst dich doch nicht wegen eines Mannes verstecken wollen? Ich glaube es wird Zeit, dass du anfangst zu lernen, dass du nicht immer das tun musst, was ein Mann von dir erwartet. Wenn Mr. Harding mit dir reden will und du nicht, dann sagst du einfach Nein. Daran ist nichts verkehrt. Glaub mir, wenn ich jedes Mal mein Herz leichtsinnig verschenkt hätte, dann hätte ich das alles hier nicht," sie breitete ein wenig die Arm aus, um das Gästehaus damit einzuschließen. "Du solltest dir wegen diesem Pianospieler nicht so sehr das hübsche Köpfchen zerbrechen. Andere MÜtter haben auch hübsche Söhne. Nur lass dir nie von ihnen dein Herz stehlen. Du merkst ja selbst.. es tut viel zu viel weh und ist es überhaupt nicht wert. Harding hat doch längst wieder eine Neue und vertröstet sich damit," Kate dachte bei ihren Worten natürlich nicht ausschließlich an Harding. Oh nein, ihre Gedanken weilten bei Foster und dieser nackten Hure aus dem Bordell, die um ihn herumgetanzt war... Wut stellte sich ein und es hätte nicht viel gefehlt, dass sie ihre Stimme in eigener Erregung erhoben hätte.
John mit Emily und Arthur, Jesse kommt dazu, Arthur geht
John, mit einem feinen Schmunzeln auf den Lippen, hatte gerade noch Mister Waltham nachgesehen und sich bereits wieder Emily zu gewandt. Jetzt würde er wohl endlich ein paar Dinge vorab klären können. Zumindest damit Emily ein klein wenig wusste, was auf sie zukam und sich nicht zu sehr vor dem Gespräch fürchten musste. Doch er hatte noch nicht einmal dazu angesetzt, als eine Bewegung hinter Emily John aufsehen ließ. Mister Harding hatte sich ihnen genähert und stand nun fast ein wenig unbeholfen mit höflichem Abstand bei ihnen. Aber sein Gesicht verriet deutlich, dass er ein Anliegen hatte. Kaum war Waltham zwischen den Menschen verschwunden, trat er näher, entschuldigte sich sogar höflich bei Emily für die Störung und machte auf John einen recht nervösen Eindruck. John versuchte daher nicht ungehalten zu wirken, weil ihn die erneute Störung tatsächlich ein wenig ungeduldig machte. Er hatte heute noch so vieles mit Emily vor, dass es ihn langsam doch wurmte, hier her gekommen zu sein. Der Reverend ließ zudem auf sich warten und machte die Sache nicht besser. Nun, er trug den Stern nicht umsonst jeden Tag. Seit seinem ersten Tag als Sheriff hatte er es so gehalten und signalisierte damit egal an welchem Ort er schon gewesen war, dass er für alle und für jeden jederzeit erreichbar war. Also auch heute an einem Sonntag und auch trotz eigenen Plänen. Er nickte Mr. Harding kurz auffordernd zu, als dieser erst einmal den Hut abnahm und John einen näheren Blick auf dessen Züge mögilch machte. Die letzten sechs Tage waren Harding deutlich nicht gut bekommen, dass hatte John schon vor der Kirche feststellen können. Hier neben Emily, die mit ihren gesunden, attraktiven Rundungen, den stets aus Scham und Verlegenheit geröteten Wangen ein starkes Kontrastprogramm bot, fiel es um so deutlicher auf.
"Entspannen sie sich, Mister Harding," warf John kurz freundlich dazwischen, als Harding seinen Hut in den Händen zu zerquetschen versuchte und deutlich aufgeregt die ersten Worte aussprach. Als dieser dann jedoch weiterredete, seine Stimme gar senkte wurde John doch etwas unruhig. Es ging also um den Enführer. John hatte prinzipiell keine Probleme damit, dass "seine" Gemeinde über seine freie Zeit verfügte, wie sie wollte, aber manche Dinge gehörten eben nicht außerhalb der Station besprochen. Entsprechend schlich sich ein leicht skeptischer Ausdruck in seinen Blick, aber er nickte zu erst einmal nur dazu und hielt sich zurück. Schlicht aus dem Grund, dass John spüren konnte, wie unangenehm Harding die Situation selbst war. Wenn er etwas wichtiges zu seiner Aussage hinzu zufügen hatte, wäre das natürlich von Vorteil, aber das galt es wohl herauszufinden. Nur den Empfang würde er dafür sicher nicht verlassen und zur Not Harding höflich darauf hinweisen, dass er feste Zeiten in der Station für solche Gespräche hatte. Da er wegen dem vertraulichen Gespräch mit Waltham sowieso eine ruhige hintere Ecke gewählt hatte, sollte es nicht schwer für Harding werden, mit ihm offen zu reden. Also nickte John noch einmal zustimmend, als Harding ein zweites Bitte hinzufügte. "Wenn es wichtig ist, Mr. Harding? Ein paar Minuten hätte ich übrig."
Matt und Joe bei Jacob, Witashnah geht viele andere im Raum verteilt
Die rothäutige Frau war bereits wieder verschwunden, ebenso schnell wie sie aufgetaucht war, und Joe erkannte an Matts Kopfschütteln, dass es für diesen ebenfalls unverständlich war, weshalb sie den Jungen einfach umringt von Fremden am Boden sitzen ließ. Weshalb er Matts Hand abgelehnt hatte, konnte er zwar im Grunde verstehen, was aber nichts daran änderte, dass ihm eine helfende Hand gereicht wurde, konnte er vermutlich nicht von jedem Weißen erwarten und sie anzunehmen wäre für Joe auch keine Schande gewesen. Man wollte eben so wenig wie nur irgendwie möglich aufeinander angewiesen wirken, als Weiße und Indianer. Er fragte sich, ob sich diese Kluft irgendwann schließen würde. Und wenn es dabei nur um eine kleine Geste wie die von Matt ging. Joe trat einen Schritt zurück, nachdem der Junge die Serviette entgegengenommen hatte und begann, das Blut abzuwischen, und erwiderte dessen scheues Lächeln flüchtig. Die Frau am Nebentisch beobachtete die Szene stumm, hatte jedoch nichts dazu gesagt, dass er die Serviette von ihrem Tisch genommen hatte. Hätte sie noch etwas erwidert, hätte Joe ohnehin nicht viel dazu zu sagen gewusst, außer sich erneut dafür zu entschuldigen. Nachdem sich der Junge wieder auf die Beine gestellt hatte und etwas ratlos mit der Serviette in der Hand dastand, gab sich Matt offenbar alle Mühe ein freundschaftliches Gespräch zu beginnen und ihm zu helfen. Joe hatte dem nichts mehr hinzuzufügen, als Matt sich und ihn dem Jungen vorgestellt hatte, sondern nickte nur mit einem Lächeln. Davon, sich wie sein Freund hinunter zu beugen, sah er jedoch ab. Wenn andere dasselbe bei ihm getan hatten, war er sich immer wie ein kleines Kind vorgekommen und dass der vermeintliche Jacob die Hand abgelehnt hatte, ließ zumindest vermuten, dass er auch das nicht wollte, obwohl er ja wirklich noch ein Kind war. Sowieso wusste er noch immer nicht direkt, wie er dem Jungen begegnen sollte. Im Augenwinkel nahm er Matts Blick wahr, der ihn dann doch noch dazu brachte, seine Stimmbänder zu benutzen, anstatt wie zuvor stumm zu bleiben. "Die Serviette wirst du sowieso nicht mehr brauchen", bekräftigte Joe den Vorschlag seines Freundes. "Aber was zu trinken?" Er streckte ihm leicht die Hand entgegen, anbietend, ihm die Serviette abzunehmen. Er wünschte sich für den Jungen, dass er das Angebot annahm, denn das würde für Joe bedeuten, dass er zumindest ansatzweise gewillt war, ein Teil der Gesellschaft hier zu werden. Immerhin mehr, als wenn er sich jetzt davonmachte, nur um zu beweisen, dass er auch alleine zurechtkam.
Holly war sehr erleichtert, dass sie den Mut aufgebracht hatte, ihrer Mutter zu sagen, was sie bedrückte - zumindest einen klitzekleinen Teil davon - und diese nicht ungehalten reagierte. Insgeheim hatte Holly nämlich mit einer Standpauke gerechnet, schließlich hatte sie Kate nicht gerade viel über Jesse erzählt.
Anfangs fühlte sie sich sogar ein wenig getröstet von Kates Worten und der Hand auf ihrer Schulter, auch wenn es nicht so einfach war, wie Kate es darstellte. Es war ja nicht so, dass er auf einem Gespräch bestehen würde, sondern dass sie einfach nicht die Kraft, oder was auch immer hatte, ihm gegenüber zu stehen. Kate hatte leicht reden, sie solle sich ihr Herz nicht stehlen lassen... Dafür war es leider zu spät! Die abschließenden Worte ihrer Mutter waren erst recht nicht dazu geeignet, sie zu trösten. Denn schließlich war es doch genau das, was so sehr weh tat - er hatte eine andere! Holly musste schwer schlucken.
Doch ohne, dass sie damit gerechnet oder es versucht hätte, veränderten diese Worte doch etwas in ihr. Sie spürte eine Wut in ihr gegenüber Jesse, zwar nur ein Hauch, aber selbst das war absolut unerwartet. Sie hätte niemals für möglich gehalten, dass sie mal böse auf Jesse sein könnte. Sie hatte immer die Schuld bei sich gesucht. Leider hielt diese Stimmung nicht lange an, denn plötzlich sah sie Jesse. Sie hatte wieder einmal ihren Blick schweifen lassen und er war an Emily hängen geblieben, die auch keinen besonders frohen Eindruck machte, als auf einmal Jesse zu Emily und John trat.
Holly schnappte nach Luft und jegliche Farbe, die sich in ihrem Gesicht befunden hatte, verschwand. Sie wurde kalkweiß. Wo war jetzt das bißchen Wut, dass ihr vielleicht geholfen hätte, diese unsägliche Situation zu überstehen? Verpufft war sie, einfach so. Sie spürte, wie ihre Beine weich und zittrig wurden und auch ihre Hände begannen unkontrolliert zu zittern. "Ich kann das nicht!" , flüsterte sie hilflos.
John, Emil,y und Jesse (Emily darf ich übergehen, wie man mir schrieb) andere drum herum
Jesse war an sich kein unsicherer Mensch, zumindest glaubte er das. Das es aber ganz anders war, würde er niemals zugeben. Und es kam auch wirklich darauf an, wie seine seelische Verfassung war. Denn was das anging, war er vielleicht wirklich schlecht einzuschätzen, außer von Menschen, die ihm sehr nah standen, wie eben Megan. Ihr konnte er sicherlich nicht viel vorspielen. Das diese ihn nicht in der Menschenmasse gesehen hatte, störte den Pianospieler daher auch nicht. Er musste mit dem Sheriff sprechen, komme, was da wolle. Und es lag weniger an der Amtsperson Claytons, dass Jesse gerade ein wenig unsicher war, sondern daran, dass dem Mann aus Montana schon klar war, dass er die Zeit des Sheriffs schliesslich nicht ständig in Anspruch nehmen konnte. Der Empfang hier war einberufen worden, um den neuen Reverend zu begrüssen, also eine sehr private Angelegenheit. Aber Jesse sah einfach keine andere Möglichkeit, den viel beschäftigten Sheriff wegen Horatio anzusprechen. Die junge Begleitung blieb still, hatte aber wohl Jesses Gruss mit einem schüchternen Lächeln erwidert. Und auch Jesse hatte die Frau noch einmal mit einem freundlichen, wenn auch irgendwie ungeduldigen Blick angeschaut, bevor er sich wieder ganz auf den Sheriff konzentrierte. Als dieser freundlich meinte, Jesse solle sich entspannen, schluckte Jesse leicht. War es denn so offensichtlich, dass er angespannt war. Erst da bemerkte er, wie er seinen geliebten Hut fast zerknautschte. Warum er übrigens diesen Hut so sehr liebte, blieb Jesse bis heute noch verschlossen, denn auch wenn er sich mehr und mehr an sein früheres Leben erinnerte, so blieb ihm immer noch verborgen, warum er diesen Hut so als wichtig empfand. Er erinnerte sich nur kurz daran, wie ihm mal irgend ein Gast im Saloon aus Provokation den Hut vom Kopf gehauen hatte. Da war Jesse, natürlich war er betrunken, dermaßen ausgerastet, dass es zu einer üblen Schlägerei gekommen war. Und ausgerechnet der Sheriff war es, der zufällig auch damals seinen Dring eingenommen hatte und anschliessend beide Störenfriede in die Zelle für eine Nacht gesperrt hatte. Und es war nicht das einzige Mal, dass Clayton Jesse im betrunkenen Zustand auffand. Aber deshalb war Jesse dem Sheriff nicht böse, der tat halt seine Pflicht und auch damals, als Tristan wegen Mordverdachts verhaftet worden war, im Nachhinein hatte Jesse nichts gegen den Mann, denn Jesse mochte ein kleiner Rabauke und Trinker sein, aber wirklich ernsthaft war Jesse in der Zeit hier nicht mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Jesse hingegen wusste aus Erfahrung, warum er mit dem Arm des Gesetztes immer so seine Schwierigkeiten hatte, aber das war nun lange vorbei. Aber der Sheriff wusste von Jesse, und das dieser eigentlich Jesse Ludlow hiess und damals der Spross des berüchtigten Gangsters und Mörders James Ludlow war. Auch wusste der Sheriff, dass Jesse fast 8 Jahre m Zuchthaus gesessen hatte. Mit 14 hatte man Jesse eingesperrt und als er entlassen worden war, hatte er den Nachamen seiner Mutter angenommen, etwas, was wohl jeder nachvollziehen konnte.
»Äh ... ja ...« hatte Jesse dann nur leise und mit einem Blick auf seine Hände und seinen Hut gemurmelt und versuchte sich zu entspannen, was ihm nicht wirklich gelang. Zumindest litt sein Hut nun nicht mehr darunter, ernsthaften Schaden zu nehmen. Johns skeptischen Blick wusste Jesse dann in seiner Aufregung nicht richtig zu deuten. Und ja, Jesse war es nun mal wichtig, auch wenn es sich vielleicht gleich herausstellen würde, dass der Sheriff das anders sah. Aber dieser wusste ja auch nicht, worum es ging. Warum Jesse Horatio so hasste, wusste eigentlich nur Megan und Tristan. Als Deputy Graham Barkley Jesse vor wenigen tagen befragte, hatte Jesse ihm zwar viel erzählt, also dass er Horatio aus dem Zuchthaus kannte und vieles mehr, aber von den den unzähligen Vergewaltigungen und Demütigungen durch Horatio im Zuchthaus hatte Jesse kein Wort gesagt. Und das würde er auch nicht tun. Dafür hätte, so dachte Jesse, kein mann der Welt Mitgefühl, nein, Jesse würde sich quasi selbst damit entmannen.
Zum Glück standen sie eh ein wenig abseits und so begann Jesse dann sein Anliegen anzusprechen. Das Emily dabei stand, störte Jesse nicht. »Also, ich wollte fragen, was sie bezüglich des Verbrechers Horatio Jones unternehmen werden oder schon getan haben. Ich weiss, das gehört nicht auf so einen Empfang ...« kam es dann leicht entschuldigend von Jesse und er seufzte leicht. »Aber ich war jetzt eine Woche nicht in der Lage, das Haus zu verlassen und ... naja ...« Nun glitt doch sein Blick kurz auch zu Emily. Er musste nun schon genau überlegen, was er sagte. Wie er glaubte zu wissen, war Horatio Mitglied dieser Bande gewesen. Walton wohl. Und auch diese junge Frau, wie ihm wohl Megan oder wer anderes erzählt hatte, war Opfer dieser Bande wie Jesse gewesen. Da wollte er natürlich keine alten Wunden aufreissen. Und so sog Jesse noch einmal tief die Luft ein und blickte Clayton fest an, diesmal gar nicht unsicher. »Sir, der Mann ist sehr gefährlich. Ich hatte es Ihrem Deputy bereits erzählt. Jones wurde damals nicht wegen Mord ins Zuchthaus gesteckt. Denn dann hätte man ihn gehängt. Aber ich ...« Kurz zögerte er, denn nun störte es ihn erst doch, dass die junge Frau dabei stand, auch wenn sie sich wirklich zurückhielt, ganz wie eine sehr gut erzogene Dame. Und so vermied Jesse, John zwar etwas zu sagen, aber nicht so, dass gleich klar war, dass Jesse Horatio aus dem Zuchthaus kannte. Insofern war es gut, dass Mr. Clayton Bescheid wusste. Und Jesse hoffte, dass Mr. Clayton den Bericht seines Deputy noch im Kopf hatte.
»Also, was ich sagen will: Dieser Jones ist ein Mörder und Vergewaltiger der ganz übelsten Art. Ich weiss es.« Jesse hatte damals im Zuchthaus viel mitbekommen. Natürlich stand dann sein Wort gegen das von Horatio, aber das war Jesse gerade egal. Und so setzte er leise fort: »Der Mann ist mehr als gefährlich und muss geschnappt werden. Ich biete mich hier mit an, mich mit auf die Suche zu begeben und setze meine letzten ersparten Dollar auf ihn. 700 Dollar. Ich würde gerne mehr bieten, aber mehr habe ich nicht.«
Auf einmal war alle Unsicherheit von Jesse gewichen. In seinem Blick lag eine Art funkelnder Hass und mehr als eine felsenfeste Entschlossenheit. Seine Augen hatten sich leicht verengt.
»Und Sir, er hat mir angedroht, Menschen etwas anzutun, die mir lieb und teuer sind ... , « kam es bitter und monoton über seine Lippen. Mehr sagte Jesse nicht. Er wollte Holly erst einmal nicht erwähnen, auch wenn Jesse irgendwie wusste, dass John eine Art guter Freund der Familie war, welcher Familie auch immer, aber Jesse erinnerte sich nur zu gut daran, wie damals das kurze Zusammentreffen war, als Jesse und Holly am Thangsgiving hier waren. Bis heute allerdings wusste Jesse nicht, dass Kathleen Farley und John Clayton die Eltern von Holly waren.
Ja, auf einmal war jegliche Unsicherheit umgewandelt in feste Entschlossenheit. Dies konnte man nun an Jesse angeschlagenen Gesicht sehen. Er mocjhte eingefallen und blass aussehen, aber sein Blick zeigte, dass er etwas vorhatte und mehr als nur entschlossen war, etwas tun zu wollen.
Langsam wurde ihr das alles hier zu viel. Immer mehr und mehr der weißen Spinnen krabbelten in diesen Raum hinein und Witashnah wurde es immer unwohler hier. Es war ein Fehler gewesen, hierher zu kommen. Es fand auch keine Feier statt. Nur gegessen wurde und die Speisen, obwohl sie teilweise gut dufteten, waren insgesamt doch eher etwas, was sie nicht essen sollte wenn sie nicht krank werden wollte.
Und dann der Angriff auf ihren Sohn Taoya-te-duta! Sie wusste genau, was geschehen war. Aber es war doch nur ein typischer Jungenstreich gewesen und kein Lakota würde deshalb nach seiner Mutter rufen. Also war sie, wenn auch widerstrebend, lieber wieder ein paar Schritte zurück getreten und hatte den jungen weißen Mann ihrem Sohn helfen lassen. Taoya-te-duta hätte sich sicher geschämt, wenn sie ihn an sich gedrückt und verhätschelt hätte.
Sie sah sich um. Jethro war fort und hatte nichts mitbekommen. Megan, die weiße Frau mit der sie eben noch ein paar Worte gewechselt hatte, fragte wenigstens, wie es ihrem Sohn ging. Etwas geistesabwesend nickte sie. Als Megan dann aber nach ihrem Namen fragte, sah sie etwas gequält auf. "Witashnah!" erwiderte sie. Über die eigentliche Bedeutung ihres Namens, 'die jungfäuliche', mochte sie dann aber gar nichts mehr sagen. Es würde nur Tränen in ihre Augen treiben. Sie, die tausendfach geschändete... der Name würde besser passen.
Mit einem Mal war ihre ganze gute Stimmung dahin. Und mit ihr auch ihr Mut. Sie schlang ihre Arme um ihre Brust und ihr Blick wanderte zu Jethro. Dann wieder zu ihrem Sohn. Was sollte sie denn jetzt tun? Zu Jethro laufen und ihn um Beistand bitten? Oder zu ihrem Sohn gehen und ihm ihren Beistand gewähren? Aber er wollte doch gern hierher und andere Kinder treffen. Musste sie daher jetzt durchhalten und hier verweilen? Ach..! Sie sah Megan an. "Ich bin nicht gern hier. Ich... bin voll Angst." Das war jetzt ein Eingeständnis aber Witashnah hegte die Hoffnung, dass Megan sie jetzt nicht auslachte. Und wenn... dann konnte sie immer noch ihren Sohn nehmen und das Haus hier verlassen.
Jacob mit Matt und Joe, Jethro kommt zurück (Spencers in der Nähe)
Urplötzlich von dem Fremden mit Namen angesprochen sah Jacob verwundert zu ihm auf. Er erschrak nicht und er zuckte auch nicht zusammen, auch wenn er sich innerlich ein klein wenig vor einem erneuten Angriff fürchtete. Nette Weiße kannte er zu genüge, genauso viele nicht nette. Und viele der ach so freundlichen Weißen entpuppten sich als hintertrieben, die sich einen Spaß mit ihm erlaubten. Entsprechend erlaubte er sich eine gesunde Portion Misstrauen. Aber er nickte vorsichtig und sah zu dem jungen Mann, der ihm die Serviette gebracht hatte. Die Namen der Weißen waren für Kleine Kraehe kein Buch mit sieben Siegel und er verstand sie anders als seine Mutter, die nachfragen musste, oder es erst gar nicht versuchte. Matt und Joe also... als Matt vor ihm abkniete wich Kleine Kraehe doch ein Stück zurück, nicht sicher was er vorhatte. Dabei stieß er gegen den Tisch von Miss Spencer und zuckte nun doch etwas zusammen. Reverend Hakwins hatte ihm in den wenigen Wochen Schule Respekt eingebläut und mit Angst vor Autoritäten beerbt. Entsprechend fuhr er herum und verhaspelte sich in einer Entschuldigung, obwohl Erin nach dem eigenen kleinen Schreck, das Halbblut mit einem Lächeln bedachte. "Nichts passiert," versicherte sie und nickte Richtung Matthew, der gerade anbot sich um Jacob zu kümmern. "Du kannst ihm vertrauen. Er ist ein netter, junger Mann," versicherte sie, nicht ganz frei von dem Hintergedanken, dass Matthew das Indianerkind von ihrem Tisch weglocken würde. Sie hatte nichts persönliches gegen Jacob. Der Junge war bemüht. Aber er war anders. Er war weder ein Weißer noch ein Indianer. Er vereinigte zwei Kulturen in sich und das ließ ihn fremd und anders wirken. Zudem erinnerte er sie zu sehr an ihre Begegnungen mit Thunder, er ebenfalls ein Halbblut gewesen war. Es war natürlich verkehrt ihre Ängste und sogar ihre Wut auf Thunder auf das unbekannte Kind zu übertragen, aber hin und wieder gestand sich Erin zu einfach nur Mensch zu sein, nicht nur Lehrerin oder Mutter. Sie hatte auch ihre Fehler und gestand sie sich viel zu selten ein. Im Moment fühlte sie sich nicht wohl in der Gegenwart dieses Jungen und sie hatte auch nicht vor Clara oder Eli mit ihm spielen zu lassen.
Kleine Krähe kehrt zu Megan, Witashnah und Jethro zurück
Jacob nickte tapfer und sah zurück zu Matt, reichte ihm die Serviette, obwohl auch der andere, Joe, ihm die Serviette hatte abnehmen wollen und nickte noch einmal. "Limonade. Wenn es welche gibt, wäre das toll," oft bekam er diese nämlich nicht und er hoffte, dass ein Gästehaus von dieser Größe auch etwas mehr zu bieten hatte. Doch bei der einladende Geste und in diese Richtung blickend, machte er Jethro aus, der zurück von der Bar kam und ihm viel siedenheiß ein, dass er ja schon für alle Getränke holen gegangen war. Hoffentlich Limonade... "Ich... also.. danke. Für das Angebot. Aber da ist...," er wusste nicht wie er Jethro genau bezeichnen sollte. Er hatte nie einen Vater gehabt und seine Mutter hatte nie von einem Vater gesprochen. Dass es zwei Hälften gab die gemeinsam ein Ganzes bildeten um sich um die Kinder zu kümmern hatte Kleine Krähe erst viel später in den Lagern erfahren. Und doch hatte er nie etwas vermisst. Auch wenn Jethro inzwischen ein Zugewinn für ihn war, sah er ihn nicht wie einen Vater. Er wusste nicht einmal was ein Vater tat. "Da ist Jethro. Er hat schon was zu trinken geholt. Ich... ich geh lieber mal wieder rüber... aber danke." Er nickte den beiden jungen Männern noch einmal zu, etwas steif und zurückhaltend und machte dann einen großen Bogen um die Camdens, um sich wieder zu seiner Mutter und Jethro zu gesellen.
Witashnah mit Megan, Kleine Krähe und Jethro kommen gleichzeitig zurück
Jethro hatte nicht mit einem Andrang an der Bar gerechnet, aber dort hatten sich wohl fast alle männliche Bewohner der Stadt eingefunden, um schon ein kleines Bierchen vor dem Essen zu sich zu nehmen und dabei lebhaft über den neuen Reverend zu diskutieren. Während er hatte warten müssen, hatte er natürlich die eine oder andere Meinung aufgeschnappt und sich rasch ein Bild darüber machen können wer zu welchem Lager gehörte. Die Konservativen natürlich waren am jammern, die Demokraten, wollte man die Kirchengemeinde überhaupt politisch einteilen, hielten Lobreden auf die erste Predigt und dazwischen gab es jene, die sich nur darüber aufregten, dass die halbe Stadt zu spät gekommen sei und der Reverend wohl nicht seinen Jungen zu erziehen wusste. So gesehen war er in einer Gemeinde gelandet, wie er sie überall in diesem Land hätte antreffen können. Bigott, verlogen, heuchlerisch, aber auch kritisch, besorgt, gläubig, und dazwischen nie einigermaßen vernünftigen Menschen. Sich hier nieder zu lassern war nicht besser oder schlechter als an einem anderen Ort. Er selbst hatte mit einem Schmunzeln zu gehört, sich zurückgehalten und dann Wasser, Bier und Limonade bestellt. Witashnah würde wohl kein Alkohol wollen und Miss Foster war Hardings Angelgenheit. Er konnte sich nicht einmal erinnern ob sie überhaupt etwas zu trinken in den Händen gehalten hatte. Als er zurück in den Speiseraum kam, sah er Harding ein Stück weiter neben sich am anderen Ende des Büfetts in einer Ecke mit dem Sheriff stehen und suchte sich gleich etwas alarmiert nach Witashnah um. Nicht das Miss Foster gegangen war oder nach Harding suchte und die Indianerin unter all den Weißen alleine gelassen hatte. Doch er fand die zwei Frauen noch immer beisammen stehen und sah auch, dass sie sich unterhielten. Als er zu den beiden stieß, kam Jacob ebenfalls zurück und in der Annahme er hätte sich gut mit dem Spencer-Jungen unterhalten schenkte er ihm ein breites Grinsen und reichte ihm die Limonade. "Ich könnt' drauf wetten, das richtige ausgesucht zu haben", sein heiterer Ton wurde etwas schleppender und er verstummte urplötzlich, als Jacob den Blick hob und mit einem Strahlen das Glas an sich nahm. Sein Kinn war tief rot und seine Unterlippe schien aufgebissen. Oder hatte ihn jemand geschlagen? Aber würde Witashnah dann wirklich so ruhig hier stehen und reden? Sie ging ja schon jedes Mal auf ihn los, wenn er nur die Stimme gegen den Jungen erhob. "Was ist passiert?", die Frage richtete er an Kleine Krähe sah aber auch zu Megan und Witashnah, während er das Kinn des Jungen sanft hob um sich die Blessuren genauer anzusehen. Jacob entzog sich aber seinem Griff und anders als wohl ein 'normales' Kind hielt er seinem Blick stolz stand und sagte mit recht viel Nachdruck: "NIchts ist passiert. Ich bin gestolpert. Mir geht es gut."
John wusste von Graham, dass Harding von Miss Foster umsorgt worden war. Gemessen daran, dass die beiden heute Morgen eröffnet hatten, dass sie verlobt waren, erklärte sich dies von selbst. Wieso Miss Foster jedoch nicht ein einziges Mal die ganze Woche über auf der Station vorbei geschaut hatte, um nach dem Stand der Ermittlungen zu fragen, irritierte John. Jetzt, da Harding selbst nachfragte, um so mehr. "Sicher, sie wollen über den Stand informiert sein," nickte John und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. "Doch viel kann ich ihnen darüber gar nicht sagen. Die Gegend ist leider viel zu groß. Und mit den wenigen Männern, die ich habe ist nicht viel zu machen. Wir haben die umliegenden Farmen abgefragt, aber niemand hat ihren Einäugigen gesehen. Abgesehen von Major Shepard. Scheinbar hat dieser Jones mit einem Komplizen zusammen ein Pferd gestohlen. Das ist bis jetzt die einzige Spur die wir haben. Und das Jones verletzt ist. Ein Schuß in sein Bein hat ihn scheinbar Fieber beschert, laut der Haushälterin des Majors." Und viel mehr hatte John auch tatsächlich nicht zu berichten. Das Abreiten der umliegenden Farmen und Ranchen hatte die ganze Woche über gedauert und seit gestern durchstöberten sie die leerstehenden Gehöfte und Hütten. Doch bislang hatte es nicht ein einziges Lebenszeichen gegeben. Da Jones ein Mitglied der Walton Gang gewesen war und John den Bericht über Hardings Entführung kannte, wusste er durchaus den Mann als gefährlich einzustufen. Und es gefiel ihm wahrscheinlich genauso wenig wie Harding, dass er noch frei herumlief und scheinbar die Gegend auch noch nciht verlassen hatte. Wieso sonst sollte er die Menschen um Harding herum bedrohen, so dass dieser Angst um seine Liebsten hatte? Das betraf womöglich nur seinen geistig verwirrten Bruder und seit neustem Miss Foster, aber auch das waren zwei Leben zu viel. Ob Harding Freunde hatte wusste John nicht. Es gab natürlich noch Holly, an der einmal starkes Interesse gezeigt hatte, aber in wie weit ein Verbrecher wie Jones darüber Bescheid wusste, war fraglich.
"Glauben sie mir Mr. Harding, ich weiß durchaus einzuschätzen, wie gefährlich ein Mann wie Jones ist. Ich habe ihre Aussage gelesen und ich wüsste nicht, wieso sie damit übertrieben haben sollten. Wir gehen davon aus, dass ein Mann mit Rachegefühlen nicht so leicht aus der Gegend verschwindet," darin hatte John nun leider Gottes genug eigene Erfahrungen gesammelt. Er konnte sehr gut nachvollziehen welche Angst Harding im Moment im Griff haben mochte. Und da John wusste, wie perfiede ein Krimineller vorging, wenn er sein Ziel tatsächlich erreichen wollte, war er sich nicht sicher, ob seine Deputies und er ein Schutz für Harding waren. Ihm hatte auch niemand die Familie retten können. Letztendlich hatten Cassidy und er überlebt, aber nur weil er sich auf sich alleine verlassen hatte. Aber das Harding nun anbot selbst auf die Jagd zu gehen hielt John für ein Himmelfahrtskommando. Er traute Harding durchaus zu, dass er den festen Willen hatte und womöglich sogar genug Erfahrung besaß mit einem Mann wie Jones fertig zu werden, aber letztendlich war es Jones gewesen, der in einer lebendigen Stadt Harding einfach so hatte entführen können. Jones war demnach gerne ein Schritt voraus und das war gefährlich. Es erinnerte John erschreckend an die Vorgehensweise von Thunder und das machte die Sache auch für ihn nicht unbedingt leicht. Zu viele Erinnerungen hingen damit zusammen, denen John bisher ganz gut entkommen war. "Hören Sie, Harding... vielleicht überlassen Sie erst einmal die Polizeiarbeit mir und meinen Deputies. Er hat Sie bereits einmal entführt und wenn er so gut über Sie Bescheid weiß, wird er uns immer einen Schritt voraus sein. Ich kann Ihnen also keine Garantie darauf geben, dass wir auf Sie aufpassen können. Wenn Sie losziehen, ihn alleine zu stellen, sind Sie völlig auf sich alleine gestellt. Davon rate ich doch dringend ab," John schlug einen nachdrücklichen Ton an, denn ihm entging keineswegs die Entschlossenheit von Harding. Jetzt bot er sogar noch ein Kopfgeld an... Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Geben sie meinen Deputies und mir zwei oder drei Wochen Zeit. Wenn wir bis dahin eine SPur gefunden haben, informieren wir sie. Besser ein Mann mehr bei der Verfolgung, als einer zu wenig. Wenn wir bis dahin aber nichts gefunden haben, kommen sie noch einmal zu mir und wir reden über das Kopfgeld? Wir suchen ihn so oder so. Dafür braucht es nicht die Belohnung. Das lockt nur jeden zwielichtigen Kerl aus seinem Bau und dann fangen erst die Probleme an. Major Shepard hat bedauerlicherweise auch schon ein Kopfgeld auf Jones gesetzt, wegen des Pferdes. Da dauert es nicht mehr lange, und die Kopfgeldjäger stehen in Camden Schlange. Damit verscheuchen wir Jones nur. Und das wäre fatal."
Immer noch hatte Jesse Holly nicht bemerkt und das war auch gut so. Er war gerade zu sehr mit dem leidlichen, ja schrecklichen Thema um Horatio beschäftigt und konzentrierte sich nur auf den Sheriff. Sogar die junge Frau an dessen Seite bemerkte er fast nicht mehr, so still und höflich war sie. Auch tat Jesse es nicht mal leid, denn zu sehr war er in seiner eigenen Geschichte gerade verfangen. Normalerweise wäre er auch auf die Begleitung eingegangen, denn Jesse konnte, wenn er wollte, sehr charmant sein. Und hübsch anzusehen war sie ja auch. Aber selbst dafür hatte Jesse momentan keine Augen. Und so hing er fast förmlich an Johns Lippen. Ja, er hatte bisher wirklich noch von nichts gewusst. Und das Megan oder Tristan nicht mal früher nachgefragt hatten beim Sheriff, auf die Idee war Jesse in den Tagen gar nicht gekommen und machte ihnen auch keinen Vorwurf. Jesse hatte ja nicht nur mit den Verletzungen und dem Fieber zu kämpfen gehabt, sondern auch noch mit dem Entzug. Da hatte er sie einfach nicht gefragt, weil es ihm zu schlecht ging. Und auch, dass sie es von sich aus nicht getan hatten, verzieh er ihnen: Megan hatte eh keine gute vom Sheriff und Tristan war von diesem eingesperrt worden, wegen Mordverdacht und damals noch verrückter, als er es heute war. Aber wie auch immer, es war nun auch egal
Insofern war er sehr gespannt über dass, was der Sheriff so erzählte. Und Jesse wurde immer hellhöriger. Horatio war angeschossen? Das war ihm noch nicht klar. Er hatte sich zwar immer und immer von Megan erzählen lassen, was damals passiert war vor einer Woche, aber auch sie hatte nur gesagt, dass Schüsse umher flogen und Deputy Graham etwas abbekommen hatte, aber sie wusste nicht wirklich, ob Horatio auch getroffen war. Oder doch? War da Blut im Schnee gewesen? Oder aber wusste es Jesse einfach nicht mehr, weil er eh wie ein Halbtoter die letzte Woche verbracht hatte? Egal, nun wusste er es und lauschte ungeduldig weiter. Auch das mit Major Shepard war interessant. Eigentlich arbeitete Jesse ja sogar für ihn, war nur schon etwas her, dass sie miteinander zu tun hatten. Diesen konnte er dann wohl auch befragen. Oder diese Haushälterin. Auch wenn die Infos nicht das Ersehnte brachten, nun wusste Jesse wenigstens etwas mehr.
Als der Sheriff dann meinte, dass er solche Männer wie Jones nur zu gut einschätzen konnte, wurde Jesse dennoch etwas unruhiger. Natürlich, ein Sheriff wusste das. Auch hatte er da mal was gehört von diesem Thunder. Und irgendwas mit Claytons Familie. Aber Jesse wusste nichts genaueres.
»Ich weiss, Sheriff und ich wollte auch ihre Kompetenz keineswegs in Frage stellen ...« auch wenn Megan das tat schoss es ihm kurz durch den Kopf. Aber Jesse wollte nur eines: Jones. Und da musste er mit dem Sheriff klarkommen. Doch er liess den Mann dann weiter reden. Und in dem meisten hatte er sogar Recht. Man konnte Jesse dennoch die Enttäuschung ansehen, auch wenn er sie versuchte, so gut es ging zu verbergen. Denn ja, auch ein Mann wie Jesse war voller Stolz.
»Ich verstehe ...« kam zwischendurch. Und ja, das mit dem Kopfgeld war wirklich einleuchtend. Dennoch war ihm nicht wohl dabei, dass ihm so die Hände gebunden waren. Als Clayton dann u.a. erwähnte, dass Jesse ja nun schon einmal von Jones überwältigt worden war, musste Jesse an sich halten. Natürlich hatte der Sheriff recht. Aber das war etwas anderes. Jesse merkte aber auch, wie unangenehm das war. Er war kein Schwächling. Und so musste er dazu einfach etwas sagen, auch wenn er sich nun wirklich gewünscht hätte, die junge Dame würde weit weg sein. »Eh ... ja, Sheriff ... damals, also vor einer Woche ... also als Jones mich ... da war ich aber ... leider auch sturzbetrunken.« Jesse schluckte schwer und senkte seinen Blick und schaute erneut auf seinen Hut, den er in den Händen hielt. Es war offensichtlich, dass Jesse hier einen großen Fehler einräumte, und das es ihm peinlich war. »Aber das wird nicht mehr passieren.« murmelte er dann, denn ja, er wurmte ihn, was der Sheriff sagte: Aufpassen auf ihn. Jesse konnte normalerweise selber auf sich aufpassen, dafür brauchte er niemanden. Auch wenn es der Sheriff ja nur gut meinte. »Also, ich erwarte von Ihnen nicht, aufzupassen. Das kann ich schon. Aber ja, ich bitte sie, alles zu tun, was in ihrer Macht steht. Der Mann ist mehr als nur gefährlich. Und hier geht es nicht nur um Rache. Der Mann hat gemordet, auch wenn das nicht amtlich ist. Aber ICH weiss es. Ich habe es damals im Zucht ... also damals mitbekommen. « Jesse seufzte schwer.
Und dann wurde Jesse doch eben wie er war: Etwas stur. Das war seine Sache, ob er alleine loszog. »Nun gut, Sheriff, ich nehme Ihren Rat an, aber verstehen auch sie mich: Ich muss etwas tun. Tatenlos rumsitzen werde und kann ich nicht. Aber ok, zwei Wochen.« Jesse merkte, dass es nicht am Sheriff lag, sondern daran, dass Jesse einfach etwas tun wollte, etwas tun musste. erst wollte er noch aufbegehen, gab dann aber einfach nach, so, als würde ihm für den Moment die Kraft schwinden. Aber eigentlich hatte der Sheriff gesagt, dass alles, was Jesse vorhatte, noch zu früh war und das demoralisierte Jesse etwas. Kein Kopfgeld, kein Mitreiten, kein Alleingang. Nix.
Und das mit dem Kopfgeld sah Jesse sogar noch ein. Aber auf einmal war seine Wut in Endtäuschung, ja Machtlosigkeit umgeschlagen und er fühlte sich einfach nur schlecht. Er hatte sich von Holly getrennt, obwohl sie noch nicht einmal wirklich zusammen waren, um sie zu schützen. Nun war er aber sogar mit Megan verlobt und sie bekam ein Kind von ihm. Jesse musste sie nun schützen. Sein Leben war ihm fast dabei egal. John konnte vielleicht sehen, wie die Dämonen an Jesses Inneren zerrten. Der sonst manchmal so aufbrausende Mann aus Montana rang mit sich. Und schliesslich meinte er nur: »Ich danke Ihnen, Sheriff ... für die Zeit. Und den Rat ...« Jesse hielt wirklich an sich. Aber am liebsten hätte er ganz anderes gesagt. Er merkte jedoch, dass ihm gerade die Kraft dafür noch fehlte. Und er wollte den Sheriff auch nicht gegen sich aufbringen. Aber glücklich sah Jesse wahrlich nicht aus. Normalerweise gab er auch nicht schnell auf. Aber heute war es anders. Auch, weil Jesse wusste, dass dies der Empfang des Reverends war. Er musste sich einfach bis bald geldulen, aber dann würde er den Sheriff aufsuchen. Dennoch: Jesse machte für den Moment einen furchtbar erbärmlichen, traurigen und enttäuschten Eindruck, aber er war Manns genug, das nicht zu zeigen. Nein, es war erst einmal genug. Dennoch formte sich in Jesses Hirn, dass er bald mit Tristan los reiten würde, egal, ob es etwas brachte. Aber Jesse konnte nicht anders. Er wollte, er musste etwas tun. »Wirklich, noch einmal danke ...« murmelte er aufrichtig, wenn auch leise und schaute dann den Sheriff mit einem gequälten Lächeln an und auch seine Begleitung, welche schweigsam dabei gestanden hatte und welche er nun wieder wahrnahm. Immer noch hielt er seinen so geliebtem Hut in seinen Händen. Aber Jesse wirkte nun wie ein getretener Hund, ohne aber dem Sheriff einen Vorwurf zu machen. Aber wie sollte dieser auch wissen, was wirklich hinter dieser ganzen Geschichte steckte? Aber Jesse wollte nun nur weg. Er wollte einen Whisky, oder drei, auch wenn er genau wusste, dass ihm dieser bei Horatios Entführung zum Verhängnis geworden war. Kurz, nur kurz schaute er sich nach Megan um, suchte ihren Blick, aber sie trafen sich nicht.
Und eigentlich wollte Jesse nun nur die Bar ansteuern. Das Gespräch mit dem Sheriff war wohl fast beendet. Aber er wollte sich nun auch nicht einfach davonstehlen und so blickte er wieder, nach dem er dem Sheriff ehrlich gedankt hatte, diesen noch einmal an und fragte: »Ach eines noch, dann will ich Ihre Zeit nicht weiter in Anspruch nemne. Ich hoffe, Deputy Barkley geht es wieder besser« Das war einfach eine Ehrensache, danach zu fragen, auch wenn Graham ja in der Woche bei Jesse gewesen war. Aber Jesse wollte auch nicht wie ein totaler Egoist dastehen, der sich um seine Mitmenschen keine Gedanken machte. Er mochte ein Aussenseiter sein und es war ihm auch fast egal. Aber trotz aller Widrigkeiten dachte Jesse dann doch ab und zu auch an andere.
Matt mit Kleine Krähe u. Joe, Erin u. Kinder am Tisch im Hintergrund andere verteilt im Raum, Jethro kehrt zurück
Obwohl Joe Matts Worte bestätigte und damit wohl dem Eindruck verbeugen konnte, man wolle Jacob Böses, zog sich dieser vor Matt erschreckt zurück. "Schon, gut - alles klar." Beschwichtigend hob Matt seine Handflächen in Höhe, während er sich wieder aufrichtete. In seinem Schreck geriet Jacob nun gegen den Tisch, an dem Miss Spencer mit ihren Kindern saß. Obwohl Miss Spencer abwinkte, denn passiert war offensichtlich nichts, entschuldigte sich Jacob bei dieser. Miss Spencer nickte kurz mit dem Kopf in Matts Richtung, aber ihre Worte dazu konnte Matt gerade weder verstehen noch von ihren Lippen ablesen. Gerade war Jesse eingetreten und ging nun zielstrebig an Megan vorbei. Die Irritation darüber war Matt für den aufmerksamen Beobachter wohl anzusehen. Immerhin war Megan nach Tristans kurzem Bericht die ganze Woche über bei Jesse gewesen und waren die beiden nicht auch gemeinsam nahezu Arm in Arm im Gottesdienst gewesen? Aah.. von daher weht der Wind.. Matt seufzte unhörbar, denn nun konnte er immer noch nicht mit John Clayton sprechen, obwohl Rebeccah noch nicht da war. Dafür war der Sheriff zu sehr belagert und nun strebte auch Jesse zielstrebig auf den Sheriff zu. Jacob, der wohl ursprünglich zu den Spencers gewollte hatte, schien sich dies wieder anders überlegt zu haben. Kaum hatte er Matt die Serviette gegeben und zugegeben, dass ihm eine Limonade wohl Recht wäre, wandte er sich auch schon ab. Matt nickte zu dessen kurzer Erwähnung Hayways, der gerade mit Getränken von der Bar kam. Jacob ging nun wieder zu seiner Mutter und Matt empfand einen winzigen Stich des Neids. Er kam nicht umhin, zu sehen, wie sanft Mr. Hayway das Kinn seines Sohnes anhob. Die Worte die er sprach oder Jacobs Antwort waren für ihn nicht klar zu verstehen, aber im Stillen wünschte er sich doch, sein Vater würde ihm nur einmal so begegnen. Er würde sich an Jacobs Stelle wohl noch auf einen ausgesprochen unangenehmen Aufenthalt im Schuppen einstellen müssen, so er so gefallen wäre oder gar den Tisch angestoßen hätte. Für seinen Vater hätte es wohl kaum eine Rolle gespielt, ob er gestolpert wäre, mit Absicht gegen den Tisch gefallen oder ob ihm ein Bein gestellt worden war! Es hätte wohl Hiebe gegeben..und für meine Kontaktaufnahme mit Jacob vielleicht auch. "Joe- gehen wir? Wollen wir doch mal sehen, was die Bar zu bieten hat." Matt war erleichtert, dass er weder seinen Vater noch seine Mutter im Speiseraum oder in der Tür des Twin Falls sehen konnte. Zu seinem Bedauern konnte er jedoch auch Rebeccah nirgends entdecken. Entweder hatte sie sich die Sache mit ihm noch einmal überlegt, oder ihr Herr Ziehvater hatte seine Zusage, ihm Rebeccah anzuvertrauen, zurück gezogen. Aufgrund seiner Erfahrungen, tendierte Matt eher zu Letzterem, denn Väter waren nun einmal so. Seiner hatte die Erlaubnis, Rebeccah begleiten zu dürfen, schließlich auch "vergessen" und würde nicht zögern, ihm den freien Nachmittag und damit jeden Ausflug komplett zu vermasseln, wenn er irgendeinen noch so kleinen Fehler in Matts Verhalten fand -und das würde er schon, so er nur genug suchte. Väter eben.. Matt verzog sein Lippen ein wenig nach links, während er schon einmal Joe voran in Richtung Bar ging. Fair war das nicht, aber wundern tat es ihn schon lange nicht mehr. Warum habe ich Mr. Firth das abgekauft.. Echt, kennste einen, kennste alle.. Natürlich konnte auch Rebeccah sich das anders überlegt haben, dass glaubte er nicht wirklich. Was wenn ich mich doch irre und Rebeccah nicht an mir interessiert ist.. Immerhin versetzt sie mich gerade. Matts Gedanken drehten sich im Kreis, so dass er schließlich bewusst versuchte, Rebeccah aus dem Kopf zu bekommen, in dem er die Umstehenden genauer musterte und kurz fiel sein Blick auf Jesse, der sich vom Sheriff wieder zurück zog. Nein, der Freund sah auch nicht gerade glücklich aus, aber das war für ihn nur ein geringer Trost.
Kate war sich nicht sicher, ob sie Holly gegenüber nicht gerade ein bisschen zu direkt gewesen war und in Gedanken an Foster womöglich eher ausgesprochen hatte, was für sie hätte gelten sollen. Doch wenn Holly sich ihre Worte zu Herzen nahm, würde sie früher oder später einsichtig zustimmen können. Kate wusste nicht genau was mit Harding und Holly gewesen war, nur das was John ihr gegenüber angedeutet hatte. Doch das waren auch nur Vermutungen eines Vaters gewesen, der noch nicht so richtig zur Tochter gefunden hatte, aber bereits schon mit Sorge die männlichen Bekanntschaften musterte. Sie selbst hatte darum nicht viel Wind gemacht. Zwar hatte Holly Mr. Harding an Thanksgiving eingeladen gehabt, doch auch das war eher ein wenig vermurkst schief gelaufen. Als Holly statt zu antworten nach Luft schnappte, gar nicht mehr zu ihr blickte, sondern zum Büfett in die Ecke starte, folgte ihr Blick besorgt und entdeckte tatsächlich Harding. Er unterhielt sich gerade mit John. Kate sah mit einem tiefen Seufzen zu Holly zurück, die gerade erbleichte. Hoffentlich lief sie ihr jetzt nicht blindlings davon. Sie war doch auf jede Hilfe angewiesen. Zumal Ruth noch immer nicht aufgetaucht war und Sophie kaum bedienen konnte. Rasch griff Kate nach den Händen ihrer Tochter und zwang sie mit der Berührung und ihren Worten sie anzusehen. Zur Vorsicht schob sie sich allerdings bewusst zwischen Holly und Harding. "Hör mir zu Holly. Hör mir einfach zu und versuche Harding zu ignorieren. Er ist heute ein Gast wie jeder andere auch. Wenn du ihn nicht bedienen kannst und willst, dann sag mir das jetzt und ich übernehme ihn, sofern er einen Wunsch hat oder etwas braucht. Du musst das nicht tun! Nur... ich brauche dich heute hier. Ich brauche dich wirklich. Hörst du? Das sollte alleine zählen. Und Harding.. entweder du vergißt ihn ganz schnell, oder versuchst mit ihm irgendwann in Ruhe über alles zu reden?"
John schüttelte mit einem ehrlichen Lächeln rasch den Kopf und wehrte damit ab, dass Harding sich für seine Worte entschuldigte. Dass musste er überhaupt nicht, er hatte sich keineswegs in seiner Kompetenz angegriffen gefühlt. Nur klären hatte er wollen, dass Harding an den richtigen Mann geraten war. Mit wahnsinnigen Mördern kannte sich John wohl leider nur zu gut aus. Dass er Harding natürlich mit seinen Worten einen empfindlichen Dämpfer verpasst hatte, war John schon im Moment seiner Worte klar gewesen. Dazu brauchte er nicht das Gesicht des Mannes im Gegenüber zu studieren. Wobei Harding sich ganz gut im Griff hatte, wie John feststellen musste. Allerdings war der knappe Einwurf »Ich verstehe ...« John Fingerzeig genug dafür, dass er nicht gerade auf offene Ohren stieß. Aber John war es lieber, er sagte Harding gleich von Anfang an, wie es lief, als dass er auch noch nebenbei Harding im Auge behalten musste, um dessen Sicherheit zu gewähren. In diesem Fall würde er und seine Männer nur mit halber Kraft ihre Aufmerksamkeit Jones widmen können und das konnte kaum im Interesse von Harding liegen. Die Anmerkung über seine Trunkenheit vor einer Woche ließ John nachsichtig lächeln. Er enthielt sich jedes Urteils, war er doch selbst noch längst nicht so trocken, wie es wohl Emily und Cassidy gefallen hätte. Aber zwei Monate Entzug waren in seinen Augen schon entscheidende Schritte in die richtige Richtung. Sein Lächeln rührte aber auch von Verständnis, denn natürlich konnte Harding nicht zugeben, dass Jones unter anderen Umständen womöglich genauso leichtes Spiel mit ihm gehabt hätte. "Ich glaube, dass spricht dafür, dass ihr Jones noch gefährlicher ist, wie angenommen. Er scheint sie zu kennen und ihre Gewohnheiten auch. Nur ein Idiot hätte sie wohl in nüchternem Zustand zu überrumpeln versucht. Ein Krimineller mit klugem Verstand ist weitaus mit mehr Vorsicht zu genießen." Das musste er zum einen sagen, um Harding noch einmal zu verdeutlichen, dass sie hier nicht Kleinwild jagen würden und zum anderen natürlich auch um Harding seinen Stolz zu lassen. Allerdings war er nicht so sicher, ob Harding ihm und Graham damals, alles erzählt hatte. Denn dass er noch einmal betonen musste, dass nicht ausschließlich Rache im Spiel war und offensichtlich mehr dahinter steckte, machte John doch hellhörig. Im Normalfall kam ein Outlaw in eine Stadt, um möglichst kostfrei zu logieren und zu speisen, um dann auf dem Weg raus aus der Stadt die Bank oder Bürger um Geld erleichtert zu haben. Dabei kam es gewöhnlich nicht einmal zu Verletzten. Hin und wieder wurde noch ein Pferd gestohlen und auch Proviant. Selten nistete sich eine Gang ein. Wenn sie es tat, dann steckten größere Ziele dahinter, oder die Truppe war von jemanden bezahlt worden. Doch die Zeiten, als man Farmer und Rancher der Eisenbahn zu liebe zu enteignen versucht hatte, mit Hilfe von Schlägertrupps, waren vorbei. Walton hatte nur Quartier bezogen, des Winters wegen und sie waren leider auserkoren gewesen. Keine große Ziele dahinter. Gab es Tote, dann steckte mehr dahinter. Meist war es schlicht Rache. Ob ein verlorenes Pokerspiel gerächt werden sollte, oder bei weitem mehr, spielte keine Rolle. Ein Gegner aber mit Rachegedanken war immer gefährlich. In diesem Fall ging John davon aus, dass Harding schlicht von dieser Rache abzulenken versuchte, weil ihm etwas daran unangenehm, vielleicht sogar peinlich war. Vielleicht aber steckte ja auch etwas völlig anderes dahinter? Die beiden kannten sich aus dem Zuchthaus, hatten viele Jahre gemeinsam hinter den Mauern verbracht. Womöglich waren sie gemeinsam hinter etwas her? Harding war kein unbeschriebenes Blatt und nur weil er hier den ruhigen Pianospieler vorgab, musste er das nicht sein. John verzog nachdenklich das Gesicht und beschloss, dass er morgen einfach Harding aufsuchen würde, um ihm etwas genauer auf den Zahn zu fühlen. Es konnte gut sein, dass er nur Gespenster sah, aber er räumte lieber alle Zweifel aus der Welt und ging auch gerne jeder SPur nach, auch wenn sie noch so klein war.
Hardings Wunsch nicht untätig herumsitzen zu müssen verstand John natürlich. Aber mit seinen neuen Ideen zu dieser Geschicht konnte es genauso gut sein, dass Harding einfach nur versuchte vor ihnen allen Jones in die Finger zu bekommen um einen möglichen Komplizen oder Zeuge aus der Welt zu schaffen. Es war nicht so, dass John Harding knallhart ein betrügerisches Wesen unterstellte. Er war als Sheriff schlicht dazu verpflichtet mehrere Seiten eines Falles zu betrachten und alle Eventualitäten in Betracht zu ziehen. Er musste sowohl von der Opferrolle Hardings ausgehen, wie auch von einer möglichen Verbindung die in eine ganz andere Richtung führte.
"Ich verstehe sie durchaus, Mr. Harding. Ich wollte an ihrer Stelle auch nicht zum Warten verdammt sein. Aber sie würden mir meine Arbeit damit sehr viel leichter machen. Die Spuren sind im Moment frisch und ich muss mit meinen Männern in jede mögliche Richtung ermitteln. Wenn uns da jemand dazwischen kommt, sind die Spuren womöglich unbrauchbar. Und damit meine ich nicht sie, sondern die vom Preisgeld angelockten Möchtegernhelden, die nur ihr Geld wollen und weniger an der Geschichte dahinter interessiert sind. Zwei Wochen mag im Moment lange klingen, aber glauben sie mir, sie werden vergehen und ich werde sie auch auf dem Laufenden halten. Vielleicht kommte ich sogar morgen einmal vorbei, denn ein paar Fragen haben sich mir gerade neu eröffnet, die ich doch gerne mit ihnen in einer etwas privateren Umgebung besprechen möchte," da Harding auch eben schon seinen Aufbruch angekündigt hatte, wollte John ihn nicht länger als nötig aufhalten. Zumindest war das Gespräch ganz gut verlaufen, auch wenn er Harding wohl etwas den Wind aus den Segeln genommen hatte. Aber das diente nun einmal zum Schutz Hardings. An erster Stelle kam bei John noch immer die Sicherheit der Bürger, dann erst das Jagen der Outlaws. Mit etwas Abstand würde Harding das wohl genauso sehen. Im Moment natürlich würde er John verfluchen, da war sich der Sheriff sicher, empfand darüber aber keinen Ärger. Er hatte nun einmal einen unangenehmen Job und war es gewohnt an mancher Stelle der Buhmann zu sein.
"Nichts zu danken, Mr. Harding," fügte er seinen Worten hinzu, als sich Harding bedankte und wohl wieder zurück zu seiner Begleiterin wollte. So war er doch etwas überrascht über die Nachfrage nach Grahams Wohlbefinden, die Harding kurz aufhielt. Aber natürlich hatte Harding wohl die Verletzung gesehen, als Graham zur Befragung gekommen war. "Oh, Deputy BarklAy hat sich ganz gut erholt. Er ist sogar im Dienst geblieben. Es war ja nichts schlimmes. Dienstunfall," er grinste schief und hatte sich gerade noch verkneifen können, Harding darauf anzusprechen, dass es mit den Blessuren des Pianospielers kein Vergleich war. Aber womöglich wäre Harding dies nur peinlich oder gar unangenehem gewesen.
Luka betrat den Raum und ihm schlug nicht nur Stimmengewirr entgegen, sondern auch eine wärmere Luft, was kein Wunder war, befanden sich doch schon eine fast unüberschaubare Menge an Personen in dem Raum. Die Repetion war zwar auch angenehm warm gewesen, aber durch das Kommen immer wieder neuer Gäste hatte der Winter auch immer wieder mehr Einzug in den kleineren Raum Einzug erhalten.
Kurz schaute sich Luka um. Ein wenig aufgeregt war er schon, wie auch schon in der Kirche. So viele Menschen, die er nicht kannte. Und überall hatten sich kleine Gruppen gebildet, welche sich unterhielten, ob angeregt oder eher verhalten. Obwohl Luka durch seine Größe sicherlich besser den Überblick hatte als so manch andere, wollte er sich auch nicht zu auffällig umschauen. Eigentlich wollte er sich nur kurz einen Überblick verschaffen und dann nach ihm bekannten Gesichtern umschauen, deren es nicht viele gab. Da entdeckte er aber Megan, welche er wohl doch am besten von den hier Anwesenden kannte. Natürlich waren auch einige Gäste aus dem Saloon hier, denn immerhin arbeitete Luka ja nun doch schon eine Woche dort. Er hatte dann, sobald Augenkontakt mit einem einigermaßen bekanntes Gesicht zustande kam, diesen zugenickt. Nicholas und Rebeccah konnte er bisher nirgends ausmachen. Jesse sah er hinten bei Sheriff, den er auch mal irgendwie gesehen hatte, und wenn es vor der Kirche war. Aber der größte Teil der Menschen war ihm fremd. Natürlich war da auch sicherlich der Eine oder die andere darunter, die er mal auf der Strasse gesehen hatte. Bei Megan standen ein Mann und eine kleinere Frau, welche irgendwie auch sehr ausländisch aussah, ebenso wie der Junge, der bei der Doch beim zweiten Blick erkannte er das indianische Kleid. Luka war noch nicht vielen Indianerin begegnet und staunte nicht schlecht, diese Frau hier zu sehen. Aber es störte ihn nicht. Im Gegenteil, er wurde ein wenig neugierig. Diese Ort schien ja doch recht tolerant zu sein, was ihn positiv stimmte. Aber vielleicht schien der Schein auch nur zu trüben.
Luka jedenfalls bewegte sich langsam eher an der Wand nach etwas weiter hinten entlang. Zu zwei Türen, sie zur Küche führten, was er aber nicht wusste. Er wollte nicht direkt bei der Eingangstür stehen bleiben, wusste er doch, dass noch weitere Gäste nahten. Der Hüne bahnte sich also vorsichtig einen Weg nach weiter hinten und merkte, dass er sich doch ein wenig verloren vorkam. Er wollte auch nicht gleich zu Megan gehen, nur um zu zeigen, dass er hier auch wen kannte, denn diese schien im Gespräch. Und so zog er leicht und wieder unbewusst seinen Kopf ein, um sich kleiner und unauffälliger zu machen. Dies lag nicht daran, dass Luka ängstlich war, aber er wollte einfach auch nicht auffallen, das entsprach nicht seiner Natur. Und so stand er dann irgendwie vor der Doppeltür zur Küche, ohne das ihm bewusst war, dass er hier vielleicht ebenso im Weg stand und schaute erneut unauffällig die Menschen hier an. Familien mit Kindern und sonstigem Anhang, Paare und andere Gruppen, wie der Sheriff mit Jesse und einer jungen Frau, wobei Luka sah, dass sich der Pianospieler wohl gerade verabschiedete. Weiter glitt sein Blick. Nein, die meisten kannte er nicht und den Reverend konnte er auch noch nicht entdecken. Wie es Luka vor kam, war er hier wohl gerade der Einzige, der alleine stand. Aber er war selbstbewusst genug, das nun einfach mal als gegeben anzusehen.